Golden Skies von Sunrisepainter ================================================================================ Kapitel 4: Dafür sind Lehrer da ------------------------------- Dafür sind Lehrer da Kumiko Yamaguchi war sehr glücklich als sie an diesem Morgen zur Schule kam. Die schwierigen Jungen in ihrer Klasse waren im Moment wirklich folgsam und das neue Mädchen, Nao Katsuragi, schien nun besser mit ihnen zurecht zu kommen. Zudem hatte sie eben Herrn Natsume im Park getroffen und er hatte sie gefragt, ob sie diesen Monat mit ihm einen Trip nach Okinawa machen wolle. Yankumi war selig. Und auch Goro Sawatari mit seinen üblichen Beschwerden über ihren süßen Schüler konnte ihr nicht die Stimmung vermiesen. Aber sobald sie vor ihrer Klasse stand, wurde ihr Tag ruiniert, sobald sie die langen Gesichter der Jungen bemerkte. Sie fürchtete sich schon vor der Antwort, aber sie musste trotzdem nachfragen: „Was ist passiert, Leute?“ „Es geht um Katsuragi“, informierte Ren sie, „sie ist heute morgen nicht gekommen.“ Verwirrt blickte Yankumi zu dem verlassenem Stuhl direkt gegenüber von ihrem Pult. Für einen Moment war sie verblüfft, doch dann fragte sie mit ernstem Ton: „Hat einer von euch etwas von ihr gehört?“ „Nein, nichts“, antwortete Kura für alle, was Yankumi noch nervöser machte. „Vielleicht hatte sie genug von uns und möchte nun nicht mehr kommen“, sagte jemand. „Oder sie war so peinlich berührt von Yamamotos plötzliches Liebesgeständnis“, kicherte ein anderer und der Genannte lief rot an. „Oh, du hast ihr deine Liebe gestanden. Gute Arbeit!“, Yankumi hob ihren Daumen. „Ich denke du schweifst vom Thema ab“, erinnerte sie Yamato seine Lehrerin mit gelangweilter Stimme. „Du hast Recht“, Yankumi wurde wieder ernst, „Ich denke nicht, dass Katsuragi ohne Grund die Schule schwänzen würde. Sie ist ein sehr zuverlässiges und gutes Mädchen.“ Ihre Schüler konnten ihr da nur zustimmen. Niemand dachte von ihr, dass sie jemand wäre, der sich einfach so aus dem Staub machte, auch wenn sie sensibel war. Außerdem schien sie in letzter Zeit ein wenig glücklicher und offener zu sein. „Vielleicht solltest du mal bei ihr zu Hause anrufen“, schlug Ichi vor. „Stimmt, das ist eine gute Idee“, stimmte die Lehrerin zu und ging dafür ins Lehrerzimmer. Aber niemand beantwortete ihren Anruf. „Frau Yamaguchi, was machen Sie hier? Es ist Zeit für den Unterricht“, sie zuckte zusammen als sie die Stimme des Rektors hinter sich hörte. Kurz erklärte sie die Situation. Der Rektor sah sehr besorgt aus: „Verstehe, ich denke es wird zeit, dass ich Ihnen etwas über ihre neue Schülerin Nao Katsuragi erzähle. Sie...“ Währenddessen waren die Jungen genauso aufgewühlt wie ihre Lehrerin. Was konnte passiert sein? Hatte Yankumi sie erreicht? Sie sprangen alle auf als Frau Yamaguchi zurück kam. „Schlechte Neuigkeiten, ich konnte Katsuragi nicht erreichen. Der Rektor hat mir gerade erzählt, dass sie alleine wohnt, also haben wir keine Möglichkeit ihre Familienmitglieder nach ihr zu fragen“, Yankumi sagte natürlich nicht, dass sie noch mehr erfahren hatte, aber diese Information reichte aus, dass die Jungen noch depressiver wurden „Echt?