Der Apfel fällt nicht weit vom Malfoy-Stammbaum von XdramaX ================================================================================ Kapitel 1: eine Schule platzt und Astoria auch ---------------------------------------------- Zaubereiministerium 2021: „Aus, Schluss, Ende, damit wären auch unsere Kapazitäten erschöpft.“, verkündete McGonagall, noch ehe sie den Konferenzraum im Ministerium richtig betreten hatte, und schlug mehr oder weniger ungehalten eine dicke Mappe auf den Tisch. „In den letzten vier Jahren waren unsere Jahrgänge schon halb überfüllt, aber dieses Jahr wissen wir wirklich nicht mehr wohin mit all den Kindern.“, sie schlug ihr Mitbringsel irgendwo mitten drin auf. „Ungelogen: an die hundert junge Hexe und Zauberer hat Großbritannien dieses Jahr.“ „Ich bin untrösstlisch, Minerva, aber auch ich habe dieses Jahr Probleme mit meinem ersten Jahrgang.“, verkündete Madame Maxime, die Schulleiterin der französischen Magierschule Beauxbatons, und sah zum Schulleiter von Durmstrang, der dritten Schule in Europa. „Ich ebenfalls.“, erklärte er schlicht. „Tja, wie es aussieht haben wir eine wahre Welle von Geburten zu bewältigen.“, erklärte Shaklebolt, der noch immer Zaubereiminister war, und faltete die Hände auf der Tischplatte. „Das Hogwarts so lange durchgehalten hat, ist ein Wunder, selbst Beauxbatons und Durmstrang mussten ihre Schulen bereits erweitern.“ „Statistiken zeigen, dass dieser Boom von Geburten in kommenden Jahren auch nicht zurückgehen wird. Die Zauberer haben wieder Zuversicht, seit Voldemort besiegt wurde.“, erklärte eine Frau mit streng wirkendem Blick, hob ein Pergament an und besah es genauer. McGonagall zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf plumpsen. „Hervorragend und was machen wir nun?“ „Nun, ich rate dir, löse dein Problem, wie auch wir es tun.“, schlug die französische Halbriesin vor. Minerva trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Es wiederstrebte ihr zutiefst, dieselbe Lösung zu suchen, wie ihre zwei Kollegen, doch sie musste gestehen, dass selbst die Asiatischen und Amerikanischen Zaubererschulen zu dieser Ausweichmethode gegriffen hatten. „Es wird dir gar nichts anderes übrig bleiben, Minerva.“, erklärte der Minister. „Eine andere Lösung gibt es im Moment nicht. Es sei denn man eröffnet neue Schulen.“ Die drei Schulleiter schüttelten energisch den Kopf. Sie waren sich einig, dass auch diese Welle wieder vorbei ging, nur bis dahin brauchten sie einen Brückenplan. Oder besser: Minerva McGonagall brauchte ihn. Die anderen beiden hatten bereits recht passable Lösungen gefunden, wie sie ihre Überfüllungen in den Griff bekommen konnten. Doch wollte sie zu ähnlichen Maßnahmen greifen? Was sollte sie tun? Sie konnte doch nicht einfach Hogwarts aufteilen! Zwar beklagten sich die Lehrer vor allem über zu volle Schlafsäle und Klassenzimmer, aber sie wollte untern mit alten Traditionen brechen. Wenn sie jedoch einen Teil der Schule verlagern konnte, dann war es möglich die Schlafsäle zu erweitern und die Kurse zu teilen. Fein, alles in allem würde sie wohl nicht drum herum kommen, aber wie sollte sie das Ganze bewerkstelligen? Wohin mit den Schülern, die sie "rausschmeißen" musste? „Nun, Minerva? Ich möchte mich eigentlich ungerne in die Schulangelegenheiten einmischen. Wir haben es bisher so gehandhabt, dass ihr freie Hand hattet und ich empfand es bisher als sehr annehmbare Lösung.“ Minerva nickte. Das war selbstverständlich auch in ihrem Interesse. Es wäre ja noch schöner gewesen, wenn irgend so ein Schreibtischknuddler sich in die schulische Materie einmischte, zu der er keinen Zugang aus erster Hand hatte. „Es gibt noch ein Vorteil der dafür spricht.“, verkündete der Direktor von Durmstrang. „Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging, Maxime, aber an meiner Schule ging mit einem mal der Anteil in Rassismus herunter.“ „Das selbe habe ich ebenfallss beobachtet!“, verkündete die Französin nickend. Minerva war schockiert. „An meiner Schule gibt es keinen Rassismus!“ „Nein? Was ist mit der Fehde der Häuser? Sitzt sie immernoch so tief?“ Sie schwieg. Kingsley nickte. „Dachte ich mir. Wir dürfen nicht einmal die Möglichkeit eines zweiten Voldemort zulassen. Welche Größe hatte euer letzter Jahrgang?“ „Der erste Jahrgang des Schuljahres 2020/21 hatte eine Kapazität von insgesamt... es waren etwa fünfundsiebzig Neuzugänge.“ „Das sind weit aus mehr, als die maximal Anzahl, mit der die Schule früher rechnen konnte.“ Minerva nickte erneut. „Ist gut, ich sehe schon, ich werde nicht drum herum kommen.“ „Ich rate dir, mach es wie ich. Ich habe die fünft- bis siebtklässler in meine Zweigschule nach Deutschland versetzt. Danach konnte ich die Schlafsäle der Jüngeren vergrößern.“ Minerva nickte. „Der Plan "wie" ist weniger mein Problem, als das "wohin".“, verkündete sie. „Ich hätte da eine Idee.“, Kingsley beugte sich vor. „Ein Gelände in Südfrankreich, mit dem die Familie Turner immernoch nichts anzufangen weiß.“ „Ich soll Amy fragen, ob ich auf ihrem Grund und Boden eine Schule errichten darf?“ „Wir reden hier von der Anlage, die die Todesser für ihren Schulversuch genutzt haben, das ist euch doch klar, oder?“, warf der Herr von Durmstrang ein. Kingsley nickte. „Durchaus, aber heute unterrichtet dort doch kein Todesser mehr, oder?“ „Nein, ich kann mich damit einfach nicht arrangieren!“, nörgelte seine Mutter selbst jetzt noch herum, als sie bereits auf dem Bahnsteig standen, wo sich ausschließlich Schüler seines Jahrgangs oder älter mit ihren Eltern tummelten. Scorpius Hyperion Malfoy verschränkte die Arme vor der Brust und ließ die Augen über der Menge schweifen. Er musste ehrlich zugeben, dass er sich eher über die Spaltung der Schule freute – bisher zumindest! Südfrankreich klang schon mal nicht schlecht. Dazu kamen die Abwesenheit von kleinen, nervigen Erstklässlern - was die Erdbeeren auf seiner Torte des Glücks darstellte - und dann war da noch seine eigene Großmutter, Narzissa Malfoy, die das Fach Zauberkunst übernahm. Das war die Sahne auf seiner imaginären Torte, in der er hätte baden können. „Ich sage dir, würde dein Großvater noch leben, er würde dem ganzen ganz schnell Einhalt gebieten!“, verkündete Astoria hinter ihm. Genervt schielte er zu der etwas kleineren Frau hinüber. Manchmal wünschte er sich, er hätte einen Maulkorb für seine Muter oder zumindest einen Narrenhut, damit er eine Ausrede hatte, über sie zu lachen. Er drehte den Kopf auf die andere Seite und schielte in die starren, grauen Augen seines Vaters, der ebenfalls die Menge musterte. Ging es diesem Mann denn nicht genauso? Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie er, dem er so ähnlich war, es mit dieser Frau aushielt. Aber vielleicht merkte Draco es auch gar nicht mehr. „Ausgerechnet an diesem Ort! Das war damals die Brutstelle der Todesser!“ Draco zuckte kurz mit den Augenbrauen. Ihn interessierte weniger, dass das Gebiet vorbelastet war, als seine eigenen Erinnerungen, die er von dort mit sich trug, sowohl schlechte, als auch gute. Er hoffte nur, dass sein Sohn nicht dasselbe durchmachen würde wie er, aber dank Potter, der Voldemort schon vor Jahren besiegt hatte, würde das wohl zum Glück nicht der Fall sein. Die beiden Malfoy-Männer hörten gar nicht mehr hin, hingen ihren eigenen Gedanken nach und ließen Astoria einfach weiter Schnattern, bis sie merkten, dass sie nicht mehr alleine waren. Eine Frau und ihre Tochter hatten sich zu ihnen gesellt. Scorpius schrie fast auf vor Schreck, als letztere die Arme um seinen Hals warf und ihn drückte. Das Mädchen mit ihrer dunklen Haut – die sie von ihrem Vater geerbt hatte – erstickte ihn fast. Ihre Mutter und auch Astoria lachten freudig, waren sie doch schon so gut wie für einander bestimmt. „Melinda, nun reicht es aber!“, Mrs. Zabini zog ihre Tochter von Scorpius weg, jedoch nicht weit genug, dass sie ihn loslassen musste - Luft bekommen musste reichen. Draco klopfte seinem Sohn aufmunternd auf die Schulter. Er ahnte, dass Melinda mehr etwas wie Pansy für ihn damals war - ein Anhängsel, denn er durfte doch nicht ohne Freundin herum laufen! Nicht der Slytherin-Prinz. „Guten Morgen, Mr. Malfoy!“, Melinda lächelte Draco an und knickste leicht. „Dir ebenso, Melinda.“, er nickte. „Ach Merlin, Stacy, was sagst du zu dem Ganzen? Hogwarts spalten?“ „Also soweit ich das von meinem Mann verstanden habe, soll es erst einmal ein Versuch sein.“, verkündete die Frau und setzte einen ebenso hochtrabenden Blick wie Astoria auf. „Oh was ein Glück, ich hatte schon Angst! Woher weiß Blaise?“ „McGonagall hat ihn darum gebeten "Verwandlung" zu übernehmen.“ „Na wenigstens ein paar gescheite Lehrer haben die sich einfallen lassen!“ „Erinnere dich bitte, Liebes, dass auch meine Mutter zur Lehrerin berufen wurde.“, bat Draco sie von der Seite. „Mutter steht außer Konkurrenz!“, beeilte sich Astoria zu sagen und wedelte mit der Hand, Draco schwieg daraufhin erneut. Ein Pfiff ertönte. „Maximilian und Eric halten uns einen Platz frei!“, plapperte Melinda an seiner Seite und hackte sich bei ihm unter. Sanft strich sie ihm über den Arm. „Kommst du?“ „Natürlich!“, er sah stolz auf sie herab, was sie zum Schmelzen brachte. Ein Malfoy konnte aber auch jeden handzahm machen. Draco war stolz auf seinen Spross! „Dann halte dieses Jahr durch, mein Junge. Ich denke nicht, dass sich diese Idee länger hält.“, verkündete Astoria und strich ihm über den Scheitel, bis zu dem schulterblattlangen Zopf. Scorpius nickte, verkniff er sich jedoch lieber jeglichen Kommentar, und ließ sich von seiner Freundin zu dem nächst gelegenen Wagon führen. In dem engen Gang darin, ließ er sie vorgehen, während ihnen viel zu viele Schüler entgegen drängelten. Doch wenigstens konnte er bereits hinter der zweiten Scheibe den bulligen Eric und den großen, schlaksigen Maximilian erkennen. Sie betraten das Abteil. Die zwei sahen auf. „Scorpius“, begrüßten sie ihn mit einem kurzen Nicken. „Tolle Neuigkeiten: Unsere Lieblingsfreunde sitzen zwei Türen weiter.“ Scorpius zuckte mit den Augenbrauen. „Potter, Turner, Weasley?“ „Aber alle neun.“ Er ließ seinen Schrankkoffer zu denen der anderen gleiten und sah zum Fenster. Sein Vater blickte zurück. Kurz hob er die Hand zum Abschied, Draco nickte nur, dann nahm er sich Astoria beiseite und verließ den Bahnsteig. „Dann mal los.“, Scorpius klatschte in die Hände, als sie außer Sichtweite waren. „Melinda, du bleibst hier und achtest auf unsere Plätze.“ „Alles klar, Scorpius.“ Mit einer finsteren Miene und zwei seiner Freunde im Schlepptau, verließ er das Abteil, Melinda schloss hinter ihnen die Tür. Er hörte die Gesuchten bereits, als er noch nicht mal richtig aus der Tür war. Ganz besonders die Potterbrüder waren unüberhörbar. Er baute sich in der offenen Tür auf, mit verschränkten Armen und breiten Beinen. Eric schlug gegen die Tür. Erschrocken sahen die neun Personen, die sich in das Abteil quetschten auf. Scorpius verzog die Mundwinkel zu einem dreckigen Grinsen. „Was zum Trollmist noch eins willst du denn hier?“, fragte Albus Severus Potter und stand überflüssiger Weise auf. „Euch könnte ich das Gleiche fragen.“, verkündete er hochtrabend. „Man Malfoy, verschwinde und tu woanders so, als hättest du zu viel Testosteron!“, knurrte Valerius Turner, der älteste der drei Turner-Veela-Kinder. Angewidert betrachtete er den unnatürlich perfekten jungen Mann aus dem siebten Jahrgang. Doch ehe er was sagen konnte stöhnte das älteste Veelamädchen Dominique, Tochter von Bill und Fleur Weasley, auf. Genervt drückte sich die Ravenclaw aus der Abschlussklasse an ihm vorbei und funkelte ihn sauer an. „Du kannst einem mit deiner widerlichen Visage aber auch alles vermiesen!“, brodelte sie los und verschwand in die Richtung aus der er gekommen war. James, Roxanne und Valerius, die ebenfalls in ihrem Jahrgang waren, folgten ihr. Blieben noch fünf Gryffindor übrig. Nacheinander sah er sie an. Albus, Molly, Rose und die übriggebliebenen Veelazwillinge Velcan und Valerija. Molly, die durchaus ihrem Namen Ehre machte, baute sich in ähnlicher Pose, wie er sie eingenommen hatte, vor ihm auf und versperrte ihm die Sicht. „Verpiss dich, Malfoy!“, befahl sie. „Willst du mir etwa sagen, was ich zu tun habe?“, fragte er und lachte gehässig auf, dann sah er wieder auf sie hinab. „Roll lieber beiseite!“ Sofort sprangen Velcan und Albus hoch, zogen Molly aus der Schusslinie und quetschten sich zusammen aus der Tür, dass es schon wieder lächerlich aussah. „Dich will hier niemand, du Todesserbrut!“, bellte der Veelajunge ihn an und stieß ihn an den Schultern weg. Sofort griff Eric ein und packte ihn am Kragen. Albus schlug die Pranken des Größeren von seinem Freund weg und schob ihn zurück ins Abteil. Er funkelte Scorpius noch einmal an. „Ich wünsch dir eine schöne Fahrt, Malfoy.“, knurrte er und und schlug, den neuen Platz nutzend, die Tür zu. Scorpius lachte triumphierend und bedachte die Gryffindor noch einmal mit einem selbstzufriedenen Grinsen. Sein Blick blieb auf der zweiten Veela hängen, Valerija, die Schwester von Velcan. Teilnahmslos starrte sie aus dem Fenster. Mit dieser kleinen Göre hatte er noch eine Rechnung offen und eben die würde er innerhalb dieses Jahres noch begleichen. Das schwor er sich und auch ihr. Kapitel 2: Narzissa und das Höllenhaus Nummer 6 ----------------------------------------------- „Die kurzärmligen Hemden haben durchaus ihre Berechtigung, ebenso wie das Fehlen der Kniestrümpfe.“, erklärte Velcan und kämmte schon wieder, so eitel wie er war, seine weißblonde Mähne. „Was meinst du, Albus, wie heiß es im Moment zu Hause ist?!“ Er amüsierte sich köstlich über die doofen Blicke seiner Freunde, die alle nur die doch recht warme Schuluniform von Hogwarts gewohnt waren. „Und was ist mit unseren Wappen?“, fragte Rose weiter. „Auch die braucht ihr nicht mehr, glaubt mir.“, erklärte Velcan weiter. „Hast du etwa Insiderinformationen, die du uns verschweigst?“, grummelte Albus und schielte ihn von unten herauf an. „Natürlich! Du glaubst gar nicht wie praktisch es ist, die eigene Mutter als Schulleiterin zu haben!“ Molly rollte mit den Augen und sah aus dem Fenster. Hier unten sah es wirklich ganz anders aus, als oben in Schottland. Schweigend wanderte ihr Blick dann auf die junge Veela neben ihr, die nun schon seit dem Morgen für ihre Verhältnisse viel zu still war. Valerija spielte mit dem rautenförmigen Anhänger, an einer grazilen Goldkette, den sie immer trug. Gedankenverloren führte sie ihn an ihre Lippen und küsste ihn sanft. „Was hast du, Valerija?“, fragte Molly besorgt und suchte die eisblauen Augen ihrer Freundin. „Gar nichts...“, flüsterte sie nur wehleidig zurück. Leider war das so nicht ganz richtig. Irgendwie hatte sie das dumme Gefühl, dass Scorpius nicht ohne Grund in ihr Abteil geschneit war und obwohl es vermutlich dumm war, hatte sie dennoch Angst, dass es vor allem wegen ihr gewesen war. Immerhin war dem Typen alles zuzutrauen! Früher hatte sich Valerija immer aus den Streitereien ihres Zwillings und ihren Freunden mit Malfoy herausgehalten. In all der Zeit schien es, als würde Scorpius sie nicht einmal wahr nehmen und dann kam der Moment, in dem James als Quidditchkapitän der Gryffindormannschaft nach neuen Spielern gesucht hatte. Es gab genug Auswahl und sie hatte eigentlich keine große Lust darauf gehabt, doch Potter wusste, dass sie hervorragend fangen, werfen und vor allem fliegen konnte - sie spielten das Spiel gerne in den Ferien im Privaten - und so hatte er sie kurzer Hand als Jäger rekrutiert. Doch nicht nur das, gleich in ihrem ersten Spiel gegen Slytherin hatte sie sich ein Zwei-Mann-Duell mit Scorpius geliefert und in eiskalt geschlagen. Dass ihr Team dann auch noch gewonnen hatte, hatte der feindliche Jäger einfach nicht verkraftet. Seitdem beachtete er sie plötzlich... Leider fehlte es ihr dann auch an der Härte, die ihre Brüder aufwiesen. Im Gegensatz zu ihnen, hatte sie seit diesem Tag furchtbare Angst vor Malfoy, der zugegebener Maßen zwar recht dürr wirkte, dafür aber wesentlich größer war als sie. Dazu kam dieser steinharte Blick und das schmale Gesicht, mit den markanten Wangenknochen. Womöglich war der Eindruck kindisch, doch er wirkte irgendwie in gewisser Weise... brutal. War sie nicht ein miserabler Gryffindor? Vielleicht hätte man sie eher nach Hufflepuff stecken sollen, denn ebenso schwach, wie der Name klang, fühlte sie sich auch, seit sie den jungen Malfoy gegen sich aufgebracht hatte. Als plötzlich zwei Finger vor ihren Augen schnippten, merkte sie erst, dass sowohl Rose, als auch Molly ohne unterbrechung auf sie eingeredet hatten. Irritiert wandte sie sich zu ihnen um. „Was ist los?“, fragte sie mit leicht müdem Unterton. Rose zog eine Augenbraue hoch und ließ sich wieder auf den Sitz fallen. „Valerija, irgendwie glaube ich, du wirst krank.“ „Passt ganz gut, wir sind eh gleich wieder zuhause...“, murmelte die Viertelveela und sah zurück aus dem Fenster. Der Zug fuhr einen Bogen, um zum Eingang des Schulgeländes zu gelangen. Dank dieses Pfades konnte sie den hohen Uhrenturm sehen, der mitten auf dem alten Internatsgelände für Muggel stand, das einst ihrem Großvater gehörte. Wie es wohl für ihre Mutter gewesen war, diese Schule erst als normale Muggel zu besuchen und später zurück zu kehren, unter dem Regime der Todesser - zu denen ihr Vater gehörte - um hier eine "besondere" Ausbildung durch die Anhänger Voldemort zu erhalten? Seltsam, sie hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, erst jetzt, da auch sie hier die Schule besuchen sollte. Vorher war das Grundstück direkt am Meer einfach nur ihre Heimat gewesen. Sie war hier gemeinsam mit ihren Brüdern aufgewachsen, unter den wachsamen Augen ihrer Mutter und ihrer Freunde aus alten Tagen. Ihr Vater, Victorian Turner - geborener Romulus - war bereits lange vor ihrer Geburt verstorben, als ihre Mutter noch nichteinmal wusste, dass sie ein zweites Mal schwanger von ihm war. Tja, und nun sollte sie hier unterrichtet werden, bis zu ihrem Abschluss. Um das bewerkstelligen zu können, hatte sich das Turner-Anwesen im Sommer ziemlich verändert. Aus der einen Villa war ein Wohnhaus und Bürogebäude für die Lehrer geworden, mit Speisesaal, Bibliothek und kleinem Laden für die Schüler. Um es herum waren weitere Bauten entstanden, in denen die Unterrichtsräume hergerichtet wurden, ein Quidditchfeld, das eher einem Stadion glich, und auf dem hinteren Teil des Geländes, nahe dem Strand, standen zwölf weitere Häuser, in denen die Schüler nun einziehen würden. Alles in Allem hatte ihr Mutter es bezeichnet mit "wie in alten Zeiten", doch für sie war das alles neu und sie wusste noch nicht, ob es ihr gefiel, dass sie ihr schönes Zimmer in der Villa hatte aufgeben müssen... Denn nun stellte sich eine äußerst unbehagliche Frage: Welchem Haus wurde sie zugeordnet? Wo würde sie die kommenden drei Jahre schlafen? Es war wie ihre erste Fahrt nach Hogwarts, eine Fahrt ins Ungewisse. Ein Gong ertönte und ihre Freunde wurden still, klebten sich allerdings Augenblicklich mit ihren Nasen an die Scheibe. „Wehrte Fahrtgäste“, sprach der Schaffner. „Bitte packen Sie ihr Handgepäck zusammen und kontrollieren Sie, ehe Sie den Zug verlassen, noch einmal ihre Sitze, um sicher zu gehen, dass sie nichts zurück lassen . In etwa fünf Minuten erreichen wir den Bahnsteig des Internats. Wenn sie in Fahrtrichtung rechts aus ihren Fenstern schauen, dann können sie bereits den Uhrenturm sehen, welcher sich im Zentrum des Geländes befindet. Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Tag und ein erbauliches und lehrreiches Schuljahr.“ Ein weiterer Ton beendete die Durchsage. „Was... Zum Trollmist war das denn bitte?“, fragte Velcan seine Schwester, doch die konnte nur ratlos mit den Schultern zucken. „Sehe ich aus wie die Auskunft?“, entgegnete sie vollkommen unverblümt. „Ich habe euer zu Hause noch nie von außerhalb gesehen! Also von außerhalb eures Grundstücks, meine ich.“, stellte Albus fest. „Das ist echt geil!“ „Warte, bis du da bist!“, meinte Velcan. „Mama hat bei der Aufrüstung des Anwesens einen ziemlichen Arschaufriss veranstaltet. Wir haben Einhörner, Abraxaner und vor einigen Monaten hat sie sich sogar einen dreiköpfigen Hund zugelegt. Und das sind nur ein paar Tiere! Wir kommen uns schon vor wie im Zoo. Von dem neuen Schulgarten will ich gar nicht erst anfangen und die Bibliothek lassen wir mal auch außen vor.“ Albus pfiff anerkennend durch die Zähne. Auf den Hund war er gespannt, hatte ihm sein Vater doch von seiner Begegnung mit solch einer Bestie während des ersten Schuljahres berichtet. „Warum habt ihr euch eigentlich die Mühe gemacht nach London zu kommen, wenn ihr eh gleich hättet da bleiben können?“ „Na die Zugfahrt ist doch das Beste!“, rief Velcan und lachte. Seine Schwester legte die Stirn in Falten. „Aber sich heute Morgen noch am lautesten darüber aufregen, ja?“, als ihr Zwilling beleidigt die Wangen aufplusterte klärte sie ihre Freunde auf: „Es ist die selbe Regelung wie in Schottland: Egal wie dicht du bei Hogwarts wohnst - selbst wenn es in Hogsmead währe - du musst immer nach London, um mit dem Schulzug zu reisen.“ „Was? Das ist ja blöd!" Das Mädchen zuckte nur mit den Schultern und erhob sich. Den einzigen Vorteil, den die beiden Veelakinder von der ganzen Aktion hatten, war der, dass sie kein Gepäck mit sich führen mussten, mit Ausnahme eines Rucksackes, in dem sie etwas Essen und ein paar Spiele und Bücher für zwischendurch transportierten. Eben diesen setzte sich Velcan nun auf den Rücken. „Ist es nicht schön, Schwesterchen, dieses Jahr müssen wir nicht zur Schule, die Schule kommt zu uns!“ „Ja toll, wenn wir wenigstens ununterbrochen Party machen könnten, wäre das ja ganz ok, aber leider Gottes haben wir Schule und auch drei Jahrgänge von Slytherin im Gepäck!“, nörgelte Albus. Velcan schwang seiner Schwester einen Arm um die Schulter, schob die Tür auf und ergriff die Möglichkeit einer kleinen Lücke in in der Schülermasse, die vorbei strömte. Nur gerade so konnten sich ihre Freunde hinter sie auf den Gang quetschen. „Ich mache drei Kreuze, wenn ich danach überhaupt noch meine Zeit alleine zuhause genießen kann! Immerhin sind wir dann die beiden einzigen, die selbst in den Sommerferien in der Schule sind!“ „Stimmt, wie macht ihr das mit der Heimreise? Müsst ihr dann auch wieder mit dem Zug nach London fahren?“ Die Zwillinge sahen sich an. „Gute Frage, nächste Frage!“ Um ehrlich zu sein: keiner von beiden hatte Lust dazu und unsinnig wäre das Ganze ja sowieso. Der Zug wurde langsamer. Valerija schielte an der Brust ihres etwas größeren Zwillings vorbei aus dem Fenster. Sie hatten die verschwommene Wand des Schutzzaubers passiert, der das Gelände umgab - und fuhren nun an den gewaltigen Wiesen vorbei, auf denen die riesigen, geflügelten Pferde - Abraxaner - an ihren magischen Longen grasten. Die "Ah"-s und "Oh"-s der anderen Schülerinnen und ein gelegentliches "wow" von den Jungen war zu hören, dann öffneten sich die Türen, ohne, dass überhaupt einer bemerkt hatte, dass der Zug gehalten hatte, und die Massen setzten sich in Bewegung. Die Gryffindor wurden einfach mitgerissen und hinaus gespült. Scorpius lächelte seiner Großmutter zu, als er sie auf der Tribüne entdeckte, die mitten auf dem Platz errichtet worden war, auf dem der Zug gehalten hatte. Neben ihr stand seine Großtante Andromeda und redete lächelnd auf sie ein. Um die Frauen zu begrüßen, erkämpfte – oder eher erdrängelte – er sich einen Platz ganz vorn, zusammen mit seinen Freunden. Sein nächster Blick viel auf einen scheinbar noch jungen, dreiköpfigen Hund, der zu ihren Füßen lag und sabbernd und hechelnd die Menge begutachtete. Er war zwar so groß wie ein Pferd, aber vermutlich nicht älter als ein paar Monate. Eine weitere Frau mit langem, braunem Haar schob ihren Kopf zwischen die Damen aus seiner Familie und warf irgendwas mit bedeutungsvoll zuckenden Augenbrauen in die Runde. Andromeda und Narzissa amüsierten sich köstlich. Diese Frau, vielleicht im Alter seines Vaters, hatte er noch nie gesehen. Wenn sie eine Freundin von Narzissa war, dann war sie definitiv kein Reinblut, sonst wäre sie schon einmal im Malfoy Manor zu Besuch gewesen. Scorpius hob eine Augenbraue. Wie konnte sich seine Großmutter nur mit so etwas abgeben? Es war einfach unter ihrer Würde! Aber Scorpius bekam gar nicht die Gelegenheit, weiter über diesen Umstand nachzudenken. Von hinten drängelten immer mehr Schüler heran und wenn Scorpius raten sollte, dann wollten auch alle so weit es ging an das Podest heran. Einen dreiköpfigen Hund sah man nun mal nicht alle Tage und schon gar nicht einen solch zahmen wie diesen hier, der zwei seiner Köpfe gähnend ablegte und mit dem dritten aufmerksam die Lehrer begutachtete, die die kleine Bühne betraten. Auch Scorpius musste zugeben, dass der Hund wirklich interessant war, wenn sein Interesse jedoch auch eher in die Richtung ging, ob er ihn vielleicht benutzen konnte, um sich bei seinen kleinen Gryffindorfreunden für das letzte Schuljahr zu "bedanken". Gott sei Dank wurde er wenigstens von allen Seiten von seinen Freunden abgeschirmt, so musste er das Gedränge dieser... Unwürdigen nicht ertragen. Melinda links neben ihm hingegen verlor kurz das Gleichgewicht in seine Richtung, als eine ältere Schülerin sie anrempelte. Trotz der sofortigen Entschuldigung, warf Melinda ihr einen Vernichtenden Blick zu. Scorpius betrachtete erst die Ältere, dann seine Freundin und sah dann wieder hinauf. Narzissa redete gerade über ihn. Vermutlich wie stolz sie doch auf ihn war und was er für ein toller junger Mann er war, natürlich, wie sollte es auch anders sein? Die jüngere der drei Frauen - die mit dem braunen Haar und im Alter seines Vaters - nickte verstehend und sah zu ihm hinunter, als könnte sie den Blick nicht von ihm abwenden. Aber wen wunderte das schon? Er, Scorpius Hyperion Malfoy, war sich sicher, dass er hier in Südfrankreich vom kleinen Slytherinprinzen, zum großen Hogwartskönig aufsteigen würde. Diese Zuversicht wuchs nur noch mehr, als die Unbekannte ihn plötzlich anlächelte und nickte. Als sie wieder das Wort an seine Großmutter richtete, konnte er förmlich spüren, wie der Stolz von Narzissa um ihn herum floss und umgarnte. Er war halt einfach so perfekt und vollkommen! ... Vollkommen größenwahnsinnig! Die Unbekannte verteilte schnell vier Küsschen - zwei für Narzissa, dann zwei für Andromeda - und trat anschließend einen Schritt hervor, während die Schwestern sich weiter hinten bei den anderen elf Lehrern einreihten. Wenn sich der Weißblonde nicht schon vorher in seinen Aussichten sicher gewesen wäre, dann jetzt! Bei der, deren Namen er nicht kannt, handelte sich sich scheinbar um ihre neue Schulleiterin. Er grinst verwegen. Er hatte den Jackpot geknackt! Mit erhabenem Blick, und dennoch zufrieden lächelnd, blickte die Frau über sie alle hinweg und hob schließlich ihren Zauberstab. „Sonorus“, hallte es über den Hof, als sie ihn auf ihren Hals richtete. Das erste, das ihm auffiel, war diese markante und dennoch wohlklingende Stimme. Nur wo hatte er sie schon einmal gehört? Er sah sich um. Es wurde still und jedes Augenpaar war gebannt auf sie gerichtet. Selbst der dreiköpfige Hund sah erst zu ihr hinauf, legte dann aber brav auch seinen dritten Kopf auf seinen Pfoten ab. Als sie sich der Aufmerksamkeit von jedem Schüler sicher war, breitete sie endlich die Arme aus. „Willkommen!“, sprach sie sanft, doch so laut als hätte sie es gebrüllt - irgendwie paradox, fand Scorpius. „Ihr alle wisst, weshalb ihr hier seit und nicht im Hogwartsschloss. Erklären muss ich daher nichts. Doch nichts desto trotz, wünsche ich mir, dass auch hier sich nichts an eurer Lernbereitschaft ändern wird. Wir sind hier um hervorragende Hexen und Zauberer aus euch zu machen...“, ein Grinsen zuckte über ihren Mund. „... und vielleicht die ein oder andere kleinere oder größere Strandparty zu feiern.“, gab sie kleinlaut zu, die Schüler lachten und pfiffen zustimmend. „Doch bitte denken Sie daran, dass es hier immer noch um Ihre Zukunft geht.“ Es wurde wieder Still. „Das hier werden keine Ferien für Sie, denken Sie daran.", sie sah die Schüler eindringlich an, dann lächelte sie wieder und holte tief Luft. „Schön, kommen wir nun zu etwas, auf das ich mich schon besonders freue! Entschuldigt bitte, aber ich bin ein kleiner Sadist...“ „Oh ja, das stimmt wohl!“, hörte Scorpius jemandem rufen und sah nach links, wo er Valerius ausmachte, der sich zusammen mit seinen jüngeren Geschwistern köstlich zu amüsieren schien. Ihre Freunde stimmten ein, stecken schließlich die restlichen Gryffindors an und mit ihnen die anderen Häuser, mit Ausnahme der Slytherin. Scorpius sah zu der Direktorin hinauf und grinste, er erwartete ein Donnerwetter, doch stattdessen flog sie nur quer über die Plattform und hob den Zeigefinger. „Mit dir rede ich später, Freundchen!“, warum war sie nicht sauer? Warum amüsierte sie dieser Kommentar des Älteren so sehr? „Also, zurück zu meiner kleinen Überraschung für euch.“, sie hob ratlos die Arme. „Entschuldigen Sie, aber in Häuser werden Sie hier nicht geteilt. Zumindest nicht so, wie sie es kennen.“ Scorpius klappte die Kinnlader herunter. Wie bitte? Hatte er da gerade richtig gehört? „Offiziell behalten Sie natürlich Ihre Häuser bei, doch um einem erneut leicht steigendem Rassismus vorzubeugen, hat sich Professor McGonagall in Absprache mit dem Ministerium überlegt, die Häuser hier zumischen.“ „Soll das ein Scherz sein?“, rief Eric. „Ich weiß, wie schwer das für einen Slytherin sein muss, ich war selbst in Ihrem Haus, aber nein, ein Scherz ist das keines Falls. Wir werde sie nun, sagen wir, in "neue" Häuser einteilen und dabei Gryffindor, Ravelclaw, Hufflepuff und Slytherin mischen, sowohl im Alter, als auch im Geschlecht. Merken sie sich bitte den Lehrer, der sie aufruft und die Hausnummer, die ihnen zugeteilt wird, dann dort werden sie, wenn wir hier fertig sind, von ihren Lehrern hingebracht und näher unterrichtet werden.“ Sie beendete ihren Zauber, dafür trat eine wunderschöne junge Frau vor und verzauberte ihre Stimme um sich Gehör zu verschaffen. Sie stellte sich als Victoire Lupin vor, zuständig für Astronomie. Nun schaltete Scorpius ab. Waren diese Leute noch ganz bei Trost? Sie konnten doch nicht einfach ihre wohlgeformten Häuser mischen! Entsetzt sah er zu seiner Großmutter, die seinen Blick beinahe sofort registriert. Sie machte eine beruhigende Handbewegung, wies dann auf ihn und schließlich auf sich. Scorpius wäre fast umgekippt vor Erleichterung. Wenn Narzissa seine neue "Hauslehrerin" war, dann konnte es ja nicht so schlimm werden. Mit Sicherheit hatte sie dafür gesorgt, dass er ausschließlich Slytherin um sich hatte oder zumindest all seine Freunde. Seine Großtante, Andromeda Tonks, trat vor. Fach: Geschichte der Zauberei. Professor Lupin führte in der Zwischenzeit ihre Schüler zu Haus Nummer 1. Es folgten Elisabeth Wood für Kräuterkunde und Ted Lupin für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Als sich plötzlich Maximilian vor ihm vorbei drückte, gefolgt von dem Slytherin Emanuel Vaisey – mit dem Draco allerdings nichts wirklich zu tun hatte – sah er auf. „Max, wo willst du hin?“, fragte er ihn. Verständnislos sah er ihn an. „Wie, wo will ich hin?“, er nickte in Richtugn Ted Lupin, der gerade auf der anderen Seite von der Tribühne sprang. „Professor Lupin hat mich gerade aufgerufen.“ Scorpius sah zu dem Mann. War nicht gerade eine Frau gegangen, die Lupin hieß? Und noch wichtiger: Wenn Maximilian gehen musste, dann gab es keine Garantie dafür, dass seine anderen Freunde bei ihm blieben, oder? Mit gemischten Gefühlen sah er Nott nach und schließlich zu Melindas Vater, Blaise Zabini, der Verwandlung unterrichten sollte. Mit Sicherheit würde er seine Tochter in sein Haus nehmen, dachte Scorpius zumindest, doch auch Professor Zabini verließ den Platz, ohne einen von ihnen mitzunehmen. Als dann Narzissa vortrat und die Schüler den Namen "Malfoy" hörten, wurde getuschelt. Mit einem Mal wurde Scorpius ganz flau im Magen. Jeder wusste, dass sein Vater und sein Großvater Todesser gewesen waren. Auch seine Großmutter hatte für den dunklen Lord gekämpft und nun sollte sie Zauberkunst unterrichten. „In meinem Haus Nummer 6 werden sein...“, Narzissa begann eine Liste herunter zu rattern. „Ravenclaw:...“, Scorpius seufzte. „Hufflepuff:...“, Scorpius legte eine Hand an den Mund und zog gequält den Augenbrauen zusammen. „Slytherin:...“, nun sah er auf. Es wurden Namen von Leuten genannt, mit denen er nichts zu tun hatte, dann er: „Scorpius Hyperion Malfoy, Eric Goyle, Betsy Parkinson und Melinda Zabini.“ Erleichtert atmete er auf und wartete gar nicht erst ab, bis seine Großmutter zu Ende geredet hatte. „Kommt.“, befahl er seinen Mitstreitern und machte sich auf den Weg zu den Stufen, wo Narzissa gleich herunter kommen sollte. Als er dort stand konnte er endlich einen Blick auf den Weg erhaschen, der zu den Wohnhäusern führte. Nach dem Schock mit den gemischten Häusern, war er nun wieder angetan: Die schneeweißen Gebäude hatten einen Unterbau aus Glas und unweit von ihnen konte er das Meeresrauschen hören. Narzissa trat an ihn heran und legte ihm eine Hand in den Nacken. „Wenn du die Direktorin schon kanntest, wieso hast du dann dieses Paradies vor mir geheim gehalten?“, fragte Scorpius seine Mutter grinsend. „Weil wir einen Aufstand gemacht hätten, wenn du uns zuhause besucht hättest, Malfoy.“, erklärte Valerius, den er erst jetzt bemerkte. Schockiert sah er ihn an. Verdammt, die Gryffindor Auswahl hatte er vollkommen verpasst! Er war so berauscht von seinem Glück gewesen, dass er gar nicht darauf geachtet hatte, wen seine Großmutter von den Gryffindor ausgesucht hatte. Er sah zu Narzissa, dann wieder zu Valerius. „EUER Zuhause?“, fragte er in einer Mischung aus Wut, Frustration und Unverständnis. „Die Direktorin, Scorpius, ist ihre Mutter, Amy Turner.“ „Was? Und woher zum Geier kennst du die dann?“ Er beobachtete Valerius dabei, wie er sich abwandte und voraus ging, eindeutig wusste er wo es lang ging. Seine jüngeren Geschwister folgten dem Veelasohn und die anderen Ausgewählten, mit Ausnahme der Slytherin, schlossen auf. „Amy Turner hat mich und deinen Vater damals vor Askaban gerettet.“ Scorpius riss die Augen verblüfft auf und sah zurück zu dem Podest, wo eben ihre Direktorin Haus Nummer 7 füllte. Dann wurde er von Narzissa weiter geschoben, in Richtung Meer. Valerija fühlte sich, als würde ein schwarzes Loch versuchen sie einzusaugen, als ihr großer Bruder an der Haustür stehen blieb und die Türklinke runter drückte. Sofort schwang die Tür auf, die nur mit Hilfe der Fingerabdrücke der jeweiligen bewohnenden Personen und den Lehrern geöffnet werden konnte. Sie betraten einen großen Gemeinschaftsraum mit Kamin, Sitzecken, Tischen und einer Küchenzeile in der Ecke. Die Veelageschwister, die das alles bereits kannten, lehnten sich an einen nahe gelegenen Tisch an und beobachteten die anderen, die hereinströmten, um alles in Augenschein zu nehmen. Narzissa schloss hinter sich die Tür und klatschte kurz in die Hände. Sofort war alle Aufmerksamkeit bei ihr. Freundlich lächelte sie sie an. Die frisch erwählte Professorin war so froh darüber gewesen, etwas anderes machen zu können, als in dem Malfoy Manor herum zu hocken und hin und wieder einen Kaffee mit ihrer Schwester und anderen Freunden zu trinken. Bis vor ein paar Monaten machte sie das noch sehr gerne, da sie Lucius zu pflegen hatte und das Haus nur ungern verließ, oder verlassen konnte, doch das war nun seit fast einem halben Jahr vorbei. Ihr Mann war von den psychischen Folgen seines Gefängnisaufenthalts katatonisch geworden und ein Pflegefall die letzten Jahre seines Lebens. Nachdem er verstarb, war ihr das Haus, trotz Sohn, Schwiegertochter und Enkel, so groß und leer vorgekommen, dass sie Minerva McGonagall fast an den Hals gesprungen wäre, als die ihr den Job anbot. Und nun hatte sie eine kleine Wohnung zusammen mit ihrer Schwester im Haupthaus. Diese neue Umgebung tat ihr so gut und lenkte sie von allen finsteren Gedanken und Erinnerungen ab, die sie seit der Einschulung ihres eigenen Sohns immer wieder plagten. „Also“, begann sie und sah ihre Schützlinge einen nach dem Anderen an. „Als erstes freue ich mich sehr bei euch zu sein und dieses Schuljahr mit euch zu verbringen und für die Jüngeren von euch: Hoffentlich haben wir das Vergnügen auch in den kommenden Schuljahren.“, verkündete sie und sah zu Valerija. Narzissa hatte durchaus mit Absicht sie und ihre Brüder in ihr Haus gewählt. Einer ihrer Gründe war sicherlich der, dass sie die drei Jugendlichen sehr gern hatte, doch ganz besonders hoffte sie, dass Scorpius nach seinem Vater kam und sich von ihnen zähmen ließ, so wie Draco einst von ihrer Mutter. Was sie damit heraufbeschworen hatte konnte sie ja nicht ahnen... „Ihre Sachen sind bereits in Ihren Zimmern.“ „Einzelzimmer?“, fragte Betsy verblüfft. „Ganz genau, Miss Parkinson. Wundern Sie sich bitte nicht, dass die Türen so dicht aneinander liegen, die Räume sind selbstverständlich magisch vergrößert. Die der Mädchen sind ganz oben, die der Jungen nur eine Etage über uns. Ihre Stundenpläne finden Sie auf ihren Schreibtischen, einen Lageplan des Geländes hier unten im Gemeinschaftsraum.“, sie wies an die Wand. "Des Weiteren werden zwei von Ihnen Anstecker auf ihren Betten vorfinden. Diese zeichnen Sie als Vertrauensschüler aus.“ Einige begannen zu tuscheln. „Neben ihrem Unterricht, hat jedes Wohnhaus die Möglichkeit, innerhalb einer Woche eine Quidditchmannschaft zu stellen. Wir hoffen spätestens im Oktober mit einem schönen Turnier mit zwölf hervorragenden Mannschaften zu beginnen.“, sie lächelte und sah sie noch einmal alle an. „Und nun auf! Suchen sie sich ihre Zimmer und ziehen sie sich ihre Festroben an! Das Empfangsfest beginnt in eineinhalb Stunden.“ Es war wie ein Startschuss zum Marathon, an dessen Ende vermutlich der Preis aller Preise wartete, denn mit einem Mal strömten alle Schüler nach oben. Valerija sah sich vorsichtig um und begegnete dem stahlharten Blick von Scorpius, der sie mehr als finster anfunkelte. Sie löste sich von ihrem Platz, machte einen großen Mogen um die Menge, und damit auch um ihn, ohne den Malfoy aus den Augen zu lassen. Mit verschränkten Armen sellte sie sich neben Narzissa. „Hallo, Liebes.“, begrüßte die Frau sie führsorglich und strich ihr eine ihrer aalglatten Strähnen aus den Augen. „Lach doch, bitte, du hast ein so bezauberndes Lächeln.“ „Mir ist nicht nach Lachen zumute, Tante Narzissa.“ „Was hast du, Kind?“ Als Valeria schwieg folgte sie dem Blick der Veela und blieb auf dem ihres Enkels hängen, der an der Seite mit seinen Freunden wartete, dass die anderen nach oben gegangen waren, um dann selbst die Stufen zu erklimmen. „Warum hast du Scorpius und mich in dein Haus gewählt?“ „Warum nicht? Ich habe euch beide sehr lieb.“ Scorpius wandte sich ab. Mit einem letzten, angewiderten Blick auf Valerija lief er an der Spitze seiner Freunde die Treppe hinauf. „Dann hol bitte Mamas neues Schoßhündchen, um das Bild komplett zu machen.“, bat Valerija. „Was soll denn Cerberus hier?“ „Ganz einfach“, sie sah ihre Lehrerin an. „Du hast es geschafft die Hölle real zu machen.“ Narzissa seufzte. Das würde ein hartes Stück Arbeit werden. Kapitel 3: das bedeutet Krieg, Mafoy ------------------------------------ Nachdem Scorpius in die erste Etage getreten war, hätte er wirklich nicht gedacht, dass sich hinter den Rahmen an Rahmen liegenden Türen mit den Namensschildern solche Räume versteckt hielten. Es hatte nicht lange gedauert, bis er den Eingang mit seinem Namen entdeckte und die Tür geöffnet hatte, nur um sich gleich darauf in einem Zimmer wieder zu finden, das wie eine perfekte Kopie seines eigenen im Mafloy-Manor war. Nur der Blick aus seinem Fenster stimmte nicht überein. Anstatt auf einen magischen Garten, blickte er auf das wilde, blaue Meer. Selbst seine Kleidung war bereits in dem schweren Eichenschrank einsortiert, wie er feststellen musste. Es klopfte an der Tür. „Scorpius, mein Junge, bist du zufrieden?“, fragte Narzissa ihn und trat herein. „Teils, teils, hast du mein Zimmer entführt?“ Narzissa lachte. „Nein, Schatz, ich habe es nur so eingerichtet wie deins. Aber wenn du willst, dann können wir es ändern. Diese Freiheit haben alle.“ Er winkte ab. „Nein, danke, geht schon.“ Narzissa nickte, ging an seinen Schrank und öffnete ihn, um einen Anzug für ihn heraus zu suchen. „Dafür wüsste ich gerne, wer die Idee verbockt hat, mich mit Valerija zu strafen.“ „Wieso denn strafen, mein Schatz?“ „Sie ist eine Gryffindor.“ „Ja, und?“ Geschockt sah er sie an. „Großmutter, sie ist nur Halb!“ „Und genau um dieses Denken geht es, Scorpius.“, sie warf ihm einen Anzug über die Sessellehne. „Der Sinn hinter dieser Maßnahme ist es, eben dieses Denken aus den Köpfen der Schüler zu vertreiben!“ „Wenn Vater davon erfährt...“ „Wenn du von der Zeit deines Vaters hier erfahren würdest, dann würde es dir die Socken ausziehen!“, unterbracht Narzissa ihn. „Und nun hör auf, dich wie deine Mutter aufzuführen.“ „Ich komme nach meinem Vater.“ Narzissa schüttelte den Kopf über ihren Enkel. „Gut, wenn du das Argument des unreinen Blutes nicht verstehst", der Spott triefte nur so aus seinen Worten, "Warum unbedingt Turner?“ „Was hast du gegen Valerija?“ Scorpius verzog angewidert das Gesicht, als er überlegte, wie er ihr erklären sollte, dass ein Mädchen ihn in Quidditch geschlagen hatte. Ihn, ausgerechnet ihn! Aber er würde dieser Veela schon noch zeigen, wo der Malfoy lang lief und wo ein widerwertiges Halbblut wie sie. „Wenn du keinen annehmbaren Grund hast, dann mach dich fertig und vergiss den Anstecker nicht, du bist Vertrauensschüler.“ Na wenigstens etwas! Damit hatte er einen höheren Rang als diese Gryffindor und war sozusagen ihr Vorgesetzter – dachte er. „Und komm mir nicht auf falsche Gedanken, Valerija hat den Zweiten.“ Aus, Schluss, Scorpius beschloss, bei der nächstbesten Gelegenheit seinem Vater zu schreiben. War seine Großmutter nun eigentlich vollends übergeschnappt? Irgendwie hatte er sowas schon geahnt. Nun, da sein Großvater sie verlassen hatte, kompensierte Narzissa den Verlust mit Wahnsinn! Es klopfte zaghaft an der Tür. Er dachte an Melinda und wollte sich bereits... nun ja, freuen, doch da erblickte er seinen blonden Albtraum. „Scorpius, hast du kurz Zeit für uns?“, fragte sie leise. „Uns?“, fragte er verwirrt, doch es wurde ihm alles klar, als Valerius hinter ihr auftauchte, der ihn ebenso hasserfüllt anfunkelte wie er ihn. „Nein, danke, kein Bedarf.“, er wollte gerade die Tür zuknallen lassen, da streckte das Veelamädchen einen Arm aus, um die am schließen zu hindern: „Warte, bitte.“ Fast wäre er zurückgewichen, fing sich aber gerade noch so. „Was willst du, Turner?“, fragte er genervt. „Ich habe kein Verlangen danach mit dir zu Kommunizieren.“ „Dann Kommuniziere halt mit mir.“, damit schob Valerius seine kleine Schwester beiseite und trat einfach unaufgefordert herein. Valerija hielt sich zurück und betrachtete Scorpius aufmerksam, wie sein Kopf fast zu rauchen begann, als er versuchte seinen Ärger über das Verhalten von Valerius zu unterdrücken. „Wir haben gerade überlegt, wer aus unserem Haus zu einer starken Quidditchmannschaft beitragen würde.“ Scorpius schnaubte. Er konnte sich vorstellen, worauf das hinaus lief. Natürlich kamen sie zu ihm! Er war der beste Jäger aller Zeiten – zumindest hielt er sich für eben diesen. „Nein danke, kein Bedarf.“, was half das alles? Niemals würde er mit einem, oder mehr, Gryffindor in ein Team gehen! Eher würde er eine Muggel heiraten. „Und nun verschwindet.“ „Scorpius, bitte!“, er hielt inne. Hatte er da wirklich ein "Bitte" von Valerija gehört? Und einen flehenden Unterton? Was fragte er sich das überhaupt? Natürlich hatte er das! Sie brauchten ihn einfach, wenn sie eine Chance haben wollten. „Du bist einer der besten Jäger unserer Schule! Wir brauchen dich einfach in dem Team!“ „Natürlich braucht ihr das.“, er schnaubte. „Aber mit DIR, Turner, werde ich sicher nicht zusammen spielen. Und jetzt verschwindet.“ Narzissa schüttelte den Kopf. Flehend sah Valerija zu ihr, doch sie konnte nicht mehr als den Kopf zu schütteln. „Wenn Scorpius nicht will, dann will er nicht, tut mir leid.“ „Okay, dann lass uns einen Kompromis machen!“, schlug Lorcan Scamander aus Hufflepuff vor, der bis eben noch hinter der Wand gestanden hatte. Scorpius atmete tief durch, um nicht die Fassung zu verlieren. „Lasst uns ein Probetraining machen. Wenn ihr zwei dann immer noch nicht zusammen spielen könnt, dann bleibt der bessere und der andere wird Ersatzspieler. Wie wird das?“ Scorpius schnaubte. „Nein, danke.“, meinte er nur. Da spielte er lieber gar nicht, als sich eventuell erneut von ihr schlagen zu lassen. Er gab es nicht zu, aber genau davor hatte er Angst. Mit Valerius musste er sich wohl oder übel zufrieden geben. Er war der einzige Sucher, der in ihrem Haus war, und vermutlich auch der Beste - kaum ein Gryffindorspiel wurde nicht von ihm beendet - aber Valerija, ein Mädchen... Es gab durchaus einen Grund weshalb in der Slytherinmannschaft nie eine Hexe vorhanden war. Zumindest nicht seit er auf Hogwarts ging. „Malfoy, bitte.“ Sauer funkelte er Valerija an. „Ich habe "Nein" gesagt, Turner, ich habe kein Verlangen danach, mit dir zu spielen.“ „Bitte, wenn du nicht willst.“, Valerius reichte es, er zuckte nur mit den Schultern. „Dann versinke halt in deinem Selbstmitleid darüber, dass sie dich letztes Jahr geschlagen hat.