Um Himmels Willen! von ReWeJuIs ================================================================================ Prolog: -------- Auf einen Schlag gehen alle Lichter aus, die Kommandozentrale ist in gespenstisches rotes Licht getaucht und mit ohrenbetäubendem Lärm, bestehend aus an- und abschwellenden Tonfolgen hallt der Alarm durch das ganze riesige Gebäude. Alle Ermittler fahren erschrocken zusammen, doch mein Blick klebt förmlich an dem großen Bildschirm vor mir, hier läuft gerade etwas wirklich ganz gewaltig schief! „Was ist los? Ein Stromausfall?“, kommt es von Matsuda von schräg hinter mir, wenn es doch nur so einfach wäre! Alle meine Gedanken sind gerade nur bei einem einzigen Mann. „Watari… Watari!!“, stoße ich hervor und beuge mich in meinem Stuhl ein Stückchen nach vorne, als müsste ich nur meine Hand ausstrecken um den Mann der mir alles bedeutet hat, der mir Vater, Mutter und Mentor gewesen ist, zu berühren, aber es ist zu spät, ich war zu langsam, ich habe versagt… „Sämtliche Daten gelöscht?“, liest Matsuda vor was auf jedem der großen Bildschirme steht, er hat es wohl noch immer nicht begriffen. „Was soll das?“, fragt nun auch Aizawa, bei ihm bin ich mir allerdings sicher, dass er schon eine Ahnung hat, worauf das Ganze hier hinausläuft. „Ich hatte Watari gesagt, dass er für den Fall, dass ihm etwas zustoßen sollte, noch versuchen soll, die Daten im System zu löschen.“, erkläre ich so ruhig ich kann, mein Herz rast und mir wird heiß. „Dass ihm… etwas zustoßen sollte?“, fragt Aizawa nun verwirrt, vielleicht hat er es doch noch nicht verstanden. „Soll das etwa heißen, dass…?“, wirft Matsuda unerwarteterweise als erster ein, jetzt muss alles ganz schnell gehen, ich habe keine Zeit mehr! „Der Shinigami!“, bringe ich es auf den Punkt, wir hätten ihn besser im Auge behalten müssen! „Ja, jetzt wo Sie es sagen…!“, wirft nun auch Herr Yagami ein und sieht sich verwirrt im Raum um, aber es ist zu spät! „Er ist verschwunden!“, spricht Aizawa nun das Offensichtliche aus, langsam macht sich eine allgemeine Panik breit, das ist nicht gut, wir müssen handeln! „Was hat das zu bedeuten?“, fragt Lights Vater, ich höre den Unglauben und die Verwunderung in seiner Stimme, aber jetzt muss es schnell gehen, wir müssen das Vieh finden! „Hören Sie zu! Der Shinigami ha…!“ Mein Herz stolpert. Ich spüre wie es einfach vergisst weiter zu schlagen. Es tut weh. Ich will atmen, aber… es geht nicht. Ich spüre wie alle Kraft aus meinem Körper weicht und merke, wie mir mein Löffel aus den gefühllosen Fingern rutscht, den Aufprall mit dem er auf dem Boden auftrifft, höre ich schon gar nicht mehr, ich bekomme gerade noch mit, wie ich haltlos zur Seite kippe und mitsamt meinem Stuhl umfalle. Kurz bevor ich auf dem harten Boden aufschlage spüre ich, wie mich starke Arme umschlingen und auffangen, dann wird es langsam dunkel. Das Letzte was ich sehe, bevor sich meine Augen für immer schließen, ist Kiras Lächeln. Kapitel 1: Im Himmel? Part I ---------------------------- Wo… wo bin ich? „Keine Ahnung, ich bin jetzt schon so lange hier, aber keiner konnte mir diese Frage beantworten!“ Was? Ich hab doch gar nichts gesagt? „Brauchst du auch nicht, ich verstehe dich auch so L, das ist hier so wenn du es nicht verhinderst.“ Aber, warum sprichst du dann? Warum kann ich deine Gedanken nicht hören? Wie meinst du das, wenn ich es nicht verhindere? Wer bist du? Ich bin mehr als verwirrt, ich bin doch gerade gestorben, oder nicht? Aber warum kann ich dann Gedanken bilden und warum kann ich meine Hände spüren und meine Füße? Langsam öffne ich meine Augen. Es ist weder dunkel noch hell hier, aber eine Lichtquelle sehe ich nicht, es ist, als würde das Licht von überall und nirgends kommen. Verwirrt blicke ich an meinem Körper hinab. Ich habe fast erwartet nackt zu sein, aber überraschender Weise trage ich meine üblichen Klamotten, eine dunkle Jeans und ein weißes Shirt, wobei das wiederum ganz komisch spannt, als wäre es mir plötzlich zu klein, es fühlt sich ziemlich merkwürdig an. „Meine Güte, du musst unbedingt lernen, deine Gedanken abzuschotten, das ist ja nicht zum Aushalten!“ Wer ist da? Unwillig sehe ich mich um, aber da ist niemand. Nur ich, der sandige Boden auf dem ich sitze und die kahlen Steinwände die mich umgeben. Der Raum ist nicht besonders groß, misst vielleicht vier auf vier Meter, würde sich eine zweite Person mit mir hier drin befinden, sie könnte sich nirgendwo vor mir verstecken. „Stimmt wohl, allerdings suchst du mich auch an der falschen Stelle mein Bester!“ Langsam komme ich mir ziemlich verarscht vor. „Das glaube ich dir gern, aber wenn du mal nach oben sehen würdest…“ „WAAHHHHH!!!“ Geschockt presse ich eine Hand auf mein Herz, wäre ich mir nicht sicher, dass ich gerade eben gestorben bin, hätte ich ernsthaft Angst genau jetzt an Herzversagen zu sterben, und zwar ganz ohne Kiras Hilfe. Apropos Kira. Dieser verdammte Mistkerl! „Öh, hallo?“ Ruckartig reiße ich meinen Kopf wieder nach oben und verdränge erst mal alle Gedanken an meinen Mörder, ich sollte mich gerade wirklich besser mit dem Problem beschäftigen, das da in zwei Metern Höhe über mir schwebt und sich langsam zu Boden gleiten lässt. „Beyond? Was machst du denn hier?“, meine Verwirrung kennt keine Grenzen. Vom Regen in die Traufe nennt man das wohl, ich würde wirklich gerne wissen was ich verbrochen habe, dass ich jetzt hier bin, wo auch immer das sein mag, und ausgerechnet von Beyond Birthday als Empfangskomitee begrüßt werde. „Die Freude ist ganz meinerseits und ansonsten ist das wirklich eine gute Frage, ich werde sie dir so gut ich kann beantworten, aber erwarte dir nicht zu viel davon, ich steige hier nämlich auch noch nicht so richtig durch, obwohl ich schon ne ganze Weile hier bin. Also, du bist auf jeden Fall weder im Himmel, noch in der Hölle.“ Das hatte ich mir auch schon gedacht. „Unterbrich mich nicht!“ „Ich habe doch gar nichts gesagt!“, brumme ich und ziehe meine Beine eng an meinen Körper. „Aber du hast… ach vergiss es!“, winkt Beyond ab und atmet tief ein. Seit wann macht der Atemübungen? Das passt gar nicht zu ihm, er kommt mir so anders vor, so ausgeglichen- „ICH HAB GESAGT DU SOLLST DAS LASSEN!!!!“ „Wie soll ich denn bitte aufhören zu denken? Das ist unmöglich! Das ist wie wenn ich dir sagen würde, du sollst jetzt NICHT an einen rosa Elefanten denken! Und, klappt´s? Na siehst du!? Zeig mir lieber, wie das mit dem Gedanken-abschotten-dings funktioniert!“, gebe ich zurück, das alles kommt mir sehr merkwürdig vor! „Okay, du hast ja Recht. Stell dir eine Farbe vor. Rot, grün, gelb, blau, völlig egal.“ „Gut.“, sage ich und in meinem Kopf entsteht ein blauer Nebel. „So genau wollte ich das gar nicht wissen. Egal. Auf jeden Fall musst du dafür sorgen, dass diese Farbe fließt. So wie ein Fluss. Schaffst du das?“ „Ja, kein Problem!“ Ich stelle mir einfach die Themse vor, und da Wasser ohnehin blau erscheint, sieht es auch nicht allzu merkwürdig aus. „Ist mir scheiß egal wie das für dich aussieht! Auf jeden Fall musst du dir jetzt vorstellen, dass die Farbe einen Abhang hinunterstürzt, so wie bei einem Wasserfall und – bevor du hier gleich wieder alles breit trittst und mit die Story vom wilden Pferd erzählst – dann stellst du dir vor, du würdest deine Gedanken hinter diesem Wasserfall in einer Höhle verstecken. Es darf kein Spalt bleiben, nichts, wodurch deine Gedanken dir entschlüpfen könnten, oder wo ein, sagen wir mal stiller Zuhörer, sich unerlaubt Zutritt verschaffen könnte. Kriegst du das hin?“ „Klar, kein Problem!“, sage ich und schließe konzentriert meine Augen. Der Wasserfall entsteht, und die blaue Farbe stürzt hinunter in unendliche Tiefen… was sich wohl da unten befindet… „Konzentrier dich L!“ „Entschuldigung. Ist es jetzt besser?“ Ich schaue zu ihm hoch, im Hinterkopf immer noch das stetig fließende Blau, und warte darauf, dass er mich wieder anschnauzt, aber anscheinend, habe ich meine Sache diesmal gut gemacht. „Gott sei Dank, endlich Ruhe!“, seufzt Beyond theatralisch auf und lässt sich im Schneidersitz vor mir auf den Boden sinken. Jetzt habe ich auch endlich Zeit, mir meinen ehemaligen Erzfeind – diesen Platz ja jetzt ganz eindeutig Kira für sich beansprucht – genauer anzusehen. Er sieht gesund aus. Die Brandnarben in seinem Gesicht sind verschwunden, auch das Rot in seinen Augen ist weg und hat einem kalten Grün Platz gemacht, was ihn nicht weniger unheimlich erscheinen lässt. Gekleidet ist er in einen schicken schwarzen Anzug, Armani würde ich jetzt spontan schätzen, aber so wirklich Ahnung habe ich da nicht, ich hatte in meinem Leben Besseres zu tun, als mich mit derlei Dingen zu befassen. Darunter trägt er ein fliederfarbenes Hemd mit passender Krawatte. Das alles sieht so grotesk falsch an ihm aus, wirkt irgendwie so lächerlich, dass es mich tatsächlich zum Lachen reizen würde, aber ich habe das untrügliche Gefühl, dass Beyond der Einzige ist, der mir hier gerade weiterhelfen kann und so verkneife ich mir jeden Gefühlsausbruch, so wie ich es mein Leben lang getan habe und schaue ihn einfach nur fragend an. „Okay, da wir das nun endlich geschafft haben, kommen wir zurück zum Thema. Also so wie es aussieht, befinden wir uns hier irgendwo zwischen Himmel und Hölle. Da kommen alle hin, die nicht brav genug für das himmlische Paradies waren, aber wohl auch nicht fies genug für die Hölle-“ „Aber du hast doch-“ „Halt jetzt bloß die Klappe L, sonst bin ich schneller weg als du schauen kannst! Auf jeden Fall ist es jetzt so, dass hier alle hinkommen, die noch ein zweites Mal zurück auf die Erde gehen müssen, um dort eine gewisse Zeit als Schutzengel oder so was in der Art zu verbringen.“ „Schutzengel?“, frage ich mit einem mehr als skeptischen Unterton, ich kann mir Beyond eher als Clown in einem Zirkus vorstellen, denn als himmlischen Beschützer für irgendeinen armen Tropf. „Naja nicht richtig, so etwas in der Art. Auf jeden Fall wird es deine Aufgabe sein, auf einen für dich ausgewählten Menschen aus deiner Vergangenheit ein Auge zu haben, und ihm dabei zu helfen, sein Leben positiv zu verändern; ihm, oder meinetwegen auch ihr zu helfen, begangene Fehler zu bereuen und sich für die Zukunft zu bessern.“ Ohhhweh, mir schwant nichts Gutes… „Normalerweise würdest du jetzt ein zweiwöchiges „Schutzengel-Survival-Training“ absolvieren, in dem du alles lernst, was für deine Mission wichtig ist, aber wir haben momentan Notstand und außerdem braucht der Mensch der für dich vorgesehen ist wirklich ganz dringend eine helfende Hand, die ihn zurück auf den rechten Weg führt, deshalb wirst du dich nach einer kurzen Einführung meinerseits direkt auf den Weg machen.“ „Und wie soll das gehen? Wie soll ich da hinkommen?“, frage ich irritiert, langsam glaube ich, Beyonds Gehirn hat hier gehörig Schaden genommen. Wie lange war es jetzt her, dass Kira ihn getötet hat? Ein halbes Jahr? „Na ganz einfach. Du fliegst!“ „Das ist ein schlechter Scherz Beyond.“, brumme ich und versuche aufzustehen, ich habe genug von diesem Unsinn, hier muss es doch irgendwo einen Ausgang geben und irgendeinen vernünftigen Menschen, mit dem ich ein normales Gespräch führen kann. Ich habe mich schon halb aufgerichtet, als ich plötzlich nach hinten gezogen werde. Es fühlt sich an, als hätte mir jemand einen viel zu schweren Rucksack auf den Rücken geschnallt und sein Gewicht zieht mich unerbittlich nach hinten. „Aua!“, keuche ich, was auch immer da an meinem Rücken hängt, es tut weh! „Meine Güte L, du stellst dich aber auch schon seltendämlich an! Pass doch ein bisschen besser auf, du hast nur ein Paar und wenn du sie kaputt machst, hast du echt ein Problem!“, meint Beyond, stöhnt entnervt auf und packt meine Hand. Ächzend zieht er mich nach vorne, wartet, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden habe, was sich als gar nicht so leicht erweist, lässt mich dann abrupt los, marschiert um mich herum und… tut irgendetwas. Ich kann es genau fühlen, er fasst mich an, ich spüre es ganz deutlich, aber ich weiß einfach nicht… wo! „Beyond? Was machst du da?“, frage ich etwas unsicher, langsam wird mir das alles unheimlich. „Na was wohl? Ich helfe dir dabei deine Flügel an zu klappen, damit du nicht bei jeder Bewegung auf dem Arsch landest und jetzt hilf gefälligst mal mit, das ist echt anstrengend!“, mosert er und zerrt wie wild an mir herum. Er hilft mir meine Flügel an zu klappen…. ER HILFT MIR MEINE FLÜGEL AN ZU KLAPPEN???? TBC Kapitel 2: Im Himmel Part II ---------------------------- Ich… habe jetzt also Flügel. Okay, kein Problem. Damit komme ich klar. Da ist doch echt nichts dabei! Aber… „Beyond? Warum hast du keine Flügel?“, will ich dann wissen, das finde ich nämlich ziemlich ungerecht, dass ich hier mit diesen riesigen Dingern – zumindest vermute ich, dass sie riesig sind, sonst wären sie kaum so schwer - geschlagen bin und er nicht. „Ich habe meine letzte Woche abgegeben als ich aus dem aktiven Dienst ausgetreten bin. Ja wirklich, schau nicht so dämlich! Ich musste diese Teile auch tragen bis ich meine Mission erfüllt hatte. Jetzt bin ich quasi so was wie ein Betreuer und muss die neuen Engel auf ihre Mission vorbereiten. Du bist mein allererster Fall und ganz ehrlich, wer auch immer sich das ausgedacht hat, der hat nen riesen Sprung in der Schüssel!“, erklärt mir Beyond, während er weiter irgendwas an meinem Rücken macht und langsam aber sicher, nimmt der Zug nach hinten ab. „Das nennt man wohl Ironie des Schicksals. Und wie genau soll das ablaufen?“, hake ich nach, ich habe für meinen Geschmack noch viel zu wenig Informationen, so kann ich auf keinen Fall irgendwo hingehen und irgendwem bei irgendwas helfen. „Zuerst sollte ich dir noch erklären, dass es wohl ein paar Schwierigkeiten mit deinem Astralkörper gibt, der, wie soll ich sagen, gerade leider noch kein Astralkörper ist.“ „Bitte was?“ „Tja, es ist so: Normalerweise besteht dein Körper nun aus Licht, ist relativ durchscheinend und nur wenn du dich anstrengst kann man dich auf der Erde sehen – was übrigens verboten ist, nur so nebenbei -, allerdings verhält es sich in deinem Fall so, dass bei deiner Umwandlung wohl etwas schief gelaufen ist, deshalb hast du auch diese extremen Gleichgewichtsprobleme. Davon abgesehen solltest du eigentlich durch feste Materie dringen können, und zwar ohne größere Anstrengung, allerdings befürchte ich, dass sich das mit diesem Körper nicht so einfach gestaltet. Im Klartext: Wenn du dann auf der Erde bist, musst du dich permanent unter Kontrolle haben um unsichtbar zu bleiben, und musst gleichzeitig aufpassen, dass du nicht ständig Dinge umstößt oder Leute anrempelst, am besten wird es sein, du fliegst die ganze Zeit.“ Während ich ihm so zuhöre werden meine Augen und Ohren immer größer und größer. Der will mich wohl auf den Arm nehmen? Fliegen, unsichtbar machen, durch feste Materie (Wände??) gehen, der spinnt doch! „Das mit der Unsichtbarkeit ist relativ einfach, du stellst dir einfach vor, dass niemand dich sehen kann und schon verschwindest du. Und mit niemand meine ich auch niemand, auch dich selbst, sonst klappt es nicht. Versuchs mal!“ Erwartungsvoll sieht Beyond mich an, er hat diese Sache mit meinen Flügeln wohl mittlerweile zu seiner Zufriedenheit erledigt und ich muss sagen, ich kann jetzt auch ohne größere Schwierigkeiten stehen, wofür ich ihm einigermaßen dankbar bin, nickt mir dann auffordernd zu und verschränkt die Arme vor seiner Brust. Na gut, wenn er meint. Ich strecke meine Hände vor mir aus und stelle mir vor, dass ich sie nicht sehen kann und tatsächlich! Sie werden erst durchscheinend, und dann verschwinden sie! Ist ja nicht zu glauben! Ich versuche dieses neue Bewusstsein auch auf den Rest meines Körpers auszudehnen und prompt fängt Beyond an zu klatschen, anscheinend ist er zufrieden mit mir. „Hey das klappt ja schon ganz prima! Das mit dem 'Durch-die-Wände-gehen' zeig ich dir ein anderes Mal, geht zwar ganz einfach, aber ich will endlich hier raus und uns läuft die Zeit weg. Jetzt beug dich etwas nach vorne, breite die Flügel aus und stoß dich kräftig ab, den Rest müsste dein Körper dann ganz alleine machen, zumindest bei mir war das so.“, meint er dann und ohne dass sich etwas an ihm verändert hebt er langsam ab und schwebt Himmelwärts… oder so… Na gut, das müsste ich doch hinkriegen, ich bin schließlich DAS Superhirn schlecht hin, da werde ich doch so etwas Läppisches wie Fliegen ohne Probleme meistern. Allerdings gebe ich erst einmal meine Unsichtbarkeit auf, alles gleichzeitig zu tun ist mir für den Moment dann doch zu anstrengend. Vorbeugen hat er gesagt, dann die Flügel spreizen, wow ist das anstrengend, und schwer! Und dann kräftig abstoßen! … … … „Beyond? Die Dinger sind kaputt!“ Stöhnend lässt er sich wieder zu mir heruntersinken. „Das gibt’s doch nicht! Das liegt bestimmt an deinem 'Nichtastralkörper!', der wird einfach zu schwer sein. Kannst du deine Flügel noch weiter spannen?“, fragt er mich und erst in diesem Moment blicke ich zur Seite und kann zum ersten Mal meine Flügel sehen. Also, ich will ja nicht prahlen, aber sie sind wirklich wunderschön! Ich habe noch nie so etwas Prachtvolles wie meine großen weißen, gefiederten Engelsschwingen gesehen, das ist wirklich unglaublich! Allerdings habe ich gerade das Problem, dass die Teile einfach viel zu groß sind für diesen kleinen Raum, vier Meter ist nicht mal annähern genug um meine Schwingen komplett auszubreiten, wie soll ich so fliegen, geschweige denn, mit meinen Flügeln schlagen? „Okay, wir haben ein Problem. Du bist zu schwer L.“ „Na vielen Dank, das hat mir in meinem ganzen Leben noch keiner gesagt!“, ich schaue ihn pikiert an und bin etwas beleidigt. Ich kann doch auch nichts dafür, wenn die…der… wer auch immer hier einen Fehler gemacht hat! „Ich schätze mal, ich werde dich Huckepack nehmen müssen, auch wenn ich mir definitiv Schöneres vorstellen kann, aber ich habe heute noch mehr zu tun als mich um dich zu kümmern also los, spring auf!“ Mit diesen Worten dreht Beyond mir seinen Rücken zu und erwartet wohl tatsächlich von mir, dass ich auf seinen Rücken klettere. Auf gar keinen Fall! Lieber würde ich- „Na los, mach hin! Oder soll ich dir lieber Jack the Ripper schicken? Der ist nicht so nett wie ich!“ Überredet! Grummelnd versuche ich das was Beyond vorhin mit meinen Flügeln gemacht hat nun selbst damit ich mich nicht ständig darauf konzentrieren muss nicht nach hinten umzukippen, stapfe zu ihm hinüber, lege meine Hände auf seine Schultern und springe mit einem kleinen Hopser auf seinen Rücken, während er seine Arme unter meine Schenkel schiebt und bevor ich noch die Gelegenheit finde mich anständig festzuhalten, heben wir auch schon ab. Ich stelle fest, ich habe anscheinend ein bisschen Höhenangst. Nicht die beste Voraussetzung um als Engel zu arbeiten, das ist mir bewusst, aber das ändert nichts daran, dass ich spüre wie mein Herz wild anfängt zu klopfen, obwohl das doch eigentlich gar nicht sein dürfte, meine Handflächen feucht werden und ich kann fast spüren wie ich noch blasser werde als ich ohnehin schon bin. Vielleicht ist diese Reaktion aber auch ganz normal wenn sich unter den Füßen... nichts befindet... „Ist es weit Beyond?“, frage ich und versuche meine Stimme so ruhig und emotionslos wie immer zu halten, aber das ist gar nicht so einfach, wenn sich der Boden gut dreißig Meter unter einem befindet. „Nein, wir sind gleich da und hör auf zu zappeln, sonst lass ich dich fallen! Du nervst L.“, brummt er mir zu und schwebt weiter nach oben. Langsam wird der Schacht, denn durch nichts anderes fliegen wir gerade, immer heller und heller und ein paar Sekunden später sind die nackten Steinwände endlich verschwunden. Was für ein Glück! Mit großen Augen blicke ich mich um. Es sieht ein bisschen so aus wie eine weite Steppe in der wir uns befinden. Kaum Pflanzen, kahle verdurstete Bäume und das Licht das hier herrscht, tut mir in den Augen weh. Aber am schlimmsten ist der Wind der hier weht, er reißt an meinen Haaren, weht mir Sand ins Gesicht und in die Augen, und überhaupt ist das hier kein Ort, an dem ich mich länger als unbedingt nötig aufhalten möchte. „Sieht nicht sehr schön aus hm? Aber das macht nichts, du bist eh gleich weg.“, sagt Beyond, lässt sich auf den Boden absinken und gibt meine Beine frei, so dass ich meine nackten Füße auf dem staubigen grauen Boden aufsetzen kann. „Na komm, wir müssen los!“, meint er dann und setzt sich in Bewegung. „Was ist das hier?“, frage ich neugierig, ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt, irgendwie nicht so trostlos. Und wo sind bitte die ganzen anderen Engel? „Das ist so was wie die Lobby. Hier hält sich eigentlich nie jemand auf, außer die Shinigamis, aber die haben da hinten“, mit einer unbestimmten Geste deutet er nach irgendwo weiter rechts, aber auch als ich in die Richtung sehe und konzentriert meine Augen zusammenkneife sehe ich nichts, „ ihr Revier, sie bewachen für uns den Eingang, aber wirklich verlassen kann man sich auf die Spinner nicht, die machen ohnehin nur was sie wollen.“, erzählt mein schwarzhaariges Ebenbild im Designeranzug und schlendert entspannt vor mir her. Plötzlich erscheint vor uns im Boden ein großes rundes Loch. Wäre Beyond nicht vor mir gelaufen, hätte ich es wahrscheinlich übersehen. „So, wir sind da. Da musst du durch. Es gibt noch einen anderen Durchgang, wo du erst mal wie in einem Turm nach unten steigen musst, aber das Prinzip ist das gleiche und außerdem lassen die Shinigamis niemanden durch ihren Privatzugang, die können da echt ungemütlich werden, und da du den Rest des Weges sowie so fliegen musst, ist es eigentlich egal.“ „Aber warte mal! Ich habe das mit dem Fliegen doch noch gar nicht geübt!“ Schockiert weiche ich ein paar Schritte zurück. „Ach geh, das lernst du ganz schnell und da du tot bist, kannst du ja schlecht sterben für den Fall, dass dus tatsächlich nicht raffst bis du unten bist, allerdings könnte es etwas schmerzhaft werden, da dein Körper ja immer noch weitestgehend menschlich ist. Also los!“ Damit packt Beyond mich am Handgelenk und zerrt mich auf die große Öffnung zu. „Nein warte mal! Ich habe noch so viele Fragen!“, jammere ich und stemme mich gegen seinen Griff, das kann doch nicht sein Ernst sein! „Ich melde mich die Tage mal bei dir, dann besprechen wir alles weitere, jetzt mach, dass du zu deinem Menschen kommst!“ „Nein! Vergiss es, ich werde auf keinen Fall einfach da durchspringen, bevor ich fliegen kann!“, keife ich und strenge mich noch mehr an, nur leider ist Beyond eine ganze Ecke stärker als ich. „Und überhaupt, auf wen soll ich denn eigentlich aufpassen?“, schnauze ich ihn an und versuche ihm meinen Arm zu entreißen. „Kannst du dir das nicht denken L? Auf Light Yagami natürlich!“ In diesem Moment verlässt mich all meine Kraft, ich werde nach vorne katapultiert und stürze haltlos ins Nichts. Light. KIRA! TBC Kapitel 3: Zurück ----------------- Die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich. Light! Flieg L! Kira! Du musst fliegen! Light! Jetzt flieg endlich! Kira! Light! Kira! Light! Kira! JETZT FLIEG SCHON VERDAMMT!! Der Wind beißt mir ins Gesicht und treibt mir die Tränen in die Augen, während mich das Gewicht meines Körpers unerbittlich in die Tiefe stürzen lässt. Ganz ruhig bleiben, ich muss erst mal meine Flügel ausbreiten. Beyond du Mistkerl! Wie konntest du mir das antun!? Ich schließe konzentriert meine Augen und versuche auszublenden, dass ich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Erde zurase. Wie hat es sich angefühlt, als ich vorhin meine Flügel ausgebreitet habe? Wie habe ich das gemacht? Ich habe es einfach gedacht oder nicht? Das müsste so funktionieren wie beim Laufen, eigentlich ganz einfach. Langsam beschleicht mich Panik, egal wie intensiv ich an meine Flügel denke, sie wollen sich einfach nicht ausbreiten! Da höre ich ein leises fernes Dröhnen, das sich stetig aus Richtung Osten nähert. Je näher es kommt, desto lauter wird es. Was zum…? Scheiße! Ein Flugzeug! Und das Ungetüm fliegt nicht eben langsam! Wenn ich nicht sofort was tue, stoßen wir zusammen! WUSCH!!! Oh Gott sei Dank! Mein Herz! Mein armes, armes Herz! Keuchend sehe ich dabei zu, wie der riesige Airbus etwa zwanzig Meter unter mir vorbeizieht. Das war knapp, aber wenigstens klappt das mit den Flügeln jetzt. Vorsichtig versuche ich die riesigen Dinger zu bewegen, denn gerade befinde ich mich mehr oder minder im Gleitflug und treibe von den Winden die hier oben herrschen etwas unkontrolliert umher. Also bewegen klappt schon mal, jetzt muss ich nur noch rausfinden, wie das mit dem Lenken funktioniert, aber ich bin ja schließlich nicht dumm. Ich lehne mich etwas nach vorne, stelle meine Flügel erst mal horizontal zum Erdboden (zumindest hoffe ich das, ich habe gerade leichte Orientierungsschwierigkeiten) und fliege einfach mal gerade aus. Als ich das ein paar Minuten lang erfolgreich durchgehalten habe kippe ich meinen rechten Flügel, so, wie ich das bei den Tragflächen bei Flugzeugen schon des Öfteren beobachtet habe und würde am liebsten vor Freude anfangen zu schreien, als ich tatsächlich eine halbwegs ordentliche Rechtskurve mache. Ach Scheiße, ich bin tot, und niemand kann mich hören. „WUHUUUUUUUU!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Ich hätte ja nicht gedacht, dass Fliegen so einen riesen Spaß macht! Ich fühle mich so frei und ungebunden und… Etwas zwickt mich in den Rücken. Aua, was soll das? L, denk an deine Mission! Du bist nicht zum Vergnügen hier!, hallt es durch meinen Kopf, Beyond kann einem aber auch jeden Spaß verderben, hoffentlich hat der meinen Ausbruch gerade eben nicht mitbekommen! Klar hab ich das! Ich spüre direkt wie er grinst, das fühlt sich richtig komisch an! Was mach der eigentlich in meinem Kopf? Fließendes Blau, fließendes Blau, fließendes Blau… Und weg ist das fremde Bewusstsein in meinem Kopf, ich habe gar nicht gemerkt, dass er da war bis er etwas gesagt hat, dieser Blödmann. Na gut, dann kommen wir zurück zum Wesentlichen. Ich muss zur Erde. Wie weit ist es eigentlich noch? Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend sehe ich nach unten. Das Stehen auf einem Hoteldach hat mir nie etwas ausgemacht, aber wenn sich unter meinen Füßen nichts als ein leerer Abgrund befindet, kann ich einfach nicht anders als mich schleunigst ganz weit weg zu wünschen, aber um genau da hinzukommen, muss ich mich wohl selbst bemühen, es hilft alles nichts. Unter mir kann ich immerhin schon einzelne Häuser erkennen, außerdem Straßen die sich dazwischen hindurchschlängeln und viele kleine bunte Punkte, die ich jetzt einfach mal als Autos betrachte. Ich hoffe, das da unten ist Tokio, alles andere wäre echt gemein, ich bin noch nicht so gut im Fliegen, als dass ich jetzt um die halbe Welt irren könnte, aber halt! Da unten sehe ich den Tokio Tower, ich bin richtig! Also… es könnte natürlich auch der Eifelturm sein, das kann ich aus dieser Höhe nur schwer einschätzen, aber erstens sieht die Stadt drum herum schon ziemlich nach Tokio aus, und zweitens hat Beyond gesagt, dass wir es eilig haben, da wird er mich kaum über Europa absetzen, das mach keinen Sinn. So schnell wie ich mich gerade noch traue lasse ich mich tiefer gleiten und versuche mich erst einmal zu orientieren. Es ist mittlerweile recht dunkel geworden, die Sonne ist irgendwann in den letzten Minuten untergegangen, leider konnte ich mich trotz Logenplatz nicht wirklich darauf konzentrieren, da ich viel zu sehr damit zu kämpfen hatte nicht abzustürzen, aber vielleicht kann ich das ja demnächst mal nachholen. Gerade passiere ich die Dächer der ersten Hochhäuser, als mich ein lauter Schrei von rechts zusammenfahren lässt. „Ein Engel! Mami sieh nur! Ein Engel!“ Mist! Ich habe vergessen mich unsichtbar zu machen! Das artet ja langsam richtig in Hektik aus! Schnell halte ich mir eine Hand vor die Augen und stelle mir vor, sie wäre nicht da, der Rest meines Körpers zieht schon fast automatisch mit. „Ach Schatz, was hast du doch für eine blühende Fantasie!“, sagt die Frau, die mit ihrem Kind zusammen auf einem der Dächer steht und lächelt liebevoll. „Aber da war ein Engel Mami! Ganz bestimmt!“, beharrt das Kind, doch zum Glück scheint Mami ihm nicht zu glauben. Schmunzelnd wende ich mich ab und widme mich wieder meinem eigentlichen Ziel, Light Yagami zu finden. Allein der Gedanke macht mich rasend! Seit ich tot bin fällt es mir immer schwerer mich an das Verhalten zu erinnern, mit dem ich mich Zeit meines Lebens von anderen distanziert habe. Wenn man niemandem zeigt was in einem vorgeht, dann kann einem auch niemand etwas wegnehmen, einen verletzen, oder sonst wie in dem behindern, was getan werden muss. Aber je länger mein Dasein als Engel nun schon andauert, desto mehr Seiten entdecke ich an mir, die ich so noch nicht kenne. Wut, Freude, Verzweiflung, Angst, all das konnte ich immer mühelos ganz tief in mir drin vor mir selbst verstecken, so dass es mir möglich war, mich ausschließlich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum ich noch einmal hier bin? Weil ich mich selbst darum gebracht habe das Leben zu führen, das ich hätte führen können, wenn ich mich mehr auf mich und meine Bedürfnisse eingelassen hätte? Bravo! Herzlichen Glückwunsch L!!!! Das ging aber schnell! Fließendes Blau, fließendes Blau, fließendes Blau… Oh wie ich das hasse! Zähneknirschend versuche ich diesen Gedanken an fließendes Blau irgendwo in meinem Bewusstsein zu verankern, ich habe wirklich keine Lust, dass Beyond ständig meine Gedanken und Gefühle ausspioniert, das ist extrem unangenehm! Plötzlich spüre ich, wie mich etwas am Fuß berührt und sehe erschrocken nach unten. Ich habe gerade die Krone eines Baumes gestreift. Das wäre jetzt nicht weiter tragisch, würde ich nicht in diesem Moment auf einen weiteren Baum zufliegen, der mitten in meiner Flugbahn steht! Panisch reiße ich meine Flügel nach vorne um meinen Flug zu bremsen. Dummerweise hebe ich automatisch dazu meine Füße um meinen Körper vor dem sicherlich gleich folgenden Aufprall zu schützen, allerdings habe ich zwischen dem ganzen Chaos in meinem Kopf – Beyond aussperren, unsichtbar bleiben, fliegen – vergessen, dass ich durch das senkrecht stellen meiner Flügel und den nun fehlenden Schwung unweigerlich… … abstürze. Autsch! Ich hasse diesen Körper! Stöhnend sitze ich auf meinem Hintern, um mich herum sinken langsam ein paar Federn gen Boden und alles an was ich denken kann ist, dass mir verdammt noch mal der Arsch weh tut. Aber ich fasse mich relativ schnell wieder, ist mir doch gerade aufgefallen, dass ich schon wieder vergessen habe mich unsichtbar zu halten und die Geräusche um mich herum bringen mich relativ schnell dazu, mich ganz schnell wieder darauf zu konzentrieren zumindest rein optisch zu verschwinden. „Hast du das gehört Misaki?“ „Ja klar, ich bin ja nicht taub! Was meinst du? Ein Penner?!“ „Keine Ahnung, lass uns mal nachsehen!“ Etwas beunruhigt starre ich auf das Gebüsch ein ganzes Stück weiter links und beobachte zwei Halbstarke, die sich durch das dichte Blattwerk kämpfen. So was Neugieriges! Ich vergewissere mich nochmal schnell, dass mich auch wirklich niemand sehen kann und mache, dass ich hier wegkomme, die zwei Typen sehen nicht so aus, als würden sie mir den Weg in Richtung Lights Wohngegend zeigen; viel wahrscheinlicher wäre es, dass sie mir meine Flügel ausreißen und sie dann bei Ebay verkaufen, das kann ich gerade wirklich nicht brauchen! Ratlos stehe ich schließlich am Eingang des Parks in dem ich gelandet bin und sehe mich in alle Richtungen um. Ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung, in welche Richtung ich gehen soll, bis jetzt hat Watari sich immer um solche Dinge gekümmert… Watari… Ein Stich in meiner Brust lässt mich daran denken, was in den letzten Minuten vor meinem Tod passiert ist. Kira du Monster! Wie soll ich dir helfen, wenn ich dich am liebsten selbst… Scheiße was ist das!?! Keuchend breche ich in die Knie. Ein Krampf nach dem Anderen schüttelt meinen Körper, die Schmerzen sind fast unerträglich. Es ist dir verboten anderen Wesen Leid zuzufügen, dein Körper ist darauf ausgerichtet, sich selbst zu bestrafen, solltest du auch nur daran denken jemandem Schmerzen, oder Schlimmeres zuzufügen. Für einen kurzen Moment habe ich die Kontrolle über mein fließendes Blau verloren, aber diesmal bin ich fast dankbar dafür, auch wenn mich Beyonds Erklärung ziemlich frustriert. Das ist alles so ungerecht! Da soll ich nun Babysitter für meinen eigenen Mörder spielen, der obendrein auch noch Watari auf dem Gewissen hat und hunderte anderer Menschen, und dann darf ich ihm noch nicht mal in Gedanken an den Kragen gehen? Soll DAS etwa göttliche Gerechtigkeit sein? Kapitel 4: Die Arbeit beginnt ----------------------------- So, jetzt stehe ich hier, und weiß nicht was ich tun soll. Ich kann überhaupt nicht in Worte fassen, wie zuwider mir allein der Gedanke daran ist, dass ich jetzt Light suchen, und dann für Gott weiß wie lange auf ihn aufpassen soll. Außerdem habe ich auch gar keine Ahnung wie diese Hilfe oder was auch immer da von mir verlangt wird aussehen soll, da ich mich ihm ja anscheinend nicht zeigen darf, und ich schätze mal, dass ich auch nicht mit ihm reden darf, also wie stellen die da oben sich das vor? Naja, mir wird schon was einfallen, zur Not… tja… keine Ahnung, irgendetwas werde ich tun, jetzt muss ich den Mistkerl erst mal finden. Diese Gegend kommt mir nicht im Mindesten bekannt vor, aber ich habe schon eine Idee. Mit neu geschöpftem Selbstvertrauen marschiere ich los, auf der Suche nach einer Telefonzelle. Es dauert nicht mal lange bis ich eine gefunden habe, allerdings muss ich feststellen, dass mein Plan wohl schwieriger umzusetzen sein wird, als ich mir das zu Anfang gedacht habe. Das Telefonbuch auf das ich nämlich spekuliert habe, ist zu meinem Leidwesen komplett zerrissen und wenn ich das richtig sehe, an einigen Stellen sogar angekokelt, ich hoffe, bei der Nächsten habe ich mehr Glück! Ungefähr sechs Telefonzellen später und kurz vor einem Nervenzusammenbruch finde ich endlich ein Telefonhäuschen, mit einem intakten Telefonbuch. Zu meinem Glück ist sogar die Beleuchtung in dem engen Kasten ausgefallen, was mir das Lesen zwar etwas erschwert, aber so bemerkt wenigstens niemand, dass das klobige riesige Ding von einem Telefonbuch auf einmal in der Luft schwebt, und sich die Seiten wie von Geisterhand selbst umblättern, was bin ich doch für ein Glückspilz. Es dauert nicht lange bis ich die Adresse gefunden habe die ich brauche, und da gleich neben der Zelle ein großer Stadtplan hängt, habe ich auch schnell die Straße gefunden zu der ich muss. Ich überlege kurz ob ich zu Fuß gehen, oder lieber fliegen soll, weil ich etwas Angst habe aus der Vogelperspektive die Orientierung zu verlieren, aber als ich dann grob überschlage, dass ich zu Fuß von hier aus geschätzte zwei Stunden zu Lights Haus brauchen würde, entscheide ich mich dann doch fürs Fliegen. Flügel an und ausklappen funktioniert mittlerweile richtig gut, ich bin richtig stolz auf mich und so spreize ich meine Schwingen, gehe etwas in die Knie und springe mit einem kräftigen Satz in die Luft. Ich komme immerhin gute zwei Meter hoch, allerdings habe ich mich mit dem ersten Flügelschlag dummerweise wieder nach unten gedrückt und bin nun zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit auf meinem Arsch gelandet. Das. Mach. Keinen. Spaß! Aber ich kann mir ungefähr denken was ich falsch gemacht habe und so stehe ich auf, balle meine Hände entschlossen zu Fäusten, gehe nochmal in die Knie und stoße mich ein zweites Mal fest ab und diesmal, Halleluja, funktioniert es! Es fühlt sich noch etwas unkoordiniert an wie ich da so durch die Luft eiere, aber das ist auch kein Wunder, wenn man sich selbst nicht sehen kann, ich habe vorhin geschlagene drei Mal am Telefonbuch vorbeigelangt bis ich es zu fassen bekommen habe, diese Sache mit der Unsichtbarkeit sollte man nicht unterschätzen! Als ich dann eine bequeme Flughöhe erreicht habe, von der aus ich zwar immer noch die Straßennamen lesen kann, aber nicht ständig Gefahr laufe mit irgendwelchen Straßenschildern zu kollidieren – das würde mir zu meinem Glück noch fehlen, wenn ich mich selbst mit einem Stoppschild K. O. schlage -, flattere ich schließlich los, meinem verhassten Ziel entgegen. Ich habe mich erstaunlich gut zurechtgefunden und stehe jetzt, nach kaum einer halben Stunde Flug, etwas ratlos vor dem Haus der Yagamis. Die ganze Zeit über habe ich mir überlegt was ich wohl mache, wenn Light nach dem Vorfall – 'nach meinem Tod' zu sagen zieht mich irgendwie runter – nicht wieder nach Hause gegangen wäre, denn hätte er sich direkt mit Misa eine Wohnung genommen, hätte ich wirklich ein Problem gehabt. Aber so wie es aussieht hat mich das Glück, oder Pech, oder Schicksal wohl noch nicht verlassen, denn soweit ich sehen kann, brennt Licht in Lights Zimmer. Anscheinend haben er und sein Vater sich irgendetwas einfallen lassen, warum Light doch wieder nach Hause zurückgekommen ist, seine Mutter wird sich bestimmt sehr gefreut haben. Irritiert schüttle ich meinen Kopf. Was sind das für Gedanken? Das geht mich alles nichts an! Viel wichtiger ist jetzt, wie komme ich da rein? Mit einem Satz erhebe ich mich wieder in die Luft und schwinge mich zu Lights kleinem Balkon hinauf, vielleicht ist die Türe dazu ja offen. Tja, das war’s dann wohl mit dem Glück, die Tür ist, wie ich es insgeheim schon erwartet habe, zu. Unschlüssig stehe ich da und glotze in das nur vom spärlichen Licht von Lights Schreibtischlampe erhellte Zimmer. Fast hätte ich den jungen Mann übersehen, der neben dem Tisch auf dem Boden sitzt und seinen Kopf in den Händen vergraben hat. Was ist denn mit ihm? Ich hätte eigentlich erwartet, dass er hier jetzt mindestens eine Woche durchfeiert, immerhin hat er mich besiegt, aber so wirklich glücklich sieht er mir nicht aus! Recht so! Leiden soll er! Autsch! Schon wieder ein Krampf, aber nicht so schlimm wie der Letzte. So was Blödes… Tja nun, wie soll ich jetzt da reinkommen? Beyond hat doch gesagt, dass das mit dem durch Wände gehen so einfach ist wie unsichtbar machen? Das müsste ich doch locker hinkriegen? Schließlich habe ich auch diese Flügelsache spielend gemeistert! Naja mehr oder weniger… aber das weiß ja keiner! Entschlossen mache ich einen Schritt auf die Balkontür zu und bleibe direkt davor stehen. Ich stelle mir einfach vor, dass ich ohne Widerstand hindurchgehen kann, das dürfte doch total einfach sein! Hm… Und wenn es nicht klappt? Was mache ich dann? Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist. Konzentriert schließe ich meine Augen. Ich bin nicht da und ich kann durch diese Tür, ich bin nicht da und ich kann durch diese Tür, ich bin nicht da und- DOOOOONGGGG!!!!! Verdammte Scheiße! Stöhnend halte ich mir meine Stirn. So ein verfluchter Mist! Mann tut das weh! „Ist da wer?“, höre ich Lights Stimme leise durch das Glas, er hat seinen Kopf gehoben und blickt etwas verwirrt in meine Richtung. Schlagartig vergesse ich den Schmerz auf meiner Stirn und kontrolliere hastig, ob ich auch immer noch unsichtbar bin. Erleichtert atme ich aus als ich feststelle, dass ich meine Hände glücklicherweise nicht sehen kann, das wäre es jetzt noch gewesen! „Hallo? Ist da jemand?“, höre ich Light nun etwas lauter durch die geschlossene Balkontür, er ist in der Zwischenzeit aufgestanden und näher getreten. Forschend sucht er mit den Augen den kleinen Balkon ab, kann aber wohl nichts entdecken. Erst jetzt fällt mir auf, wie mitgenommen der junge Mann vor mir aussieht. Ich kann es in dem dusigen Licht nicht genau bestimmen, aber er scheint mir für seine Verhältnisse recht blass, ich frage mich, was mit ihm los ist?! Dann zuckt er mit den Schultern, seufzt einmal tief, wenn ich seine Körpersprache richtig deute, und wendet sich schließlich um, um zu seinem Schreibtisch zurückzugehen. Diesmal setzt er sich allerdings nicht daneben auf den Boden, sondern auf seinen Stuhl, zerlegt einen seiner Kugelschreiber in seine Einzelteile bis er dessen Mine in der Hand hält, öffnet die oberste Schublade rechts, senkt seine Hand mit der Mine darunter und im nächsten Moment hebt sich ein doppelter Boden und daraus entnimmt er in aller Seelenruhe ein schwarzes Notizbuch. Das ist doch nicht etwa?!? Der kann doch nicht?!? Also jetzt reicht’s! So wütend wie noch nie in meinem Leben zuvor schwinge ich mich mit einem Satz über das Geländer des Balkons, lasse mich in einer Mischung aus Fallen und Gleiten zu Boden sinken und renne – ja ich renne, auch wenn ich das wahrscheinlich seit meinem fünften Lebensjahr nicht mehr getan habe – um das Haus herum zur Haustür wo ich meinen Finger auf die Klingel lege und um elf Uhr Nachts die gesamte Familie Yagami aus dem Bett werfe, aber das ist mir gerade wirklich ziemlich egal, ich muss um jeden Preis verhindern, dass Light Namen in das verdammte Buch schreibt! Es dauert nicht lange, dann sehe ich wie auch im Rest des Hauses die Lichter angehen und keine Minute später wird die Tür geöffnet und Soichiro Yagami steht in einen dunkelgrauen Morgenmantel gehüllt, etwas zerzaust im Türrahmen und guckt verständnislos nach draußen. „Hallo?“, ruft er in die Nach hinaus, der soll lieber mal einen Schritt zur Seite gehen, damit ich mich an ihm vorbeischieben kann, aber da ist nichts zu machen, der Herr Oberinspektor steht da wie festgewachsen und klammert sich an den Türgriff, als würde sein Leben davon abhängen, eine äußerst lästige Angewohnheit! Aber ich habe schon eine Idee. Langsam bücke ich mich, hebe einen der Dekosteine vom Boden auf und werfe ihn ein paar Meter weit. Beim Geräusch des aufprallenden Steins zuckt der Hausherr erschrocken zusammen und macht schon fast automatisch ein paar Schritte nach vorne, drückt sich dabei an die Wand und hat schon eine Hand an seiner Seite, wo sich normalerweise seine Dienstwaffe befinden müsste. Leider habe ich nicht die Zeit mich darüber zu amüsieren, wie sich Lights Vater an einen unschuldigen Stein heranschleicht, und so drehe ich mich zur Seite, damit ich den Mann nicht versehentlich mit einem meiner Flügel streife – ich hab die Dinger einfach noch nicht lange genug und null Ahnung, wo sie anfangen und schon gar nicht wo sie enden wenn ich sie selbst nicht sehen kann -, schiebe mich ins Haus und stürze die schmale Treppe gleich rechts hinauf. Immer noch außer mir packe ich den Türgriff und reiße die Tür auf, wobei mir irgendwie gar nicht auffällt, dass ich den Griff gleich beim ersten Mal erwische, weil ich meine Hand auf einmal wieder sehen kann. „Finger weg von dem Buch Light!“ TBC Kapitel 5: Kontakt ------------------ „Finger weg von dem Buch Light!“ Es ist mir gerade echt egal, ob ich nun mit ihm reden darf oder nicht, das hier ist eine Notsituation, es geht immerhin um Leben und Tod, und wenn er an einem Herzinfarkt krepiert (Autsch!), weil sich seine Zimmertür wie von Geisterhand öffnet und er meine Stimme hört, dann ist mir das wirklich piep egal, dann hat sich das Thema Kira wenigstens ein für alle Mal erledigt! „L?“ … … Was? Wieso? Irritiert glotze ich Light an, der sich erschrocken in seinem Stuhl zur Tür herumgedreht hat, das Buch reflexmäßig hinter seinem Rücken versteckt und mich aus großen fragenden Augen anstarrt. Aber warum kann er…? Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend hebe ich langsam meine linke Hand und senke meinen Blick. Scheiße! Ich kann sie sehen! Und wenn ich sie sehen kann, dann kann er es auch! Ich hätte das echt noch üben sollen… Na egal, jetzt ist es ohnehin zu spät. Mit einem Kopfschütteln streife ich alle Unsicherheit von mir ab, straffe meinen Rücken – zumindest soweit es meine deformierte Wirbelsäule und meine Monsterflügel zulassen –, strecke meine Hand in bester Racheengelmanier aus und mache einen entschiedenen Schritt ins Zimmer. Theoretisch. Praktisch habe ich schon wieder die Höhe und Breite meiner Flügel unterschätzt und bleibe leider recht unelegant im Türrahmen stecken, was mir ziemlich unsanft den Schwung nimmt und mich nach hinten reißt. Ich kann mich gerade noch am Türstock festklammern und so verhindern ein drittes Mal auf den Hintern zu knallen, wahrscheinlich wäre ich sogar noch rückwärts die Treppe runtergepoltert, irgendwie ist heute nicht mein Tag… „Was machst du hier L?“ Ich rapple mich wieder in eine einigermaßen stabile Position, stemme mich mit beiden Armen gegen den Türrahmen, ziehe gleichzeitig meine Flügel so eng an den Körper wie ich kann und schiebe mich mit einiger Mühe und wesentlich weniger graziös als ursprünglich geplant ins Zimmer. Das Ganze ist mir unsagbar peinlich, aber zum Glück hat mein Körper noch nicht komplett verlernt wie man seine Gefühle vor anderen verbirgt und so baue ich mich drohend vor Light auf und starre ihn ein ganze Zeit einfach nur an, vielleicht schüchtert ihn das ein bisschen ein, ich brauche gerade dringend eine kleine Pause um mir zu überlegen, was ich als Nächstes tun soll und um meine Sprache wieder zu finden. „Ich hab dich was gefragt! Solltest du nicht tot sein? Und was soll diese alberne Verkleidung?“ Tja, scheint nicht so, als wäre ich mit meinem Einschüchterungsversuch recht weit gekommen. „Light? Ist alles in Ordnung? Ist da jemand bei dir im Zimmer?“, hallt die Stimme von Lights Mutter die Treppe nach oben, ich hatte ganz vergessen, dass mich ja auch andere Menschen hören können, ich bin mit der Situation gerade irgendwie überfordert und dieses Gefühl war mir bis dato völlig unbekannt. Nun ja, ich war bis jetzt ja auch noch nie ein Engel auf geheimer Mission, da kann man denke ich schon mal eine Ausnahme machen… „Nein, nein, tut mir leid Mutter, das war nur der Fernseher, ich drehe ihn gleich leiser!“, antwortet Light, der sich mittlerweile erhoben und um mich herumgeschoben hat, um die Türe hinter mir zu schließen. „Ist gut, dann gute Nacht Liebling!“, höre ich noch schwach die Antwort bevor Light die Türe leise ins Schloss fallen lässt und absperrt. Unbehaglich mache ich ein paar weitere Schritte ins Zimmer und sehe mich um. Im Prinzip weiß ich ja wie es hier aussieht durch die sieben Tage Überwachung im letzten Jahr, aber jetzt selbst hier zu stehen, mitten in der Höhle des Löwen, ist schon etwas anderes. Plötzlich spüre ich eine Berührung, ich kann sie nicht genau einordnen und schätze deshalb, dass Light sich gerade mit meinen Flügeln beschäftig. „Junge L! Die sind ja echt!“, haucht er mir von hinten in den Nacken und mich überkommt eine Gänsehaut. Was fällt dem eigentlich ein mich hier so einfach zu begrapschen? Reicht es ihm nicht, dass er mich getötet hat?? „Nimm deine Finger von meinen Flügeln, Kira!“ Das letzte Wort quetsche ich zwischen meinen Zähnen hervor, es klingt fast wie ein Knurren und ich erschrecke vor mir selbst. Das bin alles so absolut gar nicht ich! „Tut mir leid, ich finde das nur gerade… wirklich sehr merkwürdig. Was bist du? Oder entspringt das hier gerade alles meiner Fantasie? Was meinst du Ryuk, kannst du L sehen?“ Erschrocken wirble ich herum und starre auf das bizarre Wesen, das da in einer dunklen Ecke des Zimmers steht und mich angrinst. Der ist mir vorher gar nicht aufgefallen. «Ja klar kann ich, Shinigamis und Engel können sich ohne Probleme gegenseitig sehen, immerhin sind wir so was wie deren Wächter.», erklärt das schwarzhaarige Monster und erstaunlicherweise ergibt das sogar einen Sinn wenn ich an die Ausführungen Bs denke, er hat das zwar nicht so ausdrücklich erwähnt, aber logisch ist es trotzdem. „Na herrlich, und was tut er hier?“, will Light dann von dem Typ wissen, mich scheint er dabei völlig zu ignorieren, so eine Frechheit! «Ich schätze mal, er wurde nach seinem Tod zu deinem Schutzengel abkommandiert, anscheinend war er nicht brav genug um es bis ins himmlische Paradies zu schaffen.», grunzt der Kerl und lacht dabei ziemlich dreckig, ich frage mich langsam wirklich, warum ich mir das alles gefallen lassen muss! Erschrocken sehe ich, wie sich die roten Augen dieses Monsters dann langsam mir zuwenden. «Aber sag mal L, ist es nicht so, dass der Kleine dich eigentlich gar nicht sehen darf?» Erwischt! Mist! „Öhm, ja, eigentlich schon, aber ich habe eine Sondergenehmigung, weil es sich bei ihm um einen besonders schwierigen Fall handelt. Menschen mit Death Notes und Gottkomplexen dürfen wir auch direkt ansprechen und sie dazu auffordern, mit ihrem ungeheuerlichen Tun aufzuhören!“, lüge ich mit aller Autorität die ich aufbringen kann und versuche mich so entspannt und ungerührt zu geben, wie Light das von früher von mir kennt. Ich hoffe inständig, dass der Shinigami sich nicht so gut auskennt, um mich bei meiner Schwindelei zu erwischen! «Aha… na das ist gut möglich, und was genau willst du jetzt tun?» „Ja, das würde mich allerdings auch interessieren.“, meint Light mit einem schleimigen Lächeln streckt seine Hand aus und pflückt mir eine kleine Feder aus den Haaren, betrachtet sie fasziniert und pustet sie dann von seinem Finger. „Na dich aufhalten, was sonst“, erwidere ich im Brustton der Überzeugung, aber dummerweise habe ich gerade das Gefühl, dass mich niemand hier in diesem Zimmer ernst nimmt. „Aha.“, meint Light nur, wendet sich um und geht wieder Richtung Schreibtisch. Das Death Note hat er wohl wieder in seine Schublade gelegt bevor er zur Tür gegangen ist, jetzt holt er es wieder aus seinem Versteck und schlägt es, mit einem fiesen Lächeln über seine Schulter auf, greift sich einen Stift und… Sooo nicht! Was glaubt der eigentlich wer er ist? Mit einem zornigen Knurren stürze ich nach vorne und will den Spinner am Kragen packen, als mein Körper sich mit aller Macht, und heftiger als je zuvor entschließt mich aufzuhalten. Keuchend breche ich in die Knie und zittere vor Anstrengung, die Krämpfe die meinen Körper lähmen sind diesmal ungleich schmerzhafter als sonst, so fühlt es sich also an, wenn man seine bösen Gedanken in die Tat umsetzen will. Wie unfair. „Was ist los L? Geht’s dir nicht gut?“ Eigentlich hatte ich einen höhnischen Unterton erwartet, aber aus Lights Stimme klingt in erster Linie Überraschung. Na klar, er hat ja keine Ahnung, dass ich ihm nichts tun kann, woher soll er das auch wissen? „Alles…bestens!“, schnaufe ich und rapple mich wieder hoch als die Schmerzen langsam abklingen. „Eigentlich wollte ich dich nur ärgern und schauen, was du tust wenn ich meine Arbeit fortsetze, aber dass du direkt vor mir niederkniest, hätte ich dann doch nicht erwartet!“, feixt Light und ich sehe, dass er sich das Lachen verkneifen muss. Ja, aus seiner Sicht muss das wohl so gewirkt haben, aber wenn der wüsste, was wirklich dahinter steckt… «Er kann dir nichts tun Kleiner.» Drecksshinigami! Halt dein blödes Maul! Krampfhaft versuche ich mein Gesicht unter Kontrolle zu halten. „Wie meinst du das Ryuk?“ Jaaa, das interessiert dich, das ist mir klar! «Es ist Engeln verboten ihren Schützlingen, oder auch jedem anderen Lebewesen irgendein Leid zuzufügen, völlig egal ob mit Gedanken, Worten oder Taten.» Wunderbar! Fällt dem blöden Kerl vielleicht noch was ein? „Das ist sehr interessant Ryuk, danke für diese Information. Das bedeutet also, ich kann mich trotz deiner Anwesenheit frei bewegen, kann weiterhin tun und lassen was ich will und es ist dir unmöglich etwas dagegen zu tun? Meine Güte L, einen größeren Sieg über dich hätte ich mir gar nicht wünschen können!