True and Permitted von Kit ================================================================================ Kapitel 2: Abstergoschaschlik ----------------------------- Fürs Zusammenbrechen blieb keine Zeit. Jeanne war klar, dass hier rumstehen und zuschauen wie ihre Sachen abfackelten, ganz sicher keine kluge Idee war. Sie stopfte sich den Zettel in ihre Hosentasche und rannte sofort in die entgegengesetzte Richtung. Sie wich sämtlichen Schaulustigen aus und sobald sie ein Bistro mit Flachdach erblickte, bahnte sich sich einen Weg durch die Menschen und rannte darauf zu. Sie bog in eine kleine Gasse ab, um zum Hintereingang des Gebäudes zu gelangen. Doch als sie die Tür sah, hatte sie etwas anderes im Sinn. Sie sprang auf den großen Müllcontainer rechts neben der Tür und zog sich von dort aus auf die Fensterbank des ersten Stocks hoch, bevor sie sich weiter an Gesims und losen Steinen hochzog, bis schließlich an der Brüstung des Flachdachs hing. Sie schwang ihre Beine mit einem Ruck nach oben und landete sanft und leise auf dem Geländer. Ohne zu Zögern rannte sie über die knapp fünf zentimeter schmale Brüstung und sprang auf den Balkon des nächsten Gebäudes. Dort zog sie sich wieder an Klappläden, Fenstern, und Balken hoch, wie sie auf dem Dach des Hauses stand. Jeanne stützte die Hände in die Hüften und atmete schnell und keuchend aus. Sie war definitiv nicht mehr so in Übung. Als ein kleiner Windstoß sie ein Stück zurückwanken ließ, schaffte sie es gerade noch rechtzeitig den steinernen Kamin zu ihrer Linken zu greifen, bevor sie zu Fallen drohte. Immer noch keuchend stieß sie ein kurzes Lachen aus. Gott sei Dank, hatte sie keine Höhenangst. Das wäre hier definitiv kontraproduktiv. Als sie wieder einigermaßen normal atmen konnte, schloss sie die Augen und versuchte nach dem Sinn zu suchen, den sie jetzt brauchte. Sie wusste nie genau was es wahr, doch es half ihr, sich zurecht zu finden. Sie sah wenn sie sich konzentrierte, viel mehr Dinge als normal. Es war wie eine andere Dimension die sich vor ihrem inneren Auge öffnete. Und als sie diese Taktik nun hier probierte, sah sie sofort wohin sie musste. Ungefähr zwei Blocks von hier fand sie einen alten Baukran, der sich derzeit nicht in Benutzung befand. Sie grinste und schaltete ihre „Supersicht“ aus um sich ihrer Gegenwart wieder bewusst zu werden. Jeanne merkte sofort, dass sie nicht allein war. Sie presste sich an den Kamin des Hauses und blickte vorsichtig um die Ecke. Sofort erkannte sie drei Personen die auf der Straße vor dem Bistro, welches sie vorher erklungen hatte standen und sich fragend umblickten. Jeanne war sich nicht sicher wer sie waren, doch ihr war instinktiv klar, dass sie auf der Suche nach ihr waren. >Anzüge, maßgeschneidert. Klunker an Händen und Hals. Wert? Echtes Gold. Körpermasse? Beträchtlich. In Muskelkraft definitiv überlegen. Bewaffnet. Mehrere Schuswaffen, einzelne Klingen in Futterale eingenäht und im Schuhwerk. Ein Ring am Finger< „Fuck.“ Templer. Drei verschissene Templer. Genau in diesem Moment blickte der größte der Hühnen in ihre Richtung und grinste als er ihren gehetzten Gesichtsausdruck sah. Sein Lächeln wurde immer breiter, während er langsam, aber siegessicher auf das Haus zuging, auf dem Jeanne stand. Sofort schoss sie los wie ein Blitz in Richtung des alten Krans. Während sie über die Dächer rannte, und versuchte nicht der Versuchung nachzugeben, sich umzudrehen und nachzusehen ob sie gleich Assassinenhackfleisch wurde, blickte sie der Sonne entgegen. Um die Mittagszeit versteckt es sich auf Dächern schwierig. Licht und Schatten konnten entscheiden bei einem Versteck. Ob man lebt, oder einem die Birne weggepustet wird, weil man einen Schatten so groß wie Paris wirft. Ein offener Konflikt war aus drei zwei Meter großen, offensichtlichen Gründen keine Option, und da Verstecken