Nachtgeschrei von Schreiberchen (Wenn die Maske dich verfolgt) ================================================================================ Kapitel 6: #6# -------------- Kapitel 6 Glaub dran! Charlette trat die Tür zum Wohnzimmer auf. Die vier traten nebeneinander hinein. Ihre Augen waren rabenschwarz und sie zeigten böse grinsend ihre strahlendweißen und vor allen Dingen messerscharfen Zähne. Miss Sunshine erstarrte. Sie saß auf der Sofakannte und hatte bis vor ein paar Sekunden noch versucht ihr Handy in Gang zu bringen, was natürlich nicht funktionierte. Sie war in ihrer Bewegung eingefroren, als Charlette die Tür aufgetreten hatte. „Und, was sagen Sie? Wollen Sie vielleicht noch zum Essen bleiben?“ fragte Rocca. „Ähm…nein, das wäre doch wirklich…zu viel des Guten.“ Meinte Miss Sunshine. Serafina roch ganz deutlich ihre Angst. „Wie schade, wir haben nämlich langsam richtig Hunger.“ Charlette fletschte die Zähne. „Aber…“ stammelte Miss Sunshine. „I-ich sollte jetzt wirklich gehen. Ich sehe ja, dass es Serafina hier sehr gut geht.“ Miss Sunshine stand schnell vom Sofa auf. „Sind Sie sich ganz sicher, dass sie nicht doch vielleicht noch etwas länger bleiben wollen?“ fragte jetzt Luca, der plötzlich hinter dem Sofa stand. Tiberius versperrte die Tür zur Bar. Somit waren alle Türen unpassierbar für Miss Sunshine. Miss Sunshine wand sich erschrocken zu Luca. Auch er und Tiberius zeigten ihre Vampirzähne. Auf Tiberius‘ Schulter saß Abraksas und krähte, als würde er lachen. „Machen Sie den Kleinen doch die Freude und bleiben noch ein wenig.“ Sagte Tiberius. „Ähm…aber.“ Hauchte Miss Sunshine und sah von den Männern zu den vier Mädchen. „Das kann doch gar nicht sein…so was gibt es doch gar nicht…“ „Wovon reden Sie, Madam?“ fragte Charlette und tat so, als wüsste sie von nichts. „Diese Zähne und schwarze Augen…“ Miss Sunshine schüttelte schnell den Kopf. Serafina konzentrierte sich auf ihren Herzschlag. Das Herz von Miss Sunshine raste, als würde sie gleich einen Herzinfarkt bekommen. Langsam machte es Serafina Spaß. Sie hatte Miss Sunshine wirklich noch nie leiden können, doch erst jetzt kam sie auf den Gedanken, diese Frau einfach aus der Welt zu schaffen. Der Gedanken gefiel ihr ungemein gut. Miss Sunshine atmete schwer, als würde sie hyperventilieren. „Na los, sagen Sie es.“ Forderte Rocca die Zähne fletschend. „Vampire existieren nicht!“ kreischte Miss Sunshine hysterisch. „Doch.“ Mit einem Satz hockte Rocca auf dem Fensterbrett gegenüber der Tür und hielt sich an den Vorhängen fest. „Das kann nicht sein!“ kreischte Miss Sunshine. Alle anderen lachten und verteilten sich im Wohnzimmer. Charlette ließ sich kopfüber vom Kronleuchter baumeln und schlug mit den Krallen nach Miss Sunshine aus, die schnell auswich. Rya sprang auf das nächste Regal und legte sich wie eine Katze auf die Lauer. Serafina sprang auf den Sofatisch und tigerte dort auf Händen und Füßen hin und her. Tiberius und Luca machten den Weg zur Bar frei. „Na, worauf warten Sie noch, Miss Sunshine?“ fragte Charlette. „Laufen Sie!“ rief Rocca und ließ durch pure Willenskraft die Fenster im Wohnzimmer aufschlagen. Ein heftiger Windstoß kam herein, gefolgt von etlichen schwarzen Raben, die alle wild durcheinander krähten. Miss Sunshine schien endlich begriffen zu haben und rannte los. Sie nahm die Tür zur Eingangshalle und durchquerte diese bis zur Haustür. Abraksas hob von Tiberius Schulter ab und flog den anderen Raben voran Miss Sunshine hinterher. Die Mädchen sahen Tiberius und Luca an, die beide leicht lächelten. „Seid so gut und gebt ihr einen kleinen Vorsprung.“ Meinte Luca. „Fünf Minuten sind sicherlich angebracht.