“ Dann fängt dieses Scheusal auch noch an mich auszulachen und ich muss mich wirklich zusammenreißen um nicht daran zu denken wie ich… STOP! Nein, schon gut! Schmetterlinge auf einer grünen Wiese auf der ein Rehkitz steht und ein laues Lüftchen weht… alles ist gut L, alles ist gut! Ich atme noch einmal tief ein, dann hebe ich meinen Blick und starre meinem Feind direkt ins Gesicht. „Ich darf dir zwar nichts tun Light, und das ist wirklich bedauerlich, da ich tatsächlich etwas verstimmt darüber bin, dass wegen dir mein Leben früher als geplant beendet wurde, aber ich schwöre dir, ich finde einen Weg um dich aufzuhalten, und wenn es das Letzte ist was ich tue!“ TBC Kapitel 6: Die Geheimwaffe -------------------------- Entspannt lehnt sich Light in seinem Stuhl zurück und lächelt mich freundlich an, als hätte ich ihm gerade nicht gedroht, sondern mich als sein Komplize angeboten. „Das kann noch interessant werden denke ich. Warst du das vorhin auf dem Balkon?“, fragt er dann plötzlich relativ unerwartet und ich spüre richtig, wie mein Gesicht rot anläuft. „Ich habe keine Ahnung was du meinst.“ Meine Stimme gehorcht mir zwar und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass mein Gesicht einigermaßen das tut was ich will, aber gegen die Hitze und den damit einhergehenden Rotschimmer der gerade sicher meine Wangen ziert bin ich machtlos. Wenigstens kann ich mich gerade noch davon abhalten, meine Hand zu meiner Stirn zu führen, auf der ich immer noch einen leichten Nachhall der Schmerzen spüre, von dem Moment als ich gegen das Glas geknallt bin. Das sind die typischen Situationen, in denen man sich wünscht unsichtbar zu sein, nur leider hilft mir die Tatsache, dass ich das tatsächlich kann auch nicht weiter, würde es meine Lage doch auch nicht wirklich verbessern. „Ah ja, ich verstehe schon.“, meint er dann mit einem wissenden Grinsen und dreht mir wieder den Rücken zu. „Was tust du da?“, will ich alarmiert wissen, er wird es doch nicht tatsächlich wagen, vor meinen Augen Verbrecher in dieses Mörderbuch zu schreiben! Schockiert trete ich langsam näher, im Kopf immer noch die Wiese mit dem kleinen Bambi, damit ich auch ja nicht in Versuchung komme, und versuche so unbeteiligt wie möglich über seine Schulter zu linsen. Er tut es tatsächlich! Wie kann er nur! „Light hör auf damit! Das ist böse! Das kannst du nicht machen! Und dann noch vor meinen Augen!“, knurre ich ihm ins Ohr, es hat keinen Sinn zu versuchen ihm das Ding wegzunehmen, in dem Moment in dem er sich wehrt, und das würde er unter Garantie tun, käme es zu Handgreiflichkeiten und mein Körper würde mich sofort Schachmatt setzten! „Und was willst du dagegen tun L?“, schnurrt er zurück und ich sehe von schräg hinten sein hinterhältiges Lächeln, während er in Zeitlupe einen Namen in das Buch schreibt. Der Vorname ist schon fast aufgeschrieben, ich muss mich beeilen! „Ich quatsche dich so lange voll, bis dir die Ohren bluten!“, ist das Erste das mir gerade einfällt, aber das scheint ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Entspannt schreibt er den Vornamen zu Ende, legt dann den Stift zur Seite, öffnet eine zweite Schublade an seinem Schreibtisch und zieht seinen IPod heraus. In aller Ruhe steckt er sich die kleinen Stöpsel in die Ohren und dreht die Musik auf, so laut, dass ich mir sicher bin, dass er mich selbst schreiend nicht mehr verstehen würde. Dieser gemeine Mistsack! Dann dreht er sich auch noch zu mir um, deutet auf seine Ohren, zieht die Augenbrauen hoch und zuckt mit entschuldigend vorgestreckten Händen die Schultern. Mir klappt vor Entrüstung die Kinnlade herunter, das ist so frech, dass ich gar nicht weiß, was ich denken soll. Lächelnd dreht sich Light wieder nach vorne, greift zu seinem Stift und beugt sich wieder über das Death Note. Eine Idee, eine Idee, eine Idee, los L! Mir fällt einfach nichts ein! Wenn ich vorsichtig genug bin, kann ich ihm die Stöpsel vielleicht aus den Ohren ziehen, das verhindert zwar nicht direkt, dass er weiter macht, aber vielleicht verschafft mir das ein paar Sekunden! Das erste Schriftzeichen wandern aufs Papier. So langsam wie ich es wagen kann - ich weiß ja nicht, wie lang der Name ist den er aufschreiben will - hebe ich meine Hände und bewege sie so vorsichtig wie möglich in Richtung seiner Ohren. In dem Moment, als meine Finger ganz leicht seine Haut berühren, zuckt er wie unter einem Stromschlag zusammen. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Plötzlich versteift er sich, hockt wie zur Salzsäule erstarrt auf seinem Stuhl und rührt sich nicht mehr. Was hat er denn? Allerdings scheint er sich nicht zu wehren, also führe ich meinen Plan aus, taste mich mit den Fingern an seinen Ohren entlang bis ich die zwei kleinen Stöpsel zu fassen bekomme und ziehe sie heraus. Er wehrt sich immer noch nicht. Irritiert sehe ich nach unten und stelle leicht verwirrt fest, dass Lights Nacken gerade feuerrot angelaufen, und von einer Gänsehaut überzogen ist. Wenn ich ihn mir genau betrachte, atmet er auch ganz komisch, so als würde er keine Luft bekommen. „Ist alles okay mit dir?“, kann ich mir einfach nicht verkneifen zu fragen, wohl wissend wie absolut absurd diese Situation gerade ist, war Light doch gerade noch drauf und dran in meinem beisein einen Menschen zu töten. Bei meinen Worten reißt es ihn aus seiner Starre, dann schüttelt er sich und ich beobachte etwas beunruhigt wie sich sein Gesicht verfinstert. „Fass mich nicht an L!“, raunt er mir zu und rückt ein bisschen zur Seite. Aha, meine Nähe ist ihm also unangenehm? Gut zu wissen! Innerlich grinsend rücke ich nach und lege ihm eine Hand auf die Schulter. „Warum? Ist doch schön, wenn sich zwei alte Freunde nach so langer Zeit endlich wiedersehen? Du hast mir gefehlt Light!“, erkläre ich ihm und kann es einfach nicht verhindern, dass sich mein Mund zu einem übermütigen Grinsen verzieht, ich finde die Richtung die diese Situation gerade genommen hat wirklich zu komisch! Mir war bis eben gar nicht klar gewesen, dass ich dazu in der Lage bin Schadenfreude zu empfinden, man lernt eben nie aus! „Ich sagte, du sollst dein Hände von mir nehmen!“, keift er mich an und springt auf, das Death Note ist für den Moment wohl vergessen. Schnaufend und mit einem mehr als wütenden Gesichtsausdruck steht er mit geballten Fäusten vor mir. Lächelnd mache ich einen Schritt auf ihn zu, nur um zu sehen, dass er einen Schritt zurück macht. Wirklich zu köstlich! Kira, mein Bezwinger und Mörder hat Angst vor mir! Nicht, dass ich es sonderlich toll finden würde ihn anzufassen, aber das ist immerhin eine Methode, mit der ich ihn völlig schmerzfrei davon abhalten kann, Namen in das Buch zu schreiben, wer hätte das gedacht? „Ach weißt du was? Mach doch was du willst, ich gehe jetzt ins Bett!“, brummt er wütend, schiebt sich um mich herum, klappt mit einem forschenden Blick auf mich das Notizbuch zu und verstaut es wieder in der Schublade. „Da! Zufrieden? Und jetzt lass mich gefälligst in Ruhe!“, protzt er weiter, schnappt sich seine Schlafklamotten vom Bett und stapft schnaubend aus dem Zimmer, ich nehme mal an, Richtung Bad. Ich kann nicht anders, ich stehe da, mitten in Kiras Zimmer, in meiner persönlichen Hölle, und muss mir die Hand auf den Mund pressen um nicht laut herauszulachen, das ist einfach nur zum Brüllen komisch! «Freu dich nicht zu früh du Pseudoengel, so leicht wird er sich nicht von dir ins Bockshorn jagen lassen, da kennst du den Kleinen schlecht!», kommt es dunkel aus der Ecke, dann knackt es laut, als Ryuk krachend in einen Apfel beißt. „Tja, aber mich darf man auch nicht unterschätzen, immerhin hat es offensichtlich nicht gereicht mich zu töten um mich loszuwerden, und diese Option steht nun leider nicht mehr zur Debatte. Ich kenne die genauen Details meines Auftrages noch nicht Shinigami, aber ich bin mir relativ sicher, dass Light mich noch ziemlich lange am Hals hat, wenn er nicht irgendwann mal zu der Einsicht kommt, dass das was er tut falsch ist!“, sage ich und versuche mich am Fußende des Bettes auf die Kante zu setzen, allerdings dauert es ein paar Minuten, bis ich meine Flügel so drapiert habe, dass sie mich beim Sitzen nicht behindern. «Das hatte ich schon befürchtet. Aber sag mal, wie ist das so? Solltest du nicht eigentlich anders aussehen? So durchscheinend? Solltest du nicht….wie nennt ihr das doch gleich… einen Astralkörper haben?», hakt der Todesgott dann nach, zieht seine Beine an und hockt vor mir in der Luft im Schneidersitz, wobei er sich langsam im Kreis dreht. Ich will das auch können! Aber da muss ich wohl noch warten, bis ich meine Flügel abgegeben habe, Beyond kann das bestimmt auch! Ich hoffe der meldet sich bald, ich will wissen, wie das mit dem „Durch-die-Wände-gehen“ funktioniert, noch so eine Aktion wie vorhin beim Reinkommen oder draußen auf dem Balkon will ich echt nicht erleben, das war schon peinlich genug! «Also?» Ach, der wartet ja immer noch auf eine Antwort. „Ja stimmt schon, bei mir ist da wohl etwas schief gelaufen, weil das mit Light alles so schnell gehen musste. Anscheinend hatten die da oben Angst, dass jetzt, wo ich nicht mehr da bin, die Zustände eskalieren würden, da niemand mehr da ist, der ihn bremst.“ Es sind zwar schon Nachfolger für mich in Ausbildung, aber die sind allesamt noch sehr jung und am besten wird sein, ich behalte das für mich, nicht auszudenken was passieren würde, wenn Light etwas über Wammy´s herausfinden würde! «Aha. Ja, das klingt einleuchtend.» Dann öffnet sich die Zimmertür und ein umgezogener, deshalb aber nicht besser gelaunter Light stapft in den Raum. „Du bist ja immer noch da!“, motzt er mich an und scheucht mich vom Bett. „Na klar, und ich gehe so schnell auch nicht mehr weg!“, sage ich schon wieder grinsend, das Hochgefühl das mich dabei überkommt zu sehen, wie Light (KIRA!!!) mit verkniffenem Gesicht an seinem Bettzeug herumzerrt, sich dann wütend auf die Matratze schmeißt und zur Wand dreht, ist kaum zu beschreiben. Wie ist das eigentlich bei mir? Muss ich schlafen? Bei diesem Gedanken muss ich direkt gähnen und mir wird schmerzlich bewusst, dass ich einen wirklich anstrengenden Tag hinter mir habe. Erst sterbe ich, dann komme ich in den öh… die Lobby??... muss mich von Beyond auslachen lassen, erfahre das ich ein Engel bin der auch noch für seinen Mörder Babysitter spielen muss, dann lerne ich mich unsichtbar zu machen, zu fliegen, blamiere mich vor meinem Erzfeind bis auf die Knochen nur um dann festzustellen, dass der Angst davor hat sich von mir berühren zu lassen und überhaupt war das alles dermaßen aufregend, dass ich- „Sag mal spinnst du?! Runter vom Bett!“ TBC Kapitel 7: Unerwünscht ---------------------- Irritiert stemme ich mich hoch und sehe aus kleinen Augen zu Light hinauf. „Ich habe gesagt, du sollst aus meinem Bett verschwinden!“, keift er mich ein zweites Mal an, was hat der eigentlich für ein Problem? In dem riesigen Ding haben doch bequem zwei Leute Platz! Ich wollte mich ohnehin nur kurz am Fußende ausruhen, kein Mensch hat was davon gesagt, dass ich zu ihm unter die Bettdecke krieche, also wirklich… „Ach reg dich ab Light, das tut doch keinem weh wenn ich mich hier unten kurz entspanne, ich hatte einen echt anstrengenden Tag, woran du im Übrigen maßgeblich beteiligt warst, also jetzt gönn mir wenigstens dieses kleine bisschen Luxus!“, gebe ich zurück und versuche mich so klein wie möglich zu machen, und gleichzeitig das Gewicht meiner Flügel so zu verteilen, dass sie mich nicht versehentlich aus dem Bett ziehen, eigentlich ist es schon fast unverschämt wie wenig Platz ich hier habe. „Kommt gar nicht in Frage, ich habe nicht drum gebeten eine himmlische Nervensäge geschickt zu bekommen also schlaf von mir aus wo du willst, aber ganz bestimmt NICHT in meinem Bett!“ Das Nächste was ich spüre ist ein Fuß, der mir unsanft in den Rücken tritt und mich mit Schwung auf den Boden befördert. Was erlaubt der sich?!? Wütend springe ich auf. „Was denkst du eigentlich wer du bist!?“, zische ich ihn an, während ich krampfhaft versuche jeden Gedanken an Gewalt aus meinem Kopf zu verbannen. „Ich bin der, der dafür verantwortlich ist, dass du nun eigentlich unter der Erde liegen solltest, aber länger als eine Woche hast du´s ja offensichtlich nicht ohne mich ausgehalten!“, knurrt er und funkelt mich wütend über den Rand des Bettes hinweg an. Eine Woche? Aber ich bin doch erst heute… Ich bin schon eine Woche tot? „Was glotzt du denn jetzt so blöd!? Ich war auf deiner Beerdigung! Ich habe dich in deinem Sarg gesehen und ich habe sogar ein paar Worte zu deinen Ehren gesprochen, aber das war dir wohl nicht genug was? Sogar jetzt noch musst du mir auf die Nerven gehen und mich behindern, das kotzt mich alles so an! Ich wünschte, du würdest einfach wieder verschwinden!“ Mit einem Ohr höre ich seinem Gezeter zu, das interessiert mich im Prinzip alles gar nicht, viel wichtiger ist doch, wie kann es sein, dass ich schon eine Woche tot bin? Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Wie viele Leute hat dieser Unmensch in den letzten sieben Tagen getötet? „Nein wirklich, es war ja schon ein Gewaltakt mich endlich von Misa loszueisen, die blöde Ziege wollte sich direkt bei mir einnisten und kaum habe ich es endlich geschafft die dumme Pute loszuwerden, platzt du hier rein und bringst wieder alles durcheinander!“, schimpft Light weiter und redet sich langsam richtig in Rage, so kenne ich ihn gar nicht. Verwirrt richte ich meinen Blick auf Light, der immer noch ununterbrochen schimpft und zetert. „Sag mal, was ist eigentlich mit dir los?“, frage ich ihn völlig aus dem Zusammenhang gerissen, er hat gerade irgendwas von Studiengebühren gefaselt, keine Ahnung, was die mit mir zu tun haben sollen. „Was? Warum?“ Jetzt habe ich in rausgebracht. Sehr gut, vielleicht bekomme ich ja jetzt Informationen mit denen ich etwas anfangen kann. „Naja, außer bei unseren netten kleinen Prügeleien habe ich dich selten so aufgebracht erlebt, das wundert mich einfach. Ich kenne dich als einen beherrschten jungen Mann, der durch perfekte Manieren und Umgangsformen glänzt, sich nie anmerken lässt, was in ihm wirklich vorgeht und nach außen hin immer die Fassade des Musterschülers aufrecht erhält, der immer alle Erwartungen an ihn erfüllt. Mir kommt es gerade so vor, als wärst du zum ersten Mal in deinem Leben wirklich offen und ehrlich zu mir. Woran liegt das?“ „Ich…du…“, stottert er, klappt dann seinen Mund zu, zieht sich die Decke über den Kopf und schon ist er abgetaucht. Was war denn das jetzt? Ich bin mehr als nur verwirrt. Fragend starre ich auf die Decke und kann sehen, dass sie in Höhe seines Oberkörpers leicht vibriert. Als wäre er kurz davor zu explodieren. Ich denke, ich lasse ihn jetzt besser in Frieden, sollte er beschließen auf mich loszugehen, habe ich schlechte Karten, da ich mich ja leider nicht gegen ihn wehren kann, ohne mir selbst noch mehr Schmerzen zuzufügen. Brummend versuche ich, es mir auf dem kalten Holzfußboden bequem zu machen. Auf dem Rücken, geht es gar nicht. Auf der Seite, ist es auch unbequem und ich stoße mit den Flügeln, die ich so nicht einklappen kann an das Bücherregal hinter mir, das drückt. Also bleibt mir nur auf dem Bauch zu schlafen. Das ist auch nicht wirklich besser. Seufzend bette ich meinen Kopf auf meinen verschränkten Armen und schmiede einen waghalsigen Plan. Ich werde warten bis Light schläft, und werde mich dann, natürlich ganz nahe am Rand, ohne auch nur in seine Nähe zu kommen, zu ihm aufs Bett legen. Ich brauche nicht mal eine Decke, ich merke gerade, unter meinen Flügeln ist es richtig mollig warm. Es dauert gar nicht lange, da höre ich Lights gleichmäßige Atemzüge vom Bett herüberwehen, das ging aber wirklich schnell, für ihn war das sicher auch nicht ohne, als ich da plötzlich in seinem Zimmer stand. Langsam stehe ich auf und schleiche so leise wie möglich zum Bett hinüber. Die Decke liegt nun nicht mehr über seinem Kopf, ihm ist darunter wahrscheinlich zu warm geworden. Im Schlaf wirkt sein Gesicht so jung und entspannt, irgendwie unschuldig, das fand ich schon in der Zeit als wir aneinander gefesselt waren so faszinierend, wobei ich mir fast sicher bin, dass Light sich zu dieser Zeit tatsächlich nicht bewusst gewesen ist, dass er Kira ist. Vorsichtig nähere ich mich der Bettkannte, knie mich auf die Matratze und hoffe, dass Light nicht durch die ungleiche Gewichtsverteilung aufwacht. Nachdem ich eine einigermaßen bequeme Lage gefunden habe schließe ich endlich erschöpft meine Augen. Ob ich wohl noch mehr menschliche Bedürfnisse habe, außer zu schlafen? Die Antwort folgt wie auf Kommando, in Form eines relativ lauten Grummelns. Hunger. Das kann ja noch heiter werden! Aber ich bin jetzt einfach zu schlapp um noch einmal aufzustehen, um dieses Problem kümmere ich mich morgen. Nach einem neuerlichen herzhaften Gähnen entspanne ich meine schmerzende Rückenmuskulatur, ich werde morgen bestimmt einen mörderischen Muskelkater wegen der Flügel haben, ich bin das einfach noch nicht gewohnt, aber da muss ich wohl durch. Als ich da so entspannt neben meinem ärgsten Feind im Bett liege und auf den Schlaf warte frage ich mich, wie lange ich dieses Affentheater wohl mitspielen muss, bis ich von diesem Elend erlöst werde. Ob ich es wohl jemals schaffe Light von seinem Irrweg abzubringen? Auf jeden Fall werde ich ihn mit aller Macht daran hindern, auch nur noch einen einzigen Mord zu begehen! Mit diesem Gedanken lasse ich mich dann endlich in einen erholsamen Schlummer sinken. Ein lautes Prusten reist mich Stunden später reichlich unsanft aus dem Schlaf. „Pffft! Igitt! Was soll das! Warum hab ich Federn in meinem Gesicht! Was soll… L!“ Gähnend strecke ich mich und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Ich glaube, so lange und entspannt habe ich seit Jahren nicht geschlafen, was für eine Wohltat! Plötzlich packt jemand unsanft meine Schulter und schüttelt mich. „Hey, was soll das?“, brumme ich, irgendwie bin ich noch nicht ganz wach. Und ich habe Hunger. Immer noch. Hmpf… „Ich hab dir gesagt, du hast in meinem Bett nichts verloren du Möchtegernengel, und jetzt raus!“ Damit versetzt mir Light einen kräftigen Schubs, der mich reichlich unsanft aus dem Bett katapultiert. Allerdings schaffe ich es gerade noch meine Beine unter meinen Körper zu ziehen, bevor ich der Länge nach auf den Boden knalle. Schlaftrunken richte ich mich auf und blicke mich etwas orientierungslos um, bis mir wieder einfällt wo ich bin, und was ich hier verloren habe. „Wie sieht´s hier eigentlich mit Frühstück aus?“, frage ich mitten in Lights Schimpftirade hinein, was ihn dazu bringt erstaunt inne zu halten, und mich ungläubig zu mustern. „Frühstück?“ „Ja klar, Frühstück!“, gebe ich zurück. Hat er sich im Lauf der Nacht sein Gehirn weggeschnarcht? Ich meine, ich könnte es wirklich verstehen wenn die eine oder andere Gehirnzelle bei diesem Lärm reis aus genommen hätte, ich bin nur froh, dass ich es anscheinend immer noch gewohnt bin zu schlafen, während er einen ganzen Regenwald fällt, aber ich schätze mal, dass das gerade nicht das Problem ist. Irgendetwas hat sich gestern zwischen uns verändert, ich komme nur nicht dahinter was. Als ich hier aufgetaucht bin, hatte eindeutig er die Oberhand, aber seit ich herausgefunden habe, dass er es nicht mag wenn ich ihn anfasse, hat sich das Kräfteverhältnis zu meinen Gunsten verändert, ich weiß nur noch nicht wieso. „Also, was ist jetzt? Ich sterbe vor Hunger! Oder auch nicht... naja du weißt schon was ich meine!“, bohre ich schmunzelnd weiter nach, ernte aber nur einen bitterbösen Blick von ihm. „Von mir aus kannst du auch noch dreimal sterben, das interessiert mich nicht!“, raunt er mir von der anderen Seite des Bettes zu, rafft nach ein paar Klamotten und rauscht wütend aus dem Zimmer. Was hat er vor? Na vielleicht bringt er mir ja was zum Essen mit hoch? Ich kann ja schlecht in die Küche gehen und mich selbst bedienen, weder sichtbar, noch unsichtbar. Unschlüssig stehe ich im Zimmer und warte. Als schließlich etwa dreißig Minuten vergangen sind wird mir langweilig und ich wandere durch sein Zimmer, ziehe das eine oder andere Buch aus einem Regal und schlendere schließlich zum Balkon. Das gibt’s doch nicht! Fassungslos sehe ich dabei zu, wie Light seelenruhig aus dem Gartentor tritt, Ryuk – mir ist gar nicht aufgefallen, dass der auch verschwunden ist – knapp hinter sich schwebend, und sich wohl auf den Weg in die Uni macht. So nicht mein Lieber! Entschlossen packe ich den Griff der Glastür, wobei ich wieder an den peinlichen Vorfall von gestern Abend denken muss, ziehe die Tür auf und trete, nachdem ich meinen Körper verschwinden lassen habe, hinaus in den sonnigen Morgen. Du wirst mich noch kennenlernen mein Freund! TBC Kapitel 8: In der Uni Part I ---------------------------- Mit meinen Flügeln hätte ich da ohnehin nicht reingepasst, da hat Ryuk es schon wesentlich leichter, kann der doch nur mit einem Gedanken dafür sorgen, dass man ihn weder sehen, noch anfassen kann. Ich beherrsche leider nur ersteres und das auch nur, solange ich mich wirklich darauf konzentriere, und die Gefahr, dass ich versehentlich diesen Schutz aufgebe, oder Menschen anremple, ist mir einfach zu groß. Da genieße ich lieber meine Bewegungsfreiheit und das Gefühl des Fliegens, und flattere entspannt über dem Bus, der sich langsam durch den Verkehr kämpft. Muskelkater habe ich glücklicherweise keinen, anscheinend verfügt mein Körper trotz all seiner Menschlichkeit doch über ausreichend Heilkräfte, um mir zumindest dieses Leiden zu ersparen. Mit meinem Magen sieht das schon anders aus, ich brauche wirklich dringend was zu essen, wobei sich mir der Sinn hierfür komplett entzieht, warum sollte ich essen müssen, wenn ich ja doch nicht verhungern kann? Oder vielleicht muss ich das gar nicht, vielleicht ist das auch einfach eine Erinnerung meines Körpers? Aber es fühlt sich so verdammt echt an und ich gehe jede Wette ein, mit einem Stück Kuchen könnte ich mich auch gleich besser auf meine Mission konzentrieren! Eigentlich kenne ich den Weg zur Universität von hier aus. Ich könnte doch schnell einen Abstecher zu einer Bäckerei machen und mir eine Kleinigkeit gönnen? Das merkt bestimmt keiner… Eine halbe Stunde später stehe ich schließlich auf dem Campus und versuche mich an Lights Stundenplan zu erinnern. Das mit dem Kuchen hat leider mehr schlecht als recht geklappt, es waren einfach viel zu viele Menschen in der Bäckerei und ich hatte weder genügend Platz um mich einigermaßen sicher zu bewegen, noch konnte ich irgendeine ruhige Ecke finden, in der ich einigermaßen unbeobachtet gewesen wäre, und so ein in der Luft schwebendes Kuchenstück würde nun mal zwangsläufig Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ich war kurz vorm Verzweifeln! Allerdings kam dann zum Glück einer der Bäcker mit einem Blech voller Erdbeerteilchen mit Puddingfüllung an meinem Standort vorbei und ich habe es gerade so geschafft mir eines der Dinger herunter zu fischen und dann in Rekordzeit zu verschlingen. Jetzt habe ich Bauchweh. Wo gibt’s denn so was? Ein Engel mit Bauchschmerzen… Lächerlich… Ah! Latein! Wusste ich es doch, dass Zucker mir sogar in diesem Körper weiterhelfen kann, auch wenn ich noch lange nicht auf dem Pegel bin, den ich sonst zum Denken brauche, aber da fällt mir schon noch was ein. Relativ entspannt laufe ich zu einer der großen, glücklicherweise offenstehenden Doppeltüren und schlüpfe ins Innere des Gebäudes. Es sind zwar nicht mehr viele Studenten auf den Gängen unterwegs, aber ich halte es trotzdem für besser, wenn ich mich so klein und schmal wie möglich mache, ich habe immer noch kein Gefühl dafür wie viel Platz ich tatsächlich brauche so lange ich unsichtbar bin. Ich kann mich noch gut erinnern wo ich den Kursraum finde in den ich jetzt muss, allerdings sollte ich mich beeilen, wenn die Türe erst mal zu ist, habe ich ein Problem. Doch ich habe mal wieder Glück. Ich komme fast gleichzeitig mit dem Lateindozenten am Kursraum an und schaffe es gerade noch, mich vor ihm durch die Türe zu quetschen. Der Hörsaal ist einer dieser Räume, die nach hinten höher werden und in dem die Studenten in mehreren Reihen übereinander sitzen. Ich verschaffe mir einen kurzen Überblick und entdecke Light ziemlich in der Mitte des Saales. Etwas weiter rechts neben ihm sitzt ein recht hübsches Mädchen mit langen dunklen Haaren, der Platz links ist frei. Ryuk habe ich auch relativ schnell entdeckt, der wandert ziellos durch die Stuhlreihen und langweilt sich offensichtlich schon jetzt. Ich frage mich, ob er mich sehen kann, auch wenn ich eigentlich unsichtbar bin. Und wenn ja, wird er Light dann verraten, dass ich hier bin? Unschlüssig bleibe ich erst mal stehen und warte. Es vergehen gute fünfzehn Minuten, ohne dass der Shinigami mich auch nur eines Blickes würdigt, obwohl er mindestens drei Mal etwa in meine Richtung gesehen hat, ich schließe daraus, dass ich wohl auch für ihn nicht sichtbar bin. Gut so. Zum Glück habe ich hier im Eingangsbereich genügend Platz um meine Flügel auszubreiten, so muss ich nicht über die Tische klettern um zu Light zu kommen. Schwungvoll stoße ich mich ab und lande schon Sekunden später zu seiner Linken. Auf die Bank neben ihn kann ich mich leider nicht setzen, da ich sonst nicht wüsste wohin mit meinen Flügeln, aber zwischen dem Tisch und der nächsten Bank vor mir ist genügend Platz und so lasse ich mich mit dem Rücken zur Tafel auf der Tischfläche nieder, platziere meine Schwingen so, dass sie niemandem und am wenigsten mir selbst im Weg sind und sehe nach, was Light denn gerade so treibt. Der sitzt mit dem Kinn in seine Handfläche gestützt ruhig auf seinem Platz und träumt vor sich hin. Zumindest vermute ich das bei seinem Blick, wobei man das bei ihm nie genau sagen kann. Jetzt kommt Bewegung in den jungen Mann. Entspannt beugt er sich zur Seite, öffnet seine braune Ledertasche und holt… …das Death Note heraus. Spinnt der??? Mitten in der Öffentlichkeit? Bloß weil er denkt, dass er vor mir nichts mehr zu befürchten hat, kann er doch jetzt nicht…! Na warte Bürschchen, so geht´s nicht! Anscheinend will er jetzt das nachholen, wovon ich ihn gestern Abend abgehalten habe, und da er befürchten muss, dass ich, sobald er wieder zu Hause ist, wieder versuchen werde ihn in seinem Plan zu behindern, verlegt er sich nun auf eine Zeit in der er denkt, dass er Ruhe vor mir hat. Aber da hat er die Rechnung ohne mich gemacht. Ich warte darauf, dass er das Buch aufschlägt und während er sich ein weiteres Mal zu seiner Tasche beugt um einen Stift herauszuholen, steige ich mit beiden Füßen auf die Tischplatte und lasse mich direkt vor ihm in die Hocke sinken. Das ist gerade ein ziemlicher Balanceakt, da ich ihn nach Möglichkeit noch nicht berühren möchte und auch vermeiden will, dass er mich sonst irgendwie wahrnimmt, aber er ist gerade so abgelenkt mit sich und seinen Gedanken, dass ich meinen Plan fast mühelos in die Tat umsetzen kann. Dann ist mein großer Moment gekommen. Mit sich und der Welt offensichtlich mehr als zufrieden richtet Light sich wieder auf und will sich gerade nach vorne über sein Notizbuch beugen, als ich in Aktion trete. Ich kann nicht verhindern, dass sich ein fieses Grinsen über mein Gesicht legt, aber da ich für niemanden sichtbar bin spielt es ohnehin keine Rolle. Ich hebe meine Hände und lege sie vorsichtig, nicht fester als ein Windhauch, aber für ihn trotzdem gut spürbar, auf seine Wangen und halte seinen Kopf, während ich ihm lächelnd in die Augen sehe. Zu Tode erschrocken quietsch Light auf und macht einen Satz nach hinten, wird aber sofort von dem Tisch in seinem Rücken aufgehalten. Panisch sucht er die Luft vor sich ab, kann aber natürlich nichts erkennen und ich muss mir die Hand vor den Mund halten um nicht loszukichern. „Ist alles in Ordnung Herr Yagami?