Duster du Schwachkopf! von Lupus-in-Fabula ================================================================================ Kapitel 1: Duster du Schwachkopf! --------------------------------- „Hey, zwei Fizzy Soda und drei Big City Burger. Und zwar flott!“ Ungeduldig trippelte die junge Frau mit den Fingern auf den dreckigen Tresen. „Klar doch, wir langweilen uns in der Küche und warten nur auf deine Bestellung.“ Schulterzuckend, da seine Bemerkung ignoriert wurde, zog der Mann sich in die winzige Küche zurück. Seufzend schaute sich die Kellnerin in dem rammelvollen Lokal um. Sie würde sich wieder durch die Leute durch schlängeln müssen. Dies bedeutet auch, dass der einte und andere Finger, aus Versehen natürlich, sich an ihr verirrte. Innerlich angewidert packte die Kellnerin das Tablett und hüpfte von der hölzernen Erhörung. Elegant tänzelte sie zum runden Tischchen. „*kicher*Ihre Bestellung, meine Herren. *kicher* Einen angenehmen Aufenthalt im Club Titiboo. *kicher*“ Eine vorschriftsmässige Verbeugung, nochmals gekichert und schnell weg. Noch fünf Minuten, fünf Minuten … Die Bedienung sehnte sich nach dem Schichtwechseln. Sie fühlte sich heute noch erschöpfter als gewöhnlich. „Baby, das übliche für mich“, ertönte es von einem Mann in Uniform. Jammern half nichts. Der Club war voll, die Stimmung kochte und die Drinks flossen in Strömen. „Kommt sofort!“, flötete die Kellnerin und stolzierte Richtung der Theke. Wie angenehm sich die Stille anfühlte. Seufzend lehnte die junge Frau den Kopf an die Wand. Atmete tief ein. Hielt ihre Augen geschlossen. Es war sicherlich nicht der bequemste Ort, um sich eine Pause zu gönnen. Staub wirbelte in der Luft und dessen Geruch kitzelte in ihrer Nase. Alte und eingelagerte Instrumente und Möbel waren teilweise mit Tüchern abgedeckt. Sicherlich, die Kellnerin musste erst wieder Morgen zur Frühschicht. Aber sie wollte jetzt hier sein. Ein Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht. Es erinnerte sie an damals … Sie wurde durch ein leises Geräusch aus ihren Tagträumereien geweckt. Die Türe zum Keller wurde leise geöffnet. Vermutlich ist irgendwo im Club der Strom ausgefallen. Die Kellnerin zog die Beine enger zu sich und horchte neugierig. Vielleicht bekam sie was Lustiges zu hören. Ein Hörspiel nur für sie allein. Oder sie lernte ein paar neue und wirksame Wörter vom Hauswart. Was wohl ihre Familie dazu sagen würde? Freilich würden Sie im Dreieck springen und schier in Ohnmacht fallen über solche vulgären Ausdrücke. Und dann würde es nicht lange dauern, bis eine mit einem Stück rosafarbene Seife an tänzelte. Die Türe zum Sicherungsraum wurde aber nicht geöffnet. Ein Murmeln war zu hören, welches sich unsicher anhörte. Sicher wieder ein neuer Angestellter der genauso hohl wie Skinhead und Neckbeard ist. Solange er sich nicht wie die Zwei in den Kühlraum einsperrt ... Die Schritte kamen näher und hallten lauter. Schnell erhob die junge Frau sich. Aufgeregt steckte sie die Haare hoch und zupfte ihr Kleid zurecht. Vielleicht klappte es dieses Mal. Und sie musste jede Chance nutzen! Mit einem koketten Lächeln positionierte sie sich, während sie stumm die Schritte zählte. Wer hier herunterkam, war für die Bedienung keine Überraschung. Sein Gang verriet ihn. Knirschend würde die Türe geöffnet, Licht angeknipst. „Was für Überraschung, dich hier unten anzutreffen.“ Der Angesprochene stolperte erschrocken nach hinten, riss die Decke von einem angebrannten Tisch und plumpste auf den Hosenboden. „Was suchen Sie an einem solchen Ort?“ Verwundert schaute der Mann im rosafarbenen Anzug die Kellnerin an. „*kicher* Lass doch die Förmlichkeiten. Wir arbeiten doch beide hier. Ausserdem *kicher* müsste ich dich ja siezen. Du bist eine Berühmtheit.