Chroniken der Ewigkeit - 零~月蝕 (Tsukihami) von Ran_Angel ================================================================================ Kapitel 3: San -------------- -San- Der nächste Morgen brach an. Die dunklen Wolken waren verschwunden und nur der nasse Boden war der Beweis für den vergangenen Regen. Die Sonne ging Stück für Stück auf und erhellte die kleine Stadt mit ihrer Energie. Auch durch das Fenster des Zimmers indem Xiaoyu noch tief und fest schlief, drangen die Sonnenstrahlen hindurch. Die Haut der jungen Chinesin fing an leicht durch die Wärme der Sonne an zu kribbeln, worauf sie sich grummelnd umdrehte und somit der Sonne den Rücken zu wand. Doch auch das half nicht lange, denn das Zimmer wurde von mal zu mal heller und mit einem leisen grimmigen Geräusch öffnete sie schließlich müde ihre Augen. Gähnend streckte sie sich, spürte wie ihre müden Glieder langsam wach wurden und setzte sich im Bett auf. Xiaoyu hatte gestern Nacht einen Entschluss gefasst, sie würde noch heute Morgen aufbrechen um dieser mystischen Sache auf den Grund zu gehen. Wenn Wang ihr so einen wertvollen Gegenstand hinterließ, der sogar von der G-Corp. gesucht wurde, musste da mehr dahinter stecken. Da war nur die Frage wo sie anfangen sollte zu suchen... Aber die junge Chinesin hatte schon eine Idee. Ihr Großvater hatte viel Zeit in dem einen Tempel verbracht, indem sie sehr oft von ihm trainiert worden war. Allein der Fußmarsch dorthin konnte man als Training bezeichnen. Aber das war wohlmöglich die beste Chance mehr über dieses Medaillon zu erfahren... zumindest hatte Wang dort sehr viel Zeit verbracht, es war quasi sein 2. zu Hause. Und so begann Xiao ihre Sachen zu packen, wobei sie vorher nochmal ihre Wunden kontrollierte. Vorsichtig nahm sie den Verband von ihrer Schulter, die es am schlimmsten erwischt hatte. Ihr kam es schon merkwürdig vor als sie heute Morgen keinerlei Schmerzen verspürt hatte, doch als sie den kompletten Verband abgenommen hatte, starrte sie ungläubig auf weiße und makellose Haut. Dort wo eigentlich eine üble Schusswunde hätte sein sollen, befand sich nichts. Alles sah aus wie zuvor, kein Blut, nicht mal eine Narbe. Jegliche Anzeichen, das dort mal eine Wunde gewesen sein könnte, waren gänzlich verschwunden. Das war absolut unmöglich! Selbst wenn diese Art Wunde schnell verheilen sollte, so würde sie nach so kurzer Zeit auf jeden Fall noch etwas von der Verletzung sehen können. Und bei der Stärke der Verletzung hätte sie im besten Fall normalerweise noch einige Tage mehr davon etwas gehabt. Voller Panik wickelte Xiaoyu nun auch den Verband an ihrem Bein und alle anderen Pflaster und dergleichen nahm sie ebenfalls ohne weiter zu zögern ab. Nichts. Keine einzige Schramme. Makellose Haut. Gänsehaut überkam der jungen Chinesin als sie länger auf die nicht vorhandenen Wunden blickte. Ja schon fast starrte. Was geschah hier? Wie war das möglich? Zu geschockt war die junge Chinesin um auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Einzig allein die Frage, "Wie?" schwirrte in ihrem Kopf umher. Es vergingen einige Minuten bis sie sich schließlich so weit aufraffen konnte um ihr Oberteil wieder über ihren Kopf zu ziehen. In diesem Moment öffnete sich schlagartig die Zimmertür und ein freundlich drein schauender Lei betrat den Raum. Doch als ihm klar wurde, das sein Gast noch dabei war sich ordentlich anzuziehen, drehte er sich peinlich berührt um und nuschelte was von, das Frühstück sei fertig, und ging wieder genauso schnell wie er gekommen war. Xiaoyu blickte dem Polizisten verdutzt hinterher, blinzelte ein-, zweimal