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Twisted Dead

von
Koautoren: Puria  SamAzo

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Prolog

Ihr Atem stockte und der Griff ihrer dreckigen Finger umklammerte das kalte Metall des Rohres. Ihre Tränen hielt sie zurück, wie auch das verräterische Rauschen der Luft, das hecktisch durch ihre Lunge ziehen wollte. Sie musste leise sein, durfte sich nicht rühren, sonst würde er sie hören, würde sie sehen und dann…

Sie würde nur einen Schlag haben, sie würde treffen müssen, würde den Kopf des anderen zu Brei schlagen müssen. Allein der Gedanke ließ sie unwillkürlich kurz auf der Stelle treten während sie am liebsten einfach losgerannt wäre. Doch das hieße, sie müsste direkt an ihm vorbei. An denjenigen, der sich über ihren Bruder gebeugt hatte und dessen Fleisch mit bloßen Händen auseinander riss, nur um sein Gesicht in dem Leib verschwinden zu lassen und mit gierigen Lauten seine Zähne in die Eingeweide zu schlagen.

Ihre verzweifelte Wut ließ ihre Lippen erzittern und trieb ihr den feuchten Schleier über die Augen. Zu spät, alles zu spät, weil sie nicht schnell genug gewesen war. Und nun? Alles was ihr blieb, war das Bild, wie dieser wandelnde Todbringer den letzten ihrer Familie einfach verschlang. Blutverschmiert tauchte das halb verrottete Gesicht wieder auf. Die Zunge leckte über das, was einmal der Mund gewesen war, wobei nur noch einzelne Haut- und Muskelfäden über die Zähne spannten und dafür sorgten, dass das Kinn nicht nutzlos herabfiel.

Der Ekel über den Anblick ließ sie würgen. Doch kein Laut verriet sie, so dass ihr Versteck in dem halb geschlossenen Wandschrank unentdeckt blieb.

Innerlich schrie sie sich an, die Augen einfach zu schließen. So lang, bis das Schmatzen und Reißen verklungen war, doch die Furcht und Abartigkeit ließen sie einfach weiter starren. Ließen sie sehen, wie die bereits teils verrotteten Hände nach dem Kopf griffen und sich der Kerl mit all seinem Gewicht darauf stemmte. Das Knacken, wie als wenn ein nasser Ast brach, ließ ihr bittere Galle in den Mund schießen. Dann zerrte er den Schädel auseinander. In den großen, lidlosen Augen stand die Gier geschrieben, als die Finger nach dem hellen Gewebe griffen. Wie Panna Cotta zerfloss das Hirn in der Hand und wurde mit wenigen Bissen regelrecht verschlungen.

Alles was ihr hier blieb, war ihr toter Bruder und der Zombie, dessen genüssliches Knurren sie niemals vergessen würde.

Kapitel 1

Finn schaute aus dem Fenster und beobachtete die Straße.

Da draußen passierte nichts mehr. Ab und an lief mal ein Tier vorbei, aber das war auch alles. Er langweilte sich schrecklich. Aber seit dem Ausbruch des Virus hatte es weniger und weniger Leute hier in der Gegend gegeben. Inzwischen war er schon soweit, dass er anfing jedes Haus ihrer Nachbarn genaustens zu beobachten, um zu sehen, ob es dort doch noch irgendwelche Lebenzeichen gab.

Einige waren geflüchtet, andere waren dem Virus zum Opfer gefallen und wieder andere waren den Opfern des Virus zum Opfer gefallen.

Zuerst hatte es noch Nachrichten gegeben. Fernsehen, Radio...

Horrormeldungen, die doch nichts geändert hatten.

Inzwischen gab es keine regulären Sendungen mehr. Nicht einmal Strom, es sei denn man besaß einen Generator und entsprechende Kraftstoffvorräte.

Dort unten auf der Straße lagen seit Tagen die Überreste des Nachbarn aus dem Haus direkt gegenüber. Den Namen wusste er gar nicht mehr. Irgendetwas mit W.

Wilson, Wilbert...

War auch egal, denn dieser Mann würde sich nicht mehr über einen falschen Namen beschweren können. Er würde keiner von denen werden, die wieder aufstanden und hungrig durch die Gegend zogen. Dazu hatten seine Angreifer sich zu gut an ihm sattgegessen. Da war kaum noch was da, außer Knochen und ein paar Fetzen Fleisch und Haut.

Der Engländer seufzte.

Sie würden auch von hier verschwinden müssen. Es hatte keinen Sinn noch zu bleiben und inzwischen ging es seinem angeknacksten Fuß auch wieder besser. War nur die Frage, wohin sie sollten.

„Hey Dan, hast du endlich einen dieser Notsender gefunden?“

Angeblich wurden darüber Überlebende zu Sammelstellen geführt. Es wäre also nur logisch dort auch hinzugehen.

Der Angesproche durchsuchte soeben zwei Zimmer weiter eine kleine Kammer. Der letzte Raum, den er noch nicht in Augenschein genommen hatte. Seiner Erfahrung nach würde er ohnehin den Sender dort nicht finden. Wer war auch schon so dumm und verramschte das Einzige, was einen retten konnte, in die letzte staubige Ecke des Hauses?

"Sieht schlecht aus", gab er darum laut genug zurück, dass es Finn hören würde. Jedoch blitzte zwischen all den Boxen, Schachteln und Plastikbehältern etwas auf, dass Daniel ein überbreites Grinsen ins Gesicht zauberte. Solche kleinen Schätze fand man tatsächlich nur noch selten, wobei er sich fragen musste, wie man dieses sagenhafte Fundstück hier nur hatte vergessen können?!

Aber gut, er würde sicher auch eher den Notsender ergreifen, wenn die Zeit drängte. Und das konnte sie, besonders, wenn gleich eine Hand voll der Infizierten an deine Haustür klopften. Mit der Tüte in der Hand schloss er die halb aus den Angeln gefallene Tür zur Kammer. Eine zeitweise nervige Angewohntheit von ihm, jedoch sorgte sie für einen Überblick in den Häusern und würde im besten Fall ein verräterisches Knarren abliefern ...

Dan bog um die Ecke und hielt Finlay seine neuste Errungenschaft entgegen.

"Es ist kein Notsender, doch dafür war es der kleine Abstecher hier her wert!", erklärte er gut gelaunt und hielt die geöffnete lila Chipstüte seinem Freund entgegen. Der Geruch ließ alter Erinnerungen wach werden.

Es waren Kettle Chips. Die mit dem 'Flamed Steak' Geschmack.

"Sind auch nur seit einem Jahr abgelaufen."

Bei dem Anblick der Tüte strahlte Finn. Die hatten sie seit Ewigkeiten nicht mehr.

„Hast du die gerade aufgemacht oder waren sie das bereits?“

Dan deutete nur ein Kopfschütteln an. Nein, offen war die Packung nicht gewesen, nur hatte er es sich nicht nehmen lassen wollen das knisternde Papier selbst aufzureißen. Sein Blick ruckte dabei ungeduldig zwischen Finn und der Tüte hin und her, der an der Packung schnüffelte und entschied, dass sie noch verdammt gut dufteten, egal wie lange sie da schon lagen und das Haltbarkeitsdatum rum war. Darum griff er auch zu und nahm eine Handvoll, die er sich anschließend, eine Kartoffelscheibe nach der anderen, in den Mund stopfte.

Zwar würden die Chips nicht wirklich etwas gegen aufkommenden Hunger tun, aber sie waren eine willkommene Abwechslung und erinnerten an die Zeit vor dieser Viruskatastrophe, als alles noch normal war. Einfacher als jetzt und weniger lebensbedrohlich.

Lange konnten sie allerdings nicht in den Erinnerungen schwelgen. Dazu hatten sie gar keine Zeit.

„Aber ohne den doofen Sender kommen wir nicht weiter...“

Und das hieß weiter suchen und entweder doch noch irgendwo einen finden, klauen oder einfach aus Zufall fündig werden.

Finn wusste nicht so genau, was ihm lieber wäre oder wo sie überhaupt weitersuchen sollten.

Dan lief bereits das Wasser im Mund zusammen, als er selbst zwei Chips zwischen den Fingern hatte, die noch in der gleichen Sekunde im Mund verschwanden. Wie auf Komando sackten seine Schultern herab, als der rauchige Grillgeschmack seiner Zunge schmeichelte. Schnell hatte er auch zwei weitere Scheiben hinterher geschoben.

