Tiefenrausch - Below the Surface von Rotmantel (Oneshotsammlung zu Tiefenrausch) ================================================================================ Kapitel 1: Chips ---------------- Liebes Tagebuch, Heute haben Ich und Mama und Miles einen Ausflug gemacht. Wir haben uns Mamas Uboot, die Tuna, genommen und sind zu dem Korallenriff gefahren das Mama so gerne hat. Sie hatte sehr viel Spaß und ich auch. Papa ist immer noch auf Geschäftsreise aber Miles sagt dass er bald wieder zurück kommt und er mir dann ganz viele tolle Sachen mitbringt. Nach dem Ausflug sind wir noch ein Eis essen gegangen Als Miles gerade an der Kasse war, kam ein Mann zu mir und wollte mir sein Boot zeigen Ich habe dem Mann gesagt dass ich heute schon Boot gefahren bin Der Mann hat mich dann ganz feste am Arm gepackt, so dass ich weinen musste und dann zog er mich heraus obwohl ich das Eis noch garnicht auf hatte. Ich habe laut gerufen und Mama verloren, da hab ich noch lauter gerufen Dann kam Miles und hat mich gerettet Auch Mama ist nichts passiert Miles hat dann gesagt "Du musst auch dich aufpassen kleine Lady. Überall sind Gefahren und du musst gewappnet sein" Ich habe ihn gefragt was gewappnet bedeutet. Es heißt, bereit sein. Ich will gerne bereit sein, weil nachdem wir wieder zu Hause waren hat Miles mir gezeigt wie man mit diesen scharfen Messern umgeht und mir sogar eins geschenkt! Ich darf es aber niemandem zeigen und nur im Notfall hervorholen und ich soll nicht damit rennen wenn ich es in der Hand halte. Das hat Spaß gemacht aber ich hab Mama nichts verraten, weil ich Angst habe, dass sie sich Sorgen macht. Sie mag spitze Dinge nicht besonders. Ich hab Mama lieb. Und Miles auch. Deine Chipsy. ---24. Februar 2079, Klein-Irland, Biosphäre Euratopia--- Es war wie immer ein wunderbar halgoenlampensonniger Tag in Pleasant Quarter, dem Reichenviertel von Klein-Irland. Inmitten des Viertels lag ein kleiner Park, mit künstlichen Bäumen, einem kleinem See und ein paar Pfaden zum flanieren. Inmitten eines kleinen Stückchen Kunstrasens, das umrahmt war von drei Bäumen, saßen zwei Personen auf einer ausgebreiteten Decke. Die eine war eine Mäusedame, welche ihre besten Jahre schon eine gute Weile hinter sich hatte. Sie trug einen Kneifer auf der Nase und ein Buch auf dem Schoß, welcher von einem strengen, altmodischen Kleid geziert wurde. Vor der Dame kniete ein schneeweißes Katzenmädchen von vielleicht zehn Jahren, gekleidet in ein sonnengelbes Kleidchen, welche ebenfalls ein Buch auf dem Schoß liegen hatte. "...und spendet Linderung, und er beendet um Lenor die Qualen schwer, Trink dies gütige Nephentes und vergiß die Qualen schwer!" Sprach der Rabe: 'Nimmermehr.'", rezitierte die Maus gerade, während das Kätzchen in ihrem Buch mit dem Finger den Worten ihrer Lehrerin folgte. "Das nächste Kapitel liest du, Chips." Bei dem letzten Wort verzog sie ein wenig das Gesicht. Wie sehr musste man von der Sonne verbrannt worden sein, um seine Töchter Crispy und Chips zu nennen? "Mrs Claessens, darf ich eine Frage stellen?" kam es zögerlich von dem jungen Kätzchen.Ihr Gegenüber rümpfte die Nase, was Chips zusammenzucken ließ. "Willst du wohl das Kapitel lesen? Dein Vater hat mich angestellt um dir Literatur näher zu bringen, nicht um dir jede Frage zu beantworten die in deinem abgelenkten Kopf herumschwirrt." gab sie scharf zurück. "Es ist nur so...", gab sie kleinlaut zurück. "..dass ich mich frage, warum dieser Mr Poe so traurige Dinge schreibt. Ist etwas mit ihm passiert? Hatte er keine Freunde?" Die Katze sah ihre Lehrerin mit großen neugierigen Augen an. "Das ist irrelevant." Wieder rümpfte Mrs. Claessens die Nase. "Es geht hier einzig und allein um die Werke, die dieser Mann uns hinterlassen hat." Der Schweif der Katze zuckte fast schon ärgerlich hin und her. "Aber warum? Ist es denn nicht..."maunzte sie, wurde jedoch sehr schnell von der ärgerlichen Stimme der anderen unterbrochen. "Immer dieses warum, warum warum! Du sollst lernen und nicht so viele Widerworte geben! Das hier ist wichtig für deine Zukunft und wenn du nicht artig bist, dann melde ich das deinem Vater!" Chips ließ den Kopf hängen. "Ja, Mrs. Claessens..." murmelte sie kleinlaut. "Und jetzt ließ die nächste Strophe, aber ordentlich! Mit Betonung und dem richtigen Rhythmus!" Das kleine Mädchen seufzte unhörbar, nahm ihr Buch wieder ordentlich in die Pfoten und begann zu lesen. "Und ich sprach: 'Prophet des Teufels, Kreatur des bösen Zweifels, Ob ein Sturm dich hierher sandte oder dich der Luzifer..." Eine