Ein verzwickter Urlaub von Kittykate ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Es war überstanden. April brachte kaum einen Bissen hinunter und so kam es, dass Isabella fast alles aufaß. Je näher er sich der damaligen Unfallstelle näherte, desto schlimmere Ängste stand sie aus. Aber Fireball meisterte das Rennen mit Bravour, auch wenn seine Konkurrenten Steve und Firenzas Tochter, Claudia, ihm schwere Gegner waren. Colt jubelte immer noch. Snowcone blickte verträumt auf den Bildschirm auf dem in Großaufnahme der Red Fury zu sehen war. Joshua und Pierre unterhielten sich über das Kavallerie Oberkommando und die Ausbildung dort, während Sincia immer noch mit den Kindern spielte. Robin ruhte sich aus, denn sie hatte das Autorennen doch für spannender empfunden, als es für eine Schwangere gut war. Mandarin ließ nicht eine Sekunde ihre ärgste Konkurrentin aus den Augen, während Suzie immer noch total fasziniert auf den großen Bildschirm starrte. Saber und Ron unterhielten sich über das Rennen, wobei der Rennboss in einer Tour seinen Stolz auf den Schützling bekannte. Es dauerte bis alle Fahrer im Ziel eintrafen. Dann fand erst noch die Siegerehrung statt, ehe die Gewinner in die Boxen zurück durften. Am Nachmittag fuhr der Red Fury endlich wieder in die Teambox. Kaum stieg der Sieger des Rennens aus, wurde er von seinem Boss, den Mechanikern und seinen Freunden freudig begrüßt. April hielt sich zurück und beobachtete nur. Sie war einfach nur froh, dass er wieder zurück war, dass sich das Drama von damals nicht wiederholte. Fireball stand inmitten seiner Freunde, die ihn alle fast umrannten und ihm nacheinander um den Hals fielen. Er hörte ihnen zu, er lächelte, dennoch hingen seine Augen fest auf der Blondine, die etwas abseits stand und nun mit Sincia und den beiden Kleinen raus an die frische Luft ging. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als ihre Arme um seinen Nacken zu spüren und ihren Körper der sich an seinen presste, aber er gab sich schon mit dem zufrieden wie es war. Sie beide hatten heute den ersten Schritt aufeinander zu getan. Sie mussten jetzt nichts überstürzen. Es stand noch eine ganze Woche gemeinsamer Urlaub bevor. Genug Zeit um sich richtig auszusprechen. Er lenkte seine Gedanken wieder zu den Fragen seiner Freunde, die ungeduldig nachhakten, wie es ihm während der Fahrt ging. Natürlich hatten sich auch Colt und Saber gesorgt, denn der Unfall damals hatte sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Bis zu diesem Tag trug keiner von ihnen ernsthafte Verletzungen aus einem Kampf davon. „Ich muss ehrlich sagen, vor der Unfallstelle hab ich leichten Bammel bekommen. Erst als ich die Stelle hinter mir hatte war alles gut und ich hab mich nur noch aufs Gewinnen konzentriert.“ Das Team zog sich kurzerhand zurück für die Nachbesprechung. Nachdem auch das Gespräch mit Ron und den Mechanikern endlich vorbei war, trat Fireball, inzwischen wieder umgezogen, aus der Teambox und traf seine Freunde, die an der frischen Luft warteten. Sie alle standen um zwei andere Fahrer. Claudia Firenza und Steve Gordon, wobei der Australier immer noch April schöne Augen machte. „Da bist du ja endlich“, grinste Colt seinen besten Freund an. Wir haben uns schon gefragt, wo du bleibst.“ „Sorry, die Teambesprechung hat ein wenig länger gedauert“, antwortete der Wuschelkopf. Er begrüßte Claudia und Steve kurz, denn er hatte bereits das Vergnügen sie heute schon ein paar Mal zu sehen. „Wollen wir?“ Saber nickte. „Ja, aber wir haben beschlossen noch Essen zu gehen.“ „Hier gibt es doch dieses nette Lokal, wisst ihr nicht mehr?