Zombieiland von Tikila89 (Der Wutvirus) ================================================================================ Prolog: Elena ------------- „Lauft!“ Die gesamte Strohhutbande läuft die staubige Straße entlang. Hinter ihnen mehrere… Menschen? Sie können es nicht genau sagen. Medizinisch gesehen waren sie es einmal. Jetzt auch noch? Blutüberströmte, vor Wut entstellte, rennende, schreiende Körper, die keine Seele in ihren Augen haben. Noch nachdem sie scheinbar abgehängt wurden, rennen die Strohhüte weiter. Sie waren zwar auf Thriller Bark, doch dort waren die Menschen, oder eher gesagt die Gestalten, ganz sicher Tod. Es waren Zombies. Damals war es okay, weil sie wussten, was sie waren und wie sie reagieren sollten. Hier ist es anders. Die Menschen bluten, haben einen Puls, stimmen und scheinbar einen eigenen Willen, der jedoch von etwas überdeckt wird, was sie nicht erklären können. Auf der einen Seite der Straße steht ein kleiner Wald der so schmal ist, dass man die Wiese hinter ihm durch die Bäume sehen kann. Auf der anderen Seite stehen vereinzelte Gartenhäuschen mit Preisschildern an den Türen. Keine zweihundert Meter weiter hinter einer Kurve steht ein großes, weißes Haus mit blauen Türen. Der Vorgarten muss dringend wieder gepflegt werden, der kleine Fischteich ist beinahe Ausgetrocknet, doch auf der wildwachsenden Wiese steht ein Kaninchenauslauf mit zwei Kaninchen, die munter am Fressen sind, entspannt und scheinbar sorglos. Erst als die Crew der Sunny näher gerannt kommt stellen sie neugierig die Ohren auf und rennen vor Schreck in die Transportbox zurück. Auf der Wiese angekommen sieht sich die Crew nervös um, blickt um sich, kann jedoch nur weit entfernte Schreie hören. Verwirrt blicken sie auf die Kaninchen, kümmern sich dann jedoch nicht mehr darum. „Was jetzt, Käpten?“, will Nami wissen, als sie sich auf die kleine Treppe vor der Haustür setzt und tief durchatmet. Ruffy grinst über das ganze Gesicht, schaut zu Nami und lacht amüsiert. „Das war super!“, lacht er und bekommt sofort eine Kopfnuss von Lysop, der ihn verzweifelt anschreit. „Bist du verrückt!? Die hätten uns umgebracht!“ „Bist du sicher? Ihr wolltet ja unbedingt weg. Wir hätten sie ja fragen können.“ „Die hätten nicht geantwortet!“ Sanji öffnet die Haustür mit einer Hand, da der Klicker entsperrt wurde. „Leute, was meint ihr?“, fragt er, ohne zu sagen, was er will. Jeder versteht sofort, Nami erhebt sich von der Treppe und kaum steht Sanji im Treppenhaus öffnet sich eine Wohnungstür vor ihm. „Wurdet ihr Gebissen? Habt ihr Blut in die Augen bekommen oder ähnliches?“ „Was? Nein. Was ist hier los?“ Schweigen. Die Crew wird durch den Spalt in der Tür gemustert, kann jedoch nicht erkennen von wem. „Kommt rein.“ Die Tür öffnet sich, eine junge Frau steht in der Dunkelheit, dreht sich in die Wohnung und verschwindet in einem Zimmer. Sie lässt die Tür geöffnet, also folgt ihr die Crew. Das Wohnzimmer ist groß und teuer eingerichtet. Alles ist gepflegt, nur das Kissen und die Decke auf dem Sofa passen nicht in das Bild. Die Rollläden sind so weit heruntergelassen, dass nur kleine Streifen an Licht in das Zimmer dringen. „Ihr fasst nichts an. Wenn ihr Hunger habt, sucht euch selbst was. Ich gebe euch nichts ab. Wenn ihr mir was klaut oder ihr etwas macht, was mir nicht passt, erschieß ich euch. Ich fang mit dem kurzen an.“, sagt sie dann und zeigt auf Chopper, ohne sich zu unterbrechen, „Die Tür muss immer geschlossen sein. Sie gehen gern in offene Türen und Zimmer. Ach ja, ihr fasst nicht meine Kaninchen an. Wenn ihr versucht ihnen was anzutun, erschieß ich euch, wenn ihr schlaft-„ „Jetzt mal halblang! Was ist hier eigentlich los?!“, kann Lysop sich dann nicht mehr zurückhalten, doch anstelle zu antworten spricht sie weiter ihren Text auf. „Wir werden hier schlafen. Wir werden ALLE im selben Raum schlafen. Licht wird nur gemacht, wenn die Fenster nach draußen abgedichtet sind. Es gibt keinen Strom. Ich will, dass ihr euch wascht, bevor ich euch irgendetwas beantworte. Klamotten bekommt ihr dann von mir. Sie werden nicht wirklich passen, aber es wird gehen. Ihr geht nicht in den Wald und verlasst auch sonst nicht das Haus, wenn ich es nicht weiß oder erlaube. Wenn ihr es trotzdem macht, glaubt nicht, ich lass euch hier rein, wenn sie hinter euch her sind. Ich will nicht angesteckt werden und ich sorge dafür, dass ich es nicht werde.“ Schweigen. „Wo kommt ihr her?“ „Dürfen wir erst einmal was fragen?“, fragt Nami schnippisch, verschränkt die Arme vor der Brust und starrt sie an. Sie starrt zurück, mustert Nami einen Moment auffällig, nickt dann jedoch auf ihre Frage. „Was wollt ihr wissen?“ „Ist das nicht ziemlich offensichtlich? Was ist hier los?“ „Fragt die Marine, ich hab keine Ahnung.“ „Die Marine?“ „Ist ne lange Geschichte. Was wollt ihr noch wissen?“ „Wenn du nicht weißt, was genau hier los ist, kannst du uns dann wenigstens sagen, was du weißt?“ Plötzlich ändert sich ihr Blick. Ihre Augen verengen sich zu schlitzen, sie verschränkt die Arme vor der Brust und sieht Nami misstrauisch an. „Wo kommt ihr her?“ „Vom Hafen. Wir sind vor ein paar Tagen hier angekommen.“ „Oh..“, sagt sie nur, blickt einmal durch die Runde und nickt einmal nachdenklich. „Ich wusste nicht, dass man so weit kommt. Wie ist es am Hafen?“ „Jetzt hör endlich auf uns mit Fragen zu löchern. Wir würden auch gern was wissen.“ Seufzend nickt die Unbekannte, lässt sich auf das Sofa fallen und verschränkt die Arme hinter ihrem Kopf. „Kann ich mir vorstellen. Das alles hier hat vor ein paar Monaten angefangen. Ich glaub vor zwei oder drei, bin mir nicht sicher. Es ist ein Virus. Es benimmt sich jedenfalls so. Es dauert nicht lang um zu wissen, ob es jemand hat. Ihr habt ja gesehen, wieso. Keine Minute nach der Ansteckung ist man einer von denen. Ich sag euch jetzt schon, wenn ihr weiter in Unterwäsche rumrennt, “, sie blickt kurz zu Nami und zeigt so, was sie meint, „dann seid ihr schneller dran als ihr es merkt. Und das mein ich ernst.“ Sie selbst trägt einen Wollpollover, eine Jeans und eine Wollmütze. Nichts passt zusammen doch man sieht, dass es ihr auf Funktion ankommt. „Ist dir nicht warm?“, will Ruffy dann wissen. Es fällt ihm erst jetzt auf, dass ihre Klamotten viel zu warm für die Jahreszeit sind. Sie antwortet ihm nicht, sieht ihn nicht einmal an. „Passt auf eure Augen auf. Esst nur Sachen aus Dosen. Und auch nur dann, wenn ihr sie selbst geöffnet habt. Passt auf eure Haut auf. Lasst euch nicht beißen oder anspucken. Rennt weg, wenn ihr merkt, dass sie euch bemerkt haben. Führt sie nicht hier her. Bleibt am besten im Haus. Wir gehen nur raus, wenn die Sonne scheint. Wenn ihr weglauft, dann entgegen der Sonne. So könnt ihr schneller entkommen. Das wichtigste ist, dass ihr nachdenkt, denn das machen die nicht.“ „Wie heißt du?“ „Müsst ihr nicht wissen.“ „Und wie sollen wir dich nennen?“ Das Mädchen verzieht den Mund, legt den Kopf in den Nacken und seufzt einmal laut und genervt. „Elena.“ Kapitel 1: Das Haus ist zu groß. -------------------------------- Kapitel 1 „Bist du alleine hier?“ „Ne, ich warte auf Besuch.“ Ich rolle mit den Augen, sehe den Blonden gar nicht an und suche Handtücher von der Wäscheleine. „Was hat es mit den Kaninchen auf sich?“ „Was soll es mit denen auf sich haben? Sind halt meine Kaninchen.“ „Hast du keine Angst, dass einer von den Infizierten die hier draußen entdeckt und… Du weißt schon.“ „Die interessieren sich nicht für Kaninchen. Tiere können sich eh nicht anstecken. Oder es bricht bei ihnen nicht so aus wie bei uns.“ „Woher weißt du das?“ Auf die Frage schweige ich. Ich atme einmal tief durch, blicke immer wieder die Straße hinauf und nehme ein Handtuch nach dem anderen ab. „Was hast du jetzt vor?“ „Ich weiß nicht genau.“, erwidere ich schnippisch. Wie kann er mir nur so eine Frage stellen? „Ich glaube, als erstes geh ich mal ne runde Shoppen. Wenn ich was Schönes finde mach ich heute Abend ne kleine Modenshow, such mir nen neuen Job und ne schöne Wohnung.“ „Schon gut, ich habs kapiert. Tut mir leid.“ Ich seufze laut und gehe schnell an ihm vorbei in die Wohnung zurück. „Mach die Tür hinter dir zu.“, rufe ich über die Schulter und gehe den Flur entlang zum Badezimmer. „Warte doch mal kurz.“ „Geh dich waschen. Ich such euch jetzt Klamotten raus. Beeilt euch nicht, bleibt lieber etwas länger unter der Dusche, als dass ihr noch was in den Haaren habt.“, richte ich mich dann auch an die gesamte Gruppe, die mich durch die offene Wohnzimmertür ansieht. Dieser kleine Waschbär, dem ich angedroht habe zu erschießen, scheint es mir übel zu nehmen und traut sich nicht mal mich anzusehen. „Das Haus hat zwei Wohnungen, wir bleiben hier unten. Es gibt eine Küche, ein Badezimmer und das Wohnzimmer. Die restlichen 4 Zimmer haben euch nicht zu interessieren.“ „Wer hat dich eigentlich zum Boss gemacht?“, fragt ein Kerl mit Strohhut genervt, als ich ihm ein Handtuch in die Hand drücke. „Es gibt zwar viele Regeln, aber glaub mir, die machen Sinn. Bete lieber, dass sie unnötig bleiben.“ „Wir wollen gar nicht lange bleiben, ist das alles hier wirklich nötig?“ „Wo wollt ihr denn hin?“ „Zurück zum Hafen? Weg von hier, natürlich. Was für eine Frage.“, mischt sich jetzt ein Kerl mit ziemlich langer Nase ein. Meinem ernsten Blick kann er jedoch kaum standhalten. Große Klappe, nichts dahinter. „Wenn du willst kannst du jederzeit gehen. Von mir aus auch jeder von euch. Aber glaub nicht, dass ich euch wieder ins Haus lasse, wenn ihr eine Horde hinter euch habt. Ihr habt ja gesehen, dass die nie alleine sind. Ich werde euch erschießen als währt ihr schon einer von denen.“ Er sieht mich ernst an, greift das Handtuch und ich sehe, dass er nach einer Antwort sucht, aber keine gute findet. „Dreht es, wie ihr wollt. Bis morgen früh müsst ihr spätestens hier bleiben. Machen wir das Beste draus.“ „Und wie sieht das Beste aus?“, fragt mich jetzt wieder diese furchtbare Frau von `ich-lauf-bei-der-Apokalypse-im-BH-rum`. „Nicht draußen schlafen zu müssen.“, gebe ich scharf zurück. Was bilden die sich eigentlich alle ein? Die können froh sein dass ich sie nicht sofort erschossen hab. Ich schließe die Tür zum Schlafzimmer hinter mir, einen Korb voller Klamotten in der Hand und ein Tuch vor dem Gesicht. Die rothaarige, die wohl Nami heißt, ist gerade im Badezimmer. Ich seufze leise. Sie lässt sich zeit oder sie ist tot. Wer weiß. Ich stelle den Korb ohne ein Wort in das Wohnzimmer, suche zwei Pullover, zwei Hosen und frische Unterwäsche heraus und gehe zum Badezimmer, klopfe laut an. „Kannst du mal etwas zulegen? Ich hab zwar gesagt, ihr sollt euch nicht beeilen, aber ihr müsst dabei auch nicht einschlafen.“ Es dämmert bereits, bevor es dunkel ist muss ich fertig sein. „Reg dich nicht so auf, ich bin gleich fertig!“, tönt es von drinnen, ich lege die Klamotten vor der Tür auf den Boden und gehe aus der Wohnung. Bevor ich die Straße betrete, schaue ich mehrere Minuten durch das Fenster die Straße herauf, lausche, doch höre nichts. Es wird Zeit. Meine Kaninchen sitzen schon in ihrer Box, weshalb das Einsammeln schnell geht. Klappe zu, und wieder rein. Die Haustür schließe ich mehrere Male ab, ziehe den Vorhand vor die Fenster und schließe hinterher auch die Wohnungstür hinter mir ordentlich ab. Meine zwei Kaninchen lasse ich im Wohnzimmer wieder aus ihrer Box unter den skeptischen Blicken der Crew, die sich die Klamotten anzieht, die ich herausgesucht habe. „Haben die keinen Stall?“ „Wozu?“, frage ich kurz, ohne aufzublicken. „Naja, machen die nicht überall hin?“ „Die haben ihre Streu-Toilette. Kümmert euch nicht um sie aber passt auf eure Füße auf, wenn ihr rumlaufen wollt. Kaninchen sind sehr empfindlich und der Tierarzt hat seit ein paar Tagen geschlossen.