Von jetzt an auf ewig von ZERITA ================================================================================ Prolog: Damals... ----------------- Es ist wirklich schwer, ständig bin ich alleine und wenn jemand sich zu mir gesellt, dann doch nur um mich zu ärgern. Meinen Schreibtisch darf ich regelmäßig aus dem Müllraum holen. Die Schmierereien auf diesem wechseln täglich. Haben die Lehrer wirklich noch nicht mitbekommen, dass nicht ich, sondern meine Mitschüler die eigentlichen ‚Künstler‘ sind? Immer muss ich länger bleiben und meinen Tisch schrubben. Die Kanten sind schon so kaputt, dass ich mir regelmäßig Splitter zu ziehe. In den Pausen muss ich flink sein und schnell eines meiner Verstecke aufsuchen, damit ich etwas Essen kann und nicht wieder Opfer von Schlägereien werde. Das Kinderheim, in dem ich lebe, interessiert es wenig, wie ich nach der Schule wieder komme. Hauptsache die Uniform wäre heile. Womöglich bin ich deswegen das Opfer, weil ich der einzige ohne Familie bin. Ich hasse mich. Ich bin zu schwach um mich zu wehren, dabei hätte ich es mit Sicherheit gekonnt, zumindest ein bisschen. Geld nehme ich selten mit in die Schule, jeden Morgen werde ich nämlich von einer kleinen Gruppe danach durchsucht. Eigentlich habe ich gedacht, dass sie nach einer Weile aufhören würden, wenn sie merken, dass ich kein Geld habe. Doch ich habe mich getäuscht. Scheinbar geht es nach dem Motto, wer kein Geld hat, muss welches besorgen. Zum Stehlen bin ich definitiv nicht geeignet, jeder Ladenbesitzer sieht mich skeptisch an, wenn ich auch nur an einem Geschäft vorbei gehe. Ich bin eben das Waisenkind und werde damit sofort in die Schublade Verbrecher gesteckt. Noch nie habe ich etwas gestohlen oder anderweitig etwas Schlimmes getan. Wenn ich ehrlich bin, will ich doch nur, dass man mich in Ruhe lässt. Das ich niemals Freunde haben würde, dessen bin ich mir bewusst. Was ich will, ist Ruhe. Warum kann man mich nicht einfach mit Ausgrenzung strafen? Mich einfach immer außen vor lassen als würde ich einfach nicht existieren? Sicherlich auch das wäre schwer zu verkraften, aber damit könnte ich noch eher leben. Zum wievielten Male stehe ich nun hier oben auf dem Schuldach, den maschigen Zaun im Rücken, während nur noch ein Schritt mich davon abhält dem Ganzen ein Ende zu setzen? Fast täglich schließe ich die Augen, kralle meine Finger in die Maschendrahtzaun und spüre wie der Wind durch meine Haare weht, mein Gesicht und meine Kleider umspielt. Dann träume ich, dass ich fliege, der Wind mich immer höher trägt und ich einfach losgelöst bin, von allem. Kein Schmerz, kein Leid und keine Angst. Manchmal spanne ich meinen Körper an und beuge mich vor, die Augen noch immer geschlossen, das ist der Moment in dem ich nur noch loslassen muss, dann würde ich fliegen. Vielleicht nicht lange, nur einen Augenblick und dann wäre es vorbei. Alles… Doch wie jedes Mal klettere ich zurück, nehme meine Schultasche und stelle mich der Realität. Eine Realität, die grausamer nicht sein könnte. Mein Taschengeld und das Geld was ich mir beim Austragen von Zeitungen verdiene, reicht nicht aus, um die Gruppe mit meinen Peinigern zu bezahlen. Zuerst begnügten sie sich damit mich nur zu verprügeln, mich irgendwo einzusperren, mich mit Wasser zu übergießen oder regelmäßig im Schwimmbecken unter zu tauchen. Es war hart und schmerzhaft. Jedes Mal wenn sie mich unter Wasser tauchten, wünschte ich, sie würden es übertreiben. Ertrinken soll ein grausamer Tod sein, dennoch wollte ich nichts anders. Irgendwann schienen sie davon allerdings gelangweilt zu sein. Vielleicht glaubten sie, dass sie mich besser nutzen könnten. Was auch immer es war, was ihre Meinung änderte, mir hat es