Roll The Dice! von Valanya ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Ein Jahr. Ein verfluchtes ganzes Jahr. Geschlagene 367 Tage hatte ich in diesem Loch ausharren müssen. Ohne Kommunikation, ohne Kontakt zur Außenwelt. Ich war allein gewesen – allein mit mir selbst. Und ich hatte genügen Zeit gehabt, um meinen Plan auszureifen. Jetzt war er nahezu perfekt. An ein paar Kleinigkeiten musste ich noch feilen, aber jetzt wollte ich erst einmal den süßen Duft der Freiheit in mich aufsaugen und hier ein wenig Unheil anrichten. Ja, das klang alles sehr spaßig. Zuerst Asgard aufmischen und dann würde es zurück auf die Erde gehen. Die Erde. Der Planet meiner Pein. Der Planet, der bald meiner sein würde. Kapitel 1: Chapter One ---------------------- Virginia „Pepper“ Potts Ich stemmte die Hände in die Seiten und seufzte. Der Turm wackelte gefährlich, als ich eine Gabel von ganz oben herunter zupfte und neben die Spüle legte. Womit ich das verdient hatte, war mir noch immer nicht ganz klar, aber was tat man nicht alles für die Liebe? Dennoch beschloss ich, diesen Saustall nicht alleine zu beseitigen, immerhin hatte ich ihn nicht gemacht. Zielstrebig verließ ich die Küche und machte mich auf den Weg in die Werkstatt, doch die Tür blieb verschlossen. „Jarvis“, sagte ich genervt und warf der kleinen Kamera einen vielsagenden Blick zu. „Es tut mir leid, Ms Potts, aber Mr Stark will nicht gestört werden“, gab mir die neutrale Stimme zur Antwort. „Es tut mir leid, Jarvis, aber wenn du die Tür nicht aufmachst, zieh ich den Stecker“, drohte ich ihm an und sah entnervt hoch. Im nächsten Moment sprang die Tür einen Spalt auf und ich konnte die Werkstatt betreten. „Danke.“ Ich hielt Ausschau nach Tony, konnte ihn aber nirgends entdecken. „Wo ist er?“, fragte ich Jarvis und runzelte die Stirn. „Einen Moment, bitte, Ms Potts.“ Dann hörte ich ein kaum hörbares Surren und im nächsten Moment tauchte Iron Man direkt vor mir auf. Das Gesichtsfeld seines Helms klappte hoch und zum Vorschein kam ein verdreckter Stark – natürlich mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen. „Pepper“, säuselte er, „wie geht’s dir?“ Erneut stemmte ich die Hände in die Seiten, setzte eine vielsagende Miene auf und tippte zur Unterstreichung mit dem linken Fuß auf und ab. „Das Chaos in der Küche wartet.“ Er hob die rechte Hand und legte mir einen stählernen Zeigefinger auf die Lippen. „Ich kümmere mich sofort darum.“ Kurz schwieg er. „Jarvis!“ „Ja, Mr Stark?“ „Ms Potts bittet darum, dass das Geschirr gesäubert wird.“ „Mit Verlaub, Mr Stark, aber für diese Tätigkeit bin ich nicht programmiert worden.“ Auf Tonys Gesicht spiegelte sich Irritation wider, aber sie hielt nur für einen kurzen Moment an. „Nun, Ms Potts, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich später darum kümmere?“ Er legte all seinen Charme in seine Worte sowie in seinen Blick, aber immerhin war ich Pepper Potts und wenn jemand wusste, wie Tony Stark alias Iron Man gestrickt war, dann ich. Und wenn ich eines wusste, dann das, dass er sich nie darum kümmern würde. „Tony“, sagte ich mit einem Lächeln auf den Lippen und drückte seine Hand von mir weg. „Ich gehe jetzt auf ein Date und wenn ich wieder komme, ist das Chaos beseitigt.“ Dann wandte ich mich von ihm ab und verschwand nach oben in den begehbaren Kleiderschrank, den ich neuerdings besaß. Ich griff nach dem bereits am Vormittag ausgewählten Outfit und zog mich schnell um, anschließend öffnete ich meine Haare und bürstete sie. „Wann haben wir uns das Date ausgemacht?“, fragte mich Tony, der plötzlich hinter mir aufgetaucht war, nunmehr ohne seine Rüstung und mit gesäubertem Gesicht. Ich lächelte und legte die Bürste zur Seite. „Wer sagt, dass ich mit dir auf ein Date gehe?“ „Tust du nicht?“ Er klang ehrlich verwirrt, egal, wie sehr er versuchte, es zu überspielen. Dafür kannte ich ihn einfach viel zu gut. „Nein.“ Ich steckte mir die Perlohrringe, die er mir vor ein paar Tagen geschenkt hatte, in die Ohren und drehte mich zu ihm um. Für einen kurzen Moment sprangen ihm seine Augen aus dem Kopf, als er das cremefarbene, eng anliegende Kleid sah, dann wurde er wieder der coole Playboy, für den er sich hielt, dabei hatte ich ihn doch schon lange an meiner Angel. „Und für wen hast du dich dann so angezogen?“ Er schluckte leise. „Na, für mein Date.“ Ich schaute auf die Uhr und schnappte mir meine schwarzen Pumps sowie die schwarze Clutch. „Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich will nicht zu spät kommen.“ Ich drängte mich an ihm vorbei, zog mich im Gehen fertig an und ließ Jarvis für mich die Limousine  rufen.  Tony lief mir währenddessen dauernd hinterher. „Aber wieso gehst du nicht mit mir auf ein Date?“, fragte er immer wieder. „Und wer ist er eigentlich? Kenne ich ihn? Ist er von S.H.I.E.L.D.? Ist es Rogers?“ Da drehte ich mich um, streckte mich zu ihm rauf und küsste ihn kurz. „Warum geht nicht in dein Hirn rein, dass zwischen mir und Rogers nichts läuft?“, fragte ich ihn ein wenig tadelnd, dann jedoch wurde mein Blick weicher. „Ich treffe mich mit einer Freundin.“ Schnell küsste ich ihn erneut, nur damit ich sogleich das Apartment verlassen konnte. Die Limousine wartete bereits auf mich. Elegant stieg ich ein und sagte dem Fahrer, Jerry, dass ich zum Central Park musste. Nur wenige Minuten später kam ich an. „Wo soll ich Sie raus lassen, Ms Potts?“ „Gleich hier“, sagte ich und schlüpfte aus dem Wagen. Ich schlängelte mich durch parkende Autos und machte mich auf den Weg zum verabredeten Treffpunkt. Meine Freundin Alice wartete bereits auf mich. Ich winkte ihr lächelnd zu und beschleunigte meinen Schritt. „Hey“, begrüßte ich sie überschwänglich und zog sie in meine Arme. Wir küssten uns auf die Wangen und setzten uns hin. „Na, da hab ich dich echt schon ewig nicht gesehen und dachte schon, du würdest deine Obsession zu Schwarz ablegen, aber da hab ich mich wohl getäuscht“, kommentiere ich schmunzelnd ihr schwarzes Kostüm. Sie lachte leise. „Und du bist so hell angezogen wie eh und je.“ „Tja, manche Sachen ändern sich eben nie“, kicherte ich und bestellte zwei Cappuccino. Dabei fiel mein Blick auf einen schlichten Ring mit einem kleinen Brillanten, den Alice am Ringfinger trug. „Bist du verlobt?