Pforte ins Verderben von Kuroi_Rin (Wenn der Prinz zum Herrscher wird) ================================================================================ Prolog: Die schwarze Nacht -------------------------- Es war Nacht. Mütter sagten ihren Kindern, dies sei die Zeit der Geister und wenn sie nicht brav über den Tag waren und in der Nacht schliefen, dann würden diese Geister in ihr Zimmer eindringen und sie in ihr Reich verschleppen. Alles nur Märchen, so dachte der Großteil der Menschheit jedenfalls. Doch an jedem Gerücht war ein Fünkchen Wahrheit dran, ebenso wie an diesem. Denn diese Geister waren Realität, wenn sie auch nicht von jedem menschlichen Auge wahrgenommen werden konnten. Nur jene, die bereits einem solchen Wesen begegnet und verletzt worden sind, sahen sie – Dämonen. Diese Nacht sollte etwas ganz besonderes werden. Schöner und rührender, als alle Nächte zuvor. Heute sollte die Wiedervereinigung einer Familie stattfinden. Doch ob sich auch jedes Familienmitglied darüber freuen würde, stand außer Frage. Eine kleine Kirche inmitten einer riesigen Stadt war das Ziel eines ganz bestimmten Wesens. Viele bezeichneten ihn als die Personifikation allen Bösen, den Vater aller Lügen und Sünden, den Gegenspieler Gottes. Er hatte unzählige Namen und dutzenden Religionen, doch alle beschrieben ein und denselben Dämon – Satan. Er war der Herr über alle Dämonen und der König von Gehenna, der Welt die das Gegenstück, das Spiegelbild zur Welt der Menschen war. Assiah, so der Name dieser Welt, war das oberste Ziel Satans. Diese Welt zu beherrschen und mit Gehenna zu vereinen, strebte der Allmächtige an und um dieses Ziel zu verwirklichen, fehlte es ihm noch an einem winzigen Detail. Und genau dieses würde er sich heute besorgen. Aus seinem Reich heraus beobachtete er mit Freuden das aktuelle Geschehen in der kleinen Kirche. Amüsiert über den Streit zweier Personen, wartete er auf den richtigen Moment. Und Tatsache! Nach fünfzehn Jahren, die er auf diesen Augenblick gewartet hatte, kam nun endlich seine Chance. Er ergriff Besitz vom dem Körper, hinter dem er schon so lange her war. Sein Opfer war ein Priester namens Shirō Fujimoto, ein angesehener Exorzist. Und nicht nur irgendeiner. Nein, Shirō war der Exorzist mit dem höchsten Rang, den nur ein Exorzist erreichen konnte. Er war der derzeitige Paladin und der einzige Mensch, der Satans Versuchen standhalten konnte, seinen Körper zu übernehmen. Doch dieses Mal war es ihm nicht gelungen, den Dämonenkönig aus seinem Geist fernzuhalten. Schuld daran war der Grund, weshalb Satan heute diese Kirche heimsuchte. Ein Junge, dessen schwarzes Haar nun durch den lodernden Körper seines Ziehvaters bläulich schimmerte. Der Körper des Priesters stand in grellen Flammen, deren blauer Ton den ganzen Raum füllte und hell erleuchtete. Entsetzt blickte der Junge auf den anderen herab. Der Körper des Mannes erhob sich, nachdem er zu zuvor Boden gegangen war, als er merkte, dass er besessen war. Er sah auf den Boden hinab und schwieg für einen Augenblick, als wolle er den Jungen vor sich auf die Folter spannen. Rin, so der Name des Schwarzhaarigen, starrte derweil fassungslos in die Augen des Priesters. „A-alter…?“, tönte es unsicher und leise aus seinem Mund. Er konnte nicht recht glauben, was hier gerade geschah. Sein Vater stand in Flammen und es schien ihm nichts auszumachen. Und dann diese eigenartige Farbe, dieses Blau… Rin war sichtlich verwirrt. Was geschah hier nur? Nur einen Moment später begann der alte Mann breit zu grinsen und entblößte seine scharfen Zähne, über die er sich leckte. Er hob seinen Kopf und starrte den Schwarzhaarigen mit einem irren Blick an. Seine Iris hatte sich verformt und drei seltsame Zacken ausgebildet, die ähnlich wie ein Schaufelrad gebogen waren. Aus all seinen Körperöffnungen seines Gesichts trat allmählich Blut aus und tropfte schließlich auf den hölzernen Boden der Kirche. Der Besessene atmete ruhig ein, ehe er seinen Mund öffnete und den Jungen ansprach. „Ich bin Satan. Herr über alle Dämonen und dein leiblicher Vater.