Nachtgeschrei von Schreiberchen (Wenn die Maske dich verfolgt) ================================================================================ Kapitel 12: #12# ---------------- Kapitel 12 Wenn Träume wahr werden „Ganz ruhig.“ Sagte er leise und behutsam, während sie immer noch leise schluchzte. Er war so nett zu ihr. So lieb. Es fühlte sich so schön an getröstet zu werden. Vlad strich Serafina sanft über den Rücken. Sie schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und drückte ihn noch etwas fester an sich. „Du brauchst keine Angst zu haben, ich pass auf dich auf.“ Sagte er leise und strich ihr über den langen blonden Haarschopf. Wieso war er nur so nett zu ihr? Wieso wollte er sie jetzt beschützen? Eigentlich war es ihr ja doch egal. Sie brauchte ihn, das spürte sie. Sie wollte ihn nicht mehr loslassen. Nie wieder. Fühlte er auch so? Diese Nähe zu diesem Mädchen, das war etwas ganz Neues für Vlad. Nicht, dass er sich sonst ganz von Mädchen fernhielt, nein, eigentlich war ihm nur niemals so ein Mädchen wie Serafina begegnet. Bei ihr schien einfach alles zu stimmen. Jedenfalls war sie bis jetzt einfach nur perfekt. Aber er wollte nicht mit ihr spielen und sie dann fallenlassen, wenn er genug von ihr hatte, nein, so war er nicht. „Ich halt das alles nicht mehr aus.“ Schniefte sie und lehnte ihren Kopf an Vlads Brust. Vlad überlegte. Da musste es doch etwas geben, das sie denken ließ, dass alles nur geträumt war! Und plötzlich viel es ihm ein. Sie hatte ihm doch erzählt, dass sie zum Abendessen immer so ein mysteriöses Getränk zu sich nehmen müssen. Das war es sicherlich, dachte er. „Glaubst du, dass dieses Betäubungsmittel was damit zu tun hat?“ fragte er vorsichtig und fuhr ihr noch einmal über die Haare, was ein wohliges Kribbeln in ihr auslöste. „Was für…? Ach das. Jetzt wo du’s sagst.“ Sie blickte ihn an. Er sah ernst aus. „Meinst du, Luca…“ sie wollte diesen Satz eigentlich nicht zu Ende aussprechen, weil sie davon einen dicken Kloß im Hals bekam. „Mm…“ brummte Vlad und zuckte die Schultern, um zu sagen: Ich weiß auch nicht. Er sah in ihr immer trauriger werdendes Gesicht und sagte dann: „Aber weißt du, ich glaube nicht, dass Luca dir so was antun würde. Er ist ein guter Vampir.“ „Ja, du hast sicherlich Recht.“ Murmelte sie und schmiegte sich noch etwas mehr an ihn. Plötzlich ging die Tür auf und hereingeplatzt kam Rya, die die beiden nur desinteressiert ansah und dann sagte: „Yo, Abendessen.“ Um dann gleich wieder zu verschwinden. Verdutzt sahen sich Vlad und Serafina an, ehe Vlad ihr die letzten Tränen wegwischte, sie leicht und wunderbar zärtlich auf die Stirn küsste und sie beide dann aufstanden, um ins Esszimmer zu gehen. Im Esszimmer angekommen war alles so wie immer. Mit dem kleinen Unterschied, dass Vlad und Serafina ein Herz und eine Seele waren. Dass Serafina geweint hatte, war glücklicherweise nicht mehr zu sehen. Vlad setzte sich diesmal auf den Platz, auf dem Serafina am Morgen gesessen hatte und ließ sie auf ihrem angestammten Platz sitzen, so wie es sich gehörte. „Na, was habt ihr so den ganzen Tag gemacht?“ wollte Luca gutgelaunt wissen und strahlte von Serafina zu Vlad und wieder zurück. „Nichts, wir haben nur ein bisschen geredet.“ Antwortete Vlad lächelnd. „Schön.“ Meinte Luca und wand sich seinem Essen zu. Serafina beobachtete, wie Vlad an seinem Essen schnupperte und dann den Duft von Serafinas Essen einzog. Komischerweise sah es so aus, als hätte er daran nichts auszusetzen. Er zuckte die Schultern und begann zu essen, also tat Serafina es ihm gleich. „Also wisst ihr, heute finde ich, schmeckt das Essen besonders gut.“ Meinte Charlette. „Verwändet Iggi ’n neues Gewürz oder so was?