Dein wilder Garten - Mein Herz von Ibogaeru (NaLu) ================================================================================ Kapitel 6: Campingplatzblues ---------------------------- Okay... es gibt ein neues Kapitel... mal... wieder... Ja, ich weiß, ich bin ziemlich langsam geworden, aber es gibt einfach so viel zu tun. Und ich weiß auch nicht, ob ich ab jetzt schneller werde, aber ich verspreche, dass es ab September wieder regelmäßiger was neues gibt, da ich ab da wieder die Schulbank drücke und geregelte Arbeitszeiten haben werde. Und jetzt bin ich still und wünsche euch viel Spaß beim Lesen. ___________________________________________________ Kapitel 6 – Campingplatzblues Natsu lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Klappe des Kofferraums, aber so sehr er sich auch anstrengte, sie wollte nicht komplett schließen. Seufzend öffnete er sie wieder und warf einen wütenden Blick in den Kofferraum. Taschen, Schuhe, Schlafsäcke, Zelte, Wanderausrüstung und diverse klappbare Campingmöbel sorgten dafür, dass er sich seit einer viertel Stunde abmühte, den Kofferraum zu schließen. Er versetzte einem der Schlafsäcke einen Stoß und versuchte es erneut. Es kam ihm so vor, als würde die Klappe sich ein bisschen weiter Richtung Schloss drücken lassen, aber es reichte immer noch nicht. Wütend riss Natsu die Klappe wieder auf und stieß sich den Kopf an der Kante. Fluchend rieb er sich die Stelle und zog einen der Schlafsäcke aus dem Kofferraum. Dabei löste sich die Kordel, die den Schlafsack zusammenhielt und verhedderte sich in einem Bein eines Klapptisches. Zu seinem Bedauern bemerkte Natsu das erst, als er den Schlafsack samt Tisch und allen Gegenständen, die auf dem Tisch lagen, aus dem Kofferraum zog. Der Campingkocher fiel ihm laut scheppernd auf den Fuß. Wütend trat Natsu den Kocher aus dem Weg und drehte sich zum Haus um. „Igneel“, rief er laut. „Dieser doofe Kofferraum ist einfach zu voll. Und so, wie die Sachen da drin liegen, geht das Ding auch nicht zu.“ „Du kannst einfach nicht packen“, rief Igneel von drinnen. „Warum muss ich dann das Auto bepacken?“, erwiderte Natsu brummig. „Weil ich gerade mit Grandine telefoniere“, antwortete Igneel ihm gelassen. Wütend schlug Natsu den Kofferraum zu – was tatsächlich funktionierte, weil die Hälfte vorm Auto lag – und wollte ins Haus stürmen und Igneel das Telefon aus der Hand schlagen, als er sich mit dem Fuß in der Kordel des Schlafsackes verhedderte und mit der Nase voran im Gras aufschlug. Einige Sekunden blieb er reglos im Gras liegen, dann fing er an zu fluchen. „Verdammte Hacke! Igneel! Beweg deinen Hintern hier raus! Ich sterbe hier gerade!“ „Für jemanden, der sich gerade im Todeskampf befindet, hörst du dich aber sehr lebendig an“, lachte Igneel, ohne auch nur einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Genervt verdrehte Natsu die Augen. „Aber meine Nase stirbt!“, rief er Igneel zu. Kurz darauf hörte er ein schweres Seufzen und Igneel, der zu Grandine sagte: „Teenager. Ich geh mal schauen, was er da so treibt, bevor er sich tatsächlich noch umbringt. Hm, bis gleich.“ Natsu hörte das Piepen des Telefons, als Igneel es auf die Ladestation stellte und kurz darauf Schritte, die sich in seine Richtung bewegten. Er blieb demonstrativ im Gras liegen, bis er Igneels Schatten über sich spürte und einen seiner Schuhe neben sich sah. „Was machst du da?“, fragte Igneel ungläubig. Theatralisch drehte Natsu sich zu seinem Vater um. „Ich packe. So, wie du es mir gesagt hast.“ Igneel verdrehte die Augen. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dir gesagt zu haben, dass du die Hälfte der Sachen ins Gras schmeißen sollst, mit dir noch oben drauf. Also, was machst du da?