“, fragte ich aufgeregt. Ein Glitzern trat in ihre Augen. „Ja, seit ein paar Tagen. Tom hat mich endlich gefragt!“ Ihre Stimme überschlug sich fast vor Freude; sie steckte mich sofort damit an. „Gott, ich dachte schon, er fragt dich nie! War es denn romantisch?“ „Total! Er hat mich abends ausgeführt und...“, plapperte sie drauf los und die nächsten dreißig Minuten sprachen wir nur über den Heiratsantrag. „Und, wie ist es mit dir und Tony?“, fragte sie mich nach einer Weile, in der wir der untergehenden Sonne zugeschaut hatten. Ich seufzte. „Tony ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er an eine Hochzeit denken würde.“ „Würdest du ja sagen, wenn er dich fragen würde?“ Die Neugierde blitzte in ihren Augen auf und sie spielte aufgeregt mit dem Ring an ihrem Finger. „Vermutlich nicht“, überlegte ich und lehnte mich zurück. „Aber ich denke, es ist ganz gut so wie es ist. Immerhin ist er Iron Man und ich weiß nicht, wie seine weiblichen Fans auf eine Mrs Stark reagieren würden. Außerdem bin ich nicht bereit mich an ihn zu binden, solange er nicht im Stande ist, die Küchenarbeit zu erledigen.“ „Bitte“, fragte Alice verwirrt nach und schon erzählte ich ihr von der Geschichte mit dem meterhohen Stapel aus Geschirr in der Spüle. „Er will seinen Computer darauf programmieren?“, lachte sie, als ich geendet hatte. Ich lachte mit ihr. „Ja. Eigentlich könnte er Jarvis auf alles programmieren, aber dann hätte er keinen Grund mehr, um mich weiterhin einzustellen und zuzugeben, dass er mich liebt, würde er selbst dann nicht, wenn ich mit Steve durchbrennen würde.“ „Steve?“ Sie wackelte mit den Augenbrauen. „Sollte ich den kennen?“ Wieder lachte ich. „Ja, ganz sicher. Er ist Captain America.“ Ihre Augen weiteten sich ungläubig. „Du kennst Captain America?“ Ich nickte. „Natürlich. Wenn man mit Tony Stark zusammenlebt, lernt man die High Society unter den Superhelden zwangsweise kennen. Allerdings dürfte ihm das nicht ganz so recht sein, immerhin bildet er sich ein, dass Steve ein Auge auf mich geworfen hat.“ „Und, hat er?“, hakte Alice nach. „Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Wir verstehen uns nur gut, das ist alles. Ich verstehe mich ja auch mit Bruce alias Hulk und mit Thor, aber in denen sieht Tony keine Gefahr, da Bruce sozusagen beziehungsuntauglich ist und Thor befindet sich in einer anderen Welt.“ Alice nickte sprachlos und nippte ein wenig an ihrem Wasser. „Jetzt hab ich dich ganz schön überfordert“, rief ich entsetzt und blickte sie bestürzt an. „Es tut mir leid, das wollte ich nicht.“ „Nein, nein“, winkte sie ab. „Es ist nur... Ich fluche sooft über mein Leben, es sei doch so kompliziert, aber du musst ja ganz schön was mitmachen. Wie kannst du da nur so normal bleiben?“ „Das frag ich mich auch immer“, lachte ich. Rund zwei Stunden und viel Gequatsche später war ich wieder auf dem Heimweg. Daran musste ich mich erst noch gewöhnen, immerhin wohnte ich erst seit ein paar Wochen im Stark-Tower und, wenn ich ehrlich war, machte mich das nicht immer glücklich. So wurde ich zum Beispiel schon einmal von Paparazzi abgelichtet, als ich mir erlaubt hatte, in der Drogerie um die Ecke eine Packung Klopapier zu kaufen. Solche Fotos einen Tag später in jeglichen Klatschblättern mit Schlagzeilen alá „Iron Mans Putze“ oder „Die Klofrau der Avengers“ zu lesen, war nicht gerade meine Vorstellung von Aufmerksamkeit. Als ich das Apartment betrat, wurde ich sogleich von Jarvis' Stimme begrüßt. „Guten Abend, Ms Potts. Mr Stark ist soeben mit seiner Arbeit fertig geworden und wird jeden Moment bei Ihnen sein.“ „Danke, Jarvis.“ Ich stellte meine Schuhe feinsäuberlich neben Tonys zahlreiche Lederschuhe und legte die Clutch auf die Anrichte darüber. Dann ging ich in die Küche und stellte erstaunt fest, dass alles aufgeräumt war. Zufrieden nahm ich mir ein Glas Wasser. „Wie du siehst, hab ich abgewaschen“, begrüßte mich Tony und küsste mich kurz. „Allerdings war es ein wirklich schwieriges Unterfangen – ich musste es googeln.“ „Ach wirklich?“, schmunzelte ich in den Kuss hinein und schlang meine Arme um ihn. „Ja“, murmelte er. Er vertiefte den Kuss stürmisch, zog mich näher an sich heran, so als wäre er ausgehungert. Vorsichtig löste ich mich ein wenig aus seinem Griff. „Nicht, wir haben einen Zuschauer.“ „Jarvis, gute Nacht“, knurrte er und im nächsten Moment war das typische Surren zu hören, wenn der Alles-Könner-Computer runterfuhr. Dann wirbelte mich Tony herum, küsste mich fordernd und ehe ich es mich versah, landeten wir in dem großen, weichen Bett... „Nicht so laut, Jarvis“, flüsterte Tony in mein Ohr. Verwirrt zuckte ich mit den Händen, neben mir wurde es kalt. „Ich komm ja schon“, hörte ich als nächstes, doch nun klang es so, als wäre zwischen mir und Tony eine Glaswand aufgezogen worden. Wohin kommst du, wollte ich ihn fragen, doch stattdessen flatterte ich mit den Augen und starrte in die Dunkelheit. Ich tastete die Matratze ab; ich war allein. Mit einem lauten Seufzer drehte ich mich auf die anderen Seite, zog die Decke über meinen Kopf und schlief weiter. Die Sonne kitzelte in meiner Nase, ich schlug die Augen auf, unterdrückte ein Niesen. „Guten Morgen, Ms Potts.“ Erschrocken riss ich die Decke über meine Brüste. „Jarvis!“ „Entschuldigung, Ms Potts, aber Mr Stark hat mir aufgetragen, Sie zu wecken, sollte er nicht wieder zurück sein, wenn Sie aufwachen“, sagte er. „Ich schaue Sie nicht an.“ „Gut“, murmelte ich, dennoch verließ ich in die Decke eingewickelt das Bett. „Wo ist er denn?“ „Mr Stark befindet sich in der S.H.I.E.L.D Kommandozentrale. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie sich keine Sorgen machen sollen. Außerdem soll ich Ihnen sagen, dass er Sie spätestens um 13 Uhr zum Mittagessen von hier abholt.“ „Danke, Jarvis.