Kodomo no Hi von Ninjagirl (Fünf HnG-Übersetzungen) ================================================================================ Kapitel 4: Von Erdbeeren, Schuhen und dem allmählichen Verlust des Verstandes ----------------------------------------------------------------------------- Es ist tatsächlich etwas krank, wie viele Male am Tag er an Shindo denkt. Er hat sich mehr oder weniger mit der Tatsache abgefunden, dass er komplett seinen Verstand verloren hat – er hat nie wirklich an irgendetwas anderes als Go und manchmal Hausaufgaben gedacht – aber langsam ist er an einem Punkt angelangt, an dem es lächerlich ist. An Beziehungen hat er wenn überhaupt jemals dann nur sehr vage gedacht und er hat immer damit gerechnet, ein ruhiges Mädchen zu heiraten, das guten Tee macht und weiß, wie man sich unaufdringlich verhält. Stattdessen ist er an den unkultivierten, ungebildeten Shindo geraten, der sich wie ein Clown aufführt und dessen Shirts mindestens so laut und auffällig wie seine Stimme sind. Und auf einmal denkt er die ganze Zeit an Shindo und seine dämlichen Shirts (und manchmal vielleicht auch an das, was darunter liegt, aber das verleugnet er noch zum Großteil). Er ist so damit beschäftigt, an Shindo zu denken, dass er sogar ein Spiel gegen ihn verliert – obwohl das wenigstens teilweise der Tatsache geschuldet ist, dass Shindo schmutzig spielt indem er beim Ankommen wie ein Erdbeerkuchen riecht, oder irgendwas ähnlich lächerliches (als er eine Frage darüber herausstottert, lacht Shindo nur verlegen und erzählt ihm, sein Duschgel sei alle und er habe das seiner Mutter geliehen. Danach ist Touya in unpassendsten Momenten mit mentalen Bildern von Shindo unter der Dusche geschlagen, was nichtmal im Ansatz interessant sein sollte, ihn allerdings in Rotschattierungen aufflammen lässt, die er vorher noch nichtmal gesehen hatte. Shindo fragt ihn ob er Fieber hätte und daraufhin wirft er ein Goke auf ihn in dem verzweifelten Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen). Das Schlimmste ist, dass er absolut niemanden kennt, dem er sich anvertrauen könnte. Er hat gehört, dass Probleme einfacher erscheinen, wenn man sie mit jemandem teilen kann, aber ihm fällt einfach niemand ein, den er mit Shindo und seinen Shirts und seinem verdammten Erdbeer Duschgel belasten will. Er kann sich nur (mit äußerstem Grauen) vorstellen, wie ein Gespräch verlaufen würde, wenn er mit einem seiner Elternteile sprechen würde oder schlimmer, mit Ogata-san. Fast erzählt er es Ashiwara-san in einem Augenblick der Schwäche; sie sitzen auf einer Bank in einer Hotellobby in einer Pause bei einer Go-Convention. "Ich habe nachgedacht", sagt Akira langsam. "Über was, Akira-kun?" fragt Ashiwara-san munter. "Ashiwara-san", sagt er. "Warst du jemals..." Ihm fehlen nie die Worte, aber er hat keine Ahnung, wie er weiterreden soll ohne sich für alle Ewigkeiten in Ashiwara-sans Augen zu erniedrigen. Ihm wird klar, dass es absolut keinen Weg gibt, dass das möglich wäre und so sucht er verzweifelt nach einem Übergang zu einem anderen Thema. "Weißt du", sagt er, starrt auf seine Füße und wünscht sich, dass er nie davon angefangen hätte, "meine Schuhe sollen wieder glänzen. Oder ich brauche neue. Sie sehen etwas abgenutzt aus, oder?" Seine Schuhe sind eigentlich brandneu, aber da ist ein Kratzer über einem der beiden – von dem Tag, als er neben Shindo lief, sehr stark versuchte, so auszusehen, als sehe er ihn nicht an und deshalb fast vom Bürgersteig fiel. Ashiwara-san ist für einige Momente stumm und überrascht, dann sagt er: "Oh, Akira-kun, willst du mit mir Schuhe kaufen gehen? Ich schätze, das macht sonst deine Mutter, oder? Sie ist eine Weile nicht mehr in Japan gewesen. Ich würde mich freuen, dir helfen zu können!" Akira wünscht sich, verschwinden zu können. "Das klingt super", murmelt er. "Danke, Ashiwara-san. Wirklich. Ich muss jetzt gehen." Er flüchtet ins Bad um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und denkt ernsthaft darüber nach, ob es möglich ist, sich in einem Waschbecken zu ertränken. Am nächsten Tag riecht Shindo nicht mehr nach Erdbeeren und während das durchaus hilfreich für Akiras Konzentration ist, merkt er, dass er es auch irgendwie vermisst. Davon mal abgesehen schafft er es wenigstens, Shindo im Go vernichtend zu schlagen, was seine Hoffnung hebt, er könnte dieses kleine Problem irgendwann überwinden. Mit aller Würde, die er aufbringen kann, zeigt er Shindo genau auf, wo er Fehler gemacht hat und warum ihn das zu einem absoluten Schwachkopf macht. Anstatt zu schreien grinst Shindo und lehnt sich in seinem Stuhl zurück, Hände hinterm Kopf verschränkt, während ein Streifen Haut seines Bauches sichtbar wird. Touya spürt, wie er wieder rot wird. "Man, du hast Recht; das war ziemlich blöd", sagt Shindo ohne Umschweife. Er sieht ziemlich zufrieden mit sich selbst aus, was lächerlich ist, weil er gerade verloren hat. "Ich schätze, ich habe geglaubt, du würdest wieder nicht aufpassen heute." "Ich passe immer auf", schnauft Akira entrüstet. "Letzte Woche aber nicht", sagt Shindo zu ihm. "Tja, ich glaube, ich werde Mamas Duschgel wieder klauen oder so." Er grinst als er das sagt, als ob das ganz normal wäre. Akira gafft ihn an, dann explodiert er. "WOHER WEIßT DU DAVON?! SHINDO!" Shindo versucht – und scheitert daran – sein Lachen zu unterdrücken. "Was denn, hast du gedacht du warst diskret oder so?" "ICH KANN NICHT GLAUBEN, DASS DU SO ETWAS ÜBERHAUPT ANDEUTEST!" schreit er verzweifelt und springt aus seinem Platz auf in dem Versuch, seiner Entrüstung mehr Ausdruck zu verleihen. Shindo lacht noch immer leise als er von seinem Platz aufsteht. "Du bist so ein riesiger Idiot. Ich kann nicht glauben, dass ich je dachte, du hättest sie alle beisammen. Also als ich angefangen habe dich anzustarren, habe ich wenigstens sichergestellt, dass du es nicht bemerken würdest." Akira glotzt ihn an, sprachlos. "Hey, wie auch immer, jetzt ist dein Zug", meint Shindo weiter. "Aber lass mich wissen, wenn du das Starren satt hast und wir machen an der Stelle weiter." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)