Amputiert von kleines-sama (CrocodileXDoflamingo) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Das einzige, was Crocodile fühlte, waren Schmerzen. Schmerzen, so unerträglich, dass sie ihm das Bewusstsein raubten und um ihn herum alles dunkel wurde. Er kannte diese Schmerzen. Er hatte sie schon einmal gefühlt. Irgendwann schwoll der Schmerz ein wenig ab. Mit ihm ging ein Teil der Dunkelheit. Crocodile konnte rötliches Licht, das auf seine geschlossenen Augenlider schien, wahrnehmen. Er begann sich zu fragen, was geschehen war und wo er sich nun befand. Es dauerte eine Weile, dann kamen ein paar bruchstückhafte Erinnerungen. Er war in einen Kampf verwickelt gewesen. Doch er erinnerte sich weder an das Gesicht seines Gegners noch daran, ob er gewonnen oder verloren hatte. Kaum hatte er zu Ende gedacht, überrollte ihn eine erneute Welle des Schmerzes, die keinen Platz mehr ließ für Erinnerungen und Gedanken. Irgendwann, zu einem späteren Zeitpunkt, zog sich der Schmerz erneut zurück. Soweit, dass Crocodile Erinnerungen und Gedanken erneut zulassen konnte. Er erinnerte sich daran, dass der Kampf hart gewesen war. Dass seine Lunge gebrannt und das Blut in seinen Ohren gerauscht hatte. Und dass er sich nicht nur darum gesorgt hatte, ob er als Sieger mit den Verletzungen, die er davontrug, überleben würde, sondern sogar darum, ob er diesen Kampf überhaupt gewinnen könnte. Er hatte sich so lebendig gefühlt in diesem Kampf. Er war wütend gewesen, entschlossen, mutig, tapfer und zum Schluss besorgt und ein wenig ängstlich. Im Augenblick fühlte Crocodile nichts als Schmerz, der zwar nicht mehr unerträglich, doch immer noch schrecklich war. Ihm kam der Gedanke, dass er lieber tot sein wollte, als noch länger diesen Schmerz zu ertragen. Doch der Tod tat ihm diesen Gefallen nicht. Er starb nicht, er lebte. Und auch der Schmerz tat ihm nicht den kleinsten Gefallen, denn er wurde nicht mehr so stark, dass er ihm die Besinnung raubte. Crocodile blieb wach. Er wusste nicht, wie lange. Irgendwann wagte er den Versuch, seine Augen zu öffnen. Es verlangte ihm eine unglaubliche Menge Kraft ab, doch es gelang ihm, sie zumindest einen kleinen Spalt weit zu öffnen. Er sah Wände, eine Decke, einen Boden. Schwere Vorhänge am großen Fenster. Schwere Vorhänge an seinem Bett. Und er sah einen Menschen, den er kannte. „Doflamingo.“ Crocodile wollte seinen Namen aussprechen, doch es kam kein Laut über seine Lippen. Dann kam er auf die Idee, zu zwinkern und nach links und rechts zu schauen, damit Doflamingo diese Bewegungen sah und verstand, dass er wach war. Doch er schaute gar nicht zu ihm hinüber. Er saß -wie üblich mit gespreizten Beinen- auf einem Schemel neben seinem Bett und hielt die Hände ineinander gefaltet. Er sah zu Boden und bemerkte Crocodiles verzweifelten Versuche, auf sich aufmerksam zu machen, nicht. Nach einer Weile stand er von seinem Schemel auf und verließ das Zimmer. Crocodile schloss enttäuscht seine Augen und schlief ein. Als er aufwachte, war der Schmerz so weit zurückgegangen, dass er ein wenig klar denken konnte. Er war in einen Kampf verwickelt gewesen. Und nun lag er in einem Bett, über das Doflamingo wachte. Es gab viele Möglichkeiten, was geschehen sein könnte. Vielleicht hatte Doflamingo ihn nach seinem Kampf, ob er ihn nun gewonnen oder verloren hatte, schwerverletzt noch rechtzeitig aufgefunden und pflegte ihn nun gesund. Möglich war es auch, dass zwischen dem Kampf und seiner Begegnung mit Doflamingo eine ganze Menge Zeit lag, an die er sich nur noch nicht erinnern konnte, und etwas völlig Anderes der Grund für sein Hiersein war. Er wusste nicht, welche