“ Darauf bekomme ich keine Antwort. Ich würde auch nicht weiter darauf eingehen. Als ich mich wieder erhebe, zucke ich kurz zusammen. Mist, jetzt schon. Ich lasse mir nichts anmerken, gehe an Nami vorbei, die sich gerade die Haare trocknet und ins Wohnzimmer tritt und gehe ins Badezimmer. Ich atme einmal tief durch, lehne mich an die Tür und schließe ab. Mika würde mir den Vogel zeigen, wenn er wüsste, dass ich die einfach so in die Wohnung gelassen hab. Ich ziehe mich aus, stelle mich unter die Dusche und wasche mich gewissenhaft. Erst jetzt, wo ich sicher bin, stelle ich das Wasser aus, beiße die Zähne zusammen und greife nach dem Klebeband an meiner Seite auf der Haut und ziehe es mit einem Ruck ab. Ich unterdrücke einen Schrei, als mein Blut vor mir auf den Boden der Duschwanne spritzt. Es wird nicht besser. Und die sehen auch nicht so aus, als wäre ein Arzt dabei. Ich bin so froh, dass ich mich bis jetzt nicht angesteckt habe, aber wenn sich nicht bald etwas tut sind andere Krankheiten mein Problem. Ich dusche die Wunde kurz mit kaltem Wasser ab. Mir wird schwindlig, ich kneife die Augen zusammen, lehne meine Stirn an die kalte Wand und atme tief durch. Noch kann ich stehen. Momente Später, als sich mein Kreislauf etwas gefangen hat, greife ich nach einer Kupfersalbe, trage sie auf meine Seite auf, greife dann nach dem Klebeband unter dem Spiegel und klebe die Wunde so wasserdicht zusammen, wie es mir möglich ist. Nur ein Tropfen Blut von den Infizierten, nur ein Kratzer, ein Moment nicht aufgepasst, und es ist aus mit mir. Ich gehe vor dem Spülbecken in die Knie, halte mich am Beckenrand fest und atme tief durch. Ich darf jetzt nicht umkippen. Gleich geht’s mir wieder besser. Als ich mich wieder auf den Beinen halten kann, greife ich nach der Packung Tabletten in meiner Hosentasche, zerkaue die Tablette schnell, schlucke sie so gut es geht und putze mir danach den bitteren Geschmack mit Zähneputzen aus dem Mund. Noch bevor ich fertig bin spüre ich, wie sich meine Muskeln entspannen. Meine Schmerzen verfliegen und ich fühle mich besser. Noch immer ist mir leicht schwindelig, doch auch das wird sich mit der Zeit geben. „Hey, Elena! Ich glaub, du solltest dir das mal ansehen.“, ruft eine Stimme dann leise von draußen. Ich seufze leise, ziehe mich schnell zu Ende an und trete aus dem Bad, nachdem ich die alten Verbände aus dem Fenster geworfen habe. Noch bevor ich fragen kann, was los ist, höre ich es schon. Der Grünhaarige, der Blonde und der mit dem Strohhut stehen vor der Wohnungstür, an die wie wild geklopft wird. Wirres Geschrei verrät, dass der klopfende ein Infizierter ist. „Na klasse. Der Besuch ist da.“, murmle ich, gehe an der Crew vorbei ins Wohnzimmer und beachte die Haustür gar nicht. „Wie, der Besuch?!“ „Sei still!“, fauche ich den Blonden leise an, gehe dann schnell zum Fenster des Wohnzimmers und öffne es, ohne den Rollo hoch zu lassen. „Was hast du vor? Mach das Fester zu.“, faucht mich einer nach dem anderen an, ich verdrehe nur die Augen. „Wartet hier. Ich bin gleich wieder da.“ „Aber du hast doch gesagt…“ Ich höre gar nicht auf die Einwände, ziehe den Rollladen mit einem Ruck nach oben, springe über die Fensterbank und renne los. Die Schreie hinter mir bestätigen mich. Er ist wieder alleine gekommen. Ich renne die dunkle Straße herunter auf den kleinen Wald zu, springe über einen kleinen Bach und weiß, dass er wieder hineingefallen ist. Ich kann auf dem Rückweg langsamer gehen, meine Seite schmerzt trotz des Valiums, ich schnappe nach Luft und gehe auf das Haus zu. Der Grünhaarige, der Blonde und der mit dem Strohhut stehen vor der Haustür, blicken mir entgegen und ich kann nur den Kopf über sie schütteln. „Geht wieder ins Haus!“, rufe ich so leise wie möglich, so laut wie nötig, doch sie rühren sich nicht. Seufzend gehe ich auf die drei zu, schupse den mit dem Strohhut in Richtung Tür, bis sich endlich alle in Bewegung setzen, die Tür hinter mir abschließen und ich mich auf mein Sofa fallen lassen kann. „Was war das? Bist du okay?“ „Was?“, frage ich noch einmal nach, schließe die Augen und spüre, wie mein Gleichgewichtssinn sich verabschiedet. Wenn ich nicht schon liegen würde, würde ich zu Boden fallen. „Bist du okay?“ Ich nicke, seufze tief und atme noch immer schnell. „Was war das gerade? Du hast doch gesagt, wir verlassen das Haus nicht, wenn es dunkel ist. Du hast auch gesagt, dass sie nie alleine sind und dass wir-„ „Lysop, halt den Rand!“, zischt ihn der Kerl mit den grünen Haaren an, woraufhin der Kerl mit der langen Nase ihn fragend anstarrt. Ich blinzle auf, lege meine kühle Hand auf meine Stirn und fühle meinen Blutdruck langsam wieder steigen. „Zorro, ich hab kein Bock auf Regeln zu hören die Schwachsinn sind. Nicht mal sie hält sich-.“ „Was glaubst du eigentlich, wo wir hier sind?“, fährt diesmal Sanji Lysop von der Seite an. „Schnallst du es so spät? Das Haus hat so viele Zimmer. Es ist viel zu groß für einen. Verstehst du es nicht?“ Ich schließe die Augen erneut, atme tief durch, mein Hals schnürt sich von Tränen zu, doch ich versuche es nicht zu zeigen. Das Valium hilft mir zum Glück dabei. Ich lege eine Hand auf meine Seite, werfe einen Blick auf das Fenster und merke, dass es geschlossen wurde. Alle Rollläden sind ganz heruntergelassen, Kerzen wurden angezündet und ich schiebe die Beine unter meine Decke. „Wir sollten jetzt schlafen.“, unterbreche ich die Stille dann und bin froh darüber wie fest sich meine Stimme anhört. Ich taste nach dem Küchenmesser unter meinem Kissen, umfasse den Griff fest und schließe die Augen während ich höre wie sich um mich herum die Crew ihre Schlafplätze auf dem Boden und auch neben mir sucht. Irgendwann ist alles dunkel, kein Wort wird mehr gesagt. Ich fühle, wie sich an meinen Füßen etwas bewegt und sich langsam zu mir in den Armen hocharbeitet. Es sind meine Kaninchen die wegen all den neuen Menschen nach meiner Nähe suchen. Ohne mich zu bewegen spüre ich ihr Fell auf meiner Haut und schlafe so entspannt ein. Ich schrecke auf, ziehe das Messer unter dem Kissen hervor und verfehle nur knapp den Strohhut des Jungen vor mir. „Hey, ganz ruhig. Ich bins nur.“ „Was? Was ist los?“, frage ich verschlafen und blicke umher. „Wir können alle nicht schlafen. Wie schaffst du das?“, fragt er mich leise, obwohl ich schon lange wach bin. Ich verdrehe die Augen, seufze leise und ziehe das kleine Päckchen aus meiner Hosentasche und reiche es ihm. „Eine halbe müsste reichen.“ „Tabletten? Was ist da drin?“ „Das meiste ist Valium.“ „Valium? Na klasse.“, mischt sich jetzt der Blonde ein, der etwas weiter weg von mir liegt, „Wir werden es also nicht nur nicht mitbekommen, wenn wir angegriffen werden, falls wir wach werden wird es uns auch noch scheiß egal sein.“ Der Strohhut blickt auf die Packung, als würde er etwas von ihr erwarten. Ich seufze so laut, dass es alle hören können. „Dreht es, wie ihr wollt. Ihr müsst schlafen, wenn ihr morgen weg wollt. Ihr schafft es nicht, wenn ihr wach bleibt.“, sage ich leise, schiebe das Messer wieder unter mein Kissen und schließe die Augen. „Ich will die restlichen übrigens wieder haben.“, murmle ich noch leise und höre dann leise wie eine Tablette nach der anderen aus der Packung gedrückt wird während ich einschlafe. Kapitel 2: Mika --------------- Kapitel 2 Unter Schmerzen wache ich auf, zucke zusammen und schiebe vorsichtig mein Kaninchen von meiner Seite. Verdammt, mein Puls pocht unter dem silbernen Klebeband, ich beiße die Zähne zusammen und sehe mich im halbdunkeln zwischen den schlafenden Fremden nach meinen Tabletten. Sie liegen auf dem Wohnzimmertisch. Ich atme tief durch, stützte mich von den Polstern ab und greife die Packung. Es sind nur noch vier übrig. Dann muss ich heute auch raus. Jetzt geht es mir besser. Ich ziehe die Decke etwas richtig, lege mich bequem auf das Sofa und blicke an die Decke. Die Sonne ist schon aufgegangen, aber es ist noch viel zu früh, um die Rollläden zu öffnen. Eines meiner Kaninchen tastet sich vorsichtig auf meinen Bauch, ich lege ihm die Hand auf den Rücken. Selbst sie merken, dass etwas nicht stimmt. Früher sind sie kaum zu mir ins Bett gekommen, haben nur miteinander gekuschelt und mich ignoriert. Seit das alles angefangen hat sind sie viel anhänglicher geworden. „Elena? Bist du wach?“ Ich blicke nicht zur Seite, nicke nur und schweige. Es ist der Strohhutjunge, der mich angesprochen hat. „Hast du dir schon überlegt, was wir heute zuerst machen?“ „Was meinst du damit?“ „Na, du hast doch gestern schon so was wie ne Reihenfolge im Ablauf vom Tag gehabt.“ „Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen.“, sage ich weich und blicke weiter an die Decke. Neben mir setzt sich der Junge auf, setzt sich den Hut auf den Kopf und blickt zu mir herunter. Er wartet noch immer auf eine Antwort. „Was ihr macht ist mir eigentlich egal. Ich wird gleich erst die Kaninchen raus lassen, dann was essen und gleich…weiß noch nicht genau.“ „Was essen?“ „Ich hab euch gestern schon gesagt, dass ich euch nichts abgebe. Ich werde hier noch ein bisschen länger sitzen als ihr. Ich brauch Vorräte.“, erkläre ich ihm und blicke kurz zu ihm herüber. Plötzlich kommt mir ein Gedanke. „Ihr seid nicht bewaffnet, oder?“ „Doch, schon. Zorro hat seine Schwerter, Lysop seine Schleuder,-„ „Kaum jemand von euch kämpft mit Waffen, hab ich recht?“ „Da hast du recht, ist das so-„ „Dann gehen wir gleich mal ne Runde einkaufen.“ Mit einem Ruck setze ich mich auf, mein Kaninchen springt von meinem Bauch auf meinen Schoß und ich schiebe es auf die Decke zurück. „Elena, wegen dem Essen. Kannst du uns nicht wenigstens sagen, wo wir was finden können?“ Ich seufze leise, nicke dann jedoch auf seine Frage. „Okay, ich kann euch ja was leihen. Aber dann sammelt ihr heute was und bringt es hier her zurück.“ „Super, klasse. Danke.“ Während wir reden wachen die anderen um uns herum auf, seufzen und haben wahrscheinlich Rückenschmerzen von dem harten Boden. „Was gibt’s denn?“ „Dosensuppe oder Hundefutter. Such dir was aus.“ „Hundefutter?“, mischt sich der Blonde sofort ein und kann das Entsetzen in seiner Stimme nicht verbergen. Ich rolle die Augen über ihn, greife nach dem Band der Rollladen und ziehe mit einem kurzen Ruck daran, so dass das Licht besser in den Raum fällt. „Wenn du weiter so rum meckerst bekommst du nichts.“ „Schon gut, ich hab ja nichts gesagt.“ Die Kaninchen sind draußen, ich hab meine Suppe gegessen und die Dosen verteilt. Es ist ruhig draußen, aber hier unten war es schon ruhig bevor der Virus ausgebrochen ist. Noch während des Frühstücks teile ich die Crew in zwei Gruppen ein. Eine bleibt hier und passt auf das Haus auf, die andere kommt mit mir und sammelt Waffen und Essen. Ich habe mir den mit dem Strohhut, den kleinen Waschbären, den Blonden und die Frau mit den schwarzen Haaren herausgesucht. Sie sind die, die keine Waffen benutzen. Sie müssen auf jeden Fall mitkommen und der Baumarkt ist nicht sehr weit weg. „So, noch Fragen?“ „Ja, schon. Was machen wir, wenn-„ „Improvisiere.“, unterbreche ich Lysop, „ Und passt auf meine Kaninchen auf. In einer Stunde müssten wir wieder da sein. Wenn nicht…. Wartet einfach ein bisschen länger.“ „Super, wir gehen auf Zombiejagt!“, grinst Ruffy breit und kann es scheinbar kaum erwarten. Ich gebe die Richtung vor, die Straße herunter um eine Ecke und schon sind wir da. Zum Glück. Der Baumarkt sieht aus wie immer, nur sind die Glastüren eingeschlagen. „Im Baumarkt? Gibt es hier nicht so etwas wie ein Waffengeschäft?“, will Sanji dann von mir wissen, als ich über die Scherben steige. Ich nicke. „Doch, schon. Aber glaubst du nicht, dass der leergeräumt wurde, als es hier angefangen hat? Da findest du nichts mehr. Ergibt schon Sinn, wieso ich euch hier her gebracht habe. Und seit jetzt leise. Es gibt keinen Strom, das heißt, es ist dunkel da drin. Haltet die Augen offen.“ Hinter der Kasse hängen mehrere Akku-Taschenlampen. Ich verteile jedem zwei, halte meine in der Hand und so gehen wir langsam durch die schwarzen Gänge. Es ist nicht so still, wie man es erwarten würde. Mäuse, Ratten und andere Tiere haben sich hier eingenistet, an jeder Ecke hört man ein Kratzen, Quieken und Scharren. Alle werden nervös, nur ich nicht. Ich weiß, wie es sich anhört, wenn Infizierte in der Nähe sind. Zielstrebig gehe ich die Gänge entlang in die Holzabteilung. „Beil oder Axt?“ „Was?“ „Wer von euch will eine Axt?“ „Ach so. Ich glaub, ich nehme eine.“, sagt dann der kleine Waschbär, und ich schaue ihn skeptisch an. „Die kannst du doch gar nicht halten.“, doch kaum habe ich diesen Satz ausgesprochen verwandelt er sich vor meinen Augen in ein zwei Meter großes Monster. Reflexartig trete ich einen Schritt zurück, schlucke und ziehe die Augenbrauen hoch. „Teufelskräfte, was? Dann nimm doch gleich zwei.“ Sanji nimmt sich auch eine Axt, Ruffy und Robin, wie sie wohl heißt, nehmen sich jeweils zwei Beile. Ich ebenfalls. „Sind wir schon fertig?“, will Ruffy dann wissen, ich schüttle den Kopf. „Ihr braucht noch Klamotten.“ „Wieder neue?“ „Ihr werdet mit Sicherheit angegriffen. Wieso wollt ihr euch nicht so gut wie möglich schützen?“ Ohne ein weiteres Wort gehe ich mit der kleinen Gruppe in die Gartenabteilung. Die Glasdächer lassen viel Sonnenlicht herein, herein, weswegen wir die Taschenlampen erst einmal wegstecken können. Hier muss ich etwas suchen, ich kenne mich nicht so gut aus. „Was suchen wir hier?