mit ihren braunen Augen und zuckte anschließend mit den Schultern. Sie konnte mit Leis Reaktion nicht viel anfangen, da sie bereits ihr T-Shirt über gewisse Stellen gezogen hatte und man lediglich ihren Bauch sehen konnte, was sie nicht sonderlich schlimm fand. Wie auch immer, Frühstück klang jedenfalls sehr gut in ihren Ohren und war jetzt genau das richtige. Besonders wenn sie so einen Marsch vor sich hatte. Den kleinen Schock von vorhin hatte sie so gut es ging überwunden... natürlich beschäftigte sie es und irgendwie machte es ihr auch Angst... zurecht. Doch was brachte es ihr, sich aus Angst zu verkriechen. Selbst ohne den Vorfall mit den Wunden, hätte sie nach der Wahrheit und dem Grund gesucht und jetzt würde sie erst recht raus finden was hinter dem Medaillon wirklich steckte. Entschlossen nahm sie ihren Rucksack und begab sich zu Lei in die Küche, der bereits an seinem heißen Kaffee nippte. "Guten Morgen", begrüßte Xiaoyu den älteren und setzte sich ihm gegenüber an den kleinen und trotzdem reichlich gedeckten Küchentisch. "Guten Morgen.", erwiderte er, biss von seinem Toast ab und beobachtete seinen Gast wie sie sich ebenfalls einen Toast nahm und sich diesen mit frischer Marmelade bestreichte. Skeptisch beobachtete er weiterhin, wie Xiaoyu sich Tee eingoss und von ihrem Toast abbiss. "Dir scheint es besser zu gehen...", warf er in den Raum. Die junge Chinesin hätte sich fast an ihrem Toast verschluckt, als sie Leis Worte gehört hatte. "Mhm... ja.", gab sie leise von sich und trank einen Schluck von ihrem heißen Tee. "Was machen deine Wunden? Gestern konntest du dich noch kaum bewegen...", sprach Lei nun das offensichtliche an. Sie senkte ihre Tasse mit dem Blick auf das grünlich farbige Wasser. Stille. Xiaoyu wusste nicht, wie sie ihm darauf antworten sollte oder ob sie ihm überhaupt die Wahrheit sagen sollte. Der Polizist konnte Xiaoyus Mimik zumindest ansatzweise deuten, auch wenn er die Tragweite noch nicht ahnen konnte. Seufzend verschränkte er seine Arme vor seine Brust und lehnte sich im Stuhl zurück. "Sag schon, was ist los? Vielleicht kann ich dir helfen...", meinte er ehrlich und klang dabei sanft und irgendwie kam Lei ihr gerade mehr wie ein großer Bruder vor als ein Freund. "Ich glaube nicht...", murmelte sie leise zu ihrem Tee und vermied immer noch jeglichen Augenkontakt. "Okay, dann höre ich mir deine Geschichte einfach an. Es könnte dir auch gut tun es jemanden erzählen zu können... auch wenn ich dir wahrscheinlich nicht helfen kann, so lass es mich wenigstens versuchen." Allein diese Worte schienen sie bereits zu beruhigen und auf eine Art entspannter fühlen. Wohlmöglich hatte Lei Recht und sie sollte sich ihm anvertrauen, aber ihn in die Sache mit rein zu ziehen, bereitete ihr trotzdem Sorgen. Xiaoyu wand ihren Blick von dem Tee ab und sah dem Chinesen entschlossen entgegen. "Einverstanden." Und so fing die junge Chinesin an, ihre Geschichte ganz von vorne zu erzählen, bis sie schließlich bei den plötzlich verheilten Verletzungen ankam. Den Teil mit ihrem Armband hatte sie vorsichtshalber ausgelassen. "Ich bin mir sicher, das alles hat mit diesem Medaillon zu tun...", seufzend blickte sie auf den schwarzen Stein der von dem silbernen Drachen umschlungen wurde " Wang hat es mir hinterlassen und eigentlich sollte mich so etwas doch glücklich machen... aber umso mehr ich in diese Geschichte rein gerate, umso mehr habe ich Angst." Xiaoyu steckte den Anhänger wieder unter ihr Oberteil, ehe sie mit ernstem Gesichtsausdruck in das nachdenkliche und gleichzeitig besorgte Gesicht des Polizisten