Verlobung? Nein, Danke! von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Kapitel 17 ---------- Nervös kaute Robert auf seiner Unterlippe und starrte angespannt den Bildschirm vor sich an, der ihn damit quälte, den Verbindungsaufbau unnötig in die Länge zu ziehen. „Es ist nur fair“, murmelte Johnny und Robert hob seinen Blick, um zu seinem Bett hinüber zu blicken, auf dem Johnny es sich mit einem Handheld bequem gemacht hatte. Großartig, schoss es ihm durch den Kopf, danke für die Unterstützung. Als Robert auf seine Provokation nicht antwortete, sah der Schotte auf und fügte hinzu: „Meine Eltern wissen es mittlerweile. Ich finde es nur gerecht, wenn deine es auch erfahren.“ „Du musst dich nicht erklären“, kommentierte Robert trocken, „Mir war schon klar worauf du hinaus willst. Außerdem weiß ich selbst, dass ich die Angelegenheit dringend mit meinen Eltern absprechen sollte, immerhin besteht sonst die Gefahr, dass deine Eltern damit schneller sind als ich.“ Johnny musterte ihn düster und Robert seufzte innerlich, während er hinzufügte: „Außerdem wäre es für unsere Beziehung durchaus wichtig, das Ganze zeitnah mit meinen Eltern abzusprechen. Zufrieden?“ Es war eine Sache, dass er seinen Eltern gleich gestehen würde, dass er nicht nur auf Kerle stand, sondern auch noch eine Beziehung mit seinem besten Freund angefangen hatte, aber eine andere war es, das mit Publikum zu tun. Ja, er war am Morgen auch anwesend gewesen, als Johnny mit seinen Eltern über ihre Beziehung gesprochen hatte, aber dort hatte er eine unterstützende und keine beobachtende Funktion eingenommen. Aber vermutlich war es auch besser so, dass Johnny nicht direkt neben ihm saß. „Ah, hallo Robert!“, der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen und seine Aufmerksamkeit richtete sich sofort wieder auf den Bildschirm vor ihm, auf dem sein Vater zu sehen war, der gerade dabei war, sich einen Tee in seine Tasse einzuschenken, „Du hast dich ja schon lange nicht mehr gemeldet. Wie geht es dir?“ „Ja, ganz gut“, meinte Robert lahm und zögerte einen Moment. Er hätte die ganze Angelegenheit lieber in aller Ruhe zu Hause mit seinen Eltern von Angesicht zu Angesicht besprochen. Das wäre ein angemessenerer Rahmen gewesen. Aber so musste wohl ein simples Gespräch per Webcam ausreichen – es würde noch einige Zeit dauern, ehe er wieder für ein paar Tage nach Hause kommen würde. „Ich muss dringend mit dir über etwas reden.“ „Das habe ich mir schon fast gedacht“, lächelte Herr Jürgens und trank einen Schluck Tee, „Worum geht es denn, mein Junge?“ Jetzt konnte er sich sowieso nicht mehr herausreden. Er spürte zwei erwartungsvolle Blicke auf sich ruhen und fragte sich unwillkürlich, ob sich sein Vater und Johnny überhaupt darüber im Klaren waren, unter welchen Druck sie ihn gerade setzten. Wahrscheinlich war es in diesem Fall besser, wenn er einfach schonungslos mit der Wahrheit herausbrach. Dann hätte er es schnell hinter sich gebracht. Er holte tief Luft. „Ich bin schwul und mit Johnny zusammen.“ Sein Vater sah ihn einen kurzen Moment lang berechnend an, hob seine Tasse zum Mund und sagte mit gleichmütiger Stimme „Du bist enterbt“, ehe er erneut an seinem Tee nippte. Johnny fuhr augenblicklich mit schockierter und aufgebrachter Miene auf. Robert verdrehte genervt die Augen. „Paps!“ „Oh, tut mir Leid. War es nicht der Sinn der Sache, dass wir uns irgendwelche schockierenden Nachrichten an den Kopf werfen?“, Herr Jürgens lächelte ihn freundlich an und zuckte beiläufig mit den Schultern. „Ich meine es ernst!“ Der Gesichtsausdruck seines Gegenübers wirkte überrascht. „Oh.“ Es herrschte kurze Zeit Schweigen zwischen ihnen. „Du bist enterbt.“ Robert stöhnte genervt auf, während Johnny auf dem Bett seinen Freund höchst besorgt und äußerst unruhig anblickte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Robert brachte ihn mit einer Geste dazu, ruhig zu bleiben und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. „Bitte, ich meine es wirklich ernst. Und Johnny kauft dir den Unsinn auch noch ab.“ Herr Jürgens lehnte sich ein Stückchen zurück und musterte seinen Sohn dann mit strengem Blick. „Was erwartest du für eine Reaktion von mir, Robert? So wie du mit dem Thema umgehst, könnte man fast das Gefühl bekommen, dass du davon ausgehst, dass die Nachricht für deine Mutter oder mich eine Katastrophe ist. Es ist dein Leben, es sind deine Entscheidungen, die du treffen musst und es freut mich, wenn du glücklich in einer Beziehung bist. Oder haben wir uns je darüber kritisch geäußert, wenn du mit einem Mädchen ankamst? Ich sehe keinen Grund dafür, dein Eingeständnis negativ zu bewerten oder deshalb schlecht von dir oder Johnny zu denken oder mich irgendwie darüber aufzuregen. Du solltest die Sache ein wenig entspannter sehen.