“ „Ach daher läuft der Hase!“, kombinierte Narzissa endlich. Scorpius war ein schlechter Verlierer wie sein Vater. Natürlich saß ihm das quer. „Kommt.“, Valerius schloss die Tür hinter sich. „Scorpius, das ist nichts, das man nicht aus der Welt schaffen kann.“ „Vergiss es, Großmutter, ich werde nicht auch nur daran denken, mit ihr zusammen zu spielen.“ „Bitte, wie du willst.“, damit verließ Narzissa das Zimmer ihres Enkels. Nie hatte Valerija in der Eingangshalle ihrer heimatlichen Villa eine so große Menschenmenge gesehen und sie hätte auch nie gedacht, dass das jemals passieren würde. Eigentlich hatte sie keine Lust zum Eröffnungsfest des Schuljahres und dieser Schule zu gehen, aber leider musste sie sich zumindest kurz blicken lassen, ihrer Mutter zu Liebe. Nach Kraft suchend, griff sie an ihren Anhänger, den sie immer trug und rieb über den Diamanten, der in ihm eingelassen war. Vor sechzehn Jahren war er einst ihr Vater gewesen. Als Victorian verstarb, ließ ihre Mutter, wie ihren eigenen Vater Jahre zuvor, verbrennen und zu einem Diamanten pressen, den sie Valerija am Tage ihrer Einschulung anvertraute. Seit dem nahm sie ihn nicht mehr ab. Valerija hob ihr Glas mit Bowle an den Mund und nippte daran. Überall das Lachen und die Stimmen der anderen Schüler, irgendwie mochte sie das nicht. Wenn ihre Mutter sie gefragt hätte, dann hätte sie die Idee, ihre Heimat zu einer Schule umzubauen, definitiv verneint. Wenn sie diese ganzen Personen dabei beobachtete, wie sie das Haus auf den Kopf stellten, hätte sie am liebsten die Flucht ergriffen. Rose drehte sich an Velcans Hand um die eigene Achse und stieß fast gegen Valerija als sie wieder zum Stehen kam. „Oh, ich habe es schon immer geliebt hier zu sein, aber von jetzt an fahre ich nie wieder nach Hause!“ „Schön für dich, dass es dir gefällt. Wir können ja tauschen.“ „Hast du was, Schwesterchen?“, fragte Velcan von der anderen Seite und nahm sich eine Frikadelle vom Buffet. „Ja, Kopfschmerzen, ich will eigentlich nur noch schlafen.“, erklärte sie und griff sich an den Kopf. „Dann geh doch.“, ihr Zwillingsbruder zuckte nur mit den Schultern und führte Rose dann wieder zurück in die Menge. Val seufzte tonlos und pustete eine Strähne aus ihrem Gesicht. Als sie sich gerade herumdrehen wollte, um ihr leeres Glas abzustellen, stieß sie eine vierte Person rüde von hinten an. Auf ihren Absätzen verlor sie die Balance und ihr letzter Gedanke, als sie den Tisch mit dem Essen näher kommen sah, war: ‚Wie Klischeehaft!‘ Kopfüber landete sie in den Gläsern, erwischte die Kelle in der großen Bowleschüssel und hebelte eben diese so vom Tisch ab. Der gesamte, flüssige Inhalt ergoss sich über den Boden, über ihr Kleid und ein Teil über ihren Kopf. Die Slytherin brüllten los vor Lachen. Andere kicherten, tuschelten, oder lachten gar mit. Als sie wieder auf die Beine kam, funkelten ihre Augen wie das Meer draußen im Sonnenlicht. Sie wirbelte herum und entdeckte ihn, Scorpius Malfoy, wie er seine Freundin Zabini wieder zu sich heran zog und auf die Tanzfläche. „Oh das tut mir ja so leid, Turner!“, flötete Melinda. Scorpius sah sie zufrieden von oben herab an. „Jetzt reicht es mir mit dir, Malfoy.“, knurrte Valerija und prompt war es still. „Das bedeutet Krieg!“ Es waren die Gläser seiner Freunde, die zersprangen. Scorpius spürte, wie die Krawatte um seinen Hals zu zucken begann. Das Gesicht des Mädchens verzog sich grauenhaft, als das Veelablut in ihr hervorbrach. Schnell bahnten sich Valerius und James einen Weg durch die Umstehenden und packten das Mädchen, das sich nur unter Protest von ihnen mitschleifen ließ. Melinda lachte in seinen Armen. Valerijas Veränderung hatte das Paar kein bisschen erschreckt, nur noch mehr angestachelt. Scorpius wurde von seiner Freundin die Treppe beinahe hinaufgezerrt. Kaum waren sie oben angekommen zog sie ihn am Kragen an sich heran. „Du bist ja so fies, Scorpius!“, schnurrte sie und küsste heiß seine Unterlippe. „Wenn dir das schon gefällt, dann warte, bis wir in meinem Zimmer sind!“, brummte er tief zurück. Wie auch in Hogwarts, war es den Jungen nicht möglich, den Flur der Mädchenschlafzimmer zu betreten, während die Mädchen allerdings in den der Jungs mussten, wenn sie nach oben wollten. „Ich kann es kaum erwarten!“ Scorpius griff nach seiner Klinke und riss ungeduldig die Tür auf. Er schob sie hinein, feuerte die Tür hinter sich zu... ...und stockte. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Verwirrt kniff er die Augen zusammen. „Was zum Geier?“, murmelte er. „Scorpi, ich wusste ja gar nicht, dass du auf ‚Hello Kitty‘ stehst.“, kicherte Melinda amüsiert und sah sich um. Überall an den Wänden, auf der Bettwäsche und sogar auf dem Teppich und den Polstern der Sitzgarnitur prangerte das weiße Kätzchen mit der roten Schleife. „Was zum Geier ist hier passiert?“, donnerte er. „Reg dich nicht auf! Es hat ja keiner gesehen!“ „Oh Scorpi!“, die wunderschöne Stimme, die seinen Namen sang stellte ihm jedes Haar im Nacken auf. Käse bleich – als sei er das nicht auch so schon – drehte er sich herum. Hatte er die Tür nicht hinter sich geschlossen? Und war sie nicht durch einen Zauber so verriegelt, dass nur er die Tür wieder öffnen konnte? Ja, das hatte seine Großmutter ihm gesagt, kurz bevor sie zu dem Fest gingen und er sich sorgen um die Sicherheit gemacht hatte. Doch da stand sie, gekleidet in einem kurzen Nachthemd und lehnte sich gegen den Türrahmen. Hinter ihr schielte Valerius grinsend in den Raum. „Was ist denn hier los?“, fragte Eric und schob die Veelageschwister beiseite. Er dachte er sehe nicht recht, doch dann brach er in Gelächter aus. Als er sich abwandte, konnte auch der ganze Rest des Hauses einen Blick hinein riskieren. Das Lachen der anderen hallte so laut in Scorpius Kopf nach, dass er dachte, die ganze Welt würde es hören. „Turner...“, knurrte er. „Ich wusste gar nicht, dass du eine Vorliebe für ‚Hello Kitty‘ hast!“, schnurrte sie aufreißend und warf ihre Hüfte zur Seite, als sie eine Hand darauf abstützte. „Das ist ja so, erregend!“ „Na warte!“, er ging auf sie los, doch schneller als er gucken konnte, war sie - grazil wie eine Gazelle - die Treppe hinauf gesprungen, mit solch einem Engelsgleichen lachen, dass es ihm schon fast weh tat, in seinem Zorn. Melinda kam ihm hinterher und griff nach seiner Schulter und seinem Arm. „Reg dich nicht auf, Liebster. Wir alle wissen, dass du so dein Zimmer nicht eingerichtet hast und es wird auch keiner weiter tragen!“ „Sicher?“, fragte James und wedelte mit Fotos einer Sofortbildkamera herum. „Ich bin dann mal in meinem eigenen Haus.“ So ruhig, als würde er gerade nur den Müll heraus bringen, sprang er pfeifend die Treppe hinunter und davon. Als Scorpius ihm nach wollte, stellten sich ihm Valerius und Velcan in den Weg, zusammen mit Dominique. Unten verließ Potter das Haus. Wut schnaubend fuhr er herum und verschwand in sein Zimmer, knallte selbst Melinda die Tür vor der Nase zu. Kapitel 4: Narzissa wird's schon richten ---------------------------------------- Genießerisch drückte Scorpius seinen Hinterkopf in das Kissen. Oh ja, genau so wollte er es. Fest drückten sich die seidigen Beine um seine Hüfte. Die Bewegung und die Reibung an seinem Körper, trieben ihn langsam aber sicher davon. Er keuchte leicht und fuhr mit den Händen an ihren Schenkeln hinauf. Sie stöhnte auf. Finger glitten über seine bloße Brust, als sie sich über ihm versuchte aufzusetzen. Zischend zog sie die Luft ein, als die Verbindung zwischen ihnen nur noch leidenschaftlicher wurde. Er spürte sein Verlangen wachsen, führte seine Hände höher hinauf zu ihrer Taille und packte sie fest, um die Bewegung zu intensivieren. Schneller, noch ein bisschen, gleich kam er... Er wollte sie sehen, wenn es soweit war, so öffnete er die Augen. Sein Blick war verschleiert vor Ekstase, er sah ihren kleinen, perfekten Bauchnabel, das Muskelspiel unter ihrer sahnigen Haut und die rosigen Spitzen ihrer Brüste, die leicht umspielt von ihrem weißblonden Haar hoch und runter wippten, bei jedem Stoß, den sie auf seiner Hüfte ausübte. Er folgte diesem wunderschönen Haar, wie Gold glänzte es, dann warf sie den Kopf in den Nacken, schreiend vor Lust. Sie riss ihren Mund auf, die rosigen Wangen bebten bei jedem Atemzug. Ihre Muskeln umschlossen ihn, lockerten sich und schlossen sich noch fester. „Scorpius...“, stöhnte sie zitternd und richtete ihre eisblauen Augen auf ihn. Er lächelte, stemmte sich hoch und legte eine Hand an ihre Wange. Zwang sie ihn anzusehen. „Du bist so schön, meine kleine Veela...“, hauchte er an ihren Lippen. Sie lächelte und schlang die Arme um seinen Hals, genoss die letzten Wellen ihres Orgasmus... Seufzend drehte Scorpius sich auf die anderen Seite und öffnete die Augen. Irgendwo auf dem Flur flog eine Tür zu und dann schlug auch schon sein Wecker Alarm. Grummelnd drehte er sich auf den Rücken und sah zur Decke seines Zimmers. Nur mit Hilfe seiner Tante hatte er es gestern noch geschafft, diesen ganzen quietsch-bunten Kitsch, der wie Kaugummi an ihm zu haften schien, los zu werden. Apropos Kaugummi... Mit einem Schlag saß er Kerzengerade in seinem Bett. Hatte er gerade wirklich von Sex mit Valerija geträumt? Er schüttelte den Kopf, um ihr Stöhnen aus den Ohren zu bekommen und sah sich dann nach seiner Freundin um, die er definitiv nicht in seinem Kopf auf sich zu sitzen hatte. Die dunkelhäutige Melinda war nicht da. Ach so, stimmt ja, er hatte sie am Abend zuvor einfach aus seinem Zimmer ausgesperrt. Valerija, dieses Monster! Er ekelte sich unwahrscheinlich vor die Fantasie aus der vergangenen Nacht, die sich scheinbar in seine Netzhaut gebrannt hatte. Immer wieder sah er sie ... Voller Verlangen, ihn zu reiten. Noch einmal schüttelte er sich und warf die Beine aus dem Bett. Wie zum Geier noch eins kam er eigentlich auf diese grausame Idee? Niemals würde er von diesem... diesem wertlosen, kleinen Halbblut auch nur fantasieren! Er glaubte einfach nicht, dass diese Situation wirklich seinem Kopf entsprungen war. Narzissa hatte auch nicht gewusst, wie sie ohne ihn in sein Zimmer gekommen war, aber wenn sie es einmal geschafft hatte, dann wollte er nicht ausschließen, dass sie es auch wieder geschafft hatte und ihn so verhexte. Merlin, wie er sie verachtete. Von Sekunde zu Sekunde wurde sie ihm immer mehr zuwider. Es klopfte an seiner Tür. „Scorpius?“, fragte die vorsichtige Stimme seiner Freundin auf der anderen Seite. Verbissen zog er eine Seite der Oberlippe hinauf und sprang aus dem Bett. Mit nur wenigen Schritten hatte er die Distanz zur Tür überwunden, riss eben die auf und zog Melinda grob herein. Mit einem überraschten Laut flog sie gegen die nächste Wand, die Tür ging zu und dann presste er sich schon mit dem gesamten Körper gegen sie. Schnurrend schlang sie beide Arme um ihn. „Guten Morgen, starker Mann!“, hauchte sie. Als er in ihre finsteren Augen sah, blitzten die blauen Meere von Valerija vor ihm auf. Er schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und presste seine Lippen gegen die von Melinda. Endlich löschte sich das Bild in seinem Kopf wieder. Verdammt, wie hatte es diese Veelabrut bloß geschafft, ihn zu verhexen? Wenigstens hatte er jetzt sein Gegenmittel gefunden. Eric war es, der als nächstes klopfte. „Hey, könntet ihr vielleicht mal endlich raus kommen?“, rief er. „Wir haben Hunger!“, fügte Betsy hinzu. „Wir kommen gleich!“, brüllte Scorpius mehr oder weniger genervt, spaltete Melindas Beine mit seinen und griff an ihr Hinterteil. Seine Freundin bis ihm leicht in die Unterlippe. „Komm, zieh dich an, in einer Stunde müssen wir in Zaubertränke sein.“ Er küsste sie noch einmal fest und verlangend. „Ist gut.“ Auf Narzissa war Verlass. Sie hatte ihm seine Uniform bereits am Abend bereit gelegt und so musste er nur noch in frische Unterwäsche schlüpfen und sich dabei begierig von Melinda betrachten lassen, während er sich anzog und anschließend mit ihr das Zimmer verließ. Valerija strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und schlug die Beine übereinander, während sie ihrem Zwilling dabei zusah, wie er einige Feuerbohnen klein hackte. Sie hatte nie Talent für diese Arbeit gehabt und nutzte so die Gunst der Stunde, da ihre Mutter nicht hinsah, um sich zurück zu lehnen. Wenn sie ihre Prüfung in Zaubertränke bestehen sollte, dann war das ein riesiges Glück. Stattdessen schielte sie nun hinüber zu Scorpius, der ihr den Rücken zugedreht hatte und sich auffällig unauffällig über sein eigenes Lehrbuch beugte. „Psst“, zischelte Albus von der anderen Seite holte seinen Zauberstab unterm Tisch hervor und schwang ihn kurz. Auf Scorpius Rücken erschien groß das Gesicht der Katze, mit der Valerija ihn am Abend zuvor aufgezogen hatte. Sie grinste und sah zu ihm. Schnell zuckte er einmal mit den Augenbrauen und bewegte den Stab in seiner Hand noch einmal. „Miau?“, machte die Katze mit fragenem Gesicht und verschwand sofort wieder, als Scorpius unter Gekicher herum fuhr. Sein Blick viel auf Val, die sich schnell hinter ihrem Buch versteckte. Was auch immer passiert war, es war nicht sie gewesen, die den Zauberstab erhoben hatte. Es war Albus, der ihn gerade wieder zu verstecken versuchte. Sauer sah er zu seiner Lehrerin, die ihre Tochter und Albus allerdings bereits mit wenig erfreutem Gesicht fixiert hatte. Gesehen hatte sie allerdings vermutlich nichts, sonst hätte sie wol etwas zu dem Verhalten der beiden gesagt. So hoffte er zumindest. Noch einmal sah er zu Valerija und musste erneut das Bild von ihr aus seinem Traum verdrängen. Es wurmte ihn, dass sie einfach so in sein Zimmer und seinen Kopf eingedrungen war. Ob sich Narzissa bereits bei ihrer Mutter darüber beschwert hatte? Er bezweifelte es, da seine Großmutter das Mädchen wirklich zu mögen schien, doch wenn er seinem Vater einen Uhu schickte, dann würde schon etwas gegen das Verhalten dieser Kinder unternommen werden! Als er sich wieder abwandte, schielte Valerija zu ihm hinüber. Sie suchte eine passende Gelegenheit um mal eben an seinem Tisch vorbei zu gehen. Valerius hatte in Erfahrung gebracht, welch einen Trank sie brauen sollten und hatte ihr eine Phiole mit einfachem Putzmittel gegeben. Augenzwinkernd versprach er ihr, dass schon alleine diese geringe Menge den Unterricht etwas erheitern würde. Sie müsste sie nur in seinen Kessel schütten! Als sich ihre Mutter umdrehte, um zum nächsten Tisch zu marschieren und Scorpius sich von seinem Arbeitsplatz abwandte, um mit Maximilian zu reden – Melinda sah ebenfalls nicht hin – sprang sie schnell auf, öffnete das Fläschchen, schüttete den Inhalt mit langem Arm in den "feindlichen" Topf und ging schnell zurück auf ihren Platz, wo die Flasche auf den Boden fiel und weit weg gekickt wurde. Erst geschah nichts, doch als Melinda ihr letztes Kleingehacktes in das brodelnde Gebräu warf und den Löffel nahm um umzurühren, zischte es. Sie hob den Löffel aus dem Kessel, der halb geschmolzen war, dann bildete sich innerhalb einer Sekunde Unmengen an Schaum. Was danach passierte, war die typische Reaktion, wenn man einfach einige bestimmten Putzmittel miteinander mischte: Der Schaum quoll auf und wurde immer Heller und dicker. Vals Augen erhellten sich, als Scorpius und Melinda erschrocken von ihrem Tisch zurück wichen. Auch ihre Mutter riss die Augen auf, sie hatte keine Ahnung, was geschehen war. Valerija und ihr Bruder, ebenso wie sämtliche anwesenden Gryffindor, machten begeisterte Laute, dann explodierte das Gemischt mit wunderschönen, bunten Funken. Begeistert lachten die Schüler los und applaudierten. „Mr. Malfoy, Miss Zabini, was haben sie denn da zusammen gemischt?“, fragte Professor Turner überrascht und sah in den Kessel. „Halten sie sich bitte die Nasen zu! Und würde bitte jemand die Fenster öffnen?!“ „Das waren wir nicht!“, donnerte Scorpius los. Verwundert sah Amy ihn an. „Ist das denn nicht Ihr Kessel, Mr. Malfoy?“ „Schon, aber wir sind unschuldig! Fragen sie doch mal Ihre Tochter und ihre Freunde!“, mit verschränkten Armen sah er zu Valerija hinüber. „Was? Jetzt soll ich wieder Schuld sein, nur weil du irgendetwas nicht hinbekommen hast?“, fragte sie empört. Ein schriller Pfiff ertönte und als sie wieder zu ihrer Zaubertranklehrerin hinüber sahen, nahm sie gerade die Finger aus dem Mund. „Also, Mr. Malfoy, Miss Zabini, bitte machen sie hier sauber.“ „Aber...“, begann Melinda. „ICH GLAUBE IHNEN...“, begann Amy laut um sie zu unterbrechen. „...dass sie damit nichts zu tun haben. Ich denke nicht, dass einer von ihnen Waschmittel hier hinein geschmuggelt hat, denn in meinen Vorräten in der Kammer findet sich soetwas sicher nicht, zumindest nicht hier im Labor. Trotzdem lässt sich ohne Zeugen nicht mit Sicherheit sagen, wer diese Schweinerei veranstaltet hat, also bleibt es an ihnen hängen, das hier sauber zu machen, es war ihr Kessel, sie hätten darauf achten müssen was darin landet und was nicht.“ „Aber...“, setzte Melinda noch einmal an. „Aus jetzt! Kein Wort mehr, ich habe was gesagt!“ Unbefriedigt verzog die Slytherin eine saure Miene und erhob sich, um die Schaumreste zusammen zu kratzen. „Und ihr drei...“, sie wies auf Albus, Valerija und Velcan. „Ihr drei nehmt ebenfalls die Beine in die Hand und helft ihnen!“ „Aber Professor Turner...“, maulte Albus los. „Albus, wenn du hier anfängst wie ein kleines Kind herum zu jammern, dann werde ich dich auch wie eines behandeln und deinen Vater holen, willst du das? Du bist seit vierundzwanzig Stunden hier und schon höre ich zum zweiten Mal Beschwerden über dich. Harry war zwar auch nicht der Einfachste, aber er ist sicher nicht erfreut zu hören, dass sein Sohn seinem alten Ruf alle Ehre macht. Und mit euch beiden Wundertüten fang ich gar nicht erst an!“, wand sie sich am Ende noch mal an ihre eigenen Kinder und sammelte die geschriebenen Unterlagen von Scorpius und Melinda ein, die nicht vollkommen versaut waren. Grummelnd schlossen sich die Gryffindor bei der Putzaktion der Slytherin an. Hämisch befriedigt grinste Scorpius seine kleine Widersacherin an. Narzissa musste fast beiseite springen, als die Klasse den Zaubertrankunterricht verließ und eine entnervte Amy zurück ließ. „Wie siehst du denn aus? War deine erste Schulstunde so schlimm?“, fragte die Alte die andere Frau und nickte ihrem Enkel zu, der gefolgt von seinen Freunden den Raum verließ. „Ich sag’s dir, keine halbe Stunde Unterricht und schon fliegt der erste Kessel in die Luft.“ Narzissa lachte. „Oh Gott, wer war denn der Glückliche?“ Amy stützte sich auf dem Tisch auf, an dem sie gerade die Pergamente einsammelte und sah sie ernst an. „Dein Enkel, Narzissa.“ „Scorpius?“, nun war sie doch verblüfft. Soweit sie wusste war er eigentlich ein sehr guter Schüler in Zaubertränke gewesen. „Das glaube ich nicht.“ „Glaube es, aber keine Sorge, ich denke nicht, dass er es selbst verbrochen hat.“ „Wieso das?“ „Weil ich kein Waschmittel in meinen Vorratsschränken zu stehen habe. Zumindest nicht hier in den Unterrichtsräumen.“ „Das heißt?“ „Das heißt, dass einer gezielt das Zeug mitgebracht hat und Scorpius ist der Meinung, dass es Valerija war.“ Gedankenverloren strich Narzissa über ihr Kinn. Irgendetwas musste sie sich mit den beiden einfallen lassen und zwar schnell, bevor sie noch das Schulgelände in die Luft jagen würden oder noch schlimmer: Sich gegenseitig umbrachten. „Was soll ich sagen?“, fragte sie jedoch schließlich nur ratlos. Amy schüttelte den Kopf. „Nichts, einfach gar nichts. Ich weiß nur nicht, was ich mit den beiden anstellen soll.“ Narzissa grinste. „Wenn ich mich recht erinnere, dann warst du es, die gestern noch sagte, dass Val dich an dich selbst erinnert und Scorpi an Draco.“ „Schon, aber das ist eine andere Geschichte.“ „Find ich nicht. Ihr ward ebenso Katz und Maus.“ „Val ist nicht ich und Scopius nicht Draco.“, maulte die Direktorin rum und griff wieder nach ihrem Stapel Pergament. „Wenn ich an deine Beschwerde mit "Hello Kitty" von gestern denke, dann war das heute schon eine Steigerung von einhundert Prozent. Der Dampf, den Scorpios Kessel produziert hat, ist in konzentriertem Maße giftig.“ Narzissa schwieg. „Was schlägst du vor?“ „Mir ist alles recht, Hauptsache ich begegne nicht Draco...“, flüsterte die ihr gegenüber. „Amy“, seufzte Narzissa. „Nein, Nari, du verstehst mich nicht! Ich habe lange genug gebraucht, um halbwegs über ihn hinweg zu kommen. Victorian hatte wegen ihm so viele Probleme mit mir. Und auch wenn das ganze nun Jahre her ist und mein Mann seit sechzehn Jahren tot: Ich kann es einfach nicht! Ich kann Draco nicht gegenübertreten.“ Narzissa ließ die Frau vorbei zur Tür. „Lass bitte die Türen und Fenster offen, die Vorratskammern hab ich versiegelt. Aber der Dampf soll hier raus ziehen, ehe wieder Unterricht stattfindet. Zaubertränke fällt für den restlichen Tag aus.“ Narzissa seufzte. „Auch er hat dich nie vergessen.“ Amy hielt inne, dann schüttelte sie den Kopf. „Zu spät, Narzissa. Er hat seine Familie und ich meine.“ „Und wenn ich dir sage, dass seine Ehe mit Astoria nicht gerade unter einem guten Stern steht?“ Amy drehte sich zu ihr um. „Was zum Geier willst du eigentlich von mir hören, Narzissa? Das ich ihn liebe und zurück will? Dafür ist zu viel Zeit vergangen. Ich kenne ihn doch gar nicht mehr. Also lass es uns dabei belassen. Mir sind meine Kinder wichtig und dass nicht wieder solch ein Unglück geschieht wie die letzten beiden Male, als dieses Gelände eine Schule beherbergte.“ „In Ordnung, in Ordnung, reg dich nicht auf, Liebes.“, Narzissa hakte sich bei ihrer Freundin unter und führte sie aus dem Gebäude. „Ich kümmere mich um unsere Kampfhähne, verlass dich drauf.“ „Um wie viel wollen wir wetten, dass du scheiterst?“ Mittagspause: Valerija sprang ins Meer und lies sich von den Wellen treiben. Kraulend folgten ihr ihre Brüder und zu dritt schwammen sie um die Wette, bis zu der ersten Boje und zurück. „Erster!“, brüllte Velcan und rannte nach wenigen Minuten schon wieder auf den Strand, als hätte er um sein Leben gespielt und gewonnen. Valerius folgte ihm, um ihn zu Fall zu bringen. Valerija strich sich einfach nur die Haare nach hinten und sah ihren Brüdern nach, ehe sie zu Rose und Molly ging, die sich den frisch erworbenen Sonnenbrand der Letzteren unter einem gewaltigen Sonnenschirm besahen. Scorpius rutschte das Herz in die Hose, als er hinter der Düne hervor kam. Er hatte sich auf ein entspanntes Schwimmen mit seinen Freunden gefreut und nicht daran gedacht, dass auch die Veela und die anderen Grydffindor dieselbe Idee hätten haben können. Wenn er sich nicht vorher schon sicher gewesen war, dass Valerija sich in seinen Traum gehext hatte, dann war er es jetzt. Von ihrem Bauch, zum Bauchnabel, den Brüsten und den Haaren, die auf der nassen Haut klebten, sah sie genauso aus wie in seinem Traum. Sie bückte sich um ihr Handtuch zu greifen und rieb sich über die perfekte Haut, verlegen grinsend antwortete sie auf irgendwas, was Rose sie gefragt hatte und ließ sich dann in den Sand fallen. Scorpius knurrte etwas Unverständliches und steuerte auf sie zu. Verblüfft folgten seine Freunde ihm. „Turner“, giftete er sie an, noch ehe er auf fünf Meter heran gestapft war. Sie sah auf und zog die Augenbrauen zusammen. „Ich dachte immer Vampire verbrennen an der Sonne!“, gestand sie, die Mädchen bei ihr kicherten los. „Sehr lustig. Ich wollte dich nur vorwarnen: Wenn mein Vater von der Sache erfährt, dann werden du und deine Familie den Bach runter gehen.“ „Ich bevorzuge das Meer hinunter zu gehen, und zwar bei Sonnenuntergang, aber wenn du meinst.“, sie wusste, dass das nicht besonders schlagfertig war, aber ihr fiel nichts Besseres ein. „Ich weiß, dass du meinen Trank zerstört hast.“ „Und? Das interessiert doch niemanden.“, meinte sie Schultern zuckend. „Du hast mir den Kampf angesagt, da hast du ihn.“ Sie legte den Kopf wieder zurück auf ihre im Nacken verschränkten Arme und schloss die Augen in der Sonne. „Pass nur auf, du wertloses kleines Halbblut“, spukte er in dem bissigsten Ton, den er hatte. „Sonst was?“, fragte sie und sprang beinahe aus dem liegen heraus auf. Er ging einen Schritt auf sie zu, als sie dasselbe bei ihm tat. Ihre Ellenbogen berührten sich fast durch die verschränkten Arme, als sie stehen blieben. Scorpius Blick sprang von ihren Augen hinunter zu ihrem Brustbein, auf dem ein Kettenanhänger ruhte. Erst jetzt viel ihm auf, dass sie das Ding wirklich immer trug, war das wichtig? „Hey, meine Augen sind woanders!“, korrigierte Val und hob sein Gesicht am Kinn. Wütend schlug er ihre Hand weg. „So interessant bist du nicht, als dass man sich das anschauen müsste. Ganz im Gegenteil.“ „Hey!“, Narzissa stakste durch den weichen Sand auf sie zu. „Ich find‘s toll, dass ihr zwei euch endlich versteht!“ „Dieselbe Sprache haben wir schon vorher gesprochen, Tante Narzissa.“, murmelte Valerija. „Ich weiß und ich bin dafür, dass wir eure Teamfähigkeit noch etwas trainieren.“ „Wovon zum Geier sprichst du bitte, Großmutter?“, Scorpius sah sie verständnislos an. „Nun, ich würde gerne in eurem Jahrgang im Zuge meines Unterrichts ein kleines Projekt starten und ich will, dass ihr zwei, das erste Pärchen bildet.“, sie griff scheinbar wahllos nach einer Rolle Pergament unter ihrem Arm, wo sie viele weitere davon trug. „Was zum...“, murmelte die Veela verständnislos und rollte das Ding auseinander. Verwirrt und seinen Streit für einen Moment vergessend, warf Scorpius einen Blick über ihre Schulter. „Soll das dein Ernst sein?“, schrien beide entsetzt auf. Kapitel 5: zwei Generationen, eine Geschichte --------------------------------------------- „Ich möchte euch damit bestmöglich auf die ZAG-Prüfungen vorbereiten!“, Narzissa lief in ihrem Kurs der Fünftklässler auf und ab. Der gut gefüllte Raum sah sie aufmerksam an. Alle waren begeistert von der Idee mit Ausnahme zweier Personen, die ganz vorne saßen – gezwungener Maßen nebeneinander – und schmollend die Köpfe voneinander weggedreht hatten. Scorpius pustete grummelte in die Handfläche an seinem Mund. Wie zum Geier konnte seine Großmutter nur auf so einen Mist kommen? Wenn er sich umsah, so waren sämtliche Paare nicht einfach nur Pärchen, sondern Gruppen aus mindestens drei Mann, wenn nicht sogar mehr. Alle hatte Narzissa selbst zusammen gewürfelt, keiner der Teammitglieder – ganz der neuen Schulphilosophie folgend – gehörte zum Haus des anderen. Nirgendwo gab es zwei Ravenclaws oder zwei Slytherin, doch trotzdem: Alles wäre ihm lieber gewesen als dieser... Hirnfurz der Alten. Er sah ein, dass ihr Thema, dass er mit Valerija zusammen bearbeiten sollte, durchaus wichtig war, ebenso wie alle anderen, aber warum konnte dann nicht wenigstens noch ein Ravenclaw mit ihnen arbeiten? Valerija ging es in der Hinsicht nicht anders und auch, wenn sie wusste, dass sie in dieser Einstellung mit diesem... Kotzbrocken neben ihr übereinstimmte, so konnte sie sich doch nicht dazu durchringen, es einfach so hinzunehmen. "Untersuchen sie den Einfluss der Gestirne auf die Magie", das war ihre Aufgabenstellung. Das bedeutete im Klartext: Sie mussten Astronomie und Zauberkunst miteinander verbinden. Und das Tolle: Das Ganze sollte natürlich noch vor den Prüfungen im Kurs vorgestellt und besprochen werden. „Sie haben dafür vorerst das gesamte erste Semester Zeit. Ich möchte, dass Sie bis Weihnachten ihre Untersuchungen führen und protokolieren. Für Fragestellungen bezüglich von Experimenten stehe ich Ihnen natürlich zur Verfügung. Abgabe der schriftlichen Ausarbeitung setze ich auf den ersten Freitag im Februar fest, das ist der fünfte. Ab dem fünfzehnten beginnen wir mit den Präsentationen. Wie Sie sich Ihre Arbeitszeiten einteilen, sei Ihnen überlassen, dennoch besteht in meinen Unterrichtsstunden Anwesenheitspflicht. Ausnahmen können mit mir im Vorfeld besprochen werden. Noch irgendwelche Fragen?“ Es blieb still. Durchaus lagen sowohl Scorpius als auch Valerija so einige pampige Fragen auf der Zunge, aber keiner von beiden wagte sich auch nur Luft zu holen. „Schön, dann möchte ich Ihnen nicht weiter ihre Arbeitszeit stehlen. Sie dürfen beginnen.“ Narzissa sah noch einmal zu dem Slytherin und der Gryffindor hinüber, die sich nun schon seit geschlagenen zwei Stunden anschwiegen, obwohl sie quasi, seit sie zu einem Pärchen auserkoren wurden, nur noch selten mehr wie einen Meter Platz zwischen einander ließen. Eigentlich doch schon ein ganz guter Anfang, dachte sich Narzissa. Schnell gab Velcan seiner Schwester einen kleinen Klapps auf die Schulter und holte sie so aus ihrer Traumwelt zurück. Ohne jeglichen Ausdruck in den Augen sah sie ihn an, begriff aber sofort was er wollte und nahm ihre Bücher und den Arbeitsauftrag, um ihm dann hinaus zu folgen. Scorpius war unzufrieden. Unzufrieden mit sich, unzufrieden mit Valerija, unzufrieden mit dem Unterricht, aber noch mehr als das alles war er unzufrieden auf seine Großmutter. Wie konnte ihm Narzissa das bloß antun? Vielleicht hatte er seine Mutter doch zu früh verurteilt. Vielleicht hätte er sich für ihre Idee, ihn nach Durmstrang zu schicken, einsetzen sollen. Dann hätte er hier zumindest nicht mit diesen Freaks sitzen müssen. Inzwischen hoffte er sogar, dass dieses ganze Projekt der Schulteilung nach diesem ersten Jahr wieder verworfen wurde. Wie konnten diese Leute es eigentlich wagen, seine geliebte Ordnung auf den Kopf zu stellen? Als er endlich merkte, dass Valerija gegangen war – er hatte eigentlich darauf gewartet, dass sie ihn wegen der Arbeit ansprach – sammelte er missmutig seine Schulsachen ein und ging hinüber an den Tisch, wo Melinda gerade mehr oder weniger aufmerksam einer Hufflepuff lauschte. Als sie ihn bemerkte sah sie ihn mitleidig an und erhob ich einfach. Liebevoll legte sie ihm einen Arm um den Hals und strich mit der anderen Hand über seinen Brustkorb. „Du siehst gar nicht gut aus, Scorpius.“, erklärte sie mit großen, mitfühlenden Augen. „Dann passt mein Aussehen ja zu meiner Laune.“, knurrte er zurück und reckte das Kinn, sah hochtrabend auf sie hinab. „Ich weiß genau was du brauchst.“, säuselte sie und setzte ihren besten Schlafzimmerblick auf. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. „Keine Schlechte Idee.“, gab er zu. Immerhin war seine Schulzeit für diesen Tag herum. „Hey, Zabini, wir sind noch nicht fertig!“, hörten sie die überraschte Stimme der Hufflepuff, doch die Schwarzhaarige winkte ab und nahm ihre Tasche. Gekonnt warf sie eine ihrer Locken über die Schultern. „Sorry, frag mich mal Morgen noch mal. Ich habe Heute keine Lust mehr.“ Damit gingen sie zusammen zum zweiten Tisch um Eric einzusammeln und danach noch Maximilian. „Sag mal, Malfoy“, begann Eric schließlich. „Wie sieht es mit dir und Quidditch in diesem Semester aus?“ Sofort schnaubte der angesprochene verächtlich. „Gar nicht gut, warum willst du das wissen?“ „Weil Turner mich und Raphael gestern angesprochen hat, ob wir als Treiber spielen wollen.“ „Du hat hoffentlich abgelehnt?!“ „Ich habe gesagt, dass ich es mir überlegen werde.“ „Dann sag ihnen, dass du nicht spielen wirst.“ Nach dieser Ansage hielt Eric lieber seinen Mund. Er wollte es vor seinem Freund nicht zugeben, aber er WOLLTE Quidditch spielen. Dieser Sport war jedes Jahr aufs Neue so ziemlich das einzige, auf das er sich wirklich freute. Und er und Raphael waren nun wirklich ein nahezu unschlagbares Team – der andere Slytherin wollte mitspielen so viel er wusste. Sie bogen auf den Pfad zwischen den Wohnhäusern ein und steuerten geradewegs auf die Nummer sechs zu. Durch die Glasscheibe hindurch konnten sie Dominique Weasley erkennen, die gerade irgendein Blatt Papier an die Pinnwand zwischen den Badtüren heftete. Als die vier das Haus betraten - auch wenn Nott nicht in ihrem Haus wohnte - drehte sich die Ravenclaw zu ihnen herum. „Hey“, sie setzte das liebreizendste Lächeln auf, das sie als Hexe mit nun schon drei Generationen zurück liegender Veelaabstammung hinbekam. Augenblicklich spürten die Jungs, wie sie ihr verfielen. Ihr Gehirn setzte aus und beinahe hätte sie begonnen zu sabbern. „Wie sieht’s aus, Eric, spielst du nun in unserer Mannschaft?“ Sie ignorierte Scorpius geflissentlich, immerhin hatte er am Tag zuvor schon klar gemacht, dass er nicht im Traum daran dachte mit ihr und Valerija als Jäger zu spielen. Eric blubberte fast, als sein Denkzentrum meldete, dass er "Auf jeden Fall! Ich würde immer mit dir spielen!" brüllen sollte, also hob er lieber nur mit verträumten Blick einen Daumen. Dominique zuckte verzückt mit einer Augenbraue. Sie liebte diese Spielchen fast so sehr wie ihre Mutter und von ihren Geschwistern war sie es auch, die noch so viel von ihrer Urgroßmutter geerbt hatte, dass sie genauso gut Veelamischling in der ersten Generation hätte sein können. Aufreizend drückte sie den Rücken durch und strich sich eine ihrer langen Strähnen nach hinten. „Sehr schön, möchtest du dann morgen gegen fünf zum Quiddichfeld kommen und mit uns einen dritten Jäger suchen? Da der Einzige, der dafür noch in Frage kommt...“, sie sah zu Scorpius, ihre Augen blitzten. „...ja nicht mit uns spielen will müssen wir ein Probetraining veranstalten.“ „Ich komme, ich komme!“, rief Eric, so dass es schon fast peinlich wurde. Melinda zog den Kopf ein und schielte zu den anderen beiden Jungen, doch leider musste sie feststellen, dass sowohl Maximilian, als auch ihr eigener Freund dem Bann der Siebtklässlerin erlegen waren. Eindeutig wurde es allerdings erst, als dann auch Scorpius begann Unsinn zu reden – zumindest glaubte sie sich verhört zu haben als er folgenden Satz aussprach: „Ich bin dein Jäger!“ Wieder zuckte Dominiques Augenbraue. Es gefiel ihr, dass sie ihr so zu Füßen lag. „Schön“, sprach zu allem Überfluss die zweite Veelatochter des Hauses und trat ohne jeglichen Zauber vor die anderen, doch die schienen sie außer Melinda gar nicht wahrzunehmen. Die Ältere grinste breit auf den Haarschopf der Jüngeren hinunter, die zugegebener Maßen mit ihren ein Meter sechzig etwas kleiner geraten war und ließ den Zauber abbrechen. „Wenn das so ist, dann treffen wir uns morgen um fünf zum ersten Training.“, Valerija zwinkerte Scorpius zu. „Klasse, dass du doch noch über deinen Schatten gesprungen bist, Malfoy.“ „Was?“, murmelte er kleinlaut, dann fiel der Groschen. „Habt ihr sie noch alle?“, schrie er. „Wie könnt ihr es wagen?“ „Scorpius, beruhige dich!“, bat Maximilian. „Nein, er hat vollkommen Recht!“, erklärte Melinda. „Was soll diese Nummer?“ Valerija zuckte mit den Schultern. „Manche Menschen müssen eben zu ihrem Glück gezwungen werden.“, erklärte Dominique für sie beide und verließ das Gebäude, die Gryffindor folgte ihr. „Wir sehen uns, Leute.“, verabschiedete sie sich noch und winkte. Als die Tür zuflog und Dominique sich sicher war, dass sie nicht mehr gesehen werden konnten, brach sie in Gelächter aus. „Diese Gesichter! Ich liebe es, wenn sich Kerle so zum Affen machen. Ich schwöre dir: Wenn du willst, dass Scorpius richtig aufläuft, dann mache das mit ihm im Speisesaal.“ Valerija schüttelte den Kopf. „Ich überlasse dir gerne den Vortritt. Ich möchte ungerne, dass er auch nur davon träumt mich anzuschmachten.“, sie schüttelte sich vor Ekel. Draco war so schnell es ging durch den Kamin in die Wohnung seiner Mutter gereist, nachdem er noch am Abend den Brief seines Sohnes bekommen hatte. Nun stand er mitten in diesem Haus, auf dem Gelände, von dem er sich eigentlich geschworen hatte, es nie wieder zu betreten, und war mehr als nur erleichtert darüber, dass Narzissa die Vorhänge zu gezogen hatte, damit er zumindest nicht den Hof und das Meer sah. Doch es waren nicht seine Erinnerungen an die Todesser, die hier versucht hatten ihn und andere Schüler einer "speziellen Ausbildung" zu unterziehen, die ihn daran hinderten das Gelände zu betreten. Es waren seine noch immer präsenten Schuldgefühle und diese Erfahrungen, die er hier gemacht hatte, als es noch eine normale Muggelschule gewesen war. Erfahrungen, von denen Astoria auf gar keinen Fall erfahren durfte, auch wenn er sich sicher war, dass Daphne ihr zumindest einen Teil davon erzählt hatte. „Keine Sorge, Draco, mein Schatz, ich habe alles fest unter Kontrolle.", versicherte Narzissa gerade zum wiederholten mal. "Scorpius übertreibt! Du weißt doch noch, wie du in seinem Alter warst, wenn es nicht nach deiner Nase ging, oder?!“ Er seufzte. Natürlich wusste er noch, dass er ein widerliches Ekel sein konnte, wenn er es wollte. Was Quasie die meiste Zeit seiner Schulzeit entsprach. „Oh ja, da weiß ich nur zu gut, Mutter, und genau das macht mir Sorgen.“, erklärte er schließlich und Tippte auf der Lehne der Couch herum. „Ich versichere dir, ich passe schon auf, dass sich die Balgereien zwischen ihm und Valerija in Grenzen halten.“ Wessen Tochter das Mädchen allerdings war, wollte sie ihm besser nicht beichten. Sie hätte nicht gewusst wie er reagiert hätte. Da Amy ihre Kinder alle hier in Frankreich geboren hatte, wusste er vermutlich noch nicht einmal, dass sie inzwischen Mutter war, so wie er ein Vater... Draco betrachtete die Großmutter seines Sohnes, wie sie eine Tasse an den Mund hob und daran nippte. Irgendwie schien sie nicht ganz bei der Sache zu sein. Es klopfte häftig und wild an der Tür, aber das bekam er nur am Rande mit. Andromeda, die gerade das Geschichtsbuch der Sechstklässler durchstöbert hatte, öffnete und herein stürmte Amy. „Andromeda, Narzissa, ich glaube es langsam einfach nicht mehr!“, keifte sie los, polterte um die Couch herum ohne auch nur eine Notiz von Draco zu nehmen und feuerte eine kleine Phiole auf den Tisch. Draco blieb beinahe das Herz stehen. Ihm war klar, dass er insgeheim gehofft hatte sie zu sehen - immerhin war es ihr Grund und Boden, auf der er sich befand - doch ihm war auch klar, dass es besser gewesen wäre, wenn es nie passiert wäre. Er wusste einfach nicht, wie er reagieren sollte und bezweifelte, dass er auch nur einen Muskel bewegen konnte, wenn sein Herz endlich wieder schlug. Bei Merlin noch eins, sie sah immer noch genauso aus wie damals, als er sie zuletzt im Gerichtssaal zwischen all den Geistern seinen Muggelfreunde gesehen hatte. Nur ihr braunes Haar wurde allmählich heller, aber wen wunderte das? Sie hatten beide die vierzig im vergangenen Jahr überschritten. Doch nichts desto trotz wurde ihm nur eines schwer bewusst: Er hatte sie schmerzlich vermisst und womöglich liebte er sie noch immer, laut den vielen Schmetterlingen, die in seinem Magen durcheinander sausten, als sie weiter sprach. „Ich könnte diesen kleinen Biestern so ihre hübschen Hinterteile versohlen!“ „Wen meinst du? Es gibt immerhin mehrere Dutzend davon auf dem Campus.“ „Wen meine ich wohl? Velcan und Valerija natürlich! Und wenn ich raten sollte, dann ist Valerius auch in der Sache verstrickt!“ „Und was soll das sein?“, fragte Andromeda und wies auf das Fläschchen. „Das? Das war mal ein Parfumflacon von Großtante Muriel. Gehört zu meiner persönlichen Sammlung von schönen Fläschchen. Und nun ratet mal, wer von den Bälgern sich heute noch vor dem Frühstück dazu erbarmt hat, mich zu besuchen und dabei dann wohl das Waschmittel hat mitgehen lassen, mit dem Scorpius Trank versaut wurde!“ „Valerija?“, fragte Narzissa. „Velcan?“, machte Andromeda weiter. „Valerius!“ Draco begann leicht zu Lächeln. Selbst wenn sie sich bisher nur aufregte, so fühlte er sich doch so unglaublich frei, sie endlich wieder zu sehen. Als er die Befehlsgewalt über seine Füße wiederfand, ging er um den Sessel herum, hinter dem er gestanden hatte und von hinten auf Amy zu. „Ich schwöre euch, wenn ich die drei auch nur noch einmal dabei erwische, dass sie ihren kleinen Feldzug gegen Malfoy weiter führen, dann können sie was von mir erleben, dann... AAAAAH!!!“, entsetzt schrie sie auf, als er seine Hand auf ihre Schulter packte, und fuhr herum. Einige Sekunden blieb es ruhig. „Draco?“, murmelte sie verblüfft. Mit einem Mal war ihr Kopf wie leer gefegt. Er war da... Weshalb war sie eigentlich nochmal in der Wohnung der beiden Lehrerinnen? Sie konnte es beim besten Willen nicht sagen... „Reg dich nicht so auf, Amy...“, bat er sie und sprang mit seinen Augen zwischen ihren hin und her, unfähig dazu zu wissen, wo er zuerst hinsehen sollte. Andromeda und Narzissa sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an und verpassten es so beinahe, wie sich Amy wie in Zeitlupe vollends herum drehte und ihn sanft aber unnachgiebig in die Arme nahm. Sie hätte nicht gedacht, dass es so gut tuen würde, ihn wieder zu sehen. Sie hatte genug Schmerz erlitten, nachdem er zwar aus Askaban heraus war, aber sie ihn nie mehr wieder sah. Und nun, fast vierundzwanzig Jahre später, tat es so gut, ihn wieder bei sich zu haben. Sein Kopf bewegte sich, als er die Augenschloss und die Nase in ihre Halsbeuge drückte. „Draco, was machst du hier?“, fragte sie schließlich und löste sich wieder von ihm. „Ich habe einen weniger erbaulichen Brief von meinem Sohn erhalten.“, verkündete er und zog das Pergament hervor. „Und ich habe ihn versucht davon zu überzeugen, dass die Situation zwischen den Beiden zwar nicht rosig, aber auch nicht unüberwindbar ist.“, erklärte Narzissa. „Du gehst immer noch davon aus, dass Scorpius wie sein Vater ist und Valerija wie ich.“ „Wieso denn wie du?“, fragte Draco verwundert. Überrascht sah sie ihn an, dann zu seiner Mutter. „Er weiß es gar nicht?“ „Scorpius hat keine Nachnamen genannt, immer nur "Veelabrut", "Halbblut" oder diverse andere unschicke und antiquierte Schimpfwörter. Selbst Valerijas Vornamen hat Draco erst von mir erfahren.“ „Und du glaubst Tatsache immer noch, dass sie sich verstehen werden, wenn das so weiter geht?“, fragte sie die andere ungläubig nach dieser Aktion und wandte sich dabei wieder Draco zu. „Valerius, Velcan und Valerija sind meine Kinder.“, erklärte sie ihm, äußerst gespannt darauf, wie er wohl reagieren würde, doch dass er gar nichts sagte, einfach nur verstehend nickte und seinen Blick wieder auf seine Mutter richtete, damit hätte sie nicht gerechnet. Irgendwie hatte sie doch geglaubt, dass die Nachricht, dass sie mit Victorian Kinder gehabt hatte, etwas in ihm auslöste. Aber scheinbar war er besser über ihre Vergangenheit hinweggekommen, als sie es getan hatte. Sie wusste ja nicht, dass er einfach nur im Laufe der Zeit besser darin geworden war, über alles was er dachte eine Maskerade zu legen. Zu wissen, dass Amy zwar noch immer Turner hieß, allerdings dennoch verheiratet war, hatte ihn stärker getroffen, als er es geahnt hatte. Er wusste schließlich nicht, dass Victorian schon vor über einem Jahrzehnt verstorben war. Gut, was hatte er erwartet? Sie waren beide erwachsen und sie hatten sich beide seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. War es da nicht logisch, dass sie sich eine neue Liebe gesucht hatte? Er war ja immerhin auch verheiratet, wenn auch zwangsweise, aber er hätte damit rechnen müssen, dass Amy nicht - nur wegen ihm, bei dem sie keine Aussichten mehr hatte - keine Familie gründete. Eigentlich hatte er das auch nie erwartet, aber ohne Gewissheit lebte es sich doch einfacher. „Und warum vergleichst du Valerija und Scorpius mit Amy und mir?“, fragte Draco nun seine Mutter und überspielte so weiter gekonnt seine Enttäuschung. Amy nahm es ihm ab, wenn gleich er auch mit einem mal wieder mehr Abstand zu ihr gewann. Sie verschränkte die Arme und sah wieder zu seiner Mutter. „Ganz einfach: Scorpius muss lernen, dass es nicht nur ihn und Reinblüter gibt, sondern das auch andere, wie Mischlingskinder, etwas wert sein.“ Amy zog eine Augenbraue hoch. „Und deswegen riskieren wir jetzt, dass die Beiden die ganze Schule in die Luft jagen?“, fragte sie. „Keine Sorge! Ich bin mir sicher, dass Scorpi und Val ebenso sind, wie ihr beide früher: Erst prügeln und dann lieben und zwar bedingungslos.“ Amy schüttelte den Kopf. Diese Hoffnung hegte sie kein bisschen, wenn sie sich ansah, welche Ausmaße das ganze bereits nach vierundzwanzig Stunden erreicht hatte. „Du bist wahnsinnig.“, verkündete Draco kopfschüttelnd. „Das wird niemals geschehen.“, pflichtete ihm Amy bei. „Sicher?“, fragte Narzissa. „Da kennt ihr aber die Macht der Sterne schlecht.“ Nichts verstehend sahen sich die beiden mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf an. „Was willst du damit wieder sagen?“ „Das heißt, dass die zwei in den nächsten Wochen wohl viel Zeit miteinander unter dem Sternenhimmel verbringen werden.“ Amy stöhnte frustriert auf. Auch Draco legte das Gesicht in eine Hand. „Ich frage mich langsam, welcher Esel dich reitet, Narzissa.“, erklärte Amy. „Vergiss es, seit Vaters tot geht das schon so mit ihr.“ Amy schüttelte den Kopf und sah noch mal zu Draco. „Halte dich bitte in Bereitschaft, falls ich dich ganz schnell mal brauche, weil sie sich die Augen auskratzen.“ „Vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes, hm? Was sagt denn Victorian zu der ganzen Sache?“ „Gar nichts.“, erklärte Amy und zuckte leicht mit den Schultern. „Er wusste nicht mal, dass ich wieder schwanger war, als er starb.“ Er wusste, dass es falsch war - so unsagbar falsch und egoistisch - aber sein Herz flatterte bei der Information, dass seine Amy wieder zu haben war... und Astoria würde ihn sicher nicht aufhalten, sich das zu nehmen, was er schon immer wollte! Kapitel 6: Zweckbündnis mit Folgen ---------------------------------- „Das muss schneller gehen, Val!