Only the brave von Rogue37 ================================================================================ Kapitel 1: The Funeral ---------------------- Spoiler für Kapitel 502!!! Bitte nicht lesen, wenn ihr nicht wisst, was geschieht. Für alle anderen: Ich hab versucht die Geschehnisse aufzuarbeiten und wollte zeigen wie Rukia und Renji mit der Situation klarkommen. Only the brave     Eins … Der erste Glockenschlag ließ sie zusammenzucken. Sie presste die Hände auf ihre Ohren, wollte es nicht hören, wollte nicht, dass die Realität sie einholte. Hier im Schutz der Dunkelheit war alles nicht wahr, existierte die Welt noch so, wie sie sie geliebt hatte. Erfüllt von Leben, von Lachen, von Freude, von Begeisterung, von Träumen. Zwei … Nein, es war nicht wahr. Es konnte nicht wahr sein, die Welt hatte sich nicht verändert. Die Sonne ging nach wie vor auf und wieder unter. Die Menschen atmeten, gingen ihrer Arbeit nach, trafen sich, lachten und freuten sich darüber, diesen Krieg überlebt zu haben. Diesen dunklen, alles verschlingenden Krieg, der über sie hereingebrochen war ohne eine Vorwarnung. Drei … Seireitei stand noch, stand immer noch wie der Fels in der Brandung, war nicht kleinzukriegen und doch wusste Rukia nicht wofür sie jeden Morgen aufwachen sollte. Warum sie überlebt hatte, wo andere – so viel Edlere als sie – es nicht geschafft hatten. Vier … Ihr Herz zog sich zusammen, das Atmen fiel ihr schwer. Tränen brannten in ihren Augen, obwohl sie längst nicht mehr weinen konnte. Ihr Körper war müde und erschöpft, doch Ruhe und Schlaf fand sie keinen. Sobald sie die Augen schloss, sah sie die Bilder wieder vor sich. Bilder, die sie nur sekundenlang gesehen hatte. Fünf … Sie krümmte sich vor Schmerzen, krampfte, ohne dass sie es verhindern konnte, als die Bilder zurückkehrten. Dunkle, düstere Bilder. Blut, überall Blut. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so viel Blut gesehen. Das Bild ihres Bruders, buchstäblich zerfetzt – von seinem eigenen Schwert. Sie schrie, schrie die Pein hinaus, einmal mehr als sie sein lebloses Gesicht vor sich sah, dieses Gesicht, das nicht ihrem Bruder gehören konnte, das nicht wahr sein konnte. Dieses eine Bild, das nur eine Täuschung hatte sein können. Wie grausam konnte das Schicksal sein? Durch sein eigenes Schwert gefallen, zerfetzt von endlosen Kirschblütenblättern. Jedes einzelne scharf wie eine Rasierklinge, eines tödlicher als das andere. Wieder und wieder musste dieser Sturm ihn erfasst haben. So viel Blut … Sechs … Es waren Sekunden gewesen … nur wenige Sekunden, die sie dort gestanden hatte. Fassungslos das Bild des Grauens in sich aufnehmend, ehe Renji sie in eine feste Umarmung gezogen hatte. Sie krampfhaft festhaltend, ihr Gesicht gegen seine breite Brust gedrückt, sodass sie nichts mehr sah. Wieder und wieder murmelnd, dass sie nicht hinsehen solle, dass sie bitte nicht hinsehen solle. Seine Stimme dunkel und erstickt, zitternd von dem erlebten Grauen, wovor ihn niemand beschützt hatte. Das Bild in seiner Erinnerung musste wie eine Folter sein. Sie hatte sich gewehrt, hatte um sich geschlagen, wollte von ihm weg, wollte zu ihrem Bruder, zu dem einzigen Menschen, der zählte, doch Renji hatte sie nicht losgelassen. Was sie auch gesagt oder getan hatte, er hatte einfach nicht losgelassen. Stille … Erbarmungslose Stille. Sechsmal läutete die Glocke als Ehrerbietung für den gefallenen Taicho der sechsten Division. Oh bitte läute nur noch einmal… lass es nicht wahr sein … Doch die Stille, die sie umgab, war endgültig. Rukia brach zusammen, weinte, schrie. Verfluchte die Welt, das Schicksal, den Gott, der sie verlassen hatte. Hasste mit einer Macht, die sie nie zuvor gefühlt hatte. Wie hatte das geschehen können? Wie hatte der Eine fallen können, der doch unbesiegbar schien? Dessen Ehre und Anstand so viel nobler waren als sie alle zusammen. Wie hatte es ausgerechnet ihn treffen können? Rukia glaubte nicht mehr … Glaubte nicht mehr an einen Gott, nicht mehr an die Soul Society oder Seireitei, nicht an das Schicksal, an nichts mehr. Mit ihm war alles verschwunden, hatte an Sinn und Bedeutung verloren und sie erschüttert und zerstört zurückgelassen. Er war alles für sie gewesen: ihr Leben, ihr Licht, ihr Traum. Und nun war er fort, versunken in der Dunkelheit. Einem Traum zum Opfer gefallen, der es letztlich nicht wert gewesen war. Wie oft hatten sie abends hier gesessen und über das Leben eines Soldaten gesprochen. Was es bedeutet, sich voll und ganz dem Schutz von Seireitei zu verschreiben. Er hatte immer gesagt, dass er eines Tages im Kampf sterben würde, doch