“ Die letzten vier Worte betonte sie besonders. Dieser Trottel muss gerade heute wieder so …so … Steif sein! Gerne hätte sie mit den Füssen auf den Boden gestampft. Oder wenigstens gewippt. Da dies aber nicht damenhaft anmutete, verkniff die junge Frau es sich. Während sie beharrlich lächelte, beäugte die Kellnerin den Bassisten von DCMC. Jedoch machte dieser keine Anstellten aufzustehen. Er kratzte sich verlegen den Kopf und nuschelte etwas. „Willst du nicht mal aufstehen? Wie sollen deine Kollegen ohne dich klarkommen, wenn du dir eine Erkältung einfängst?“ Sie streckte dem Bandmitglied die Hand hin. Endlich ergriff er diese und liess sich hochziehen. „Danke dir, Violet.“ „*kicher* Immer zu Diensten, Lucky *kicher*“ Lucky oder besser gesagt Duster. Weisst du, warum ich überhaupt diesen Albtraum von einem Kleid trage? Ich mich von fremden Männern begaffen lasse? Ich mich so benehme wie, ich mir geschworen habe, nie in Leben zu benehmen? Weil ich es dem alten Knacker versprochen habe. Und ich will mich lieber einen Monat wie meine Ziehmütter aufführen, als ein Versprechen zu brechen. Seit drei Jahren war Duster verschollen. In Tazmily Village übernahmen die Schweinemasken die Kontrolle und Fassad versprach den Einwohnern das Blaue vom Himmel herunter. Als würde so eine blinkende Box einem das Glück bringen. Diese schlichten Menschen liefen in Ihr Verderben, doch Sie streckten die Hände begehrend nach dem Übel aus. Und anstatt wie einige wenige Dorfbewohner dagegen anzugehen, amüsieren Sie sich. Etwas Gutes hatte es ja: Ihr ist so das Gerücht zu Ohren gekommen, dass es eine neue Band gibt und ein Mitglied wie Duster aussieht. Auf der Stelle ging sie los. Nicht einmal mit den Wimpern hat sie gezuckt, als sie bemerkte, dass der Club vorwiegend von Soldaten besucht wurde. Auch tat sie was, das nicht einmal alle Magyspsies zusammen geschafft haben. Sie zog sich ein Kleid an. Ein bezauberndes Kleid. Indem sie attraktiv und weiblich aussah. Da aber eh niemand wusste, wer sie in Wahrheit war, tröstete sie ein wenig. Die Magypsies galten nicht. Diese spielten eh nie mit fairen Mitteln. Jedoch musste in diesen Kampf gegen die drohende Gefahr Opfer gebracht werden. Und nur darum hatte sie ein Kleid. Sie würde persönlich jeden verprügeln, der was anderes behauptete. „Warum verschlägt es dich nach hier unten? Müsstest du dich nicht für das Konzert vorbereiten?“ Solange Violet Lucky ausfragte, würde er nicht dazu kommen. Sie hatte keine Lust zu erklären, was sie hier im staubigen Keller zu suchen hatte. Mit ihrem charmantesten Lächeln versuchte die junge Frau so unbeteiligt wie möglichst auszusehen. Als wäre es das normalste der Welt, dass sich eine Bedingung bei dem ausgemusterten Plunder aufhielt. Der Angesprochene sah die Kellnerin verlegen an. „Ich muss für OJ eine Kleinigkeit nachschauen.“ Er zeigte auf eine Anhäufung angestaubter Instrumente „Aber ich …“ Lucky neigte den Kopf und sein Blick ruhte auf Violet. „… frage mich, was du da unten machst.“ Bevor die junge Frau was dazu erwidern konnte, legte der Mann im Anzug seine rechte Hand sanft auf ihre Schulter. „Violet, bedrückt dich was? Du bist heute so anders. Also du …“ räuspernd sah das Bandmitglied einer Staubwolke nach bevor den Satz beendete „… strahlst nicht so wie üblich.“ Verlegenheit färbten seine Wangen rötlich und er schaute zum Boden. Die Kellnerin, die seit dass Luckys Hand auf ihren Schultern ruhten, keinen Muskel bewegte, wusste jetzt nicht, ob sie Lachen oder Weinen sollte. So was bemerkte dieser Dummkopf, aber an wichtige Dinge wollte er sich nicht erinnern? Dann musste sie die Sache in die Hand nehmen. Sanft drückte die junge Frau die jetzt leicht zitternde Hand des schweigenden Mannes. „Ja, ich zerbreche mir den Kopf über was Wichtiges.