Meine Fresse, die Dinger schmeckten ja noch besser, als er in Erinnung hatte! Anders als Finn, dem er die Tüte erneut hin hielt, obwohl er seinen Kopf gut und gerne in der Tüte versenkt hätte, hätte er nichts dagegen, diesem Snak noch etwas länger zu frönen. Dennoch brachte er ein halb verständliches "Ich weiß" zustande und fühlte sich etwas unliebsam in ihre deprimierende Realität zurück versetzt. Recht hatte sein Kupel leider. Ohne einen Sender sah es düster für sie aus und hier noch irgendwo ausreichend genug Nahrung zu finden, kam einer Sucher nach der leidigen Nadel im Heuhaufen gleich.

Selbst ratlos über ihre Situation, zuckte Daniel mit den Schultern.

"Vielleicht sollten wir einfach in die nächste Ortschaft? Hier haben wir ja eigentlich alles zur Genüge abgegrast." Sich noch ein Kartoffelchip schnappend ließ er seinen Blick zum Fenster wandern, das einen recht tristen Ausblick für sie offenbarte.

"Wie wäre es mit London?", schlug er dann vor. So hatten die Überlebenden immer die seltsame Angewohnheit in Großstädte zu flüchten, selbst wenn dort Seuchen und Epedimien am schnellsten übergriffen und dort meist die größten Infektionsherde brannten. Doch die Masse an Waren und Lebensmitteln, die die Zeit in den Lagerhallen überdauern konnten, schien immer wieder Anreiz genug zu sein.

Finn nahm sich noch eine Handvoll Chips und versuchte sie dieses Mal etwas langsamer zu essen. Ein wenig mehr zu genießen und dabei noch nicht wieder zu sehr an das zu denken, was sie tun sollten. Tun müssten, wenn sie weiter überleben wollten.

„Egal für was für einen Ort wir uns entscheiden, wir sollten schauen, ob einer dieser Wagen da noch genug Sprit hat.“

Die ganzen Kilometer zu Fuß zu laufen, ging ihm langsam auf die Nerven und es sah so aus, als wollte es irgendwann im Laufe des Tages doch wieder anfangen zu regnen.

Nicht gut!

Das schlug gleich noch mehr auf seine Stimmung und die war so oder so nicht besonders gut.

Zweifelnd schielte Daniel zu den drei Autoresten, die in Hausnähe standen. Dass eines davon wirklich ansprang, würde an ein Wunder grenzen. Nicht nur, dass sie Benzin bräuchten, auch hegte er Zweifel, dass unter den Motorhauben noch alles vorhanden war, um die Teile zum Laufen zu bekommen. Dennoch nickte er. Schließlich hatte er auf den Weg hier her ein paar Garagen gesehen, hinter deren Tore tatsächlich noch ein funktionierendes Fahrzeug stehen konnte. Und wenn es Fahrräder wären...

Der Gedanke ließ Dan innerlich auflachen. Hätte ihm jemand das vor ein paar Monaten erzählt, dass Finn und er durch so gut wie menschenleere Städte radeln würden. Sowas glaubt doch keiner. Aber gerade diese groteske Vorstellung ließ ihn regelrecht hoffen, dass irgendwo noch ein paar Bikes standen!

„Aber ich denke London klingt am besten. Da gibt es sicher noch genug Lebensmittel und entsprechend viele Leute, die uns weiterhelfen können“, meinte Finlay dann.

Vielleicht würden sie irgendwo sogar mal ein paar Informationen bekommen. Den aktuellsten Stand zwischen Menschen und Infizierten hinkten sie nun seit zwei Monaten hinterher.

Gab es noch Hoffnung oder könnten sie sich genauso gut einfach irgendwo auf eine Wiese legen und abwarten?

Letzteres war vermutlich gar nicht möglich...

Na... die ganzen Gedanken waren ihm zu düster.

„Weißt du was?“, fragte er seinen alten Schulfreund. „Wir sollten was machen, was Spaß macht!“

Finn steckte sich sämtliche Chips, die er noch in der Hand gehabt hatte in den Mund und kaute bevor er weiter sprach.

„Passend zu den Chips einfach ein wenig … Normalität.“

Daniels stilles vor sich hin Lächeln - natürlich nicht ohne noch ein paar Chipskrümel zu essen - artete in ein Grinsen aus, das fast von einem Ohr bis zum anderen reichte, als er den Vorschlag hörte. Daniel war für jeden Spaß zu haben, besonders für die, die sein Gegenüber früher immer vorgeschlagen hatte. Nicht dass er zu der Sorte eines dummen Mitläufers zählte, der ohne nachzufragen blindlings von jeder Brücke sprang. Das nicht. Dafür hatte sich damals schnell rausgestellt, als sie sich im letzten Jahr der High School kennen lernten, dass sich ihre Gedanken und Ideen oftmals überschnitten. Sie ergänzten sich ... manchmal auf eine recht fatale Weise, wie einmal sein gebrochenes Schlüssbein meinte.

"Ich bin dabei", gab er dann zurück, schüttete sich die letzten Brösel direkt in den Mund und warf die zusammengeknüllte Tüte hinter das Sofa.

"Und ich glaube, ich weiß auch schon was."

Mit einem Fingerzeig forderte er Finn auf hier zu warten und verschwand kurzerhand ins obere Stockwerk.

Finn schaute seinem Freund verwundert hinterher und lauschte jedem Geräusch, das von oben kam, während Dan nicht in seinem Sichtfeld war. Insbesonder dem dumpfen Rumpeln, gefolgt von einem lauteren, als irgendwas schweres zu Boden ging. Zwar hatte der alles hier drin bereits abgesucht, aber vielleicht gab es doch irgendwo eine unliebsame Überraschung.

Wäre nicht das erste Mal.

Eigentlich passierte es sogar öfter als es gesund war. Darum hatte er auch die Verletzung am Fuß.

Wobei das etwas war, woran er nicht gerne zurück dachte. Hätte er sich nach dem Umknicken auf der Treppe nicht wieder fangen können, wäre er sicherlich ein köstlicher kleiner Snack geworden. Gruselige Vorstellung!

Im nächsten Moment wurden Dans schnelle Schritte wieder lauter, als sein Kumpel gerade rechtzeitig wieder kam, die letzten vier Stufen mit einem Sprung nahm und Finn aus der Bewegung heraus etwas armlanges zuwarf.

"Wenn das nicht nach Normalität schreit, dann weiß ich auch nicht!"

Überrascht über Daniels Fund fing Finlay das Board auf und grinste bei dessen Anblick.

Oh, das würde wirklich Spaß machen. Es würde sicher auch unangenehm weh tun, je nachdem wie er aufkam, aber das war unwichtig. Der Spaß ging vor.

„Wie geil ist das denn?“

Finn stand auf und warf noch einen Blick aus dem Fenster. Noch immer war nichts dort draußen zu sehen, also könnten sie es riskieren.

„Das Beste ist ja eigentlich, dass wir jetzt nicht einmal auf den Verkehr achten müssen“, erklärte er Dan beim Anblick der leeren Straße.

"Allerdings!", pflichtete Daniel sofort bei.

Irgendwo gab es halt doch immer was Positives. Auch wenn man manchmal danach suchen musste.

Der Engländer grinste noch einmal seinen Freund an und ging dann auch direkt hinaus.

Würde schon alles gut gehen.

Sie hatten schon viel Mist gemacht. Auch einige Dinge, von denen sich erst im Nachhinein herausstelle, das sie vollkommen Hirnlos waren, aber der Spaß den es gebracht hatte, war schon immer wichtiger gewesen. Da änderten auch diese Zeiten nichts dran.

Dan folgte mit hinter dem Kopf verschränkten Armen. Zwar hatten sie nur ein Skateboard, doch daran würde der Spaß nicht scheitern. Zumal er sich selbst auf zwei Rädern mit einer Gangschaltung dazwischen tatsächlich wohler fühlte - und das einer von ihnen alles andere im Auge behalten musste, spielte sicherlich auch eine Rolle. Ohne wirklich darüber nachzudenken, schwenkte Dan's Blick einmal durch ihre Umgebung, als sie in das matte Licht des Nachmittags traten. Der ergraute Himmel, der in letzter Zeit nur noch selten aufzog, kündigte dabei unlängst neuen Regen an. Weit und breit war niemand zu sehen. Das war gut. Wenn es nach ihm ginge, könnte das die nächsten Stunden so bleiben. Ob er wollte oder nicht, hafteten sich seine Augen kurz an die menschlichen Überreste, die nicht weit entfernt auf der Straße lagen und nur noch vor sich hin gammelten. Sein Magen krampfte ...

Bestimmt zwang er seine Aufmerksamkeit auf Finns Rücken.

"Ich glaube, wenn wir noch zwei Straßen weiter gehen, kommen wir zu einem kleinen Park." Und die galten meist eh als Skaterparadiese. Asphaltwege, Treppen mit einfachen Geländern und mit etwas Glück sogar eine Halfdpipe ...