“ Mit diesen Worten verschwand ich ins Badezimmer und machte mich frisch. Anschließend verfrachtete ich mich mit einer Tasse Kaffee im Büro und setzte mich an den vielen Papierkram, für den Tony selten Zeit fand. In der Post lagen hauptsächlich Einladungen zu irgendwelchen Veranstaltungen und Preisverleihungen sowie einiges an Fanbriefen, die ich ungeöffnet in eine Schublade zu den zahlreichen anderen legte; die sollte er mal schön selbst beantworten. Als nächstes checkte ich den Terminkalender; erfreut stellte ich fest, dass für heute nur das besagte Mittagessen eingetragen war, allerdings konnte ich nicht sicher sein, ob Tony diesen einen Termin wahrnehmen können würde. Immerhin hatte mir die S.H.I.E.L.D schon einige Dates mit ihm zunichte gemacht. Nach nur einer Stunde war ich mit dem Gröbsten durch, außerdem machte mich Jarvis darauf aufmerksam, dass es bereits viertel nach zwölf war; schnell suchte ich mir ein Outfit zusammen und wurde in einer beigen Leinenhose und einem violetten Oberteil fündig. Ich trug nur dezentes Make-Up und zudem eine Sonnenbrille, da keine Wolken zu sehen waren. Als ich fertig war, hatte ich noch eine Viertelstunde, die ich für die Suche nach meinem Handy nutzte, da dieses letzte Nacht dank der puren Leidenschaft verschwunden war. Doch ich fand es einfach nicht. „Wenn ich Ihnen helfen darf, Ms Potts“, schaltete sich Jarvis nach einer Weile ein. „Ihr Handy befindet sich in der Spüle.“ Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen, sagte jedoch nichts und fand das kleine Ding tatsächlich dort. Ich hatte sieben entgangene Anrufe, alle von ein und derselben, mir unbekannten Nummer. Verwundert rief ich die Nummer zurück; bereits nach dem ersten Klingeln wurde abgehoben. „Virginia?“, fragte mich eine männliche Stimme, die mir bekannt vorkam, zuordnen konnte ich sie allerdings nicht. „Ja, wer ist da?“ „Ich bin's, Tom. Ist Ally bei dir?“ Er klang total verzweifelt; ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. „Nein, sie ist gestern nach Hause gefahren.“ Er erwiderte nichts. „Sie ist doch daheim angekommen, nicht?“, hakte ich nach. Das flaue Gefühl wurde immer stärker, mir wurde übel. „Tom?!“ „Nein...“ Ich hörte ihn schlucken. „Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.“ Kapitel 2: Chapter Two ---------------------- Hey :) Ein fettes Danke an Black_Polaris, Allie & ! Ich hab mich total über die Revs gefreut und hoffe doch sehr, dass Euch der weitere Verlauf der Story gefallen wird :) Viel Spaß, Valanya ^^^^^^^^^^^^^^ Anthony „Tony“ Stark alias Iron Man Ob Rogers wohl einen Ausschlag von dem Latexzeug bekommt, fragte ich mich und zupfte an seinem Oberschenkel. „Würdest du das bitte unterlassen?“, knurrte er mich an. Ich hob beschwichtigend die Hände. „Keine Sorge, Stevie, ich befummel dich schon nicht.“ Er schenkte mir einen abfälligen Blick, den ich mit einem Grinsen quittierte, dann wandte ich mich an Ms Zicke. „Und, Romanoff, wie geht’s deinem Elben?“ „Wem?“ „Na, dem kleinen... Wie heißt er noch gleich? Ach ja, Hawkeye.“ Triumphierend riss ich die Hände in die Höhe, war mir doch immerhin sein Name eingefallen. „Ich heiße Clint“, kam es plötzlich von der anderen Seite des Raumes. Er funkelte mich böse an und setzte sich neben die Spinne. „Ah“, machte ich nur und lehnte mich nach hinten. „Da fällt mir was ein: Würdest du nicht besser zu deinem spinnerischen Verwandten Spider Man passen?“ Ich wackelte mit den Augenbrauen und wich einem auf mich zufliegenden Kugelschreiber aus. „Hast du deine Tage, Schätzchen?“ „Es reicht jetzt, Tony!“, mischte sich Rogers ein und stemmte seine Hände in die Hüften, so wie es Pepper immer tat, wenn sie mir etwas zu sagen hatte; ich begann lauthals zu lachen. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, kam Nick Fury – wie immer so gut gelaunt wie Hulk, wenn ihm eine Fliege um den Schädel schwirrte – herein spaziert und klatschte einige Fotos auf den großen Tisch. Blitzschnell griff ich danach und studierte sie. „Ist das der kleine Bruder des primitiven Halbgottes?“ „Er ist adoptiert!“, donnerte urplötzlich Thors Stimme durch den Raum und ich hätte fast erneut Bekanntschaft mit seinem Hammer gemacht. „Wärst du so freundlich und hörst auf, mit deinem besten Freund in meinem Gesicht rumzuwedeln. Sonst schieb ich ihn dir in deinen Arsch, verlass dich drauf.“ „Mr Stark“, knurrte Fury, „es handelt sich hier um eine ernste Angelegenheit.“ „Ja ja, sehr ernst. Da hat der Kleine wohl wieder einen Anfall von Größenwahn, damit werden wir schon fertig werden, finden Sie nicht?“ „Sprich nicht so über ihn!“ Thor, dieser schwule Penner, baute sich in seiner vollen Größe vor mir auf und schwang sein Spielzeug. „Er ist mein Bruder.“ „Ich dachte, er ist adoptiert.“ Als Antwort knurrte er nur und kam einen Schritt näher. „Schon gut“, beschwichtigte ich ihn; immerhin hatte ich meinen Anzug daheim lassen. Im Gegensatz zu manch anderen Superhelden hier – *hust* Rogers *hust* - rannte ich nämlich nicht dauernd damit durch die Gegend. „Also, was genau hat Loki angestellt?“ Fury machte eine kurze dramatische Pause, die ich dazu nutzte Thor aus dem Weg zu gehen und mich gegenüber von Rogers niederzulassen. „Aus noch ungeklärten Gründen konnte er aus Asgard fliehen und ist auf die Erde zurückgekehrt.“ „Was heißt 'aus ungeklärten Gründen'?“, fragte Romanoff und warf Thor einen vernichtenden Seitenblick zu. Gespannt beobachtete ich, wie dieser seine Hand um den bescheuerten Hammer spannte und einen knurrenden Laut von sich gab. „Wir wissen noch nicht, wie er entkommen konnte. Er war gut überwacht. Er muss Hilfe von außen bekommen haben, sonst kann ich es mir nicht erklären.“ „Er ist ein guter Redner“, sagte Rogers und lehnte sich nach vorne. „Vielleicht hat er die Wärter verhext?“ „Nein, wir wussten, dass er das vorhaben könnte, deswegen haben wir ihn aus der Ferne bewacht. Er konnte mit niemandem reden und umgekehrt.“ „Wie dem auch sei“, unterbrach Fury die beiden und zog die Aufmerksamkeit wieder komplett auf sich. „Er ist vor rund zwei Stunden auf die Erde zurückgekehrt, hat sich aber noch nicht gezeigt. Somit ist auch noch unklar, was er von uns möchte.“ „Also haben wir gar nichts“, stellte Hawkeye fest. „Blödsinn, Gentleman“, sagte ich, stand auf und klatschte in die Hände. „Es gibt nur einen einzigen, denkbaren Grund für seine Rückkehr: Er will Rache. Letztes Mal haben wir ihn platt gemacht, vor allem Hulk – wo ist Hulk eigentlich?“ Erst jetzt fiel mir auf, dass von meinem Lieblingsversuchsobjekt nichts zu sehen war. „Dr Banner ist auf Urlaub“, ließ mich Fury wissen. „Auf Urlaub?!“ Rogers als auch ich sahen den S.H.I.E.L.D Vorsitzenden ungläubig an. „Von was muss sich der denn erholen? Von seinen Emotionen?