und warten bis der Kelch an einem vorrüberzieht auch nicht drin war, half nur noch die Flucht nach vorne. Also schläunigst auf diesen Kran und von da aus versuchen sie abzuschütteln. Entschlossener als je zuvor raste Jeanne über Dächer und Reklametafeln. Sprang von einem Sims zum nächsten, von Balkon zu Balkon. Als das abgesperrte Bauareal nur noch wenige Häuser entfernt war, wagte Jeanne einen Blick nach Hinten. Sie sah die Verfolger noch einige Meilen hinter ihr. Allerdings sah sie nur zwei. Einer war also entweder gefallen, oder jagte sie zu Fuß, was dumm wäre, in diesen Menschenmassen. Als quietschende Reifen unter ihr ihre Aufmerksamkeit erregten, wusste sie schlagartig, wo das dritte Arschloch geblieben war. Als eine Kugel neben ihr auf den Ziegeln einschlug, wusste sie, dass auch die nette Gesellschaft hinter ihr nicht mehr weit entfernt war. Verdammte scheiße! Sofort sprang sie vom Häuserdach in die Tiefe über den Zaun in den abgesperrten Bereich der längst geschlossenen Baufirma. Jeanne rannte immer weiter, und als sie keine Schüsse mehr hinter sich vernahm, wurde sie noch nervöser. Sie schossen nicht auf sie. Das vorhin war nur ein Warnschuss gewesen, ein Versuch sie zum Anhalten und Jammern zu zwingen. Sie wollten sie lebend... um sie wieder in den Animus zu stecken. Sofort verdoppelte sie ihre Anstrengungen und ignorierte das Brennen in ihren Muskeln und die Tränen die ihr in die Augen schossen. Als sie an dem Gerüst des Krans angekommen war, zog sie sich sofort mit aller Kraft hoch. Als sie sich ein Stück nach oben gekämpft hatte, und senkrecht an ungefähr der halben Höhe des Krans hing, hakte sie sich mit einem Arm in dem Gerüst ein und zog mit der anderen eine kleine graue Kugel aus ihrem Ausschnitt. Sie zog mit den Zähnen an der dünnen, roten Schnur und sofort stieg beißender Rauch aus der Kugel hervor. Die Rauchbombe verursachte immer mehr Qualm als Jeanne sie nach unten warf. Die Templer die mittlerweile auch das Gerüst erklimmen wollten, wichen zwar einen Schritt zurück, doch einen traf die Bombe mitten ins Gesicht. Dieser Aufschlag sorgte für die letzte, kleine Überraschung die diese fiesen Dinger auf Lager hatten. Sie explodierten mit einem letzten Schwall Rauch und verätzten dem Wichser das gesamte Gesicht. Dieser schrie vor Schmerz auf und fiel wie ein Sandsack vom Kran. Als er mit einem lauten Knall auf dem Boden aufkam, war Jeanne klar, dass er diesen Sturz nicht überlebt hatte. Das Knarzen klang eindeutig nach einem Bruch des Rückgrats. Doch Sie freute sich nicht zu sehr über ihren kleinen Sieg sondern kletterte höher, um sich selbst aus dem beißenden Rauch zu befreien. Die Ausmaße dieser Bombe waren enorm, was dafür sorgte, dass sie zwar sehr effektiv waren, aber auch den Benutzer in Mitleidenschaft zogen. Die Augen tränten und der Rauch kratzte in ihrem Hals, doch Jeanne stieg immer weiter auf dem Kran bis sie ganz oben ankam. Ein Blick nach unten verriet ihr, dass ihr die zwei Bodybuilder immer noch auf den Fersen waren. Blitzschnell zog sie einen Wurfstern aus ihren Springerstiefeln und konzentrierte sich auf den, der sie fast erreicht hatte. Sie zielte, holte aus, und warf genau dann, als der Mann wieder nach oben blickte. Der Wurfstern traf ihn direkt im rechten Auge. Der Schrei der daraufhin ertönte war einer der lautesten, den Jeanne je bei einem eigenen Opfer vernommen hatte. Der Mann plumpste allerdings nicht einfach vom Kran, wie der erste, sondern er schlitterte langsam aber schmerzhaft auf den einzelnen Stahlbalken des Krans nach unten, bis er schließlich abrutschte, und fiel. Jeanne wartete nicht auf den Knall, sondern setzte sich in Bewegung um auf dem großen Stahlträger, am Ende des Krans entlang zu balancieren. Dabei blickte sie immer abwechselnd nach links und rechts auf der Suche nach dem alten Kirchturm. Doch bevor sie