“ Colt grinste von einem Ohr zum anderen, aber April nahm ihm den Wind aus den Segeln. „Du hast deine schwangere Frau dabei, Kuhtreiber. Die hübsche Kellnerin ist tabu.“ „Colt!“ Robin hatte geahnt, dass eine Frau dahinter steckte, denn sonst merkte sich ihr Cowboy nie etwas. „Das ist längst vergessen, Schatz“, beruhigte Colt seine Holde sofort wieder. Dabei funkelte er April noch mal wütend an. „Wenn sie überhaupt noch dort arbeitet“, mischte sich auch Fireball an. Ja, ihm hatte damals die Kellnerin auch gefallen, aber als Gentleman, der er nun mal war, ließ er dem älteren Kollegen den Vortritt. Sie entschieden sich das Lokal an der Hauptstraße aufzusuchen. „Dann lasst uns gehen, ich habe Hunger“, grinste Joshua alle an, legte seinen Arm um die Schulter seiner Freundin und ging gemeinsam mit Pierre voran. Steve hob Aprils Tochter auf seine Schultern und folgte mit April fröhlich schwatzend den Teenager. Saber trug Matthew auf den Armen und ging zwischen Suzie und Sincia, Robin und Colt nach. Eigentlich wollten sie alleine Essen gehen, ohne die Rennfahrerkollegen. Aber Steve ließ sich nicht abwimmeln und somit luden sie auch Claudia ein sie zu begleiten. Mario Firenzas Tochter ging mit Fireball und Mandarin und bildete das Schlusslicht der Gruppe. Die Rothaarige stieß ihren Freund an. „Schon mal an diese Option gedacht?“ Sie deutete auf Steve und April. „Du meinst…“, Fireball bekam große Augen. War das möglich? Claudia aber unterbrach seine Gedankengänge. „Donnerwetter, bei euch hat sich ja einiges in den letzten Jahren ergeben. Plötzlich haben drei von euch Kinder, na ja, das eine ist ja noch unterwegs, aber trotzdem.“ Sie blickte Fireball an. „Ist Steve der Vater? Er hat nie etwas erzählt.“ Fireball stockte der Atem. Ausgerechnet Steve? Das Problem war eindeutig, dass er es sich sogar noch vorstellen könnte. Saber und Colt schieden aus, das wäre absoluter Schwachsinn, aber dass der ehemalige Rennfahrerkollege dahinter stecken könnte… nein, der Gedanke gefiel ihm absolut nicht. Mandy stimmte zu. „April hat auch nie ein Wort über den Vater des Kindes verloren.“ Mehr als genervt zischte Fireball. „Hört jetzt auf, alle beide!“ Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Sie suchten das nahe gelegene Restaurant auf, wobei sich der heutige Sieger klein machen musste, denn jeder der ihn auf der Straße sah, wollte ein Autogramm oder ihm die Hand schütteln und persönlich gratulieren. Es wurde für den Rennfahrer schwierig mit seinen Freunden mitzuhalten. Zu spät entdeckte er die als Passanten getarnten Reporter, die an der Straße entlang in Lauerstellung warteten um einen Schnappschuss der Rennfahrer zu erhalten. Seine Augen wurden groß vor Besorgnis. April ging neben Steve, Isabella saß auf seinen Schultern. Wenn das nicht mal für die Reporter ein gefundenes Fressen war. Er eilte zu Saber und Colt. „Reporter!“ Sofort verstand der Cowboy und holte den Australier ein. Er hielt ihn zum stehen bleiben an und nahm ihm Isabella ab. Der Rennfahrer verstand erst nicht, doch im nächsten Moment waren sie von den Reportern mit ihren blitzenden Fotoapparaten eingekreist. Saber schützte das Gesicht seines Sohnes vor der aufdringlichen Meute, während Colt seinen Cowboyhut vom Kopf zog und ihn Isabella aufsetzte. Das Mädchen blickte sich viel zu neugierig um, und der Hut rutschte ihr sofort über den Kopf bis auf die Nase. Ohne auf die vielen Fragen der Reporter einzugehen, beeilten sie sich in das angestrebte Lokal zu kommen. Um sie herum herrschte das reinste Blitzlichtgewitter und ein lautes, wirres Stimmenchaos. „Die Star Sheriffs. Sie haben inzwischen Familie. Saber Rider, wie ist es Vater zu sein?