“ „Bitte, Stark, das geht Sie nichts an. Wir werden Dr Banner auf jeden Fall hinzuziehen, wenn wir ihn brauchen.“ „Wir werden Dr Banner auf jeden Fall...“äffte ich ihn nach, stand auf und verließ den Raum. „Wo gehen Sie hin?“, brüllte mir Fury nach. „Telefonieren.“ Ich zückte mein Handy und rief Jarvis an, um ihm mitzuteilen, dass ich hier noch brauchen würde und er dafür sorgen sollte, dass Pepper gegen Mittag fertig angezogen war. Als ich aufgelegt hatte, seufzte ich und ging zurück zu diesen Vollpfosten. Das Vibrieren in meiner Hosentasche riss nicht ab, doch ich ignorierte es vorerst, musste ich doch Thors Hammer zum wiederholten Male ausweichen. Nur für einen kurzen Moment fragte ich mich, was ich mir dabei gedacht hatte, ihn als blondes Prinzesschen zu bezeichnen, aber nun ja – im Nachhinein war man immer klüger. „Mr Stark“, hörte ich aus dem Tumult meinen Namen raus, aber der knurrende Thor sprang frontal auf mich zu. Plötzlich wurde ich nach hinten gerissen und Stevie baute sich in seiner vollen Größe vor mir auf. „Thor, bitte, es reicht jetzt. Ich kann den Kerl auch nicht leiden, aber es bringt nichts, wenn du auf ihn losgehst.“ Ich rappelte mich auf und klopfte ihm auf die Schulter. „Danke, aber ich kann das schon alleine mit dem Wikinger hier klären.“ Ein Grinsen trat auf meine Lippen, als Thor abfällig schnaubte. „Ich glaub, ein wenig Gras würde dir guttun.“ Verwirrung trat in seine Auge. „Was?“ „Ach nichts“, winkte ich ab und lugte an ihm vorbei, da ein hagerer Mann aufgeregt mit den Armen fuchtelte. „Haben Sie mich gerufen?“ „Ja, Mr Stark“, keuchte er. „Eine Ms Potts hat mehrmals angerufen und bittet um einen sofortigen Rückruf.“ Anstatt zu antworten griff ich nun doch nach meinem Handy und stellte erstaunt fest, dass sie mich unglaubliche achtmal angerufen hatte und zudem Jarvis mehrere Nachrichten geschickt hatte. Ich öffnete die oberste Nachricht. Ms Potts wartet auf Sie. Mein Blick fiel auf die Uhr; es war bereits halbzwei. Zerknirscht rief ich Pepper an. Als sie abhob, legte ich gleich los. „Pepper, es tut mir leid, ich bin in ein paar Minuten bei dir – als Wiedergutmachung schenke ich dir zwei Prozent des Stark-Towers... Nein, warte, machen wir zwanzig Prozent, dann besitzt du bereits 32 Prozent und ich entwickle einen Jarvis 1.1, der schmeißt dann den kompletten Ha-“ „Tony“, unterbrach sie mich. Ihre Stimme klang gefährlich nüchtern; mein Hirn begann zu rattern: Was könnte ich ihr noch schenken? Waren Rosen vielleicht doch das Richtige? Wie tickten Frauen denn? Wollte sie vielleicht noch einen weiteren Roboter? „Alice, die Freundin mit der ich mich gestern getroffen habe, ist verschwunden.“ Oh. Auf dem Heimweg nahm ich Sushi und Maki als auch aus einer Konditorei eine Orangenschnitte mit – sozusagen als Entschädigung. Als ich im Apartment ankam, war von Pepper nichts zu sehen. „Ms Potts befindet sich in der Werkstatt“, ließ mich Jarvis wissen. Ohne etwas zu erwidern ging ich nach unten. Pepper saß vor meinen selbstentwickelten Computern; auf ihrem Gesicht spiegelte sich Verzweiflung sowie Verwirrung. Ich trat an sie heran und schob sie samt Stuhl vorsichtig weg. „Lass mich mal.“ Sie hatte versucht, die Überwachungskameras des Central Parks anzuzapfen, allerdings war sie an der Firewall des New York Police Departements gescheitert. „Jarvis“, sagte ich nur und schon hatte ich freien Zugriff auf die Überwachungsbänder. „Wann ist sie ungefähr verschwunden, Pepper?“ „Ich... Keine Ahnung... Es“, stammelte sie und wischte sich über die Augen. „Gegen halbzehn abends haben wir uns voneinander verabschiedet. Sie ging Richtung Westen, ich nach Süden.“ „Westen... Halbzehn... Ah, da haben wir's ja.“ Ich klickte das richtige Video an. In der spärlichen Beleuchtung war niemand zu sehen, dann ging eine Frau schnellen Schrittes unter der Kamera vorbei und verschwand aus der Aufzeichnung. „Ist sie das?“ „Ja“, bestätigte Pepper und lehnte sich über meine Schulter. „Spiel mal das nächste ab.“ Die Frau, Alice, erschien wieder auf der Bildfläche, jedoch wurde sie beinahe zur Gänze von der Dunkelheit umhüllt, da die Straßenbeleuchtung in diesem Abschnitt ausgefallen war; schnell war sie gar nicht mehr zu sehen. Ich rief das nächste Video auf, aber von Alice war nichts zu sehen. „Ist es das richtige Video?“, fragte Pepper und tippte auf den Bildschirm. Ich nahm ihre Hand und führte sie sanft weg. „Es ist das richtige. Irgendwas muss passiert sein, sie hat die Dunkelheit nicht wieder verlassen. Ich nehme an, dass-“ Die Türklingel unterbrach mich. „Mr Rogers besucht Sie“, teilte mir Jarvis mit. „Ich lass ihn rein.“ Pepper machte kehrt und ließ nicht zu, dass ich Einwände äußerte. Ich seufzte und ging noch mal alle drei Videos durch, aber ich konnte nichts Neues entdecken; Alice war einfach verschwunden. „Stark, was soll das?“, stürmte Rogers auf mich zu. Mittlerweile hatte er seinen Latexanzug gegen Hose und Hemd getauscht; wann würde er nur lernen, dass man Bundhosen heutzutage nicht mehr trug? „Du kannst nicht einfach aus einer Sitzung verschwinden!“ „Oh doch, ich kann, wie du gesehen hast.“ Ich grinste ihn an und schloss mit einem Wischen über den Bildschirm die Videos. „Habt ihr eine Lösung für unser pubertäres Problem gefunden?“ „Steve“, kam Pepper durch die Tür. „Kann ich dir etwas bringen? Kaffee oder Tee vielleicht?“ Ich räusperte mich. „Nein, Stevie geht schon wieder. Und sein Vorname ist Captain.“ „Danke, Pepper, aber ich brauche nichts“, wurde meine Bemerkung einfach übergangen. „Und nun zu unserem Problem: Wir müssen Loki finden, wer weiß, was er im Schilde führt. Die S.H.I.E.L.D hat auch schon Banner kontaktiert, er wird in den nächsten paar Stunden hier sein und auch Iron Man wird in der Zentrale erwartet.“ Rogers sah mich vielsagend an. Wie immer, wenn ich genervt war, klatschte ich mit den Händen und stand auf. Dabei fiel mein Blick auf Pepper, die mich verzweifelt ansah. Ich runzelte die Stirn und wandte mich wieder an Rogers. „Es tut mir leid, aber ich kann hier nicht weg.“ Geschwind drängte ich mich an ihm vorbei, doch er hielt mich am Oberarm zurück. Flehend sah er mich an. „Bitte, Tony, wir brauchen dich.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich braucht ihr den Kerl da drüben.