“ Fügte Tiberius hinzu. Die vier nickten und hockten sich an die Wohnzimmertür, um Miss Sunshine zu beobachten, die an der verschlossenen Haustür rüttelte. Die Raben umkreisten sie und ein paar Hackten sogar auf sie ein. Bald gab sie es auf und suchte einen anderen Ausweg. Die Mädchen blieben im Wohnzimmer und warteten die fünf Minuten ab, die ihnen wie Stunden vorkamen. Serafina versuchte sich vorzustellen, wie Miss Sunshine gehetzt und voller Todesangst durch das Schloss rannte und nach einem Ausgang suchte. Wie erbärmlich, dachte sie sich und lachte leise bei dem Gedanken daran, wie Miss Sunshine sich irgendwo versteckte. Jetzt lief sie vermutlich durch den Flur des oberen Stockwerkes. Sie rannte an der Standuhr vorbei und blieb nicht ein einziges Mal stehen. Sie stellte sich vor, dass Miss Sunshine versehentlich im Klassenzimmer nach einem Ausgang suchte. „Zehn…neun…acht…“ riss Luca sie aus ihren Gedanken. Die Mädchen stellten sich in Startposition. „Sieben…sechs…“ Serafina versuchte den Geruch von Miss Sunshine’s Blut genau zu orten. „Fünf…vier…drei…“ nur noch ein paar Sekunden trennten sie von Rache und der Stillung ihres fürchterlichen Blutdurstes. „Zwei…und….eins!“ nun war der Startschuss gefallen und die vier schossen los. Jede nahm eine andere Richtung. Rocca nahm die Treppe und ging dann rechts. Rya steuerte die Küche an, um dort die Treppe nach oben zu nehmen. Charlette schien allerdings auf dieselbe Idee wie Serafina gekommen zu sein. Beide nahmen die Treppe und liefen dann links. Sie kamen an der Standuhr vorbei und stürzten dann ins Klassenzimmer. Charlette schnüffelte kurz in die Luft und schüttelte dann schnell den Kopf. „Nicht hier.“ Sagte sie und huschte schnell weiter. Serafina folgte ihr nicht. Sie nahm einen anderen Weg und traf dabei auf Rya, die die Küchentreppe hinaufgekommen war. Plötzlich erhaschte Serafina den Geruch von Angst in ihrer Nase und sie warf sich und Rya an die nächste Wand. Miss Sunshine lief um eine Ecke, bemerkte die beiden Vampire aber nicht, die dort nur ein paar Meter neben ihr auf der Lauer lagen. Serafina warf einen Blick nach oben und bemerkte Charlette, die an einem Kronleuchter hing und versuchte Miss Sunshine zu fassen. Ihre Arme waren allerdings zu kurz und schon war Miss Sunshine auf der Terrasse angekommen und überlegte, ob sie springen sollte oder lieber nicht. Direkt unter ihr war der Teich, aber wie tief war der Teich und waren dort vielleicht gefährliche Fische oder Pflanzen? Charlette bemerkte Serafina und Rya jetzt auch und bedeutete ihnen leise zu sein. Mucksmäuschenstill kletterte sie vom Kronleuchter wieder runter, was aussah wie eine akrobatische Meisterleistung. Die drei schlichen sich von hinten an Miss Sunshine an, die immer noch mit sich selbst kämpfte, ob sie nun springen sollte und lieber ertrinken, oder nicht springen und von diesen blutrünstigen Monstern zerfetzt zu werden. Sie konnte sich einfach nicht entscheiden, welcher Tod für sie der schönere war. Den Vampiren war es jedenfalls egal, denn sie wollten nur das Blut. Rocca kam etwas zu laut um die Ecke gebogen und scheuchte so Miss Sunshine auf, die sich umdrehte und mit der Hüfte gegen das Geländer stieß. Die – nun vier – Mädchen gingen jetzt bedrohlich wirkend auf die Frau zu und zeigten spöttisch ihre Zähne. Miss Sunshine versuchte noch weiter nach hinten auszuweichen, aber es ging nicht. Sie konnte nicht weiter. Naja, sie konnte springen. „Bitte, tut mir nichts.“ Flehte Miss Sunshine, aber die Mädchen zeigten kein Erbarmen. „Wieso denn?“ fragte Rocca höhnisch. „Ich dachte wir existieren gar nicht.“ Meinte Charlette mit unschuldigem Blick. „Aber…“ hauchte Miss Sunshine. „Ich hab Hunger.“ Meldete Rya sich jetzt zu Wort. „Nein, bitte!“ kreischte Miss Sunshine und versuchte noch einen Schritt weiter nach hinten zu machen. Leider war das einer zu viel, denn sie verlor sofort das Gleichgewicht und kippte übers Geländer. Der platschende Kontakt mit dem Wasser ließ auch nicht lange auf sich warten. Die Mädchen stellten sich ans Geländer und sahen nach unten. „Meint ihr sie schafft das?“ fragte Serafina skeptisch und wartete ab, ob Miss Sunshine wieder auftauchte. „Mm…es ist tief genug, dass sie nicht auf dem Boden aufgeprallt ist, aber es ist auch nicht zu tief, also, wenn sie schwimmen kann, dann überlebt sie‘s.