Chaotic Feelings 2 von Vienne (Die Gefühle fahren Achterbahn) ================================================================================ Kapitel 19: Ein rasendes Herz ----------------------------- Die Sonne stand schon etwas über dem Horizont und die Vögel zwitscherten ihre Lieder. Langsam kehrte das Leben in Inu Yashas Körper zurück. Seine Ohren zuckten, ebenso seine Nase die Kagomes Duft in sich aufnahm. Dem Hanyou kam es seltsam vor. Ihr Duft roch nach Nähe und Wärme. Seine Augen öffneten sich schlagartig. Es dauerte keine Sekunden, als er den Grund für den intensiven Geruch erkannte: Kagome lag direkt neben ihm. Ihr Kopf ruhte an seiner nackten Brust, eine Hand lag entspannt auf seinem Bauch und ein Lächeln umrahmte ihre Lippen. Doch warum waren sie sich so nahe? Kagome war in ihrem Bett eingeschlafen und irgendwann er selbst auf dem Boden sitzend. Nervös schaute er um sich, und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Nicht etwa Kagome war zum ihm gekommen, sondern er zu ihr. Irgendwann im Laufe der Nacht war er zu ihr ins Bett gekrochen! Sein Herz begann bei diesem Gedanken zu rasen. Es wurde noch schneller, als ihm Kagomes Geständnis wieder einfiel. Er hatte sie gefragt, in wen sie verliebt sei und sie hatte sagte, sie liebe ihn. Inu Yasha konnte diesen Satz von ihr immer noch nicht einordnen. Und die Nähe zu ihr machte es ihm auch nicht leichter. Vorsichtig versuchte er aufzustehen, als er bemerkte, dass sie auf seinem Arm lag. Als er zu ihr blickte, erkannte er, dass er seinen Arm um ihre Taille gelegt hatte. Was war nur letzte Nacht passiert? Alles nur wegen ihrem Liebesgeständnis? Das wollte Inu Yasha nicht zu lassen. Er liebte Kikyo. Keinesfalls würde er sie betrügen. Schnell zog er seinen Arm unter dem Mädchen hindurch und stand auf. Ebenso schnell nahm er sich seinen Suikan und zog ihn an. Einen letzten Blick warf er auf Kagome, bevor er das Zimmer verließ. In der Küche stand Kagomes Mutter und schrieb an einem Zettel. Als der Hanyou in den Raum trat, schaute sie auf und lächelte: „Guten Morgen, Inu Yasha!“ „Morgen.“, brummte er und versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. „Sind deine Kopfschmerzen besser geworden?“ „Ja. Und danke für das Essen. Ich hab es die Nacht gegessen. Kagome hat es mir warm gemacht.“ „Gern geschehen. Ich nehme an, dass Kagome heute nicht zur Schule gehen wird und lieber auf dich aufpasst.“, schmunzelte Frau Higurashi. „Keh, dass muss sie nicht. Ihr Bannkreis ist ja ziemlich gut.“ „Hm, stimmt. Aber ich nehme an, sie wird trotzdem hier bleiben.“ „Von mir aus. Dann könnte sie mir ja noch mal einiges erklären.“, murmelte Inu Yasha. „Was denn?“, sie stellte ihm einige Frühstückssachen auf den Tisch, setzte sich dann zu ihm. „Wir haben uns letzte Nacht unterhalten. Und dann fragte sie mich, ob ich Kikyo lieben würde. Ich hab Ja gesagt. Ich liebe Kikyo genauso wie vor fünfzig Jahren. Und dann hab ich Kagome gefragt, ob sie ihn jemand verliebt sei. Erst hat sie rumgedruckst, aber schließlich sagte sie ja. Später fragte ich sie kurz vorm Einschlafen und sagte sie mir auch in wen.“ Frau Higurashi musste lächeln, nahm einen Schluck Tee und antworte dann: “In dich.“ „Woher weißt du das?