Der Wind von KFutagoh89 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es ist tiefe finsterer Nacht. Ich kann nichts sehen. Überall ist dieses Schwarz und sonst nichts anderes. Nicht viel mehr, nicht viel weniger, als reine Dunkelheit. Doch Schritt für Schritt verschwindet die Finsternis. Die restlichen, dunkelgrauen Wolken ziehen vorbei. Es regnet. Erst jetzt bemerke ich das Funkeln aus allen Richtungen. Einzelne Wassertropfen fließen von den Blättern der Bäume und Gräser herab. Sie wirken fast wie einzelne, tausende kleine Perlen. Sie funkeln in ihrem Aquamarinen Farbton, der das Grün der Pflanzen und das Blau des Wassers harmonisch vereinigt. Wie auf der Suche nach etwas Unbekannten fließen sie von ihrem alten, bekannten Platz. Nach und nach sinken sie tiefer, bis sie nichts mehr hält und nur noch der freie Fall bleibt. Nur der Boden wartete auf sie. Er nimmt sie nach ihrem kurzen Leben in sich auf. Kleine Splitter zerstreuen sich für einen kurzen Augenblick. Sie werden sanft von einer unsichtbaren Kraft davon getragen. Nichts bleibt mehr von ihnen übrig. Allein die Erinnerung ist das Einzige, was bleibt. Dieses Schauspiel wiederholt sich. Stetig. Ohne Halt. Ohne jegliches Stoppen. Ich lehne mich an eine große Eiche. Ihr Kronendach hat mich vor dem Wetter geschützt. Trotzdem überzieht die Nässe auch meinen Körper. Die Kleidung, das blonde Haar, einfach alles wird von diesem Element beherrscht. Als die dunklen Gewitterwolken verschwinden, zeigt sich das große Himmelszelt. Die Sterne funkeln wie Diamanten am königsblauen Firmament. Als Zentrum des Lichts präsentiert sich die silberne Vollmondscheibe. Allein seine Anwesendheit erhellt das verschlafene Areal. Ich blicke auf und betrachte den Himmelskörper. Die Sonne der Nacht zieht mich in ihren Bann. Die Erinnerung aus der Vergangenheit. Einer Vergangenheit voller Freude, Trauer und Schmerz lebt wieder auf. Ich sehe dein Gesicht. Dein glückliches, lachendes Gesicht. Dein Haar weht sanft im Wind. Dein saphirblaues Augenpaar strahlt voller Lebensfreude. Meine Augen schließen sich. Können den Anblick einfach nicht ertragen. Doch die aus ihnen fließenden Tränen können sie nicht verbergen. In dünnen Linien ziehen sie sich an meinen Wangen herab. Ein Tränenbächlein. Ein kleiner Fluss des Schmerzes. Dem Schmerz des bitteren Verlusts. Ich erinnere mich. Allein du beherrscht meine Gedanken. YOU LIVE BY THE MOON AND THE STARS IN THE NIGHT A GHOST IN A STORM ... Das Rauschen des Windes umspielt mein Gehör. Er erzählt mir diese Geschichte. Eine Geschichte, die nur von dir handeln kann. Es ist wahr. Du bist wie ein Geist. Nicht einer, der nachts uns Menschen mit seinem Erscheinen erschreckt. Es ist ein Geist, der nur durch den Wind lebt. Ein Leben, welches von deinem bisherigen sich völlig unterscheidet. Trotz deiner Einstellung und Lebensphilosophie, die nichts anderes als Arbeit, Geld und Macht kennt, liebst du die Bescheidenheit der Natur. Zu ihr hat es dich immer gezogen. Vor allem die Nacht. Eine solche Nacht wie heute. Alles ist so still und ruhig. Nur der Gesang des Windes erfüllt diese Tageszeit mit Leben. THE WIND AND THE RAIN AND THE CLOUDS AND THE TREES ARE SINGING YOUR SONG ... Ich höre ihn. Ich spüre ihn. Ich verstehe ihn. Den Wind. Diese bewegende Luft. Er treibt die Wolken an. Lässt Regen und Blätter nach seinen Willen tanzen. Dieses Naturphänomen ist einfach ungreifbar. Und trotz dieser Tatsache kann ich sein Lied vernehmen. Ein Lied, welches mich nur an dich erinnert. Nicht nur mich beeindruckt der Wind. Er hat auch in einer geheimnisvollen Weise dein Leben bestimmt. Ein Leben voller Triumphe und Niederlagen. YOU ARE THE SON OF THE WIND NON ARE OF FREEDOM ... Verbundenheit mit der Natur. Ausgerechnet mit den Wind. Welche Bedeutung soll es nur haben? „Sohn des Windes“. Diese Worte. Dieser Titel. Kann ein nicht menschliches Wesen, ein Wesen, was nicht mal ein Wesen ist, einen Sohn haben? Wieso höre ich das? Was veranlasst mich, bei Nässe und Kälte den Klängen des Windes zu lauschen? Ich erkenne mich selbst nicht mehr. Und doch kenne ich die Antwort. Eine Antwort, die nicht eindeutiger sein