Rukia hatte das nicht wahrhaben wollen. Hatte immer gelacht und gesagt, dass er nie sterben würde. Sie würde das nicht zulassen. Und nun? Nun, hatte sie auf die harte Tour lernen müssen, dass Kuchiki Byakuya selbst in seinem Tod recht behielt. Der Tod ließ sich nicht austricksen, ließ sich nicht verhindern. Am Ende verloren sie alle. Die Zeit verstrich während sie in ihrem Zimmer saß, umgeben von der Dunkelheit, die sie so stark fühlte und doch nicht greifen konnte. Allein und verlassen von allen und jedem. Sie wollte niemanden sehen, denn niemand verstand ihren Schmerz. Wollte nicht getröstet werden, denn alle Worte konnten nicht besser machen, was geschehen war. Wollte nicht verstanden werden, denn niemand konnte auch nur ansatzweise begreifen, was sein Verlust in ihr auslöste. Was es bedeutete, wenn man denjenigen verlor, der alles gewesen war. Ihre Familie, ihr Leben, alles zu dem sie aufgesehen hatte, dass sie hatte werden wollen, dass sie geglaubt hatte langsam zu erreichen. Ihre Finger strichen wie von selbst über die langen Handschuhe, die den seinen so ähnlich waren. Ein Geschenk -  sein Letztes an sie. Ausdruck seines Stolzes über ihre Beförderung. Doch was nützte ihr diese Beförderung nun? Sie war nicht einmal dabei gewesen als es geschehen war. War ihrer Pflicht gefolgt und hatte doch ohne Zweifel gefühlt, dass Kuchiki Byakuya, der Unberührbare, seinen Kampf verlor.     Eins … „Trete zurück!“ Einmal mehr hatte er zurücktreten müssen. Einmal mehr war er deswegen wütend gewesen. Er hatte nie in der zweiten Reihe stehen wollen und zusehen wie andere kämpften. Er war ein Mensch der Tat, jemand der agierte, nicht zusah und dabei lernte. Beim zusehen hatte er noch nie etwas lernen können. Eigentlich hätte er das wissen müssen … Zwei… Nur noch dieses eine Mal. Er hatte sich geschworen, dass er nur dieses eine Mal noch zurücktreten würde. Dieses eine Mal noch würde er gehorsam sein, wie es sein Rang ihm abverlangte. Einen direkten Befehl seines Taichos ignorierte er nicht mehr. Nicht seit diesen verhängnisvollen Tagen auf dem Hügel des Sogyoku Drei… Dieser Hügel, den er hasste wie sonst nichts auf dieser Welt. Denn hier spielten sich nie gute Dinge ab. Dieser Ort war für ihn Sinnbild der Zerstörung, des Hasses, des Verrats, des Versagens. Vier… Mit versagen kannte er sich aus. Darin war er Meister. Er hatte immer in der ersten Reihe stehen wollen. Jetzt jedoch wünschte er sich weit fort, wünschte er verzweifelt er würde wieder in der zweiten Reihe stehen. In der Reihe hinter seinem Kommandanten und auf diesen unerreichbaren Rücken starren. Wieso wurde ihm erst jetzt klar, dass er nie unerreichbar gewesen war? Dass er hätte nur die Hand ausstrecken müssen … Fünf … Wie hatte er sich jemals wünschen können, in der ersten Reihe stehen zu wollen? Er hasste diese Reihe. Hasste, dass man ihn ansah, als wüsste er die Antwort. Als müsste er doch erklären können, was geschehen war. Wie es geschehen war oder besser noch warum es hatte passieren können, dass derjenige, der unbesiegbar schien, geschlagen worden war. Einzig und allein aus diesem Grund stand er nun hier in der ersten Reihe - umgeben von jedem, der irgendwie in der Lage war sich auf den Beinen zu halten um diesem Einen die letzte Ehre zu erweisen. Eine Ehre, die er nicht erweisen konnte, denn sie stand ihm nicht zu. Sechs… In ihm wurde alles still. In ihm, der immer laut war, für den leise ein Fremdwort darstellte. Er, der die Stille hasste. Jetzt jedoch war nichts mehr da. Nichts, außer der Gewissheit, dass er versagt hatte. Dass er die eine Rolle, die er hätte spielen sollen, nicht hatte ausfüllen können. Nichts blieb zurück außer der quälenden Erkenntnis, dass er einmal, ein einziges Mal nur, zu oft zurückgetreten war. Als die Glocke verstummte, fühlte er die Blicke auf sich ruhen. Er wusste, was man von ihm erwartete. Dass es seine Aufgabe war, den Leichnam seines gefallenen Kommandanten zu entzünden. Doch die Last auf seinen Schultern erdrückte ihn. Es war die letzte Ehre, die er diesem Mann erweisen konnte. Ihm, den er so bewundert hatte. Den er unbedingt eines Tages hatte übertrumpfen wollen. Wieso war ihm nie in den Sinn gekommen, dass dieser Tag vielleicht nie kommen würde? Wieso wurde ihm das erst jetzt und hier bewusst? Er versagte! Abarai Renji versagte einmal mehr, wenn es darauf ankam. Die Hand auf seiner Schulter nahm er kaum war, wollte sie nicht bemerken, denn er verdiente den Trost eines Freundes nicht. Nicht dieses Freundes. Der Eine, der sie immer rettete, der immer wie der strahlende Held auf der Bildfläche erschien, wenn nichts mehr