“, der Hanyou schaute überrascht auf. „Ich bin ihre Mutter. Sie war schon nach ein paar Wochen, in denen sie zwischen den Welten gependelt ist, in dich verliebt. Bis sie es sich damals eingestanden hat und ihr wirklich zusammen gekommen seid, ging auch noch einige Zeit ins Land.“ „Wir waren doch nie zusammen!“ „Wie du meinst.“, sie stand auf, räumte ihre Tasse weg, „Ich werde jetzt einkaufen gehen. Sota ist in der Schule bis zwei Uhr und Großvater trifft sich mit Freunden zum Go spielen. Ich denke mal, er wird auch mit ihnen zu Mittag essen. Und ich habe dann auch noch einen Termin. Kagome kann euch sicher etwas kochen. Sagst du ihr das bitte alles?“ „Ja mach ich. Aber was soll ich jetzt machen wegen Kagome?“ „Nichts. Wenn du sie kurz vorm Einschlafen gefragt hast, würde es mich nicht wundern, wenn sie es vergessen hat. Also geh nicht auf das Thema ein.“ „Okay.“, der Hanyou nickte und schaute Frau Higurashi nach, wie sie erst die Küche und dann das Haus verließ. Missmutig schaute er auf sein Frühstück. Eigentlich verspürte er keinen Hunger und so beschloss er, alles Kagome zu überlassen. Er nahm sich ein Tablett und ging wieder hinauf. Als er in ihr Zimmer trat, fand er dieses allerdings leer vor. Anscheinend war sie schon wach. Er stellte das Frühstück auf ihren Schreibtisch und ging wieder hinaus in den Flur. Wo steckte sie bloß? „Kagome?“ „Ich bin im Bad.“, kam die Antwort. Inu Yasha folgte der Stimme und riss nichts ahnend die Tür auf. Es hing ein schwerer Geruch in der Luft. Schokolade. Wasserdampfschwaden wanderten durch den Raum. Das Rauschen von Wasser drang zu seinen Ohren vor. Er folgte dem Geräusch mit seinen Augen und erneut setzte sein Herz aus, als er die Quelle gefunden hatte: Kagome stand unter der Dusche. Obwohl das Glas beschlagen war wegen dem heißen Wasser und Dampf, konnte er noch deutlich genug ihren Körper erkennen. Ihren nackten Körper. Sein Unterkiefer klappte staunend nach unten, als er sie da unter dem warmen Wasser stehen sah. Sie bewegte sich geschmeidig, während sie sich einseifte und anschließend wieder abduschte. Er konnte hören, wie sie leise ein Lied sang. „Kagome!“, hauchte er. Sein Hals war trocken und sein Atmen flach. Doch sein Herz schlug rasend schnell und schlug Purzelbäume. Es war nicht das erste Mal, dass er sie nackt sah. Öfters hatte er sie in einer heißen Quelle oder beim Umziehen überrascht. Aber nie zuvor hatte er solch ein flatterhaftes Gefühl in der Magengegend. Was war nur los mit ihm? Hatte ihn ihr Geständnis so aus der Bahn geworfen? Sie war doch nicht mehr als eine gute Freundin für ihn. Jemand, mit dem er durch dick und dünn gehen konnte und der er all seine Geheimnisse anvertrauen konnte. Eine Freundin der er vertrauen konnte und für die er immer da sein würde. Doch sie jetzt zu sehen, brachte ihn durcheinander. Seine ganze Gefühlswelt stand plötzlich Kopf. „Inu Yasha?“ Erschrocken schaute er auf und sah, dass sie in der Duschtüre stand. „Inu Yasha, würdest du mir bitte das Handtuch da reichen?“, Kagome zeigte auf einen Haken. Der Hanyou ging hinüber und nahm es, reichte es ihr. Verlegen schaute er zur Seite. „Tut mir leid, Kagome. Ich wollte nicht so reinplatzen, während du hier bist.“ „Ach ist schon okay.“, das Mädchen wickelte sich in ihr Handtuch, „Solange es nur du bist und nicht Miroku.“ „Hm.