Gin x Whiskey von Shoot_the_puppy (written by crazypark & me) ================================================================================ Kapitel 4: The Haunting Tooth Fairy ----------------------------------- Hallo an alle :) An dieser Stelle gilt natürlich wieder den fleißigen Kommischreibern unser Dank. Bei diesem Kapitel nehmen wir uns fest vor euch persönlich zu antworten. Als Entschuldigung für die Wartezeit haben wir das Kap nicht geteilt, sondern ihr bekommt den vollen Kame – Part ^___^ Habt Spaß damit *** Kapitel 4 - The Haunting Tooth Fairy Kame Lichter zogen an mir vorbei. Ich blinzelte verwirrt und musste feststellen, wohl schon im Auto zu sitzen. Waren wir nicht gerade noch auf der Party gewesen? Ich versuchte erst gar nicht, in meinem vernebelten Hirn nach Antworten zu suchen. Es pochte so schon unangenehm hinter meinen Schläfen. Seufzend rutschte ich tiefer in den Sitz und meine Lider klappten erneut nach unten. „Wir sind da, Dornröschen“, drang eine Stimme von weit weg an mein Ohr, bevor jemand energisch an meiner Schulter rüttelte. Schwerfällig öffnete ich die Augen. Es drehte sich noch immer alles und ich brauchte erneut ein paar Sekunden, um mich zu orientieren. Auto, Fenster, mein Haus, Kopfschmerzen. So langsam wie möglich versuchte ich meinen Schädel in Richtung der Stimme zu bewegen und musste feststellen, dass dort definitiv kein Taka saß. Wie zum Geier war ich in dem Wagen von diesem notgeilen Bock gelandet? Ich vernahm ein gequältes Stöhnen von der Rücksitzbank, welches eindeutig zu Ryo gehörte. Die Verarbeitung der Informationen war jedoch gerade wirklich zu viel für mich. Unter dem prüfenden Blick meines ungewollten Chauffeurs befreite ich mich mehr oder weniger galant von dem Gurt, öffnete die Beifahrertür und fiel direkt, wie ein nasser Sack, auf den kalten, harten Asphalt. Mir wurde erst jetzt bewusst, dass ich oben herum völlig nackt war. Machte ja nichts. Ich fand mich innerlich schon damit ab, hier noch ein wenig auf dem Boden zu verweilen, als mich irgendjemand - für meinen Geschmack viel zu ruckartig - wieder in die Senkrechte beförderte. „Wo sind deine Schlüssel?“ 'Irgendjemand' stellte sich als Akanishi heraus, welcher nun dazu verdammt war meinen Fels in der sich drehenden Brandung zu spielen. Selbst Schuld würde ich sagen und klammerte mich daher regelrecht an ihm fest. Wenigstens stellte er sich, im Gegensatz zum Boden, als wärmer heraus. Keine schlechte Alternative. „Rechte Hosentasche“, nuschelte ich, während ich versuchte, diese Karussellfahrt zu überleben. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er endlich fertig mit dem Getatsche war und den Schlüssel gefunden hatte. „Linksträger was?“, grinste mich der Idiot blöde an, während er mich zielgerichtet zur Haustür dirigierte und diese öffnete. In meinem Zustand fand ich den Spruch auch noch witzig und kicherte mir auf dem Weg einen ab. „Enttäuscht?“, fragte ich immer noch belustigt, als wir das dunkle Haus betraten, obwohl es mich ziemliche Mühe kostete, halbwegs verständliche Worte über meine Lippen zu bringen. „Nicht, wenn ich nochmal in die andere Seite fassen darf.“ Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als das Licht plötzlich anging und ich daher lieber schmerzerfüllt aufstöhnte. Mein armer Schädel. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie das Elend in ein paar Stunden aussehen würde. „Kazuya?