“ Meinte Charlette fachkundig. „Hunger.“ Jammerte Rya. „Gedulde dich noch ein paar Minuten, Schwesterherz.“ Meinte Rocca und wartete darauf, dass Miss Sunshine auftauchte. Und wirklich. Miss Sunshine tauchte wenig später wieder auf und schleppte sich ans Ufer. Sie japste nach Luft und keuchte. Die Mädchen sahen belustigt zu, wie diese Sterbliche ein paar Schlucke Wasser aushustete und versuchte sich aufzurappeln. Verängstigt und sehr erschöpft sah Miss Sunshine zu der Terrasse hoch, auf der die Mädchen standen. Rya winkte und wirkte müde dabei. Charlette fixierte ihr Opfer und tat so, als wolle sie im nächsten Moment auf Miss Sunshine stürzen und sie schnell und schmerzlos töten. Aber schnell und schmerzlos kam Charlette gar nicht in den Sinn. Rocca stütze sich am Geländer ab und beobachtete Miss Sunshine, die klatschnass im Garten stand und abgehetzt in allen Richtungen nach einem Ausgang suchte. Aber es war zwecklos. Serafina stand einfach nur da und sah Miss Sunshine genüsslich an. Sie stellte sich vor, wie sie ihre Zähne in ihren Hals rammte und Schluck für Schluck ihr Blut aussaugte. Irgendwie ein schöner Gedanke. Zwei Wochen hatten sie jetzt kein Blut mehr getrunken. Zwei ganze Wochen. Das war wirklich übel. „Wenn Sie den Ausgang aus diesem Irrenhaus suchen, dann nehmen Sie doch einfach die Haustür.“ Lachte Charlette. „Aber…“ Miss Sunshine drehte sich in Richtung Wald. Sie glaubte wohl, dass es dort sicherer war. Was für ein dummer Gedanke das war, dachte Serafina und hopste auf das Geländer. Rya tat es ihr gleich. Rocca blieb stehen. Charlette kletterte über das Geländer und hangelte sich hinunter. Miss Sunshine lief los. Sie rannte auf den dichten Wald zu, aber die Mädchen waren schneller und bauten sich vor ihr auf, um sie zurückzudrängen. Wie ein verängstigtes Tier wurde Miss Sunshine zurück gescheucht. Die Tür in den Salon stand offen und Miss Sunshine versuchte es. Sie vermutete zwar, dass sie eh keine Chance hatte, wollte aber trotzdem zur Haustür gelangen. Die vier blieben draußen erst mal stehen. Charlette strich sich die Haare aus dem Gesicht und seufzte. „Langsam ist es nicht mehr lustig.“ Meinte sie. „Hunger.“ Jammerte Rya weiter und kaute auf einem Ast herum, den sie auf dem Boden gefunden hatte. „Schmeckt‘s?“ fragte Serafina tonlos und atmete tief durch. „Mm…“ murmelte Rya nickend und kaute weiter. Rocca atmete geräuschvoll aus. „Ich hab keinen Bock mehr. Ich brauch Alkohol! Außerdem will ich jetzt endlich Blut!“ jammerte sie lautstark. „Ok, dann sollten wir unser Essen mal aufgabeln, ne?“ fragte Charlette und lief los. Die anderen folgten. Im Salon erschnüffelten sie erst mal die richtige Richtung. Miss Sunshine musste in Richtung Küche gelaufen sein. Die vier setzten ihre Jagt fort und huschten in Höchstgeschwindigkeit durch alle Räume, in deren Nähe sie kamen. Nach nicht einmal einer halben Minute rochen sie die Angst deutlich aus der Abstellkammer unter der Treppe. Böse grinsend sammelten sich die vier vor der Tür und warteten. Sie hörten nichts, aber Miss Sunshine war in diesem Raum, das spürten sie. „Miss Sunshine, wollen Sie nicht rauskommen? Wir haben Hunger.“ Sagte Charlette. Das war gemein, aber so was sie eben. Und es stimmte ja. Sie hatten Hunger. Schlimmen Hunger. „Geht weg, ihr existiert nicht!“ kreischte Miss Sunshine. „Doooch.“ Sagte Rya mit extra viel Nachdruck. „NEIN! Ich glaube nicht an Vampire!“ schrie die Frau. Augenrollend öffnete Rocca die Tür. Miss Sunshine stand dort an die Wand gepresst. Direkt neben dem Putzeimer und dem Wischmopp. Sie zitterte und Serafina huschte ein kurzes Grinsen übers Gesicht. „Ihr seid doch alle nur Kinder. Ihr seid verrückt. Vampire gibt es nicht. Ich glaube nicht an so was!“ „Doch, glaub dran!“ zischte Charlette, kurz bevor sie sich auf die Sterbliche stürzte und in ihren Hals biss. Die anderen gleich hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)