Verlobung? Nein, Danke! von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Kapitel 4 --------- Der Trainingsraum der Majestics (den diese als AG von der Schulleitung zur Verfügung gestellt bekamen) war zwar nicht unbedingt gigantisch, aber für Trainingszwecke reichte er. Rechts befand sich eine Bowl, die im Boden eingelassen war und die sie zum Beybladen nutzten. Etwas davor stand in einigem Abstand zur Wand eine Bank, sodass man hinter ihr bequem vorbei gehen konnte. Links im Raum war ein wenig Platz, um Taktiken und Technik zu besprechen, sich Filmaufnahmen anzusehen und ähnliches. Gewöhnlicherweise herrschte während des Trainings der Majestics ein reger Betrieb in dem Zimmer, nicht zuletzt sorgten kleinere Auseinandersetzungen über Reihenfolge beim Kampf oder Technikmängel für eine gewisse Lautstärke. Doch diesmal war es anders. Es herrschte ein unangenehmes Schweigen zwischen den Teammitgliedern. Johnny saß mit verschränkten Armen und abweisendem Gesichtsausdruck etwas abseits der Gruppe auf der Bank vor der Bowl. Robert wusste, dass das seine Art war, mit der Situation umzugehen und dass das der Glaubwürdigkeit der Beziehung sicherlich nicht schaden würde. Auf der anderen Seite machte er sich große Sorgen, was wohl gerade in Johnnys Kopf herumging. Sein Blick verdüsterte sich merklich, als er sich Oliver und Enrico zuwandte, die ihn und Johnny interessiert musterten. Es war nicht weiter verwunderlich gewesen, dass Enrico sofort zu Oliver gerannt war, um ihn die Neuigkeiten zu erzählen – der blonde Italiener war noch nie gut darin gewesen, einfach mal etwas für sich zu behalten. Das machte die Angelegenheit selbstverständlich nicht einfacher. In Anbetracht der Tatsache, dass Johnny noch sehr unerfahren war, hatte Robert eigentlich noch ein paar Tage warten wollen, bevor er es irgendjemanden wissen ließ, dass sie ein Paar waren (oder zumindest so taten). „Seit wann?“, fragte Oliver neugierig und überging Roberts düstere Miene geflissentlich, „Ich meine, warum habt ihr es uns denn nicht gesagt?“ „Weil, mein lieber Oliver, es nicht euere Angelegenheit ist. Genauso wenig wie es die übrige Schülerschaft oder sonst irgendjemanden etwas angeht“, der Deutsche musterte Enrico streng, „Haben wir uns verstanden, Enrico?“ „Ach, komm schon, Robert. Wir sind immerhin euere Freunde, non? Uns hättet ihr es doch eigentlich erzählen müssen. Immerhin sind wir ja ein Team, oder?“, Oliver blieb hartnäckig und Robert schüttelte nur den Kopf, während er zu Johnny hinüber ging, um ihn nicht aus dem Gespräch auszugrenzen. Sanft legte er ihm die Hände auf die Schultern und dieser zuckte überrascht zusammen und blickte zu Oliver und Enrico, die nun ebenfalls näher kamen. „Nur weil wir ein Beybladeteam sind, heißt das noch lange nicht, dass ihr das Recht habt, euere Nase in unsere Privatsphäre zu stecken“, während er das sagte, begann er vorsichtig damit, Johnny die Schultern zu massieren und zu seiner großen Erleichterung, ging sein Plan auf und er schaffte es, dass Johnny sich ein wenig entspannte. „Oder mache ich es dir irgendwie zum Vorwurf, dass du mir nichts von deinem Techtelmechtel mit deiner neuen Freundin Samatha letztes Wochenende erzählt hast?“ Oliver wurde kreidebleich und starrte sein Gegenüber entsetzt an. „Woher-...?“, sein Blick fiel auf den jungen Italiener, der etwas verlegen dreinblickte, „Enrico, sacrebleu! Du solltest das nicht weiter erzählen!“ „Es tut mir Leid, Oliver! Mi dispiace molto! Bitte sei nicht böse, es ist mir einfach so herausgerutscht!“ „Wem hast du es noch erzählt?!“ „Niemandem, ich-...“ „Du hast es überall herum erzählt, n’est-ce pas? Und ich habe mich gewundert, warum Sam seit Donnerstag kein Wort mehr mit mir gewechselt hat!