“ „Seit leise. Abdeckplanen für Sandkästen.“ „Abdeckplanen?“ „Ja, ich hab es schon mal mit Teichfolie probiert, aber da kann man sich nicht mehr drin bewegen.“ Plötzlich ein Schrei, dann schnelle Schritte. Sie sind hier. Wir alle drehen uns ruckartig um und sehen die vier Infizierten schon von Weiten auf uns zu rennen. Zwei scheinen hier gearbeitet zu haben, die anderen Beiden waren wohl Kunden oder Bauarbeiter. Sie Schreien nicht, während sie Rennen, sie Starren uns an und laufen so schnell sie können. Wut entstellt ihre Gesichter so sehr, dass man sie nicht wiedererkennen könnte, würde man sie kennen. Einer der Vier hat sich selbst vor ein paar Tagen die Lippen abgebissen und uns bietet sich ein blutiger, zähnefletschender Anblick. Ich greife unter mein Shirt, ziehe meine Baretta, ziele kurz und drücke ab. Ich brauche für den Ersten zwei Schuss, für die Restlichen nur einen, dann liegen sie am Boden. Ohne ein Wort gehe ich auf die vier zu, ziele noch einmal auf die Hinterköpfe und drücke jeweils noch einmal ab. Noch auf dem Weg zurück lade ich nach und stecke die Waffe zurück zwischen meinen Gürtel und Hose. Ich spüre die Blicke der kleinen Gruppe, erwidere keinen und gehe zurück zu dem Regal, an dem ich die Planen vermute. „Wenn ihr euch nicht sicher seid, geht auf Nummer sicher.“ Plötzlich erfasst mich ein Schlag von der Seite, ich falle zu Boden und schlage mit dem Kopf kurz auf den harten Beton auf. Mir wird schwindlig, doch bevor ich mich abwehren kann spüre ich Schläge auf meinen Brustkorb und meinen Bauch. Ich kneife die Augen zusammen, presse die Lippen aufeinander und versuche den Körper, der mich zu Boden drückt, von mir zu pressen. Mir tropft etwas auf die Wangen, ich will schreien, unterdrücke den Drang jedoch, weil ich weiß, dass ich vorsichtig sein muss. Einen Moment später reißt jemand den Infizierten von mir herunter, ich höre Schläge und wie er etwas entfernt von mir auf den Boden fällt. Ich bleibe noch liegen, wische mir mit den Ärmeln über die Wangen und so das Blut aus dem Gesicht, bevor ich mir wage die Augen zu öffnen. Sanji reicht mir eine Hand. „Bist du okay?“ „Du solltest lieber auf mich zielen, wenn du dir nicht sicher bist.“, murmle ich und setze mich auf, ohne seine Hand zu ergreifen. Ruffy hatte sich um den Infizierten gekümmert und stellt sich jetzt zurück in die Gruppe. „So hab ich mir das nicht vorgestellt.“, sagt er enttäuscht und wischt eines seiner Beile an der Hose sauber. Ich seufze leise. „Wie müssen uns beeilen. Es werden mehr kommen. Schnappt euch ein paar Matten und weg sind wir.“, sage ich, während ich versuche zu fühlen, ob ich mich angesteckt habe oder nicht. Ich fühle nichts, nur den Schmerz in meiner Brust und meinem Hinterkopf. Mir ist schwindlig, doch ich hoffe, dass es niemandem auffällt. Chopper sieht mich skeptisch an, doch er fragt nicht. Erst auf dem nach Hause weg unterbricht er die Stille. „Bist du verletzt?“, fragt er kurz und zeigt auf meine Seite. Sofort blicke ich an mir herunter. Das Klebeband hat sich etwas gelöst, mein Pullover ist an der Stelle nass von Blut, doch es ist nicht viel. Ich schüttle nur kurz den Kopf. „Ein Kratzer. Hätte ich mich angesteckt, hättet ihr es schon gemerkt.“ „Soll ich mir das mal ansehen?“ „Wieso, bist du Arzt?“, frage ich Schnippisch und hoffe, dass das Thema damit gegessen ist. „Ja, bin ich.“, erwidert er dann und erntet einen fragenden Blick von mir. Der Zwerg, ein Arzt? „Ein guter Arzt?“ „Sonst hätte ich ihn nicht mitgenommen.“, grinst Ruffy dann albern und geht so neben mir her, dass er einen Blick auf den Blutfleck werfen kann. Sofort lege ich die Hand auf meine Seite. „Ja klar. Und du bist der Käpten, oder was?“ „Natürlich bin ich das.“, grinst er mich an und geht stolz neben mir her. Was ein verrückter Haufen. „Ich zeig es dir nur ungern. Es geht dich ja auch gar nichts an.“ „Wenn du eine Verletzung hast kümmere ich mich schon drum. Wenn es nur ein Kratzer ist, ist es ja schnell wieder gut.“, redet Chopper noch einmal auf mich ein. Er hat Recht, wenn es so wäre. Aber da sie heute ja eh abhauen wollen, kann ich ihn auch eben einen Blick draufwerfen lassen. Hauptsache es kostet nichts. Als wir bei mir zu Hause ankommen, baut Lysop gerade meinen Auslauf wieder auf. Ich kneife die Augen zusammen und gehe auf ihn zu, ohne ein Wort zu sagen. Als er mich sieht stellt er sich sofort aufrecht hin und beginnt sich etwas zusammen zu stottern. „Hey, Elena. Hör mal, es gab gerade ein paar Probleme. Ein paar Irre sind die Straße runter gerannt und haben den Auslauf umgeworfen…“ „Sind sie okay?“ „Ich bin nicht sicher. Sie sind weggelaufen.“ Erleichtert atme ich auf. Lysop hat es nicht erwartet, wie ich an seinem Blick erkennen kann. Ich drehe mich zum kleinen Wald, gehe in die Hocke und beginne zu rufen. „Hier her, Lecker-Lecker-Lecker. Bunny, Sunny, na kommt, Lecker-Lecker-Lecker.“ Es dauert etwas, bis sie auf meinen Ruf reagieren, dann kommt erst die weiße Sunny, dann der schwarze Bunny über die Straße auf mich zu gehoppelt. Ich streichle über ihre Ohren und rede beruhigend auf die beiden ein. Ihre Augen sind aufgerissen und sie sehen wirklich erschrocken aus. „Ganz ruhig, meine süßen. Hat der böse Mann euch erschreckt? Jetzt ist ja alles wieder gut. Na kommt her, ich setz euch wieder in euren Garten.“ Mit den Worten hebe ich einen nach dem anderen in den Auslauf zurück und werfe Lysop ab und zu einen bösen Blick zu, bevor ich als erstes in das Haus zurückgehe. Lysop ist der letzte und er schließt die Tür hinter sich. „Elena, kann ich mir das jetzt angucken?“, will Chopper wissen. Wieso ist er nur so hartnäckig? „Ja, sofort. Ich muss mir vorher das Blut abwaschen. Und wenn ihr was abbekommen habt, werft die Klamotten in den Fluss vor dem Wald, okay? Ich will das nicht hier im Haus haben. Kommst du mit ins Badezimmer?“, frage ich Chopper dann kurz und gehe schon voraus ohne die anderen anzusehen. Als wir im Badezimmer stehen, lege ich meine Baretta auf den Handtuchschrank und stelle mich in voller Bekleidung unter die Dusche. „Warte kurz. Ich will mich nicht anstecken. Hast du auch was abbekommen?“ „Nein, ich war etwas weiter weg.“ „Okay, dann tu mir einen Gefallen und gib mir das unterste Handtuch, okay?“ Noch unter der Dusche ziehe ich mich aus. Erst, als ich mein Shirt auf den Boden fallen lasse, unterbricht Chopper die Stille. „Was zum-.. Wieso hast du-..“ Ich antworte nicht, stelle das Wasser ab, gehe ich die Hocke neben ihn und ziehe mit dem gewohnten Ruck das Klebeband von meiner Haut. Chopper starrt fassungslos auf meine Wunde, lässt das Handtuch fallen und rennt zur Tür. „Sanji! Ich brauch Desinfektionsmittel! Und saubere Verbände, schnell! Nami, such mir Nähzeug! Ich brauch Tupfer und Zangen! Sucht irgendwas, was ich dafür verwenden kann!“ „Übertreibst du nicht ein bisschen?“, frage ich kurz, als ich ihn von der Seite beobachte, sehe in seinem Blick jedoch, dass er es ernst meint. „Hast du eigentlich keine Schmerzen? Es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch rumlaufen kannst!“, schreit er mich an, woraufhin ich nur die Packung Valium aus der Tasche ziehe. „Na klasse.“ Sanji klopft an der Tür und öffnet sie vorsichtig, ohne hineinzusehen. Ich verschränke die Arme vor der Brust, auch wenn ich Unterwäsche trage. „Chopper, ich hab Alkohol gefunden, verbände gibt’s hier aber nicht. Kannst du nicht auch-„ Chopper unterbricht ihn schnell und zieht ihn ins Badezimmer. Ich funkle Sanji böse an, als er mich ansieht, doch sein Blick bleibt auf meiner Seite hängen. Ich bin nicht sicher, ob er realisiert, dass ich ihn so anblicke. „Trag sie in ein Schlafzimmer-„ „Nein!“, schreie ich Chopper an und verenge die Augen zu schlitzen. „Kein Schlafzimmer!“ Chopper mustert mich verwirrt, nickt dann jedoch, als er meinen Blick sieht. Kurz darauf wendet er sich zur Tür. „Lysop! Sorg mal dafür dass wir auf dem Küchentisch Platz haben! So Steril wie möglich!“ „Alkohol steht auf der Theke!“, ruft Sanji hinterher und kommt auf mich zu. Ich schlucke. Worauf hab ich mich jetzt hier nur eingelassen? „Ich kann auch laufen.“ „Nein, kannst du nicht!“, schreit mich Chopper an und weißt Sanji an mich in die Küche zu tragen. Ich seufze genervt, verdrehe die Augen und halte mich so wenig wie möglich bei Sanji fest, als er mich auf den Arm hebt. Meine Proteste bringen nichts. Wenig später legt mich Sanji auf den Küchentisch an, der unangenehm nach Whisky riecht. Ich lege einen Arm über Mund und Nase und sehe mich im Raum um. Die Blicke der Crew sprechen Bände. „Wieso macht ihr nicht gleich ein Foto?!“, keife ich Nami dann an, die zufällig gerade in meiner Nähe stand. Sie ist darüber überrascht, dass ich mich noch so benehmen kann, dann nickt sie, legt das Nähzeug auf die Theke und weißt alle an den Raum zu verlassen. Chopper hantiert lang an meiner Seite herum, spült meine Wunde aus und säubert sie mit Alkohol. Den Schmerz spüre ich trotz des Valiums, mir wird schwarz vor Augen und mein Körper verkrampft sich. Meine Ohren fallen zu und kurz darauf spüre ich, wie Chopper hektisch auf Sanji einredet. Ich kann nicht verstehen, was er ruft, och ich weiß, dass etwas nicht so läuft, wie es laufen sollte. Sanji fasst meine Wangen, sieht mir in die Augen und ruft mir immer in immer eine Frage zu, doch ich kann sie nicht verstehen. Mir ist schlecht, in meinem Kopf dreht sich alles und ich will nur noch die Augen schließen. „Was?“, frage ich leise nach und wundere mich darüber, wie schwer es mir fällt, die Lippen zu bewegen. „Welche Blutgruppe hast du?!“ „A-Posit-„, ich breche ab, kneife die Augen zusammen und spüre, wie ich das Gefühl in Armen und Beinen verliere. Ich atme schnell, bekomme die Hektik um mich herum nicht mit und beginne irgendwann unrealistisches Zeug zu träumen. Ich blicke mich mit offenen Augen im Raum um, ehe jedoch Dinge, die gegen jede Logik verstoßen. „Elena, kannst du mich hören?“ „Mika?“ „Elena, verstehst du, was ich sage?“ „Ja, natürlich.“ „Hör zu, du bekommst jetzt eine Bluttransfusion. Wir werden heute nicht abreisen. Hörst du mir zu?“ „Ich hab gedacht, ich hab dich erschossen.“ „Was? Elena!“ „Tut mir leid, dass ich nicht aufgepasst hab.“ „Elena, erkennst du mich nicht? Sieh mich an, kannst du mich sehen?“ „Ich hab zweimal auf dich geschossen, wie du gesagt hast. Einmal in die Brust, einmal in den Kopf.“ „Chopper, was ist los mit ihr?“ „Ich wurde angegriffen. Es waren zwei und ich hatte die Messer dabei. Ich hab nicht aufgepasst. Tut mir leid, Mika, ich hab nicht aufgepasst. Es ist meine Schuld gewesen.“ „Ganz ruhig, Elena. Gleich geht’s dir wieder gut. Alles ist okay.“ Ich spüre eine Hand auf meiner Wange. Sofort lege ich meine auf ihre, schließe die Augen und nicke. „Ich bin froh, dass es endlich vorbei ist.“ „Es ist nicht vorbei, Elena. Wir nehmen dich mit, hast du gehört? Du bleibst nicht hier. Wir finden die, die das zu verantworten haben und bringen alles wieder in Ordnung!“ Kapitel 3: Was passiert ist --------------------------- Kapitel 3 Ich bewege mich sofort, als ich wieder Gefühl in Armen und Beinen bekomme. Es ist ruhig um mich herum, doch noch immer fühle ich mich betäubt und schwach. Ich taste nach meiner linken Seite und fühle straffen Stoff. Beim näheren Tasten erkenne ich den Stoff meiner Handtücher wieder, die zu Verbänden verarbeitet wurden. Ich zucke zusammen, mein Kopf fühlt sich an, als hätte jemand einen Ballon in ihn hineingesteckt und ihn langsam aufgepumpt. Meine Augen sehen unscharf, ich rieche wieder diesen stechenden Alkohol und spüre die Decke über mir. Erst jetzt realisiere ich, dass ich es nicht bin, die sich auf die Seite legt, ich werde auf die Seite gelegt. Natürlich auf die Seite, an der ich nicht verletzt bin. Als zwei Hände meine Wangen greifen um meinen Kopf richtig auf das Kissen zu legen, öffne ich vorsichtig die Augen. Ich erkenne niemanden, doch ich höre, dass es Chopper ist, als er beginnt zu sprechen. „Du bist wach?“ Ich gebe ein schwaches Stöhnen von mir. Seine Stimme hallt in meinem Kopf wieder und ich schließe für einen Moment die Augen, ehe ich mich kurz umschaue. Ich liege auf einem Bett, allerdings im Wohnzimmer. Sie müssen es hier her geschoben haben. Hinter mir muss das Klavier stehen, vor mir steht das Sofa und ich kann sehen, dass im Kamin ein kleines Feuer brennt. „Ihr seid noch hier.“, murmle ich und schließe die Augen, da meine Kopfschmerzen durch das Sehen schlimmer werden. „Ja, weißt du, es gab ein paar Probleme.