gute Stunde später stromerte das schneeweiße Kätzchen durch die Gassen und Straßen von Pleasant Quarter. Sie war gerade auf dem Weg von ihrem Literaturunterricht nach Hause zu ihrer Mathematikstunde. Und heute führte dieser Weg ihrer Meinung nach gefühlte hundert Mal kreuz und quer durch das Viertel und die angrenzenden Straßen. Irgendwann hatte sie auf dem Weg eine leere Dose am Wegesrand gefunden, die sie nun mit ihren gut verschnürten Hinterpfoten vor sich hertrat. Sie war noch jung, deswegen brauchten ihre Füße guten Halt, weswegen sie mit Stützbandagen eingewickelt waren, die in ein Sohlenstück verliefen, welches unter die Pfote geschnallt werden konnte. Ab und zu sah sie sich um, unschlüssig welchen Weg sie nun nehmen sollte. Die Leute um sie herum beachteten sie nicht sonderlich oder schüttelten nur kurz den Kopf, wenn sie Chips kannten. Das Mädchen war wirklich unverbesserlich. "Da sind Sie ja junge Lady! Ich habe Sie schon eine halbe Stunde lang gesucht!" ertönte eine männliche Stimme hinter ihr. Chips wirbelte herum, als sie die Stimme erkannte. "Miles...es...es tut mir leid, aber Mrs Claessens war heute wieder so langweilig und gemein und ich mag Mr Brass nicht sonderlich. Er schläft immer ein wenn ich meine Rechentabellen mache..." Sie sah zu Boden als der Mastif in dem feinen Anzug zu ihr hineilte. "Aber junge Lady, Sie sollten nicht so streng mit diesen Leuten sein. Es sind auch nur Lehrer, die den lieben langen Tag viel verzogenere Damen und Herren als Sie unterrichten müssen. Seien Sie nachsichtig." "Du hast vielleicht recht, Miles...", seufzte sie leise. Ihr weißer Schweif wand sich ein wenig um ihre Beine. "Natürlich habe ich das. Und wenn Sie mir versprechen morgen ohne zu murren in den Unterricht zu gehen, dann werden wir heute noch ein wenig Privatunterricht machen. Ich sage ihrem Vater einfach, dass ich Sie erst spät gefunden habe." "Das klingt nach einem fairen Angebot, Mr Bowler-Walden." Chips nickte und reichte ihrem Butler die Pfote. "Wir gehen zum Hinterhof des leerstehenden Fischrestaurants das letzten Monat schließen musste. Dort sind wir ungestört." antwortete dieser und tapste mit ihr los. "Du musst mehr auf deine Beinarbeit achten, und steck deinen Daumen nicht immer in die Faust." bellte Miles sie an, während Chips eine Kombination von verschiedenen Tritten und Schlägen übte. Das Kleid hatte sie hochgerafft und mit einem Gürtel, den Miles ihr gegeben hatte festgemacht, so dass sie mehr Beinfreiheit hatte. "Den Fuß höher, ansonsten triffst du nur unwichtige Stellen. Schnell, was sind die drei empfindlichsten Stellen eines Angreifers?!" blaffte er sie an. Sie trat noch ein bisschen höher in die Luft als vorher. "Genital." Dann eine Gerade, die es in sich hatte. "Bauch." Direkt danach folgte ein Uppercut. "Halsgegend." "Genau! Dass du mir das ja niemals vergisst!" Er trat zu ihr hin, täschelte der schwer atmenden jungen Dame den Kopf. "Du musst bereit sein dich und deine Familie zu beschützen wenn ich mal nicht da bin. Crispy ist zu weich und damenhaft und dein Vater verlässt sich zu sehr auf mich." "Weil du ja auch der beste Butler der Welt bist!", rief sie aus. "Sicher nicht...mein Vater war ein viel besserer Leibdiener und -wächter als ich. Er hat deinem Großvater und der Familie Bowler-Walden große Ehre gemacht." Er verfiel fast schon ins schwärmen. "Ja, Opi Henry war wirklich toll. Leider ist er mit Mama fortgegangen...", murmelte sie, als plötzlich etwas in Miles Hosentasche klingelte. "Ihr entschuldigt mich kurz-" Der Mastif drehte sich zur Seite, zog das Mobiltelefon aus der Tasche und nahm ab. "Miles Bowler-Walden II am Apparat, was kann ich für Sie tun?" Chips beobachtete das Mienenspiel des Hundes, es wechselte von höflich neutral zu überrascht bevor es sich wieder fasste und eine angespannte Mimik zeigte. "Natürlich, ich werde sofort kommen. Ich war gerade auf dem Rückweg zusammen mit der jungen Lady. Ja, bis gleich Herr." Er legte auf und packte Chips an der Hand. "Wir müssen sofort zurück. Eine dringende Familiensitzung wurde einberufen." Mit diesen Worten Schritt er gerade so schnell vorraus, dass er der jungen Dame nicht wehtat. "Worum geht es denn?" fragte diese besorgt. Sie hatte Miles selten in so einem Aufruhr erlebt. "Weiß ich nicht.", gab er fast schon scharf zurück. Erst wollte sie ihn scherzhaft maßregeln, ließ es dann allerdings. Sie war ihm weder wirklich böse, noch war dies momentan eine angebrachte Handlung. In kürzester Zeit waren sie zurück beim Anwesen der Familie MacPurrson. Der