Green Eyes von Kajia ================================================================================ Kapitel 9: Nornheim ------------------- Thor´s POV: Die Landung in Nornheim war nicht ganz so holperig, wie meine Landung damals auf Midgard, doch ich musste schnell die Arme ausstrecken, um Loki aufzufangen, der daraufhin einige bunte Flüche ausstieß, die mich zum Grinsen brachten. „Also wirklich, Bruder. Vater würde bei deiner Wortwahl rot anlaufen, könnte er dich hören!“, sagte ich und ließ Loki los. Die Kälte, die ich dabei empfand, ignorierte ich einfach gekonnt und sah mich stattdessen um. Wir standen auf einer weiten Ebene, die mit gelblich grünem Gras bewachsen war, nur ab und zu von einigen spitzen, braunen Felsen unterbrochen. In der Ferne sah ich eine große Stadt, die bei weitem nicht so schön war wie Asgard. Die Häuser waren aus grauem Stein erbaut und erstreckten sich strahlenförmig um das gigantische Schloss. Alle Hauptverkehrsstraßen führten auf den Prachtbau zu und dieser machten den Eindruck von zu viel Macht und einem selbstverliebten Herrscher. „Das sieht nicht gut aus.“, sagte in diesem Moment Loki, der meinem Blick gefolgt war und seine grünen Augen über die Stadt schweifen ließ. Sif, Volstagg, Hogun und Fandral hatten sich, jeweils zu zweit, neben Loki und mich gestellt und Fandral fragte: „Was meinst du damit? Ich meine ja, die Stadt ist nicht so schön wie Asgard, aber-“ „Das meine ich nicht.“, unterbrach Loki den Blonden: „Diese Stadt spiegelt den Charakter des Königs wieder. Und ich glaube nicht, dass dieser uns wohlgesonnen ist.“ Er deutete in Richtung Stadt und in diesem Augenblick bemerkte ich eine braune Staubwolke, die sich als eine Schar von Reitern entpuppte. Sie trugen Rüstungen und waren schwer bewaffnet und automatisch stellte ich mich ein wenig vor Loki um ihn abzuschirmen. Ich verstand nun langsam warum Vater so besorgt war. Als die Reiter uns erreichten wurden wir von ihrem Anführer barsch begrüßt und darüber informiert, dass König Dareos uns bereits erwarte. Man hatte uns Pferde mitgebracht, doch es waren nur fünf Tiere, weshalb Loki zusammen mit mir auf einem reiten musste und ich wusste, dass ihm diese Situation nicht passte. Mir war es allerdings ganz Recht, denn ich hatte das unbestimmte Gefühl von Gefahr im Blut und deswegen keinerlei Muße, Loki auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Die Hauptstraße zum Schloss war gepflastert und ich musste an mich halten nicht das Gesicht zu verziehen, angesichts der Unterschiede, die in diesem Reich herrschten. Von schrecklicher Armut bis zu übertriebenen Reichtum war alles vertreten und ich spürte wie Loki sich hinter mir verspannte. Er hasste Unterdrückung mehr als alles andere und das was hier mit den Bürgern getrieben wurde, war mehr als übel. Wir erreichten das Schloss und wurden, nachdem wir alle abgesessen hatten, von einem der Wächter durch den Palast zu Thronsaal geführt. Auch das Innere des Palastes schien auf Machtdemonstration abzuzielen. Alle fünf Schritte stand ein Wächter, bewaffnet mit einem Speer und das gesamte Schloss strahlte eine unheimliche Kälte aus. Meine Freunde sahen sich misstrauisch um und ich versuchte mir mein Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Wir erreichten den Thronsaal und betraten einen Raum, der starr war von jahrelanger Unterdrückung und Angst. Der Mann auf dem Thron war hochgewachsen, aber fett und so von sich überzeugt, dass ich ihm das selbstverliebte Grinsen, das er bei unserem Eintritt aufgelegt hatte, am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. „Thor Odinsson.“, sagte er mit schnarrender Stimme: „Willkommen in Nornheim. Ich hoffe Eure Reise war angenehm.“ Ich musste bei der Falschheit in seiner Stimme ein Schaudern unterdrücken und sagte stattdessen: „Danke, König Dareos. Sie war annehmbar.“ Ich gab mir keine Mühe irgendwie Freundlichkeit zu heucheln und sah wie sich die Augen des fetten Königs verhärteten, doch bevor er etwas sagen konnte, trat Loki vor und sprach: „Bitte vergebt Thor seine Unhöflichkeit, Majestät. Die Reise mit dem Bifröst ist immer sehr nervenaufreibend für ihn. Ich denke-“ „Wer bist du unwürdige Kreatur, dass du es wagst mit mir zu sprechen!