“, nickte Inu Yasha, er versank schon wieder bei ihrem Anblick in tausende Gedanken. Sie bewegte sich wieder elegant. Und das, obwohl sie nur ihre Haare trocknete. Kleine Wassertropfen perlten von ihrer Haut hinab, tropften sanft auf die Bodenfliesen. Eine leichte Gänsehaut bildete sich bei ihr und sie verströmte einen weichen Schokoladenduft. Dem Mädchen entgingen die Blicke nicht. Und es machte sie glücklich. Anscheinend setzte Inu Yashas Gehirn aus und seine Instinkte leiteten ihn. Wie so oft in solchen Momenten. Kagome musste lächeln. Sie sah sich nach ihren Sachen um, nur um kurz darauf zu erkennen, dass sie diese wohl in ihrem Zimmer hatte. „Inu Yasha. Ich geh schon mal vor. Meine Klamotten sind drüben.“, sie wollte in schnellen Schritten an ihm vorbei eilen. Doch sie übersah die kleinen Wasserpfützen, die sich auf dem Boden gebildet hatten. Sie tat gerade einmal dreieinhalb Schritte, als sie schon ins Straucheln geriet. Der Hanyou hatte nur mit einem Ohr wahrgenommen, was Kagome gesagt hatte. Als sie jetzt aber auf ihn zu gestolpert kam, war er blitzschnell wieder bei Sinnen. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er sie am Arm festgehalten und bewarte sie so vor einem schmerzhaften Sturz. Erschrocken über sich selbst, krallte sich Kagome instinktiv in seinen Unterarm und mit der anderen Hand in seinen Suikan. Ihr Blick traf seinen. Inu Yasha schaute ihr ebenso erschrocken in die braunen Augen. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber er wollte sie im Arm halten. Wollte ihre weiche Haut noch mehr spüren. Nicht nur unter einer Hand. „Inu Yasha!“, Kagome flüsterte nur. „Ja?“ „Danke!“ Der Hanyou nickte, dann ließ er sie langsam los: “Pass besser auf, Dummkopf.“ Das Mädchen nickte nur und ließ ihn ebenfalls los, ging an ihm vorbei. „Ich zieh mich nur schnell um. Ich sag dir Bescheid, wenn ich fertig bin.“ Es dauerte ein paar Minuten, bis Inu Yasha von Kagome wieder in ihr Zimmer geholt wurde. „Danke, dass du mir das Frühstück gebracht hast.“, sie lächelte ihn an und begann zu essen. „Kein Problem. Ich soll dir von deiner Mutter sagen, dass Sota und Großvater unterwegs sind. Und deine Mutter hat auch eine Verabredung und wollte einkaufen. Du sollst uns was zum Mittag kochen.“ Das Mädchen nickte nur. Sie würde also mit Inu Yasha alleine sein. Die Zweisamkeit von letzter Nacht kam ihr wieder in den Sinn und die Tränen, die sie erneut vergossen hatte. Sie hatte keine Lust, dass nochmals zu erleben. Auf keinen Fall wollte sie über letzte Nacht reden. Sie wollte nicht über Freundschaften und Liebe reden. Sie wollte nicht hören, dass er die untote Miko liebte. Sie wollte nicht hören, dass sie nur seine beste Freundin war. Gedankenverloren schüttelte sie den Kopf. „Alles okay, Kagome?“ „Ja, ich hatte nur was im Auge.“, sie versuchte betont lässig zu sein, „Hast du eigentlich gut am Boden geschlafen?“ „Ähm, ja. Ja hab ich.“, Inu Yasha musste stottern. Er wollte nicht, dass sie erfuhr, dass er neben ihr aufgewacht war. Womöglich machte sie sich dann auch noch Hoffnung. „Das ist gut. Also, was wollen wir heute machen? Aus dem Haus kannst du nicht. Na uns wird schon was einfallen.“ Er nickte nur und ging zum Fenster. Anscheinend schien sie ihm nicht mehr zu vertrauen. Denn das Haus sollte und durfte er nicht verlassen. Doch noch immer fiel ihm nicht ein warum. Es war bereits später Mittag, als Kagome mit dem Mittagessen anfing. Sie setzte eine Gemüsebrühe an und gab noch etwas Suppengrün und Poree dazu und einige Stücke Knoblauch und Ingwer. Inu Yashas musste ihr Gewürze und Sojasauce reichen. Dann schnitt sie das Fleisch klein und bereitete den Spinat vor, kochte die Eier. „Inu Yasha, magst du die Nudeln machen?