Mastif schloss die Tür auf und ließ sie in der Eingangshalle stehen, während er zum großen Speisezimmer eilte. Unschlüssig stand die Kleine nun in der Halle und sah sich um. Sie zählte langsam bis zehn bevor sich sich auf lautlosen Katzenpfoten zur Küche begab. Gerade war niemand dort, so dass sie sich ungestört ein Glas holen konnte, um mit diesem zurück zu der Tür des Speisezimmers zu tapsen und es an die Wand zu legen. Dann spitzte sie die Ohren und legte diese so gut es ging an das Glas. Zu Familienversammlungen waren niemals Crispy oder sie eingeladen. Nur ihr Vater und das wichtige Personal so wie Miles und der Anwalt der Familie. "Wir müssen sofort etwas dagegen tun, gibt es irgendwelche Hinweise darauf, wer der Täter sein könnte?" "Ich habe eine Vermutung, aber mit wilden Anschuldigungen können wir auch nichts gewinnen." "Aber irgendwas muss man doch tun. Vielleicht die Polizei einschalten?" Vermutlich wurde Crispy auf ein Boot verfrachtet. Da ist die Tidenwacht dann zuständig und die Kommunikation zwischen den beiden Behörden würde zuviel Aufsehen erregen." Crispy? Moment mal... Was war mit ihrer Schwester passiert? "Und was sagen wir Chips wenn heute Abend ihre Schwester nicht zum Essen erscheint." "Am besten ist, wir erzählen ihr so wenig wie möglich. Vielleicht, dass Crispy gerade einen Sonderschulgang macht, weil sie so gute Noten hat und das gefördert werden muss." Crispy ist nicht mehr da? Chips quietschte leise auf. Das konnte nicht sein! Was war mit ihr nur geschehen? War sie verletzt oder abgehauen? Oder schlimmeres? "In der Zwischenzeit setze ich ein paar selbständige Mitarbeiter der Kanzlei auf die Sache an. Wir holen ihre Tochter wieder, versprochen!" "Das will ich hoffen. Noch einen Verlust werde ich nicht verkraften. Schritte waren zu hören und Chips machte sich schnell auf den Weg in die Küche um das Glas wegzustellen. Dann machte sie sich daran, möglichst so auszusehen als würde sie gerade von der Keksdose naschen wollen. Langsam öffnete sich die Speisezimmertür und vier Personen traten aus dem Raum, allesamt eher geknickt wirkend. Während sie sich langsam voneinander trennten kam Miles langsam auf sie zu. "Junge Lady, Sie wissen doch, dass es gleich Abendessen gibt, ich wollte gerade Molly von ihrem Mittagsschlaf wecken. Dann zaubert sie uns etwas leckeres auf den Tisch." Chips sah ihn mit großen Augen an, nickte dann aber. "Na gut. ich werde Geduld haben." Der Hund trat näher an sie heran und murmelte dann leise. "Ich weiß, dass Sie voller Tatendrang sind, aber wir werden uns um die Sache kümmern. Bereiten Sie ihrem Vater nicht noch mehr Kummer." Die Augen der Katze weiteten sich noch ein kleines Stück weiter, doch dann nickte sie. "Ja Miles...", murmelte sie widerwillig. "Aber sag mir bitte was mit Crispy passiert ist." "Sie wurde entführt. Bisher hat der Täter noch keine Forderungen gestellt, weswegen wir momentan kaum etwas tun können als abwarten. Aber seien Sie versichert, eher würde ich sterben als zuzulassen, dass Lady Crispy ein Haar gekrümmt wird." "Ist es...", druckste das Mädchen herum. "Weil du keine Zeit hattest auf sie aufzupassen, weil ich abgehauen bin?" Der Mastif schüttelte den Kopf, dass seine Ohren schlackerten. "Nein, auf keinen Fall junge Lady. Einflussreiche Leute und ihre Kinder leben gefährlich. Deswegen haben sie auch Leute wie mich. Aber wir sind auch nicht unfehlbar und es tut mir ehrlich Leid um ihre Schwester." Chips nickte langsam. "Ja, du hast wohl Recht." Eine gute Weile nachdem das Signal für den Beginn der Nachtstunden gegeben wurde, wanderte eine kleine Gestalt zwischen den Gebäuden in der Nähe des Hafens herum. Sie trug enganliegende, dunkle Kleidung und hatte eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Dennoch reflektierte das strahlend weiße Fell, welches noch hervorblitzte, das Licht der Deckenlampen wie ein Kristallkronleuchter. Chips hatte sich in der Nacht, als alles schlief, hinausgeschlichen um nach Komplizen des Bösewichtes zu suchen, der ihre Schwester entführt hatte. Denn es war ja klar, dass mindestens die Hälfte der hier arbeitenden mit irgendwelchen Machenschaften verstrickt war, einfach weil es sooo viele kriminelle Machenschaften gab und immer irgendwelche Leute vom Hafen mit einbezogen waren. Der Hafen selbst war fast genauso betriebsam wie morgens, bis auf die Tatasache dass kaum noch Leute herumliefen die nicht mit dem Be- und Verladen der Fracht zu tun hatten. Die schliefen nämlich jetzt. Zusammen mit den fehlenden typischen Stadtgeräuschen