“, fragt der Lehrer irritiert, der kann sich natürlich absolut keinen Reim darauf machen, was denn plötzlich in seinen Lieblingsstudenten gefahren ist. Keuchend versucht Light sein Gesicht und seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, die Panik auf seinen Zügen reizt mich immer mehr zum Lachen. „Nein, nein, alles in Ordnung! Es tut mir leid, ich wollte sie nicht unterbrechen!“, entschuldigt er sich, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hat. Zu seinem Glück lässt der Lehrer es dabei bewenden. Unsicher lehnt er sich zurück so weit er kann und sucht, so unauffällig wie es ihm möglich ist, mit den Augen nach mir. Würde er seine Hände benutzen hätte er sicherlich mehr Erfolg, aber wie würde das denn aussehen, wenn Light Yagami, Spitzenstudent und Schwarm aller Mädchen anfangen würde, mitten in einer Vorlesung wie wild in der Luft herumzufuchteln? Wenn ich nicht bald aufhöre darüber nachzudenken platze ich vor Lachen! Jetzt wird es Zeit für Teil zwei meines Plans. Langsam beuge ich mich nach vorne um nicht versehentlich gegen seinen Kopf zu stoßen, lege ihm sachte die Hände auf die Schultern und bringe meine Lippen ganz nahe an sein Ohr. Ich höre wie er scharf Luft zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen einzieht bevor er es verhindern kann, und wenn ich mich konzentriere, kann ich sogar seinen Herzschlag hören. Wenn ich so weiter mache, kriegt er ganz sicher einen Kreislaufkollaps der Arme, fast habe ich sogar ein bisschen Mitleid. Aber dann fällt mir wieder ein was er gerade versucht hat zu tun und schon ist jedes Fitzelchen Mitleid verschwunden. Vorsichtig schiebe ich mich noch etwas näher, ich muss schließlich richtig leise flüstern, es soll mich niemand außer Light hören können. Nach einem letzten tiefen Atemzug flüstere ich ihm meine Botschaft ins Ohr. „Light, ich habe Neuigkeiten für dich.“ TBC Kapitel 9: In der Uni Part II ----------------------------- „Ich habe Neuigkeiten für dich Light.“, raune ich ihm leise ins Ohr, höre wie er erneut scharf Luft einzieht und dann den Atem anhält. „Du wirst mich so lange nicht los, bis du dein Dasein als Kira aufgibst und wieder zu dem Menschen wirst, der du einmal warst. Gib es auf, sonst wirst du in deinem Leben keine ruhige Minute mehr haben, ich werde immer an deiner Seite sein und dir über die Schulter schauen, mir steht immerhin die Ewigkeit zur Verfügung, wie viel Zeit hast du?“ Lächelnd lehne ich mich zurück, nehme meine Hände von seinen Schultern und sehe ihm ins Gesicht. Für jemanden der ihn nicht kennt sieht es so aus, als würde er den Ausführungen seines Dozenten lauschen, aber ich kann deutlich sehen, wie es hinter seiner Stirn rattert. Sein Mund wirkt etwas zu verkniffen, seine Schultern unter meinen Händen waren bocksteif und auch seine ganze Haltung sagt mir, dass er sich nur äußerst mühevoll zusammenreißen kann mich nicht anzugreifen. Hach, langsam gefällt mir das. Er ist mir hilflos ausgeliefert wenn er nicht will, dass alle Welt ihn für einen Irren hält, ja wirklich, das ist gar nicht mal so schlecht. Fürs erste bin ich zufrieden und will mich gerade wieder erheben und auf die Seite rücken, als das Death Note bei meiner Gewichtsverlagerung nach hinten wegrutscht, vom Pult fällt und in dem Spalt zwischen Tisch und vorderer Tischreihe verschwindet. Allerdings war das nur der Anfang. Durch diesen plötzlichen Ruck meiner Unterlage beraubt, kippe ich haltlos nach vorne. Mit einem leisen Stöhnen knalle ich gegen Light, presse ihm durch die schiere Wucht meines Aufpralls alle Luft aus den Lungen und komme geschockt direkt auf ihm zum Liegen, oder Sitzen, das kann man jetzt sehen wie man will. Meine Knie befinden sich rechts und links von seinen Schenkeln, meine Arme irgendwo eingeklemmt zwischen unseren Körpern und mein Kopf in seiner Halsbeuge, wo ich erst mal erschrocken verharre und versuchen muss, mich wieder zu fassen. Für Light dürfte das noch um eine ganze Ecke schwieriger sein, schließlich darf der sich nichts anmerken lassen. Ich spüre seinen heftigen Herzschlag direkt an meiner Brust, sein Atem geht unkontrolliert und stoßweise, aber trotz allem noch relativ leise und als ich meinen Kopf zur Seiter drehe sehe ich, dass seine Ohren knallrot glühen und er schon wieder eine Gänsehaut hat. Ich überlege gerade, ob ich nicht einfach sitzen bleiben sollte, es ist nicht gerade unbequem auf seinem Schoß und das wäre ihm sicherlich eine Lehre, aber ich hege die schwere Befürchtung, dass ich das alles, wenn wir erst mal wieder bei ihm zu Hause sind, bitter bereuen werde. Mir wird direkt ein bisschen schlecht wenn ich daran denke, aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern und außerdem war es ja auch keine Absicht! Dann spüre ich, wie Light unter mir beginnt seine Beine zu bewegen, da die unter dem Pult ja im Prinzip weiter niemand sehen kann, ist das seine einzige Möglichkeit mich zum Aufstehen zu bewegen. „Verschwinde L!“, flüstert er mir leise ins Ohr, das ist aber schon sehr gewagt, wenn ihn jemand beobachtet- „Light, ist alles in Ordnung?“, fragt auch prompt das Mädchen von rechts, ihr ist wohl aufgefallen, dass Light gerade irgendwie gestresst aussieht, zumindest kann ich mir das gut vorstellen. Langsam dreht er seinen Kopf in ihre Richtung und ich spüre, wie sich seine Nase in mein Haar drückt, während sein warmer Atem mein Ohr streift. Das fühlt sich reichlich merkwürdig an, aber für ihn muss es erst richtig bizarr sein, wenn er quasi durch mich hindurch sieht, aber ihn gleichzeitig meine Haare an der Nase kitzeln, ich möchte gerade nicht wirklich mit ihm tauschen! „Nein, nein Midori, es ist alles in Ordnung!“, versichert er dem Mädchen etwas kurzatmig und dreht seinen Kopf wieder nach vorne. Ich sollte jetzt wirklich aufstehen, am Ende bringt er mich tatsächlich noch ein zweites Mal um. Langsam lasse ich mich zurücksinken, sortiere meine Beine, stemme mich hoch und platziere meinen Hintern zurück auf den Tisch. Dann sehe ich Light zum ersten Mal richtig ins Gesicht. Er sieht ein bisschen so aus, als hätte ihn gerade ein Laster überfahren, kein Wunder, dass ihn das Mädchen angesprochen hat. Mit einem schnellen Blick zu ihr sehe ich, dass sie Light immer noch skeptisch mustert, aber das kann mir eigentlich egal sein, was fällt dem auch ein, mitten im Unterricht Menschen töten zu wollen! Wo wir gerade dabei sind, wo ist eigentlich das Buch abgeblieben? Light hat wohl gerade den gleichen Gedanken, denn er wechselt spontan seine Gesichtsfarbe von krebsrot zu totenbleich, lässt sich zur Seite kippen und verschwindet unter dem Tisch. „Herr Yagami was ist denn da oben los!?“, schaltet sich der Dozent nun schon etwas genervt ein, anscheinend ist Light sonst nicht so ein Störenfried. „Alles in Ordnung, mir ist nur mein Notizheft unter den Tisch gefallen“, kommt es dumpf unter der Tischplatte hervor. Neugierig stelle ich meine Füße auf die Sitzbank, rutsche etwas nach vorne und beuge mich nach unten, damit ich sehen kann, was mein Schützling da unten treibt. Erschrocken zucke ich zurück als er mir mit einem finsteren Blick fast direkt ins Gesicht starrt. Ich weiß ja, dass er mich nicht sehen kann, aber anscheinend hört er meinen Atem oder Gott weiß was, auf jeden Fall weiß er, dass ich mich gerade direkt vor ihm befinde. „Wenn wir zu Hause sind, kannst du dein blaues Wunder erleben L, das verspreche ich dir!“, flüstert er mir so leise entgegen, dass ihn diesmal sicher niemand außer mir gehört hat, allerdings macht mir gerade das ein bisschen Angst. Ich kann gerade so meine Hände davon abhalten zu zittern, das wird richtig unschön werden… Gebannt sehe ich dabei zu wie Light sich langsam wieder fängt, noch ein paar Mal tief durchatmet und schließlich mitsamt dem Death Note wieder unter seinem Tisch hervorkrabbelt. Dann packt er das Todesnotizbuch in seine Tasche und widmet seine volle Aufmerksamkeit wieder der Vorlesung, so, wie es sich für ihn als die Nummer Eins an der Universität gehört. Etwas eingeschüchtert erhebe ich mich schließlich, steige über sämtliche Blöcke und Notizen hinweg und bewege mich langsam Richtung Fenster, wo Ryuk schon grinsend auf mich wartet. Er kann mich zwar nicht sehen, aber er hat natürlich beobachtet was mit Light in den letzten Minuten los war und hat sich sicherlich sein eigenes Bild davon gemacht. Als ich endlich neben ihm ankomme dreht er mir seinen großen hässlichen Kopf zu und grinst mich dreckig an. Mich. Direkt. Er sieht nicht durch mich hindurch. Dieser Mistkerl. Mit weit aufgerissenen Augen glotze ich zu ihm hoch, sagen kann ich leider nichts, weil mich ja sonst jeder hören könnte. «Hey L!», meint er und boxt mich spielerisch in die Seite. Plötzlich habe ich eine Idee. Ich schaffe eine kleine Lücke in meinem blauen Wasserfall, nur so klein, dass ich ein paar bewusste Gedanken daraus entwischen lassen kann. Du kannst mich sehen? «Na klar kann ich das, das habe ich dir doch gestern schon gesagt!» Dabei grinst er sogar noch breiter als er es sonst immer tut, allerdings flüstert er, da ihm wohl gerade bewusst geworden ist, dass Light ihn hören kann wenn er sich anstrengt, auch wenn er relativ weit entfernt sitzt. Warum hast du nicht schon eher was gesagt? Warum hast du Light nicht gewarnt? «Ach ich war einfach neugierig was du tun würdest, außerdem bin ich nicht sein Schoßhund. Das gerade hat ja mal richtig geil ausgesehen! Ihr zwei seid wirklich zum Totlachen!» Ha, ha, sehr witzig! Das war keine Absicht! «Ja, ja, das kann man hinterher immer sagen. Ist das dein Plan? Willst du ihn zu Tode knuddeln damit er aufhört Verbrecher hinzurichten?» Wenn es nicht anders geht… «Oh Mann, ich mochte dich ja schon als du noch ein Mensch warst, deine Ideen und dein Einfallsreichtum wenn es um das Erreichen deiner Ziele geht, stehen dem des Kleinen in nichts nach, aber das was zu jetzt abziehst, ist einfach nur genial! Wenn du dich noch ein wenig ins Zeug legst, könntest du damit sogar Erfolg haben…», gibt er mir dann noch kryptisch zur Antwort und bevor ich nachfragen kann was genau er damit meint, ist die Vorlesung vorbei und Ryuk entfernt sich von mir. Wie meint er das? Na egal, dass es zumindest für den Moment funktioniert steht ja wohl außer Frage, und bis sich Light an mich gewöhnt hat, wird mir bestimmt noch etwas anderes einfallen. So wie er sich momentan gibt, scheine ich aber noch reichlich Zeit zu haben. War er früher eigentlich auch schon so? Gedankenverloren tappe ich hinter dem Pulk Studenten her, ich weiß ohnehin wo Light als nächstes hinmuss, darum muss ich mich nicht beeilen. Ich bezweifle auch ziemlich stark, dass er es in der Uni noch einmal wagt das Death Note aus der Tasche zu holen, deshalb wird der Rest des Tages sicherlich entspannter verlaufen. Ich muss dringend herausfinden, wie nahe sich Light und sein Shinigami wirklich stehen. Irgendwann wird Beyond sich mit mir in Verbindung setzten und da ich meine Informationen eigentlich nicht in Lights Zimmer bekommen will muss ich sicherstellen, dass Light es nicht mitbekommt wenn ich mal ein paar Stunden nicht da bin. Vielleicht lässt sich Ryuk ja mit Äpfeln bestechen? Apropos Äpfel. Unglücklich lege ich mir meine Hand auf den Bauch. Ich habe immer noch Hunger! TBC Kapitel 10: In der Uni Part III ------------------------------- Wie erwartet verging der Rest des Vormittages relativ ruhig. Ich bin wirklich froh, dass Light auch am Nachmittag noch Vorlesungen haben würde, mir graut schon davor was passieren wird, wenn wir erst wieder zu Hause sind. Aber bis dahin habe ich noch ein bisschen Zeit und jetzt geht es erst mal zum Mittagessen. Irgendwie muss es mir doch gelingen Light dazu zu bringen, mir etwas zu Essen zu organisieren. In der Mensa stellt Light sich direkt in der langen Schlange an der Essensausgabe an. Wollen doch mal sehen, ob ich ihn nicht doch zu einem Stückchen Kuchen überreden kann, so wirklich viel schlimmer kann ich meine Situation ja ohnehin nicht mehr machen, meine Abreibung bekomme ich so oder so, da kann ich sie auch mit vollem Magen entgegennehmen. Vorsichtig, um nicht versehentlich einen der anderen Studenten zu streifen, schiebe ich mich näher an ihn heran. Zum Glück ist der Lärmpegel hier so groß, dass es sicherlich niemandem auffällt, dass die leise Stimme gleich neben Light scheinbar zu niemandem zu gehören scheint. „Light, ich habe Hunger! Bring mir Kuchen mit!“, flüstere ich ihm zu und hoffe inständig, dass er mir nun vielleicht nicht mehr sooo böse ist. Tja, Pech gehabt. Seine Reaktion besteht aus einem Schnauben und dann dreht er sich weg. Noch ein Versuch, mein Magen macht mich wahnsinnig! „Light ernsthaft, mein Magen knurrt wie verrückt, und ich brauche dringend Zucker!“, bettle ich schon fast, ich kann mir mein Essen hier ja schlecht selbst holen, und außerdem habe ich kein Geld. Diesmal reagiert er überhaupt nicht mehr sondern starrt einfach stur geradeaus, tut tatsächlich einfach so, als hätte er mich nicht gehört. So eine Frechheit! Er bringt Leute um und ich bin dann der Dumme, nur weil ich aus Versehen mein Gleichgewicht verloren habe und auf seinem Schoß gelandet bin! Aber nicht mit mir! Er mag es also nicht wenn ich ihn anfasse? He, he, he… Mit einem für meine Verhältnisse wirklich gemeinen Grinsen hebe ich meine Hand, strecke sie nach dem nichtsahnenden jungen Mann aus und schiebe ihm eine verirrte Strähne hinter sein Ohr. Respekt, er zuckt nicht einmal zusammen, ich kann aber deutlich sehen, wie eine Ader auf seiner Stirn heftig anfängt zu pochen. „Bitte!“, hauche ich so liebenswürdig wie ich trotz des Grinsens kann, aber er bleibt stur, schüttelt nur unmerklich den Kopf und fährt sich mit einer Hand durchs Haar, als würde er meine Berührung einfach wegwischen. Aber ich kann auch anders. Ist ja nicht so, als würde Light Yagami nur aus einem Kopf bestehen, hah! Lächelnd schiebe ich mich noch etwas näher, wende mich ihm zu, so dass ich ihm seitlich versetzt direkt gegenüber stehe und lasse meine Hand zwischen ihn und seinen Vordermann gleiten, lege sie in einer sanften Berührung auf seinen Bauch und taste mich weiter vor zu seiner Taille. Ich spüre wie er unter meiner Hand anfängt zu zittern, es ist wirklich erstaunlich, wie sehr ihm das alles zu wider sein muss, aber mir soll´s recht sein, je schlimmer es für ihn ist, desto schneller komme ich ans Ziel! Er sitzt in der Falle, er kann weder nach vorne noch nach hinten ausweichen, und auf der anderen Seite ist die Auslage mit den verschiedenen Speisen. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was für einen diebischen Spaß ich dran habe Light so aus der Reserve zu locken. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, einfach, weil ich es kann! Ich drücke mich noch etwas enger an ihn, halte ihn fest an mich gepresst und bringe meinen Mund ganz nahe an sein Ohr. Sein Zittern wird heftiger, wenn er sich nicht bald mal am Riemen reißt oder aufgibt, wird noch jemand merken, dass etwas nicht stimmt. Zusammen machen wir zwei Schritte in Richtung Essensausgabe, seine Atmung geht mittlerweile verdächtig schwer und der Schweiß steht ihm auf der Stirn, der arme Kerl ist fix und fertig! „Light, bring mir was zu Essen mit, ich setze mich da hinten links in die Ecke wo uns keiner sehen kann. Wenn du mich vergisst, komme ich wieder. Du kannst mir hier nichts tun, nicht inmitten all dieser Leute, also überleg dir gut was du machst!“, flüstere ich ihm leise ins Ohr, löse mich dann von ihm und schlendere entspannt durch den großen Raum zu der besagten Ecke, wo ich darauf warte, dass Light mit seinem, bzw. meinem Essen auftaucht. Ich bin mehr als zufrieden, als er sich nach zehn Minuten mit einem mörderischen Gesichtsausdruck auf einen der Stühle fallen lässt, ich habe mich extra erst mal nur an die Wand gestellt, damit er sich nicht versehentlich auf mich setzt. Nun ja, und weil ich mal wieder ein Flügelproblem habe, die Stühle haben eine recht hohe geschlossene Lehne und da ich schlecht eine der Sitzgelegenheiten nehmen und so drehen kann wie es mir passt, war ich gezwungen zu warten, bis Light hier ankommt und das für mich erledigt. Gefallen wird ihm das sicher nicht, aber da ich sowieso heute Abend die Kloppe meines Lebens von ihm zu erwarten habe, kann ich das Maß ja auch noch gar voll machen. Flüsternd gebe ich ihm zu verstehen was ich von ihm will nachdem ich mich seitlich von ihm postiert habe. „Und wie sieht das aus wenn ich ohne Grund einfach mal einen Stuhl umdrehe?“, raunt er mir zu und starrt mordlüstern seine Käsemakkaroni an. „Ist mir ziemlich egal, ich esse jedenfalls nicht im Stehen.“, gebe ich zurück und staune nicht schlecht, als er ohne weiteren Protest tatsächlich seine Hand nach dem benachbarten Stuhl ausstreckt und ihn so unauffällig wie möglich mit der Lehne zum Tisch dreht. Zum Dank klopfe ich ihm sanft auf die Schulter und klettere auf die Sitzfläche. Fast fühle ich mich wieder wie früher, als ich noch tun und lassen konnte was ich wollte, als Kira zu schnappen mein größtes Problem war, und nicht, wie ich an meine nächste Malzeit komme! Grummelnd schiebt Light mir einen Teller mit einem Stück Erdbeertorte zu. Er hat also nicht vergessen was ich gerne mag, das freut mich! Allerdings habe ich gerade ein echtes Problem. Wie soll ich das jetzt essen? Wie sieht denn das aus, wenn hier eine Gabel durch die Luft schwebt und der Kuchen dann auf einmal im Nichts verschwindet? Genau das will ich nun auch ganz leise von Light wissen. Ich kann ja verstehen, dass ihm das auf die Nerven geht, aber was soll ich denn machen? Brummend rutscht er noch etwas zur Seite, so dass der Teller von seinem rechten Arm abgeschirmt wird was bedeutet, dass er sich recht wenig manierlich zum Essen auf den Tisch lümmeln muss und gibt mir so Deckung, während ich in aller Seelenruhe meinen Kuchen in mich reinschaufle. Es sind sogar zwei Stücke, damit hätte ich beim besten Willen nicht gerechnet. „Hast du´s dann bald L? Mir tut schon der Rücken weh.“, mosert er leise nach gut zwanzig Minuten und rutscht unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Genaugenommen bin ich schon seit zehn Minuten fertig und habe nur einfach vergessen ihm zu sagen, dass er sich wieder ordentlich hinsetzen kann, aber das verrate ich ihm besser nicht, sonst rutscht ihm am Ende doch noch gleich hier die Hand aus, die Chancen, dass es hier in der Ecke keiner bemerken würde, stehen nämlich leider gar nicht so schlecht. „Ja gleich!“, gebe ich zurück, tue so als müsste ich schlucken und tippe ihm dann auf den Arm zum Zeichen, dass er sich wieder umdrehen kann. Die heiß lodernde Wut in seinem Gesicht als er sich mir zuwendet, könnte einen Eisberg binnen Sekunden zum Schmelzen bringen, er ist wirklich richtig stink sauer. Nach dem Essen geht es wieder zu einer Vorlesung. Mein Bauch ist endlich zufrieden und ich latsche glücklich durch die Gänge von Hörsaal zu Hörsaal, verdränge dabei gekonnt die Tatsache, dass die Stunde der Wahrheit bald gekommen ist. Wie viele Leben hat man als Engel eigentlich? Für mich müsste es da wohl eine gesonderte Regelung geben, denn eigentlich dürfte es so was wie mich doch gar nicht geben, oder? Hätte ich einen Astralkörper so wie jeder Engel, müsste ich mir über solche Dinge keine Gedanken machen. Oh Mann… Die Zeit vergeht und das Ende von Lights letzter Vorlesung rückt langsam näher. Schließlich ist es soweit, Light packt alles zusammen, holt seine Sachen aus seinem Schließfach und geht zur Bushaltestelle. Ryuk schwebt die ganze Zeit knapp hinter ihm und wirft mir über seinen Rücken hinweg immer wieder mal ein fieses Grinsen zu, einmal deutet er sogar mit dem Kopf auf Light, rammt dann seine zur Faust geballte Rechte in seine ausgestreckte Linke und schlägt dann Saltos in der Luft vor lauter Lachen als mir vor Schreck die Kinnlade runterfällt, der Typ ist einfach nur dreist! Eine gute halbe Stunde später steigt Light schließlich in seiner Straße aus dem Bus und schlendert gemütlich auf sein zu Hause zu. Ich fliege schon mal vor und gelange über den Balkon, bei dem von heute Morgen noch die Türe offen steht, ins Zimmer und setze mich angespannt auf den umgedrehten Schreibtischstuhl. Kaum zwei Minuten später höre ich wie unten die Türe aufgeht und Light das Haus betritt, während fast zeitgleich Ryuk durch die Wand zu mir in den Raum geschwebt kommt. «Mach dich auf was gefasst L, außer uns ist keiner im Haus!» TBC Kapitel 11: Bestrafung - Versöhnung ----------------------------------- Als ich Lights Schritte auf der Treppe höre stehe ich nervös wieder auf. Mit geht´s gerade nicht sonderlich gut muss ich gestehen, fast könnte man sagen, ich habe ein bisschen Angst vor dem was jetzt gleich kommt, obwohl ich weiß, dass ich selbst dran schuld bin, aber wenigstens, ist heute niemand durch Kiras Hand gestorben, das sollte ich mir bei jedem Schlag der mich gleich trifft, immer wieder vor Augen führen. Dann öffnet sich auch schon die Zimmertür und Light kommt herein. Wachsam beobachte ich ihn dabei, wie er seine Krawatte lockert, sie sich dann über den Kopf zieht und aufs Bett wirft. Anschließend schüttelt er sich sein Jackett von den Schultern, schlüpft aus den Ärmeln, hängt es sorgsam auf einen Kleiderbügel und verstaut es in seinem Schrank. Mir wird immer mulmiger zu mute. Als nächstes öffnet er die Knöpfe an seinen Hemdsärmeln und den ersten Knopf oben an seinem Kragen. Beunruhigt schaue ich ihm dabei zu, wie er sich schließlich einmal suchend im Kreis dreht. Was macht er denn? Ach ja, ich bin ja immer noch unsichtbar. Vielleicht sollte ich das einfach so lassen? Ich darf mich ihm doch eigentlich ohnehin nicht zeigen, vielleicht beruhigt er sich wenn er mich nicht findet? „WO BIST DU L! ZEIG DICH AUF DER STELLE!“, brüllt er plötzlich los und verschwunden ist die bis eben noch aufgesetzte Gelassenheit, so wütend habe ich ihn noch nie gesehen. Ob ich nicht vielleicht wirklich besser unsichtbar bleibe? Unsicher mache ich einen Schritt zur Seite und da passiert es. Mit einem meiner vermaledeiten Flügel fege ich versehentlich ein paar Blätter vom Schreibtisch. Knurrend dreht Light sich in meine Richtung. „Da steckst du also. Jetzt zeig dich!“ „Lieber nicht.“, erwidere ich und versuche mich aus der Gefahrenzone zu retten, aber Light ist schneller als ich. Blind greift er nach mir, bekommt meinen rechten Arm zu fassen, schleudert mich herum und knallt mich mit voller Wucht mit dem Rücken gegen die Tür. Es fühlt sich so an als würden sich meine Flügel noch ein Stück tiefer in meine Schulterblätter bohren, kein wirklich angenehmes Gefühl. Keuchend lasse ich meine Unsichtbarkeit fahren, ich brauche all meine Konzentration fürs Atmen „Da bist du ja!“, grollt der Junge vor mir, hält mich weiterhin gepackt, hebt seine andere Hand, ballt sie zur Faust und das ist der Moment in dem ich meine Augen schließe, ich will das Verderben nicht auch noch auf mich zufliegen sehen. Es tut einen lauten Knall neben meinem Kopf als Light seine Faust gegen das Holz donnert, ich kann sogar hören wie das Holz splittert. Dann herrscht Ruhe im Zimmer. Bis auf das laute Klopfen unserer Herzen und der stoßweise gehende Atem, während wir beide angestrengt nach Luft ringen. Vorsichtig öffne ich meine Augen einen Spalt breit und zucke erschrocken zurück, nur um mir den Hinterkopf an der Tür zu anzustoßen. Lights Kopf befindet sich nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, seine Wangen glühen und seine Augen haben einen merkwürdig fiebrigen Glanz, während er auf einen Punkt irgendwo unterhalb meines Kinns starrt. Eingekeilt zwischen seinem Körper und der Türe weiß ich gerade absolut nicht, was ich tun soll. „L“, dringt ein leises Flüstern an mein Ohr und langsam hebt Light seinen Kopf um mir ins Gesicht zu sehen. Der Ausdruck der auf seinen Zügen liegt ist für mich nicht zu deuten. „Was?“, flüstere ich zurück, ich habe keine Ahnung warum wir das tun, schließlich sind wir ganz allein, niemand kann uns hören. Die Luft im Raum ist wie elektrisch aufgeladen, es fühlt sich an, als würde gleich etwas Bedeutendes passieren. „Hör bitte mit diesen Spielchen auf!“ Rums! Das hat gesessen. Wovon redet der? „Was… was meinst du?