“ Beleidigt rappelte Natsu sich auf. Er klopfte sich den Staub von den Sachen und warf seinem Vater einen bösen Blick zu. „Ich habe versucht, zu packen. Aber das ganze Zeug passt nicht in unseren Kofferraum. Und als ich etwas davon ausräumen wollte, ist der ganze Rest halt mit rausgekommen und ich bin hingefallen.“ Igneel lachte und Natsu streckte ihm die Zunge raus. „Na komm, lass uns packen“, grinste Igneel und riss die Klappe des Kofferraums mit so viel Enthusiasmus hoch, dass sie ihm vor den Kopf schlug. Natsu lachte, während Igneel der Klappe einen vernichtenden Blick zuwarf. Eine Stunde später saßen sie im Auto und waren auf dem Weg zu Grandines Wohnung, um sie, Wendy und Lucy abzuholen. Als Natsu das erste Mal von Igneels Plänen gehört hatte, hatten die beiden sich gestritten wie selten. Aber der Gedanke, eine Woche mit Lucy zu verreisen, hatte in Natsu eine Menge unguter Gefühle geweckt. Und eins dieser Gefühle hatte sich sehr schnell bewahrheitet. Als Natsu nämlich Lisanna beichtete, dass er eine Woche mit Lucy verbringen würde, hatte sie ihn aufs übelste beschimpft und sich erst wieder beruhigen lassen, als Natsu ihre Hand genommen, sie auf sein Zimmer gezerrt und fast eine Stunde mit ihr geknutscht hatte. Natürlich war Igneel nicht zuhause gewesen, ansonsten wäre er bestimmt schon nach zehn Minuten in Natsus Zimmer gestürzt und hätte ihn an ihre Abmachung erinnert. Natsu verdrehte die Augen, während vor der Scheibe die Straßen vorbeizogen. Nachdem Natsu Igneel von Lisanna erzählt hatte, hatte Igneel ihm das Versprechen abgerungen, dass es unter ihrem Dach keinen Sex geben würde. Als Natsu seinen Vater gefragt hatte, ob das auch für ihn gelten würde, wurde Igneel rot und stammelte undefinierbares Zeug vor sich hin. Bei der Vorstellung, dass Grandine mit Igneel im Efeudrachen gewesen war, während er in der Schule oder sonst wo war, und sie sich in Igneels Schlafzimmer amüsierten, jagte einen Schauer über Natsus Rücken, der nicht angenehm war. Nach einer weiteren Stunde fuhren sie über die Autobahn Richtung Campingplatz. Igneel hatte im Internet einen kleinen, am Wald gelegenen Campingplatz gefunden und Grandine war von der Örtlichkeit begeistert gewesen. Auch Wendy gefiel die Idee, im Wald zu zelten, aber er und Lucy wären lieber in Zivilisationsnähe geblieben. Langsam zog die Dämmerung über den Horizont, als Igneel den Wagen endlich auf den für sie reservierten Platz lenkte. Bei der Ankunft auf dem Campingplatz gab es einige Probleme, da der Mitarbeiter, der für Reservierungen zuständig war, Igneels Vor- und Nachnamen vertauscht hatte und Igneels Personalausweis für eine Fälschung hielt. Erst als Natsu seinen eigenen Ausweis daneben hielt um zu beweisen, dass Dragneel tatsächlich Nach- und nicht Vorname war, reichte der Mann ihnen ein Schild mit einer Nummer und eine Karte des Platzes. Jetzt waren sie damit beschäftigt, alles aus dem Auto zu laden. Zu Natsus großem Vergnügen versank Lucy mehrere Male mit ihren Highheelsabsätzen im moosigen Untergrund. Als er sie damit aufziehen wollte, fiel ihr der Campingkocher aus der Hand und landete auf Natsus Fuß – natürlich derselbe Fuß wie am Morgen. Fluchend humpelte Natsu zu Igneel herüber, der versuchte, eines der Zelte aufzubauen. Gerade wollte Natsu Igneel darauf hinweisen, dass er anscheinend zu blöd wäre, um ein Zelt aufzubauen, als er sich an die Quittung seines letzten schadenfrohen Gedankens erinnerte. Und an den Campingkocher. Kaum vorzustellen, was eine Zeltstange an der falschen Stelle ausrichten könnte. Stattdessen nahm er sich die Beschreibung und überflog sie. Er runzelte die Stirn. „Wer soll das denn verstehen?