The other pirates von ZERITA ================================================================================ Kapitel 24: No turning back --------------------------- Sie waren wieder auf der Bloody Hawk und würden nun zu dem Übergabeort segeln. Hizumi war unsicher. Er freute sich endlich wieder nach Hause zu können, seine Eltern zu sehen, vor allem aber wollte er ein ausgiebiges Schaumbad nehmen und etwas Essen. Aber wenn er dann so an Zero, Shun und Karyu dachte, war er sich sicher, dass er diese vermissen würde. Bei Tsukasa war er sich nicht so sicher, obwohl sein Bauch immer noch aufgeregt kribbelte und er manchmal sehr nervös war in dessen Nähe. Doch er gehörte hier einfach nicht her. Schlendernd überquerte er das Deck, strich mit seiner Hand über die hölzerne Reling. Das Schiff hatte einen ganz eigenen Geruch, welchen er wohl nicht mehr vergessen würde, auch wenn er ihn nicht beschreiben könnte. Irgendwie hatte er sich eingelebt, hatte sogar keine Probleme damit die Takelage hochzuklettern. Lächelnd griff er nach den rauen Seilen, schwang sich auf die äußere Seite. Flink kletterte er hinauf und balancierte auf dem Quermast. Hier oben hatte er seine Ruhe, weshalb er ab und an hierher geflohen war. Vorsichtig hielt er sich am Hauptmast fest und setzte sich. Der kühle Wind wehte durch seine Kleidung, pustete seine Haare in alle möglichen Richtungen. Das Großsegel unter seinen Beinen blähte sich auf, fing den Wind mit seinem Widerstand auf und sorgte so dafür, dass das Schiff vorwärts kam. Manchmal, wenn eine neue starke Windböe aufkam, hörte Hizumi einen dumpfen Ton, wenn der Wind und das Segel sich trafen. Es half ihm beim Entspannen. Unter ihm sahen die ganzen Piraten fast nur noch wie kleine Ameisen aus und über ihm gab es nur noch das Krähennest sowie den unendlichen Himmel, welcher wieder einmal in ein wunderschönes azurblau gehüllt war. Nur an wenigen Stellen durchtränkt von kleinen weißen Flecken. Wie gerne würde er die Hände nach diesen Wolken ausstrecken, diese berühren können. Seit jeher fragte er sich, ob Wolken weich wie ein Daunenkissen waren oder ob man sie essen könnte und wenn ja, wie sie schmeckten. Natürlich waren das alles kindische Gedanken, aber er mochte diese kleinen verspielten Gedanken. Wie sein Leben wohl nach seiner Reise verlaufen wird? Würde er einfach zurück zur seinem früherem Leben können, würde ihm etwas fehlen? Die Freiheit, die er hier auf der Bloody Hawk empfunden hatte? … Würde ihm Tsukasa fehlen? Warum schlug sein Herz immer so schnell, wenn der Kapitän ihm so nahe kam? Dieser war doch meistens nur fies und unfreundlich gewesen. Aber manchmal hatte er eben auch seine netten Seiten gehabt und ihm hier etwas gezeigt, was er sonst nie kennen gelernt hätte. Hizumi war verwirrt. Er wollte nicht mehr weiter darüber nachdenken, jedoch hörte sein Kopf einfach nicht auf. Immer wieder und wieder fielen ihm neue Dinge ein. Langsam dämmerte es auch, die Sonne verschwand Stück für Stück am Horizont. Dieses wunderschöne Farbenspiel faszinierte ihn noch immer. „Hizumi, komm runter! Essen!“, rief Zero zu ihm hinauf. Einen letzten Blick warf er noch zur Sonne, welche gerade anfing ins Wasser zu tauchen, dann kletterte er wieder hinab. Viele Mahlzeiten würde er hier nicht mehr erleben. Hizumis letzten Tage vergingen schnell, seiner Meinung nach zu schnell. Jetzt war er da, der Tag an dem er zurück konnte. Aber wollte er auch? So wirklich darüber nachdenken konnte er nämlich nicht. Tsukasa hatte ihn die letzte Nacht noch einmal stark beansprucht, wieder und wieder hatte dieser mit ihm geschlafen. Er hatte kein Auge zu tun können und nun tat ihm alles weh. Irgendwie hatte er aufstehen können und sich in seine Sachen schlüpfen können, aber alles war mit Schmerzen verbunden. Stehen tat weh und sitzen auch. An Deck wurde schon alles vorbereitet. Die Beiboote wurden zu Wasser gelassen und ein paar Piraten kletterten schon zu diesen hinunter. Shun, Zero und Karyu würden ihn auch begleiten, so