Finn meinte auch einen Park in Erinnerung zu haben. Wenn auch nur von einem Straßenschild, das sehr schräg zwischen zwei Autowracks herausgeragt hatte.

„Wollen wir auf dem Weg zum Park schauen, ob hier irgendetwas fahrtüchtig ist? Egal ob Auto oder irgendetwas anderes.“

Er würde mit vielen Dingen fahren, solange es einfacher war als zu Fuß zu marschieren. Das ermüdete schon allein durch seine Eintönigkeit so schrecklich schnell.

Als er seinen Blick jedoch schwenken ließ, sahen die meisten Autos wenig gut aus. Bei den meisten waren die Tankdeckel aufgebrochen, oder die Motorhauben gaben Einblick auf das technische Innenleben, das nicht mehr sehr funktionstüchtig aussah.

„Wobei ich schon fast dafür bin, dass wir uns gleich erst den ernüchternden Tatsachen stellen...“

Und das waren sie alle Male, befand Daniel. Bei näherer Betrachtung waren sie meist eh nur dazu gut, um Rost anzusammeln. Die Arme wieder herunter nehmend, beschleunigte er seinen Schritt, als Finn das Skateboard auf den Straßenbelag ließ, darauf stieg und so die Straße entlang rollte.

Erschreckend, wie schnell man sich an den Anblick einer solchen Straße gewöhnt hatte.

Wirklich schnell war Finn nicht unterwegs, da er sich weiter umsah und sein Freund sich nur darum bemühte, den Abstand zwischen ihnen nicht zu groß werden zu lassen. Denn zu große Entfernungen oder gar getrennte Wege konnten zu einer heiklen Angelegenheit werden.

"Wir finden schon noch was", erwiderte Dan beiläufig und sah Finn dabei zu, wie dieser beneidenswert lässig auf dem Brett die Straße hinunter rollte. Denn jetzt stand erstmal etwas anderes auf dem Plan!

Kapitel 2

Mit jedem hinter sich lassenden Meter wandelten sich die eher grauen Mauern der Häuse zu trüben Grün, dessen Ranken sich langsam, dafür zielstrebig wie gierige Arme, über die Gebäude griffen. Dann tauchte auch schon das Schild auf.

'Watling Park' konnte man gerade noch so darauf lesen und direkt dahinter erstreckten sich bereits die tristen Überbleibsel des einstigen Spielplatzes. Schaukeln, Rutschen, Klettergerüste. Oder zumindest bunte Stangen, die nur noch mit guten Willen zusammen hielten. Die breiten asphaltierten Wege sahen dafür, wenn auch stellenweise rissig, noch ausgesprochen gut aus.

"Na dann lass es mal krachen", meine Daniel dann mit einem breiten Grinsen, das seine Zähne aufblitzen ließ, und einer großen Portion Humor in der Stimme.

"Mommy passt in der Zwischenzeit auf, dass Klein-Finlay nichts passiert."

„Oh ja, danke“, quietschte Finn mit einer absichtlich möglichst kindlichen Stimme. „Aber wehe du hast keine Paddington Bär Pflaster, falls ich hinfalle!“

"Aber natürlich! Wie auch die Winny Poo-Spritze und Dr. Knuffig, der dich dann ablenkt!", setzte Daniel noch nach.

Wahrscheinlich würde da nicht einmal ein Pflaster reichen, so wie er sein Talent kannte. Nur größere Verletzungen sollten sie beide möglichst vermeiden. Aber er hatte gar nicht vor sich hinzulegen, auch wenn die Risse im Bodenbelag ihn mit dergleichen Versprechen anstrahlten. Dennoch würde das nicht passieren. Denn das wäre unspaßig und passte so gar nicht zu dem, was sie wollten!

Finn skatete über den Weg und schließlich über den Spielplatz, bei dem er sich ein wenig daran versuchte, den ein oder anderen Trick zu vollführen. Leider hielten die meisten Geräte, an denen er sich vorstellen konnte etwas zu reißen, nichts mehr aus und so musste er das ein oder andere Mal vom Board abspringen, um schlimmeres zu verhindern.

Der Ältere wusste anscheinend was er tat.

Darum stieg Daniel letztlich auf den reichlich überwucherten Zaun und nahm darauf so gut es ging Platz. Zwar war es nicht optimal mit dem Rücken zur Straße zu sitzen, doch würde er hinter sich schneller ein Schlurfen und Stöhnen wahrnehmen, als eine Gestalt im hohen Gras. Im Moment jedoch war auch hier Nichts und Niemand zu sehen, was ihm genügte, um seine Aufmerksamkeit zu Finn schwenken zu lassen. Die Flipps, die das Bord um seine eigene Achse rotieren ließ sahen gut aus, bis zu den Zeitpunkten, wenn die alten Geräte ins Spiel kamen.

„Alter, is das alles kaputt“, beschwerte er sich und trat gegen ein Gerüst, das daraufhin zusammenfiel. Aber eigentlich hatte er damit gerechnet. Immerhin war hier einiger Zeit nichts mehr getan worden.

Von wem auch?

Dan verzog den Mund. Es war für seinen Geschmack zu laut.

"Musste das sein?", fragte er und richtete sich auf, um ihre Umgebung etwas genauer mustern zu können.

"Hm, vielleicht sollten wir zurück auf die Straße. Die Bordsteine und Mauern sehen aus, als würden sie deine Stunts besser aus-"

Eine Bewegung im Augenwinkel ließ Daniel mitten im Satz stoppen. Und wahrhaftig, dort im fast hüfthohen Gras, gute 200 Meter entfernt stand plötzlich wie von Zauberhand eine menschliche Silhouette.

"Na super", murmelte er und nickte fast unmerklich in die entsprechende Richtung, damit Finn ihn auch sehen konnte. Dieser Besuch war abzusehen gewesen, dennoch hätte Daniel gern darauf verzichtet.

Bemüht sich nicht zu viel zu bewegen, wandte er sich an Finlay.

"Und jetzt? Wollen wir die Kurve kratzen oder bleiben?"

Mit sowas in der Art hatte er fast gerechnet. Da würde er wohl zugeben müssen, dass es ziemlicher Bockmist gewesen war. Immerhin hätte er sich denken können, dass es zusammenbrechen würde und das nicht gerade leise.

Aber nun war es zu spät für derlei Überlegungen.

Finn schaute in die Richtung, die Daniel ihm angedeutet hatte.

Noch hatten sie Zeit wegzukommen und die sollten sie auch nutzen. Zwar waren diese matschigen, ehemaligen Menschen nicht so schwer zu beseitigen, aber es bestand immer die Gefahr gebissen zu werden. Das wäre ganz und gar nicht gut.

„Lass uns verschwinden“, entschied er darum.

Er mochte das Risiko manchmal ganz gerne haben, aber es gab auch Grenzen. Gerade in dieser neuen, virusbesetzten Welt.

Aber das Skateboard würde er mitnehmen, dann könnten sie so etwas wie heute vielleicht mal an einem netten ruhigen Tag wiederholen. Dann aber nicht auf so einem baufälligen Spielplatz, wie diesem hier und auch hoffentlich ohne unwillkommenen Besuch.

„Erst einmal aus dessen Blickfeld. Dann können wir weitersehen.“

Manchmal reichte das bereits. Dann gab es Tage, da glaubte er die Typen könnten sie riechen und so auf Dauer verfolgen. Vielleicht war es Einbildung oder Paranoia, aber es gab genug dieser Vorfälle, als dass er sie sich gemerkt hatte.

Er beobachtete, wie Dan wieder von dem Zaun herunter kam und sich neben ihn stellte.

„Es sei denn, du hast einen besseren Plan.“

"Nein, nicht wirklich", gab der Jüngere zurück.

Angespannt rieb sich Daniel mit einer Hand über den Nacken. Auch wenn sie zu zweit waren, sich mit den Infizierten anzulegen bedeutete selbst für sie Kraft und Anstrengung. Etwas womit sie nicht zu freizügig umgehen durften.

Er wollte eben nochmal bestätigend zunicken, wobei er die Gestalt für einen Wimpernschlag aus den Augen ließ. Als sein Blick sich auf den Fleck erneut fokussierte, war die Scheme weg.

Finn bemerkte es im selben Moment, wie er.

"Scheiße...", murmelte Dan mehr zu sich und griff bereits nach einer losen Stange, die in großer Zahl vor seinen Füßen lagen.

Sie beide wussten nur zu gut, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Infizierten geben konnte. Am liebsten waren ihnen, die langsamen, jene denen bereits große Teile des Körpers einfach von den Knochen gefallen waren. Dann gabs da noch die anderen, die, die man im schlimmsten Fall mit normalen Menschen verwechseln konnte. Und die konnten verdammt schnell sein ...