“ Lucky konzentrierte sich immer noch auf seine Füsse. Violet unterdrückte den Impuls, ihn am Kragen zupacken, um ihn so zu zwingen, ihr die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Sie befeuchtete ihre Lippen. Dann musste sie eben in die Trickkiste greifen. „Glaubst du an Märchen? Erzählungen von Drachen, Helden, Geistern und Prinzessinnen?“ Der Bassist hob den Kopf, blinzelte. Er dachte über diese merkwürdige Frage nach. Nach einigen Sekunden des Schweigens sprach die Kellnerin weiter: „Lucky, glaubst du, die Welt ist in Ordnung wie sie momentan ist? Glaubst du, es ist richtig, was momentan geschieht?“ Ihre Augen suchten den Kontakt mit seinen. „Bist du glücklich?“, flüsterte Violet. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um Lucky besser ins Gesicht blicken zu können. Er schien sich an etwas zu erinnern. Schritte kündigten das Auftauchen mehreren Personen an. Lachen durchflutete den Gang. Eine Hand berührte den metallischen Knauf, während die andere eine Zigarette wegschnippte. „Die Wette gilt immer noch, dass unser Freund eingeschlafen ist.“ „Oder er hat ein Techtelmechtel mit einer heissen Braut.“ „Bei King P, das wäre ja was! Brauch der Gute keine Hilfe dabei?“ Grölend wurde schliesslich die Türe geöffnet. Kaum fiel das hellere Licht des Flures auf die zwei Personen im Keller war es, als hätte jemand die Zeit angehalten. Violet, die erwischt auf das dazu gestossenen Publikum starrte und immer noch auf den Zehenspitzen balancierte. Ihre linke Hand klammerte an den Ärmel des rosafarbenen Anzugs des Bassisten. Lucky, der versteinert auf der Stelle stand, während seine rechte Hand in der Luft schwebte. Er wollte gerade eine Haarsträhne aus dem Gesicht der Bedienung wischen. Auf der anderen Seite die vier restlichen Mitglieder der DCMC. Magic und Baccio blickten sich vielsagend an, dem Bandleader blieb der Mund vor Staunen offen stehen und Shimmy Zmizz rieb sich die Augen, um sicherzugehen, dass dies keine Einbildung war. Sekunden vergingen. Niemand gab ein Laut vor sich. Doch dann ging alles sehr schnell. Die Männer brachen in lautes Gelächter aus, ja Sie platzen fast vor Vergnügen. Lucky drehte sich hastig, um die eigene Achse, um die Sicht auf die junge Frau zu verdecken. „Da haben wir dich aber gewaltig unterschätzt.“ „Junge, Junge, Junge, du gehst da aber ran!“ „Heisse Milch und heisse Bräute lässt man nicht anbrennen!“ „Haben wir … Euch gestört …?“ OJ hob die Hand, um die foppenden Bandmitglieder um Ruhe zu bitten. „Lucky, eigentlich sollte ich dich jetzt rügen, da du nicht nur meine Bitte nicht erfüllt hast, sondern mit Sicherheit das Konzert schwänzen wolltest.“ Der Bandleader versuchte eine ernste Miene anzunehmen und gleichzeitig hob er den Zeigefinger. Die stoffige Abdeckung, welche immer noch auf dem ungepflegten Boden lag, zog die Aufmerksamkeit der restlichen Kollegen auf sich. Darüber wurde flüsternd und gestikulierend diskutiert. Der ertappte Bassist versuchte beschämt, die Situation zu erklären. Gestotterte „Ehms“ waren das Einzige, was er hervorbrachte. „Aber“, OJ lächelte breit und zwinkerte gönnerhaft „ich sehe ja das du gerade beschäftigt bist.“ Im Hintergrund kamen die Diskutierenden zum Schluss, dass mit grosser Wahrscheinlichkeit Lucky oben liegend würde und das ein Bettchen gemütlicher wäre. Endlich brachte Lucky einen ganzen Satz zustande: „Es ist nicht so, wie es aussehen sollte.“ Bevor die amüsierten Männer was dazu einwenden konnten, rauschte Violet blitzschnell an Ihnen vorbei. Sie war weder verlegen noch betroffen, ihre rote Wangenfarbe kam von der aufsteigenden Wut. Warum tauchen diese geschniegelten Möchtegerncasanovas gerade jetzt auf? Fast hätte sich Duster wieder erinnert. Ich hatte ihn schon so weit! Fluchend rannte sie Richtung ihres Zimmers. Mit dem grössten Vergnügen hätte Violet die ganze Bude abgefackelt. Oder jeden der DCMC mit Schwung in den Hintern getreten-inklusive dem Idioten namens Duster. Sie steuerte wütend um die Ecke und erblickte Neckbeard. Er glotzte sie mit grossen Augen an. Während er an seinen Vollbart kratzte, richtete er sein Wort an die Kellnerin: „ Mmmh, du siehst irgendwie sauer aus. Ist dir ein Fingernagel abgebrochen?