Blind von SeishiroSumeragi (Holly x Rico) ================================================================================ Prolog: Prolog: Überraschung ---------------------------- Das Klingeln des Telefons riss Rico aus seinen Gedanken. Er sah entnervt auf und seufzte. Wer störte ihn ausgerechnet jetzt, wo er das Buch fast durch hatte. „Schwibs?“ „Hey Stolzi, ich bin's, Holly.“, meldete sich der Sänger am anderen Ende der Leitung. Das Herz des Angesprochenen machte einen kleinen Sprung; er musste unwillkürlich lächeln. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet; doch es war eine angenehme Überraschung und seine Übellaunigkeit ob der Tatsache, beim Lesen unterbrochen worden zu sein, war auf einmal wie weggewischt. „Hey, wie geht’s dir?“, erkundigte sich Rico nach wie vor lächelnd. „Super, momentan fühl ich mich wirklich großartig.“ Holly lachte; er klang in der Tat voller Elan und doch irgendwie ausgelassen. „Aber eigentlich ruf ich wegen dem neuen Album an. Ich hab da so eine Idee… Aber das ist am Telefon blöd zu erklären. Ich werd mich morgen früh auf den Weg machen, dann können wir uns im Studio treffen.“ „Das freut mich zu hören.“ Rico lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er sah den Sänger vor sich, wieder einmal über seine Notizen gebeugt und umgeben von zerknüllten und voll gekritzelten Zetteln. Bei der Vorstellung musste er schmunzeln. „Hm… Willst du nicht einfach ein paar Tage hier bleiben? Dann musst du nicht ständig pendeln. Du hattest allein in den letzten zwei Wochen vier Mal spontan die Idee, herzukommen. Das musst du dir doch nun wirklich nicht ständig antun.“ „Hm, das ist tatsächlich eine Überlegung wert.“ Kurz herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Ich sollte mich wohl am besten für ein, zwei Wochen in irgendein Hotel einquartieren.“ Der Geiger antwortete nicht sofort, sondern nahm stattdessen einen Schluck aus seiner Kaffeetasse, nachdem er sich erhoben hatte und zum Fenster ging. „Du kannst doch auch bei mir pennen. Mein Gästezimmer ist frei und momentan kommt mir das Haus eh viel zu groß vor.“ Erst hatte er Bedenken und wagte es nicht, Holly einen derartigen Vorschlag zu machen. Doch warum eigentlich nicht? Immerhin waren sie Bandkollegen und Freunde. Und sie hatten sich schon mehr als einmal ein Zimmer geteilt. Der Sänger dachte kurz darüber nach. Er musste nicht fragen, was Rico mit seinem letzten Satz gemeint hatte. Die Trennung von seiner Freundin lag noch nicht allzu lange zurück und hatte den Geiger ganz schön mitgenommen. Er hatte Holly davon erzählt, nachdem dieser gefragt hatte, warum er so bedrückt und nachdenklich wirkte. „Ich will dir keine Umstände machen. Und es sind ja nur zwei Wochen; das geht schon.“ „Umstände? Ich muss allerhöchstens eine Portion mehr kochen – was soll daran umständlich sein? Mach dir da mal keine Sorgen. Ich würde eh gern mal wieder für zwei kochen; dann mach ich mir nicht immer nur Fertiggerichte und esse vielleicht auch mal wieder ordentlich und nicht nur vor dem Fernseher.“ Rico lachte, um so die einfache Tatsache zu überspielen, dass er um alles in der Welt Holly dazu bringen wollte, bei ihm zu schlafen. Ein leises Seufzen erklang. „Na schön, hast mich überzeugt. Warum auch nicht? Kann ja nicht viel schief gehen in zwei Wochen.“ Der restliche Abend war für Rico eine einzige Geduldsprobe. Nach dem Telefonat mit Holly stand er eine Weile einfach nur schweigend in seinem Wohnzimmer, das Telefon nach wie vor in der Hand und konnte sein Glück kaum fassen. Er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen und sein inzwischen wohl überbreites Grinsen abzustellen, doch vergebens. Sein Herz führte ein für seinen Geschmack etwas zu schwungvollen Freudentanz auf und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Der Violinist war einfach nur überwältigt von dem, was er empfand – pures Glück. Schließlich besann sich Rico jedoch darauf, dass er ja schlecht die ganze Zeit hier stehen konnte, bis Holly irgendwann vor seiner Tür stand. Er schüttelte nach wie vor grinsend den Kopf