“ Meine Großmutter persönlich im Nachthemd und Kopfhaube. Das war mir sogar in meinem Suff peinlich. Ihr scheinbar nicht, denn sie kam freudestrahlend auf uns beide zugelaufen. "Dein Date für die Nacht?" Zumindest war ich nicht der Einzige, dem regelrecht das Gesicht einschlief. Akanishi schien wohl nicht mit einem solchen Kommentar in diesem Moment gerechnet zu haben, jedoch fing sich der Trottel leider viel zu schnell. "Leider nur der Fahrer", antwortete er mit einer fast real klingenden Portion Bedauern und schenkte meiner Oma ein charmantes Lächeln. "Akanishi Jin." "Was nicht ist, kann ja noch werden. Kamenashi Moriko. Schön, dich kennenzulernen." Ich wollte nur noch in ein tiefes, schwarzes Loch fallen oder in mein Bett, je nachdem. Leider schien mir meine Verwandtschaft den Wunsch zu verweigern, indem sie auch noch unnötige Gespräche mit diesem ungebetenen Gast anfing. „Es ist wirklich nett von dir, dass du Kazuya nach Hause bringst. Hat er sein Hemd unterwegs verloren? So etwas passiert schon mal im Eifer des Gefechts, aber ihr solltet das wirklich nicht im öffentlichen Verkehr machen..." „STOP! Er hat mich nur heim gefahren. Das war's", unterbrach ich lieber ihren Redeschwall, leider nur etwas zu laut für meinen eigenen Kopf, worauf ich erst einmal die Augen zusammen kniff, bevor ich leiser fortfuhr: „Mein Hemd ist...äh..." Verdammt, ich hatte nicht den blassesten Schimmer. „Er hat es verbrannt", half mir Akanishi sichtlich amüsiert auf die Sprünge. Irgendwo in der Hinterstube dämmerte es bei mir oder auch nicht. Man, ich wollte nur noch ins Bett. „Die Jugend heute." Oh bitte keinen Vortrag über ihre Kindheit. Das ertrug ich in meinem Zustand sicher nicht mehr. „Ich muss dann auch wieder weiter Taxi spielen. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen", rettete mich ausgerechnet Mr. 'Ich bespringe alles, was sich nicht wehren kann' aus dieser Misere. „Ganz meinerseits. Kazuya wird sich, wenn er irgendwann wieder nüchtern ist, sicher gebührend für die Umstände revanchieren." Nein wird er nicht. Nie und nimmer. „Das hoffe ich doch", antwortete dieser Blödsack auch noch und schenkte mir zum Abschied ein süffisantes Grinsen, auf welches ich nur mit den Augen rollen konnte. Nur über meine Leiche. Aber diesem Kerl traute ich es auch noch zu, sich daran zu vergehen, wenn er die Möglichkeit hätte. „Trink das. Du kannst dir morgen keinen Kater erlauben. Da muss alles fit sein“, brachte mir meine Großmutter ein Glas mit einem verdächtig riechenden Inhalt, nachdem wir endlich allein waren und ich mich selbst sofort ins Bett verfrachtet hatte. „Werde ich je wieder aufwachen, wenn ich das trinke?“ Ich war mehr als skeptisch. „Die Chancen stehen gut.“ Na wenn das mal keine Aussichten waren. *** Ich erwachte tatsächlich wieder. Nur, dass ich mir in diesem Moment wünschte, dass Gesöff hätte mich über den Jordan befördert. Erinnerungen kamen in mir hoch, welche ich am liebsten irgendwo begraben würde oder auskotzen, wie ich es gestern mit meinem Mageninhalt getan hatte. Ich sollte mich lieber bei Taka entschuldigen und danach die Stadt verlassen und mir neue Freunde suchen, welche die definitiv nichts mit Akanishi zu schaffen hatten. Plötzlich hatte die Variante Italien doch wieder ihren Reiz. Ich hätte schon bei der Erwähnung von Ryo's „Bekannten“ wissen müssen, dass dieser Abend in einer Katastrophe enden würde. Warum musste die Welt nur solch ein verdammtes Dorf sein. Die wenigen Stunden zwischen Ryo's Ankündigung und dem tatsächlichen Erscheinen der beiden hatten nicht dazu beigetragen, mich seelisch auf Akanishis Anwesenheit vorzubereiten. Der Plan war sichtlich