“, fragte er ungläubig und sah von der Zeichnung in seiner Hand zu dem unförmigen Haufen aus Zeltplanen und Zeltstangen. Igneel, der gerade versuchte, zwei Stangen miteinander zu verbinden, sah zu seinem Sohn auf und zuckte mit den Schultern. Dann wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu. Mit zusammengezogenen Augenbrauen beugte Natsu sich über den Haufen, der ein Zelt werden wollte und versuchte sich an derselben Aufgabe wie Igneel. Gerade, als er jubeln und Igneel die verbundenen Stangen hinhalten wollte, sprangen sie wieder auseinander und eines der Enden einer Stange stach ihm ins Auge. „Aua! Autsch!“, fluchte Natsu und drückte eine Hand auf sein schmerzendes Auge. Igneel fing an zu lachen, als er Natsus Missgeschick beobachtete und ließ die Stangen, die er verzweifelt zusammenzubauen versuchte, los, um sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen, als auch seine Stangen auseinander rutschten. Das Ende der einen Stange stieß gegen seine Wange und das Ende der anderen Stange landete auf unerklärliche Weise in einem von Igneels Nasenlöchern. Der Schmerz in Natsus Auge war vergessen, als er sich kringelte vor Lachen und nach Luft japste. Beleidigt stieß Igneel ihm mit einer der Stangen auf den Kopf und brummte etwas Unverständliches, dass mit Sicherheit nicht freundlich war. Eine Stunde später leuchteten die ersten Sterne blass am dunkler werdenden Himmel und der Grill blies rote Funken in die Luft. Rote Lichter tanzten auf den Planen der Zelte, die Igneel und Natsu schließlich mit Wendys Hilfe aufgebaut hatten. Die elfjährige hatte sich als besonders gut im Entziffern der Hieroglyphenähnlichen Bilder auf der Beschreibung entpuppt. Igneel wendete hin und wieder das Fleisch auf dem Rost und natürlich die Gemüsespieße, auf die Lucy bestanden hatte – wegen ihrer Figur. Natsu schmunzelte, als er an den Moment dachte, als Lucy Igneel erklärt hatte, das sie auf gar keinen Fall Bauchfleisch essen würde und ob er sich überhaupt vorstellen könnte, wie viel Fett in so einem Stück Fleisch steckte. Igneel hatte den Mund geöffnet, um ihr eine Antwort zu geben, als Grandine ihm eine Hand auf den Mund legte und mit dem Kopf schüttelte. Danach ging sie zu einer der vielen Kühltaschen und zog einen Beutel mit frischem Gemüse hervor. Igneels Blick war unbezahlbar gewesen. Nach dem Essen und einigen Diskussionen, ob es nun ein Eltern- und ein Kinderzelt, oder doch eher ein Frauen- und ein Männerzelt geben sollte, setzten Natsu und Lucy sich durch und die Zelte wurden nach Geschlechtern geteilt. Am nächsten Morgen lag dichter Nebel in der Luft und man konnte kaum einen Meter weit sehen. Natsu machte sich am Campingkocher zu schaffen und versuchte, Kaffee zu kochen. Seinen Schal hatte er bis zur Nase hochgezogen und seine Hände waren in den Ärmeln seines Pullovers versteckt. Er hoffte, dass die Sonne, die sich am Horizont allmählich durch den Nebel kämpfte, auch angenehme Temperaturen mit sich bringen würde. Gerade, als er das kochende Wasser auf das Kaffeepulver schütten wollte, kam Lucy aus dem Zelt gekrochen und ließ sich auf dem Campingstuhl neben ihm nieder. Natsu warf ihr einen Blick aus den Augenwinkeln zu und nickte zur Begrüßung einmal kurz. Lucy brummte ein verschlafenes „Morgen“ und sah im dabei zu, wie er nach und nach das heiße Wasser durch den Filter mit dem Kaffeepulver in die Kanne kippte. „So habe ich noch nie Kaffee gemacht“, sagte sie verwundert, als Natsu ihr kurze Zeit später eine Tasse mit dunkler, dampfender Flüssigkeit reichte. Schmunzelnd setzte er sich auf den Stuhl neben sie, selbst eine Tasse in der Hand. „Unsere Kaffeemaschine ist beim Umzug kaputt gegangen und wir haben uns erst vor Kurzem einen Neue gekauft. In der Zeit haben wir unseren Kaffee nur so gemacht. Und er schmeckt auch nicht schlecht, finde ich“, erklärte Natsu und blies den Dampf, der aus seiner Tasse stieg, fort. Lucy sah ihn einen Moment von der Seite an, dann tat sie es ihm gleich und nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. „Haben wir Milch und Zucker?“, fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Ja, haben wir“, sagte Igneel, der gerade von den Duschen kam und ihr eine Milchtüte unter die Nase hielt. „Aber Zucker ist so ungesund. Weißt du, wie viele Kohlenhydrate er hat? Ganz schlecht für die Figur“, lachte er. Als Lucy ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, streckte er ihr die Zunge raus und sie lachte. „Ok, ich ergebe mich“, erklärte sie schließlich und Igneel reichte ihr die Schüssel mit Zucker. Dabei zwinkerte er ihr verschwörerisch zu, was sie zum Lachen brachte. Natsu beobachtete die beiden verwundert und runzelte die Stirn. Seit wann verstanden sie sich so gut? Noch vor ein paar Wochen hatte Lucy Igneel aufs übelste beschimpft, sobald er sie nur kurz angesehen, geschweige denn mit ihr geredet hatte. Mit gerunzelter Stirn nahm auch er einen Schluck aus seiner Tasse und verzog das Gesicht. „OK, wo ist der Zucker?“, fragte er in die Runde. Lucy reichte ihm die Schüssel und lächelte. Sie lächelte ihn an. Natsu zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf und griff vorsichtig nach der Schüssel. Irgendetwas lief hier ganz furchtbar schief. Lucy, die sich gut mit Igneel verstand und ihn sogar anlächelte, dass sollte so nicht sein. Allerdings konnte er sich nicht daran erinnern, wann sich die Welt gegen ihn verschworen hatte. Kurze Zeit später kamen auch Wendy und Grandine aus ihrem Zelt und gesellten sich zu ihnen. Nach einem relativ entspannten Frühstück machte Natsu sich, mit einem über die Schulter geschwungenen Handtuch, auf den Weg zu den Duschen. Nachdem er alle Kabinen gründlich untersucht und sich für eine halbwegs saubere entschieden hatte, kämpfte er einige Minuten mit dem Warmwasserregler. Als er endlich eine angenehme Temperatur gefunden hatte, stellte er sich unter den Wasserstrahl und seifte sich ein. Dabei dachte er an Lucy und Igneel und daran, wie vertraut sie miteinander gewirkt hatten. Vielleicht lag es daran, dass Igneel so oft bei Grandine zuhause war und deshalb mehr Kontakt zu Lucy hatte. Er selbst hatte Grandine nur ein paar Mal getroffen und sich dabei kaum richtig mit ihr unterhalten können. Und auch Wendy hatte er nur flüchtig kennengelernt, bevor die Idee mit dem Campingausflug entstanden war. Zwar hatte er selten Probleme, sich mit anderen Menschen zu Recht zu finden, aber der Gedanke, dass er hier fehl am Platz war, ließ ihn nicht mehr los. Ganz besonders, nachdem er Lucy und Igneel beobachtet hatte und ihm aufgefallen war, wie natürlich sie miteinander umgingen. Der Gedanke, dass Igneel ihn irgendwann nicht mehr beachten würde, versetzte ihm einen Stich und formte hässliche Gefühle in seinem Herzen, die er abzuschütteln versuchte. Aber wie? Sie lachte leise und melodisch in sein Ohr und plötzlich fühlte er sich schon nicht mehr ganz so schlecht. Nach seiner Dusche war Natsu zu ihrem Zelt zurückgegangen, hatte sein Handy genommen und sich so weit von den anderen entfernt, dass sie ihn nicht mehr hören konnten. Igneel hatte ihn aus der Ferne frech angegrinst und mit seinen Händen ein Herz geformt, woraufhin Natsu ihm seinen Mittelfinger gezeigt hatte, was Igneel mit einem vergnügten Schmunzeln zur Kenntnis genommen hatte. Als Lisanna an ihr Telefon gegangen war und Natsu ihr von seinen Beobachtungen erzählt hatte, fing sie an zu lachen. Und eben dieses Geräusch beruhigte ihn ungemein. /„Sag mal, bist du etwa eifersüchtig auf Lucy?“/, fragte Lisanna lachend. Natsu hob überrascht die Augenbrauen. „Warum sollte ich das sein?“, fragte er verwundert. /„Hörte sich so an. Und selbst wenn du auf sie eifersüchtig wärst und es nur nicht zugeben wolltest, glaube ich nicht, dass du dir Sorgen machen müssten.“/ „Worüber…“, setzte Natsu an, doch wurde von Igneel unterbrochen. „Hey, Wendy würde gerne eine Schnitzeljagd durch den Wald machen. Beweg deinen Hintern hier hin und hilf bei den Vorbereitungen, anstatt da durchs Telefon zu flirten!