Kriegskind von Kimine-Hirosha ================================================================================ Kapitel 1: Kriegskind --------------------- Kriegskind Es ist kurz vor halb eins in der Nacht. Die Rollläden sind herunter gelassen und ein schwacher Schein einer Stehlampe erhellt den kleinen Raum. Außerdem erfüllt ein schwaches Atmen den Raum einer schlafenden Person. Fast eine vollendende Stille umhüllt die Person. Eine Stille die dieser Person gerade nicht real ist. Jetzt zumindest nicht. Den Lampenschein sieht die Person nicht, das Rattern der Geländewagen vor ihrem Zimmer hört sie nicht. Es ist nicht viel was diesen Raum ausmacht, doch es gehört ihr, der Person die hier haust. Zwei Sessel die vom Schein der Lampe angestrahlt werden, ein Sofa, ein Schrank, ein kleiner alter Tisch, das Bett in dem die Person schläft und ein kleiner Nachttisch. Die Wände werden von billigen Gemälden und einer Holzstatue Marias geziert. Es wirkt so friedlich und entspannt in der leicht strahlenden Nacht. Doch es gibt einen großen Unterschied zu anderen Zimmern oder Hütten die auf diesen Gelände stehen. Dieses Zimmer galt nicht dem Eigenbesitz, nicht wirklich. Die schlafende Person wollte nicht freiwillig in diesem kleinen Raum hausen. Es waren die damaligen Umstände die sie hier her gebracht hatte. Zwar gehörte der Inhalt des Zimmers mehr oder minder dieser Person, doch hätte sie dies gerne alles hergegeben, wenn sie noch einmal nach Hause könnte. Oft lag die Person wach in der Dunkelheit des Zimmers und dachte über das warum nach. In ihren Augen wurde sie festgehalten und hatte in den Augen der Regierung keinen freien Willen. Jede Nacht wachte die Person erneut von diesen Ereignissen und Träumen auf, die sie all die Jahre schon quälten. Entführung, Rekrutierung, Krieg und Schmerz prägten diese träume, die eigentlich keine träume waren. Es waren immer wieder kehrende Szenen aus Ereignissen die diese Person kannte und hasste. Dieser Person wurde die gesamte Bürde des Landes aufgeladen, da die Politik einen weiteren kranken Plan zusammengesetzt und ausgeführt hatte. „Kriegskinder“, wurden sie genannt. „Länder“, wurden sie genannt. „England“, wurde er genannt. Aber nie wurde er bei seinen richtigen Namen genannt. Mittlerweile war er nicht mehr am schlafen, wieder lag er wach in seinem Bett und starrte an die Ödnis der Decke. Diesmal wurde er wach, weil er von seiner Entführung geträumt hatte. Ganz am Anfang von all dem, wo er jetzt war. Die Politik wollte Reinblüter der Kriegskinder haben. Kinder, deren Abstammungslinie ausschließlich des eigenen Landes angehörten. Sobald diese dann das dritte bis fünfte Lebensjahr erreichten wurden sie ihren Familien entrissen. Absurd, brutal und nichts ahnend überfielen sie die Häuser oder aber tarnten sich im Dienste der Gesellschaft. „Für das Wohl des Volkes wurde entschieden“, sprachen die Hauptmänner und legten einfach diese Regelung fest ohne die Familien in Kenntnis zu setzen. Er erinnerte sich nur noch daran, wie er geschrien und mit Händen und Füßen geschlagen und getreten hatte. Seine Mutter wurde zu Boden geworfen, sie weinte. An ihr Gesicht konnte er sich leider nicht mehr erinnern. Schmerzlichst verengte sich seine Brust immer, weil er immer wissen wollte wie sie aussah. Sein Vater kämpfte vergeblich um ihn. Er hatte kurzes dunkelblondes Haar gehabt, fast so wie er es nun hatte. Seine Augen waren zu einer wütenden Grimasse verzerr die Wut ausstrahlte, dann schlugen ihn zwei Soldaten nieder. Diese Erinnerungen und diese Bürde des Landes lasteten auf ihn wie ein Fluch. Zunächst hatte er einen Freund aus Amerika gefunden, doch auch diesen entriss der Krieg ihm. Der Unabhängigkeitskrieg vom 19.04.1775 bis 03.09.1783 gab ihm vollends den Rest. Von da an hatte er gar keine Freunde mehr. Einmal konnte er im Radio des Stützpunktes hören, wie die Menschen ihre Angst bezüglich der „Kriegskinder“ durch Demonstrationen äußerten. Er konnte es ihnen nicht verübeln, sie hatten auch in gewissermaßen recht. Kinder wie er wurden als Zweck der Armee zum Kämpfen und Töten gedrillt. Er kannte kaum etwas anderes außer die Geschichte seines Landes, die Bilder in seinem Zimmer und das Lager innerhalb der eingezäunten Grenzen. Alle Gegenstände in diesem Zimmer hatte er sich im laufe der Zeit und der Kriege verdient, doch zu welchem Preis? Er wurde gehasst und verabscheut. Zwar fanden derzeit keine Kriege mehr statt, doch bald würde die erste Landeskonferenz wieder einbezogen, wo die seinesgleichen anwesend sein durften. Beziehungsweise es wurde vorausgesetzt das sie dabei waren. Nun lächelte der junge Mann und stellte sich vor, das es ferner seines Planeten eine Welt gab wo er als Held, als Idol angesehen wurde. Er stellte sich auch vor, er hätte Fans die ihn wegen seines Charakters mochten. Vielleicht hätte er dann auch Freunde. Die Tür öffnete sich, „England“, wurde er streng, schon fast schreiend, gerufen. Er stand schleunigst auf und salutierte wie er es gelernt hatte vor seinen Hauptmann. Der Traum war aus und der schreckliche Alltag begann. ENDE -------------------------------------------- Hoffe es gefällt euch. Ich habe diese Geschichte eigentlich genau um halb ein Uhr morgens angefangen zu schreiben und diese dann später nur noch ausgearbeitet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)