Lions Pleasure von Kit ================================================================================ Kapitel 1: Was hat dich bloß so ruiniert? ----------------------------------------- Gedämpfte Stimmen aus dem Nebenzimmer. „Und das ist also das Schlafzimmer?“ „Ja, genau. Es ist derzeit noch von einer Freundin bewohnt, aber die wird nächsten Montag ausziehen.“ Knarrend ging die Tür einen Spalt weit auf und ließ viel zu helles Licht in den abgedunkelten Raum. Von der Tür aus war nicht viel zu erkennen, außer den Klamotten die wild verstreut auf dem Boden lagen, der umgestoßenen Lampe und dem Chaos aus Kabeln von Konsolen und ihren Rechnern also machte sich Kat nicht allzu große Sorgen um die Reaktionen die ihre derzeitige Bleibe bei den unerwünschten Besuchern hervorrief. Sie hörte ein schnelles einsaugen der Luft und dann eine bedrückende Stille die diese erwartungsschwangere Atmosphäre ankündigte, in der es gleich eine unangenehme Überraschung für die Wohnungsbetrachter gab. So dann hatte man sie also endlich bemerkt? Dabei hatte sie sich alle Mühe gegeben den Rauch ihres Joints und den Gestank nach Sex und Alkohol durch das Fenster zu vertreiben. Ihren nackten Körper, der sich in Verrenkungen auf dem Bett wand versuchte sie gar nicht erst in eine angebrachte Position zu bringen. Scheiße. Dieses Zeug knallte total rein. Sie zog erneut an ihrem besten und einzigen Freund und genoss den beißenden Rauch in ihren Lungen. Guter Stoff inklusive Nikotinflash war schon ein nettes kleines Geschenk des großen Wichsers da oben. Während sie hustete und willkürlich kicherte über ihre eigene kleine Gotteslästerei, betrachtete sie die Rabenschwarzen Haare die ihr ins Gesicht fielen. Sie hatte sie gefärbt sobald sie mit der Schule fertig war und danach immer wieder. Verschiedene Farben, Schnitte und unnötige Rasuren. Kat hatte diese ganzen Teenie -geschichten mitgemacht und fröhlich genossen. Erst vor knapp zwei Jahren hatte sie dann endlich den zu ihr passenden Style gefunden. Doch bevor sie weiter über ihre Schwäche für Wasserstoffperoxyd und schrille Klamotten nachdenken konnte, ertönten erneut Stimmen. Diesmal durchaus verständlich, da die Tür nun nicht mehr dämpfte. „Entschuldigen sie bitte. Wir sollten dieses Zimmer auslassen.“ Carry? Musste wohl so sein... Sie führte schon seit fast sechs Wochen ständig Fremde in diese Bruchbude und versuchte neue Mieter zu finden. Und Kat hatte ihr grade wieder mal die Tour versaut. Scheiße das gab bestimmt Ärger. Genervt legte sie sich ihren tonnenschweren Arm über die Augen um das Licht zu dämpfen, das durch die immer noch offen stehende Tür drang. Wieso hatte das Miststück sie denn nicht zugemacht? Sie wollte Kat doch einfach nur Leiden sehen. Scheiße. Nein. Sie liebte Carry und ihre Art auf sie aufzupassen, sie aus Scheiße wieder rauszuholen und ihre kranken Neigungen zu akzeptieren. Ein lautes Rumpeln. Die Haustür. Dann waren die schlecht verdienenden Arschgeigen also weg, die ihr den Schlafplatz wegnehmen wollten. Vielleicht sollte sie ein Souvenir zurücklassen? So was wie ein blutiges Messer in der Wand? Wäre nur gerecht, schließlich fühlte es sich an als hätte man das Messer in Kats Lungen gerammt und es dann genüsslich herumgedreht während man ihr in die Augen gestarrt hatte und leise zugeflüstert hatte, dass es nicht ihre Schuld wäre und es unvermeidbar wäre. Sie erinnerte sich an das Gespräch als wenn es gestern gewesen wäre. Vielleicht war es ja auch gestern gewesen? Bei all dem Shit den sie rauchte, wusste sie selbst nicht mehr was, wann und wo war. » Sechs Wochen früher: „Katelyn, bitte! Du musst das verstehen! Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden!“ Ach halt doch die Klappe. Er will dich doch nur ficken und dann abhauen so wie alle der Homo Sapiens mit Schwanz. „Klar... Ich freu mich doch für dich.“ -tat sie nicht. Sie wollte ihr mehr die Faust so lange in die Fresse donnern, bis sie den Namen dieses Arschlochs vergaß, der ihr alles wegnahm. Natürlich hörte Carry die Wahrheit nicht raus. Geblendet von ihrem Drang nach seinem Schwanz und Geld. Früher war sie nie so. „Ich bin glücklich, weißt du? Es tut mir nur weh dich so zu sehen. Du warst schon immer... exzentrisch, aber Ich habe das blöde Gefühl, dass es sich in letzter Zeit häuft. Du hast selbst jetzt mehr Medikamente intus als eine Apotheke auf Vorrat.“ Na, woran lag das wohl? Vielleicht daran dass du mich im Stich lassen willst. Scheiß Schlampe. „Ich mache grade ne Phase durch. Das geht auch wieder weg. Wann genau müssen wir hier raus?“ „Ende Juli. Ich habe nächste Woche schon zwei Termine für Besichtigungen.“ „Aha.“ „Ja.“ Bedrückende Stille. Ein Räuspern. „Und, Kat?“ Diese schaute auf und Blickte in das hübsches Gesicht ihrer besten und einzigen Freundin. Carry sah schon immer klasse aus. Ihre feuerroten Haare umrahmten ihr Gesicht einfach perfekt. Ihre makellose Haut, ihre tolle Figur und ihre Ausstrahlung die sagte: Hey Ich bin der Fick eures Lebens! All das machte Kat unglaublich wütend. Trotzig blickte sie in das viel zu schöne Antlitz. „Mh?“ „Bitte, pass auf dich auf.“ « Kat schüttelte die Gänsehaut ab und versuchte die Gedanken in die Zukunft zu richten. Dieses Gespräch würde ihr für immer im Gedächtnis bleiben. Sie könnte ein Buch allein über diese zwanzig Minuten schreiben und es „Die Leidensgeschichten einer Cracknutte und ihrer ehemaligen besten Freundin Prinzessin Lilifee.“ nennen. Gott sei Dank war schreiben nicht gerade eine Stärke für sie und ihr von Drogen umnebeltes Gehirn. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz oberhalb ihrer linken Brust und erschrak. Eigentlich war sie so breit, sie sollte keine Herzschmerzen haben. Katelyn hob den Kopf und sah, dass der Joint fast abgebrannt war und eine hässliche, kreisrunde Wunde auf ihren Busen gebrannt hatte. Aua. Egal. Sie drückte den Stummel auf der Matratze aus und hob langsam ihren Oberkörper vom Bett. Es stand so, dass sie wenn sie sich aufrichtete in einen großen Wandspiegel schauen konnte. Und als sie dies tat, bereute sie es sofort. Das was sie in dem fahlen Licht aus dem Flur sehen konnte, war nicht gerade Material für die Vogue. Ein kleines, pummeliges Mädchen mit viel zu blasser Haut und dunklen Augen. Schwarze, wild abstehende, auf der einen Seite abrasierte Haare umrahmten ein rundliches, kindliches Gesicht. Die verquollenen Augen mit dem Rest Kajal der letzten Nacht wirkten auch nicht gerade förderlich. Als sie sich weiter aufsetzte rutschte das zerfetzte Bettlaken noch ein Stück und sie konnte ihre vollen Brüste und die Wunde darauf sehen. Als sie dann den Blich auf ihren rundlichen Bauch legte, musste sie grinsen. Sie fuhr mit einer Hand über ihren Bauch und sagte zu sich selbst: „Nur Hunde spielen mit Knochen, oder wie war das?