“ – „Ist das Mädchen tatsächlich die Tochter von Mister Gordon und Miss Eagle?“ – „Mister Gordon, wieso haben Sie nie Ihre Familie erwähnt?“ – „Mister Gordon, wie geht es beruflich bei Ihnen weiter? Werden Sie sich aus dem Renngeschäft zurückziehen und die Zeit Ihrer Familie widmen?“ – „Miss Firenza, wie fühlen Sie sich heute? Sie sind immerhin zweite geworden.“ – „Fireball, Sie haben wieder ein Rennen gewonnen. Werden Sie sich auch den Titel des All Galaxy Grand Prix holen?“ Eine Frage nach der anderen prasselte auf die Gruppe ein. Robin wurde sofort an die Zeit nach dem Krieg erinnert. Anfangs wurden sie tagtäglich von den Reportern belagert und sie war froh, als dies allmählich nachließ. Mandarin, Suzie und Sincia waren einfach nur geschockt. Suzie war erleichtert, dass Pierre mit Snowcone und Joshua schon vorausgegangen war und sie nun nicht auch noch der Presse ausgeliefert waren. Wobei die hochgeschossene Blondine eher den Verdacht hatte, dass die Reporter auf die Star Sheriffs und die Rennfahrer fixiert waren. Sincia, Robin, Mandy und sie selbst waren für die die Presse unwichtig, da sie weder berühmt noch bekannt waren. Jeder von ihnen ging verstummt weiter. Die Lippen fest aufeinander gepresst um sich nicht zu einer unbedachten Aussage verleiten zu lassen. Snowcone wartete bereits im Lokal, während Josh die Tür aufhielt und Pierre verdutzt den Menschenauflauf betrachtete. Wenig später schafften es alle zum Eingang. April schnappte sich Pierre und schob ihn in das schützende Gemäuer. Nacheinander folgte der Rest. Zu guter Letzt folgte Josh, doch nach ihm wurde Tür wieder aufgerissen und einige der Reporter drangen in das Lokal ein. Sofort eilten einige der Kellner zu ihnen und stellten sich in den Weg. Nach einem kurzen Gespräch mit den prominenten Gästen, trat der Inhaber des Lokals auf die Reporter zu und wies auf die Türe, drohte sogar mit der Polizei. Endlich verschwanden sie hinaus und Ruhe kehrte ein. Doch die Reporter würden ihre Arbeit nicht gut machen, wenn sie jetzt aufgaben. Nein, sie postierten sich weitläufig um den Eingangsbereich herum. Irgendwann mussten die Star Sheriffs, wie auch die Rennfahrer wieder herauskommen. Nacheinander gingen sie durch eine Tür in ein Hinterzimmer. Dieses hatte keine Fenster, sondern wurde nur mit Licht erhellt. Sie schoben sich die Tische zusammen und setzten sich drum herum. „Ich hatte sie fast wieder vergessen“, bemerkte April genervt. „Sie haben mich damals verfolgt. Jeden Tag lauerten sie vor dem Oberkommando herum. Wenn ich in der Stadt einkaufen war, gingen sie mir nach.“ Robin nickte. „Ja, so ging es uns auch.“ Die schwarzhaarige Sincia blickte die beiden überrascht an. „Uns haben sie nicht verfolgt.“ Saber, der Matthew auf seinen Schoß sitzen hatte, lächelte seine Frau an. „Wir sind auch erstmal in den Urlaub geflogen. In die Highlands hätten sie sich niemals getraut.“ Suzie beschäftigte allerdings eine ganz andere Frage. „Wie hast du vor ihnen die Schwangerschaft verbergen können?“ April fühlte alle Augenpaare auf sich. Nur Isabella, die zwischen ihr und Robin saß, spielte mit der Tischdecke. „Anfangs sah man mir die Schwangerschaft nicht an. Als sich der Bauch nicht mehr verstecken ließ, war ich wieder in Vergessenheit geraten.“ Und sie war gar nicht mal so traurig über diese Tatsache. Colt nickte. „Wir waren auch nur für wenige Monate interessant. Dann ebbte es zum Glück wieder ab.