“, beginnt er dann und sucht nach den richtigen Worten. „Wurdet ihr angegriffen?“, frage ich leise und lege eine Hand auf meine Augen. „Nein. Jedenfalls nicht am ersten Tag.“, antwortet er dann ebenfalls leise. Er scheint zu spüren, dass es mir nicht gut geht. Am ersten Tag? Wie lange liege ich hier schon? Ich will ihm diese Fragen stellen, doch bringe nur ein seufzen zustande. „Du hast fast eine Woche geschlafen.“, ruft dann plötzlich Ruffy zu mir herüber. Ich zucke sofort zusammen, als ich seine Stimme höre. Kann er es mir nicht ein bisschen leiser sagen? Aber wenigstens weiß ich jetzt mehr. „Weißt du, was gegen den Virus helfen kann?“ Natürlich weiß ich das, was für eine Frage. Wenn ich mit den Augen rollen könnte, würde ich es sofort machen. „Eine Kugel.“ „Was? Was heißt das?“ „Eine Kugel in den Kopf.“, wiederhole ich und ernte Schweigen. „Das kann nicht alles sein!“, schreit mich Ruffy plötzlich an und ich zucke vor Kopfschmerzen zusammen, kneife die Augen zusammen und presse meine Hände auf die Ohren. Verdammt, was hat der für ein Problem? „Ruffy, sie braucht noch Ruhe.“, mischt sich Chopper leise ein und stellt sich so, dass Ruffy mich nicht mehr sehen kann. „Ist mir scheiß egal, was sie braucht! Irgendwas muss es geben!“, schreit er zurück, wieder presse ich die Hände auf die Ohren. Dann Stille. Als ich die Hände von den Ohren löse, höre ich, dass sie hier im Haus sind. Ein Schrei, der so wutverzerrt und bösartig klingt, dass er nur von infizierten kommen kann. Sofort öffne ich die Augen, reiße die Decke von mir und setze mich aufrecht hin. Ein Fehler. Mein Blutdruck ist zu schwach, mir wird schwarz vor den Augen und ich kippe seitlich auf das Bett. Hände greifen mich und ziehen mich zurück auf das Kissen. „Passt auf. Sie sind hier... Hier im Haus...“ „Ganz ruhig. Du musst dich noch ausruhen.“ „Wo ist mein Messer?“, ich greife unter mein Kissen, finde es jedoch nicht. Wieso bleibt er so ruhig? Wie kann er- Es fällt mir so schnell ein, dass mir von der Erkenntnis beinahe schwindlig wird. Einer oder mehrere von denen haben sich angesteckt. Sie haben den Infizierten nicht umgebracht, sondern eingesperrt. Sie hoffen auf Heilung, auf eine Lösung. Sind die bescheuert? „Elena, beruhige dich. Schlaf noch etwas.“ „Wie soll ich schlafen?“, ich blicke von der Seite zu Chopper hoch, funkle ihn böse an und er weiß genau, was ich meine. Er löst seine beruhigende Hand von meiner Schulter, stellt sich vor das Bett und sucht nach Worten. „Ihr solltet sie erschießen.“, flüstere ich dann, als ich mich im Raum umsehe. Nami fehlt. Franky auch. Und Lysop? Ich bin mir nicht sicher. „Wir erschießen niemanden!“, brüllt mich Ruffy von der Seite an. Diesmal unterstützt mich mein Adrenalin, ich setze mich auf, funkle ihn böse an und zische zurück: „Wenn ihr sie nicht umbringt, was glaubst du, wie viele ihr noch in einer Woche seid?!“ „Ich werde sie nicht erschießen!“ „Dann mach ich es für dich!“ „Niemand wird sie erschießen!“ „Elena, leg dich hin.“, versucht Chopper mich von der Seite zu beruhigen, ich höre nicht auf ihn. Voller Wut beiße ich die Zähne zusammen, starre diesen Schwachkopf vor mir an und denke erst über meine Worte nach, als ich sie ausspreche: „Wenn sie die Wahl hätten, würden sie dich darum bitten.“ „Woher willst du das wissen? Du kennst sie nicht!“ „Aber ich kannte meine Brüder!“ Schweigen. Damit habe ich etwas in ihm getroffen, was ich nicht beabsichtigt habe. Er starrt mich fassungslos an, presst die Lippen zusammen und will etwas antworten, irgendetwas gutes, schlagfertiges, doch er findet keine Worte. Dafür gibt es keine Worte. Ich habe recht, so schlimm die Wahrheit auch ist. Ruffy holt Luft, um etwas zu sagen, blickt dann kurz, beinahe unmerklich unsicher in die Runde, erhebt sich dann schnell und verlässt ohne ein weiteres Wort den Raum. Ich schaue ihm nach, blinzle nicht, beiße die Zähne aufeinander und erst jetzt, wo er die Tür hinter sich zuschlägt, falle ich zurück auf mein Kissen, schließe die Augen und atme tief durch. Mir fällt es auch nicht leicht. Das alles hier ist nichts als töten, um zu überleben. Eines meiner Kaninchen stupst mich mit der Nase an mein Ohr. Ich höre die leisen Geräusche, das schnelle Atmen von Bunny neben mir, doch ich bleibe liegen. „Kann ich wenigstens ein Messer bekommen?“, flüstere ich irgendwann, ohne die Augen zu öffnen. Chopper zögert, dann fühle ich jedoch wie er eines unter mein Kissen schiebt. Erleichtert atme ich auf, nicke kurz dankend und schlafe schneller, als es mir lieb ist, wieder ein. Chopper verbietet mir, aufzustehen. Ich habe Kopfschmerzen, weil er mit kein Valium mehr geben will. Ich zittere oft und unwillkürlich, meine Haut prickelt unnatürlich und die Schmerzen meiner Seite kann ich nicht ignorieren. „Von wo kamen die Infizierten?“, fragt mich Zorro, der auf mich aufpassen soll, so lange die anderen etwas zu Essen suchen. „Ich bin mir nicht sicher. Ich war gerade auf der Arbeit, als es anfing.“ „Als was hast du gearbeitet?“ „Ich bin fast mit meiner Ausbildung zur Buchhalterin fertig.“ „Buchhalterin?“ „Kann man sich gar nicht mehr vorstellen, oder?“, mein Tonfall klingt beinahe amüsiert, worüber ich mich selbst wundere. „Du hast gesagt, es ist schon ein paar Monate so?“ Ich nicke ohne etwas zu sagen. Wieder erfasst mich ein Zittern, welches ich nicht kontrollieren kann. Ich ziehe die Decke unter mein Kinn, kneife die Augen zusammen und warte, bis es vorbei geht. „Warst du schon immer so?“ „Wie?“ „So kalt. Du fragst uns nie etwas. Weder, wie wir heißen noch wie es uns geht.“ „Ich bin nicht kalt.“, sage ich knapp, „Ich bin nur noch nicht bereit, zu sterben und es ist einfacher jemanden zu erschießen, den man nicht kennt.“ Ich spüre, wie Zorro mich von der Seite mustert. Ich schaue ihm in die Augen und nicke. „Es wäre doch viel unnatürlicher, wenn ich Witze reißen würde, herumalbern, lachen und weinen würde, als wäre nie etwas gewesen, oder nicht?“ „Ich weiß nicht, was gewesen ist.“ „So ungefähr dasselbe wie jetzt bei euch. Nur ging alles viel schneller.“ „Und was passiert jetzt mit uns?“ „Ihr sterbt.“ Stille. Ich schaue zu Zorro herüber, blicke ihn stumm an und nehme nicht zurück, was ich gesagt habe. Es ist so. So sehe ich es und so wird es sich höchstwahrscheinlich auch entwickeln. „Wie kommst du darauf?“ „Weil ihr euch liebt.“ „Was?! Wir l-„ „Ihr seid aufeinander angewiesen. Ihr würdet alles füreinander machen, auch wenn es euren Tod bedeutet. Das ist Liebe.“ Zorro knurrt, als wäre er mit dem Wort nicht einverstanden. Doch meine Definition passt genau. „Und was machst du, “, fragt er nach einer Weile, „wenn wir hier weg sind?“ Ich überlege kurz, ehe ich antworte. Erst will ich sagen, dass ich sie begraben werde, verkneife es mir jedoch. Ich würde sie ja doch nicht begraben und über den Tod wurde genug gesprochen. „Ich bau meinen Kaninchen ein Gehege. Dann können sie den ganzen Tag draußen bleiben.“ „Sie sind die einzigen, die du noch hast, oder?“ Wie kann er mich so etwas fragen? Hat der sie noch alle? Doch ich spüre keinen Zorn, auch wenn ich die Frage nicht leiden kann. Irgendwann nicke ich, blicke zur Seite und sehe, wie Bunny Sunny die Ohren ableckt, während Sunny flach auf dem Boden an der Wand liegt, die Beine von sich gestreckt. Später spielen beide auf der Wiese, da ich Zorro darum gebeten habe, sie raus zu lassen. Ich habe kein Obst oder Gemüse, weshalb sie in der Wohnung nur Heu fressen könnten. Ich sitze auf dem Bett, meine Füße berühren den Boden vor mir nicht, und ich schaue mir das Klavier vor mir an. Es ist länger her, dass ich gespielt habe. Dabei habe ich es mein Leben lang gelernt. Mama bestand darauf. Entweder Violine oder Klavier. Ich habe mir überlegt, dass ich bei Klavier wenigstens sitzen könne und habe mich dafür entschieden. Mika Damit war ich die einzige in der Familie. Meine 3 Brüder nahmen die Violine. Wir waren keine kleine Familie, und auch wenn wir uns nicht immer verstanden haben, liebten wir uns. Die Tür zum Wohnzimmer schlägt auf und reißt mich aus den Erinnerungen. Ruffy, Sanji und Robin treten in den Raum, ein totes Schwein dabei und Ruffy redet schon davon, dass er es kaum erwarten kann. „Vergesst es.“ „Was meinst du, Elena-Schatz?“ Wendet sich Sanji mir zu auf der Suche nach einem sauberen Messer. „Ihr könnt das nicht essen.“, sage ich nur und zeige auf das Schwein. Ruffy starrt mich entsetzt an, ich ignoriere ihn. „Wieso nicht? Das sah noch ganz gesund aus und hat sich auch normal benommen. Es ist bestimmt nicht infiziert.“ „Nur, weil es sich normal benimmt, heißt es nicht, dass es gesund war. Tiere können sich zwar nicht so anstecken, wie wir Menschen, aber wer sagt, dass sie den Virus nicht übertragen?“ Schweigen. Ruffy schaut zwischen Sanji und mir umher und irgendwann treffen all unsere Blicke Chopper, der auf dem Sofa Platz genommen hat. Er seufzt leise, als er mir recht gibt. „Soll das heißen wir müssen weiter diesen Müll essen?!“, mischt sich Ruffy entsetzt ein und zeigt auf die gestapelten Dosensuppen an der Wand. Chopper nickt. „Wenn wir auf Nummer Sicher gehen wollen, schon.“ „Na super! Dann war das heute alles umsonst?!“ „Du kannst es ja gern essen, wenn du willst!“, fahre ich Ruffy von der Seite an. Ist der wirklich so bescheuert? Hat der noch nicht mitbekommen, was hier los ist? Er kann froh sein, dass er noch lebt und da regt er sich über Suppe auf? Schwachkopf. „Wird ich vielleicht auch machen!“ „Dann glaub aber nicht, dass ich dich nicht erschießen würde!“ „Du kannst es ja versuchen! Man kann mich gar nicht erschießen, ich bin aus Gummi!“ „Dann lass ich mir was anderes einfallen!“ „Jetzt hört doch mal auf, hier bringt niemand niemanden um.“, mischt sich Sanji jetzt ein und stellt sich so, dass Ruffy und ich uns nicht mehr sehen. „Wenn die nicht endlich damit aufhört bring ich die noch um!“, gibt Ruffy zurück und ich sehe, dass er auf mich zeigt. Schwachkopf. „Du könntest mich nicht umbringen!“, gebe ich zurück ohne ihn sehen zu können. „Wieso soll ich dich nicht umbringen können?!“, fragt er mich dann dreist, lehnt sich zur Seite und schaut mich an Sanji vorbei an. „Weil du nicht mal deine-„ „Schluss jetzt!“, ruft Zorro plötzlich in den Raum und unterbricht mich. Ich hätte es ihm so gern an den Kopf geworfen. Der Junge muss endlich mal aufwachen. „Ich bring das Schwein wieder weg von hier. Ruffy, wenn du Hunger hast weißt du, was du essen kannst. Vielleicht bekommt der Kochlöffel-Schwachkopf es ja hin, dass es nicht immer gleich schmeckt.“ „Was hast du gerade gesagt?“, fährt Sanji Zorro von der Seite an, doch er hört gar nicht auf ihn, packt sich das Schwein auf die Schultern und geht aus dem Raum. Ruffy seufzt laut, schaut dem Schwein hinterher und lässt sich aus dem Schneidersitz nach hinten auf den Boden fallen. „Wieder kein Fleisch.“ Es dauert ein paar Tage ehe ich wieder aufstehen kann. Ich bekomme Unterhaltungen zwischen der Crew mit, beteilige mich jedoch an keiner, Antworte auf Fragen nur knapp und kümmere mich oft um viel um meine zwei Kaninchen, so wie immer. Heute wache ich durch Musik auf. Brook, das Afrogerippe, sitzt an meinem Klavier und spielt. Er kann spielen, das sehe ich sofort. Aber das Klavier gehört mir. Ich setze mich auf, greife an ihm vorbei und klappe den Tastenschutz herunter. Er klemmt sich die Finger ein, zieht sie unter dem Deckel heraus und zieht mich fragend an. „Kapiert ihr nicht, dass ich nicht will, dass ihr hier seid?“ Brook schweigt und sieht mich ratlos an. Ich seufze laut hörbar und genervt auf, erhebe mich aus dem Bett und verlasse das Zimmer. Ich gehe ich die Küche, setze mich an den Tisch und lege mich halb auf die Platte. Meiner Seite geht es zwar besser, aber ich kann mich in meinem eigenen Haus nicht mehr bewegen ohne jemanden zu treffen. Wie aufs Stichwort tritt jemand in die Küche und setzt sich neben mich an den Tisch. Ich schaue nicht auf, lasse die Stirn auf der Platte liegen und ignoriere ihn oder sie, so gut es geht. „Du bist froh, dass wir hier sind.“, sagt er plötzlich. Es ist Ruffy. Gerade über ihn ärgere ich mich. Ich lache kurz leise ironisch auf und beende den Gedanken mit einem einfachen, aussagekräftigen Wort: „Schwachsinn.“ „Doch. Du bist echt froh, dass wir hier sind. Ich weiß nicht genau, ob du es merkst, aber du bist froh, nicht mehr alleine zu sein. Du teilst gerne und kümmerst dich um schwächere.“ „Ich kümmere mich um meine Haustiere.“, sage ich genervt, bewege mich jedoch immer noch nicht. Was bildet der sich eigentlich ein? „Tut mir leid, was mit deiner Familie passiert ist.