Dein wilder Garten - Mein Herz von Ibogaeru (NaLu) ================================================================================ Kapitel 7: Familiengeschäfte ---------------------------- Kapitel 7 – Familiengeschäfte Er saß mit gerunzelter Stirn in der Hollywoodschaukel, die neben der Haustür stand, und beobachtete das pinke Sofa, das an ihm vorbei getragen wurde. Kurz darauf folgte ein farblich passender Sessel und er fragte sich, wie viele Möbelgeschäfte Grandine wohl mit Wendy abgeklappert haben musste, um so viele pinke Möbel zu finden. Es waren mit Sicherheit einige. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf und sah auf den Laptop in seinem Schoß. Er war ein Geburtstagsgeschenk von Igneel, der keine Lust mehr hatte, ständig auf die Benutzung seines PCs warten zu müssen, nur um dann mit unfreundlichen Chatnachrichten von Gray belästigt zu werden. Eben dieser hatte ihm mal wieder einen freundlichen Gruß hinterlassen. Gray Fullbuster: Na, Vollidiot. Was ist bei euch so los? Belustigt verdrehte Natsu die Augen. Wenn sie nicht unbedingt miteinander sprechen mussten, konnten er und Gray halbwegs manierlich miteinander kommunizieren. Schmunzelnd tippte er seine Antwort. Natsu Dragneel: Hey, Exhibitionist. Hier schweben pinke Möbel durch die Gegend. Er klickte auf senden und sah auf. In dem Moment tauchte eine pinke Lavalampe in seinem Blickfeld auf und verschwand ebenfalls im Haus. Verwundert stellte er fest, dass er nie gewusst hatte, wie viele pinke Einrichtungsgegenstände es doch gab. Sein Laptop verkündete, dass Gray ihm geantwortet hatte und er senkte seinen Blick wieder auf den Bildschirm. Gray Fullbuster: Sie ziehen also tatsächlich bei euch ein, was? Natsu schnaubte. Gray war erstaunlich gut darin, überflüssige Fragen zu stellen. Dass Grandine Probleme mit Lucys Vater hatte und dieser ihr angedroht hatte, die Wohnung , in der sie seit Jahren wohnte, an einen neuen Eigentümer zu verkaufen, der einen Bürokomplex aus dem Haus machen wollte, geisterte schon seit Wochen durch Magnolia. Obwohl Grandine nicht davon ausging, dass ihr Schwager diese Drohung wahr machen würde, hatte Igneel ihr angeboten, mit Lucy und Wendy in den Efeudrachen zu ziehen. Immerhin hatten sie noch zwei freie Schlafzimmer zur Verfügung. Vor einer Woche hatte dann plötzlich ein neuer Hauseigentümer vor Grandines Tür gestanden und ihr die Kündigung der Wohnung samt Räumungsklage unter die Nase gehalten. Was für ein Zufall, hatte Natsu im ersten Moment gedacht, als Igneel ihm davon erzählte. Er hatte seinen Vater mit Argwohn gemustert und sich gefragt, ob Igneel da nicht jemanden bestochen haben könnte, aber dafür hatten sie definitiv kein Geld. Also blieb nur die Ironie des Schicksals. Genau das tippte er jetzt auf seinem Laptop und schickte es an Gray. Zur Antwort bekam er einen lachenden Smiley. „Sitz hier nicht auf der faulen Haut, sonder hilf gefälligst tragen“, blaffte Igneel ihn an, als er einen Tisch – der zugegebenermaßen sehr schwer aussah – mit einem der Umzugsleute an ihm vorbei trug. „Ja ja“, brummte er seinem Vater hinterher und tippte einen Nachricht für Gray. Natsu Dragneel: Der Umzugsleiter (Igneel) hat gerade sehr deutlich und im Befehlston meine wohlverdiente Pause beendet. Ich muss jetzt weiter pinke Möbel durch die Landschaft tragen und beten, dass mich keiner der Nachbarn dabei sieht. Gerade als er auf senden geklickt hatte, tauchte Igneel wieder hinter ihm auf. Missmutig sah er zu seinem Sohn hinunter. „Also erstens war das kein Befehl, zweitens haben wir keine Nachbarn, die dich sehen könnten und drittens, glaubst du wirklich, dass ich nicht weiß, dass du mit Ja Ja eigentlich Leck mich am Arsch sagen willst?