und legte das Telefon beiseite, ehe er sich wieder setzte. Der Versuch, sein Buch nun endlich zu Ende zu lesen, scheiterte jedoch an seiner Vorfreude und Ungeduld; immer wieder schweiften seine Gedanken ab und nach wenigen Minuten klappte er entnervt seufzend sein Buch zu. So würde das nie was werden! Toll, da freute er sich derart auf Holly und dann konnte er nicht mal die Zeit des Wartens nutzen, um endlich zu erfahren, wie sein Buch ausging – dabei war er froh gewesen, endlich mal zum Lesen zu kommen… Aber letztlich war es ihm wichtiger, dass Holly bei ihm schlafen würde. Doch der Abend zog sich endlos in die Länge – zumindest kam es Rico so vor. Unruhig streifte er durchs Haus auf der Suche nach Ablenkung und einer Beschäftigung. Hunger hatte er noch keinen, nach Violine spielen war ihm jetzt auch nicht zumute… also beschloss der Dunkelhaarige, duschen zu gehen und sich anschließend ein wenig vor den Fernseher zu lümmeln. Doch letzteres war auch nicht gerade die beste Idee, wie sich herausstellen sollte. Denn wie so oft kam nichts Vernünftiges im Fernsehen und auch nach mehrmaligem Herumzappen fand Rico einfach keinen zufriedenstellenden Sender. Also schob er eine DVD in den DVD-Player und legte sich gelangweilt auf die Couch. Nach etwa der Hälfte des Films meldete sich jedoch sein Magen und teilte ihm unmissverständlich mit, dass es an der Zeit war, doch noch etwas zu essen. Also gab Rico dem Drang nach und ging in die Küche, wo er ein wenig in den Regalen kramte, sich letztlich aber doch nur eine Tiefkühlpizza in den Ofen schob. Während er kurz zur Uhr sah, stellte er fest, dass es immer noch recht früh war – die Zeit musste doch mal vergehen! Seufzend zog er die Eieruhr auf und begab sich wieder ins Wohnzimmer, um wenigstens den Film weitersehen zu können. Als sein (überaus gesundes) Abendessen endlich fertig war, ging er wieder in die Küche; nur um keine fünf Minuten später wieder auf der Couch vor dem Fernseher zu sitzen – diesmal jedoch mit einem Teller Pizza vor der Nase. Mehr gelangweilt als wirklich begeistert von dem Film, kaute Rico auf einem Stück seiner Pizza herum. Nachdem der Violinist aufgegessen und seinen Teller in die Küche gebracht hatte, seufzte er wieder einmal an diesem Abend entnervt. Die verdammte Uhr konnte einfach nicht richtig gehen! Wie um alles in der Welt konnte es immer noch so früh sein!? Leise vor sich hin grummelnd nahm Rico wieder seinen Platz auf dem Sofa im Wohnzimmer ein… und wurde einige Zeit später von irgendeinem Geräusch geweckt. Langsam öffnete er die Augen, blinzelte ein paar Mal und fuhr sich verwirrt durch die Haare. Er fühlte sich ziemlich zerknautscht – so als hätte er eine Weile in unbequemer Position und nicht ganz freiwillig geschlafen. Und genau so musste es wohl auch gewesen sein, denn der Film war längst vorbei, über den Bildschirm flackerten in einer endlosen Schleife die Bilder des Hauptmenüs und da es inzwischen stockfinster war, musste es auch schon um einiges später sein als vorhin. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es inzwischen halb 12 war. Noch während er sich fragte, was ihn wohl geweckt haben könnte, klingelte sein Telefon und riss ihn abermals aus seinen Gedanken. „Ja?“, meldete er sich ein wenig verschlafen. „Hey, ich bin's.“ Es war Holly. „Hast du schon geschlafen? Entschuldige… Dabei hab ich mich extra beeilt.“ „Ähm… was? Nein, ich bin nur vor dem Fernseher eingenickt. Nicht so wild.“ Rico erhob sich langsam, um erst mal wieder richtig wach zu werden. „Beeilt? Wieso beeilt?“, fragte er dann verwirrt. „Wenn du mich reinlässt, sag ich's dir.“, antwortete der Sänger; man konnte sein Grinsen förmlich hören. „Hä? Was? Reinlassen? Wo denn reinlassen?“ Rico war noch immer nicht ganz da und konnte nur schwer ein Gähnen unterdrücken. Sein Kopf fühlte sich irgendwie taub an, als würde er noch immer halb schlafen. Einen vernünftigen Gedanken zu fassen, fiel da natürlich nicht unbedingt leicht. „Ich steh vor deiner Tür und es ist nicht gerade warm.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)