“, rief Valerius und klatschte in die Hände als könnte er damit seine kleine Schwester antreiben. Lorcan schwebte auf seinem Besen vor den Ringen auf dem Quidditchfeld und warf den Quaffel zwischen seinen Händen hin und her während ihre drei Jäger und einige andere aus ihrem Haus wieder in Stellung gingen. Dominique hatte - trotz Scorpius mehr oder weniger freiwilligen Entscheidung mitzumachen - das Auswahlspiel starten wollen. Immerhin brauchten sie auch Ersatzspieler, falls einer von einem Klatscher verletzt wurde oder vom Besen fiel oder anderweitig verhinder war. Valerija war davon nicht so begeistert. Sie hatte das Gefühl, dass sie nun im Nachteil war, da sie nicht mehr eine der Einzigen auf dem Spielfeld mit einem Feuerblitz war. Die Regeln der Schule besagten, dass für die Chancengleichheit alle Spieler auf dem selben Besen zu sitzen hatten und das waren die neuen Schulbesen: Feuerblitze, die ihre Mutter quasi mit Mengenrabatt erhalten hatte. Verbissen zurrte sie ihren Zopf fester und richtete ihre Handschuhe. Dominique kam neben ihr in der Luft zum stehen. „Nun lass dich von denen doch nicht nervös machen!“, knurrte sie ihr zu. Valerija ignorierte den gut gemeinten Rat und schielte zu ihrer Linken, wo Scorpius mit finsterer Miene auf seinem Besen saß und die anderen drei aus ihrem Haus betrachtete, die sich ebenfalls als Jäger zur Verfügung stellen wollten. Für sie war nur er an der ganzen Sache schuld! Er spielte nicht an sie ab, obwohl sie frei stand, ebenso wenig wie er mit Dominique versuchte zu spielen. Wenn er den Ball hatte, dann mutierte er zum Einzelgänger und wenn er ihn nicht hatte, dann zog er gar nicht erst mit ihnen mit, damit sie einen Spielzug vollführen konnten. So sah Valerija die ganze Sache. Als Dominique erneut etwas sagen wollte, wurde sie von der zweiten Veela angefahren: „Sag mir nicht, was ich zu tun habe! Ich bin sehr gut im Quidditch!“ Sie sah hinüber zu Lysander, Lorcans Zwilling, der die anderen drei Ringe bewachte in die sie treffen sollten. „Gut, dann pass auf, wir machen das folgender maßen...“, Dominique beugte sich rüber zu Valerija und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Valerija biss nur die Kiefer stärker aufeinander. Verärgert sah Scorpius zu ihnen hinüber. Wieder schlossen sie ihn von ihrem Spiel aus. Für so etwas hatte er sich breit schlagen lassen, nun doch Jäger in ihrer Mannschaft zu werden? Er sah hinüber zu der Lehrertribüne, die Melinda und ihre Freundinnen in Beschlag genommen hatten, zusammen mit den Treibern, die gerade eine Pause einlegten. Sie sah zu ihm hoch und nickte aufmunternd, doch das brachte nicht viel. Er war so voller Zorn über die beiden Weiber an seiner Seite, über sich selbst und vor allem aber über Melinda selbst. Als er nach Dominiques Hexerei wieder zu sich gekommen war, wollte er absolut nicht zu diesem Training gehen, doch stattdessen hatte sie so lange gebettelt – und diese Bettelei mit ihrem Körper auch noch tatkräftig unterstützt – dass er am Ende nicht mehr "nein" sagen konnte. Verdammt, es war erst Dienstag und er wollte jetzt schon nicht mehr hier sein, obwohl er sich noch vor einigen Wochen gefreut hatte, wie ein Hundekuchen. Sein Vater hatte sich nach seinem Brief immer noch nicht gemeldet, das war schon fast das Schlimmste. Er fühlte sich als hätten ihn alle verlassen. Der Quaffel wurde von Lorcan hoch geworfen. Schnell richteten sich seine Augen hinauf zu dem rot-braunen Gegenstand, dann sauste er los, schnappte sich den Ball in der Luft und jagte damit auf das Tor zu. „Malfoy, gib ab!“, rief Dominique, die ihm entgegenflog, hinunter zum kleinsten Ring, doch er dachte gar nicht daran zu ihr zurück zu passen. Mit einer einzigen Bewegung holte er aus und warf... Abgewehrt. Mit dem Ende seines Besens ging Lysander dazwischen und leitete den Quaffel weiter an einen seiner Teamspieler. Frustriert brüllte Scorpius auf und schwebte mehr oder weniger unmotiviert hinterher. Ihre drei gegnerischen Jäger gingen in Dreiecksformation und jagten ungebremst quer über das Feld, auf ihre drei Ringe zu. Lorcan ging in Position. Valerija holte auf, wollte nach dem Ball schlagen, doch ihr Gegenspieler warf ihn auf der anderen Seite hinter sich. Der neue Besitzer legte einen Zahn zu, hob den Arm um auf einen der Ringe zu werfen, passte dann aber doch zum dritten Jäger, der versuchte, ihn in dem am weitesten entfernten Ring einzulochen. Doch an Lorcan kamen sie nicht vorbei, dafür waren die Bälle zu schwach geworfen. Er fing ihn vor seinem linken Ring und wartete wieder ab, bis die Spieler sich zurückgezogen hatten. „Verdammt noch mal, Malfoy!“, donnerte Valerija, als sie zu Scorpius flog. „Bist du über die Ferien zur Schnarchnase mutiert oder hat Melinda dir deine Eier abgeschnitten?“ Unwillkürlich schoss ihm die Frage durch den Kopf, woher Valerija wusste, dass Melinda harten Sex bevorzugte, konnte sich aber noch zurück halten, ehe er das laut aussprach. „Halt die Klappe, Turner.“ „Du spielst hier nicht allein, kapiert?“, knurrte sie. „Also gib gefälligst auch mal ab! Oder willst du, dass unser Haus von Grünschnäbeln vertreten wird?“ Es wiederstrebte ihr eigentlich, so von ihren Mitschülern zu reden, aber gerade das lag nun mal klar auf der Hand: Was die drei fabrizierten war eigentlich nichts anderes als da, was sich Dominique und Valerija jedes Mal ausdachten, doch nicht vollenden konnten, weil Scorpius sich wie die kleine Ballkönigin aufführte. Ihre Würfe waren zu lasch, das würde sie bereits die Vorrunde kosten, wenn ihr Turnier begann. „Wer spielt denn hier bitte nur mit sich? Das seid ihr zwei! Ich hab‘s ja versucht aber...“ „Wenn du mir das scheiß Ding gerade zugeworfen hättest, dann hätten wir jetzt zehn Punkte, Malfoy!“ Schön und gut, da hatte sie vielleicht recht, aber war das ein Grund ihn so anzufahren? Immerhin hatten trotz allem weder sie, noch die anderen einen Punkt erzielt. „Also, bisher hat Valerius nur das Problem: "Welchen Hüter nehme ich?"! Es sei denn du spielst endlich mit uns und nicht gegen uns!“, sprach Val genau das aus, was er eigentlich dachte. Aber vielleicht war es ganz gut so? er wollte eigentlich nicht spielen und wenn er nicht wollte, dann sollte auch Valerija nicht die Chance bekommen. „Jetzt reiß dich mal zusammen, Scorpius!“, jammerte sie weiter und hielt seinen Besen fest ehe er einfach davonfliegen konnte. „Diese ganze beschissene Schule hat Angst davor, dass wir beide zu einem Jägerpaar werden! Sie wissen genauso gut wie du und ich, dass wir unschlagbar sind, vorausgesetzt wir arbeiten verdammt noch mal zusammen! Aber bisher können sie sich nur über uns kaputt lachen! Ist es das, was du willst?“ Angewidert sah er sie an, wischte dann mit einer vom Ärmel bedeckten Hand ihre von seinem Besenstiel. Als er gerade zum Reden ansetzen wollte, mit der Kernaussage "Lieber töte ich mich selbst, als mit dir zu kooperieren!", sagte sie genau das, was seinen Nerv traf: „Willst du, dass sie die ganze Schule über dich lustig macht?“ Damit hatte sie es geschafft. Er brummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und bezog dann doch schweigend zwischen ihr und Dominique Posten. Beide Mädchen waren schlau genug zu wissen, dass sie jetzt besser NICHTS sagen sollten. Lorcan warf den Ball, Dominique schnappte ihn. Pass zu Valerija, leider ungenau... Der Quaffel flog ihr gerade so an den Händen vorbei und fiel zu Boden. Valerija rutschte von ihrem Besen, konnte sich aber noch gerade so an dem Stil ihres Besens festhalten. Unfähig etwas zu unternehmen, sah sie dem Quaffel hinterher. Scorpius sah nur noch, wie einer aus der anderen Gruppe hinterher jagte. „Malfoy!“, schrie Valerija entsetzt und dann setzte etwas aus. Es war sein Instinkt als Spieler der Hausmannschaft von Slytherin - in der er schon seit zwei Jahren war - der ihn dazu brachte, sich vor zu beugen. Der Besen sauste los, hinter dem Quaffel und dem Gegenspieler her. Der Junge vor ihm packte den Spielball und holte aus um zu einem anderen zu werfen, da streckte Scorpius den Fuß aus und kickte ihn ihm aus der Hand. Verblüfft sahen die Jungen hinter ihm her. „Ja!“, triumphierte Valerija, als Scorpius an ihr vorbeischoss. Wie von selbst hielt er die Hand raus und zerrte an ihrem Umhang. So bekam sie Schwung um wieder auf den Besen zu kommen. Malfoy dagegen fing den Ball und jagte auf die gegnerischen Torringe zu. Dominique schloss auf, dann Val. In V-Formation zogen sie an der Tribüne vorbei, ließen einfach die gegnerischen Jäger stehen und zogen ihre Besen direkt vor den Stangen ihres Ziels hoch. Scorpius sah zurück, Dominique war bereit, sie nickte kurz. Er ließ den Ball über seine Fingerspitzen gleiten und zu ihr hinunter fallen, sie fing und warf, Lysander werte ab, doch der Quaffel flog direkt in Valerijas Arme. Sie dachte gar nicht erst nach und warf in den obersten Ring, der Ball ging durch. „Man, Leute, ran an eure Gegner!“, rief Valerius nun auch endlich mal den anderen dreien zu, die nur überrascht von der plötzlich offensiven Leistung auf der anderen Seite des Spielfeldes herumwaberten. Val schlug triumphierend die Faust in die Luft. „Ja, ja, ja!“, rief sie freudig und fing Dominique in der Luft ab, die mit dem Besen zu ihr schoss. Mit den Armen um die Taille der jeweiligen anderen drehten sie sich um einander, bis ihre Besen den Schwung verloren. Sie trudelten aus und segelten zu Scorpius hinüber, der bereits wieder Stellung bezogen hatte. „Das war großartig von dir, Malfoy!“, erklärte Dominique und zwinkerte ihm zu. „Ja, man könnte fast meinen, dass unser Eisprinz ein wässriges Leck hat!“, ohne zu zögern warf Val ihm einen Arm um die Schulter und drückte ihn kurz. „Zieh die Finger ein, Turner.“, knurrte er sie an, stieß sie aber nicht weg wie sonst. „Ich will nur nicht verlieren, das ist alles. Betrachte dich als ein Zweckbündnis, ohne Touch-Lizenz.“ Sie lachte leise, so glücklich war sie über das Resultat des Trainings. Nicht einmal ein Scorpius Hyperion Malfoy konnte ihr noch die gute Laune nehmen. Eine glücklich grinsende Narzissa riss einfach so die Tür zum Büro von Amy auf und flog hinein. Verständnislos sahen Amy und Draco, die sich bis eben noch gedämpft unterhalten hatten, auf. „Egal was du nimmst: Nimm weniger und gib mir den Rest ab!“, bat Amy und ließ ein Buch los, das sofort an seinen angestammten Platz im Regal flatterte. Draco wusste noch immer nicht, was er mit seiner Mutter anstellen sollte. Aber allmählich füllte er bereits in Gedanken das Anmeldeformular für die psychiatrische Abteilung des St. Mungos aus. „Ich weiß was, was ihr nicht wisst!“, flötete sie, als hätte sie mehr als nur eine Hand voll Ecstasy mit einem mal hinunter gekippt. „Das da wäre?“, Amy kam um ihren Schreibtisch herum und lehnte sich neben Draco an die Platte. „Mein Plan geht auf!“ „Welcher Plan?“ „Na Valerija und Scorpius!“ Draco atmete nur tief durch, während Amy sich die Schläfen massieren musste. „Wieso versprichst du dir so viel davon?“, fragte die andere Frau schließlich. Narzissa wurde mit einem Mal Ernst und schloss die Tür. „Weil wir Draco damals zu früh versprochen haben.“ „Mutter, bitte!“, stöhnte er genervt auf. „Scorpius und Melinda kennen sich seit ihrem Windelalter und sind nun schon bald zwei Jahre zusammen! Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie noch wesentlich tiefer gegangen sind.“ Amy gluckste. „Vermutlich sogar im wahrsten Sinne des Wortes.“ „Scorpius hat selbst darum gebeten, dass ich mit Blaise bezüglich einer Verlobung rede. Beide wollen das.“ Narzissa zog gequählt die Augenbrauen hoch. „Ich habe da so meine Bedenken. Der Junge ist nicht ganz bei sich! Irgendwas fehlt, das sehe ich doch.“ „Hast du damals auch gesehen, dass ich was für Amy empfand?“ Narzissa schwieg. In der Tat, sie hatte es nicht gewusst. „Bitte, Nari, lass deine Finger aus der Geschichte. Wenn es ganz hart kommt, habe ich sonst eine gebrochene Tochter und er einen verzweifelten Sohn.“ Sie seufzte, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, tut mir leid, ich kann mich damit nicht abfinden.“ „Du versuchst beide zu etwas zu zwingen, was sie vielleicht gar nicht wollen, hast du darüber schon mal nachgedacht?“, fragte ihr Sohn schließlich – sehr liebevoll, fast als würde er mit einem Patienten in seinem Krankenhaus reden. „Nur weil das mit mir und Amy schief ging, heißt es noch lange nicht, dass du die Geschichte mit Valerija und Scorpius wiederholen und besser machen kannst. Das ist Wahnsinn, Mutter, sieh es doch ein. So sehr ich es auch begrüßen würde, wenn mein Sohn etwas toleranter wäre...“ - als wäre er krank sah Amy ihn an. Kam diese Aussage gerade wirklich von diesem kleinen Reinblutvernatiker? - „...was sagt dir denn, dass er nicht im Grunde wie Astoria ist? Wir beide wissen, dass es falsch war.“, er sah zu Amy hinunter. „Sehr falsch sogar... aber obwohl auch ich meine Zeit mit meinem Sohn hatte, so ist er doch politisch stark an der Ideologie seiner Mutter orientiert. Ich denke nicht, dass du ihn so leicht zum Umdenken bewegen kannst.“ Narzissa schüttelte nur weiter den Kopf. Sie verstand einfach nicht, wie ihr eigener Sohn so... stur sein konnte. Hilfesuchend blickte sie zu Amy, aber auch sie war der Meinung ihres Freundes. „Entschuldige, Nari.“, sprach sie. „Aber ich stimme mit Draco überein.“ Sie seufzte. „Fein.“, erklärte Narzissa und verschränkte die Arme. „Dann nehme ich die Sache eben selbst in die Hand! Ihr werdet schon noch sehen: Scorpi und Val brauchen nur einen kleinen Schupps in die richtige Richtung und schon kannst du Melinda Zabini von der Liste der eventuellen Frauen für ihn streichen!“ „Halt dich da lieber endlich raus, Narzissa.“, bat Amy und nahm ihren Mantel. Schnell half Draco ihr dabei selbigen anzuziehen und klemmte sich dann einen ihrer Hände in die Armbeuge. Sofort raffte Narzissa sich wieder auf. „Ihr wollt weg? Wohin?“ „Essen.“, erklärte Amy und sah zu Draco hoch. „Wir dachten uns, dass wir uns was Leckeres in Paris suchen und die letzten Jahre Revue passieren lassen.“ „Au fein! Das klingt super!“ „Wenn du damit versuchst, dich wieder einzuschleimen, dann sprich das etwas euphorischer aus, tanz dabei ums Feuer und werfe rosa Konfetti in Herzform.“, grummelte Amy. „Ich meine ja nur, dass das eine gute Idee ist! Und Morgenabend, da kochen Andromeda und ich was Feines und dann essen wir alle zusammen! Mit Val und Scorpi natürlich.“ „Vergiss Astoria nicht.“ „Wieso das denn? Ist die wichtig?“, so unschuldig wie Narzissa drein sah, dachte Amy erst, dass Bellatrix noch leben würde und einen Vielsafttrank genommen hatte. „Ich glaube wir sind dann mal lieber weg...“, murmelte sie, schob die Hand der Älteren von ihrer Schulter, ebenso wie Draco sie von seiner, und apparierte sie beide nach Paris. Kapitel 7: Scorpius schlimmster Albtraum ---------------------------------------- Frustriert setzte sich Valerija auf die vorderste Kante ihres Stuhles in der Bibliothek und stützte den Kopf in die Handfläche. Wie rechnete man denn noch mal die Bahnen der Planeten und den Zeitpunkt wann sie in einer Geraden standen? Und wie benutzte man diese Sternenkarten? Irgendwie war ihr Kopf nun doch wie leer gefegt, seit sie in der hintersten Ecke des Raumes Platz gefunden hatte und schlussendlich auch Scorpius zu ihr gestoßen war, griesgrämig wie immer. Gedankenverloren pinselte sie ein paar Zeichen auf ihre frische Karte und zog wirre Linien, in der Hoffnung, so ihr Gedächtnis wieder zu erlangen. Sie hatte genau sechsundachtzig verschiedene Zauber vor sich zu liegen von denen es hieß, dass sie unter bestimmten Sternen- und Planetenkonstellationen an Kraft gewannen oder verloren. Ihre Aufgabe war es nun heraus zu finden, welche von ihnen sie untersuchen konnten in dem halben Jahr, das ihnen zur Verfügung stand. Selbstverständlich hätten sie das alles auch einfach nachschlagen können, immerhin hatten bereits wesentlich höher Qualifizierte Hexen und Zauberer diese Experimente durchgeführt, doch auch dagegen hatte Narzissa einen Weg gefunden: Sie gab ihnen zusätzlich zum echten Material auch solches, das in ihren Aussagen widersprüchlich war oder komplett falsch. Sie wollte somit sichergehen, dass sie ihre Arbeit wirklich durchführten und nicht einfach nur recherchierten. Selbst Fachliteratur in der Bibliothek hatte sie so verzaubert, dass es von ihnen gegebenenfalls nur falsch verstanden werden konnte. Und das ging nicht nur ihnen beiden so. Valerija war sich deshalb langsam nicht mehr so sicher, dass sie Narzissa wirklich mochte. Es war die reinste Folter mit Malfoy zusammen zu arbeiten, selbst dann, wenn er mehrere Meter entfernt an einem Regal stand und in einem Buch blätterte. Einige Sachen waren ihnen von vorn herein logisch erschienen, ein Beispiel war die verstärkende Wirkung auf Zauber, die auf Feuer basierten, wenn sich Merkur zwischen Sonne und Erde schob. Das hatten sie bereits früh gelernt, da es eine der häufigsten Erscheinungen war, die man auch in der Muggelwelt beobachten konnte. Blieben allerdings noch fünfundachtzig andere Aussagen, doch wie nur musste sie noch mal berechnen, wann die Voraussetzungen gegeben waren? Unsanft landete ein Buch neben ihr auf dem Tisch und blätterte sich selbst auf. Augenblicklich war sie wieder wach... Wann war sie eigentlich eingeschlafen? Als sie sich umsah funkelte Scorpius sie wütend an, wandte sich dann aber wieder einem anderen Buch zu. Sie rollte nur mit den Augen und sah wieder auf das Buch, das nun vor ihr lag. Korrektur es waren doch wieder sechsundachtzig Fälle. „Das soll ein Scherz sein, oder?“, fragte Val laut, doch Scorpius achtete nicht darauf. Ihm war es gleich, was sie zu sagen hatte. So betrachtete Val sich den Artikel noch einmal schweigend genauer. "Man sagt: Stehen Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto mindestens annähernd in perfekter Reihe, sodass sich alle überlappen, verschwindet sämtliche Magie vom Planeten Erde für die Zeit, bis einer der oben genannten Planeten die Überlappung verlässt. Die Sonne darf hierbei keine Unterbrechung der Konjunktion darstellen." Das musste doch einfach ein Fake sein, ein Trick von Andromeda um die beiden zu verwirren. Sie schüttelte den Kopf und nahm ihre Sternenkarten wieder zur Hand. Irgendwo hier standen doch die Koordinaten der Umlaufbahnen und die "Reisegeschwindigkeit" ihrer Bewohner... Als sie die endlich fand, studierte sie die Zahlen, in der Hoffnung, endlich eine Antwort zu ihrem Problem zu finden. Warum hatte sie bloß Victoire Lupin nicht gefragt, mit der sich noch am Abend zuvor Astronomie gehabt hatte? Sie hätte sich dafür selbst ohrfeigen können. „Malfoy, wie berechnet man noch mal die Zeit, bis zu einem bestimmten Ereignis.“, fragte sie. „Was willst du?“, entgegnete er abwertend. Als sie ansetzte, um ihre Frage noch einmal zu wiederholen – sie dachte er hatte sie nicht verstanden – fuhr er sie regelrecht an: „Ich habe dich durchaus verstanden, Halbblut, ich bin nicht taub.“ „Was fragst du dann so blöd?“ „Blöd?“, seine Stimme überschlug sich fast vor Empörung. „Der Einzige, der hier blöd ist, bist du! Immerhin ziehst du ernsthaft in Betracht den Schwachsinn dort ausrechnen zu wollen! Die Magie hängt nicht von den Launen der Natur ab, zumindest nicht in diesem Ausmaß!“ Selbst wenn er das sagte und auch wirklich glaubt, kam er trotzdem zu ihr hinüber und nahm sich die Blätter. Es ging schnell, fast schon zu schnell für Val, die nicht mehr hinterherkam, als er eine Formel aufstellte, auflöste und berechnete. Als er fertig war schnaubte er verächtlich. „Was ist los? Hast du was Interessantes entdeckt?“ „Ja, den Beweis dafür, dass Großmutter sich diesen Schwachsinn hier ausgedacht hat.“ Neugierig sah sie auf seine Berechnungen. „Wenn das hier korrekt ist und wir die Zeit auf die der letzten Konstellation rechnen, dann tritt das diesen Sonntag ein.“ „Wow!“, rief Val freudig aus. „Das ist ja cool!“ Angewidert und vollkommen verständnislos sah Scorpius sie an. „Mal abgesehen davon, dass der Zufall viel zu groß ist, dass es ausgerechnet diese Woche passieren soll, währe doch allein der Umstand seine Kräfte zu verlieren grausam und unaussprechlich! Immerhin wären wir dann alle mit einem mal...“, Scorpius schluckte, er mochte nicht daran denken. „...Muggel!“ Val sah ihn nur kurz an, dann wieder auf seine Berechnungen. „Bist du sicher, dass du richtig gerechnet hast?“ Er schnaubte. „Natürlich bin ich mir sicher! Oder glaubst du, dass ich einen Fehler machen würde, wenn es um so etwas geht? Ich bin mir sicher, dass Großmutter sich diesen Käse ausgedacht hat! Niemals wird die Magie wegen einer Konjunktion der Planeten von der Erde verschwinden.“ Valerij richtete sich auf und verschränkte die Arme. „Willst du es darauf ankommen lassen?“ „Wie meinst du das, Turner?“ „Würdest du bereit sein; das diesen Sonntag zu überprüfen? Immerhin geht es doch in unserem Projekt genau darum, oder nicht?“ Scorpius schnaubte. „Was? Nur um da klar zu stellen: Ich soll mich mit dir am Sonntag mitten in der Nacht, wo ich genauso gut mit meiner Freundin schlafen könnte, auf den Astronomieturm stellen, nur um einem Streich meiner Großmutter nachzugehen?“ Val zuckte nur mit den Schultern. „Warum nicht? Einen Versuch ist es doch Wert, oder? Außerdem: So gefährlich du es auch findest, Scorpius, ich finde es wirklich sehr interessant.“ „Bitte, dann kontrollier eben diesen Schwachsinn.“ „Um welchen "Schwachsinn" es auch immer geht, ich hoffe, dass du ihr dabei helfen wirst, wenn es sich um etwas fachspezifisches dreht.“, erklärte Narzissa streng und kam durch die Regalreihe auf sie zu marschiert. Scorpius klappte das Buch zu und reichte es seiner Großmutter. „Danke, aber das hier hast du zu auffällig gemacht. Als ob jemals die Magie auf dem Planeten verschwinden würde. Das ist absolut unmöglich.“ „Ach, seid ihr auf die Konjunktion gestoßen, ja? Tja, dieses Ereignis ist so selten, dass die Astronomie noch gar nicht existiert hat, als sie das erste Mal eintrat.“ „Mag sein, aber dass das bloße überlappen aller Planeten solch eine Macht auf uns hat, das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ „Nun ja, vorstellen kann ich es mir ebenso wenig wie du, aber es gibt ja auch Leute, die sich nicht vorstellen können, dass Geister existieren oder?“ Scorpius rollte mit den Augen. „Das ist doch was vollkommen anderes.“ „So?“, Narzissa hob die Augenbraue. „Nun, was immer es ist: Dieses Ereignis liegt in dem Zeitraum in dem ihr arbeiten sollt, also kontrolliert die Behauptung.“ Scorpius knirschte mit den Zähnen, doch Valerija musste ihr Grinsen unterdrücken. Es interessierte sie wirklich, ob die Planeten solch eine Kraft auf sie ausübten und noch wichtiger: Es gefiel Scorpius kein bisschen. Moment, ihr doch auch nicht! Immerhin musste sie dann eine Nacht mit ihm auf dem Astronomieturm verbringen! Oder zumindest einige Minuten in denen das Schauspiel zu sehen war. Als ihr dieser Umstand bewusst wurde, fiel sie fast vom Stuhl. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder?“, fragte Scorpius in einer Mischung aus Irritation und Hoffnung, dass sie gleich "Verarscht!" brüllen würde, doch Narzissa schüttelte den Kopf. „Das ist mein voller Ernst.“, dann grinste sie plötzlich heimtückisch. „Ebenso wie es mein Ernst ist, dass ihr zwei heute Abend zu mir und Andromeda in die Wohnung kommen werdet, um mit euren Eltern zu speisen.“ „Was?“, beide wurden kreidebleich, sahen sich an und wieder zu ihrer Lehrerin. „Keine Widerrede, ich erwarte euch um sieben Uhr. Und zieht euch gefälligst etwas Präsentables an!“, sie klopfte auf den Tisch. „Und nun wieder frisch ans Werkt ihr zwei.“ Sie rauschte davon, auf dem Weg zu einer weiteren Gruppe. Scorpius Blick verfinsterte sich zusehends, Valerija ging es da nicht besser. „Hast du ebenso Lust die zu Foltern wie ich?“, fragte Malfoy schließlich. „Ich wünschte ich könnte das verneinen.“, knurrte Val. „Aber scheinbar ist die Frau nicht mehr ganz klar im Kopf.“ Hasserfüllt sahen sie sich an, doch war dieses Gefühl nicht auf einander, sondern auf Narzissa gerichtet. Und auch, wenn sich in diesem Moment ihre Beziehung zueinander zu verbessern schien, zumindest kam es Val so vor, so war sie sich doch sicher, dass diese gemeinsam gerichtete Wut nichts Grundlegendes bei ihnen verändern würde. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, Turner, aber ich werde jetzt einige Takte mit deiner Mutter wechseln.“, mit einem Schwung seines Zauberstabes verschwanden ihre Bücher wieder im Schrank. „Da kannst du dreimal mit mir rechnen, Malfoy!“, erklärte Val, sammelte ihre Pergamentrollen ein und folgte dem Weißblonden dann hinaus in Richtung des Labors für Zaubertränke. Amy wären fast die Phiolen herunter gefallen, die sie gereinigt hatte und wegstellen wollte, als plötzlich die Tür zum Klassenzimmer aufflog. Überrascht sah sie in die blitzenden Augen ihrer Tochter und die von... Scorpius? Moment, bildete sie sich das nur ein oder war die Wut der beiden nicht aufeinander, sondern miteinander gerichtet? Scorpius ließ Valerija an ihm vorbei in das Zimmer treten und folgte ihr dann, nicht weniger vor Wut brodelnd, in Richtung der Direktorin. „Mama!“, keifte ihre Tochter. „Professor Turner!“, blaffte ihr Begleiter. „Hab ich irgendwas angestellt?“, murmelte Amy ertappt und konnte nur gerade so den Impuls unterdrücken zurück zu weichen, als sie wie Dampfwalzen auf sie zu rollten. „Wer hat diese Spinnerin eigentlich aus der Klappsmühle entlassen?“, meckerte Val. „Die gehört eingesperrt!“, bestätigte Scorpi. „Wie zum Henker noch eins kommt die auf diese beschissene Idee...“, Val war schon fast frustriert. „...uns einfach dazu zu zwingen zusammen zu essen?“, Malfoy schnaubte vor Empörung. „Niemals werde ich mich freiwillig mit dem an einen Tisch setzen!“ „Ich ebenso wenig mit ihr!“ „Wir vertragen uns doch gar nicht!“ „Stimmt genau! Wie kommt sie nur darauf, dass wir uns auch nur ein paar Stunden beim Essen verstehen werden?“ Amy zog die Augenbrauen hoch. Dafür, dass sie sich nicht verstanden, waren sie sich doch verdammt einig. Moment, hatte sie nicht selbst einmal solch eine Situation mit Draco erlebt als sie noch jung war? Egal, sie schob den Gedanken beiseite. „Beruhigt euch, Val, Mr. Malfoy. Glauben Sie mir, Mr. Malfoy, Ihr Vater,...“, fügte sie mit einem Blick auf Scorpius hinzu. „... und ich waren genauso überrascht, als sie darauf bestand ein Abendessen zu schmeißen.“ „Vater war hier?“, fragte Scorpius überrascht. Warum hatte er sich dann nicht bei ihm gemeldet? Amy nickte. „Ja, Mr. Malfoy. Er hat Ihren Brief erhalten und mich und Ihre Großmutter aufgesucht.“, dass sie eigentlich zusammen aus gegangen waren, musste sie ihm ja nicht unbedingt erzählen. Sie wusste um die rassistische Ader des Jungen, da war es unsinnige, ihm die Vergangenheit seines Vater zu beichten. Scorpius jedoch stimmte die Information, dass sein Vater in der Schule gewesen war, mit einem Mal ruhig. Und auch wenn er immer noch sauer auf seine Oma war, so flachte sich die Wut nach außen hin doch allmählich ab. Er sah zu Val hinunter, als sie zu sprechen begann. „Mama, muss das wirklich sein? Was denkt sich Tante Narzissa eigentlich dabei?“, fragte sie verzweifelt, aber ebenfalls ruhiger, als hätte sie die Unsicherheit ihres Kumpanen gespürt. „Nun, um es kurz zu sagen: Narzissa hofft, dass ihr zwei euch vertragen werdet und zusammenreißen, wenn sie euch gemeinsame Aufgaben gibt.“ „Was?“, ungläubig sah Scorpius sie an. „Warum sollte sie das wollen?“ Das konnte er sich nun doch nicht vorstellen, dass seine Großmutter Wert darauf legte, dass er sich mit einem Halbblut verstand. „Keine Ahnung.“, log Amy gekonnt. Die Slytherinader hatte sie noch, auch wenn keiner ihrer Kinder in Slytherin gelandet war, obwohl beide Elternteile und sämtliche Familienzweige nur diesem Haus zugeordnet werden konnten. Nicht einmal Val durchschaute sie. Sie seufzte nur mit großer Geste. „Und wie soll uns das bitte zur Versöhnung bringen, wenn sie uns so quält?“, fragte sie genervt. „Gemeinsames Leid hat schon ganz andere Personen in der Geschichte zusammen geschweißt, wenn auch nur für kurz und nicht unbedingt offensichtlich. Sieh doch allein Mr. Malfoy und Onkel Harry.“ Val schwieg. Da könnte sie sogar Recht haben. Fragend sah sie zu Scorpius, doch der schielte nur aus dem Augenwinkel heraus hochtrabend auf sie herab. Er hatte nicht vor, sich mit dieser Veela zu vertragen. „Ich schlage vor, ihr lasst das Ganze über euch ergehen und versucht das Beste daraus zu machen. Niemand zwingt euch zu heiraten. Und ein Candle-Light-Dinner-für-zwei wird das doch auch nicht werden. Wenn sie auf so eine Idee gekommen wäre, hätte ich mehr getan, um euch zu retten, keine Sorge. Und nun geht zum Mittagessen, wir sehen uns nachher zum Unterricht.“, als die beiden gehen wollten fiel ihr noch etwas ein: „Ach ja und Narzissa hat euch zwei übrigens bei Professor Weasley abgemeldet was Astronomie um acht angeht.“ „Gott sei Dank, davon habe ich auch genug heute!“, riefen die beiden zeitgleich und sahen sich überrascht an. Vor dem Gebäude trennten sie sich jedoch ohne ein weiteres Wort. „Also ich habe ja schon vor Jahren gesagt, dass die Schule geteilt werden müsste!“, beteuerte Astoria und hob ihre Gabel an den Mund. Vielsagend sah Draco zu Amy, die ihm am anderen Ende des Tisches gegenüber saß. Sie grinste nur kurz. „Du hast großartig gekocht, Mutter!“, erklärte seine Frau weiter. „Ach, das meiste war Andromeda.“, verkündete Narzissa und sah zu ihrer Schwester, die eigentlich keine Lust mehr hatte an dem Mahl teilzunehmen. „Wie dem auch sei.“, Astoria, die seit beinahe einer Stunde den Alleinunterhalter mimte, tupfte sich den Mund ab. „Ich bin überaus erfreut zu sehen, wie gut ihre Idee der Trennung fußgefasst hat und bin begeistert von Ihrem Konzept.“ Scorpius hob eine Augenbraue. Sie war davon begeistert? Sie wusste vermutlich nicht, dass ihre Häuser aus Hogwarts durcheinander gewürfelt wurden, ebenso wie die drei Jahrgänge. „Mit Ihrer Wahl der Lehrer, Professor Turner, bin ich ebenfalls außerordentlich zufrieden.“ Astoria tat förmlich so, als wäre ihre Meinung ausschlaggebend für irgendetwas, was die Schule anging. Doch auch, wenn ihr Vater noch immer eine hohe Position in der Regierung der Zaubererwelt inne hatte, war das nicht der Fall. Ob ihr das allerdings bewusst war konnte Amy nicht sagen, vielleicht war das alles auch einfach nur aufgesetzte Höflichkeit. „Wie halten sie es übrigens mit der Trennung von Rein- und Mischblütern? Und natürlich Muggelgeborener.“ Scorpius wandte unfreiwillig seinen Blick auf Valerija die vor ihm saß, sie sah im selben Moment zurück, doch keiner von beiden sagte etwas, dachte sich nur seinen eigenen Teil. „Überhaupt nicht, Verehrteste.“, erklärte Amy und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ihr Teller verpuffte, als er in die Küche verschickt wurde. „Ebenso wie in Hogwarts trennen wir auch hier nicht nach Herkunft.“ Man sah förmlich, wie diese Hoffnung in Scorpius Mutter zerbrach. Wirklich gut ihre Enttäuschung verbergen konnte sie nicht. „In Anbetracht der Ereignisse während unserer Schulzeit, wäre dieses Verhalten sicherlich auch nicht ratsam, da stimmen sie mir doch zu, oder?“ „Natürlich!“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich wollte auch nur sicher gehen.“ „Um ehrlich zu sein, Astoria, Liebes, haben sich inzwischen sogar viele Reinblüter, die vorher nur unter sich blieben, auch mit Muggelstämmigen oder Halbblütern zusammen getan.“, erklärte Narzissa. „Ist das so?“, Draco hatte das Gefühl seiner Frau würde gleich das Herz stehen bleiben. „Durch aus! Selbst Scorpius spielt mit vieren von ihnen in einer Quidditchmannschaft.“ Schnell, fast schon entsetzt, sah sie zu ihrem Sohn, doch Draco unterbrach diese Verbindung mit eigenem, fürsorglichen Blick und fragte: „Mit wem denn?“ „Großmutter spricht nur von unserer Kernmannschaft.“, erklärte er. „Lorcan Scamander als Hüter, Valerius Turner als Sucher, Eric und Raphael als Treiber und Dominique Weasley und Valerija sind die anderen zwei Jäger.“ Draco wandte seinen Blick zu dem Veelamädchen vor seinem Sohn. „Wirklich?“, fragte er anerkennend. „Wenn das so ist, werde ich eure Spiele sicher nicht verpassen! Ich freue mich darauf.“ Er lächelte das Mädchen an, die erst nicht damit umzugehen wusste, sah sie doch das Dunkle Mal an seinem Arm, seit er seine Ärmel hinaufgekrempelt hatte. Doch schließlich lächelte auch sie ihn mit einem betörenden Ausdruck in den Augen an und nickte. „Vielen Dank, Sir!“ Draco hatte sich vorgenommen, so schnell es ging eine gute Beziehung zu den Kindern von Amy aufzubauen, denn auch wenn er noch keinen Schritt bei ihr vorangekommen war, so plante er doch fest ein, ihnen einen neuen Vater zu geben. „Mo-Mo-Moment mal!“, mischte sich da wieder Astoria ein. „Wenn ich mich recht erinnere, dann ist Miss Turner doch eine Gryffindor.“, ihre Frage musste sie ihrer Schwiegermutter gar nicht erst stellen, Narzissa konnte sie ihr förmlich von der Stirn ablesen. „Aufgrund des erhöhten Rassismus, hat der Schulrat beschlossen, die Häuser in den oberen Klassen zu mischen.“, verkündete sie. „Draco und Valerija wohnen beide in meinem Haus.“ Astoria schluckte kaum merklich. „Das ist... nett.“, doch natürlich war auch diese Aussage wieder nur aufgesetzt. In Gedanken überlegte sie bereits, wie sie ihren Sohn mitten im Schuljahr nach Durmstrang umsiedeln konnte, ehe ihm "schlechte" Gedanken eingetrichtert wurden. Valerija sah erneut zu Scorpius, jetzt war ihr klar, wieso er so war, wie er war. Wieso er dann aber immer behauptete, dass er nach seinem Vater kam und wieso dann immer alle seine Einstellung an seinem Todesservater fest machten, war ihr schleierhaft. Draco Malfoy fand sie eigentlich ganz angenehm. Nur Astoria war aufgesetzt und hatte definitiv eine feste Einstellung ihr und ihrer Mutter gegenüber, die die einzigen "Mischlinge" am Tisch waren. Als Astoria begann, sich mit den zwei reinblütigen Lehrerinnen am Tisch über den Unterricht zu unterhalten und vermutlich schon ein leichtes Herzflimmern spürte, warf Scorpius einen Blick zu Valerija hinüber. Sie betrachtete ihn immer noch, doch irgendwie machte ihm das im Moment nichts aus, er zuckte nur kurz mit beiden Augenbrauen hinauf, als wollte er sagen: „Man was ein Zirkusverein.“, und sah dann wieder zu seiner Großmutter hinüber. Selbst beteilige er sich nicht an dem Gespräch, genauso wenig wie Valerija, es sei denn sie wurden direkt angesprochen. So gingen sie nach einigen Stunden schweigend nebeneinander her, zurück zu ihrem Haus. „Dein Vater ist ganz nett.“, verkündete Valerija schließlich. „Tja, von deinem kann man das nicht sagen.“, versuchte Scorpius dieses eigentlich nett gemeinte Kompliment abzuwehren. Es war ihm unangenehm, dass sie ihm so freundlich begegnete. „Mein Vater ist ja auch tot.“, verkündete sie relativ neutral. Okay, das hatte er nicht gewusst. Sofort fühlte er sich schuldig, wusste er doch, wie wichtig ihm sein Vater war. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, wie es gewesen wäre ohne ihn aufzuwachsen. Er war sich sicher, dass er Valerija nicht erklären musste, wieso er diese Frau nicht allzu sehr leiden konnte, immerhin hatte sie sie diesen Abend erlebt, und auch wenn sie nur halb war, so dumm nicht zu sehen von welchem Kaliber die Frau war, konnte sie einfach nicht sein. „Wie auch immer, deine Mutter ist etwas seltsam.“, erklärte sie weiter. „Sie kann noch ekliger sein, glaub mir. Da hätte ich lieber deine Mutter zur Mutter.“ Val zog eine Augenbraue hoch. „Ich weiß, sie ist nur Halb.“, meinte Scorpius mit angewiderten Unterton. Das machte die ganze Sache ja noch schlimmer... „Und genau deshalb bist du nicht wie dein Vater.“ „Was?“, verständnislos sah er sie an. „Dein Vater war sehr nett zu mir und meiner Mama. Ich habe keine Spuren von den Idealen der Todesser gesehen, du etwa? Deine Mutter hingegen wäre vermutlich die Ideale Frau für Voldemort gewesen, wenn sie nicht sogar ihn abwertig behandelt hätte, immerhin war auch er "nur halb".“ „Ich verstehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat.“ „Ganz einfach, Malfoy.“, sie zog ihre Haustür auf. „Dein Vater hat kein Problem mit Zauberern und Hexen von "unreinem Blut"“, sie veralberte den Ausdruck der Todesser regelrecht. „Du hingegen bist wie deine Mutter: Meine Mutter, meine Brüder, ich... wir alle eben, wir sind in deinen Augen nichts wert.“ Damit ließ sie ihn stehen und marschierte mit festem Schritt die Treppe hinauf. Scorpius war wie festgefroren mitten im Gemeinschaftsraum. Eiskalt hatte ihn diese Erkenntnis erwischt, die ihm die von ihm am meisten verhasste Veela an den Kopf geworfen hatte. Warum war er nicht ohne sie gegangen? Einfach etwas schneller laufen als sie, hätte schon gereicht. Warum hatte er sie begleitet? Und das schlimmste an der ganzen Sache: Sie hatte Recht... Kapitel 8: eine wahre Lüge und ihre Folgen ------------------------------------------ Leicht lächelnd reichte Amy Draco einen gläsernen Kelch mit tiefrotem Wein und ließ sich dann auf ihrem zweiten Sessel vor dem Kamin sinken, durch den er bald wieder verschwinden würde. Draco schwenkte den Inhalt einige Sekunden und setzte dann zum Trinken an. „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich angenehm überrascht war, von Scorpius Verhalten.“, erklärte er. „Immerhin haben die zwei den gesamten Abend gestern keinerlei Streit angezettelt und sind dann auch noch gemeinsam wieder zurück zu ihrem Wohnhaus gegangen.“ „Ich denke das war Glück.“, erklärte Amy. „Zugegeben: Seit meiner ersten Zaubertrankstunde mit ihnen gab es keine größeren Vorkommnisse mehr, aber vermutlich ist das nur die Ruhe vor dem Sturm.“ Draco grinste. „Wir beide haben auch nur einige Stunden Krieg geführt, dann wurde es besser.“ „Fängst du jetzt genauso an?“, genervt und frustriert sah sie ihn an. „Wieso nicht? Valerija ist ein sehr schönes Mädchen...“ „Sie ist zu alt für dich, Schwerenöter!“, knurrte Amy amüsiert. „... also warum sollte er nicht vielleicht doch ihrem Charme erliegen? Er mag noch rassistisch denken, aber ich habe es doch immerhin auch geschafft, mich in ein Halbblut zu verlieben, oder?“ Sie seufzte. Da war es, das Thema vor dem sie die letzten Tage am meisten Angst gehabt hatte: Ihre gescheiterte Liebe. „Valerija ist anders. Scorpius ist anders. Sie unterscheiden sich beide vollkommen von uns.“ Draco sah auf die Oberfläche seines Getränkes. „Scorpius wird dennoch vermutlich das gleiche Schicksal erleiden, wie ich.“ „Wie meinst du das?“ Er räusperte sich und stellte das Glas auf den detailreich verzierten Tisch zwischen ihnen. Als ein Holzscheit im Kamin knackte sah er zu den Flammen neben ihnen. „Astoria drängt mich dazu, endlich eine Entscheidung zu fällen, was Scorpius zukünftige Frau angeht.“ „Na und? Was ist daran so schlimm?“, sie wusste natürlich, was diese Zwangsverheiratung ihnen beiden angetan hatte, doch unter den Reinblütern war sie vollkommen normal. „Na und? Denk doch daran was wir beide deswegen durchgemacht haben!“ Ergeben nickte sie und spülte ihr schlechtes Gewissen mit Wein hinunter. „Ich habe einfach Angst den Verlobungsvertrag mit den Zabinis einzugehen. Was soll ich tun, wenn sich einer von beiden endliebt und seinen Partner verlassen will?“ Amy schob ihr Glas zu seinem auf den Tisch. „Eine schwere Entscheidung.“ Draco nickte. „Auch wenn sie beide ein Paar sind und beide um diese Verlobung gebeten haben: Sie sind doch erst fünfzehn, verdammt! Da kann noch so viel passieren. Wer garantiert mir, dass sie sich nicht mit einem mal trennen, aus welchen Gründen auch immer?“ „Das kann niemand, Draco.“ Der Vater nickte und sah seine Gegenüber an. „Ist der Vertrag einmal gemacht, kann ich ihn nicht mehr lösen, und dann? Dann wiederholt sich womöglich unser Schicksal.“ „Vielleicht machst du dir aber auch zu viele Gedanken und Scorpius und Melinda werden glücklich miteinander.“ „Das sind mir zu viele Variablen, Amy.“, er winkte ab. „Wenn ich so etwas abschließe, dann will ich mir sicher sein!“ Sie überlegte eine Weile. „Auch ich habe Angebote bezüglich meinen Jungs und meiner Tochter bekommen.“, gab sie schließlich zu. Überrascht sah er sie an. „Nun guck nicht so, ich gehöre ebenso wie du zur obersten Schicht der Zauberer! Und selbst durch die Mischung mit menschlichem Blut und dem einer Veela, sind die Familien Turner und der Romulus heiße Ware.“, sie zwinkerte, was ihn zum Lachen brachte. „Ja, so kann man es auch ausdrücken! Was hast du getan?“ „Gar nichts.“, meinte Amy achselzuckend. „Jeden einzelnen habe ich abgelehnt, ohne großes Nachdenken. Wenn meine Kinder einmal heiraten wollen, dann sollen sie es tun, weil sie ihren Partner lieben und nicht weil ich es ihnen so gesagt habe.“ Draco nickte. „Ich hätte gerne auch die Kraft, das so einfach zu entscheiden.“ „Ich würde ja sagen: Sprich noch einmal mit deinem Sohn und mit Melinda, aber wie du schon sagtest: Sie sind erst fünfzehn. Eine Liebe ändert sich immer schnell...“ Draco atmete einmal tief durch. Er hatte so Angst vor der Antwort auf die Frage, die ihm auf der Zunge lag, aber er musste es einfach wissen. „Was war mit dir und Romulus?“ „Was soll mit uns gewesen sein?“ „Warst du bereits bei deiner Maskerade als Sathyria in ihn verliebt?“ Amy kniff die Augen zusammen und versuchte so einen Sinn hinter dem Gesagten zu entdecken. Als sie allerdings keinen fand, schüttelte sie den Kopf. „Nein.“ „Und hattest du Kontakt zu ihm, als die Todesser dich entlarvt hatten?“ Wieder konnte sie die Antwort verneinen. „Bei meiner Gerichtsverhandlung...?“ „Draco!“, fuhr Amy ihm endlich dazwischen. „Ich habe lange genug gebraucht, um darüber hinweg zu kommen, was Narzissa mir gesagt hat: Der Verlobungsvertrag mit dir und Astoria Greengrass konnte nicht für mich gebrochen werden, weil ihr Vater zu viel Macht in der provisorischen Regierung hatte. Hättet ihr ihn auch nur irgendwie verärgert, dann wären du, dein Vater und vermutlich auch deine Mutter zurück nach Askaban deportiert worden.“ „Wann fing das dann mit dir und ihm an?“ „Etwa ein Jahr vor Valerius Geburt. Das mit der Familie ging dann ziemlich schnell.“ Draco nickte verstehend. „Wie war es für die drei so mehr oder weniger ohne Vater aufzuwachsen?“ Amy atmete tief ein. Das Thema missfiel ihr. „Keiner von ihnen hat Victorian wirklich kennen gelernt. Sie kennen ihn nur von Bildern. Ich habe versucht ihnen auch den Vater zu ersetzen, aber natürlich fehlt diese Bezugsperson in ihrem Leben.“ Draco räusperte sich, als er einen Frosch seinen Hals hinaufklettern spürte, und beugte sich dann vor. „Amy“, begann er. „Ist es... zu spät?“ Nichts verstehend sah sie auf die Uhr. „Kommt darauf an, wann Astoria dich zurück erwartet. Es ist immerhin schon halb zehn.“ Er winkte ab. „Das reicht noch. Ich habe ihr gesagt, ich hätte mal wieder Nachtschicht.“ Amy grinste amüsiert verstehend. „Ich meinte was anderes.“ „Was denn?“ Vorsichtig sah er zu ihr herauf. „Ist es zu spät für mich, dich zu fragen, ob du mich noch zurück nehmen würdest?“ „Was?“, murmelte sie vollkommen überrascht. Ihr Herz setzte aus. „Was soll diese Frage...?“ „Genau das.“, Draco hatte das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Ich würde alles tun um dich zurück zu bekommen.“, seine Stimme versagte beinahe, als er den Schmerz in ihrem Gesicht sah. Aus, das war’s. Doch sie überraschte ihn. „Du müsstest gar nichts tun.“, hauchte sie leise. „Aber unsere Kinder...“ „Es gibt mehr als die Kinder zwischen uns! Da wäre auch noch Astoria.“ Sie sah ihn an. „Dann vergiss diese fixe Idee lieber, ich will nicht, dass du doch noch ins Gefängnis gehst...“ „Ich würde persönlich zu Shacklebolt gehen!“, er ließ ein Glucksen hören, als stünde diese Entscheidung bereits fest. „Ich verlasse meine Reinblutfrau zu Gunsten eines Halbbluts. Ich habe hunderten von Zauberern und Hexen, egal welcher Abstammung, im Krankenhaus das Leben gerettet, das muss mich doch endlasten, oder?“ Amy lächelte leicht, verbarg es aber hinter der Hand mit der sie sich durch das Gesicht wischte. Sie hörte, wie sich der Sessel vor ihr bewegte. Draco stand auf, überwand den Abstand zwischen ihnen und zog Amy auf die Beine. „Bitte!“, flüsterte er und hauchte einen Kuss auf ihre Finger. „Bitte, gib mir eine zweite Chance.“ Ängstlich – denn sie hatte Angst Draco erneut zu verlieren – sah sie zwischen seinen grauen Augen hin und her. Konnte sie das riskieren? „Ist gut...“, murmelte sie und gestand sich ihre Niederlage ein. „Aber gehe erst sicher, dass dir nichts passiert.“ Dracos Herz machte einen Sprung. „Alles was du willst, Hauptsache du stehst bei mir.“ Sie legte ihm einen Arm um den Nacken und strich über die Brust unter dem Hemd. „Versprochen!