“, sagt er dann ganz plötzlich. Die Worte treffen mich augenblicklich. Mein Magen zieht sich zusammen, meine Seite schmerzt, meine Augen brennen, mein Hals schnürt sich zu und ich halte die Luft in den Lungen, da ich nicht mehr in der Lage bin zu atmen. Er kannte meine Familie nicht. Er weiß nicht, was passiert ist. Er weiß gar nichts. Er hat nicht die geringste Ahnung. Ich presse die Stirn auf die Tischplatte, spüre die Tränen in meinen Augen und wie mir die Luft knapp wird. Ich will nicht weinen. Nicht vor ihm. Nicht jetzt. Es ist schon Wochenlang, Monatelang her. Ich sollte es schon längst verarbeitet haben. Ich bin bis jetzt gut zurechtgekommen, auch ohne meine Brüder und mit dem Weinen habe ich schnell aufgehört. Irgendwann atme ich zitternd die Luft durch meine Zähne ein. Tränen tropfen auf die Tischplatte unter mir und mein Körper verkrampft sich und ich weine. Verdammt, ich heule wirklich. Es tut ihm leid, was mit meiner Familie passiert ist. Er hat keine Ahnung. Er hat gar keine Ahnung. „Ich hab ihn erschossen.“, presse ich irgendwann hervor. Ich kann mein Schluchzen ja doch nicht mehr zurückhalten. Und wenn er schon glaubt, dass es ihm Leid tut, dann soll er wissen, was ihm Leid tut. „Mama hat sich angesteckt, Mika hatte sie erschossen. Sie liegt oben im Schlafzimmer. Dann hat sich Andy angesteckt, Mika hat auch ihn erschossen und mir danach beigebracht, wie man richtig zielt. Andy war unser kleiner Bruder. Mein einziger kleiner Bruder. Matze kam irgendwann nicht mehr nach Hause. Du hast ihn schon gesehen. Er kommt ab und zu wieder nach Hause. Ich weiß nicht, wieso er den Weg immer wieder findet, aber wir konnten ihn nicht erschießen. Mika hat ihn immer wieder in den Bach gelockt, und so hat es auch immer geklappt. Er blieb oft wochenlang weg, aber er scheint sich doch noch an den Weg erinnern zu können. Er kommt immer wieder. Mika wurde irgendwann von ihm erwischt. Er hat mir gesagt, ich soll ihn erschießen. Also hab ich geschossen. Wie er es mir gezeigt hat. Wie er es gesagt hat. Erst in die Brust, dann in den Kopf. Er liegt in meinem Zimmer.“ „Ich weiß.“ Erst jetzt realisiere ich, dass er mich zu sich gezogen hat. Es ist mir egal. Ich breche in seinen Armen zusammen, weine laut und halte mich nicht mehr zurück. Er weiß es, er hat ihn gesehen. Sie müssen doch in die Schlafzimmer geguckt haben, nachdem ich von Chopper operiert wurde. Als ich so lange geschlafen hatte. „Ich kenne fast jeden hier.“, sage ich irgendwann als ich mich einigermaßen beruhigt habe. Er hält mich noch immer im Arm und ich bin froh, dass uns niemand gesehen hat. „Ich kannte drei von den Infizierten im Baumarkt und ich kenne auch die, die in der Stadt rumlaufen. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich kenne jedes Gesicht und fast jeden beim Namen. Es ist für mich nur eine Frage der Zeit, bis ich auch eine von denen bin.“ Ruffy schüttelt den Kopf, lässt mich jedoch nicht los. „Es ist nicht so schwer, wenn ich es so sehe. Was soll ich sonst machen? Alle erschießen? Das kann und will ich nicht.“ „Du hattest gesagt, wir sollen die Marine fragen, was hier abgeht. Weißt du noch?“, unterbricht er mich dann. Ich nicke. Es war bei unserer ersten Begegnung. „Wieso hast du das gesagt?“ Ich atme einmal tief durch, schließe die Augen und zucke einmal mit den Schultern. „Ist so ein Gefühl. Es ist nur, ich hab noch keinen Infizierten in Marineuniform gesehen. Und dabei liefen die Jahrelang durch die Straßen.“ „Wo ist der nächste Stützpunkt?“ Noch immer halte ich mich an ihm fest, wische mir jetzt jedoch mit dem Handrücken über die nassen Augen und löse mich langsam von ihm. „Am Hafen.“, sage ich leise, blicke jedoch nicht zu ihm auf. Ich will nicht, dass er, oder sonst jemand, mich so sieht. Selbst, wenn er dabei war. Ich will es einfach nicht. „Kommst du mit, wenn wir gehen?“ Was? Gehen? Wann will er gehen? Und wieso überhaupt? So weit? Das schaffen die nie. Nie alleine. Sie wissen nicht, worauf sie achten müssen. Sie wissen nicht, wie sie sich bewegen müssen, wo sie sich verstecken können und worauf sie sich einstellen müssen. Und selbst mit mir kommen wir nie bis in die Basis. Ich nicke. „Wann?“, will ich wissen und schaue zu ihm auf. Er sieht mich entschlossen an, mustert mich einen Moment, wobei sein Blick einen Moment an meiner Seite hängen bleibt, ehe er antwortet. „Heute noch.“ Kapitel 4: Abschied ------------------- Kapitel 4 Dank Robin haben wir auch schon alle unsere Schutzklamotten aus Abdeckfolien. Nichts passt gut, aber es bleibt, wo es hingehört. Aus der Waschküche hole ich alte Rucksäcke und sogar einen Koffer mit Rollen. Wir werden nicht rennen müssen, und ich will auf alles vorbereitet sein. Während sich alle im Wohnzimmer die Schutzklamotten anziehen, Chopper die Dosen neben Nähzeug, Verbänden und Alkohol in den Rucksäcken verstaut, setze ich mich ans Klavier. Ich bin noch nicht bereit zu gehen. Noch nicht bereit zu sterben. Ich werde mich darauf einstellen. Ein, zwei Töne angetippt und meine Finger gleiten über die Tasten zur Danny Elfman Suite. Erst langsam, dann schneller. Ich schließe die Augen zu Victors Solo und beobachte meine Finger zu Sallys Song. Es waren immer meine Lieblingsfilme. Es ist so paradox, dass ich mich jetzt so fühle, als wäre ich mitten in Halloweentown. Kaum daran gedacht spiele ich Pee Wee’s big adventure. Schnell, laut. Als die Töne aggresiver werden wechsle ich zu This is Halloween. Es passt so sehr, dass es meine Stimmung senkt. Wieder etwas Langsameres. Ich achte kaum auf die Tasten. Ich habe die Lieder so oft gespielt, dass ich mich kaum konzentrieren muss. Ice Dance aus Edward mit den Scherenhänden. Matze hat es gern gehört. Wir hatten den Film geguckt, als ich noch ganz klein war und wir mussten beide daran denken, als ich anfing es auf dem Klavier zu spielen. Ich schließe die Augen und sehe ihn beinahe vor mir. Wir beide, er als Teenager, ich als siebenjährige, wir beide auf dem Sofa und schauen Fernsehen. Beetlejuice. Ich hatte damals Angst, hab es aber nicht gezeigt. Dann hat er mich erschreckt, ich schrie auf. Kaum daran gedacht höre ich wie ich die Titelmelodie spiele. Jetzt wird er es kaum mehr mit mir schauen. Wenn er die Möglichkeit hätte, würde er mich erschlagen, mir die Sehnen zwischen den Zähnen aus dem Hals ziehen und meine Leiche verprügeln. Wieder Sallys Song. Ich darf nicht lange daran denken. Ich bewege mich wieder schneller, spiele wieder Beetlejuice, This is Halloween und natürlich noch einmal kurz Ice Dance für Matze. Er wird es nie wieder hören. Ich weiß nicht, wie lange ich spiele. Als ich den Deckel herunterklappe ist es still. Ich wische mir mit dem Handrücken über die feuchten Augen, ehe ich mich erhebe und mich umdrehe. Jetzt bin ich bereit zu sterben. Jetzt, wo ich meine Gefühle noch einmal in die Tasten gelegt habe. Jeder hat es gespürt. Alle sehen mich an. Ich sehe niemanden an, nehme die kleine Transportbox und stelle sie samt meinen Kaninchen auf die Treppe, bevor ich nach oben in die Wohnung meiner Eltern gehe. Allein, natürlich. Über dem Wohnzimmerschrank hängt es. Ein Gewehr, welches Matzes ganzer Stolz war. Ich durfte nie schießen, aber er hat mir immer gesagt, wie er es macht. Ausatmen, ruhig ziehen, schießen, einatmen. So schwer kann das nicht sein. Ich hänge es mir auf den Rücken, gehe die Treppe herunter, nehme meine Kaninchen und trete in den Vorgarten. Alles ist ruhig. Hinter mir tritt einer nach dem Anderen ins Freie, als ich mich bereits auf den Weg in den kleinen Walt mache. Ich muss kurz alleine bleiben. Das, was ich jetzt mache, ist mir sehr wichtig. Ein Sprung über den Bach, auf die andere Seite und auf die große Wiese hinter dem kleinen Wald. Ich stelle die Transportbox an, öffne sie und Sunny hoppelt mir entgegen. Sie ist viel zu vertrauensselig. Ich streichle ihr über die Ohren, nehme sie auf den Arm und hauche ihr einen Kuss auf die zuckende Nase. Sie schnüffelt in mein Gesicht, sieht mich an, stellt die Ohren auf und ich schlucke als ich sie so sehe. Bunny kommt nur langsam aus der Box. Er ist etwas scheuer, doch auch er vertraut mir nach Jahren des kennenlernen. Ich streichle auch ihm über die Ohren, lege mich mit dem Bauch in die Wiese und beobachte die beiden noch einen Moment, ehe ich mich erhebe, die Transportboy offen stehen lasse und gehe. Ich will nicht gehen, aber lieber sterbe ich in dem Wissen, dass sie haben, was sie brauchen als mich in den letzten Sekunden noch um sie zu sorgen. Kapitel 5: Gebissen ------------------- Kapitel 5 „Also passt auf: Wir bleiben auf der Straße, wir gehen in keine Häuser, höchstens um ein Lager aufzuschlagen. Wir sind leise und reden nicht, wenn es nicht sein muss. Wir passen aufeinander auf, weil wir aufeinander angewiesen sind. Wunden, egal wie klein, müssen gezeigt und verbunden werden. Wir nehmen nicht mit. Egal, was wir finden. Das gilt auch für Trinken und Essen. Munition könnt ihr aber so viel sammeln, wie ihr wollt. Das gilt auch für Waffen. Wir werden uns nicht beeilen. Ich komme lieber einen Tag später an, als gar nicht. Haben wir alles?“ Jeder sieht noch einmal an sich runter, dann nicken. „Okay, dann können wir ja. Es wird ein paar Tage dauern. Die Restlichen Regeln kennt ihr ja noch. Nicht raus, wenn es Nacht ist, und so weiter.“ „Können wir endlich?“ „Wir sind doch schon unterwegs.“, sage ich kurz, drehe mich zu Ruffy um und gehe die Straße entlang, das Gewehr auf dem Rücken, den Rollkoffer in der Hand und die Baretta im Gürtel. Wir haben Klamotten zum Wechseln dabei, Ersatzschutzkleidung, Wasserflaschen und natürlich die Konservendosen. „Ich hab gedacht, wir beeilen uns wenigstens ein bisschen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit-„ „Hast du mir gerade nicht zugehört?“ „Nein, wieso?“ Ich seufze laut, schüttle den Kopf um ihn und gehe, zusammen mit den anderen, die Straße entlang. Zu Ruffy sage ich nichts mehr. Wenigstens drängeln die anderen nicht und Ruffy gibt nach einigen Metern ruhe. Wir schweigen, ich behalte das Ende der Straße im Auge, doch es scheint ruhig zu bleiben. Zorro blickt mich kurz an, dann nach hinten. Ich schaue zu ihm rüber. „Was ist? Hast du was vergessen?“ „Nein, schon gut.“ „Bist du sicher? Jetzt sind wir noch hier.“ „Vergiss es.“ Wieder ein genervtes Seufzen meinerseits, doch wir gehen schweigend weiter. Durch das erste Wohngebiet, durch die erste Allee. Alles still. Hier bin ich oft als Kind lang gegangen. Gleich kommen wir an den Mini-Spielplatz Der große Spielplatz war viel weiter weg, aber wir haben und gefreut, wenn wir auch mal etwas weiter gegangen sind. Als Kind hat es uns kaum gestört, mal etwas weiter zum Spielen zu gehen. Wenn man älter wird, will man immer überall hinfahren. „Passt auf.“ Sage ich dann, als ich glaube, etwas bemerkt zu haben. Erst jetzt fällt mir auf, wie still es hier ist. Kein Vogel, kein Tier, nicht einmal eine Maus oder Ratte macht ein Geräusch. Sie sind hier in der Nähe. „Was los?“ „Scht-„, unterbreche ich Sanji, der meinem Blick folgt. Ich gehe an die Mauer, die bis an die nächste Kreuzung den Blick auf die dahinterliegende Wiese verdeckt. Ich kann die Schritte hinter mir hören. Sie folgen mir vorsichtig. Zum Glück. Ein Blick in die Gruppe soll zeigen, dass ich etwas nachschauen will. Ich schaue die Mauer herauf, sie ist viel großer als ich, aus rauem, grünem Sandstein und mit Mos bewachsen. Ich schlucke, hole aus und springe hoch, halte mich an der Kante fest und versuche mich hoch zu ziehen. Mir greift jemand unter die Schuhe und hilft mir. Meine Seite zieht etwas, aber es geht mir gut. Ich ziehe mich nur so weit hoch, bis ich über die Mauer sehen kann. Auf der anderen Seite steht eine große Kirche, vor ihr ein alter, mit Steinkreuzen versehener, Friedhof. Das Graß ist schön grün, doch ich ahne, dass wir einen anderen Weg hätten gehen sollen. Die Tür zur Kirche steht auf, an den Türen klebt altes Blut, die Wiese ist leer, doch es ist logisch. Als die Krankheit ausgebrochen ist sind viele Menschen in die Kirchen gerannt, haben gebetet und um Hilfe gehofft. Ein Fehler. Ich blicke an die bunten Fenster und sehe, dass selbst so weit oben, zwar an dem unteren Rand der Fenster, doch ganz deutlich Blutspritzer zu sehen sind. Mehr muss ich nicht sehen. Ich gehe in die Hocke und spüre, wie mir jemand herunter hilft. Es ist natürlich Sanji. Ich schaue in die fragenden Gesichter und schüttle den Kopf, während ich einen Finger auf die Lippen lege. Ich nehme den Rollkoffer in die Hand, so dass er nicht mehr über den Boden schleift, trage ihn an der Mauer entlang und wir gehen schweigend weiter. Als ich die Kirche schon nicht mehr sehen kann, drehe ich mich kurz um, atme dann erleichtert auf. „Da hatte ich Kommunion.