Verlobung? Nein, Danke! von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Kapitel 6 --------- Beim Abendessen schien bereits so ziemlich jeder zu wissen, dass Johnny und Robert ein Paar waren und die, die es nicht wussten, erfuhren es nun von ihren Freunden. Enrico hatte es allem Anschein nach tatsächlich wieder einmal nicht geschafft, seinen Mund zu halten. Als sie den Speisesaal betraten, konnten die Beiden die Blicke, die sich auf sie richteten, deutlich spüren und für einen kurzen Moment überlegte Robert, ob er vielleicht auf dem Absatz kehrt machen und lieber erst dann wieder kommen sollte, wenn sich die erste Aufregung gelegt hatte. Aber er hatte mit Sicherheit schon Schlimmeres überstanden und er konnte Johnny momentan schlecht alleine der neugierigen Meute überlassen. Robert musste ein gequältes Seufzen unterdrücken, dann sah er zu Johnny. Seit ihrem Kuss hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt und die Tatsache, dass sie nun so tun mussten, als wäre alles wie immer, machte die Angelegenheit nicht unbedingt einfacher. Vor allem, wenn man eine Unmenge an interessierten Augenpaaren auf sich ruhen hatte. „Dahinten sind noch Plätze frei“, murmelte Robert betont beiläufig und hoffte, dass sie, sobald sie sich gesetzt hatten, weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. Johnny nickte lediglich und warf einer Gruppe kichernder Mädchen einen vernichtenden Blick zu, der sie dazu brachte, noch intensiver miteinander zu tuscheln. Er rollte genervt mit den Augen, ehe er Robert folgte. Als sie sich einander gegenüber an den Tisch setzten, stand das Essen bereits da und Johnny verzog das Gesicht. Es war offensichtlich, dass er mit dem Menü des Tages, Spaghetti mit Sahne-Pilz-Soße, eher unzufrieden war. Robert wusste, dass Johnny Pilze absolut nicht leiden konnte und er somit vor der Wahl stand, ob er sich dazu zwang, die Pilze mitzuessen, oder ob er sie beiseite schob und somit bei den anderen Schülern, die ihn aktuell zudem noch aufmerksam beobachteten, vielleicht einen kindischen Eindruck erweckte. „Man könnte meinen, in einem so teueren Edelinternat gäbe es eine größere Auswahl an Speisen, statt immer nur einem Gericht pro Mahlzeit“, murrte er unglücklich, während Robert sich etwas Essen auf den Teller tat. „Wenn du Veganer bist oder eine Allergie hast, kannst du dich jederzeit bei der Küche melden und etwas anderes bestellen“, kommentierte Robert und hielt ihm die Spaghetti-Schüssel hin. „Vielleicht sollte ich eine Pilzallergie anmelden.“ Johnny stocherte lieblos in seinem Essen herum und seufzte dann gequält auf. „Hallo, ihr beiden Turteltäubchen!“, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht ließ sich Enrico auf den freien Platz neben Johnny fallen, der ihn scharf musterte. „Wo ist Oliver?“ Enrico verschränkte gereizt die Arme vor der Brust. „Keine Ahnung. Vermutlich bei Samantha. Ist mir auch egal. Ich rede sowieso nicht mehr mit ihm.“ „Du mit ihm oder er mit dir?“, fragte Robert mit zweifelnder Miene und Johnny beantwortete seine Frage, indem er meinte: „Vermutlich beides.“ „Ma questo non conta“, meinte Enrico beiläufig, zuckte mit den Schultern und schaufelte sich etwas Spaghetti auf den Teller. Im nächsten Moment erstarrte er jedoch. „Oh, c'est vrai?“, Olivers vernichtender Blick lag auf ihm, als dieser sich neben Robert setzte, doch Enrico hielt ihm wacker stand. Robert und Johnny sahen sich skeptisch an und Johnny zuckte nur mit den Schultern, ehe er sich seinem Essen zuwandte, nicht ohne dabei sein Gesicht leicht angewidert zu verziehen. Dann begann er damit, die Pilze möglichst unauffällig beiseite zu schieben. Robert nutzte die Gelegenheit, beugte sich vor und spießte einige der Pilzstücke auf seiner Gabel auf, was Johnny dazu brachte, ihn entgeistert anzublicken. „Du wolltest sie doch sowieso nicht essen“, begründete Robert seine Handlung beiläufig und schob sich die Pilze in den Mund. Diesmal lag es an Oliver und Enrico, ihre beiden Teamkameraden ungläubig zu mustern. Robert, der Johnny sonst immer Vorträge darüber hielt, dass er nun mal manchmal auch Dinge essen musste, die ihm nicht so schmeckten, und ihn zurecht wies, wenn er sich weiterhin weigerte, war nun allen Ernstes Johnny dabei behilflich, seinem wählerischen Geschmack zu folgen. Johnny, der dem Frieden nicht trauen oder einfach Robert herausfordern zu wollen schien, gabelte die restlichen Pilze auf und hielt sie ihm hin. „Möchtest du die auch noch?“ Für einen kurzen Augenblick überlegte Robert, was Johnny wohl von ihm erwartete. Hoffte er auf ein „Jetzt nicht!