Verlobung? Nein, Danke! von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Kapitel 1 --------- Mit einem lauten Knall flog seine Zimmertür auf und Johnny kam hereingestürmt. Durch den Schwung fiel die Tür auch sogleich wieder lautstark zu und Robert sah mit einem genervten Seufzen von seiner Lektüre auf. Er hatte es sich gerade erst in seinem Internatszimmer auf seinem Bett bequem gemacht und sich dazu entschlossen, einen ruhigen Sonntagvormittag mit Lesen zu verbringen. Ein aufgebrachter Jonathan McGregor in seinem Zimmer bedeutete jedoch alles andere als Ruhe und Entspannung. „Robert, du musst mir helfen.“ „Wenn es wegen dem Streich ist, den du Enrico gespielt hast, ich habe dir gleich gesagt, dass-...“ „Ichsollmichverloben“, platzte es aus Johnny förmlich heraus, „Meine Eltern meinen, ich hätte das Heiratszeug bisher viel zu sehr vernachlässigt und ich soll mir endlich eine Braut suchen!“ Die Empörung war ihm deutlich anzusehen, doch Robert hob nach einem kurzen Zögern nur eine Augenbraue, ehe er „Gratuliere“ meinte und sich wieder seiner Lektüre zuwandte. Der Schotte war alles andere als begeistert. „Verdammt, hörst du mir überhaupt zu?! Du musst mir helfen, ich habe keinen Bock mir ein Mädchen zu suchen, dass mir die nächsten Jahre - oder womöglich sogar bis an mein Lebensende - an der Backe klebt.“ Unruhig ging Johnny in dem Zimmer auf und ab. Das Zimmer war, wie alle Studentenzimmer, mit edlen Holzmöbeln eingerichtet. Ein bequemes Bett stand an der rechten Zimmerwand, daneben ein Nachttischchen und ein größerer Kleiderschrank. An der angrenzenden Wand befand sich unter einem großen Fenster, das den Blick auf den Schulinnenhof Preis gab, ein Schreibtisch für die anstehenden Hausaufgaben und ähnliches. Auf Roberts Schreibtisch lagen ein paar Unterlagen, Schreibmaterialien, Bücher und sein Netbook. Neben dem Tisch befand sich eine kleine Sitzecke mit zwei Stühlen und einer Abstellfläche, die an ein Regal anschloss, das in Roberts Fall von oben bis unten mit Büchern vollgestopft war. Die Tür daneben führte zum persönlichen Badezimmer. Der Eingangsbereich vom Flur her hingegen war etwas offener und weniger zugestellt. Erstaunlicherweise wirkte das doch relativ kleine Zimmer nicht wirklich vollgestopft. Zumindest abgesehen vom Bücherregal. Robert hob seinen Blick nicht von seinem Buch und blätterte eine Seite weiter, ehe er bewusst beiläufig meinte: „Was genau willst du denn von mir? Such dir doch einfach ein Mädchen und mach deine Eltern glücklich. Du hast das Ganze sowieso schon ewig vor dir hergeschoben. Es täte dir sicherlich nicht schlecht, auch mal einen Blick auf das andere Geschlecht zu riskieren.“ Johnny fixierte Robert düster mit den Augen. „Das sagst ausgerechnet du mir? Fass dir doch erstmal an die eigene Nase, Herr Jürgens!“, murmelte er empört und stemmte seine Arme in die Seite. „In jedem Fall habe ich keinen Bock, mir von meinen Eltern mein Leben vorschreiben zu lassen, nur weil sie glauben zu wissen, was gut für mich ist.“ „Und...?“ „Und deshalb brauche ich deine Hilfe! Robert, wenn ich meinen Eltern zeige, dass ich schon länger in einer Beziehung bin, dann muss ich nicht diese ganze Prozedur über mich ergehen lassen. Ich habe keine Lust darauf die nächsten Wochenenden damit zu verbringen, eine reiche Familie nach der anderen abzuklappern, um deren Töchter kennen zu lernen und den Gentleman zu spielen. Und außerdem sind auch diese ganzen Single-Partys nichts für mich.“ „Johnny, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Soll ich dir dabei helfen ein Mädchen zu finden, das als deine Freundin posiert?“ „Es würde auffallen, wenn plötzlich ein Mädchen da wäre, mit dem mich noch nie jemand zusammen gesehen hat. Meine Eltern würden das merken“, er starrte den Deutschen durchdringend an, „Und die Mädchen, die ich kenne, würden da nur unter der Bedingung mitmachen, dass ich sie am Ende heirate. Hell no!“ „Und wobei soll ich dir dann nun helfen? Soll ich mit deinen Eltern sprechen?“, Robert runzelte nachdenklich die Stirn und überlegte, was genau Johnny sich davon versprach, sich mit diesem Problem an ihn zu wenden und warum er nicht einfach herausrückte, wobei ausgerechnet er nun helfen sollte. Johnny grinste. „Die einzige Möglichkeit für mich, da wieder raus zu kommen, ist, dass ich mit jemandem zusammen bin oder eben zumindest so tue. Und zwar mit jemandem, mit dem ich viel zu tun habe, dass es auch echt wirkt.“ Als Robert klar wurde, was Johnny ihm da gerade sagen wollte, klappte ihm, ehe er sich irgendwie unter Kontrolle bringen konnte, förmlich der Unterkiefer herunter. Schockiert und vollkommen aus der Fassung gebracht starrte er Johnny an. „Nein!“ „Bitte, Robert, bitte! Es ist ja nicht lang, nur ein paar Wochen, okay? Bis meine Eltern über diese Phase weg sind.“ „Jonathan, nein! Ich meine es ernst! Denk’ gar nicht daran, es überhaupt auszusprechen oder mich direkt deswegen zu fragen!“ „Du kannst mich doch nicht einfach hängen lassen!