"Siehst du ihn?", wollte er geflüstert von Finlay wissen.

Doch im noch gleichen Moment erübrigte sich die Frage, als ein flinker Schatten auf der Straße zu ihnen hetzte! Es brauchte keine weiteren drei Sekunden, als der Zombie keuchend um die Ecke gestürzt kam.

Anhalten würde er nicht, dafür stand in den blutunterlaufenen Augen ein zu großer Hunger, wie auch der ledierte und stellenweise fleischig wirkende Körper nur mehr darauf hin wies, dass es einfach kein Halt geben würde. Ein animalisches Knurren drang aus der Kehle, als sich der Infizierte geradewegs auf Finlay stürzte.

Hinter ihm waren die Überreste des Gerüstes. Da würde er nicht ohne Gefahr des Umknickens nicht ausweichen können. Was nur heißen würde, dass ihr Angreifer sich genüsslich auf ihn schmeißen brauchte. Nein, das wollte er lieber nicht.

Nach links ging auch nicht, da war Dan und den wollte er nicht als Schutzschild nehmen. Dann war seine Zeit zum Überlegen abgelaufen und sein Körper reagierte schneller, als er überhaupt daran gedacht hätte.

Vielleicht war es das aufkommende Adrenalin, vielleicht einfach nur Panik, als der Kerl immer näher kam.

Finn trat auf die hintere Seite seines Board und schnappte die daraufhin zu ihm aufschwingende Vorderseite. Mit einer schnellen Bewegung hob er es höher und holte aus, so dass er gerade genug Schwung holen konnte, um dem Infizierten das Deck gegen den Schädel zu schlagen.

Der Luftzug des Bords, wie die durchaus gefährliche Kante nur knapp an seinem Gesicht vorbeizischte, jagte Daniel selbst einen kalten Schauer seinen Rücken hinunter. Die Vorstellung davon getroffen zu werden - nun, schön war anders und Finn schien dabei gar nicht zu bemerken, wem er mit diesem Manöver beinahe noch erwischt hätte.

Und dass man Finns Schlag damit nicht unterschätzen durfte wurde nur allzu deutlich.

Selbst duch die Ausweichbewegung etwas zur Seite strauchelnd, sah er, wie die halbe Leiche vom Treffer in sich zusammen gestaucht wurde. Samt der Schädeldecke, die augenblicklich eine unübersehbare Delle zierte. Dabei war ein seltsames Schmatzen zu hören, als sich auch gleich ein Arm des Angreifers um die entfremdete Waffe schlang, und Finn's Handgelenk zu packen bekam. Die Kraft, die in den dünnen Fingern schlummerte explodierte dabei, so dass sich der Ältere der beiden noch im selben Lidschlag einfach nach vorn gerissen fühlte. Die vor Speichel tropfenden Zähne schnappten hungrig nach dem noch so gut aussehenden Fleisch in Finlays Gesicht, als der dumpfe Schlag Dan's Stange den Infizierten im letzten Augenblick im Rücken erwischte. Es waren nur wenige Zentimeter, die den unliebsamen Besuch damit an seiner Beute vorbei schrammen ließ und anstatt einen Fleischbatzen aus der Wange oder dem Hals zu reissen, prallten die Schultern zusammen. Der Typ wäre erfreulicher Weise zu Boden gegangen, wenn da nicht noch der eiserne Griff wäre, mit dem er drohte Finn mit sich auf den Asphalt und damit direkt in seine Fänge zu ziehen.

Finn sah sich schon zwischen den Zähnen des Infizierten und verharrte eine Schrecksekunde lang, die dann auch daran schuld war, dass er ungebremst mit zu Boden ging, statt sich irgendwie dagegen zu wehren. Im letzten Moment schaffte er es jedoch noch das Board ein wenig höher zu schieben, im Versuch sich wenigstens ein wenig vor einem Biss zu schützen.

Das Holz traf direkt ins Gesicht des Typen und ein knirschendes Geräusch zusammen mit einem weiteren kurzen Rucken verriet ihm, dass der, vermutlich bereits angeschlagene, Knochen nachgegeben hatte, als sie auf dem Boden aufschlugen.

Der Griff um seinen Unternahm ließ dennoch nicht locker. Das war normal, wenn man bedachte, dass die Körper der Infizierten noch kurz versuchten an Nahrung zu kommen, auch wenn sie diese gar nicht mehr zu sich nehmen könnten und wie zerstört der Kopf des Typen nun war, konnten sie schlecht sagen.

Finlay spürte die Fingernägel in seinem Arm, die weiter versuchten ihn näher zu ziehen. Der Brite legte so viel von seinem Gewicht auf das Skateboard, wie er in dieser Position aufbringen konnte und bekam schließlich ein weiteres Mal Hilfe von Daniel.

Dieser fluchte recht laut, als Finn so gut wie jeden Angriffspunkt, wenn auch eher unfreiwillig, mit seinen Körper verdeckte. Mit zuschlagen war also nichts mehr. Innerhalb eines Sekundenbruchteils überlegte er, ob die Stange nicht einfach in das schon stinkende Fleisch rammen sollte. Doch die Idee verwarf er. Auch dafür war noch zu vie Finlay im Weg und es würde nicht viel Wirkung haben.

"Zur Seite!", rief er dann aus und setzte einfach darauf, dass sein Freund ohne lange darüber nach zu denken dem Befehl folge leisten würde. Und noch während Daniel in die Höhe sprang, warf sich der andere nach rechts. Das Timing hätte nicht besser sein können. Fin rollte im Maße seiner Möglichkeiten von den Infizierten und er flog über ihn hinweg. Wuchtig traf er das Board mit seinen Füßen, das noch immer das Gesicht des Kerls verdeckte. Und zu ihrer beider Zufriedenheit, als die Schädeldecke die freundliche Bekanntschaft mit dem motorischen Zentrum des Gehirns machte, ging ein Ruck durch den hungrigen Körper, worauf hin sich der Griff um Finn's Hand merklich lockerte.

Kaum das er konnte, entriss er der wandelnden Leiche seinen Arm und rutschte aus dessen Reichweite, obwohl kaum noch ein Lebenszeichen von dem Kerl kam. Nur noch ein paar Reflexe, die zwar auch noch gefährlich sein konnten, aber mit dem Board an der Stelle, wo der Kopf eben noch war, hielt sich das ganze in Grenzen.

Nur das Blut, das zu genüge geflossen und gespritzt war, wäre jetzt noch eine Gefahrenquelle für jeden Nicht-Infizierten.

Finlay richtete sich wieder auf und schaute sich seinen Arm an, in den sich die Fingernägel des Angreifers gedrückt hatten. Es blutete nicht, konnte also nicht so schlimm sein. Dennoch spürte er das leichte Zittern noch, das dieser Angriff ausgelöst hatte. Adrenalin pur, egal wie oft es passierte.

„Dabei hatte es so toll angefangen“, murrte er leise und schaute noch einmal auf den Infizierten auf dem Boden und wie Daniel von dem Skateboard stieg.

„Lass uns verschwinden!“

Am besten in eines der Häuser, um abzuwaschen, was an ihnen klebte.

Vor allem an ihm...

Was sich bei Finn im erkennbaren Zittern äußerte, konnte man bei Daniels Kinnpartie inform von aufeinander gepressten Zähnen bemerken. Die innerlich aufgeladene Anspannung ließ seine Finger sich zu Fäusten verkrampfen und es kostete Dan eine gute Portion Selbstbeherrschung, um nicht nochmal in den Brei aus Haut, Muskeln, Knochen und Gehirnmasse zu treten. Er war einfach nicht der Fan davon, sich mit den halb verrotteteten, nur noch vom Hunger getriebenen Zombis außeinander zu setzten.

"Besser ist es", erwiderte Daniel halb knirschend und warf seinen Freund ein kurzen Blick zu. Missmutig verzog er die Lippen bei den unschönen Blutspritzern. Saubere und besonders passende Klamotten zu finden war, neben der Suche nach Essen, die nächste Beschäftigung, die auffällig viel Zeit in Anspruch nahm. Doch zumindest war Finlays Handgelenk heil geblieben.

"Wer weiß, wieviele hier gleich noch auftauchen." Denn, dass war der nächste Punk. Seit in der Welt vorrangig die Stille herrschte, lockten laute Geräusche die Infizierten an, wie das Pipsen einer Maus die hungrigen Katzen.

Dann und ohne noch weitere Worte zu verschwende, ließen die beiden das offene Gelände des Parks hinter sich und tauchten wieder in die verwinkelten Gassen der Stadt ein.