“ Er lächelte, nahm ihr Gesicht in beide Hände und führte es an seines heran. Fest pressten sich ihre Lippen auf seine. Ein kleiner Kuss, noch einer und ein dritter, dann schlang er seine Arme um sie und sie griff nach seiner Knopfleiste um ihn mit sich zu ziehen, weg vom Feuer, hinein ins Schlafzimmer, wo er die Tür hinter sich zuschlug. Die letzten zwei Nächte konnte Scorpius nicht schlafen und das nur, weil so eine dumme, kleine Gryffindor ihm vor Augen geführt hatte, dass er genau die Eigenschaften besaß, die er an seiner eigenen Mutter so nervig fand. Klar, sie hatte ihm nur gesagt, dass er seinem Vater nicht sonderlich ähnelte, zumindest nicht was das Verhalten gegenüber Halbblütern anging, aber je mehr er darüber nachdachte, desto deutlicher wurde auch ihm, dass sein Vater wesentlich entspannter als er beim Essen war. Am Ende seiner Überlegungen jedoch, fand er bei sich keinerlei Schuld. Es waren die anderen Schüler, die Vorurteile ihm gegenüber gehabt haben! Sein Vater war ein Todesser gewesen, also war er ebenso wie sein Vater. Das hatten sie ihm immer gesagt und dabei hatte er übersehen, dass sie seinen Vater falsch eingeschätzt hatten, ER hatte seinen Vater falsch eingschätzt. Das war ihm klar geworden, als die Sonne zum zweiten Mal aufgegangen war. Vollkommen übermüdet und schlecht gelaunt – Im Prinzip also wie immer – war er dann neben Eric und Melinda in Richtung Speisesaal geschlurft, hatte sich mit ihnen an einen der runden Tische gesetzt und so ziemlich nichts gegessen. Warum nahm ihn die Erkenntnis, dass er seiner Mutter glich und nicht seinem Vater eigentlich so mit? Er war stolz auf das vollkommen reine Blut in seinen Adern und daran würde sich nichts ändern. Sollte er irgendwann eine Bluttransfusion brauchen, dann würde er sämtliche Ärzte einen Kopf kürzer machen – und zwar mit bloßen Händen ohne jeglichen Zauber – wenn sie ihm unwürdiges Blut verabreichten. Vielleicht war das, was Valerija zu ihm sagte, ja doch ein Kompliment? Zugegebener Maßen war seine Mutter eine anstrengende Zeitgenossin, aber bei dem Abendessen hatte sein Vater ihm eine Seite gezeigt, von der er nicht wusste, was er von ihr halten sollte. Wenn er an dem Abend, als er in sein Zimmer ging, gewusst hätte, dass sein Vater im selben Moment bei seiner Direktorin war - die Mutter der Veela, der er seine Schlaflosigkeit zu verdanken hatte - dann hätte er vermutlich alles getan, um die Familie zu wechseln. Er fühlte sich langsam wie im Irrenhaus. Somit war es auch nicht verwunderlich, dass er diese Nacht wieder nicht schlief und am letzten Tag der ersten Schulwoche mit tiefroten, blutunterlaufenen Augen aus seinem Zimmer schlich. „Oh mein Gott, Scorpius!“, schrie Melinda, die ihm auf der Treppe entgegen kam. Die schrille Stimme der Hexe machte ihn zumindest halbwegs wach. „Was ist mit dir passiert? Ist alles in Ordnung?“ Der angesprochene Slytherin murmelte etwas Unverständliches. Diese Frage war doch wohl überflüssig, oder? Melinda strich ihm die zerzausten Haare aus dem Gesicht und kämmte sie mit ihren Fingern. „Wo ist dein Zopfgummi?“, fragte sie. „Irgendwo in meinem Zimmer.“, meinte er nur, strich sich selbst noch einmal durch die Strähnen und sah erneut zur Treppe, wo gerade Valerija, gefolgt von Dominique, herunter stieg. Kam es ihm nur so vor oder hatte er die Veela seit einem Tag nicht mehr gesehen? Was waren das denn für Gedanken? Was scherte es ihn wo sie war und wo nicht? Ein leicht überraschter Ausdruck umspielte ihr Gesicht, als sie sah wie müde er wirkte, war jedoch so schlau diesen Zustand nicht zu kommentieren. „Malfoy“, begann sie, Scorpius Miene verfinsterte sich. „Denkst du daran, dass wir uns heute um acht Uhr am Strand treffen wollten? Die Mondphasen...“ „Siehst du nicht, dass er krank ist, Turner?“, giftete Melinda los. „Was fällt dir eigentlich ein, ihn dann auch noch herumkommandieren zu wollen?“ „Das habe ich gar nicht vor, Zabini, wenn er nicht kann, dann wird er das schon sagen, glaubst du nicht?“, Val sah sie leicht genervt an. „Ja, na dann hier die Ansage: Er kann nicht! Schon gar nicht, um sich mit dir herum zu plagen!“ Val sah zu Scorpius, der jedoch nichts gegen Melinda sagte und zuckte nur vielsagend mit den Augenbrauen, ließ sich dann von Dominique mitschleifen. „Komm, lass uns zum Frühstück gehen!“, schlug die ältere Veela vor und zusammen stiegen sie die Stufen hinunter. Scorpius sah ihnen nach. Wollte er überhaupt, dass er mit seiner Mutter verglichen wurde? Konnte er nicht auch seine Meinung über Halbblüter haben, OHNE ihr zu ähnlich zu sein? Was würde sein, wenn er früher oder später auch charakterlich wie Astoria wurde? Valerija verschwand um die Ecke und damit aus seinem Blickfeld. „Turner!“, rief er und schob Melinda aus der Bahn um hinter der anderen her zu laufen. „Scorpius?“, fragte seine Freundin verwirrt, doch er achtete gar nicht darauf, sprang nur, beinahe alle Stufen zeitgleich nehmen, hinunter in den Gemeinschaftsraum und kam da gerade so zum Stehen, um noch zu sehen, wie seine Partnerin ihrer Freundin die Tür aufhielt. Schnell sammelte er sich wieder. „Ich bin da!“, meinte er nur und nickte. „Mach dir keinen Stress.“, dank Melinda angesäuert sah sie ihn an und schlüpfte dann hinter Dominique hinaus. „Was war das denn?“, fragte die Ältere, als sie aufgschlossen hatte und die Tür zu. „Keine Ahnung, bin ich ein Malfoy-Experte oder was? Da studiere ich lieber Drachen, wie Onkel Charlie.“ Scorpius warf sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht. Stöhnend ließ er die Finger von den Augen gleiten und besah sich im Spiegel. Obwohl er direkt nach "Verteidigung gegen die Dunklen Künste" zu Bett gegangen war, hatte er erneut nicht geschlafen. Wie viele Stunden war er nun schon wach? Wenn er keinen kompletten Zeitverlust hatte, waren es fast achtundvierzig. Er wusste nicht, wieso er Valerija gesagt hatte, dass er definitiv zum Treffen kommen würde. Im Moment wünschte er sich er hätte es nicht getan, aber das Versprechen musste er einfach einhalten. Er hatte schließlich keine Lust, sich kommende Woche anhören zu müssen, wie Valerija seiner Großmutter sagte, sie würde die gesamte Arbeit für das Projekt alleine erledigen. Wurde Wasser resistent gegen die Einwirkung von Zauber, je näher der Vollmond kam? Das war ihre erste Behauptung, die sie untersuchen würden. Eigentlich schien ihm das bescheuert, aber was sollte er tun? Seine Großmutter schien ihre sadistische Ader entdeckt zu haben und sie an ihm auszuleben. Merlin noch eins, eigentlich war ihm das alles doch egal, warum ließ er das nur über sich ergehen? Er konnte es sich nur so erklären, dass er weder wie seine Mutter, noch wie sein Vater sein wollte. Sein Vater war den Halbblütern gegenüber so... freundlich und zuvorkommend und seine Mutter... nun ja, er konnte sich bei ihr jedes Wort sparen, jeder wusste wie sie war. Er fühlte sich, als würde sein Körper gleich nachgeben und ihn ins Reich der Träume schicken, aber irgendwie war er auch hell wach und wusste, dass er wohl nicht würde schlafen können. Ironisch, wenn man die dicken Ringe unter seinen Augen sah. Wenig begeistert von dem was er jetzt vorhatte, steckte er seinen Zauberstab in die Schlaufe an seinem Gürtel und griff nach seinem Umhang, der über dem Waschbecken hing. Als er das Bad verließ, sprang Melinda aus dem Sessel und ließ Betsy sitzen – Was machte die eigentlich schon wieder in ihrem Haus? Hatte sie eigentlich kein eigenes? – mit der sich gerade noch Zauberschach gespielt hatte. „Scorpius, gehe nicht!“, sie schlang die Arme um seinen Rumpf. „Du solltest rauf gehen und dich ausruhen! Komm mit, ich mach, dass es dir wieder besser geht! Lass dieses Gryffindorhalbblut für dich arbeiten! Du bist ein Malfoy, du hast das nicht nötig...“ Vor zwei Tagen wäre er es noch gewesen, der das vorgeschlagen hätte. Vor zwei Tagen hätte er sich Melinda einfach genommen und sich einen schönen Abend mit ihr in seinem Zimmer gemacht und eine noch schönere Nacht. Aber vor zwei Tagen wäre er auch nicht hinter Valerija die Treppe runtergesprungen, um ihr zu versprechen, dass er sich mit ihr treffen würde, vor allem nichts nachts am Strand. Wie tief war er nur gesunken? Er hoffte, dass er bald wieder schlafen würde und so seinen Verstand zurückbekam, den er ganz eindeutig verloren hatte. Melinda strich ihm eine nasse Strähne aus den Augen und küsste ihn zaghaft. „Soll ich lieber mitkommen?“ „Nein!“, platzte es aus ihm heraus und er wunderte sich selbst wo dieser Reflex hergekommen war und fügte noch schnell hinzu: „Ich pack das schon, keine Sorge. Sie ist doch bloß ein Halbblut.“ Melinda sah ihn nur weiter an als würde er geistig nicht gesund sein. Um sie zu beruhigen löste er seufzend die Arme seiner Freundin von seinem Körper und küsste sanft ihre Fingerspitzen. „Ich bin in spätestens eineinhalb Stunden wieder da.“, versprach er ihr und verließ dann ihr Wohnhaus, um in Richtung Strand zu verschwinden. Der Himmel war klar. Das Licht noch etwas schummrig, aber es wurde schnell dunkler. Einige Sterne blitzten bereits und den Mond konnte man schon seit Stunden als hauchzarten, gschwungenen Strich am erkennen. Scorpius erreichte den Sand des Strandes und sah sich um. Weiter hinten unter einem alten Stelzenhaus, konnte er ein kleines Licht ausmachen. Er stopfte seine Hände in die Hosentaschen und stapfte lässig über den weichen Sand. Je näher er dem Licht kam, desto besser konnte er den Schatten erkennen, der weiter vorn mit den Füßen in den Fluten Stand und ein Messgerät zum Mond ausrichtete. Seltsam, das Erste, was ihm an ihr auffiel, war das lange, blonde Haar, das in der Briese, die vom Meer herüber wehte, sanfte wehte. Neben Valerija schwebte eine Rolle Pergament, auf der eine Feder unaufhaltsam kritzelte. Als er näher kam, hörte er sie leise murmeln, vermutlich diktierte sie dem Schreibzeug ihre Notizen. Schlauer Einfall, überlegte Scorpius und spürte sofort, wie tief beeindruckt er von ihr aufgrund dieser Idee war... Wobei dieses Verhalten von ihm vollkommen schwachsinnig war, immerhin machte es jeder so, der gerade keine Hand frei hatte, oder zu faul war. „Wie sieht’s aus?“, fragte er und zwang sich zu einer gelengweilten Miene wie immer, als er seinen Mantel deben ihren auf den Boden sinken ließ. „Ganz gut.“, meinte sie nur desinteressiert. Irgendwie störte es ihn, dass sie ihn so herablassend behandelte. Wobei, vermutlich war es nur gerecht. Er ging mit ihr nichtanders um. „Ich habe an die Gewichte für das Experiment Schnüre gebunden, damit wir sie nicht verlieren.“ Er nickte. Ihre Untersuchung bezog sich auf die Höhenunterschiede im Wasser. Je mehr Liter auf einen Zauber einwirkten, desto schwächer wurde er, wenn der Vollmond näher kam. Im Gegensatz dazu sollte die intensität des Spruches zunehmen, wenn der Mond abnahm. So lautete zumindest die These. Valerija zog einen kunstvoll gearbeiteten, doch mit nur achteinhalb Zoll recht kurzen Zauberstab aus Mahagoni hervor und begann die Gewichte für die Proben in immer gleichen Abständen im Meer zu versenken, Scorpius unterdessen griff nach den Schnüren, sie sie an ihnen befestigt hatte, damit sie nicht durch die Wellen im Sand versanken. „Das wird doch nichts.“, schnaubte er genervt. „Tut mir leid, aber das ist unsere Arbeit. Bei Reklamationen wende dich bitte an deine Großmutter.“ „Hab ich schon, hat nichts gebracht. Ich muss trotzdem mit dir meine wertvolle Zeit verplempern.“ „Wertvolle Zeit, ja? Womit hast du denn deine wertvolle Bettzeit verplempert? Du siehst aus wie fünf Mal durch den Fleischwolf gedreht.“ „Das geht dich nichts an.“ „Ah, ich sehe schon... Accio erstes Gewicht.“, wie gewollt flog die erste Kugel aus den Wellen und ihr direkt in die Hand. „Zauber ohne Probleme.“, diktierte sie der Feder. „... der Sex mit Zabini war wohl mal wieder zu hart, was?“ „Das geht dich einen feuchten Dreck an.“, wenn es mal der Sex gewesen wäre, nein, seit dem Abendessen mit seinen Eltern, war nichts mehr zwischen ihm und Melinda gelaufen, obwohl sie sich jeden Abend die größte Mühe gab. „Accio zweites Gewicht.“ Die zweite Kugel flog ohne Probleme aus dem Wasser und Scorpius in die Hand. „Zauber auf das zweite Gewicht ebenfalls ohne Probleme.“, erklärte Val. „Was ich dir schon immer mal sagen wollte, Malfoy, wenn du sie das nächste Mal pimperst, dann schließ entweder dein Fenster, damit nicht jeder Albträume bekommt, oder drück ihr einen Knebel in den Mund. Accio drittes Gewicht.“ Der Slytherin kaue auf seinem Ärger herum und war froh darüber, dass der gerufene Gegenstand nicht sofort auftauchte. Er nahm seinen Zauberstab und wirkte kurz einen weiteren Spruch, woraufhin mehrere Punkte in den Fluten zu leuchten begannen. Die gerufene Kugel waberte nur langsam durch das Wasser hindurch auf sie zu. Als sie die Oberfläche durchbrach, konnte Val sie nur gerade so auffangen, ehe sie ihr ins Gesicht schlug. Scorpius lachte los, dreckig und gehässig. Er hielt sich den Bauch, dessen müde Muskulatur schon bei der kleinsten Bewegung wehtat. Valerija knurrte. „Das ist nicht lustig, du Dreckskerl!“, schrie sie ihn an. „Oh doch!“, er musste sich zusammenreißen, um nicht in den Sand zu sinken, weil er nicht mehr aufrecht stehen konnte. „Ach ja? Weißt du was noch lustig ist? Selbst ich als Jungfrau höre heraus, dass deine angebetete, kleine Freundin dir im Bett nur was vor macht!“ Schlagartig war Scorpius ruhig und funkelte sie sauer an. „Was sagst du da?“, knurrte er. „Du hast mich schon richtig verstanden! Deine Freundin tut nur so als würdest du sie befriedigen können! In Wirklichkeit bist du eine Niete im Bett!“ Das war wie ein Tritt in die untere, heilige Region eines jungen Mannes. „Das nimmst du zurück!“, bellte er doch sie schnaubte. „Sag nicht du hast noch nicht mitbekommen, dass sie das sogar jedem Mädchen in der Schule erzählt, die es hören will: Scorpius Hyperion Malfoy ist ein Schlappschwanz!“ Damit war sie es, die zu lachen begann, er jedoch knurrte nur weitererhin sauer. Wie konnte sie es wagen, so einen Schwachsinn zu erzählen? Melinda vergötterte ihn, das wusste jeder... Wie sollte er auch wissen, dass Val ihm sogar die Wahrheit über die junge Zabini gesagt hatte? Nicht ganz in allen Punkten, sie erzählte es nur ihren Freundinnen, aber das reichte schon, um es an die ganze Schule weiter zu tragen. Doch in Scorpius Kopf war es nicht wahr. Niemand würde so etwas jemals über ihn erzählen! Das Lachen der Veela neben ihm bachte ihn nur weiter in Rage. Sie machte sich über ihn lustig! Er wusste nicht, was er tun sollte, er war so... verletzt über das Gesagte und auch wenn er wusste, dass es nicht stimmte – oder es zumindest dachte – dann nagte es doch ziemlich an seiner wachsenden Männlichkeit. Nur wie sollte er sich revanchieren? Merlin, er würde sie so gerne verhexen. Ihr das sprichwörtliche Fell über die Ohren ziehen, aber... Als sie einen Arm hob und ihn an der Schulter berühren wollte, um noch irgendwas zu sagen, viel sein Blick auf ihre Halskette. Dieses Ding trug sie immer. Zum Baden gehen, im Unterricht, sogar beim Quidditch... und laut einigen Mädchen auch beim Duschen, also war es wertvoll für sie. Auch, wenn es nur von kurzzeitiger Befriedigung für ihn war - sie würde es mit dem richtigen Spruch schon zurück bekommen, vorausgesetzt es würde kein Fisch vorbei kommen und die Kette verschlingen - grapschte er nach ihrem Anhänger und zog einmal kräftig daran. Mit einem Ruck waren die zarten Elemente der Kette gerissen. Entsetzen zog in die Gesichtszüge von Valerija ein, als er ausholte. „Scorpius, nein! Bitte!“, schrie sie, aber es war schon zu spät. In einem hohen Bogen flog der Anhänger weit und noch weiter davon, bis er schließlich mit einem sanften Platschen in den Fluten landete und unterging. Val stürzte hinterher, doch nur bis sie Wadentief in den Wellen stand, dann gaben ihre Knie nach. „Nein!“, heulte sie los und zu Scorpius großer Zufriedenheit weinte sie wirklich. „Was hast du nur getan, Malfoy...“, ihre Stimme versagte. Kapitel 9: einen Schritt dem Vater ähnlicher -------------------------------------------- Immer noch schlecht gelaunt, aber doch befriedigt durch den Ausbruch von Tränen seitens Valerija, räumte Scorpius das Messgerät und die Kugeln, mit denen sie gearbeitet hatten, zurück in die unterste Kammer des Astronomieturms. Was war ihr auch eingefallen, einfach so einen Schachsinn über ihn zu erzählen? Wie konnte sie es eigentlich wagen überhaupt über ihn und Melinda? Als er den Schrank schloss stand plötzlich Narzissa neben ihm. „Scorpius, wir müssen reden.“, seufzte sie. „Danke, kein Bedarf.“, er ignorierte sie einfach, drehte um und wollte das Gebäude verlassen, da schlug die Tür direkt vor ihm zu. „Setz dich bitte, mein Schatz.“, bat Narzissa und wies auf einen der Stühle, die zwischen den Zeichenpulten standen. „Was ist, wenn ich nicht will?“ „Dann wirst du mir halt nur zuhören.“ Er schnaubte. Nun gut, seine Großmutter konnte er schlecht vor den Kopf stoßen. „Was willst du?“, brummelte er. „Was zum Geier noch eins hat Valerija getan, dass du ihr so etwas antust.“, fragte die Frau traurig. „Ach, du bist also auf ihrer Seite, ja?“, es war zwar eine Frage, doch klang es eher wie eine Feststellung. „War ja klar.“ „Scorpi bitte rede mit mir! Was hat sie getan, dass du ihr so wehtun musstest?“ „Hat sie dir das nicht erzählt?“, donnerte er los. „Sie hat sich in meine Beziehung mit Melinda eingemischt.“ „Wie soll das gehen? Keiner von euch beiden ist mit ihr befreundet und soweit ich weiß legt Melinda ebenso wenig Wert auf ihre Meinung, wie du.“ Scorpius knurrte etwas Unverständliches, dann beschloss er sich für die Wahrheit, auch wenn seiner Großmutter die nicht gefallen würde, immerhin drehte es sich um... nun ja etwas was man in ihrer Welt zu ihrer Zeit und mit ihrem Stand nicht vor der Ehe hätte tun sollen. Aber was soll’s? Er und Melinda waren doch eh so gut wie verlobt. „Sie hat sich über mich lustig gemacht und gemeint, dass Melinda mir... ihre Reaktionen im Bett nur vortäuschen würde.“ Zu seiner großen Überraschung war Narzissa nicht schockiert, zumindest nicht über die Information des Matratzensportes. „Und woran macht sie das fest?“, fragte sie irritiert. „Angeblich würde Melinda über mich tratschen.“ Seine Oma legte die Stirn in Falten. Scorpius schnaubte erneut. „Ziemlich bescheuerte Story, was? Als würde Melinda so über mich denken!“, er gluckste in einer Mischung von Empörung und Belustigung. „Das sieht Valerija nicht ähnlich, sich etwas der Gleichen auszudenken.“, gab sie zu bedenken. „Bist du sicher, dass sie das nur gesagt hat um dich zu provozieren? Immerhin willst du Zabini irgendwann einmal heiraten...“ „Niemals ist das wahr!“, beeilte sich Scorpius zu sagen. „Niemals, niemals, niemals.“ Narzissa strich sich über die eigene Wange und dachte nach. Sie war sich da leider nicht so sicher wie Scorpius, da Valerija für gewöhnlich immer die Wahrheit sagte. Manchmal übertrieb sie etwas, aber die Kernaussage stimmte. Vielleicht sollte sie mit ihrem Sohn reden, ehe er eine Dummheit machte und den Vertrag mit Blaise unterschrieb... „Wach endlich auf, Großmutter.“, bat Scorpius. „Dieses Halbblut ist eine Schande für die ganze Zaubererschaft. Ebenso wie alle anderen Mischlinge.“ Fast hätte er hinterher gefügt, dass auch die Verteidiger und Befürworter von ihnen schlecht waren, doch damit hätte er seinen Vater kritisiert und zu diesem Schritt war er trotz allem nicht fähig. „Ich weiß ja nicht, was für einen Scheiß sie dir aufgetischt hat, aber...“ „Hast du ihren Anhänger ins Meer geworfen?“, Narzissas Stimme wurde lauter und schneidender. Erschrocken zog Scorpius den Kopf ein und nickte nur. „Dann hat sie nur das erzählt was wahr ist, also lehn dich nicht noch weiter aus dem Fenster!“ So aufgebracht hatte er die Frau noch nie erlebt. „Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, was du da weggeworfen hast, Junge?“ Scorpius zuckte mit den Schultern. „Eine dämliche Kette aus einem Kaugummiautomaten, die ihr seltsamerweise viel bedeutete?“, fragte er einfach mal darauf los. Narzissa atmete einmal tief durch. „Ich dachte dein Vater und ich hätte dich besser erzogen, aber scheinbar wiegt deine Mutter doch mehr als ich dachte.“ Scorpius stellte sich seine Mutter mit Übergewicht vor, was schwer war, da sie beinahe als Magersüchtig hätte durchgehen können. „Mutter hat damit nichts zu tun. Turner ist einfach nur...“ „Der Diamant auf dem Anhänger, Scorpius, wurde gepresst aus den sterblichen Überresten ihres Vaters!“ Kurz war es still. „Du verarschst mich!“ „Sehe ich aus als würde ich scherzen?“ „Das hat sie dir bestimmt erzählt, oder? Um Mitleid zu erhaschen?“ Narzissa tippte sich an die Brust. „Ich war mit meiner Schwester und Professor Turner selbst in dem Bestattungsinstitut um das Ganze in Auftrag zu geben und habe mit ihrer Mutter zusammen das Schmuckstück abgeholt!“ Scorpius Hals wurde trocken, dann schüttelte er schnell den Kopf. „Welcher normale Bestatter...“ - erneut fuhr seine Großmutter ihm dazwischen: „Ein Muggelbestatter, Scorpius.“ Er dachte kurz nach. Konnte das wahr sein? Hatte er etwa...? Ach, und wenn schon, woher sollte er das wissen? „Mich trifft keine Schuld.“, beharrte er. „Sie hat mich provoziert und ich wusste nicht, was - oder wer - dieser Anhänger war, also gib mir nicht die Schuld dafür!“ Damit klemmte er sich einfach nur seinen Mantel unter den Arm, riss die Tür wieder auf und stapfte davon. „Scorpius Hyperion Malfoy, komm sofort wieder her!“, schrie Narzissa, doch er reagierte gar nicht erst, bog ab auf den Weg zu den Häusern und walzte zu seinem zurück. Woher hätte er auch wissen sollen, dass es überhaupt eine Bevölkerungsgruppe gab, die das mit ihren Toten anstellte? Schon allein der Umstand, dass es Muggel waren, die so was mit ihren Verstorbenen taten, war mehr, als er über sie wissen wollte. Er hatte nicht umsonst Muggelkunde NICHT belegt. Was stellte sich Valerija überhaupt so an? Immerhin hatte sie ihren Vater doch sowieso nicht kennen gelernt und nur als Diamanten gesehen und auf Fotos. Jetzt lag er eben auf dem Meeresgrund, damit musste sie sich abfinden. Außerdem: spätestens bei Neumond sollte es keine Probleme mehr bereiten, ihn mit einem einfachen Aufrufzauber zurück zu holen. Wenn es sein Vater gewesen wäre... Obwohl er ihn im Moment nicht sonderlich leiden konnte... Nein, was machte er sich vor? Er liebte seinen Vater! Sein Vater war sein Vorbild. Er war klug, er stand ihm immer mit Rat und Tat beiseite... Sein Vater war sein bester Freund! Er fand Trost bei ihm. Er bewunderte ihn... Scorpius stieß die Tür verbissen auf. Sofort rannte Melinda auf ihn zu und laberte los, doch er hörte es gar nicht, warf seinen Umhang einfach nur auf den nächstbesten Stuhl und zerrte an seiner Schulkrawatte. Valerija hingegen fand eben diesen Trost und die Kraft, den Scorpius von seinem Vater erhielt, in ihrem Anhänger, der aus den Überresten ihres Vaters gemacht war. Als ihm das mit einem Ruck bewusst wurde, empfand er... Mitleid? Ja, das war es: Mitleid. Sein Herz wurde ihm schwer und er war traurig darüber, dass sie traurig war. Verdammt noch mal, was hatte er da eigentlich getan? „Komm, Scorpius, lass uns schlafen gehen, das brauchst du jetzt!“, seine Freundin zerrte an ihm, aber er entriss sich ihr und marschierte mit festem Schritt auf die Tür zu. „Jetzt nicht, Melinda.“, warf er über die Schulter zurück und ließ die Eingangstür einfach offen stehen, als er in Richtung Strand los rannte. Leise öffnete Narzissa die Tür und trat herein. Draco, der am Fenster stand und stur in die Nacht hinaus sah, drehte sich zu ihr um. „Wo ist er?“ „Vermutlich im Bett.“, entgegnete seine Mutter und sah auf das Veelamädchen hinab, das immer noch schluchzend mit dem Kopf auf dem Schoß ihrer Mutter auf der Couch lag. „Na dem erzähl ich was!“, donnerte Draco und war drauf und dran an Narzissa vorbei die Wohnung zu verlassen, doch die ältere Lehrerin hielt ihn auf. „Vergiss es, lass ihn erst mal zur Ruhe kommen. Rede mit ihm, wenn er nicht so geladen ist.“, sie beugte sich zu seinem Ohr, um etwas leiser weiter zu reden. „Vielleicht habe ich doch einen Fehler gemacht. Es hat ihn nicht im Geringsten interessiert, was er da weggeworfen hat.“ „Was, du gibst einen Fehler zu?“, rief Draco in einem sarkastischen Unterton. „Bitte, könnt ihr nicht damit aufhören? Ich habe dezent Wichtigeres zu tun!“, meckerte Amy von der Couch und wischte eine Träne aus Valerijas Gesicht. „Natürlich, entschuldige bitte.“, Draco kam zu ihr und hockte sich vor sie, um ihrer Tochter ins Gesicht zu sehen. „Miss Turner... darf ich dich Valerija nennen?“ Die Fünfzehnjährige nickte und zog noch einmal geräuschvoll die Nase hoch, sah ihn dann aus tiefroten Augen an. „Ich verspreche dir, dass ich persönlich deinen Anhänger bei abnehmenden Mond aus dem Meer hole, ist das was?“, fragte er. Sie nickte. Draco versuchte beruhigend zu lächeln und strich ihr kurz über die weißblonden Haare. „Soll ich dir einen Kakao machen, Kleines?“, fragte Narzissa von der Rückenlehne her. Sie nickte erneut und sofort verschwand Mrs. Malfoy in der wohnungseigenen Küche. Es klopfte an der Tür. „Hoffentlich nicht noch einer mit gebrochenem Herz.“, bat Draco in Richtung von Amy, die nur daraufhin nicken konnte. Er stand auf, als Valerija sich schniefend auf den Rücken drehte und einen Arm über die Augen packte. Draco öffnete die Tür und erschrack fast. Vor ihm stand einem triefendnasser, keuchender Scorpius. „Turner!“, bellte er in den Raum, sah dann zu seinem Vater, der ihn doch ziemlich böse anfunkelte – verdammt das würde Ärger geben – und trat ein. Erschrocken fuhr Valerija in die Senkrechte. Scorpius blieb fast das Herz stehen, als er die Farben ihrer Regenbogenhaut sich mit denen der Iris beißen sah. Ihre Augenbrauen zogen sich verletzlich zusammen und ihre Nase kräuselte sich. „Was willst du schon wieder, Malfoy!“, heulte sie ihm entgegen. Er schluckte, um zu Atem zu kommen – was war er auch so schnell vom Meer hier her gerannt? Er trat etwas näher. Erschöpft lehnte er sich gegen die Kopflehne und hob die Hand. Er grinste leicht, irgendwie zufrieden, als sich Valerijas Anhänger an der kaputten Kette abseilte. „Nimmst du das als Friedensangebot an?“, sprach er schnell beim ausatmen und betrachtete zufrieden Vals Augen, die allmählich tellergroß wurden. Mit einem Satz hockte sie vor ihm auf dem Polster und nahm ihren Anhänger beinahe ehrfürchtig entgegen. „Warum bist du so nass?“, fragte Draco. „Passiert nun mal, wenn man mit Klamotten ins Meer springt, weil der Herbeirufzauber nicht hilft. Zum Glück hat unter Wasser wenigstens der Leuchtzauber funktioniert, sonst hätte ich Jahre suchen können.“ „Du hast ihn wieder raus geholt?“, murmelte Valerija vollkommen baff. Scorpius ließ die Kette los, als er sicher sein konnte, dass sie ihn nicht wieder fallen ließ. Ehe er etwas auf ihre Frage erwidern konnte, hängte plötzlich zusätzliches Gewicht an seinem Hals. Erschrocken taumelte er zurück, doch Valerija ließ nicht locker, kletterte einfach über die Lehne des Sofas hinter ihm her und schnürte ihm beinahe die Luft ab. „Danke, Scorpius, danke, danke, danke!“, betete sie förmlich. „Das heißt der Kakao ist umsonst?“, fragte Narzissa und hob eine dampfende Tasse. „Trink du ihn.“, bat Valerija freudig und ließ wieder von dem jungen Malfoy ab um ihre Kette zu betrachten. Dass sie jetzt ebenfalls nass war, war ihr egal. Sie war nur überglücklich, ihren Vater zurück zu haben. Sie sah noch einmal zu Scorpius, der müde, aber zufrieden lächelnd ebenfalls auf die Kette blickte. „Ich danke dir wirklich, Scorpius. Du glaubst nicht, was mir der Anhänger bedeutet!“ Er nickte. „Doch ich denke schon. Mein Vater bedeutet mir auch viel.“ Verlegen kratzte sich Draco am Kopf, als ein Arm ihm in die Seite stieß. „Na sieh mal einer an! Wenn mir das einer vor fünfundzwanzig Jahren gesagt hätte, dass man dich lieben könnte, hätte ich demjenigen einen Vogel gezeigt!“ „Danke, Turner, ich hab dich auch lieb!“ „Ich weiß.“, Amy ging zu Val und Scorpius, legte ihnen beiden jeweils einen Arm um die Schultern – was besonders bei dem Jungen schwer war – und schob sie in Richtung Tür. „Und da wir uns jetzt alle wieder ganz toll lieb haben, schlage ich vor, dass ihr zwei jetzt schlafen geht!“ „Ah, Amy!“, mischte sich da Draco ein. Verwundert sah sein Sohn ihn an. Hatte er seine Direktorin gerade beim Vornamen genannt? Waren sie sich so vertraut...? „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne mit unserem Held der Stunde noch ein paar Worte wechseln.“ „Ich hab mich doch entschuldigt, oder?!“, sein Sohn fühlte sich sofort wieder angegriffen. „Keine Sorge, Scorpius, es geht nicht um das hier, sondern um die Zabinis.“, Scorpius nickte verstehend. „Ist gut, dann lass ich euch mal alleine. Gute Nacht, Narzissa, Draco.“, Amy nickte den beiden zu. „Schlafen auch sie mal wieder richtig aus, Mr. Malfoy.“, bat sie Scorpius und führte dann ihre Tochter hinaus, die noch einmal den Anwesenden mit einem zufriedenen Lächeln zuwinkte. Als die Tür hinter ihnen geschlossen war, kam Narzissa, immer noch Kakao schlürfend, zu ihrem Sohn und ihrem Enkel und schwang einmal kurz den Zauberstab um letzteren zu trocknen. Sofort sah er wieder wie gestriegelt aus, selbst die vor Übermüdung zerzausten Haare saßen einwandfrei. „Danke.“, flüsterte er und gähnte schließlich. Er spürte langsam, wie der langersehnte Schlaf über ihn zu rollen versuchte und lehnte sich an das Sofa. Dann sah er zu seinem Vater hinüber. „Also, um was geht’s?“ „Deine Mutter möchte von mir, dass ich endlich den Verlobungsvertrag für dich unterzeichne.“, erklärte Draco und ließ sich in einen der Sessel fallen. „Ja und? Wieso tust du das nicht?“ Draco sah zu seiner Mutter, dann wieder zu seinem Sohn. „Weil ich wirklich sicher gehen will, dass du und Melinda auch glücklich sein werdet.“ Scorpius zuckte die Schulter. „Ich wüsste nicht wieso. Du und Mutter, ihr seid es doch auch, oder nicht? Ich meine immerhin...“ Draco schüttelte nur schweigend den Kopf, weshalb Scorpius zu reden aufhörte. „Sicher, wir respektieren einander und wir haben eine gemeinsame Familie, aber das bedeutet nicht, dass wir uns lieben.“ „Melinda und ich uns aber, ich sehe da kein Problem.“, erklärte sein Sohn noch einmal. „Wir wollten es beide, mach dir also nicht so viele Gedanken.“ Draco beugte sich vor. „Scorpius, bist du sicher, dass du Melinda liebst.“ Scorpius wollte mit einem bestimmtem ‚ja‘ antworten, aber irgendwie kam es nicht über seine Lippen, als ihm die Worte seiner Großmutter wieder einfielen "Valerija denkt sich sowas nicht aus." Draco nickte verstehend. „Scorpius, dein Vater möchte dir nicht denselben Schmerz zufügen, wie dein Großvater und ich es einst bei ihm taten.“ Scorpius zog die Stirn kraus. „Heißt das, dass du vor Mutter verliebt warst?“ Draco schnaubte lachend. „Ich bin es immer noch!“, gab er zu. „Das einzige Problem war, dass Astorias Vater ein angesehener Zauberer in der provisorischen Regierung war und ich damit keine andere Wahl hatte, als sie zu heiraten. Ich musste die Ehe mit deiner Mutter eingehen, sonst wäre ich wieder nach Askaban gekommen.“ „Und was hat das jetzt mit mir zu tun?“, fragte Scorpius. „Ich möchte dich nicht einfach jemandem versprechen, wenn ich das Risiko eingehe, dass du dasselbe durchmachen musst, wie ich.“ Nun wurde Scorpius doch neugierig und sah zu seiner Großmutter. „Hättet ihr nicht einfach noch vor der Ergreifung des dunklen Lords den Vertrag brechen können und Vater neu verloben?“ „Wir wussten nichts davon, mein Schatz.“, erklärte Narzissa und legte ihrem Enkel einen Arm um die Taille. „Ich erfuhr es erst, als Hogwarts bereits übernommen war, dein Vater sogar noch später.“ „Ebenso wie auch ihr Vater es erst wesentlich später erfuhr.“ „Könnt ihr mal zum Punkt kommen?“ „Scorpius ich war schon vor der Machtergreifung durch den dunklen Lord hier in Frankreich auf der Schule.“ „Ich denke du warst in Hog... Moment! War das hier nicht eine Muggelschule?“ Draco nickte. „Genau. Ich wurde von den Todessern bestraft. Man nahm mir die Kräfte und schickte mich hier her... und hier habe ich ein Halbblut kennen und lieben gelernt.“ Scorpius riss beinahe den Mund auf. „Was?“, eine Stimme überschlug sich. „Du hast... ein Halbblut?“ Draco grinste. Er fand es lustig seinen Sohn so fassungslos zu erleben. „Ich war sogar mit ihr zusammen.“ „WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?“ „Fakt ist jedoch, dass er ebenso wie du glaubte, dass reines Blut das einzig richtige Blut war und sich entgegen seiner Gefühle von ihr abgewandt hat, nur wegen uns. Und später, als wir davon wussten, war es zu spät.“, erklärte Narzissa weiter. „Keine Sorge!“, Scorpius hob abwehrend die Hände. „Ich würde mich absolut niemals in ein Halbblut verlieben!“ „Wirklich?“, es klang mehr wie eine Feststellung, als wie eine Frage. „Warum hast du Valerija Turners Kette aus dem Meer gefischt. Und das mitten in der Nacht, obwohl du wusstest, dass man den Anhänger ebenso gut bei Neumond holen könnte oder wenigstens am Tag, wenn es hell ist?“, sein Vater sah ihn fest an. Scorpius zuckte mit den Schultern. „Ich hatte Mitleid!“ „Mitleid?!“ „Ja, Mitleid. Großmutter hat mir gesagt, was der Diamant bedeutete und da habe ich überlegt wie es mir gehen würde, wenn du es wärst und was du für mich bedeutest, Vater...“ „Ich fühle mich geehrt, Scorpius!“, Draco grinste neckend, was seinen Jungen ebenfalls zum Lächeln brachte. „Aber weißt du, Junge, Mitleid und Liebe liegen dicht beieinander. Auch bei mir ging es am Anfang nur um Mitleid.“ Scorpius schüttelte energisch den Kopf. „Vergiss es, Vater. Valerija und ich? Niemals! Gehe auf den Vertrag mit den Zabinis ein.“ „Bist du sicher?“ „Hundertprozentig.“ Draco sah zu seiner Mutter, doch Narzissa stand nur da und sah über den Rand ihrer Tasse hinweg zurück. „Na gut, Junge, dann mache ich das fest.“, erklärte Draco ergeben, lächelte aber am Ende wieder. „Geh schlafen.“ Scorpius nickte. „In Ordnung... Ach und: Weiß Mutter von dir und dem Halbblut?“ „Keine Ahnung, wir haben nie darüber geredet.“ Scorpius nickte. Diese Information würde er erst einmal verarbeiten müssen. Er schloss die Tür hinter sich, da sah Draco wieder zu Narzissa. „Ich habe immer noch Bauchschmerzen bei dem Thema.“ „Lass es.“, brachte Narzissa blitzschnell hervor. „Unterschreib den Vertrag nicht.“ Doch auch mit der Antwort war Draco nicht mehr zufrieden. „Malfoy“, erschrocken wirbelte Scorpius herum, als er gerade den Zentralplatz verlassen hatte. Eine bis über beide Ohren strahlende Valerija kam auf ihn zu und schloss auf. „Danke noch einmal dafür, Scorpius.“ „Kein Ding.“ „Doch ein Ding! Ich hätte niemals erwartet, dass du das machst.“ „Ich auch nicht.“, gab Scorpius zu. Sie lachte leise. „Umso mehr bin ich dir dankbar.“ „Schon gut, aber erzähl das nicht gleich rum.“ Sie nickte. „Großes Ehrenwort, Malfoy! Aber du hast trotzdem was gut bei mir, ich stehe in deiner Schuld.“ Draco sah hinauf in den Himmel. Er musste wieder an seinen Vater denken, der ihm gerade offenbart hatte, dass er in ein Halbblut verliebt war. Diese Erkenntnis warf einen Schatten auf alles, was Scorpius bisher kannte über Liebe, Beziehungen und Ehe. Und wieso hatte er eigentlich gezögert ihm noch einmal zu sagen, dass er Melinda liebte? ... Er hatte es gar nicht gesagt, wenn er recht darüber nachdachte. Nur wieso nicht? Hatte ihn das, was Valerija gesagt hatte, so sehr verwirrt? Nein, niemals... „Was du über Melinda gesagt hast...“, murmelte er schließlich doch. „War das dein Ernst?“ Valerija antwortete nicht, starrte nur in die Richtung, in die sie gleich weiter gehen würde. „Turner“, erschrocken sah zu dem ungeduldigen Gesicht von Scorpius auf. „Ich habe dich was gefragt.“ Sie sah wieder zurück auf den Boden und machte ein unschlüssiges Geräusch, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich will mich da nicht einmischen, Malfoy.“, erklärte sie. „Was zwischen euch beiden passiert oder nicht, das macht bitte untereinander aus.“ Scorpius zog die Augenbrauen zusammen. Hieß das jetzt, dass sie gelogen hatte, oder dass es die Wahrheit war? Er war so sehr damit beschäftigt mit seinem Blick ein Loch in die Gehwegplatten zu brennen, dass er nicht einmal mitbekam, wie Valerija eine Hand hob und seine Wange berührte. Erst, als er etwas Feuchtes im Gesicht spürte, bemerkte er, dass sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte. „Bleib nur bitte so, wie du jetzt bist, Scorpius.“, flüsterte sie. „Denn so bist du gar nicht übel und deinem Vater einen Schritt ähnlicher.“ Erschrocken sah er sie an. Seinem Vater ähnlich? Aber er würde sich doch niemals in ein Halbblut... Eine Briese kam auf und wehte ihr ihre Haare ins Gesicht. Sie pustete, um die Strähnen von ihren Lippen zu bekommen. Ein Lächeln zuckte über sein Gesicht. Wie von selbst hob sich seine Hand, er wollte das wehende Gold berühren... „Scorpius!“, hörte er eine schrille Stimme. Erschrocken sah er zu dem Haus, wo gerade Melinda heraus kam, gefolgt von Eric. Was hatten sie wohl alles gesehen? Nichts, wie ihm klar wurde und Erleichterung breitete sich in ihm aus. Die zwei wandten sich dem Weg zum Meer zu, um ihn dort zu suchen. In diesem Moment war er sich wieder sicher: Valerija hatte Mist erzählt, als sie sagte, dass Melinda ihn bei anderen schlecht machte. Sie musste gelogen haben, nicht mehr und nicht weniger. So ließ er eine verwundert drein blickende Valerija stehen - die keine Ahnung hatte, was das mit seiner letzten Handbewegung auf sich hatte - und folgte seinen Freunden, ehe sie die Dünen nach ihm umgraben konnten. Kapitel 10: Hat Valerija gelogen? --------------------------------- Valerija rubbelte sich mit dem Handtuch durch die Haare und marschierte quer durch ihr Zimmer. Frustriert warf sie das Stück Stoff auf ihren Sessel und nahm sich die Bürste. Als sie das Fenster auf machte, war ihr erster Impuls wie ein Elefant auf den Boden zu stampfen. Aus dem Zimmer unter ihr - das Scorpius gehörte - waren ganz unverkennbar das Stöhnen von ihm und seiner Freundin zu hören. Aufheulend warf sie sich rücklings auf ihr Bett. Warum bemerkte er es nur nicht? War es denn so schwer zu begreifen? Jeder Ton, der über ihre Lippen kam, war vollkommen monoton und der Rhythmus gleichförmig, absolut leidenschaftslos. Ob er vielleicht einfach nur ein Band abspielte und dann dazu abging? Mit einem einzigen Ruck warf sie sich die Decke über den Kopf und klatschte dann das Kissen oben drauf. Es dauerte nicht lange, da war sie – abgeschnitten von sämtlichen Geräuschen – eingeschlafen. … Sie lächelte vertäumt, als sie eine Bewegung hinter sich spürte. Sanf schob sich seine Hand über ihre Hüfte zur Taille hinauf und fuhr endlich um ihren Oberkörper, sodass er sie umarmte. Unnachgiebig, doch noch immer vorsichtig, zog er das Mädchen enger an seinen harten Bauchmuskeln. Berauscht von ihrem Duft, steckte er die Nase in ihr langes, blondes Haar und schloss die Augen. Ein zufriedenes Geräusch stieg in ihrer Kehle auf und sie seufzte verschlafen und voller Liebe, als sich ihr perfekt geformtes Gesäß gegen sein Becken drückte. Er presste sie fester an sich und zog die Beine etwas mehr an. Valerija war so klein, dass Scorpius sie fast mit seinem eigenen Körper umwickeln konnte, ganz anders als Melinda, die annähernd seine Größe hatte. Mit dem Arm, der unter ihrem Kopf ruhte, strich er ihr die Haare vom Hals und zog zärtlich mit seiner Nase ihre kunstvoll geschwungene Ohrmuschel nach. Es war so ein kleines, unbedeutendes Detail, doch wie der Rest ihres Körpers, war auch dieses absolut perfekt. Bei Merlin, wie er sie liebte! Seine Hand glitt auf ihrem Bauch weiter hinauf und traf auf eine ihrer weichen Brüste, die wie für seine Hände gemacht waren. Diese Berührung entlockte ihr ein erwartungsvolles Seufzen und sie drehte den Kopf weiter zu ihm. Vorsichig stieß ihr Stupsnäschen gegen seine, während er behutsam eine ihrer harten Brustwarzen umkreiste. „Ist dir kalt?“, flüsterte er ihr zu, bereit für mehr Wärme durch zusätzliche Decken zu sorgen. „Nein, eigentlich nicht...“, hauchte sie und drückte leicht gegen ihn, als wolle sie sich umdrehen. Schnell, ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren, hob Scorpius die Bettdecke etwas höher und schwang ein Bein über sie, sodass er auf allen Vieren über ihr zu stehen kam. Ehrfürchtig betrachtete er ihre nackte Haut unter sich, bis dort, wo sich ihre Schenkel unter seiner Hüfte teilten und ihn ungeduldig erwarteten. „Scorpi...“ Schnell sah er wieder hinauf zu ihren eisblauen Augen. „Möchtest du weiter schlafen, Val?“, flüsterte er. Sie schüttelte den Kopf. „Was willst du dann?“ Gequält sah sie zu ihm auf. „Warum machst du nicht endlich den letzten Schritt?“, flüsterte sie. Scorpius schloss sanft lächelnd die Augen und ließ sich langsam auf ihr sinken, bis er sich nur noch auf einen Unterarm stützte. Seine schmerzlich pochende Erektion spaltete die Lippen ihrer empfindlichen Mitte, legte sich jedoch lediglich zufrieden über ihre heiße Feuchigkeit, direkt an der Klitoris. Er senkte den Kopf. Sie fühlt sich so gut an, er wollte unbedingt seiner Lieber noch viel mehr Ausdruck verleihen, doch stattdessen riss er sich zusammen und strich über ihre Wange, zeichnete mit dem Daumen ihre rosigen Lippen nach, über die ihr Atem nur stoßweise kam. „Noch nicht...“, flüsterte er verliebt und sah auf ihren Mund hinab. „Wir müssen jeden Augenblick aufstehen...“ „Es ist Samstagmorgen.“, jammerte sie und winkelte die Beine weiter an, wodurch sie sich nur noch mehr für ihn öffnete. Er spürte, wie ihr Verlangen größer wurde, doch erneut schüttelte er den Kopf. „Dennoch müssen wir jeden Augenblick aufstehen.“ „Die Zeit reicht...“ Er lachte leise. „Geduld, meine kleine Veela. Nicht, wenn wir erwartet werden. Ich will es auskosten. Und ich will, dass es dir gefällt. Es soll keine schnelle Nummer werden. Ich will dich lieben, hörst du? Nicht einfach nur mit dir schlafen.“ Sie sah ihn traurig und ein wenig enttäuscht an und vermutlich kam sie sich auch etwas dumm vor, weil sie so unbedingt Sex mit ihm wollte und er ihr dagegen eine schöne Zeit bescheren. Er wollte nur, dass es ihr gut ging und dass ihr erstes Mal ein ganz besonderer Moment wurde. Eine schöne Erinnerung, an die sie immer gerne dachte und auf die noch viele weitere schöne Erinnerungen folgen würden. So lächelte er nur zufrieden, als er mit dem Daumen ihren Lippen teilte und dann den Kopf senkte. „Ich liebe dich, Valerija Turner, hörst du mich? Ich liebe dich so unheimlich!“ Ihr Herz flimmerte, wie jedes mal, wenn er es sagte. „Ich liebe dich, Scorpius Malfoy.“, sanft küsste sie seine Daumenkuppe. „Viel zu sehr sogar.“ Er lachte leise und senkte den Kopf, um sie fest und verlangend zu küssen. Scorpius seufzte, als er sich in seinem Bett herum drehte und das Erste was er hörte, war der Name der Gryffindor, deren Anhänger er in der Nacht zuvor versenkt und dann wiederbeschafft hatte. „Valerija...“, murmelte er mit knurriger Stimme und erwischte sich, wie er noch in der selben Bewegung über sein eigenes Kissen streichelte. Moment! Prompt war er hell wach und saß kerzengerade unter seiner schwarzen Tagesdecke. Hatte er schon wieder von ihr geträumt? Er knurrte sauer. Er war ja so dumm gewesen, als er glaubte, dass sie ihn nun in Ruhe ließ, nur weil er ihr ein Friedensangebot unterbreitet hatte. Diese Veela, dieses Halbblut, diese Gryffindor, sie hatte einfach keinen Respekt und keinen Anstand und... War sie ihm überhaupt in den Kopf gekrochen? Wenn er sich daran erinnerte, wie er am Anfang der Woche von ihr geträumt hatte, dann war diese Nacht anders gewesen. Erst hatte er sie gesehen, wie sie ihn ritt und nun hatte sie einfach nur bei ihm im Bett gelegen und er hatte sie liebkost, zwar mit dem Verlangen sie zu nehmen, aber ohne die Absicht. Sie war so zart und liebevoll und überhaupt ganz anders als Melinda. Bei ihr hatte er damals nicht gezögert, sie zu endjungfern, aber bei Valerija war es anders gewesen, wenn es auch nur ein Traum war. Er wollte ihr ein unvergessliches Erlebnis bescheren, mit allem, was er zu bieten hatte... Aber das natürlich nur im Traum! Niemals würde er bei wachem Zustand so etwas denken. Aber wieso träumte er davon? Schon klar, eine Jungfrau hatte einen besonderen Reiz – ganz besonders, wenn sie eine Veela war. Doch dass sie noch nie in ihrem Leben Sex gehabt hatte, das wusste er erst seit einigen Stunden. Nicht bereits seit dem Beginn der Woche. Er strich sich durch die vom Schlaf zerzausten Haare und tat es als pubertätsbedingte Fantasie ab, die nichts mit ihm selbst zu tun hatte. Immerhin war er doch ein Kerl, oder? Und was sich nun mal nicht leugnen ließ: Dank des Veelablutes war sie – natürlich nur rein äußerlich – eine Schönheit. Nichts, was ihm wirklich gefiel, nur seine Libido kitzelte. Wo er gerade so über Sex mit Valerija nachdachte: Wo war eigentlich Melinda abgeblieben? Und noch viel wichtiger: Warum zum Geier war es bereits Nachmittag? Valerija atmete tief durch und sah an sich herab, während Dominique versuchte, ihr einen Wickelrock über dem Höschen ihres Bikinis zu binden. „So“, machte ihre Freundin geschäftigt und richtete noch ein letztes mal den Stoff. „Musst du auch noch eingekleidet werden?“, schnurrte Valerius an Dominiques Ohr und schlang ihr, kaum dass sie seine Schwester losgelassen hatte, die Arme um die Hüfte. „Nein, ich bin fertig für einen Nachmittag am Strand.“ Wortlos richtete Valerija das Neckholder ihres schneeweißen Badeoutfits und die Schleife auf ihrem Rücken. Auch sie war wie Scorpius komplett verwirrt nach dieser Nacht aufgewacht. Als sie davon geträumt hatte, wie er sie berührte und küsste, hatte sie gespürt, wie ihr Körper nach ihm verlangte, doch er hatte nicht weiter gehen wollen. Merlin noch eins was für ein bescheuerter Traum! Als ob Scorpius Hyperion Malfoy sowohl eine Haut wie ein Vampir hatte, als auch gut definierte Bauchmuskeln, wie ein Beachboy! Das war ja wohl zu viel des Guten! Seine Haare waren klasse, keine Frage, so voll und fluffig, aber der Rest war ja wohl Wunschgedanke. Sie unterdrückte das Bedürfnis sich selbst eine Ohrfeige zu verpassen und spielte mit der Kette, die ruhig auf ihrem Brustbein lag. Sie hatte die Kette noch am Abend zuvor repariert, sodass sie sie heute bereits wieder tragen konnte. Ihr älterer Bruder und die mittlere Tochter von Fleur und Bill lachten leise und küssten sich kurz, ehe der männliche Veelaspross gegen die Badtür neben sich hämmerte. „Velcan, wo bleibst du? Komm endlich raus, das Meer wartet nicht.