“, frage ich ziemlich kleinlaut, es scheint ihm bitter ernst zu sein, aber ich habe wirklich nicht den Hauch einer Ahnung, wovor er spricht. Auf einmal ändert sich etwas in seinem Blick, er wird intensiver, fesselt mich, schnürt mir die Luft ab und plötzlich fängt mein Herz an wie wild zu pochen, so etwas habe ich noch nie erlebt. Mein Mund wird trocken, mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln und auf einmal wird mir schmerzlich bewusst, wie nahe wir uns sind, wie eng wir beieinander stehen und plötzlich wird mir ganz unerträglich heiß, was passiert hier!? Gebannt blicke ich in die wunderschönen goldbraunen Tiefen, in denen sich mit einem mal eine tiefe Sehnsucht spiegelt, wie ich sie noch nie zuvor wahrgenommen habe. „Light was…“, bringe ich gerade noch heraus, bevor der mit einem neuerlichen Schlag gegen die Tür zurückweicht, sich die Hände vors Gesicht schlägt und sich seufzend aufs Bett fallen lässt. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. „War´s das schon?“, frage ich unsicher nach, irgendwie wäre es mir lieber gewesen, er hätte mich so richtig schön vermöbelt, anstatt mich hier… Ja was? Ich habe keine Ahnung. „Was willst du denn noch? Willst du unbedingt ein blaues Auge? Kannst du haben!“, brummt er dann, stemmt sich auf die Ellenbogen hoch und funkelt mich an. Jetzt ist er wieder wütend. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. „Nun ja, so dringend brauch ich das auch nicht, wenn du keine Lust hast, bleib ruhig liegen.“, sage ich, löse mich langsam von der Tür und schleiche mit vorsichtigen Schritten wieder hinüber zu seinem Schreibtisch, um mich auf den Stuhl davor zu hocken. Ich habe das Gefühl, wir brauchen beide etwas Abstand. Ich fühle mich irgendwie schutzlos und würde mich am liebsten unsichtbar machen, aber ich bin mir ziemlich sicher, warum auch immer, dass ihn das nur noch wütender machen würde. Irgendetwas ist hier drin gerade passiert und ich weiß verdammt noch mal nicht, was das gewesen ist. Grübelnd lege ich in alter Gewohnheit meinen Daumen an die Unterlippe und knibble an meinem Fingernagel. Dieser Ausdruck in seinen Augen… Und dann noch meine Reaktion auf ihn, ich weiß wirklich nicht, was da in mich gefahren ist! „Ich gehe nach unten und hole mir was zu essen, willst du auch was?“, reißt er mich plötzlich - aber schon wieder in relativ versöhnlichem Tonfall - aus meinen Gedanken, streckt seine langen Glieder, atmet einmal tief durch und steht auf. „Hm, also wenn du so fragst, ich hätte schon etwas Hunger.“, antworte ich und springe vom Stuhl, die Aussicht auf Süßes lässt mich erst mal alles andere vergessen, und so lange ich bei ihm bin wird er sich hüten zu versuchen Namen in das Buch zu schreiben. Ich frage mich zwar schon, warum er jetzt auf einmal nicht mehr wütend auf mich ist, aber so lange ich um die befürchtete Abreibung herumkomme, will ich mich nicht beschweren! Er hält mir sogar die Tür auf und hilft mir mit meinen Flügeln, ich bin wirklich überrascht wie schnell er sich doch wieder beruhigt hat. „Meine Mutter hat gestern Kuchen gebacken, davon müsste eigentlich noch was da sein.“ Meine Güte, er überschlägt sich ja geradezu vor Freundlichkeit! „Das wäre wirklich ganz wunderbar Light, die Torte heute Mittag war übrigens ganz ausgezeichnet, vielen Dank dafür!“ „Ach nicht der Rede wert.“, winkt er lässig über seine Schulter hinweg ab und steigt weiter ruhig vor mir die Treppe hinunter. Er ist fast schon zu nett. Bestimmt plant er irgendetwas. «Hey Light! Gibt’s auch Äpfel?», meldet sich nun auch Ryuk zu Wort der neben mir herschwebt, wobei sein halber Körper in der Wand verschwunden ist. Will der mich ärgern, weil er das kann und ich nicht? „Natürlich, bedien dich, wir sind alleine.“ Immer noch total geplättet von der Person vor mir, die von sich behauptet Light Yagami zu sein, folge ich ihm in die Küche zum Küchentisch, wo ich mir einen der Stühle umdrehe und mich dann darauf niederlasse. Aufmerksam verfolge ich jede Bewegung des jungen Mannes, wie er einen Küchenschrank öffnet um einen Teller daraus zu holen, aus einer der Schubladen fischt er eine kleine Dessertgabel und schließlich öffnet er das Allerheiligste: den Kühlschrank. Dort befindet sich in der Tat noch ein recht großes Stück Apfelkuchen, von dem er mit einem Messer ein wirklich äußerst großzügiges Stück abschneidet, und es auf den Teller hinüberbalanciert. Dann kramt er wieder im Kühlschrank herum und kommt mit einer Sprühdose Schlagsahne zum Vorschein. Ich kann mir gut vorstellen, wie meine Augen gerade anfangen zu leuchten, als er viel zu viel Sahne über den Kuchen sprüht – also viel zu viel für jeden normalen Menschen, aber gerade so genug für mich - , dann geht er zur Kaffeemaschine, drückt auf einen Knopf und holt noch zwei Kaffeebecher aus einem der Schränke. Eigentlich dachte ich, das war´s jetzt und ich bekomme meinen Kuchen, aber Light ist offensichtlich noch nicht fertig. Er öffnet einen weiteren Schrank, der bis oben hin vollgestopft ist mit Backutensilien. Nachdem er einige der Packungen mit Mehl, Zucker und Ähnlichem zur Seite geschoben hat, greift er nach einem kleinen Döschen mit bunten Zuckerstreuseln. Lächelnd geht er mit seiner Beute zurück zu dem Kuchen, schüttet fast den ganzen Inhalt des Döschens auf die Schlagsahne und greift dann sogar noch nach dem Zimt auf dem Gewürzregal. Dann ist er endlich zufrieden, nimmt sich den Teller sowie die Gabel und stellt beides vor mir ab. Anschließend holt er den frisch aufgebrühten Kaffee, eine Packung Kaffeesahne und eine ganze Tüte Zucker, stellt alles ebenfalls auf den Tisch und lässt sich mit seinem Becher in den Händen mir gegenüber auf einen Stuhl sinken. Lächelnd sieht er mir dabei zu, wie ich mich wie ein ausgehungerter Löwe über meinen Kuchen hermache. Die Sahne, die Streusel, der Zimt, ich bin im Himmel! „L, hast du das ernst gemeint, dass du nicht verschwindest, bis ich damit aufhöre Verbrecher zu töten?“ Oh Junge, der Mann kann einem aber auch jeden Spaß verderben! Würgend schlucke ich den letzten Bissen hinunter. „Ja, das war mein voller Ernst Light.“ „Ist das ein Versprechen?“ TBC Kapitel 12: Seltsame Gedanken und Schläge für Kira -------------------------------------------------- Der Rest des Nachmittags vergeht wie im Flug. Wir sitzen im Wohnzimmer und spielen Schach, im Hintergrund dudelt der Fernseher und überhaupt ist die Stimmung zwischen uns mehr als entspannt, fast kommt es mir so vor, als wäre ich in die Zeit zurück versetzt, als wir zusammen am Fall Kira gearbeitet haben. Nur ohne Fesseln. Ach ja, und dass ich jetzt weiß, dass er Kira ist und er sich auch dessen bewusst ist. Warum fühle ich mich trotzdem so wohl? Ich verstehe langsam wirklich gar nichts mehr. Die Stimmen seiner Familie als sie sich dem Haus nähern, reißt uns schließlich aus dieser künstlichen Idylle. Mit flinken Bewegungen packt Light das Schachspiel weg und ich sehe zu, dass ich wieder unsichtbar werde. „Light, wir sind zu Hause!“, schallt auch schon die Stimme seiner Mutter durchs Haus und langsam setzt geschäftiges Treiben ein, die Vorbereitungen für das Abendessen werden getroffen, während es sich die Männer des Hauses auf der großen Couch gemütlich machen. „Oh nein!“ „Was ist denn Mutter?“, fragt mein Schützling alarmiert und geht hinüber in die Küche. Neugierig tappe ich hinterher. „Der Kuchen! Ich bekomme morgen Besuch von zwei Freundinnen und-„ „Das tut mir sehr leid Mutter, das wusste ich nicht.“, wirft Light mit einem geknickten Gesichtsausdruck ein. „Was? Du hast ihn gegessen?“ Seine Mutter wirkt richtig fassungslos, anscheinend ist Light wirklich kein großer Kuchenesser. „Ja, entschuldige bitte, er sah so köstlich aus, dass ich einfach nicht widerstehen konnte.“, säuselt er und hat sogar den Anstand rot zu werden, ich bin total von den Socken! So ein elender Schleimer! „Ist schon gut Junge, Hauptsache er hat dir geschmeckt, dann backe ich eben einen Neuen! Allerdings bräuchte ich dazu noch ein paar Zutaten…“ „Schon gut, ich gehe gleich einkaufen, schreib mir einfach einen Zettel mit allem was du brauchst.“, meint er dann mit einem liebenswürdigen Lächeln und macht sich auf den Weg in sein Zimmer, Ryuk und mich im Schlepptau. Oben in seinem Zimmer lächelt er immer noch, eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass er sauer auf mich ist wegen des Kuchens. „Du Light, tut mir leid, dass du wegen mir jetzt nochmal los musst.“, brumme ich leise, obwohl ich weiß, dass ich eigentlich nichts dafür kann. „Ach, mach dir keine Gedanken, der Supermarkt ist nicht weit weg, außerdem habe ich doch nette Gesellschaft.“ … Ich werde einfach nicht schlau aus diesem Kerl. Ist das ein Versprechen? Immer wieder und wieder geistern mir diese Worte durch den Kopf, ich verstehe einfach nicht, was er damit gemeint hat! Gedankenverloren sehe ich ihm dabei zu wie er sein Hemd auszieht, es an einen Haken an der Tür hängt und sich einen beigen Pullover aus dem Schrank holt, den er sich dann überzieht. Im Hinausgehen streift er sich seine Jacke über und verlässt, den Zettel für seine Einkäufe den ihm seine Mutter noch schnell zusteckt, das Haus. Es ist mittlerweile dunkel geworden. Keine Menschenseele ist mehr auf den Straßen unterwegs und so gehe ich das Risiko ein und spreche ihn leise an. „Sag mal Light, was hast du vorhin gemeint?“ „Hm?“ „Als du mich gefragt hast, ob ich bei dir bleibe, bis du das Death Note aufgibst. Wie soll ich das verstehen?“ Eine Weile geht er einfach ohne ein Wort zu sagen weiter die Straße hinunter. Ich habe die Hoffnung auf eine Antwort schon fast aufgegeben, als er schließlich stehen bleibt und sich suchend umsieht. Ich trete an seine rechte Seite und zupfe ihn leicht an seiner Jacke, damit er weiß wo ich bin. „Mach dir darüber keine Gedanken L, irgendwann erzähle ich es dir vielleicht.“, meint er dann lächelnd in meine Richtung, und ich bin genau so schlau wie zuvor. „Aber ich werde es dir nicht leicht machen…“, schiebt er dann noch hinterher, und ich hatte gerade noch gedacht, dass wir uns doch schon auf einem guten Weg befinden! „Ich habe auch nichts Anderes erwartet wenn ich ehrlich bin.“, brumme ich und setze mich fast zeitgleich mit ihm wieder in Bewegung. Der Besuch im Supermarkt verläuft in angespanntem Schweigen. Es ist nicht so, als hätte ich zwischen all den Leuten etwas zu ihm sagen können, ohne das mich jemand hört, aber es fühlt sich dennoch unangenehm an. Kurze Zeit später sind wir schon wieder auf dem Weg nach Hause, aber auch jetzt liegt angespanntes Schweigen zwischen uns, wie eine unüberwindbare Kluft. „Hey du!“, kommt es plötzlich von hinten und ich höre schwere Schritte auf dem Asphalt. Light lässt sich aber nicht weiter beunruhigen, läuft einfach weiter ohne sich auch nur umzudrehen. Ganz im Gegensatz zu mir. Mit einem schnellen Blick über die Schulter stelle ich fest, dass sich drei riesige Kerle an unsere Fersen geheftet haben und schnell näher kommen. „Light, du solltest jetzt machen, dass du hier wegkommst!“, raune ich ihm leise zu und stelle mich den Typen mit ausgebreiteten Flügeln in den Weg. Ich kann sie zwar nicht angreifen, aber einfach dastehen und nichts tun, das dürfte kein Problem sein. Erleichtert sehe ich, wie Light seinen Schritt tatsächlich beschleunigt, allerdings geht er weit langsamer, als ich mir das gewünscht hätte. Ist der so blöd, oder tut der nur so? Es reicht doch schon, wenn ich mich hier als sein Schutzengel für ihn opfern muss, kann er dann nicht wenigstens machen, dass er verschwindet? In der nächsten Sekunde werde ich nach hinten umgerissen, als der erste der drei Kerle frontal mit mir zusammenstößt. Es kostet mich all meine Überwindung dem Typen nicht die Pest an den Hals zu wünschen, oder ihn am Kragen zu packen und (Autsch!) Ich hab doch gar nicht dran gedacht, was soll denn das! Bambi auf der Wiese, Klopfer kommt zum Spielen, la, la, la… Ich muss sagen, auch ohne die Rache meines Körpers ist es nicht unbedingt angenehm, wenn man von drei Kerlen gleichzeitig umgerannt wird! Eine halbe Sekunde später liege ich platt auf dem Rücken und wieder bohren sich meine Flügel mit richtig fiesen Schmerzen in meine Schultern, aber vielleicht habe ich so für Light ein paar Sekunden rausschlagen können. Hoffnungsvoll lege ich meinen Kopf in den Nacken und suche die Straße nach ihm ab, während die drei Kerle schon dabei sind sich aufzurappeln, wobei sie sich gegenseitig anschnauzen und als tollpatschige Trottel beschimpfen. Okay, die Wörter die sie tatsächlich dabei benutzen lauten anders, aber ich befürchte, wenn ich das jetzt laut ausspreche, kann ich mich die nächsten zehn Minuten nicht mehr rühren. „Lasst mich sofort los! Urgh!“ Das gibt’s doch nicht! Da bringt der Kerl reihenweise Mörder, Vergewaltiger und Gott weiß welches Gesindel zur Strecke, und dann ist er zu blöd um vor ein paar gewöhnlichen Straßenschlägern davon zu laufen, und das auch noch dreißig Meter von seiner Haustür entfernt, das ist schon fast peinlich. Kopfschüttelnd rapple ich mich hoch und trabe in Richtung der kleinen Gasse, in welche die Kerle Light mittlerweile gezerrt haben, und aus der nun unterdrückte Stimmen und leises Stöhnen zu hören sind. „Ist das etwa alles?“, knurrt der größte der Schläger, wahrscheinlich der Anführer, gerade, als ich um die Ecke biege. „Nein, natürlich nicht, ich schleppe immer meine gesamten Ersparnisse in einem unsichtbaren Rucksack mit mir herum wenn ich in den Supermarkt gehe“, keucht der auf dem Boden sitzende Junge und hält sich seinen Bauch. „Deine blöden Sprüche werden dir schon noch vergehen, Rotzlöffel!“, knurrt einer der Typen, packt Light am Kragen und hebt ihn ohne sichtbare Anstrengung hoch. Light indes verzieht keine Miene, starrt seinen Widersacher nur herausfordernd an. Weiß er denn nicht, wann es Zeit ist sich geschlagen zu geben? Der dumme Kerl sollte sich jetzt langsam mal seine Niederlage eingestehen, die drei Typen sehen nämlich nicht so aus, als hätten sie keinen Spaß daran ihn kurz und klein zu prügeln. Ich habe den Gedanken kaum zu Ende gebracht, als Light auch schon die Faust des Schlägers zu schmecken bekommt. Das sieht echt übel aus! Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll, ich bin ihm doch ohnehin keine große Hilfe, in dem Moment in dem ich die Kerle auch nur anfasse ist es vorbei mit mir. Ich kann nur hoffen, dass sie ihn nicht umbringen. Wann ist es eigentlich so weitgekommen, dass ich mir um Lights Gesundheit Gedanken mache? Es dauert gute fünfzehn Minuten bis die drei endlich von ihm ablassen. Zusammengesunken hockt er an die Mauer gelehnt da, während ihm das Blut übers Gesicht läuft, aber ich denke nicht, dass etwas gebrochen ist. Mitleid überkommt mich und ich lasse mich vor ihm in die Hocke sinken. „Light.“, flüstere ich, traue mich allerdings nicht mich sichtbar zu machen, es könnte jeder Zeit jemand vorbeikommen, aber ihn einfach hier liegen lassen und verschwinden kann ich auch nicht, ich könnte ohnehin niemanden zu Hilfe holen. „Was?“, brummt er und spuckt einen Schwall Blut. Die haben´s ihm so richtig gegeben die Mistkerle. „Kannst du aufstehen? Wir müssen nach Hause. Du musst ins Krankenhaus.“, sage ich leise zu ihm und strecke meine Hand nach ihm aus, streichle ihm sanft über sein bereits anschwellendes Gesicht. „Blödsinn, das geht schon. Ich will nur ins Bett.“, haucht er leise und versucht sich auf die Beine zu hieven. Das funktioniert allerdings mehr schlecht als recht und so packe ich ihn, lege seinen Arm um meine Schulter und hoffe inständig, dass uns niemand über den Weg läuft und sieht, wie Light sich auf Luft stützt, während er mit mir zusammen seinem zu Hause entgegentaumelt. Auf dem Weg dahin hebe ich noch schnell die fallen gelassene Einkaufstüte auf, bis auf ein paar zerschlagene Eier ist glücklicherweise noch alles ganz, und drücke sie ihm in die Hand; ich kann sie ja schlecht selbst tragen. Die paar Meter bis zur Haustür ziehen sich fast endlos in die Länge, und als wir endlich ankommen habe ich ernsthafte Bedenken Light loszulassen, er sieht nicht so aus, als würde er allein recht weit kommen, aber wenn er seine Eltern davon abhalten will, dass sie ihn ins Krankenhaus bringen, muss er noch ein bisschen durchhalten. Ich drücke für ihn noch auf die Klingel, stelle die Tasche mit den Einkäufen vor die Tür und postiere mich dann hinter ihm, um ihn gegebenenfalls aufzufangen, sollte er nach hinten umkippen. Seine Mutter bekommt wie zu erwarten einen mittleren Schock als sie ihren Sohn blutüberströmt vor der Haustür findet, aber der drängt nur ins Haus streift sich etwas ungelenk seine Schuhe von den Füßen, ignoriert das besorgte Gemurmel seiner Familie und alle Kommentare zum Thema Krankenhaus, raunt nur etwas von: „Lasst mich bitte einfach in Ruhe.“, und schleppt sich mit schweren Schritten hinauf in sein Zimmer. Dort angekommen, lässt er sich einfach auf sein Bett fallen und starrt blicklos an die Decke. „L? Bist du da?“ TBC Kapitel 13: Besuch vom Chef --------------------------- Es war gar nicht so einfach Light durch den schmalen Korridor zu folgen, ohne mit irgend einem Familienmitglied zu kollidieren, da seine Mutter drauf und dran war ihm nachzulaufen, es sich aber dann doch anders überlegt hat und wohl zu der Einsicht gekommen ist, dass ihr fast erwachsener Sohn selbst wissen muss was gut für ihn ist. Endlich oben angekommen schließe ich leise die Tür und sperre ab, nicht auszudenken, wenn doch jemand von seiner Familie nach ihm sehen und mich dann entdecken würde. Auf sein Rufen hin werde ich wieder sichtbar und trete langsam zu ihm ans Bett. „Wie geht’s dir Light?“ Was für eine dumme Frage! „Prächtig, sieht man doch!“, antwortet er hustend und hebt seine Hand. Was hat er vor? „Komm zu mir L, ich muss dir etwas sagen.“, krächzt er, es zieht ihm langsam die Augen zu und ich bin mir sicher, dass er in spätestens zwei Sekunden schläft. Seufzend knie ich mich vor das Bett, ich will ihm durch eine Gewichtsverlagerung auf der Matratze nicht noch unnötig mehr Schmerzen bereiten. „Was gibt’s du Spinner?“, frage ich leise und greife nach der Hand die er mir immer noch entgegen streckt, keine Ahnung ob es das ist was er will, aber etwas Besseres fällt mir im Moment nicht ein. „Danke, dass du da bist.“ Und dann kippt sein Kopf zur Seite, seine Augen fallen ihm zu und sein Atem wird ruhig und gleichmäßig. Der hat sie echt nicht mehr alle beisammen. Ist ihm klar was er da gesagt hat? Da liegt Kira. Der Mörder von hunderten von Menschen. Nicht zu vergessen: Mein EIGENER Mörder. Monate lang hat er mich an der Nase herumgeführt. Monate lang hat er ein falsches Spiel mit mir gespielt. Dann bringt er mich um und das Schicksal oder irgendein anders grausames Wesen denkt sich: Ach, das war doch ganz lustig mit den beiden, da schicken wir doch L gleich nochmal zu dem Wahnsinnigen, am besten noch als Schutzengel, und zu guter Letzt, haut er mir solche Sätze um die Ohren! Ich komme da nicht mehr mit! Ich brauche eine Auszeit! Schnaubend löse ich meine Finger aus Lights Hand und stehe auf. Das kann doch alles nur ein schlechter Scherz sein! Wütend reiße ich ein großes Loch in meinen blauen Wasserfall. BEYOND!!!!!!! Es tut ein leises Plopp und schon steht er im Zimmer, die Hände auf die Ohren gepresst, und starrt mich missgelaunt unter seinen schwarzen Haaren, die ihm wirr in die Stirn fallen, heraus an. «Was noch so einer? Ist der Kleine echt so ne große Nummer, dass er gleich die himmlischen Heerscharen anlockt?» Wütend funkle ich den Shinigami an. „Schnauze da drüben, du hast immerhin gar nichts gemacht um ihm zu helfen!“ Ich weiß selbst nicht, warum mich das so aufregt. «Entschuldige bitte, aber im Gegensatz zu dir, weiß ich was ich darf und was nicht!», ist seine gelangweilte Antwort und auf einmal wird mir heiß. Ich sollte Beyond ganz schnell hier rausbringen, bevor noch auffliegt, dass Light mich gesehen hat. „Meine Güte L! Was machst du denn für einen Aufstand!? Ich hätte schon noch bei dir vorbei geschaut, hättest mir doch auch einfach ne Postkarte schreiben können wenn du mich vermisst!“, mosert der auch direkt los und schüttelt seinen Kopf. Plötzlich ist mir mein Ausbruch von eben unsagbar peinlich. Ich weiß ja nicht mal, was ich sagen soll, warum ich ihn geholt habe, ohne ihm zu verraten, dass ich das Verbot übertreten habe! Oder halt! Natürlich! „Ich will, dass du mir auf der Stelle zeigst, wie man durch Wände geht!“, fordere ich so bestimmt wie ich kann und blicke ihn herausfordernd an. Das erklärt zwar nicht warum ich gerade so aufgebracht bin, aber sooo gut kennen wir uns ja auch nicht, vielleicht fällt es ihm gar nicht auf? „Und deswegen rufst du mich??“ „Ähm… ja?“ Etwas verunsichert ziehe ich meinen Kopf zwischen die Schultern. „Ach na meinetwegen, irgendwann musst du es sowieso lernen und wenn ich schon mal da bin… Wie geht’s dir so Ryuk altes Haus? Lange nichts von dir gehört!“, begrüßt er dann den Shinigami, der grinsend in einer Ecke hockt und uns beide mit neu erwachtem Interesse beobachtet. «Ach du bist´s! Hab dich in dem schicken Zwirn gar nicht erkannt! Geht so, Light ist echt in Ordnung. Hier bekomme ich so viele Äpfel wie ich will! Ach Beyond, was ich dich fragen wollte-» „Beyond was ist jetzt? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, Light wacht bestimmt bald auf!“, gehe ich panisch dazwischen, ich weiß ganz genau was Ryuk meinen alten Widersacher fragen will, es ist schon schlimm genug, dass die zwei sich anscheinend schon länger kennen - woher auch immer -, aber ich muss mit aller Macht verhindern, dass mein kleines Geheimnis auffliegt. Glücklicherweise belässt Ryuk es wohl dabei, zumindest sagt er nichts mehr dazu, und so wendet sich Beyond dann schließlich mir zu, und deutet mir, ihm zur Balkontür zu folgen. „Dein erster Ansatz gestern war schon richtig gut, du hast nur aus der falschen Richtung gedacht.“, erklärt er mir und ich nicke zum Zeichen, dass er meine volle Aufmerksamkeit hat. Moment. Woher weiß er…? Dieser miese… „Wenn mir eine kurze Frage gestatte wäre,“, beginne ich und warte bis Mr. Superschick - heute trägt er einen dunkelbraunen Anzug mit hellgrünem Hemd, anscheinend legt man da oben Wert auf Mode? – sich mir zuwendet, „Wie kann es sein, dass du weißt, dass ich das gestern schon einmal versucht habe?“ Die Arme vor der Brust verschränkt und unter meinen Achseln eingeklemmt, so dass sie ihm nichts tun können, funkle ich ihn wütend an und warte auf eine Erklärung. „Weil ich dein Betreuer bin? Ich kann alles sehen und hören was du tust und ab und an, wenn du abgelenkt bist, krieg ich sogar was von deinen Gedanken mit. Wozu wäre ich denn gut wenn ich nicht ständig ein Auge auf dich hätte??“ „Aber…das…das heißt ja…“ „Jup, ich weiß, dass Lightiboy dich gesehen hat, aber hey,“, mit einem verschwörerischen Grinsen legt er mir den Arm um die Schulter und zwinkert mir neckisch zu, „ist ja nicht so, als hätte ich mich selbst immer an die Regeln gehalten. Wenn du nichts sagst, von mir erfährt auch keiner was!“ Der Aufprall von dem Stein der bei diesen Worten von meinem Herzen fällt, ist sicherlich noch am anderen Ende der Stadt zu hören. „Und ganz unter uns L, sag mal, bist du eigentlich blind, taub UND blöd?“ Verwirrt und beleidigt schiebe ich ihn weg. Was fällt dem eigentlich ein? Nur, weil er mein Vorgesetzter ist, was auch immer das bedeuten mag, muss er noch lange nicht so mit mir reden! „Was willst du mir damit sagen?“, frage ich nach und sehe über Beyonds Schulter, dass Ryuk sich vor Lachen den Bauch hält. Die wollen mich doch alle auf den Arm nehmen!? „Hast du es wirklich noch nicht bemerkt?“, fragt er mich grinsend und schaut mich ganz komisch an, als könnte er nicht glauben, was er da vor sich sieht.„Der Jäger ist zum Gejagten geworden!“, sagt er dann und wackelt vielsagend mit seinen Augenbrauen. Meine Güte und da soll man ruhig bleiben! Erst Ryuk mit seinen Anspielungen, dann Light mit seinen komischen Bemerkungen und jetzt fängt Beyond auch noch an. Kann hier denn nicht einmal jemand Klartext mit mir reden? Ich komme mir gerade wirklich unsagbar dumm vor, ein Zustand, der mir bisher vollkommen fremd war. „Du checkst es echt nicht, oder?“ Langsam reißt mir der Geduldsfaden, ich hätte nicht übel Lust ihm (Autsch!)… „Na, na, na, keine Gewalt gegen den Führer!“, meint Beyond und prustet dann zusammen mit Ryuk los, als wäre das der Witz des Jahres gewesen. Ich habe langsam keine Lust mehr. „Na du kommst schon noch drauf Kleiner!“, sagt er dann als er sich einigermaßen beruhigt hat und tätschelt mir den Kopf. Ich frage mich, wie weh es mir tun würde, wenn ich ihn in die Hand beiße… Hey! Wahrscheinlichkeitsberechnungen sind schmerzfrei! Gut zu wissen! „Ist mir langsam echt egal was ihr hier alle für ein Problem habt, das geht mich alles nichts an. Ich will jetzt endlich wissen, wie das mit dem „Durch-Wände-Gehen“ funktioniert!“, brumme ich und bringe einen Meter Sicherheitsabstand zwischen Beyond und mich, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich ihn vor mir, oder mich vor ihm schützen will. „Na dann mal los, bringen wir dem Neuling mal bei was es heißt, sich wie ein richtiger Engel zu bewegen. Stell dich da hin, und streck deine Hände aus. Wie schon gesagt, dein Denkansatz gestern war gar nicht mal so verkehrt, du hast nur aus der falschen Richtung gedacht. Du darfst dir nicht vorstellen, du wärst nicht da, sondern, dass die Wand, oder jeder andere Gegenstand dich aufnimmt und ein Teil von dir ist. Damit geht ihr eine zeitweilige Verbindung ein, so lange, bis du sie loslässt. Guck, so!“ Damit macht er einen Schritt nach vorne und tritt durch die Glastür nach draußen auf den Balkon. Seine Erscheinung flackert nicht einmal, es scheint wirklich ganz einfach zu sein. Lächelnd dreht er sich um, macht eine affektierte und total übertriebene Pose in dem er eine Hand in die Luft streckt, eine Hand in die Hüfte legt, sein Gewicht auf ein Bein verlagert und die Hüfte einknickt. Mit einem Wort: lächerlich. Dann macht er wieder einen Schritt auf mich zu und schon steht er neben mir, als wäre er nie weg gewesen. „Jetzt versuchst du es mal L. Schön konzentrieren!