INTERLUDE

Sie hatte nun endgültig das Zeitgefühl verloren. Dafür hielt der Schrecken und die einsetzende Lethargie ihren Körper im starren Klammergriff, so dass sie zwischen all den Schatten des Zimmers nur wie ein weiterer aussehen musste. Dennoch und mit jeder weiteren Minute wurde es ihr bewusst, dass sie hier würde nicht ewig bleiben können. Mit blutleeren und aufeinander gepressten Lippen wagte sie einen Blick zu den Überresten des menschlichen Körpers, der ihr Bruder gewesen war. Wie weit entfernt oder als wäre es eine makabere Szene in einem Horror-Streifen, sah sie auf die fleischigen Lappen, die zur Seite geklappt waren, damit man an das weiche Innere gelangte. Dann war da noch der Schädel, oder das was davon übrig war. Das Gesicht hatte der Zombie zu einem undefinierbaren Gebilde verschoben, worin Holly das Gesicht von Jason würde nicht einmal mehr erahnen konnte. Ihr rationaler Verstand gab sich damit zufrieden, konnte sich leichter davon distanzieren. Ihr Herz jedoch, verzweifelte an dem erstickten Schrei, der in ihrer Brust wütete.

Langsam wanderte ihr Blick etwas weiter nach rechts, dorthin, wo hinter der Kommode der Zombie saß, der noch immer langsam auf irgendetwas herum kaute. War es einer der Finger? Holly verbot sich den Gedanken weiter zu verfolgen. Dafür erkannte sie, dass die Augen des Untoten bereits halb geschlossen auf einen Punkt vor seinen Füßen starrte. Vielleicht war er auch so träge, wie er ausschaute? Sollte sie es wagen?

Leise schöpfte sie Atem und hob vorsichtig einen Fuß. Wie eine träge Maschinerie folgten ihre steifen Gelenke ihren Willen. Vorsichtig setzte sie ihn wieder auf und begann ihr Gewicht zu verlagern. Würde jeder Schritt so lang dauern und von dem Wummern ihres Herzschlag begleitet, sie würde tausend Tode sterben, ehe sie sich aus der Nische zwischen Schrank und Sofa bis hin zur Zimmertür vorgearbeitet hatte. Den Blick stets auf dem Zombie gerichtet, nahm sie den nächsten Schritt in Angriff, wog sich dank des Metallrohres in einem Hauch von Sicherheit und trat im Schneckentempo etwas aus dem tiefsten Schatten heraus.
 

Hunger...

Noch immer spürte er ihn in seinen Eingeweiden nagen, dabei hatte er doch eben erst dafür gesorgt, dass sich sein Magen nun zufrieden geben sollte. Aber das tat er nicht. Nichts an seinem Körper tat es.

Dennoch spürte er eine schleichende Müdigkeit und hoffte, dass es gut tun würde. Einfach ein wenig das Fleisch wirken lassen. Vielleicht würden dann die schlimmsten Verletzungen nicht noch mehr aufreissen. Er hoffte drauf. Betete schon fast darum!

Beinahe völlig abwesend und in purer Ruhe sitzend hörte er selber nur noch sein eigenes Kauen.

Hunger...

Müdigkeit...

Aber war da nicht etwas?

Ein Geräusch, bedacht darauf leise zu sein, aber eindeutig da. Langsam drehte er seinen Kopf und suchte den Raum ab. Licht und Schatten spielten ihm das ein oder andere mal einen Streich, aber schließlich sah er etwas, dass er als real einstufte.

Da richtete er sich wieder auf, um hinter dem erneut rufenden Futter herzukommen.
 

Egal, wie sehr sich Holly vorgenommen hatte ihren Verstand die Kontrolle behalten zu lassen, nur eine einzige Bewegung des Zombies, ein winziges Aufrichten, genügte, damit ihr Körper in Panik verfiel. Sie dachte nur an eines: Zähne, die Fleisch aus ihrem Leib rissen und das schmatzend hinunter geschlungen wurde. Dann kam bereits der Kick, als das Adrenalin ihren Körper flutete. Holly begann zu rennen. Umklammerte mit ihrer rechten Hand die Stange, während ihr Verstand raste und sie innerhalb eines Sekundenbruchteils wusste, welchen Weg sie nehmen musste, um aus der Wohnung zu kommen. Dass sie noch sieben Stockwerke eines tödlichen Treppenhauses vor sich hatte, schwebte nur als düstere Wolke über ihren Gedanken, die wie ihr Herz zu rasen begannen. Denn im Augenblick hatte sie genügen damit zu tun, nicht zu fallen und damit, mit ihren Ohren heraus zu finden, ob und wie nahe der Infizierte bereits hinter ihr war!
 

Und dieser war nicht weit...
 

Erst als er die schnelle Bewegung sah, bemerkte er, das er sich wirklich nicht vertan hatte. Da war etwas... jemand...

Essen!

So schnell er konnte hievte er sich auf die Bein, um hinter seiner zweiten Portion herzukommen, wobei er schnell bemerkte, dass seine geschundenen Körperteile ihm bei zu schnellen Bewegungen einen Strich durch die Rechnung machten und er so einige Male beinahe über seine eigenen Füße stolperte.

Als er aus der Wohnung kam, musste er lauschen. Seine Ohre klappten immerhin noch gut genug und so wusste er schnell, wohin er musste. Aber das Treppenhaus war lang und er musste aufpassen, um nicht die Stufen hinab zu stürzen. Das war ihm schon ein Mal passiert und seitdem hatte er ja erst all seine Probleme. Vorher hatte sein Körper wenigstens noch einigermaßen funktioniert. Jetzt war er am zerfallen und brauchte dringend mehr Fleisch.

Nur so könnte er es noch eine Weile schaffen.

Er umklammerte das Geländer und machte sich an den Abstieg. Es dauerte etwas, aber er bekam eine gewisse Routine darin und wurde mit jeder Treppe ein wenig schneller.

Dennoch war die Kleine, die er beim hinunter schauen gesehen hatte, flinker.

Aber er würde sie finden, auch wenn sie vor ihm aus dem Treppenhaus raus war.
 

Holly hörte nichts. Dafür schepperten ihre eigenen Schritte und ihr eigener Herzschlag zu sehr in den Ohren. Nur zu gern hätte sie sich der Vorstellung hin gegeben, dass der Zombie ihr nicht auf den Fersen war. Doch die Vergangenheit hatte sie diesbezüglich bereits oft eines Besseren belehrt.

Gehetzt warf sie einen Blick zwischen die Geländer nach oben, ging sogar so weit, sich dazu zu zwingen für zwei Sekunden stehen zu bleiben. Und da! Ihre vor Angst weit aufgerissenen Augen erhaschten eine Hand, die das Geländer gegriffen hatte und sich vielleicht nur vier Stockwerke weiter oben befand. Weiter! Rief sie sich selbst in Gedanken zu und setzte sich wieder in Bewegung. Dann sah sie endlich die mit Graffiti verschnörkelte Eins. Weiter kam sie hier nicht, da das Treppenhaus mit Möbeln und allem was man habhaft werden konnte verbarrikadiert worden war. Also weiter durch die aus den Angeln gehobene Brandschutztür. Es war nicht mehr als ein langer, für sie endlos wirkender Gang, der trotz des Tageslicht, das teils durch die vernagelten Fenster schien, dunkel und unheilvoll wirkte. Dafür konnte sie es sehen, das buchstäbliche Licht am Ende des Ganges, das durch die offene Tür des Seiteneinganges brach! Sie rannte weiter und wunderte sich nicht einmal darüber, dass die Tür offen stand, wo sie sie hatte doch von innen verriegelt, als sie das Gebäude betreten hatte ...

Kapitel 3

Finn hatte es endlich geschafft wieder ein wenig ruhiger zu werden. Die ganze Zeit über hatte er eine Metallstange vom Spielplatz in der Hand und sich umgesehen, um auf alles zu achten, was sich irgendwie bewege, aber es waren ihnen nur ein Eichhörnchen und ein paar, vom Wind getriebene, Blätter über den Weg gelaufen. Alles in allem also ruhig. So wie die ganzen Stunden vorher auch bereits.

Nur konnte man darauf nicht vertrauen, wie sie bereits oft genug erfahren hatten. Darum lauschte er auch noch immer, als er wirklich etwas hörte. Zur Abwechslung klang es auch wirklich wie Schritte und zudem noch größere als die eines Tieres.

„Das bilde ich mir jetzt nicht nur ein, oder?“, wollte er sicher gehen und schloss die Augen, um besser hören zu können, aus welcher Richtung die Geräusche kamen, wenn sie denn echt waren und nicht nur, weil er doch noch hinter jeder Ecke eine unliebsame Überraschung erwartete.