möglich war. Und doch hatte auch er nicht verhindern können, was geschehen war. Wozu auch? Es war einzig und allein Renjis Aufgabe gewesen, seinen Kommandanten zu beschützen. Doch er hatte nur zugesehen, hatte die falsche Entscheidung getroffen, als er sich dem Willen seines Kommandanten unterworfen hatte. Die Fackel in seiner Hand war schwer, so viel schwerer noch als die Schuld, die in ihm wütete. Er wünschte Rukia wäre bei ihm, würde ihn stärken, doch sie hatte ihn allein gelassen. Allein diesem Schicksal auf dem Hügel hier oben ausgesetzt. Ein Teil von ihm verfluchte sie dafür. Sie war alles was er an Stärke noch hatte, doch sie verweigerte ihm diese. Der andere sehr viel größere Teil verstand sie, denn er hatte keine Unterstützung, keine Stärke verdient. Er hatte all das verspielt, als er nicht in der Lage gewesen war ihren Bruder zu beschützen. Renji sah nicht den aufgebahrten Leichnam auf dem Holzstapel, sah nicht das Tuch, das den einen Mann bedeckte, dessen Anblick sich für immer in seine Netzhaut eingebrannt hatte. Ein einziger roter Fleck gegen eine weise Wand. Ein zerschmetterter Körper gegen eine zerbrochene Mauer, zersplittert unter dem Aufprall, der wohl jeden Knochen in dessen Körper gebrochen hatte. Er sah den Mann vor sich, der immer stolz und erhaben gewesen war. Den er deswegen gehasst und verachtet hatte. Sah ihn dort gegen diese verfluchte Wand geschleudert, mit hängendem Kopf, Blut das seine rabenschwarzen Haare dunkelrot färbte. Sah die Bluttropfen, die sich aus den Haarspitzen lösten, das aristokratische Gesicht hinunterlaufen, sich mit dem Blut mischend, das aus beinahe jeder Pore dieses Körpers zu fließen schien. Oh Kami, lass meine Beine mich weiter tragen. Hilf mir aufrecht stehen zu bleiben. Er flehte zu einem Gott, an den er nicht glaubte. Betete um Hilfe, die ihm nicht zustand. Der Grund warum er in dieser Lage war, warum er hier stehen musste, war seine eigene Schuld. „Abarai!“ Die tiefe, ehrfurchtgebietende Stimme des Generalkommandanten drang in sein Bewusstsein vor, doch sie konnte nicht möglich machen, was für Renji unmöglich war. Er konnte die Flammen nicht entzünden, konnte seinen Kommandanten nicht dem Feuer übergeben, denn dann würde er zugeben müssen, dass sein Taicho nicht mehr war. „Renji.“, raunte Ichigo in sein Ohr, doch Renji war taub für die Versuche seines Freundes. Einen Freund, den er nicht verdiente. Einen Freund, der nie versagte, der immer der Held war, der nie falsch entschied. Manchmal hasste er ihn mehr als sonst etwas auf dieser Welt. „Gib her!“ Sein ehemaliger Kommandant, Zaraki Kenpachi, entriss ihm die viel zu schwere Fackel und Renji konnte nur mit großen Augen zusehen, wie Zaraki ohne einen Moment des Zögerns das Holz mit der Fackel entzündete. Einen Moment blieb er stehen und blickte auf den bedeckten Leichnam nieder. „Fuck you, Princess! Ich dachte du wärst stärker.“ Ein Raunen ging durch die Masse, doch Zaraki drehte sich nur um, warf die Fackel achtlos ins Feuer und ging. Renji blickte ihm nach. Er hatte lange genug unter ihm gedient um zu wissen, dass dies die einzige Möglichkeit für Kenpachi war, kenntlich zu machen, dass ihm Kuchiki Byakuyas Tod unter die Haut gegangen war. Als die Flammen hoch in den Himmel loderten und verschlangen, was übrig geblieben war, hielt Renji es nicht mehr aus, hatte das Gefühl die stechende Luft würde ihm das Atmen unmöglich machen. Er bahnte sich seinen Weg durch die Menschen, die hinter ihm standen und verließ ohne auf das Gemurmel oder die fragenden Blicke zu achten diesen verfluchten Ort. Er konnte hier nicht länger bleiben, konnte nicht dabei zusehen wie alles was von seinem Vorgesetzten übrig blieb nur noch ein Häufchen Asche war, das der Wind davon trug.     Der Weg zurück kostete ihn alles an Kraft, was noch übrig geblieben war. Müde und ausgelaugt war er die letzten Meter gegangen, hatte den dankbaren Blick der Angestellten nur flüchtig wahrgenommen. Sie waren froh, dass er hier war um mit Rukia zu reden, denn niemand sonst konnte das dieser Tage. Doch Renji war müde, so unendlich müde. Er wusste nicht was er sagen sollte, denn Worte hatten keine Bedeutung mehr. Hatten sie für ihn noch nie, Worte waren seine Waffe gewesen. Er hatte sich ausdrücken können, hatte mit Worten verletzt, hatte unmissverständlich Befehle erteilt. Befehle, die ihn, Renji, gebremst hatten. „Geh weg!