schaute. "Du glaubst mir sicher nicht, oder?", fragte sie unsicher nach, als er immer noch nichts gesagt hatte. Ein tiefes und schweres Seufzen entwich Lei, als er sich mit seinen Händen durchs Gesicht rieb. "Und ob ich dir glaube... deine Verletzungen sind wohl der beste Beweis dafür.", widersprach er somit der jungen Chinesin. "Ich habe noch nie von diesem Schmuckstück gehört und auch noch nie gesehen. Aber eines bin ich mir sicher. Es ist sehr mächtig und gefährlich in den falschen Händen. Wir wissen nicht wozu es noch in der Lage ist, wohlmöglich ist es auch für dich sehr gefährlich, aber dann hätte Wang es dir nicht anvertraut... wirklich seltsam." Nachdenklich blickte Lei auf den Küchentisch und versank wieder in seinen Gedanken. "Vielleicht hatte Großvater nicht gewusst wie viel Macht es wirklich hatte. Vielleicht wusste er nur, dass es sehr mächtig ist und auf keinen Fall in die Falschen Hände gelangen darf.", spekulierte Xiaoyu weiter und trank einen Schluck ihres nun fast kalt gewordenen Tees. "Wie auch immer, ich werde es heraus finden und so lange werde ich darauf aufpassen. Ich bin mir sicher, dass Großvater es nicht umsonst versteckt gehalten hatte." Ein stummes Nicken von Lei, ehe er ihr antwortete. "Möglich. Aber es wird sehr gefährlich sein, auf der Suche nach der Wahrheit, das hast du bereits am eigenen Leibe gespürt. Die G-Corp. scheint auch hinter dem Schmuckstück her zu sein... und die sind mit Sicherheit nicht die einzigen. Wenn die G davon Wind bekommen hat, dann auch die Zaibatsu." Erstaunt riss Xiaoyu ihre Augen auf. Richtig, die Zaibatsu ist bestimmt auch hinter mir her... aber das würde bedeuten... Jin!? Nein. Auf keinen Fall... "Du warst mit Jin früher gut befreundet, oder?", riss Lei sie mit seiner Frage aus ihren Gedanken. Stirnrunzelnd betrachtete sie für einen Moment den älteren. "Wir sind immer noch Freunde.", kamen entschlossen und ohne jeglichen Zweifel die Worte aus ihrem Mund. Nun legte Lei seine Stirn in Falten, bevor er weiter sprach. "Ich verstehe nicht ganz. Er ist der Chef der Zaibatsu, du weißt was er getan hat... ich meine..." Der Chinese rang um Worte, ihre Antwort hatte ihn sprachlos gemacht und mehr als verwirrt. "Ich weiß. Und ich habe ihn auch schon Ewig nicht mehr gesprochen... Trotzdem. Wir sind Freunde und daran wird sich für mich nie etwas ändern." Lei konnte deutlich in ihren Augen das Funkeln erkennen und ihre Worte ließen keinen Widerspruch zu. Er hatte keinen Zweifel an der Wahrheit ihrer Worte und doch war für ihn die Vorstellung, eine Freundschaft zwischen den beiden, undenklich. "Eigentlich geht es mich auch gar nichts an...", meinte er schließlich. „Ich... hab mir nur Sorgen gemacht.", gab er leise von sich und sah ihr dabei entschuldigend entgegen. Xiaoyu lächelte sanft und schüttelte dabei ihren Kopf, ehe ihre Züge wieder ernster wurden. "Ich mach mich besser auf den Weg. Es ist ein sehr langer Weg zum Tempel...", erklärte sie und stand bereits auf um ihre Sachen zu holen. Lei folgte ihr in langsam in das Zimmer, sah dabei aber etwas nachdenklich aus. Er schwieg, bis die junge Chinesin vor ihm stand, samt ihrem Rucksack. Sie war bereit zum aufbrechen und er wusste, er würde sie so schnell nicht wieder sehen. Die ganze Geschichte machte ihm große Sorgen und sein Gefühl sagte ihm, das Xiaoyu da in etwas großes rein geraten ist. Seufzend und nicht wissend was er noch sagen sollte außer, "Pass auf dich auf, ja?", kratzte er sich verlegen am Hinterkopf. "Sicher. Mach dir bitte nicht so viel Sorgen, ich kann mich auch sehr gut verteidigen.", versuchte sie ihn zu beruhigen