“ Genervt verdrehte Natsu die Augen. „Hast du‘s gehört? Ich muss los und mich sozial einbringen.“ /„Tu das. Und vergiss bitte nicht, dass dir niemand deinen Vater wegnehmen kann“/, lachte Lisanna ihm ruhig ins Ohr. „Mh-hmm“, brummte er und beendete das Gespräch. Widerwillig trottete er zu Igneel, um sich eine Karte des Waldes in die Hand drücken zu lassen, auf der einige Stellen markiert waren. Grinsend reichte Igneel ihm einen Beutel mit mehreren Gegenständen und nach kurzen Erklärungen verabschiedete Natsu sich von seiner Urlaubsgruppe und stiefelte in den Wald. Während er die Route markierte und sämtliche Markierungen doppelt überprüfte – er hatte keine Lust, Wendy in diesem Wald zu suchen – dachte er über Lisannas Worte nach. Natürlich konnte ihm niemand Igneel wegnehmen. Und selbst wenn er viel Zeit mit Grandine, Wendy und Lucy verbrachte, blieb er doch sein Vater. Warum hatte er sich dann so erleichtert gefühlt, als Lisanna ihn daran erinnert hatte? Weil es das war, was du hören wolltest, gestand er sich ein. Auch wenn ihm bewusst war, welche Rolle er in Igneels Leben spielte, brauchte er diese Versicherung, so lächerlich sie auch sein mochte. Lucy würde wahrscheinlich behaupten, dass er gar nicht in der Lage war mehr als Hunger und Durst zu empfinden, aber nach dem Tod seiner Mutter hatte er sich an Igneel festgehalten wie eine Klette. Dabei zuzusehen, wie diese ständige Konstante in seinem Leben anfing, sich zu verändern, hatte ihm Angst gemacht. Mehr sogar, als er jemals zugeben würde. Vollkommen in Gedanken versunken, bemerkte Natsu nicht, dass Lucy sich ihm näherte. Erst als sie direkt hinter ihm stand, drehte er sich zu ihr um und sah sie überrascht an. „Was machst du denn hier?“, fragte er sie langsam. Lucy hob die Schultern und lehnte sich an den Baum, den er kurz vorher markiert hatte. „Schauen, wo du bleibst“, erklärte sie schließlich und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Verwundert hob er eine Augenbraue. „So lange war ich doch nicht weg.“ Wieder hob sie nur die Schultern und Natsu seufzte. Er legte den Beutel auf den Boden und setzte sich mit einem gewissen Sicherheitsabstand neben Lucy auf den moosigen Waldboden und lehnte seinen Rücken an den Baum. Die Rinde war rau und kühl und bot eine bequeme Lehne. „Seit wann verstehst du dich denn so gut mit Igneel?“, fragte Natsu, als dass Schweigen zwischen ihnen zäh und ungemütlich wurde. „Weiß nicht“, gestand Lucy, „Irgendwie gab‘s da keinen besonderen Zeitpunkt, an dem ich beschlossen habe, dass ich deinen Vater nicht mehr blöd finde. Wobei, eigentlich finde ich ihn manchmal doch noch ziemlich blöd.“ Natsu lachte leise. „Heute Morgen zum Beispiel?“, fragte er gespielt unwissend. Lucy schnaubte und nickte. „Aber trotzdem kann ich ihm nicht wirklich böse sein“, erklärte sie ihm. „Dein Vater ist einfach ständig bei uns. Und er tut meiner Tante und ganz besonders Wendy gut. Seitdem er da ist, lacht sie viel öfter und geht mit den Anfeindungen ihrer Mitschüler viel gelassener um.“ Gedankenverloren malte Lucy mit ihren Fingern Muster in den Waldboden und starrte ins Leere. Natsu sah sie eine Weile an, dann wanderte auch sein Blick in die Ferne. „Ja, manchmal vollbringt Igneel merkwürdige, kleine Wunder.“ Eine Weile saßen sie unter dem Baum und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Irgendwann stand Natsu auf und klopfte sich den Dreck von der Hose. Dann drehte er sich zu Lucy um und reichte ihr die Hand. Fragend hob sie eine Augenbraue. „Wird Zeit, dass diese Schnitzeljagd hier in Gang kommt“, erklärte er grinsend. Lucy nickte und rappelte sich auf, ohne Natsus Hand eines Blickes zu würdigen. Er verdrehte die Augen. „Es würde dich nicht umbringen, wenn du die Hilfe anderer Leute annehmen würdest, zumindest ab und zu mal.