“ Rukias Worte vernahm er nur schwach, doch war er dankbar, dankbar, dass sie seine Hilfe nicht wollte, seine Anwesenheit nicht ertrug. Dass sie allein sein wollte, denn das war auch sein Wunsch. Keinen sehen, mit niemandem sprechen, nicht erzählen, was geschehen war. Er würde diese letzten Momente mit ins Grab nehmen, das hatte er sich dort, am Ort des Geschehens, geschworen, als er – unwürdiger Hund, der er war – aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war. Erwacht in einer Welt, in der das Reiatsu, dass ihm so teuer und wichtig war, nicht mehr existierte. Renji würde nie vergessen, wie er sich aufgerichtet und ihn der blanke Horror erfasst hatte. Er würde nie vergessen, wie Kuchiki Byakuyas Kopf gesenkt war. Dieser Kopf war nicht dazu ausersehen gewesen, sich jemals zu senken. Kuchiki Byakuya thronte über den Dingen, sein Kopf war immer erhoben. Dieser hängende Kopf hatte Renji das Fürchten gelehrt. Eine Furcht, die er nie zuvor gefühlt hatte, denn eine Welt, in der sein Taicho unterlag, war eine Welt, in der man an nichts mehr glauben konnte. Er hatte diesen leblosen, geschundenen Körper an dieser zerschmetterten Wand gesehen. Hatte gesehen wie er da einsam und allein hing. So einsam wie Kuchiki Byakuya gefallen war. Weder er noch Rukia waren bei ihm gewesen und vermutlich war ihm das sogar recht gewesen. Taicho hätte keine Zeugen haben wollen, die zusahen wie er, der niemals aufgab oder unterlag, fiel. Tränen brannten in seinen Augen, doch er wischte sie verärgert weg. Er hatte kein Recht zu weinen. Tränen waren etwas für Schwächlinge … Wenn er jedoch darüber nachdachte, konnte er wohl doch getrost in Tränen ausbrechen, denn der größte Schwächling von allen war er selbst. Man hatte ihn bewusstlos geschlagen. Einfach so, ohne dass er es hatte verhindern können. Nicht der Hauch einer Chance war ihm geblieben. Dass es überhaupt so weit gekommen war, grenzte an ein Wunder. Er wäre zuvor bereits durch Senbonzakura gestorben, wenn sein Taicho, sein verfluchter Taicho, sich nicht halbtot noch einmal erhoben hätte um sein eigenes Zanpakuto wieder auf sich selbst aufmerksam zu machen. Das Meer von tödlichen Klingenteilen in Gestalt von formvollendeten Kirschblütenblättern hatte daraufhin ihn statt Renji erfasst.  Renji sank nieder auf den Boden, lehnte sich unendlich müde an die Tür und blieb dort sitzen. Unweit von Rukia entfernt, deren Schmerz für ihn fast greifbar war, aber unfähig auf sie zuzugehen, unfähig die Kluft zu überwinden, die sich aufgetan hatte. Er erinnerte sich, wie er sie gehalten hatte, wieder und wieder anflehend, sie solle nicht hinsehen, solle sich das ersparen und doch längst wissend, dass es zu spät war, dass sie genau wie er für immer dieses Bild im Kopf haben würde. Er schloss unendlich müde die Augen und die Bilder kehrten zurück. Kami, er war es so leid, war so müde … Aber Schlaf existierte nicht mehr für ihn, seit sein Taicho gefallen war. Gefallen war, ohne dass Renji etwas dagegen hatte machen können. Unfähig, vollkommen unfähig. Das Abzeichen nicht Wert, das er trug, das er mit so viel mehr Stolz hätte tragen müssen. Nun war es zu spät, nun würde er nie sagen können, dass er dankbar war. Dass er so viel gelernt hatte, dass er erst jetzt zu schätzen wusste, dass sein Taicho ausgerechnet ihn als Fuku auserwählt hatte. Was hatte er nur in ihm gesehen? Er war eine Enttäuschung auf ganzer Linie.     Sie wusste, dass er vor ihrer Tür saß, dass er dort warten würde bis sie endlich mit ihm sprach. Doch was hätte sie sagen können? Sie wollte ihn nicht sehen, wollte nicht, dass er auch nur in ihrer Nähe war, denn mit ihm wurde alles real, ohne ihn konnte sie weiterträumen, sich der Illusion hingeben, dass sie nur in Byakuyas Zimmer gehen musste, um ihn dort zu sehen. Sie hätte an Renjis Seite stehen müssen, das wusste sie und ein Teil von ihr litt mit ihm mit, bat ihn um Vergebung, dass sie ihn das allein hatte durchstehen lassen. Sie war Byakuyas Schwester, es wäre ihre Pflicht gewesen dort auf dem Hügel in erster Reihe zu stehen, um Byakuya die letzte Ehre zu erweisen. Doch sie hatte das nicht gekonnt. Nichts auf dieser Welt hätte sie dort hingebracht. Die Realität existierte für sie nicht. Sie wollte sich nicht der Welt stellen, dieser grausamen Welt, die ohne ihren Bruder nicht mehr die Selbe war und die sich dennoch weigerte, das einzusehen. Also hatte Rukia ihn allein gehen, allein dort oben stehen lassen. Er war so viel stärker als sie es war und in diesem Moment hasste sie das, hasste ihre eigene Unfähigkeit mehr als sonst etwas.     Irgendwann als der Mond hoch am Himmel stand, weckte ein Geräusch sie aus ihrem unruhigen Schlaf, der all die Bilder zurückgebracht hatte, die sie hatte vergessen wollen. Ihr eigenes Wimmern erfüllte die Luft. Erneut hörte sie ein Geräusch, hörte Schritte aus dem Zimmer ihres Bruders. "Nii-sama?