“ Sie war noch nie wirklich schlank gewesen und hatte auch noch nie ein Problem mit dem Wort „Fett“ gehabt. Sie aß eben gerne und war stolz auf ihre siebzig Kilogramm. Genug über deine weiblichen Rundungen nachgedacht, Schwester! Auf geht’s in Richtung Hölle! Sie stand langsamer als gewollt auf, brauchte dafür fast zehn Minuten. Oder war es sogar mehr? Die wackeligen Beine trugen sie mehr schlecht als recht, aber hielten nach einiger Eingewöhnungszeit dann doch. Kat trug ihr Lieblingshöschen. Es war schwarz mit hellblauen Punkten mit ebenso heller Spitze. Es passte perfekt zu ihrem blauen Tattoo auf der rechten Wade. „Heroine“ in schwarzer Schrift mit blauen Schattierungen zierte seit nun knapp drei Jahren ihr Bein. Dabei war die Doppeldeutigkeit durchaus gewollt gewesen. Kat sah sich selbst als Heldin. Ihre eigene Heldin und nicht die, der Unschuldigen oder ähnlichem idealistischem Scheiß. Also wollte sie auch, dass dieses Wort ihren Körper schmückte. Da kam es ganz praktisch, dass das englische Wort für Heldin, dem für Heroin gleicht. Das war damals ihre Lieblingsdroge gewesen. Damals war sie gerade mal sechzehn gewesen und war dumm genug zu glauben, mit dem Tätowierer durchbrennen zu wollen, nachdem das Tattoo fertig war. Der hatte ihr allerdings die Taschen leer geräumt und das Heroin mitgenommen. Zack, aus der Traum! Um nicht weiter an die Vergangenheit denken zu müssen, nahm sie sich eine Selbstgedrehte von der Kommode und steckte sie sich zwischen die Lippen. Feuer. Fuck? Sie blickte sich um und entdeckte eins auf dem Fußboden neben dem Bett. Also bückte sie sich und wollte es aufheben, dabei fiel ihr Blick auf das gebrauchte Kondom dass zu geknotet gleich neben dem Bett lag. Oh, richtig. Sie hatte gestern Nacht diesen kleinen Jungen gefickt. Wo war der nur hin? Egal, wenn er anständig genug war, das Kondom zuzubinden um keine Sauerei zu machen, wird er schon nichts geklaut haben. Mit der Erklärung voll und ganz zufrieden taumelte Sie weiter in Richtung Tür. Kurz bevor sie hinaustrat, zündete sie sich den Sargnagel an und inhalierte tief. „KATELYN LORIE WARD!!“, brüllte es aus Richtung der Wohnung. Das war ihr Stichwort. Sie war schließlich diesem Urschrei gefolgt und hatte sich auf einen der unglaublich schicken Barhocker gesetzt die in dieser scheiß teuren Küche rumstanden. Sie hasste diese Dinger wirklich unglaublich. Sie überschlug die Beine und aschte etwas von ihrer Zigarette in die Spüle die direkt vor ihr, hinter der Bar stand. „Was denkst du dir eigentlich wer du bist? Ich hab dir bestimmt tausendmal gesagt, dass die Fosters heute kommen! Die wollten sogar den vollen Preis zahlen, Gott verdammt! Seit wann bist du eigentlich so eine egoistische dumme Kuh? Ach ja, richtig! Du warst schon immer so, du kiffendes Dreckstück! Was hat dich eigentlich so ruiniert, hä?“ Die wütende Furie stand nun direkt vor Kat und starrte sie wütend an. Ihr Blick spuckte soviel Feindseligkeit und Hass auf ihre ehemalige beste Freundin aus wie nur irgendwie möglich... Diesen Blick wandte Carry immer an wenn sie jemanden einschüchtern wollte. Und es funktionierte immer und bei jedem. Es war eben einfach ein Gesichtsausdruck der sagte: „Don't fuck with me oder du frisst scheiße!