“ Erstaunt hob Natsu einen Augenbraue und klappte den Laptop zu. „Es ist unhöflich, anderer Leute Mails zu lesen“, bemerkte er trocken. Igneel schnaubte. „Ich habe schon so viele von Grays Mails gelesen, deren Inhalt mich zutiefst schockiert hat, dass es kaum noch was ausmacht, wenn ich deine unfreundlichen Antworten an ihn lese. Und jetzt beweg deinen Hintern aus der Hollywoodschaukel und geh pinke Möbel schleppen!“ Drei Stunden und mindestens zwanzig pinke Einrichtungsgegenstände später saßen Natsu, Lucy, Wendy und Igneel gequetscht auf ihre zwei kleinen roten Sofas im Wohnzimmer, während Grandine in der Küche hantierte und ihnen ein deftiges Abendessen zauberte. „Ein Gutes hat dieser Umzug auf jeden Fall“, konnte Natsu sich nicht verkneifen, „Jetzt kriegen wir wenigstens mal was Leckeres zu essen.“ Kaum hatte er den Satz beendet, flog ihm die Fernsehzeitung an den Kopf und Igneel sah ihn empört an. Natsu streckte ihm die Zunge heraus und Lucy und Wendy tauschten Blicke, die zwischen schockiert und belustigt wechselten. Als sie später mit fünf Personen am Küchentisch saßen und ihr erstes Abendessen als Familie – Wendy strahlte bis über beide Ohren und Natsu und Lucy rollten bedeutungsschwer mit den Augen – zu sich nahmen, war die Stimmung der Situation entsprechend relativ entspannt. Es war schon einige Zeit her, dass Igneel Grandine zum Essen eingeladen hatte und auch Wendys Ausflug in den Wald war schon einige Wochen her. Mittlerweile fühlte Natsu sich in Grandines Gegenwart nicht mehr wie das fünfte Rad am Wagen. Wenn er ehrlich war, dann konnte er sie sogar ganz gut leiden. Das einzige Problem war nach wie vor, dass sie Lucys Tante war und dass Lucys Gegenwart irgendwie im ganzen Grandine und Igneel Paket mit inbegriffen war. Natsu war gespannt auf Lisannas Reaktion, da sie auf die Gerüchte schon nicht gut reagiert hatte und ihr der Gedanke, dass die üppige Blonde von jetzt an in einem Haus mit ihrem Freund leben würde, sicher nicht gefallen würde. Aber das hatte bis nach dem Wochenende Zeit. Sie wohnte jetzt tatsächlich mit ihrem ernannten Erzfeind unter einem Dach, war der erste Gedanke, der Lucy am Sonntagmorgen durch den Kopf schoss, als sie die Augen öffnete und an eine fremde Decke starrte. Langsam sah sie sich in ihrem neuen Zimmer um, dass sie sich noch nicht ganz nach ihren Wünschen einrichten konnte, wozu sie aber hoffentlich heute kommen würde. Igneel war mit seinen Hilfsangeboten in Umzugsangelegenheiten sehr zuvorkommend gewesen. Sie setzte sich im Bett auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Dieses Zimmer war viel größer als das, das sie in ihrer alten Wohnung bewohnt hatte. Obwohl es kein Vergleich zu Natsus Zimmer unterm Dach war, das sie und Wendy sich gestern auf Drängen von Igneel hatten ansehen dürfen. Dabei hatten sie auch Natsus Kater Happy kennengelernt, der es sich auf seinem Bett bequem gemacht hatte und sehr, sehr blau war. Etwa eine Stunde später hatte Charle den