“ Wie von Sinnen sprang sie auf und stürmte aus der Tür, dabei fast über Renji fallend, der ihr benommen nachblickte.     Er sah sie den Flur entlang rennen und zu spät wurde ihm klar, wohin sie wollte. Erst dann hörte er ebenfalls, was sie aufgeschreckt hatte. Er sprang auf und hechtete ihr nach, doch als er Byakuyas Gemächer erreichte war es längst zu spät. Rukia stand wie erstarrt in der Tür und starrte ein verängstigt dreinblickendes junges Mädchen an. Sie hielt eine Bürste in der Hand. Rukia blickte erst das Mädchen, dann die Bürste an. Renji wusste nicht, wer sie war, noch was sie hier wollte - vermutlich eine der Bediensteten- doch es spielte auch keine Rolle. Rukia schrie hysterisch auf, stürmte auf das nun leichenblasse Mädchen zu und entriss ihr die Bürste. „Raus hier. Du hast hier nichts zu suchen, niemand hat hier drin etwas zu suchen.“ Die Bürste schlug krachend auf einer Wand auf, als Rukia sie quer durch das Zimmer schleuderte. Das Mädchen rannte vollkommen verängstigt an Renji vorbei und verließ den Raum. Rukia wirbelte herum, sah ihr nach, ehe ihr bewusst wurde, wo sie war. Sie erblickte ihr Spiegelbild. Dann brach der Sturm los. Rukias Schreie gingen ihm durch und durch, sein Herz zog sich krampfhaft zusammen. Renji stand schweigend in der Tür und sah ihr dabei zu, wie sie wild Byakuyas Kleider umher warf, das Kissen durch das Zimmer schleuderte, seine persönlichen Gegenstände mit Füßen trat und dabei schrie und weinte und fluchte wie nur Rukia es konnte. Er wollte etwas sagen, doch ihr Schmerz lähmte ihn. "Rukia …" Er brach ab, weil sie mit wildem Blick herumwirbelte und ihn über die Entfernung hinweg anstarrte. Und dann, ehe er sich versah, stürzte sie sich auf ihn und schlug und trat und verletzte ihn, wo sie nur konnte. Er ließ sie gewähren.     "Ich hasse dich. Ich hasse dich, ich HASSE DICH." Sie trommelte mit ihren Fäusten auf ihn ein, ließ ihren Worten Taten folgen, wollte ihn verletzten, wollte dass er so litt wie sie es tat, die Welt sollte bluten für das, was man ihr angetan hatte, das was man ihr genommen hatte. Er hätte gehen sollen, hätte sie allein lassen sollen, doch er war selbst schuld. "Du unwürdiger Bastard, du Versager, du Wurm, nicht einmal den Boden wert, auf dem er stand. Nichts kannst du. Hast ihn dort sterben lassen, hast zugesehen, nichts getan. Was bist du für ein Mensch? Du warst sein Fuku, wie hast du nichts unternehmen können? Ist es nicht unsere Aufgabe unsere Kommandanten zu beschützen? Wieso muss er immer dich beschützen, wieso hast du nichts getan? Du hast ihn sterben lassen, du hättest gleich selbst die Klinge führen können, die ihn tötete." Sie schrie es hinaus, schrie ihren Schmerz, ihre Pein hinaus und verletzte ihn, verletzte ihn mit jedem einzelnen Wort Sie konnte es sehen und konnte doch nicht aufhören. "Ich hasse dich. Hasse, dass du lebst! Du hättest da draußen sterben sollen, du nicht er. Dein Leben ist nichts wert, jetzt noch weniger, wo du nicht in der Lage warst, ihn zu retten. Wie kann ein einziger Mensch so unfähig sein? Wo warst du? Hast du zugesehen?" Ihre Augen funkelten hasserfüllt.  Sie sollte diese Dinge nicht sagen, aber sie konnte auch nicht aufhören, etwas in ihr schrie auf, wollte, dass sie aufhörte, dass sie stoppte, dass sie nicht ihren Selbsthass an Renji ausließ. Sie warf ihm vor, was sie selbst dachte: sie hätte an Byakuyas Seite sein sollen, sie hätte ihm helfen müssen, wie er so oft schon ihr geholfen hatte. Aber sie war nicht dort gewesen, hatte ihm nicht beigestanden, hatte versagt, so versagt wie sie das Renji gerade vorwarf. Sie sah das Feuer in seinen Augen ehe er ihre Handgelenke umfasste und wütend auf sie niederblickte. Renji zu reizen war noch nie eine gute Idee gewesen, das wusste sie und doch konnte sie nicht aufhören. "Ich hasse dich, hörst du? Du bringst nichts als Unglück und Schmerz in die Welt, du bist unfähig, komplett unfähig etwas richtig zu machen. Du hast ihn enttäuscht, hast versagt, hast eure Division entehrt, indem du euren Kommandanten geopfert hast. Du hast ihn MIR genommen!" Ihr Rücken machte schmerzhafte Bekanntschaft mit der Wand, als er sie unbarmherzig dagegen stieß. "DIR? Alles was ich von dir höre ist ich, ich, ich. Du bist das undankbarste Weibsstück, das ich kenne. Kommst aus der gleichen Gosse wie ich und trägst die Nase höher als sonst wer. Ich habe versagt? Und was ist mit dir? Wo bist du gewesen? Was hast du gemacht? Hast du gewonnen? Wurdest du nicht genauso niedergeschlagen? Wir sind beide unwürdig, Rukia. Waren wir schon immer, aber im Gegensatz zu dir weiß ich