“, Kura war genauso überrascht wie seine Klassenkameraden. Es war ein weitere Geheimnis, das aufgedeckt worden war. „Soweit ich weiß hat sie keine Eltern mehr. Ich denke es ist sehr mutig von einem Mädchen alleine zu leben“, sagte Yankumi. „Vielleicht wurde sie entführt“, Ren war auf einmal ganz aufgeregt. Er ein sehr aufbrausender Mensch und derjenige, der handelte ohne vorher an die Konsequenzen zu denken. „Ist in letzter Zeit irgendetwas ungewöhnliches passiert? Etwas verdächtiges?“ „Vielleicht...“, begann Yamato und hatte bald die gesamte Aufmerksamkeit von allen, während er nervös auf seiner Unterlippe herum kaute. „Spuck es aus, Ogata“, verlangte Yankumi. Yamato schaute bloß zu Ashida und dessen Gang. „Du glaubst doch nicht, dass die Mistkerle der Kitanishi...“Kengo wurde bleich und die Stimmung im Klassenraum spannte sich an. „Was ist mit Kitanishi?“, Yankumi hatte schon einen Verdacht, aber sie wollte es aus dem Mund ihrer Schüler hören. Ashida sah sehr schuldbewusst aus als er die Geschichte von ihrem letzten Kampf erzählte und dem Versprechen des Anführers sich in jedem Fall an ihnen zu rächen. Yankumi ballte die Faust und schrie: „Ihr dummen, unreifen Jungen! Versteht ihr nicht, was ich euch schon die ganze Zeit versuche beizubringen? Ich hoffe ihr lernt aus diesem Fehler, denn dieses Mal ist ein unschuldiges Mädchen darin verwickelt. Katsuragi ist bestimmt in großen Schwierigkeiten.“ Alle ließen ihr Kinn auf ihre Brust fallen. Sie fühlten sich schuldig und waren wütend auf sich selbst. „Hört auf zu schmollen und sucht lieber eure Klassenkameradin“, sagte Yankumi zu ihnen, „wenn ihr euren Fehler wieder gutmachen wollt, dann müsst ihr Katsuragi jetzt helfen.“ „Das brauchst du uns nicht sagen. Natürlich helfen wir unseren Freunden“, Ren warf ihr einen bösen Blick zu als ob sie, sie beleidigt hätte. Seine Lehrerin lächelte bloß: „Okay, dann lasst uns gehen!“ Sie hatten ihre Hände an einem Stuhl zusammengebunden, sodass es ihr unmöglich war sich zu bewegen. Sie war sehr schläfrig, denn sie hatte nicht mal für einen kurzen Augenblick die Augen schließen können. Sie wusste nicht wo sie war und was sie mit ihr wollten, aber bis hatten hatten sie ihr nichts angetan, mal abgesehen davon, dass man sie in einer alten Fabrik geknebelt hatte. Natürlich hatten sie auch einige beleidigende und dreckige Dinge gesagt, um sie aus der Reserve zu locken, aber sie hatten sie noch nicht mal dabei angefasst. Sie wurde von zwei von ihnen bewacht, aber sie sahen aus als wären sie nicht gerade begeistert von ihrer Aufgabe und verfielen bald in einen tiefen Schlaf. Sie nutzte diese Gelegenheit um sich selbst zu befreien, aber das war unmöglich. Sie konnte sich keinen Zentimeter bewegen, also kam sie auch nicht an ihr Handy um Hilfe zu rufen. Aber etwas an dieser Situation war immer noch seltsam: Warum nahmen sie sie erst gefangen und ließen sie dann links liegen? Sie hatte niemanden, der bereit gewesen wäre eine hohe Summe Geld für sie zu bezahlen und sie sahen auch nicht aus wie diese Menschenhändler, die man manchmal im Fernsehen sah. Wenn sie ihr nicht etwas in den Mund getan hätten, dann hätte sie schon längst danach gefragt, was das hier alles sollte. Aufmerksam beobachtete sie wie der blau-haarige Kerl, der eindeutig ihr Anführer war, zurückkam und etwas zu den Wachen sagte, aber sie konnte nichts verstehen, da sie zu leise sprachen. Dann bewegte er sich in ihre Richtung und beugte sich hinunter: „Hab keine Angst, Kleine. Es ist nichts gegen dich, weißt du. Es ist nur, dass einige deiner Klassenkameraden mich wirklich anpissen!