“ oder wollte er einfach nur sehen, wie er reagierte, wenn er ihn derart provozierte? Noch bevor er zu einem wirklichen Schluss gekommen war, hatte er sich nach vorne gelehnt und Johnnys Angebot, ihn zu füttern, angenommen. Was sollte schlimmsten Falls passieren? Das hysterische Kichern einiger Mädchen am Nebentisch riss ihn aus seinen Gedanken und er wandte seinen Blick von Johnny ab, der nun ziemlich vertieft in die Nahrungsaufnahme wirkte. Die Schülerinnen hatten ihre Köpfe zusammengesteckt und tuschelten miteinander. Selbst Oliver und Enrico schienen über ihre Streitigkeiten hinweg zu sehen und sprachen einige Worte auf Italienisch miteinander, einer Sprache, mit der Johnny noch weniger anfangen konnte, als mit Französisch. Während er weiteraß, lauschte Robert aufmerksam der Diskussion, denn es war für ihr Schauspiel von großer Bedeutung, wie die Reaktionen der Umstehenden ausfielen. Johnny hingegen warf den Beiden böse Blicke zu. „Könnt ihr euch nicht in einer Sprache unterhalten, die jeder hier am Tisch versteht?!“ Oliver besah ihn skeptisch, murmelte „Das ist der Sinn der Sache, Johnny!“ und wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu. Der junge Schotte zog einen Schmollmund und warf dann Robert einen düsteren Blick zu. „Dè thuirt iad?“ „An dèidh làimhe“, antwortete Robert lediglich. Er würde Johnny später erklären, was Oliver und Enrico gerade besprachen, im Moment war es für ihn jedoch wichtiger, dass er zuhörte. Andernfalls bekam er einen Teil des Gespräches nicht mit und die Mutmaßungen der Beiden erwiesen sich als durchaus informativ. „In Ordnung“, murmelte Johnny in gereiztem Tonfall und erhob sich, „Wenn mich hier jeder ausgrenzt und keiner mit mir reden will, dann kann ich ja auch gehen.“ Mit diesen Worten stapfte er sichtlich genervt davon. Robert sprang überrascht auf. Zum einen hatte er sicherlich nicht beabsichtigt gehabt, Johnny zu verärgern, zum anderen war er erstaunt, dass Johnny so einfach abhaute. Ohne Oliver und Enrico weiter zu beachten eilte er ihm hinterher. Wenige Meter nach dem Speisesaal hatte er Johnny eingeholt. „Gottverdammt Johnny, bleib’ doch endlich stehen!“, Robert packte ihn am Arm und hielt ihn fest, „Was sollte das gerade?!“ „Wenn es keiner für notwendig hält, mich irgendwie zu beachten, dann kann ich auch gehen“, kam die trotzige Antwort und Robert wurde bewusst, dass Johnny seine aktuelle Gefühlslage schlichtweg über sein Ziel, nämlich überzeugend eine Beziehung mit Robert zu spielen, gestellt hatte. Auf der anderen Seite war die Geschichte vielleicht auch dadurch gerade erst glaubhaft. Robert musste zugeben, dass sein eigenes Verhalten selbst nicht sonderlich professionell gewesen war. Ein paar Schüler liefen an ihnen vorbei in Richtung Speisesaal und warfen ihnen neugierige Blicke zu. „Hör zu, Johnny, es tut mir Leid und-...“ „Pòg mo thòn!“ Ungläubig hoben sich Roberts Augenbrauen, doch er nahm sich zusammen und fasste Johnny lediglich am Handgelenk, statt ihn zu recht zu weisen. Es war besser, wenn sie das Gespräch an einem ungestörten und weniger öffentlichen Ort fortsetzen würden. Die Tür zu Roberts Zimmer fiel hinter ihnen zu und während Johnny direkt auf das Bett zusteuerte und sich hinsetzte, starrte Robert ihn nur fassungslos an. „Was genau sollte das gerade?“ Sein Gegenüber blickte ihn verwundert an. „Ich wollte nur überzeugend wirken.“ „Deshalb wirfst du mir auf Gälisch ‚Leck mich am Arsch’ an den Kopf?“ Als Antwort erhielt er nur einen entschuldigenden Blick und ein Achselzucken. „Hätte ich ‚Ich liebe dich’ sagen sollen?“ Nun, das wäre ihm vermutlich vielleicht nicht ganz so unangenehm aufgestoßen, schoss es Robert durch den Kopf. „Du meinst die ganze Sache war nur gespielt?“ Johnny nickte bestätigend. „Und du bist nicht sauer.“ „Warum sollte ich sauer sein?“ Robert sah ihn fassungslos an. „Du bist doch derjenige, der gerade eben beleidigt aus dem Speisesaal gestampft ist!“ Kurze Zeit herrschte Schweigen und die Beiden blickten sich durchdringend an, ehe Johnny beiläufig meinte: „Ich wollte nur sehen, ob du mir nachläufst.“ Das war es also. Ein Machtspiel. Anders konnte sich Robert dieses Verhalten beim besten Willen nicht erklären. „Johnny, jetzt einmal ganz im Ernst. Ich spiele bei der ganzen Sache hier mit, aber wenn das Ganze jetzt nur auf deine persönliche Bespaßung hinausläuft, dann bin ich hier ganz schnell wieder weg!“ „Das war nicht böse gemeint“, murmelte Johnny mit genervtem Unterton und verschränkte seine Arme vor der Brust. Robert besah in mit einem argwöhnischen Blick und fuhr sich mit der Hand durch seine Haare. Sie schwiegen beide einige Zeit, ehe Robert seufzte und meinte: „In Ordnung. Vergessen wir die Sache. Und du nimmst bitte diese Angelegenheit jetzt endlich einmal ernst!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)