blauen Kater kennengelernt und schien von ihm nicht so begeistert zu sein. Sie hatte ihn angefaucht und war in die Höhle auf ihrem Kratzbaum verschwunden, der in Wendys neuem Zimmer stand. Sie schwang die Füße über die Bettkante und erschauderte, als sie den kalten Holzfußboden berührte. Sie musste sich dringend einen Bettvorleger besorgen, wenn ihr im Winter die Füße nicht abfrieren sollten. Sie streckte sie und griff nach ihrem Handtuch, um ihre Lebensgeister mit einer Dusche zu wecken. Sie öffnete die Tür und musste über den ungewohnten Anblick einer Treppe schmunzeln. Sie lauschte den Stimmen von Grandine, Igneel und Wendy, die alle schon unten in der Küche waren. Ohne groß darüber nachzudenken, öffnete sie die Tür zum Badezimmer und schaffte genau zwei Schritte in den Raum, bevor sie erstarrte. Mitten im Raum stand Natsu Dragneel, der gerade aus der Dusche gekommen war und sie noch nicht bemerkt zu haben schien. Lucy schluckte und ließ ihren Blick über seinen Körper wandern, bis sie verlegen feststellen musste, dass er außer den Tropfen auf seiner Haut nichts am Körper trug. Er sah gut aus, sehr gut sogar. Aber das hatte sie damals am Strand während ihrer Klassenfahrt schon gedacht, obwohl sie es sich da noch nicht eingestehen wollte. Ihr Blick folgte seinem Handtuch, während es seine Brust und dann seinen Bauch abtrocknete. Sie folgte ihm weiter abwärts und – Oh! Innerhalb von Sekunden war ihr Gesicht so rot wie eine überreife Tomate und ihr wurde unangenehm warm. Gerade überlegte sie, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass sie unbemerkt wieder aus dem Bad verschwinden könnte, als er sie bemerkte. Erschrocken hielt er sich das Handtuch vor seine intimste Körperstelle und sie musste sich krampfhaft verkneifen, nicht „zu spät“ zu sagen. Natsu räusperte sich und ihr Blick wanderte verlegen zu seinem Gesicht. „Ich wollte nicht... also...,“ fing Lucy an sich zu erklären und beobachtete, wie Natsus rechte Augenbraue immer höher seine Stirn hinauf wanderte. „Die Tür war nicht abgeschlossen“, bemerkte sie schließlich kleinlaut und deutete hinter sich. Er nickte kurz und sah sie dann erwartungsvoll an. Da es ihm wohl zu lange dauerte, bis sie seiner unausgesprochenen Erwartung nachkam, räusperte er sich erneut. „Da du ja jetzt weißt, dass das Bad belegt ist, könntest du ja auch wieder gehen.“ Verlegen sah sie ihn an und nickte kurz, rührte sich aber nicht von der Stelle. „Äh, jetzt?“, bemerkte Natsu und sie verließ mit einem hochrot glühenden Kopf das Bad. Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer lief sie Igneel in die Arme, der ihr rotes Gesicht natürlich bemerkte. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt und sah von ihrem Gesicht auf das Handtuch, das sie an ihre Brust drückte. Sein Blick verfinsterte sich. „Hat Natsu dich etwa beim Duschen belästigt?“, wollte er wissen. Verlegen sah Lucy auf ihre Füße, als hinter ihr die Tür zum Bad aufging und Natsu, gefolgt von einer Wolke aus Wasserdampf, auf den Flur kam. Gerade öffnete Igneel den Mund, um seinen Sohn zurechtzuweisen, aber Natsu war schneller. „Nicht sie wurde beim Duschen belästigt, sondern ich.