“ Also darum ging es hier! Es hatte alles mit dieser Schlägerei zu tun, die die anderen am Tag zuvor noch so fröhlich gefeiert hatten. Sie hätte vor Verzweiflung schreien können, wenn es ihr möglich gewesen wäre. „Was für ein Vorteil für uns, dass ausgerechnet so ein süßes Ding wie du vor kurzem in ihre Klasse gekommen bist. Was glaubst du werden sie tun, wenn die erst mal kapieren, dass wie dich haben?“ Natürlich würden sie nichts tun, oder? Aber die Frage war eher: Was konnten sie tun? Sie mögen den letzten Kampf gewonnen haben, aber würden sie einen weiteren überstehen? „Ich werde es dir sagen, denn wir haben sie schon erreicht“, der junge Mann grinste vergnügt, „und sie waren sehr sauer auf uns. Rate mal, was sie noch gesagt haben? Natürlich konnte Nao nicht antworten, also war er noch einmal gezwungen ihr zu helfen: „Sie haben gesagt, dass ich dir nicht mal ein Haar krümmen soll. Und dass sie mir nie vergeben werden, falls ich es tue. Ist das nicht allerliebst? Es sieht so aus als würden sie sich wirklich um dich sorgen.“ Er ging lachend weg. Nao hasste sich selbst dafür, dass ihre Augen nass wurde. Wie viel sie in den letzten Tagen doch geweint haben musste! Sie war so ein dummes Mädchen! Aber irgendwie berührten sie auch die Worte ihrer Klassenkameraden, im Falle dass sie der Wahrheit entsprachen. Aber trotzdem wünschte sie sich, dass sie wegbleiben würden oder auch clever genug waren um die Polizei einzuschalten. Durch ihre Tränen versuchte sie diesen unverschämten Kerl so zornig wie möglich anzustarren. Es war das erste Mal, dass sie von so einer heftigen Welle von negativen Emotionen überrollt wurde. Brennende Wut. Oh, wie sehr sie doch diesem Bastard in den Allerwertesten treten wollte, der sich nun selbstgefällig in einen Sessel pflanzte. Voller Genugtuung und Erwartung blickte er zur Tür: „Nun, lasst die Spiele beginnen!“ „Ich habe gerade einen Anruf von Ashida bekommen“, erzählte Yamato den anderen. Sie waren dabei nach ihrer Mitschülerin die ganze Stadt zu durchsuchen. Ren, Kura und Shunsuke schauten ihn an und hofften, dass er endliche gute Neuigkeiten hatte. „Kitanishi hat wirklich Katsuragi und er möchte, dass wir sofort zu ihm kommen oder er wird ihr hübsches Gesicht ein wenig verschönern.“ Kura ballte seine Faust und fing an zu fluchen, so wie er es immer in solchen Situationen tat. Ren und Shunsuke hatten es ebenfalls schwer die Nerven zu behalten. „Was ist mit, Yankumi? Weiß sie es?“, fragte Ren. „Noch nicht, doch ich rufe sie an, während wir uns auf den Weg machen“, sagte Yamato, „wir werden vor den anderen da sein, weil es ganz hier in der Nähe ist. Kennt ihr die alte Holzfabrik?“ Die anderen nickten mit dem Kopf und liefen ihm nach, denn sie waren entschlossen die Sache selber zu regeln bevor ihre Lehrerin auftauchte. Nervös biss sich Nao auf die Unterlippe. Wann immer sie auch nur den kleinsten Laut von draußen hörte, betete sie zu Gott, dass es nicht die Jungen waren, die kamen um sie zu retten. Natürlich hatte sie die Hoffnung, dass überhaupt jemand kommen würde, aber sie bevorzugte es, wenn es Polizisten mit Pistolen und Handschellen wären. Aber sie kannte die Jungen bereits gut genug, um zu wissen, dass dies