“ Fireball staunte. Er war es gewohnt mit der Presse zu leben und schaffte es auch sie komplett aus seinem Leben auszublenden. Dass seine Freunde auch so belagert wurden, hörte er zum ersten Mal. Eine hübsche braunhaarige Frau trat heran und nahm die Bestellungen auf. Als sie wieder ging, flüsterte Robin: „Bei welcher Kellnerin wurde mein Cowboy schwach?“ „Bei der“, antwortete April ihr ebenso leise. Robin blickte dem knackigen Po, in dem viel zu kurzen Kellnerinnenkostüm nach und seufzte. Da durfte sie dem Cowboy ja nicht einmal böse sein. Sie war wirklich sehr hübsch anzusehen. „Sie arbeitet hier immer noch. Vielleicht sollte ich mich ihr mal vorstellen“, grinste Fireball. „Du bist ja schließlich vergeben, Partner.“ Es machte nach all den Jahren immer noch Spaß den Cowboy aufzuziehen. „Nein“, knurrte der Angesprochene, darauf bedacht, dass Robin nichts hörte. „Du lässt schön deine Fingerchen bei dir.“ Er betrachtete seine Frau, ehe die blauen Augen zu April glitten. „Kümmere dich zuerst mal um unsere Prinzessin und kläre die Missverständnisse auf.“ „Das hatte ich sowieso vor“, behauptete Rennfahrer und wandte sich wieder ab. Ihm schmeckte es nicht, dass sein bester Freund sich einmischte. Es ging ihn absolut nichts an, was zwischen ihm und April vorgefallen war. Der Nachmittag verging fröhlich schwatzend. Nach dem sie gegessen und die Rechnung beglichen hatten, beschlossen die Urlauber wieder ins Ferienhäuschen zu fahren. April gab Steve ihre vorläufige Anschrift und stand mit dem Rest zusammen auf. Saber stand bereits beim Chef des Lokals und dieser deutete auf einen zweiten Ausgang. Grinsend kam er zu seinen Freunden zurück. „Wir können über den Hinterausgang raus. Lasst uns verschwinden.“ Alle zusammen verließen sie das Lokal und gingen gemeinsam zurück zur Rennstrecke. Sie kamen über mehrere Nebenstraßen wieder zurück auf die Hauptstraße und wenig später erreichten sie die gemieteten Autos. Sie schafften es tatsächlich ein weiteres Aufeinandertreffen mit den Reportern zu vermeiden. Auf dem Parkplatz trennten sich die Wege. Claudia würde mit ihrem Team morgen abreisen und Steve verabschiedete sich bis Montag zur Strandparty. Wieder teilten sich die Freunde auf und gemeinsam fuhren sie mit den Autos zurück. Es dämmerte bereits, als sie das Häuschen erreichten und schon begannen Fireball, Colt, Josh und Pierre das Lagerfeuer aufzuschichten und anzuzünden. Robin, Sincia und April bereiteten die Spieße vor und holten Würstchen und Marshmallows aus den Küchenschränken heraus. Saber und Snowcone stellten die Stühle und die Bank von der Terrasse in den Sand um das Lagerfeuer auf. Mandarin und Suzie bereiteten große Decken in den Sand, falls sich jemand hinlegen oder in den Sand setzen wollte. Nach weiteren zwei Stunden, brannte das Lagerfeuer richtig schön und sie alle saßen um das Feuer und grillten ihre Würstchen. Isabella saß auf dem Schoß ihrer Mutter und hielt einen Spieß mit einem Marshmallow in die Flammen. Immer wieder holte sie ihn raus um zu sehen, ob sie den Schaumstoffball jetzt essen konnte, doch Colt erklärte ihr, dass er sich erst karamellisieren müsste um den besten Geschmack zu entfalten. Nach dem die Kleine ungeduldig wurde, stapfte sie zu dem Cowboy und reichte ihm den Spieß. Sie setzte sich zu ihrem Onkel Colt auf den Schoß und gemeinsam starrten sie in das Feuer und warteten. Saber blickte seine Freunde an: „Eigentlich sollten wir uns jetzt Geschichten erzählen.“ Ohne groß eine Antwort abzuwarten, begann er von einem ihrer Abenteuer zu erzählen. Es war das erste was ihm in so einer Situation einfiel. Am Ende blickte er in die Augen seiner Gefährten. „Könnt ihr euch noch an die Wildpferde erinnern, die durchdrehten und die Stadt angegriffen haben?