“ Missmutig sah Lucy ihn an. „Ich will deine Hilfe aber nicht.“ „Hab ich gemerkt.“ „Gut“, brummte sie und streckte ihm die Zunge raus. Am Abend saßen alle um die Glut, die auf dem Grill lag und sie wärmte. Nachdem Natsu und Lucy sich den ganzen Weg zurück zum Campingplatz und während der Hälfte der Schnitzeljagd gestritten hatten, hatte Igneel sie während einer kleinen Picknickpause in einen nahegelegenen Bachlauf geschubst und damit für Ruhe gesorgt. Nach der Schnitzeljagd hatten Natsu und Lucy sich dann erst mal in die Duschen verzogen und Igneel hatte fürs Abendessen gesorgt. Mit einer theatralischen Geste hatte er die Gemüsespieße von Grandine entgegen genommen und sie zwischen die Koteletts gequetscht. Jetzt, nach dem Essen hatten sie sich um die Glut gedrängt und Igneel belustigte sie mit einem Schwank aus seiner Jugend, als die ersten Tropfen vom Himmel fielen. Gemächlich rieselten die ersten Regentropfen zu Boden, um zu einem stetigen Strom anzuschwellen. Die schweren Tropfen prasselten auf die Zeltplanen und ließen diese schwerer werden. In der Ferne grollte der Donner und manchmal wurde der Himmel von hellen Lichtern durchzogen. Es regnete die ganze Nacht und am nächsten Morgen war der Boden unter ihren Füßen durchzogen von matschigen Pfützen. Auch die nächsten Tage regnete es fast ununterbrochen und der Campingurlaub, der zu einem einmaligen Erlebnis werden sollte, brachte sie alle fast an den Rand eines Lagerkollers, da niemand die Zelte länger als eine halbe Stunde am Stück verlassen konnte. Als es endlich Zeit zur Abreise war und sämtliche Sachen wieder im Kofferraum verstaut waren – es dauerte fast noch länger als auf der Anreise, aber schließlich rastete der Kofferraumdeckel ein. Auf der Fahrt vertrieben Wendy und Igneel sich die Zeit mit „Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst“, während Natsu, Lucy und Grandine vor sich hin dösten. Nachdem Natsu und Igneel Grandine, Wendy und Lucy mit samt ihren Sachen bei sich abgeliefert hatten, machten sie sich auf den Heimweg. Natsu genoss die Ruhe und beobachtete Igneel beim Fahren. Dass er nur fünf Tage zuvor noch um die Zuneigung seines Vaters gebangt hatte, kam ihm nun mehr als nur lächerlich vor. Igneel würde ihn nie abstoßen, nur weil es jetzt neben seinem Sohn noch jemand anderen in seinem Leben gab. Aber vielleicht war dieser, zugegeben eher verkorkste Campingausflug, genau das richtige gewesen. Denn es hatte Natsu die Augen für Dinge geöffnet, die er früher vor lauter Selbstverständlichkeit nicht wahrgenommen hatte. Und er hatte begriffen, dass man sich über manche dieser Dinge einfach nicht zu viele Gedanken machen sollte. „Manches kann man einfach nicht verlieren“, vollendete er und erntete einen fragenden Blick seines Vaters. Zur Antwort schüttelte er nur den Kopf und sah auf die Straße vor der Windschutzscheibe, die sie langsam nach Hause trug. ______________________________________________________________ Ganz geniales Ende, ich weiß =P Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ich selber finde es von der Stimmung eher melancholisch, was aber daran liegen könnte, dass ich beim Schreiben das Album von Mrs Greenbird gehört habe. Sehr zu empfehlen (Schleichwerbung O_o) Viele haben mir in ihren Kommis geschrieben, dass sie sich eine halbwegs Herzschmerzlose Trennung von Natsu und Lisanna wünschen. Ich bin zwar noch nicht so weit, aber das Ende der Beziehung der zwei stand schon fast ganz am Anfang der FF fest. Ihr könnt also gespannt sein. Ich würde mich wie immer über eure Meinung sehr freuen, besonders nach so langer Zeit =P (Ich hoffe doch mal, dass mir hier noch jemand etwas zu sagen hat T_T) Lg~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)