das. Wusste ich das immer. Einem Kuchiki Byakuya können wir nicht einmal das Wasser reichen." Er packte sie am Hals und blickte mit wildlodernden Augen auf sie nieder. Er konnte sich genauso wenig stoppen wie sie. Sie sah es in seinem Blick. "Du! Wenn ich das noch einmal höre, dann bring ich dich höchstpersönlich um. Du hast ihn verloren? Glaubst du, du bist die Einzige, die leidet? Die ihn vermisst, die nicht verstehen kann, was geschehen ist? Seine ganze Division steht unter Schock und von mir erwartet man, dass ich sie anführe, weil ich ihr verfluchter Fukutaicho bin. Der Fukutaicho, der hoffnungslos versagt hat. Meinetwegen haben sie keinen Anführer mehr. Glaubst du, ich weiß das nicht? Glaubst du, ich hasse mich nicht selbst deswegen? Meinst du wirklich, ich würde nicht jede einzelne Minute daran denken, dass ich versagt habe? Dass ich ihn enttäuscht habe, weil ich dem nicht gerecht wurde, was er in mir gesehen hat?" Renjis Wut ließ seine Stimme beben, ließ sie brechen und über die Worte stolpern. "Wenn ich könnte würde ich für ihn sterben, verfluchte Scheiße, aber wie so üblich hat dein Bastard von einem Bruder mal wieder heldenhaft diese Rolle selbst übernommen. Lässt mich wie einen Trottel aussehen..." Er ließ von ihr ab und fuhr sich durch das wirre Haare. "Ich bin es nicht wert für ihn zu sterben, dass wusste er so gut wie ich. Denn vermutlich hätte ich nicht einmal das Richtig hinbekommen. Also hat er gekämpft. Du hast keine Ahnung, Rukia, also halt deine beschissene Klappe. "     Sie sah ihn an, sah den Kummer, der ihn peinigte und konnte doch nicht aufhören ihn gerade jetzt abgrundtief zu hassen. "Ich habe mit angesehen wie er gekämpft hat, durch und durch Taicho, bester verfickter Taicho, der er war. Unfähig aufzugeben, unfähig Hilfe anzunehmen, er hat mich beschützt, verfluchte Scheiße. Ich weiß das sehr wohl. Ich hätte nicht einmal einen Schlag ausgehalten, also hat er das gemacht. Und ich glaube er wusste, dass er das nicht überlebt und trotzdem hat er es getan. Für mich, für dich, für die ganze beschissene Soul Society. Und keiner wirklich keiner von uns ist dieses Opfer wert gewesen. Ich nicht und du auch nicht." Sie schluckte und starrte ihn wortlos an. "Du hast mich da draußen allein gelassen. Deine beschissene Aufgabe wäre es gewesen an meiner Seite zu stehen, weil du seine verfluchte Schwester bist, aber was hast du gemacht? Dich versteckt wie ein kleines unreifes Mädchen, nicht ansatzweise den Namen würdig, den du seinetwegen trägst. Mag sein, dass ich meine Division enttäuscht habe, dass ich ihn mit Sicherheit im Stich gelassen habe und ich werde das jeden einzelnen Tag bereuen, aber du, Rukia, bist nicht besser, denn du hast seinen Namen in den Schmutz gezogen. Das Letzte, was ihm geblieben ist, hast du entehrt." Er wirbelte herum und ließ sie allein zurück, floh förmlich vor ihr. Rukia sank auf den Boden, seine Worte hallten in ihr nach. Er hatte Recht. Sie hatte sich versteckt. Statt wie eine Kuchiki hoch erhobenen Hauptes seinen letzten Gang zu begleiten, hatte sie sich eingeschlossen und ihn das alleine durchstehen lassen. Sie hatte diesem mächtigen Namen Schande bereitet, das hatte er richtig erkannt.  Rukia kroch über den Boden, bis sie Byakuyas Futon erreicht hatte, dann rollte sie sich dort zusammen, seine Decke fest in ihren Armen haltend. Sie schloss die Augen und atmete tief seinen einzigartigen Duft ein, es roch nach Sakurablüten und ihm. Sie weinte, vergoss einmal mehr unzählige Tränen und vermisste ihn, wie niemals jemanden zuvor. Das alles konnte nur ein böser Traum sein, wenn sie morgen erwachte, würde die Welt wieder in Ordnung sein.     Er wollte weg von hier, von diesem verfluchten Ort, der ihm seine Unfähigkeit so deutlich vor Augen führte. Doch als er sie schluchzen hörte, blieb er stehen, kämpfte seine Dämonen nieder und kehrte um, ging zurück zu ihr. Zu diesem kleinen, zierlichen Wesen, das so hart im nehmen war und doch gerade ihre eigene Grenze entdeckte. Er sah sie dort auf dem Boden liegen, in Byakuyas Bett, zusammengerollt und von Schluchzern gebeutelt, hörte ihr leises Klagen und sein Herz brach einmal mehr an diesem Tag. Renji ging zu ihr, langsam um sie nicht aufzuschrecken, obwohl er wusste, dass sie ihn längst bemerkt hatte. Er sank auf seine Knie und zog sie widerstandslos in seine Arme, in eine feste und sichere Umarmung. Sie schlang die Arme um ihn und weinte, weinte um all die Dinge, die sie verloren hatte, um den einen Menschen, der für sie beide so viel mehr gewesen war. "Warum?", ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, voll von Schmerz