konnte er sich später vielleicht noch richtig von diesen verabschieden. Umständlich kletterte er die Strickleiter hinab und setzte sich dann mit schmerzverzerrtem Gesicht, was einiges Kichern auslöste. Natürlich wussten die anderen Bescheid, Tsukasa hatte mehrfach dafür gesorgt, dass er seine Laute nicht unterdrücken konnte. Zero nahm ihn tröstend in den Arm und streichelte ihm über den Kopf, weshalb er sich leise bei diesem bedankte. Es war das letzte Mal, dass er die Bloody Hawk sehen würde. Auch wenn nicht alles toll war, eher die wenigsten Dinge, könnte er dieses Schiff wohl niemals mehr vergessen. Die Zeit bis zum Ufer schwieg er, während er schon hörte, wie einige Piraten überlegten, was sie mit dem Geld machen würden. Hizumi wurde unwohl, in seinem Kopf schwirrten die Gedanken nur so umher, überschlugen sich. Er fragte sich mittlerweile, ob seine Eltern ihm böse wären, wegen dem was passiert war. Leise seufzte er und kuschelte sich noch mehr an Zero, auch wenn Karyu ihn deswegen böse anstarrte. An Land mussten sie noch ein ganzes Stück laufen, nach und nach blieben immer ein paar Piraten zurück, wahrscheinlich sollten diese den Rückweg sichern. Kurz vor dem Treffpunkt hielt Tsukasa inne und beobachtete den Ort. Hizumis Eltern waren schon da und warteten auf ihren Sohn. Da sie noch versteckt waren, konnte er sich in aller Ruhe verabschieden, dann wurden ihm die Hände auf dem Rücken zusammen gebunden. Sie konnten los. Langsam und mit gesenktem Kopf dackelte er Tsukasa und Zero hinterher, während hinter ihm Shun und Karyu liefen. „Hizumi!“, rief seine Mutter erschrocken, weshalb er auf sah. So langsam verstand er, warum der Augenklappenträger ihn die letzte Nacht so beansprucht hatte, ihm keine Minute schlaf gegönnt hatte. Jetzt sah er fix und fertig aus, mitleiderregend gegenüber seiner Mutter, die es kaum erwarten konnte ihn wieder in seine Arme zu schließen. „Geht es dir gut, Sohn?“, erkundigte sich sein Vater und sah ebenso besorgt drein. „Ja, Vater!“, antwortete er mit heiserer Stimme. „Genug davon! Hier ist Ihr Sohn und ich nehme an in der Truhe dort ist unsere Bezahlung“, machte Tsukasa dem Ganzen ein Ende. Hizumis Vater nickte und ging dann mit seiner Frau etwas zur Seite. Automatisch gingen Shun und Karyu zu der Truhe, überprüften den Inhalt. Zusammen hoben sie die scheinbar schwere Truhe an und machten sich auf den Weg zum Dickicht des Waldes, wo einige andere Piraten warteten. „Sobald sie mit der Truhe verschwunden sind und einen gewissen Vorsprung haben, bekommen Sie ihren Sohn wieder. Ich will nur sicher gehen, das verstehen Sie doch.“ Sein Vater seufzte und nickte nur auf die Worte des Kapitäns hin. „Sie sind weg“, murmelte Zero leise, weshalb Tsukasa nach Hizumi griff, ihn grob vor sich schob. „Wie vereinbart bekommen Sie ihren Sohn wieder!“, meinte der Kapitän und stieß den Kleineren direkt in die Arme seiner Eltern. Die beiden Piraten gingen nun ebenfalls in Richtung Wald, während seine Eltern versuchten seine Fesseln zu lösen. Tsukasas Mantel bewegte sich im Wind, gab ihm etwas sehr elegantes. Während Zero sich am Wald noch einmal zu ihm drehte, ihm ein Lächeln schenkte, lief der Augenklappenträger einfach weiter. Woraufhin sich plötzlich ein stechender Schmerz in seiner Brust ausbreitete. Tsukasa hatte sich vorhin nicht von ihm verabschiedet, hatte keine Worte für ihn gehabt und drehte sich jetzt nicht einmal nach ihm um. Also war er wirklich nichts anderes als ein Spielzeug gewesen. Überrannt von diesem Gefühl der Einsamkeit und Beklemmung in seiner Brust, liefen ihm die Tränen über die Wangen. Er spürte wie seine Mutter ihn in den Arm und tröstete. Da er nichts sagte, musste sie wohl glauben, dass er einfach nur froh war wieder in Sicherheit zu sein. Nicht weit vom Übergabeort war eine Kutsche für sie. Seine Mutter setzte sich neben ihn, hielt ihn Arm, während Hizumi sich seiner Erschöpfung hingab. Gerade war alles zu viel für ihn und lief einfach an ihm vorbei wie die