Megamind - Das Monster in dir von Draconigena ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel4: Eine unerwartete Bitte ------------------------------------------- "Sir, haben sie noch etwas vor?", fragte Minion seinen Herren, als er sah, das dieser zu seinem Hoverbike ging. "Ich brauch nur etwas Ruhe Minion. In ein paar Stunden bin ich zurück", antwortete der Angesprochene. Der Fisch schaute seinen Freund besorgt an. Seine großen Augen waren fest auf Megamind gerichtet, der beschwichtigend lächelte. Er war froh Minion an seiner Seite zu wissen, doch manchmal übertrieb es sein Helfer mit seiner Fürsorge. Dann und wann fühlte sich der Superschurke wie ein kleines Kind, das von dem Pirahna bemuttert wurde, wo dieser nur konnte. Wenn es dann zu viel wurde, musste er seinen Freund etwas ausbremsen, was immer dazu führte, das der Fisch ihn mit großen Augen traurig anschaute. Und auch an diesem Samstagabend ließ Minion die Arme seines Roberterkörpers traurig hängen. Er mochte es nicht, wenn sein Freund einfach sonst wohin verschwand. Noch dazu zog ein Gewitter auf, was den Fisch nur noch mehr Sorgen bereitete. "Mach dir keine Gedanken, mir wird schon nichts passieren." Megamind legte seine Hand auf Minions Roboterschulter, und schwang sich dann gekonnt auf das schwarze, mit blauen Blitzen verzierte Hoverbike. Schon eine Sekunde später war Megamind aus der riesigen Halle, die das Zentrum seiner Bösen Höhle bildete, verschwunden. Minion blieb noch immer besorgt, allein mit den Brainbots zurück. ***----O----*** Drei Tage waren nach der letzten Entführung von Roxanne vergangen. Es war nicht wirklich viel passiert. Da sie am Sonntag ja nichts zu essen hatte, bestellte sie sich eine Pizza und verbrachte den Tag damit, ihre Wohnung zu putzen. Auch der Montag verlief ruhig. Zusammen mit Hal hatte sie an einem Bericht gearbeitet, den sie heute nur noch fertig bekommen musste. Die Reporterin saß an ihrem PC, den Hal mittlerweile gereinigt hatte. Das öffnen des Towers, und die dazu gehörige Entstaubungsaktion hatte wahre Wunder bewirkt, und der Computer lief wieder tadellos. Schweigend saßen sich die Beiden langjährigen Kollegen gegenüber. Der Kameramann schnitt gerade ein paar Aufnahmen, wärend Roxanne an dem Bericht weiter schrieb. Es war schon erstaunlich wie wenig in Metro City los war, wenn Megamind nicht in Aktion trat. Zwar wurde die Reporterin von besagtem Superschurken erst vor kurzem entführt, aber da dies von der Öffentlichkeit unbemerkt blieb, gab es dazu natürlich auch keine Meldungen. Roxanne war die Letzte, die eine Entführung an die große Glocke hängen wollte. Und der Einzige andere der davon wusste war Alex, der ebenso wenig Interesse daran hatte, den Zwischenfall in den Medien lang und breit auszuschlachten. Im Moment schrieb die Star- Reporterin an einem Bericht über eine Schießerei in einer Gaststätte. Dort waren zwei Betrunkene aneinander geraten und einer von ihnen zog im Laufe der Auseinandersetztung eine Pistole, mit der er seinen Kontrahenten nieder schoss. Danach flüchtete er, wurde aber kurze Zeit später von der Polizei aufgegriffen. Der Angeschossene erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Und nun wartete eine Anklage wegen Totschlages auf den Schützen. Auch dieser Tag neigte sich schnell seinem Ende zu. Hal hatte versucht Roxanne mal wieder zu einem Kaffee zu überreden, was diese aber freundlich ablehnte. Sie mochte ihren Kollegen, er war nett, liebte seine Arbeit und er war bei weitem nicht so naiv, oder gar dumm, wie der Chef des Senders es glaubte. Irgendwie war Hal ja ein ziemlicher Freak, begeisterte sich für Computerspiele und das Innenleben von PCs, was Roxanne aber