“ sie blickte begeistert von ihrem Abendessen in die Runde. „Ich weiß ja nicht, Liebes, für mich schmeckt das wie immer.“ Sagte Tiberius und aß ungerührt weiter. „Wirklich?“ Charlette sah ihn verwundert an. „Mm…also ich finde, dass es heute auch anders schmeckt.“ Sagte Rocca und kaute auf einem Stück Fleisch. „Vielleicht hat er Paprika genommen.“ „Das kann sein.“ Meinte Tiberius nickend. „Und Rya, wie schmeckt es dir?“ fragte Serafina, die ebenfalls festgestellt hatte, dass das Essen an diesem Abend richtig gut schmeckte. Rya, die statt zu essen mit der PSP gespielt hatte, hob den Kopf und stach dann ihre Gabel in ein Broccoli Röschen, um es auch gleich zu verspeisen. Sie kaute skeptisch, schluckte runter und sagte dann: „Tja, also wenn du mich fragst, ist da definitiv Paprika drin.“ „Ja…schmeckt es denn?“ hakte Serafina nach. Rya sah sie an, als wäre diese Frage total unsinnig. „Klar.“ Meinte sie nickend und aß weiter. „Und Luca, wie findest du das Essen?“ „Ähm…“ er sah sie an, als wäre sie nicht mehr ganz dicht. „Es schmeckt so wie immer. Naja, vielleicht hat Igor ein wenig zu viel Paprika genommen, aber sonst…“ er zuckte die Schultern. „Also, gestern hat es irgendwie anders geschmeckt.“ Meinte Vlad, um auch etwas zu dem Thema beizutragen, obwohl das eigentlich gelogen war, was er da sagte. Ihm hatte niemand was ins Essen getan und es schmeckte genauso wie am Vortag. Jetzt sahen Tiberius und Luca ihn sehr irritiert an. Luca schaufelte sich schnell noch eine Gabelladung in den Mund, kaute hastig und schluckte runter. „Ja, irgendwie…also ich weiß nicht…“ er überlegte, obwohl Vlad sofort erkannte, dass Luca das nur vorspielte. Oha, dachte er, das wird noch was… Fast unmerklich den Kopf schüttelnd aß Vlad weiter. Serafina saß auf der gepolsterten Fensterbank ihres Zimmers und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Es wurde bereits langsam dunkel. Sie beobachtete sonst immer sehr gerne den Sonnenuntergang, aber heute konnte sie an nichts denken, als an den Maskenmann. Sie hatten zum Abendessen kein präpariertes Essen bekommen und auch kein Betäubungsmittel als Getränk für hinterher. Nein, dieses Abendessen war wirklich gut gewesen. Serafina war sich sicher: irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Da war doch etwas faul. An Vlad lag es nicht, denn er war einfach nur da und das war gut so. Es klopfte an ihrer Zimmertür, doch sie beachtete es nicht. Das Klopfen wurde lauter und dann öffnete Rya einfach die Tür und trat ein. „Hey.“ Sagte sie, was Serafina endlich aus ihren Gedanken riss. Sie drehte sich zu der Siebzehnjährigen. „Hey, Ry, was gibt's?“ fragte sie und versuchte dabei so unbekümmert wie möglich zu klingen, was ihr aber leider misslang. Rya trat näher an die Fensterbank und setzte sich auf den gepolsterten Fußhocker der davor stand. Sie holte tief Luft, sagte aber nichts. Sie suchte offenbar nach den richtigen Worten. Serafina hoffte inständig, dass sie sie nicht nach Vlad fragen würde. Diese kleine Szene, wo sie schon fast auf Vlads Schoß gesessen hatte, hatte sie nämlich bisher noch nicht vergessen. Und das würde auch so bleiben, denn eigentlich wollte sie das gar nicht vergessen. Er war in diesen paar Minuten so liebevoll gewesen, dass es alles was er zuvor angestellt hatte, entschuldigte. Rya schien bemerkt zu haben, dass Serafina nicht ganz bei der Sache war, denn sie räusperte sich nun kurz, was Serafina erneut aus ihren Gedanken zog. „Ich…“ begann Rya zögerlich und dieses „Ich“ kam ihr durchaus bekannt vor, denn wenn sie so begann, dann würde sie keine Frage stellen, sondern ihr etwas Wichtiges erzählen. „Ich muss dir was erzählen.