“ Dazu ihre fast 1,80 Meter große Gestalt in High Heels und den feingliedrigen, in die Hüfte gestemmten Arme brachten fast jeden um. Doch am schlimmsten waren ihre Augen. Strahle-blau nannte Kat es immer wenn sie ihr länger in die Augen sah. Es war ein so reines, unverfälschtes Blau wie sie es noch nie gesehen hatte. Man wurde beinahe hypnotisiert davon. Und jetzt starrten diese kranken Augen sie an und alles was sie tat war... zurück starren. Noch während Kat ihr tief in die Augen sah und das Höllenfeuer, das aus Carrys Blick züngelte, einfach ignorierte, fing sie an ganz leise vor sich hin zu murmeln: „Keine Ahnung. Vielleicht die nächtlichen Ficks mit Fremden die mir das Gefühl geben keine hirnverbrannte Nutte zu sein. Oder aber mein Erzeuger der mich seit meiner Geburt nicht mal angesehen hat? Könnte aber auch einfach daran liegen, dass mein Selbsthass viel tiefer geht als du und deine kleine Psychologie studierende Fotze euch vorstellen könntet.“ Sofort trat etwas weiches in Carrys tiefblaue Augen. Und auch etwas... entschuldigendes? Sofort schlang sie ihre Arme um die immer noch halbnackte Kat und drückte sie an sich. Dabei reichte sie immer noch über ihr auf, obwohl die Barhocker wirklich hoch waren. „Lynn es tut mir leid. Das war gemein von mir.“ Wieder zog sie die viel kleinere Gestalt an sich. Nur Carry durfte Kat so nennen. Ihre Mutter hatte sie immer so gerufen und gelacht. Katelyn war sowieso ein scheiß Name, wie sie fand. Er klang so nach Cheerleaderin und zwar den Miststücken aus dem Team. Kate klang als Spitzname aber zu niedlich. Mauerblümchen und Mädchen die brav ihre Hausaufgaben machten hießen Kate. Kate die Rednerin bei der Abschlussprüfung. Doktor Kate. Nein, das war definitiv kein Name der zu ihr passte. Irgendwann hatte man sie mit einer streunenden Katze verglichen, ihr gesagt sie wäre immer nur dann zu haben, wenn sie selbst gerade Lust hätte. Sie wäre stur und zickig und beißt schnell, doch trotzdem will jeder sie zum schnurren bringen. Für Kat war es das Schönste was ein Mann ihr jemals gesagt hatte. Natürlich hatte er sie trotzdem nach dem Sex um die zwanzig Dollar betrogen die er ihr geben sollte. Aber so war das mit ungeübten Huren. Die wurden immer das erste mal geprellt. Sie ließ ihren Kopf auf die Schulter der Frau gleiten, die ihr immer in Anker war. Sie sog ihren Duft tief ein und wollte ihn am liebsten für immer in sich einsperren. Sofort spürte sie wie sich ihr Körper regte und sich am Liebsten um diese wunderschöne Frau gewickelt hätte. Wie gern hätte Kat sie an sich gezogen, ihr die Zunge in den Hals gesteckt und sie danach gefickt, wie es dieser Vollidiot von Baseballspieler nie könnte. Sie könnte dieser Frau sogar versprechen weniger zu rauchen und zu kiffen. Vielleicht sogar die One-Night-stands lassen. So musste sich Liebe anfühlen. Sofort versteifte sich Carrys Körper und sie wich ein Stück zurück, ließ die Arme allerdings fest an Kat. „Kat? Du solltest dir was anziehen. Es ist kalt. Möchtest du duschen? Ich hab grad meine restlichen Sachen aus dem Badezimmer geräumt, es gehört also ganz dir.... bis Montag.