die Richtung Hafen tönten, hatte die ganze Atmossphäre etwas ruhiges aber auch gruseliges. Ab und zu dröhnte ein Lastkran, doch ansonsten war es vergleichsweise still, da die Arbeiter der Nachtschicht dazu angehalten waren zumindest zu versuchen, die Bewohner nicht mit Lärm zu belästigen. Chips stahl sich von Schatten zu Schatten die Lagerräume entlang und beobachtete die Arbeiter. Sie war ziemlich angespannt, fand die ganze Angelegenheit aber auch ungeheuer aufregend. Als sie sich gerade an zwei Hafenarbeitern vorbeigeschlichen hatte die eine große Kiste Richtung Boot tragen aus der gedämpfte Geräusche kamen, die ein wenig wie unartikulierte menschliche Stimmen klangen, fiel ihr Blick auf zwei weitere Männer, die sich gerade verstohlen umsahen, bevor sie in eine unbeleuchtete Gasse traten. Das Kätzchen beschleunigte ihre Schritte und spähte als sie an der Ecke angekommen war um selbige. Sie erblickte insgesamt vier ziemlich verdächtig aussehende Männer, die gerade einen Koffer und eine Kiste austauschten. Dabei wurden misstrauische Blicke gewechselt, zwei der Männer hielten ihre Pfoten an den Gürteln, an denen Waffen aufblitzten. Chips konnte ein erschrockenes aufkeuchen nicht unterdrücken. Mit gekreuzten Fingern hoffte sie, dass niemand es gehört hatte, doch diesmal war ihr das Glück nicht hold, denn ein Wiesel drehte sich in ihre Richtung. Sie zog schnell den Kopf weg, doch hörte sie sofort eine näselnde Stimme rufen: "Wir sind aufgeflogen Jungs, da hinten!" In diesem Moment stürzte sie los, versuchte so viel Vorsprung wie möglich zu bekommen, doch sie hörte schon die Verfolger hinter sich poltern. Die Katze drehte ihren Kopf und sah zwei Kerle, das Wiesel und einen Polarfuchs. Ein verräterisches Glitzern im Lampenlicht verriet, dass sie kalten Stahl an den Gürteln trugen. 'Mist, Mist, MIST!', dachte Chip, während sie versuchte durch das Gewirr von Gassen und Maschinen zu entkommen, doch die beiden Verfolger hatten die längeren Beine und machten mehr und mehr Grund gut. Gerade als sie sich nochmal umdrehte, nur um panisch zu bemerken, dass ihre Verfolger bis auf wenige Schritte herangekommen waren, kreuzte ein anderer Hafenarbeiter ihren Weg in den sie hineinstolperte und beide unsanft zu Boden stürzten. Die beiden Verfolger reihten sich sogleich um sie, schnitten ihr den Weg ab, während sie versuchte sich aufzurappeln. "Na was haben wir denn hier? Eine kleine Straßenkatze ?", höhnte der Fuchs. Der andere Arbeiter witterte, dass er hier nichts verloren hatte und machte sich schleunigst aus dem Staub. Chips sah ihm flehend hinterher, wagte es aber nicht um Hilfe zu rufen. "Ein kleines dreckiges Straßenkind, dass ihre Beobachtungen am liebsten bei einem Gönner für eine Schale Milch verkaufen will.", kommentierte der andere knurrend. "Vielleicht sollten wir sie Baden bevor sie vor ihren Gönner tritt ?" Das Wiesel packte Chips am Arm. und zog sie wieder Richtung Treffpunkt. Bevor sie allerdings die Gasse erreichten, machten sie einen Schlenker zu einem der Gebäude. Hier am Frachthafen interessierte sich keiner direkt für die Handlungen anderer, so dass sie unbehelligt weiter ziehen konnten. Chips wurde in eine momentan menschenleere Werft gezogen. "Carl, hol mal das Seil von da drüben!" blaffte derjenige, der Chips gepackt hielt. Die Augen des Kätzchens weiteten sich, als sie realisierte was die Kerle vorhatten. Das Hafenbecken war gerade einmal an die vier Meter tief, allerdings würde dies mehr als ausreichen um ihr den Garaus zu machen. Sie wand sich in dem Griff ihres Entführers, versuchte mit ihren Beinen in seine Weichteile zu treten, dieser aber war zu groß und zu kräftig, als dass sie viel tun konnte. Der Fuchs kam mit dem Seil wieder und begann Vorderpfoten des Mädchens zu fesseln. "Bitte, ich bin keine Spionin, ich suche nur meine Schwester, lasst mich gehen, ich habe Geld!" "Natürlich hast du das. Und ich arbeite hier auch nur am Hafen weil ich hoffe, dass ich hier meine große Liebe treffe.", brummte der weißbefellte und packte eines ihrer Beine, nur um einen heftigen Tritt in die Schnauze zu kassieren. "Argh! Na warte, du kleines Biest!" Der im Vergleich zu dem Wiesel relativ drahtige Kerl holte mit der Pfote aus, verpasste ihr ein paar schmerzhafte Kratzer an der Wange aus denen langsam dunkelrotes Blut sickerte und das schneeweiße Fell besudelte. Chips fing an, lautlos zu schluchzen. "Bitte...nicht..." Der Fuchs rieb sich die Wange und knurrte, während er ihr schnell die Beine zusammenband. "So, kannst sie reinwerfen, die Schlampe