und zwinkerte schließlich mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. Lei gab noch ein unverständliches Grummeln von sich und verkniff sich seine Gedanken laut auszusprechen. Natürlich wusste er, dass sie eine sehr gute Kämpferin war, aber gegen eine ganze Armee mit Schusswaffen, konnte sie nicht mal was ausrichten und eine kleine Kostprobe hatte sie immerhin schon am eigenen Leibe erfahren müssen. Trotzdem wollte er sie von ihrem Vorhaben nicht abhalten... er wusste wie wichtig diese Sache war und das er ihr das niemals ausreden könnte, auch wenn es noch so gefährlich war. Nachdem die beiden sich voneinander verabschiedet hatten, machte sich die junge Chinesin also auf den Weg zu dem besagten Tempel. Sie war wachsam, dauernd auf der Hut aus dem nichts überrascht zu werden. Doch keinerlei Anzeichen der G oder anderen verdächtigen Leuten. So vergingen die Stunden, Xiaoyu kam an einigen kleineren Dörfern vorbei, doch die lagen nun auch schon einige Zeit zurück und es waren nur noch Felder und Berge zu sehen. Ab und zu machte sie eine kleine Pause um was zu trinken oder zu essen, jedoch hatte sie die ganze Zeit ein ungutes Gefühl, als würde sie beobachtet werden und entschied sich daher ihre Pausen so kurz wie möglich zu halten um nicht al zu lange an einem Ort zu bleiben. Wieder vergingen einige Stunden, bis sie schließlich einen Wald erreichte. "Bald müsste ich da sein...", sprach sie leise zu sich selbst, streckte sich einmal und beschritt ihren Weg entschlossen fort. Die Sonne war bereits untergegangen als sie die letzte Stufe die zum Tempelplatz führte erreicht hatte. Der Tempel an sich war von außen mit chinesischen Laternen geschmückt, die den Platz ein wenig erhellten. Die Blätter der Bäume raschelten leise in dem leichten Wind und auch die Laternen wiegten sich ein wenig mit. Ansonsten war es so still, das man jedes noch so kleine Geräusch hätte hören können. Der Himmel war mit dunklen Wolken bedeckt, doch ab und zu drängte sich der Vollmond hervor und erhellte die dunkle Nacht. Mit langsamen Schritten bewegte Xiaoyu sich auf den Eingang des Tempels zu, sie konnte deutlich jeden ihrer einzelnen Schritte hören. Schon fast überdeutlich. Sie verspürte eine Art Druck und schwere in der Umgebung, als würde etwas Schlechtes in der Luft liegen. Die Atmosphäre gefiel ihr überhaupt nicht, irgendetwas braute sich zusammen und das war kein Unwetter. Sich nach potenzieller Gefahr umsehend, blieb sie letztendlich vor der großen Schiebetür stehen. Noch einmal wanderte ihr Blick über den leeren Platz... nichts. Und trotzdem fühlte sie sich nicht wohl bei dem Anblick. Es war als wäre sie von etwas bösem umgeben und könnte es nur nicht sehen. Nur ungern drehte sie sich dem Platz den Rücken zu, um die Tür zu öffnen und trotzdem hatte sie keine andere Wahl wenn sie mehr erfahren wollte. Auch im Tempel herrschte diese unangenehme Stille, jedoch war der Druck plötzlich nicht mehr da, als wäre eine schwere Last von ihr genommen worden. Nur Ansatzweise konnte Xiaoyu die Atmosphäre von draußen noch spüren. Anscheinend konnte es hier nicht hinein und hoffentlich blieb das auch so. Gerade wollte die junge Chinesin weiter hinein gehen, da kam ihr auch schon der Besitzer dieses Tempels entgegen und blickte sie erschrocken und aufgeregt zugleich an. "Xiaoyu! Was tust du hier?", fing er an rum zu stottern. Sie hingegen blickte den alten Mann nur verwirrt an und setzte zu einer Antwort an, als er fortfuhr. "Du musst hier so schnell wie möglich verschwinden! Sie sind bereits da, beeil dich!", sprach er weiter. Für sie klangen seine