“ So? Sie hatte also endgültig den letzten Rest ihres Zeugs aus ihrer gemeinsamen Wohnung geräumt? Sie schlief schon eine ganze Weile irgendwo auf der falschen Seite des Rivers, in New Jersey. Bei ihrem Kerl. Bei dem Gedanken drehte sich Kat der Magen um. Sie löste sich aus der Umarmung und stand auf. Sofort taten ihr wieder alle Knochen weh. Was hatte sie letzte Nacht nur angestellt? Sie musste ihren Kopf ein Stück in den Nacken legen um ihre Freundin anzusehen und zu sagen: „Danke. Das klingt echt geil. Ich komm schon klar, keine Sorge!“ Ein aufgesetztes „Ich bin der König der Welt“-Lächeln brachte dann auch schließlich Carry zur Vernunft. Sie lächelte noch einmal kurz und ging dann mit ihren viel zu schönen, langen Beinen zur Haustür. Sie schlüpfte hinaus und zog die Tür hinter sich zu und sah nicht mehr zurück. Sofort fiel Kat innerlich zusammen. Es war irgendwie tröstlich wieder alleine zu sein. Sie lief an die Panorama Fensterfront und überblickte noch einmal das Apartment. Es war großzügig eingerichtet und hatte hohe Decken. Die rote dreiteilige Couch stand mitten in einer Vertiefung mitten Im Wohnraum. Gegenüber stand mal der große Flachbildschirm, auf dem sich dieses Arschloch jetzt gerade Sport ansah. Kat ballte die Hände zu Fäusten. Auch die Kücheninsel, die rechts von dem Sofa stand, war steril in ihrem kalten Grauton. Seit Wochen hatte darauf niemand mehr gekocht oder gearbeitet. Wann hatte Kat eigentlich das letzte mal gegessen? Ach egal. Alles wirkte irgendwie leblos ohne Carry und ihre blonden Locken wie sie hier durchsausten. Ein letzter Blick aus dem Fenster auf das sich unter ihr ergießende New York City am Mittag. Selbst die Stadt wirkte wie tot in dieser erdrückenden Stille. Sie legte die Stirn an die kalte Scheibe und spürte augenblicklich die Vibrationen des gesamten Gebäudes in ihrem Kopf. Als sie die Augen schloss spürte sie nur noch die Tränen die ihr über die Wangen rannen. Manchmal wünschte sie sich einfach … normal zu sein. Kapitel 2: Prachtarsch ---------------------- Nachdem sich Kat noch einmal für fast zwei Stunden hingelegt hatte, war sie schließlich doch irgendwann aufgestanden, hatte sich angezogen und auf den Weg zur Universität gemacht. Sie studierte im ersten Semester Informatik an der New York University und war trotz ihrer niedrigen Anwesenheitsrate und dem starken Autoritätsproblem eine der Besten ihres Jahrgangs. Sie hatte Technik und Computer schon immer geliebt. Das war auch der einzige Moment, in dem sie auf Drogen, Alkohol, Zigaretten oder anderen absolut ungesunden Ablenkungsmanöver verzichten konnte. Ihr kleines Technikparadies bestand aus drei Desktop Rechnern und sechs tragbare Geräte. Alles miteinander vernetzt in einem eigenen, kleinen Betriebssystem, das sie geschrieben hatte als sie sechzehn war. Ihr Talent im Umgang mit Computern war immer eines der wenigen Dinge auf die sie stolz war und sich nicht wie eine totale Versagerin fühlte. Doch sie verstand bis heute nicht, wie sie so gut sein konnte, dass sie sogar das Studium bezahlt bekommen hatte. Das Stipendiat wurde unter fast sechshundert jungen Talenten nur einem gezahlt, und wie es der Teufel wollte, war diese absolut überlaufene Uni jetzt mit Katelyn Lorie Ward gestraft. Dem wohl unzuverlässigsten, unberechenbarsten und unkontrollierbarsten Weibstück südlich und nördlich des Äquators. Sie