hat das mehr als nur verdient." Nickend trat der andere langsam zum Wartungsbecken das stahlblau vor ihnen lag und kaum von Wellengang aufgewühlt wurde. Mit tränenverschleierten Augen blickte Chips auf das Wasser. War dies das Ende? Sie hatte Miles enttäuscht, ihrem Vater noch mehr Kummer gemacht und Crispy im Stich gelassen. Langsam kamen ihre Füße mit winzigen Schritten der Kante näher. "Sie war eine schlechte Tochter gewesen und jetzt würde sie dafür bezahlen. Das Wiesel gab ihr einen Stoß und sie schrie mit zusammengekniffenen Augen all ihren Kummer und Schmerz hinaus. Noch bevor sie auf dem eiskalten Wasser auftraf, welches sich schnell in ihre Kleidung saugte und sie in die Tiefe zog, hörte sie Sirenen. Sie versuchte nach oben zu schauen, hatte aber wegen ihres Schreis nicht viel Luft in ihren Lungen. Sie hörte einigen Tumult, konnte aber nicht ausmachen, was dort vor sich geht und das Bedürfnis nach Sauerstoff brannte in ihren Lungen. Sie hörte noch Geräusch von aufgewühltem Wasser als ihr schwarz vor Augen wurde. Als Chips wieder die Augen öffnete, blickte sie in das besorgt dreinschauende Gesicht einer Löwendame, welche nun erleichtert wirkte und den Kopf abwandte. "Sie ist wieder wach!" rief sie aus, während das Kätzchen noch ein wenig Wasser hervorhustete. Es ging ihr elend und sie wollte nur noch nach Hause. Nein, nicht nach Hause. Denn da würde ihr Vater auf sie warten und sie anschreien und wütend werden und traurig. Und das zu Recht. Aber sie musste doch ihre große Schwester finden. Unzählige Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf, so dass ihr ein wenig schwindelig wurde. "Wie viele Finger siehst du?" Die Frau, die bei genauerer Betrachtung eine Polizeiuniform trug hielt ihr die Pfote mit drei ausgestreckten Fingern entgegen. "Drei...glaube ich.", murmelte Chips abwesend. Sie würde Hausarrest bekommen und dann wäre Miles auf sich alleine gestellt um Crispy zu finden. "Wie heißt du? Wo wohnst du? Warum wollten die Männer dich ertränken?" Die Frau konnte sich kaum halten vor Neugier und Erleichterung, dass die Kleine nicht tot war. "Ich heiße Chi...Chiara. Ja, Chiara, so heiße ich." Chips biss sich auf die Unterlippe. Sie musste fort von diesen Polizisten und die richtigen Verbrecher finden. "Und ich wohne...nirgends. Genau, nirgens! Ich kann nämlich gut auf mich selbst aufpassen." Wenigstens war sie nun dank dem Aufenthalt im Hafenbecken so schmutzig, dass es nicht auffiel wie gepflegt ihr Fell eigentlich war. "Du bist Chiara und du wohnst nirgends?", fragte die Dame misstrauisch. Eine ihrer Augenbrauen hob sich an. "Und dann hast du so viel Geld, dass du dir einen Markenpullover leisten kannst?" "Mist...", entfuhr es Chips und sie sah zur Seite. Nicht einmal Lügen konnte sie gut. Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. "Bitte sagen sie nichts von dem hier meinem Vater! Er hat schon genug Probleme am Hals. Bringen sie mich bitte nach Hause und verschwinden dann. Bitte! Bitte!" Die Löwendame verzog ein wenig das Gesicht, seufzte dann. "Ich glaube nicht, dass ich das kann. Wir müssen deinen Eltern Bericht erstatten. Magst du mir jetzt nicht erzählen was passiert ist?" Chips schüttelte heftig mit dem Kopf, dass ihr wieder schummrig wurde und noch ein wenig Wasser erbrach. Die Polizistin hielt ihr den Kopf und tupfte sie ein wenig sauber. "Ich erzähle...", wieder ein Würgen. "...nichts wenn mein Vater davon Wind bekommt!" "Hrmpf. Ein ziemlich störrisches Fischchen was wir da aus dem Wasser gezogen haben. Aber gut, dann müssen wir die beiden Kerle wieder an die frische Luft setzen ohne Zeugin, die uns sagen kann was passiert ist." Beiläufig zuckte die Uniformierte mit den Schultern. "Gut!", rief Chips aus. "Ist sowieso nicht mein Bier!" Wütend versuchte sie sich aufzusetzen, was ihr nur sehr schwer gelang. Langsam rieb sie sich mit einem vollgesogenen Ärmel durch das Gesicht, welches dadurch nasser als vorher wurde. Abermals verzog die Löwin das Gesicht. Sie wurde allmählich ungeduldig. "Nun hör mir mal zu! Ich werde dich jetzt ins Kommissariat schleifen und dort bleibst du bis ich weiß wo du wohnst und was passiert ist, verstanden?" Ihr Knurren ließ Chips zusammenzucken. "Ist ja schon gut...", maulte die Kleine fast schon zickig. "Ich hab gesehen, wie die Leute irgendwas miteinander gehandelt haben, einen Koffer und ein Paket. Die haben mich gesehen und dann bin ich abgehauen. Aber sie haben mich gepackt und dann hierher gezogen. Und ich wohne bei meinem Vater. Chips MacPurrson heiße ich." Als die