“ Natürlich tat es das, aber er konnte nie klar denken, wenn Dominique bei ihm war. Ironisch, dass ein Veelakind auf das andere solch eine Macht hatte. Valerija streckte sich genüsslich und sah zu der weißen Deckenlampe über sich. Sie hatte Scorpius den ganzen Tag noch nicht gesehen. Musste sie sich Sorgen um ihn machen? Immerhin saß Melinda mit ihren Freundinnen im Gemeinschaftraum und hatte ihnen mal wieder von ihrer Nacht mit Scorpius erzählt, als Valerija gerade erst herunter kam. Dieses Mal hatte sie es nicht nur aus fünfter oder sechster Hand erfahren, sondern selbst deutlich gehört, wie Melinda gekichert hatte: „Ganz ehrlich, man spürt ihn kaum!“, hatte sie ihren Freundinnen erzählt. „Er ist so weich und klein und...“, sie hatte sich lachend geschüttelt, sodass Valerija sich tatsächlich fragte, warum sie noch mit Scorpius zusammen war, wenn sie es scheinbar so widerlich fand, das Bett mit ihm zu teilen... Doch eine zufriedenstellene Antwort hatte sie sich nicht ausdenken können. Und zu allem Überfluss hockten die Mädchen noch immer vor dem Kamin und lästerten über Scorpius körperliche Unzulänglichkeiten. Sie hasste Melinda! Sie hasste ihre Freundinnen! Scorpius... er tat ihr so unendlich leid. Er wusste nicht einmal, dass sie ihn so verarschte. Sie wollte ihm unbedingt dabei helfen, diese Zicke loszuwerden, nur wie? Immerhin ging sie die ganze Beziehung doch nichts an und wenn sie schon wieder versucht hätte, ihn vor seiner Freundin zu warnen, dann würde er sicher erneut sauer werden und ihr neu gewonnener Frieden würde einfach so zerplatzen... Nein, sie würde sich nicht in seine Beziehung einmischen. Es war ja nicht so, dass Melinda ihn heiraten wollte, oder? Zumindest konnte sich Valerija das nicht vorstellen. Sie rieb sich ihren gut gefüllten Bauch – sie hatte viel zu viel zum Mittag gegessen – und wandte sich um, um nach ihrem Handtuch zu angeln, das auf einem Sessel wartete. Hinter ihr turtelten Valerius und Dominique leise weiter, während sie auf Velcan warteten. Sie hörte, dass jemand die Treppe herunter joggte und sah auf. Scorpius betrachtete angestrengt jeden seiner Schritte, als er in den Gemeinschaftsraum gesprungen kam. Die tiefschwarze Bamudabadehose die er trug, sah schon mal nicht schlecht aus, doch Valerijas Eyecatcher war eher sein Bauch... Himmel wo hatte der denn die Muskeln her? Was eine dumme Frage. Scorpius war Sportler und ein verdammt guter dazu. Wie oft hatte sie schon dabei zugesehen, wie er einen unfreiwilligen Stunt hingelegt hatte, um einen Quaffel zu bekommen, einem Klatscher auszuweichen oder sich wieder auf den Besen zu schwingen, nachdem er fast gestürzt war? Eine Hand schob sich vor seinen Bauch und in ihr Blickfeld hinein. Die Finger bedeuteten ihr, die Augen wieder zu heben. Erschrocken sah sie auf. Hatte sie ihn etwa angestarrt? Vermutlich schon, denn er grinste frech. „Hör auf zu sabbern, Turner!“, warf er zu ihr rüber. „Das hättest du wohl gerne, was?!“, sie streckte ihm die Zunge raus und wandte ihm schnell den Rücken zu. Dominique dagegen machte neugierig einen langen Hals und schielte über die Schulter ihres Freundes. „Da mag ich mal reinbeißen!“, erklärte sie mit bedeutungsvollem Blick zu Valerija und duckte sich schnell, ehe der Slytherin merken konnt, dass auch sie seinen Anblick sehr begrüßte. Ihr Freund lachte auf und zog sie mit festem Griff an ihrem Hintern zu sich. Das gefiel Dominique und sie kicherte leise, als sie sich gegen ihn lehnte und die Arme um seinen Hals schlang. „Knabbere lieber an mir, Süße!“, befahl er. „Nehmt euch ein Zimmer!“, bestimmte Valerija und brachte sich schnell bei ihrem Zwilling in Sicherheit, der endlich von der Toilette herunter kam. „Man, ich glaube, ich habe irgendwas Verdorbenes gefressen...“, überlegte der und rieb sich den Unterbauch. „Dann spring aus dem Meer, wenn du merkst, dass es wieder anfängt.“, befahl Valerius und schob ihn aus dem Haus, damit sie endlich gehen konnten. Auf dem Weg nach draußen schielte Val noch einmal in Richtung Scorpius, der sich neben den Sessel seiner Freundin gestellt hatte, damit sie mit verliebtem Blick seinen Bauch kraulen konnte. So wenig, wie sie Scorpius auch leiden konnte – in diesem Moment wollt sie nicht nur Melinda und ihn voneinander trennen, sondern auch ihren Platz einnehmen. Kurz trafen sich ihre Blicke und es war ein Reflex, als sie bedeutungsvoll mit den Augen über die umsitzenden Mädchen striff, versuchte, einen warnenden Blick auzusetzen und den Kopf schüttelte, doch vermutlich hatte er es gar nicht mehr gesehen. Er lachte bereits über etwas, das Melinda zu ihm sagte. Als Scorpius und seine Freunde den Strand betraten, war bereits fast alles voll. Selbst die Schüler die noch Hausaufgaben zu erledigen hatten, hatten ihre Arbeitsumgebung ans Meer verlegt und so waren überall Inseln aus Decken und Sonnenschirme entstanden. „Da ist noch was frei!“, Nott wies ein Stück den Strand hinunter, an den Rand der Schülermasse. „Na dann los!“, Melinda, die ihren Arm um Scorpius Taille gelegt hatte, zog ihren Freund einfach mit sich und steuerte das freie Fleckchen Sand an, das Maximilian entdeckt hatte. Scorpius richtete die Sonnenbrille auf seiner Nase und griff beim Laufen in seine tiefe Hosentasche, um seinen Zauberstab heraus zu holen. Er schwang ihn einmal durch die Luft und sofort schoss ein großer Sonnenschirm aus dem Boden und eine bequeme Liege für ihn. Zufrieden breitete er sein schwarzes Handtuch über der Sitzfläche aus und ließ sich darauf plumpsen. Eric seufzte schwer, als er seine Sachen und die der Mädels neben dem Sonnenschirm in den Sand fallen ließ. „Also viel hast du nicht verpasst.“, erklärte Maximilian weiter und scheuchte Betsy beiseite, um sein Handtuch neben Scorpius Liege auszubreiten. Malfoy beugte sich vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf die Knie. Er sah erst aufmerksam zu Nott, doch als sein Sitz sich bewegte, musste er sich abwenden, um den anderen nicht zu zeigen, wie sehr ihn heute das Geklammere von Melinda nervte. Er wusste selbst nicht wieso, aber an diesem Tag war es einach schwer, ihre ständigen Berührungen zu ertragen. „Ich creme dich ein, Schatz.“, verkündete sie überflüsiger Weise und kippte die Flasche mit der Sonnenmilch breits auf ihre Handinnenfläche. „Erzähl weiter, Max.“, grummelte er, als er ihre Finger auf seinem Rücken spürte. Noch immer wenige begeistert, ließ er den Blick über die anderen Schüler gleiten. „Ok... ehm... also“, stammelt Nott und kassierte einen ungeduldigen Blick seines Freundes, woraufhin er sich wieder fing. „Professor Turner hat angekündigt, dass das Abendessen heute gegen sechs am Strand stattfindet und wir bei der Geglegenheit die ersten Quidditchspiele auslosen.“ Doch auch, wenn er diese Informationen selbst verlangt hatte, weil er den Morgen komplett verschlafen hatte, hörte Scorpius schon gar nicht mehr zu. Rastos beobachtete er weiter die Mitschüler um sie herum. Warum war Scorpius nur so nervös? Irritiert sah Melinda zu ihren anderen Freunden, aber da sie immer diejenige war, die ihren Freund verstand und „zähmte“, wusste keiner, was zu machen war. „Hey, gehen wir baden?“, fragte eines der Mädchen und wies auf das Meer hinter sich, doch auch das bekam er nicht wirklich mit. Sein Blick viel auf ein quietschbuntes Handtuch, das unweit von ihnen im Sand lag. Weitere Decken waren um es herum ausgebreitet, doch ihn interessiert nur das eine. Warum eigentlich? Und warum hatte er danach gesucht? Es musst an dem Blick der Besitzerin gelegen haben, als sie das Wohnhaus verließ. Es war schon selsam für ihn gewesen, dass er ihr nicht böse sein konnte, als sie ihn sabbernder Weise angeschmachtet hatte, doch da war noch etwas anderes gewesen. Eine kuze Geste, ehe sie duch die Tür verschwunden war. Was wollte sie ihm damit nur sagen? Er atmete schwer aus und wandte sich an seine Freunde. Die Jungs und Mädchen in seiner Gesellschaft – außer Betsy, Eric und Melinda – erhoben sich gerade und stapften zum Meer hinüber. „Du benimmst dich seltsam.“, beschloss sein Freund als sie außer Hörweite waren. „Konntest du noch immer nicht richtig schlafen können?“ Scorpius machte ein unschlüssiges Geräusch und sah erneut zu dem Handtuch. „Ich bin geschafft von der Woche, das ist alles.“, verkündete er gelangweilt und sah wieder zu ihm. Damit gab sich Eric wohl zufrieden. „Du bist auch vollkommen verspannt!“, bemerkte Melinda von hinten. „Was sagst du, soll ich dich massieren?“ „Nein, danke.“, wies Scorpius sie sofort ab, was doch wieder untypisch für ihn war. Eine Gruppe anderer Schüler kam in ihre Richtung, zumindest annähernd. Dominique Weasley ließ sich triefend nass auf ihr Handtuch fallen und zog Valerius Turner am Bund seiner Badehose hinter sich her, bis er schnaufend neben ihr landete. Ihre Cousine Rose hockte sich neben eine große Tasche und zog zwei kleine Flaschen Wasser hervor, die sie ihnen zu warf. Doch das alles interessierte Scorpius nicht. Kaum merklich neigte Malfoy den Oberkörper noch um einige Zentimeter vor, als er Molly und Valerija dabei zusah, wie sie lachend durch den Sand stolperten und beinahe Kopf über auf ihren Tüchern landeten. „Ich hasse diese Idioten!“, verkündete Melinda und bedachte die ganze Gruppe mit angesäuertem Blick. „Wir sollten uns einen anderen Platz suchen. Scorpius kann hier nicht entspannen.“ „An ihnen liegt es weniger.“, platzte es aus ihrem Freund heraus und er sah wenig begeistert hinter sich zu ihr. Zabini verging jedes Wort. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie wusste ja nichtmal, wie sie das Gesagte interpretieren sollte. Er drehte seinen Kopf wieder zurück zu Valerija. Was nur wollt sie ihm mit diesem Blick vorhin sagen? Und vor allem, warum war ihm das so wichtig? Er konnte es sich nur damit erklären, dass er sich langsam an sie gewöhnte, nachdem er in der letzten Woche so viel Zeit mit ihr verbracht hatte, wie in den gesamten letzten Jahren zusammengerechnet. Vermutlich war da ein gewisses Vertrauen, das sich zu ihr aufbaute. Wie dumm klang das nur? „Du hast uns übrigens nicht erzählt, wie dein Abend gestern mit ihr verlief.“ Erschrocken sah er Eric an. „Was? Wie meinst du das?“ „Euer Projekt?“, fragte er verwirrt. „Woran hast du denn gedacht.“ Scorpius grummelte etwas Unverständliches. „Ach ja, das Projekt, das hatte ich schon wieder ganz vergessen.“, erklärte er griesgrämig. „Also? Wie lief es?“, nun war auch Melinda neugierig geworden. Scorpius dachte nach. Ja, wie eigentlich? Viel hatten sie ja nicht gemacht, sie hatten sich eher vorwiegend gestritten. „Wie soll es schon gewesen sein?“, er zuckte die Schultern und nahm die Brille ab, um sie mit einer Ecke seines Handtuchs zu reinigen. „Das Ganze war überflüssig. Wir haben uns nur gestritten und kaum gearbeitet.“, erklärte er, ließ aber das mit der Kette lieber aus. Die Kette. Valerija hatte ihn geküsst, als er sie zurück geholt hatte. Stimmt, das war ihm schon wieder vollkommen entfallen. Es war vielleicht kein Kuss auf den Mund, aber sie hatte es dennoch geschafft, ihm die Lippen auf die Wange zu drücken, obwohl er so viel größer war als sie. Und er konnte nicht verleugnen, dass es ihm nichts ausgemacht hatte. Er hatte sie angesehen und sie war so süß gewesen, unschuldig und liebevoll. Er schielte zu ihr hinauf und beobachtete ihren Bruder dabei, wie er sie für irgendwas bestrafen wollte, was sie gesagt hatte. Valerius sprang aus dem Sitzen heraus seine kleine Schwester an, die sich ihrerseits versuchte herum zu drehen und zu flüchten, doch der Ältere war schneller und drückte sie bäuchlings in den Sand hinunter. Molly und Rose versuchte ihr zu Hilfe zu kommen, doch letztere wurde von Velcan aufgehalten und von ihm in einer unbarmherzigen Umarmung festgehalten und Molly wurde von ihrem Cousin James zurück gezogen. Schreiend und lachend wälzte sich Valerija unter ihrem Bruder durch den Sand, während er sie abkitzelte. Kurz musste Scorpius grinsen. Ihm gefiel der Gedanke, dass er vielleicht einschreiten könnte und ein Teil dieser fröhlichen Gemeinschaft sein, doch genau wie seine Freunde hier, war er doch wesentlich reservierter, oder wie Betsy in diesem Moment sagt: „Man, was für ein Kindergarten! Ich frage mich, ob man sich sicher sein kann, dass die tatsächlich schon über zehn sind.“ „Über fünf, wolltest du wohl sagen!“, korrigierte Melinda und schaubte. Scorpius atmete einmal tief durch und senkte wieder den Blick. Im Gegensatz zu den Mädchen beneidete er die Gruppe. Das dort drüben versprach Spaß mit Freunden, während er begann, sich unter den seinen zu langweilen. Seit wann war das nun schon so? Schon immer? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen und hob seine Brille wieder, um sie sich auf die Nase zu setzen. Kurz stockte er in der Bewegung. Valerija hatte ihn entdeckt und als sie sich aus dem Sand pulte, sah sie zu ihm auf. Schnell, ehe es einer bemerkten konnte, schob er sich die Brille wieder auf die Nase. Hinter den spiegelnden Gläser konnte wenigstens keiner sehen, dass er weiter jedes Spiel ihres halbnackten – nun aber sandigen – Körpers musterte. Da war kein Ekel mehr, stattdessen überlegt er, ob sich ihre Haut genauso anfühlen würde, wie in seinen Träumen. Ihr entging nicht, dass er sie noch immer beobachtete und zwang sich zu einem traurigen Lächeln. Ihr Blick wurde warnend, als sich ihre Augenbrauen kräuselten und leicht den Kopf schüttelte. Schon wieder dieser Blick. Was sollte das nur? Plötzlich brüllte ihm Melinda ins Ohr: „Was glotzt du so?!“ Erschrocken zog er den Kopf zurück und sah seine Freundin an, doch die murmelte nur zustimmend, mit einer fiesen Würze an Beleidigungen, als sich Valerija schnell wieder abwandte. Scorpius beugte sich weiter vor, nahm die dunklen Gläser nun doch wieder ab und rieb sich die Augen. „Alles gut, Scorpius?“, fragte Eric. Er ging gar nicht auf Betsy und Melinda ein, die noch immer über die Veela schimpften. „Ja, ich denke schon.“, erklärte er und ließ es wortlos über sich ergehen, dass das Mädchen hinter ihm, ihm erneut über den Rücken streichelte und seine Wirbelsäule massierte. „Du verhältst dich, seit du aufgstanden bist, komisch.“, verkündete sie und beugte sich vor, für einen sanften Kuss auf den ihr am nächsten gelegenen Wirbel. „Worüber habt ihr euch den gesern gestritten? Normalerweise würde es dich nicht aufwühlen. Du würdest überlegen, wie du es der Kleinen heimzahlen kannst.“, bermerkte Eric. „Es ist alles in Ordnung. Der Streit gestern ist nur so dermaßen eskaliert, dass wir am Ende beide zur Direktorin mussten. Mein Vater war auch dabei.“ „Oh, dann muss es hässlich gewesen sein!“, erklärt Betsy und lehnte sich vor. „Raus mit den schmutzigen Einzelheiten! Wer hat sich was gebrochen? Wer hat welchen Fluch ertragen müssen...“ „Nichts der Gleichen ist passiert.“, die Enttäuschung in Parkinsons Blick war deutlich zu lesen. „Aber wie konnte das alles dann so aus dem Ruder laufen, dass ihr solchen Ärger bekommen habt?“ Gut, von Ärger hatte er nie was gesagt, aber es war wohl besser, sie alle in dem Glauben zu lassen. Nur womit hatte das Dilemma eigentlich begonnen? Das muss der Moment gewesen sein, als Valerija ihm das von Melinda und ihrer Lesterei erzählt hatte. „Valerija ging ein wenig zu weit.“, erklärte er nur. „Sie hat mir erzählt, dass Melinda hinter meinem Rücken lästern würde und erzähle, wie schlecht ich ihm Bett sei.“ Betsy verkrampfte kaum merklich und streckte den Rücken durch. Irritiert von der Bewegung sah Scorpius zu ihr, doch der Blick der Slytherin war auf das Mädchen hinter ihm gerichtet. Dass er sich dieses Verhalten nicht nur einbildete, sah er an Eric, dem es ebenfalls aufgefallen war. Aufmerksam sah er zwischen Betsy und Melinda hin und her. Konnte es sein, dass Valerija recht gehabt hatte? Immerhin sagte seine Großmutter bereits zu ihm, dass es nicht gerade dem Charakter der Veelatochter entsprach, so etwas herum zu erzählen. Steckte das vielleicht hinter dem Blick des Mädchens? Hatte sie erneut etwas gehört und wollte ihn warnen? „Dieses kleine Miststück!“, regte sich da Melinda hinter ihm auf. „Wie kann sie dir bitte solch einen Mist über mich erzählen?“ Scorpius schwieg. Das war genau die Frage, die auch ihn beschäftigte. Wieso, wenn es gar nicht stimmte? „Du glaubst der doch nich etwa, oder?“, fagte Melinda weiter und drehte ihn an der Schulter zu sich herum. Scorpius sah noch einmal zu Betsy, die feuerrot gworden war und einen stechenden Blick zu Valerija und ihren Freunden und Geschwistern hinüber warf. „Ich weiß nicht.“, gestand er schließlich. „Muss ich es ihr denn glauben? Ist da was dran?“ „Was? Nein! Natürlich nicht! Glaubst du ich hätte um die Verlobung gebeten, wenn ich dich nicht lieben würde? Natürlich lästere ich nicht über dich!“ Scorpius sah zu Eric, doch auch der konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Ich habe nie etwas der Gleichen gehört.“, erklärte er und sah zu Betsy, die noch immer böse die Anderen musterte. Sie warteten darauf, dass auch sie diese Worte von Melinda verleugnete, aber es kam nichts. „Hey, Betsy“, bellte da Melinda und das Mädchen sah erschrocken auf. „Ja?“ „Du weißt doch, dass ich nie sowas über Scorpius erzählen würde, oder?“ Betsy wackelte unkoordiniert mit dem Kopf, bis es endlich ein klares Nicken war. „Natürlich würdest du soetwas nie tun! Ihr seid schon so lange zusammen und verlobt!“ „Warum erzählt Valerija es dann?“ „Woher sollen wir das wissen? Vielleicht steht sie ja selbst auf dich und will uns auseinander bringen?“ Nun, das konnte sich Scorpius eigentlich weniger vorstellen. Wobei, da waren ja noch immer diese Träume... Er sah wieder zu der Veela. Hatte sie sich das alles tatsächlich nur ausgedacht? Warum? „Wir sollten es ihr heimzahlen!“, verkündete Betsy. „Ja, das soll sie mir büßen! Sich einfach so zwischen mich und Scorpius stellen wollen... dieses kleine...“ „Regt euch ab. Ich weiß, dass es nicht stimmt und das reicht mir. Lassen wir sie in Ruhe.“ „WAS?“, platzte es aus Malfoys drei Freunden zeitgleich raus. Er sah sie nur nachdenklich an. Hatte er was Falsches gesagt? „Du willst Turner damit einfach so davonkommen lassen?“ Ach so, das war es, was sie irritiere. Und sie hatten recht. Dieses Verhalten sah ihm gar nicht ähnlich. Also seufzte er nur. „Ich habe keine Idee, was man tun könnte.“, erklärte er ausweichend und hoffte, dass damit alles gegessen war. „Oh, verlass dich da ganz auf mich!“, Melinda schnaubte. „Der werd ich es zeigen!“ Kapitel 11: Melindas Streich ---------------------------- „Heute Abend essen wir alle gemeinsam beim Lagerfeuer hier am Strand.“, verkündete Melinda missmutig und sah mit giftsprühenden Augen hinter Scorpius und Valerija hinterher, die gemeinsam ihre Materialien für das Projekt geholt hatten und nun schweigend nebeneinanderher den Stand hinunter liefen. „Und dann? Willst du sie wieder in die Bowle schupsen? So lustig das auch war, ich befürchte, dass ein zweites Mal nicht halb so amüsant wird.“ „Betsy, streng deinen kleinen, hübschen Kopf an. Die ganze Schule wird hier sein. Wir können sie bloßstellen, wie es uns gerade beliebt. Nur wie?“ Amanda Fletcher, eine ihrer Freundinnen aus Slytherin, die allerdings wie Maximilian Nott in einem anderen Wohnhaus gelandet war, drehte den Kopf auf ihrem Handtuch zu ihnen hinüber und sah Melinda nachdenklich an. „Weißt du noch, dass wir gemeinsam im Scherzartikelladen „Weasleys Zauberhafte Zauberscherze“ in der Winkelgasse waren? Ich habe mir ein paar Liebestränke mitgenommen...“ Melinda rollte die Augen und sah sie herablassend und genervt an: „Was soll ich bitte mit einem Liebestrank? Sehe ich so aus, als hätte ich das nötig?“ Amanda biss sich lieber auf die Zunge und drehte das Gesicht wieder weg. „Warte mal, Melinda, ein Liebestrank ist die Lösung!“, rief Betsy und ihre Freundin sah sie verständnislos an. „Na überleg doch mal: Wenn wir es schaffen ihr einen Liebestrank zu verabreichen, dann wird sie tun, was immer ihr Angebeteter verlangt.“ „Ehm, Betsy, Mausi, du vergisst, dass von uns keiner ein Kerl ist.“ „Vielleicht steht sie ja auf Frauen, weiß du das?“ „Was? Frauen-Action? Wo?“, Maximilian ließ sich lachend neben den Mädchen auf sein Handtuch plumpsen. „Hey, wo ist Scorpius?“ „Arbeiten für sein Projekt. Zusammen mit Turner.“, erklärte Melinda griesgrämig, doch er grinste nur. „Was denn? Angst, dass sie ihn dir wegschnappt?“ Sie schlaubte. „Als ob. Sie geht mir einfach nur auf die Nerven. Glaubt man das(?): sie erzählt Scorpius, dass ich über ihn lästern würde! ICH!“ „Vielleicht solltest du es dann nicht so laut tun.“, schlug er vor. Irritier zog sie den Kopf zurück. „Komm, nun tu nicht so überrascht. Wir wissen alle, was du von seinen Fähigkeiten im Bett hältst.“ „Was? Aber... BETSY!“ „Hey, warum bin ich immer gleich Schuld? Du hast es uns allen erzählt. Amanda kann es genauso gut weitererzählt haben.“ Die gemeinte auf ihrem Handtuch schnaubt nur. Wütend sah Melinda zwischen den beiden hin und her. „Mach dir nicht ins Hemd, Melinda. Wenn wir es ihm hätten erzählen wollen, dann hätte er dich schon lange zum Mond geschickt.“ Sie schmollte ein wenig und beschäftigte sich mit ihrem Handtuch. Na toll, ihre Freundinnen hatten also tatsächlich weitergetratscht, was sie von Scorpius Liebeskünsten hielt. Wenigstens glaubte er es nicht, als Valerija es ihm erzählt hatte. Denn egal wie gut er im Bett war - oder eben auch nicht - er war bei weitem die beste Partie für sie; Gutaussehend und reich. Für alles andere konnte man auch anders sorgen. Valerija, sie musste sie irgendwie lächerlich machen, sodass sie es sich nicht noch einmal wagen würde, so gegenüber von Scorpius zu reden. Nicht auszudenken, was sie ihm womöglich einflüstern konnte! Zu welcher Macht eine Veela in der Lage waren, das hatte man an Dominique gesehen, als sie die Jungs dazu brachte, in die Mannschaft einzusteigen. „Also, wie war das jetzt noch mal mit Frauen-Action?“, fragte Maximilian. „Nichts. Wir haben nur überlegt, ob Valerija vielleicht lesbisch sein könnte.“ „Und wie kommt ihr zu dieser Annahme?“ „Wir...“, begann Betsy, doch Melinda fuhr ihr dazwischen: „Du bist doch unser Freund, oder Max?“ Er sah sie irritiert an. „Natürlich, worauf willst du hinaus?“ „Würdest du uns helfen, Valerija bloßzustellen?“ Er pustete nachdenklich die Luft aus und lehnte sich auf die Hände gestützt zurück. „Was ist dein Plan?“ „Amanda hat sich vor Beginn der Schule im Scherzartikelladen Liebestränke geholt.“ „Liebestränke?“, er zog irritiert den Kopf zurück und sah auf die Gemeinte hinab, die sich wieder herum drehte und aufsetzte. „Wozu brauchst du Liebestänke?“ Doch die Angesprochene ignorierte diese Frage. „Nun doch auf die Art?“, aufmerksam sah sie Melinda da. „Was „Nun doch auf die Art“, ich hätte gerne ein paar Infos mehr.“, bemerkte der junge Mann an ihrer Seite. „Die Liebestränkte, die man da kaufen kann, sind... Rohlinge, sag ich mal. Man fügt nur eine letzte Zutat hinzu, vielleicht ein Haar, und flöst es dann seinem Opfer ein.“ „Ah, ich verstehe, du willst ein Haar von mir in diesen Trank mischen und ihn Valerija zu trinken geben.“ „Korrekt.“ „Und dann?“ „Dann macht sie alles, was du willst und wir können sie vor der ganzen Schule blamieren.“, erklärt Melinda. Max dachte nach. „Du weißt, dass wir damit riesigen Ärger bekommen können, oder? Sie ist die Tochter unserer Rektorin. Ich wette, dass das nicht sonderlich gut ausgeht, wenn sie das mitbekommt.“ „Wer soll das mitbekommen? Du flirtest mit ihr, während sie das trinkt und dann steht sie halt auf dich. Die Wirkung verfliegt nach etwa einem Tag.“ Maximilian seufzte. „Bist du unser Freund, oder nicht?“, fragte Melinda noch einmal. „Womit willst du sie denn blamieren?“ Melinda grinste frech. „Ich hole einen Trank!“, erklärt Amanda und sprang auf. Valerija zog an der Schnur, bis die Eisenkugel aus dem Wasser auftauchte und über den - von den Wellen nassen - Strand auf sie zu rollte. Sie wickelte das Instrument auf und sah zurük zu Scorpius, der unweit von ihr mitten auf dem noch leicht warmen Strand lag und in die Sterne hinauf sah. Neben ihm lag der Sextant, mit dem er ebennoch die Abstände der wichtigsten Sterne gemessen hatte, um sie der Feder zu diktieren. Doch nun hatte er die Hände unter dem Hinterkopf verschränkt und blickte hinauf in das funkelnde Lichtermeer über ihnen. Die feinen Körnchen knirschten unter Valerijas Füßen, als sie zu ihm hinüber watete und sich neben ihm auf den Hosenboden fallen ließ. Schweigend sah sie ihn an. Selbst wenn sie etas gesagt hätte, hätte er es vermutlich nicht wahrgenommen. Er schien so weit weg. Tonlos atmete sie tief durch und fischte die Tasche aus dem Sand, in der sie die Instrumente wieder verstaute. „Irgendwie... unvorstellbar, oder nicht, Valerija?“ „Was genau meinst du?“, fragte sie irritiert. „Wenn wir uns das alles dort oben betrachten, dann sind wir hier unten doch so klein und unbedeutend.“ Sie runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. „Ich wusste gar nicht, dass du ein Philosoph bist.“ Er lachte leise und seine grauen Augen wanderten im flackernden Kerzenlicht der Grubenlampe zu ihr hinüber. „Bin ich auch nicht. Der Gedanke kam mir einfach gerade. Ich meine, schau dir doch diese ganzen Sterne an!“ Unwillkürlich folgte sie der Aufforderung, packte den Beutel beiseite und sah hinauf zu dem Funkeln und Glitzern der Gestirne. „Du könntest dein ganzes Leben durch diese endlosen Weiten reisen und doch nicht alles sehen, was es zu sehen gibt.“ Valerija machte ein unschlüssiges Geräusch und legte sich neben ihn in den Sand. „Würdest du denn gerne einmal in das Universum reisen?“ „Ich weiß es nicht genau. Einmal die Welt von oben sehen wäre sicher aufregend, oder nicht?“ Nachdenklich verschränkte sie die Arme auf ihrem nackten Bauch. „Vielleicht zum Mond reisen.“, bestätigte sie. „Aber an sich muss ich dir sagen, dass ich das Meer vermutlich lieber habe. Und in beidem bist du schwerelos und kannst nicht atmen.“ Er lachte leise. „Ich weiß, was du meinst.“ Erneut sahen sie einfach nur schweigend ins Himmelszelt und genossen das sanfte Rauschen des Meeres. „Du hast ein schönes Zuhause...“, murmelte er irgendwann. Nachdenklich drehte sie den Kopf zu ihm, doch er sah nur weiter stur geradeaus. „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Seit ich hier bin, sehe ich jeden Abend die Sterne. Die Nächte sind beinahe wolkenlos. Bei uns Zuhause, also im Malfoy-Manor, kann man die Sterne auch beobachten, aber nicht halb so viele wie hier... und nicht so deutlich... und nicht jede einzelne Nacht.“ Sie lächelte leise und sah wieder hinauf. Sie zog die Beine an und streckte die Wirbelsäule durch, krallte dabei die Hände in den Sand links und rechts neben sich. „Ja, es kann wirklich ein Paradies sein. Aber glaube bloß nicht, dass es nicht auch hier stürmen kann. Mit unter schlägt das Wetter von jetzt auf gleich um und du willst dich einfach nur verkriechen.“ „Es ist trotzdem sehr schön hier.“, flüsterte er und sie musste nicken. Sie liebte ihre Heimat, wenn sie auch von nun an in einer Schule leben würde, vom Frühling bis zum nächsten Winter. „Ich wette, dass es in dem Manor deines Vaters trotzdem sehr schön ist.“, erklärte sie und spielte mit dem Sand unter ihren Händen; griff sich immer eine Handvoll, ließ ihn von den Fingern rieseln und packe sich den nächsten Haufen. Ihre unbekümmerte Art lockerte auch Scorpius verkrampfte Muskeln auf. Er legte den Arm – der ihr am nächsten war – neben sich und spielte ebenfalls mit den feinen Körnern. Sein Kopf, nun nur noch auf einer seiner Hände, rollte leicht in ihre Richtung. „Es ist sehr kalt.“, erklärte er nachdenklich. „Nicht wegen des Wetters, sondern... es ist sehr leer und groß. Überall hängen diese wertvollen Wandteppiche und Gemälde, die schon seit Jahrhunderten im Besitz unserer Familie sind. Der Garten ist groß und sehr schön.“ Valerijas Hand landete nur wenige Millimeter neben seiner im Sand. Sie bemerkte es nicht, ebenso wie er, doch diese Nähe ließ ihre beiden Arme erstarren. „Im Frühjahr blüht es dort und die Wildkaninchen und Hasen springen über die Wiese.“ Sie kicherte leise. „Das klingt niedlich, wenn du das sagst.“, erklärte sie und auch er musste lachen. „Einmal saß ich an Ostern mit meiner Mutter im Garten zum Tee. Beinahe in Greifnähe döste ein Hase neben uns in der Sonne. Nicht mal von den Hauselfen hat er sich stören lassen.“ Valerija lachte noch lauter bei dem Bild. Endlich aus der Starre befreit, dreht sich ihre Hand und ihr kleiner Finger stieß sanft gegen seinen Handrücken. Keiner von beiden realisierte diese flüchtige Berührung wirklich, doch ein Kribbeln der puren Freunde durchströhmte sie, als sie mit schlagenden Herzen tief einatmeten. „Das würde ich zu gerne einmal sehen!“, erklärte sie schließlich in die Stille der friedlichen Meeresbrise. Er machte einen lachenden und doch traurigen Laut. „Ich fürcht, dass das nicht passieren wird.“ „Nein? Warum?“ Er atmete tief durch, als auch seine Hand sich selbstständig machte und sein kleiner Finger vorsichtig nach ihrem suchte. Sie verhakten sich ineinander. „Meine Mutter.“, sagte er, als wäre das schon Erklärung genug. „Du hast ja bemerkt, wie sie ist. Wobei sie sich beim Abendessen versucht hat zu verstellen. Sie hasst alles, was nicht vollwertig ist. Selbst wenn mein Vater es gestattete...“, ihre beiden Hände regten sich und nun bemerkten sie endlich die Verbindung, die zwischen ihnen herrschte. Überrascht sahen sie einander an, doch keiner von ihnen konnte die Bewegung noch aufhalten, als sein Arm über ihren hinweg fuhr und ihre Finger über die Haut des jeweiligen anderen strichen, bis sie sich untrennbar ineinander verschränkten. „...Du würdest dich in unserem Manor nicht wohlfühlen...“, murmelte er mit erstickter Stimme. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch schließlich klappte sie ihn, unfähig zu einem einzigen Ton, wieder zu und nickt leicht. Sie starrten sich weiter in die Augen, bis Scorpius endlich den Kopf weg drehte und hinauf sah. Valerija dagengen blickte an ihrem Arm hinunter, bis zu der Stelle, an der sie sich berührten. Warm und geborgen lag ihre Hand in seiner. „Ich mag deinen Vater. Er ist nett.“, flüsterte sie schließlich. „Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie er deine Mutter heiraten konnte. Sie haben nichts gemeinsam.“ Scorpius lachte leise. Sein Daumen bewegte sich und Valerijas Herz schien einen Moment auszusetzen. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Würde er... Sie schloss die Augen. Sein Daumen schob sich zwischen ihren beiden Hände und strich sanft über ihre Innenfläche. Das liebevolle Kitzeln der kleinen Kreise alarmierte sämtliche Schmetterling in ihrem Bauch, die alle auf einmal davonzuflattern versuchten. Automatisch, wie als Zeichen dafür, dass es ihr gefiel, rieb sie mit dem Daumen ebenfalls über seine Haut. Nun schloss auch Scorpius die Augen. Irgendwas sagte ihm, dass er später aus diesem Traum erwachen würde und sich dafür hasste, mit einem Halbblut Händchen gehalten zu haben. Doch die Nähe beruhigt ihn und gab ihm Kraft. Spätestens in diesem Moment, so war er sich sicher, lief er Gefahr, mehr für Valerija zu empfinden, als er sollte. Und da waren sie wieder bei dem Thema, das sie eben angeschnitten hatte: Paare die nicht zueinander passten. Zum Beispiel seine Eltern... „Es war eine arrangierte Ehe.“ „Deine Eltern?“ Er nickte, wenn er sich auch sicher war, dass sie es nicht sah. Beide genossen die Fürsorge des anderen in vollen Zügen. Das Reden lenkte sie nur von dem Wissen ab, dass man eigentlich von ihnen erwartete "befeindet" zu sein. Oder war es möglich, dass... „Vater erzählte mir einmal, dass er eine andere geliebt hatte. Doch nach dem Krieg wurden sie voneinander getrennt. Sie hatte für den Widerstand gekämpt und er musste sich an den Verlobungsvertrag halten, den Großvater noch vor Voldemorts zweiter Machtergreifung geschlossen hatte. Es war die einzige Chance nicht erneut nach Askaban geschickt zu werden.“ „Das ist taurig...“, flüsterte sie und ein leises Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als ihre Finger ihn etwas fester griffen. „Aber heute ist sowas doch nicht mehr üblich, oder? Ich meine, wenn ich mir vorstelle, einfach so mit jemandem verlobt zu werden...“ „Es ist durchaus noch heute üblich. Es ist ein Mittel der oberen Familien, um ihr Blut „rein“ zu halten.“, bemerkte Scorpius und hielt in den Bewegungen seines Daumen inne, als ihm klar wurde, dass auch er in solch einem Arrangement feststeckte. Die plözliche Regungslosigkei irritierte Valerija und sie sah zu ihm hinüber. Starr war sein Blick geradeaus gerichtet. „Scorpius...?“, flüsterte sie. „Ich...“, er schluckte kurz und griff ihre Hand fester. Die Tragweite seiner Entscheidungen wurde ihm nun bewusst und er drehte den Kopf zu ihr. „Ich bin verlobt...“, murmelte er. „Was?“, ihre Augen weiteten sich vor Schreck und er konnte es ihr nicht verübeln, dass der Druck ihrer Finger nachließ. Nur wollte er es nicht. Er wollte die Verbindun aufrecht erhalten. Wenn sie nun abbrach, dann war wieder alles beim Alten und er würde sich nie wieder so losgelöst fühlen... „Du bist...“ Er schluckt und nickte. „... Mit Melinda...“, ergänzte er. Purer Schock stand in ihrem Gesicht. Wie konnte er mit diesem Mädchen verlobt sein, wo sie ihn so gar nicht wertschätzen konnte? Wo er für sie einfach nur... Was war er eigentich für Melinda? Ein Freund? Ein Geliebter? Doch wie konnte sie dann so über ihn reden? Eine Briese zog auf. Sie war nicht stärker als die Winde zuvor, doch nun bemerkte sie die Kälte erst, die sich durch den Bikini und den Wickelrock fraß. „Es wird kalt.“, erklärte sie fröstelnd und Scorpius nickte nur. Beide ließen einander los und standen schweigend auf, um ihre Sachen zusammenzusammeln. Ebenso wortlos gingen sie in einigem Abstand nebeneinander her zurück zu den Wohnhäusern. „Am neunten Oktober werden Haus eins und Haus acht aufeinandertreffen. Bis zum dreizehnten November werden wir jeden Samstag eines der Spiele sehen und in den ersten drei Dezemberwochen werden anschließend die sechs besten Mannschaften noch einmal antreten, um die besten drei zu ermitteln, die ab Mai schließlich zwei Mal gegen jede der anderen Mannschaften spielen.“, erklärte Amy mit magisch verstärkter Stimme. „Perfekt! Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können!“, erklärte Melinda leise und sah hinauf zu der Schulleiterin. Es war nicht zu erkennen, dass sie gerade mit Maximilian sprach, der seinen Mannschaftskameraden dabei half vierzehn Gläser mit Bowle zu füllen. „Ihr spielt als erstes gegen das Team von meinem Haus.“ Max sagte gar nichts. Er war zu beschäftigt damit einen unbeobachteten Moment zu finden, in dem er in eines der Gläser den Liebestrank kippen konnte. Als die ersten sechs Spiele ausgelost wurden, waren glücklicher Weise für das fünft Spiel sein eigenes Haus – Nummer vier – und das von Valerija gezogen worden. Er hatte kurzer Hand seinem Team vorgeschlagen, mit der Mannschaft von Haus sechs auf einen guten Saisonstart anzustoßen und das war nun ihre Gelegenheit, Valerija den Liebestrank einzuflößen. Alles worauf er achten musste war Valerija den richtigen Becher zu geben. „Verschwinde lieber, sonst fällt es noch auf.“, murmelte Max und Melinda drehte sich noch einmal zum Buffet um. „Ja, klar, sorry.“, sie nahm sich noch ein Brot und ihren Becher und marschierte wieder zu Scorpius und den anderen hinüber, die praktischer Weise direkt bei ihrer kleinen Widersacherin und deren Freunden am Feuer saßen. Natürlich nicht, weil sie sich aufeinmal vertrugen, sondern eher, weil sich die Mannschaften zur Verlosung zusammengefunden hatten. Ein „Kampf“ verbindet nunmal. Molly lachte gerade über irgendeinen Witz von Eric Goyle neben ihr, als sie sich wieder auf ihren Platz nieder ließ. Kurz beugte sie sich zur Seite, um ihrem Freund einen Kuss auf die Schulter zu drücken, doch der ging darauf nicht weiter ein. Verstohlen sah Scorpius auf und begegnete Valerijas Blick, die zwischen ihren Brüdern saß. Stumm wandten sie sich wieder ab und witmeten sich erneut ihrem Essen, während der Rest der Mannschaft weiter alberte. In Wahrheit wollten beide nichts mehr, als miteinander dieses unliebsame Essen zu verlassen und sich erneut unter das Sternenzelt zu legen – oder vielleicht auch in etwas Wärmeres, wie das Bett – und einfach nur zu reden. Es hatte gut getan und sie hatten das Gefühl, nun einander näher zu stehen, doch was nutzte das alles, wenn sie spürten, dass da mehr war, als eine beginnende Freundschaft? Immerhin war Scorpius verlobt... Er atmete schwer aus und sah hinüber zu Melinda, die ihn nur liebevoll anlächelte. Ihm wurde schlagartig schlecht. War er eigentlich vollkommen bescheuert gewesen, als er seinen Vater um die Verlobung bat? War es nicht viel zu früh gewesen? Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, am Ende wie sein Vater zu Leben: Eine unliebsame Ehefrau, mit der er einen Sohn zeugte, nur um den Rest seines Lebens an eine Frau zu denken, die er nie haben durfte. Und das im doppelten Sinne! Immerhin war Valerija nur ein Halbblut. Oder vielleicht auch nur dreiviertel... Immerhin waren in ihr Mensch, Hexe und Veela vereint. Bei Merlin, was machte er sich eigentlich vor? Es war ihm so egal. Sein Vater würde sich für ihn schämen, seine Mutter erst recht und an seine ganzen Vorfahren wollte er gar nicht erst denken. Wo aber sollte er hin, wenn er alles für Valerija aufgab? Zu seiner Großmutter, die nicht mehr alle Nadeln an der Tanne zu haben schien? Stop! Worüber dachte er überhaupt nach? Seine Familie verlassen? Niemals! „Hallo, Hallo“, er sah überrascht auf, als die Mannschaft von Haus vier an ihrem Feuer auftauchte. Valerius seufzte und stand als ihr Teamkapitän auf. Die beiden Treiber – Raphael und Eric – folgten und bezogen Schrank-Position hinter ihm. „Bitte, muss das sein? Trash-Talk? Anfeindungen? Wir wollen doch alle nur in Ruhe Quidditch spielen, oder nicht?“ „Anfeindungen?“, der Mannschaftskapitän der anderen lachte. „Keine Sorge, Valerius, wir wollen euch nur auf eine Bowle einladen. Möge das beste Team gewinnen.“ „Auf eine Bowle?“, Valerius sah alle gegnerischen Mannschaftsmitglieder nacheinander misstrauisch an. „Nun guck doch nicht so!“, sein Gegenüber lachte. „Wir spielen erst Anfang November gegeneinander. Um euch zu vergiften wäre es noch etwas zu früh, oder?“ Valerius seufzte und lächelte. „Alles klar, sorry, kommt, setzt euch zu uns!“, er nahm dem anderen Kapitän einen Becher aus der Hand, wähend die anderen Getränke sich weiter verteilten. Einer der anderen Jäger kam auf Scorpius zu und drückte ihm eines in die Hand, doch der junge Malfoy vergaß beinahe sich dafür zu bedanken. Sein Blick fiel auf Maximilian, der sich auf Valerius alten Platz niederließ und Valerija sein zweites Getränk reichte. „Danke, aber die Bowle ist mir zu süß.“, verkündete sie und hob abwehrend die Hände, doch Max bestand drauf. „Nun komm, ein Glas auf das gute Spiel, ja?!“ Sie seufzte leise und nahm es ihm dann nickend ab, trank jedoch nicht. Eric und Molly rutschten dafür lachend weiter zusammen, was Scorpius kurz ablenkte. „Also dann, auf eine tolle Quidditchsaison!“, rief Valerius und hob zusammen mit dem anderen Kapitän seinen Becher. Sie hatten einander brüderlich die Arme um die Schultern gelegt und leerten parallel die Kelche unter tosendem Applause in einem Zug. „Nun freu dich doch, Scorpius!“, lachte auch Melinda und stieß ihn sacht von der Seite an, doch ihm war nicht nach feiern zu Mute. Er sah von ihr wieder zu Valerija, seine wunderschöne kleine Veela... Eigentlich waren er und Maximilian sehr gute Freunde, doch in diesem Moment hätte er ihm den Kopf mit bloßen Händen abreißen können. Der durchaus attraktive Slytherin beugte sich leicht vor, um ihr einen eindeutlich flirtenden Blick von unten zuzuwerfen und stieß mit seinem Becher gegen ihren, als wolle er sich mit ihr gegen alles auf der Welt verschwören. Wie er ihn in diesem Moment hasste! Und Valerija ging auch noch auf diesen Mistkerl ein! Sie lief rot an, gluckst etwas und hob dann schnell den Becher an den Mund, um ihr Gesicht dahinter zu verstecken. Sie sah zu Scorpius, als sie trank. Er hätte am liebsten geschrien. Woher kam nur mit einem Mal diese rasende Eifersucht? Er hatte kein Recht dazu, so zu empfinden. Und doch wollte er Max in sein verführerisches Grinsen schlagen und Valerija dann mit sich weg zerren. War das die Macht der Veela über ihn? Immerhin hatte er Geschichten gelesen, in denen diese Frauen ihre Männer willenlos machten, bis selbst der ruhigste Pazifist einen Krieg für sie entfachen würde. Hatte Valerija solch eine Macht auch über ihn? Immerhin... diese Träume... Aber sie wirkte doch am Strand so... echt... Er sah kurz auf sein Brot und dann wieder zu ihr. Ihre Augen... Bildete er es sich ein? Valerijas Augen hatten ein wunderschönes, tiefreines Blau, doch ihre Pupillen schiene sich zu erweitern, bis nichts mehr davon zu sehen war. War das Schreck in ihrem Gesicht? Nein, sicher nicht, denn nun lächelte sie mit einem mal selig verträumt. Sekunde, galt das etwa ihm? Er wollte es gerade erwidern, doch da wandte sie ihren schüchternen Blick schon wieder Maximilian zu. Sie senkte die Lider und strich sich eine Strähne hinter das Ohr, während er ihr etwas zuflüsterte. Scorpius Herz zersplitterte in tausend Teile. Wie konnte sie nur? Er knirschte mit den Zähnen und wandte sich von dem Schauspiel ab. Neben ihm tuschelte Melinda mit ihren Freundinnen, doch was sie sagten, das verstand er nicht. Alles um ihn herum feierte weiter, während er kurz davor war amokzulaufen. Maximilian... Er nahm ihm seine Veela weg! Finstere Gedanken schossen durch seinen Kopf. Doch warum war er sauer auf seinen Freund? Nur, weil Valerija so... so ein kleines, verlogenes... Sie hatte ihm etwas vorgemacht, sich in seine Gedanken geschlichen und ihn bezirzt - wie es jede Veela nunmal tat - und nun, da sie wusste, dass er verlobt war, wandte sie sich einfach einem anderen zu. Wut stieg in ihm hoch. „Scorpius, alles in Ordnung bei dir?“, fragte Melinda. Er sah sie herablassen an und sie schmolz dahin. Sie liebt es, wenn er den starken Mann markierte. Er schnaubte verächtlich: „Mir ist das zu viel... Harmonie hier.“, und sah die anderen wieder an. Dominique und Valerius, die sich als perfektes Paar - das sie waren - mit dem anderen Kapitän und seiner Freundin unterhielten, Eric und Raphael, die sich mit Rose, Molly und Velcan köstlich amüsierten – etwas, das er nie für möglich gehalten hatte! - und dann Valerija die sich... kichernd an Maximilian schmiegte? „Mir wird schlecht.“, knurrte er und erhob sich. „Ich gehe.“ Melinda hielt ihn auf. „Was, jetzt schon? Warum?“, sie kicherte. „Glaube mir, du willst noch nicht gehen! Der Abend hält noch so einige Überraschungen parat, die dir sicher gefallen werden!“ „Dann freu du dich über die Überraschungen, aber ich werde gehen!“ Er entzog sich ihr und stieg über die Bank hinweg und in die Kälte, wo die Wärme des Feuers nicht mehr hinreichte. Sauer stapfte er davon. „Man, dieser alte Miesepeter.“, knurrte Velcan. „Was ist mit Scorpius?“, wollte Eric stattdessen wissen. Immerhin war Malfoy sein bester Freund. Es gefiel ihm nicht, ihn so zu sehen. Melinda zuckte nur die Schultern und stand auf, um ihm zu folgen. Sie warf einen letzten Blick auf Max, der sie genauso fragend ansah wie Eric, sich aber sofort wieder Valerija zuwandte, die noch ein Stückchen näher rückte und sich an seinen Oberkörper schmiegte. Alles verlief nach Plan! Aber es wäre doch schade, wenn Scorpius das gloreiche Ende ihrer kleinen Veela gar nicht mitbekam, oder?! „Kümmert euch um alles! Ich hole ihn zurück.“ Der Kloß in seinem Hals saß fest und schnürte ihm die Kehle zu. Was ein beschissener Abend! „Scorpius!“, und dann rannte da auch noch Melinda hinter ihm her. Er wollte eigentlich nur seine Ruhe haben. Er spürte Valerijas Hand in seiner und wünschte sich, dass es echt wäre, doch als er die Finger schloss war da nichts. Wie hätte es auch anders sein sollen? Sie saß am Strand und wie er Maximilian kannte, würde er nichts unversucht lassen, um mit ihr bis ans Ende zu gehen. Sie war kein Reinblut, doch sie war wunderschön und das reichte diesem... diesem... Er hatte auf sie alle drei eine fürchterliche Wut! Er hasste Max, weil er es wagte sich an Valerija ran zu machen. Er hasste Valerija, weil sie ihn einfach weggeschmissen hatte. Und er hasste sich selbst, weil er so blind auf sie hereingefallen war. Er schloss die Augen, um die Tränen zu unterdrücken, als er in den Lichtkegel ihres Wohnhauses trat. „Scorpius, nun mach doch nicht so schnell.“ Er legte eine Hand an den Türknauf und setzte den abfälligsten Blick auf, den er hatte. Und es fiel ihm noch nichteinmal schwer! „Lass mich in Ruhe, Melinda, ich habe heute keinen Bock mehr auf dich!“ „Bist du sauer auf Maximilian?“, sie grinste. Verdammt! Erwischt! Doch er schnaubte nur verächtlich. „Warum sollte ich? Weil er mit diesem kleinen Miststück...“ Melindas Grinsen gefiel ihm nicht. Ob sie wohl bemerkt hatte, dass da mehr zwischen ihnen war? Nein, das konnte nicht sein! Sicher dachte sie, er sei sauer, weil einer seiner besten Kumpel etwas mit dem Feind anfingen wollte! „Dieses kleine Miststück wird heute Nacht ihr blaues Wunder erleben.“ Überrascht von diesen Worten sah Scorpius sie irritiert an und nahm die Hand von dem Türknauf. Sekunde, hatte am Mittag Melinda nicht angekündigt, sie wolle es Valerija heimzahlen? Er ahnte nichts gutes. Doch wie passt Maximilian dort hinein? Er hielt ihn eigentlich für seinen Freund, da würde er doch nicht... Doch, er würde Valerija etwas antun. Keiner Wusste, dass er sich irgendwie doch ganz gut mit ihr vertrug und er sie sogar... ja, er mochte sie! Nur was hatte Melinda getan? „Wie... Wunder? Was ist los?