Moments von Kajia ================================================================================ Kapitel 2: Second Moment: Youth ------------------------------- Thor´s POV: Viele Jahre später, Loki und ich waren mittlerweile junge Männer, wurden wir von Odin auf eine Mission nach Midgard geschickt. Es war meine erste Aufgabe außerhalb der unsterblichen Gefilde und ich war ziemlich aufgeregt, auch wenn ich das niemals zugegeben hätte. Loki sollte mich auf diese Mission begleiten und wir würden mehrere Tage auf der Erde verbringen, weitab von lästigen Pflichten. Ich freute mich auf die gemeinsame Zeit mit meinem kleinen Bruder, auch wenn ich mir gleichzeitig Sorgen um ihn machte. Loki hatte sich in den Jahren ziemlich verändert. Er war ruhiger geworden, besonnener. Spielte nicht mehr Jedem Streiche, auch wenn er immer noch ein Genie darin war, Chaos zu stiften. Doch er schien seine Freude an den Späßen verloren zu haben. Er lachte kaum mehr und das seltene Lächeln, dass er mir dann und wann noch schenkte, war meist traurig und drang nicht mehr bis zu seinen Augen durch. Und das war das Schlimmste! Das diese herrlich grünen Augen nicht mehr strahlten, wie an dem Tag, als wir zusammen an dem Teich waren. Doch wie sehr ich mich auch bemühte, ich konnte einfach keinen Grund für seine Veränderung finden, sodass ich mir vornahm, Loki auf unserer Reise zur Rede zu stellen. Er sollte endlich wieder lachen! Am Tag der Abreise gab Odin uns eindringliche Hinweise. Wir sollten uns nicht zu auffällig benehmen, den Sterblichen nicht sagen, wer wir waren und uns an die Regeln und Gesetze Midgards halten. Man sah Vater deutlich an, dass er nicht glücklich darüber war, uns auf diese Mission zu schicken, doch ich ignorierte seinen besorgten Blick geflissentlich. Vielleicht war ich noch nicht erwachsen, aber ich war auch kein Kind mehr und würde mich in einer so primitiven Welt wie der, der Menschen, ohne jeden Zweifel zurecht finden. Ohne zu zögern verabschiedete ich mich von Odin und Frigga, packte dann Loki am Handgelenk und zog ihn zu den Pferden. „Sie sollten aufhören, sich ständig um uns zu sorgen!“, sagte ich, nachdem ich mich in den Sattel geschwungen hatte. Auch Loki stieg auf sein Pferd und gemeinsam ritten wir los. Erst am Stadttor gab er mir eine Antwort: „Sie sind unsere Eltern. Es ist ihre Pflicht sich sorgen zu machen.“ Seine Stimme klang wie Balsam auf meiner unruhigen Seele und ich bewunderte wieder einmal ihren Klang. Als Loki in den Stimmenbruch gekommen war, hatte ich ihn verspottet, ihm gesagt er würde danach eine ganz hohe Stimme haben und wie ein Eunuch klingen. Er hatte Angst bekommen und sich nicht mehr aus seinem Zimmer getraut. Eine ganze Woche hatte es Odin und Frigga gekostet, ihn aus seinen Gemächern zu locken und danach hatte er eine weitere Woche nicht mit mir geredet. Erst als ich spät abends mit einem großen Stück warmen Kirschkuchens in seinem Zimmer stand und mich bei ihm entschuldigte redete er wieder mit mir und an diesem Tag wusste ich, dass ich seiner Stimme rettungslos verfallen war. Sie war warm und voll, tief und dunkel und gleichzeitig so weich, dass mir jedes Mal ein Schauer über den Rücken rann, wenn er sprach. Er konnte seine Stimme jede einzelne Tonart annehmen lassen und hatte die Fähigkeit einen gestandenen Krieger mit wenigen Worten zum Weinen zu bringen. Wie ein Schauspieler, der auf einer Bühne ein Stück vortrug, gab er seiner Stimme zum richtigen Zeitpunkt die richtige Nuance und schaffte es so, die Menschen um sich herum zu verzaubern. Ich war so begeistert von ihm und seiner Art zu sprechen, dass ich mir aus der Bibliothek Bücher von den sterblichen Schriftstellern Oscar Wilde und William Shakespeare besorgte, die Loki mir dann vorlesen sollte. Der Grünäugige tat es mit erstaunlichem Eifer, denn er hatte eine Schwäche für diese beiden Poeten, sodass wir manchmal bis spät in die Nacht auf seinem Bett saßen und diese Bücher lasen. Doch irgendwann hatte auch das aufgehört. Immer wieder fand ich keine Zeit für ihn, machte lieber etwas mit meinen Freunden und dann warf er mich eines Abends wutentbrannt aus seinem Zimmer. Betrunken war ich zu ihm gekommen und hatte ihn angebrüllt, mir vorzulesen, sodass Loki nichts anderes übrig blieb als mich zum Gehen aufzufordern. Am nächsten Morgen hatte ich mich unter quälenden Kopfschmerzen bei ihm entschuldigt, doch er hatte die Entschuldigung abgelehnt. Seit diesem Tag herrschte zwischen uns eine gespannte Atmosphäre und ich hoffte, ihn durch diese Reise wieder näher zu mir zu bringen. Wir erreichten den Bifröst und begrüßten Heimdall mit einem Kopfnicken. Der stille Wächter starrte mit seinen bernsteinfarbenen Augen in eine Ferne, die nur er sehen konnte, doch als wir uns der großen Metallkuppel näherten, fing er plötzlich an zu sprechen: „Ihr solltet vorsichtig sein. Auch wenn die Menschen euch wenig anhaben können, so ist es doch zur Zeit gefährlich für Leute aus fremden Kulturen. Eine neue Religion hat sich in Midgard etabliert. Die Sterblichen nennen sie „Christentum“. Ihr müsst also auf der Hut sein, was ihr sagt.