“, donnerte da Dareos und ich wäre fast auf ihn losgegangen, hätte Loki nicht mein Handgelenk gepackt und mich zurückgehalten. Seine Finger waren eiskalt auf meiner Haute und als ich ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zuwarf, sah ich das seine Augen dunkel, wie die stürmische See waren, vor Zorn. Trotzdem blieb er ruhig und ich atmete tief durch um auch mein Gemüt wieder unter Kontrolle zu bringen, bevor ich an seiner Statt antwortete: „Dies, König Dareos, ist Loki Odinsson. Zweiter Prinz von Asgard.“ Nach dieser Vorstellung wurde Dareos blass und entließ uns, wie mein, mit Genugtuung erfülltes, Ego feststellte, sehr hektisch. Diesem Möchtegernkönig war also bewusst, was es bedeutete einen Prinzen Asgards zu beleidigen. In unseren Gemächern angekommen, entspannte ich erstmal meine Muskeln und sank erschöpft auf einen Stuhl. „Was denn, Bruder, schon müde? Dabei hat es doch noch gar nicht begonnen.“, sagte da Loki und ich sah ihn an. Er selbst sah aus wie immer, wenn er in der Öffentlichkeit war. Kühl und distanziert, mit einer Berechnung im Blick, die Odin´s Maske würdig war. In diesem Moment verstand ich und straffte ebenfalls wieder die Schultern. Loki ging davon aus, dass wir überwacht wurden und auf seine Intuition konnte ich mich immer verlassen. Einen Moment später klopfte es an der Tür und Sif und die anderen betraten den Raum, doch auch sie schienen davon auszugehen, dass wir nicht allein waren, denn ansonsten hätten sie mir sofort Fragen gestellt. Ich sah Sif kurz in die Augen, dann zu Loki und sie folgte meinem Blick und als sie meinen Bruder sah, hatte sie die Bestätigung für ihre Vermutung. Auch Volstagg, Hogun und Fandral waren Sif´s Blick gefolgt und ich musste leicht schmunzeln als ich Hogun´s zusammengekniffene Lippen sah. Er wusste was eine dauerhafte, feindliche Beobachtung erforderte und hasste es. Genauso wie ich! Schon auf Midgard hatten wir gelernt, dass es im Feindesland niemals sichere Orte gab und man deshalb Strategiebesprechungen und Lagepläne immer hinter einem Code verstecken musste. Wir kannten diesen Code auswendig und hatten während unserer Studienzeit mehr als einmal auf unsere Lehrer geflucht, dass sie uns so etwas beibringen mussten. Doch heute erkannten wir alle, welchen Nutzen dieses Wissen für uns hatte. Gleichzeitig sah ich zu Loki, der zwar ebenfalls Unterricht bekam, doch eher auf den Gebieten der Politik und der Heilung unterrichtet wurde als der Strategie. Allerdings war Loki ein Genie und mich würde es nicht wundern, wenn er den Code schon beherrscht hatte, als ich noch dachte Midgard wäre eine Scheibe. „Ich freue mich bereits auf das Abendessen, Bruder. Du auch?“, fragte ich und überprüfte somit seinen Wissensstand, denn diese Frage bedeutet eigentlich nichts weiter als: » Kennst du den Code?« „Aber natürlich, Thor, was denkst du denn.“, erwiderte er und ich spürte, wie meine Freunde an sich halten mussten um nicht laut loszulachen, denn in der Kurzfassung bedeutete es: » Fahr zur Hölle!« Das Abendessen war steif und mit übertriebenen Pomp veranstaltet. Alle hohen Würdenträger des Landes waren versammelt, auch wenn diese eher wie gut gekleidete Nachttopfhalter wirkten. Das Gespräch mit dem König enthielt nur Belangloses und ich konnte beinahe fühlen, wie frustriert er war, dass er noch nichts von unseren wahren Plänen erfahren hatte. Nach seinem Fauxpas am Nachmittag war er schon fast aufdringlich zuvorkommend zu Loki und ich hätte liebend gern meinen kleinen Bruder weit von hier fortgebracht, denn mir entgingen auch nicht die lüsternen und gierigen Blicke, die dieser fette, schmierige Speichellecker von einem König Loki plötzlich zuwarf. Ich wusste das Loki´s Aussehen über Asgards Grenzen hinweg berühmt war, denn Loki war der einzige Ase mit nachtschwarzem Haar und die Farbe seiner Augen war in allen neun Welten einzigartig. Ich hatte zwar bereits Menschen mit grünen Augen gesehen, doch diese sahen immer verwaschen und blass aus, im Gegensatz zu Loki´s strahlendem Grün, welches an lupenreine Smaragde erinnerte. Als das Abendessen für beendet erklärt wurde, lud uns Dareos noch in sein Arbeitszimmer ein um mit uns über Politik zu diskutieren und dies war die Chance auf die wir den ganzen Tag gewartet hatten. Ich gab meinen Freunden also ein Zeichen sich zurück zu ziehen und folgte Dareos, zusammen mit Loki, tiefer ins Schloss. Unsere Aufgabe hatte begonnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)