“ „Komm mit zurück zum Strand und du wirst es schon bald wissen!“, erklärte Melinda, nahm seine Hände und zog ihn mit sich mit. „Es wird dir gefallen! Und danach haben wir für immer Ruhe vor der Kleinen!“ Scorpius dachte nach. Was konnte sie nur vorhaben? Gab es irgendwelche Zeichen am Abend, die er übersehen hatte? „Sag mir, was du gemacht hast.“, verlangte er noch einmal und ließ sich weiter von ihr mitziehen. „Warum? Wenn ich es dir sage, dann ist es doch keine Überraschung mehr, oder?“ Valerijas Augen! Irgendwas war vorhin mit ihren Augen geschehen! Ein Zauber? Nur welcher? Angst kroch in ihm hoch. Zauber konnten unter Umständen fatale Folgen haben. Er hoffte, dass er sich nur etwas vormachte. Melinda kicherte leise. Sie war sich sicher, ihren Freund nun endlich geködert zu haben, also hakte sie sich bei ihm unter und ging ganz langsam mit ihm zurück. Die Augen... Als sie sich veränderten, hatte sie gerade etwas getrunken. „Habt ihr ihr etwas in die Bowle getan?“ „Schon möglich!“, sie grinste weiter schelmisch. Sie stiegen die Düne hinauf und wieder hinab und gingen langsam über den weichen Zuckersand hinüber zu den anderen Schülern. Scorpius kniff die Augen zusammen. Waren das Betsy und Amanda, die da gerade den Strand hinunter eilten? Melinda kicherte verschwörerisch. „Alles läuft nach Plan. Gleich wird hier eine splitternackte, vollkommen lächerliche Valerija herum hüpfen. Na ja... falls man ihren angeborenen Lächerlichkeitsgrad noch steigern kann!“ Scorpius stockte. „Was?“ Sie deutete seine Frage wohl falsch und lachte freudig los. Sie sprang und ihm herum und rief: „Wir haben ihr einen Liebestrank gegeben! Geprägt auf Maximilian! Genial, oder? Das wird so gut!“ „BIST DU EIGNTLICH KOMPLETT IRRE GEWORDEN?“, brüllte er sie an. „Was?“, kleinlaut sah sie ihn mit großen Augen an. „Fuck!“, er legte einen Sprint ein und stand gleich darauf in ihrer Feierrunde. „Scorpius!“, begrüßten ihn die Anderen grölend, doch er konnte darauf nicht eingehen. Valerija war verschwunden, ebenso wie Maximilian. Wo waren sie? Er sah in die Richtung, in der Betsy und Amanda verschwunden waren und dann zu Eric, der ihn von unten breit angrinste, einen Arm um Mollys Nacken gelegt. Doch auf dieses seltsame Bild konnt er nun nicht eingehen. „Na? Doch wieder in Feierlaune?“, fragte er ihn freudig und reichte ihm seinen Becher. „Du“, er wies auf ihn. „Mitkommen!“ „Was? Aber...“ „Sofort, Eric!“, damit rannte Scorpius schon wieder los. Eric sah ihm nach und dann zu den Umstehenden auf, die jedoch ebenso ratlos waren wie er. „SOFORT!“, brüllte Malfoy noch einmal über die Schulter zurück. Da endlich bewegte sich Goyle. Er drückte Molly wortlos sein Getränk in die Hand und rannte hinter seinem Freund her. Panik, Angst, Wut... Scorpius hoffte, dass es nicht zu spät war, wenn er sie fand. Kapitel 12: Narzissa mit der flotten Sohle ------------------------------------------ „Scorpius, nun warte doch! Was ist denn los?“, Goyle stolperte hinter seinem Freund durch den trockenen Sand, in der Hoffnung mit ihm mithalten zu können. Eric hatte keine Ahnung was passiert war, dass Mafloy so in Rage geraten war. Doch er war sich sicher, dass zu diskutieren in seinem Momentanen zustand vollkommen unmöglich war. Sie entfernten sich immer weiter von den anderen. Aber wonach suchten sie eigentlich? Was war ihr Ziel? Dem großen, bulligen Fünfzehnjährigen war es nicht möglich einen Sinn hinter alledem zu erkennen. „Scorpius!“, versuchte er ihn noch einmal zum Anhalten zu bewegen. Warum rannte er ihm eigentlich nach? Eigentlich war ihm das alles zu dumm. Wenn Scorpius mehr Sport ohne Besen machen wollte, dann sollte er das alleine durchziehen. Leichtathletik war nun wirklich nicht Erics Stärke. „Scorpius!“, das war der letzte Versuch. Wenn er ihm nicht sofort sagte, was Sache war, dann würde er sich einfach wie ein bockiges Kind in den Sand plumpsen lassen und streiken! Und wie nich anders zu erwarten reagierte der Weißblonde erneut nicht auf ihn. Im Gegenteil, er schien ihn noch nicht einmal wahrzunehmen. Ununterbrochen schoss ihm Valerijas Name durch den Kopf. „Sorry, aber darauf habe ich nun wirklich keinen Bock.“, Eric hielt demotiviert an und schwang ratlos die Arme auf und ab. Doch er seufzte nur schwer, da Scorpius einfach weiter rannte, wie von der Tarantel gestochen. Frustriert atmete Eric aus, stemmte die Arme in die Seiten und sah zurück. Von den Feuern, wo die anderen Schüler der Schule saßen, war nur noch das helle Licht hinter einer Düne zu erkennen. „Los doch, was machst du? Wir müssen Sie finden!“, schrie Scorpius plötzlich panisch und er sah wieder zu seinem Freund. „Wen denn überhaupt?“, jammerte dieser nur. „Na Valerija!“ Verständnislos sah er ihn an. „Was? Wieso denn die? Was ist denn passiert? Hat sie dir diesesmal deine ganzen Unterhosen mit Juckpulver eingepudert?“ „Du weißt es nicht?“, Scorpius lief rückwärts weiter. „Nein, was denn?“, langsam und vor allem noch immer ratlos stapfte Eric durch den Sand in seine Richtung. „Melinda hat mir erzählt, dass sie und Max Valerija einen Liebestrank in die Bowle gekippt haben.“ „Was?“, fragte Eric und verfiel nun doch wieder in leichtes Traben. Es kam ihm gleich komisch vor, dass die kleine Gryffindor-Veela plötzlich solch ein Interesse an Maximilian gezeigt hatte. Wenn schon mit einem Slytherin, dann hätte er eher auf Scorpius getippt, so ruhig, wie es um die beiden geworden war... und bei den Blicken, die sie beim Essen einander zugeworfen hatten. Aber Maximilian? Stimmt, er kam am frühen Abend, als die beiden ihr Projekt machten, vom Wohnhaus zurück an den Strand und Nott und Zabini hatten die Köpfe mit Fletcher und Parkinson zusammen gesteckt. Nur... „Wozu das bitte?“, vollendete er seine Gedanken laut. „Sie wollen Valerija wohl irgendwie dazu bringen sich auszuziehen und dann nackt über das Gelände zu rennn.“ „WAS?“, entfuhr es auch Eric entsetzt. „Was soll der Mist?!“ „Wir müssen sie finden, ehe das passiert!“, Scorpius rannte wieder los, als Goyle ihn eingeholt hatte. „Und wenn ich die beiden gefunden habe, dann bringe ich Max um!“, knurrte er noch, jedoch so unverständlich, dass Eric es nicht hören konnte. Allerdings hatte der auch gerade ganz andere Probleme. Er versuchte noch die Information zu verarbeiten, dass seine Freunde einer Mannschaftskollegin von ihm soetwas antun wollten. Sicher, er hatte keine nähere Bindung zu Valerija und den anderen Spielern – außer Raphael – doch sie waren ein Team und somit baute sich soetwas wie ein Beschützerinstinkt auf, der Valerija bewahren wollte. Immerhin war er Treiber und sorgte für das Wohl seiner Mitspieler! Außerdem schien es seinen besten Freund schwer zu treffen, dass Melinda Valerija diesen Streich spielen wollte, obwohl ja sowohl er als auch sie die Kleine verabscheuten. Malfoy war sogar richtig wütend. Nun ja, und wenn das noch nicht reichte, dann war da noch diese andere, neue Person in seinem Leben, die sicher nie wieder mit ihm sprach, wenn seine Clique für diesen seelischen Schock der Veela verantwortlich sein würde. Und dabei hatte er sie doch gerade erst kennen gelernt... „Da vorn!“, schrie Scorpius plötzlich und tatsächlich rannten in einigen Metern Entfernung Betsy und Amanda in den Wald, der hinter dem Strand begann. Sie trugen irgendetwas mit sich. Vermutlich Kleidung? „Nein!“, presste Scorpius zwischen den Zähnen hindurch und blieb ruckartig stehen. Valerija, wo war sie nur? Wo konnte sie sein? Wohin hatte Maximilian sie verschleppt? Valerija... Er wollte schreien, doch er bezweifelte, dass sie in ihrem aktuellen Zustand auf ihn reagiert hätte. Egal. Er formte die Hände zu einem Trichter und setzte an. „Im Wasser!“, ein Arm schnellte durch sein Sichtfeld und der Ruf blieb ihm im Halse stecken. Erschrocken folgte er Erics Wink und sah sie. Im fahlen Schein des Mondlichts, das sich im Meer spiegelte, erkannte er Max, der bis zum Bauchnabel in den Fluten stand. Er lachte und strich sich das dunkle Haar nach hinten, ehe er die wesentlich kleinere Valerija vor sich mit beiden Armen um ihre Taille aus dem Wasser zog und sie sich auf die Hüfte setzte. Valerijas Lachen drang zu ihm hinüber und nur dieses unwirkliche Geräusch zeigte Scorpius, dass das, was dort geschah, nur das Resultat eines geschmacklosen Zaubers war. Das reichte. Etwas setzte aus. Mit einem Schlag nahm er die Beine in die Hand und sprintete los, weiter über den Sand, dann mit einem Satz in die Fluten. „Scorpius, bist du bekloppt?“, brüllte Eric. Valerija ließ sich von der Störung gar nicht beeindrucken. Sie drückte bereits ihre Lippen seitlich an Max Hals, als dieser erschrocken den Kopf herum drehte und nur noch eine blonde Furie auf sich zustürzen sah. Sein kleines, verhextes Spielzeug schrie überrascht auf, als Scorpius sich zwischen sie und dem Mann ihrer Träume drängte und beide grob voneinander trennte. „Scor...“, weiter kam Maximilian nicht mehr, ehe die Faust seine Freundes krachend in seinem Gesicht landete. „Scorpius! Maximilian!“, schrie Valerija entsetzt und sprang Malfoy von hinten auf den Rücken, um Max zu Hilfe zu eilen. Ihr Angreifer allerdings schob sie nur von sich runter und drückte sie in Richtung Strand davon, doch Maximilian hatte sich wieder gefangen. Als er nun seinerseits soweit war, für die blutende Nase Vergeltung zu üben, sprang die nackte Veela wieder durch die Fluten, um sich an ihn zu klammern. Max ignorierte sie einfach. Er stieß sie unsanft beiseit und machte einen Satz auf Scorpius zu. Schläge und Tritte folgten, eine wilde Prüglei entbrannte. Bevor Turner jedoch wiederholt versuchte sich einzumischen, packte Eric sie um die Taille und zerrte sie einfach aus dem Wasser. „Nein! Nein! Lass mich los! Maximilian!“, kreischte sie schrill. Einen solch unnatürlichen Schrei hatte Scorpius noch nicht gehört und war augenblicklich abgelenkt, als Valerijas Veelablut in ihrem Zorn die Kontrolle übernahm. Doch zum Glück war Eric zu stark für sie. Dies nutzte Nott aus, griff Nacken und Hinterkopf seines Widersachers und drückte ihn unter Wasser. Wild gluckerte es und Malfoy trat um sich. „Scorpius!“, brüllte Eric und ließ Valerija einfach auf dem nassen Sand stehen, als er zurück in die Wellen sprang, um seinem Freund womöglich das Leben zu retten. Er zerrte Nott herum und schlug ein zweites Mal auf den von Scorpius zu Beginn perfekt platzierten Schlag. Maximilian taumelte benommen zurück und landete auf seinem Hintern. Scorpius tauchte hustend wieder auf und sah sich fuchsteufelswild um. Zeitgleich mit Valerija wandte er sich Max zu – jedoch wollte er im Gegensatz zu ihr diesem Typen den Kopf abreißen! Max stolperte durch die Wellen zurück zum Strand, als Goyle Scorpius aufhielt. „Ich glaube ich übernehme ihn lieber. Halt du nur Valerija von ihm fern.“, bat er ihn und schob ihn auf die noch immer verhexte Veela zu. Diese Frustation in ihren Augen und gleichzeitig unendliche Leere, erweckte in ihm nur sofort erneut den Wunsch auf Nott einzuschlagen. Doch er warf lediglich noch einen letzten, bösen Blick hinter ihm her, dann lief er so schnell es ging auf Valerija zu. Maximilian erreichte unterdessen den Strand und floh augenblicklich so schnell er konnte in die Richtung der Bäume. Betsy und Amanda hatten die Kleidung von beiden mitgehen lassen und sollten wenigstens seine Hose am Rand unter einem Busch verstecken. Dort wollte er sich verstecken. Doch Eric war – trotz seiner nicht vorhandenen Begabung für Sprints – ihm direkt auf den Fersen. Voller Angst sah Valerija hinter den beiden her und verfluchte ihre geringe Körpergröße dafür, dass sie nicht so schnell aus dem Wasser heraushüpfen konnte wie die Jungs. „Max!“, schrie sie schon wieder verzweifelt, als sie mit einem Ruck zum Anhalten gezwungen wurde. Eine große Hand zog sich wie ein Schraubsock fest um einen ihrer Arme. „Valerija“ „Lass mich los, Malfoy!“, keifte sie und wollte sich befreien. „MAX! MAXIMILIAN!“ „Valerija, ruhig, hör mir zu!“, er folgte ihrem Drängen, bis sie aus dem Wasser gestiegen waren, dann drehte er sie zu sich herum und packte auch ihren zweiten Arm fest. „Du bist nicht du, verstehst du?“ „Lass mich los! Ich will zu Maximilian! MAX!“ „Valerija, du stehst unter einem Zauber! Du fühlst nur so, weil er dir einen Liebestrank gegeben hat.“ „Nein, das hat er nicht! MAXIMILIAN!“ Sinnlos. Aber was hatte er auch anderes erwartet? Valerija stand unter dem Zauber, den ein Erwachsener hergestellt und abgefüllt hatten, nur um ihn dann an dumme kleine Kinder zu vertreiben, die sich damit gegenseitig verletzten. Sie war nicht bei Verstand. Doch auch wenn er wusste, dass diese Gefühle nicht von ihr ausgingen, so schmerzte es ihn doch. „Valerija!“, er legte die Hände an ihre Schultern und drückte sie etwas fester. „Komm schon... bitte! Du weißt doch, dass du nicht so...“ Sie zitterte ein wenig und sah ihn mit großen, flehenden Augen an. Sie öffnete gerade den Mund, um erneut nach Maximilian zu fragen, als der schon mit einem ersticken Keuchen aus dem Wald taumelte und im Strandsand landete. „Ich hab ihn!“, rief Goyle. Überrascht sah Scorpius auf und lockerte den Griff, was Valerija umgehend ausnutzte. „MAX!“, schrie sie schon wieder und riss sich voller Erleichterung los, doch umso lauter brüllte sie nur, als Scorpius sie mit einem Satz schon wieder eingefangen hatte, sie von hinten umklammerte und mit der ganzen Wucht des Aufpralls auf die Knie zwang. Verbissen hielt er sie fest. Es war sinnlos weiter auf sie einzureden. Sie wehrte sich nur umso mehr gegen seinen Griff. „Na toll und nun?“, fragte Goyle, der Max Gesicht wieder aus dem Sand zerrte und die Hose, die er irgendwo aus den Büschen gefischt hatte, hinwarf. Scorpius schnaubte nur. „Er soll sich seine blöde Hose anziehen.“ Eric nickte und hielt seinen Freund dann im Nacken fest, damit der sich wenigstens die Beinbekleidung überziehen konnte. Scorpius seufzte leise und sah auf Valerijas Haarschopf hinunter. Sie griff an seinen Unteram über ihrem Brustkorb und drückte dagegen. Wie sollte er sie nur davon überzeugen, dass sie zu ihrer Mutter musste? „Lasst ihn doch los! Was ist denn nur in euch gefahren!“, jammerte das Mädchen in seinen Armen. Eric sah sie an, dann wieder zu Scorpius hoch, doch der schüttelte nur verloren den Kopf. Niemals hätte er gedacht, dass jemand, der unter einem Liebeszauber stand, so anstrengend war. Und doch, es war Valerija. Er wollte sie einfach nur heil aus dieser Sache heraus bringen, egal was es kostete. „Scorpius, sie sollte sich mal langsam was anziehen. Es ist zwar angenehm, aber zu kalt um nackt zu sein.“, rief Goyle da. Der Angesprochene nickte. „Hast du Betsy und Amanda irgendwo gesehen und Valerijas Kleidung?“ „Nein, nichts, sorry.“ Scorpius nickte und strich über Valerijas Oberarm. Er war bereits sehr kalt. So tat er das einzige, das ihm logisch erschien. Er griff sie etwas fester mit einem Arm und begann mit dem anderen sein Hemd aufzuknöpfen. Zwar waren seine Klamotten ebenso nass wie er und sie, doch das würde er schon ändern. Es war umständlich sich selbst des Hemdes zu entledigen und Valerija dabei zeitgleich so festzuhalten, dass es ihr nicht möglich war erneut zu entkommen. Doch das größt Problem war wohl eher, sie in das Hemd zu bekommen, ohne, dass sie zu Maximilian flüchten würde. Scorpius dachte kurz nach, dann fiel ihm eine mögliche Lösung ein. „Valerija“, sprach er sie leise an. „Komm, zieh dir das Hemd über, ja? Danach bringen Eric und ich euch beide an einen Ort, wo ihr beide ungestört seid und euch nicht gleich den Tod holt, wenn ihr... nun... du weißt schon... Ist das in Ordnung für dich?“ „Wirklich?“, fragte sie misstrauisch. Er nickte. „Ich verspreche es dir.“ Natürlich war es ein Trick, doch sie tat, was er ihr vorschlug und begann sofort sich eilig das nasse, viel zu große Hemd überzuziehen. Die angenehme Wärme, die es durch seinen Körper hatte, umfing sie sofort und trotz des Zaubers spürte sie, wie kalt ihr mit einem mal war. Scorpius zog unterdessen seinen Zauberstab aus dem Hosenbund und trocknete sich selbst und auch sie mit einem warmen Föhn. Im Normalfall hätte sich Valerija wohl für die Führsorge bedankt, umso irritierter war Scorpius daher, als sie fertig angezogen plötzlich auf die Beine sprang und zu Maximilian hinüber rannte. Wenig begeistert sah er ihr nach, als sie sich neben ihn in den Sand plumpsen ließ und sich an seinen inzwischen auch wieder trockenen Arm klammerte. Mit ihrem glückseligen Lächeln merkte sie gar nicht, wie griesgrämig er dreinblickte und seine Freunde sauer musterte. Scorpius schlug bereits einen Weg in den Wald ein – er wollte sie ungerne am Feuer entlang führen, an den anderen Schülern vorbei – als Goyle Max schließlich auf die Beine zog, jedoch weiter unnachgiebig festhielt. Dieses Mal ließen sie die dümmlich kichernde und Max anhimmelnde Valerija gewehren. Nun war es wichiger, beide zum Haupthaus zu bringen und zu Amy und Narzissa hinauf. Scorpius ging schweigend voran und warf einen undefinierbaren Blick zurück auf Nott, der mit einer verliebten Veela am Arm und von Eric geschoben hinter ihm her schlurfte. „Wenn das doch alles nur so einfach wäre...“, flüsterte Draco traurig und schwenkt das Glas in seiner Hand. Amy schwieg lieber an dieser Stelle und starrte den Teppich vor der Couch von Narzissa und Andromedaan. Letztere servierte gerade Kekse, als ihre Schwester nach ihrem Tee griff. „Niemand hat gesagt, dass es einfach wird, mein Sohn, doch du hast dich dafür entschieden und es ist ein unumgänglicher Schritt, wenn du diesesmal mit Amy zusammenbleiben willst.“, erklärte Mrs. Malfoy. „Vielleicht lassen wir es dann lieber.“, beschloss Amy und stand mit einem Schwung von ihrem Sitz auf. Erschrocken sah Draco ihr nach, als sie die Arme verschränkt und an das Fenster trat. „Wir sollten es lassen...“ „Amy“, sprach er leise und folgte ihr, doch als er die Hände an ihre Oberarme legte und sich vorbeugte, um ihr einen Kuss von hinten auf die Wange zu drücken, drehte sie sich einfach weg. Betroffen senkten die beiden anwesenden Damen die Köpfe und starrten angestrengt in ihre Tassen. Es tat auch ihnen weh das wiedervereinte Paar so verloren zu sehen. Draco zog den Kopf zurück und betrachtete Amys Kiefergelenk unter ihrem Ohr. Dann senkte er den Blick an seine Hände und rieb ihr frustriert über die Haut. „Ich will dich nicht noch einmal aufgeben müssen, Amy, nur... es ist schwer. Verstehst du denn nicht?“ „Doch... und ich will deine Familie nicht zerstören.“ „Du zerstörst sie nicht...“ „Nein? Das heißt, dass du mit Astoria und mir zeitgleich zusammenleben willst, damit dein Sohn nicht zwischen euch hin und hergerissen wird.“ Er schwieg. „Für alles gibt es eine Lösung, Kinder. Auch für dieses Problem.“, erklärte Narzissa. „Natürlich wird Astoria nicht weiter bei uns wohnen. Und natürlich wird Scorpius bei uns bleiben.“ Amy schüttelte den Kopf. „Und wenn er bei seiner Mutter bleiben will?“ „Vertrau mir, ich kläre das! Ich weiß noch nicht wie, aber wir bekommen das hin.“, erklärte Draco. „Immerhin schaffen es die Muggel auch und die haben kein Flohnetzwerk.“ Amy schüttelte nur den Kopf und strich sich über die Augen. Draco musste lächeln und schlang beide Arme um ihre Taille. Als er sie nun endlich festhielt und das Kinn auf ihrem Haupt ablegte, lehnte auch sie sich wieder an ihm an. „Das einzige, Amy, das ich bereue und ewig bereuen werde, ist die Tatsache, dass ich dir nicht eher begegne bin. Also nicht damals, als wir noch Kinder waren, sondern als unsere Kinder noch in Schottland zur Schule gingen.“ Sie lachte leise. „Ja, eigentlich ist das seltsam. So oft wie Minerva mich zu sich gerufen hat, weil Velcan und Scorpius sich geprügelt haben...“ „Wirklich?“, fragte er überrascht und sah von ihr zu seiner Mutter. Die jedoch winkte nur ab. „Ja. Ich wollte vermeiden, dass ihr euch begegnet, weil ich Angst hatte, dass dein Schwiegervater dich abtransportieren lässt.“, erklärte Narzissa. „Minerva hat immer mich hinzugezogen, wenn etwas mit den Kindern war...“ „Was praktisch zwei mal im Monat passierte.“ Narzissa nickte. „Es ist fast schon unnatürlich ruhig bei Scorpi und Velcan, das stimmt.“ „Und bei Quidditchspielen saß ich immer mit den Potters und den Weasleys auf einer Tribüne und ihr beide auf einer anderen, nicht wahr?“ Narzissa nickt erneut. Draco dachte eine Weile über diese Erkenntnisse nach, doch dann wandte er sich wieder Amy zu. „Nun stell dir vor, das wir endlich gemeinsam ein Spiel unserer Kinder sehen können. Und drei von vier spielen in einem Team!“ Amy schloss die Augen und lächelte sanft, als er ihr einen Kuss auf die Stirn drückte. „Ich verspreche dir, ich rede mit Scorpius. Ich weiß noch nicht wie, aber ich werde es tun. Und dann reden wir auch mit deinen Kindern und dann schaffen wir das alles... und spätestens zu Weihnachten seid ihr bei mir. Und wir sind eine Familie.“ Amy biss sich auf die Unterlippe. Sie sah das alles noch nicht so kommen. „Und unsere sich ewig streitenden Kinder?“, flüsterte sie. „Das bekommen wir hin.“, erklärte Narzissa. „Immerhin ist die schlimmste Kombination momentan Scorpius und Valerija und um die beiden wird es gerade sehr...“ in dem Moment klopfte es an die Tür und die vier Erwachsenen sahen sich irritiert an. Was war denn nun los? Alle Schüler und Lehrer waren bei den Feuern am Strand. Ein Besuch konnte demnach nichts Gutes bedeuten. Andromeda sprang auf die Füße und Draco und Amy lösten sich voneinander. Überrascht und neugierig schlichen sie wieder zurück zur Couch, als Andromeda die Tür öffnete. „Scorpius?“, fragte sie verblüfft und sah ihn von oben bis unten an. „Mr. Nott, Mr. Goyle... Valerija, was tägst du da? Scorpius, ist das etwa dein...“ „Ja, mein Hemd.“, knurrte er nur missmutig und quetschte sich an seiner Großtante vorbei. Wie unwirklich der Anblick ihrer kleinen Gruppe war, wurde klar, als die vier den Raum betraten und den verwirrten Blicken der Anwesenden begegneten. Aber was sollte man erwarten? Malfoy Junior und Nott trugen nur eine Hose und Valerija ein Herrenhemd, das ihr eindeutig bei weitem zu groß war. Goyle in seinem vollkommen normalen Outfit dagegen stach grotesker Weise als befremdlich hervor. Er passte einfach nicht in dieses Bild. „Vater“, begrüßte Scorpius Draco wenig begeistert. Was machte der eigentlich schon wieder hier? Aber gut, er schob diese Frage beiseite, als Andromeda die Tür schloss. „Was wollt ihr denn hier? Und wie seid ihr überhaupt angezogen?“ „Was ist mit Ihrem Gesicht passiert, Mr. Nott?“, fragte Amy weiter. „Scorpius hat mich und Valerija angegriffen. Keine Ahnung, was in ihn gefahren ist!“, versucht der sich aus der Misere herauszureiten und riss sich von Goyle los. „Dich UND Valerija? Wohl eher nur dich!“, schrie Scorpius plötzlich. „Scorpius!“, donnerte Draco zurück. „Wo sind deine Manieren?!“ „Manieren? Nott hat sich mit Melinda und ihren Freundinnen zusammen getan und Valerija einen Liebestrank verabreicht!“, konnterte er. „Sie wollten sie dazu bringen, splitternackt durch die Schule zu rennen.“, fügt Goyle hinzu. Sofort sprang Amy auf die Gruppe zu. „Das stimmt überhaupt nicht!“, versuchte sich Max zu verteidigen, doch das war natürlich sinnlos. Ihre Meisterin der Zaubertränke griff nach dem Gesicht ihrer Tochter und drehte es ins Licht. Sie schluckte schwer und sah bedeutungsvoll zu Draco. Der schüttelte nur den Kopf. Was ein Zirkus. Man konnte es nicht anders beschreiben und dennoch wurde er augenblicklich wütend. Valerija sollte immerhin seine Tochter werden und dazu gehörte, dass er die kleine Veela beschützen und behüten wollte, wie ein Vater. „Vielen Dank Mr. Goyle, Mr. Malfoy.“, erklärte Amy hart und sah dann zu Narzissa. „Kannst du dich um Valerija kümmern?“ Sie nickte und legte dem Mädchen die Arme um die Schultern. „Nein! Ich werde Maximilian nicht verlassen!“, schimpfte diese jedoch sofort wütend und drückte sich nur fester an den Slytherin. „Keine Sorge, meine Süße, du setzt dich dort auf die Couch und wartest hier auf ihn und wir versorgen unterdessen seine Nase, in Ordnung? Die scheint gebrochen zu sein.“ Sie sah sie misstrauisch an, doch immerhin hatte sie hier ihre Mutter vor sich. Und ihrer Mutter vertraute sie. „Und ihr bringt ihn mir gleich zurück, ja?!“ „Natürlich, Liebes, komm, wir setzen uns auf die Couch.“, Narzissa zog Valerija mit sich mit. „Mr. Malfoy, würden Sie bitte mich und die drei Herren hier begleiten? Professor Tonks?“ Andromeda und Draco nickten beide und schoben Eric, Maximilian und Scorpius dann hinter Amy durch die Tür und zurück zu der großen Freitreppe, an deren oberen Ende das Direktorenbüro lag. Dort angekommen wies sie ihnen stumm Sitzplätze zu, während Andromeda ihre Krankenschwester holte, sowie die beschuldigte Melinda samt Freundinnen und deren Vater. „Also, die Herren, ich höre?“ Augenblicklich begannen Maximilian und Scorpius durcheinander zu schreien. Draco trommelte nervös auf die Armlehne seines Sessels ein und beobachtete das Ganze argwöhnisch. Was genau ging hier eigentlich vor? Er verstand das alles noch nicht, ebensowenig wie seine Geliebte. Mit einer einzigen Handbewegung wies die Direktorin die Jungs wieder an still zu sein. „Also, Mr. Goyle, was sagen sie zu der Geschichte?“, sprach sie den an, der am ruhisten wirkte. „Ich?“, fragte er offensichtlich irritiert. Er wusste nicht recht, was er machen sollte, denn immerhin waren beide Jungs seine Freunde. „Also ehm...“ Amy lächelte. „Keine Sorge, Mr. Goyle. Sie haben nichts zu befürchten. Ich möchte nur erfahren, was geschehen ist.“ Eric nickte verlegen und schielte zu Draco hinüber. Der Mann machte ihm fast noch mehr Angst, als sein eigener Vater. Er wirkte einfach härter, als Gregory Goyle, doch da der Erwachsene nickte, erzählte er einfach, was er wusste: „Wir saßen mit den Anderen am Strand beim Lagerfeuer. Valerija und Max haben sich gut verstanden, ich habe mir nichts weiter dabei gedach, und Scorpius ist früher gegangen, weil er tierisch schlechte Laune hatte. Melinda meinte, dass sie ihn zurückholen wird. Kurz darauf verließen dann auch Max und Valerija die Gruppe, um am Strand spazieren zu gehen... Dann kam Scorpius plötzlich zurückgerannt und hat gesagt, dass ich ihm folgen soll, was ich dann auch getan habe. Und da erzählte er mir, dass Melinda wohl gesagt hat, dass sie und Max Valerija einen Liebestrank gegeben haben und dass sie sie dazu bringen wollen, nackt über das Schulgelände zu laufen und gleich darauf haben wir halt Betsy und Amanda gesehen, wie sie mit ihren Klamotten in den Wald gerannt sind und Valerija und Max standen nackt im Wasser und haben rumgemacht. Dann ist Scorpius auf Maximilian los.“ „Ich schwöre: Ich wusste nichts von einem Zaubertrank!“, beteuerte letzterer verzweifelt. „Nein? Und warum war dann deine Hose zu finden, aber nicht Valerijas Klamotten?“, entgegnete Scorpius. „Und wie konnte der Zaubertrank auf dich geprägt sein, Max, wenn du nicht beteiligt warst?“, warf Draco ein und Maximilian sah ihn geschockt an. Stammelnd versuchte er eine Ausrede zu finden: „Vielleicht haben Sie mir ein paar Haare abgeschnitten, als ich mich am Strand gesonnt habe? Was weiß ich?“ „Ach ja?!“, Scorpius sprang mit einem Mal wutentbrannt auf, was auch Amy und Draco in Alarmbereitschaft zwang. „Melinda hat gesagt, dass der Trank in der Bowle war und du warst es, der Valerija den Becher gereicht hat! Nur du konntest wissen, welcher der mit dem Trank war und welcher nicht!“ „Und was ist mir dir? Warum spielst du hier den Samariter?“, Nott sprang auf. „Du bist derjenig von uns, der die Turnergeschwister am meisten hasst.“ - Amy sah kurz zu Draco, der den Blick nur undefinierbar erwiderte - „Seit sie dich letztes Jahr im Quiddich geschlagen hat, überlegst du, wie du dich an ihr rächen kannst. Und das ununterbrochen!“ Das erklärte vieles, wie Draco nun feststellen musste, doch ehe er etwas dazu sagen konnte, platzte aus Nott ein überaus unüberlegter Satz heraus: „Wir haben das nur für dich getan!“ Nun war es zuende mit dem lauschigen Gespräch bei Tee und Gebäck. Scorpius macht einen Satz auf Maximilian zu, sodass sein Stuhl umflog, und riss seinen ehemaligen Freund zu Boden. „Mr. Malfoy!“, schrie Amy und sprang auf das Geschehen zu, so wie Scorpius Vater, doch es war Eric, der als erstes die Taille seines Freundes zu fassen bekam und ihn von Max runter zog. Der Weißblonde schnaubte wuterfüllt, während sich sein Gegner noch auf dem Boden wandt wie eine verirrte Schlange und dann mit panischer Stimme aufsprang. „Sehen Sie das? Haben Sie das gesehen? Er greift mich einfach vollkommen ungerechtfertigt an! Nicht Turner ist verhext, ich glaube eher, dass Scorpius verhext wurde.“ Der gemeinte riss schon wieder stärker an der Umklammerung von Eric, doch Amy schritt ein. „Mr. Goyle, bitte bringen Sie Mr. Malfoy vor die Tür. Ich denke, dass es sinnvoller ist, wenn wir das Gespräch ohne ihn weiterführen.“ „Was?“, brüllte Scorpius sauer. „Es ist besser so, Scorpius. Warte bei deiner Großmutter auf uns.“, sprach sein Vater herrisch. „Aber Dad!“ „Kein Aber. Geh zu deiner Großmutter. Und keine Sorge, ich trete sowohl für dich, als auch Valerija ein.“, er nickte ihm zu. Nun gut, man konnte von Draco sagen, was man wollte, aber sein Sohn wusste, dass er sich hierbei auf seinen alten Herrn verlassen konnte. Und dann war da ja noch die Direktorin, die so ganz nebenbei auch noch die Mutter seiner geschädigten Veela war. Die beiden würden schon alles richten. Trotz dieses Wissens war es dennoch nicht leicht für ihn, das Gespräch zu verlassen. Er sah sich noch einmal um, als Goyle ihn vor der Tür abstellte. „Tut mir leid, aber keine Sorge, ich steh hinter dir!“, versicherte er ihm leise. „Danke, Eric.“, er nickte ihm zu und funkelte Maximilian noch einmal dunkel an, als die Flügeltür sich wieder schloss. Dann stand er da, am Rand der Treppe, und alles um ihn herum war ruhig. Scorpius seufzte leise und sah sich um. Er strich sich mit beiden Händen das lange, blonde Haar aus dem Gesicht und legte den Kopf in den Nacken. Er pustete wie ein Pferd, als sich das Eingangsportal vom Haus öffnete und Andromeda in Begleitung von Professor Zabini die Tochter von letzterem und deren zwei Freundinnen herin schoben. „Scorpius!“, rief Melinda erleichtert – sie glaubte trotz allem nicht, dass er sie verraten hatte – doch in ihm keimte augenblicklich erneut Wut auf. Er verschränkte die Arme, als sie hinauf eilt und sah sie finster an, dann wandte er sich ab, als sie ihn fast erreicht hatte und ging den Gang hinunter in die Richtung der Wohnung seiner Großmutter und deren Schwester. „Scorpius?“, hörte er Melinda irritiert fragen, doch als sie ihm folgen wollte, hielt Andromeda sie auf. „Bitte, Miss Zabini, hier rein.“ Sie öffneten die Tür zum Büro und schoben alle drei Mädchen hinein. Scorpius erreichte gerade die Wohnung und klopfte an, als der Flügel wieder zuschlug. Tief atmete er durch. Er sollte dort drinnen und dabei sein, wenn die Direktorin eine Entscheidung wegen diesem geschmacklosen Scherz fällte. Vor ihm öffnete sich das Wohnzimmer und Narzissa sah durch einen Türspalt. „Ah, komm rein.“, flüsterte sie und ließ ihn eintreten. Sein Blick viel zur Couch, wo ein kleines, blondes Häufchen Elend in einer Decke eingewickelt saß, die Beine angezogen und das Gesicht in den Knien versteckt. „Ich mache Kakao und hole ein Stück Schokotorte. Möchtest du auch, mein Schatz?“, flüsterte seine Großmutter. „Kakao, danke.“, murmelte er. „Kann ich dir helfen?“ „Nein, nein, schon gut. Setz dich, ich komme gleich.“ Er nickte und sah ihr nach, als sie in der angrenzenden Küche verschwand. Dann beobachtete er erneut Valerija. Ob sie wieder sie selbst war? Vorsichtig trat er näher und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Sie hatte nicht nur das Gesicht versteckt, sie hatte auch die Arme um Ohren und Kopf geschlungen und versuchte so alles auszusperren, was es nur auzusperren gab. Ihre Schultern zuckten leicht. In Scorpius Hals begann es zu kratzen. Trauerte sie noch immer Maximilian, diesem Scheusal, hinterher? Nachdenklich ließ er sich neben ihr nieder. Von der Bewegung des Polster aufgeschreckt sah sie endlich hoch. Merlin noch eins, sie hatte geweint. Der Anblick ihrer roten Augen ließ ihn fast die Fähigkeit zum Schlucken vergessen. „Scorpius“, ihre Stimme war nur leise und flehend, doch sie ließ wieder Hoffnung in ihm aufkeimen, dass die Wirung des Liebestrankes ein für alle mal vorbei war. Besonders, als sie einen Arm aus der Umklammerung des anderen löst und sich ein kleines Stück in seine Richtung sacken ließ. Er atmete schwer aus. „Ich... und Max... ich meine...“, begann sie zu stammeln. Er schüttelte den Kopf. „Alles in Ordnung, Valerija, denk nicht mehr dran.“ Er hob eine Hand und strich ihr mit dem Daumen eine Träne von der Wange. „Sie haben mir einen Liebestrank gegeben!“, erklärte sie frustriert. „Ich weiß.“ Seine Hand glitt von ihrer Wange hinab auf ihre Schulter und sie rutschte sofort breitwillig etwas näher. Scorpius schob einen Arm unter ihren Kopf und drückte sie an der enger an sich, während sein zweiter Arm noch nach ihrer Taille tastete und mit jedem Griff weiter tiefer, bis zu ihrer Hüfte, als er sie zu sich heran zog. Fest umschlang er sie. „Ich hab dich gefunden. Alles ist wieder gut. Es ist nichts passiert.“ Valerija nickte nur matt und drückt die Stirn gegen seine Wange. Sie verschränkte einen Arm über der Brust, sodass sie nach seiner Hand auf ihrer Schulter greifen konnte und krallte die Finger der anderen Hand in seinen Oberarm. „Es tut mir so leid...“, flüsterte sie. „Ich habe das Gefühl, dass... dass...“ Es fühlte sich schon dumm an, nur daran zu denken, daher kamen ihr die Worte, dass sie ihn betrogen hatte, nicht über den Mund. Immerhin war doch da nichts zwischen ihnen gewesen... oder? „Du hast nichts gemacht... Und das nächste Mal passe ich besser auf dich auf.“, flüsterte er und rieb die Wange an ihrer Stirn. Sie schloss die Augen bei der Berührung. Es war nichts besonderes, doch so wahnsinnig intensiv und wohltuend. So legte sie den Kopf zurück auf seinen Arm und strich mit den Fingern über seine, so wie wenige Stunden zuvor. Und genau wie in diesen Moment am Strand, hob er die Hand leicht an und spreizte die Finger, um sie mit ihren zu verknoten. Doch dieses Mal war es etwas anders. Sie spürte, wie sein heißer Atem über ihre Wange und ihr Ohr strich, als er den Kopf weiter senkte, doch seine Haut nie den Kontakt zu ihrer verlor. Er strich mit seiner Wange über ihre. Ihr Herz setzte aus. Sie spürte seine Nase, sein Kinn und seine Lippen in ihrem Gesicht, als er sich weiter ihrem Mund näherte. Es war, als würde sie den Boden unter den Füßen und das Bewusstsein verlieren. Auch Scorpius schnürrte es die Kehle in freudiger Erwartung zu. Es war, als könnte er sich nicht mehr selbst kontrollieren, sämtliche Schaltkreise in seinem Kopf stellten sich um auf Autopilot, und dann endlich – wie nach einer langen Reise erleichtert endlich heim zu kommen – fand er ihre Lippen. Ein wohliger Schauer überkam Valerija, als er seinen Mund verlangend auf ihren presste. Erleichtert, als wäre sie stundenlang getaucht und nun endlich wieder am rettenden Ufer, zog sie die Luft tief durch die Nase ein und griff seine Hand fester. Er tat es ihr gleich und drückte ihre Finger, während er sie mit der Hand um ihre Hüfte wieder enger zu sich zog. Wie stark und vollkommen er sich mit einem Mal fühlte. Wie ein Toter, der wieder zum Leben erweckt wurde. Valerija drückte den Rücken durch, um ihm noch etwas näher zu kommen. Kurz musste er absetzen, um nach Atem zu ringen. Er sah sie an, die Wangen gerötet und sie wand sich leicht in seinem Arm. Sofort musste er sie erneut küssen. Immer wieder setzte er ab, nur um ihr beim nächsten Mal leicht in die Unterlippe zu beißen. Und irgendwann hatte er sie endlich soweit. Valerija öffnete den Mund und ließ ihn nur zu gerne gewähren, als er ihre über die Lippen leckte und diese dann ungestüm mit seinen versiegelte. Er stieß mit der Zunge gegen ihre und sie nahm bereitwillig seinen Takt an. Augenblicklich verschmolzen Sie miteinander. Narzissa, die gerade die Getränke heraus bringen wollte, blieb wie angewurzelt stehen. Ein leises, glückliches Schmatzen war zu hören, als die Teenager einander aufzufressen versuchten und als ein leises, zufriedenes Seufzen über Valerijas Mund kam, zog Scorpius die Blonde nur noch enger an sich. Ein leichtes Lächeln stahl sich auch auf sein Gesicht. Schnell zog sich seine Großmutter zurück, stellte in freudigem Übermut das Tablett beiseite und vollführte einen lautlosen Siegestanz auf den Fliesen. Kapitel 13: die Beziehung von Geschwistern ------------------------------------------ Mit hochrotem Kopf kam Valerija wieder aus dem Schlafzimmer von Narzissa in da Wohnzimmer hinüber und lief im Slalom um die Sessel und den Tisch herum, bis sie sich auf ihren Platz neben Scorpius, der sein Hemd wieder anhatte, fallen lassen konnte. Andromeda hatte, nachdem sie die bestellten Personen und schließlich auch die Krankenschwester zu Amy gebracht hatte, für das Mädchen neu Kleidung aus deren Zimmer geholt. Von ihrem Zungentango mit Scorpius hatte sie jedoch nichts mitbekommen. Kaum, dass sie an der Wohnungstür geklopft hatte, waren die beiden wie aufgeschreckte Hühner voneinander weggerutscht und hatten sich soweit auseinander gesetzt, wie es eben ging. Dass da scheinbar etwas zwischen Amys Tochter und Dracos Sohn lief, hatte Andromeda erst von Narzissa in der Küche erfahren, als Valerija sich bereits anzog und Scorpius sein Hemd zuknöpfte. Und tatsächlich schien jede kleine Geste zwischen den beiden genau das laut heraus zu schreien. Er ließ Valerija nicht aus den Augen, bis sie zwischen ihm und Eric auf dem Polster saß. Auch Scorpius sah bis vor wenigen Minuten noch aus wie eine reife Tomate, doch seine Blässe war schnell wieder zurück gekehrt, während man die Veela noch immer am liebsten pflücken wollte und zu Salat verarbeiten. Narzissa warf ihrer Schwester einen vielsagenden Blick zu und schob dann der Gryffindor eine große, dampfende Tasse Kakao zu. Als sie endlich trank und sich hinter dem Porzellan verstecken konnte, lehnte sich Scorpius zurück und sah zu der Decke hinauf. Ihm wurde jetzt erst klar, dass er Narzissa und Andromeda vollkommen vergessen hatte, als er Valerija geküsste. Gut, Andromeda hatte sicher nichts mitbekommen, aber was war mit seiner Großmutter? Er war sich zwar sicher, dass sie aus dem Geschehenen keine Staatsaffäre machen würde, sie mocht Valerija immerhin sehr gerne, aber Narzissa war auch eine große Klatschtante. Sie würde es sicher brühwarm weitererzählen und wenn sein Vater herausfand, dass er mit einem Halbblut... Nicht auszudenken! Doch selbst, wenn er es wollte, verhindert konnte er es wohl nicht mehr, dass Draco davon erfuhr. Eric war vor wenigen Minuten hereingekommen und meinte, dass sein Vater und die Direktorin gleich kämen, um auch mit ihm zu reden. Und sicher würde Narzissa eine Gelegenheit finden, das Gesehene hinaus zu posaunen. Das konnte lustig werden. Erst verprügelte er Maximilian, einen seiner zwei ältesten Freunde und Sohn eines besonders guten Freundes seines Vaters, und dann machte er erinfach so mit einem Halbblut rum. Wenn er ihn nicht enterbte, dann zumindest Köpfen... Doch trotz allem war es noch immer da, das Verlangen nach der Blonden... Es knackte im Schloss der Wohnungstür und die fünf Anwesenden sahen auf, als Amy und Draco eintraten. Schweigend ließen sie sich auf die noch freien Sessel nieder, dann starrten vier erwachsene Augenpaare die drei Schüler auf der Couch an. „Als erstes, Mr. Malfoy und Mr. Goyle, muss ich mich als Mutter bei Ihnen beiden dafür bedanken, dass Sie meine Tochter vor dem Schlimmsten bewahrt haben.“, erklärte Mrs. Turner und nickte dankbar. Gut, das klang doch schonmal nicht schlecht. Scorpius schöpfte neuen Mut und beugte sich vor, wobei er kurz dem Blick von Valerija begegnete. Doch wie auch er wagte sie es nicht eine Miene zu verziehen. „Als Ihre Schulleiterin jedoch, muss ich Sie, Mr. Malfoy, darauf hinweisen, dass Mr. Nott eine gebrochene Nase hatte.“ „Und als dein Vater sage ich: Gut gemacht, mein Sohn! Richtig so.“ „Draco!“, tadelte Narzissa. „Na was denn? Jemand, der solch einen Plan ausheckt, hat eigentlich noch viel mehr verdient.“ „Sei es, wie es sei.“, Amy wedelte mit einer Hand, damit Draco endlich Ruhe gab. „Nach Rücksprache mit Professor McGonagall, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass nicht nur Miss Zabini, Miss Parkinson, Miss Fletcher und Mr. Nott den Verweis der Schule wegen Köperverletzung verdient hätten – was sofortigen Rausschmiss bedeutet – sondern auch Sie, Mr. Malfoy.“ Erschrocken riss Scorpius die Augen auf und sah zwischen der Frau und seinem Vater hin und her. War das ihr Ernst? Wollte sie ihn von der Schule schmeißen, obwohl er ihre Tochter beschützt hatte? Und sein Vater, warum unternahm er nichts dagegen? „Glücklicher Weise jedoch, sind die Eltern der vier anderen Schüler sowie Ihr Vater davon überzeugt, dass es ohne Zweifel ganz und gar... bescheuert von uns wäre, Sie so kurz vor Ihren ZAG-Prüfungen auf die Straße zu setzen. Einvernehmlich haben sich die Familien darauf geeinigt, keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen. Ich muss Sie jedoch darauf hinweisen, dass wir einen weiteren Verstoß Ihrerseits nicht mit solch einer Nachsicht behandeln können. Haben Sie das verstanden, Mr. Malfoy?“ In Scorpius Kopf drehte sich alles. Das Thema „Rausschmiss“ hatte ihn dann doch so unvermittelt erwischt, dass er im ersten Moment nichts sagen konnte. „Scorpius?“, fragt Narzissa besorgt. „Ich denke, er hat verstanden.“, anwortete Draco für seinen Sohn und Amy nickte erleichtert. „Dennoch, Mr. Malfoy, ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet.“, als seine Direkorin nun doch endlich lächelte, wachte Scorpius wieder auf. Nur zu reden wagte er noch immer nicht, also nickte er stumm. „Valerija?!“, spach sie nun auffordernd ihre Tochter an. Erschrocken hob sie den Kopf, verstand aber gleich. „Danke...“, murmelte sie schnell und versteckte sich wieder in ihrer Tasse und auch Scorpius senkte erneut – mit der gleichen Geste wie zuvor - den Kopf. Die vier Erwachsenen sahen die Kinder noch eine Weile an, dann stand Amy auf. „In Ordnung. Ihr könnt dann gehen. Schlaf gut.