Mit Malfoy hat man's schwer von lara_lianore ================================================================================ Kapitel 16: Von Prinzessinnen und Baumstämmen --------------------------------------------- Alles lief in Zeitlupe ab, Draco fühlte den Schnatz, der sich in seiner Hand bewegte, während um ihn herum Holzsplitter in der Luft herumwirbelten. Mit letzter Kraft versuchte er den Besen zusammen zu halten, dann gewann die Schwerkraft über das verzauberte Holz die Oberhand. Der Sog des Bodens wurde größer, die Splitter begannen mit dem Auror zu fallen, als plötzlich ein Arm seine Hüfte umklammerte und er auf einen fremden Besen gezogen wurde. „Alles in Ordnung?“, fragte Harry besorgt, der hinter Draco saß und nur langsam wieder zu Atem kam. Er hatte den Klatscher bemerkt, der ungehindert auf die Sucher zuraste, wahrscheinlich als Einziger der Spieler, und war ohne Nachzudenken hinter ihm her geflogen. In letzter Sekunde war es ihm gelungen Draco auf seinen Besen zu ziehen, sonst hätte der Blonde einen freien Fall erleben müssen. Der ehemalige Slytherin begriff noch gar nicht wirklich, was passiert war. Die Euphorie über den Sieg und der Schock vermischten sich in seinem Kopf und ließen ihn nicht klar denken. Umständlich drehte er sich zu Potter um, der immer noch versuchte mit dem zusätzlichen Gewicht klar zu kommen. „Ich hab‘ den Schnatz! Ich war mal wieder schneller als alle anderen! Du musst mir jetzt gratulieren.“, gelang es ihm halbwegs verständlich zu formulieren. „Super, ich gratuliere! Und jetzt halt gefälligst still, sonst stürzen wir noch beide ab!“, zischte Harry genervt, als sich sein ‚blinder Passagier‘ wieder umdrehte und der Besen stark schwankte. Doch bei Dracos verwirrtem Gesichtsausdruck begann er sich Sorgen zu machen, ob der Klatscher auch seinen Kopf erwischt hatte. Vorsichtig sank er auf den Boden, auf dem ihnen die Ausbilderinnen schon aufgebracht entgegen rannten. „Mr. Malfoy, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Draco hatte endlich festen Boden unter den Füßen und sein Kopf war auch wieder klar. „Mir geht es gut. Warum fragen mich das alle?“, er hatte tatsächlich die Frechheit über die Sorge der anderen die Augen zu verdrehen. „Vielleicht, weil du ohne mich gute zwanzig Meter in die Tiefe gestürzt wärst, nachdem dein Besen in der Luft zertrümmert wurde?!“, zischte Harry und hielt den Blonden am Arm fest, als er weggehen wollte. „Lass dich wenigstens untersuchen, vielleicht hast du etwas von dem Holz abbekommen. Hat dich der Klatscher denn auch erwischt?“ Clover war bei ihnen angekommen und starrte Draco mit großen besorgten Augen an. „Mir geht es gut! Wie oft soll ich das denn noch sagen?“ „Wenn er sagt, dass es ihm gut geht, solltet ihr ihm vielleicht auch glauben. Er war in Hogwarts jahrelang Sucher, da hat er bestimmt mehr abbekommen als so einen Klatscher.“ Die Hilfe kam aus unerwarteter Richtung: Kim Wilson der gegnerische Jäger war auch bei ihnen gelandet. „Da hört ihr’s. Und jetzt würde ich gerne duschen, falls ihr nicht dagegen auch etwas habt.“, zischte Malfoy und riss sich von Harry los. Er überreichte Mrs. Wenston den Schnatz und ging von der Lichtung. Die Ausbilderin sah ihm stirnrunzelnd hinterher, dann wandte sie sich an seinen Teampartner. „Das war sehr mutig von Ihnen, ihm zu helfen. Haben Sie auch nichts abbekommen?“ Harry schüttelte nur den Kopf. Er war erschöpft von dem Spiel und zu seiner Sorge um Draco mischte sich langsam die Enttäuschung, dass der Blonde anscheinend nicht einmal seinen Stolz hinunterschlucken konnte, um ihm zu danken. Aber was hatte er auch erwartet? Er war schließlich ein Malfoy und nun waren sie zumindest quitt. „Ich gehe auch duschen.“, sagte er, den Blick auf den Boden gerichtet folgte er Malfoy in den Wald. Der ehemalige Gryffindor brauchte nicht lange um Draco einzuholen. Er lehnte mit geschlossenen Augen an einem Baum und schien sich sammeln zu müssen. Als Harry näher kam, sah er ihn mit unergründlichem Blick an. „Was willst du jetzt schon wieder Potter? Kann man hier nicht mal fünf Minuten Ruhe haben?“ „Es dreht sich nicht alles nur um dich, Malfoy.“, antwortete Harry müde. Er hatte gerade keine Lust sich zu streiten. „Ich will duschen und du stehst auf dem Weg, also sollte es dich nicht wundern, wenn tatsächlich auch noch andere Menschen hier entlang kommen.