Nachtgeschrei von Schreiberchen (Wenn die Maske dich verfolgt) ================================================================================ Kapitel 7: #7# -------------- Kapitel 7 Happy Birthday Die Uhr schlug elf Uhr und die Familie Alucard stieß auf Charlettes einundzwanzigsten Geburtstag an. Sie saßen seit etwa zehn Uhr in der Bar und unterhielten sich bei laufender Musik über dies und jenes. Tiberius hatte eine kleine Ansprache gehalten und Charlette dann ihr Geburtstagsgeschenk überreicht: einen Kühlkoffer mit zehn Blutbeuteln ihrer Lieblingsblutgruppe. Serafina hatte vor einem Monat ihren vierzehnten Geburtstag gefeiert. Sie saß auf Lucas Schoß und hatte die Beine auf der Couch übereinandergeschlagen. Rya saß auf der Bar Theke und schlürfte einen Cocktail, den ihre Schwester ihr gemixt hatte. Rocca stand hinter der Bar und kümmerte sich um die Getränke, was ihr einen heidenspaß bereitete. Charlette saß mit einem Glas Rotwein neben Tiberius, der ihr irgendwas über das Phantom der Oper erzählte. Alles war idyllisch und niemand fühlte sich unwohl, obwohl draußen ein heftiges Gewitter tobte. Igor schlich ab und zu mal durch den Raum, um ein paar Tabletts mit Süßigkeiten und anderen Leckereien abzustellen, aber das kümmerte niemanden. Luca erzählte Serafina einen Witz: „Ein Ehepaar beschließt dem Winter in Deutschland zu entfliehen und bucht eine Woche Südsee. Leider kann die Frau aus beruflichen Gründen erst einen Tag später als ihr Mann fliegen. Der Ehemann fährt wie geplant. Dort angekommen bezieht er sein Hotelzimmer und schickt seiner Frau per Laptop sogleich eine Mail. Blöderweise hat er sich beim Eingeben der E-Mail-Adresse vertippt und einen Buchstaben vertauscht. So landet die E-Mail bei einer Witwe, die gerade von der Beerdigung ihres Mannes kommt und die Beileidsbekundungen per E-Mail abruft. Als ihr Sohn das Zimmer betritt, sieht er seine Mutter bewusstlos zusammensinken. Sein Blick fällt auf den Bildschirm, auf dem zu lesen steht: AN: meine zurückgebliebene Frau VON: Deinem vorgereisten Gatten BETREFF: Bin gut angekommen. Liebste, bin soeben angekommen. Habe mich hier bereits eingelebt und sehe, dass für Deine Ankunft alles schon vorbereitet ist. Wünsche Dir eine gute Reise und erwarte Dich morgen. In Liebe, Dein Mann. PS: Verdammt heiß hier unten!“ natürlich hatten alle anderen auch zugehört und mussten kichern. Luca erzählte öfters solche Witze mit schwarzem Humor. Das war auch eigentlich der einzige Humor, den man im Schloss finden konnte. Witzig fanden es trotzdem alle und Luca schaffte es immer, einen neuen Witz zu finden, denn andauernd ein und denselben Witz von sich zu geben, war auf die Dauer langweilig, so wie der ewig wehrende Witz: „Wie kommt ein Leprakranker über den Zaun – Stück für Stück.“ Den schon lange keiner mehr lustig fand. Der Wind schlug gegen die Fensterscheiben, aber die Musik war teilweise so laut, dass niemand etwas davon mitbekam. Abraksas hockte auf dem Kerzenleuchter und rückte immer von einer brennenden Kerze zur anderen, wenn es ihm zu warm wurde. „Hab ich den eigentlich schon erzählt?“ fragte Luca gut gelaunt. Serafina steckte sich ein Bonbon in den Mund und sah ihn fragend an. „Ein Mann und ein kleines Mädchen gehen durch einen Dunklen Wald. Sagt das Mädchen "Du Onkel ich hab Angst" Meint der Mann "Was soll ich denn sagen, ich muss nachher allein zurück".