“ Ich deutete auf Mark III, meine stählerne Rüstung, die im Neonlicht der Werkstatt glänzte. „Ms Potts braucht Tony... Wenn du mich also entschuldigen würdest.“ Mit diesen Worten befreite ich mich aus seinem Griff, hakte mich bei Pepper unter und verließ zusammen mit ihr die Werkstatt. „Wenn du gehen musst, dann geh“, flüsterte sie mir leise zu. „Ich muss nicht gehen.“ Im Wohnzimmer angekommen, ließ sie mich los. Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte, dennoch hatte ich nicht vor einzuknicken. „Sie kommen auch ohne mich aus“, versuchte ich es mit einem Lächeln, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Ich kann mich auch alleine auf die Suche nach Alice machen“, sagte sie tadelnd und blickte sich im Raum um. „Außerdem hab ich ja immer noch Jarvis. Der ist fast so gut wie du.“ „Aber nur fast.“ Sie nickte. „Nur fast. Und jetzt geh, die Welt braucht ihren Iron Man.“ Na gut, dachte ich und küsste sie kurz, aber leidenschaftlich. „Dann gehen wir die Sache mal an... Stevie, schwing deinen Arsch hier rauf oder ich katapultiere dich zurück ins Jahr 1945!“ Kapitel 3: Chapter Three ------------------------ Hey =) Weiter geht's mit den Avengers! Ein fettes Danke an Black_Polaris für die Review *Kekse hinstell* Viel Spaß, Valanya ^^^^^^^^^^ Dr Bruce Banner alias Hulk Von der Ferne betrachtet war mein Leben eigentlich wirklich in Ordnung: Ich arbeitete für eine geheime Institution, die sich S.H.I.E.L.D nannte und so freundlich war und meinen Urlaub bezahlte, konnte im Prinzip jede Frau haben, denn Geld und ein Doktortitel zog sie an wie Faules die Fliegen, und ich befand mich gerade auf Hawaii, die ersten Sonnenstrahlen dieses Morgens beobachtend und einen Cocktail schlürfend. Wie gesagt, es war eigentlich ganz passabel. Wenn nur diese eine Kleinigkeit nicht gewesen wäre. Okay, eigentlich waren es zwei Kleinigkeiten. Die besagte geheime Institution war damit beschäftigt, die Erde von kosmischen Bösewichten befreit zu halten und rief deshalb immer mal wieder an, weil sich so ein Spinner hierher verirrt hatte. Also durfte ich dann die Drecksarbeit machen und den Müll zurück ins All katapultieren. Dafür war ich jedoch nicht alleine zuständig und somit kam ich schon zu der zweiten Kleinigkeit: Meine Kollegen gingen mir in rund 99,9% der Fälle gehörig am Arsch. Vor allem dieser Stark, der es unglaublich lustig fand, mich zu reizen. Eigentlich wäre das nicht weiter schlimm, aber da ich in der großen weiten Welt besser bekannt als Hulk – ein unkontrolliertes Monster; so wurde mein Auftreten schon oft zitiert – war, konnte dies hin und wieder ein Problem werden, zumal ich diesem Kerl nur zu gerne den Hals umdrehen würde. „Dr Banner, ein Anruf für Sie“, riss mich eine der zahlreichen Hotelangestellten in ihrer spärlichen Bekleidung – ein knapper Bikini und ein Blumenkranz – aus meinen Überlegungen. Sie hielt mir das altmodische Telefon hin und für einen kurzen Moment starrte ich sie unverständlich an. Dann besann ich mich meiner guten Manieren und nahm ihr das kleine Ding ab. „Banner“, sagte ich in die Sprechmuschel und nippte erneut an meinem Cocktail. „Es tut mir leid, dass wir Sie in Ihrem Urlaub stören müssen“, kam es von der anderen Seite, „aber Nick Fury bittet Sie, sofort zur Kommandozentrale der S.H.I.E.L.D zurückzureisen. Es geht um die internationale Sicherheit.“ „Wieso wundert mich das nicht?“, murmelte ich mehr zu mir selbst, als ins Telefon. „Bitte?“ Ach nichts. Organisieren Sie mir einen Flug und ich werde kommen.“ Dann legte ich auf, trank meinen Cocktail aus und genoss die Sonne, die nun schon hoch am Horizont stand. Einige Stunden später befand ich mich in New York. Hier war es bereits spät am Abend, schon fast Nacht, aber in der S.H.I.E.L.D Zentrale herrschte noch reges Treiben. Ich fühlte mich total übernächtigt und zerstört und da Kaffee für mich nicht in Frage kam, musste ich eben so meine Augen offen halten. Total erledigt saß ich also mit meinen Kollegen der Avenger Initiative an dem großen, ovalen Tisch und ließ mir erzählen, was vorgefallen war. Als Steve geendet hatte, lehnte ich mich gähnend zurück. „Und deswegen musste ich meinen Urlaub abbrechen? Wegen eines erneuten Anfalls von Größenwahn?“ Müde rieb ich mir die Augen. „Meine Rede!“, warf Tony ein, doch seine Mimik verriet rein gar nichts. „Wie konnte dein kleiner Bruder eigentlich entkommen?“, wandte ich mich an Thor, der die ganze Zeit über schweigend einen Punkt angestarrt hatte und dabei wie hypnotisiert die Konturen seines Hammers nachgefahren war. Er blickte funkelnd auf. „Wissen wir noch nicht.“ „Ah... Na, und was sollen wir jetzt tun?“ Es war wohl nicht zu überhören, dass ich wenig begeistert von der Zusammenkunft hier war; konnte man nicht einmal in Ruhe seinen Urlaub genießen? „Gentlemen“, kam es von Nick Fury, der im Türrahmen aufgetaucht war, „ihr sollt gar nichts tun, solange wir Loki nicht aufgespürt haben. Aber haltet euch bereit, es könnte jeden Moment zu einem Angriff kommen.“ Natasha seufzte und lehnte sich an Clints Schulter. „Ich hab es satt zu warten“, hörte ich sie flüstern. Ich wandte mich von den beiden ab, das wurde mir zu intim. Tony spielte mit einer Münze, Steve unterhielt sich leise mit Thor; sie beratschlagten sich darüber, was wir tun könnten um die Suche nach Loki zu beschleunigen. Ich beschloss, dass ich ein Bett aufsuchen sollte, denn meine Lider wurden immer schwerer. Ohne mich zu entschuldigen verließ ich den Raum und verschwand in das kleine Zimmer, das man mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. Das Bett war extrabreit; vermutlich hatte man Sorge, dass ich mich verwandeln könnte. Ich schüttelte über die Dummheit der Menschen den Kopf, schlüpfte aus meinen Klamotten und haute mich aufs Ohr. Krachender Lärm ließ mich hochfahren, doch ich kniff sofort wieder die Augen zu. Mein Puls raste, die Schweißperlen standen mir auf der Stirn. Mit aller Kraft versuchte ich mich zu beruhigen, doch mein Herzschlag wollte mir nicht gehorchen. Keuchend blickte ich mich um, alles wirkte schemenhaft. „Nein!