einfach gewesen: Den Kerl abwimmeln und ja nicht auffallen, bis er wieder weg war. Nun, über die Ausführung sollte man keine Worte mehr verlieren. Ich konnte nur von Glück reden, dass inzwischen Ferien waren und wenn die Schule im neuen Jahr begann, konnte man diesen Vorfall durchaus als verjährt betrachten. Leider befürchtete ich, dass mich mein neuer Mitschüler wohl nicht so leicht davon kommen ließ. Warum waren die Dinge nur so sehr aus dem Ruder gelaufen? Er hatte sämtliche Trümpfe in der Hand und nun definitiv ein Druckmittel. Ich machte mir erst gar keine Hoffnung, dass er es nicht einsetzen würde. Wie ich es doch hasste, wenn mein Leben nicht mehr nach Plan verlief. Verzweifelt drehte ich mich auf meinem Bauch und presste meinen Kopf in eines der weichen Kissen, damit dieses jegliches Geräusch meines frustrierten Schreis dämpfte. Es half ein wenig. Ändern konnte ich an der beschissenen Situation leider nichts mehr. Es hieß abwarten. Noch zehn Tage bis die Schule wieder los ging. Bis dahin sollte ich jegliche Begegnung mit diesem Hammel vermeiden. „Kazuya, bist du wach?“, ertönte die Stimme meiner Großmutter durch die geschlossene Tür. „Es ist schon nach zwölf. Vergiss deine Verabredung nicht.“ „Ja“, antwortete ich mehr oder weniger motiviert. Meine Lust auf dieses dumme Date hielt sich in Grenzen, aber vielleicht würde ein wenig Abwechslung nicht schaden. Ich hatte immerhin auch Bedürfnisse, welche ab und an gestillt werden wollten. Meine Konzentration litt unter zu wenig Sex und gerade jetzt konnte ich mir das nicht leisten. *** Es war fünf nach drei und ich stand zitternd am vereinbarten Treffpunkt. Pünktlichkeit gehörte scheinbar schon einmal nicht zu den Tugenden meiner Verabredung. Meine Laune besserte sich dadurch nicht gerade. "Kazuya?" ich wollte schon drei Kreuze machen, dass sie es endlich geschafft hatte, jedoch blieb ich stocksteif vor Schreck stehen, als ich mich zu meiner Begleitung umdrehte. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein. Diese Zähne würde ich meinen Lebtag nicht vergessen. "Zufälle gibt es", kicherte sie weiter und machte sich noch nicht einmal die Mühe, diese Trümmerbauten in ihrem Mund zu verstecken. "Ja, der Wahnsinn." Ich konnte meine Begeisterung kaum im Zaum halten. Mir fielen die Worte meiner Oma wieder ein und ich beschloss spontan, dass die alte Frau dringend eine Brille bräuchte. „Wenn ich damals an der Ampel gewusst hätte, dass du einfach nur zu schüchtern bist." Ja, schüchtern. So konnte man Selbstschutz auch bezeichnen. Ich nickte daher nur und war ihr jetzt schon dankbar, dass sie mir eine Ausrede für mein desinteressiertes Verhalten geboten hatte. Ich sah so vieles dahin schwinden. Mein Druck würde wohl noch etwas warten müssen. Ich beschloss, dass man so verzweifelt gar nicht sein konnte und schlenderte der begeisterten Trine lautlos hinterher. Was blieb mir auch anderes übrig? Meine Großmutter würde mich in der Luft vierteilen, wenn ich mich daneben benahm. Der übliche Date-Marathon stand mir bevor und zwischendurch verspürte ich das spontane Bedürfnis, wahlweise der Zahnfee oder mir die Kugel zu geben. Ich schaffte es erfolgreich, mir sämtliche Herrscherjahre der verschiedenen Shogunate vorzubeten, während wir unter der geschmückten Baumallee hindurch spazierten. Sogar die Herleitung der Thomson-Formel war besser, als dem sinnlosen Gebrabbel zuzuhören. Als nächstes stand dieser dämliche Weihnachtsmannumzug auf dem Programm. Wir standen zwischen Hunderten von anderen sich anschmachtenden