“ Bevor er blinzeln konnte, lag er auf den Boden. Sein Kopf fühlte sich so an, als hätte er mit einem Stier Kopf-gegen-Kopf gespielt. Stöhnend richtete er sich auf. Vorsichtig befühlte er seinen Schädel. „Da will man nett zu den Weibern sein und die verdreschen einen zum Dank.“ Schulterzuckend schlürfte er zu seinen Kollegen. Violet setzte sich auf den Stuhl und schlug ihre Beine übereinander. Sie lachte über den Scherz ihrer Arbeitskollegin. Rutschte einige Zentimeter, damit sich eine weitere Bedienung setzten konnte. Es war gerade nichts los, darum gönnten sich die jungen Frauen eine Pause. Sie besetzten die Bar, liessen sich die Getränke schmecken und knabberten die Gratissnacks. Während sich Violets Kolleginnen aufgeregt unterhielten, hing sie wieder einmal ihren Gedanken nach. Plötzlich zuckte die Kellnerin zusammen, weil ihre Arbeitskolleginnen unerwartet aufschrien. „Violet, schau doch! Die DCMC sind da.“ Die einte Kellnerin presste die Hände zusammen und die andere spielte an ihren Haaren herum. Verärgert verzog Violet ihr Gesicht zu einer Grimasse. Warum reagierte der grösste Teil der weiblichen Angestellten so kindisch? Die Musiker wohnten im Club. Die Bedienungen arbeiten auf der Basis von Kost und Logis. Das man sich darum mehrmals über den Weg läuft, lag klar auf der Hand. „Ach, ich wünschte, einer von Ihnen würde mein Freund sein. Oder mich nur einmal anlächeln würde“, seufzte eines der Mädchen schwärmerisch. „Ich würde mein Leben dafür geben, wenn ich eine Nacht mit einem von Ihnen verbringen könnte“, doppelte die Zweite schnurrend nach. Violet biss sich fest auf die Zunge. Der Bandleader zwinkerte den Dreien zu, was Zwei von Ihnen zum Seufzen brachte. Violet musste sich zusammen reissen, um sich nicht laut zu übergeben. Erlösung brachte der Besitzer des Clubs. Er schickte die zwei nicht mehr klar denkenden Frauen ins Wäschelager. Nachher schritt er laut jubelnd zu der Band. Violet verdrehte die Augen und vergrub ihren Kopf unter den Armen. Ihre Laune war auf dem Tiefpunkt. Zum Glück war die Begegnung im Keller nicht bis zu den anderen Bedienungen vorgedrungen. Bei denen wäre, so eine Neuigkeit, voreilig aufgebauscht worden. Im verhängnisvollsten Fall hätte sie sich mit allen fünf Musikern vergnügt. Die Männer machten nur Andeutungen, wenn niemand sonst in Hörweite war. Lucky konnte ihr nicht mehr ins Gesicht sehen, ohne knallrot zu werden. „Hey, Violet!“, die kräftige Stimme des Clubbesitzers durchschnitt den kundenleeren Raum. „Bring uns was zu trinken. Das gute Zeug.“ Die Angesprochene setzte sich in Bewegung, holte die Gläser und polierte diese zu Hochglanz und suchte nach den schmackhaften Getränken. Sie lauschte mit halbem Ohr der Unterhaltung zu. Männergespräche hörte Violet lieber zu als Konversationen zwischen Frauen. Die waren nicht so gespickt mit Oberflächlichkeiten. Ausserdem sprachen Männer öfters ehrlicher über eine Sache und versuchten diese nicht schönzureden. Wieder einmal stieg in ihr den Wunsch auf, das Geschlecht zu wechseln. „Hier bitte schön *kicher*“, achtsam verteilte die Kellnerin die Gläser mit der hellbraunen Flüssigkeit. Dabei berührte sie aus Versehen die Schulter von Lucky. Er zuckte zusammen, japste leise und fiel vom Stuhl. „Lucky, Junge, alles in Ordnung?“, OJ sprang auf und kniete sich vor ihm ihn. „Dass jemand vor dem Genuss seines Drinks umkippt, kommt selten vor.