“ „Nur Castor konnte sie mit seinem Banjo zähmen“, mischte sich April ein. „Niemand ahnte auch, dass die Outrider ihre Finger im Spiel hatten“, stimmte der Cowboy zu. Nun gab er auch eine Geschichte zum Besten. So verbrachten sie den ganzen Abend und erzählten ihren Freunden von ihren Abenteuern. Letztendlich erfuhren auch alle wie die Star Sheriffs wann wen kennen lernten. Das Feuer brannte langsam ab. Es war spät in der Nacht. Viele Erinnerungen beschäftigten die Star Sheriffs und ihre Freunde. Matthew war auf Sincias Schoß eingeschlafen. Saber lächelte seine Frau verliebt an, stand schließlich auf, verabschiedete sich für die Nacht und trug den kleinen Mann in ihr Zimmer. Sincia folgte ihrem Mann. Colt, in dessen Armen Isabella schlief, lächelte April an und ging mit ihr und Robin ebenfalls ins Haus hinein. Suzie und Mandarin räumten mit den Teenagern die Stühle und Bänke zurück, klopften die Decken ab und zogen sich nach getaner Arbeit auch in ihre Zimmer zurück. Fireball blieb noch sitzen um das Feuer zu bewachen, bis er sicher sein konnte, dass die Flammen ungefährlich waren. Er verabschiedete alle für die Nacht und war froh noch ein paar Minuten allein sein zu können. Er musste seine Gedanken sortieren. Beim Frühstück, welches erst spät stattfand, da sie alle sehr spät ins Bett sind, saßen sie wieder fröhlich plappernd zusammen. Sie wollten heute wieder einen schönen und faulen Strandtag erleben. April hatte aber andere Pläne. Während die Runde sich auflöste und April nur noch mit Isabella, Robin, Saber, Colt und Fireball am Tisch saß, verkündete sie: „Ich wollte mit Isabella spazieren gehen.“ Isabella blickte ihre Mutter an. „Ich will aber hier bleiben, Mami.“ Robin nickte der Kleinen zu. „Du kannst unbesorgt sein, ich passe auf sie auf.“ April haderte mit sich, doch dann lächelte sie dankbar. Sie freute sich schon auf einen Spaziergang und wenn ihre Tochter wirklich bei ihren Freunden blieb, dann konnte sie sogar weiter laufen, als ursprünglich gedacht. „Gut“, stimmte April zu, „aber du hörst auf Robin und bist artig.“ „Ja“, versprach Isabella strahlend. Denn sie wollte mit Snowcone, Josh und Pierre Ball spielen. Das hatte das blauhaarige Mädchen ihr gestern schon versprochen. Robin stand auf und ging mit Isabella ins Haus um sie für den Strand umzuziehen. „Alleine gehst du nicht“, bestimmte Colt plötzlich. April starrte ihn an. Ihre Augen verfinsterten sich. „Warum nicht?“ „Viel zu gefährlich“, erwiderte der Cowboy starrsinnig. als April sich auch auf den Weg machen wollte. Die Blondine schnappte nach Luft. „Ach ja? Und was bitte sollte mir passieren?“ „Das weiß man nie vorher“, gab Colt stur wieder. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie einem Triebtäter zu begegnen, oder ein plötzlicher Outriderangriff…“ „Klar“, keifte April ironisch. „Die Welt ist ja so schlecht und böse!“ Saber der ahnte worauf der Cowboy hinaus wollte, stimmte plötzlich zu. „Colt hat Recht. Eine junge Frau sollte nicht alleine herumlaufen. Zu deiner Sicherheit wird dich jemand begleiten.“ Überrascht von Sabers Worten schnappte April nach Luft. „Und wer soll das sein?!“ Ihr gefiel nicht wie die beiden redeten, doch bevor sie nur einen Gedanken in Erwägung ziehen konnte, antwortete Colt: „Der Turbofreak!“ „Ich?!