Doch als er zu Dan schaute, weil er noch keine Antwort bekommen hatte, schien der auch zu lauschen, aber er blieb stehts zwei Schritte hinter ihm. Rückendeckung, sozusagen.

Also keine Einbildung...

„Woher?“

Sie standen blöd. Genau zwischen einigen Gebäuden, so dass alles mehrmals widerhallte. Da war es schwer zu sagen, von wo genau die Schritte kamen. Schnelle Schritte... Rennen...

Wegrennen oder drauf zu rennen?

Das war eigentlich das Wichtigste. Kam es auf sie zu, oder rannte es vor ihnen weg?

Finn wusste nicht, was ihm lieber war.

Sie gingen langsam weiter und lauschten, bis ein erschreckter Schrei zu hören war, dann ein Grunzen, woraufhin die Schritte nur noch schneller wurden.

„Alter, wie blöd. Ich kann nicht sagen, woher das kommt!“, beschwerte sich Finn leise und machte noch einen Schritt vorwärts. Erst da fiel ihm die offene Tür auf, die sich nun direkt neben ihm befand, als die Schritte plötzlich dort zu hören waren. Die kleine Gestalt, die soeben dort heraus gerannt kam, preschte an Dan vorbei und direkt in Finlay hinein.
 

Holly hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet vor dem rettenden Ziel abzubremsen. Wie auch, wenn sie die Früchte ihrer eigenen Dummheit ausbaden musste. Denn sie HATTE die Seitentür verschlossen und sie HATTE sie sogar von innen verriegelt! Dass sie dennoch offen gewesen war, war zwei Zombies zu verschulden, die wie verhungernde Hunde aus den Wohnungen geschossen kamen, als sie sie gehört hatten.

Drei Zombies! Insgeheim verschwand ihre Hoffnung, den Dingern zu entkommen, ins Nirvana. Dann war sie durch den Ausgang gehetzt, hinein in das grelle Licht, das sie im ersten Moment gänzlich blind gemacht hatte und kollidierte mit etwas – nein, jemanden!

Holly schrie auf, als sie spürte, dass ihr Schwung sie direkt in die fremden Arme trieb und ihr die Stange dabei aus der Hand geschlagen wurde.Sie spürte noch den Fall, dann den dumpfen Aufprall auf dem Körper des anderen.
 

Dans Aufmerksamkeit fokussierte sich automatisch auf das Mädchen, deren Wangen von der Flucht in eine rosige Frische getaucht waren und die wie vom Himmel gefallen Finn unter sich begraben hatte. Jedenfalls solange, bis ein Keuchen rasselte und erneut Schritte lauter wurden. Die Kleine hatte also ein paar Freunde mitgebracht. Verdammt!

Mit einem Satz hechtete er zu der fallen gelassenen Stange.

„FINN!“, rief er und hoffte, dass der drängende Ton in seiner Stimme genügte, damit sein Schulfreund für den Augenblick die notwendigere Priorität setzte!
 

Finn musste tatsächlich kurz nach Luft schnappen. Zum Glück passierte nichts weiter, aber als er realisierte, was da passiert war, schubste er die Kleine erst einmal von sich. Wenn sie nun einer der Infizierten wäre...

Aber das war sie offenbar nicht, entschied er, als er ihr panisches Gesicht sah und ihr angsterfülltes Keuchen hörte, während sie ebenfalls versuchte von ihm und Dan wegzukommen. Dank Finlays Nachhelfen, kam unsanft auf der Schulter auf. Der Drang weiter zu rennen ließ sie dabei augenblicklich wieder in die Höhe straucheln. Allerdings war sie noch immer halb blind! Zu kaum mehr fähig stolperte sie also noch ein paar Schritte weiter von den sich bewegenden dunklen Schemen weg, während sich ihr Blick langsam klärte.
 

Finn und Dan kamen derweil nicht zu langen Erklärungen, denn der erste ihrer Verfolger hatte es inzwischen ebenfalls bis zur Tür geschafft.

Ein wenig verwundert, über die große Auswahl, blieb er einen Moment lang stehen.

Ein Vorteil für sie.
 

Das was Holly Gibbson nun als erstes sah, war der ausholende Schlag, mit dem Daniel, die Stange schlicht in der Schläfe des verwunderten Zombies verschwinden ließ. Dunkles Blut spritzte, als der Schädel aufplatzte, die Bruchstücke sich verschoben und aus dem stabilen Knochenkonstrukt ein breiige Masse wurde, die die Schaltzentrale des Körpers auf Anhieb lahm legte. Zumindest zu einem großen Teil, da der Infizierte vor Dan einfach zur Seite kippte und zitternd liegen blieb. Angeekelt fuhr er sich mit dem Handrücken übers Gesicht, um das unappetitliche Blut von der Wange zu wischen, als die nächsten beiden bereits heran waren, die ebenfalls, wie in einem schlechten Dejavú, mitten im Rennen erstarrten.

Dan konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen.

"Ladys first", murmelte er in Finns Richtung und würde sich um den Zombie kümmern, den sein Freund für ihn übrig lassen würde!
 

Finlay umfasste seine eigene Metallstange fester, als er aufstand und entschied sich für den Infizierten, der näher an ihm dran war. Für seinen Geschmack war die Stange zwar zu kurz, weswegen er näher ran musste, aber es reichte so oder so.

Ein Schlag gegen den Kopf. Aber der Infizierte war nicht so blöd wie sein Vorgänger und versuchte auszuweichen. Finn traf zwar, aber nur ansatzweise und nicht so fest wie beabsichtigt. Dafür griff der Kerl nun nach ihm und zog ihn am Kragen näher heran, um einen ersten Bissen zu nehmen, doch Finlay war schneller und bohrte die Stange durch ein Auge in den Kopf des Angreifers. Es reichte, um ihn auf Abstand zu halten, dennoch dauerte es, bis der Infizierte locker ließ, erst taumelte und schließlich umfiel.

Hoffentlich würde der auch weiter liegen bleiben.
 

Daniel tat es seinem Freund gleich, ließ sein eigenes Mitbringsel aus dem Park einmal gekonnt vor sich kreisen und zielte auf den Untoten ab, der leicht versetzt hinter dem anderen stand. Noch halb im Augenwinkel bekam er mit, wie Finlays Ziel um ein Auge erleichtert wurde, während er, wenn auch etwas ungeschickt, unter den zulangenden Armen seines Gegners hinweg tauchte, um diesen mit heftigen Schlägen auf Rücken und letzt dem Genick malträtierte. Dabei könnte Dan schwören es mehrmals knirschen zu hören! Allerdings tat der sabbernde Kerl es den Geräuschen nicht gleich, wirbelte stöhnend herum und bekam sogar seine Stange zu packen.

"Das glaub ich jetzt nicht", keuchte Dan, als der Zombie, die Waffe auch nicht mehr los lassen wollte und ein Hin- und Herzerren begann.
 

Holly brauchte einen Moment, ehe sie begriff, was da soeben geschah. Denn was sie sah, ließ die schon fast erstickte Hoffnung mit einem Schlag wieder aufkeimen. Sie war nicht allein! Und sie würde nicht als Zwischenmahlzeit von den Zombies enden, in deren Arme sie beinahe gerannt war! Die Erleichterung darüber und über den Fakt, dass sie nicht die letzte Überlebende in der Stadt war, ließen ihr beinahe die Knie schwach werden. Nun unfähig weiter zu rennen, blieb sie stehen und sah dabei zu, wie die beiden Kerle sich mit einer überraschenden Leichtigkeit den Zombies annahmen. Und plötzlich war dann auch nur noch einer übrig! Sicherheitshalber schaute sich Holly kurz um, bangte darum, dass hinter der nächsten Häuserecke noch weitere Infizierte auftauchen würden, doch alles blieb still. Zumindest noch. Wer wusste schon, wie weit der Kampfeslärm reichte?
 

Finn schaute zu dem Mädchen, entschied sich dann aber dazu, dass er lieber Dan helfen sollte der noch immer mit dem Infizierten rang. Er zog die kurze Metallstange aus 'seinem' Zombie und schlug damit auf den Kopf des noch stehenden Infizierten ein.

Der war wirklich hartnäckig...

Aber er ließ von dem Metallrohr ab, um das er mit Dan rang und so schlugen die beiden Freunde noch ein paar Mal zusammen auf ihren Kontrahenten, bis dieser endlich zu Boden ging und liegen blieb.

Mit Blut an den Sachen, an den Händen, Armen und dem Gesicht standen sie da und lauschten.

„Waren das alle?“, fragte Finn leise, als er nichts mehr hörte, was verdächtig klang.

„Vielleicht sollten wir besser abhauen.“

Eigentlich galt das mehr Dan, aber die Kleine sollten sie hier nicht so alleine stehen lassen.
 