“ Dann drehte er sich um, öffnete die Tür, hinter der die Treppe zum Dachboden lag, und verschwand aus ihrem Blickfeld. Igneel sah sie verwundert an und hob eine Augenbraue. Lucy hatte sich vor ein paar Minuten auf den Weg zu Ren gemacht und war damit sehr erfolgreich der angespannten Stimmung im Haus entkommen. Als Natsu am Morgen zum Frühstück in die Küche gekommen war, hatte Igneel ihn mit einem vielsagenden Blick bedacht und freundlich bemerkt, dass er beim nächsten Mal vielleicht die Badezimmertür abschließen sollte, wenn er duschen ging. Als Antwort hatte Natsu ihn nur beleidigt angebrummt und sich zwischen Igneel und Wendy an den Tisch gesetzt. Kurze Zeit später kam Lucy dazu, ihre Haare noch feucht von ihrer Dusche und setzte sich notgedrungen neben ihn, da es der einzige freie Platz am Tisch war. Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und sah schnell wieder weg, als sie bemerkte, dass er sie auch ansah. Während des Frühstücks warf sie ihm immer wieder verstohlene Blicke zu, die er so gut es ging zu ignorieren versuchte. Igneel entschuldigte sich schließlich vom Frühstückstisch, um ebenfalls zu duschen. Grandine folgte kurz darauf und erinnerte Wendy daran, dass sie in einer Stunde mit Romeo verabredet war und sich bis dahin fertig machen sollte, da Igneel und Grandine sie auf dem Weg in die Stadt mitnehmen würden. Nachdem Grandine die Treppe hinauf verschwunden war, drehte Wendy sich mit glänzenden Augen zu Natsu und Lucy um und fragte: „Glaubt ihr, dass die Beiden jetzt zusammen duschen gehen?“ Natsu verschluckte sich an dem Schluck Kaffee, den er gerade trinken wollte und Lucy ließ laut klappernd den Löffel auf ihren Teller fallen. Sie warfen sich einen entsetzten Blick zu und Natsu kroch Wärme die Wangen hoch. Auch Lucy kroch die Röte ins Gesicht und auch wenn die Situation gänzlich ungeeignet war und er sich eigentlich über Igneel und Grandine ärgern sollte, stellte Natsu mit einem gewissen unguten Gefühl im Magen fest, dass Lucy hübsch war, wenn ihre Wangen rot glühten. Wie gebannt starrte er ihr ins Gesicht und schluckte, weil auch sie ihren Blick nicht abwandte. „Also?“, fragte Wendy erneut nach, „Sind sie jetzt zusammen duschen? So wie ihr heute Morgen?“ „HÄ?!“, rief Lucy schrill und Natsu verschluckte sich diesmal an seiner eigenen Spucke. „Nicht?“, fragte Wendy unschuldig. „Nein!“, sagte Lucy bestimmt und Natsu nickte zustimmend, da er immer noch am Husten war. Ihre Gesichter brannten unangenehm und Natsu hätte schwören können, dass Lucys Blick für einen kurzen Moment zwischen seine Beine huschte, um dann schnell auf irgendeinen anderen Punkt im Raum zu wandern. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und wunderte sich, ob sie vielleicht länger im Bad gestanden hatte, als ihm lieb war. Dann hätte er seiner Freundin beichten müssen, dass seine unfreiwillige Mitbewohnerin schon mehr von ihm gesehen hatte als sie. Bevor der Moment noch unangenehmer werden konnte, kam Igneel die Treppe runter und bat Wendy, sich fertig zu machen. Diese protestierte, da sie Charle noch füttern musste und Igneel drückte ihm kurzerhand diese Aufgabe auf, da auch Happy noch auf sein Frühstück wartete. Mittlerweile hatte er das Haus für sich und füllte pflichtbewusst Katzenfutter in zwei Schalen. Danach füllte er Wasser aus dem Hahn in eine leere Flasche, um die Trinknäpfe aufzufüllen. Er klemmte sich die Flasche unter den Arm, nahm die Schalen mit Futter und machte sich auf den Weg in Wendys Zimmer. Als er durch die