Landschaft an der fahrenden Kutsche. Seufzend lag Hizumi im Bett und starrte hinauf zu dem Baldachin. Er war froh, wieder in seinem Bett schlafen zu können, endlich wieder ordentlich baden und vernünftiges, vor allem abwechslungsreiches Essen. Shun hatte für die schlechten Verhältnisse wirklich gut gekocht, aber dennoch war es recht eintönig gewesen. Dennoch war er nicht glücklich, ihm fehlte etwas. Zeros Lachen, Shuns Geschichten, die kleinen Streits mit Karyu, weil er wieder zu viel mit dem Grünäugigen gekuschelt hatte. Aber auch Tsukasas ruppige Art vermisste er, dessen Wärme, wenn sie abends im Bett gelegen hatten. Er hatte sich schon so daran gewöhnt, dass der Kapitän hinter ihm lag und einen Arm um seine Hüfte legte, dass es ihm jetzt schwer fiel einzuschlafen. Wie lange war ein schon wieder Zuhause? Eine Woche? Ein Monat? Er wusste, dass seine Eltern sich Sorgen machten, weil er die meiste Zeit nur schweigend rumsaß oder las. Langsam müsste Hizumi sich aber wieder aufraffen. Was blieb ihm anderes übrig? Womöglich würde er ausreiten, alleine, so wie er fast alles nur noch alleine machte. Nach dem Frühstück ließ er sein Pferd satteln und ritt aus. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, ließ seine Haare wehen, während er gemächlich das kleine Gefühl von Freiheit wieder in sich spürte. Es war nicht annähernd so intensiv wie auf der Bloody Hawk, aber für den Moment reichte es. Für den Augenblick stimmte es ihn glücklich. Da sein Pferd den Auslauf brauchte, ritt er an den Klippen der Insel entlang starrte hinaus aufs Meer und sah nicht allzu weit entfernt ein Schiff. Hizumi brachte seinen Hengst zum Stehen und sah hinüber. Er hatte dieses Schiff häufiger gesehen. Es war die Arctic Chetah. Ob es ein Zufall war? Oder wollte Ricky vielleicht einmal, wenigstens aus der Ferne, seinem Zuhause hallo sagen? Wenn das Piratenschiff nicht zu weit weg gewesen wäre, hätte er vielleicht gerufen oder gewunken, aber so bezweifelte er, dass er die Aufmerksamkeit der Piraten auch nur im Ansatz hätte erregen können. Er hoffte einfach, dass sein Cousin glücklich war, seine Entscheidung nicht bereute und auch gesund war. Danach hatte es ja ausgesehen, als er ihn auf der Insel der hohen Piraten getroffen hatte. Für Ricky freute es ihn. Langsam wendete er sein Pferd und ritt weiter. Ab morgen würde auch wieder sein ganz normaler Alltag von früher weitergehen. Sein Vater hatte ihm vorhin verkündet, dass ein neuer Lehrer da war, um ihn weiter zu unterrichten. Lesen, schreiben und auch rechnen, irgendwie, war kein Problem. Aber gerade bei den Sprachen würde er vieles oder sogar alles vergessen haben. Französisch, Latein und Spanisch. Eine der Sprachen war für ihn schon mehr als genug, aber gleich alle drei. Eine Wahl hatte er nicht. Sollten nämlich 28 Leute aus der Königlichen Erbfolge plötzlich sterben, wäre er der Thronfolger. Nicht das er dazu Lust hätte, aber das war nun einmal sein Schicksal. Jedoch hoffte er, dass das nicht eintreffen würde. Das Königshaus war ihm zuwider. Da gab es noch mehr Intrigen und Klatsch als auf allen Inseln verteilt. Der Alltag hatte ihn wieder. Sein Zeitgefühl hatte wieder eingesetzt. Seit mittlerweile drei Monaten war er wieder Zuhause. Beinahe war es auch so, als wäre er nie auf der Bloody Hawk gewesen, als hätte er niemals Zero, Karyu, Shun und Tsukasa kennen gelernt. Das Thema war Tabu, selbst wenn es um Ricky ging, wurde dieser Inhalt gemieden. Auch wenn Ricky ihnen fehlte, so war er doch nun nichts weiter als ein ausgestoßener der Familie und für viele kaum mehr als eine Erinnerung. Seufzend lief er durch die Stadt und suchte nach einem Geburtstagsgeschenk für seinen Vater. Was schenkte man jemandem der alles hatte und das was er nicht hatte, gar nicht wollte? Für Hizumi ein Ding der Unmöglichkeit. An der Militärakademie erregte etwas seine Aufmerksamkeit, da hingen neue Steckbriefe. Seine Augen weiteten sich, als er diese Näher betrachtete. Von jedem hing dort ein