“ Sage ich leise, in Gedanken versunken und ignoriere die mitleidigen Blicke, die sich mir sofort darauf in den Nacken bohren. Ab jetzt werde ich wohl nichts mehr sagen. Wir schweigen einige Zeit, bis wir in die Einkaufsstraße einbiegen. „Fuck.“, flucht Sanji leise, als er die vielen Leichen sieht. Sofort drehe ich mich zu ihm um, funkle ihn böse an und lege den Finger auf meine Lippen. Zu spät. Kaum hat Sanji die Stille unterbrochen, starren uns die ersten Augen auf der Straße an. Zwischen den Leichen liegen Infizierte, zwar abgemagert, doch noch lange gefährlich. Scheinbar eine Ewigkeit starren wir uns still an, niemand bewegt sich, weder wir, noch die Infizierten. Wenn sie wieder wegsehen können wir sie vielleicht umgehen. Ich spüre, dass sie es nicht werden. Die ersten Infizierten springen auf, beinahe Zeitgleich ziehe ich mein Gewehr vom Rücken, ziele und drücke ab. Es sind zu viele um nicht in einen Kampf verwickelt zu werden. Ich bin froh, dass keiner geschrien hat. Dann würden wir hier nicht raus kommen. Sanji wirft eines seiner Beile einem Infizierten entgegen, trifft ihn schräg in der Stirn und er geht sofort zu Boden. Kaum liegt er auf dem Boden nimmt seine Laufrichtung ein anderer ein. Zorro scheint keine Probleme zu haben, Ruffy stellt sich noch etwas ungeschickt an. Er hat nicht oft Waffen in der Hand. Einer nach dem anderen Fällt, ich lasse das Gewehr in die Schlaufe an meinem Hals fallen, ziehe meine Baretta und feuere, diesmal schneller als mit dem Gewehr, allerdings brauche ich mehr Schuss. „Passt auf das Blut auf.“, zische ich zu Zorro herüber, als er unvorsichtig zwei Infizierte aufschlitzt. Verdammt, das zeug ist fast überall. Ich passe auf, dass ich nicht zu laut rufe, was aber sinnlos ist, da ich ja mit meiner Baretta herumballere. Robin wird von der Seite angegriffen, ein Schuss, und sie ist außer Gefahr. Chopper hält sich sehr zurück, er wirkt eher eingeschüchtert. Das ist schlecht, denn ich merke schon, dass ich ihm helfen muss. „Reiß dich zusammen!“, zische ich ihn an, gehe stets einige Schritte zurück um genügend Abstand zum Schießen zu haben und achte auf meinen Rücken. Ruffy macht das nicht. Idiot. „Pass auf!“ Ein Infizierter greift seinen Arm von Hinten, beißt beinahe zeitgleich hinein und zieht an seiner Haut. Ein Schuss, und es ist Ruhe. Verdammt. Sanji muss bereits um sich treten, so nahe sind sie uns gekommen. Um Brook mach ich mir gar keine Sorgen. Er wird zwar auch getroffen, doch besitzt er ja keine Blutbahn, die infiziert werden könnte. Zwei Schuss und es ist still. Doch anstatt die Baretta weg zu stecken, ziele ich auf Ruffy, bewege mich nicht und kneife die Augen zu schlitzen zusammen. Ich schieße nicht, beobachte ihn und er hält inne, als sein Blick mich trifft. Kaum hat er mich gesehen scheinen auch die anderen in der Gruppe zu realisieren, was ich denke und was ich vor habe. Mein Atem geht schnell, ich mustere Ruffy und beobachte genau seine Bewegungen, auch wenn er still steht. „Hey, ganz ruhig.“, redet Sanji von der Seite auf mich ein. Er will die Hand auf meine Waffe legen, ich trete einen Schritt zur Seite. „Sei ruhig!“, fauche ich Sanji von der Seite an, lasse Ruffy dabei nie aus den Augen. „Er wurde gebissen, ich hab`s genau gesehen!“ Ruffys Hand wandert zu der Stelle an seinen Arm, ohne die Augen von meiner Waffe zu richten. Ich schlucke, nicke dann. „Wieso hast du nicht aufgepasst?!“, herrsche ich ihn an und beiße die Zähne zusammen. Dieser verdammte Idiot! Erstens hört er mir nicht zu und dann auch noch das! Was hat er eigentlich gedacht, was wir hier machen? Wo wir hier sind? Der kleinste Schnitt, der kleinste Biss, das kann den Tod bedeuten. Oder im schlimmsten Fall etwas schlimmeres als den Tod. „Ist, okay, ab jetzt pass ich auf.“, sagt er dann leise und sieht an seinen Arm herunter. Hat der sie noch alle?! „Ab jetzt machst du gar nichts mehr! Wovon träumst du eigentlich?! Was glaubst du, was ich jetzt machen muss?!“ Er hebt beschwichtigend die Arme und schüttelt den Kopf. „Ist okay, du musst nicht auf mich schießen.“ „Natürlich muss ich das! Was glaubst du, wer du bist, dass ich das nicht machen würde?!“ „Ich bin nicht verletzt. Der ist nicht durch meine Haut gekommen. Ich hab dir doch gesagt, ich bin aus Gummi.“ Stille. Ich verenge die Augen zu Schlitzen, mustere ihn ohne die Waffe herunter zu nehmen. „Zeig her.“ Ich gehe auf ihn zu, richte die Waffe weiter auf ihn und greife dann seinen Arm, drehe und wende ihn und atme irgendwann erleichtert auf. Erst jetzt stecke ich die Waffe weg, sehe ihn jedoch nicht mehr an. Ich hätte ihn natürlich nicht erschießen wollen, aber ich hätte es getan. Ganz sicher. Jetzt, wo ich meine Waffe wegstecke, atmen auch die anderen in der Gruppe auf. „Sonst auch alle okay?“, frage ich dann und schaue in die Runde, ernte stummes nicken, was mich nicht überrascht. Wer würde schon zugeben, dass er gebissen wurde? Ich behalte lieber alle im Auge. Wir entscheiden uns die offene Einkaufsstraße zu meiden und gehen einen etwas längeren Weg um die Innenstadt herum. Kapitel 6: Schlaf gut --------------------- Kapitel 6 Hier, in den Nebenstraßen, scheint es ruhiger zu sein. Irgendwann fängt es an zu dämmern, wir versammeln uns um ein kleines Geschäft, gehen rein, sichern jedes Zimmer bis hin zur Besenkammer und ziehen dann das Sicherungsgitter vor den Fenstern und der Tür herunter. Ich atme erleichtert auf, stelle den Koffer in eine Ecke und setze mich auf die Kassentheke. Um mich herum legen alle ihre Waffen ab, legen die Taschen zur Seite und suchen sich einen bequemen Platz zum Schlafen. Plötzlich setzt sich jemand neben mich und mustert mich von der Seite, die Arme stützen den Oberkörper ab, die Hände zwischen den Oberschenkeln auf der Theke. Es ist Ruffy. Ich atme einmal tief durch, nehme meine Umhängetasche und lege sie auf die Theke. „Was willst du?“, frage ich und zeige ihm mit dem Tonfall, dass er mich in Ruhe lassen soll. „Hättest du geschossen?“ „Natürlich.“ Er mustert mich weiter. Ich schürze die Lippen und sehe ihn übertrieben mitleidig an. „Nimm es nicht persönlich, kleines Tuktuk.“ „Tuktuk?“ „Kennst du das nicht? Das sagt man, wenn jemand beleidigt ist.“ „Ich bin nicht beleidigt, ich mag nur nicht ins Gesicht geschossen werden.“ Ich muss mir bei seiner Wortwahl ein grinsen verkneifen und schüttle den Kopf über ihn. „Dann kannst du es doch.“, grinst er mich an und zeigt mit dem Finger auf mich. Ich sehe zu ihm auf und ziehe die Augenbraue hoch. „Was kann ich?“ „Lachen.“ Ich ziehe die Augenbraue hoch und mustere ihn einen Augenblick. „Sehe ich aus wie ein Monster?“ „Das hab ich nicht gesagt, aber du hast nie gelacht, seit wir hier sind. Sogar Zorro ist das aufgefallen, und der lacht seltener als ein Stein.“ Ich schaue zu Zorro herüber, er hat es nicht gehört oder tut wenigstens so als hätte er es nicht gehört. Seltener als ein Stein, der war auch nicht schlecht. Ich muss mir wieder ein Grinsen verkneifen, senke den Blick und schüttle den Kopf über Ruffy. Ich weiß nicht, woran es liegt. Ob es die Erleichterung war, dass er nicht infiziert wurde oder die räumliche Veränderung nach Monaten, aber ich fühle mich besser als zu Hause. Ich lege mich hinter die Kassentheke, decke mich mit der kleinen Wolldecke zu und nehme, wie auch in den letzten Tagen, heimlich meine Valium. Ich kann mich ohne nicht konzentrieren, zittere und bekomme Kopfschmerzen. Ich weiß, dass es Anzeichen für einen Entzug sind, aber solange sich nicht alles wieder normalisiert hat, werde ich sie weiter nehmen. Es ist zu gefährlich jetzt einen Entzug zu machen. Es wird schnell dunkel durch die hohen Häuser um den kleinen Laden herum. Es ist eiskalt, ich zittere und beiße die Zähne zusammen, denn dadurch, dass sich meine Muskeln durch die Kälte anspannen, schmerzt meine Seite trotz Valium. „Kalt.“, flüstere ich zitternd, ziehe mir die Decke unters Kinn und höre mir an, wie sich Sanji und Zorro auf der anderen Seite der Theke streiten. Zum Glück sind sie nicht sehr laut. „Es ist voll warm.“, flüstert Ruffy dann zu mir zu. Erst jetzt merk ich dass er neben mir liegt. Ich schaue zu ihm rüber, ziehe die Augenbrauen hoch und klappere mit den Zähnen. „Kannst mir ja ein bisschen von deiner Wärme abgeben.“, sage ich spöttisch und verdrehe die Augen über ihn, drehe mich auf die Seite von ihm weg und schlinge die Arme um die Beine. Das Sofa war viel wärmer als der Boden hier. Plötzlich zucke ich zusammen als ich merke, dass Ruffy seine Arme von hinten um mich schlingt. Mein Herz setzt einen Schlag aus, ich greife reflexartig nach dem Messer in meiner Umhängetasche, welche ich als Kopfkissen benutze und ich halte die Luft in den Lungen. Erst, als der erste Schockmoment vergangen ist, lasse ich den Griff los, atme einmal tief durch und merke, dass er wirklich viel wärmer ist als ich. Er hat es wörtlich genommen. Schwachkopf. Lieb, aber ein Schwachkopf. Plötzlich kommt mir ein Gedanke. „Hey, ihr hattet mich doch operiert, oder? Ich weiß noch irgendwas von ner Bluttransfusion.“ Ruffy nickt, greift nach der Decke in meinem Nacken und zieht sie unter sein Kinn, so dass ich seinen Atem in meinem Nacken spüre. Aber er antwortet nicht. „Wessen Blut hab ich bekommen?“ „Meins.“ Wieder zucke ich zusammen, drehe mich halb zu ihm um, lege meinen Kopf dann jedoch wieder richtig auf die Tasche. Und ich hab ihn so angeschrien. Naja, er hat sich auch nicht gerade intelligent verhalten. Trotzdem, ich schulde ihm einiges. Und das alles, obwohl ich ihn nicht kenne. „Danke.“, murmle ich irgendwann in meine Decke ohne mich zu bewegen. „Warte kurz.“, sagt er dann plötzlich, rollt sich von der Decke, hebt sie an und legt sich zu mir unter die Decke. Jetzt scheint mein Herz wirklich einen Schlag auszusetzen um danach in doppelter Geschwindigkeit zu schlagen. „Was soll das?“, stottere ich kurz und schaue zu ihm rüber, da hat er schon wieder die Arme um mich geschlungen. „Du bist eiskalt. Und du hast selbst gesagt, wir sollen aufeinander aufpassen.“ „Ja, aber-„ „Stell dich nicht so an. Wenn du jetzt krank wirst dauert es mehrere Tage, bis wir weiter kommen. So viel Zeit haben wir nicht.“ Darum geht es ihn. Ich würde am liebsten fragen, was er sich von der Marinebasis erhofft, aber ich ahne es schon. Er will ein Heilmittel. Eine Lösung. Deswegen hat er niemanden von seiner Crew erschossen. Sie sind noch bei mir zu Hause eingeschlossen. Bei dem Gedanken seufze ich leise. Ich war auch mal so optimistisch. Aber die Realität holt einen schneller ein, als man verkraften kann. Ich zucke zusammen als ich spüre, wie sich meine Nackenmuskeln langsam entsannen. Es ist dumm, denn ich muss schlafen, aber ich bin eine Umarmung nicht mehr gewohnt. Auch, wenn sie eher einem Nutzen dient, als der Zweisamkeit. Ruffy hebt den Kopf, als er mein Zusammenzucken spürt. „Was ist los?“ Ich schüttle den Kopf, atme einmal tief durch. „Wenn ich mich anstecke, müsst ihr mich erschießen.“, flüstere ich dann und spüre, wie Ruffy nach kurzem Zögern den Kopf schüttelt. „Erst, wenn wir sicher sind, dass du nicht gesund werden kannst.“ „Ruffy. Ich mein das ernst. Ich hab wirklich keine Lust zu so einem kranken Monster zu werden.“ „Ich erschieß dich, wenn ich sicher bin, okay? Und wenn ich zurückkommen muss. Außerdem steckst du dich schon nicht an.“ „Das sagen alle am Anfang.