“ Es war ihm egal, was Malfoy jetzt machte, er wollte nur noch den Schmutz und Schweiß von seinem Körper bekommen. Schweigend ging er an dem anderen vorbei und folgte dem Weg zurück zum Zeltplatz. Er war wirklich aus der Übung, das Spiel hatte ihn viel mehr angestrengt, als er es in Erinnerung hatte. Er sollte mal wieder die Weasleys zusammen trommeln und etwas üben. Mit Ginny hatte er auch immer eine gute Gegnerin. Mit leichten Gewissensbissen stellte er fest, dass er das erste Mal, seit er weg war, überhaupt an seine Freundin gedacht hatte. Vielleicht sollte er ihr schreiben, dass es ihm gut ging und Malfoy das gleiche Ekel war wie immer. Draco folgte Harry langsam und dieser war zu sehr in Gedanken vertieft, als dass er es mitbekommen hätte. Er hätte es zwar nicht zugegeben, aber als er mitten in der Luft nichts mehr zwischen sich und dem Boden gespürt hatte, war tatsächlich Angst in ihm aufgekommen. Und auch wenn er es nicht aussprach, er war dem anderen dankbar für die Rettung. Er schaute auf den Boden und bemerkte erst, dass der Schwarzhaarige stehen geblieben war, als er direkt in ihn hineinlief. Überrascht schaute er in grüne Augen, die ihn jetzt musterten. „Du bist gar nicht so in Ordnung, wie du behauptest, oder?“, fragte Harry leicht amüsiert. Allerdings hatte Draco keine Ahnung, was daran so witzig sein sollte. „Und das interessiert dich neuerdings?“, fragte er seinerseits misstrauisch. „Natürlich. Wenn der Prinz die Prinzessin aus dem hohen Turm vor dem Drachen gerettet hat, muss er doch auch sichergehen, dass es ihr gut geht.“, lachte Harry jetzt. Der Blonde allerdings sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „In den Muggelmärchen passiert es häufig, dass die Prinzessin von einem Drachen in einen hohen Turm entführt wird. Und dann muss der mutige Prinz sie retten und erschlägt den Drachen.“, erklärte er, während sie langsam weitergingen. „Bist du sicher, dass der Klatscher dich nicht gewaltig am Kopf getroffen hat?“, fragte Draco stirnrunzelnd. Anscheinend hatte die Erklärung nicht geholfen. „Nein, ich meine, ja, ich bin mir sicher. Du hast nicht oft Märchen gelesen, oder?“ Der andere schüttelte den Kopf. „Nein, und jetzt weiß ich auch warum. Sie sind vollkommen unlogisch. Warum sollte ein Drache einen Menschen entführen, außer weil er kein anderes Futter findet? Und warum auf einem hohen Turm? Mir war bisher jedenfalls nicht bekannt, dass Drachen in Schlössern wohnen. Und dann soll ein menschlicher Prinz diesen Drachen auch noch erschlagen? Ja klar, da sieht man mal wieder wie unwissend die Muggel wirklich sind.“ Jetzt war es Harry, der aussah, als ob Draco nicht ganz dicht war. „Märchen müssen doch auch nicht logisch sein. Sie sind so wie alle Geschichten dafür da, um die Zeit zu vertreiben. Aber wenigstens bedanken sich die Prinzessinnen sich darin mit einem Kuss bei dem Prinzen.“ Sauer, weil Malfoy wieder einmal zu arrogant war, um mit einem anderen ein normales Gespräch zu führen, wandte sich Harry ab. Er sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln, aber es war schon zu spät um sich zu wehren. Draco hatte ihn gegen einen Baum gedrückt und hielt ihn an den Schultern fest, während er seine Lippen auf Harrys Mund drückte. Was zur Hölle?, dachte Harry, doch er wehrte sich nicht, und das lag nicht nur an der Kraft, mit der Malfoy ihn festhielt. Es war nichts Romantisches in dem Kuss und er dauerte wahrscheinlich nur wenige Sekunden, dem jungen Mann kam es aber vor wie eine Ewigkeit, in der seine Gedanken durch seinen Kopf rasten und er sie nicht zu fassen bekam. Dann war es vorbei und er wurde losgelassen. „Du hast einen Fehler gemacht, Harry. Du hast die Prinzessin erschlagen und den Drachen befreit.“, sagte Draco leise und ging ein paar Schritte, bevor er sich wieder umdrehte. „Ich muss dir sicherlich nicht erklären, was passiert, wenn du das jemanden erzählst, oder?“, zischte er, doch die Worte klangen selbst in seinen Ohren nicht furchterregend, denn seine Stimme zitterte dabei. Wütend auf sich selbst wollte er davon stapfen, aber sein Gewissen ließ ihn noch einmal anhalten. „Und danke für die Rettung.“, murmelte er so leise, dass er sich nicht sicher war, ob Harry ihn wirklich gehört hatte. Dann verschwand er schnell im Wald und ließ einen verwirrten Potter zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)