Worte wie in einer anderen Sprache gesprochen. Kopfschüttelnd nahm sie seine Hände in ihre Hand um seinen hecktischen umher gehen ein Ende zu setzen, doch dieser entzog ihr erschrocken seine Hände und blickte ihr entsetzt entgegen. "Was ist hier los? Wovon redest du überhaupt?", verlangte sie von ihrem Gegenüber zu erfahren. "Du hast das Böse mitgebracht... es... dieser Stein...", sprach er abgehackt und deutete dabei auf den Anhänger um ihren Hals. Xiaoyus Augen verengten sich kurz zu Schlitzen und beobachteten den alten Chinesen genauer. "Du weißt davon? Hat Wang dir etwas darüber erzählt?". Für einen Moment war Stille, ehe der alte Mann weiter sprach. "Es zieht das Böse förmlich an, es ist nicht gut es zu besitzen. Ich habe Wang schon oft davor gewarnt, aber er wollte ja nicht auf mich hören... du musst es los werden! Ansonsten...", abrupt hörte er auf und blickte zur Eingangstür. Seine Augen waren starr auf die Tür gerichtet, lediglich seine Hand zitterte, alles andere war wie zur Salzsäule erstarrt. "Ansonsten was?!", schrie Xiaoyu ihn schon fast an. "Die Wesen der Dunkelheit werden von diesem Stein angezogen... was auch immer es für eine Macht in sich trägt, sie wollen es haben. Wang hatte versucht mehr darüber heraus zu finden, er meinte er sei es einem alten Freund schuldig. Letztendlich hat es ihn in den Tod geführt...", erzählte er relativ ruhig, jedoch war er ziemlich angespannt und hielt seinen Stab krampfhaft fest. "Du musst von hier verschwinden, ich will damit nichts zu tun haben!", seufzend sah er die junge Chinesin wieder an. "Doch es ist zu spät... Es ist bereits da. Was auch immer es ist, es wird sich dein Medaillon holen." Xiaoyu wusste für wenige Sekunden nicht, was sie sagen sollte. Zu viel Eindrücke und Gedanken schwirrten in ihrem Kopf umher. Auch wenn das alles noch so merkwürdig und verrückt für sie klang, so würde es die letzten Ereignisse erklären. Allerdings hatte sie jetzt überhaupt keine Zeit um sich über das Wieso und Warum genauere Gedanken zu machen. "Das wollen wir ja noch sehen!", meinte sie plötzlich und sah auf einmal ziemlich Kampfes lustig aus. "Was? Bist du lebensmüde? Sorg lieber dafür, dieses Ding los zu werden!", wiedersprach ihr der alte Mann. "Niemals! Wang bat mich es zu beschützen und das werde ich auch tun. Ich weiß zwar nicht, was er vor hatte, aber ich vertraue ihm. Ich werde nicht zu lassen, das es in die Hände von irgendwelchen Bösen Mächten gelangt." Wild entschlossen trat die junge Kämpferin zur Tür, blickte aber noch einmal zurück zu Wangs alten Freund. "Keine Sorge, ich lasse nicht zu, das es hier rein kommt.", dies waren die letzten Worte die der alte Chinese von ihr zu hören bekam, ehe sie durch die Eingangstür schritt und mit einem Schwung die Tür wieder zuschieb. "Hoffentlich passiert ihr nichts... ach Wang, in was bist du da nur rein geraten?". Langsam drehte er der Tür den Rücken zu und begab sich weiter in das Innere des Tempels. Xiaoyu schob hinter sich die Tür mit einem Schwung zu, ihr Blick war dabei wachsam auf den großen Platz gerichtet. Es war Still. Genauso so still wie in der letzten Nacht als sie wach geworden war. Kein einziger Windhauch war mehr zu spüren und auch der Mond am Himmel war gänzlich von schwarzen Wolken umhüllt. Langsam ging sie die wenigen Stufen, die den Tempel von dem Platz trennten, hinunter. Wieder hatte sie das Gefühl als wären ihre Schritte unnatürlich laut, aber eigentlich war es die Nacht, die unnatürlich Still war. Ihr Blick wanderte prüfend über den Platz, jedoch war nichts und niemand zu sehen. Die Atmosphäre jedoch sagte