Pärchen. Wenn nicht diese Tatsache mir die Galle hoch kommen ließ, dann war es die, dass diese Schnepfe sich nun auch noch gewaltsam bei mir einhakte und mich regelrecht anstrahlte. Wenn sie doch nur ihren Mund geschlossen halten könnte. Wenigstens hatte auch dieser Horror irgendwann ein Ende. Teilnahmslos schlurfte ich neben dem Mädchen her, welches ohne Unterlass immer weiter plapperte. Es war ja nicht so, als ob es ihr überhaupt auffallen würde, dass sie den Alleinunterhalter spielte. Wir waren gerade mit dem Essen fertig und Madame bestand auf einen weiteren Spaziergang. Die Gegend änderte sich und in mir stieg ein mulmiges Gefühl auf. Leider kannte ich die Nebenstraßen hier zu gut, um nicht zu verstehen was mir mein Date mit der Wahl der Örtlichkeit zu vermitteln versuchte. Wenn ich sie da nicht gleich bitter enttäuschte. So viel Alkohol gab es gar nicht, dass ich freiwillig auch nur einen Finger an sie legen würde. Das Viertel war berüchtigt für die Auswahl an diversen Stundenhotels und ich brauchte wohl niemandem zu erklären, was dort hinter geschlossenen Türen vonstatten ging. Ich selbst war in dieser Hinsicht kein Heiliger, aber heute würde ich genau diesen aus Eigenschutz mimen müssen. Ich überlegte angestrengt, wie ich mich aus dieser Situation heil herauswinden könnte, als ich plötzlich zwei bekannte Gestalten entdeckte, wie sie eines der nahe liegenden Gebäude verließen. Der erste Gedanke, welcher mir kam, war, dass das Schicksal mal wieder seine Grausamkeit bewies. Von allen Menschen, welche ich jetzt noch weniger sehen wollte, als die reizende Zahnfee neben mir, war es Akanishi, welcher gerade in voller Pracht mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht die Straße hinunter stolzierte. Sowohl sein Gesichtsausdruck als auch seine Begleitung ließen wohl keinen Zweifel daran, dass er eines der Zimmer schon genutzt hatte. Ueda redete freudig auf ihn ein, bis er leider Gottes mich entdeckte, mir gleich darauf zuwinkte und Mr. 'Ich komm immer zum Zug' einfach über die Straße zerrte. Konnte es eigentlich noch schlimmer werden? „Kame, was für eine Überraschung“, begrüßte mich mein Klassenkamerad freundlich, während ich es dringlichst vermied, Augenkontakt zu beiden herzustellen. „Ja, was für eine Überraschung“, ertönte nun auch die tiefe Stimme des Älteren. Allein durch seinen belustigten Tonfall rutschte mir alles eine Etage tiefer. Ich versuchte seine Anwesenheit so gut es ging zu ignorieren und schenkte lieber Tatsuya ein hoffentlich überzeugendes Lachen. „Ja, Zufälle gibt es“, erwiderte ich und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Panik würde mir auch nicht weiter helfen. „Häufen sich in letzter Zeit. Was macht der Kopf?“ Blöder Arsch. Wie konnte ich auch nur zwei Sekunden davon ausgehen, dass ich vielleicht einmal Glück haben könnte und von dummen Sprüchen verschont wurde. Aber wenn er dachte, mich damit aus der Fassung zu bringen, hatte sich dieser eingebildete Affe schwer getäuscht. „Alles bestens. Danke der Nachfrage“, antwortete ich und schenkte Akanishi ein scheinheiliges Lächeln, bevor ich mich lieber wieder dem verwirrten Ueda widmete. Ich versuchte, mir jeglichen Rückschlüsse an die vorangegangen Aktivitäten zwischen den beiden zu verbieten und glaubhaft herüber zu bringen, dass ich mich extrem über dieses Zusammentreffen freute. „Und wer ist deine Begleitung?