Uniformierte den Namen 'MacPurrson' hörte, weiteten sich ihre Augen. "Du bist die Tochter von MacPurrson? Dem Kerl dem CatnipFood gehört?" Chips nickte langsam. "Ja... Kann ich jetzt nach Hause?" Sich die Schläfen reibend antwortete die andere nur: "Ja, wir bringen dich jetzt zu deinem Vater." Zwei Stunden später lag Chips schlunzend und jammernd auf ihrem Bett. Miles hatte sie empfangen, ins Bad gesteckt und wollte sie dann diskret zu Bett bringen, doch ihr Vater hatte sie abgepasst und Chips eine Standpauke verpasst, die sich mehr als nur gewaschen hatte. Aber das hatte sie verdient. Sie hatte versagt. Sie hatte Miles doch versprochen auf sich und andere aufzupassen. Und sie hatte ihm versprochen, dass sie hier ausharren würde. Sie war an allem Schuld. Chips wälzte sich frustriert, wütend und deprimiert auf dem Bett hin und her, als sie von unten laute Stimmen hörte. "Habe ich es mir gedacht, das ist eindeutig seine Handschrift, dieser miese!" "Leider können wir nichts dagegen tun, wir haben keine Beweise. Der Anruf war zu kurz um ihn zurückzuverfolgen, selbst mit den Abhörgeräten unserer Kanzlei." "Meine Anteile der Strömungskraftwerke verkaufen, das würde unsere Familie in den Ruin treiben! Die Anteile halten uns momentan unter Wasser, bis sich der Preis für algenbasierte Lebensmittel stabilisiert hat! Wie kann dieser Schuft von einem Rhinzeros nur!" Chips horchte auf. Rhinozeros? Hatte etwa dieser skrupellose Konkurrent ihres Vaters Crispy entführen lassen? Sie hatte schon häufiger mitbekommen, dass ihr Vater Probleme mit dem Besitzer einer gewaltigen Algenfarm hatte, welcher versuchte sich ein Monopol auf die komplette Nahrungsmittelproduktion zu ergaunern. Kurz bevor er die ehemaligen Besitzer der Firmen, die heutzutage zu CatnipFood gehören weich geklopft hatte zu einem lächerlich niedrigen Preis zu verkaufen, kam ihr Vater daher und bot ihnen einen fairen Preis an. Mr MacPurrson hatte kurz zuvor das Vermögen seines Vaters geerbt und einige wirtschaftliche Umstruktuierungen in der Familie in die Wege geleitet. Seit dem kriselte es immer häufiger zwischen den beiden Geschäftsmännern. "Wir können momentan nichts tun als zu versuchen Zeit für unsere Männer zu schinden, damit sie den Aufenthaltsort von Crispy herausfinden." Es erklang ein lautes Poltern, als ob ein schwerer Gegenstand umgeworfen wurde, dicht gefolgt von einer aufschluchzenden Baritonstimme. Das Kätzchen setzte sich auf, schwang ihre Pfoten vom Bett und schlenderte langsam mit grüblerischer Miene zum Fenster. Dieser Mistkerl. Sollte er wirklich Crispy haben, würde sie ihn dafür bluten lassen. Sie würde alles tun um sein Leben zu ruinieren, bis er genauso gelitten hatte wie sie. Sie sah hoch, in die Richtung in die das Anwesen der Familie des Rhinos lag. Dort wo dieser selbstgefällige Fettklops jetzt vermutlich ruhig in seinem Bett schlief, während seine Frau sich an ihn schmiegte und sein versnobter Sohn... Plötzlich ging Chips ein Licht auf. Sein Sohn! Sein SOHN! Ein fast schon bösartig zu nennendes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Sie wusste nun, was sie tun würde. In Windeseile warf sie sich ein paar Kleidungsstücke über während sich ein Plan in ihrem Geist formte. Wieder zurück am Fenster starrte sie wieder heraus. Sie hob ihre Pfote an ihr Ohr und griff nach einem einzelnen Ohrring an dem sich ein winziger, speziell geschliffener Diamant befand und löste ihn. Vorsichtig begann sie, die Glasscheibe anzuschneiden und ein Loch vorzuzeichnen, das groß genug war, damit sie durchpasste. Als sie dies vollbracht hatte, steckte sie sich den Ohring wieder an, dann sah sie noch einmal zurück. Sie brauchte ein Seil...und ihre Messer. Eilig tapste sie wieder zu ihrem Schrank, holte einen Aktenkoffer darunter hervor, der mit einem Zahlenschloss zugesperrt war. Fix öffnete sie diesen und nahm sich alles was sie brauchte heraus. Seile, Messer und sogar eine Rauchgranate, die ihr Miles in einem Anflug von geistiger Umnachtung für 'Notfälle' gegeben hatte. Nachdem sie ihre Ausrüstung verstaut und den Koffer wieder versteckt hatte, ging sie abermals zurück zum Fenster und atmete tief durch. Wenn sie jetzt ging, gab es fürs erste kein zurück mehr. Sie würde zur völligen Hilflosigkeit verdammt sein und man würde ununterbrochen ein Auge auf sie haben würde man zurückkommen nach ihrer Flucht und mit dem halben Arsenal, das sie bei sich trug. Sie holte aus, drückte dann mit Wucht gegen die Scheibe sodass die eingeritzte Stelle herausbrach und hinunter in die Plastikrosenbüsche