Tür ging, fühlte er sich erschlagen von der Masse an pinken Objekten, die den ganzen Raum einnahmen. Sogar der Kratzbaum, der neben dem Fenster stand und aus dessen Höhle ein weißer Schwanz baumelte, war pink. Natsu stellte die Schale auf dem Kratzbaum ab und füllte das Wasser in eine, ebenfalls pinke, Schüssel. Eine rosa Katzennase schaute aus dem Kratzbaum heraus und schnupperte nach dem Futter. Vorsichtig kam eine Pfote zum Vorschein und dann eine andere und schließlich traute Charle sich aus ihrem Versteck und machte sich über ihr Frühstück her. Zufrieden verließ Natsu den Raum, um sich um Happy zu kümmern. Der Kater lag wie so oft am morgen in seinem Bett auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt und schlief friedlich. Natsu stellte das Futter auf die Fensterbank und füllte Wasser nach. Danach setzte er sich neben Happy und stupste dem Kater mit dem Finger gegen den Bauch. Mit einem leisen Miau streckte Happy sich, sah zu Natsu auf und kletterte auf seine Schulter, um ihm fröhlich ins Ohr zu schnurren. Lächelnd hob Natsu die Hand und kraulte seinen Freund hinter den Ohren. Wenigstens etwas, dass in diesem Haus beim Alten geblieben ist, ging ihm dabei durch den Kopf. Ein Monat. Lucy starrte auf ihren Kalender. Seit einem Monat wohnte sie jetzt schon bei Igneel und Natsu. Nach den ersten, verlegenen Tagen, in denen sich alle erst einmal richtig kennen lernen mussten, hatte sich so etwas wie Alltag eingeschlichen. Morgens ging sie nach Natsu duschen und musste erst einmal die Temperatur regeln, da er immer unglaublich heiß duschte, dann gab es ein gemeinsames Frühstück. Danach machten sich alle auf den Weg: Grandine fuhr Wendy zur Schule und machte sich dann auf den Weg zum Krankenhaus, in dem sie als Kinderärztin arbeitete, Igneel fuhr zur Eisenschmiede und sie machte sich mit Natsu auf den Weg zur Schule, nachdem er beide Katzen gefüttert und sämtliche Türen und Tore abgeschlossen hatte. Unterwegs stießen Gajeel und sein Cousin Rogue zu ihnen und später noch Lisanna und Lucys gute Freundin Levy, die heimlich in Gajeel verliebt war. Am Schultor wartete meistens Gray auf ihre Gruppe, um sich ihnen streitend anzuschließen. Sie verbrachten einen normalen Schultag und in den Pausen saß sie meistens mit Levy zusammen und redete mit ihr über ihre gemeinsame Leidenschaft: Bücher. Oder über Gajeel Redfox, wenn dieser am Morgen neben Levy gelaufen war oder von ihrer Bank unter dem Baum aus zu sehen war, wie er mit Natsu und Gray stritt und Rogue aufzog. Manchmal redeten sie auch über Ren, wenn sich in ihrer Beziehung etwas veränderte. Nach der Schule würden sie wieder alle zusammen nach Hause gehen. Lisanna und Levy verabschiedeten sich in der Stadt und Rogue und Gajeel an der Schotterstraße, die zum Efeudrachen führte. Wenn sie wieder am Efeudrachen waren, kümmerte sie sich meistens um das Mittagessen, während er den Kamin anfeuerte und nach Happy und Charle sah. Wenn Wendy nach Hause kam, aßen sie und jeder machte sich an seine Hausaufgaben. Manchmal ging Wendy zu Romeo, Natsu zu Lisanna oder sie zu Ren. Am Abend kam Grandine erschöpft nach Hause und kümmerte sich um ihr Abendessen. Igneel kam meistens erst, wenn sie alle schon am Tisch saßen und gesellte sich gut gelaunt zu ihnen. Irgendjemand räumte die Spülmaschine ein, sie sahen sich irgendeine Sendung