“, murmle ich und schließe die Augen. Wieder entspannen sich meine Nackenmuskeln, doch diesmal zucke ich nicht zusammen. So langsam gewöhne ich mich an den Körper neben mir. „Schlaf gut“, flüstert er neben mir, als ich beinahe schon eingeschlafen bin. Sofort zucke ich wieder zusammen, beiße die Zähne zusammen und halte die Luft in den Lungen. Es ist so Sinnlos und doch schießen mir die Tränen in die Augen. Es waren nur zwei Worte, aber ich habe sie seit Monaten nicht mehr gehört. Ich versuche mich nicht zu bewegen, doch bevor ich zitternd Luft in meine Lungen ziehe streicht mir Ruffy mit der Hand über die Stirn. Er weiß, wie sehr mich diese Worte getroffen haben und ich bin froh, dass er nichts sagt. Er zieht die Arme fester um mich, zieht mich an sich und schweigt, während mir die Tränen über die Wangen auf meine Tasche rollen. Ich bin so leise, wie ich kann, doch ich bin nicht sicher ob mich wirklich niemand hört. Ich hätte Lust wieder in seinen Armen zusammenzubrechen, laut zu weinen und zu schreien. Alles von mir zu sprengen was sich in den letzten Monaten angesammelt hat, doch ich bleibe still, versuche mich zu sammeln und zu schlafen, doch es gelingt mir erst nach einer Stunde. Es ist alles so viel, so schnell und hart, dass ich noch lange darunter zu leiden habe. Ruffy streicht mir immer wieder über die Haare, doch es liegt nicht daran, dass ich mich beruhigt habe, als meine Tränen versiegen. Mein Körper ist zu erschöpft, als dass ich noch länger so verkrampft weinend neben ihm liegen könnte. So schlafe ich irgendwann mit nassen Augen ein. Kapitel 7: Auf der Arbeit ------------------------- Kapitel 7 Wir sind drei Tage unterwegs, haben erst Robin, dann Zorro verloren und noch immer ist die Basis nicht in sichtweite. Wir mussten über eine Autobahn, die eine Seite voller Autos, die andere typisch leer. Alle wollten aus den Städten in die Dörfer oder Wälder. Wer weiß, was sie sich gedacht haben. Ich bin froh, dass wir uns damals zu hause verschanzt hatten. Unser Haus lag eh abgelegen von der Stadt und dank den Rollläden im ersten Stock war es gut gesichert. Ruffy hat sich jede Nacht zu mir gelegt. Irgendwann war ich mir nicht mehr sicher, ob er mich trösten wollte oder ob er Trost bei mir gesucht hat. Auch für ihn ist es nicht leicht. Robin und Zorro rennen jetzt irgendwo in der Stadt rum. Ich wollte sie erschießen, aber Ruffy hat mich gepackt und ich mit mir weg gelaufen. Sanji tut so, als würde er sich nur um Robin sorgen, aber ich spüre, dass auch Zorro ihm sehr leid tut. Auch, wenn sie sich immer gestritten haben, sie waren Freunde. Es ging mir in den letzten Tagen viel besser, daher kann ich es nicht leiden, dass jetzt die Stimmung umgeschlagen ist. Ich zögere noch, schaue kurz in die Runde und beginne dann einfach leise Beethovens Freude schöner Götterfunke zu summen. Ein Lied, welches jeder kennt und allein durch seine Melodie bessere Laune verbreitet. Die erste Strophe summe ich alleine, dann stimmt Brook ein, der begreift, was ich vor habe. Irgendwann gehen wir alle, in unseren Schutzklamotten, Taschen schleppend und dümmlich lächelnd, summend über die Straßen und weichen kleinen Blutlachen aus. Ein Psychiater hätte seine wahre Freude an uns. Das Lied verfehlt nicht seine Wirkung, die Stimmung hebt sich und auch unsere Schrittgeschwindigkeit gleicht sich der Melodie an. Irgendwann gehen wir alle im Gleichschritt, ohne es zu merken. So stolzieren wir in die kleine Stadt den Hügel herauf und über den kleinen Bolzplatz. Hier sieht alles noch so normal aus. Ich hab die Straße runter gearbeitet. Hier bin ich immer aus dem Bus ausgestiegen. Dann genau dieselbe Straße runter. Gleich bin ich da. Ich bin fast mit der Ausbildung fertig. Bald ist Abschlussprüfung und dann kann ich mir endlich ein richtiges, eigenes Leben aufbauen. Eine Wohnung hab ich ja schon, aber dann werde ich ganz umziehen. Nicht nur in der Woche in der Wohnung wohnen, sondern auch am Wochenende. Ich werde meine Eltern nicht so oft sehen, aber das ist normal. Es wird zeit, das Nest zu verlassen. Ich bleibe an dem Eingang zum Büro stehen, krame in der Tasche nach meinem Schlüssel und schließe die Tür auf. Es geht etwas schwerer als sonst. Sollte ich mal Cheffchen sagen. Muss bestimmt wieder geölt werden. „Morgen, Tobi.“, lächle ich ihm entgegen, der wie immer schon vor mir im Büro ist. Er sagt nichts, winkt mir kurz zu und hält den Hörer ans Ohr. Ich verstehe und sage auch nichts weiter, lege meine Tasche an meinen Platz und räume etwas meinen Tisch auf. Die Tür hinter mir geht von alleine auf, ich schiebe sie wieder zu. Es zieht. Tobias, mein Kollege, der mir schon im ersten Lehrjahr versichert hat, dass ich sehr wahrscheinlich übernommen werde. Er hat einen guten Draht zum Cheffchen, Herr Joseph, der ich streng ausbildet. Es geht um die Ordnung in unserem Beruf. Wenn ich einmal etwas falsch einordne kann es tausende Euros kosten. Das geht gar nicht. Neben meinem Bildschirm liegt ein Stapel Dokumente, die ich ordnen soll. So geht es beinahe Täglich. Ich nehme mir den Stapel unter den Arm, schalte das Radio in der Wand ein, es laufen gerade die Ärzte mit dem Lied Ist das noch Punkrock?, und gehe an den Schrank mit den Akten. Ich liebe dieses Lied, summe leise mit und verbessere mir selbst so meine Laune. Cheffchen ist entweder noch nicht da, oder er ist in seinem Büro. Ich kann ja nicht durch die Tür gucken, aber wenn er sieht, dass ich mir einen Kaffee nehme, bevor ich etwas getan habe, hat er den ganzen Tag schlechte Laune. Und die werde ich zu spüren bekommen. Darauf habe ich keine Lust. Ich gehe vor dem Schrank in die Hocke, lege den Stapel Papiere auf den Boden und suche nach den jeweiligen Ordnern. „Elena?“, fragt mich eine Stimme hinter mir. Cheffchen? Oje, bin ich zu spät? Ich drehe mich nicht um, damit ich konzentriert wirke. „Ja? Ich habe sofort Zeit, Augenblick, bitte.“ „Was machst du da?“ „Nur die Bestellungen einordnen. Bin sofort bei Ihnen.“ Ich hefte einen kleinen, zusammengetackerten Teil des Stapels in den Ordner des jeweiligen Monats und suche den nächsten heraus. „Hör auf damit.“ „Was?“ Ich drehe mich zu ihm um, meine Haare stören mich etwas, daher ziehe ich die Strähnen in einer geübten Bewegung zu einem Pferdeschwanz nach hinten zusammen und wickle ein Haargummi herum, welches ich immer um das Handgelenk trage. Cheffchen sieht mich an. Er ist genauso groß wie ich, nicht sehr groß für einen Mann, weshalb ich ihn Cheffchen nenne. Gut, dass er es nicht weiß. Aber seine Augen sind anders. Irgendwie ist er anders. „Hör auf damit.“ Er sieht mich mit einem Blick an, den ich nicht kenne. Was ist los mit ihm? Er duzt mich? Dieser Blick, diese Betonung. Hab ich irgendwas nicht mitbekommen? Ist jemand gestorben? Was soll das? Plötzlich greift mich die Realität so schnell, dass mir schwindlig wird. Ruffy geht vor mir in die Knie, mustert mich mitleidig und schweigt. Er war es, der mich angesprochen hat. Die Fenster im Büro sind kaputt, die Tür hängt schräg in den Angeln. Sonst sieht alles aus wie immer. Aber jetzt weiß ich wieder, was los ist, wo ich bin und vor allem, wann ich hier bin. Ich blicke an Ruffy vorbei, schlucke als ich die anderen in der Tür stehen sehe und nicke vorsichtig, als ich mich wieder sammle. Verdammt. Mir dreht sich alles, ich lasse mich von der Hocke auf den hintern fallen, lehne mich gegen den Aktenschrank und atme tief durch. Ich brauche Zeit, um mich wieder zu sammeln, sage in der Zeit jedoch nichts. Die Gruppe bewegt sich langsam aus dem Raum, wofür ich ihnen dankbar bin. Ruffy bleibt bei mir, setzt sich zu mir auf den Boden und schweigt gemeinsam mit mir. Das war alles so echt. Ich hab ihn richtig vor mir gesehen. Jetzt bin ich mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch lebt. Ich starre den Stapel Akten vor mir auf dem Boden an und atme tief durch. Ich hätte vermutet nach einem solchen Zusammenbruch zu weinen, zu schreien oder vielleicht sogar zu lachen. Bei mir passiert nichts. Ich fühle nichts. Alles ist weg und ich bin weder erschüttert noch verwirrt. Dass ich nichts fühle, beunruhigt mich, doch ich schweige. „Besser?“, unterbricht Ruffy irgendwann die Stille. Ich zucke mit den Schultern ohne ihn anzusehen. „Ich weiß es nicht.“, sage ich mit so monotoner Stimme, dass es erschreckend gut meine Gefühle wieder spiegelt. Ruffy mustert mich von der Seite, zögert dann keinen Augenblick mehr und schließt mich in die Arme. Noch immer nichts. Gar nichts. Ich bleibe vor ihm auf den Boden sitzen, erwidere die Umarmung, weil ich glaube, dass ich das machen sollte, doch ich fühle nicht, dass es mir dadurch besser oder schlechter geht. Ruffy scheint es zu spüren und presst mich noch enger an sich, atmet dabei tief ein und ich starre die Wand hinter ihm an. „Hör nicht auf zu Leben.“ Ich ziehe die Luft scharf ein, kneife die Augen zusammen und habe plötzlich das Gefühl erdrückt zu werden. Nicht von ihm, sondern von all den Gefühlen, die ich bis jetzt nicht erfassen konnte. Ich bin wütend, traurig, verzweifelt, erleichtert, glücklich, schadenfroh und gleichzeitig so hilflos. Wütend auf die Marine, traurig wegen meinen Freunden und meiner Familie, verzweifelt über meine verlorene Zukunft, erleichtert darüber, die Abschlussprüfung nicht bestehen zu müssen, glücklich darüber, dass ich noch lebe, schadenfroh über die Menschen, die ich hasse und Hilflos gegenüber meinen Gefühlen. Es ist nicht gut, sich gut zu fühlen, wenn so etwas Schreckliches passiert, doch es gibt Menschen, die es meiner Meinung nach verdient haben und das tut mir leid. Verdammt, so viele, widersprüchliche Gefühle. Tränen treten mir in die Augen und ich muss anfangen zu kichern. Ruffy presst mich weiter an sich und ich nicke auf seine Bitte. Er hat so Recht. Wenn ich aufhöre zu fühlen, höre ich auf zu leben. Es ist sogar besser infiziert zu sein, als innerlich aufzuhören zu leben, zu fühlen. Ich bin über die Grenze gegangen, wenn Ruffy mich nicht zurückgeholt hätte, hätte ich mich heute Abend noch erschossen. „Ich lass dich nicht allein.“, flüstert er dann kaum hörbar. Ich nicke dankbar, presse die Lippen zu einer schmalen Linie und presse die Augen zusammen. Mein Lachen verschwindet, die Tränen fließen weiter. Es hat sich alles verändert. Das Leben, was ich jahrelang gelebt habe, existiert nicht mehr. Nicht ich bin gestorben, alles um mich herum, alles, was ich aufgebaut habe, ist gestorben. Weg. Unwiderruflich verschwunden. Dass er jetzt sagt, dass er mich nicht alleine lässt, hilft mir sehr. „Danke.“, flüstere ich leise und presse ihn ebenfalls an mich. Er sagt nichts, nickt nur und dann... Er zieht zitternd die Luft in die Lungen. Weint er? Fuck. Ging es ihm so nah? Er presst mich enger an sich, ich bin so überrascht über seine Reaktion, dass ich nicht weiß, was ich machen soll. So bleibe ich weiter bei ihm, drücke ihn an mich und atme mit ihm zusammen, tief durch. „Ich hätte nie gedacht, was hier passiert. Die Insel sah aus wie eine Pause zwischen den Abenteuern. Und jetzt.“, er bricht ab. Wieder nicke ich, weil ich nicht weiß, was ich darauf sagen könnte. Eine Pause zwischen den Abenteuern. Eine Pause hätte ich auch gerne. Vor allem hier. Einfach weg und Pause, urlaub machen vor dem Ende der Welt. „Kannst du mich mitnehmen?“, sage ich dann, bevor mir klar ist, was ich da gesagt habe. Er nickt sofort, lässt mich aber nicht los. Es kommt mir so vor, als ob er auf die Frage gehofft hatte. Weg von hier. Viel zurücklassen kann ich ja nicht. Aber über ein Leben ohne ein festen zu Hause habe ich nie nachgedacht. Ein Leben ohne eine sichere Zukunft? Ist das was für mich? Abenteuer, Aufregung, Gefahren... Hört sich das alles wirklich so gut für mich an? Ich nehme es aber nicht zurück. Ich kann mich ja immer noch entscheiden, ob ich es so will, wenn ich weg von hier bin. Erstmal kosten, vielleicht schmeckt es mir ja. Irgendwann lösen wir von uns. Ich streiche mir mit dem Handrücken über die Augen, nicke vorsichtig und atme noch einmal tief durch. „Danke, Ruffy.“, flüstere ich erneut und blicke vorsichtig zu ihm auf. Seine Augen sind nicht nass, aber er war nahe dran zu weinen, da bin ich mir sicher. Er ist viel zu optimistisch für diese Situation. Als alles angefangen hatte, war ich genau wie er. Es wird alles wieder gut, alle werden wieder gesund und dann können wir so weitermachen, wie wir aufgehört haben. Selbst nachdem wir unsere Mutter erschossen hatten, hoffte ich, dass es noch gut wird. Irgendwie geht es auch ohne sie weiter, wir haben ja noch uns. Uns Geschwister. Jetzt nicht mehr. Nichts wird mehr so wie es mal war. Nichts wird wieder gut und nichts geht so weiter, wie es vorher war. Alles wird sich ändern und so ist es vielleicht auch nicht falsch, wenn ich mitfahren würde. Wir brauchen beide Zeit, um uns zu sammeln. Ich weiß nicht, wie lange wir uns nicht vor dem Büro blicken lassen, doch als wir vor die Tür treten regnet es und uns beiden geht es besser. Ohne, dass jemand etwas zu mir sagt, gehen wir weiter. Ich bin so froh, dass sie mich nicht darauf ansprechen. Es ist mir peinlich und ich habe beinahe das Gefühl, als ob Chopper damit gerechnet hätte. Wir gehen die Straße entlang auf den nächsten Feldweg zu. Das Dorf war nicht sehr groß, aber ich überlege ob wir heute Nacht nicht doch lieber noch hier bleiben. Es wird bald dunkel und in einem Haus zu schlafen ist besser als auf offenem Feld. Außerdem regnet es. Kapitel 8: Allein ----------------- Kapitel 8 Wir haben in einem Jägerausguck übernachtet. Es war sehr eng, aber dafür warm. Ich wache als erstes auf, strecke mich vorsichtig und sehe durch einen kleinen Spalt zwischen den Brettern nach draußen auf das leere Feld. Ein Glück. Dann kommen wir heute sehr viel weiter. Morgen kommen wir dann an. „Elena?