nicht störte. Dennoch wollte sie sich nicht darauf einlassen privat einen Kaffee mit ihm zu trinken, aus Angst er würde sich Hoffnungen machen, das Sie sich auf ihn einlassen könnte. Auf ihren Weg nach Hause schaltete sie das Autoradio ein und summte munter die Lieder mit. Sie liebte das Auto fahren, und sie mochte ihr kleines dunkelblaues Auto, mit dem sie auf einer offenen Landstraße auch gern mal etwas mehr Gas gab. Als sie ihr Appartment erreicht hatte, ging die Reporterin erst einmal unter die Dusche. Der Tag war sehr heiß gewesen, und ihre Klamotten waren vollkommen durchgeschwizt. Mit einem Handtuch um den Körper gewickelt lief sie dann in ihr Schlafzimmer und holte sich einen hellblauen Trainingsanzug aus dem Schrank. Zuhause hatte sie gern etwas Bequemes an, und dieser Jogginganzug war ihr liebster. Er war leicht und schon ein wenig ausgleihert. Eben eines jener Stücke, die man immer wieder gern überstreifte, weil sie mit jedem Mal tragen bequemer zu werden schienen. Da sie Tags zuvor einkaufen war, konnte sie sich jetzt an einem gut gefüllten Kühlschrank güttlich tun. Dennoch blieb es nur bei zwei scheiben Brot mit etwas Wurst und Käse, und dazu gab es als Nachtisch einen leckeren Schokopudding. Jedem musste ja mal eine kleine Sünde gestattet sein. Gerade als sie ihr wohl verdientes Abendbrot zu sich nehmen wollte, viel ihr Blick auf den kaputten Toaster, den hatte sie vollkommen vergessen. Da sie aber geröstetes Toast liebte, durfte das nicht so bleiben. Nachdem sie ihr Mahl zu sich genommen hatte, setzte sie sich an ihren PC, der auf einem Schreibtisch in ihrem Schlafzimmer stand. Schnell war das zu ihrer Kücheneinrichtung passende Modell gefunden und bestellt. Roxanne wollte danach noch etwas Fernsehen schauen, aber der Kasten gab wieder nichts her, das in irgendeiner Weise interessant war. So nahm sie sich eine Zeitschrift von ihrem Glastisch und ging auf ihren Balkon. Schnell versank sie in den einzelnen Artikeln und nahm ihre Umwelt kaum mehr wahr. Nur Minuten später schrie Roxanne spitz auf. Etwas hatte ihr die Zeitschrift aus den Händen gerissen, und sie vom Balkon gestoßen. Als sie die Straße immer weiter auf sich zurasen sah, erstickten ihre Angstschreie und der Schock ließ sie bewusstlos werden. Sie spürte nicht einmal wie mehrer metallene Tentakel ihren Körper umschlungen, den Fall verlangsamten und sie schließlich in die aufkommende Nacht davon trugen. Nur allmälich kam Roxanne wieder zu sich. Sie öffnete die Augen, konnte durch den Leinensack den sie auf dem Kopf trug aber kaum etwas erkennen. Als auch langsam ihre anderen Sinne ihrer Arbeit wieder aufnahmen fiel ihr sofort etwas auf. Kein modrieger Geruch. Megamind hatte den Sack tatsächlich gewaschen, der jetzt nach einem Hauch von Flieder roch. Roxanne schmunzelte kurz, bis ihr noch etwas auffiel. Sie saß nicht auf einem harten Stuhl, ebensowenig war sie gefesselt. Das überraschte sie so dermaßen das sie sich geschockt aufrichtet. Noch so eine Neuheit. Sie hatte auf einem, wie sie spürte, schon ziemlich ausgeleiherten Sofa gelegen. Es war schon seltsam an welche Dinge man sich gewöhnte, und wie sehr auch nur die kleinste Veränderung dieser Gewohnheiten, einen aus der Bahn werfen konnten. So auch Roxanne, die erst nach einigen Sekunden darauf kam das sie sich den Sack ja selbst vom Kopf nehmen konnte. Nachdem sie sich innerlich geschellt hatte, tat sie dies auch und schaute sich um. Weit und breit war nichts von Megamind zu sehen. Sie saß auch nicht wie üblich in irgendeinem Raum, der nur das nötigste beinhaltete, sondern in einer riesigen, bis zur Decke mit Waffen und Erfindungen vollgestopften Halle. Die Reporterin atmete