“, wechselte er zum Glück das Thema und blickte neugierig an mir vorbei. Ach du liebe Güte. Ich hatte mein Anhängsel völlig ausgeblendet. Zum Glück war das Weib damit beschäftigt gewesen, Maulaffen zwischen uns dreien hin und her zu starren und die ganze Glorie ihres Kiefers darzustellen. Ich wollte mich bitte sofort in Luft auflösen. „Sein Date“, kicherte sie vergnügt. „Blind Date“, berichtigte ich. Wenn schon, denn schon. „Oh.“ Ja, mir würde an Tatsuyas Stelle auch nichts Nettes dazu einfallen. „Blind Date? Ich hab eines nie verstanden. Muss man dafür vorher blind sein oder passiert das währenddessen?“, folgte sogleich Akanishis bissiger Kommentar, worauf er sich einen ordentlichen Hieb von Ueda in die Seite einfing. Etwas musste man dem Kerl jedoch lassen: Er war kreativ. Ich mochte seinen Humor, auch wenn eher die Hölle gefror, als dass ich ihm dies zeigen würde. „In gewissen Situationen wäre beides ratsam“, argumentierte ich gelassen, da mein Date scheinbar nicht einmal verstand, dass es um sie persönlich ging. Eine schreckliche Melodie, welche sich als ihr Handyklingelton herausstellte, unterbrach jedoch diese interessante Konversation. Mit einer kleinen Entschuldigung nahm sie das Gespräch entgegen, während ich mir nur schwerlich ein erleichtertes Aufatmen verkniff. Ich hasste es, welche Wirkung schon alleine Akanishis Anwesenheit auf mich hatte. Es fiel mir immer schwerer, mich und mein Handeln unter seinen starrenden Augen unter Kontrolle zu haben. „Kazuya, es tut mir ja so leid, aber ich muss gehen.“ Halleluja. „Meine Katze…sie…der Notdienst hat sie abgeholt“, fuhr sie völlig aufgelöst fort. Wenn ich sie auch nur einen Funken leiden könnte, hätte ich sie in den Arm genommen, aber leider hatte es sich die gute Frau auf Lebzeiten mit mir verscherzt. „Ich ruf dir ein Taxi“, bat ich also freundlicherweise an, damit ich so schnell wie möglich wieder meine Ruhe hatte. „Keine Umstände. Gleich um die Ecke war ein Taxistand. Ich nehme mir einfach dort eins. Es tut mir wirklich leid. Ich ruf dich an.“ Und schon trabte sie davon. Das war der beste Augenblick von diesem gesamten Date. Ein erleichterter Seufzer kam mir über die Lippen. Wenn ich es jetzt noch schaffte, heil von den anderen beiden weg zukommen, würde ich dem da oben bis in alle Zeiten dankbar sein. Gott, ich brauchte dringend eine Zigarette und ein Glas guten Single Malt. „Ich wusste gar nicht, dass es Notdienste für Katzen gibt“, gluckste Tatsuya vergnügt los. So sehr mich dieser Umstand ebenfalls amüsierte, wollte ich nur noch weg. „Ich will euch nicht weiter aufhalten. Wir sehen uns spätestens in der Schule wieder“, verabschiedete ich mich mit einem kurzen Handzeichen und hoffte, dass es wirklich keine Sekunde eher etwas wurde. „Man, Kame. Meinst du nicht, du könntest dich nicht mal einen Tag loseisen? Wir haben Ferien und Pi würde sich unglaublich freuen, wenn wir alle mal etwas zusammen machen. Gerade jetzt, wo die Truppe wieder komplett ist.“ Ich blickte Tatsuya etwas verwirrt an. Es war nicht unbedingt der Inhalt seiner Aussage, denn er hatte mich schon öfter zu irgendwelchem Quatsch überreden wollen, sondern der ernste Ton, welcher darin versteckt war. Ich fühlte mich regelrecht überfahren. „Ähm, ja…klar. Ich melde mich bei dir.“ Mehr schaffte ich nicht hervorzubringen. „Sehr gut, dann kannst du uns auch mehr über deine entzückende Freundin erzählen.