und Kummer. "Der Tod hat keinen Sinn." Sein Tod erst recht nicht. Doch er sprach es nicht aus, sie verstanden einander auch so. "Aber sein Tod war so unwürdig, ihm nicht gerecht werdend. Er war allein …" "Glaubst du, es wäre leichter, wenn er einen großen, ehrenhaften Tod gestorben wäre?" Sie schluchzte, ihr Körper zog sich zusammen. "Es spielt keine Rolle, Rukia, überhaupt keine. Der Tod ist immer gleich und nie gerecht." Er hatte sich das selbst so oft die letzten Tage gesagt, dass er es langsam anfing zu glauben. Es spielte keine Rolle wie und wo Kuchiki Byakuya gefallen war, der Schock wäre immer der Gleiche gewesen. "Aber er war allein." "Das war er immer." Sie schwieg, schluchzte einmal mehr an seiner Brust, in seinen Armen. Sie war so zierlich, so zerbrechlich und ihre Trauer so groß. Wie konnte sie weitermachen? Wie konnten sie beide das? Wie konnte irgendjemand nach so einem Verlust weitermachen? "Ich fühle mich so ohnmächtig, so überflüssig. Ich wache auf, atme und denke die ganze Zeit, ich verdiene das nicht. Wieso lebe ich noch und er nicht? Was für eine Welt ist das, in der die Besten von uns genommen werden und wir Straßenköter weiterleben." "Unkraut vergeht eben nicht …" Rukia löste sich leicht von ihm und blickte zu ihm auf. Selbst im sitzen musste sie das tun. "Es ist nicht fair." "Nein, das ist es nicht." "Und es tut weh. Es tut so höllisch weh." "Ich weiß." "Und es ist meine Schuld." "Nein, das ist es nicht. Wenn ist es meine, denn ich bin sein Fukutaicho und hätte ihn beschützen müssen. Ich hätte mich vor ihn stellen müssen, als Senbonzakura über ihn hinwegfegte. Ich habe versagt, nicht du." Einen Moment senkte sie ihren Blick, verbarg ihre violetten Augen vor ihm und es schmerzte mehr als ihm lieb war. Doch als sie ihn wieder ansah, sah er keinen Vorwurf in ihren Augen. "Er hat dir befohlen zurückzutreten, richtig?" Renji nickte, unfähig es in Worte zu fassen. Immer noch wütete diese Tatsache in ihm. "Einem Befehl eines Taichos ist ohne Widerworte Folge zu leisten." Sie zitierte, was sie einst gelernt hatten. "In der Theorie, Rukia. Im wahren Leben muss man entscheiden, ob man gehorcht oder nicht. Ich habe die falsche Wahl getroffen." Ein müdes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. "Ach, Renji, Nii-sama hätte das nie zugelassen. Und wenn er dich selbst bewusstlos geschlagen hätte …" "Aber warum …" Seine Stimme versagte ihm den Dienst. "Weil er an dich glaubte! Weil er immer an dich geglaubt hat und der Meinung war, dass du zu Größerem auserkoren bist, dass du eines Tages einen verdammt guten Taicho abgeben wirst." Er glaubte sich verhört zu haben, doch ihre Worte spiegelten sich in ihren Augen wieder. Renji schluckte schwer, unfähig seine Stimme unbeteiligt klingen zu lassen. "Auch ein Kuchiki irrt sich mal." "Nicht dieser." Sie lächelte. Trotz des Kummers, der sie peinigte, trotz der Tränen, die über ihre Wangen lief und nicht versiegen wollte, lächelte sie ihn an. Ein schwaches Lächeln, kaum wahrnehmbar. Ganz einem Kuchiki würdig. "Er war sehr stolz auf dich." Ihr Kopf hob sich abrupt und sie sah ihn ungläubig an. "Eines fernen Tages wirst du Taicho sein, Rukia und du wirst die Sechste leiten und diesen Haori mit Stolz und Würde tragen, wie nur ein Kuchiki das kann." "Ich werde diesen einen Haori nie tragen." Ihre Stimme klang hart wie Stein, doch Renji schüttelte nur seinen Kopf. "Doch wirst du, weil diese Nummer, dieses Zeichen, nur auf den Rücken eines Kuchikis gehört." "Aber du …" "Nein, nicht die Sechste. Die Sechste ist seine. Sie wird es immer sein. Ich werde immer diesen Stuhl ansehen und wissen, wem er gehört. Ich werde den Haori sehen und nur ein Mann allein wird ihn jemals ausfüllen können. Niemand kann ihn tragen wie er es konnte." "Aber er hätte gewollt, dass du sie übernimmst." Renji schwieg, zu viele Gefühle in ihm, zu viel Schmerz, zu viel Trauer, zu viel Wut. Er konnte nicht. Er würde es nie können. Er war sich nicht einmal sicher, ob er dieses Büro jemals wieder betreten konnte. Dieses ganze Gebäude, die komplette Division war sein, trug seine Handschrift, seine Führung, seine Art zu Leben und Denken. Er hatte dort oben auf diesem Hügel gestanden, den Glocken beim Läuten gelauscht und in die Gesichter von Byakuyas Division gesehen. Männer, einige fast noch Kinder, die das Grauen des Krieges kennengelernt hatten, lernen mussten, dass der, den sie alle bewundert hatten, nicht hatte gewinnen können. Dass selbst er nicht unsterblich war. Er hatte das Grauen in ihren Augen gesehen, niemand von ihnen würde jemals wieder die Welt mit den gleichen Augen sehen. Sie