im Fernsehen an und dann ging jeder dem nach, wo er gerade Lust zu hatte. Es war anders als nur mit Wendy und Grandine, sagte sie sich an den meisten Tagen. Es war besser als nur mit Wendy und Grandine, sagte sie sich an den wenigen Tagen, an denen sie ihr Leben ehrlich und schamlos reflektierte. Es war nicht so still und einsam. Es war immer jemand zuhause mit dem man reden konnte, oder streiten. Igneel und Natsu entpuppten sich als sehr angenehme Mitbewohner. Natsu war nicht der Typ, für den sie ihn am Anfang gehalten hatte. Er war ein ziemlich schräger Vogel, der gerne zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten Feuerwerke im Garten veranstaltete, der sich so oft und häufig mit seinem Vater stritt, dass es liebenswert und störend zugleich war und der sich leidenschaftlich um alles sorgte, dass ihm am Herzen lag, sei es sein Kater Happy, sein Vater oder Lisanna. Igneel war freundlich, aber konsequent. Er war großherzig, wenn man es sich verdiente. Er war aufopfernd und sanft, wenn Wendy oder Grandine beteiligt waren und genauso stur und starr wie ein Fels, wenn man sich ihm mit unlauteren Absichten näherte. Er war so, wie sie sich ihren Vater immer gewünscht hätte, wenn sie ihn anschaute und er sie anlachte, dass sich kleine Fältchen um seine Augen bildeten. Grandine war seit ihrem Umzug weniger reizbar und ließ sie viel öfter Zeit mit Ren verbringen. Wendy verwandelte sich langsam von einem stillen, schüchternen Kind in ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen. Und auch an sich bemerkte Lucy erste Veränderungen. Sie war weniger launisch und streitsüchtig. Dadurch hatte sich ihre Beziehung zu Grandine und Natsu verändert. Aber besonders verändert hatte sich ihr Verhältnis zu Lisanna. Da sie wegen ihrer Beziehung zu Natsu immer wieder mit ihrer ehemaligen besten Freundin konfrontiert wurde, fingen die Wogen langsam an, sich zu glätten. Es gab immer noch Momente, in denen sie einen Stich der Eifersucht verspürte, wenn sie Natsu und Lisanna zusammen sah, aber sie sagte sich dann immer, dass sie nicht auf Lisanna sondern auf die Art ihrer Beziehung zu Natsu eifersüchtig war. Denn was sich grundlegend geändert hatte, war die Art, wie sie über ihre Beziehung zu Ren dachte. Anstatt sie auszufüllen, wie sie es sollte, fühlte sie sich immer mehr belästigt von seiner Gegenwart und seinen Versuchen, sie ins Bett zu kriegen. War sie vor einigen Wochen noch aufgeregt und neugierig zu erfahren, wie es sich anfühlen würde, mit Ren zu schlafen, war sie sich mittlerweile nicht mehr sicher, ob sie überhaupt noch mit ihm schlafen wollte. Es klopfte an ihrer Tür und sie schreckte aus ihren Gedanke auf. „Komm rein“, rief sie, da sie wusste, dass es Natsu war, denn außer ihnen war niemand zuhause. Er kam herein und machte es sich auf ihrem neuen, runden Teppich bequem. „Ich bin gleich weg“, erklärte er ihr. Er brauchte ihr nicht zu sagen, wohin er ging. Sie wussten beide, dass er zu Lisanna ging. Also nickte sie nur. „Und... äh...dein komischer Freund ist auf dem Weg hierhin. Ich hab ihn gerade vom Badezimmerfenster aus gesehen“, erklärte er etwas kleinlaut. Lucy rollte die Augen. „Er ist nicht komisch“, verteidigte sie Ren halbherzig, aus einer Art Pflichtgefühl heraus. Natsu hob die Schultern. „Kann sein. Aber ich mag ihn nicht“, gestand er ihr. Sie nahm seine ehrliche Antwort mit einem Schulterzucken entgegen. „Okay“, sagte sie schlicht. „Okay“, wiederholte er langsam. Dann stand er auf, verabschiedete sich und machte sich auf den Weg zu Lisanna. Einige Minuten später stand Ren in ihrem Zimmer und sah sich um, aber es schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Er sah sie abschätzend an und sie starrte einfach zurück. „Also...