ihr etwas ganz anderes. Xiaoyu konnte deutlich etwas spüren, auch wenn sie es nicht in Worte fassen konnte, sie wusste einfach dass etwas hier war. Ihr Blick wanderte langsam zurück und da stand er, wie aus dem nichts. Eine menschliche und eindeutig männliche Gestalt stand etwa 3 Meter von ihr entfernt und sah direkt in ihre Richtung. Es war zu dunkel um genaueres zu erkennen und als wäre es vorherbestimmt, bewegten sich genau in diesem Moment die Wolken, so dass der Mond wieder zum Vorschein kam. Nach und nach erhellte der Schein des Mondes den Platz etwas mehr, bis sie schließlich das Gesicht der unbekannten Person erkennen konnte. „Jin?!“, entwich es ihr erstaunt und mit einem stockendem Atem. Wie war das möglich? Wieso war er hier? So viele Fragen gingen ihr durch den Kopf und sie war zu nichts anderem in der Lage als ihn anzustarren. Überrascht und zugleich absolut verwirrt anzustarren. Ihr Mund öffnete sich, jedoch ohne einen Laut von sich zu geben. Zu überrascht war die junge Chinesin, als dass sie ihre Frage laut an ihn richten konnte. Es dauerte nicht lange und Jin setzte sich in Bewegung. Mit langsamen und trotzdem bestimmten Schritten kam er auf sie zu und blieb schließlich mit einem kleinen Abstand vor ihr stehen. Xiaoyu musterte ihren alten Schulfreund, von unten nach oben, bis sie an seinem Gesicht hängen blieb. Keine Frage, er war es tatsächlich! Sie war bereits im Begriff ihre Freude über sein auftauchen mitzuteilen, da ergriff er das Wort. "Gib mir das Medaillon, Xiao.", waren seine kühlen Worte, die genauso kalt klangen wie seine Augen die sie eindringend fixierten. Es war keine Bitte die von ihm ausging, sondern eindeutig ein Befehl. Selbst der klang ihres Spitznamens schwächte die eigentliche Bedeutung nicht ab. Normalerweise mochte sie es wenn er sie so nannte, aber jetzt war es anders. Sie empfand das genaue Gegenteil und dies ließ sie stutzig werden. Misstrauisch und mit leicht gekräuselter Stirn, blickte sie ihm entgegen, direkt in seine kalten Augen. Xiaoyu war vieles merkwürdiges von ihm gewohnt, aber das hier, war zu seltsam. "Woher weißt du davon?", versuchte sie zu erfahren. "Spielt keine Rolle. Gib es mir einfach. Du musst mir vertrauen, Xiao." Wieder benutzte er ihren Spitznamen, doch das war nicht alles. "Vertrauen?", wiederholte sie leise das Wort und sah ihn dabei noch eindringender an. Nun konnte man deutlich fragende Zweifel in Jins Augen erkennen, die sich fragten, was sein Gegenüber mit dieser Frage bezweckte. "Wer bist du wirklich?", sprach die junge Chinesin selbstsicher nach einiger Zeit ihre Frage aus. "Was soll das Xiao?". "Hör auf mich so zu nennen!", schrie sie ihm entgegen und ging dabei zwei Schritte rückwärts. "Du bist nicht Jin! Er würde niemals sagen, ich solle ihm vertrauen, dafür denkt er viel zu schlecht von sich selbst. Du siehst aus wie er, aber alles andere... seine ganze Art, seine Ausstrahlung, nichts davon erkenne ich wieder.". Eine kurze Zeit sah Jin ihr noch ohne mit der Wimper zu zucken und ohne auch nur seine Gesichtszüge zu verändern, entgegen. Doch nur wenige Sekunden später wurden seine braunen Augen zu zwei roten Smaragden. "Du bist besser als ich vermutet habe.", sprach das Wesen immer noch mit Jins Stimme und verzog seinen Mund zu einem fiesen, breiten Grinsen, wobei ihr gefährlich spitze, dämonisch aussehende Zähne entgegen blitzten. Erschrocken ging Xiaoyu wieder ein paar Schritte zurück, bis sie die Wand des Tempels in ihrem Rücken spürte. "Du hast die Wahl. Gib mir das Medaillon freiwillig oder ich werde es mir mit Gewalt nehmen.", erklang nun eine