“, grollte ich und zerriss die Bettwäsche. Unter meiner Schädeldecke pochte es heftig, in meiner Brust baute sich ein wahnsinniger Druck auf, der jeden Moment hochgehen konnte. Ich krallte mir das Nachtkästchen, schleuderte es gegen die Wand und ging auf die Knie. Das Blut rauschte in meinen Ohren, ich bäumte mich auf. Wütend schlug ich die Zähne aufeinander – und dann war alles vorbei. Mein Körper sackte in sich zusammen, mein Puls normalisierte sich langsam. Schnaufend lag ich am kühlen Boden und starrte gen Decke, die zu pulsieren schien. Dumpf hörte ich, dass die Tür geöffnet wurde, schnelle Schritte brachen abrupt ab. „Bruce – Ausbruch – den – tot“, drang an meine Ohren. Ich schluckte meinen Rachen hochgekommen Gallenflüssigkeit runter, dann schob sich Steves Gesicht in mein Blickfeld. „Alles – Bruce.“ Fragte er mich, wie es mir ging? Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mir den Kopf hielt; blutete ich etwa? „Aufstehen“, hörte ich als nächstes. Ein fremdes Gesicht, das eine Brille auf der krummen Nase trug, verdrängte Steve. „Injektion“, aber ich spürte nichts. Plötzlich wurde alles dunkel. „Hey, Großer, aufwachen!“ Etwas klatschte zuerst gegen meine rechte, dann gegen meine linke Wange. „Nicht, du machst ihn noch wütend.“ „Ach, was soll schon passieren?“ „Meinst du die Frage ernst, Tony?“ Ich schlug meine Augen auf und starrte in das überraschte Gesicht Tonys. Schnell zog er seine Hand zurück. „Ja, wirklich, meinst du die Frage ernst?“, knurrte ich. Vorsichtig setzte ich mich auf; Schwindel überkam mich, doch ich schluckte ihn einfach runter. Ich befand mich in einem Zimmer, das stark an ein Krankenhaus erinnerte. „Du hast ganz schön was verpasst“, teilte mir Tony mit. Er grinste mich so dämlich an wie... Nun ja, wie er es eigentlich immer tat. „Hat sich unser Freund aus dem All gemeldet?“, wollte ich wissen und bemerkte erst jetzt, dass Natasha am Fußende des Bettes stand und etwas in ihr Smartphone tippte. Besonders begeistert sah sie nicht aus. „Nun ja... Ja.“ Steve sah mich ernst an, holte tief Luft – und wurde von Tony abgewürgt. „Er hat nur das Übliche gefaselt.“ Theatralisch riss er die Arme in die Höhe. „'Die Rache wird mein sein, ihr niederes Volk! Spürt die Macht Lokis!'“ Ich prustete los. „Das hast er gesagt?“ Vor lauter Lachen musste ich mir den Bauch halten; das war doch echt zu komisch. Dennoch erntete ich von Natasha nur einen entnervten Blick. „Ja, so ungefähr.“ Die Tür ging auf und Clint kam herein. „Das heißt aber, dass wir noch immer nicht schlauer sind. Thor versucht gerade Kontakt zu ihm aufzunehmen.“ Gerade wollte ich etwas erwidern, als plötzlich ein höllischer Krach losging. Steve riss erschrocken die Augen auf, mein Puls beschleunigte sich. „Was ist das?!“ „Ach, das ist Pepper“, meinte Tony und wedelte mit seinem von ihm selbst gebauten Handy vor meiner Nase herum. Ich schlug danach, doch er war schneller und hob ab. „Schönen Abend, Ms Potts“, flötete er und verließ das Zimmer. „Was war das denn?“, schnaufte Steve. Vollkommen verwirrt blickte er durchs Zimmer. „AC/DC.“ Natasha zeigte zum ersten Mal richtiges Interesse an der Unterhaltung, allerdings hielt dies nur für einen kurzen Moment an, denn sie war schon wieder mit ihrem Smartphone beschäftigt. Steve war unterdessen nur noch verwirrter; ich konnte es ihm nicht verübeln, immerhin konnte auch ich nichts mit dieser Art von 'Musik' anfangen. „Was ist vorhin eigentlich passiert?“, fragte Clint in die Stille hinein. „Also, wieso wollte das Tier in dir heraus?“ Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, dann zuckte ich mit den Schultern. „Der Alarm war doch vorhin losgegangen, nicht? Das hat mich erschreckt.“ „So was bringt dich so leicht aus der Fassung?“ Ungläubig glotzte er mich an. „Problem damit?“, blaffte ich. „Nein nein, ich mein ja nur...“ Instinktiv wich er ein paar Schritte zurück. Ich atmete tief durch und überdachte die Situation: Vor ein paar Stunden noch war ich auf Hawaii gewesen und hatte einen Cocktail geschlürft. Jetzt befand ich mich in der S.H.I.E.L.D Kommandozentrale und musste meine Gefühle peinlich genau beobachten. Zudem war ich von vier sogenannten Superhelden und einer russischen Auftragskillerin umgeben. War es nicht ironisch, dass ich da ruhig bleiben sollte? Mit schüttelndem Kopf stand ich auf und rieb mir über den Bauch. „Wo gibt’s hier etwas zu essen? Mein Magen rebelliert.“ „Darfst du überhaupt schon wieder etwas essen?“ Steve blickte mich verwundert an. Irgendwie tat mir der Kerl ziemlich leid; da wurde er in eine für ihn unglaublich komische Zeit katapultiert und dann durfte er sich auch noch mit uns herumschlagen. Wenn ich er gewesen wäre, hätte ich mir vermutlich die Kugel gegeben. Da wäre diese Option zumindest möglich, dachte ich sarkastisch. „Warum nicht?“, besann ich mich wieder auf seine Frage. „Ist es heutzutage nicht mehr so, dass man aufpassen muss, wenn man Beruhigungsmittel bekommen hat? In meiner Zeit war das so, allerdings waren diese Mittel damals vermutlich auch noch weit stärker“, begründete er. Ich begann lauthals zu lachen, klopfte ihm auf die Schulter und steuerte die Tür an. „Warum lachst du?“, hörte ich ihn verdutzt fragen, doch ich begann nur lauter zu lachen. „Du,“, übernahm Natasha die Antwort, „belustigst ihn.“ Loki Laufeyson Dieses erbärmliche Wimmern zerrte so sehr an meinen Nerven, dass ich versucht war, einen meiner Untertanen – manipulierte, unterentwickelte Wesen, der Rasse Mensch angehörig – die Schädeldecke aufzubrennen. Ich schluckte meinen Ärger runter und griff mir eine dieser Schaben. „Stell das ab“, fauchte ich und stieß ihn von mir. Der Gestank der Angst erfüllte die Luft; ich ertrug ihn nicht. „Und dann öffne das Fenster!“ Erledigt ließ ich mich auf die Couch nieder, die verdächtig nach Schimmel roch. Warum hatte ich mir auch dieses Loch als Zufluchtsort ausgesucht? Ich massierte meine Schläfen und versuchte die Umgebung auszublenden, doch das Wimmern war einfach unerträglich. Meine Hände verkrampften sich unangenehm. „Stellt das ab!