der vielen Möglichkeiten, die ihm in den Sinn kamen, richtig war. Er würde darauf warten müssen, dass Doflamingo endlich bemerkte, dass er wieder bei Bewusstsein war und er ihn zur Rede stellen konnte. Zum zweiten Mal öffnete Crocodile seine Augen. Er befand sich im selben Raum wie bei seinem ersten Erwachen. Sogar der Schemel, auf dem Doflamingo gesessen hatte, stand an der gleichen Stelle neben seinem Bett. Wahrscheinlich war also zwischen seinem ersten und zweiten Erwachen nicht allzu viel Zeit vergangen. Dieses Mal allerdings war er allein. Er konnte niemanden entdecken. Weder Doflamingo noch irgendjemand anderen. Weil der Schmerz inzwischen sehr erträglich geworden war und Crocodile sich nicht mehr wünschte, tot zu sein, sondern Hoffnung geschöpft hatte und sehr neugierig war, nahm er sich vor, solange wach zu bleiben, bis Doflamingo wieder zurückkam und bemerkte, dass er lebte und wach war. Die Zeit verging. Crocodile wurde schnell sehr langweilig. Er hatte schließlich nicht mehr zu tun, als auf Doflamingos Rückkehr zu warten und aus dem Fenster mit den dicken Vorhängen zu schauen. Selbst sein Schmerz war so weit abgeschwollen, dass er sich nicht mehr vollständig damit beschäftigen konnte, ihn zu ertragen oder sich den Tod zu wünschen. Irgendwann nahm die Langeweile überhand und Crocodile beschloss, herauszufinden, inwieweit er sich nun zu bewegen in der Lage war. Bisher war der Schmerz so groß gewesen, dass er -bis auf die Bewegungen seiner Augen und Lippen- überhaupt nicht daran gedacht hatte, seinen Körper in irgendeiner Form zu beanspruchen. Nun jedoch war der Schmerz recht weit zurückgegangen und er wollte es ausprobieren. Seine Zehen ließen sich nach mehrmaligen Versuchen relativ problemlos bewegen, auch wenn er das Gefühl hatte, ihm würde ein heißes Feuerwerk durch das Fleisch schießen und es von innen her verbrennen. Doch das war ein gutes Gefühl. Ein guter Schmerz, denn er bedeutete, dass seine Zehen wieder zum Leben erwacht waren und sich bewegen ließen. Genauso verhielt es sich mit seinen Beinen, seiner Hüfte und seinen Armen. Er konnte sich bewegen! Sein Körper brannte, er schrie förmlich vor Erschöpfung nach der langen Zeit, die er bewegungslos im Bett verbracht hatte. Crocodile lebte! Und seine Lippen formten sich zu einem stummen Lächeln. Eine Weile später öffnete sich die große, doppelflüglige Türe zu seinem Zimmer. Hoffnungsvoll sah Crocodile auf die Person, die nun eintrat. Er war ein wenig enttäuscht, als er sah, dass es nicht Doflamingo war, sondern ein junges, vielleicht zwanzigjähriges Mädchen mit einem Metallring um den zarten Hals, der es als Sklavin auswies. In den Händen hielt es ein Tablett, auf dem eine einzige Spritze lag. Als es sah, dass seine Augen geöffnet waren und er wach war, kam dem Mädchen ein Schrei über die Lippen, der so laut und spitz war, dass Crocodile nach dem Verhallen noch für einige Minuten ein Pfeifton in den Ohren blieb. Außerdem fiel dem Mädchen das Tablett laut klirrend hinunter. Es machte sich nicht einmal die Mühe, es aufzuheben, sondern hastete eilig auf sein Bett zu und wandte sich in der gleichen Bewegung nach hinten zur geöffneten Flügeltüre hin und rief: „Schnell, schnell, holt den jungen Lord! Schnell! Der Patient ist aufgewacht! Schnell!“ Crocodile zuckte ein wenig zusammen bei dieser plötzlichen Hektik. Er hatte so lange hier in diesem Bett gelegen, fand er, dass es nun keinen Grund mehr dazu gab, so schrecklich zu hetzen. Trotzdem freute er sich natürlich darauf, Doflamingo wiederzusehen. Denn dass jemand anderes als er mit junger Lord gemeint war, erschien ihm unmöglich. Während Crocodile auf das Eintreffen Doflamingos wartete, überprüfte das Sklavenmädchen ungefragt seinen Puls am Hals und seinen Herzschlag. Es schien recht zufrieden mit den Ergebnissen zu sein, denn ein zartes Lächeln erschien auf ihrem jungen Gesicht. „Wunderbar! Wunderbar!