“ Ich atme noch einmal tief ein und schließe meine Augen damit ich meine Gedanken besser ordnen kann. Die Tür nimmt mich auf, sie und ich sind Eins, die Tür nimmt mich auf, sie und ich sind Eins, die Tür nimmt mich auf- DOONNGGGG!!!! Das war mir so klar! TBC Kapitel 14: Besondere Heilkräfte -------------------------------- „Ist ja in Ordnung, ihr könnt jetzt wieder aufhören zu lachen!“ Ich meine, meine Grundstimmung ist gerade sowieso nicht die allerbeste. Dass ich jetzt zum zweiten Mal daran gescheitert bin durch diese Drecksbalkontür zu laufen bessert meine Laune auch nicht gerade, aber was die zwei Idioten da gerade machen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf! Beyond und Ryuk… ich kann es fast gar nicht aussprechen ohne gleich aus dem Stand zu explodieren, die zwei Spinner liegen auf dem Boden und lachen mich seit einer geschlagenen viertel Stunde aus! Ich weiß, ich habe alles richtig gemacht! Ich weiß es einfach! Es ist doch nicht meine Schuld, dass diese 'Durch-die-Wand-Sache' mit meinem Körper anscheinend nicht möglich ist, ich bin eben was Besonderes! „Wenn ihr jetzt nicht sofort aufhört zu lachen-“, beginne ich, werde aber direkt von Beyond unterbrochen. „Was dann?“, keucht er, ich kann ihn kaum verstehen weil er einfach nicht aufhört zu lachen. „Bewirfst du uns dann mit Blumen bis wir bluten?“ Mir fehlen die Worte. Wütend verschränke ich die Arme vor der Brust und knalle mich aufs Bett. Mist! Jetzt habe ich auch noch Light aufgeweckt. Und einen meiner Flügel verbogen. „L? Was ist denn hier los? Wer ist dieser Mann?“, brummt er verschlafen und reibt sich die Augen, zuckt bei jeder Bewegung aber vor Schmerz zusammen. Ich könnte mich in den Arsch beißen. Wie schön, Angriffe die mich selbst betreffen, werden offenbar auch nicht mit Krämpfen honoriert, wenn das nicht die beste Nachricht des Tages ist! „Wer? Der Idiot im Anzug? Ist nicht wichtig Light, lass mich dir lieber beim Ausziehen helfen, du solltest schlafen, du siehst nämlich echt scheiße aus.“ „Wow, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, du bist doch sonst nicht so biestig.“, flüstert Light und mustert mich sichtlich verwundert. „Hm? Na der blöde Kerl da drüben, und Ryuk ist übrigens kein Stück besser!“ «Oh Mann L, du mutierst hier gerade zur Oberzicke, krieg dich wieder ein!», feixt der Todesgott und wischt sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel, mich würde wirklich interessieren, was daran gerade so lustig war! Plötzlich steht Beyond neben mir und beugt sich lächelnd über Light, der nicht so aussieht, als würde er heute noch recht große Sprünge machen. „Hey Kira! Gestatten, ich bin Beyond Birthday. Mich hast du auch umgelegt, so vor nem halben Jahr oder so.“ Bei diesen Worten geht ein Ruck durch den Körper des Jungen, er spürt wohl, dass Beyond mit Vorsicht zu genießen ist. „Keine Angst Kleiner, auch wenn ich mittlerweile nicht mehr im aktiven Dienst bin, unterliege ich was Schmerzen angeht den gleichen Gesetzen wie L hier, ich kann dir nichts tun, allerdings solltest du in Zukunft aufpassen wo du hinläufst, man trifft sich immer zweimal im Leben!“, säuselt Beyond dem Verletzten ins Ohr und ich frage mich gerade ob es mir die Sache wert ist, Beyond, ganz freundschaftlich natürlich, eine überzuziehen. He, he, ich liebe Wahrscheinlichkeitsberechnungen… Ob man die Gesetze auf diese Art irgendwie umgehen kann? Aber jetzt muss ich erst mal Light vor Beyonds Übereifer retten. „Lass ihn in Ruhe B, siehst du nicht, dass er verletzt ist?“ „Das war ich auch, hat ihn das davon abgehalten mich abkratzen zu lassen? Nein, also lass mir doch ein bisschen meinen Spaß, guck nur, wie niedlich blass er gerade geworden ist!“, sagt Beyond und streckt seine Hand nach Light aus, der will ausweichen, aber Beyond schiebt sich einfach über ihn, das läuft anscheinend nicht unter gewaltsam festhalten, also unternimmt sein Körper auch nichts dagegen. Aber dummerweise meiner als ich das sehe. In dem Moment in dem sich Beyond der Länge nach auf Light legt, packe ich ihn am Kragen, und obwohl ich spüre wie mich die Krämpfe überrollen, lasse ich nicht los, bis ich B von ihm heruntergezerrt habe und zusammen mit ihm auf dem Boden liege. Irritiert schaut mich mein Spiegelbild an, blickt mir eine ganze Zeit lang forschend ins Gesicht und hat anscheinend alle Zeit der Welt, liegt er doch wie es aussieht gerade ziemlich bequem auf mir. „Aha!“, sagt er dann, und stützt seinen Ellenbogen neben meinem Kopf ab, um sein Kinn in seiner Handfläche zu parken, während er mich weiterhin ansieht, jetzt allerdings mit einem fetten Grinsen im Gesicht. „Was AHA!?“, murre ich noch etwas außer Atem, die Schmerzen gerade waren höllisch, weiß der Teufel was mich da geritten hat! „Nichts! Einfach nur: Aha!“, antwortet er und steht endlich auf. „Na wenn du meinst. Kannst du mir wenigstens helfen ihn umzuziehen? Allerdings ohne ihn zu erdrücken, zu bedrohen oder sonst irgendetwas zu tun, das nichts mit dem Wechseln seiner Klamotten zu tun hat?“ So wirklich passt mir das eigentlich nicht, aber der Junge hat ohnehin schon Schmerzen, und zu zweit werden wir schneller sein und ihm wahrscheinlich auch weniger wehtun. „Na klar kann ich das, ist doch selbstverständlich!“ Ich hätte eigentlich mit mehr Widerstand gerechnet, aber mir soll´s recht sein. „Ach L, hast du übrigens gewusst, dass du auch Heilkräfte hast?“, fragt er dann, während er Light vorsichtig an den Schultern hochhebt, damit ich ihm seinen Pullover ausziehen kann. Sein Oberkörper sieht wirklich böse aus, überall Prellungen und Blutergüsse. Keine Brüche, aber das wird noch richtig lange richtig schmerzen. „Heilkräfte? Wirklich? Nein, woher hätte ich das wissen sollen wenn du es mir nicht erzählst! Was muss ich tun?“ Ich muss mich richtig beherrschen nicht zu eifrig zu klingen, ich weiß selbst nicht, warum mich das so euphorisch stimmt, eigentlich sollte ich es doch genießen Kira so am Boden zu sehen, aber Tatsache ist, dass er mir einfach nur leid tut. „Also… deine Heilkräfte liegen in deinen Lippen.“, erklärt mir Beyond mit ernster Miene, woraufhin ich ein unterdrücktes Grunzen hinter mir höre, aber als ich mich umdrehe ist da nur Ryuk, der sich mit einem von Lights Büchern beschäftigt. „In meinen Lippen?“, frage ich skeptisch nach, aber warum sollte Beyond mich anlügen? „Jup, wenn deine Lippen eine verwundete Stelle berühren, dann heilt sie. Versuch es doch einfach, du wirst schon sehen!“ „Na gut…“, meine ich zögerlich und sehe Light an, der einen hochroten Kopf bekommen hat, aber ansonsten keine Miene verzieht. „Wo tut’s denn am meisten weh?“, frage ich dann, wenn, dann will ich ihm schnellstmöglich helfen und ich weiß ja nicht, ob diesen Kräften irgendwelche Grenzen gesetzt sind. „L, du musst das nicht tun, das geht von allein wieder weg, das ist wirklich nicht nötig!“, schaltet sich nun Light mit schwacher Stimme ein, er kann kaum sprechen weil einer der Schläger ihn ziemlich heftig gewürgt hat. Als er daraufhin für ein paar Sekunden ohnmächtig war, haben sie ihn schließlich in Frieden gelassen. Sein Hals sieht wirklich schlimm aus. Bestimmt schmerzt der höllisch beim Sprechen. „Ich weiß, aber ich bin dein Schutzengel und ich konnte vorhin als diese Kerle dich fertig gemacht haben schon nichts tun, also lass dir doch wenigstens jetzt von mir helfen.“, wende ich ein und ich finde, das klingt durchaus vernünftig! „Gut, wie du meinst.“, gibt er sich schließlich geschlagen, man sieht, dass er sich gerade nicht wirklich wohlfühlt, so halb entblößt auf Beyonds Schoß, wobei der sich aber gerade durchaus anständig verhält. „Aber nur, wenn du nichts dagegen hast.“, murmle ich, jetzt wird mir doch ein wenig unwohl, gerade ist mir nämlich aufgegangen, was es bedeutet, wenn ich ihn mit meinen Lippen heile. Wie ist es eigentlich so weit gekommen? Ich bin gerade mit mir selbst maßlos überfordert aber feststeht, dass ich Light helfen muss wenn ich kann, Punkt um! Ein kleines Bisschen hoffe ich, dass er mein Angebot doch noch ablehnt, doch dann nickt er nur ergeben und entspannt sich, soweit es in seiner Lage möglich ist. „Und wo?!“, frage ich dann noch einmal, vielleicht sagt er ja, dass sein linker Knöchel verstaucht ist, damit könnte ich gut leben. „Also wenn ich ehrlich bin, mein Hals bringt mich um…“, meint er dann leise und senkt den Blick, ihm scheint das Ganze nicht weniger peinlich zu sein als mir. „Also gut, dann der Hals!“, sage ich und klatsche meine Hände vor der Brust zusammen, keine Ahnung warum ich das tue, aber es kommt mir gerade richtig vor. Und los. Ich sollte mich auch bewegen, hm? Ich berühre immerhin nur seinen Hals mit meinen Lippen. Da ist doch nichts dabei. Das bedeutet gar nichts. Langsam beuge ich mich tiefer über ihn, ich will ihm Zeit geben das Ganze noch abzublasen falls er das doch nicht will, ich könnte es verstehen! Er bewegt sich nicht, hält ganz still, blickt mir nur stumm entgegen und sieht mich wieder mit diesem Blick an. Langsam wird mir warm. War das vorher schon so heiß hier drin? Meine Hände fühlen sich auch irgendwie taub an, ich glaube, ich werde krank. Können Engel überhaupt krank werden? „L, mach mal hin, wenn du dir noch länger Zeit lässt, stirbt er an Altersschwäche.“, brummt Beyond und grinst nur als ich ihm einen bösen Blick zuwerfe. Aber er hat ja Recht, wenn ich es noch weiter hinauszögere, mache ich es auch nicht leichter. Ich atme noch einmal tief ein, ignoriere den Umstand, dass mir mein Herzschlag überlaut in den Ohren dröhnt und überwinde schließlich die letzten Zentimeter. Hauchzart, um ihm nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen, lege ich meine kalten Lippen auf seine warme Haut, verharre dort, fühle das Blut unter meinen Lippen pulsieren und lausche seinem Atem, der zwar etwas schneller als gewöhnlich geht, aber das schiebe ich jetzt einfach auf den Umstand, dass er nur schwer Luft bekommt. Wie ist das eigentlich? Muss ich mich bewegen? Breitet sich die Heilung von einer Stelle in den ganzen Körper aus, oder heilt nur, was ich auch berühre? Ich gehe einfach mal auf Nummer sicher, ich will mir hinterher nicht vorwerfen lassen, dass ich nur halbe Sachen mache. Das ist ein absolut vernünftiger Gedankengang. Es hat nichts damit zu tun, wie weich sich seine Haut anfühlt, oder wie gut er riecht, oder… Langsam dringt ein leises, nur halb unterdrücktes Geräusch an meine Ohren. Es klingt irgendwie danach, als würde jemand sich die größte Mühe geben nicht zu Lachen. Irritiert löse ich mich von Lights Hals, hebe meinen Kopf und blickte direkt in Beyonds verzerrtes Gesicht. Er beißt sich mit aller Kraft auf seine Faust, sein Kopf ist so rot, dass er aussieht als würde er gleich platzen und ihm laufen Tränen übers Gesicht. Jetzt ist er komplett durchgedreht. Dann zieht er seine Hand aus seinem Mund, fängt plötzlich an schallend zu lachen und im gleichen Moment legt auch Ryuk hinter mir los. „L!“, keucht Beyond und schnappt erstickt nach Luft, während ich ihn verständnislos mustere. „L, du bist so ein Idiot! Mit den Lippen heilen! Hat man so was schon gehört! Du bist so ein Depp!“, kreischt er los und lacht und lacht und lacht. Ich glaube, mir war in meinem ganzen Leben noch nie Etwas so dermaßen peinlich! TBC Kapitel 15: So ist das! ----------------------- „Beyond, ich möchte, dass du jetzt gehst!“, sage ich so ruhig es mir in meiner momentanen Lage möglich ist und versuche Light vorsichtig von seinem Schoß zu ziehen, ohne dem Jungen dabei ins Gesicht zu sehen. „Och Mensch L, es ist doch gerade so lustig!!“, quiekt Beyond, denn um sich anständig zu artikulieren fehlt ihm gerade der Sauerstoff. «Ach komm B, lassen wir die zwei doch mal allein, wir haben uns so lange nicht gesehen, ich würde mich gern mal mit jemand anderem unterhalten als dem Kleinen.» Und ich? Bin ich niemand? „Stimmt auch wieder, na dann los Ryuk, lass uns ne kleine Runde drehen, ich war schon lange nicht mehr auf der Erde, auch wenn wir nicht weit kommen, aber so einmal um den Block sollte doch drin sein, trotz deiner Bindung.“, stimmt Beyond schließlich zu und steht auf. Sich immer noch den Bauch haltend, tätschelt er mir die Wange. „Bleibt ja anständig ihr zwei!“, meint er dann noch grinsend und im nächsten Moment ist er verschwunden, genauso wie Ryuk. Es ist so unfair, die beiden können sich unbemerkt durch die Welt bewegen, während ich immer darauf angewiesen bin, dass mir jemand die Türe aufhält! „L?“ Ein Buchstabe, aber es fühlt sich so an, als hätte er mich mit einem Elektroschocker erwischt. Plötzlich wird mir bewusst, dass wir zum ersten Mal seit langem alleine sind. Ganz ohne Ryuk. Und ohne Ketten. Und ohne Kameras. Alleine. „Ja?“ Ich traue mich nicht, mich zu ihm umzudrehen und bleibe einfach unbewegt sitzen. „Mir ist kalt. Und ich bin müde.“ Oh Mist! Er hat ja immer noch nicht seine Schlafsachen an. Und jetzt ist Beyond weg. Zaghaft wende ich mich dann doch zu ihm um. „Tut mir leid, daran hab ich nicht gedacht. Ich helfe dir.“, sage ich mit so unbewegtem Gesicht wie möglich, stehe aber auf und gehe durchs Zimmer um gleich mal das Licht auszuschalten, bestimmt ist es ihm unangenehm, wenn ich ihn so halb nackt und hilflos sehe. Ich tue das NICHT, weil ich mich dann wohler fühle! Mit mir hat das alles nichts zu tun! Langsam gehe ich zurück zum Bett. Er tut mir so unendlich leid. Sein ganzer Oberkörper sieht aus wie ein einziger blauer Fleck, ich will gar nicht wissen, wie weh das tun muss, aber er beklagt sich kein einziges Mal als ich ihm seinen Pullover, der immer noch halb über seiner Brust hängt, nun endlich ganz über den Kopf ziehe und ihm denn helfe, seine Arme in die Ärmel seines Schlafanzugoberteils zu stecken, um es anschließend nach unten zu ziehen. Wirklich mithelfen tut er aber auch nicht, er lässt sich ziemlich hängen, hat es ihn wirklich so schlimm erwischt? Mit einem Schulterzucken wende ich mich nun seinen Füßen zu und ziehe ihm seine Socken aus. Dann kommt der schwierige Teil. Das heißt… Eigentlich ist da doch nichts dabei, oder? Ist schließlich nur eine Hose und er ist ein Mann wie ich, es gibt nichts an ihm, das ich nicht auch hätte, oder an anderen Männern schon hundert Mal gesehen hätte, also warum macht mich das jetzt so nervös? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Währenddessen zwei Straßen weiter: «Also, dass sie dich nicht in die Hölle gesteckt haben werd ich wahrscheinlich nie verstehen. Nichts für ungut B, aber ich meine, du bist schon ein richtiger Bastard gewesen als du noch gelebt hast!» Stimmt schon, aber der Shinigami, der mir zu meinen Augen verholfen hat, hat da was für mich ausgehandelt. Oder der Teufel wollte mich nicht, weil er Angst vor mir hat, das kann auch sein! «Oh Mann, das würde ich sogar glauben, bei keinem anderen, aber bei dir schon! Und was genau machst du jetzt eigentlich hier?» Aaaaach, frag nicht, mir geht das eh schon so auf die Nerven! Da versuche ich Jahre lang L zu übertrumpfen, kreiere den perfekten Mord, das ultimativ unlösbare Rätsel, dann funkt mir diese blöde Kuh Misora in letzter Sekunde dazwischen, und dann muss ich auch noch einen so dermaßen unwürdigen Tod sterben! Ist das zu fassen? Und als ob das nicht genug wäre, muss ich auch noch L Babysitten, der ist einfach so unfähig! Du kannst dir das gar nicht vorstellen! Als er noch am Leben war, da war er ein Genie! Hat sich von nichts ablenken lassen und hat sein Ding durchgezogen ohne Wenn und Aber, dafür habe ich ihn echt bewundert. Und kaum verpasst ihm einer Flügel, geht für ihn die Welt unter und er kriegt nichts mehr gebacken! Gut, okay, das mit seinem Körper ist echt dumm gelaufen, aber für einen L sollte das doch kein Problem sein! Aber sag mal Ryuk, was ist eigentlich mit Light los? Der ist ja bis über beide Ohren in L verknallt! Mich wundert’s ja, dass dem keine Herzchen aus den Ohren flattern wenn er ihn ansieht! Geht das schon länger so? «Uh, das wird was Längeres, ich hoffe du hast Zeit!» Na klar, schieß los! «Das Ganze hat schon angefangen als L noch am Leben war. Ich habe die Zeit als die zwei aneinander gefesselt waren zwar nicht miterlebt, aber er hat mir im Lauf der letzten Woche alles erzählt. Er hat sich wohl in dieser Zeit irgendwann in seinen Jäger verliebt, hat sich aber nicht getraut, es ihm auch zu zeigen weil er sich sicher war, dass er zurückgewiesen werden würde. Dann hat er seine Erinnerungen zurückbekommen und das hat ihn dann noch mehr in die Enge getrieben, da sein Drang diese Schnapsidee von einer gerechten Welt in die Tat umzusetzen, wohl immer noch ziemlich stark war. Ich schätze mal, dass er sich einfach gedacht hat, da er L nicht haben kann, kann er zumindest sein Ziel verwirklichen, und dazu war ihm L nach wie vor ihm Weg. Er hat sich anscheinend eingebildet, wenn er L tötet, sterben auch seine Gefühle für ihn und so hat er es bis zum bitteren Ende durchgezogen.» Lass mich raten: Es hat nicht geklappt! «Blitzmerker. Da wäre sogar Misa draufgekommen! Na jedenfalls, war er danach fix und fertig. Er hat sogar ein paar Mal daran gedacht sich selbst in das Buch zu schreiben, ist dann aber zu dem Schluss gekommen, dass er sein Leben nicht einfach so wegwerfen kann, er wollte zumindest noch der Menschheit einen guten Dienst erweisen und so ging das Töten weiter, und zwar schlimmer als je zuvor.» Ich weiß, deshalb hatten die da oben es auch so eilig, L wieder auf die Erde zu schaffen. Das mit seinem Körper macht die Sache nicht gerade leichter, aber vielleicht kommt er so ja schneller an sein Ziel? «Das könnte durchaus sein. Light hat sich erst mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, wollte L nicht noch einmal an sich ranlassen, der Tag heute war wirklich katastrophal für den Kleinen. Ich hab mich allerdings prächtig amüsiert!» Das glaub ich dir gern! Ich hab ja von oben auch so einiges mitbekommen, das kann echt noch interessant werden! «Ja, vor allem, weil er jetzt wohl beschlossen hat zum Gegenangriff überzugehen. L sollte besser aufpassen, schließlich hat Light jetzt nichts mehr zu verlieren und L kann sich auch nicht wirklich gegen ihn wehren, ich finde das wirklich zu komisch! Vor allem, da es ja danach aussieht, als wäre L gegenüber Lights Annäherungsversuchen nicht ganz unempfänglich. Das war gerade so genial mit dem Heilen durch seine Lippen, ich dachte ich geh drauf vor Lachen! Wie kommt man nur auf so eine blöde Idee?» Hah! Die Frage ist wohl eher, wie kann mir der Blödmann das auch noch glauben?! Ich dachte ich geh kaputt als er sich mit diesem bierernsten Gesichtsausdruck daran gemacht hat klein Kira mit seinen Lippen zu heilen, ich hätte nie gedacht, dass er das wirklich durchzieht, auch wenn ich schon ein bisschen stutzig geworden bin, als er mich trotz der Krämpfe vom Bett gezerrt hat. Meinst du, er hat es selbst schon gemerkt? «Was? Dass er auf dem besten Weg ist, sich in seinen Mörder zu verlieben? Ich denke nicht, der L den ich kenne, der hat mit so was nichts am Hut, den müsste die Liebe schon in den Hintern beißen damit er´s merkt…. Aber bis es soweit ist, dürfte es ja nicht mehr lange dauern!» Ungehört verklingt das schallende Lachen des Engels und des Todesgottes in der Nacht, während sie freundschaftlich durch die leeren Straßen schlendern, sie hatten sich wirklich lange nicht gesehen und sich noch viel zu erzählen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verunsichert krabble ich über das Bett und hocke mich neben Lights Hüfte, wobei ich weiterhin jeden Blickkontakt vermeide. Was soll ich jetzt tun? Ich kann ihn doch nicht einfach ausziehen. Aber anders wird es nicht gehen. Na immerhin ist es dunkel, das wird schon… irgendwie… Meine Hände zittern ein bisschen als ich sie nach seinem Hosenbund ausstrecke und den Kopf öffne, als dann der Reißverschluss drankommt spüre ich, wie sich Schweiß auf meinem Rücken bildet, das ist doch nicht normal! Mein Herz schlägt so heftig, dass es locker für zwei Herzen reichen würde, und als ich mich schließlich über ihn beuge, eine Hand unter seine Hüfte schiebe, sein Becken etwas anhebe und ihm dann mit der anderen Hand die Hose über die Hüften schiebe, wobei ich ein echtes Problem dabei habe, seine Unterwäsche nicht auch gleich mit zu entsorgen, stehe ich kurz vor davor zu Hyperventilieren. Meine Güte ist das anstrengend, und Light hilft kein bisschen mit! Was ist denn mit dem los? So schwer verletzt kann er doch gar nicht sein! Frustriert hebe ich den Blick und will ihm gerade sagen, dass er sich gefälligst auch ein bisschen mit einbringen soll, schließlich ist er ein erwachsener Mann und kein Kleinkind, als er sich plötzlich aufrichtet – hey! Ich dachte der ist halb tot! -, sich zu mir herunter beugt, den Kragen meines Shirts packt und mich mit einem kräftigen Ruck über sich zieht, so dass ich halb auf ihm zum Liegen komme. Irgendwie bekomme ich langsam Probleme beim Atmen und es ist schon wieder so schrecklich heiß hier drin, ich würde mir am liebsten die Klamotten vom Leib reißen, aber das wäre in dieser Situation vielleicht etwas missverständlich. Apropos missverständlich. Mit weit aufgerissenen Augen blicke ich nach unten in Lights lächelndes Gesicht. Es scheint ihm doch wieder relativ gut zu gehen, warum braucht er dann Hilfe? Und was soll dieser Blick? Das ist jetzt das dritte Mal, dass er mich so ansieht, das geht mir durch und durch, mein ganzer Körper kribbelt und mein Magen spielt verrückt, was denkt der sich eigentlich!? „Light, was soll-“ „Halt die Klappe L!“ TBC Kapitel 16: Das Geheimnis ------------------------- Eigentlich finde ich es nicht in Ordnung, dass auf einmal alle Welt denkt, sie könne so mit mir reden und mir am laufenden Band den Mund verbieten, aber mein Bedürfnis nach Aufklärung darüber, dass auch ich als Engel der untersten Stufe ein Anrecht darauf habe, dass man vernünftig mit mir redet, verflüchtigt sich mit jedem Zentimeter, den Light mich näher zu sich zieht. Seine Linke hält immer noch meinen Kragen fest, beraubt mich jeder Möglichkeit mich ihm zu entziehen ohne Gewalt anzuwenden, und gerade hebt er seine Rechte zu meinem Gesicht, und legt sie erst sanft auf meine Wange streichelt mich mit seinem Daumen, nur um mir die Wärme die seine Hand abstrahlt wieder zu entziehen. Langsam wandern seine Finger nach hinten zu meinem Ohr, verschwinden dann in meinen Haaren, fahren mit sanftem Druck über meine Kopfhaut, um danach in meinen Nacken zu gleiten, und mich langsam, aber unnachgiebig immer tiefer zu ziehen, Was hat er vor? Das kann er doch nicht machen? Und warum fühlt es sich so an, als würde mein Herz gleich zerspringen? Warum kribbelt mein Magen so unerträglich, als befänden sich hunderte von Schmetterlingen darin? Warum… fühlt es sich so richtig an? Mein Hals wird eng, ich bekomme kaum noch Luft. Mühsam schlucke ich den Kloß hinunter, der sich in meinem Hals gebildet hat und dann mache ich einen Fehler. Ich löse meinen Blick von seinen Augen, und lasse ihn nach unten schweifen. Zu seinen Lippen. Zu seinen vollen, weichen Lippen, die zu einem liebevollen Lächeln verzogen sind und eine beinahe magische Anziehungskraft auf mich ausüben. Langsam wird mir auch klar, worauf das Ganze hier hinauszulaufen droht. Was mich daran allerdings am meisten verwirrt ist, es stört mich nicht... „L?“ Und wieder geistern kleine Stromstöße durch meinen angespannten Körper, wie macht er das bloß?! „Was?“, es kostet mich fast übermenschliche Anstrengung dieses eine Wort in meinem Kopf zu bilden, dann in eine allgemein verständliche Sprache umzusetzen, und schließlich über meine bebenden Lippen zu zwingen. „Darf ich dich küssen?“ Was soll ich darauf jetzt antworten? „Na am besten 'Ja' wenn das heute noch was werden soll!“, dringt eine mir nur allzu bekannte Stimme aus der Dunkelheit und im nächsten Moment geht das Licht an. Ich weiß gar nicht was ich zuerst machen soll! Beyond aussperren, vom Bett springen oder mich zu Tode schämen. Alles auf einmal wäre gut, aber ich hab´s leider nicht so mit Multitasking, also beginne ich damit so schnell ich kann aus dem Bett zu kriechen, und zu hoffen, dass ich gerade nicht so aussehe wie ich mich fühle. „Ach was, ihr hättet wegen uns doch nicht aufhören müssen, ich wollte nur etwas mehr Licht, ich bin schließlich kein Vampir und kann folglich auch nicht so gut im Dunkeln sehen!“, höhnt Beyond und steht breit grinsend mit verschränkten Armen vor dem Bett, allerdings zum Glück auf der anderen Seite. „Wir haben gar nichts gemacht!“, stoße ich viel zu heftig hervor, das ist mir selbst zwar bewusst, aber mein Herz hat immer noch nicht zu seinem normalen Rhythmus gefunden und auch der Rest meines Körpers macht irgendwie was er will, ich bin gerade ziemlich durch den Wind muss ich zugeben. Um Unterstützung heischend wende ich mich Light zu. „Sag´s ihm! Wir haben nichts gemacht! Ich habe dir nur beim Umziehen geholfen, weil du das nicht alleine kannst!" Entsetzt sehe ich dabei zu, wie er sich träge auf dem Bett räkelt, seine Arme hinter dem Kopf verschränkt und mich dann unter gesenkten Lidern heraus mustert. Er sieht aus wie eine Katze, die man gerade dabei erwischt hat, wie sie die Schüssel mitder Schlagsahne ausgeleckt hat. Es ist ihm anscheinend kein bisschen unangenehm, dass wir… erwischt, NEIN! Das würde bedeuten, wir hätten etwas getan, was aber gar nicht der Fall ist! Ich muss aufhören so etwas zu denken! „Ich kann mich nicht erinnern, dich um etwas Derartiges gebeten zu haben L…“, meint er dann leise und um das Maß gar voll zu machen, zwinkert er mir auch noch zu! Der hat sie nicht mehr alle! Wie muss das jetzt auf Ryuk und Beyond wirken!? Die denken jetzt doch bestimmt- „Keine Panik L, ich weiß doch, dass noch nichts gelaufen ist, ich hör dir immerhin schon ne ganze Weile zu, du alte Trantüte! Ach nur fürs Protokoll, er hat dich tatsächlich nie drum gebeten ihm zu helfen, nur, damit ich das mal erwähnt habe.