“, brüllte ich so laut, dass die mickrige Beleuchtung für einen kurzen Moment aussetzte und es mucksmäuschenstill wurde; sogar das störende Geräusch setzte aus. „Na, geht doch“, seufzte ich. Einigermaßen entspannt lehnte ich mich zurück und schloss meine Augen. Es war nach wie vor still, lediglich tropfendes Wasser war zu hören, aber davon wollte ich mich nicht stören lassen. Ich ging meinen Plan innerlich immer wieder durch, untersuchte ihn auf Schwachstellen. Doch nein, es war vergeblich, er war perfekt. Absolut perfekt. Diesmal würde nichts schief gehen. Alles würde ganz nach meinen Wünschen ablaufen und am Ende würde ich der Herrscher aller sein. Ja, ungefähr so stellte ich mir meine Zukunft vor. Kapitel 4: Chapter Four ----------------------- Steven „Steve“ Rogers alias Captain America „Wann ist sie verschwunden?“, fragte ich neugierig nach und legte die Stäbchen beiseite, nur um nach der Gabel zu fischen, die mir Pepper freundlicherweise hingelegt hatte. Egal, wie lange ich in dieser Zeit leben würde, Stäbchen würden nie meine Freunde werden. „Vorgestern Nacht.“ Sie stocherte lustlos in ihrer Sushi-Box. Schließlich stellte sie sie beiseite und trank einen Schluck Wasser. „Aber wir sind noch immer kein Stückchen weiter gekommen. Hoffentlich findet Tony einen Hinweis auf ihr Verschwinden.“ Mit entging nicht, dass ihre Körperspannung praktisch nicht vorhanden war; sie saß so da, als würde eine große Last auf ihren Schultern liegen. „Pepper, mach dir keine Sorgen, er wird sie schon finden“, versuchte ich sie aufzumuntern. Instinktiv war meine Hand nach vorne gewichen, ich wollte sie trösten, doch dann fiel mir ein, dass wir uns im Stark-Tower befanden und der hatte ja Augen und Ohren, genannt Jarvis. Eine unheimliche Apparatur, deren Geheimnis ich wohl nie lösen werden würde. „Mr Stark wird jeden Moment hier sein“, sagte eben dieser Jarvis just in dem Moment und wie immer erschrak ich mich fast zu Tode. Ich war mir sicher, dass Tony sich daraus einen unglaublichen Spaß machte. Wie zur Bestätigung trat er mit einem fetten Grinsen auf den Lippen in die Küche. Ohne mich zu beachten, nahm er Pepper die Box aus der Hand, küsste sie kurz und stopfte sich dann die gebratenen Nudeln in den Mund – mit Stäbchen, wohl gemerkt! Wie machte er das nur? „Und, hast du etwas gefunden?“ Pepper starrte ihn hoffnungsvoll an, doch er schüttelte den Kopf. „Nein“, mampfte er mit vollem Mund; schnell schluckte er runter. „Aber ich hab mir etwas durch den Kopf gehen lassen... Vor zwei Tagen sind folgende zwei Dinge passiert: Alice ist verschwunden und Loki ist aufgetaucht.“ Pepper seufzte. „Ich glaube nicht, dass es da einen Zusammenhang gibt. Alice ist sicher nicht die einzige Person, die in dieser Nacht verschwunden ist.“ „Da gebe ich dir recht, aber“, überlegte Tony weiter, „sie kennt dich und du kennst mi... uns, die Avengers. Und mit uns hat er eine Rechnung offen. Es würde also naheliegen." Mir war sofort klar, worauf er hinaus wollte. „Natürlich, er verwendet sie als Druckmittel. Oder eigentlich dich, Pepper.“ „Aber das ergibt doch keinen Sinn.“ Sie runzelte die Stirn; gedankenverloren spielte sie mit einem Ring, der mir soeben das erste Mal aufgefallen war. „Woher soll Loki wissen, dass Alice mit mir befreundet ist? Und warum sollte er versuchen, über mich an euch zu kommen? Warum nicht über jemand anderes?“ Tony legte das Essen beiseite und sah mich vielsagend an; ich war mir sicher, dass er das Gleiche wie ich dachte. „Das liegt auf der Hand: Du kennst die komplette Avengers Initiative und bist zudem... nun ja...“ Er hüstelte. „Du bist uns allen sehr ans Herz gewachsen, will er sagen“, endete ich für ihn. „Es ist nur allzu logisch, dass Loki versucht, über dich an uns zu gelangen. Wenn er dir zusetzt, setzt er uns allen zu.“ „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.“ Sie war noch immer nicht überzeugt. „Das wäre aber die einzig logische Erklärung“, versuchte es Tony. Er rückte ein wenig von ihr ab, um ihr besser in die Augen blicken zu können. Doch sie senkte den Kopf und fixierte einen mir nicht bekannten Punkt. „Obwohl...“ Mir war eine Idee gekommen, etwas, das noch viel wahrscheinlicher war. Eigentlich war es ziemlich offensichtlich; am liebsten hätte ich mich selbst geschlagen für meine Dummheit. „Sein Plan ist viel einfacher: Alice' Verschwinden ist ein Ablenkungsmanöver.“ „Denkst du?“ Tony sah mich wenig überzeugt an. „Mir erscheint das nicht ganz logisch, immerhin... Warum sollte die komplette Avengers Initiative nach einer einzigen Frau suchen?“ Pepper blickte auf; in ihre Augen war ein sonderbarer Glanz getreten, den ich nicht zuordnen konnte. Sie hatte den Ring beiseite gelegt und hielt ihre Hände nun ganz ruhig. „Wir sind in seine Falle getappt.“ „Bitte?“, hustete Tony. Mir entkam ein selbstgefälliges Grinsen, dann war mein Pokerface wieder perfekt, obwohl auch ich ein wenig überrascht war. „Wir stehen hier und rätseln darüber, was mit Alice passiert ist. Dabei solltet ihr versuchen, Loki zu finden... Loki, der jetzt, in diesem Moment, alle Zeit der Welt hat und seine Pläne umsetzen kann. Wir müssen zur S.H.I.E.L.D“, endete sie, drehte sich um und verließ schnellen Schrittes die Küche. Tony seufzte. „Jarvis, ruf bitte in der Zentrale an; die anderen sollen herkommen.“ „Wie Sie wünschen, Sir.“ Es wunderte mich gar nicht, dass er unsere Sitzung hierher verlegen wollte, immerhin tat er das fast immer. Hier könne er besser arbeiten, sagte er stets, aber ich glaubte, dass er die S.H.I.E.L.D in Wahrheit abgrundtief hasste. Verübeln konnte ich es ihm nicht, auch ich kam mit dieser Institution nicht mehr so gut zurecht wie früher. Oftmals überkam mich das unangenehme Gefühl einer tiefen Peinlichkeit, weil ich bis vor einem Jahr noch fest an die guten Absichten der S.H.I.E.L.D geglaubt hatte, aber ganz so einfach war das ja nicht. Fury war ein durchtriebener Mensch, vermutlich zu allem fähig. Thor Odinson „Was ist das?!“ In Angriffsstellung überblickte ich den Raum, Mjolnir fest umklammert. „Ich bin ein Computer oder Roboter, entwickelt von Tony Stark, Mr Thor Odinson“, antwortete die Stimme, die aus dem Nichts kam. Ein tiefes Grollen rollte meine Kehle hinauf. Dr Bruce Banner, der vor mir auf einer Bank saß, lachte so laut, dass man es vermutlich in Asgard noch hören konnte, und auch Natasha Romanoff und Clint Barton grinsten vor sich hin. Es beunruhigte mich, dass sie die Gefahr, die von diesem Raum ausging, nicht erkannten. „Das ist Jarvis“, kam es plötzlich von hinten. Ich wirbelte herum – und blickte in Starks selbstzufriedenes Gesicht. „Wenn du deinen Arsch öfters auf die Erde bewegen würdest, würdest du ihn kennen.