“, hauchte es und Crocodile spürte den Luftzug, den es bei diesen Worten ausstieß, auf seiner Haut. Und dann betrat Doflamingo das Zimmer. Eine riesenhafte Gestalt, die ganz von selbst eine seltsame Art von Autorität ausstrahlte, die auch nicht durch die weiße Dreiviertelhose und das rosafarbene, nur halb zugeknöpfte Hemd oder die komische Sonnenbrille, die er trug, geschmälert wurde. Im Gegensatz zu dem Sklavenmädchen hastete er auch nicht sofort auf ihn zu, sondern blieb im Türrahmen stehen, um das Bild, das sich ihm bot, in Ruhe zu überschauen. Nach einer kleinen Weile erhob er das Wort: „Bist du dir sicher, Mädchen?“ Seine Stimme klang brüchiger, als Crocodile sie in Erinnerung gehabt hatte. Es schien ihm, als hätte Doflamingo beinahe genauso viel durchgemacht wie er selbst. „Völlig sicher, junger Lord! Er ist wach, ich sehe es doch! Seine Augen bewegen sich und sein Puls ist in einem gesunden Bereich! Seht es Euch doch an!“ Anstatt dem Sklavenmädchen den Kopf vom Hals zu trennen, weil es so ungehörig mit seinem Besitzer sprach, ging Doflamingo tatsächlich mit langsamen Schritten auf das Bett zu, in dem er lag. Um die Worte des Mädchens zu bestätigen und sein Wachsein zu beweisen, zwinkerte Crocodile zweimal und formte seine Lippen zu einem Lächeln, so gut es eben ging. Er versuchte sogar ein weiteres Mal, Doflamingos Namen auszusprechen, doch sein Mund war so trocken, dass nur ein müdes Krächzen herauskam, das sehr entfernt an den Namen des Shichibukai erinnerte. Als Doflamingo seine wachen Augen und sein Lächeln sah und seinen Namen krächzen hörte, schlug er ohne ein Wort zu sagen die Hände vor den Mund zusammen. Und so stand er für eine ganze Weile, ehe er wieder zu sich fand. „Mädchen, raus! Hol den Arzt, er soll ihn sofort untersuchen!“ Seine Stimme klang so dringlich und laut, dass das Sklavenmädchen sich nicht einmal mehr Zeit ließ, um „Ja, junger Lord“ zu sagen, sondern sofort aus dem Zimmer verschwand, um den geforderten Arzt zu holen. Dann ließ Doflamingo sich vorsichtig auf der Bettkante nieder. Mit einer zarten Handbewegung strich er ihm eine Strähne, die ihm ins Gesicht gefallen war, zur Seite und beugte sich dann über ihn, um ihn zart auf die Stirn zu küssen. Wenige Momente später traf der Arzt, der selbstverständlich ebenfalls ein Sklave Doflamingos war, ein. Es war ein bebrillter Mann mit geradem Rücken, kantigen Gesichtszügen und einem professionellen Blick. Er trug einen weißen Mantel und hielt in der rechten Hand einen Koffer, in dem Crocodile Utensilien für die Untersuchung vermutete. Er kam mit geraden Schritten auf das Bett zu und Doflamingo, der die höchste Autorität darstellte, ging ohne ein Wort zu sagen zur Seite, sodass der Arzt mit seinem metallenen Halsring seinen Platz an der Bettkante einnehmen konnte. Crocodile wäre es lieber gewesen, wenn Doflamingo noch für eine Weile bei ihm gesessen hätte, doch er sah die Notwendigkeit einer Untersuchung selbstverständlich ein. Crocodile wurde gefragt, ob er verstehen könnte, was ihm gesagt wurde, was er mittels eines Nickens bejahte. Nachdem man ihm einen Schluck Wasser gegeben hatte, der seinen trockenen Mundraum befeuchtete, konnte er sogar kurze Worte aussprechen. Für mehr reichte es leider noch nicht. Dann wurde in seine Augen geleuchtet. Er musste auf Kommando zwinkern und lächeln und seinen Körper bewegen und noch andere Dinge tun. Ihm wurde auch Blut abgenommen. Außerdem sollte er einige Fragen beantworten, die ihm der Arzt stellte. „Wie stark sind Ihre Schmerzen auf einer Skala von eins bis zehn?