weitaus unmenschlichere Stimme von dem Ding. Es war bereit zum Angriff und pirschte wie eine Katze um sie herum. "Niemals! Ich werde es euch nicht überlassen, dann musst du schon kommen und es dir holen!", waren die entschlossen Worte der jungen Chinesin. So entschlossen ihre Worte waren, so ging sie nun auch wieder einige Schritte von dem Tempel weg und trat selbstbewusst vor das Wesen. "Menschen. So dumm und selbstzerstörerisch. Aber wie du willst... ich werde es so oder so bekommen." Mit den letzten ausgesprochenen Worten, ließ er seiner Kraft freien Lauf, so dass er mit einem mal von einer schwarzen Aura umgeben war. Diese plötzlich enorm auftauchende Kraft, sorgte für eine kleine Druckwelle, die Xiaoyu ungewollt ein paar Meter zurückwerfen ließ. Sie schaffte es noch gerade so sich wieder zu fangen und rappelte sich bereits wieder auf, als der Dämon direkt vor ihr auftauchte und nach ihrem Medaillon griff. Mit einer geschickten Bewegung schlug sie auf sein Handgelenk, packte zu und drehte sich samt seinem Handgelenk. Schnell ließ sie ihn wieder los und steckte sie das Schmuckstück unter ihr T-Shirt. "So leicht wirst du es nicht bekommen.", meinte sie und stellte sich wieder in Kampfposition. "Wie dumm du doch bist...", verspottete er sie und setzte zum Angriff an. Xiaoyu ging in Abwehrstellung, doch die Wucht des Schlages, war so gewaltig, das es sie einfach gegen den nächsten Baumbeförderte. Schmerzhaft rieb sie sich den Kopf als sie wieder auf den Beinen stand und sah ihrem Gegner entgegen. Mit langsamen Schritten kam er auf sie zu, während sie sich zusammenriss und sich wieder in Kampfstellung begab. Er spielte nur mit ihr, dessen war sie sich bewusst, aber hatte sie eine andere Wahl? Sie konnte und durfte ihm das Medaillon nicht überlassen, auch wenn es ihr Ende bedeuten würde. Xiaoyu spürte, was für eine enorme Macht von ihm ausging und das obwohl er noch nicht mal seine wahre Gestalt gezeigt hatte. Nein, sie hatte absolut keine Chance gegen ihn, sie musste sich was anderes ausdenken, wenn sie das hier überleben wollte. Allerdings hatte die junge Chinesin überhaupt keine Gelegenheit länger darüber nachzudenken, denn im nächsten Moment stand er direkt vor ihr, als wäre er aus dem nichts erschienen und grinste sie finster an. "Meine Geduld ist am Ende! Gib mir das Medaillon!", waren seine vor Wut triefenden Worte, während er sie am Hals packte und zudrückte. "Deine aller letzte Chance, Mensch.", er sprach ihre Rasse wie ein Schimpfwort aus und blickte ihr dabei hasserfüllt in die Augen, bevor er sie mit voller Kraft auf den harten Boden warf. Bei dem Aufprall entwich ihr die Luft aus der Lunge und ließ sie so unangenehm auf keuchen. Hustend richtete sie sich wieder auf und dachte nicht länger nach, sondern ließ rein ihre Instinkte über sie herrschen. Xiaoyu setzte sofort zum Gegenangriff an, aber all ihre Tritte und Schläge wurden mit Leichtigkeit geblockt. Und wenn dies nicht der Fall war, so verschwand das Wesen einfach und tauchte an einem anderen Ort wieder auf. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie nun schon versuchte gegen ihn zu kämpfen, aber sie war mittlerweile völlig außer Atem. Außer ein paar kleinen Schrammen und den Schmutz auf ihrer Haut, ausgelöst durch ihn, da er sie dauernd mit seinen Schlägen und Tritten sofort auf den Boden oder gegen den nächsten Baum beförderte, fehlte ihr nichts. War die Frage, für wie lange noch... Er spielte mit ihr und verlor von mal zu mal die Lust daran. An seinen tiefrot glühenden Augen konnte sie erkennen, das er nun ernst machen würde. Seine Aura fachte