“ Mit diesen Worten ging er voraus in die Kuppel und als ich einen Blick auf Loki warf, sah ich, dass der Schwarzhaarige die Stirn gerunzelt hatte. Ich wusste, dass er gerade angestrengt nachdachte und eher würde ich mich selbst auf einen Pfahl spießen, als ihn in seinen Gedanken zu unterbrechen. „Danke für den Hinweis, Heimdall. Wir werden vorsichtig sein.“, sagte ich und der dunkle Hüter nickte, bevor er sein langes Schwert in den Schacht rammte und so die Brücke aktivierte. Der Energiestrahl riss Loki und mich mit ungeheurer Wucht mit sich und als wir nach einer gefühlten Ewigkeit wieder festen Boden unter den Füßen hatten, schlug mir eine bittere Kälte ins Gesicht. „Bei Odin´s Barte, ist das kalt!“, fluchte ich und rieb hektisch meine Hände aneinander. Niemand hatte uns gesagt, dass es auf Midgard so kalt war und ich sah besorgt zu Loki. Dieser war anfällig für starke Temperaturschwankungen, auch wenn er bis jetzt nur mit großer zu Hitze zu kämpfen gehabt hatte. Doch mein Bruder stand völlig normal neben mir. Er schien die schneidende Kälte um uns herum nicht einmal zu spüren und starrte stattdessen mit fasziniertem Blick in den Himmel. Es war dunkel, aber noch nicht Abend und kleine, weiße Flocken fielen langsam gen Boden, doch es war nicht der Schnee, den Loki so beeindruckt betrachtete. Es waren die bunten Lichter am Himmel, die sich wie ein langes Band von einem Horizont zum anderen zogen. Von der verschneiten Ebene, auf der wir standen, hatten wir einen herrlichen Blick auf das unglaubliche Schauspiel und ich fragte verwundert: „Was ist das?“ Ich kannte den Himmel über Asgard, der von Millionen von Sternen bedeckt war, aber noch nie hatte ich solche farbenfrohen Lichter gesehen. „Die Sterblichen nennen es „Nordlicht“. Sie glauben, dass Odin es mit Gungnir in den Himmel malt.“, gab Loki zurück und seine Stimme klang völlig gefesselt. Ich riss meinen Blick von dem Schauspiel am Himmel los und betrachtete Loki. Seine Augen strahlten, wie ich es mir gewünscht hatte und ich musste unwillkürlich lächeln. Es war schon seltsam, dass ein einfaches Naturschauspiel ihn glücklich machen konnte. „Wenn ich könnte, würde ich sie für dich einfangen.“, murmelte ich und Loki riss schweren Herzens seinen Blick vom Himmel los. „Wieso?“, fragte er und ich musst grinsen. „Weil deine Augen endlich wieder leuchten.“, antwortete ich. Seine Augen weiteten sich und ich hob meine Hand. Zärtlich berührte ich mit meinen kalten Fingern seine Wange. Sie war leicht gerötet von der Kälte und die Farbe schien sich noch zu vertiefen, als ich ihn berührte. „Ich hasse es, wenn wir uns streiten. Und es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen.“ Ein kleines Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln und er schloss die Augen, um dann seine Wange fester gegen meine Hand zu drücken. „Ich weiß, Thor. Und mir tut es auch Leid.“, erwiderte er. Seine Samragdaugen öffneten sich wieder und als er mich mit diesen unglaublich klaren Iriden ansah, musste ich meine Hand einfach in seinen Nacken legen und ihn zu mir ziehen. Meine Finger fuhren durch sein seidiges, schwarzes Haar, während ich meine andere Hand auf seinen Rücken legte und ihn noch näher zu mir zog. Loki erwiderte die Umarmung ohne zu zögern und legte seinen Kopf an meine Schulter. Seine Arme umschlossen meine Mitte und eine Weile blieben wir so stehen. In einer schneebedeckten Landschaft, über der die Nordlichter tanzten. Als wir uns lösten, fühlte ich mich an den Tag am Teich zurück versetzt. Loki´s Augen glänzten, seine Lippen hatten sich zu einem leichten Lächeln verzogen und er sah so schön aus, dass ich nicht anders konnte, als zum zweiten Mal in meinem Leben, die Lippen meines Bruders mit meinen zu verschließen. So zart, sanft und unschuldig der Kuss vor so vielen Jahren gewesen war, so leidenschaftlich war nun dieser. Loki´s Lippen schienen zu brennen und als ich mit meiner Zunge darüber strich öffnete er sie und eine wahre Explosion an Gefühlen fand in meinem Kopf stand. Sein Geschmack schien mich zu benebeln und seine Lippen bewegten sich unendlich zärtlich gegen meine. Es schien, als wäre ich dazu gemacht, Loki zu küssen und mit einem leichten Knurren zog ich ihn noch näher zu mir. Dieser Kuss war alles, was ich je wollen sollte und der einzige, an den ich mich bis heute erinnerte, denn er war auch der Grund, aus dem wir Odin´s Auftrag vergaßen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)