“ Er beugte sich zu dem Schwarzhaarigen hinüber, sein breites diabolisches Grinsen noch immer bewahrend. „Wenn du magst, dann kannst du mich ‚Daddy‘ nennen.“ Bei diesen Worten begann er lauthals zu lachen, fing sich aber recht schnell wieder und griff nach der linken Hand seines nun neuen Körpers und begann kräftig an dessen Fingern zu ziehen. „Weißt du… alles, was ich hier in dieser Welt berühre, zerfällt früher oder später. Ebenso wie dieser Körper hier“, sagte er, während er weiter an den Fingern zog, bis sie schließlich abrissen. Der Schwarzhaarige zuckte bei dem Anblick zusammen, konnte seinen Blick aber nicht von dem Bild abwenden, das sich vor seinen Augen abspielte. Er war wie gelähmt, konnte sich einfach nicht dagegen wehren oder gar wegrennen. Mit zitterndem Körper musste er mit ansehen, wie allmählich jegliches Leben aus dem Priester wich. Das Blut, das nun aus dem Körper des Paladins trat, ergoss sich auf dem Boden und bildete eine große Lache. Das war die Voraussetzung, die der Dämon benötigte, um etwas zu beschwören, zu dem nur er in der Lage war – die Gehenna-Pforte. Entsetzt über den Anblick des großen Gebildes, wich Rin ein paar Schritte zurück. Doch ohne weiter auf seinen Sohn zu achten, griff der Besessene nach dessen Pullover und zerrte ihn an diesen bis zu dem Dämonen-Tor. In diesem befanden sich schier unzählige Schädel und Köpfe, die sich noch zu bewegen schienen. Ihr bloßer Anblick genügte, um das Blut in den Venen des Jugendlichen zum Gefrieren zu bringen. Ohne zu zögern, schmiss der Dämon den Jungen in diese Suppe aus eklig grau-violetten Schädeln und begab sich selbst an das oberste Ende des runden Gebildes. „Die Gehenna-Pforte ist eine direkte Verbindung zwischen den beiden Welten. Normalerweise können Dämonen nur aus Gehenna heraus Besitz von jeglicher Materie in Assiah ergreifen. Aber dieses Tor ermöglicht es, zwischen den Welten direkt zu wechseln. Der Nachteil daran ist allerdings, dass man eine Menge Blut benötigt, um es hier in Assiah zu öffnen. Aber dein werter Adoptivvater war ja so nett, es uns zur Verfügung zu stellen.“ Erneut lachte Satan laut auf und verbog seinen Körper dabei. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, in dem er seinen Sohn nach Gehenna holen würde. Fünfzehn lange Jahre waren vergangen, ehe er endlich den Schlüssel zur Herrschaft über Assiah gefunden und in seinen Besitz gebracht hatte. Die ständige Gegenwehr, die von Shirō ausging, wies der Dämonenkönig immer wieder zurück. Erstaunlicherweise fiel es ihm doch schwerer, als erwartet, die Kontrolle über diesen Körper zu erhalten. Dennoch! Sein Ziel war klar und er wollte und würde so kurz davor nicht scheitern. Erst jetzt fiel ihm das Schwert auf, das neben der Pforte lag. Er lief zu ihm und hob es auf, um es näher zu betrachten. „Verstehe…“, murmelte er eher zu sich selbst und blickte zu seinem Sohn hinüber, erneut ein Grinsen im Gesicht tragend, wenn auch nicht mehr so verrückt wie zuvor. Rin zappelte und versuchte mit aller Macht, sich aus diesem abartigen Ding zu befreien – vergebens. „Diese Pforte bringt dich nach Hause, mein Sohn. Was einmal in sie hineingerät, lässt sie nie wieder los“, erklärte der Weißhaarige noch kurz, ehe er sich selbst ebenfalls in den dämonischen Pfuhl begab. Das Schwert, dessen Scheide durch die lodernden Flammen noch bläulicher wirkte, als sie ohnehin schon war, hielt er weiterhin fest in der Hand. Es würde ihm auf der anderen Seite noch nützlich sein, denn er wusste, was es damit auf sich hatte, wenn er auch seinen Namen nicht kannte. Immer tiefer sanken die beiden Körper, bis das Tor sie schließlich gänzlich verschlang und es dunkel um sie herum wurde. Panisch schlug das Herz des Schwarzhaarigen. Er litt unter schrecklichen Ängsten. „Bitte, lass es einen Albtraum sein. Einen widerlichen Scherz…“, sprach er immer wieder zu sich selbst. Doch kaum einen Augenblick später blendete ihn ein grelles Licht, welches von dem Körper Satans ausging. „Willkommen in Gehenna, mein Sohn!“, waren dessen Worte und Rin offenbarte sich eine völlig neue Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)