“ „Wenn ich was?“, fragte ich verwirrt. Instinktiv gab ich meine Angriffsstellung auf und setzte mich zu Banner, der immer noch lachte, auf die Bank. „Vergiss es.“ „Was soll ich vergessen?“ Dr Banners Lachen wurde nun so laut, dass ich versucht war, ihm eine reinzuhauen, aber die Erinnerung an das grüne Ding, das er werden konnte, war einfach zu lebhaft. Also grummelte ich nur leise vor mich und legte Mjolnir auf den Glastisch. „Womit haben wir verdient, hier zu sein?“, fragte Ms Romanoff. Ich kannte mich mit den menschlichen Gefühlsregungen nicht wirklich aus, aber etwas sagte mir, dass sie nicht sonderlich begeistert war, hier zu sein. Auch Mr Starks Gesicht verriet dies; dachte ich zumindest. Wer konnte das schon wissen? Die Menschen waren schon seltsame Wesen. „Ich habe das Rätsel um Lokis Rückkehr gelöst!“ Mr Rogers räusperte sich. „Ähm, na eigentlich haben WIR es gelöst. Pepper, du und ich. Nicht du. Wir.“ Zur Unterstreichung seiner Worte zeigte er auf sich, Mr Stark und Ms Potts, die aus der riesigen Glasfront blickte. „Wir.“ „Klappe, Rogers!“, knurrte Mr Stark und setzte sich hin. „Auf jeden Fall wissen wir, was unser Schurke aus dem All vorhat.“ „Schurke aus dem All?“, grollte ich und sprang instinktiv auf. „Er ist mein Bruder!“ „Diese Diskussion hatten wir schon mal“, grinste Dr Banner. „Etliche Male.“ Ich ging nicht darauf ein, sondern setzte mich wieder hin und hörte Mr Rogers' Überlegungen zu, die hin und wieder von Mr Stark ergänzt wurden. Als sie geendet hatten und wir uns einig darüber waren, dass das Verschwinden dieser Menschen-Frau tatsächlich ein Ablenkungsmanöver war, schwiegen wir. Gedanklich ging ich noch einmal alles durch, ich wollte verstehen, warum mein Bruder, adoptiert hin oder her, zu so etwas fähig war. Warum wollte er ein anderes Volk niederwerfen, wenn wir doch gelehrt bekommen hatten, dass alle gleichberechtigt waren? Gerade er musste das wissen. Es war mir schleierhaft und ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, was hinter alldem steckte. Vater hatte mir einmal erklärt, dass es vielleicht an seiner Mentalität liegen könnte, die Eisriesen hatten andere Beweggründe und dergleichen; ich hatte ihm nicht wirklich zugehört, und ja, im Moment verfluchte ich mich dafür. „Also“, unterbrach Ms Potts schließlich die Stille. Sie wandte sich von dem überdimensionalen Fenster, dessen Funktion mir unergründlich war, ab und blickte uns einen nach dem anderen an. „Was wollt ihr tun?“ Ich blickte in die Runde; nur Mr Barton starrte als einziger nicht zu Boden. „Uns bleibt nur eine Möglichkeit....“ „Wir müssen ihn töten“, sagte Ms Romanoff. Entsetzt sprang ich auf. „Nein!“, entkam es mir. Ich griff mir Mjolnir und ging in Angriffsstellung. „Wir werden ihn nicht töten.“ Meine Stimme glich mehr einem wütenden Tier als einem Gott. Draußen begann es zu blitzen, doch das überraschte mich wenig. „Woah, jetzt komm mal wieder runter.“ Mr Stark starrte mich mit großen Augen an; ihn hatte der Wetterumschwung überrascht. „Ich werde meinen eigenen Bruder nicht töten“, beharrte ich. „Es wird eine andere Lösung geben. Wir besiegen ihn und ich bringe ihn zurück in die Heimat.“ Im Augenwinkel sah ich, dass Mr Rogers den Kopf schüttelte. „Nein, das hat schon das letzte Mal nicht funktioniert. Diesmal müssen wir es richtig machen, sonst kann genau so etwas erneut geschehen.“ Ich konnte es nicht glauben. Meinen Bruder – töten? Nein, sicher nicht. Das... Nein. Ich schüttelte mich, blickte alle der Reihe nach an, doch in ihren Augen konnte ich nur die pure Entschlossenheit sehen. Es dauerte nur einen Bruchteil einer Sekunde, dann hatte ich einen Entschluss gefasst: „Wenn ihr versucht Loki zu töten, dann müsst ihr auch gegen mich kämpfen.“ Virginia „Pepper“ Potts Ich starrte in den Spiegel. Meine Mundwinkel hingen nach unten, Augenringe hatten sich in meine Haut gebrannt, die Lippen waren rissig. Eine Haarsträhne war aus dem Zopf gerutscht und hing mir nun ins Gesicht; sie störte mich, aber ich blies sie nicht weg. Alles in allem sah ich einfach nur erledigt aus. Mit einem Seufzen wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab, drehte das Licht aus und verließ das Badezimmer. „Gute Nacht, Jarvis“, murmelte ich leise, als ich unter die Bettdecke schlüpfte. Ich hörte Tony neben mir atmen, sonst rührte er sich nicht. In mir keimte der Wunsch auf, ihn zu berühren, aber ich wagte nicht, mich zu bewegen. Die Angst, auseinander zu fallen, lähmte mich so sehr, dass ich jeden Atemzug genau überdachte. Und darüber hinaus wollte ich keine Schwäche zeigen, Tony kannte mich nur als starke, unabhängige Frau. Dennoch, die letzten paar Stunden hatten kräftig an meinen Nerven gezerrt. Ich fühlte mich dafür verantwortlich, dass die Avengers Initiative auseinander gebrochen war, hatte Thor sich immerhin gegen seine Kollegen gestellt. Es hatte zum Streit geführt und schlussendlich hatten alle wutentbrannt den Stark-Tower verlassen. Tony war in seine Werkstatt verschwunden und ich hatte mich damit abgemüht, die Fassung zu behalten und das Chaos im Wohnzimmer zu beseitigen. Seit die Situation so eskaliert war, hatte Tony kein Wort mit mir gewechselt. Ich wagte mich zu bewegen und drehte mich auf die rechte Seite, so dass mein Rücken zu meinem...Boss zeigte. Mit aller Kraft versuchte ich, die Erinnerungen an den heutigen Abend auszublenden, schloss die Augen und gab mich einem traumlosen Schlaf hin. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fiel mir sofort der angenehme Geruch in meiner Nase auf. Es roch nach Mann, ein wenig nach Diesel, vermischt mit einem Shampoo für Männer. Es roch nach Tony Stark. Als nächstes registrierte ich, dass ein wohlgeformter Unterarm meine Taille umschlang und mich warmer Atem am Ohr kitzelte. Vorsichtig drehte ich mich in der Umarmung um und blickte direkt in Tonys tiefbraune Augen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Guten Morgen“, hauchte ich und sog seinen Duft tief ein. Er zog mich noch näher an sich heran, so, dass mein Kopf in der Kuhle zwischen seinem Kinn und der Schulter gebettet wurde. Erneut kitzelte mich sein Atem an meinem Ohr; mich überkam eine wohlige Gänsehaut. „Willst du mich heiraten?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)