“ Serafina rollte die Augen. „Ja, den hast du schon mal erzählt.“ Luca sah sie beleidigt an. Sie grinste. „Ist aber trotzdem nicht schlecht.“ Meinte sie und schluckte das Bonbon runter. „Hey, was waren noch gleich die letzten Worte von Miss S, kurz bevor sie dran glauben musste?“ fragte Charlette spöttisch grinsend in die Runde. Rocca und Rya wussten es nicht mehr, denn sie sahen Charlette nur fragend an, aber Serafina richtete sich grinsend auf. „Ich glaube nicht an so was!“ kreischte Serafina, in demselben Ton, den Miss Sunshine drauf gehabt hatte. Alle mussten lachen. Plötzlich vernahmen sie ein Klopfen aus der Eingangshalle. „Sag mal, hast du das auch gehört?“ fragte Charlette Tiberius. Er nickte. „Hey, macht mal die Musik leise.“ Sagte sie zu Rocca, die neben der Stereoanlange stand. Sofort drehte sie die Lautstärke runter. Schon wieder klopfte es. „Da ist doch einer an der Tür, oder?“ fragte Serafina und stand von Lucas Schoß auf. „Lasst uns mal nachsehen.“ Meinte dieser und stand ebenfalls auf. Rya schnupperte in die Luft. „Ich riech aber gar nix.“ Meinte sie und hopste von der Theke. Sie verließen die Bar und trafen in der Eingangshalle auf Igor, der gerade die Tür öffnen wollte. „Erwarten Sie jemanden?“ fragte Igor über seine Schulter und legte die Hand auf die Türklinke. „Nein.“ Antwortete Tiberius langezogen. Gespannt sahen sie auf die Tür. Rya und Serafina hatten sich an Lucas Arme geklammert. Dass sie kein Menschenblut rochen, machte sie irgendwie nervös. Tiberius öffnete die Tür, gerade, als es blitzte. Es regnete immer noch und der Donner hallte in ihren Ohren. Ein in schwarz gekleideter Mann trat durch die Tür und die Standuhr schlug zwölf. Neben dem Mann kam ein weißer Wolf herein. Er knurrte. Seine Augen waren rot. „Ihr habt etwas, das mit gehört.“ Sagte der Mann und zeigte mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger auf Charlette, die zurückwich und sich an Tiberius festhielt. Sie musste mehrmals genau hinsehen, um zu erkennen, wer dieser Mann war. Dennoch wusste sie es ganz genau. Auch den Wolf erkannte sie. Serafina sah von Charlette zu dem Mann und wieder zurück. Luca räusperte sich und trat einen Schritt vor, wobei er Rya und Serafina stehenließ. Die beiden huschten schnell zu Charlette und Rocca. „Wenn ich mich vorstellend darf: mein Name ist Luca van Alucard, das van können Sie meinetwegen weglassen.“ Stellte Luca sich vor. Der Unbekannte beachtete Luca aber gar nicht, sondern beobachtete Charlette, die ein Stückchen hinter Serafina und Rya stand, die sich in Verteidigungsposition vor sie gestellt hatten. Rocca stand daneben und sah den Mann argwöhnisch an. Serafina musterte ihn. Er war groß. Etwas größer als Luca, aber kleiner als Tiberius. Seine Haare waren ausgeblichen. Weiß. Seine Augen verbarg er unter einer dunklen Sonnenbrille. Ansonsten trug er einen langen schwarzen Mantel mit hohem Kragen. Er wirkte etwas altmodisch auf Serafina, aber woran genau das lag, wusste sie nicht. Es war ihr aber auch so ziemlich egal, denn sie wollte nur wissen, wer er war und was er von Charlette wollte. „Charlette!