“ „Was muss ich denn tun?“ „Nur kochen lassen und ab und an umrühren.“, erklärte ihm Kagome und der Hanyou tat wie geheißen. Kagome gab noch Bambussprossen in ihre Suppe und begann den Tisch zu decken. Sie bedeutete Inu Yasha, sich zu setzen, während sie alles auftischte. Interessierte beobachtete er sie. Das Mädchen machte zwei Schüsseln zurecht und stellte je eine dem Hanyou hin und dann sich selbst. „Guten Appetit Inu Yasha.“ „Ja, danke. Dir auch. Was hast du gekocht?“ „Probier es doch.“ Inu Yasha nickte und schob sich etwas in den Mund. Er kaute kurz, schmatzte ein wenig und dann begannen seine Augen zu glänzen: “Ramen!“ Kagome lachte. Anscheinend hatte sie seinen Geschmack getroffen. Als sie immer noch an ihrer ersten Portion saß, holte sich Inu Yasha bereits seine dritte. „Kagome, dasch schmeckt gut. Dasch ischt escht lecker!“ „Danke für das Kompliment.“ Das Mädchen freute sich über das Kompliment. Leise beobachtete sie den Hanyou. Vielleicht konnte sie ihm so einen Teil seiner Erinnerungen zurückholen. Wenn es schon am Morgen nicht im Bad geklappt hatte, dann musste sie sich eben etwas anderes einfallen lassen. Der Hanyou war sehr zufrieden. So lecker hatte noch nie jemand für ihn gekocht. Kagome hatte sich alle Mühe gegeben. Seine Mutter hatte ihm einmal erzählt, dass verliebte Frauen vieles für den Mann taten, den sie liebten. Vielleicht war es bei Kagome ebenso. Doch er wollte sie nicht danach fragen. Er traute sich auch nicht. Lieber aß er seinen Ramen und lehnte sich dann entspannt und satt und zufrieden zurück. Kein Gedanke belastete ihn. Noch nicht. „Inu Yasha, ich vertraue dir.“, leise begann Kagome zu sprechen und schaute ihm dabei direkt in die Augen, „Ich habe sowohl um das Haus, als auch um den Schrein und den Brunnen und auch um die gesamte Tempelanlage einen Bannkreis gezogen.“ „Okay.“ „Ich möchte dich nicht einsperren. Ich mag selber auch nicht den ganzen Tag im Haus verbringen. Du darfst also raus. Aber nur auf den Hof. Nicht in den Schrein. Nicht raus aus dem Tempel.“ „Das nennst du Vertrauen? Mich in ein Haus sperren, aus dem du mich nach Belieben raus lassen kannst wie einen windigen Köter. Ich will nicht nur auf den Hof, ich will auch wieder nach Hause.“, blaffte er sie augenblicklich an. „Ja das nenne ich Vertrauen. Denn mein Vertrauen in dich ist momentan nicht sehr groß. Und sowohl deine als auch meine Sicherheit steht hier auf dem Spiel.“, konterte sie ebenfalls laut zurück und sprang vom Stuhl auf. „Ich kann gut auf mich selber aufpassen.“ „Das habe ich gemerkt. Kaum warst du von dieser untoten Hexe zurück, warst du wie verändert und konntest dich an nichts erinnern.“ „Nenn sie nicht Hexe, Kagome. Ich liebe sie!“ „Komisch, dass hat dich aber nicht davon abgehalten, mit mir zu schlafen!“ „Was? Von was träumst du?“ „Ich träume gar nichts. Frag doch meine Mutter. Die hatte uns dabei schon erwischt, als sie ungefragt ins Zimmer platzte.“, Kagome trat näher an den Hanyou heran, „Und glaub mir, dir hat es ziemlich gefallen.“ „Du bist doch total übergeschnappt! Ich liebe nur Kikyo. Für sie werde ich mein Leben geben. Für sie und nicht für dich.