einmal tief ein, dieser Anblick überforderte sie einen Moment lang. Doch dann fiel ihr etwas ein, das jedes Erstaunen weichen ließ. "MEGAMIND!", schrie sie wutentbrannt aus. "Wie kannst du es wagen mich von meinem Balkon zu werfen!? Du hättest mich umbringen können!" Dabei sprang sie von dem schwarzen Sofa auf und schaute sich wütend um. Sie wollte sofort eine Antwort. Am liebsten hätte sie dem Schurken ordentlich eine geknallt, aber er wahr nicht zu sehen. Dafür hörte sie plötzlich eine ihr wohl bekannte Stimme, die von der anderen Seite der Halle kam. "Miss Ritchi.... Sir ist nicht da", jammerte Minion und kam langsam auf sie zu. Sofort wahr jede Wut dahin. Denn so hatte die Reporterin den Helfer des blauen Schurken noch nie gesehen. Der Fisch lief nervös auf sie zu, schaut sich hektisch um und blieb immer wieder stehen. Dabei tippte er sich mit seinem Roboterarm an das Fischglas und starrte Gedankenverloren vor sich hin. So dauerte es eine gefühlte Ewigkeit bis er bei Roxanne ankam. "Minion?", sagte die Reporterin leise, und sah ihn verwirrt an. "Entschuldigen sie Miss Richti...", meinte der Piranha. Der Fisch sah schrecklich aus. Seine Augen waren Blutunterlaufen, und seine Flossen hingen matt herunter. Seine schönen grünen schuppen waren blass, und er wirkte schrecklich müde. Roxanne hätte nicht gedacht das man einem Fisch Erschöpfung ansehen konnte, doch der kleine Körper Minions ließ kaum eine andere Schlussvolgerung zu. "Was ist denn mit dir passiert? Und was meinst du damit, das Megamind nicht hier ist?", fragte die Reporterin misstrauisch. Müde schaute Minion die junge Frau an. Dann begann er plötzlich nervös hin und her zu laufen. "Es tut mir leid Miss Ritchi, ich wollte sie nicht erschrecken", seufzte er und sprach dann einfach weiter. "Sir ist verschwunden, schon vor drei Tagen. Ich und die Brainbots haben die ganze Stadt nach ihm abgesucht. Aber er war nirgendwo zu finden." Der Fische stockte kurz, und Roxanne glaubte ein leises Schluchzen zu hören. "Wir wissen nicht was wir noch tun sollen... Er wollte doch nur kurz seine Ruhe, warum ist er nicht wieder gekommen?" Minion sprach mittlerweile mehr mit sich selbst, als mit Roxanne, die ihm nur ratlos mit den Augen folgte. Immer hektischer lief der kleine Fisch, mit hilfe seine Roboterkörpers hin und her. Manchmal verschränkte er die Arme und schloss die Augen, nur um einen Sekundenbruchteil später die Roboterarme in die Luft zu reißen und damit sein Fischglas zu umgreifen. "Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen! Immer wieder habe ich gesagt, das er nicht einfach ohne die Funkuhr verschwinden soll... Aber er will ja seine Ruhe haben, wenn er wieder Mal in dieser trüben Stimmung ist....", jammerte Minion und steigerte sich noch mehr in seine Sorgen hinein. "Moment!" warf Roxanne ein. "Was meinst du damit, das Megamind in trüber Stimmung ist?" Das konnte sich die Reporterin bei dem Superschurken gar nicht vorstellen. Sie kannte ihn als aufgedreht, überschwenglich und großspurig, im Grunde war er immer gut drauf gewesen. All die Jahre, in denen er sie schon regelmäßig entführte. Minion reagierte nicht auf Roxannes Frage, er war so sehr in seinem Redefluss gefangen, das er nicht bemerkte, was er gerade alles von sich gab. "Ich weiß nicht was ich noch machen soll... Er ist immer zurück gekommen! Wenn ihm was passiert ist, ich....." Der gorillartige Körper sakte in sich zusammen und blieb mit schlaff herab hängenden Armen auf dem Hallenboden sitzen. Eisiges Schweigen herrschte jetzt in der Bösen Höhle, nur ein leises Surren war zu hören. Einen Augenblick lang riss Roxanne sich von dem Anblick des vor sich hin starrenden Minion, und