Toboes Geburtstag von jyorie ================================================================================ Kapitel 2: Toboes Geburtstags Idee ---------------------------------- Unterdessen streifte Toboe einsam durch die Stadt. Warum mussten die ihn nur wie ein Kleinkind behandeln? Das war doch alles so gemein und morgen würde er schon sechzehn Jahre alt werden. Und was änderte sich? Rein gar nichts. Bevor ihm noch eine, eines Wolfes unwürdige Träne aus den Augenwinkeln kullern konnte, gab er seine Menschengestalt auf und rannte in einem irren Tempo durch die Straßen. Der Wind zerzauste ihm das Fell und er fühlte sich ein Stück weit wieder freier. Es tat gut sich zu bewegen. Vielleicht hatte Tsume ja recht und das Leben mit und unter den Menschen war wirklich nicht so toll. Rührten ihre Probleme vielleicht sogar daher, dass sie nun in einem für Menschen typischen Unterschlupf zusammen hausten? Obwohl, so schlecht war es nicht, wie Hige und er zusammen schon oft festgestellt hatten. Denn das Leben hatte durchaus seine Vorzüge. Während er lief, überlegte er, ob sich denn wirklich nichts ändern würde, wenn er morgen Geburtstag hatte. Bei den Menschen durften die Teens dann Alkohohl öffentlich verkosten. Bei dem Gedanken sträubte sich ihm das Nackenfell, denn so wie Blues alter Herr gestunken hatte, würde er dieses Teufelszeug nicht anrühren wollen. Er hatte gesehen, wie sich die Menschen damit veränderten. Das war ihm ein heilsamer Schock, sich von diesem Teufelszeug zu enthalten. Als er so durch die Gassen fegte und der Wind ihm um die Nase strich, bemerkte er im Augenwinkel das Schaufenster einer Videothek. Er stoppte abrupt, jedoch gelang es dem tapsigen Wolf bei seiner wilden Jagd durch die kühle Luft, nicht so schnell zu halten, wie er sich das vorgestellt hatte. Durch sein enormes Tempo, mit dem er vorangeprescht war, verlor er den festen Halt unter den Pfoten und schlitterte einfach mit den Vorder- und Hinterläufen über den rutschig, feuchten Asphalt, bevor er schließlich und endlich hechelnd, kurz vor dem nächsten Zivilisationsunratsberg zum Stoppen kam. Glücklicherweise hatten Tsume und Hige diese peinliche Aktion eben nicht miterlebt, die hätten sich nur wieder lustig über ihren Welpen gemacht, dachte er bitter. Erneut in der Erscheinung seiner zweiten Gestallt, lief er zurück zu dem Schaufenster und drückte sich die Nase an der Scheibe platt. Ein schmales Grinsen umspielte seine Lippen. Jetzt hatte er endlich die zündende Idee, was er denn zur Feier seines sechzehnten Geburtstages machen konnte. Welche neue Welt sich ihm eröffnen würde. Den großen, starrsinnigen Wölfen würde er es schon zeigen, wenn die ihn immer rausschmissen, weil er sich etwas im Fernsehen nicht ansehen dürfte, weil er ja so ein zartes Gemüt hätte und nicht alles mit ihnen angucken konnte. Trotzig betrat er den Laden und sah sich um. Er spürte die Blicke des Verkäufers auf sich, diesen Menschen mochte er nicht. Aber diesmal würde er, nur weil es ihm sein Instinkt sagte, nicht fortlaufen. Er sah schließlich aus wie ein ganz normaler Junge und der Mann hinter dem Tresen würde ihn nie als das erkennen, was er war. Er streifte durch die bunt bestückten Regale, seine Finger glitten über die Cover und dann sah er endlich eine ganze Reihe von Horror und Gruselfilmen, auf denen leuchtend rot das FSK ab 16 Jahren prangte. „Ha, genau das was ich gesucht habe!“, triumphierte er. Ein kleiner Schauer lief ihm allein schon bei den Titeln und den Bildern, die auf den DVD-Hüllen waren, den Nacken hinunter. Davon ließ er sich nicht abbringen, er würde den anderen schon zeigen, dass er mit seinem nächsten Winter, den er jetzt erreicht hatte, auch erwachsener geworden war und sie ihn gefälligst nicht mehr als Kind zu behandeln hatten. Mit einem breiten Grinsen ging er zur Theke. Er nutzte seine wölfischen Fähigkeiten, dem Mann genügend Respekt einzuflössen, dass dieser sich ja nicht nach dem Alter erkundigen würde. Denn etwas wie einen Ausweis besaß er nicht. Dieser klägliche Mensch sollte ihm einfach nur die DVD ohne eine weitere Verzögerung aushändigen und gut war es. Mit positivem, mentalem Rückenwind und der DVD unter dem Arm lief er zur Wohnung zurück. Es dauerte in Menschengestallt natürlich viel länger, bis er wieder in ihren illegal besetzten vier Wänden war, aber die DVD in die Schnauze zu nehmen und damit zurück zu rennen wollte er wiederum nicht. Stattdessen stellte er es sich auf dem langen Heimweg schon in den buntesten Farben vor, wie er mutig und furchtlos den Film anschauen würde. Vielleicht würde er ja sogar Blue etwas trösten können, wenn sie Angst bekam und dann hätte er auch mal etwas, um es Hige unter die Nase zu reiben. Das die schöne Halbwölfin sich von ihm beschützen ließ, statt zu ihrem quirligen Freund zu gehen. In seiner Euphorie neigte der junge Wolf zu leichter Selbstüberschätzung. Auf jeden Fall würde es ein unvergesslicher Geburtstag werden, nahm er sich fest vor. „Hi ich bin wieder da“, rief er fröhlich durch den Hausflur, als er ihre Bleibe betrat. Vielen Dank für die Beta an: RuffyFan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)