“ „Dann sieh doch zu, wie du zurecht kommst, du Vollidiot!“, schrie sie den Hanyou an. Dieser wich erschrocken zurück. Er konnte in Kagomes Augen die Wut sehen. Ihre sonst so entspannte Aura einer Miko hatte sich gewandelt in puren Hass und Wut. Wut auf ihn. Wut auf Kikyo. Sie rauschte an ihm vorbei und er vernahm nur noch ein lautes Türknallen. Mit kurzen Schritten war er ebenfalls an der Tür. Wie konnte sie es nur wagen, ihn einfach einzusperren? Unbedarft griff er an die Klinke und riss die Türe auf. Erstaunt stand er an der Schwelle. Der Bannkreis um das Haus war aufgehoben. Euphorisch atmete Inu Yasha die Luft ein. Sein Blick wanderte über den Hof. Er konnte sehen, dass die restlichen Bannkreise schwächelten. Anscheinend konnte Kagome in ihrer Wut die Bannkreise nicht mehr aufrecht halten. Entschlossen rannte er über den Hof und in Richtung des Schreines, in dem sich der Knochenfressende Brunnen befand. Doch kaum hatte er einen Fuß auf die erste Stufe gesetzt, wurde er zurück geworfen. Der Bannkreis wurde durch ein Siegel von Kagomes Großvater verstärkt. „Verdammter Mist!“, fluchte er. Er wollte Tessaiga ziehen, doch das einzige was er zu fassen bekam, war der Bannzettel, der am Griff klebte. Erstaunt schaute er auf sein Schwert und zog es aus der Scheide. Doch es verwandelte sich nicht. Tessaiga war immer noch ein rostiges Schwert. Der Hanyou konnte sich keinen Reim darauf machen. Enttäuscht steckte er es zurück. So konnte er den Bannkreis nicht zerschneiden. „Blöde Kagome!“ Inu Yasha schaute sich um. Sie war nach draußen gerannt, also musste sie auch irgendwo sein. Kagome hatte sich zum Heiligen Baum verzogen und saß an der vom Tempel abgewandten Seite. Wie konnte sie nur so blöd gewesen sein? Wie konnte sie nur glauben, dass er sich allein durch Ramen wieder in sie verlieben würde? Wie konnte sie nur davon ausgehen, er könne Kikyo jemals für sie verlassen? Wie konnte sie nur den dämlichen Fluch brechen? Schon wieder musste sie anfangen zu weinen. Wieso konnte sie nicht damit aufhören? Sie wollte nicht wegen Inu Yasha weinen. Und schon gar nicht wegen Kikyo und dem Fluch. Das Mädchen wollte stark sein. Sie musste es sein. Für sich und noch mehr für Inu Yasha. „Kagome, komm da raus. Ich weiß, dass du da hockst.“ „Verschwinde!“, rief Kagome zurück. Sie wollte ihre Ruhe haben. „Würde ich ja gerne. Aber es geht nicht!“ „Pech gehabt. Dann geh ins Haus zurück, aber lass mich gefälligst in Ruhe!“ Sie vergrub ihr Gesicht wieder in ihren Armen, die sie um die Knie geschlungen hatte. Kagome wusste, dass sie in der Verfassung die Bannkreise nicht halten konnte. Aber sie hatte auch keine Kraft mehr. Sie konnte einfach nicht mehr. Vor ein paar Tagen konnte ihr Inu Yasha immer noch Kraft geben. Doch jetzt konnte er sich an nichts mehr erinnern. Sie war vollkommen alleine. Der Hanyou ging um den Baum und setzte sich ungefragt neben sie. Ihre Tränen verströmten einen salzigen Geruch. „Kagome, hör auf zu weinen. Du weißt, dass ich das nicht ertrage.“ „Dann schau halt weg.“, schniefte sie. „Geht nicht. Nicht bei dir.“ Das Mädchen schaute auf. Er sah sie nicht an, doch sprach weiter: “Ich wollte nicht so böse werden. Aber ich verstehe es eben immer noch nicht, warum du mich vor Ihr beschützen willst. Es kann doch nicht nur Eifersucht sein.“ „Ist es auch nicht. Es ist etwas ganz anderes. Nur hast du es vergessen.