fiel. Gedämpft klang Glasgeklirr zu ihr herauf, während sie schon dabei war, aus dem Loch zu klettern. Sie schnappte kurz Luft, ließ sich einen Moment Zeit, den Garten zu betrachten, dann sprang sie aus dem Fenster. Sie landete ein gutes Stück links unter ihrem Fenster um nicht in Glasscherben zu landen. Sich hastig umsehend schlich sie sich durch die Büsche bis zum Gartenzaun, schwang sich geschickt hinüber. Sie war frei, jetzt musste sie sich nur noch bedeckt halten und den richtigen Moment abpassen. Es war schon Mittag geworden als dieTür, eines nicht mehr benutzten, Güterbahnhofs auf halber Strecke zwischen Klein-Irland und Klein-Frankreich mit dem Geräusch von kreischendem Metall aufgeschoben wurde. Durch den kleinen Spalt, der gerade ausreichte um ein Kind hindurch zu lassen, stolperte selbiges. Ein Nashornjunge, der sich in seinen straffen Hand- und Fußfesseln wand und in seinen Knebel jammerte. "Nun stell dich nicht so an, Raphael. Du wolltest doch Räuber und Gendarme spielen. Und ich habe gewonnen. Also werde ich dich jetzt hier auf dem Komissariat festhalten bis dein Vater mir meine Schwester zurückgebracht hat, verstanden du kleines Mafiosischwein?" Bei den letzten Worten überschlug ihre Stimme sich fast. Chips stieß ihn gnadenlos weiter, zog die Tür hinter sich wieder zu und sah sich nach irgendetwas um, dass sie benutzen könnte um ihn sicher zu fixieren. Da sie keinen Stuhl fand, nahm sie kurzerhand ein weiteres Seil und fesselte seine Hände an eines der Rohre, die hier an den Wänden und der Decke verliefen. Wieder ein gedämpftes Jammern von dem Jungen. "DU bist jetzt schön brav und wartest hier, bis ich mit deinem Vater verhandelt habe, ist das klar?" Das Nashorn schüttelte heftig mit dem Kopf. "Dir bleibt gar nichts anderes übrig, ich mache hier die Regeln." Sie machte sich gerade daran ihn zu verlassen und sich zur Tür zu wenden, als sie wieder das Kreischen von Metall hörte. Chips fauchte leise und ihr Fell sträubte sich. Sie wirbelte herum, schnitt den jungen vom Rohr frei und zog ihn mit sich, hinter einen der Güterwagons. "Bist du sicher, dass dieses Mädchen mit dem Jungen hier hin verschwunden ist?" "Nachtürlich! Oder willst du etwa meine Fähigkeiten in Frage stellen du Wicht!" "Boss, vergebt ihm, er ist neu unter Vertrag und weiß noch nicht was für ein Genie Ihr seid." "Hör auf zu schleimen du Witzfigur." Schritte kamen näher, es waren eindeutig drei Personen. Die Katze hielt ihrer Geisel ein Messer an den Hals und wisperte ihm ins Ohr: "Wenn du schreist oder auch nur einen Piep machst esse ich heute afrikanisch, verstanden?" Der Junge nickte panisch, seine Augen weiteten sich. "Naja, weit kann sie ja nicht sein, oder? Wir haben nicht viel Rückstand laut meinen Berechnungen. Es war eine gute Idee, die Rikscha zu nehmen. Ich werde ein gutes Wort für dich beim Boss einlegen." Die Schritte kamen immer näher, teilten sich jetzt langsam auf. Chips schloss die Augen, atmete tief durch und dachte nach. Hektisch sah sie sich um, dann fiel ihr der Tunnel auf, der fast verdeckt von einem Wagon ganz in ihrer Nähe lag. Wenn sie durch das Tunnelsystem ihre Verfolger abhängen konnte, würde sie vielleicht an ihnen vorbei schleichen und von hier fliehen können. Sie packte sich das Seil der Handfesseln ihrer Geisel und rannte los, immer auf den Tunnel zu. "Da! Habt ihr das gehört?" "Ja! Da hinten! Da ist sie! Und der Junge ist auch dabei!" Sie stürmte vor so schnell ihre weißen Pfötchen sie trugen, doch sie hatte nunmal kurze Beine und obendrein auch noch eine leicht übergewichtige Geisel, so dass ihr vorsprung bald dahinschmolz. Panisch sah sie sich um, die Rufe ihrer Verfolger im Nacken. Endlich! Vor ihr kam eine Weiche in Sicht! Und was für eine! Fünf Tunnel gingen von dem Gang ab in dem sie sich befand. Schnell wählte sie einen aus und rannte diesen entlang, versteckte sich ein paar Meter weiter in einer Wartungsnische. "Wie gesagt, wenn du ein Geräusch machst, bring ich dich um!" flüsterte sie abermals. Bange Momente vergingen, während sie darauf wartete, dass etwas passierte oder genügend Zeit verstrich. Vorsichtig fuhr sie sich durchs Haar mit ihrer freien Pfote, dann kontrollierte sie den Sitz ihrer Messer. Die Schritte waren Dank dieses verdammten Halls nun überall. Sie konnte nicht herausfinden ob sie schon weg waren, oder ob einer beschlossen hatte diesen Tunnel zu nehmen, nichts! "Ich werde nicht einfach so sang- und klanglos untergehen.", murmelte sie unhörbar. "Ich werde Crispy retten...oder sie rächen." Plötzlich