ihre Sinne danach ausstrecken konnte, wackelte der Kran plötzlich tierisch und sie war gezwungen sich zu Bücken und sich zusätzlich mit beiden Armen auf dem schmalen Weg halt zu verschaffen. Der dritte Templer hatte sich auf den Kran gekämpfe und war völlig ausser Atem. Obwohl auch Jeanne schwer atmete, war sie noch lange nicht am Ende, was man über ihren kleinen Templerfreund hier nicht sagen konnte. Er keuchte, schnaufte und versuchte Luft in seine brennenden Lungen zu pressen. Das Jackett seines italienischen Anzugs hatte er bereits eingebüßt, und die Hose sowie das blassblaue Hemd hatten einige Schrammen und Löcher. Doch bevor Jeanne weiter die Kleidung ihres Feindes untersuchen konnte, sprang dieser auf dem schmalen Pfeiler mit einem beherzten Sprung nach vorne, was zur Folge hatte, dass beide das Gleichgewicht verloren und mit rudernden Armen versuchten sich irgendwie Halt zu verschaffen. Während der Kerl flach mit dem Bauch auf dem Pfeiler lag, und sich mit Armen und Beinen daran festklammerte, schaffte Jeanne es nicht so leicht, sondern rutschte ab und war kurz davor 40 Meter in die Tiefe zu fallen. Lediglich Waden, mit denen sie sich in den einzelnen Stahlbannern des Krans verschränkt hatte, bewahrten sie vor einem Schicksal als Assassinenmettwurst am Boden eines Londoner Bauunternehmens. Sie hing Kopfüber während sie wütend schnaubte: „Was bist du denn für ein débile?! Das ist ein Kran, der im Wind schwingt und nicht der verstärkte Fußboden deines Fitnessstudios. Sei vorsichtiger, oder du endest als Templersalami da unten.“ Offensichtlich war das nicht die Reaktion die er erwartet hatte, denn er starrte die kopfüberhängende Assassine vollkommen verdutzt an, als könne er nicht verstehen, was sie da grade von sich gegeben hätte. Besonders helle waren die Templer ja noch nie gewesen. Gerade als Jeanne sich wieder resigniert nach oben ziehen wollte, sah sie im Augenwinkel die spitze eines Kirchturms. „Aha! Da bist du ja! Hast dich aber gut vor mir versteckt.“ Sie holte kräftig Schwung und krabbelte so wieder hoch auf den Pfeiler und hockte sich wieder im Lotussitz auf den Kran. „Was? Wo hab Ich mich denn versteckt? Ich war doch die ganze Zeit hier. DU rennst doch weg.“ Oh, der Templerabschaum konnte reden. „Ich rede nicht mit dir, sondern mit dem Kirchturm.“ Wieder diese verdutzte Blick. Aus welcher unteren Bildungsschublade hatten diese Idioten den denn bitte rekrutiert? Jeanne zog eine Augenbraue hoch und blickte zu dem sich immernoch festklammernden Hühnen. „Tja. Tut mir leid, Ich hab leider keine Zeit mehr. Es ist schon fast-“, wie aufs Stichwort schlug die Uhr des Glockenturms am anderen Ende der Stadt. „... 12 Uhr! Die Party endet hier für dich, tut mir leid! Bitte steigen sie alle aus, gehen sie nicht über Los und beehren sie uns am besten auch nicht wieder.“ Mit einem Lächeln richtete sie sich auf und schritt langsam, aber mit festem Schritt auf ihren Feind zu. Dieser wusste mit ihrem letzten Satz anscheinend noch weniger anzufangen und wirkte noch verwirrter als vorher. Oder es war der Schock. Wahrscheinlich war MrMuscleBoy gerade aufgegangen dass sie verdammt weit oben waren, und die Templer es normalerweise nicht gerne auf die Art der Assassinen austrugen. Sie standen eher auf Konflikte am Boden, mit viel Geballer und Polizei. Hauptsache jeder schaut zu. Schrecklich aufmerksamkeitsgeiles Völkchen. Sie bückte sich vor dem zusammengekauerten Etwas und zog ihre schwarze Bluse etwas nach unten und entblößte damit ihren BH. Die Augen des Typen rissen sofort auf. „Oh, nein. Ganz sicher nicht mein Junge.“ Jeanne zog eins ihrer Messer aus dem Futteral des Büstenhalters und griff nach dem linken Ringfinger des Templers. „Das könnte jetzt etwas weh tun.