nicht der Fall sein würde. Also war sie auch nicht wirklich überrascht als, nach einiger Zeit, die schwere Tür aufgestoßen wurde und vier temperamentvolle und wütende Jungen in die verlassene Fabrik stürmten. Nao schloss die Augen und einige unangebrachte Wörter flogen ihr durch den Kopf. Diese unbekümmerten Idioten! Sie wollte ihnen sagen, dass sie lieber zur Polizei rennen sollten, aber sie wusste, selbst wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre, hätten sie nicht auf ihre Worte gehört. Von all ihren Mitschülern waren diese vier wahrscheinlich die starrköpfigsten. Sie konnte nur seufzen und hoffen, dass sie wenigstens Hilfe gerufen hatten bevor sie hier Hals über Kopf eingefallen waren. „Was soll das hier?“, sagte Yamato schließlich, „sie hat mit der Sache rein gar nichts zu tun, also lasst sie gehen!“ Der Blauhaarige grinste bloß und erhob sich aus seinem Sitz: „Gut, gut, wie ich sehe sind die Ritter gekommen um ihre Prinzessin zu retten, genau wie ich es vorausgesagt habe!“ „Halt die Fresse und sag uns was du willst!“, rief Kura. „Ihr seid nicht diejenigen, die ich erwartet hatte“, bemerkte der Junge. „Das ist egal“, sagte Yamato mit ruhiger Stimme, „wenn ihr ein Problem mit unseren Kameraden habt, dann könnt ihr das auch mit uns diskutieren.“ „Ich verstehe. Das ist euer Wille, also werdet ihr bekommen, was ich eigentlich für eure Kameraden vorbereitet hatte“, und ohne auch nur eine weitere Minute zu verlieren, begann ein Trupp von Kerlen, mit Eisenstangen und Ketten bewaffnet, die vier Schüler zu attackieren. Nao bekam Panik als sie sah wie ihre Klassenkameraden vor ihren Augen zusammen geschlagen wurden, während sie selbst nichts tun konnte. Wilder denn je strampelte sie und versuchte sie zu befreien. Doch der einzige Effekt war, dass der Stuhl, auf dem sie saß, zur Seite kippte. Vom Boden ausgesehen wirkte die Szene gleich noch viel beängstigender. Tränen liefen ihr übers Gesicht als sie sah wie Kura bereits zu Boden gegangen war und zwei miese Kerle trotzdem noch weiter nach ihm traten und wie Yamato gerade einen harten Schlag in die Magengrube kassierte. Sie wollte ihre Augen schließen, aber sie konnte nicht. Sie fing Kamiyas Blick auf, der immer noch versuchte sich zu verteidigen und in seinen Augen lag ein entschuldigender Ausdruck als er letztendlich auf die Knie fiel. „Geht's dir gut?“, hörte sie eine schwache Stimme neben ihrem Kopf. Sie versuchte aufzuschauen und sah Kazama, vornüber gebeugt und seine Hände an seine Seite gedrückt. Blut tropfte aus einer Wunde an seiner Stirn. Sie nickte mit dem Kopf und er lächelte: „Es wird als g-“, er konnte seinen Satz nicht mal beenden, denn etwas schlug ihm auf den Kopf und her fiel leblos neben ihr auf den Boden. Ein weiteres Mal versuchte Nao wenigstens die Stricke zu lockern, aber es war immer noch nicht möglich. Sie schaute sich im Raum um und sah, dass bereits alle Retter am Boden lagen. Shunsuke atmete schwer und versuchte nochmal aufzustehen, aber mit einem Tritt auf den Rücken wurde er zurück auf den Bauch gedrückt. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so viel Wut und Schmerz gefühlt. Und nicht mehr so miserabel und verzweifelt seit dem Tod ihrer Eltern. „Das war alles? Was für ein leichtes Spiel. Ich bin sehr enttäuscht“, stieß der Anführer der Gang aus, „na gut, dann lasst uns sie für immer los werden.