“ Zuerst wollte Crocodile getrost mit „Zehn!“ antworten, doch dann dachte er an die Zeit zurück, als der Schmerz in seinem Körper so groß gewesen war, dass er ihm zuerst die Besinnung geraubt und dann hatte wünschen lassen, er wäre tot. Schließlich sagte er: „Sechs.“ Der Arzt nickte. „Wie lange sind Sie schon bei Bewusstsein?“ Er zuckte mühsam mit den Schultern. „Eher fünf Minuten, eine Stunde oder länger als eine Stunde?“ „Letzteres.“ „Wie oft haben Sie vor dem jetzigen Zeitpunkt bereits schon Ihr Bewusstsein wiedererlangt?“ „Einmal.“ „Haben Sie während der Zeit Ihres Komas irgendeiner Form mitbekommen, was um sie herum geschah?“ „Nein.“ „Haben Sie während der Zeit ihres Komas geträumt?“ „Nein.“ „Erinnern Sie sich daran, was geschah, ehe Sie bewusstlos wurden? Den Grund für Ihren jetzigen Zustand?“ „Teilweise.“ Der Arzt stellte noch weitere Fragen, die Crocodile so ehrlich wie möglich beantwortete. Insgesamt war das relativ einfach, denn er erinnerte sich an kaum etwas anderes als an den Schmerz und die Dunkelheit. Nachdem die Untersuchung beendet war, meinte der Arzt schließlich -eher an Doflamingo an als an ihn gewandt, was Crocodile ein wenig ärgerte- : „Seine Erholung ist ein medizinisches Wunder, das ich mir nicht erklären kann. Abgesehen von seinen Schmerzen und seiner Erschöpfung, die absolut zu erwarten gewesen sind, ist er inzwischen wieder beinahe völlig gesund. Das Gift ist aus seinem Körper vollständig verschwunden und der Blutverlust hat sich wieder ausgeglichen. Seine Körperfunktionen scheinen ebenfalls völlig normal zu sein. Dennoch ist es wichtig, dass nun nichts überstürzt wird. Er soll sich auf keinen Fall überanstrengen. Die nächste Zeit verbringt er weiterhin im Bett. Er darf nichts selbstständig essen oder trinken; wir ernähren ihn weiterhin in-vitro. Die Menge der Schmerzmitteln werden wir erst nach und nach verringern. Außerdem soll er sich zu Beginn nur wenig bewegen und wenig sprechen.“ Er machte eine kurze Pause, ehe er -nun ganz allein an Doflamingo gewandt- hinzufügte: „Man kann nicht vorhersagen, ob diese Erholung von Dauer sein wird. Womöglich wird er morgen wieder bewusstlos oder sein Zustand verschlechtert sich extrem. Oder beides. Alles ist möglich und die dauerhafte Heilung ist nur eine dieser vielen Möglichkeiten. Wir können seine Chancen allerdings erhöhen, indem genauso verfahren wird, wie ich es eben vorgestellt habe. Er darf sich auf keinen Fall überanstrengen. Sein Körper ist noch viel zu geschwächt.“ Doflamingo nickte bloß. Dann schickte er den Arzt mit einer knappen Handbewegung aus dem Zimmer, sodass er allein mit Crocodile war. Der Arzt, der ja im Prinzip auch nur ein Sklave wie jeder andere war, verbeugte sich demütig vor seinem Besitzer und tat dann wie ihm geheißen. Als sie beide allein waren, küsste Doflamingo ihn erneut sanft auf die Stirn und zog ihm seine Bettdecke, die bei der ganzen Aufregung eben ein Stück verrutscht war, wieder bis zum Kinn. Dann strich er ihm stumm durch das dunkle Haar. Crocodile lagen hunderte Fragen auf der Zunge, die eine dringlicher als die nächste. Gegen wen hatte er gekämpft? Hatte er verloren oder gesiegt? Welche Verletzungen hatte er genau davongetragen? Was meinte der Arzt mit dem Gift, das er erwähnt hatte? Wie hatte Doflamingo ihn gefunden? Wie lange lag er nun schon hier? Und wo genau waren sie überhaupt? Welchen Tag hatten sie und wie spät war es? „Doflamingo“, begann er mit krächzender Stimme, doch ehe er fortfahren