Green Eyes von Kajia ================================================================================ Kapitel 12: Rettung ------------------- Loki´s POV: Als ich aus meiner tiefen Ohnmacht erwachte, schmerzte mein Körper, als hätte ich ein Training mit Thor hinter mir. Meine Knochen fühlten sich an wie Gummi, meine Lungen brannten und mein Kopf dröhnte. Ich lag auf einem kalten und harten Untergrund und als ich es endlich schaffte die Augen zu öffnen, sah ich steinerne Wände und eine schwere Eisentür. „Kerker!“, sagte mir mein erschöpftes Gehirn und ich versuchte mich von dem Steinboden aufzurappeln, auf dem ich lag, doch meine Arme zitterten so heftig, dass ich sofort wieder zurück sank. Langsam stieg Panik in mir auf, auch wenn ich versuchte diese zu unterdrücken. Doch die Fragen in meinem Kopf ließen mich nicht los. Hatten Thor und die anderen die Flucht geschafft? Ging es ihnen gut? Und vor Allem: Würden sie kommen und mich retten? Doch ich hatte keine Zeit mir den Kopf über die Fragen zu zerbrechen, denn plötzlich wurde die Eisentür aufgestoßen und Dareos betrat, gefolgt von zwei Wachen, die Zelle. Die Wachen liefen zu mir, packten mich grob und zogen mich nach oben, sodass ich kniend vor dem fetten König hockte. In meinem Kopf drehte sich alles und ich gab mir große Mühe, mich nicht auf Dareos´ Schuhe zu übergeben. „Du bist wirklich stark, junger Prinz!“, sagte er da und seine Stimme schallte laut in der Zelle: „Ich hätte nicht gedacht, dass du dieses Gift überlebst. Aber mir wurde ja bereits eingehend berichtet, dass du über sehr mächtige Magie verfügst.“ Er hatte seine Finger unter mein Kinn gelegt und sorgte so dafür, dass ich ihm ins Gesicht sehen musste. Seine trüb blauen Augen waren gefüllt von unterdrückter Gier und ich erschauderte unwillkürlich. Als er sich zu mir runterbeugte, riss ich ruckartig meinen Kopf nach hinten und zischte: „Fass mich nicht an!“ Ein schallendes Geräusch und brennender Schmerz in meiner Wange waren die Folge und meine Übelkeit nahm nach diesem Schlag erheblich zu. „Du solltest ganz vorsichtig sein, was du von dir gibst. Zur Zeit bist du auf meine Gunst angewiesen, Loki Odinson. Außerdem weiß ich doch, dass du es mit jedem treibst. Schließlich hast du Odin Allvater ja auch ein Pferd geschenkt, welches dein Sohn ist.“ Obwohl mir nicht danach war, sah ich ihn an und lachte. Der Ton, der aus meiner Kehle kam, war nicht mit meinem sonstigen Lachen zu vergleichen, denn er war rau und erstickt, doch um so vieles abwertender. „Wenn sie so vieles wissen, Majestät,“, ich spuckte das Wort aus, als wäre es Gift: „Dann wüssten sie auch, dass Sleipnir älter ist als ich!“ Ich wusste, noch bevor er mir den ersten Schlag in die Magengrube verpasste, dass er wütend war. Seine Augen blitzten voller Hass und mit jeder Minute die verging, spürte ich die Schmerzen weniger. Ich lag bereits in meinem eigenen Blut, welches mir aus unzähligen Wunden an Armen, Oberkörper und Gesicht floss, als er mir einen letzten Tritt verpasste. Das Knacken meiner Rippen nahm ich nur als lautes Geräusch wahr, doch spüren tat ich es nicht mehr. Der letzte Gedanke, der mir kam, als Dareos die Zelle verließ, galt Thor. Als ich wieder erwachte spürte ich die Schmerzen in meinem Körper und wünschte mich sofort zurück in die Ohnmacht. Ich stöhnte leise und versuchte erst mal tief Luft zu holen, doch meine, scheinbar gebrochenen, Rippen ließen dies nicht zu. Ich zitterte vor Schmerz und Kälte. Mein Kopf fühlte sich zu leicht an und ich wusste, dass ich auf keinen Fall wieder einschlafen durfte, wenn ich nicht sterben wollte. Das Geräusch von einem Schlüssel, der in einem Schloss gedreht wurde, ließ mich erstarren und mit großen Augen sah ich zur Tür. Ich verfluchte mich innerlich selbst dafür, dass man mir