“, fing er an. „Ehrlich gesagt war ich ziemlich sauer, dass du mich letztens versetzt hast. Ich dachte, ich hätte dir genug Zeit gegeben, um dich darauf vorzubereiten, aber das war wohl nicht so.“ Lucy schluckte. Bei ihrer letzten Verabredung hatte Ren sie mit in seine Wohnung genommen und ihr sehr klar zu verstehen gegeben, was er von ihr erwartete. Als sie gezögert hatte, hatte er ihr unter den Rock gefasst. Dass sie ihn brüsk von sich stoßen würde, hätte er wohl nicht erwartet. Sie hatte ihm erklärt, dass sie noch nie so mit einem Menschen zusammen war und das sie Zeit brächte, um sich darauf einzustellen. Er hatte ihr diese Zeit widerwillig gewährt und aus Angst, dass er sie bei ihrem nächsten Treffen wieder mit Hintergedanken bedrängen könnte, hatte sie die Verabredung mit fadenscheinigen Ausflüchten abgesagt. Und jetzt war er hier und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. „Ich... habe mich einfach nicht vorbereitet gefühlt“, erklärte sie ihm. Anstatt mit Verständnis auf seine Freundin zu reagieren, umfasste er ihre Oberarme und stieß sie auf ihr Bett. Dann beugte er sich über sie und zog ihr Oberteil über ihren Brüsten hoch. „Und ich habe keine Lust mehr auf dich zu warten“, höhnte er. „Seit Monaten verschwende ich jetzt schon meine Zeit an dich und habe nichts davon.“ Er griff unter ihren Rücken und öffnete ihren BH. Als er ihn ihr vom Körper ziehen wollte, fing sie an, sich zu wehren. Sie kratze und kniff ihn, aber er schien es kaum zu registrieren. Irgendwann landete ihr Oberteil auf dem Boden und ihr BH folgte. Mit einem gierigen Blick beugte er sich über ihre Brüste, doch sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Hör auf damit!“, rief sie ihm entgegen. Doch er nahm nur ihre Hände und hielt sie über ihrem Kopf zusammen. „Nein, nicht“, flehte sie ihn an. Gerade wollte er den Kopf senken, als dieser nach hinten gerissen wurde. Ren fluchte laut auf und ließ ihre Hände los, um nach seinen Haaren zu greifen. Hastig rutschte Lucy an die Wand, jetzt, da sie sich wieder bewegen konnte. Dann sah sie, warum Ren von ihr abgelassen hatte. Er hatte Ren von hinten an den Haaren gepackt und zog ihn von ihr fort. Natsu! Der Ausdruck in seinen Augen jagte ihr einen kalten Schauer den Rücken hinunter. Während sein Griff um Rens Haare eisern blieb, war sämtliche Wärme aus seinen Augen verschwunden und von der Bernsteinfärbung, die sie so sehr mochte, war nichts übrig. Es war, als hätte er vollkommen schwarze Augen. Der Ausdruck in ihnen war der von purer Verachtung und Abneigung. Ren wehrte sich in seinem Griff und verfluchte ihn. Natsu stieß ihn von sich auf den Boden und baute sich über ihm auf. „Sie hat nein gesagt!“, zischte er Ren entgegen und legte so viel Verachtung in jede Silbe, wie es nur möglich war. „Und wenn du keine Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung haben willst, dann verschwindest du jetzt aus diesem Haus und lässt Lucy in Zukunft in Ruhe. Verstanden?