Schwer atmend schaute Daniel vom Zombie auf und rang kurz mit sich dem leblosen Körper noch ein Tritt zu verpassen.

Skeptisch zogen sich bei Finns Worten seine Augenbrauen zusammen.

"Du willst sie mitnehmen?", wollte er dann wissen, so dass Holly die Worte ebenso hören konnte.

Derweil zweifelte der Jüngere an Finlays Verstand, was er mit einem bedeutsamen Blick in Richtung der jungen Frau klar machte. Zu dritt würden sie noch mehr auffallen, hinzu kam, dass die Kleine Arbeit für sie bedeutete und das war noch nicht einmal der Knackpunkt an der ganzen Geschichte!

Wie bitte stellte sich Finn das nur vor?!
 

Hollys Mund fühlte sich auf einmal staubtrocken an, als die beiden Kerle anfingen darüber zu diskutieren, ob sie sie mitnehmen würden. Nicht willens diese Chance, sich nicht allein durch die leeren Straßen schlagen zu müssen, trat sie einen Schritt auf die beiden zu.

"Bitte", krächzte sie und musste sich kurz räuspern, um ihre Stimme zu finden.

"Lasst mich nicht zurück." Aber wie nur konnte sie die beiden davon überzeugen?!

"Ich...ich, kenn mich hier gut aus. Weiß, wo es noch die ein oder anderen Dosen gibt" Bemüht, die aufsteigenden Tränen nicht hervorbrechen zu lassen, tastete sie mit ihrem Blick die beiden blutbesudelten Gestalten der Jungs ab.

"Klamotten! Wenn ihr neue braucht, ich kann euch zu welchen führen!", beteuerte sie und blickte bange von einem Gesicht zum anderen, dass bei beiden in diesem doch warmen Licht seltsam blass wirkte.
 

Finn seufzte leise und betrachtete die Kleine, die verunsichert in ihre Richtung schaute.

„Schau sie dir doch an. Wir können sie hier nicht alleine rumlaufen lassen. Wie soll sie sich denn anständig verteidigen?“

Sein Blick wanderte noch während er sprach zu Dan. Finn wusste, dass es zu dritt schwerer werden würde und auch, dass sie so ihre eigene Sicherheit gefährdeten, aber die noch Unbekannte wäre ohne ihre Hilfe sicher nicht lange am Leben.

„Wenn sie sich auskennt ist sie auch vielleicht ganz nützlich...“

Er wischte sich etwas Blut aus dem Gesicht und suchte dann, an seinen Sachen, eine nicht ganz so versaute Stelle, um seine Hand saubermachen zu können.

„Und wenn wir irgendwo noch mehr Leute treffen, können wir immer noch schauen, dass sie dort bleibt.“
 

Dan schaute sein Kumpel an, als habe dieser endgültig ein paar Schrauben verloren. Dennoch folgte er dessen Blick zu der Kleinen, auf deren Stirn er fett 'leichte Beute' lesen konnte. Noch dazu wunderbar untermalt von ihren dunklen, flehentlich dreinblickenden Augen.

Unbewusst leckte sich Dan mit der Zunge über seine Lippen, nur um dann ungalant neben sich auf den Boden zu spucken.

"Bitte, wenn DAS deine einzigen Sorgen sind ... Wundert mich allerdings, dass du plötzlich den Samariter in dir entdeckst", raunte er noch halblaut, als sich Finn bereits an die Fremde wandte. Wenn sie sie mitnahmen, konnte das doch nur nach hinten los gehen! Wenngleich die Aussicht, auf noch andere Überlebende zu treffen, auch für sie eine wichtige Rolle spielen würde.
 

„Wie heißt du?“, wandte sich Finn an sie.
 

Mit etwas Mühe konnte sie sogar ein dezentes Lächeln zu stande bringen.

"Ich bin Holly. Holly Gibbson." Etwas hilflos zuckte sie mit ihren Schultern. Nachnamen waren in diesen Zeiten kaum noch von Bedeutung.

Unwillkürlich trat sie noch einen Schritt auf den Mann zu, auf den sie vorhin wohl auch gelandet war. Eine weisere Wahl, wie ihr schien, da der andere weniger begeistert von ihrer Anwesenheit bei ihrem dynamischen Duo zu sein schien.

"Bitte, nehmt mich mit. Egal wohin", setzte sie noch einmal nach und kam noch etwas näher. Wohl zu nahe für den einen, der sich beinahe schon angewidert von ihr wegdrehte und betont aufmerksam den Asphalt unter sich begutachtete. Davon kurz irritiert schaute sie dann in das Gesicht des Größeren.
 

„Kannst mich Finn nennen“, sagte er ihr nur und schaute noch einmal kurz zu Dan und wieder zurück zu ihr.

„Ich muss mal eben unter vier Augen mit ihm reden, okay?“

Holly nickte nur und versuchte in Gedanken ihre Hoffnungen nicht zu hoch zu schrauben.

Und schon wendete er sich, vielleicht ein wenig zu schnell, ab und zog Dan, an dessen Arm, einige Meter weiter weg von ihr. Dieser ließ sich etwas steif mitziehen.

„Pass auf... ich denke sie kann uns wirklich nützlich sein.“

Da war weniger Samariter in ihm, als es vielleicht gerade aussah. Für ihn war es eher ein Abschätzen ihrer Situation.

„Überleg doch mal, wenn unsicher ist, ob da Infizierte rumrennen... wir können sie vor schicken – halt als leichte Beute und … naja... im schlimmsten Fall...“

Finlay schaute über Dans Schulter hinweg zu Holly und spürte, wie sich ihm langsam der Magen zusammenzog. Das er seine Hand dabei fester in Dans Oberarm krallte, bemerkte er gar nicht.
 

Noch unbeeindruckt von den Fingern, verstand Daniel worauf Finn hinaus wollte. Ja, im Ernstfall könnte die Kleine sogar ihr Lebensretter sein ...

Nur leicht drehte sich Daniel nun um, um wie Finlay sie mit seinem Blick zu taxieren. Dass nach all den letzten Monaten in ihren Augen ein unverkennbarer, verräterischer Funke aufglomm, konnten sie beide nicht beeinflussen.
 

Genau in diesem Moment verfingen sich ihre Blicke mit dem von Holly. Ein mahnendes Unwohlsein sorgte dafür, dass sich ihre feinen Härchen im Nacken aufstellten. Als würde sie es frösteln, verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, als die beiden auch schon wieder etwas näher kamen und sie die blutverschmierten Gesichter ein wenig genauer betrachten konnte.

Etwas stimmte nicht, echote es unsicher in ihren Gedanken, als ihr Blick wieder auf die Augen der beiden Kerle fiel.

Und plötzlich setzte die Erkenntnis ein wie ein Blitz.

Hollys Herz setzte aus, als sie den latenten Hunger darin erkannte. Einen Hunger, den sie nun bereits so oft in den Augen anderer gesehen hatte und der nicht mehr menschlicher Natur war.

Ihre Augen wurden groß und unwillkürlich machte sie einen Schritt zurück, während ihr Herz begann in ihrer Brust zu rasen.

"Oh mein Gott", hauchte sie und starrte Finn und seinem Freund mit Entsetzen entgegen.

"Ihr seid auch welche..."



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Votani
2013-04-16T04:29:53+00:00 16.04.2013 06:29
Irgendwie war es ja vollkommen klar, dass die kleine Aktion der beiden nicht gut ausgehen kann. :D’ Aber natürlich hat der Zombie gleich Spannung reingebracht. Ich finds auch interessant, dass ihr mehrere ‚Formen’ von ihnen habt, also die langsamen und die schnelleren, die noch eher menschlich aussehen. Das steigert irgendwie gleich die Gefahr. :)
Am besten haben mir irgendwie Hollys Teile gefallen, da die Spannung da gleich drinbleibt. . War auch eine interessante und außergewöhnliche Idee, mal die Sicht eines Zombies zu wählen. XD Das ist mir bis jetzt auch erst einmal in einem Buch untergekommen und da hab ich das auch schon irgendwie bewundert. Auch die Beschreibungen hier sind wieder sehr horrormäßig und eklig, dadurch aber richtig passend. Mehr kann ich dazu auch kaum sagen ohne mich ständig zu wiederholen. Fehlerchen und einige stilistische Schnitzer sind leider auch in den restlichen Kapitel einige enthalten, was das Lesen doch auf Dauer etwas erschwert. Aber das Ende haut einfach nur ein! :D Damit hatte wohl keiner am Anfang gerechnet und das macht es gerade so genial. Kann man nicht mehr dazu sagen und möchte ich auch gar nicht. Es ist einfach perfekt, wie Holly feststellt, dass sie auch welche sind!