meine Gefühle wahrscheinlich vom Gesicht ablesen konnte, doch ich hatte einfach keine Kraft um meine übliche Maske aufrecht zu erhalten. Die Tür wurde dieses Mal wesentlich sanfter aufgezogen und herein kam auch nicht, wie ich erwartet hatte, Dareos um sich noch einmal an mir auszutoben, sondern drei junge Mädchen. Sie waren sehr hübsch, doch als sie weit genug in der Zelle standen, damit ich sie gut sehen konnte, merkte ich, dass sie wahrscheinlich wesentlich älter waren als sie aussahen. Obwohl ihre Körper ihnen das Aussehen von vielleicht sechzehnjährigen Mädchen gaben, waren ihre Augen alt und so tief, wie der tiefste See Asgards. Aus ihrem Blick sprach Weisheit und eine tief verborgene Trauer. „Wer seid ihr?“, fragte ich und erschrak selbst über meine brüchige Stimme. Das erste Mädchen ließ sich auf die Knie nieder und zog meinen Kopf sanft auf ihren Schoß. Sie hatte lange, blonde Haare, tiefblaue Augen und trug ein königsblaues Kleid aus einem edlen Stoff. Sie zog etwas hinter ihrem Rücken hervor, was sich als Wasserschlauch herausstellte und hielt mir diesen an die Lippen. Gierig nahm ich die kühle Flüssigkeit auf und obwohl ich erst wenige Stunden zuvor vergiftet worden war, wusste ich, dass diese Mädchen mir kein Leid zufügen wollten. „Ich bin Urd.“, sagte da plötzlich das blonde Mädchen und sah dann zu ihrer Freundin, die sich ebenfalls neben mich kniete. Sie hatte lange, braune Haare und ebenfalls tiefblaue Augen. Sie zog einen Holztiegel und einen feuchten Lappen aus den Tiefen ihres gelben Kleides hervor und begann meine Wunden zu versorgen. „Ich bin Verdandi.“, sagte diese und sah zu dem letzten der Mädchen. Diese hatte rotes Haar und dieselben tiefblauen Augen, wie die anderen beiden. Sie zog einen dünnen Brotfladen aus der Tasche ihres grünen Kleides und steckte mir nach und nach geduldig die weichen Brotteile in den Mund, sodass mit jedem Stück meine Kraft wiederkehrte. „Ich bin Skuld.“, sagte die dritte. „Wir sind die Nornen.“, sagten sie dann plötzlich wie aus einem Mund und dann wusste ich wer sie waren. Die Schicksalsgöttinnen. Die Frauen, welche seit jeher das Schicksal eines Jeden, sei es Gott oder Mensch, bestimmten. Urd die Gewordene, Verdandi die Werdende und Skuld die Werdensollende. Odin hatte oft von diesen Frauen gesprochen. Sie waren mächtig und halfen nur denen, die es verdienten. Ehrfurchtsvoll sah ich jeder einzelnen in die Augen, bevor ich mich aufsetzte und den Kopf neigte. „Ich danke Euch.“, sagte ich und dann spürte ich zum zweiten Mal an diesem Tag Finger unter meinem Kinn. Doch dieses Mal waren sie sanft und vorsichtig. Als ich den Kopf hob sah ich in Skuld´s Augen und sie sagte: „Verzweifle nicht, junger Prinz, deine Rettung naht bereits. Doch möchte ich dich warnen! Deine Zukunft ist geteilt von Liebe und Leid. Hab Acht auf deine Seele!“ Und mit diesen Worten verschwanden sie, als seinen sie niemals in der Zelle gewesen. Der Klang von Metall auf Metall unterbrach meine Gedanken und mühsam rappelte ich mich auf. Ich hörte Schreie und Kampfgeräusche und mit jeder Minute wurde der Lärm lauter, bis ich plötzlich schwere, schnelle Schritte hörte. Angstvoll presste ich mich gegen die hintere Kerkerwand und wartete mit angehaltenem Atem. Die Schritte waren vor meiner Zellentür verstummt und mit einer lauten Fluch wurde die Tür gewaltsam aus den Angeln gerissen. Staub wirbelte auf und ich bedeckte meine Augen mit einer Hand um sie zu schützen. Als sich der Staub legte und ich die Hand sinken ließ, sah ich erst einmal nur helles Licht, bis ich die Umrisse einer Person in der Tür ausmachte. Doch es erforderte nur ein Wort, um mich aus meiner Starre zu reiße und mich in die Arme dieser Person zu treiben: „Bruder!“ Thor! 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