“ Der immer noch vollkommen verschreckte Mann, schwieg immer noch, bis sie ihm mit einem kräftigen Schlag den Ringfinger, mitsamt dem Siegelring der Templer abschnitt. Sofort schrie der Mann wie am Spieß und Tränen liefen über sein Gesicht. Doch offensichtlich hatte ihn der Schock so tief die Glieder verschreckt, dass er sich immer noch so verkrampft am Kran festhielt, ohne sich auch nur ein bisschen zu bewegen. Schockstarre. Jeanne grinste. Das war eines der ersten Dinge die man als Assassine ablegen musste. Doch Templer waren halt eben Templer. „Den brauchen wir nicht.“, mit einem eiskalten Lächeln zog sie den Ring vom Finger und warf den Finger in die Tiefe. „Oh, und weißt du was? Dich brauchen wir auch nicht. Tja, Pech gehabt, ma petite caille.“ Mit einem kräftigen Sprung hüpfte sie über den Templer hinweg, und trat mit einem Fuß dabei kräftig an seinen Oberschenkel. Sofort verlor er die Kontrolle über seine Beine und hing baumelnd an dem langen Pfeiler. Lediglich seine protzigen Bodybuilderarme hielten ihn noch in 40 Metern Höhe. Noch mehr Tränen schossen aus seinen Augen und vermischten sich mit seinem Blut, dass sich bereits auf seinem Arm und dem Pfeiler verteilt hatte. Widerliche Sache. „W-W-Wieso erschießt … du m-mich nicht einfach?“, stotterte er vor sich hin. Lachend legte Jeanne den Kopf schief und betrachtete das Häufchen Elend. „Rate mal! Erstens: Du hast es nicht verdient. Zweitens: Es wäre schade um die Kugel. Drittens: Ich mag dich nicht.“ Sie blickte ihn an und wackelte mit den Augenbrauen. „Ehm... Ich hab es nicht v-verdient?“ „Bingo.“ Sie rammte ihr Messer jetzt tief in seinen Oberarm und drehte es genauso blitzschnell herum. Sofort ließen die muskelbepackten Arme los und ihr Opfer fiel mit rudernden Armen in die Tiefe. Sie schaute ihm nicht beim Fallen zu, sondern drehte sich um. Sie schaute ihren Opfern nie ins Gesicht wenn sie sie tötete. Das machte es zu... persönlich. Ein lauter Knall und ein beißender Schmerz riss sie aus ihren Gedanken. Sofort blickte sie dem Templer nach und sah, dass er eine Pistole in der unverletzten Hand hielt. Ein rasender Schmerz bohrte sich in ihren Oberschenkel. „FUCK.“ Sie sackte zusammen und lehnte sich an den Senkrechten Pfeiler des Krans. Sie legte die Hände um die Einschusswunde an ihrem Bein uns inspizierte die Verletzung. Glatter Durchschuss, kein Knochen verletzt. Wahrscheinlich nur ein paar Muskeln. „Fuck, tut das weh.“ Sofort sammelte sie sich innerlich und wappnete sich gegen den Schmerz beim Belasten des Beins. Als sie jedoch aufstand und ans Ende des Krans lief, wurde ihr bewusst, dass das schlimmste noch vor ihr lag. Sie blickte runter auf die Themse, in die sie gleich springen würde. Oh, klasse. Frische Schusswunde macht Bekanntschaft mit dreckigem Flusswasser. Sie drehte sich um und überlegte wieder herunter zu klettern, doch da sich der Rauch am Stahl festgesetzt hatte, und sie keine Handschuhe dabei hatte, würde sie wahrscheinlich abrutschten. Also entschied sie sich für die Themse. Der Todessprung war für jeden Assassinen ein besonderes Ereignis, wenn er ihn das erste mal Vollführte. Es war jedes mal ein Moment voller Adrenalin. Man wusste nie, würde man noch leben wenn man unten ankam? Konnte man seine Muskeln so sehr anspannen, um den tödlichen Schmerz abzufangen? Sprang man danach unversehrt wieder auf oder starb man einen qualvollen Tod verteilt über vier Straßen? Genau die Art Kick, den Jeanne schätzte und liebte. Sie breitete die Arme aus und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, blickte sie hinab auf den Fluss und kalkulierte ihren Flug. Sie wusste, wann sie abspringen musste im nicht vom Wind den Kurs verändert zu bekommen. Sie wusste, in welchem Winkel sie abspringen musste. Und dann, als sie den perfekten Moment für ihren Sprung sah, rannte sie auf das Ende des Krans zu und stürzte sich mit ausgebreiteten Armen in die Tiefe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)