und auch nur eine der vielen Fragen stellen konnte, hatte Doflamingo ihm schon längst einen Finger auf seine Lippen gelegt. „Ruhig“, sagte er und es war das erste seit langem, was Doflamingo sagte. „Ich kann mir vorstellen, dass du viele Fragen hast. Aber der Arzt hat gesagt, dass du dich auf keinen Fall überanstrengen darfst. Eben war es schon so schrecklich hektisch und gleich wird es das noch einmal, wenn man dir wieder die vielen Kabel und Röhrchen anlegt und dir einige Spritzen gibt. Also warten wir mit dem Fragen beantworten noch bis morgen. Am besten ist es, wenn du jetzt versuchst zu schlafen und dich weiter erholst. Ich bleibe hier sitzen, solange, bis du eingeschlafen bist.“ Damit war Crocodile überhaupt nicht einverstanden, doch er würde sich wohl oder übel in sein Schicksal fügen müssen. Noch immer hellwach schloss er seine Augen. Es war ein angenehmes Gefühl zu wissen, dass Doflamingo auf der Bettkante saß und über ihn wachte, und auch die Schmerzen waren gut erträglich geworden. Dennoch fiel es Crocodile sehr schwer einzuschlafen. Es waren in den wenigen Minuten eben sehr viele Dinge geschehen und er kam nicht umhin, sich Gedanken darüber zu machen. Er hatte gegen jemanden gekämpft. Und ob er nun verloren oder gewonnen hatte, er war auf jeden Fall sehr schwer verletzt worden. Der Arzt hatte von hohem Blutverlust und einer Vergiftung gesprochen. Irgendwie hatte ihn dann Doflamingo aufgegriffen und pflegte ihn hier gesund. Er hatte Schmerzmittel und Medikamente bekommen und war in-vitro ernährt worden. Und nun war er plötzlich aus seiner, allem Anschein nach sehr lange währenden, Bewusstlosigkeit aufgewacht und so gut wie geheilt. Crocodile spürte, wie Doflamingo ihm durch sein Haar strich. Er wusste nicht woher es kam, doch aus irgendeinem Grund hatte er das seltsame Gefühl, das irgendetwas nicht stimmte. Irgendein Puzzle-Teil fehlte ihm. Irgendetwas war ihm verschwiegen worden. Dessen war Crocodile sich absolut sicher, auch wenn er nicht genau wusste, was es war. Er hatte bei solchen Dingen einen sechsten Sinn, der ihn noch niemals betrogen hatte. Irgendwann wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er fühlte, wie man ihm Spritzen gab und die Enden irgendwelcher Kabel in seinen Körper stieß, während man die anderen Enden an irgendwelche Geräte anschloss. Und da öffnete Crocodile seine Augen und richtete sich hektisch in seinem Bett auf. Nicht, weil ihn die vielen Spritzen und Kabel aufgeweckt hatten und ihn störten, sondern weil ihm plötzlich klar geworden war, welches Puzzle-Teil ihm gefehlt hatte. Wenn er doch die ganze Zeit über in-vitro ernährt worden war, wieso waren keine Kabel und Röhrchen an seinem Körper angeschlossen gewesen, als er aufgewacht war?! Wieso hatte man die Versorgung unterbrochen? Er spürte zwei große Hände, die er kannte und die sich darum bemühten, ihn festzuhalten und ruhigzustellen. Es gelang ihnen sehr schnell, weil er so schrecklich geschwächt war und kaum mehr Kraft hatte. „Bleib ganz ruhig“, sagte Doflamingo und lockerte seinen Griff ein wenig, „es geschieht nichts Schlimmes. Ich habe dir doch erzählt, dass dir Spritzen gegeben werden und solche Dinge. Jetzt mach wieder die Augen zu und schlaf wieder ein.“ „Nein!“ „Bist du bescheuert? Hör auf damit! Der Arzt sagt, du darfst dich nicht anstrengen! Verdammt nochmal!