“, drohte er. Ren nickte panisch und stolperte so schnell er nur konnte aus dem Raum und aus dem Haus. Und aus meinem Leben, dachte Lucy, stellte allerdings fest, dass es sie nicht verletzte, sondern erleichterte. „Alles okay?“, fragte Natsu, während er ihr Oberteil vom Boden aufhob und es ihr reichte. Erst da viel ihr mit Schrecken auf, dass sie kein Oberteil und keinen BH trug und das ihr Rock, den Ren hochgeschoben haben musste, einen freien Ausblick auf ihren Slip bot. Beschämt versuchte sie sich zu bedecken und als es ihr nicht gelang, ihre üppige Oberweite mit den Armen komplett vor Natsus Blicken zu verbergen, wimmerte sie verzweifelt. Da nahm Natsu einen ihrer Arme und zog ihn von ihrem Körper weg. Entsetzt hielt sie dagegen, was ihn sehr wütend zu machen schien, denn er zog noch fester an ihrem Arm. Schließlich musste sie nachgeben und ihn gewähren lassen, doch anstatt sie wie Ren anzufassen, drückte er ihr nur ihr Oberteil in die Hand und setzte sich mit dem Rücken zu ihr auf ihr Bett. „Was denkst du denn von mir?“, fragte er und klang dabei verletzt. „Ich bin nicht so ein Typ wie der, der ein Mädchen zu etwas zwingt, was es nicht will.“ Verwundert sah sie von seinem Rücken auf ihr Oberteil, bevor sie es anzog. Und dann – und sie konnte im Nachhinein nicht sagen, ob es die Erleichterung oder der nachlassende Adrenalinspiegel war – schmiegte sie sich an seinen Rücken und ließ ihre Hände auf Natsus Schultern ruhen. Er war sehr warm, beruhigend warm und sie schloss die Augen, bevor sie ein „Danke“, flüsterte. Zur Antwort legte er eine seiner Hände über ihre. Eine Weile blieben sie so sitzen, eng aneinander geschmiegt. Der eine suchte Trost und der andere spendete ihn stumm und bereitwillig. Sie schreckten auseinander, als unten im Flur das Telefon klingelte. Natsu ließ ihre Hand los und stand auf. Nachdem er aus ihrem Zimmer verschwunden war, suchte sie ihren BH. Sie hörte Natsu unten auf und ab laufen, während er telefonierte. Nach einigen Minuten hörte sie, wie er die Treppe wieder hinauf kam. Als er dieses Mal in ihr Zimmer kam, war sie präsentabel und saß auf ihrem Bett. Er setzte sich wieder auf ihren Teppich und sah sie einen Moment prüfend an. Dann seufzte er. „Du kannst von Glück reden, dass ich die Briefe vergessen habe, die ich für Igneel zur Post bringen sollte. Sonst wäre ich nie zurück gekommen und hätte dich rufen hören“, bemerkte er erstaunlich sachlich, obwohl Lucy deutlich sehen konnte, dass ihn das gerade erlebte nicht kalt ließ. „Ja“, sagte sie schlicht. „Danke!“ Und sie meinte es auch so. Denn wenn er nicht gewesen wäre, dann hätte Ren sich ihr bestimmt aufgezwungen. Er gluckste belustigt. „Ich würde mich ja gerne dafür entschuldigen, dass ich deine Beziehung ruiniert habe, aber das wäre eine Lüge. Also musst du wohl oder übel damit leben.“ Lucy lachte. „Ich bin dir auf unerklärliche Weise sogar dankbar, dass du meine Beziehung ruiniert hast“, sagte sie und konnte es sogar mit Bestimmtheit tun. Denn sie war wirklich dankbar, dass sie Ren nicht mehr an ihrer Seite hatte. Als sie zu ihm hinüber sah, grinste Natsu sie an. „Du müsstest dich allerdings bei Lisanna entschuldigen“, bemerkte er, „Wegen dir habe ich unsere Verabredung verpasst.“ Lucy lächelte und nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)