“, erklärt B und ich würde am liebsten… ganz viele nette Dinge mit ihm tun! „Geh mal bitte aus dem Zimmer.“, fordert er mich dann auf, dreht sich sogar um, um mir die Balkontür aufzuhalten. Was soll denn bitte das jetzt wieder? Ich würde mich ja weigern, schließlich kann er mir genauso wenig Gewalt antun wie ich ihm, aber ich bin mir sicher, wenn ich jetzt nicht freiwillig gehe, denkt er sich nur wieder irgendeine Gemeinheit aus, und ich habe jetzt wirklich genug Aufregung für einen Tag, ach was sage ich, für ein ganzes Leben gehabt. Murrend verziehe ich mich raus auf den Balkon, mache mich noch schnell unsichtbar bevor ich ins Freie trete, und drehe mich anschließend um, um zumindest zu sehen, was Beyond da wieder im Schilde führt. Schockiert sehe ich dabei zu, wie Light – auch wenn er dabei schmerzvoll das Gesicht verzieht, so finde ich es doch eine Frechheit, dass er so hilflos getan hat – sich aufsetzt, auf der Matratze nach hinten rutscht, sich dann mit dem Rücken an das hölzerne Bettgestell lehnt, und Beyond mit skeptischem Blick dabei beobachtet, wie der sich zu ihm aufs Bett setzt. Dann beginnt Beyond ihm mit ernster Miene etwas zu erzählen, allerdings so leise, dass ich durch das Glas hindurch absolut nichts verstehen kann. Wie gemein! Beyond ist MEIN Betreuer! Kira ist SEIN und MEIN Mörder und trotzdem verbünden sich die beiden jetzt, ich finde das so ungerecht! Warum werde ich immer außen vor gelassen? Vielleicht kann ich wenigstens aus ihren Gesichtern etwas ablesen? Lippenlesen kann ich leider nicht, das wäre gerade unheimlich praktisch gewesen! Light hört ihm scheinbar konzentriert und mit ernstem Gesicht zu, nickt hin und wieder und man merkt, dass die zwei irgendetwas aushecken. Ich will wissen, was da vor sich geht! Mit zusammengekniffenen Augen beobachte ich, wie Light nun seinerseits etwas sagt und dann lächelt er. Er lächelt! Kira lächelt Beyond Birthday zu, wie viel schlimmer kann es eigentlich noch werden? Okay, sorry, mein Fehler, es geht natürlich noch schlimmer! Jetzt streckt Beyond nämlich tatsächlich seine Hand aus um sie Light auf die Schulter zu legen und mit der anderen Hand schüttelt er – übrigens ebenfalls lächelnd, ich bekomme gleich die Krise hier draußen – Lights ausgestreckte Rechte und danach sehen beide recht zufrieden aus. Ich will auf der Stelle wissen, was die beiden besprochen haben! Ich will gerade noch einen letzten Versuch starten vielleicht doch durch diese verdammte Glastür zu laufen, aber da erhebt sich Beyond und lässt mich wieder ins Zimmer. Seine Augen blitzen und ich habe das Gefühl, dass das nichts Gutes zu bedeuten hat. „Was gibt’s hier für Heimlichkeiten!?“, verlange ich mit Nachdruck zu wissen, aber ich bekomme nicht nur keine Antwort, nein, ich werde von allen einfach ignoriert. „Also dann Ryuk, war schön, dich mal wieder gesehen zu haben, jetzt, wo ich wahrscheinlich öfter hier zu tun habe, können wir das ja mal wiederholen?“, sagt Beyond und will anscheinend endlich wieder verschwinden. Ich könnte nicht behaupten, dass mich der Gedanke an ein Beyond-freies Leben traurig stimmt, aber mich fragt ja leider keiner. «Ja klar, lass dich mal wieder anschaun!», bekommt er zur Antwort, zwinkert Light noch grinsend zu und mit einem letzten gönnerhaften Schulterklopfen für mich, worauf ich gut und gerne hätte verzichten können, verschwindet er und endlich kehrt wieder Ruhe ein. Oder auch nicht. Ich bin nämlich immer noch sauer. Wie konnte Light mich so bloßstellen!? Mit einem schnellen Seitenblick zu ihm stelle ich fest, dass er mich mustert. Das Lächeln ist mittlerweile verschwunden und hat etwas anderem Platz gemacht. Er sieht so aus, als würde er schon wieder etwas planen. Doch bevor ich mir noch mehr Gedanken darüber machen kann streckt er sich und gähnt herzhaft. Dann strampelt er sich seine Hose von den Beinen, schlüpft in die schon bereitgelegte Pyjamahose und krabbelt unter die Decke. Seine Bewegungen sind relativ schwerfällig und ab und an verzieht er das Gesicht, aber er bewegt sich. Ist doch nicht zu glauben, so ein verdammter Simulant! „Ich schlafe jetzt L, gute Nacht.“, sagt er und dreht mir ohne ein weiteres Wort einfach den Rücken zu. „Nichts da, ich will wissen, was du und Beyond da gerade zu bereden hattet!“, knurre ich wütend und trete näher ans Bett, bleibe allerdings davor stehen, ich will ihm gerade irgendwie nicht zu nahe kommen, zu deutlich erinnere ich mich daran, was seine Nähe ihn mir ausgelöst hat. „Das geht dich nichts an.“ So eine bodenlose Frechheit! „Natürlich geht mich das was an, wenn mein Betreuer und mein Mörder hinter meinem Rücken irgendwas planen!“ „Hinter deinem Rücken? Du hast und doch beobachtet?!“ „Du weißt ganz genau wie ich das meine!“ Langsam werde ich echt richtig wütend und muss höllisch aufpassen, dass meine Gedanken sich nicht selbstständig machen. Jetzt dreht er sich doch noch einmal zu mir herum und blinzelt grinsend zu mir herauf. „Du wirst es noch früh genug erfahren und jetzt gib Ruhe, ich bin hundemüde und will schlafen. Sei doch bitte so gut, und mach das Licht aus. Gute Nacht Ryuk.“ Und damit wendet er sich erneut ab und lässt mich mit offenem Mund einfach so stehen. Wie betäubt wandere ich zum Lichtschalter und lasse das Zimmer in Dunkelheit versinken. Langsam spüre ich auch, wie müde ich selbst nach diesem anstrengenden Tag bin, aber ich habe eigentlich keine Lust zu schlafen, ich weiß auch gar nicht, wo ich mich hinlegen soll, mit Light nach diesem Abend das Bett zu teilen kommt gar nicht in Frage, das ist mir viel zu peinlich… Oder? „L? Willst du da Wurzeln schlagen?“ Er will doch nicht…? Staunend sehe ich dabei zu - zumindest soweit ich es in dem wenigen Licht erkennen kann -, wie er hinter sich greift und die Bettdecke hochhebt. Was soll das jetzt? „Ich schulde dir was dafür, dass du versucht hast mich zu heilen, das war wirklich nett von dir!“ TBC Kapitel 17: Zu große Flügel --------------------------- Stocksteif stehe ich da und starre auf den freien Fleck Matratze den Light mir einfach so, ohne Diskussion und vollkommen freiwillig anbietet. Ob er insgeheim damit rechnet, dass ich ablehne und es nur aus Höflichkeit tut? Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, nach dem Aufstand gestern und dieser mehr als peinlichen Situation gerade eben kann er das nicht wollen. Ich will das ja eigentlich auch nicht, aber andererseits, ist sein Bett extrem bequem und ich bin wirklich fix und fertig, der Tag war ein einziges Chaos und mein Körper verlangt nach einer Pause. Mir war gar nicht klar, wie sehr ich mich nach ein paar Stunden erholsamen Schlaf sehne, denn bevor ich noch zu einer Entscheidung gekommen bin, hat sich mein Körper schon selbstständig gemacht und ist zu Light auf das Bett gekrabbelt, hat meine Beine unter die Bettdecke geschoben und meine Flügel hinter mir über dem Bettrand ausbalanciert. Allerdings ist mein Körper auf Autopilot leider nicht so zuverlässig wie ich mir das gewünscht hätte, denn genau in dem Moment in dem ich mich endlich entspannt auf ein zweites Kissen – das war gestern aber noch nicht da?!? – sinken lassen will spüre ich, wie mich das Gewicht meiner Schwingen rückwärts aus dem Bett zu ziehen droht. Ich ziehe scharf Luft zwischen meine Zähne, bringe auf die Schnelle aber keinen Ton heraus, sondern muss hilflos akzeptieren, dass ich gleich mal wieder einen ungeplanten Ausflug Richtung Boden machen werde. „Wo willst du denn hin?“, höre ich Light gerade noch fragen, als ich spüre wie er meinen Arm packt und mich festhält, bevor ich vollends aus dem Bett fallen kann. Leise glucksend zieht er mich wieder komplett auf das Bett, stemmt sich hoch, beugt sich über mich und zieht etwas an meinen Flügeln, bis das Gewicht optimal verteilt ist. „Danke…“, flüstere ich kleinlaut und traue mich nicht hochzusehen, befindet sich Light doch noch immer auf seinen Armen abgestützt direkt über mir und auch wenn ich auf der Seite liege komme ich mir irgendwie schutzlos vor. „Ist das bequem so?“, will er dann wissen und ich kann sein zweifelndes Gesicht im Dunkeln nur schemenhaft erkennen, während er meine langen Schwingen mustert. „Nicht… wirklich.“, gebe ich stockend zu. Was ist denn jetzt schon wieder los? Gerade war ich doch noch sauer auf ihn? Wo ist meine Wut denn auf einmal abgeblieben? „Möchtest du dich auf den Rücken legen?“, fragt er mich und sieht mich forschend von der Seite an, das alles ist mir echt ziemlich unangenehm, warum tut er das? „Ich weiß nicht, auf dem Rücken drücken die Flügel an meinen Schulterblättern.“, sage ich, bin aber gerührt, dass er sich so viele Gedanken um mein Wohlbefinden macht, auch wenn ich die Absicht, die sicherlich dahinter steht, noch nicht entdecken kann. „Auf der Matratze? Die gibt doch nach?!“, meint er dann und ich muss gestehen, dass ich daran noch gar nicht gedacht habe. Warum auch? Würde ich mich auf den Rücken legen, würde ich mit meinen Flügeln das gesamte Bett belagern, da ich sie so nicht einklappen könnte. Ich frage mich, wie Beyond das gemacht hat? Vielleicht sollte ich ihn fragen wenn ich ihn das nächste Mal sehe, wobei ich mir bei ihm gut vorstellen könnte, dass er sich kopfüber an einen Deckenbalken gehängt hat… Bei diesem Gedanken muss ich grinsen. „Was ist denn so lustig L?“, fragt Light und irgendwie klingt seine Stimme näher, als sie es dürfte. Erschrocken wende ich meinen Kopf und finde mich Nase an Nase mit seinem Gesicht, direkt über meinem konfrontiert. Geschockt zucke ich zurück und wäre, wenn Light nicht so gute Reflexe hätte, nun doch noch aus dem Bett gefallen. Leise lachend fängt er mich noch ein zweites Mal auf, setzt sich auf und zieht mich mit hoch, bis wir voreinander auf dem Bett hocken. Dann lässt er meine Arme los und beginnt meinen linken Flügel vorsichtig um mich herumzuziehen. Was hat er vor? „Junge, Junge L, die fühlen sich echt schräg an. Als hätte ich einen Falken in Übergröße in meinem Bett!“, brummt er und ich kann hören wie er grinst, das verwirrt mich alles, ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich verhalten soll! Verwundert sehe ich dabei zu, wie er mit seinen langen Fingern durch das weiße Gefieder streicht. Es fühlt sich merkwürdig, aber nicht unangenehm an. „So, jetzt leg dich hin.“, meint er, als ich schließlich mit gespreizten Schwingen vor ihm sitze. Na wenn er meint… Zögernd lehne ich mich zurück und stelle fest, dass er Recht hat. Die Matratze ist wirklich weich genug um den Druck soweit zu verringern, dass ich direkt vergessen könnte, dass ich Flügel habe, was für ein wunderbares Gefühl! Gerade zu himmlisch! Aber… „Aber jetzt blockiere ich das ganze Bett.“, wende ich ziemlich kleinlaut ein, ich will eigentlich nicht wieder aufstehen, aber es ist mir trotzdem unangenehm, ihm seinen Platz streitig zu machen. „Ach Quatsch, das geht schon. Siehst du?!“, sagt er dann, packt meinen linken Arm, zieht ihn so, dass er im rechten Winkel zu meinem Körper neben mir liegt… … und kuschelt sich an meine Seite. Seine Haare kitzeln meine Nase als er seinen Kopf an meiner Schulter bettet, dann spüre ich, wie er einen Arm um meine Taille schlingt, noch ein paar Mal hin und her rutscht um eine bequeme Position zu finden und schließlich, mit einem letzten tiefen, äußerst zufrieden klingenden Atemzug zur Ruhe kommt. Er will doch nicht ernsthaft so schlafen? Ich werde die ganze Nacht kein Auge zu machen! Warum macht er das? Mein Herz spielt schon wieder Achterbahn, ich hoffe, dass er nicht hören kann wie laut es schlägt und wenn er es doch hört hoffe ich, dass er wenigstens so viel Anstand hat und seine vorlaute Klappe hält. Mir reicht´s für heute. Endgültig! Und wenn dieses verdammte Bett nicht so bequem wäre, würde ich auch keine Sekunde länger hier liegen bleiben, aber es ist einfach so herrlich auf dem Rücken zu liegen, ohne, dass sich mir die Flügel in die Schulterblätter bohren! „Schlaf gut L.“ Ein leiser Hauch, mehr warme Luft an meinem Hals als wirklich gesprochene Worte, aber ihre Wirkung auf mich ist verheerend! Meine Haut kribbelt, ich spüre wie mir schon wieder heiß wird und ich kann gerade so den Impuls unterdrücken, den schlanken Körper der sich entspannt an meinen schmiegt näher zu ziehen, einfach, weil es sich so gut anfühlt. Hör auf L! Das ist nicht richtig! Er ist dein Feind! Du hast eine Mission! Lass dich nicht von deinen Gefühlen steuern! Moooment!? Was denn für Gefühle überhaupt? Da ist nichts! Gar nichts! Wie komme ich auf solche dummen Gedanken? „Du auch.“, murmle ich zurück. Aus reiner Höflichkeit wohl gemerkt. Das macht man so, wenn man sich das Bett teilt. Glaube ich. Wie war das damals? Haben wir da auch…? Das kann man gar nicht vergleichen! Damals hatte ich noch keine Flügel, weil ich da nämlich noch gelebt habe! Genau! Das war BEVOR mich Light auf dem Gewissen hatte. Die Situation war damals ganz anders. „Hör auf zu denken L und schlaf.“, brummt der junge Mann in meinem Arm und schiebt sich tatsächlich noch näher, wobei ich mir eigentlich sicher war, dass das gar nicht mehr möglich ist. „Tu ich gar nicht.“, gebe ich patzig zur Antwort, das wäre ja noch schöner, wenn ich mir jetzt schon von ihm vorschreiben lassen würde, wann ich denken soll und wann nicht! „Tust du wohl!“, beharrt er. Klugscheißer! Während ich noch so drüber nachdenke, dass es ihn wirklich nichts angeht, wann ich was denke, spüre ich, wie die Hand die gerade noch warm auf meiner Hüfe gelegen hat langsam höher wandert. Sanft streicht sie über meinen Bauch, meine Brust und mein rechtes Schlüsselbein, streift federleicht an meinem Hals hinauf und kommt schließlich an meiner Wange zum Liegen. Dann merke ich, wie mein Gesicht, das bis gerade eben noch hoch zur Decke gerichtet war zu Seite gezogen wird, und plötzlich befindet sich Lights Gesicht schon wieder erschreckend nahe vor meinem. „Aber ich weiß genau, wie ich das unterbinden kann.“, raunt er mir lächelnd zu und ich spüre, wie mein Körper schon wieder etwas tut, was er eigentlich nicht tun soll. Ich bin ja nun nicht blöd und selbst ich habe schon mal einen Liebesfilm gesehen und weiß, worauf das hier hinausläuft, aber so sehr ich mich auch dagegen wehre, ich kann mich einfach nicht beherrschen. Ich weiß, dass er nichts machen wird, wenn ich es jetzt einfach auf sich beruhen lasse und meinen Kopf wegdrehe, aber ich kann nicht. Mein Herz klopft mir bis zum Hals als ich zitternd meinen Mund öffne und mein Schicksal besiegle. „Und… wie willst du das schaffen?“ Er muss den Druck in meinem Nacken gar nicht mehr verstärken, muss mich nicht zu sich ziehen oder sich mir in irgendeiner Art und Weise aufzwingen, mein Verstand hat sich bereits verabschiedet und meinen Gefühlen das Kommando überlassen, und die wissen anscheinend ganz genau was zu tun ist. Flatternd schließe ich meine Augen, strecke mich Light entgegen und sterbe fast ein zweites Mal, als sich sein Mund warm und weich auf meinen legt. Ich habe noch niemals etwas empfunden, was dem hier gleichkommen würde. Zwei Welten prallen auf einander und ich weiß nicht wie es bei ihm ist, aber meine explodiert in einem hellen Lichtermeer, zerfällt in ihre Einzelteile und gerade als ich denke, dass ich endlich verstanden habe, was wahres Glück bedeutet, seufzt er an meinen Lippen und in diesem Seufzen liegt eine solch tiefe Sehnsucht, wie ich sie so niemals erwartet hätte. TBC Kapitel 18: In der Defensive ---------------------------- Viel zu schnell ist der Moment wieder vorbei und Light löst sich von mir. Seine Hand weiterhin an meinem Gesicht lächelt er liebevoll zu mir hinauf. „Und? Hat es funktioniert?“, will er wissen, und ich brauche einen Moment bis ich verstehe was er meint, dann muss auch ich lächeln und antworte: „Was funktioniert?“ „Siehst du? Geht doch. Und jetzt lass uns schlafen, auch wenn morgen Samstag ist und ich nicht in die Uni muss, ich bin ziemlich am Ende und mir tut alles weh.“, flüstert er, streichelt mir noch einmal sanft übers Gesicht und dann ist die Spannung die gerade noch über uns geschwebt hat plötzlich verschwunden, und hat einer äußerst friedlichen Atmosphäre Platz gemacht, in die ich mich nun mehr oder weniger entspannt einsinken lasse; auch ich spüre, wie erschöpft ich von der ganzen Aufregung bin. Doch obwohl ich mir die größte Mühe gebe, vergehen noch gute zwei Stunden bevor ich endlich einschlafen kann. Meine Gedanken hängen immer noch bei dem Kuss fest. Was ist nur in mich gefahren? Oder in ihn? Es ist ja wohl offensichtlich, dass er die treibende Kraft hinter dem Ganzen ist. Aber warum? Was verspricht er sich davon? Denkt er, wenn er so etwas tut werde ich einfach vergessen was geschehen ist, bzw. dass ich in Zukunft die Augen davor verschließe, dass er immer noch diesen wahnwitzigen Plan von seiner neuen Welt verfolgt? Heute ist niemand gestorben. Das verbuche ich jetzt trotz allem was heute geschehen ist, als vollen Erfolg, aber… Ich frage mich, wie das hier noch weitergehen soll… Irgendwann sind mir dann wohl doch die Augen zugefallen, denn das Nächste was ich mitbekomme, ist eine warme Hand die sich unter mein Shirt geschoben und auf meinen Bauch gelegt hat, wo sie mit sanften, kreisenden Bewegungen über meine Haut wandert. Diese Berührung hat nichts anregendes, fühlt sich einfach nur gut an und entspannt bleibe ich reglos liegen und genieße die Streicheleinheiten. Seit ich als kleines Kind mit Bauchschmerzen im Bett gelegen habe, hat mich niemand mehr so angefasst, es ist wirklich unglaublich angenehm. Ohne dass ich es verhindern kann, schleicht sich ein leises wohliges Seufzen über meine Lippen und die Bewegung kommt ins Stocken. Schade. „Guten Morgen.“, schnurrt es leise an meinem Ohr und irgendwie ist mir gerade danach zu lächeln, ich weiß selbst nicht so genau warum. „Morgen.“, antworte ich und strecke mich gähnend. Ich muss sagen, ich habe ausgezeichnet geschlafen. Die Matratze war so unglaublich bequem, es war schön warm unter der Decke und überhaupt… Langsam beginnt mein Verstand sich wieder zu melden und jagt meine grauen Zellen aus den Federn, denn es wird Zeit zu arbeiten. Und je fleißiger die kleinen Biester wieder loslegen desto bewusster wird mir, wo ich mich gerade befinde. Und vor allem mit wem. Von einer auf die andere Sekunde verschwindet die entspannte Ruhe die mich bis eben noch eingehüllt hat und weicht einer vorsichtigen Wachsamkeit. „Hast du gut geschlafen?“, fragt mich der junge Mann der etwas zerzaust, aber offensichtlich ausgeruht neben mir liegt und mich aufmerksam mustert. „Ja, habe ich. Vielen Dank, dass ich mit in deinem Bett schlafen durfte.“, erwidere ich höflich distanziert und beginne mich aus den Laken zu winden, ich muss hier dringend raus, bevor wieder etwas… Merkwürdiges passiert. „Gern geschehen. Jeder Zeit wieder.“ Light lächelt immer noch während er das sagt, und jetzt streckt er seine Hand nach mir aus, will mich wohl an meiner Flucht hindern, aber das lasse ich nicht zu. Bevor er es schafft mich zu berühren schüttle ich meinen Kopf, schiebe mich zum Bettrand, stehe auf und tappe erst mal hinüber zu seinem Schreibtisch wo ich seinen Stuhl zwischen ihm und mir postiere. Nicht gerade das effektivste Schutzschild, aber besser als nichts. «So schüchtern auf einmal L? Das hat gestern aber noch ganz anders ausgesehen.», lässt sich Ryuk aus einer Ecke des Zimmers vernehmen, der soll sich lieber um seinen eigenen Kram kümmern. Ohne eine Antwort werfe ich ihm einen giftigen Blick zu, bemühe mich aber, keine dazu passenden Gedanken zu bilden, ich habe keine große Lust, mich schon in aller Frühe in Schmerzen auf dem Boden zu winden, darauf kann ich gut verzichten! „Lass ihn in Ruhe Ryuk.“, meint Light und steht ebenfalls auf. Super, vor meinem Mörder vor dem Spott seines Shinigamis gerettet, das baut mich doch gleich auf! «Na aber stimmt doch.», brummt das Monster, hat aber im nächsten Moment schon wieder vergessen was es noch sagen wollte, holt Light doch gerade einen Apfel aus seinem Nachtkästchen und wirft ihn dem Todesgott zu, der ihn freudestrahlend und Saltos schlagend auffängt, und innerhalb weniger Sekunden verschlingt. „So!“, gähnt Light und streckt sich ausgiebig. „Was machen wir heute Schönes?“, fragt er dann an niemand bestimmtes gerichtet in den Raum hinein. Irgendwie ist es schon komisch. Da steht ein gutaussehender junger Mann in der Blüte seiner Jugend, und die einzigen Personen mit denen er sich abgibt, sind ein Todesgott und ein Engel. Andere Jungen in seinem Alter treffen sich mit Mädchen, gehen aus, machen Sport oder sonst etwas, nur er, er hockt zu Hause und versucht die Welt nach seinem Bild neu zu erschaffen, wie krank und armselig ist das eigentlich? Kopfschüttelnd sehe ich ihm dabei zu, wie Light sich aus seinem Schrank eine frische dunkle Hose, ein weißes Hemd und einen dunkelgrünen Pullover, sowie ein Paar Socken und Unterwäschen holt. „Ich geh dann mal duschen. Das würde dir im Übrigen eigentlich auch nicht schaden mein Lieber…“, sagt er zu mir, eine Hand schon am Türgriff. „Willst du mir vielleicht sagen, dass ich stinke Light?“, will ich etwas angefressen von ihm wissen, schließlich hat er sich ja nicht davon abhalten lassen die Nacht über halb auf mir, halb neben mir zu liegen, sollte ich mit meinen Ausdünstungen – unauffällig hebe ich meinen Arm und versuche an meinen Achseln zu schnuppern, ich will nur auf Nummer sicher gehen - seine feine Nase beleidigt haben, ist er doch selbst schuld! „Ach Quatsch, so meine ich das doch gar nicht, aber wer weiß, wie lange du deine Sachen schon anhast, ich würde mich so einfach nicht wohlfühlen, aber wenn du damit klar kommst, soll´s mir recht sein.“ Grinsend lässt er den Türgriff wieder los und kommt näher. Zu nahe für meinen Geschmack. Lässig legt er seine Hände auf die Lehne seines Schreibtischstuhls und beugt sich ganz nahe zu mir herüber. „Aber mitkommen kannst du trotzdem, ich hätte nichts gegen ein bisschen Gesellschaft.“, raunt er mir leise zu und ich kann spüren, wie meine Ohren heiß werden. „Außerdem tue ich mir immer so unheimlich schwer wenn ich mir selbst den Rücken waschen muss. Also L, wie sieht´s aus?“ „Jetzt bist du achtzehn Jahre lang allein klar gekommen und ich bin mir relativ sicher, dass das auch für den Rest deines Lebens umsetzbar ist. Ich denke nicht, dass du dafür ernsthaft meine Unterstützung brauchst.“, erwidere ich und hoffe dabei möglichst ungerührt zu klingen, bei dem Gedanken an Light, nackt, in der Dusche wird mir gerade nämlich aus unerfindlichen Gründen verdammt heiß. „Och…“, schmollt er und sieht mich ganz zerknirscht an. Was stimmt eigentlich nicht mit ihm? Gestern Vormittag hat er noch einen riesen Aufstand gemacht, nur weil ich ihn angefasst habe, und jetzt will er mich auf Biegen und Brechen in die Dusche zerren? Ich verstehe langsam gar nichts mehr! Und mich und meinen Körper am allerwenigsten, denn wenn ich mir das so bildlich vorstelle, fängt mein Magen ganz komisch an zu kribbeln und meine Handflächen werden feucht, das ist bestimmt so ein Engelsding… ganz sicher… mit mir hat das alles nichts zu tun! „Tjaaa…,“, meint er dann gedehnt und ich kann ihm ansehen, dass mir das was er gleich sagt sicherlich nicht gefallen wird! „wenn das so ist, nehme ich mir eben eine andere Beschäftigung mit ins Bad, ich habe mir nämlich gerade überlegt, dass ich jetzt viel lieber baden statt duschen gehen würde, und da wird mir immer so schnell langweilig, weißt du?“ Mit diesen Worten schiebt er mich sanft zur Seite und bevor ich darüber nachdenken kann wovon er redet, oder was genau er vorhat, hat er schon das Death Note aus seinem Schreibtisch geholt, es sich unter den Schlafanzug geschoben und ist Richtung Tür unterwegs. Scheiße, was mach ich jetzt?!? Was ist wichtiger? Das was ich will, bzw. nicht will, oder ein Menschenleben? Okay, über die Antwort zu dieser Frage muss ich nicht einmal eine Millisekunde nachdenken. „Warte!“, rufe ich, er ist schon halb auf dem Flur, bleibt aber gehorsam stehen. „Ich komme mit, pack das verdammte Buch wieder weg!“, presse ich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor, es ist einfach unglaublich! Was verspricht er sich davon? „Schön, dass du doch noch vernünftig wirst L!“ Mit einem zuckersüßen Lächeln dreht er sich zu mir herum, geht zurück zu seinem Schreibtisch, wobei er mich nicht eine Sekunde aus den Augen lässt, packt das Mordnotizbuch wieder in sein Versteck und wartet darauf, dass ich mich in Bewegung setze. „Oh, und Ryuk, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du uns NICHT folgen würdest.“, setzt er an den Shinigami gewandt hinzu, während er mich dabei beobachtet, wie ich mich für den kurzen Weg ins Bad unsichtbar mache. Sein Vater würde garantiert an einem Herzinfarkt sterben, sollte er mich mehr oder weniger lebend, und noch dazu mit meinen übergroßen Flügeln sehen. «Geht klar Kleiner, aber dafür kaufst du mir später noch mehr Äpfel!» Mein Gott, dieser Shinigami macht mich fertig, hat der keine anderen Probleme? TBC Kapitel 19: So schön kann baden sein ------------------------------------ Mit eingeklappten Flügeln und so leise wie möglich folge ich Light durch das Haus ins Badezimmer. Auf dem Weg dahin kommen wir an der Küche vorbei und ich kann mir gerade noch den Mund zuhalten um nicht Lights Beispiel zu folgen, und seiner Mutter einen guten Morgen zu wünschen. Dann sind wir endlich am Ziel. Natürlich hat es bei der 24-Stunden-Überwachung auch in diesem Raum Kameras gegeben, aber in der Realität wirkt er noch um ein ganzes Stück größer als es über den Bildschirm den Anschein hatte. Zwei große Waschbecken befinden sich zu meiner Rechten und links ist eine großzügig geschnittene Dusche in die Ecke gebaut, genau gegenüber der großen – und wenn ich groß sage, dann meine ich schon fast obszön groß, so etwas hätte ich hier wirklich nicht erwartet – Eckbadewanne, zu der Light gerade hinüberschlendert und das warme Wasser aufdreht, nachdem er den Ausguss verschlossen und drei volle Verschlusskappen Schaumbad in die Wanne gekippt hat. Dann wendet er sich nach rechts wo eine Kommode steht, aus der er zwei große blaue Handtücher holt und seine Klamotten oben auf legt. Das alles geschieht in völligem Schweigen. Auch als er beginnt sich auszuziehen, sagt er kein Wort. Ich schlucke heftig während ich ihm dabei zusehe, wie er sein Schlafanzugoberteil anhebt und es sich über den Kopf zieht. Seinen Brustkorb zieren nach wie vor ein paar unschöne Blutergüsse, man kann sehen, dass die Typen nicht besonders sanft mit ihm waren, aber darunter zeichnen sich deutlich die Muskeln unter seiner Haut ab. Er hat wirklich einen schönen Körper. Ob die Haut über seiner Brust genauso weich ist wie sie aussieht? Der im hellen Licht der Morgensonne schimmernde Bronzeton, für den ich ihn insgeheim schon immer bewundert habe, lockt mich, zieht mich fast magisch an und ohne es zu merken, habe ich schon einen Schritt auf ihn zugemacht. „Hast du´s dir anders überlegt? Kommst du doch mit rein?