“ „Wagt es ja nicht sie anzufassen!“, rief eine weibliche Stimme. Naos Kopf schoss in die Höhe, denn sie wusste sofort zu wem diese Stimme gehörte. Eine schmale Gestalt schritt durch die Tür und die bösen Kerle waren sehr überrascht als seine eine Frau in einem komischen Trainingsanzug erkannten. Ungläubig schauten sie einander an und brachen dann in Gelächter aus. „Und wer zu Hölle bist du, alte Schnepfe?“, fragte der Blauhaarige amüsiert. „Ich bin ihre Klassenlehrerin“, sagte Frau Yamaguchi mit ruhiger Stimme und kam näher. „Ihre Lehrerin? Wie beschämt sie sein müssen von einem Lehrer Hilfe zu bekommen“, die Kerle lachten wieder, aber Yankumi ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie versuchte immer noch diplomatisch zu bleiben: „Ich würde euch bitten meinen Schüler jetzt frei zu lassen. Ich denke ihr habt euch bereits gut genug um sie gekümmert.“ „Rede keinen Quatsch! Was willst du tun? Wirst du versuchen uns zu Tode zu langweilen?“ „Ich befürchte ihr lasst mir keine andere Wahl“, seufzte Yankumi und plötzlich änderte sich die Aura, die sie umgab. Sie wirkte sehr entschlossen und gefährlich als sie die beiden Bänder aus ihrem Haar zog. „Für meine geliebten Schüler würde ich alles tun, denn das ist die Aufgabe eines Lehrers. Egal ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelt: sie alle müssen geschätzt und beschützt werden. Es war nicht richtig ein unschuldiges Mädchen an deiner kleinen Racheaktion zu beteiligen“, Yankumi schüttelte ihren Kopf, sodass ihr dunkles Haar um sie herum wirbelte, „es ist nicht sehr gentleman – like einen Mädchen zu kidnappen. Jeder Mann, der eine Frau verletzt sollte sich schämen“, während sie noch näher trat, warf sie ihre Brille weg und alle konnten den mörderischen Blick in ihren Augen sehen, „ich werde es nicht erlauben, dass so jemand feiges wie ihr ungestraft damit davon kommt.“ Und damit griffen sie alle auf einmal an, aber Yankumi konnte ihnen allen ausweichen. Ihre Bewegungen waren schnell und präzise als sie einem in den Bauch kickte und dieser gegen die Wand flog. Naos Augen wurden groß als sie ihrer Lehrerin dabei zusah wie sie einen Haufen gefährlicher Jungs zusammenschlug als mache sie nur einen Spaziergang. Als einer von ihnen sie von hinten umklammerte, hielt Nao die Luft an, aber Yankumi trat nur noch nach einen Angreifer, der direkt auf sie zukam, ehe sie den Jungen hinter sich über ihre Schulter schleuderte. Nao war mehr als fasziniert und vergaß sogar ihre Angst. Als die Kerle merkten, dass es keinen Sinn machte gegen diese unmenschliche Frau zu kämpfen, sahen sie zu, dass sie davon kamen. Nur der Blauhaarige blieb zurück und starrte sie wütend an. Seine Arroganz und seine Befriedigung waren schon längst verflogen. Mit einem verzweifelten Schrei zog er ein Messer aus seiner Tasche und stürmte auf sie zu. „Yankumi!“, Shunsuke und Yamato, die noch bei Bewusstsein waren, riefen ihren Namen gleichzeitig. Aber Frau Yamaguchi hatte es längst voraus gesehen und das Messer schnitt durch die Luft. Blitzartig landete sie einen Faustschlag in seiner Magengrube und er ging nach Luft schnappend zu Boden. „Rache bringt dich niemals weiter, merk dir das“, sagte Yankumi mit kalter Stimme. Ungläubig schaute der Blauharige zu ihr auf und endlich akzeptierte, dass er auch dieses Mal verloren hatte. Soweit wie es in seinem Zustand möglich war, stolperte er aus der Fabrik. Nachdem er gegangen war, spurtete Yamato hinüber zu Ren um ihn aufzuwecken, und Shunsuke versuchte dasselbe bei Kura. „Haben sie dir etwas getan?