“ Ich blicke sofort zurück. Es ist Ruffy. Er sieht nicht aus, als hätte er geschlafen. „Was machen wir, wenn die Marine auch kein Gegenmittel hat?“ „Dann kommen wir wenigstens von hier weg.“ Meine Antwort scheint ihm nicht zu gefallen. Er ist viel zu Optimistisch für diese Insel. Das macht ihn kaputt. Ich weiche seinem Blick aus, blicke noch einmal nach draußen, seufze dann jedoch leise und setze mich zu ihm. Ich weiß zwar nicht, was ich ihm sagen soll, aber ich glaube, er braucht jetzt einfach Hilfe, um nicht ganz zu zerbrechen. „Hör zu. Ich weiß nicht, was du hören willst. Ich weiß auch nicht, ob dir hilft, was ich sage, aber ich glaube, es passt jetzt ganz gut.“ Ich blicke kurz zur Seite, suche meine Tasche und greife mein Messer. Ruffy zuckt zusammen, sieht mich verwirrt an, doch ich ignoriere es und greife eine meiner Haarsträhnen. Mit einem Ruck, schneide ich sie ab, lege das Messer zur Seite und nehme Ruffys Arm. „Egal, was noch passiert. Und egal, wer noch stirbt oder überlebt. Einer von uns wird sich an das hier erinnern. Einer von uns fängt nochmal von vorne an und lebt weiter.“ Mit den Worten knote ich meine Haarsträhne um sein Handgelenk. Ich finde selbst, dass es totaler Schwachsinn ist, was ich gesagt habe. Aber manchmal hilft uns gerade dieser Schwachsinn dabei, weiter zu machen. Als ich fertig bin, lasse ich seine Hand los und Blicke ihn direkt an. Ich sehe in seinem Blick, dass es geholfen hat. Ich muss lächeln. „Ich will jetzt nicht, dass du dir deine Haare abschneidest. Die sind zu kurz dafür. Aber wenn du was anderes-„ In dem Moment presst er seine Lippen auf die Meinen. Ich starre ihn an. Und er sieht mich an. Damit habe ich nicht gerechnet. Daran habe ich schon seit Monaten nicht einmal mehr gedacht. Er sieht mich aus seinen schwarzen Augen an, während er mich küsst. Mein Herz steht still, ich spüre, dass sämtliche Farbe aus meinem Gesicht weicht und wie sich alles beginnt zu drehen. Das ist viel zu viel. Viel zu intensiv. Einen Augenblick später löst er sich von mir, weicht meinem Blick sofort aus und nickt, als würde er sich selbst einen Gedanken bestätigen. Ich starre ihn weiter an. Ich bin plötzlich so nervös, dass mir beinahe übel wird. Mir ist so schwindlig. Ich kann nichts sagen, atme zitternd die kühle Luft ein und blicke dann vor mir auf den Holzboden. Er hat mir wirklich etwas gegeben. Zwei Stunden Später haben wir noch immer kein Wort gewechselt. Wir alle sind jetzt wach, gehen langsam los und schweigen. Nur mit mir ist etwas anders. Zum ersten Mal seit Monaten muss ich mein Lächeln unterdrücken. Und es liegt nicht an dem Valium. Plötzlich halte ich inne, sehe die anderen an mir vorbei gehen und spüre, wie mein Herz scheinbar einen Schlag aussetzt. Es stimmt etwas nicht. Irgendwas ist hier los. Sanji, der sich mir untergeharkt hat, merkt es als erstes, bleibt schräg vor mir stehen und mustert mich, ohne etwas zu sagen. Erst, als alles still ist und mich alle ansehen, blicke ich mich vorsichtig um, schaue den Feldweg herauf und lege eine Hand an meine Baretta. Als sie das sehen zieht jeder seine Waffen, folgen meinem Blick und lauschen, doch sie hören nichts. Ich auch nicht. Aber ich bin mir ganz sicher. „Irgendwas stimmt nicht.“, flüstere ich leise, ziehe langsam meine Baretta aus meinem Gürtel und spüre im nächsten Moment einen Schlag gegen meinen Rücken. Ich falle vorn über, versuche mich mit den Händen abzufangen, doch etwas liegt auf meinem Rücken, so bin ich zu schwer um mich abstützen zu können. Als ich die Hände dem Boden entgegenstrecke, lasse ich meine Baretta los, die einige Meter von mir auf der Wiese liegen bleibt. „Elena!“, höre ich Ruffy rufen. Noch bevor ich realisiere, was geschehen ist, spüre ich einen stechenden Schmerz in meinem linken Oberarm, zucke zusammen, als ein Schlag meine verwundete, linke Seite trifft und schreie auf. Wieso hilft mir keiner? Ein kurzer Blick auf die anderen verrät es mir. Infizierte kamen den Feldweg heraus gerannt, greifen alle an und niemand hätte auch nur die Möglichkeit zu mir zu rennen. Sie müssen sich erst darum kümmern selbst nicht gebissen zu werden. Ich beiße die Zähne zusammen, doch ich kann die Schreie nicht unterdrücken. Ich verschränke die Arme hinter dem Kopf, versucht mich so zu schützen, doch sein Ziel ist nicht mein Kopf, sondern mein Rücken und meine Seiten. Dann schwarz. Als ich die Augen auf schlage, ist mir eiskalt. Mein Kopf dröhnt furchtbar, meine Augen schmerzen, ich liege auf dem Bauch, ein Arm unter mir, der andere von mir gestreckt. Ich bin allein, liege noch auf der Straße und es regnet. Vorsichtig bewege ich mich, Presse die Hände gegen den Boden und setze mich langsam auf. Meine Haare hängen in Strähnen vor meinen Augen, mit regen verdünntes Blut tropft aus den Strähnen auf meinen Schoß, mein linker Oberarm schmerzt, meine Schutzkleidung hängt in Fetzen von mir herunter. Ich höre ein Geräusch, blicke auf und sehe erst jetzt, wo ich bin. Überall um mich herum stehen und taumeln infizierte. Ich schlucke, fühle mich noch immer betäubt und blicke sofort zurück auf den Boden. Verdammt. Bloß keinem in die Augen sehen. Haben die mich bemerkt? Ganz automatisch greife ich in meine Tasche, krame die Packung Valium heraus und zerkaue eine Tablette, bevor ich mich nach meiner Baretta umsehe. Sie ist weg. Ich schlucke erneut. Mir ist so schwindlig. Ich suche zwischen den Bein an nach meinem Koffer, meinem Gewehr, alles ist weg. Mein Herz rast, ich zittere und nach einem tiefen Durchatmen richte ich mich vorsichtig auf. Ich starre vor mir auf den Boden, versuche ganz still zu sein und bemerke die ersten Blicke, die mich treffen. Ganz ruhig. Niemanden berühren, niemanden ansehen. Alles wird gut, ich muss nur langsam weg von hier. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen und spüre erst jetzt, dass der Verband von meiner Seite gerissen ist und unter meinem Pullover hervorschaut. Es ist so eisig kalt. Ich zucke zusammen als ich spüre, dass ich in Gedanken meine rechte Hand auf meinen linken Oberarm gelegt hat. Es fühlt sich an als würde ein Stück Fleisch knapp über dem Ellenbogen fehlen. Sofort lasse ich die Hand wieder sinken. Es ist ein Wunder, dass ich noch gesund bin. Jetzt nichts anfassen, wenn es nicht nötig ist. Der Regen hilft mir vielleicht sogar. Ich bin kein Arzt, ich weiß es nicht. Vorsichtig und unendlich langsam gehe ich zwischen den leeren Blicken umher, Achte darauf, niemanden zu berühren und spüre, dass mir einige folgen. Verdammt. Was mach ich jetzt? Mir dreht sich alles. Ich muss weiter. Ich muss weg von hier. Weg von denen. Ein Gedanke. Eine Kurzschlussreaktion. Wenn ich länger darüber nachdenke, werde ich es nicht machen. Das ist meine letzte Changse, also gehe ich an einem Infizierten vorbei, hole aus und schupse ihn so kräftig ich kann vor einen anderen Infizierten. Der getroffene reagiert aggressive. Ein Glück. Der von mir geschupste wird schnell Mittelpunkt einer Schlägerei. Ein Tumult, in dem ich schnell verschwinden kann. Erst in der nächsten Stadt bleibe ich stehen, stütze mich an einer Häuserwand ab und atme tief durch. Es geht mir gar nicht gut. Wo sind die anderen? Wieso hat Ruffy mich liegen lassen? Naja. Ich hätte wahrscheinlich das Gleiche getan. So, wie ich aussehe… Ich setze mich einen Moment, ruhe mich aus und schließe die Augen. Noch eine Valium. Bald habe ich keine mehr. Ich muss Ausschau nach einer Apotheke oder einem Krankenhaus halten. Und wo ist Ruffy? Kapitel 9: Danke ---------------- Kapitel 9 Als ich die Augen geschlossen habe, und der Regen langsam aufhört, realisiere ich, wo ich bin. Die Hafenstadt. Ich bin da. Doch bevor ich mich freuen kann, höre ich Schüsse. Augenblicklich springe ich auf. Mein Herz macht einen Satz. Das müssen sie sein. Schwer zu finden sind sie ja nicht. Dank dem Valium spüre ich kaum etwas, renne los und laufe wie auf Wolken. Wenn sie Schießen, dann brauchen sie meine Hilfe. Schneller. Hinter der nächsten Ecke sehe ich sie. Eine Horde von Infizierten rennt auf sie zu. Von verschiedenen Richtungen. Sie sind nicht gerade weit gekommen, nachdem sie mich liegen gelassen haben. Ich bleibe nicht stehen, renne auf sie zu und sehe schon von weitem, dass Ruffy wieder seinen Rücken frei hat. Ich renne erst mit den Infizierten auf sie zu, dann an den Infizierten vorbei und hinter Ruffy, greife in einer fließenden Bewegung meine Baretta aus seiner Tasche und schieße im nächsten den Infizierten in den Kopf, der Ruffy hätte gebissen, wenn ich nicht da gewesen wäre. „Dein Rücken!“, schreie ich ihn an und schieße erneut. Ruffy hält inne, starrt mich ungläubig an und mustert mich. Geht’s dem zu gut? „Du lebst noch!“ „Hinter dir!“, schreie ich ihn an und schieße an ihm vorbei. Ist ja schön, dass er sich freut, aber das ist der falsche Moment. Freuen können wir uns später. Es sind zu viele, weshalb wir uns zu einem Rückzug entscheiden. Wir rennen in das nächste, offene Haus, knallen die Tür hinter uns zu und rennen auf das Dach, von wem wir, dank Ruffy, auf ein anderes Dach gelangen. Alle Infizierten rennen daher jetzt auf das falsche Haus zu. Kaum sind wir außer Gefahr, fällt mir Ruffy um den Hals. Ich will lachen, breche unter der Umarmung aber nur zusammen. Ich bin viel zu schwach, als dass ich mich so freuen könnte, wie Ruffy. „Elena. Was hast du?“ „Sieh sie dir doch mal an, Ruffy.“, mischt sich jetzt Sanji ein. Er will mich stützen, doch ich muss mich hinsetzen. Er schweigt. Richtet sich dann auf und sieht sich über den Dächern um. „Was glaubst du, wie lange du noch durchhältst?“ „Ich weiß es nicht.“, sage ich ehrlich und hoffe, dass er weiß, was er als nächstes macht. Ruffy zögert, richtet sich dann zu Sanji und flüstert etwas, was ich nicht verstehe. Meine Augen schmerzen, ich atme tief durch und spüre, dass ich nicht mehr aufstehen kann. Beeil dich. Ohne ein Wort zu sagen, nimmt mich Ruffy auf den Arm, presst mich an sich und rennt los. Über die Dächer der Hafenstadt direkt zur Marinebasis. Ich halte mich an ihm fest, so sehr ich noch kann. Meine Augen werden dunkel, doch noch lasse ich nicht los. Ich spüre, wie Ruffy sich mit mir über die große Mauer schwingt, die die Basis vom Rest der Stadt trennt und wie er um Hilfe ruft. Er will mich neben sich stellen, doch ich sinke auf den Boden. Seine Schreie werden lauter. Und ich bin froh, dass ich noch atme. Es fühlt sich an, als hätte ich nur geblinzelt, doch jetzt bin ich ganz woanders. Ich liege in einem Krankenbett. Eine Nadel führt in meinen Arm. Ruffy sitzt neben meinem Bett und schläft. Er hat den Kopf in den Nacken gelegt, schnarcht leise und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Wie lange liege ich hier schon? Ich beobachte Ruffy eine kurze Zeit, ehe ich aus meinen Gedanken gerissen werde. „Guten Morgen.“ Sanji lächelt mich an. Er steht an meinem Fußende. Ich lächle zurück, kann aber noch nichts sagen. Dafür bin ich doch noch etwas zu schwach. „Du hast zwei Tage geschlafen. Das willst du doch bestimmt wissen.“ Ich nicke vorsichtig. Dann fällt mein Blick wieder auf Ruffy. Dann durch den Raum. Was ist mit den anderen? „Die Marine hat kein Gegenmittel.“ Bei den Worten starre ich Sanji an. Keins? Alles für nichts? Als Sanji meinen Blick sieht, schüttelt er lächelnd den Kopf. „Bis jetzt.“ Wie? Er lässt ich ihn eine kurze Zeit fragend ansehen, ehe er es mir erklärt. „Du bist infiziert, aber die Krankheit ist bei dir nicht ausgebrochen.“ „Ich?“ Er nickt. „Ja. Sie haben dein Blut analysiert und die Tatsache, dass du Untertemperatur hattest und unter Beruhigungsmittel standst, hat das Virus wohl geschwächt. Dein Körper kam damit klar.“ „Dann bin ich-„ „Die Antwort, Ja. Sieht so aus.“ Sanji grinst mich glücklich an. Ich kann es noch immer nicht fassen. „Wie lange wird es noch dauern?“ „Ruh dich noch aus. Die sind mitten in der Entwicklung. In ein paar Wochen oder Monaten sind alle wieder gesund. Kommt natürlich darauf an, wie schnell die das Mittel produzieren können.“ Alle, die noch leben. „Wow..“ Mehr bekomme ich nicht über die Lippen. Ein Lächeln bleibt. Ich schließe die Augen, atme beruhigt tief durch und entspannt mich zum ersten Mal seit Monaten richtig. Mehr muss ich jetzt nicht wissen. Alles wird wieder gut. Daran hätte ich nie gedacht. Das hätte ich niemals gehofft. Das ist viel mehr, als ich je gedacht hätte. „Danke.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)