“ Fireball sprang erschrocken auf. Nur weil sie gestern einen Schritt auf einander zu getan hatten, hieß das noch lange nicht, dass er für eine Aussprache mit der Blondine bereit war. Ihm graute davor mit ihr allein zu sein. Diesen Spaziergang würde er nie und nimmer überleben. „Leute, April ist wirklich alt genug“, widersprach er, aber an Colt und Sabers Blicken erkannte er, dass sie keinen Widerspruch duldeten. „Nichts da. Ihr beide geht zusammen, oder ihr bleibt da“, verkündete Colt streng. „Du bist nicht mein Vater“, fauchte April wütend und stapfte die Veranda hinunter und ging zum Meer. Saber schickte Fireball nach. „Los, geh schon und pass auf unsere Prinzessin auf.“ Mürrisch fügte sich der Rennfahrer in sein Schicksal und folgte der Blondine. Mandarin trat heraus und sah, wie Fireball ging. „Wo geht er hin?“ Colt blickte Saber an. „Er wollte allein sein“, antwortete der Cowboy. Saber erkannte, dass der Sterncaptain ihm am liebsten nachgerannt wäre, doch er beruhigte sie: „Er stellt nichts an, versprochen!“ Auch wenn sie den Verdacht hatte, dass die zwei ihr etwas verschwiegen, so stimmte sie zu und kehrte wieder ins Haus zurück, um sich für ihren Strandtag in ihren Bikini zu schmeißen. Sie nahm sich fest vor den Rennfahrer mit all ihren Reizen rumzukriegen. Nur wusste sie noch nicht, dass sie ihn später gar nicht am Strand auffinden würde. Ungeachtet ihres Aufpassers lief April den Strand entlang. Längst hatte sie sich ihrer Schuhe entledigt und tapste barfuss im Sand. Zum einen war es einfacher zu gehen, zum anderen konnte sie ein schnelleres Tempo aufnehmen. Ihr Spaziergang, den sie in Ruhe genießen wollte, stellte sich als Qual heraus. Sie wusste nicht einmal über was sie mit ihm reden sollte. Es gab keine gemeinsamen Gesprächsthemen außer der Vergangenheit und darüber wollte sie nicht mit ihm sprechen. Auch wenn ihr Gewissen seit gestern an sie appellierte ihm die Wahrheit zu sagen, ihr Herz weigerte sich. Ihr Verstand wusste, dass er auf seine Rechte bestehen würde, ihr Herz ahnte, dass er den Kontakt nur zu ihr wahren würde um seinen Pflichten nachkommen zu können. Sie fühlte sich beidem nicht gewachsen. Zudem war die Angst zu groß vor seiner Reaktion. Er war ein Hitzkopf, schon immer gewesen, und sie glaubte nicht, dass das aufbrausende Gemüt sich genau in dem Moment der Wahrheit abkühlen ließ. „April“, wiederholte Fireball bestimmt zum dritten Mal. Im Laufen zog er sich die Schuhe aus um sie dann mit einem kurzen Sprint endgültig einzuholen. „Du kannst nicht ewig vor mir weglaufen“, warf er ihr brummig vor, als er sie eingeholt hatte. „Ich laufe nicht vor dir weg“, erwiderte sie barsch. „Ich versuche meinem Aufpasser zu entkommen.“ „Das kommt aufs gleiche raus“, erinnerte er sie missmutig. Schweigend gingen sie eine ganze Weile nebeneinander her. Irgendwann wurde ihm ihr Verhalten zu blöd. „Haben wir uns denn gar nichts mehr zu sagen?“ „Wie du siehst“, antwortete sie. Fireball gefiel ihre abweisende, kühle Art nicht. Sicher er hatte Fehler gemacht, aber April konnte ihm doch nach so langer Zeit noch immer nicht verziehen haben. Das war absurd. „Wir sind mal gute Freunde gewesen.“ April blickte plötzlich auf. „Richtig, wir waren es mal vor langer Zeit.“ „Wieso bist du so nachtragend?“ Sie blieb so abrupt stehen, dass Fireball erst noch ein paar Schritte ging, ehe er merkte, dass sie nicht mehr neben ihm war. „Ich … nachtragend?“, wiederholte sie überrascht. „Früher bist du nicht so gewesen“, behauptete er. Er sah sie herausfordernd an, dennoch fand April Wärme in seinen Augen. „Früher ist ebenso lange her“, knurrte sie bissig. Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust, denn sie spürte, wie ihr Körper und ihr Herz auf ihn reagierten. Es war genau diese Situation, welche sie vermeiden wollte. Sie fühlte sich nicht mehr stark genug ihm gegenüber zu treten. „April, meinst du nicht auch dass es Zeit wird darüber zu sprechen? Du hast eine schwere Zeit hinter dir und es tut dir auch gut dich jemanden anzuvertrauen. Du bist für mich immer noch eine Freundin.“ „Vielleicht sollten wir eher mal auf das zu sprechen kommen, was du getan hast“, erwiderte sie wütend. Doch im nächsten Moment biss sie sich auf die Lippen. Sie war dabei sich geradewegs selbst ans Messer zu liefern. Na wunderbar… „Wie meinst du das?“ Ihm behagte nicht, worauf sie hinaus wollte. Seine braunen Augen ruhten auf ihrem Gesicht, obwohl sein Herz anfing wie wild zu rasen. „Du bist einfach verschwunden. Hast dich nicht mal verabschiedet“, hielt sie ihm vor. „Freunde tun so etwas nicht!“ Innerlich aufatmend, denn sie hatte gerade so noch mal das Ruder herumgerissen. Er konnte ihr nicht sagen, was ihn damals dazu bewogen hatte. Er entschied sich das Thema in ein seichteres Gewässer zu lenken. „Du wusstest doch, dass ich die Star Sheriffs verlasse. Es stand nie zur Debatte ob ich nach einem Sieg im Oberkommando bleibe.“ „Trotzdem hättest du dich auch zwischendurch mal melden können!“ Sie schnaubte. „Ich habe von Saber und Colt erfahren, dass du sie hin und wieder besucht hast, dass du mit ihnen, wenn auch selten aber doch dann und wann, Kontakt hattest.“ Fireball haderte mit sich. Ihre Vorhaltungen waren berechtigt. Er hätte sie in den letzten Jahren besuchen müssen oder sich mal melden sollen. Aber er wusste nicht, was er ihr sagen sollte. „Ich habe den beiden gesagt, dass du auch kommen sollst!“ April erinnerte sich daran, wie jedes Mal einer der beiden sie anrief um sie auch einzuladen. Aber sie traute sich nicht ihm unter die Augen zu treten, darum sagte sie ab und schob als Ausflüchte irgendwelche wichtigen Geheimprojekte vor. Sie fürchtete sich vor den Konsequenzen. Je länger sie ihm auswich, desto sicherer fühlte sie sich in ihrer Entscheidung ihm nichts zu sagen. Sie begann zu zittern. Ängstlich stellte sie sich der Wahrheit. Ihre blauen Augen blickten direkt in seine braunen Augen. „Und was war damals… das mit uns?“ Den letzten Teil hauchte sie kaum hörbar. Sie ängstigte sich vor dem was sie zu hören bekam. Fireball erstarrte innerlich. Sein Herz begann sich schmerzhaft zusammen zu ziehen. Wenn er ihr die Wahrheit sagen würde… Nein, das schaffte er nicht. Er müsste sich dieser erst selbst stellen, sich seinen Gefühlen stellen. Auch wenn es ihn mehr schmerzte als sonst etwas auf der Welt, antwortete er: „Das war nur eine Nacht!“ Er wandte seine Augen von ihr ab. Er konnte sie nicht mehr ansehen. Sein Herz zersprang, schon allein bei dem Gedanken an seine folgenden Worte, in tausend Teile. „Herrje, April, als wenn du dich noch nie für eine Nacht gehen hast lassen.“ Aprils Herz zerbrach und jedes seiner Worte war wie ein Messerstich um die einzelnen Stücke in noch kleinere Splitter zu zerteilen. Tief in ihrem Inneren kannte sie die Antwort bereits. Er hatte sich nicht geändert. Sie wusste von Anfang an worauf sie sich einließ. Nur jetzt, die Wahrheit aus seinem Mund zu hören, riss es ihr den Boden unter den Füßen weg. Sie schluckte bitter, spürte wie ihr Körper unter der Last der Wahrheit zusammenbrach. Tränen stiegen in ihr auf. Alles woran sie geglaubt hatte, schwamm dahin. Sie mochte ihn. Seit er diesen Unfall auf Funorama hatte, merkte sie, dass er viel mehr als ein Freund war. Sie hatte sich in diesen Mann verliebt. Sie liebte seinen Hitzkopf, seinen Starrsinn, seine Haare, die immer so durcheinander fielen, sein Lächeln, seine Augen… Sie hatte sich komplett blenden lassen von ihren Gefühlen. April war dumm und töricht gewesen. Hatte sie sich wirklich eingebildet er hätte Interesse an ihr? Er stand ihr in der schweren Zeit auf Ramrod bei, half ihr über die Sorge um ihren Vater hinweg zu kommen. Er war immer nur ihr bester Freund gewesen, nie mehr als das. Sie kämpfte um ihre Beherrschung. Es dauerte, aber sie gewann sie zurück. Sie unterdrückte ihre Tränen und funkelte ihn wütend an. „Sicher, sonst wäre ich ja nach wie vor kinderlos!