“ Sofort stellte Valerija ihre Tasse beiseit und dann verließen sie zu dritt im Gänsemarsch die Wohnung. Amy atmete tief durch und sah sich unter den Zurückgebliebenen um. Scorpius lief durch sein Zimmer zum Schreibtisch, auf dem ein Papierkranich saß, stieß die kleine Figur kurz mit der Spitze seines Zauberstabes an und sah dabei zu, wie er sich auseinander faltete. Zwei verschiedene Handschriften hatten auf ihm ihre Spuren hinterlassen. Er nahm den Zettel und ging zurück zu seinem Sessel. Was hast du Goyle gesagt? Las er, als er mit einer Hand sein Hemd öffnete und es über die Lehne des Sessels legte, dann ging er zurück zum Schreibtisch. Ein Griff nach dem Stift, der dort schon bereit lag und dann ein kleiner Schwung mit dem Zauberstab und das Blatt nahm an den Knicklinien wieder die Form des Tieres zuvor an, das sofort aus dem offenen Fenster hinaus und eine Etage höher flatterte. Die Wahrheit. Ihm kann ich wenigstens vertrauen. Was ist mit deinen Brüdern und Freundinnen? Valerija legte die Bürste beiseite und hielt dem Zettel eine Hand hin, sodass er sich setzen konnte. Ein Schwung mit dem Zauberstab und das Papier faltete sich wieder auseinander. Sie laß ihn sich kurz durch und schrieb dann darunter weiter, ehe sie ihn wieder verschickte. Molly und Dominique habe ich davon erzählt. Rose würde es sofort Velcan verraten. Aber am liebsten wäre es mir, wenn wir uns nicht verstecken müssten. Ich weiß, mir geht es ähnlich. Aber du hattest recht, als du meintest, dass es vermutlich unklug wäre. Ich muss erst mit Vater wegen der Verlobung sprechen. Ich hoffe, dass er sie nicht unterzeichnet hat. Scorpius ließ sich leise seufzend nur in Unterhose auf sein Bett fallen, mit Stift, Zettel und Zauberstab, und sah hinaus in die Nacht. Sein Entschluss stand fest, er wollte unter keinen Umständen länger mit Melinda zusammen sein. Spätestens, seit er Valerija endlich geküsst hatte, war er sich darüber im Klaren, wie dumm es von ihm war, so früh seinen Vater um die Verlobung mit einem solchen Mädchen zu bitten. Selbst wenn er sich nicht in Valerija verliebt hätte: Ihre Aktion mit dem Liebestank war doch etwas zu aggressiv für den jungen Malfoy. Was ist, wenn der Vertrag doch gemacht wurde. Valerija ließ sich gerade mit einem Buch in ihrem Bett auf den Bauch sinken, als der Brief wieder hereingeflattert kam. Vielleicht kann er ihn wieder lösen? Ich denke, dass du über soetwas durchaus mit deinem Vater reden kannst. Ich fand ihn nicht so schlimm, wie immer alle behauptet haben... oder vermutlich zu wissen glauben. Stichwort Todesser. Ja, vermutlich hatte sie da Recht. Sicher würde sein Vater zumindest versuchen den Vertrag wieder zu lösen, wenn sein Sohn sagt, dass er nicht für immer an Melinda gebunden sein wollte. Doch wenn Draco erfuhr, dass Scorpius sich in ein Mensch-Hexe-Veela-Mischwesen verliebt hatte, was würde er dann tun? Würde er dann Scorpius „zu seinem Besten“ zwingen, sodass er weiterhin mit Melinda verlobt blieb. Wobei, hatte Draco ihm nicht am Vortag erzählt, dass er selbst einmal etwas mit einem Halbblut gehabt hatte? Vielleicht würde er ihn dann verstehen können. Oder ging es über die Tolleranzgrenze seines Vaters hinaus, wenn er befürchten musste, dass Scorpius aus seiner Veela die zukünftige Mrs. Malfoy machen wollte? Seine Mutter zumindest – Astoria – würde wohl einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt zeitgleich erleiden. Stichwort Todesser, was ist, wenn er dich nicht akzeptieren kann? Bei meiner Mutter mache ich mir gar nicht erst die Hoffnungen, dass sie es auch nur im Ansatz versteht. Aber was, wenn mein Vater es nich akzeptieren kann? Dann stehe ich dir bei. In allem, was du tust. Er lächelte leicht. Hoffentlich würde er niemals in die Situation kommen, in der er sich zwischen seinem Vater und Valerija entscheiden musste. Sein Vater war ihm wichtig, doch seine Veela... Er dachte daran, wie er sie aus dem Wasser geholt hatte. Leise seufzend lehnte er sich an das Kopfende seines Bettes. Er hatte es in dem Moment nich bemerkt, als er solche Angst um sie gehabt hatte, doch nun im Nachhinein konnte er seine Erinnerungen vollkommen auskosten. Sie war nackt und nass und lag in seinen Armen. Und sie war auch unter seinem Hemd nackt gewesen, als er sie geküsst hatte. Durch den dünnen Stoff hatte er ihre Haut und ihre Köperwärme spüren können. Er schloss die Augen. Eine Hand glitt in seinen Schritt und über die Wölbung seiner Unterhose. Im ersten Moment erschrack er selbst, als er spürte, wie empfindlich die Spitze seiner Erektion war. Dazu kam die Härte der zuckenden Muskeln unter seiner Haut, als er jedes einzelne Bild von Valerija noch einmal abrief; Von ihren glitzernden Brüsten, bis zu den harten, weichen Schenkeln. Verdammt, er hätte vorhin auf der Couch bei seiner Großmutter die Decke anheben sollen und die Hände in ihren Schritt gleiten, um... Was tust du gerade? Als der Brief Valerija erreichte, zog sie die Beine an und blätterte eine Seite in ihrem Buch um. Ich lese noch ein wenig. Aber ich denke ich werde langsam müde. Was machst du? Ich denke an dich im Wasser und vorhin auf der Couch. Valerija wurde rot und sah sich unwillkürlich nach ihrem Fenster um. Als sie sich so törichter Weise davon überzeugt hatte, dass dort niemand war und sie sah, legte sie den Kopf mit geschlossenen Augen auf ihrem Kissen ab. An das Wasser konnte sie sich nur noch verschwommen erinnern – was vermutlich auch gut so war. Doch der Kuss, als er in Narzissas Wohnung zu ihr zurück kam... Oder eher die Küsse... Ihre Mitte pulsierte leicht und sie spürte, wie warm sie wurde, fast schon unerträglich heiß. Valerija spreizte die Beine und stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn er... Ich habe an das Wasser kaum Erinnerungen. Aber das auf der Couch war wirklich schön. Ich wünschte es wäre keiner reingekommen. Ich wünschte wir könnten weitermachen. Sie kicherte leise, als der Brief weg war und lief rot an. Das Kribbeln in ihrem Bauch war nicht zu leugnen Würdest du mich lassen, wenn ich dich berühren möchte? Wo willst du mich denn berühren? Scorpius schmiss seine Unterhose beiseite und legte sich zurück in seine Kissen. Überall fuhr er in seinen Gedanken auf ihrem Körper entlang. Er küsste ihren Hals, ihre Brüste, ihren Bauch, eine Schenkel, ihre Mitte... Alles an ihr wollte er küssen, bis hin zu ihren Füßen. Er griff seine Erektion und begann sich zu reiben. Ob sie wohl seinen Namen stöhnen würde, wenn er sie verwöhnt? Ich küsse deine Haut überall, wo du mich lässt. Und tiefer, wenn du deine Beine aufmachst. Machst du das für mich? Valerija erschrack fast, als sie das las, aber ihr wurde noch heißer und sie musste gestehen, dass ihr der Gedanke nicht unangenehm war. Wie sehr sie sich wünschte, er könnte bei ihr sein. Wenn sie ihn nur wieder küssen konnte und in seinen Armen liegen, wie wenige Stunden zuvor auf Narzissas Couch... Aber das war unmöglich. Scorpius konne nicht hier hoch, der Gang war maisch gesichert, und sie traute sich nicht hinunter. Im Gemeinschaftsraum waren immernoch Stimmen zu hören und draußen am Strand waren vermutlich auch noch welche. Zumindest glühte die Asche der Feuer noch und sie hörte hin und wieder Lachen vom Meer herüber wehen. Nur was sollte sie auf diese Frage antworten? Sie entschied sich für ein neutrales „vielleicht“ und ein übergroßes Smiley. War das nun richtig gewesen? Wenn er sich nun abgewiesen fühle... Sie sah dem Kranich hinterher, wie er davonflatterte und dann wieder auf ihr Buch. Doch auf die Buchstaben konzentrieren war nicht mehr drin. Frustriert rollte sie sich auf die Seite, schlug das Buch zu und schob es beiseite. Was ein Mist. Warum kam der Kranich nicht zurück? Sie rollte sich auf den Rücken und sah zur Tür. Sollte sie hinunter gehen und nachsehen? Sie dachte angestrengt darüber nach, ob sie nun etwas falsch gemacht hatte und was sie hätte richtig machen müssen, als Holz auf Holz schlug. Das Geräusch kam von ihrem Fenster. Erschrocken drehte sie den Kopf herum und saß im nächsten Moment aufrecht. Scorpius stellte seinen Besen neben ihrem Schreibtisch ab. Außer einer Trainingshose hatte er nichts an und diese stand auch noch verräterisch von ihm ab. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete sie das perfekte Spiel seiner Bauchmuskeln und sie Steinharte Spitze deiner Kleidung im Schritt. „Scorpius“, zischelte sie, doch der Blick, der sich auf sie richtete war entschlossen. „Wenn Narzissa dich entdeckt, wenn das Fenster gesichert gewesen wäre, wenn einer erfährt, dass du hier oben bist...“, sie kletterte vom Bett, doch gerade, als sie sich am Fußende aufrichtete stand er schon vor ihr und raffte ihr Nachtshirt. „Wird sie nicht, ist nicht und wird keiner.“, erklärte er nur leise. Bereitwillig und auch noch immer etwas perplex hob sie die Arme, damit er den Stoff beiseite werfen konnte. Schnell schlang er einen Arm um sie, drückte sie mit dem ganzen Körper wieder den halben Schritt zurück zum Bett und legte sich sofort mit ihr hin. Valerija spreizte automatisch die Beine, als er sich über sie beugte und küsste. Erstickt keuchte sie auf, als sein hartes Geschlecht in der Hose über ihre ebenfalls bedeckte Mitte strich. Erneut drängte er mit Zunge zwischen ihre Lippen und strich mit der Hand über ihre Taille und Hüfte hinab, bis er ihren Slip zu fassen bekam und zog ihn ihr langsam aus. „Darf ich nun?“, fragte er nach einem letzten Kuss und sah ihr in die halbgeschlossenen, wunderschönen Augen. Sie zögerte kurz, dann nickte sie schnell. Er grinste zufrieden und kroch er tiefer. Für einige Sekunden verharrte er an ihren Brüsten, streichelte und küsste sie, ging schließlich tiefer, bis er vor dem Fußende des Bettes kniete, schob ihre Beine etwas weiter auseinander und senkte den Kopf. Valerija spannt sämtliche Muskeln vor Verlangen an, als seine Zunge über ihre Klitoris strich. Mit den Ellenbogen drängte er die Beine weiter auseinander und umschlang mit den Händen ihre Brüste weiter oben. „Scorpius...“, flüsterte sie in verzweifelter Ekstase, als sie den sanften Druck seiner Finger an ihren errekten Brustwarzen spürte und das fordernde Lecken seiner Zunge zwischen ihren Schamlippen. Nervös lief Draco Sonntagvormittag in dem Wohnzimmer seiner Mutter und seiner Tante auf und ab. Gedanklich ging er immer wieder seine besten Argumente dafür durch, warum er Amy endlich heiraten wollte und seine Frau verlassen. Andromeda sah ihm hinterher, als er an ihr vorbei rauschte, während sie das Tablett auf dem Couchtisch abstellte. „Nun warte doch ab, Draco, und setz dich hin. Du machst uns alle nervös.“, verkündete Narzissa und sah hilfesuchend zu Amy, doch die konnte nur den Kopf schütteln. Vermutlich konnte sich keiner von ihnen wirklich vorstellen, was Draco gerade durchmachte. Das Feuer im Kamin schlug höher und gleich darauf trat Minerva McGonagall in den Raum. „Mr. Malfoy.“, sie trat auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand, mehr brachte sie jedoch nicht über die Lippen, denn direkt hinter ihr folgten Kingsley Shacklebolt – der Zaubereiminister – Percy Weasley – der Leiter der Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit – und Harry Potter – der Chef der Aurorenzentrale. Sofort sprangen auch die drei Frauen, die mit Draco gewartet hatten, auf und bezogen Stellung an dessen Seite. „Mr. Malfoy“, Kingsley griff mit ernstem Gesicht nach der Hand des ehemaligen Todessers und blickte ihm scharf in die Augen. „Es freut mich Sie nach solch langer Zeit unter so guten Bedingungen wiederzusehen.“ „Vielen Dank, Sir. Ich freue mich ebenfalls.“ Kingsley nickte zufrieden und wies dann auf die beiden Männer hinter sich. „Sicher kennen Sie noch Mr. Weasley und Mr. Potter.“ „Selbstverständlich.“ Draco gab Percy die Hand, dann stand er Harry das erste Mal seit ihrem letzten Schuljahr gegenüber. Stumm sahen sie einander an, dann nickte Harry und giff Dracos Hand. „Gut dich zu sehen.“, brachte er schließlich doch heraus. „Ich glaube ich habe mich nie bei dir für deinen Einsatz im Malfoy Manor bedankt, als du deine Tante angelogen hast, du seist dir nicht sicher, dass ich es wirklich bin. Du weißt schon, das von Hermine verunstaltete Gesicht und so.“ Draco machte einen amüsierten Laut. „Nicht der Rede wert. Du has einfach so blendent ausgesehen an diesem Tag, weißt du?!“ Harry lächelte etwas – dieser erwachsene Draco war recht angenehm – und doch kam er nicht drum herum, auf seinen linken Arm zu starren. Auch wenn die Haut von einem langen Ärmel bedeckt wurde, wusste er doch, dass er dort noch immer das Dunkle Mal der Todesser trug. „Bitte, setzt euch doch“, bat Narzissa und wies auf die Couch und die Sessel um den Kaffeetisch mit dem Tee und frischen Gebäck. „Ah, vielen Dank Narzissa!“, bemerkte Kingsley und ging händereibend auf einen der Sessel zu. Percy folgte. Harry umarmte erst noch schnell Amy, ehe sich auch die anderen einen Platz suchten. Narzissa schenkt jedem etwas zu trinken ein. „Also, Mr. Malfoy. Ihr Anliegen ist sehr ungewöhnlich. Wegen einer einfachen Scheidung werden ich, Mr. Weasley und Mr. Potter nur selten gerufen. Um nicht zu sagen nie. Vor allem nicht an einem Sonntag.“ Amy machte ein entschuldigendes Gesicht und sah hinüber zu Draco, der in dem Moment allerdings den Blick senkte. Mit einem Schlag wusste er nicht mehr, was er sagen sollte. Sein Kopf war wie leer gefegt. Was, wenn das alles doch schief lief? Er wollte unter keinen Umständen wieder nach Askaban und zu den Dementoren... Amy ahnte was ihn quälte und nahm eine seiner Hände in ihre Beiden und rieb sie leicht. Dankbar drückte er ihre Finger. Endlich wusste er wieder, wofür er das alles tat. „Nun, leider ist es die beste Zeit hierüber zu reden. Meine Frau weiß, dass ich zu meiner Mutter gereist bin und sie selbst ist zu Gast bei Ihrer Schwester. Und leider befürchte ich, dass meine Pläne sich nicht in eine „einfache“ Scheidung umsetzen lassen.“, erklärt er. „Sie alle drei wissen über meine frühere... Beziehung zu den Todessern Bescheid.“ Harry lehnte sich leicht vor und sah ihn durchdringend an, was Draco fast ins Schwitzen brachte. Doch alles was Potter auffiel, war die Tatsache, dass sein einstiger Rivale eine der Hände von Amy fester drückte. „Mr. Malfoy, für ein Geständnis ist es etwas zu spät. Und um genau zu sein ist es auch überflüssig. Wir nahmen sie damals zusammen mit den anderen gefangen und bei ihrer Verhandlung wurden Sie dank der Zeugenaussagen einiger verstorbener Muggel und Amy freigesprochen. Auch Harry hat für sie gebürgt.“ „Das mag sein.“, warf Draco ein. „Doch Sie müssen verstehen, dass ich wenig Vertrauen zu meinem Schwiegervater habe.“ Kingsley drückte den Rücken durch und sah ihn nachdenklich an. „Ihr Schwiegervater...“, er dachte nach. „Mr. Greengras, wenn ich mich nicht irre. Er hat eine leitende Position in der Zauberwesenbehörde inne. Worauf wollen Sie hinaus?“ „Nun, auch mein Schwiegervater und seine Familie waren Sympathisanten vom Dunklen Lord.“, erklärte er eindringlich, doch ehe er weitersprechen konnte, ging ihm Narzissa dazwischen: „Ich habe versucht mit meinem Sohn jeglichen Kontakt zu den alten Anhängern zu beenden. Dazu gehörte auch das Kündigen des Verlobungsvertrages mit der Familie Greengras. Doch leider bestand Mr. Greengras auf den Vertrag mit unserer Familie und ich darf sagen, dass er uns durch die Blume darauf hinwies, dass er uns helfen könne Lucius aus Askaban zu holen – was er auch tat – und genauso gut Draco wieder zurück schicken könne... Aus diesem Grund mussten sich Amy und Draco trennen.“ Kingsley machte noch immer ein verständnisloses Gesicht. „Ich fürchte ich begreife noch immer nicht den Kern Ihrer Aussagen, Mrs. Malfoy.“ „Der Kern ist...“, warf nun Harry ein, der glaubte alles verstanden zu haben. „... dass Draco befürchtet einen starken Gegner zu haben, wenn er sich von seiner Frau trennt. Sehe ich das richtig?“ Draco nickte. „Ja. Wie Sie bereits selbst angedeutet haben, Mr. Shacklebolt, ist mein Schwiegervater noch heute in hoher Stellung am Ministerium beschäftigt. Wenn ich meiner Frau und ihrer Familie erkläre, dass ich mich scheiden lassen will, dann muss ich damit rechnen, dass er die Vergangenheit ausgräbt. Besonders, da ich seine Tochter für ein... nun, sagen wir es mit den alten Worten, Halbblut verlasse. Er wird sich sicherlich in der Ehre verletzt sehen.“ „Ah, ja, jetzt verstehe ich, aber...“, Kingsley sah zu Harry. „Was sagst du dazu? Ihr kennt jeden Mitarbeiter des Ministeriums genau. Würdest du sagen, dass die Befürchtung von Mr. Malfoy bezüglich Mr. Greengras gerchtfertigt ist?“ Potter sah zwischen Amy und Draco hin und her. Er wusste noch nicht recht, was er von der Verbindung seiner nun inzwischen langjährigen Freundin und diesem... Malfoy – ihm fiel einfach keine Beleidigung ein, da er so normal wirkte – halten sollte, doch er beschloss, dass seine Absichten ernst waren. Also nickt er. „Ja, den alten Greengras haben wir durchaus auf dem Schirm. Allerdings ist er bisher eher eine Art... Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll... Nichts als heiße Luft? Wir haben Berichte vorliegen, nachdenen er zweifelhafte Aussagen tätigt. Doch bisher hat er noch nie nach diesen Vorstellungen gehandelt und erweckte auch nicht den Eindruck, als würde er es in absehbarer Zeit tun.“ „Willst du damit sagen, dass er Mr. Malfoy nachträglich als Todesser verurteilen lassen würde?“ „Ich weiß nicht, ob er es tun wird, aber zutrauen würde ich es ihm dennoch. Und selbst wenn Draco am Ende nicht verurteilt wird, er würde in Untersuchungshaft nach Askaban gehen. Und das womöglich über Wochen hinweg.“ „Nichts desto trotz, Mr. Malfoy, brauchen Sie sich in diesem Zusammenhang keinerlei Sorgen zu machen.“, warf Percy ein. „Wir haben jeden Todesser und Sympathisanten, der wieder auf freien Fuß kam, über Jahre hinweg überwachen lassen. Sie wissen davon. Es gab oft genug Untersuchungen in Ihrem Haus.“ - der Angesprochene nickte - „Sie sind ein Beispiel dafür, dass die Wiedereingliederung auch durchaus funktionieren kann. Sie sind einer von sieben leitenden Ärzten im St. Mungo Hospital und wurden dem Ministerium als erster Anwärter für die demnächst freie Stelle des Chefarztes empfohlen.“ „Wirklich? Das hast du gar nicht erzählt!“, erklärte Narzissa aufgeregt. „Das bringt ja auch Unglück.“, erklärte Draco verlegen lächelnd. „Und ich wollte dich nicht enttäuschen, wenn es doch jemand anderes wird.“ „Also bisher können wir Sie dahingehend wohl beruhigen.“, erklärte Shacklebolt. „Aktuell sind Sie noch immer unangefochtener Favorit.“ „Doch zurück zum eigentlichen Problem.“, Harry lenke wieder ab. „Ich verstehe Dracos Bedenken und seine Vorsicht, warum er uns im Vorfeld involvieren will. Und ich denke, dass wir drei uns einig sind, dass selbst eine Untersuchungshaft überflüssig wäre. Immerhin will er eine „reinblütige“ Frau zugunsten einer „halblut“-Frau verlassen. Nichts desto totz könnte Mr. Greengras im Notfall jedoch mit dem Hinweis kommen, dass auch Amy eine Todesservergangenheit hat. Sicher, sie war niemals einer von ihnen, doch diese Tatsache kann leicht hinterfragt werden. Ihr Vater, Alfons Turner, war ein Überzeugter Anhänger Voldemorts.“ „Und vergessen wir doch bitte alle nicht ihre Zeit als meine Tochter Sathyria Tonks.“, warf Andromeda ein. „Der Folterfluch gegen die Erstklässlerin...“, warf Minerva nervös ein. „Oder das gute Verhältnis zu unserer Schwester Bellatrix Lestrange...“, beendete Narzissa. „Die alte Partymaus...“, singsangte Amy in Erinnerungen schwelgend. „Also ich meine nicht das Morden und Foltern, ich denke an die Silvesterfeier damals. Manchmal gab es doch Momente, wo ich die Alte wirklich geliebt habe.“ Narzissa schüttelte den Kopf. „Außerdem gehörte sie zu den wenigen Halbblutkindern, die die „besondere“ Ausbildung durch die Todesser erhielten.“ Harry nickte: „Obwohl inzwischen bis ins letzte Detail geklärt wurde, was die Todesser mit den Hogwartsschülern hier in Frankreich machten, halten sich doch noch immer viele Gerüchte hartnäckig.“ „Das sind alles logische Einwände.“, bestätigte Kingsley. „Was schlagt ihr vor?“ „Ein Gutachten im Vorfeld, das im Ernstfall jeden Auror darauf hinweist, dass Mr Malfoy nicht in Haft zu bringen ist.“, schlug Percy vor. „Das werden ich und Ron sehr gerne übernehmen. Wir machen Draco zu unserer persönlichen Aufgabe.“, beeilte sich Harry zu sagen. „Sehr gerne. Ihr seid jederzeit im Malfoy Manor willkommen.“, bestätigt Draco. „Dann ist doch alles geklärt!“, Harry sah wieder zu Shacklebolt. Der Zaubereiminister dachte einige Augenblicke nach, dann nickte er aber. „In Ordnung. Mr. Malfoy, wann gedenken Sie, Ihre Pläne Ihrer Frau vorzutragen?“ „Nun“, er sah zu Amy. „Vorher wollten wir mit unseren Kindern reden. Heute abend esse ich mit Scorpius hier bei meiner Mutter und Amy und Andromeda kümmern sich um ihre Zwilling und ihren Ältesten.“ Amy nickte. Das würde ein Kampf werden. „Ich werde selbstverständlich meinen Sohn dazu anhalten, dass er vorerst gegenüber seiner Mutter nichts sagt. Damit könnte ich euch beiden etwas Zeit für die Recherche einräumen. Was würdest du sagen, Harry, wie lange ihr braucht?“ Er pustete nachdenklich. „Nun ja, wir haben bereits eine dicke Akte über dich. Wir brauchen imprinzip deine momentanen Daten mit dem aktuellen Ist-Bestand abzugleichen... bis Freitag. Auf keinen Fall länger. Wir beeilen uns.“ „Dann könnte ich am kommenden Wochenende Astoria über die Scheidung in Kenntnis setzen.“ Narzissa vollführte einen freudigen Aufschrei, was alle anwesenden Augenpaare erschrocken aufblicken ließ. „Das heißt, dass ich meinen Geburtstag in zwei Wochen ins Manor verlegen könnte?!“, fragte sie freudig. „Das wäre doch schön!“, verkündete Andromeda. Draco sah zweifelnd zwischen den Frauen hin und her und dann zu Harry. Es war kein Geheimnis, dass Narzissa Malfoy seit Jahren mit einem Großteil des alten Phönixordens feierte. Sie war immerhin durch die Mitglieder rehabilitiert worden, als sie begann, die als Elfjährige getarnte Amy vor den Todessern zu schützen und den Widerstandskämpfern gelegentlich Informationen zukommen ließ. „Guck mich nicht so an!“, Harry hob abwehrend die Hände. „Der Geburtstag deiner Mutter ist sowas wie ein Familientreffen für uns alle. Und wenn es in Askaban stattfinden würde.“ „Naja, dort wird es hoffentlich nicht hinverlegt.“, erklärte Draco abwehrend. „Aber in Ordnung. Wenn du deine Gäste dazu überredet bekommst, zu uns ins Manor zu reisen, dann werde ich sicher nichts dagegen sagen. Außerdem wollte ich schon immer mal sehen, wie Tante Andromeda es schafft dich abzufüllen.“ „Gut, dann halten wir also fest, dass die Aurorenzentrale sich in der kommenden Woche genauer mit dem Hintergrund von Mr. Malfoy auseinander setzen wird, mit dem Ziel, dass wir eine eventuelle Beschuldigung durch Mr. Greengras so abwehren können.“, erklärt Shacklebolt abschließend und grinste dann. „Und dann freue ich mich auf deine Geburtstagsfeier im Malfoy Manor. Da wollte ich schon immer mal hin.“ „Ich glaube, dass ich es auch noch nie von Innen gesehen habe!“, erklärte Percy. „Also ich habe keine all zu guten Erinnerungen daran.“, warf Harry ein. „Dann sollten wir das Ändern.“, entschloss Amy lächelnd. „Sehr gut. Ich freue mich, dass wir zu einer Einigung kommen konnten... Wenn ich auch noch nicht weiß, wie wir das geschafft haben...“, Daco sah lächelnd, aber planlos, zwischen den Anwesenden hin und her. Das Gespräch verlief doch besser, als er gedacht hatte. Kingsley nickte und wollte bereits aufstehen, als Narzissa plötzlich noch etwas einfiel. Mit einem überraschten Laut machte sie auf sich aufmerksam. Perplex sahen die anderen sie an. „Sekunde, ich habe noch eine Frage.“ Der Minister setzte sich wieder. „Dann frag.“ „Das ist mehr was an dich, Percy, glaube ich.“ „Ach so?“, er sah überrascht drein. „Wie ist das jetzt, wenn Amy und Draco heiraten, dann übernehmen sie auch automatisch eine Elternschaft für ihre jeweiligen Kinder, oder?“ Percy dachte nach. „Nun, eine meiner Abteilungen versucht dieses Gesetz gerade etwas umzuschreiben, aber ja. Da sie noch nicht siebzehn sind, mit Außnahme von Valerius, wird Draco als Stiefvater der Zwillinge von Amy eingetragen. Valerius dagegen muss diesem Vorgang aufgrund seiner Volljährigkeit zustimmen. Bei Scorpius Hyperion Malfoy sieht das alles etwas anders aus. Seine leibliche Mutter ist am Leben. Das heißt, dass beide zu dem Thema offiziel vom Standesamt befragt werden müssen, wobei natürlich stärker auf den Wunsch von Mr. Malfoy Junior geachtet wird.“ Narzissa nickte. „In Ordnung... Und wie sieht es mit Beziehungen zwischen Stiefgeschwistern aus? Immerhin sind sie nicht Blutsverwandt.“ Kingsley, Percy und Harry zogen zeitgleich die Köpfe ein. „Wie jetzt?“, platzte es aus Harry heraus. Amy stöhnte nur genervt und schlug sich eine Hand an die Stirn. „Nicht schon wieder...“, murmelte sie. „Nicht beachten.“, bat Draco verzweifelt und warf einen traurigen Blick zu seiner Mutter. „Sie hat die fixe Idee, Scorpius und Valerija könnten Gefühle füreinander entwickeln. Sie lässt sie zusammen ein Projekt in ihrem Unterricht bearbeiten.“ Harry brach in schallendes Gelächter aus. „So abwegig ist das gar nicht!“, warf Narzissa grinsend ein. Potter beruhigte sich langsam wieder. „Gestern, als ihr noch mit Blaise, Theodore, Pansy und Mr. Fletcher geredet habt, da haben die beiden hier auf der Couch ein wenig... wie sagt man? Rumgeknutscht.“, sie machte spitze Lippen und freute sich sofort wieder. „Das war so niedlich!“ Draco zog die Augenbrauen zusammen und blickte zu Amy hinüber, die aber nur ratlos die Schultern zucken konnte. „Also, ich habe es ja nicht gesehen.“, erklärte Androme da schnell, wodurch Narzissa wieder zu kichern aufhörte. „Aber als ich rein kam, saßen sie auffällig unauffällig weit von einander entfernt und waren puterrot. Also vielleicht...“ „Au weia... ich hoffe, dass das Astoria nicht erfährt...“, murmelte Draco und hielt sich eine Hand vor den Mund. „Was ist mit dir, Draco, gar kein spitzes Wort dazu, dass dein Sohn mit einer Halbhexe verkehrt?“, fragte Harry grinsend. „Ich versuche gerade selbst eine heiraten. Noch weitere Fragen?“, warf er nur ratlos ein, was Harry wieder zum kichern brachte. „Ich wünschte ich hätte einen Zeitumkehrer, um das deinem früheren Ich zu sagen!“ „Mein früheres Ich hätte dich dafür geknutscht, weil du ihm dann gesagt hättest, dass ich Amy heiraten werde.“ Harry grinste weiter selig und dachte an alte Zeiten, als Narzissa sich wieder einmischte: „Also, Percy, was sagst du?“ „Nun, an sich muss ich dir erstmal sagen: Wo kein Kläger, da kein Richter. Sprich, selbst wenn Scorpius und Valerija etwas miteinander hätten, würde das im ersten Moment eh niemanden interessieren. Brisant wird es erst, wenn sie sich dazu entschließen sollten zu heiraten. Aber da sie nachweisen können, dass sie nicht Blutsverwandte sind – siehe Geburtsurkunden – wird auch das mit ein wenig Bürokratie zu regln sein. Und dann kann aus einer kleinen Miss Malfoy eine Mrs. Malfoy werden.“ Narzissa lachte glücklich und klatschte in die Hände. Kapitel 14: wenn Hochzeitsglocken läuten ---------------------------------------- Langsam machte ihm das alles Angst. Nicht auf einer negativen Art, sondern eher, weil es so anders war, als die Liebe, wie er sie bisher kannte. Eltern leben ihren Kindern vor, was Liebe wirklich ist und auch, wenn er wusste, dass seine Eltern so vollkommen unterschiedlich waren und Draco oftmals genervt von Astoria wirkte, so sah er diesen Zusammenhalt der beiden doch als Liebe an. Sie unterstützten einander und war das nicht das denn nicht der wichtigste Indikator für eine glückliche Bindung? Auch seine Beziehung zu Melinda hatte immer auf diese Art funktioniert. Er leitete sie an, sie folgte. Sie vergötterte ihn. Doch was er nun mit Valerija erlebte, das war so vollkommen anders. Trotzdem liebte er sie, da war er sich sicher. Nur wie passte das alles zusammen? Diese neuen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse... Die Blonde kicherte leise und sprang vor ihm die Stufen hinauf. Noch waren sie allein im Wohnhaus. „Nun mach schon! Sie kommen sicher gleich!“, rief sie zurück und hielt ungeduldig vor seiner Tür an. Er legte einen Finger an den Mund und zischelte leise, dass sie ruhig sein sollte. „Warte, warte!“, doch er konnte selbst nicht mehr. Er stellte den Besen gegen die Wand neben seiner Tür und drückte sie gegen das Holz. Als er den Kopf bereits senkte, hob sie die Arme und schlang sie ihm um den Hals. Fest drückten sich ihre Lippen aufeinander. Valerija seufzte leise und öffnete ihren Mund. Kurz biss sie ihm in die Unterlippe und er lachte tief. In dem Moment ging unten die Tür auf. „Valerija? Scorpius?“, hörten sie Molly rufen, die scheinbar die Erste war, die auf dem Weg vom Stadion wieder zurück zum Wohnhaus hinter ihnen her gekommen war. Eilig griff Scorpius nach der Klinke seines Zimmers und Valerija stolperte direkt hinein. Schnell nahm er seinen Besen und ehe ihre Verfolgerin die erste Etage erreichte, hatte er die Tür schon wieder so lautlos wie möglich geschlossen. Valerija lachte laut auf, als sie sah, wie hektisch er gewesen war und stellte ihren Besen beiseite. Erneut versuchte Scorpius sie zur Ruhe zu bewegen, doch ernst nehmen konnte man es nicht. Immerwieder durchbrach ein Glucksen seine mahnenden Laute. „Gib endlich Ruhe! Die Wände sind bestimmt nicht sonderlich dick!“, flüsterte er amüsiert, machte einen Satz auf sie zu und griff mit beiden Händen an ihren Unterkiefer. Sie seufzte leise, als er sie leidenschaftlich küsste. „Bleiben wir hier!“, flüsterte er. „Aber es gibt gleich Abendessen! Das Buffet ist immer das Beste!“, erklärte sie. „Egal, ich kann auch dich vernaschen.“ Kichernd ließ sie sich ungestühm küssend von ihm zum Bett drücken. „Es wäre zu auffällig, wenn wir erst beide überstürzt verschwinden und dann nicht zum Essen erscheinen. Wir haben danach aber die ganze Nacht! Erst am Strand beim Projekt und dann hier in deinem Bett... oder in meinem... oder in beiden?“ Er schob den warmen Flugmantel von ihren Schultern und sieß sie dann auf das Bett. Valerija beschloss, dass das Essen vollkommen überbewertet wurde und sah neugierig zu ihm auf, als er endlich auch seinen Umhang öffnete. „Wir gehen gleich, aber erst...“ „Scorpius!“, rief Narzissa auf der anderen Seite der Zimmertür und klopfte gegen das Holz. „Bist du da?“ Erschrocken sahen beide auf. Valerija sprang wie von einer Tarantel gestochen vom Bett. „Oh weia!“, hauchte Scorpius. „Schnell! Mach das Fenster auf!“, zischelte Valerija, giff nach ihrem Mantel und vollführte einen halben Hechtsprung zu ihrem Besen. Scorpius fuhr so plötzlich herum, dass er fast über seinen Sessel gefallen wäre. „Scorpius? Alles in Ordnung? Mach endlich auf!“, forderte Narzissa wiederholt auf der anderen Seite, als sie das laute Rumpeln hörte. „Eine Sekunde, Oma, ich bin gleich da.“, rief er zurück und riss das Fenster auf. Valerija sprang an seine Seite und zog ihren Zauberstab heraus. Ihr Fenster war nicht offen. Ein ensprechender Spruch sollte helfen. „Ok, doch erst essen... aber danach!“ „Alles klar... wir sehen uns am Strand.“, flüsterte Valerija. Er nickte schnell und zog sie noch ein letztes Mal an sich. Der Kuss war kurz und flüchtig, dann stieß sie sich ab und verließ das Zimmer. Er sah hinauf, bis sie durch das Fenster über seinem verschwunden war. „Scorpius?“, Narzissa klopfte schonwieder. Ihr Enkel seufzte leicht, zog schnell seinen und kontrolliert noch einmal sein Zimmer, ehe er sie hinein ließ. „Valerija, bist du eingeschlafen?“, fragte Adromeda mit Klopflauten wie Narzissa unten, als die kleine Veela noch nichteinmal vom Besen gestiegen war. „Das kann doch gar nicht sein! Sie muss hier sein! Sie ist kurz vor mir angekommen.“, hörte sie Molly leise sagen. „Sorry, Sekunde.“, Sie sprang schnell von ihrem Feuerblitz und stellte ihn in eine Ecke, hing den Mante daneben auf einen Stuhl. „Was machst du denn da drin?“, rief Andromeda. „Ich bin müde vom Training.“, antwortete sie einfach, sprang hinüber zur Tür und atmete erstmal tief aus, ehe sie sie öffnete. Neugierige, aber auch irritierte Blicke von Molly und Andromeda empfingen sie. „Die anderen sind direkt zum Abendessen gegangen.“, erklärte Molly nur. „Nur du und Scorpius, ihr seid erst zum Haus gelaufen.“ „Scorpius auch?“, fragte Valerija gespielt irritiert und ließ die beiden ein. Molly verzog das Gesicht wenig überzeugt. Dass Valerija einfach nicht lügen konnte, darauf wies auch Andromeda sie lieber nicht hin. Zumal eh beide ahnten, weshalb Scorpius und Valerija es so eilig gehabt hatten unbemerkt zum Wohnhaus zu gelangen und dann so lange brauchten, um die Türen zu öffnen. „Nun, was auch immer.“, die Lehrerin winkte ab. „Danke, Molly, für deine Hilfe. Du kannst ruhig schon essen gehen. Valerija wird mit mir mitkommen.“ Erschrocken sah die Blonde die Freundin ihrer Mutter an. „Was? Wieso? Hab ich was gemacht?“ „Nein, willst du was beichten?“, fragte Andromeda und konnt das schelmische Grinsen nicht mehr unterdrücken, doch das Mädchen schüttelte den Kopf. „Dann zieh dir was anderes an, in fünfzehn Minuten gibt es Abendessen bei deiner Mutter.“ „Was? Schon wieder?“, sie sah zwischen Andromeda und Molly hin und her, doch letztere zuckte nur mit den Schultern und verabschiedete sich mit kurzem Winken. Erst als sie weg war, sprach Valerija weiter. „Schon wieder mit den Malfoys?“ „Nein, diesesmal nicht. Nur deine Brüder, deine Mutter, du und ich.“, versprach Andromeda. „Und was ist mit Narzissa?“ „Narzissa isst mit ihrem Sohn und ihrem Enkel zu Abend.“ Irritiert kniff die Jüngere die Augen halb zusammen. „Warum nicht zusammen?“ „Hör auf zu fragen und zieh dich um.“ Die Atmosphäre war angespannt, fand Valerija. Vermutlich lag es daran, dass Andromeda die Einzige war, die sich normal verhielt. Ihre Mutter aß viel zu schnell und kroch dabei fast in ihren Teller und sie und ihre Brüder sahen sich nur immer wieder irritiert, aber auch aufmerksam an, als ahnten sie, dass das alles kein gutes Zeichen war. „Mit der Soße hast du dich mal wieder selbst übertroffen, Andromeda!“, verkündet Amy und stopfte zwei weitere volle Gabeln in ihren Mund, ehe sie die erste Ladung auch nur gekaut hatte. Die ältere Frau hob eine Augenbaue und sah sie zweifelnd an und auch Valerija warf einen verständnislosen Blick zu ihrem großen Bruder Valerius. Dieser perfekte, junge Mann kaute in Ruhe zuende und sah nachdenklich von seiner Schwester zu seiner Mutter. „Jetzt wirklich, Andromeda, was machst du da ran?“, fagte Amy und sah auf, begegnete dabei dem Kopfschütteln der Angesprochenen und den wenig überzeugten Blicken ihrer drei Kinder. „Alles klar.“, Valerius Stimme war ungewöhnlich tief, was bei dem Veelasohn nie ein gutes Zeichen war. Betont langsam – was nur umso kraftvoller wirkte – ließ er die Gabel sinken und griff nach der Serviette. Während er sich den Mund abtupfte, lehnte er sich zurück, dann landete der Stoff mit einer kurzen Geste neben seinem Teller. Eindringlich fixierte er seine Mutter. „Was hast du angestellt, Mam?“ „Gar nichts. Wie kommst du darauf, dass ich was verbrochen habe?“ Er schwieg nur blickte ihr weiter unnachgiebig in die Augen. „Ist das dein Ernst?“, fragte Velcan zweifelnd und verlieh damit der Frage seines Bruders nur noch mehr nachdruck. „Ich bin wirklich absolut unschuldig!“, verkündet Amy nervös und stach erneut in ihr Essen. „Mam, du frisst, als wäre das hier die letzte Mahlzeit deines Lebens.“, bemerkte Valerija. „Ist es das? Bist du krank?“, fragte Valerius gleich und beugte sich vor. Nun stand Sorge in seinem Gesicht und Amy begann leicht zu lächeln. Sie seufzte und würgte die letzten Happen hinunter. „Nein, alles gut. Mir fehlt nichts. Im Gegenteil. Ich bin sogar sehr glücklich, wisst ihr...“ „Warum dann das Essen heute?“, wollte Velcan wissen. „Und dann noch ohne Narzissa.“, bemerkte Valerius. „Oh, die ist nebenan in ihrer eigenen Wohnung und speist mit Mr. Malfoy und Scorpius.“, erklärte Valerija überflüssiger Weise. „Es ist wirklich nichts Schlimmes... glaube ich... na ja...“ „Mam, hör auf zu stottern und komm endlich zum Punkt.“, brummte Valerius und lehnte sich wieder zurück. „Hat dein Schoßhund ein paar Abraxaner gerissen?“ „Was? Nein, natürlich nicht! Cerberus ist perfekt abgerichtet!“ „Warum bist du dann so nervös?“ Amy seufzte und sah hilfesuchend zu Andromeda. Die Ältere seufzte leise und sah zu den Schülern. „Nun setzt sie doch nicht so unter Druck.“, bat sie. „Ganz ruhig, ihr werdet alles erfahren. Und es ist wirklich nichts Schlimmes, nur... na ja... etwas Großes...“ „Du bist schwanger!“, platzte es aus Velcan heraus. „Och, Mam, schon wieder? Wir sind doch schon drei!“, jammerte Valerius. „Wer sollte der Vater sein?“, fragte Valerija verständnislos und sah zwischen ihren Brüdern hin und her. Amy seufzte und rollte mit den Augen. „Nein, ich bin nicht schwanger.“, sie sah wieder auf ihren Teller und schuppste eine Bratkartoffel mit der Gabel herum. „Ihr wisst doch, dass ich euren Vater geliebt habe, oder?! Und das nichts auf der Welt Victorian ersetzen kann.“ Die drei sahen sich nur noch verwirrter an, Valerija griff nach ihrer Kette. „Worauf willst du hinaus?“ „Es gab immer zwei Männer in meinem Leben, während ich nach Hogwarts ging...“ „Schwerenöter!“, knurrte Velcan, der langsam frustriert darüber war, dass er nicht mehr hinterher kam, kassierte dafür aber nur einen bösen Blick seines älteren Bruders. „Ich war nicht wie ihr sieben Jahre in Hogwarts, Velcan. Ich war nur... etwas mehr als ein halbes Jahr dort Schülerin. Danach habe ich Privatunterricht von Narzissa, Andromeda, Molly, Arthur und Minerva erhalten. Manchmal auch von Harry, Ron und Hermine.“ „Aber du warst in Slytherin, oder?!“, verlange Valerija zu wissen. „Wie euer Vater, ja.“, sie nickte. „Aber wie kann es sein, dass du nur ein halbes Jahr dort warst?“ Amy seufzte leise. „Ich war nicht mein Leben lang magisch, so wie ihr.“ „Wie das?“, nun war auch Valerius verwirrt. „Als ich klein war, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, da fiel ich während einer Reitstunde vom Pferd. Die Verletzung, die ich davongetragen habe, blockierte das magische Erbe meines Vaters. Als das heraus kam, war es bereits zu spät und selbst die goßartigen Zaubererärzte im St. Mungo konnten mir nicht mehr helfen. Heutzutage ist das kein Problem mehr, aber damals war eine solche Verletzung zu schwerwiegend.“ „Das soll heißen?“ „Dass ich erst mit siebzehn erfahren habe, wer oder was mein Vater ist und was ich bin.“ „Wie hast du deine magischen Fähigkeiten wiederbekommen?“, fragte Valerija neugierig. Ihre Mutter begann nur zu lächeln und sah auf ihren Teller, als sie antwortete: „Ein kleiner Unfall mit dem zweiten Mann, den ich neben eurem Vater geliebt habe...“ Ihre Kinder sahen sich irritiert an. Was das wohl für ein Unfall war? „Jedenfalls, als ich erfuhr, wer ich bin, da war Voldemort gerade im Begriff wieder an die Macht zu kommen. Der Mann, den ich meine, war einer seiner Todesser.“ „Ein Todesser... Warst du in einen Hogwartslehrer verliebt, oder was ist los? Ein Schüler wird doch kein Todesser gewesen sein, oder?“ Sie schüttelte den Kopf. „Seine gesamte Familie gehörte zu den Todessern, oder sympathisierte zumindest mit ihnen. Von daher war es wohl vorprogrammiert, dass er, obwohl er erst siebzahn war wie ich, bereits ein Todesser wurde.“ „Und wie hast du ihn kennengelernt, wenn er ein Todesser war und du ein Muggel?“, fragte Valerius. „Er sollte einen Feind Voldemorts töten, hat es jedoch nicht geschafft. Voldemort hätte ihn wohl dafür hingerichtet, aber sein Vater sorgte für eine „grausamere“ Strafe. Sie gaben ihm einen Zaubertrank, der seine Kräfte blockiert hat, und so sollte er einen Sommer lang an diese Schule als Muggel leben.“ „Wieso ausgerechnet hier?“ „Wegen eures Großvaters Alfons Turner. Auch er gehörte zu den Todessern und hatte auf diesem Grundstück eine Muggelschule gegründet, um der Welt vorzugaukeln, er wäre eigentlich kein rassistischer Mensch. Zu der Tarnung gehörten auch meine Mutter und ich.“, Amy spielte verloren mit einem der Ringe an ihrem Finger, dessen Diamant aus der Asche ihres Vaters gepresst worden war. „Und trotzdem Starb Großvater Alfons, als er dich vor den Todessern rettete.“, bemerkte Valerius und seine Mutter nickte: „Ja, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls: Ich und dieser Todesser, wir hatten etwas miteinander. Wir waren sehr verliebt.“, sie sah mit einem Mal ihre Kinder durchdringend an. „Aber dann zerstörten diese Monster die Schule und haben alle getötet, bis auf mich. Ich konnte fliehen. Jedoch habe ich gesehen, wie mein Vater meine Mutter tötete und so dachte ich, dass es sicher nicht ratsam wäre unterzutauchen. Zumal ich ihn schwer bestohlen habe...“ Die Anwesenden nickten zustimmend und Andromeda sprach weiter: „Der Orden des Phönix hat eure Mutter unter seinen Schutz genommen und wir täuschten erst ihren Tod vor und verwandelten sie anschließend mit Hilfe eines Vielsafttrankes in eine Elfjährige. Wir dachten, dass sie in Hogwarts bei Minerva sicher wäre. Leider waren wir aber etwas zu voreilig, denn kurz nachdem sie offiziell in ihre Verkleidung schlüpfte, ergriffen die Todesser die Macht. Da sie die Schulpflicht einführten, war es nicht mehr möglich, sie aus der Maskerade heraus zu holen und zu verstecken.“ „Also kam ich 1997 in den ersten Jahrgang von Hogwarts, und nicht bereit wie Harry, Ron und Hermine 1991. Dort lernte ich schließlich eure Tante Ernesta kennen und euren Vater Victorian... und ich traf IHN wieder...“ Amy lachte leise. „Er und Victorian haben sich ständig wegen mir in den Haaren gehabt und haben versucht mich vom jeweiligen anderen fernzuhalten und...“ „Das war aber erst, nachdem er versucht hat dich zu töten, vergiss das nicht.“, warf Andromeda ein. „Also erstens, Andromeda, wusste er nicht, dass ich es bin. Er dachte, dass ich tot wäre. Zweitens war er danach, obwohl er nicht wusste, wer ich bin, dafür umsomehr um meine Sicherheit besorgt und drittens, glaubst du wirklich, dass diese Information besonders hilfreich ist, bei dem, was ich hier versuche meinen Kindern klar zu machen?“ „Also bisher verstehe ich nur Bahnhof.“, murmelte Velcan und seine Zwillingsschwester nickte, dann sah sie wieder zu ihrer Mutter: „Wie geht es weiter? Wenn du in so geliebt hast, warum hast du dann Papa gewählt?“ Amy seufzte leise. „Es war... keine wirklich freiwillige Enscheidung.“ Valerius kniff die Augen zusammen und sah seine Mutter druchdringend an. So aufgewühlt, wie bei diesen Erinnerungen an ihre Jugend, hatte er sie noch nie gesehen. „Er wurde gefasst, wie ihr euch denken könnt. Und er wurde nach Askaban gebracht.“ „Gerechtigkeit!“ „Velcan!“, donnerte Andromeda. „Nein, nein, wenn man ihn nicht kennt, dann wird man das sicher auch so sehen. Doch er war...“, sie suchte nach den richtigen Worten. „Eigentlich fühlte er sich nicht wohl in diesem Regime. Zumindest nicht, nachdem er mich kannte. Er hat mich so weit es ging vor den Todessern bewart, oder mir aus der Patsche geholfen. Meine Muggelklasse wurde nach der Zerstörung der Schule als Geister versklavt und er hat mir geholfen, sie zu befreien. Und er hat auch Onkel Harry einmal vor dem sicheren Tod bewahrt.“ „Onkel Harry?“, fragte Valerius irritiert – irgendwas klingelte, immerhin hatte der Vater seines besten Freundes James ihnen viel aus seiner Schulzeit erzählt – und Andromeda nickte, ehe sie für Amy weiter sprach: „Amy, die Geister und auch Harry haben bei seiner Verhandlung für ihn ausgesagt und er kam frei. Aber er war versprochen und sein Schwiegervater bestand auf die Eheschließung, zur Reinhaltung des Blutes. Andernfalls wollte er doch noch dafür sorgen, dass die Liebe eurer Mutter nach Askaban kam.“ Valerija überlegte. Wann hatte sie sowas schon einmal gehört? Die Trennung von sich Liebenden, weil einer versprochen war und der andere nur halb... „Und warum erzählst du uns das alles?“, fragte Velcan. „Nun, die Zeiten haben sich geändert. Und er hat bereits vielen Hexen und Zauberern, egal welcher Abstammung, das Leben gerettet. Er ist Arzt.“ Arzt? In Valerija keimte der Verdacht auf zu wissen, wen ihre Mutter meinte. „Und weiter? Er ist doch verheiratet, oder?“ „Schon, aber er wird seine Frau verlassen und... und wir wollen heiraten.“, Amy sah ihre Kinder nach einander an. An Valerija blieb sie hängen. Ihre Tochter wurde gerade leichenblass. „Und wer ist er?“, verlangte Valerius nun nach einem Namen. Amy schluckte schwer, sah auf ihr Essen hinab und griff nach ihrer Gabel. Unter den wenig begeisterten Blicken ihrer Söhne schaufelte sie sich wieder einige Bissen in den Mund. „ä-o äl-oi“ „Beiß nochmal ab, dann verstehen wir dich besser.“, erklärte Valerius sarkastisch. Valerija klappte der Mund auf. Sie dachte an den Namen Draco Malfoy und war sich sicher, dass ihre Mutter genau das gerade gesagt hatte. Amy stopfte noch eine Gabel hinterher und kroch tiefer in ihren Teller, doch das, was sie daraufhin sagte, war noch schwerer verständlich. Andromeda seufzte leise und Valerius nahm seiner Mutter kurzerhand die Gabel und den Teller weg. „Schluck runter!“, knurrte er sie ungeduldig an. „Also, wer ist es?“ Sie kaute noch einige Augenblicke übertrieben lansam auf ihrem Essen herum, dann würgte sie es in großer Geste hinunter, doch ehe sie etwas sagen konnte, klopfte es an der Tür. Dankbar für diese Ablenkung sprang sie – sehr zum Unmut ihrer Kinder – auf und lief hinüber zur Tür. Andromeda wies Valerius an, den Teller seiner Mutter abzustellen, dann sahen sie auf. Amy öffnete ohne weitere Fragen die Tür und blickte in die traurigen Augen von Draco... … Noch wenige Minuten zuvor hate Narzissa einen Brotkorb hereingetragen und setzte sich an den kleinen, runden Tisch zu Scorpius und Draco. „Ich denke, dass wir diese Saison locker gewinnen werden!“, erkärte Ersterer übereifrig und griff nach zwei weiteren Schnitten. Draco lächelte nur voller Vaterstolz und beobachtete seinen – für ihn – perfekten Sohn dabei, wie er von ihrem Training schwärmte. „Ich weiß, Valerius ist außer Hexer auch Veela und Muggel, aber er ist wirklich unglaublich schnell und geschickt auf seinem Besen!“ „Ich weiß, ich habe ihn in den letzten Jahren während deiner Spiele gegen Gryffindor erleben dürfen.“ „Und Dominique und Valerija – glaub mir, Vater – beide Veelablut und die eine außerdem auch Muggel, aber wir drei zusammen sind unschlagbar!“ Draco lachte. „Ich sehe, euer Training war erfolgreich.“ „Mehr als das!“, Scorpius blieb plötzlich der Bissen im Mund stecken. „Ich enttäusche dich doch nicht, oder Vater? Weil ich in einer Mannschaft spiele, in der nicht ausschließlich Reinblüter sind.“ Draco schüttelte den Kopf. „Nein, mein Sohn. Du sollst deinen Spaß haben. Und wie ich sehe, hast du deine Freude an Quidditch nicht verloren.“ „Ganz und gar nicht, Vater! Dieses Jahr wird die beste Saison stattfinden, die ich jemals gespielt habe.“ „Ich habe übrigens bereits die Dauerkarten für uns besorgt, für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr.“ „Wirklich?!“, Scorpius sah seinen Vater freudestrahlend an. „Natürlich. Das habe ich dir doch versprochen, oder? Seit du in der Slytherinmannschaft bist und deine Liebe zu Quidditch entdeckt hast. Nächstes Jahr können wir uns jedes Spiel ansehen, das du möchtest.“ Scorpius jubelt. „Wo wir gerade bei dem Thema „Liebe“ sind, Draco, wolltest du deinem Sohn nicht etwas sagen?“, fragte Narzissa lächelnd und Scorpius sah überrascht auf. Sofort kroch eine böse Ahnung in ihm hoch. Ob sein Vater herausgefunden hatte, dass er etwas mit Valerija Turner hatte? Sicher hatte er zu sehr von seiner Mannschaftskameradin geschwärmt. Mit ihr spielen war das eine, aber mit ihr nackt im Bett zu liegen war etwas vollkommen anderes. „Zu dem Verlobungsvertrag mit den Zabinis...“ Nun wurde er Kalkweis. Stimmt, da war noch etwas... Hoffentich sagte er jetzt nicht ,dass... „Ich habe zu Blaise gesagt, dass ich ihn nicht unterzeichnen werde.“ Scorpius wagte nicht zu zeigen, wie überglücklich er über diese Entscheidung seines Vaters war. Er zwang also seinen Puls und sein Herz sich zu beruhigen und nicht gleich Luftsprünge zu machen. „Wie kommts?“ „Wegen dem, was Melinda mit Valerija Turner anstellen wollte.“, erklärte Draco, als wäre es das Selbstverständlichste auf dieser Welt. „Ich kann solch ein Verhalten, egal unter welchen Umständen, nicht tollerieren. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht unterschreiben werde. Wenn du eines Tages heiratest, dann möchte ich, dass du dir deine Frau selbst aussuchst.“, erklärte er und Scorpius musste grinsen. „Danke, Vater. Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich bin. Ich fand es auch nicht besonders berauschend, was meine Freunde sich da ausgedacht haben. Ich bin froh, dass Eric da nicht mit drin gesteckt hat.