“ „Was das für Folgen hätte! Meine Eltern würden durchdrehen, wenn sie davon Wind bekämen.“ „Du meinst, so wie wenn sie davon Wind bekommen hätten, dass du neulich trotz ihres Verbotes auf der Party warst und dich so hast zulaufen lassen, dass du am Ende einen Strip hingelegt hast?“ Robert schwieg und dachte für einen kurzen Moment angestrengt nach. Ja, die Sache war in der Tat nicht sonderlich angenehm gewesen. Glücklicherweise hatte Johnny ihn da wieder rausgeboxt. Er hatte ihn von der Party weggeschleift, allerdings nicht ohne vorher sämtliches Film- und Fotomaterial (in den meisten Fällen samt Gerät) zu zerstören – was dazu führte, dass der junge Schotte selbst enormen Ärger für die Sachbeschädigung und eine saftige Strafe aufgebrummt bekam. Was wirklich vorgefallen war, hatte er niemandem erzählt, stattdessen hatte er eine wirre Geschichte erfunden, die ihm die meisten Jugendlichen sogar abgekauft hatten, da sie sowieso zu viel Alkohol intus gehabt hatten um irgendetwas genaueres von der Party mitzubekommen. Robert hätte ihm die ganze Angelegenheit selbst nicht geglaubt – hätte Johnny nicht eines der Videos behalten und es ihm nachträglich mit genervtem Blick vorgespielt, als Robert ihm wegen der Aktion hatte Vorwürfe machen wollen. Mit ernster Miene blickte Robert zur Seite und versuchte seine ruhige Fassung wieder zu finden, die er für einige Augenblicke so spärlich vernachlässigt hatte. Er fuhr sich durch die Haare und holte nochmals tief Luft. „Willst du mich mit der Geschichte erpressen?“, fragte Robert und sah sein Gegenüber ernst an, während er sein Buch zuklappte und es auf das Nachttischchen legte. Doch Johnny zuckte nur mit den Schultern und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Nein, ich will dich nur daran erinnern, dass ich dir jetzt schon mehrfach deinen adeligen Arsch gerettet habe, ohne jemals eine Gegenleistung erwartet zu haben. Und ich könnte im Moment wirklich ein wenig Unterstützung von einem Freund gebrauchen.“ Roberts Gesicht blieb ausdruckslos, als er die Situation nochmals überdachte. Die Sache mit der Party war ja in der Tat nicht das erste Mal gewesen, dass er versehentlich über die Strenge geschlagen und Johnny seinen (schlechten) Ruf dazu genutzt hatte, ihm zu helfen und ihn weiterhin als den Musterstudenten dastehen zu lassen. Er wusste, dass er seine Entscheidung bereuen würde. „In Ordnung“, stimmte Robert widerstrebend zu und fühlte sich für den Moment wahnsinnig schlecht. Er war sehr unglücklich darüber, wie sich die ganze Situation entwickelt hatte. Vor allem aber graute es ihm vor den kommenden Wochen. Es war nicht so, als hätte er ein Problem damit, vor allen anderen so zu tun, als sei er mit Johnny zusammen. Sein Problem war, dass er auf begrenzte Zeit etwas haben würde, was er nicht haben konnte, aber eigentlich haben wollte. Und er wusste, dass das schmerzlich für ihn werden würde. Auch wenn viele ihn für einen unverbesserlichen Sturkopf hielten, der nur an sich selbst dachte, so kannte Robert viele andere Seiten an Johnny, die er sehr schätzte. Er liebte Johnny schon seit einiger Zeit, doch er hatte sich soweit unter Kontrolle, es nicht zu zeigen. In der Anfangszeit hatte er sich wirklich bemüht, das Ganze durch Beziehungen mit einigen Mädchen gekonnt zu überspielen, aber schnell hatte er festgestellt, dass er seine Freizeit lieber damit verbrachte, mit seinem besten Freund Schach zu spielen, als mit irgendwelchen Mädchen halbherzig den Tag hinter sich zu bringen. Seine größte Sorge war also, dass er sich selbst verriet. Dass Johnny dahinter kam, dass er insgeheim auf ihn stand. Natürlich konnte er es sicherlich irgendwie überspielen, aber es bereitete ihm dennoch ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. „Unter einer Bedingung.“ Johnny blinzelte verwirrt. Allem Anschein nach hatte er nicht damit gerechnet, dass Robert sich so schnell erweichen ließ. „Die wäre?“ „Ich habe nicht vor in einer schlechten Komödie mitzuspielen und zur Lachnummer aller zu werden. Wenn du das durchziehen willst, dann auch richtig.“ „Das heißt?“ „Das heißt wir müssen ‚üben’. Denn ich wette, dass man dir sonst bei jeder meiner Berührungen in der Öffentlichkeit ansieht, dass es dir irgendwie unangenehm und absolut ungewohnt ist.“ Allem Anschein nach hatte Johnny gar nicht daran gedacht und er wirkte ein wenig betroffen. „Okay, du hast Recht. Zum Glück bin ich zu dir gekommen, du denkst wirklich an alles.“ Nun, wenn er schon bei diesem dämlichen Spiel teilnehmen musste, dann doch zumindest nicht, ohne das Ganze ein wenig auszukosten. Wer weiß? Vielleicht würde es ihm ja in der Tat endlich gelingen, über Johnny hinweg zu kommen. Oder den Schotten für sich zu gewinnen. Er schüttelte den Kopf, als ihm bewusst wurde, wie er gerade im Begriff war, die Situation seines besten Freundes auszunutzen und für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Aber gut. Man würde sehen, wie sich alles entwickeln würde. ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)