schaut an die Decke, von wo das Surren kam. Dutzende von Brainbots schwebten fast schon letargisch vor sich hin, ohne ihr typisches "Bong Bong" von sich zu geben. Es war seltsam wie lebendig diese Roboterwesen doch wirkten. Dann ertönte wieder Minions Stimme, kaum mehr als ein Flüsstern. "Miss Ritchi.... bitte, können sie mir Helfen?" Der Fisch dreht sich in seinem Glas zu Roxanne, die ihn ungläubig anstarrte. Sein Gesicht war das einer Person, die Angst hatte seinen besten Freund für immer verloren zu haben. Und wäre Minion nicht in einer mit Wasser gefüllten Kugel geschwommen, hätten sich Tränen ihren Weg in seine Augen gebahnt. Für einen Moment war die Reporterin völlig überfordert, ein Gefühl das sie so nicht kannte. Minion tat ihr in diesem Augenblick unendlich leid. Doch dann drängte sich ihr Geist in den Vordergrund, und machte der Reporterin bewusste, von wem das hier alles handelte. Sie schüttelte heftig den Kopf, um ihre Gedanken zu ordnen und schaute dann ernst zu Minion. "Nein!" sagte sie. "Niemals werde ich Megamind helfen. Bring mich jetzt sofort wieder nach Hause!" Den letzten Satz brüllte sie beinahe, kam in ihr doch langsam die Wut auf. Minion öffnete leicht den Mund. Die Enttäuschung über Roxannes Reaktion stand ihm ins Gesicht geschrieben. Doch der kleine Piranha hatte keine Kraft mehr um noch irgendwas dagegen einzuwenden. Nur seine großen Augen sahen die Star- Reporterin flehend an. Roxanne ließ sich jedoch nicht umstimmen, vermied aber auch dem Fisch noch einmal in die Augen zu sehen. Denn der Blick wahr für sie kaum zu ertragen. Langsam, als wäre der Roboterkörper plötzlich unendlich gealtert richtete sich Minion wieder auf. Er machte eine Handbewegung, die sonst für Megamind typisch war und drei Brainbots kamen auf Roxanne zu geschwebt. Vorsichtig umgriffen die Tentakel der Bots ihren Körper und hoben sie hoch. Derweil drehte sich Minion noch einmal zu der Reporterin. "Es tut mir leid, das ich sie gestört habe Miss Ritchi... Die Brainbots bringen sie sicher in ihre Wohnung..." Seine Stimme war kaum noch zu hören, so leise war er mittlerweile geworden. Dann ging er aus der Halle und Roxanne wurde von den Brainbots aus der Bösen Höhle geflogen. Sie hielt sich an zwei der tentakelartigen Arme fest, und saß ähnlich wie auf einer Schaukel. Es blieb der Reporterin nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, das die leuchtenden Roboter sie sicher zurück brachten. Auf ihrem Balkon setzten die Brainbots sie ebenso vorsichtig ab, wie sie sie vorher angehoben hatten, und verschwanden dann in die Nacht. Die Reporterin indes ging in ihr Wohnzimmer und ließ sich seufzend auf das weiße Sofa sinken. Sie war noch immer sauer und begann wütend mit sich selbst zu reden. "Wie kann er mich nur um sowas bitten! Ich soll diesem Monster helfen!?" Roxanne sank noch etwas mehr in sich zusammen, irgendwie hatte sie plötzlich ein schlechtes Gefühl in der Magengegend. Das Bild des verzweifelten Minion tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, wie er sie flehend ansah. Der Fisch war immer so nett und höfflich. Einmal hatte er ihr sogar einen Tee gebracht, weil Megamind und Metro Man sich ziemlich viel Zeit bei einer Auseinandersetzung gelassen hatten. Traurig lächelte die Reporterin, und sie machte sich erschöpft auf ihrem Sofa lang um Minuten lang an die Meter hohe Decke zu starren. Der Anblick Minions wollte ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf, und sie fragte sich was der Helfer Megaminds wohl noch alles anstellen würde um seinen Meister wiederzufinden. Mit diesem Gedanken schlief Roxanne schließlich auf dem Sofa ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)