“ begrüßte der Unbekannte sie wie eine alte Bekannte, die er lange nicht gesehen hatte. „Weißt du noch wer ich bin?“ grinste er breit und zeigte seine weißen Vampirzähne. Dass er also ein Vampir war, war klar. Alle wandten sich nun an Charlette, die den Unbekannten aus tief bösen Augen ansah. „Sie elender Drecksköter!“ schrie sie, sodass die Fledermäuse an der Decke der Eingangshalle wach wurden und kreischend davonflogen. „Warum denn so böse? Ich bin doch derjenige, der dir Unsterblichkeit verliehen hat.“ Sagte der Mann mit leichtem Hohn in seiner Stimme. „Sie haben gelogen! Ich wollte zur Bibliothek, als sie mich entführt haben. Sie haben mich vergewaltigt und jetzt bin ich auf ewig ein KIND!“ kreischte sie mit viel Bitterkeit in ihrem Ton. Sie machte Anstalten jeden Moment auf diesen Mann zu stürzen und ihn zu erwürgen. Der Mann zuckte die Schultern. „Ich mag Kinder.“ Jetzt wollte Charlette tatsächlich angreifen und Rocca musste sie schnell festhalten. „Sie dreckiger, pädophiler Köter!!!“ Charlette krallte ihre Fingernägel in Tiberius Jackenärmel. Der Mann lachte gehässig. „Du hast dich doch gar nicht gewährt.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Wolf setzte sich nun neben ihn und sah böse von einer Person zur anderen. „Sie haben mich hypnotisiert.“ Knurrte Charlette. „Na und?“ gluckste der Mann, als wäre das das Normalste auf der Welt. Nun mischte Tiberius sich ein und drückte Charlette an sich. „Wieso sollten wir Ihnen eines unserer Familienmitglieder geben? Charlette ist eine Alucard und keine – wer sind Sie eigentlich?“ er strich Charlette übers Haar, während er den Mann neugierig musterte. „Mein Name ist Alastor Blackdawn.“ Stellte er sich vor. „Und Charlette ist ebenfalls eine Blackdawn.“ Fügte er hinzu und deutete wieder auf Charlette. „Sie können mich mal!“ kreischte sie und krallte sich noch mehr an Tiberius fest. „Und Sie stehen wohl auch auf Kinder?“ fragte Blackdawn Tiberius grinsend. „Charlie ist kein Kind. Sie kann selbst entscheiden, zu welcher Familie sie gehört.“ Knurrte Tiberius. „Sie ist nicht volljährig. Sie ist erst einundzwanzig. Darum bin ich hier. Sie gehört mir und ich werde sie mitnehmen.“ Erklärte Blackdawn jetzt mit ernsterer Miene. „Nein, das werden Sie ganz sicher nicht!“ fauchte Charlette. „Ich bleibe hier!“ Tiberius räusperte sich. „Vielleicht sollten wir das bei einer Tasse Tee besprechen.“ Meinte er und bedeutete Igor, der neben der Tür stand, in der Küche vorzubereiten. Igor verkrümelte sich auf der Stelle. „Wenn Sie uns bitte in den Salon folgen würden.“ Sagte Tiberius und deutete in die Richtung, in der es zum Salon ging. „Aber gerne doch.“ Meinte Blackdawn und folgte ihm. Luca ging ebenfalls. Die Mädchen ließen sie in der Halle stehen. Der Wolf bliebe ebenfalls sitzen, jedenfalls solange, bis Blackdawn sich umdrehtet und bellte: „Grin, bei Fuß!“ sofort setzte sich der Wolf in Bewegung und folgte seinem Herren. Luca drehte sich ebenfalls noch einmal um und sagte: „Ihr vier geht ins Wohnzimmer und wagt es ja nicht, an der Tür zu lauschen.