Fünf von Jo_chan (Der schwere Weg) ================================================================================ Kapitel 5: Akzeptanz - Immortality ---------------------------------- „Schon über ein Jahr.“, murmelte Uruha ruhig vor sich her und schien in seinen Gedanken versunken, bevor sich eine weitere Person neben ihn begab und kurz durchatmete. Es war komisch und doch so simpel gewesen in den letzten Monaten zu ‚leben’, das Leben wieder als ‚lebenswert’ zu betrachten. Eine puderige Schneeschicht hatte sich über die Stadt gesenkt und alles in ein verzauberndes Glitzern gehüllt. Romantisch, kitschig? So etwas in dieser Art, hätte Ruki sicher zu Ihnen gesagt, wenn er diesen Moment nun mitbekommen hätte. Nein, sicher bekam er diesen Moment mit, wahrscheinlich zeterte er schon die ganze Zeit über ihre Dummheit, wie sie hier zu viert standen und einfach schwiegen. „Wir sollten rein gehen.“, schlug Kai irgendwann vor, der sich den Schnee von den Schultern wischte. Er fror und auch die anderen drei zitterten vor der klirrenden Kälte, die sich durch ihre Anziehsachen fraß. Die Türe vor Ihnen öffnete sich und ein paar junge Leute kamen heraus, wie eine Schwelle zum Glück, griff Kai nach der sich wieder schließenden Türe und wank die anderen hinein. Sein Verhalten hatte sich bei weitem nicht geändert, den anderen gegenüber. Noch immer war er der Leader, der der die Anderen schützte, der bei Ihnen war und der sie versuchte aufrecht zu halten, so wie er es in den letzten Monaten getan hatte. Er war der Erste gewesen, der sich wieder etwas gefangen hatte und Schritt für Schritt, schien es Ihnen allen ein klein wenig besser zu gehen. „Ich kann noch immer nicht an der Stelle vorbei gehen, ohne irgendwie wütend zu werden.“ Mittlerweile hatten sie sich an einen Tisch gesetzt und Reita hatte zu sprechen begonnen. „Manchmal hab ich noch das Bedürfnis ihn anzurufen…“, gestand Aoi dann nach einer kurzen Gesprächspause. Ein kurzes Schmunzeln huschte durch die Runde und sie schwelgten einen Augenblick, jeder für sich, in Gedanken, denn das hatten sie sicher alle versucht... Der Platz am Kopf des Tisches blieb leer und er würde auch leer bleiben, trotzdem hatten sich die vier Augenpaare, dem schicken Stuhl aus verchromten Stahl und schwarzem Leder zugewandt, als würden sie auf eine Reaktion warten, die aber trotz allem ‚hoffen’ ausblieb. „Glaubt ihr eigentlich das es ein Paradies gibt?“, wollte Kai mit einem Mal wissen und schaute von dem leeren Platz fort und den Anderen nacheinander ins Gesicht. „Vielleicht, so etwas in der Art?“, überlegte Reita relativ ruhig der nachdenklich an einem Bierdeckel herum zupfte und ihn langsam, Schicht für Schicht, auseinander zu nehmen begonnen hatte. „Ruki regiert das Paradies bestimmt. Als der Paradiesvogel.“, platzte es aus Aoi heraus, der mit einem Grinsen versuchte seine Unsicherheit etwas zu überdecken. Erst schien ein kurzer Schock in den Gesichtern der Zuhörer zu stehen, aber dann begann der Erste zu lachen. „Absolut. Oder er ist in der Hölle gelandet und hat Satan den Thron streitig gemacht.“, fiel Uruha ein und er schüttelte fast ungläubisch den Kopf. Allgemeines Gelächter brach unter Ihnen aus, während sie sich versuchten vorzustellen, wie Ruki auf dem Feuerthron, die Hölle zu regieren versuchte. Sie lachten aus voller Kehle, bevor das Lachen stetig abebbte. Schmunzelnd wischte sich Uruha ein paar Lachtränen aus den Augen und ihre Getränke hatten ihren Bestimmungsort mittlerweile auch gefunden. „Wisst ihr noch früher, wenn wir wegen eines Musik Arrangements gestritten haben… da hat er mit Zigarettenschachteln nach uns geworfen… Ich finde also, dass er sicher, wo immer er jetzt ist, die Zügel schon in der Hand haben wird.“, der Bierdeckel von Reita war durch einen neuen ersetzt worden und der Bassist schüttelte versonnen den Kopf. „Du hast es gesagt…“, Uruha klang überrascht. „Ja, ich hab es gesagt.“ Reita schien genauso überrascht über sich selber zu sein, denn er fühlte keine Wut, keine Sehnsucht… Es war irgendwie ein Gefühl der Freude, das ihn selber überkam. Ein Gefühl das er nicht genau in Worte fassen konnte, aber es hatte etwas von ‚los lassen’, von ‚Ruhe’, was ihn überfiel und ihn etwas aufrechter sitzen ließ. „Was auch immer.“, begann Uruha nachdem er einen Schluck von seinem Wasser genommen hatte. „Vergessen werden wir sicher niemals… Aber, wir haben Uns, wir haben unsere Familien und wir haben die Erinnerungen und das ist viel mehr wert, als Rukis Tod. Solange wir nicht vergessen, wird er da sein, weiter leben… Unsterblich sein.“, der Gitarrist hatte sich viele Gedanken in den letzten Monaten gemacht und die Erkenntnis, weiter leben zu wollen, war langsam aber sicher durch seinen Verstand gesickert. Der Alkohol, der Wunsch zu sterben, waren aus seinem Leben verschwunden, er hatte sich von Innen nach Außen gekehrt und sein Leben überdacht… ‚Frieden’, er hatte ihn gefunden. „Akzeptanz… Nennt man das wohl.“, murmelte Aoi und sein Blick schweifte noch einmal herum, blieb bei jedem der anderen drei hängen. Sie waren wütend gewesen, verzweifelt, deprimiert, hatten nicht verstehen wollen, nicht gekonnt, was geschehen war… Sie hatten es hinter fragt, hatten mehrfach versucht Ruki zu erreichen, sie alle hatten diese Erfahrungen gemacht. Sterben war sicher nicht leicht, aber mit dem Tod zu leben, darüber hinweg zu kommen, sich damit zu befassen, war sicher nicht einfacher oder angenehmer gewesen. „Hm…“, Kai stimmte dem ruhig zu und atmete tief durch, bevor er sich eine Zigarette anzündete. Sicher würden sie noch oft zurück blicken und sich wieder fragen: ‚Warum?’, aber das war auch vollkommen in Ordnung so. „Auf Ruki.“, Kai hatte die Zigarette im Aschenbecher abgelegt und hob sein Glas, hielt es den Anderen entgegen, sie zogen nach, stießen miteinander an und stimmten in Kais Worte mit ein. ‚Auf die Zukunft’ Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)