Steckbrief. Tsukasa, Shun, Karyu, Zero, Kirito, Kazuya, Giru und sogar Ricky. Sein Cousin war also nicht nur ausgestoßen worden, sondern stand schon nicht einmal mehr unter dem Schutz der Familie. Ein herber Schlag. Hektisch sah er sich um und riss die Zettel dann alle von den Wänden, versteckte diese unter seinem Hemd, während er davon lief. Auch wenn die gezeichneten Bilder darauf, sicherlich nicht wirklich gut waren, so wollte er dennoch diese Zettel haben. Er wollte sicher gehen, dass er die Gesichter niemals vergaß. In einer kleinen Seitengasse hockte er sich auf den Boden und betrachtete die Bilder sowie die Beträge, die auf die Piraten ausgesetzt waren. Was hatten sie angestellt, dass die Kopfgelder so in die Höhe geschossen waren? „Wenn du nicht aufpasst Hizu, wird man dich noch erwischen! Du solltest wirklich vorsichtiger sein!“, hörte er eine sehr bekannte Stimme neben sich und zuckte zusammen. Sein Körper zitterte leicht, als er sich um sah. Ein Mann stand nicht weit von ihm in einen Mantel mit Kapuze gehüllt da. Gelassen streckte derjenige die Hände hervor, um sich dann die Kapuze vom Kopf zu streichen, sodass er die frechen grünen Augen sah und die Wuschelmähne. „Zero!“, jauchzte er glücklich und warf sich dem Piraten an den Hals. Lachend drückte der Ältere ihn an sich, zog ihn dann aber weiter in die Gasse hinein. Hier war es dunkel, sodass sie niemand wirklich sehen konnte. „Was machst du hier? Es ist gefährlich!“ „Ach Hizu, ich bin Pirat, ich lebe mit der Gefahr. Mach dir keine Sorgen. Zeig mir mal die Steckbriefe, ich bin doch so neugierig.“ Der Pirat lachte und nahm ihm die Zettel aus der Hand, musterte diese interessiert. „Sie treffen immer meine Schokoladenseite, ich müsste dem Zeichner danken“, feixte Zero und gab Hizumi die Zettel wieder. „Was machst du hier, Zero?“ „Ich suche ein paar Kräuter, Shun hat mich darum gebeten, die gibt es wohl scheinbar nur hier. Aber genug davon. Wie geht es dir? Jetzt wo du wieder unter zivilisierten Menschen bist und nicht mehr bei solchem Gesocks wie uns.“ „Ganz gut, alles ist wieder beim Alten, ich bin wieder ein Vogel im Goldenen Käfig“, seufzte er und rieb sich leicht über den linken Oberarm. „Geht es euch allen gut?“, lenkte er deswegen ab. „Ja, es geht uns gut. Shun vermisst dich. Es hat ihm Spaß gemacht mit dir zu kochen und Karyu ist wie immer gelassen, Akira grummelt immer noch und Tsukasa ist der Fels in der Brandung. Obwohl er letztens doch tatsächlich ‚Mutter‘ zu unserer Ma gesagt hat. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, total überrascht. Es war glaube ich das allererste Mal, dass ich gesehen habe, wie unser eiskalter Kapitän etwas rot um die Nase wurde. Das war doch deine Aufgabe sonst.“ „Das freut mich, ich wäre zu gerne dabei gewesen. Hier passiert nichts Spannendes… Weißt du wie es Ricky geht?“ „Deinem Cousin geht es gut. Wir haben letztens mit ihnen einen Coup durchgezogen. Der Kleine ist wirklich ein hervorragender Pirat geworden. Kazuya hat ihm wirklich viel beigebracht.“ Zero drückte ihn an sich und streichelte durch Hizumis Haare. „Mach dir keine Sorgen um uns. Wir sind Überlebenskünstler. Ich muss jetzt aber los, sonst komme ich zu spät. Ich werd alle von dir Grüßen!“ Unbewusst musste Hizumi schniefen, nickte aber. „Danke Zero, pass auf dich auf!“ Der Pirat nickte nur und zog sich die Kapuze wieder über ehe er ging. Schniefend kauerte er sich auf dem Boden zusammen und fing an zu weinen. Er wollte zurück, er wollte wieder bei den Piraten sein. Dort war er frei gewesen und glücklich. Vor allem aber, wollte er zurück zu Tsukasa. Er vermisste diesen sturen Dickschädel, der ihm dennoch irgendwie den Kopf verdreht hatte. Lange saß er dort am Boden, ehe er sich beruhigt hatte und dann nach Hause ging. Ob er wollte oder nicht, es gab für ihn kein zurück. Er war ein Vogel im Käfig und er musste froh sein, dass er wenigstens für ein paar Monate die Freiheit hatte erleben dürfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)