“ Akanishi, wer sonst. Irgendwann würde ich mich nicht mehr zurückhalten können und diesem eingebildeten Wicht einfach eine runter hauen. *** Die Feiertage waren nicht sonderlich aufregend gewesen. Ich besuchte meine beiden älteren Brüder in ihren perfekten Häusern, mit ihren perfekten Familien, während sie von ihren perfekten Jobs erzählten. Wiederum berichtete ich von meinen perfekten schulischen Leistungen und wir streichelten uns alle gegenseitig das Ego. Ich hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass mir dieses ganze Gehabe schwerer von der Hand ging als meinen Geschwistern. Sie waren einfach, wie sie waren. Ich musste mich immer anstrengen, irgendwie in diese Fußstapfen zu passen, welche sie hinterließen. Denn genau das wurde vorausgesetzt und ich erfüllte zu gerne ihre Erwartungen. Es war einfacher, als von der Norm abzuweichen. Ich hasste Konfrontationen, welche das definitive Resultat aus dieser Abweichung gewesen wären. Umso erleichterter war ich wieder in Tokio zu sein. So seltsam, wie meine Großmutter auch manchmal war, es war einfach angenehm mit ihr zusammen zu leben. Manchmal fragte ich mich, wie sie es geschafft hatte immer sie selbst in dieser Familie zu bleiben. Wir schienen beide nicht recht hinein passen zu wollen. Vielleicht verstanden wir uns aus diesem Grund so gut. Die Tage plätscherten so dahin. Ich hatte wirklich vor, mich bei Tatsuya zu melden, nur fehlte mir die Motivation dazu. Ich konnte gut und gerne auf ein Treffen mit einer gewissen Person verzichten. So verbannte ich mein Handy in eine dunkle Ecke meines Zimmers und beschäftigte mich lieber mit schulischen Sachen. Die ersten Klausuren würden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Des weiteren gab es Organisatorisch noch genug zu tun. Ich stand auch während der Ferien in engem Mail-Kontakt mit dem Schulrat und dem Rektor. Es gab immer wieder Dinge, welche man nicht aufschieben konnte. Wenn ich vorher gewusste hätte, dass mir ein Blick in mein Mailfach die restlichen Ferien verderben würde, hätte ich es gelassen. Die Mail kam von Johnny persönlich. Eine Seltenheit, da er sonst eher über seine Hilfsgehilfen mit dem niederen Volk kommunizierte. Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, bevor ich das Dokument öffnete und es sollte mich auch nicht täuschen. Wie erstarrt las ich immer und immer wieder den einen Satz, als ob ich sich dadurch etwas an seiner Aussage ändern würde. » Somit wird Akanishi die Neujahresrede vor den Schülern in der Aula am 03.01. um 9:00 Uhr halten.« Ich war gelinde gesagt fassungslos, schockiert und…wütend. Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann ich da letzte Mal dieses Gefühl in der Magengegend verspürt hatte. Dieser Bastard. Ich hatte kein Problem, wenn er dieses öffentliche Kasperletheater spielen wollte, aber das ging definitiv zu weit. Diese Rede fiel in mein Aufgabenbereich. Ich hatte das verdammte Ding seit zwei Monaten immer wieder überarbeitet und perfektioniert. Ich konnte kaum atmen, während sich mein Magen immer wieder schmerzlich zusammen zog. Ich wusste, dass ich verloren hatte. Johnny würde seine Meinung nicht ändern und ich würde nicht wie ein räudiger Hund vor ihm auf die Knie gehen und um diese Privilegien betteln. Sie standen mir verdammt noch mal zu! Mit einem lauten Knall fegte ich meine Leselampe vom Tisch. Ich musste dringend hier raus, bevor ich noch meine gesamte Zimmereinrichtung demolierte. Kurzerhand schnappte ich mir meine Jacke und stürmte regelrecht aus dem Haus, ohne den verwirrten Rufen meiner Großmutter Beachtung zu schenken. Ich fand mich wenig später im GODZ wieder. Wo sollte ich auch sonst hin? Da mein Stammplatz besetzt war, blieb ich direkt bei der Bar hängen. Heute war dies durchaus praktischer. „Oi Kamenashi. Heute ganz allein?