“, fragte Frau Yamaguchi, die bereits Nao befreit hatte. „Nein. Keine Sorge, ich bin okay“, versicherte diese, „aber was die Jungen betrifft...“ Sie konnte es nicht verhindern sich ein wenig schuldig zu fühlen. Während sie alle für sie gekämpft hatten, konnte sie überhaupt nichts tun... Sie blickte auf als sie eine Hand auf ihrem Kopf spürte. „Es ist alles gut“, Yankumi lächelte sie an, „es war nicht deine Schuld. Ich sollte verärgert wegen der Jungen sein, weil sie mal wieder so etwas unnötiges getan haben, aber ich bin auch stolz auf sie.“ Sie schaute zu Ren, der von Yamato gestützt wurde und zu Shunsuke, der immer noch versucht Kura aus seiner Bewusstlosigkeit zu holen. „Warum?“, Nao verstand nicht so ganz, was sie damit meinte. „Kannst du es dir nicht denen, Katsuragi – chan ?“, Frau Yamaguchi lächelte warm, „sie mögen vielleicht unreif und voreilig sein, aber sie werden ihre Freunde immer beschützen, auch wenn das heißt, dass sie selber darunter leiden müssen. Kannst du ihr Verständnis von Freundschaft erkennen?“ „Ich denke ich fange so langsam an sie zu verstehen“, gab Nao zu und schaute nachdenklich zu den Jungs, die sich gegenseitig auf den Beinen hielten. „Weil sie jedoch immer unterschätzt und verurteilt werden, werden sie schnell wütend und denken sich Dummheiten aus, aber dafür akzeptieren sie andere Menschen auch viel schneller als andere, weil sie selbst frei von jeglichen Vorurteilen sind. Das ist der Grund, warum sie dich von Anfang an als einen teil ihrer Klasse gesehen haben. Und dieses Gefühl wird immer stärker. Wenn du dich nur ein wenig öffnen und sie wie deine Kameraden behandeln würdest, dann wirst du im Nullkommanichts mit ihnen Freundschaft schließen.“ „Meinst du das wirklich?“, fragte Nao und fühlte eine seltsame Regung in ihrem Bauch als ob etwas neues in ihr aufflammen würde. „Versuch es nur und du wirst es sehen“, Frau Yamaguchi schickte ihr ein letztes Lächeln und versuchte dann ihren verletzten Schülern zu helfen. „Ich halte es für das beste, wenn wir für heute alle nach Hause gehen“, sagte Yankumi mit einen Blick auf Ren und Kura. „Aber was ist mit dem Vizedirektor? Er wird sehr ärgerlich sein“, wandte Yamato ein. „Ich kümmere mich darum. Ihr müsst euch jetzt alle erholen“, Yankumi hörte sich an als ließe sie keine weiteren Einwände zu. „Aber es ist Freitag“, sagte Nao schüchten und die Lehrerin blickte fragend zu iher einzigen Schülerin. „Wir hätten heute eigentlich einen Test schreiben sollen“, erinnerte Nao ihre Mathelehrerin. Erst schaute man sie an als sei sie verrückt, aber dann begannen sie einfach zu lachen. „Der war gut, Katsuragi. Ich wusste gar nicht, dass du so humorvoll bist“, obwohl sein Magen höllisch schmerzte, konnte Ren immer noch mitlachen. „Danke, dass du die Stimmung etwas gelockert hast“, sagte Frau Yamaguchi, „aber es wird Zeit zu gehen.“ „Ich wollte gar nicht witzig sein“, murmelte Nao, „ich meinte es ernst.“ Aber niemand hörte sie, denn die anderen waren bereits außer Reichweite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)