“ Die vier nickten. Charlette wirkte nun niedergeschlagen. Rocca klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer. Rya und Serafina setzten sich rechts und links neben Charlette aufs Sofa. Rocca verschwand mal eben in der Bar und kam mit einer Flasche Wodka zurück. Vier Gläser hatte sie ebenfalls dabei. Sie reichte jedem eines und schenkte ein. Sich selbst natürlich auch. Serafina zögerte, ehe sie das kleine Glas in einem Zug lehrte. Rya trank langsam und Rocca füllte sich sofort nach, als ihr Glas lehr war. Nur Charlette hielt das Glas in beiden Händen und starrte auf den Inhalt. Serafina hätte gerne gewusst, was sie dachte. „Was meint ihr, was die besprechen?“ fragte Charlette leise. „Ach, Charlie, du weißt doch ganz genau, dass Tiberius und Luca dich beschützen. Sie werden nicht zulassen, dass du mit diesem Blackdingens mitgehen musst.“ Erklärte Rocca und trank jetzt lieber aus der Flasche, weil ihr das Glas zu klein war. „Genau, Charlie, das würden sie nie zulassen.“ Stimmte Serafina zu. „Dafür hat Tiberius dich viel zu gerne.“ Fügte sie etwas leiser und grinsend hinzu. „Oh ja.“ Nickte Rya wissend. „Sicher?“ fragte Charlette zweifelnd und nippte an dem Wodkaglas. „Ganz sicher. Sie werden dich ganz bestimmt nicht mit diesem widerlichen Bastard mitgehen lassen. Er hat dich schließlich in einen Vampir verwandelt und sich dann nicht einmal um dich gekümmert. Eigentlich müsste er vom Vampirzirkel dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Es ist verboten, jemanden, der nicht will, in einen Vampir zu verwandeln und diesen dann nicht auszubilden.“ Erklärte Rocca und setzte sich auf den Sofatisch. „Ich will nicht hier weg.“ Jammerte Charlette und lehnte sich an Serafinas Schulter. „Ist ja gut, wir passen schon auf, dass dieser Typ dich nicht mitnimmt.“ Sagte Rya und tätschelte ihr die Schulter. Sie warteten fast eine halbe Stunde, ehe sie etwas aus der Eingangshalle hörten. Im nächsten Moment wurden sie von Luca gerufen. Schnell huschten Rocca und Serafina in die Eingangshalle. Rya blieb bei Charlette, die sich nicht nach draußen traute. Serafina hatte sie wirklich noch nie so schüchtern und zurückhaltend erlegt. „Charlette will nicht mit diesem Typen mitgehen.“ Stellte Serafina klar und nahm Lucas Arm. „Ja, das wissen wir.“ Lachte Luca. „Charlie braucht keine Angst zu haben. Ihr wird nichts passieren.“ Sagte er. Gleich darauf standen Rya und Charlette in der Halle. Charlette ging schnell zu Tiberius rüber, wo auch Rocca stand. Rya gesellte sich zu Luca und Serafina. „Charlie, du brauchst gar keine Angst zu haben.“ Sagte Tiberius beruhigend. „Mr. Blackdawn verzichtet auf dich.“ Als ob das jetzt besonders erleichternd gewesen wäre, wand er sich an Blackdawn. „Sie gehen dann jetzt am besten.“ Tiberius klang sehr bestimmt. Serafina konnte ihm deutlich ansehen, dass er diesen Mann nicht im Geringsten leiden konnte. Das konnte sie aber sehr gut verstehen. Ihr ging es schließlich genauso. „Ja, das wird das Beste sein – vorerst.“ Meinte Blackdawn und bewegte sich zur Tür. Draußen stürmte es immer noch. Immer wieder zuckten Blitze über den Himmel und erhellten die dunkle Nacht. Igor öffnete die Tür und ein heftiger Windzug stob in die Eingangshalle. Blackdawn und Grin entfernten sich rückwärts aus der Tür. „Wir haben uns nicht zum letzten Mal gesehen! Ich komme wieder!“ verkündete er laut. „Happy Birthday, meine Süße!“ damit verschwanden er und der Wolf plötzlich im Nichts. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)