“ Für Robert sah das Ganze in der Tat ein wenig anders aus. Es war nun mal ein bedeutender Schritt, zuzugeben, dass er auf Kerle stand. Und es gab nun mal unleugbare Unterschiede von hetero- und homosexuellen Beziehungen. Auch wenn er dankbar sein sollte, dass seine Eltern – oder zumindest sein Vater – die Angelegenheit so ruhig und entspannt hinnahmen, wäre es ihm doch lieber gewesen, wenn zumindest Bedenken geäußert worden wären oder aber wenn er sich vielleicht sogar hätte rechtfertigen müssen. Auch wenn Letzteres zugegeben etwas war, das er noch nie vor seinen Eltern hatte tun müssen. Er setzte sich aufrecht hin und blickte seinen Vater durchdringend an. „Seit wann wisst ihr es schon?“ „Dass du gerne mit Johnny zusammen wärst? Ein paar Jahre. Zugegeben haben uns daher deine Beziehungen mit den Mädchen immer sehr verwundert. Wir dachten schon, das mit euch beiden wird nichts mehr.“ Robert entging das Grinsen auf Johnnys Gesicht nicht, doch er überging es geschickt und bemühte sich darum, ruhig zu bleiben. Gut, seine Eltern hatten wohl bemerkt, dass er schon die ganze Zeit in Johnny verliebt gewesen war. Das hieß vermutlich, dass sie in den letzten Jahren nicht nur Gelegenheit hatten, sich mit dem Gedanken anzufreunden, sondern auch, dass sie sehr wohl durchschaut hatten, dass er mit den Mädchen zusammen war, um darüber hinweg zu täuschen, dass er nun mal schwul oder zumindest bisexuell war. Er zögerte. „Habt ihr gewettet?“ Sein Vater hielt einen Moment in der Bewegung inne und zuckte mit den Schultern. „Also so würde ich das jetzt nicht unbedingt bezeichnen.“ Robert wusste ob der Schwäche seiner Eltern, dass sie gerne den Ausgang mancher Dinge mit kleinen Wetten festhielten. Es war nicht so, dass sie spielsüchtig waren oder um Geld spielten, es ging dabei mehr darum, wer Recht hatte und wer nicht. Und meist waren die Wetteinsätze für beide Parteien angenehm. Es war kein Wunder, dass er bereits als Kind gelernt hatte, ruhig und berechnend zu reagieren und dieses Verhalten nicht als persönliche Kränkung aufzufassen. Auch wenn er es nach wie vor nicht gut heißen konnte – und wollte. Um ehrlich zu sein, hatte er aufgrund der Freiheiten, die er gehabt hatte, schnell angefangen, sich selbst strenge Regeln zu setzen. Und die wenigen Bestrafungen und Einschränkungen, die er von seinen Eltern erhielt, wie beispielsweise das Verbot auf die Party zu gehen, konnte er daher auch nicht wirklich ernst nehmen und sah sie lieber als Vorschläge an. Was jedoch nicht hieß, dass er den beiden seine Verstöße meldete. Sie sagten ihm selbst oft genug, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen müsste. Robert wollte gerade antworten, als die Tür zum Arbeitszimmer seines Vaters aufflog und seine Mutter mit einem strahlenden Lächeln eintrat. „Christopher, du wirst nicht-... Robert, Liebling! Schön, dass du dich meldest!“ Vera Jürgens kam näher, schlang ihre Arme um ihren Ehemann und lächelte Robert freundlich an, „Wie geht es dir?“ „Gut, ich habe gerade-...“, begann Robert, doch er hatte keine Gelegenheit, den Satz zu Ende zu sprechen. „Marian hat mich gerade angerufen! Das mit dir und Johnny sind ja wirklich wunderbare Neuigkeiten. Wir hatten uns schon gefragt, ob das mit euch beiden denn mal klappen wird!“ Dass ihre Mütter so gut befreundet waren, hatte zwar in ihrer Kindheit überhaupt erst dazu geführt, dass er und Johnny sich kennengelernt hatten und als Kinder oft miteinander hatten spielen können, in Momenten wie diesen hasste er es jedoch. Er seufzte innerlich und setzte bereits an, etwas zu antworten, als Vera bereits weitersprach: „Ich freue mich so für euch beiden! Dann wollen wir euch doch nicht länger als notwendig voneinander fern halten! Liebe Grüße an Johnny! Und treibt es nicht zu wild, ja? Bis bald!“ Sein Vater nickte ihm knapp zu und bemühte sich hastig darum, die Verbindung zu trennen, doch Robert bekam zu seinem Leidwesen sehr wohl noch mit, wie seine Mutter sich auf seinen Schoß setzte und ihm einen innigen Kuss gab. Robert wurde augenblicklich bewusst, dass er wohl die längste Zeit Einzelkind gewesen war. Er erschauderte bei dem Gedanken und bemerkte erst jetzt, dass Johnny ihn irritiert und entgeistert zugleich ansah. „Was war denn das?!“, als Robert ihn nur schweigend anblickte, fügte er hinzu: „Ich glaube ich verstehe jetzt einiges etwas besser.“ Der Angesprochene schaltete seinen Laptop aus, ehe er trocken meinte: „Willkommen in meiner Welt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)