hörte sie ein paar Schritte. Jemand kam anscheinend näher und sehr bald konnte sehen, wie einer der Männer an ihr vorbeirannte. Vorsichtig tapste sie hervor, versuchte nicht gesehen zu werden, als sie sich umdrehte und wieder zurück zum Bahnhof eilen wollte. "Hey, hier! Da ist sie!", hörte sie, als sie in die Nähe der Weiche kam. Verdammt! Sie hatten einen abgestellt, der die Weiche überwachte. Mit einer flinken Bewegung stieß sie ihre Geisel beiseite und zog ihr Messer während sie ungebremst auf ihren Gegner zurannte, der auf den ersten Blick unbewaffnet war. "Hey, halt!" Dieser machte ein paar Schritte zurück. Er griff in seine Tasche, wollte gerade etwas hervorziehen und ihrem Angriff ausweichen, da bohrte sich ihr Messer in seinen Oberarm. Der Kerl fing an zu schreien und fiel fast nach hinten über, hielt sich mit einer Pfote den Arm. "Du Mistvieh! Du Mistvieh!", brüllte er immer wieder. Dunkelroter Lebenssaft sickerte aus der Wunde als sie das Messer wieder herauszog. Gerade holte sie aus, um ihren Gegner nochmal einen Hieb zu verpassen, diesmal ins Bein um ihn an der Verfolgung zu hindern, da hörte sie die Schritte, die näher kamen. Gerade noch konnte sie mit einer unbeholfenen Ausweicherolle einem Hieb mit einem Schlagstock entkommen, der sie sicher ins Reich der Träume, wenn nicht schlimmes berfördert hätte. "Auaaaa~", maulte sie, als sie wieder aufsprang. Sie hatte ihre Geisel und ihr Überaschungsmoment verloren, sie war nun einzig und allein auf ihre Technik angewiesen. Die beiden unverletzten Schläger bildeten eine Linie vor ihrem verletzten Kumpan, der langsam aufstand, sich immer noch den Arm haltend. "Dieses kleine Drecksstück hat mir den Arm aufgeschlitzt! Dürfen Kinder überhaupt Waffen tragen?" "Halt die Klappe und kümmere dich um den Sohn vom Boss, du bist so verwundet wertlos.", antworte der größte und am gefährlichsten Aussehende. "Und du, Mädchen!" Er wandte sich wieder zu Chips. "Du solltest lieber aufgeben, deine Waffen strecken und beten, dass wir dich nicht umbringen und in diesem verlassenen Tunnel liegen lassen, wo du vielleicht in einigen Jahren gefunden wirst!" Der andere lachte nur bei dem Gedanken. Chips verzog das Gesicht. "Ich werde mich garantiert nicht von ein paar halbstarken Gaunern besiegen lassen. Ihr solltet euch lieber vom Acker machen. Wenn ihr jetzt geht, werde ich euch am Leben lassen...aber der Kleine bleibt hier!" Nach einem Moment des betretenen Schweigens ließ der große von den beiden einen Laut vernehmen, der nach einer Mischung aus Knurren und Lachen klang. "Mach dich nicht lächerlich." Mit diesen Worten zog er eine Pistole. "Dein Vater hätte dich besser erziehen sollen. Kleine Mädchen sollten zuhause sitzen und Teeparty spielen und nicht Geiselnehmer." Chips griff gerade an ihren Gürtel, da drückte der Kerl ab. Chips stand wie angewurzelt da, konnte sich nicht bewegen, als die Kugel ihr in die Schulter fuhr und ein unglaublicher Schmerz durch ihren ganzen Körper schnitt. Geschockt und verwirrt stand sie neben sich, beobachtete sich dabei, wie sie fiel und die drei Schläger nur schweigend dabei zusahen. Das letzte was sie warhnahm, bevor sie schon wieder bewusstlos wurde, war das Gefühl wie das Blut aus der Wunde sickerte, ihr Kopf immer leichter wurde und eine Stimme sagte. "Scheiße, Boss! Musste das sein? Du hast die Kleine umgebracht!" Schweißgebadet schreckte Chips hoch und sah sich um. Sie war nicht im Himmel, auch nicht in einem Krankenhaus und statt ihrer dunklen Outdoorkleidung trug sie ein rosafarbenes Nachthemd. Schwer atmend ließ sie sich wieder zurück auf das Bett fallen, doch die Augen zu schließen wagte sie nicht. "Ein Traum? Alles nur ein Traum?" Sie rollte sich vorsichtig vom Bett, fing sich mit allen vieren auf dem Boden ab. "Uff..." Langsam tapste sie zu ihrem Wecker und schaute auf das Display. Es war der 25. Februar, drei uhr zwanzig. "Ich muss wohl ziemlich erschöpft gewesen sein, nach der Hafenangelegenheit...", murmelte sie während ihre Pfoten sie langsam zum Fenster trugen. Just in diesem Moment fuhr eine Rikscha vor und hielt bei ihrem Anwesen. Neugierig schaute Chips genauer hin. In dem Fahrzeug saßen drei Personen: Miles, ein Mann des Sicherheitspersonals und, eingewickelt in eine Decke, Crispy. Ein erschöpftes Lächeln stahl sich auf Chips Gesicht und sie schloss erleichtert die Augen. Vielleicht sollte sie sich doch weniger auf das Kämpfen konzentrieren und ein kleines bisschen Ruhm für die anderen übrig lassen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)