könnte. Es geht nur um dich. Einzig und allein um dich. THEY HUNT AND THEY CHASE AND THEY SEEK TIL THEIR DONE (YOUR SOUL) YOUR SOUL CAN’T BE WON ... Ein Blitz durchzuckt mich. Bilder der Vergangenheit spielen sich vor meinem inneren Auge ab. Ich sehe dich. Wie du gejagt wirst. Gejagt von dir selbst. Deinem Stolz und deiner Unfähigkeit. Einer Unfähigkeit, die dich hindert, mich zu lieben. Ein regelrechter Zweikampf, den du allein führst. Doch erst jetzt verstehe ich, dass dieser Kampf niemals gewonnen werden kann. YOU ARE THE SON OF THE WIND NON ARE OF FREEDOM ... Wieder diese Betitelung. Was soll „Sohn des Windes“ nur bedeuten? Welcher Bezug hat dieser Name zu dir? Doch eins kristallisiert sich heraus. Du bist niemals frei. Nicht in deinem Lebensstil. Nicht durch deinem angeborenen Charakter. Niemals durch die Tatsache, dass du mich nicht offen und ehrlich lieben kannst. THE WIND (THE WIND) AND THE RAIN AND THE CLOUDS AND THE TREES, ARE SINGING YOUR SONG ... Unaufhörlich ertönt diese Melodie. Ich bekomme eine Gänsehaut. Ist die Eiseskälte, die mich umgibt, daran schuld? Oder sind es die Zeilen dieses Liedes, die mich so berühren? Vielleicht ergänzen sich die beiden Gründe gegenseitig. Der Luftstrom fließt durch die Blätter der Eiche. Das Rauschen ist unverkennbar. Die Wasserperlen auf dem Blattgrün tropfen auf mich herab. Die Natur vermittelt mir dieses Lied. Regen, Wolken und Bäume stimmen in diesen Gesang, die der Wind vorgibt mit ein. Die Bilder, die ich dadurch sehe, werden immer klarer. Wieder sehe ich dich. Dein Abbild zeichnet sich erneut im Vollmond ab. Nun kehrt die letzte Erinnerung in meine Gedanken zurück. Ich betrachte dich. Nur dich. Ich kann meinen Blick nicht von dir abwenden. Du liegst im Bett. Dein Gesicht ist blass. Jegliche Farbe ist aus ihm gewichen. Wo ist deine Stärke und Lebensfreude geblieben? Du bist nicht mehr du selbst. Mein Herz zerreist förmlich bei diesem Anblick. Trotzdem lächelst du. Trotz deiner schlimmen Verfassung lächelst du mich an. Ich kann es nicht verstehen. Deine linke Hand erhebt sich. Sie zittert. Man merkt deine körperliche Schwäche. Doch ohne eine gedankliche Gegenwehr erwidere ich diese Gestik. Mein Gesicht berührt deine Finger. Du streifst meine Wange. THE WIND AND THE RAIN ... Dann verformen sich deine Lippen. Sie sprechen einen Satz. Einen Satz, den ich niemals vergessen werde. „Ich liebe dich“. Ich kann das Gesagte nicht glauben. Schweigen erfüllt unsere Gemeinsamkeit. Doch unser Augenkontakt spricht weiter. Formuliert die Worte, die ich selbst nicht laut aussprechen kann. THE CLOUDS AND THE TREES ... Sichtlich verstehst du meine Sprache, die ich nicht laut kommuniziere. Zufrieden bedecken wie in Zeitlupe deine Augenlider deine Augen. Der Kontakt reißt ab. Mein eigenes, entsetztes Augenpaar weidet sich. ARE SINGING YOUR SONG ... Kraftlos. Ohne Vorwarnung. Ohne Rücksicht auf mich sinkt deine Hand. Sie verlässt meine Wange und schwebt der Bettkante entgegen. Ich verstehe das nicht. Kann einfach nicht reagieren. Der Arm hängt am Bett herab. Kein Funken von Leben ist mehr von dir erkennbar. Ich erstarre. Mein Puls rast. Ich kann nicht glauben was ich sehe. Doch es ist vorbei. Vorbei mit uns. Vorbei mit unserer Liebe. Einfach alles vorbei. Du hast mich verlassen. So plötzlich. So schnell. Ich schreie. Ich weine. Ich umarme deine leblose Hülle. Ich kann meinen Schmerz nicht mehr zurückhalten. Durch das offene Fenster weht der Wind. Er lässt dein mattbraunes Haar leicht flattern. Er lässt mich diese Töne hören. Dieses einzigartige Lied. Eine Melodie, die nur für dich gespielt wird. Sie trägt deine Seele hinfort. Fort. Weit weg von mir. Was mir bleibt ist die Erinnerung. Eine Erinnerung, die nicht mehr als ein Schatten ist. Und immer wenn ich den Gesang der Natur höre, denke ich an dich. Wolken, Regen und Bäume, die durch den Wind dazu gebracht werden zu singen, sind die Hauptakteure in diesem kleinen Konzert. Und jede Nacht komme ich hier her und lausche dem Wind. Denn allein er ist die letzte Verbindung, die ich mit dir habe. Dir, meiner einzigen und wahren Liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)