hatte sich verändert, durch seinen Verlust gravierend verändert. Und doch - traumatisiert wie sie alle waren, von Schmerzen gepeinigt, von Angst erfüllt - hatten sie dort oben gestanden, die Köpfe hoch erhoben, Brust raus, Schultern zurück und ihrem Kommandanten die letzte Ehre erwiesen. Dem Mann, den sie gefürchtet hatten, aber der für sie alle Vorbild gewesen war. Dessen Einstellung sie alle berührt und verändert hatte. Byakuya wäre stolz auf sie, das wusste Renji, konnte er trotz seiner Trauer fühlen. Und weil Byakuya es nicht konnte, war Renji es und hatte nur deswegen dort oben ausgehalten. Hatte dort stehen können mit erhobenem Kopf - trotz gebrochener Seele. Renjis Arme schlossen sich fester um Rukia, als der Schmerz ihn wahnsinnig werden ließ. Er hatte diesem Mann so viele Gefühle entgegengebracht. Hass, Wut, Neid, Bewunderung. Er war Ansporn gewesen, ewiges Vorbild, das Ideal, dem er nachjagte. War Freund und Chef, war Lehrer und Meister, immer stark und würdevoll, voller Ehre und Stolz und Kraft und Schönheit und Perfektion. Perfektion mit seinem Schwert, diesem edlen und anmutigen Schwert, das seinen perfekten Meister hatte. Es brach Renji einmal mehr als er daran dachte, dass man ausgerechnet diese Perfektion dazu benutzt hatte, Byakuya zu besiegen. Wie grausam musste es für Senbonzakura gewesen sein, seinen Meister zu besiegen? Wie konnte irgendjemand auf dieser Welt es wagen, dieses perfekte Schwert zu benutzen? Einzig und allein Byakuya sollte das vorbehalten sein. "Nii-sama war unbesiegbar, Renji und er wird es immer sein." Renji schluckte und blinzelte um die Tränen loszuwerden. "Hm?" "Er starb nicht durch den Feind. Er konnte ihm nichts anhaben. Einzig und allein sein eigenes Zanpakuto konnte das. Nur Senbonzakura war in der Lage seinen Meister zu besiegen. Nii-sama wusste immer, dass sein Schwert mächtiger ist als er. Er hat mir das einmal gesagt. Unsere Zanpakutos erlauben uns lediglich mit ihnen zu kämpfen, aber sie brauchen keinen Meister. Im Grunde sind sie unsere Meister, denn sie lehren uns wie wir sie führen müssen." Sie blickte ihn an, ihre großen Augen ein Meer aus Tränen, die nicht versiegen wollten. Er nickte schwach, weil er nichts sagen konnte, weil seine Stimme nicht mehr vorhanden war.     Irgendwann schliefen sie auf Byakuyas Futon ein, umgeben von seinem Duft, von seinem Geist, der hier in diesem Zimmer irgendwie greifbarer war. Dicht beieinander liegend, jeder dem anderen Trost spendend. So wie es immer gewesen war. Wie sie Rukongai überlebt hatten. Und als die Dämmerung hereinbrach und ihre Körper den tiefen Schlaf forderten, den sie so dringend brauchten, träumte Rukia. Träumte Rukia von ihrem Bruder und ihrer Schwester. Sah wie Hisana die Arme ausbreitete und ihren Mann willkommen hieß.   Ende   *********************   And I love you so, though I said I didn't know But I can't bear to leave you where you are And I must try to wait, so in my heart I'll hesitate But thoughts of you won't leave me in the dark   Only the brave die young Only the ones who open their hearts get burned We're all afraid to run But I was a fool to think you could stay unhurt     *********************    First of all: Ich werde bis zum Schluss nicht dran glauben, dass er tot ist. Aber meine Gefühle nach dem Lesen des Chapters waren am überlaufen und ich musste irgendwo damit hin, deswegen müssen Rukia und Renji da jetzt durch. Für ein One-Shot sind es schon  wieder viel zu viele Worte, aber naja ... ich kann mich halt nicht kurzfassen. An Renjis Part hab ich wie immer länger gesessen, ich weiß auch nicht, warum er mir so schwer fällt. Oh und sorry, für das ganze Gefluche, aber ich wollte hervorheben wie tief die beiden betroffen sind und irgendwo muss da die Straßenmentalität durchkommen. Deswegen hab ich mich am Fluchen probiert und bin auch ganz zufrieden damit. Dank Renji lern ich das fluchen langsam ^^ Für mich sind die beiden so, weiß nicht ob das für jemand anderen funktioniert. Aber ich glaube sie kennen sich so lange und so gut, dass sie sich anschreien und genau wissen wie sie dem anderen weh tun können. Am Ende vertragen sie sich aber doch wieder und keiner spricht über das Gesagte, denn es spielt keine Rolle. Sie sind vom gleichen Schlag. Wer einen richtig guten Freund hat, der kennt das vielleicht. Hope you like it, wobei das bei dem Thema schwer sein dürfte. I'm feeling better right now und ich hoff weiter. mata ne Rogue PS. Ach so: Lyrics Only the brave - The Burley Griffin. Nicht hören, während dem Lesen, ich hätt heulen können.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)