“ „Und was? Etwa das wir beide ein Liebespaar sind? Das kann ich nur schwer glauben.“ „Ich hab es gemerkt.“, seufzte sie, wischte sich die Tränen beiseite und stand auf. Ihre Hand legte sich auf die Rinde des Baumes. Er strahlte eine wunderbare Ruhe aus. Wenigstens er gab ihr ein bisschen Kraft. „Ich bin heute Morgen neben dir aufgewacht.“ „Was?“ Inu Yasha war nun ebenfalls aufgestanden und sein Blick wanderte in die Baumkrone: “Ich bin auf dem Boden eingeschlafen und neben dir aufgewacht. Anscheinend bin ich die Nacht wie ein Schlafwandler zu dir ins Bett gekrochen.“ „Okay.“, ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Und du hast mir gesagt, dass du mich liebst. Ich hatte dich nach dem Mann gefragt, in den du verliebt bist. Du hast gesagt ‚In dich!’.“ Eine Röte zeichnete sich auf beiden Gesichtern ab. „Kannst du damit leben, Inu Yasha?“ „Hm. Um ehrlich zu sein, bringst du mich vollkommen durcheinander. Schon letzte Nacht in der Küche als du mich umarmt hast, sind meine Gedanken durch meinen Kopf gewirbelt. Heute Morgen beim Aufwachen war es genauso. Ganz zu schweigen von dem was im Bad war.“ „Oh.“ „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du dich jemals so schön bewegt hast. Dein Körper hat meine Gedanken vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht. Du bist wunderschön, Kagome.“, er schaute sie an und ihre Blicke trafen sich, „Das meine ich ehrlich. Nur ich weiß nicht, wie ich das alles einordnen soll. Ich will bei dir sein und gleichzeitig weiß ich, dass ich zu Kikyo gehöre. Du machst mich vollkommen wahnsinnig.“ Das Mädchen lächelte ihn an: “Du musst einfach auf dein Herz hören. Egal, wie du dich entscheidest, ich bin da.“ Sanft legte sie ihre Hand auf die Stelle, wo sein Herz war. Ein Schauer durchlief sie und sie schreckte zurück. „Was hast du?“, Inu Yasha schaute sie erstaunt an. „Nichts.“, sie schüttelte den Kopf, legte erneut ihre Hand auf die Stelle. Wieder das gleiche Gefühl. Sie konnte ganz deutlich einen Splitter des Shikon no Tama spüren. Wie kam der da hin? Das konnte nur Kikyo gewesen sein. Und wie sollte sie den wieder heraus bekommen? „Kagome.“ „Hm?“, sie schaute auf. „Kagome, das tut weh.“ „Was?“ „Deine Hand. Also nicht die Hand, aber die Gegend wo sie liegt.“ „Kein Wunder. Du hast da anscheinend einen Juwelensplitter stecken.“ „Was? Was redest du da.“, er schob sie weg. Gleichzeitig kehrten seine Kopfschmerzen zurück und er sackte in die Knie. „Inu Yasha!“, Kagome beugte sich zu ihm. „Kagome. Warum?“ “Still. Sei ruhig. Ich hol den da raus. Irgendwie. Aber du musst mir vertrauen, bitte, das ist wichtig!“ „Ja!“ Kagome nickte und zog ihn auf die Beine. Er stöhnte auf. Alles tat ihm wieder weh, doch er versucht, sich mit letzter Kraft in Richtung Haus zu schleppen. Wenn es stimmte, was Kagome ihm gesagt hatte, dann musste er das Stück vom Shikon no Tama so schnell wie möglich loswerden. Und vielleicht konnte er sich dann auch wieder an das erinnern, was Kagome ihm erzählt hatte. Was ihre Familie erzählt hatte. Vielleicht würde er sich dann auch über seine Gefühle im Klaren werden. Er hing in Kagomes Armen und schaute sie an. Sein Herz begann wieder zu rasen. Und mit einem Male kam es ihm gar nicht mehr so abwegig vor, dass er und Kagome tatsächlich ein Paar waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)