hatte sich mittlerweile angezogen und stand nun in ihrer üblichen Kleidung, bestehend aus einer zerrissenen Jeans und einem weiten Shirt mit Batman Logo. Dazu die Springerstiefel die sie halboffen trug und eine Umhängetasche von Super Mario. Das und ihre schwarze Brille die sie nun trug vervollständigten ihre gesamte Nerd-Erscheinung. Sie schlurfte ungeschminkt in Richtung Vorlesung und versuchte sich die gesamte Zeit zu erinnern mit wem sie die letzte Nacht geschlafen hatte. Wenigstens lenkte das von der Tatsache ab, dass sie immer noch innerlich schwankte und nicht wusste wo oben und unten war, während sie lief. Erst als sie vor der großen Tür, die zum Saal ihrer Vorlesung führte, stand und auf die übergroße Uhr starrte, wurde sie schlagartig nüchtern und hellwach. Es war zehn vor neun, also hatte sie erst zwanzig Minuten verpasst und könnte locker reinschleichen ohne aufzufallen. Heute ging es um die Loops in eingebauten Websites auf Flashbasis. Kat sah sich noch einmal im Flur um und straffte die Schultern. Der Gang war leer, da so früh an einem Mittwoch eigentlich niemand freiwillig auf dem Gelände rumschlich, ausser natürlich denen die eine der fiesen Morgenstundenplänen erwischt hatten. Doch selbst diese Studenten schlurften und schleppten sich mehr durch die Gänge und würde in ihrer gesamten Zombiehaltung sowieso nichts von ihr mitbekommen. Das moderne Gebäude war angelegt mit einem Atrium in der Mitte. Kat nannte den Bau liebevoll gern „Das Donuthaus“ . Ein mehreckiges Gebäude mit einem riesigen Garten in der Mitte in dem sich alle möglichen Pflanzen tummelten. Diesen Jungle hatte die junge Studentin jetzt im Rücken und hörte darin Vögel zwitschern und einen künstlich angelegten Bach rauschen. Wie gerne würde sie einfach nur raus gehen und sich dort ins hohe Gras legen und diesen Duft von Frische und Natur einatmen. Sie war schon immer gerne draussen gewesen und verbrachte selbst im tiefsten Winter mindestens zwei Stunden mit Spazieren, auch im Vollsuff. Und jetzt musste sie wirklich in diesen ätzenden Saal gehen. Und ätzenden Leuten zuhören. Und selbst ätzendes Zeug aufschreiben. Sie atmete tief ein und schlüpfte in ihre Vorlesung, doch mit den Gedanken war sie immernoch bei Bäumen, Flüssen und der schönen Natur. Ungefähr vier Stunden später kam sie ausgeschlafen und glücklich aus der Vorlesung. Ihr Prof hatte sie zwar mehrfach ermahnt ihren Kopf doch bitte freundlicherweise beim Schlafen nicht auf die Tische zu legen, da sonst die gesamten Tischbänke vibrierten von ihrem Schnarchen, aber im Grunde war es eine erholsame Zeit gewesen. Sämtlicher Rausch war weg, der Verstand voll da und das Gehirn einsatzbereit. Also im Grunde ein perfekter Augenblick um sich eine Selbstgedrehte anzustecken. Seufzend blieb Kat kurz auf dem Gang stehen und sah sich um, nur um dann kurzerhand sofort von hinten angerempelt zu werden. „Beweg deinen fetten Arsch aus dem Weg, Schätzchen!“, ertönte eine tiefe, rauchige Stimme direkt hinter ihr. Genervt stöhnte sie und drehte sich um, um diesem kleinen Flachwichser ihren Standpunkt klar zu machen. Dieser war schnell und einfach erklärt: Schnauz mich an und du bist gestorben. Rempel mich an und du bist gestorben. Überrenn mich mit deinen fetten Füßen, nenn mich Schätzchen und erwähne meinen Hintern: Kastriert, Fresse poliert und solange drauf gedonnert so lange bis du alle Zähne verlierst. „Hey, »Schätzchen« !