“ Redete sie weiter und sah dabei nervös auf den Boden. Diese Nervosität passte irgendwie nicht zu ihrem üblichen selbst, das war neu, wie Serafina unweigerlich feststellte. Sie beschlich die ungute Ahnung, dass Rya vielleicht gar nicht so glücklich damit war, dass sie sie und Vlad zusammen in einer doch irgendwie fragwürdigen Position erwischt hatte. Aber mochte sie Vlad jetzt etwa und wollte nur schnell mal klarstellen, dass es ihr recht wäre, wenn Serafina die Finger von ihm ließ? Das war merkwürdigerweise sehr unwahrscheinlich. Sie hatte ihre beste Freundin jedenfalls noch nie dabei ertappt, wie sie sich an einen jungen, nicht zu vollen Clubber rangeschmissen hatte, so wie ihre große Schwester es immer tat, obwohl ihr der Zustand ihre Opfers eigentlich total egal war. Tat Rya so was überhaupt? Serafina wusste es nicht, denn sie war ja selbst immer beschäftigt genug sich ein eigenes Opfer auszusuchen, welches sie dann genüsslich austrank – oder manchmal, wenn sie nicht so grausam sein wollte, auch noch einen kleinen Rest übrig ließ, damit der arme typ weiterleben konnte. „Du hast ja mal von diesen Träumen erzählt, die dir so Angst machen.“ Sagte Rya und jetzt war Serafina voll da. Sie hatte ja wirklich mit allem gerechnet, dass sie sich in Vlad verliebt hatte oder neuerdings was mit Luca hatte, aber nicht damit. Serafina nickte perplex und wartete darauf, dass Rya endlich weiter redete. „Früher, als ich noch ganz klein war, also noch bevor du zu uns kamst, hatte ich so ähnliche Träume.“ Vlad bewegte seine Faust zur Tür, um zu klopfen, als er Stimmen aus dem Inneren des Zimmers hörte. Er lauschte für einen Moment und erkannte die Stimme von Serafina, die eine Frage stellte und sofort die leise Antwort von Rya bekam. Er hörte angesträngt hin und versuchte so das Gespräch zwischen Serafina und Rya zu verfolgen. Sie redeten über ihre Träume, das hatte er bis jetzt schon raushören können. „Ja, genau.“ Hörte er Ryas Stimme. „Aber ich dachte, dass das nur schlechte Träume seien. Ich war ja auch nur ein kleines Kind. Ich hab es Rocca erzählt, aber sie wollte mir nicht glauben und sagte, ich solle aufhören immer diese Ego-Shooter zu spielen, aber diese Träume waren eigentlich der Grund, warum ich damit angefangen hab. Verstehst du?“ Vlad hätte nur zu gerne Serafinas Reaktion gesehen. Er wollte zu ihr, aber sein Gefühl sagte ihm, dass er noch warten müsse, bis der richtige Moment kam. „Als du dann kamst und von diesen Träumen erzählt hast, hab ich bezweifelt, dass ich die einzige bin, die diese Träume hat. Ich wollte, dass du mir noch ein paar Sachen aus deinen Träumen erzählst, aber Rocca hat mir verboten dich zu fragen, weil es unsinnig sei und du mich wahrscheinlich für geistesgestört halten würdest.“ „Ich halte dich nicht für geistesgestört. Ich…“ Er wartete zwei Sekunden, bis sie weiterredete, aber das tat sie nicht. Warum stockte Serafina plötzlich? Warum erzählte sie Rya nicht, dass sie diese Träume immer noch hatte und von diesem Brief? Er war vor Anspannung fast nicht mehr in der Lage zu atmen. „Glaubst du, dass diese Träume…dass sie…real sind?“ Serafina war froh, diese Frage endlich ausgesprochen zu haben und sah in das geschockte Gesicht von Rya, die mit einem Mal zu ihr aufblickte. „Ich weiß, das klingt…naja.“ Die Blonde seufzte und sah zu Boden. „Ich weiß was du meinst.“ Sagte Rya leise, fast unhörbar. Serafina sah sie wieder an. „Das zu denken ist nicht verrückt.“ Rya machte eine Pause und bereitete sich darauf vor das auszusprechen, was sie dachte. Gespannt sah Serafina ihre beste Freundin an. „Ich weiß schon lange, dass sie wahr sind.“ Hauchte Rya mit gesenktem Kopf und Serafina sah, wie eine Träne auf Ryas Schoß tropfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)