LG
Von:  Votani
2013-04-15T21:28:56+00:00 15.04.2013 23:28
Auf zum ersten Kapitel. :D
Wie gesagt, mir gefällt, dass ihr gleich ins Geschehen einsteigt anstatt mit langweiligen Beschreibungen und Erklärungen anfangt. Ist immer interessanter, wenn die nach und nach an den Leser vermittelt werden. Auch das mit der Chipstüte ist sehr realistisch gestaltet. Es sind eben doch immer die kleinen Sachen, die man ungeheuer vermissen würde. :> Das ist irgendwie knuffig. Und ich muss sagen, es ist auch mal etwas Neues, dass die beiden mal draußen während einer Zombieapokalypse etwas Spaß haben wollen. Die beiden sind wahnsinnig, keine Frage. :’D

Was ich allerdings nicht ganz verstehe: Wenn die beiden schon länger in dem Haus sind (und so kam es für mich rüber), warum suchen sie diesen Notfallsender denn erst jetzt? Und wozu soll er gut sein? Und wie kommen die beiden darauf, dass er sich überhaupt dort befindet? Wird das noch beantwortet? Ich hoffe jetzt einfach mal drauf oder vielleicht bin ich auch zu blöd, um das zu verstehen. XD’

Ein bisschen Kritik hab ich auch, weil ich möchte ja konstruktiv sein, weißt du ja. :) Hier haben sich leider doch ziemlich viele Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen, was ihr noch ausbessern solltet. Ihr habt immer mal wieder vergessene Buchstaben drin oder schreibt Worte auseinander, die mMn aber zusammengeschrieben werden. Ich würde einfach das Word-Rechtschreibprogramm laufen lassen, dass sollte die schon erheblich reduzieren. Allgemein wirkten manche Sätze etwas holprig auf mich, auch wenn ich dabei nicht sagen kann, wessen Schreibstil das jetzt ist. Ich würde einfach noch mal in Ruhe darüber lesen, weil es doch recht auffällige Sachen sind.
Zudem wirken die Charaktere etwas blass. Ich bin sicher, dass ihr beide die ordentlich ausgearbeitet habt, das kommt beim Leser leider nicht wirklich an. Es wird ja nicht mal beschrieben, wie die beiden aussehen oder welche Haarfarbe sie haben – und ich hab die Steckbilder beim Lesen bereits wieder vergessen. Ich würde versuchen das in Zukunft alles direkt in die Geschichte einzubetten, dass lässt einem die Charaktere gleich einfacherer voneinander unterscheiden.
Von:  Votani
2013-04-15T21:28:50+00:00 15.04.2013 23:28
So, ich komm endlich mal zum Lesen. :)

Erst mal: Ein riesiges Juhu, weil es sich um Zombies dreht und es davon eindeutig zu wenig auf mexx gibt. Der Prolog haut auch bereits ein, da es gleich recht spannend anfängt und ihr ein paar richtig gute Beschreibungen eingearbeitet habt, was den Zombie betrifft. Das mit dem Kiefer... alle Achtung, das ist geil und sehr horrormäßig. Passt sehr gut! :D’

Viel mehr gibt es hierzu eigentlich auch nicht zu sagen, nur hier noch zwei Dinge, die ihr noch ändern solltet (Ich versuch nie auf Fehler zu achten, aber das ist mir so ins Auge gesprungen):

[...]das (hektisch) durch ihre Lunge ziehen wollte.

[...]Allein der Gedanke ließ sie unwillkürlich kurz auf der Stelle treten (hier gehört mMn ein Komma hin) während sie am liebsten einfach losgerannt wäre.
Von:  SakuraxChazz
2013-03-06T17:41:41+00:00 06.03.2013 18:41
So ja ich hab ja schon deutlich gemacht, das der Schreibstil echt mitreißt. Und auch sonst ist alles top. Die Charaktere sind sympathisch und gut durchdacht. Die Spannung wird gehalten und es macht einfach Spaß es zu lesen.
Und dann kommt diese Wendung! Ich saß Fassungslos vor meinem Rechner und wusste nicht wie mir geschieht! Da hat es schon wieder jemand geschafft mich so reinzulegen! Und ich hab echt nichts gemerkt! Wie auch? Die Jungs benehmen sich ja auch noch zivilisiert. Das ist echt böse! Und echt gelungen.
Jetzt da ich endlich auch die Kommi geschafft hab zu verteilen, werd ich das auch mal in meine Favos aufnehmen xD

LG Saku^^
Von:  SakuraxChazz
2013-03-06T17:37:22+00:00 06.03.2013 18:37
Dieser Wechsel zu dem Mädchen gefällt mir. Besonders, weil auch noch die Sicht des Zombies mit einbezogen wurde. Das macht das Ganze nochmalzu etwas besonderem. Besonders, weil es wirklich informativ ist und nicht sinnloses Geplänkel.
Wie der Zombie wirklich nur noch auf den Instinkt Essen getrimmt ist, ist wirklich erschreckend. Und wenn man sich dann noch vorstellt, man könnte auch so werden in der Situation. Da würd ich mich vorher wohl erschießen. Das ist ja kein richtiges Leben mehr und Tod ist man auch nicht.. schon scheiße irgendwie.
Das Interlude ist gelungen und hat auch Spaß gemacht. Außerdem schlägt es nen schönen Bogen zum 3. Kapitel. Zumindest wenn ich mich richtig erinnere.

LG Saku^^
Von:  SakuraxChazz
2013-03-06T17:33:53+00:00 06.03.2013 18:33
Die Jungs sidn einfach total sympathisch. Dieses Geplänkel zwischen den beiden ist einfach zu köstlich xD Dr.Knuffig xDD
Der Kampf mit dem angelockten Kerl hat mir auch gefallen.
Mir gefällt ebenfalls die Länge des Kapitels bzw. der Kapitel allgemein. Das lässt sich gut lesen und es gibt nicht noch X Nebeninformationen, die null interessieren. Klar ist es wichtig das Setting zu beschreiben und sowas. Aber man muss dabei auch nicht übertreiben. Und bei dem Schreibstil fällt es nicht schwer, auch so im Geschehen drin zu sein. Da muiss man nicht Seitenweise was beschreiben.
Das ist dann wohl Kapitel zwei xD

LG Saku^^
Von:  SakuraxChazz
2013-03-06T17:28:19+00:00 06.03.2013 18:28
Das ist richtig klasse. Dieser Sprung zu den beiden Jungs. Erstmal ist ja doch alles wie man es auch aus den einschlägigen Filmen kennt. Es gibt keine Kommunikation mehr nach Außen. Jeder ist auf sich gestellt. Und nichts geht mehr. Und dann sind da die beiden Jungs, die was essbares suchen und dann Chips finden. Das mit den Boards fandich auch klasse. Und jetzt drehen sie erstmal ein paar Runden. Richtig klasse^^
Der Scheibtsil ermöglicht es einem direkt in die Jungs zu schlüpfen. Zumindest mir hat es die Identifikation mit den Figuren erleichtert. Das reißt einen dann auch mit.
Das ist dann so das, was ich zum ersten Kapitel zu sagen hätte.

LG Saku^^
Von:  SakuraxChazz
2013-03-06T17:25:01+00:00 06.03.2013 18:25
Das ist ein wirklich gelungener Prolog. Ich dachte erst so: 'Igitt!' Aber das macht die Geschichte ja nunmal auch aus. Wirklich sehr gelungen. Das hat mich direkt dazu verleitet, weiter zu lesen. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt eigentlich hätte schlafen sollen. Aber das war es definitiv wert!
So ja das war es dann erstmal zum Prolog XD

LG Saku^^
Von:  Tariana
2013-02-02T18:23:34+00:00 02.02.2013 19:23
Ich freue mich darauf euch zu sagen, dass ihr bei meinen Wettbewerb: Partner-FanFiction – Wichtig: Teamarbeit! den 1. Platz belegt habt.

Der Grund liegt unter anderem daran, dass ihr zwar eine nicht ganz so neue Idee, sie aber wirklich gut umgesetzt habt. Eure Schreibweise ist wirklich gut und Ihr habt auch alle Kriterien erfüllt, die ich in meinen WB gestellt habe.
Was uns alle besonders Überrascht hat, ist dass Ende, weil man so etwas wirklich nicht erwartet. Es stellt sich am Anfang –zumindest für mich- nur die Frage, warum es mit diesen Kapitel abgeschlossen ist, dann aber kommt der Entscheidende Punkt.

Also: Eine schöne Story mit einer Wendung, die wirklich niemand erwartet. Ich hoffe, dass ich von euch beiden noch weitere solcher Geschichten lesen kann.

Liebe Grüße JolieFortuna


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