“ Doch Crocodile achtete gar nicht auf die Worte, die Doflamingo aussprach. Nach dem Erwachen aus seiner Bewusstlosigkeit, der Untersuchung durch den Arzt und den vielen Fragen, die unbeantwortet in seinem Kopf herumschwirrten, geriet er nun völlig in Panik. Sein Körper, der wegen der Anstrengung noch viel mehr schmerzte als sowieso schon, rückte in den Hintergrund. Crocodile versuchte sich aus Doflamingos Griff zu befreien und wollte mit seiner rechten Hand zwei Kabel, die in seiner Brust steckten, herausziehen – nur war da keine Hand. Plötzlich, von einer Sekunde auf die nächste, wurde Crocodile wieder völlig ruhig und starrte apathisch auf den Stumpf an seinem rechten Arm. Er kannte sich mit diesem Anblick aus. Er hatte schon hunderte Male auf einen Arm geblickt, an dessen Ende keine Hand herausragte, sondern der am Handgelenk wie abgeschnitten endete. Doch eigentlich sollte es sich dabei um seinen linken Arm handeln. Nicht um seinen rechten. Crocodile atmete tief durch und besah sich dann genau seine beiden Armen, die er sich vor den Körper hielt. Beide endeten am Handgelenk. Nicht bloß der linke. Ihm fehlten beide Hände. Nicht bloß die linke. Auch die rechte. Beide. Das konnte nicht wahr sein! Er war eingeschlafen und das hier war irgendein böser Traum, den er träumte. Er würde gleich aufwachen und alles würde nur ein böser Traum sein. Nur ein böser Traum. Ein Traum. Nichts weiter als ein schrecklich böser Traum. Crocodile begann zu zittern. Er konnte es nicht unterdrücken. Und er konnte auch den Blick nicht von seinen beiden Armstümpfen abwenden, so sehr er es auch gewollt hätte. Er fühlte sich gleichzeitig panisch und schrecklich ruhig. In seinem Kopf schwirrten einhundert verschiedene Gedanken umher, doch sie waren so schnell, dass er keinen von ihnen zu fassen bekam. Erst Doflamingo gelang es, ihn wieder ein wenig zu beruhigen. Er drückte ihn sanft, aber bestimmt zurück in eine liegende Position und zog ihm die Decke erneut bis zum Kinn. Crocodile fragte sich, ob er das eben auch schon getan hatte, damit er nicht den Stumpf an seinem rechten Arm zu sehen bekam. Während die Sklaven, die um sein Bett herumstanden, sich auf ein Zeichen ihres Besitzers weiter daran machten, ihm Spritzen zu geben und Kabel in sein Fleisch zu stechen, redete Doflamingo erneut beruhigend auf ihn ein: „Bleib ganz ruhig. Keine Panik. Es ist alles in Ordnung. Ich weiß, dass das schlimm für dich ist. Und dass du dich fragst, wie das nur sein kann und wie es nun weitergehen soll. Aber du brauchst dich nicht zu sorgen!“ Und erst dann sagte er etwas, was Crocodile tatsächlich ruhiger werden ließ. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich: „Ich habe eine Prothese für deine rechte Hand in Auftrag gegeben. Sie wird bald schon fertig sein. Dann wird alles wieder genauso wie früher. Links behältst du deinen Goldhaken und rechts hast du wieder eine ganz normale Hand. Es ist alles in Ordnung.“ Crocodile seufzte und schloss seine Augen. Dann drehte er sich auf die Seite. Er spürte, dass Doflamingo ihm wieder durch sein Haar strich und weiterhin mit ruhiger und sanfter Stimme auf ihn einredete: „Alles wird gut. Du bekommst deine Hand wieder. Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich darum. Es wird zwar eine Weile dauern, bis sie fertig ist, aber in der Zwischenzeit bleibst du hier bei mir. Ich kümmere mich um dich. Und meine Sklaven natürlich auch. Alles wird wieder wie früher. Alles wird gut.“ Und irgendwann schlief Crocodile mit diesem Singsang in den Ohren ein. ~ Hallo lieber Leser, dieses Mal serviere ich euch einen ein wenig härteren Stoff, aber das habt ihr sicherlich schon festgestellt. Was haltet ihr davon? Feedback fände ich super toll :) Übrigens ist das hier nicht meine Haupt-Fic, von der ich gelegentlich schon gesprochen habe, sondern bloß ein Zeitvertreib. Hoffentlich gefällt sie euch trotzdem.^^ bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)