“ Während die Männer durcheinander sprachen, fixierte Violet den Bassisten. Sie bewegte sich keinen Zentimeter und machte keine Anstalten ihm zu helfen. Einige Sekunden später kehrte sie sich um und schritt zur Toilette. Vorsichtig linste die junge Frau in den Raum. Als sie sicher war, alleine zu sein, schlug die Kellnerin in die weisse Wand. „Dieser Idiot …! Ich halte das langsam nicht mehr aus“, murmelte sie bitter. Violet zwang sich in den runden Spiegel zu blicken. Nicht nur ihre ungewöhnlichen Haare haben sich verändert. Die Angst, ihr Inneres zu verlieren, krabbelte in der jungen Frau hoch. Dass sie sich in eine dämlich lächelten, hübsch aussehenden und nicht selbstständig denkenden Puppe verwandelte. Es widerte die Bedienung Tag von Tag mehr an, hier zu arbeiten. Sachte kniff sie sich selbst in die Wange, blinzelte mehrmals und streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus. Es wunderte sie nicht, die DCMC noch an dem Tisch sitzen zu sehen. Lucky sass nun wieder und schmunzelte in die Runde. Um sich abzulenken, entschloss sie sich zu arbeiten. Bartische säubern, leere Gläser einsammeln. Sogar eingetrocknete Spuckhäufchen kratzte sie weg. Hauptsache, was zu tun. Sie war so in ihre Arbeit versunken, darum bemerkte sie die Schritte hinter sich nicht. OJ und Magic schoben den sich widerstrebenden Lucky zu ihr hin. „Ich glaube nicht …sie …ich …schlechte Idee …“ „Ach Bruder, sie steht auf dich!“ „Genau. Violet starrt dich die ganze Zeit an. Schon länger. Sie mustert dich richtig. Hey, ich lüge dich nicht an. Glaub es deinen Bandleader.“ Als Violet sich erhob, um den Putzlappen zu befeuchten, sah sie in das verschwitzte und bleiche Gesicht von Lucky. „Ja?“, fragte sie und runzelte die Stirn. Die Männer gestikulierten im Hintergrund. Das war wohl ein Versuch, ihren Freund anzufeuern. „Ich … Wollte wissen …ob du …“ „Was ist mit mir?“, versuchte die junge Frau ihm zu helfen. „Ich …“ Hilfesuchend blickte der Bassist zu seinen Freunden. Sein Gesicht hatte nun endgültig die Farbe Rot angenommen, was einen interessanten Kontrast zu seinem Anzug bildete. Der Bedienung ging langsam ein Licht auf. „Du willst wissen, ob ich dich mag. Was ich von dir halte. Was ich, da ich eine Frau bin, für dich als Mann empfinde.“ Lächelnd strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Nach Luckys Reaktion hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Unter den Blicken der Musiker tauchte sie den Lappen in den Eimer und betrachtete Lucky ausgiebig. „Niemals würde ich mit dir was anfangen. Oder sogar Lieben! Welche Frau würde es mit dir länger als einen Tag aushalten? Und deine Fans sind nur hinter dir her, weil du berühmt bist! Ausserdem beobachte ich dich nicht. Das ist nur Zufall. Und ich will nicht fünf Sekunden mit dir irgendwo alleine sein!“ Violet schnappte sich ihr Putzzeug und stolzierte davon. So hart wollte sie wirklich nicht sein. Aber die Anwesenheit der Andere hatte Violet so reagieren lassen. Und sie wollte nicht länger in diesen Raum bleiben. Sie wollte nicht in Luckys Gesicht sehen. In seine Augen. In die Augen, welche seine Gefühle wiedergaben, die er nicht aussprach. Warum konnte er sich nicht an sie erinnern? Sie wünschte sich doch nur, dass er sich an sie erinnerte. Sie wollte nicht, dass er sie als Violet sah. Die junge Frau schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Sie schaute vorsichtig zurück. Seine Freunde umringten Lucky und trösteten ihn. Er sah wirklich niedergeschlagen aus. Wie ein geschlagener Hund. „Ich bin so ein nutzloser Taugenichts. Ich bin es nicht wert, solch tolle Freunde wie Euch zu haben.“ Schluchzte er etwa? „Dass ich mich nicht an meine Vergangenheit erinnern kann, beschäftigt mich jeden Tag.“ Violet zuckte zusammen, liess den Eimer fallen und rannte nach draussen. Sie brauchte frische Luft. Nein, sie würde sich heute krankmelden. Wie Lucky sich fühlte, daran hatte sie nie einen Gedanken verschwendet. Traurigkeit stieg in ihr hoch. Sie murmelte ein unglückliches „Duster, du Schwachkopf!“ und verkroch sich in ihr Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)