nicht geholfen. Jetzt muss ich mich jeden Nachmittag mit irgendwelchen Männern treffen, die mich in ein Love Hotel zerren oder in irgendwelche Seitenstraßen, wo sie mit mir Sex haben. Mehr als einmal habe ich schon darüber nachgedacht, einfach wegzulaufen, damit ich es nicht tun muss. Ich kenne diese Männer nicht und sie tun mir weh. Ich möchte so eine Erfahrung lieber mit jemandem teilen, für den ich etwas empfinde. Jedoch folgt mir immer eine Gruppe von meinen Peinigern, um sicher zu gehen, dass ich auch ja ihre Wünsche erfülle. Das Geld, was ich durch die Prostitution verdiene, behalten sie. Manchmal bekomme ich etwas davon ab, aber schon auf dem Heimweg vernichte ich es. Es ist mir zu wider. Ich bin mir zu wider. Das Geld ist schmutzig und ich bin es auch. Ich will das alles nicht mehr, aber ich bin zu feige es zu beenden. Noch ein Jahr in der Oberschule liegt vor mir, aber ich weiß nicht, wie ich das überstehen soll. Ob ich nicht doch einfach auf den Strommast klettern soll und dann einfach hinunter springe? Kurz halte ich an und starre an dem Metallturm hinauf. Wenn ich bis nach ganz oben klettern würde und dann spränge, könnte ich sicherlich fliegen. Warum bin ich nicht einfach ein Vogel? So hätte ich die Möglichkeit einfach davon zu fliegen, all dem schlechten zu entkommen. Leider habe ich keine Schwingen die mich durch die Lüfte tragen. Seufzend gehe ich weiter… Ich muss in die Schule… Noch ein Jahr… Müde stehe ich nun in der Bahn an der Tür. Noch ist genügend Platz, aber gleich wird, wie jeden Tag, eine große Menschenmasse in die Bahn stürmen und dann stehen alle eng an eng. Die dann herrschende Enge mag ich nicht, man ist eingequetscht und manchmal habe ich das Gefühl, dass es mir die Luft abschnürt. Aber Sitzplätze gibt es schon an meiner Haltestelle nicht mehr, wenn doch überlasse ich sie meistens älteren Menschen. Gerade kündigt die Lautsprecherdurchsage die nächste Haltestelle an, noch einmal sehe ich auf die kleine Anzeigentafel über der Tür. 15 Minuten müsste ich es aushalten, wie immer. Seufzend drehe ich mich um und gehe zur anderen Tür, welche sich nicht öffnen wird, damit ich dort aus dem Fenster schauen kann. Der Zug fährt ein, die Türen öffnen sich, die Menschen strömen in die Bahn, drängen sich dicht an dicht, die Türen gehen zu und dann fährt der Zug wieder ab. Traurig sehe ich aus dem Fenster und versuche mir die Landschaft einzuprägen, aber ein Meer aus Häusern ist nicht interessant, auch nicht schön. Überrascht japse ich nach Luft, als ich plötzlich eine Hand an meinem Hintern spüre. Es fällt mir schwer mir einzureden, dass das nur ein Versehen war, da die fremde Hand weiterhin an meinem Hintern verweilt, sogar weiter wandert. Mein Herzschlag beschleunigt sich, während mir der kalte Schweiß ausbricht. Ich will das nicht! Hör auf! Nimm deine Hände weg! Mit jeder Sekunde, die mein Körper durch diese Person benutzt wird, beschleunigt sich mein Atem. Wahrscheinlich fehlt nicht mehr viel und ich fange an zu hyperventilieren. Dann ein Ruck und plötzlich hält die Hand inne. „Nimm deine Griffel von ihm, du Perverser!“, knurrte jemand neben mir. Verängstigt sehe ich die Person an. Er trägt dieselbe Schuluniform wie ich, aber ich habe ihn noch nie bei uns gesehen. Der ganze Zug sieht jetzt zu uns und der Mann, der mich befummelt hat, verschwindet ganz schnell. Mit großen Augen mustere ich meinen Retter, welcher mich ermutigend anlächelt. „Du solltest dich gegen so etwas wehren. Wir gehen wohl auf die gleiche Schule. Ich bin neu hier und heiße Tsukasa. Wie heißt du?“ „Hizumi“, murmel ich und bin ganz erstaunt, dass mich scheinbar wirklich jemand für gleichwertig hält. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)