“ Fireball zuckte unter ihren kalten Worten zusammen. Er traute sich kaum aufzusehen. April würde ihm ansehen, wie schlecht er sich fühlte. Sie konnte schon immer tief in seine Seele sehen. „Wer ist Isabellas Vater, April?“ Er musste es wissen. „Nur so einer wie du“, fauchte sie. Sie hatte niemals ein Wort darüber verloren, weil sie Angst vor ihm hatte. Und ihr Entschluss stand fest. Sie würde auch jetzt und in Zukunft kein Wort mehr darüber verlieren. Mit großen Augen betrachtete er sie. Also war sie doch mit dem Rennfahrer… Bilder von ihr und Steve schoben sich vor sein inneres Auge. Er wollte es sich nicht vorstellen, wollte nicht sehen wie sie sich dem Australier in völliger Ekstase hingab. April sah in sein Gesicht, das zu einer Maske erstarrt war. Sie konnte nichts in ihm erkennen. „Isabellas Vater wird nie von ihm erfahren“, sprach sie kalt aus, um sich auch selbst die nötige Entschlossenheit einzuhämmern. „Wie schon gesagt: Sie entstand in einer Nacht, in der ich mich habe gehen lassen!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und stapfte durch den Sand zurück. Sie verfluchte sich im selben Moment, dass sie nicht durch die Ortschaft gegangen war, denn dann könnte sie davon laufen und ihre aufgewühlten Gefühle ablenken. Schnell hatte auch Fireball sie wieder eingeholt. Wenn sie ohne ihn zurückkam, würden Saber und Colt ihm den Kopf abreißen. Aber er war nicht mehr in der Stimmung und schon gar nicht mehr in der Lage mit April ein Wort zu wechseln. Er war dankbar, dass sie ihn anschwieg und ignorierte. Es gab viel zu viel zu verarbeiten und die Sache mit ihr und Steve schmeckte ihm überhaupt nicht, stieß ihm sogar sehr bitter auf. Mandarin, Josh, Suzie, Pierre, Colt und Saber spielten Beachvolleyball, während Snowcone mit Isabella, Sincia und Matthew im Sand buddelte. Robin saß auf der Veranda im Schatten und genoss ihren Urlaub. April und Fireball kamen zurück. Die Gewitterwolken, die über den beiden hingen konnte man deutlich spüren. Verwirrt und besorgt tauschten die beiden männlichen Star Sheriffs einen Blick aus. April stürmte ohne ein weiteres Wort ins Haus, während Fireball sich abwandte und zum Meer hinab ging. Langsam trat er in die kühlen Fluten, schmiss seine Schuhe in den Sand, zog sein Shirt über den Kopf und warf dieses zu seinen Schuhen. Im nächsten Moment sprang er ins Wasser und schwamm gegen die Wellen an. Er musste sein Temperament zügeln, sein Gemüt abkühlen. Zum Glück hatte er an diesem morgen vor dem Frühstück seine Badeshorts angezogen. Wobei es ihm egal gewesen wäre, was er angehabt hätte. Er war so aufgebracht, dass er selbst mit normalen Klamotten ins Wasser gesprungen wäre. Besorgt folgte Mandarin ihm und sprang ebenso ins Wasser, sie schwamm ihm nach, wusste sie doch nicht, was der Freund vorhatte. Saber und Colt starrten den beiden nach. Der Cowboy blickte zur Terrasse, aber Robin war verschwunden. Bestimmt würde sich seine Frau um die Freundin kümmern. Alle anderen gingen verwirrt ihren Tätigkeiten wieder nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)