“ Robert beobachtete die Beiden einen Augenblick lang, ehe er den Kopf schüttelte. „Also, sofern wir jetzt die privaten Angelegenheiten beiseite lassen könnten und mit dem Training-...“ Die beiden Streithähne hörten ihm gar nicht zu und Robert räusperte sich lautstark, um die allgemeine Aufmerksamkeit zu erhalten. „Wie ich eben schon sagte: Privates beiseite. Konzentriert euere Energie lieber auf das Beybladen, immerhin wollen wir ja schließlich unseren internationalen Rang bei den anstehenden Weltmeisterschaften verbessern, oder?“ Enrico und Oliver warfen sich gegenseitig vernichtende Blicke zu und Robert fügte hinzu: „Was haltet ihr davon, euere Streitereien gleich mal in der Arena zu begleichen?“ „Je t'enguirlande, Enrico!“, murmelte Oliver genervt, während Enrico nur fassungslos meinte: „Ich habe dir überhaupt nichts getan!“ Robert sah zu, wie die beiden ihre Startpositionen einnahmen und blickte erstaunt auf Johnny, als dieser sich gegen ihn lehnte und zu ihm aufsah. „Das schaut mir sehr nach einem Zickenkrieg aus.“ Robert musste grinsen. „Nun ja, besser sie bekämpfen sich bis zur Erschöpfung und vertragen sich wieder, als dass sie sich total zerstreiten. Das letzte Mal-...“ Ein Schnauben unterbrach ihn. „Erinnere mich bloß nicht dran! Oliver hatte mich zu seinem neuen besten Freund ernannt.“ Eine Weile lang beobachteten sie die beiden Jugendlichen, die sich gerade im Kampf gegenseitig das Leben schwer machten, ehe sich Robert neben Johnny setzte. „Morgen weiß es die ganze Schule“, sagte er leise und warf dem Schotten einen berechnenden Blick zu. „Ich weiß.“ „Wir sollten die Zeit, die wir noch haben, nutzen und noch ein wenig üben.“ Gequält stöhnte Johnny auf. „Ich muss noch Hausaufgaben machen.“ „Dann machen wir die eben zusammen“, Robert ließ diesmal keine Ausflüchte zu, „Ich bin selbst nicht ganz fertig geworden. Nach dem Training können wir uns ja bei dir im Zimmer treffen und alles Weitere besprechen.“ „In Ordnung.“ Johnny klang alles andere als begeistert und er verschränkte die Arme vor der Brust. Für einen kurzen Augenblick überlegte Robert, ob er Johnny noch einmal auf die Angelegenheit ansprechen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Eine Weile lang beobachteten die beiden schweigend, wie Oliver durch gezielte Attacken versuchte Enricos Blade aus der Arena zu kicken, allerdings schien dieser jedes Mal wie durch Zufall knapp dem Angriff zu entkommen, was Olivers Laune nicht unbedingt besserte. Man konnte deutlich sehen, wie sich seine Stimmung verschlechterte. Kurz darauf rief er Unicolyon herbei, doch Enrico, der allem Anschein nach nicht wusste, was gut für ihn war, konterte wiederum mit Amphilyon. Es würde wohl ein langer Kampf werden. Gelangweilt rutschte Johnny auf der Trainingsbank hin und her. „Müssen wir den Beiden zuschauen? Ich glaube nicht, dass man momentan aus diesem Kampf so sonderlich viel lernt.“ „Alternativ können wir auch an deiner Beyblade-Starttechnik arbeiten, Jonathan.“ Johnny blickte Robert düster an. „Was gibt es an meiner Startertechnik auszusetzen?!“ „So einiges. Durch deine ganze Haltung zum Beispiel lässt du beim Starten deines Beyblades viel zu viel Energie ungenutzt, die du quasi deinem Gegner schenkst.“ Der Schotte schnaubte und verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. Vermutlich dachte er darüber nach, was er lieber tat: Oliver und Enrico beim Machtkampf zuschauen oder sich von Robert einen Vortrag anhören, was er alles falsch machte. Zu Roberts großer Überraschung, erhob sich Johnny von seinem Platz und meinte dann, mit sarkastischem Unterton: „Also dann, großer Meister, weiht mich ein in Euere ungeheueren Kenntnisse und Geheimnisse der Beyblades.