“ Draco nickt. „Ja, das habe ich gemerkt, als du Valerija in ihrem Zustand zu uns gebracht hast. Ich bin sehr stolz darauf, solch einen gerechten und vernünftigen Sohn großgezogen zu haben.“ Scorpius lächelte leicht. Diese warmen Worte seines Vaters bestärkten ihn. Er fühlte sich, als könnte er absolut alles schaffen. Doch er wagte nicht sich zu weit vorzulehnen und ihm mehr von sich und Valerija zu berichten. Wer wusste schon, wie Draco darauf reagierte, wenn er hörte, dass sein Sohn mit einem Halbblut... Also versuchte er diese ganze Affäre zu überspielen: „Danke für dein Vertrauen, Vater. Ich werde dich nicht enttäuschen. Sei sicher, dass ich auch ohne deine Kontrolle immer auf die Reinheit des Stammbaums Malfoy achten werde.“ Scorpius lächelte breit, doch da die gute Laune aus Dracos Gesicht verschwandt, musste er sich doch zangsläufig fragen, ob er gerade etwas Falsches gesagt hatte. Der Vater seufzte und sah zu Narzissa hinüber, die leicht den Kopf schüttelte und die Schultern zuckte. „Scorpius“, Draco sah ihn traurig an. „Ich will nicht, dass du nach der Reinheit der Blutslinie deine Frau erwählst.“ Nun viel den Jungen doch beinahe die Kinnlade auf den Teller. „Wie meinst du das, Vater?“ „Ich gebe dir freie Hand, weil ich möchte, dass du deinem Herzen folgst. Heirate von mir aus ein Reinblut, ein Halbblut, ein Schlamm... ich meine eine Muggelgeborene oder gar ein Muggel, es ist mir gleich.“ Entsetzt sah Scorpius seinen Vater an. Hieß das nun, dass er ihm egal war? Hieß das, dass er sich nicht für seinen Sohn interessierte? Diese Situation war ganz anders als alles, was er von seinen Eltern gewohnt war. „Vater... Was... Was soll... Was soll das heißen?“, stammelte er irritiert. „Das soll heißen, mein Sohn, dass du wissen sollst, dass mir der gesellschaftliche Rang oder die Abstammung deiner zukünftigen Braut egal sein wird. Die Hauptsache ist, dass sie eine vernünftige Person ist und dich glücklich macht.“ Scorpius schluckte schwer. War das nun seine Gelegenheit, ihm von Valerija zu erzählen? Oder war das ein Test seines Vaters, um die Standfestigkeit und Würde seines Sohnes zu prüfe und ob er es wirklich wert war ein Malfoy zu sein? Er sah zu seiner Großmutter, doch Narzissa lächelte nur friedlich und liebevoll. „Ebenso, mein Sohn, würde ich mir wünschen, dass du Verständnis und Akzeptanz für meine Entscheidungen hast.“ Sofort sah er wieder zu Draco. „Was ist los, Vater? Ist etwas passiert?“ „So kann man es sagen.“, Draco nickte. Scorpius hatte es gewusst! Er war hinter seine Liaison mit der Viertelveela gkommen und wollte ihm dies nun verbieten. Sicher, sie war kein Reinblut und sein Verhältnis war so ganz anders, als das, was er unter einer wirklich echten, funktionierenden Verbindung verstand, aber... Er legte gerade seine Gabel beiseite und wollte seinen Vater anflehen, Valerija wenigstens eine Chance zu geben, als Draco schon weitersprach: „Erinnerst du dich daran, dass ich dir von meiner früheren Liebe erzählte?“ Nun zog sein Sohn doch den Kopf ein. Natürlich wusste er das noch. Er war entsetzt gewesen, als sein Vater, der sonst so erpicht auf die Reinheit des Blutes war, ihm von dem Halbblut erzählte, dass er einst geliebt hatte. Wobei, waren seine Worte nicht gewesen, dass er sie noch immer lieben würde? Nur warum fing er nun wieder davon an? „Scorpius? Hörst du noch zu?“, fragte Narzissa leise und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ja, klar.“, beeilt er sich zu sagen. Draco nickte und sucht nach Worten. „Scorpius, ich habe diese Frau wiedergefunden.“, eröffnete er ihm. „Und nun?“, fragte der. „Warum erzählst du mir das? Ich meine... Es ist doch vorbei, oder? Ich meine, du hast Mutter. Ihr seid glücklich...“ Draco schüttelte den Kopf. „Ich war nie glücklich mit deiner Mutter, Scorpius.“ Nun war er wirklich ruhig. Er war nicht glücklich mi Astoria? Aber wie konnte das sein? Sie waren ein perfektes Team, sie unterstützten einander... „Aber ihr habt mich bekommen!“ „Natürlich. Wir wurden verheiratet, damit die Familie Malfoy einen Erben bekommt.“ Scorpius mahlte mit seinen Zähnen. „Vielen Dank, Vater.“ „Nein, mein Schatz, so meinte er das doch gar nicht!“, beeilte sich Narzissa zu sagen und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Nein? So klang es aber gerade. Dass ich einfach etwas bin, dass entstehen musste, aber er nicht wollte.“, erklärte Scorpius und sprang mit einem Schlag auf, schüttelte so die Hand seiner Großmutter ab. „Nein, Scorpius. So meine ich das nicht.“, Draco erhob sich und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Eindringlich sah er ihn an. „Du bist mein Sohn, egal wer deine Mutter ist. Und das wirst du immer sein. Und natürlich liebe ich dich von ganzem Herzen.“ Scorpius grummelte noch immer. „Egal, was zwischen mir und deiner Mutter ist und was nicht, du bist meine Familie, verstehst du mich?!“ Scorpius sah zu Boden. Natürlich verstand er das und er glaubte an die Worte seines Vaters. Dennoch war es für ihn nicht zu begreifen, wie Draco so einfach sagen konnte, dass er Astoria nicht liebte. Sie hatten ein Kind. Sie drei gehörten doch zusammen... Er ließ sich von ihm wieder auf seinen Stuhl positionieren und dann sah er seinem Vater dabei zu, wie er sich auch wieder setzte. Wie konnte Draco sagen, dass er Astoria nicht liebte? War das denn nicht Liebe, was sie hatten? Scorpius stellte die Ellenbogen auf den Tisch und rieb sich die Augen. Er war verwirrt. Seine eigene Beziehung zu Melinda erinnerte ihn immerwieder an die Ehe seiner Eltern. Und auch, wenn er sich sicher war, dass seine Stunden mit Valerija wesentlich schöner waren, so war er sich doch bewusst, dass Melinda etwas... tieferes war, oder nicht? Egal, wie viel Mist sie in den letzten Tagen gebaut hatte, er liebte sie doch... So wie auch Valerija. Plötzlich wurde er ruhelos und nervös. Er liebte sie beide. Was sollte er nur tun? „Was willst du mir sagen, Vater?“, fragte Scorpius also und Draco atmete einmal tief durch. „Das, was früher zwischen dieser Frau und mir stand, das existiert heute nicht mehr.“, erklärte er. „Ich habe alles Nötige in die Wege geleitet.“ „Alles Nötige? Wofür?“ „Ich möchte, dass du mit deiner Großmutter am kommenden Wochenende mit dem Flohnetzwerk zu uns in das Malfoy Manor reist. Dort werde ich deiner Mutter sagen, dass ich mich von ihr trennen werde, um meine alte Liebe nun endlich heiraten zu können.“ „WAS?“, brüllte Scorpius nach einigen Sekunden entsetzt. „Ist das dein Ernst? Du willst Mutter verlassen? Wofür?“ „Für Amy Turner.“ „Für“, Scorpius wurde aschfahl. „TURNER? Unsere Direktorin? Die Mutter von Valerius, Velcan und Valerija?“ „Ich dachte du verstehst dich nun mit den Turnergeschwistern? Ihr seid in einer Mannschaft.“, erklärte Draco plötzlich geschockt von dem Ausbruch seines Sohns. „Sie sind keine Reinblüter!“ „Ja und?“, platzte es auch aus Narzissa heraus. „Ich weiß das, Sohn, aber...“, Draco wusste nicht mehr, was er sagen sollte. „Du hast Mutter betrogen, stimmt's?!“, fuhr Scorpius ihn weiter an. „Ja, aber...“ Nun sprang der Jugendliche auf und Narzissa und Draco folgten. „Ich weiß, dass das ein Schock für dich sein muss, Scorpius, aber bitte, versuche mich zu verstehen. Ich war nur wenig älter als du, als ich Amy kennen lernte und ich weiß, wie verwirrt du sein musst. Auch ich habe damals meine Gefühle für sie nicht verstanden. Sie ist ein Halbblut und meine Beziehung zu ihr war so anders als alles, was ich über Liebe wusste, aber es hat mich ewig gequält, dass ich mich damals nicht einfach für sie entscheiden konnte. Nun endlich haben wir eine Chance, verstehst du mich?“ Scorpius schnaubte und stieß den Stuhl an den Tisch. „Ich bin mir sicher, dass du es verstehst.“, erklärte Narzissa. „Ich habe dich nie so innig mit Melinda erlebt, wie gestern auf dieser Couch hier mit Valerija!“ Geschockt sah Scorpius seine Großmutter an und dann seinen Vater, doch der schien alles andere als überrascht von dieser Neuigkeit. Ruhig – und doch etwas verzweifelt – sah er seinen Sohn an. „Valerija wird zwar deine Schwester“, erklärte Narzissa weiter. „Aber ihr beide seid dennoch nicht Blutsverwandt. Eine Beziehung zwischen euch ist vollkommen legal, wenn es das ist, was dir Angst bereitet, Scorpius.“ Draco nickte nur. Noch immer war keine Spur einer Anklage in seinem Blick, was Scorpius ebenso schockierte, wie irritierte. Er wurde rot. Sein Vater wusste von Valerija und hatte den Mund gehalten. Es schien ihm ernst damit, als er sagte, dass ihm der Blutsstatus seiner Freundin egal wäre. Doch Draco wollte noch einen Schritt weitergehen. Er wollte Astoria verlassen! So sehr sie Scorpius auch manchmal auf die Nerven ging, er liebte seine Mutter! „Und nun? Was willst du nun von mir? Dass ich dir dankend um den Hals falle?“ „Deine Mutter wird deine Beziehung zu Valerija Turner niemals gutheißen.“, verkündete Draco – warum wusste er selbst nicht genau. „Das muss sie auch nicht. Ich wollte nicht, dass es irgendjemand irgendwann erfährt!“ Was so eigentlich nicht ganz stimmte, wie ihm selbst klar war. Valerija machte ihn glücklich und er wollte dieses Glück in die ganze Welt hinaus schreien. Er wollte sich nich mit ihr verstecken müssen. „Du liebst sie also nicht?“, fragte Narzissa verständnislos, fast schon traurig. „Nein, natürlich nicht! Sie ist doch nicht einmal ansatzweise reinblütig!“ Draco seufzte leise. „Das ist bei Gefühlen relativ egal...“ „Nein, ist es nicht!“, donnerte Scorpius. „Wie kannst du sowas nur sagen, Vater? Wie kannst du unsere Familie wegschmeißen, wegen... wegen...“ „Scorpius, pass jetzt ja ganz genau auf, was du sagst!“, brüllte Narzissa streng und beide Männer sahen sie erschrocken an. Doch dieser Schock wich bei Scorpius sofort erneuter Wut. „Valerija ist nichts für mich, nur ein wenig Spaß am Rande. Ich liebe Melinda. So wie es sein sollte und wie es richtig ist! Sie ist für mich das, was Mutter für dich ist.“ „Dann liebst du Melinda nicht.“ „Falsch! Du hast dich einfach nur verhexen lassen von einer... einer... einer Person niederen Standes! Ohne Herkunft und Würde und Rang und Namen...“ Draco sah seinen Sohn vollkommen entgeistert an. Er hatte sich geirrt. Scorpius war genau das, was er damals in seinem Alter gewesen war. Er hatte zu lange die Füße still gehalten und Astoria machen lassen und nun war sein eigener Sohn in eben den gleichen, unerschütterlichen Idealen gefangen, wie einst er. Er schluckte. „Scorpius, ich verstehe deinen Zorn, deine Verwirrung und deine Enttäuschung...“ „Einen Dreck verstehst du!“, knurrte er ihn an. „Hör zu, ich werde Amy Turner heiraten. Und das werde ich deiner Mutter in der kommenden Woche auch sagen. Ich möchte dich bitten, dass du dich beruhigst und über alles nachdenkst. Und bitte, rede noch nicht mit deiner Mutter darüber. Ich will es ihr selbst sagen, verstehst du?!“ „Jetzt verlangst du auch noch, dass ich Mutter wegen dir belüge?“ „Nein, ich möchte nur nicht, dass du es ihr einfach erzählst. Bitte, Scorpius.“ Wieder schnaubte der Junge. Er spürte, wie sein Hals sich zuschnürrte und er schmeckte bereits das bittere Salz der Tränen in seinem Mund. Er war so verwirrt und durcheinander. „Bitte, Scorpius. Beruhige dich. Setz dich hin. Soll ich dir einen Kakao machen?“, fragte Narzissa. „Kakao ist was für Schwächlinge und Mädchen.“, knurrte er und sah seinen Vater finster in die Augen. Das darauf Folgende spukte er ihm fast entgegen: „Und für Verräter!“ Damit ließ er die beiden stehen und verschwandt aus der Wohnung. Draco sah seinem einzigen leiblichen Kind fassungslos hinterher. Etwas zersprang in seiner Brust. Er hatte gerade seinen besten Freund verloren. Kapitel 15: Sandspiele ---------------------- Es war bereits dunkel, als Valerija mit den Utensilien für das Projekt durch den Sand stapfte. Der Wind vom Meer weht ihr um die Ohren, doch sonst war alles still. Nachdem Draco seiner neuen Familie erzählt hatte, was mit Scorpius vorgefallen war, hatten sie und ihre Brüder schweigend das Haus verlassen. Sicher, auch für sie war es eine Überraschung gewesen, doch sie hatten gesehen, wie nahe sich Draco und Amy standen und so fiel es ihnen nicht schwer diese Verbindung zu akzeptieren. Doch für Scorpius musste es etwas anderes sein. Im Gegensatz zu den Turner-Geschwistern, hatte er immer mit beiden Elternteilen zusammen gelebt. Velcan und Valerija hatten ihren Vater niemals kennen gelernt und auch Valerius war erst zwei Jahre alt gewesen, als Voctorian verstarb. Keiner – außer ihrer Mutter – erinnerte sich daher wirklich an ihn. Und dass Amy lange genug um ihren Mann getrauert hatte, das wussten sie. Nun wollten sie, dass sie glücklich war. Die Reaktion von Scorpius dagegen, auf die Pläne seines Vaters, warfen einen langen, schwarzen Schatten auf die anstehende Hochzeit. Hinter der nächsten Düne kam das alte Stelzenhaus am Strand in Sicht. Valerija hielt die Luft an und fixierte die Person, die gebückt im Sand davor herum wühlte und immer wieder irgendwas in das Meer schmiss – vermutlich Steine und Muscheln. In jeder Bewegung von Scorpius konnte man erkennen, wie geladen er war. Valerija lief etwas schneller. Sie hatte sich geschworen, dass sie mit ihm reden würde und ihn wieder zur Vernunft brachte. Niemandem half es, dass er einen solchen – absolut nicht gerechfertigten – Hass auf seinen Vater entwickelte und womöglich noch Astoria von Dracos Scheidungsplänen erzählte, ehe er es selbst machen konnte. Im schlimmsten Fall würde der Aurorenzentrale keine andere Möglichkeit bleiben, als Draco in Untersuchungshaft zu stecken. „Scorpius“, Valerija legte die letzten Meter joggend zurück und hielt gerade so noch seine Hände auf, ehe er erneut einen Stein in die Wellen schmeißen konnte. „Nimm den runter.“ Sie nahm ihm ihn ab, doch kaum, dass sie das kalte Material ergriffen hatte, riss Scorpius sich von ihr los. „Fass mich bloß nicht an!“, bellte er und funkelte sie sauer an. „Warum bist du so sauer, Scorpius?!“, fragte sie. „Komm, setz dich mit mir hin und wir reden, in Ordnung?“, sie schob ihn weg vom Wasser unter das Stelzenhaus. Ehe sie ihn jedoch auf den Boden drücken konnte, schlug er ihre Hände wieder weg und plumpse wie ein nasser Sack auf seinen Hintern. Schnaubend drehte er den Kopf weg und sah den Strand hinunter, wo es zu den Wohnhäusern ging. Mit gemischten Gefühlen nahm er zur Kenntnis, dass Valerija sich neben ihn setzte. Auffordernd und eindringlich sah sie ihn an, dann griff sie seine Hand. „Hey, Scorpius, bitte rede mit mir. Ich bin für dich da, schon vergessen?“ Die Berührung ihrer kalten Finger schien ihn schon wieder zu beruhigen und er drehte den Kopf zu ihr, doch seine Mimik war nicht zu entschlüsseln. „Du bist sauer, weil sie heiraten wollen, oder?“ Scorpius schnaubte, sagte jedoch nichts weiter. Seit er diese unheilvolle Wohnung seiner Großmutter verlassen hatte, dachte er immer wieder an seinen Vater, seine Mutter und die Direktorin und dann an sich, Melinda und Valerija. Es stimmte, dass sein Vater und seine Mutter nie so innig miteinander umgingen, wie es beispielsweise Narzissa mit Lucius tat, obwohl dieser kaum noch auf äußere Einflüsse reagiert hatte, nachdem er aus Askaban zurück kam. Lucuis Malfoy hatte bis zu seinem Tod die meiste Zeit schweigend und wie in einer anderen Welt gefangen in seinem Rollstuhl vor einem Fenster oder auf der Terasse gestanden und in das Nichts gestarrt. Seine Großmutter hatte ihm fürchterlich Leid getan. Sie war immer um ihn herum, hat ihm vorgelesen, hatte seine Hand gehalten, mit ihm gekuschelt... und immer hatte sie geweint. Er hatte versucht sich solch eine Beziehung zwischen seiner Mutter und seinem Vater vorzustellen, es hatte nicht funktioniert. Astoria Malfoy würde vermutlich Pflegepersonal kommen lassen und sich den Rest des Tages mit ihrer Schwester auf der Pferderennbahn vergnügen. Doch nichts desto trotz, wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass die Beziehung der Beiden begrenzt war. Immerhin waren sie verheiratet und hatten einen Sohn, hielten auch ansonsten in jeder Lebenslage zusammen. Zumindest wenn man ihre Einstellung gegenüber nicht reinblütigen Hexen und Zauberern außer Acht ließ. Was also sollte an Dracos Beziehung zu Amy Turner so anders sein, dass er dafür die gesamte Familie vor den Kopf stieß? An dieser Stelle dachte er über sich und seine zwei Mädchen nach. Melinda und er entsprachen der Beziehung seiner Eltern. Sie war nicht so leidenschaftlich wie seine Verbindung mit Valerija, doch er wusste, dass er sich ebenso bedingungslos auf Melinda verlassen konnte, wie sein Vater auf Astoria. Der perfeke Beweis dafür war doch der Liebestank gewesen. Es war ohne jeden Zweifel eine dumme Schnappsidee, eigentlich hatte sie ihn damit doch nur verteidigen wollen. Das hieß doch, dass sie hinter ihm stand und er sich auf sie verlassen konnte. Valerija dagegen... War ihre Beziehung nicht rein körperlicher Natur? Die Veela kannte ihn überhaupt nicht und wirklich zeitgenommen hatten sie sich doch auch nicht, um einander kennenzulernen. Er dachte an den vergangenen Abend, wo sie weiter unten am Wasser nebeneinander im Sand gelegen hatten und über die Sterne philosophierten und über ihre Familien sprachen. Noch vor vierundzwanzig Stunden war er ebenso bereit gewesen – wie sein Vater für Amy – einfach alles für Valerija stehen und liegen zu lassen und mit jedem zu brechen, der ihre Gefühle füreinander nicht akzeptieren konnte. Doch gab es da überhaupt tiefere Gefühle, wie er sie für Melinda empfand – oder zumindest glaubte zu empfinden? Oder war Valerija tatsächlich einfach nur eine erotische Fantasie, die er ausleben wollte? Sie stammte von einer Veela ab. Niemand würde ihr widerstehen können, wenn sie es drauf anlag, das wusst er. Und vielleicht war das auch bei ihm der Fall. Vielleicht waren die Gefühle für Valerija nichts als reine Lust, in die er – wegen seiner Jugend und Unerfahrenheit – zu stark interpretierte. Nur was war dann das für eine Beziehung seines Vaters zu der Direktorin? Immerhin war Amy keine Veela. Vielleicht eine Midlife-Crisis? Mit Sicherheit! Er sagte ja, dass er sie früher geliebt hatte und vielleicht überlegt er nun in dieser unsicheren Phase seines Lebens, was alles besser gelaufen wäre, wenn er sie als Ehefrau gehabt hätte. Das Gras auf der anderen Seite des Zaunes schien immer etwas grüner, als das eigene und so war Draco dem Irrtum erlegen, dass es im mit Mrs. Turner besser ging. Doch dann würde Draco auf lange Sicht gesehen einen großen Fehler machen, oder? Genauso wie Scorpius, wenn er alles für Valerija aufgab. Irgendwann würde sein Vater wieder zur Besinnung kommen – da war er sich sicher – und wenn Scorpius dann kein Reinblut an seiner Seite vorweisen konnte, dann würde sein Vater sicherlich duchdrehen... „Dein Vater wirkte sehr traurig.“, überrascht drehte er den Kopf zu dem Mädchen bei ihm. Er hatte total vergessen, dass sie neben ihm saß... Obwohl... Seine Hand umschloss schon wieder genauso fest ihre, wie sie seine. Und als er in ihre Augen sah, da wollte er sie nicht wieder loslassen. Er fühlte sich schlecht. Nichts in seinem Leben war wie vorher. Alles hatte sich in den letzten Stunden um einhundertachtzig Grad gedreht. Er war verwirrt. „Ich bin der Meinung, dass er einen Fehler macht.“ „Warum? Hast du nicht gestern selbst gesagt, dass deine Eltern eigentlich nicht zusammenpassen und nur deshalb verheiratet sind, weil es von deinen Großeltern so beschlossen wurde?“ Er seufzte. „Schon, aber...“ „Ich sehe da kein „aber“. Dein Vater und meine Mutter haben sich schon in Hogwarts geliebt, nur konnten sie nicht zusammen bleiben, wegen der Vergangenheit deines Vaters und dem bereits bestehenden Verlobungsvertrag. Und nun, wo alle Hindernisse zwischen ihnen beseitigt sind, wollen sie eben ihr Leben neu einrichten. Ich finde das eigentlich sogar sehr romantisch.“ Scorpius schnaubte. „Romantisch? Was weiß du denn schon? Meine Eltern haben sich trotzdem immer geliebt. Ich meine, sie haben doch mich bekommen!“ An dieser Stelle wusse Valerija auch nichts mehr zu sagen. Immerhin konnte sie sich nicht vorstellen mit jemandem zu schlafen, für den sie keine Gefühle hegte. Es war demnach für sie undenkbar, dass Draco und Astoria einfach für einen Erben gesorgt hatten und danach war es dann vorbei mit jeglicher... Nähe. „Und jetzt will er einfach unsere Familie zerstören, nur wegen... wegen einer...“, er konnte es nicht aussprechen. Wer wusste schon, wie Valerija reagierte, wenn er ihre Mutter beleidigte? Doch das Mädchen seufzte nur. „Und wenn er einfach festgestellt hat, dass er sowohl deine Mutter, als auch meine liebt, aber die Gefühle für meine nun mal stärker sind?“ Scorpius senkte den Kopf und sah auf den Sand zwischen seine Füße. Gefühle für zwei Personen, nur dass man eine von beiden mehr liebt. Ging sowas denn? Verzweifelt sah er an die Holzplanken über ihnen und löste die Finger aus der Hand von Valerija. Er lehnt sich zurück, sodass er auf den Händen gestützt da saß. Seine Freundin sah zu ihm zurück. Eigentlich kann man doch nur eine Person wirklich lieben. Zumindest war er sich in diesem Punkt sicher. Man konnte sich zu einer anderen vielleicht hingezogen fühlen und pure Lust empfinden, wenn man sie sah... War das die Lösung? Er schloss die Augen. Alles in seinem Kopf und seinem Herz schien vollkommen durcheinander zu geraten. Er dachte erneut an Valerija und Melinda. Valerija. Sie war leidenschaftlich und das erste Mal seit langer Zeit fühlte er sich wieder richtig erregt. Bei ihr spürte selbst er, dass er so hart war, wie schon lange nicht mehr. Oder womöglich nie zuvor. Er wollte sie einfach haben... Doch war das mehr, als schlichte Begierde? War das wirklich schon Liebe? Wenn er an Melinda dachte, dann reagierte sein Körper wesentlich nüchterner. Auch sie war eine Schönheit, heiß und voller Feuer, doch womöglich hatte er sich einfach so an sie gewöhnt, dass er das Kitzeln und Zappeln der vielen Schmetterlinge im Bauch nicht mehr so drastisch spürte, wie bei Valerija, wenn er in diese eisblauen Meere sah. Doch Melinda war für ihn das, das Astoria für seinen Vater war. Rückhalt, eine starke Frau hinter einem noch stärkeren Mann... Doch konnte er das noch ernst nehmen, nachdem sein Vater sagte, er würde seine Mutter verlassen? Erschrocken machte Valerija einen Satz auf ihrem Hintern zurück, als Scorpius plötzlich frustriert aufschrie und sich wieder vorbeugte. Wie ein Irrer raufte er sich die dicken, langen Haare und ließ dann die Unterarme über seine Knie liegen. Wie konnte er herausfinden, welche seiner Mädchen die eine welche war? Sein Kopf sackte nach vorn, zwischen die angzogenen Beine und eine seiner Hände strich über seinen Hinterkopf und den Nacken. Valerija seufzte. „Komm schon, Scorpius...“, sie kroch wieder etwas näher und rutschte mit dem gesamten Körper so dicht an ihn heran, dass sie sich unweigerlich berührten. Ihre Arme schlangen sich um seine Taille und ihre Lippen suchten sich einen Weg durch seinen Haarschleier, um ihm einen kurzen Kuss zu schenken. „Vielleicht sollten wir uns zurücklehnen und warten, was geschieht...“, flüsterte sie. „Ich muss dir sagen, dass die größte Angst, die ich habe, eher die ist, dass wir beide... dass es verboten ist.“ Scorpius hob den Kopf und schüttelte ihn sacht, als er wieder zu ihr sah. „Keine Sorge, das ist geklärt.“ „Was? Wie meinst du das?“, fragte sie und löste sich wieder von ihm. „Großmutter hat uns beide wohl gestern auf ihrer Couch gesehen und Vater davon erzählt. Da wir beide – auch wenn wir durch die Heirat Geschwister werden – nicht blutsverwandte sind, dürfen wir weiter miteinander...“ Er stockte. Allein der bloße Gedanke ließ ihn hart werden. Und dazu dieses erleichterte Lächeln von Valerija... „Dann ist doch alles gut, oder?“, sie hob eine Hand und strich ihm die Strähnen aus der Stirn zurück. „Hauptsache... wir beide...“ Sie beugte sich leicht vor. Automatisch streckte er einen Arm nach ihr aus und legte ihn um ihre Hüfte. „Stimmt...“, nickte er verzaubert. Sein Kopf war wie leer gefegt. Da waren keine Gedanken mehr an Melinda und an seinen Vater, der seine Mutter verlassen wollte. Da waren nur Bilder von einer Person und deren Name, der alles ausfüllte. „Und wie das stimmt!“ Mit einer Hand auf ihrem unteren Rücken zog er sie abruppt zu sich, dass ihre Gesichter fast gegeneinander prallte. Ein Kuss genügte und er stand schon wieder in Flammen. Seine harte Erektion klopfte prall und ungeduldig gegen den Stoff seiner Anzugshose. Jeder Gedanke, der nicht ihr und wie er sie nehmen wollte galt, stellte sich ab. Valerija neigte den Kopf zur Seite und öffnete bereitwillig den Mund. Ihre Zungen trafen aufeinander und das Mädchen stöhnte auf. Er lachte leise. Sie zitterte und schloss fahrig die Augen, genau wie am Abend zuvor. Sofort wurde sie heiß und feucht im Schritt. Schnell zog er an ihr und sie folgte diesem stummen Befehl. Breitbeinig stieg sie über seinen Schoß und blieb auf den Knien stehen. Schnell biss er ihr in den Hals und leckte und küsste ihre Haut, während er ihre Bluse aus dem Bund ihres Wickelrockes zerrte. Eilig half sie ihm dabei die Knöpfe von dem dünnen Stoff zu öffnen, damit er gleich darauf ihre Brüste freilegen konnte. Das Oberteil flog davon, dann schnappt der Büstenhalter auf und noch ehe er richtg weg war, saugte Scorpius sich an den süßen rosafabenen Spitzen fest, die sich ihm entgegen streckten. Erneut stöhnte Valerija auf und strich ihm durch das Haar. Schmatzend verwöhnte er ihre heiße Haut und fuhr mit den Fingern an ihrer Taille und Hüfte hinab. Er spürte die Hitze ihres Geschlechts, als er ihren strammen Hintern packte und sie auf sein hartes Glied presste. Warm und verlockend öffnete sie sich für ihn. Das war es. Genau so war es richtig. So musste es sich immer anfühlen, wenn er mit seiner Partnerin zusammen war. Scheiß auf alles, er wollte nur sie! Ihre Hände strichen über seinen Kopf hinab, als er die Haut ihrer Brüste mit den Zähnen bearbeitete, und tasteten nach seinem Kragen. Seine Zunge umkreiste noch ein paar mal ihre empfindliche Brustwarze, als er sich zurück sacken ließ. Mit glitzernden Augen sah er zu ihrer wippenden Brust hinauf, während sie die Beine noch etwas weiter spreizte und ihren heißen Eingang stärker an ihm rieb. Sie knöpfte sein Hemd auf und er packte ihre Hüfte. Sanft stieß er von unten gegen sie. Und zeigte ihr einen Rhythmus, den er haben wollte. Er hatte noch am morgen gehofft, dass er nicht zu hart mit ihr war, bei ihrem ersten Mal, doch dass sie sich ihm nun hier unter freiem Himmel so willendlich hingab, steigerte sein Verlangen nach dem Mädchen noch mehr. Er wollte sie wieder haben. Gleich hier auf dem Sand! Ohne Zögern schwang sie die Hüfte auf seiner vor uns zurück. Seine Erektion zuckte wild unter ihr und drängte immer wieder gegen den feuchten Eingang seiner Freundin. Er stöhnte leise und schloss die Augen, als sie ihm den Stoff vom Oberkörper strich und dabei seine eigenen, harten Brustwarzen passierte. Valerija lächelte und leckte sich über die Lippen. Wie ihr Rock verschwand, das bemerkte sie gar nicht. Stattdessen beugte sie sich hinab an seine Brust und biss in die angeschwollene Haut. Voller Leidenschaft drückte er den Kopf in den Nacken und keuchte gequält, während sie an ihm saugte und sein wundes Fleisch leckte. Mit festem Griff glitt er an ihrem Rücken hinab, bis zu ihrem Hintern und drückte sie fester auf sein Glied. Grob umschloss er mit seinen großen Händen ihren Po und knetete ihn im Takt ihrer Reitbewegungen. Valerijas Hände strichen tiefer und zwischen sie beide. Erleichtert zuckte sein Glied schneller im Takt seines Pulses, als sie den Knopf seiner Hose öffnete und den Stoff vorsichtig tiefer schob. „Zieh dein Höschen aus!“, knurrte er verlangend. Er wollte, dass sie endlich nackt war und ihm zeigte, wie sehr sie ihn wollte. Eilig schwang sie ein Bein von ihm runter und zog das letzte bisschen Stoff über die Knie. Er richtete sich etwas auf und kickte auch seine Kleidung davon, doch ehe sie sich erneut auf seinen Schoß setzen konnte zog er sie wieder mit sich runter in den Sand und zerrte ihr Bein über sein Gesicht, sodass sie ihre Mitte weit über ihn öffnete. „Scorpius?“, fragte sie irritiert und schrie augenblicklich vor Lust. Erregt folgte sie der Bewegung seines Mundes an ihrer feuchten Mitte wieder hinab auf den Boden und presste sich gegen die schnelle Bewegung seiner flinken Zunge an ihrer Klitoris. Verzweifelt stöhnte sie seinen Namen und strich über seine Bauchmuskeln vor sich. Ihr Blick glitt hinab an seiner perfekt definierten Haut, bis zu seiner Hüfte. Unvermittelt griffen seine Hände erneut an ihr Gesäß und sie sackte vorn über, dass sie mit gespreizten Beinen über seinem Gesicht leg, die Brust selbst an seinem Bauch reibend. Wild saugte er an ihren empfindlichsten Stellen und knetete hart die straffe Haut ihres Gesäßes. „Gefällt dir das?“, hauchte er mit heißem Atem gegen ihren Schritt. Sie bejahte es überschwänglich und klammerte sich an seine Hüfte. Automatisch senkte sie den Kopf und streichelte mit der Nase über sein beinahe riesiges, steinhartes Glied. Ein kleiner, silbriger Faden ergoss sich aus seiner Spitze. Noch immer gequält stöhnend einem Orgasmus nahe, griff sie nach dem dicken Schaft und richtete ihn auf. Genüsslich zog sie seine Vorhaut zurück und leckte über die kleine Öffnung an seiner Spitze. Es war ungewohnt, doch schmeckte unvergleichbar gut. Ungstühm zog sie mit ihrer Zunge Kreise über seine Eichel, bis er fast so feucht war wie ihr eigenes Geschlecht, dann nahm sie ihn tief in den Mund. Sein Lecken wurde zügelloser. Immerwieder stöhnte sie lautstark auf, obwohl sie ihn so tief im Mund hatte und versuchte die Beine noch weiter zu spreizen. Er glitt mit seiner Zunge tiefer und umkreiste ihre Scheide, bis er kurz mit der Spitze neckend in sie eindringen konnte. Fest drückte sich ihre Hüfte gegen ihn und plötzlich beugte sie den Rücken durch und warf den Kopf in den Nacken. Sie schrie und stöhnte und immer wieder presste sie seinen Namen über die Lippen und wie gut er war. Genau so wollte sie es. Ihr Orgasmus war lang und intensiv, als er endlich über sie hinweg rollte. Das Zucken ihrer Mitte konnte Scorpius an den Lippen und der Zunge spüren. Je mehr sie zuckte desto lauter wurde sie und es schien einfach nicht enden zu wollen. Schnell und bestimmt schob er ihr Bein von sich herunter und richtete sich auf, ehe sie erneut nach seinem Schanz langen konnte um ihn zu bearbeiten. Nun endlich war es soweit. Er würde ein zweites Mal in sie eindringen und sie nehmen. Am Tag zuvor lag er auf ihr und hatte jede Bewegung sanft und mit Bedacht ausgeführt, doch diesesmal wusste er, dass er keine Zeit mehr hatte. Er war kurz davor einfach über Valerija alles zu vergießen, was er lieber in ihr wissen wollte. Er hielt sie in der Bewegung auf, mit der sie sich auf den Rücken drehen und die Beine öffnen wollte, und zwang sie auf alle vier. Mit einem unsicheren Geräusch sah sie über ihre Schulter hinweg zu ihm zurück, doch er drückte seine Hüfte bereits gegen ihren Hintern. Seine harte Männlichkeit glitt fordernd zwischen ihre Schamlippen und fand ihren mehr als bereiten Lustpunkt. Er drückte sie am Steiß etwas weiter tiefer, zog ihr Hüfte dafür weiter hinauf, dann drang er schnell in sie ein. Ihre Enge leistete wohlwollenden Widerstand und ehe er vollständig in ihr war, rollte die erste Welle seines Orgasmus durch seine Haut. Das kraftvolle Zucken seines Geschlechts spürte selbst Valerija und sie stöhnte auf. Dieses Gefühl war anders als bei ihrem ersten Mal. Sie war so nass in ihrem Schoß, dass er ungehindert vor uns zurück stoßen konnte, wie es ihm beliebte. Jedes mal, passierte seine Spitze dabei den Punkt, bei dem Valerija das Gefühl hatte, dass noch mehr Sekret aus ihr herausspritzen wollte und ihre Muskeln zogen sich von den letzten Wellen des Orgasmus getrieben eng um ihn zusammen. Das Hindernis, auf das sie dabei in ihr stießen, entfachten sie noch mehr und intensivierten das Gefühl erneut. Sofort presste sie sich stärker gegen ihn. Scorpius erhöhte das Tempo etwas und schloss die Augen. Sein Stöhnen wich einem kraftvollen, erleichterten Brüllen, als er sich wild zuckend in ihr entlud. Im Nachhineingesehen: Keine gute Idee. Scorpius zog seine Hose hoch, schloss den Knopf und fischte sein Hemd vom Boden. Dann sah er zu Valerija hinüber, die sich ihr Haar wieder richtet. Gut, es war ganz... in Ordnung gewesen. Während sie sich beide durch den Sand wälzten sogar mehr als das, doch nun, da der Orgasmus hinter ihm lag und die Ereignisse vom Abend wieder zu ihm zurück fanden, war er sich nicht mehr sicher, ob diese sandige Nummer mit Valerija wirklich so berauschend gewesen war. Das Mädchen sah auf und lächelte ihn an. „Was ist? Hab ich einen Krebs im Haar?“ Er zwang sich zu einem gekonnt ehrlich klingenden Lachen. „Nein, alles gut.“, damit schloss er wieder sein Hemd. Valerija kam zu ihm rüber und umarmte ihn fest. Mit noch immer leichtem Schlafzimmerblick sah sie zu ihm hinauf. „Jetzt ist doch wieder alles gut, oder?“ Er nickte nur lächelnd. Was ein Glück, dass er so ein guter Schauspieler war. Nichts war in Ordnung. Sein Vater wollte sich scheiden lassen und die Mutter dieses Mädchens heiraten. Und er selbst... Er wusste noch immer nicht, was er davon halten sollte. Er musste darüber ersteinmal nachdenken. Nein, es war tatsächlich nichts in Ordnung. Vielleicht hätte er seinen Vater was seine Direktorin anging verstanden, wenn er selbst nun Klarheit bezüglich Melinda und Valerija gehabt hätte. Doch seine Ekstase war vorbei und die alten Zweifel krochen wieder zurück in sein Bewusstsein. War es nun wirklich Liebe? Wenn ja, dann müsste er sich doch bezüglich der Veela sicher sein. Sie drehte sich um und suchte nach den Materialien für ihr Projekt. Tonlos seufzte er. Er wollt allein sein. Er war frustriert. Alles schien vollkommen aus den Fugen zu geraten. Sein Liebesleben, dann noch die Ehe seiner Eltern... Er brauchte jemanden zum Reden, nur wen? Melinda würde sofort an seine Mutter weitertragen, was sein Vater vorhatte. Das jedoch konnte er nicht riskieren. Er sah ein, dass sein Vater diesen Schritt allein gehen musste, auch wenn das einem Verrat an seiner Mutter gleich kam. Valerija hatte eine klar definierte Meinung und nach dem, wie er sich von ihr angezogen fühlte, bezweifelte er stark, dass er tatsächlich mit ihr darüber reden konnte, ohne dass sie direkt in der Kiste landeten. Hier würde er also gleich in zwei Punkten verlieren. Und was war mit Eric? Valerija tippte Feder und Block für die Notizen an und sah sich dann nach ihm um. „Hey, was ist los? Kommst du nun, oder was?“ Nein, er wollte nicht. Er wollte nur alleine sein und nachdenken. Doch mit Valerija in der Nähe würde das nicht gehen. Nur, wie konnte er sich wegstehlen? Sie würde doch sofort bemerken, wenn er einfach ging, ihm folgen und ihn zur Rede stellen und dann ging die ganze Diskussion wieder von vorne los. Anderer Seits konnte er ihr auch schlecht sagen, dass er seine Ruhe wollte. Was würde sie von ihm denken? Nicht nur wegen des Projekts, sondern auch, weil sie gerade mit einander geschlafen hatten? So stapfte er einfach durch den Sand zu ihr hinüber. Sie merkt nichts von seinem erneuten inneren Konflikt und versenkte selig lächelnd die Gewichte im Wasser. Das stetige Platsch im Wasser hallte in seinen Ohren wieder wie ein Kanonenschuss am Ende eines Countdowns. Als das Letzte versenkt war, schüttelte er den Kopf. Er konnte nicht mehr. Er wollte einfach nur weg und allein sein. „Fang schon mal an, ich bin gleich wieder da.“, meinte er und wandt sich dem Wald zu. Irritiert sah sie ihm nach. „Was ist denn los?“ „Nichts, muss nur mal kurz für kleine Jungs.“, entschied er und verschwandt schon zwischen den Bäumen. Valerija zuckte nur mit den Schulter und sah sich wieder zum Meer um. Kurz diktierte sie der Feder den aktuellen Stand des Mondes, dann rief sie eine Kugel nach der anderen aus dem Wasser. Erst eine, dann die Zweite... Dann drehte sie sich um. Wo blieb Scorpius? Die Dritte und die Vierte zog sie an der Schnur zurück an Land. Erneut sah sie sich um. „Scorpius?“ Doch niemand antwortete. „Scorpius, hey, lass den Scheiß!“, rief sie erneut, aber noch immer antwortete niemand. Verwundert ließ sie den Zauberstab sinken und lief eilig hinüber zu den Bäumen. „Scorpius?“, fragte sie erneut, als sie die ersten passierte, doch hier war niemand. Sie konnte sowieso nicht all zu weit sehen, doch auch in dieser Finsternis war sie sich sicher, dass sie alleine war. „Wenn das ein Witz sein soll, dann ist er nicht komisch!“, verkündete sie langsam sauer, doch es blieb um sie herum still. Nur ein Vogel piepste irgendwo in den Wipfeln. Sie schluckt. Hatte er sie nun einfach hier zurück gelassen, oder war ihm etwas passiert? War letzteres überhaupt möglich? Nein, er musste sie aus freiem Willen verlassen haben. „Scorpius, letzte Chance!“, verkündete sie verzweifelt und stapfte mit einem Fuß auf. Nichts. Ratlos sah sie in den Wald und ging dann nachdenklich zurück zu ihren Schulsachen. Warum hatte er das getan? Was sollte das? Eine Träne lief über ihre Wange. Hoffnungslos ließ sie sich in den Sand sinken und sah auf die Schnüre hinab, die begannen im Sand zu versinken. Eine Welle rollte über das Garn hinweg und umspülte das Mädchen. Sie schniefte. Warum hatte er mit ihr geschlafen, wenn er sie dann doch einfach hier zurück ließ? Und noch wichtiger: Warum war sie so dumm gewesen und hatte sich darauf eingelassen? Wo war Scorpius und warum? Sie fischte die Schnüre aus dem nassen Sand und zog mit zittrigen Fingern die Gewichte wieder aus dem Wasser. Als sie durch die Wellen brachen weinte sie plötzlich los. Sie fühlte sich dreckig und benutzt. Wie hatte er ihr das nur antun können? Sie packte alles ein und schwang den Zauberstab, sodass Feder und Block auf dem kleinen Koffer landeten. Dann sah sie wieder zum Wald. Er hatte doch gesagt, dass er gleich wiederkommt. Wenn er nun dort lag und einfach aus Müdigkeit zusammen gebrochen war? Sie wusste, dass das nicht sein konnte, dennoch schulterte sie die Box und stapfte los. Immerwieder rief sie seinen Namen, als sie die Bäume erreichte und leuchtete mit ihrem Zauberstab in alle Ecken, doch nichts war zu sehen. Eine Eule murrte sie missmutig an und sie scheuchte ein paar kleinere Vögel auf, doch von dem anderen Schüler fehlte jede Spur. „Scorpius!“, jammerte sie verweifelt, als der Astronomieturm in Sicht kam. „Du blöder Idiot!“, fluchte sie eher über sich selbst, als über Malfoy. „Valerija?“, fragte eine überraschte Stimme und sie sah auf. Molly und... Eric? Sie mussterte die Beiden irritiert und schniefte, als ihre Freundin sich von der Seite des bulligen Slytherin löste und auf sie zugerannt kam. „Hey, Valerija, was ist passiert?“, fragte sie verzweifelt und wische ihr eine Träne von der Wange. „Braucht ihr Hilfe?“, fragte Eric unsicher und sah sich um. Wo war die Gryffindor gerade hergekommen, so mitten in der Nacht? Molly führte ihre Freundin gerade zu ihm hinüber, nahm ihr die Tasche ab und drückte sie ihm einfach in die Hand. Ratlos schulterte er sie und sah die zwei an. „Was macht ihr hier?“, näselte Valerija und rieb sich über die Augen. „Also wir...“, begann Molly und sah zu Eric. „Ehm...“, machte er nur und spielte verlegen mit dem Gurt der Tasche. „Das ist egal.“, beschloss er dann. „Wo kommst du her? Dein Rock ist total nass!“ „Ich war mit Scorpius am Stelzenhaus beim Strand.“, erklärte sie. „Dort arbeiten wir immer für unser Projekt... Habt ihr ihn gesehen?“ „Nein, eigentlich nicht.“, Molly schüttelte den Kopf und sah zu Goyle, aber auch der musste das verneinen. „Warum kommst du quer durch den Wald getappt, anstatt am Strand lang zu gehen? Das wäre doch sinnvoller gewesen.“, wollte er dennoch wissen. Valerija schluckte. „Scorpius ist gegangen, weil er mal kurz pinkeln musste... und er kam nicht wieder zurück. Ich dachte, dass ich ihn vielleicht finde, aber ich glaube... er hat...“, sie schniefte wieder und obwohl der beste Freund Malfoys dabei war, brach sie mit einem Schlag in Tränen aus. Molly schloss sie in die Arme und wiegte ihre Freundin hin und her. „Ehm... Ich schätze, dass das hier in das Materiallager gehört, oder? Bleibt hier, ich bin gleich wieder da...“, bat Goyle und eilte hastig davon. Na klasse. Er wusste, dass Scorpius und Valerija etwas miteinander hatten, doch bis gerade eben dachte er noch, dass es seinem Freund wirklich ernst war. Stattdessen platzte die Veela dazwischen, als er selbst endlich den Mut gehabt hatte, Molly zu bitten mit ihm vor die Tür zu gehen, weil er ihr etwas Wichtiges sagen wollte... Und nun? Wenn Scorpius ihrer besten Freundin das Herz gebrochen hatte, wie würde dann Molly zu ihm stehen? Goyle brachte fluchend die Utensilien wieder weg und joggte dann zu der Stelle zurück, an der er die Mädchen zurück gelassen hatte. Er hoffte, dass sie dort noch immer auf ihn warteten. Sie saßen auf einer Bank im Schatten des Turmes. Valerija hatte den Kopf auf die Schulter ihrer Freundin gelegt, die ihr beruhigend die Oberarme rieb. Vorsichtig trat er näher, da blickte Molly ihn mit einem Mal undefinierbar an. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter. Gerade eben hatten sie beide dort gesessen und sie war rot geworden, als er ihre Hand nahm und... „Du solltest besser gehen. Wir kommen auch gleich zurück zum Haus.“, erklärte die Weasley kühl. „Kann ich euch nicht irgendwie helfen?“ „Nein. Geh einfach.“ „Ist schon gut.“, meinte Valerija. „Er kann doch nichts dafür.“ Damit stand sie auf und Eric verschränkte die Arme. „Was ist los, Valerija?“, fragte er diesesmal direkt an die Veela. Er wagte es nicht mehr in Mollys böse Augen zu schauen. Sie war noch kleiner als Valerija und er ein wenig größer als Scorpius, dementsprechend reichte Molly ihm knapp bis zum Brustkorb, doch er hatte Respekt vor dem Giftpilz, der sie werden konnte, wenn sie sauer wurde. „Unsere Eltern wollen heiraten.“ „Valerija, bitte, er ist Malfoys Freund!“, raunte Molly ihr zu. „Ja und er weiß von Scorpius und mir.“ Eric nickte. „Ja, Scorpius hat mir gestern erzählt, dass er sich in dich verliebt hat, das mit euren Eltern...“ „Verliebt?“, fragte Valerija ungläubig. „Benutzt wohl eher... Wir haben gerade miteinander... und dann ist er einfach...“ Überrascht nahm Eric die Arme wieder runter und sah sie an. „Er hat dich einfach am Strand zurückgelassen? Was?“, fragte er ehrlich entsetzt. Molly nickte nur. „Einen richtig beschissenen Arsch von Freund hast du da, Goyle!“ Eric atmete frustriert aus. „Soll ich mal mit ihm reden?“ Valerija schüttelte den Kopf. „Nein, schon gut... Ich will nur duschen und dann ins Bett.“, erklärte sie. „Ich begleite dich.“, Molly schob sie zurück in den Lichtkegel der großen Laternen. Eric folgte und schloss kurz darauf auf der anderen Seite von Valerija auf. „Ich frag ihn mal, was da abgegangen ist.“, versicherte er. „Da gibt es bestimmt eine einfache Erklärung für.“ „Spar dir dein Mitleid, Goyle. Das haben wir wirklich nicht nötig.“, entgegnete Molly pampig. „Hey, ich versuche nur zu helfen. Ich habe euch nichts getan.“ Molly zog mürrisch den Kopf ein und sah weg, da erreichten sie bereits das Wohnhaus. Sofort öffnete Eric für die Beiden die Tür und schloss sie auch wieder hinter ihnen. Während Dominique und Valerijas Brüder verwirrt von ihren Plätzen aufstanden und auf die Freundinnen zueilten, wandte sich Eric an die anderen Slytherin, die in einer Ecke am Kamin saßen und lasen oder Zauberschach spielten. „Hey, wo ist Scorpius abgeblieben?“, rief er ihnen herrisch zu. Verblüfft über diesen ungewohnen Ton aus Erics Mund sahen sie auf. „Oben, mit Melinda, wo sonst?“, fragte einer der Jungen irritiert und machte seinen nächsten Zug gegen einen Anderen. „Versöhnung!“, sang Betsy. Valerija wurde kreidebleich. „Bist du dir sicher?“, fragte sie mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung. „Ziemlich, warum auch nicht?“, entgegneten sie schulternzuckend. Mit einem Ruck kehrte Leben zurück in den Körper der Veela. Erschrocken wich Molly zurück, als sich ihre Freundin aus ihrer Umklammerung befreite und zur Treppe hechtete. Erst wusste keiner, was er davon halten soll, doch ehe sie vollends aus dem Sichtfeld der Anderen verschwandt, entdeckte Valerius gerade noch so, dass sie nach ihrem Zauberstab griff. „Valerija!“, schrie er entsetzt und befürchtete schon Mord und Todschlag, als er hinter ihr her eilte. Augenblicklich folgten die Anderen. „BOMBARDA“, brüllte Valerija vor Scorpius Tür und lenkte den Zauber direkt auf diesen Eingang. Erschrocken wandten sich die Heranstürmenden von der Explosion ab, als ihnen die Tür um die Ohren flog. „VALERIJA, BIST DU JETZT KOMPLETT ÜBERGESCHNAPPT?“, Valerius erreichte sie, als der Staub sich langsam senkte und versuchte sie mit sich von der Tür wegzuziehen– Ärger würde es genug geben – doch sie riss sich wieder los und machte einen letzten Schritt auf den zerstörten Türrahmen zu. Dort, zwei Schatten auf dem Bett. Sie schluckte. „VALERIJA!“, donnerte ihr Bruder erneut, doch auch mit Dominiques hilfe bewegte sie sich kein Stück. Dort, Melinda saß auf dem Bett und bedeckte sich mit Scorpius Decke. Scorpius selbst zog sich gerade eilig eine Hose hoch. Als er Valerijas Blick begegnete schloss er gerade seinen Knopf. Jede Farbe wich aus seinem Gesicht, während die Veela das Gefühl hatte, jemand würde ihr den Boden unter den Füßen weg ziehen. Es dröhnte in ihrem Kopf. Dann betrat Narzissa das Geschehen. „Was geht hier vor?!“, verlangte sie herrisch zu erfahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)