“, begrüßte mich der Barkeeper und keine zwei Minuten später hatte ich schon das erste Bier vor der Nase. Ein guter Anfang, aber heute musste definitiv etwas stärkeres her. „Vodka auf Eis. Mach gleich einen doppelten“, orderte ich schon mein nächstes Getränk, nachdem ich das Bier zur Hälfte in einem Zug geleert hatte. „Schlechter Tag, was?“ „Ist gar kein Ausdruck“, bestätigte ich. Aus dem einen wurden drei und aus den dreien wurden fünf. Zwischendurch folgte noch eine Runde Tequila zur Abwechslung. Die erhoffte Wirkung blieb jedoch aus. Ich war immer noch geladen und wusste auch nicht, wie ich etwas an dieser Tatsache ändern konnte, was nicht den schmerzhaften und langsamen Mord an Akanishi Jin beinhaltete. Meine Laune hatte scheinbar auch alle anderen Gäste von mir ferngehalten, denn je rechts und links waren beide Stühle frei, während der restliche Teil des Clubs beinahe aus allen Nähten platzte. Nun, wie schon gesagt, bis jetzt. „Was machst du denn hier?“ Oh, das Sprechen fiel mir schon nicht mehr so leicht wie gedacht. Vielleicht zeigte sich nun doch endlich die Wirkung des Alkohols. „Mir wurde zugeflüstert, dass du dich hier professionell zu Grunde richtest und das ohne mich.“ Auch wenn Takas Worte wie ein Scherz klangen, so schwang doch Besorgnis in ihnen mit. Ich schenkte dem Barkeeper einen bösen Blick, worauf jener nur mit den Schultern zuckte. Ein anderer konnte es ja nicht gewesen sein. „Also, was ist los?“, fragte mein bester Kumpel, während er mir mein Glas vor der Nase weg klaute und es bei sich bunkerte. „Ich hasse ihn“, jammerte ich sofort los. „Wen?“ „Akanishi!“ Wen den sonst? „Jin? Was hat er dir getan?“ Also neben sexueller Belästigung, gemeiner Rufschädigung und dem Diebstahl meiner Rede gab es da nur noch eine Sache: „Er existiert.“ Dagegen sollte nun wirklich mal etwas unternommen werden. „Okay“, gab der Ältere lang gezogen von sich und schenkte mir einen verwirrten Blick. „Nur damit ich das richtig verstehe: Du sitzt hier und besäufst dich wegen eines anderen Kerls?“ Warum klang das aus seinem Mund so scheiße dämlich? Ich nickte dennoch. „Er treibt mich in den Wahnsinn“, rechtfertigte ich mein Verhalten und versuchte wieder an mein Glas heranzukommen. „Bist du etwa verknallt?“, fragte Taka belustigt und konnte sich sein dümmliches Kichern nicht verkneifen. „Was? Nein! Ich könnte diesen Blödarsch erwürgen, wenn das in Japan legal wäre.“ Wie kam der bitte auf so etwas? „Dann hör auf, dich so zu benehmen. Einer von der Sorte reicht mir im Freundeskreis.“ Ich zog es vor, darauf nicht zu antworten, sondern lieber zu schmollen. „So schlecht kann er nicht sein, wenn er dich nach Hause kutschiert, nachdem du mir das Auto vollgekotzt hast.“ Was hatte denn das eine mit dem anderen zu tun? „Erinnere mich nicht daran. Du bist mein bester Freund! Du hast ihn gefälligst auch zu hassen, wenn ich das tue“, erwiderte ich weinerlich und exte endlich meinen Vodka. „Als dein bester Freund habe ich genau jetzt eine Aufgabe und zwar deinen Arsch nach Hause zu schleifen, damit du deinen Rausch ausschläfst und dich nicht mehr wie ein Kleinkind benimmst. Und wehe du reiherst mir noch mal auf den Sitz.“ Ich hasste es, wenn er den Erwachsenen heraushängen ließ. Dagegen kam ich nie an. Es blieb mir gar nichts anderes übrig, als ihm brav Folge zu leisten. Diesmal blieb mein Mageninhalt sogar dort, wo er hingehörte. TBC Bis zum nächsten Kap Wir freuen uns wie immer über Feedback ^^ Hosted by Animexx e.V. 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