“, grunzte Kat in dem sarkastischsten Tonfall den sie im Repertoire hatte. „Sei froh, dass du überhaupt einen Blick auf meinen >PRACHTARSCH< hast werfen dürfen, denn - „ Bevor Sie ihren Blick noch eisiger wirken lassen konnte, fiel ihr der unfreundliche Typ erst richtig auf. Groß, sogar sehr groß. Muskulös. Wie ein Schrank. Ein großer Schrank. Lohfarbenes, schulterlanges Haar. Und die strahlendsten Augen die Kat je gesehen hatte. Diese kleinen Stierer hatten mehr funkelndes an sich als diese großen Glubschaugen von Carry. Und gerade als sie sich vom ersten Schock dieses absolut atemberaubenden Scheißkerls erholt hatte, veränderten sich die Augen und nahmen die Farbe von flüssigem Gold an. Sechshundert Karat funkelnd in einem Meer aus Sternen. Ein Knurren schreckte Sie aus ihren Träumereien und riss sie aus seinen Augen. Sofort spürte sie, wie sie aus der Menschenmenge im Flur gezogen wurde, und an die Nächste Wand gedrückt wurde. Sie konnte gerade noch Luft holen als sich ein sanfter aber unnachgiebiger Mund auf ihre Lippen drückte und sie wild liebkoste. Es traf sie wie ein Rausch der teuersten Drogen die sie je eingeworfen hatte. Das und noch viel mehr als das. Es war wie tausend Blitze und Donner der sich von der Hitze in ihrem Mund, die seine Zunge verbreitete. Glutheiße Lava strömte in ihre Glieder und brachte ihre Arme und Beine zum Zittern und sie versuchte sich vergeblich daran zu erinnern wie sie hieß und wer sie war. Doch als er seine Zunge tiefer und noch herrischer in ihren Mund schob, war alles vergessen und ihr plötzlich total gleichgültig. Sie zog ihn zu sich, legte ihre Arme um seine breiten Schultern und schlang ihre Beine um seine Hüften. Sofort legte er beide Hände um ihren Hintern und zog ihn zu sich an seine gewaltige Erektion. Halleluja, was für ein Ding. Sie schmiegte sich an ihn und rieb sich lasziv an ihm. Wann hatte sie sich jemals so lebendig gefühlt? Doch ehe sie dieses kleine Fünkchen Leben weiter in sich aufsaugen konnte, wurde sie in die Realität zurückgerissen – von einem harten Fußboden. Wie war sie hier unten denn hingekommen? Ihr Hintern tat weh und sie hatte ihre Füße komisch verrenkt. Okay, klarer Fall. Ihre Beine hatten keine Lust mehr mit ihr zusammen zu arbeiten. Sie schluckte und blickte nach oben, ihre Brille war ihr bei dieser wilden Knutscharie herunter gefallen und so sah sie nur schemenhaft den erotischsten Mann der Welt der gerade über ihr aufragte. Sie erschrak als er wieder mit seiner tiefen Stimme grummelte: „Name?“ Hä? „W-W-Was?“, war das ihre Stimme die da so brüchig vor sich hin hüstelte? „Sag mir deinen Namen... Vor- und Zunamen.“ „Katelyn Lorie Ward.“ WAS? Hatte Sie ihm gerade allen Ernstes ihren Namen gesagt? War sie denn vollkommen bescheuert? „Gut.“ Das letzte Wort, dass sie von ihm hörte bevor er sich umdrehte und den Flur entlang rauschte während jeder der ihm entgegen kam, sofort auswich und einen Abstand hielt. Mit zitternden Händen hob sie vorsichtig ihre Brille auf, die neben ihr lag und setzte sie sich auf die Nase während sie ihm immer noch hinterher blickte. Heilige Scheiße, was war das denn? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)