“ Er packte Robert am Handgelenk und zog ihn zur Raumecke, in der sie für gewöhnlich ihre Strategien besprachen. Robert folgte ihm schweigend, konnte aber nicht anders, als eine gewisse Bewunderung verspüren, dass Johnny das Trainieren von Technik der Langeweile vorzog. Das war ihm neu. Aber gut, er würde sich mit Sicherheit nicht beschweren. Um ehrlich zu sein, hatte er schon länger einmal mit Johnny über seine Haltung und Körperspannung beim Bladen sprechen wollen. Während Johnny sein Blade und den Starter aus seiner Hosentaschen fischte (die Majestics hatten durchaus eingesehen, dass ihre Rüstungen sie beim Kämpfen, gerade beim neuen Wettkampfsystem, eher behinderten als ihnen nutzten), nahm Robert seine Sachen vom Tisch. „So, dann zeig doch noch einmal, wie du dein Blade startest – am besten als Trockenübung, nicht dass Salamalyon noch den Boden beschädigt.“ Johnny blickte ihn düster an, folgte jedoch seinen Anweisungen schweigend. Er zog die Reißleine und Robert fielen wiederum sofort die Unzulänglichkeiten auf. Gut, sie waren erst vor ein paar Wochen darauf umgestiegen und deshalb war es für Johnny vermutlich ungewohnt, mit einem gewöhnlichen Starter zu bladen, aber gerade aus diesem Grund war es wichtig, dass er es auch ordentlich lernte. Denn er würde künftig bei Turnieren auf seine Axt verzichten müssen. „Dein rechter Arm ist zu tief und du beugst dich viel zu weit nach vorne. Außerdem solltest du gerade bei den Schultern ein wenig entspannter sein. Die Körperspannung sollte eher aus der Körpermitte kommen.“ Der Angesprochene starrte ihn einen Moment betroffen an, ehe er ratlos dreinblickte. „Was bitte?“ Robert unterdrückte ein Seufzen (er wusste, dass Johnny nicht gerne das Gefühl hatte ein hoffnungsloser Fall zu sein) und meinte, während er sich selbst in die richtige Ausgangslage begab: „Schau zu, ich zeige es dir!“ Er führte einen technisch hoch ausgereiften Start vor, doch wiederum wirkte Johnny eher skeptisch. „Was genau war da jetzt der Unterschied zu meiner Version?“ „Mach’s noch mal.“ Widerstrebend begab sich Johnny erneut in seine Position, wobei Robert diesmal um ihn herum ging und seine Haltung an verschiedenen Stellen korrigierte und kommentierte. „Wenn du jetzt die Reißleine ziehst, dann musst du deinen Mittelpunkt beibehalten. Schau, so...“, Robert ging hinter ihn, um Johnnys Bewegungen zu führen. Er fasste mit der rechten Hand nach Johnnys, um ihm die Zugbewegung nachvollziehen zu lassen, während er seine linke zuerst mit dem Kommentar „Hier locker bleiben!“ in dessen Nacken und dann flach auf dessen Bauch legte. „Nicht nach vorne beugen!“ Es war sicherlich kein schlechtes Gefühl den Schotten so im Arm zu halten, ihm das Wesentliche der Technik des Beybladens zu erläutern und noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei zu verspüren. Als Johnny sich nicht weiter gegen die Berührungen sträubte, fuhr er fort: „Wenn du beim Ziehen der Reißleine die Kraft vor allem-...“ Ein lauter und wütender Aufschrei riss Robert aus seinen Gedanken und er wandte sich verwundert um. Allem Anschein nach hatte Oliver das Beyblade-Match verloren und sich nun dazu entschieden, sich auf Enrico zu stürzen. Statt des erhofften Wutabbaus hatten die Art und vor allem der Sieg des Italieners allem Anschein nach seinen Zorn eher bestärkt. Robert eilte dazwischen und blickte die beiden streng an. „In Ordnung, ihr hattet euren Spaß, aber so allmählich wäre es an der Zeit, dass ihr beiden euch wieder vertragt.“ „Er hat meine Beziehung ruiniert und findet das auch noch witzig!“, beschwerte sich Oliver und man sah ihm deutlich an, dass er von der Intervention nicht sonderlich angetan war. Robert schüttelte nur den Kopf. „Wir beenden das Training für heute. Bis morgen habt ihr die Sache geklärt, verstanden?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)