auf und wieder stand er mit einem Wimpernschlag direkt vor Ihr. Doch diesmal wusste sie, das er sie nicht entwischen lassen würde. diesmal würde er bekommen was er wollte und es war ihm egal ob sie dabei umkam. Gezielt richtete er seine Hand, die nun noch dämonischer aussah und Krallen besaß, direkt auf den Punkt wo das Medaillon lag. Sie wollte sich wären, obwohl sie wusste, das er um ein vielfaches schneller war als sie es je hätte sein können. Auch den Versuch davon zu laufen brachte nichts, denn zu schnell hatte er sie mit seiner freien Hand durch seinen eisernen Griff festgehalten und jeder Tritt oder jede Windung, interessierte den Dämon herzlichst wenig. Das letzte was die junge Chinesin noch erkennen konnte, war wie er mit seiner Dämonenkralle ausholte. In wenigen Sekunden würde es vorbei sein, alles wäre umsonst gewesen. Wie war sie auch auf die Idee gekommen gegen solche Mächte etwas ausrichten zu können? Er hatte nicht unrecht... wie dumm sie doch war. Mit zusammengekniffenen Augen wartete sie auf den Schmerz. Als jedoch nach einigen Sekunden immer noch nichts geschah und sie kurz darauf einen schmerzhaften Schrei vernahm, riss sie verwundert ihre Augen auf. Sie war frei. Überrascht sah sie an sich herab und dann weiter nach vorne wo sie eindeutig den Dämon auf den Boden liegen sehen konnte. Er krümmte sich vor Schmerzen und richtete sich so eben auf, während eine weitere Person auf ihn zukam, die wahrscheinlich für seinen Zustand verantwortlich war. Beide befanden sich von Xiaoyu nur wenige Meter entfernt, so dass sie sehr genau erkennen konnte um wen es sich bei ihrem unbekannten Retter handelte. "Jin...", hauchte sie seinen Namen leise. Sie konnte zwar die beiden erkennen, aber leider nicht hören was sie sagten. Lediglich das sie etwas sagten konnte sie sehen. Jin brodelte vor Wut und war bereits im Begriff zum erneuten Angriff überzugehen, als der andere plötzlich sich mit einem dunklen Lachen in Luft aufzulösen schien. Nicht nur Xiaoyu sondern auch Jin schien darüber sehr überrascht zu sein, wobei es bei ihm nur für einen kurzen Moment anhielt. Wütend ballte er seine Hand zu einer Faust und stieß einen zischenden Laut von sich, ehe sein Blick zu seiner alten Schulfreundin wanderte. Xiaoyu konnte nicht anders als sanft zu lächeln, als sie ihn da so stehen sah. Kein Zweifel, er war es wirklich, diesmal ist es Jin und auch wenn sie noch nicht verstand was er hier machte, was seine Gründe waren oder ob er wohlmöglich auch hinter dem Medaillon her war, das alles spielte jetzt in diesem Moment keine Rolle. Früher oder später würde sie das schon erfahren. Jetzt zählte nur der Fakt, das er sie gerettet hatte und das er hier war, bei ihr, zumindest noch und das musste sie genießen, schließlich hatten sie sich ewig nicht mehr gesehen. Mit langsamen Schritten kam sie auf ihn zu, während er genau an Ort und Stelle stehen blieb und sein Blick ruhig aber dennoch kühl auf ihr lag. Xiaoyu hätte schwören können, eine kurze Erleichterung in seinen Augen zu sehen, jedoch wurde diese zu schnell von seiner üblichen kühlen Fassade überdeckt, als das sie sich zu 100% sicher hätte sein können. Sie blieb mit einem kleinen Abstand vor ihm stehen und konnte nicht anders als ihn direkt anzusehen. "Danke, Jin.", sagte sie zu ihm und schenkte ihm erneut ein fröhliches Lächeln, das jedoch schnell wieder ernst wurde, als ihr der Ernst der Lage wieder bewusst wurde. "Was geschieht hier eigentlich? Wieso bist du hier?", stellte sie ihm nur einige ihrer Fragen, in der Hoffnung auf Antwort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)