“, will er lächelnd von mir wissen und macht nun seinerseits einen Schritt auf mich zu. Zwar bin ich hier der Typ mit den Flügeln, aber das Aussehen eines Engels, hat eindeutig er. „Hm? Nein… besser nicht.“, antworte ich und drehe mich weg, bevor ich wirklich noch zu ihm hinübergehe. Tatsächlich reizt mich die Aussicht auf ein gemeinsames Bad doch mehr als ich zuzugeben bereit bin, allerdings habe ich ein Problem, von dem ich einfach nicht weiß, wie ich es lösen soll. Ich kann mich nicht ausziehen. Also, nicht, dass ich mich vor ihm schämen würde – okay, das auch, aber das ist nicht der eigentliche Grund - , es ist nur einfach so, dass ich mich nicht ausziehen kann! Das mit der Hose kriege ich ja noch problemlos hin, aber wie in drei Teufelsnamen soll ich es schaffen, mein Shirt auszuziehen? In dem du es denkst. „Echt?“ „Hast du was gesagt L?“ „Was?“ Mist! Beyond! Raus aus meinem Kopf du Arsch! Würde ich ja gerne, aber wenn du mir solche Bilder schickst, kann ich nicht anders! Was für Bilder? Wovon zum Teufel redest du? Herzchen, ich kann nicht nur deine Gedanken auffangen wenn du nicht aufpasst, sondern ich kann auch sehen was du siehst wenn die Verbindung stark genug ist und jetzt gerade bombardierst du mich ja schon fast mit Bildern und Eindrücken und Gefühlen und lauter anderem unnützen Mist. Ach ja, kannst Light übrigens von mir ausrichten, dass er echt heiß aussieht! Was… ich… ich schicke dir gar nichts! Oooh doch, und ich kann dir sagen, dass mir das gerade ziemlich ungelegen kommt, ich spiele nämlich Poker mit meinen Shinigamikumpeln und du kannst dir sicherlich vorstellen, dass es meinem Pokerface nicht gerade förderlich ist, wenn du mir hier schon wieder jeden deiner Gedanken aufdrängst. Und mit jeden meine ich jeden! Also jetzt nochmal langsam zum Mitschreiben: Stell dir vor, du hast dein Shirt nicht mehr an, und es verschwindet. Stell dir vor, es ist wieder da, und dann ist es das auch, oder irgendein anderes, falls dir doch mal in den Sinn kommt etwas anderes zu tragen als diese stinklangweiligen Jeans, von dem hässlichen, formlosen weißen Teil gar nicht zu sprechen. Und jetzt hör gefälligst auf mich zu belästigen, ich habe auch noch ein Leben! Sieh lieber zu, dass du deine Mission vorantreibst, der Boss wird langsam ungeduldig. Hey, was soll das heißen!?! Seit ich bei ihm bin, ist doch niemand gestorben, oder? Trotzdem. Mach hin und wenn du mit dem Süßen dann endlich mal zum Schuss kommst, untersteh dich mich da mit reinzuziehen! Zum Schuss kommen? DU TICKST WOHL NICHT MEHR GANZ RICHTIG!!! „Äh, L? Alles in Ordnung? Warum machst du so ein böses Gesicht?“ Irritiert blinzle ich, ich komme gerade irgendwie mit der Situation nicht ganz klar. Mit wem rede ich jetzt wann und wie und worüber? Okay L, ganz langsam. „Was? Nein, nein, alles in Ordnung, ich hab Beyond gerade in der anderen Leitung, gleich bin ich wieder ganz allein für dich da.“, gebe ich zur Antwort und könnte mich direkt dafür in den Arsch beißen. Aha, gut zu wissen! Dann kann er sich ja glücklich schätzen der Kleine. Jetzt hab ich aber genug! Fließendes Blau, fließendes Blau, fließendes Blau… Endlich wieder allein in meinem Kopf! So, wo war ich? Lights Hand die plötzlich an meiner Wange liegt, reißt mich unvermittelt zurück in die Realität. „Was will er denn?“ Wann ist Light eigentlich durch den Raum zu mir rüber gekommen? „Ahm, nichts Besonderes, wollte nur mal Hallo sagen.“ Erst jetzt fällt mir auf, dass Light in der Zwischenzeit auch seine Hose ausgezogen hat und mit nichts als einem dunkelgrauen, geradezu unanständig engen Boxerslip direkt vor mir steht. „Dann schmeiß ihn raus, ich will dich ganz für mich allein.“, flüstert er mir zu und kommt noch etwas näher, bis ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren kann. „Sch…schon passiert…“, stottere ich und bleibe einfach stocksteif stehen, ich kann mich gerade irgendwie nicht bewegen. Ich fühle mich wie ein geblendetes Reh, kurz bevor es überfahren wird. „Na dann ist es ja gut.“, fügt er hinzu und dann küsst er mich. Mein Herz hört für einen Moment auf zu schlagen und mir wird schwindelig. Dieser Kuss ist anders als der gestern. Von seiner gestrigen Zurückhaltung ist nichts mehr übrig geblieben. Hungrig presst er seinen Mund auf meinen, fährt mit seinen Lippen die Linie meins Mundes nach und als ich schließlich seine Zungenspitze spüre, hätten mir fast die Knie nachgegeben. Den leisen Seufzer der unbemerkt meine Kehle hinaufgekrochen ist, kann ich nicht mehr zurückhalten. Als er meinen Mund verlässt wird diese kleine Lücke sofort ausgenutzt und schon spüre ich Lights Zunge, die sich sanft aber nachdrücklich in meinen Mund schiebt, während seine Hände über meinen Körper wandern, mich an ihn ziehen, mich streicheln und mir den Verstand rauben. Keuchend reiße ich mich los. „Was tust du da?“ Ich bekomme kaum Luft. Mein Herz leistet schon wieder Schwerstarbeit aber irgendwie landet von dem ganzen Blut, das es durch meinen Körper pumpt, nicht ein Tropfen in meinem Gehirn, sondern etliche Etagen tiefer, wo es allerdings absolut nichts verloren hat! „Dich küssen. Darf ich das denn nicht?“, gibt er mir zur Antwort und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass bei ihm auch nicht alles ganz rund läuft, sonst würde er niemals solche widernatürlichen Dinge tun, oder mir solche dämlichen Fragen stellen. „Natürlich nicht!“, stoße ich hervor. Dann muss ich eben für uns beide stark sein! Es kann doch nicht angehen, dass- „Nicht? Na macht nichts.“ Und schon hat er mich gepackt, an sich gezogen und erneut seine Lippen auf meine gepresst. Diesmal ist es, als würde ein Damm in mir brechen. Plötzlich weiß ich nicht mehr, was dagegen spricht diesen wunderschönen, verführerischen, einfach unwiderstehlichen jungen Mann zu küssen und so öffne ich wie von ganz allein meine Lippen, folge seiner stummen Einladung und tauche mit einem leisen Seufzen in seine Mundhöhle ein, tanze mit seiner Zunge, erkunde jeden Zentimeter den ich ertasten kann und hätte Light mich nicht festgehalten, wäre ich diesmal sicher doch noch in die Knie gegangen, ob der schieren Masse an Gefühlen, die mich in diesem Moment überwältigt. Diesmal ist es Light der sich von mir losmacht. Seine Wangen glühen und seine Augen leuchten, ich habe nie etwas Schöneres gesehen als ihn, wie er da so vor mir steht, die Lippen leicht geschwollen von unserem Kuss und wie er lächelt, wie er einfach so hinreißend schön lächelt, als wäre er der glücklichste Mensch auf Erden. „Kommst du jetzt mit rein? Ich bin auch ganz brav.“, sagt er dann leise mit einem schelmischen Augenzwinkern und ich nicke ihm bereits zu, noch bevor ich zu einer bewussten Entscheidung gekommen bin. Lächelnd öffnet er meine Hose und schiebt sie mir über die Hüften nach unten. Bei meinem weißen Oberteil muss er dann leider passen, da ihm wohl unklar ist, wie er das über meine Flügel bringen soll, aber da ich ja jetzt weiß wie ich das Problem lösen kann, stehe ich nur eine Sekunde später, ebenfalls nur noch mit meinen Shorts bekleidet vor ihm, und lasse mich an der Hand von ihm zur Wanne führen, die mittlerweile bis oben hin vollgelaufen ist, während sich auf der Wasseroberfläche wahre Schaumberge auftürmen. Mit einer Hand an meinen pochenden Lippen stehe ich schließlich hinter ihm und warte ab, was als nächstes passiert. Ich bin irgendwie nervös, ich frage mich, ob er es jetzt wirklich auf sich beruhen lässt, oder in der Wanne wieder… die Initiative ergreift, ich weiß noch nicht einmal, ob ich den Gedanken daran wirklich so abstoßend finde, wie ich es eigentlich sollte… Mit einer schnellen Bewegung zieht Light sein verbliebendes Kleidungstück aus, ich traue mich irgendwie nicht hinzusehen und bin dankbar, dass er mir den Rücken zugedreht hat. Ich weiß selbst nicht, warum mich das gerade so verunsichert, er hat da unten ja auch nichts anderes als ich, aber trotzdem. Ich raffe meinen ganzen Mut zusammen, ziehe mir schließlich ebenfalls meine Unterhose aus und folge ihm in das heiße Nass. Es fühlt sich wirklich unglaublich gut an. Meine Flügel hebe ich so weit wie möglich an um sie hinter mir aus der Wanne hängen zu lassen, was zu meinem grenzenlosen Erstaunen problemlos funktioniert. Mit einem wohligen Seufzen lehne ich mich zurück und schließe für einen kurzen Moment die Augen. Fast hätte ich vergessen, dass ich nicht allein in der Wanne sitze, bis ich eine Bewegung an meinem Bein spüre. Träge blinzelnd linse ich zu ihm hinüber, mein Körper fühlt sich so schwer an, ich könnte vom Fleck weg einschlafen. „Und, ist doch ganz angenehm, oder?“, fragt mich Light, lässt sich nach hinten sinken, platziert seine Beine so, dass wir uns nicht im Weg sind und lehnt sich entspannt zurück, schließt sogar seine Augen und sieht für den Moment mehr als zufrieden aus. „Hmmm.“, brumme ich und überlege, wann ich mich das letzte Mal so wohl gefühlt habe. TBC Kapitel 20: Engelchen und Teufelchen Part I ------------------------------------------- Eine Stunde später, als das Wasser langsam abgekühlt ist, steigen wir aus der Wanne. Es ist mir immer noch etwas unangenehm Light nackt zu sehen, oder besser gesagt, von ihm nackt gesehen zu werden, da ich auch tot kein wirklich besseres Bild abgebe als noch zu Lebzeiten und so bin ich mehr als erleichtert, als er mir eines der beiden großen, kuschelig weichen Badetücher reicht, in welches ich mich schnell einwickle. Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken und erschrocken starre ich zu dem Jungen neben mir hinüber, der gleich darauf leise zu lachen anfängt. „Light, das Mittagessen ist in einer halben Stunde fertig!“, ruft uns seine Mutter zu. Mittagessen? Wie spät ist es denn?? „Danke Mutter, ich komme gleich.“, gibt er zur Antwort und mustert mich weiterhin grinsend. Was hat er denn? Ich warte noch einen Moment bis sich die Schritte seiner Mutter etwas entfernt haben. „Was gibt’s da zu Grinsen?“, frage ich und schaue an mir hinab. Jetzt fällt es mir auch auf. Das Handtuch schwebt in der Luft. Ich habe mich, als ich die Stimme seiner Mutter gehört habe, aus einem Reflex heraus unsichtbar gemacht und jetzt sieht es so aus, als würde das Handtuch Luft einwickeln, ich kann verstehen, dass er das witzig findet. Langsam hebt er seine Hand und legt sie dahin, wo er meine Schulter vermutet. Ich will mich gerade wieder sichtbar machen, als er mich mit einem kleinen Kopfschütteln davon abhält. „Warte, ich möchte etwas ausprobieren.“, flüstert er mir zu und kommt näher, wobei er netterweise aufpasst, mir nicht versehentlich auf die Füße zu treten. Seine zweite Hand folgt er ersten, legt sich ganz leicht auf meine andere Schulter und wandert dann langsam weiter. Das muss für ihn wirklich komisch sein, zu sehen, dass seine Hand in der Luft hängt, mich aber trotzdem zu spüren. Es ist interessant zu beobachten, wie fasziniert er davon ist. Vorsichtig streifen seine Finger mein Schlüsselbein entlang, gleiten über meinen Hals nach oben zu meinen Wangen. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen fährt er mit einem Finger die Linie meines Mundes nach, diese sanfte Berührung bringt mich schon wieder total aus dem Konzept. Ich kann gar nicht beschreiben, wie merkwürdig sich das anfühlt, viel intensiver als sonst, auch wenn ich nicht bestimmen kann, woher dieser Eindruck stammt. Dann beugt er sich nach vorne, legt noch einmal ganz zart seine Lippen auf meine und ich muss ihn dafür bewundern, dass er das so gut hinbekommt, obwohl er mich nicht sehen kann, und es fühlt sich einfach unglaublich an. „Light.“, hauche ich leise seinen Namen gegen seine Lippen. „Kannst du mir etwas versprechen?“ „Alles was du willst, L.“, flüstert er schwach zurück, er scheint völlig in diesem Moment gefangen. „Versprich mir, dass du nie wieder einen Menschen tötest.“ Ich dachte, der Moment ist günstig, und ich habe immerhin noch eine Mission zu erfüllen, oder nicht? Ich hoffe, ich habe es jetzt nicht übertrieben und bin zu früh zu schnell vorangeprescht, denn plötzlich macht er einen Schritt zurück und sucht nach meinem Blick. Seufzend werde ich wieder sichtbar. „Ich schwöre dir, dass ich, so lange du bei mir bist, niemanden mit meinem Death Note töten werde!“, gibt er mir mit feierlicher Miene zur Antwort, sieht mir noch einmal tief in die Augen und dreht sich dann um, um sich anzuziehen. Das war doch jetzt ein Sieg auf ganzer Linie… Oder? So lange ich bei ihm bin, wie meint er das? Ich kann doch nicht ewig hier rumhängen?!? Naja, für Verhandlungen ist später immer noch Zeit, jetzt brauche ich erst einmal etwas in meinen Magen. Das mit dem Essen entpuppte sich als gar nicht so einfach. Lights Mutter hat es gar nicht einsehen wollen, warum ihr Sohn lieber allein in seinem Zimmer essen wollte statt zusammen mit seiner Familie am Esstisch, und bevor es zu Streitereien kam hat er eingelenkt, und sich an den Tisch gesetzt. Pech für mich. Allerdings wäre mir ohnehin eher nach etwas Süßem gewesen, ich habe es nicht so mit Fisch zu Mittag, deshalb saß ich während des Mittagessens ruhig auf der großen Wohnzimmercouch und lauschte den Gesprächen der Familie Yagami. Es fühlte sich merkwürdig an diese Einheit zu stören, in diese Familienidylle einzudringen, aber mir blieb einfach keine andere Wahl, wollte ich nicht allein nach oben in Lights Zimmer gehen, und mir von Ryuk die Ohren vollquatschen lassen. Als wir anschließend wieder oben sind, klingelt Lights Handy. „Ja bitte?... Ach hallo Takeshi! Wie geht es dir?... Danke gut. Was gibt es denn?... Eine Party? Nein, hab ich nicht gewusst, aber danke für die Einladung!... Ja, vielleicht mache ich das, mal sehen… Was? ein Motto?... Das klingt interessant, ich werde drüber nachdenken. Dann vielleicht bis heute Abend!“ Lächelnd legt er auf und wendet sich mir zu. „L, wir gehen heute Abend aus!“, verkündet er und grinst dabei schon wieder. Eine Party? „Was? Warum? Ich hätte nicht gedacht, dass du auf so was stehst?“, gebe ich zurück und mustere ihn verwirrt. Er wirkt irgendwie ziemlich hibbelig, sehr merkwürdig. „Tue ich eigentlich auch nicht, aber ich dachte mir, dass es dir dort gefallen könnte.“ Hä?? Warum sollte ich auf eine Party gehen wollen? Da sind überall Menschen und ich habe schon genug Probleme mit zu niedrigen Türrahmen, als dass ich scharf drauf wäre, mich durch eine Meute betrunkener Jugendlicher zu schlängeln in der Hoffnung, niemanden mit meinen Flügeln zu erschlagen. „Wie kommst du denn auf diese Idee?“ Dass ich ihn das überhaupt fragen muss irritiert mich schon, sollte er doch eigentlich von selbst auf die Idee kommen, dass ich allein den Gedanken an so etwas mehr als schrecklich finde! „Weil es eine Kostümparty ist, und du dich dort frei bewegen könntest.“, lässt er die Bombe platzen und ich kann nicht verhindern, dass sich bei der Vorstellung daran mich einen ganzen Abend lang nicht verstecken zu müssen, in Ruhe essen zu können und den ganzen Ärger mal ruhen zu lassen, eine kaum zu bändigende Begeisterung in mir ausbreitet. „Aha.“, gebe ich möglichst ungerührt zurück. „Und als was willst du gehen?“ „Blöde Frage L!“, meint er dann grinsend. „Als Teufel natürlich!“ Stimmt, das hätte ich mir eigentlich denken können. Der Tag verging wie im Flug und ehe ich es mich versehe, ist es auch schon Abend. Am Nachmittag haben wir einen Ausflug nach Aoyama gemacht. Dort hat Light mir in einer Konditorei eine halbe Erdbeertorte gekauft, die ich dann zu Hause innerhalb von fünf Minuten vernichtet habe, ich war total ausgehungert, obwohl mein Körper langsam aber sicher doch mal einsehen sollte, dass er eigentlich keine Nahrung mehr zu sich nehmen muss. Light ist für den Moment im Bad verschwunden um sich umzuziehen und ich liege derweil mit einem Buch in der Hand auf dem Bauch auf seinem Bett und lese. Ryuk turnt in der Zwischenzeit durchs Zimmer und quatscht fröhlich vor sich hin, erwartet wohl gar nicht dass ich ihm überhaupt zuhöre, er ist es anscheinend schon gewohnt einfach ignoriert zu werden. „So, ich bin dann soweit.“ Ich habe gar nicht gehört, dass Light zurück ins Zimmer gekommen ist und etwas enttäuscht klappe ich das Buch zu. Ein Thriller von Cody McFadyen, ich hätte ja nie gedacht, dass Light so etwas liest. Aber immer noch besser als die Schmuddelheftchen, die er im untersten Regal versteckt hält. Seufzend rapple ich mich hoch und drehe mich zu ihm um. Er sieht gut aus. Er sieht verdammt gut aus. Ich weiß nicht, was er mit seinen Haaren gemacht hat, aber irgendwie fallen sie anders als sonst und auch die zwei kleinen Hörner die auf seinem Oberkopf zwischen den zimtfarbenen Strähnen herausspitzen haben was. An seinem Kinn klebt ein kleiner brauner Spitzbart, nicht zu übertrieben und passend zu seiner natürlichen Haarfarbe. Wir waren heute in bestimmt zehn verschiedenen Läden, bis er das richtige Bärtchen gefunden hat, aber seine Hartnäckigkeit und Eitelkeit hat sich im Nachhinein wirklich ausgezahlt, es sieht richtig echt aus. Auf einen Dreizack hat er Gott sei Dank verzichtet, das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen, allerdings konnte ich ihm den kleinen neckischen feuerroten Schwanz der hinten von seiner Hose baumelt einfach nicht ausreden. Ansonsten ist er komplett in Schwarz gekleidet, den Kragen seines Hemdes hat er aufgestellt und wenn ich das richtig sehe, hat er sich sogar seine Augen ein bisschen schwarz umrandet. Ob ihm seine Schwester dabei geholfen hat? Irgendwie beunruhigt mich der Gedanke, dass er so was alleine so fachkundig hinbekommen könnte… „Na, wie sehe ich aus?“, will er dann grinsend von mir wissen. „Teuflisch…“, gebe ich grinsend zurück und überlege, dass wir beide schon ein recht lustiges Bild abgeben. Er, die personifizierte Sünde und ich, die Unschuld vom Lande. Ein wenig blöd komme ich mir schon vor in meinem Aufzug, allerdings fehlt mir die Fantasie um mir ein passendes Kostüm zu meinen Flügeln zu überlegen, ich trage einfach schon zu lange dieselben Sachen und auf lange weiße Roben habe ich keine Lust. „Du könntest wenigstens eine weiße Hose anziehen.“, mosert Light und zupft an meiner Jeans. Kann er meine Gedanken lesen? Aber gut, eine weiße Hose, darüber kann man reden, damit komme ich klar. Ich konzentriere mich kurz, und schon ist es erledigt. Zufrieden sehe ich nach unten… … um festzustellen, dass ich in weißen Feinrippunterhosen vor Light stehe, der sich nach einigen Sekunden ungläubigen Starrens fast zu Tode lacht. „Ha, ha, ha, wie überaus witzig! Ich bin noch nicht so gut in so was, entschuldige bitte meine Inkompetenz. Du kannst auch gerne allein gehen!“, presse ich beleidigt hervor, ich kann überhaupt nicht verstehen, was daran jetzt so lustig sein soll! Noch einmal konzentriere ich mich und dann endlich trage ich die erhoffte weiße Stoffhose, die sich weich und weit um meine Beine bauscht. „Zufrieden?“, motze ich, stehe mit vor der Brust verschränkten Armen da und warte darauf, dass sich Luzifer dann mal wieder einkriegt. „Hör auf zu lachen Light, deine Schminke verläuft.“ „Tut mir leid L, aber dein Blick gerade war einfach zum schießen“, würgt er immer noch kichernd hervor, während er krampfhaft versucht sich zu beruhigen. „Das kann ich absolut bestätigen! Allerdings, solltest du mit Strippen Geld verdienen wollen, musst du das echt noch üben L!“ Beyond! Oh bitte nicht der auch noch! TBC Kapitel 21: Engelchen und Teufelchen Part II -------------------------------------------- „Was hast du denn schon wieder hier zu suchen B??“, will ich von meinem schwarzhaarigen Zwilling wissen und verdrehe genervt die Augen. „Na was wohl?!? Ich will mit auf die Party! Ist doch klar!“, gibt der über das ganze Gesicht grinsend zurück und umkreist Light, wobei er sich dessen Verkleidung ganz genau, und für meinen Geschmack einen Tick zu interessiert ansieht. Was soll das? Was geht es ihn an, was Light trägt? Warum glotzt der ihn so… lüstern (??) an? Fehlt bloß noch, dass er sich über die Lippen leckt dieser Perversling! Als er dann auch noch seine Hand noch nach Lights Schwanz ausstreckt, reicht es mir. „Nichts da! Du bist mein Betreuer und nicht mein Kumpel, Saufkumpan oder sonst irgendwas!“, knurre ich ihn an und muss mich richtig am Riemen reißen um nicht ausfallend zu werden, als Beyond, mit einer Hand an Lights Hüfte seinen Kopf über dessen Schulter schiebt und mich frech anlächelt. Warum wehrt sich dieser Idiot eigentlich nicht? Er kann Beyond doch spielend aufhalten! Oder… Gefällt ihm das am Ende noch? Schockiert bemerke ich ein Zwicken in meiner Brust, irgendwo in der Nähe meines Herzens. Und wenn schon! Sollen die zwei doch machen was sie wollen! Das geht mich nichts an! Ich hätte ja nie gedacht, dass Light so tief sinken würde. Aber wenn er denkt, dass Beyond die bessere Wahl ist, werde ich ihm und seinem Glück ganz sicher nicht im Weg stehen! Wie durch einen roten Nebel nehme ich wahr, wie Beyond seine Arme hebt und sanft um Lights Schultern schlingt, sich noch etwas näher an diesen schiebt – Light befindet es übrigens noch immer nicht für nötig sich zu wehren, ist das zu fassen?!? - und seine Lippen ganz nahe an dessen rechtes Ohr bringt. Dann flüstert er ihm etwas zu, allerdings so laut, dass auch ich seine Worte problemlos verstehen kann. „Meine Güte Light, wenn du hören könntest was ich gerade hören kann, du hättest deine helle Freude! Unser lieber L platzt gleich vor Eifersucht, er ist einfach zu niedlich!“, schnurrt er Light – MEINEM LIGHT… öh… nein! Streicht das!! – ins Ohr und dann haucht er ihm auch noch einen kleinen Kuss in den Nacken. Mir ist richtiggehend schlecht vor lauter Wut. „Wenn ich gehen soll, kein Problem, du kannst doch bestimmt auch selbst auf ihn aufpassen Beyond!“, schnauze ich die beiden an, drehe mich zur Balkontür und will jetzt endgültig verschwinden bevor dieses merkwürdige Ziehen in meiner Brust noch schlimmer wird, als plötzlich B vor mir steht. „Ach komm Ellybaby, sei doch nicht so ein Spielverderber, ich will dich doch bloß ärgern!“, meint Beyond dann in einschmeichelndem Tonfall und legt mir freundschaftlich den Arm um die Schulter. Aber eigentlich ist ja nicht er das Problem, sondern ich! Das sollte mir doch eigentlich alles gar nichts ausmachen! Selbst wenn die beiden Gott weiß was tun würden, das dürfte mich nicht im Mindesten berühren! Und Light! Warum hat er sich nicht gegen Beyond gewehrt? Heute Vormittag im Bad hat er mich drei Mal geküsst! Drei Mal verdammt! Nicht, dass ich es als besonders angenehm, oder schön, oder anregend empfunden hätte, als etwas, das ich gerne wiederholen würde, auf keinen Fall, aber so was tut man einfach nicht! Wenn man jemanden geküsst hat, sollte man sich nicht gleich dem nächst Besten an den Hals werfen, bloß weil der andere… kein Interesse… äh… hat… Das ist doch gar nicht schlimm?! Er kann sich doch glücklich schätzen, dass ich ihn das einfach tun lasse, oder? „L, wenn ich dazu wohl auch etwas sagen dürfte,“, mischt sich nun Beyond in meine Gedanken ein, ich hasse es wenn er mich so ausspioniert! „Tatsächlich kann es äußerst frustrierend sein, wenn man jemandem Zärtlichkeiten zuteilwerden lässt, und diese nicht erwidert werden. Ich kann Light verstehen, wenn er sich nach Nähe und Zuneigung sehnt, da er sie von dir ja offensichtlich nicht bekommt…“, beendet Beyond seinen Vortrag uns sieht mich herausfordernd an. „Stimmt das Light?“, presse ich mühsam hervor, ich weiß nicht was hier gespielt wird, aber wenn hier nicht gleich mal die Fronten geklärt werden, platze ich! Kann der Arsch nicht einfach wieder verschwinden? „Nun ja, es wäre schon angenehm zu wissen, wie du zu dem Ganzen stehst.“, gesteht der dann auch noch kleinlaut und ich stelle fest, dass mir irgendwann in den letzten Sekunden die Kontrolle über die Situation, meinen Körper und meine Gefühle entglitten ist. Andererseits, wann hatte ich hier jemals die Kontrolle? Schnaubend stapfe ich durch den Raum auf den völlig verwirrten Teufel mit den wunderschönen Augen zu, strecke meine Hände nach ihm aus, packe ihn reichlich unsanft an den Schultern, umschlinge mit einer Hand seinen Nacken, ziehe ihn mit einem Ruck in meine Arme und presse, ohne noch einen weiteren Gedanken an die Folgen zu verschwenden, meine Lippen auf seinen Mund. Dieser Kuss hat nichts Liebevolles, nichts Zärtliches. Wütend zwinge ich seine Lippen auseinander und dränge meine Zunge in seinem Mund, und als er erstaunt aufkeucht nutze ich die Gelegenheit, und dringe noch tiefer in seine feuchte Wärme ein, überfalle ihn und zwinge ihn mit der schieren Wucht meines Übergriffes beinahe in die Knie. Halb wundere ich mich darüber, dass mein Körper nichts gegen mich unternimmt, aber beschweren will ich mich auch nicht! Keuchend reiße ich mich von ihm los und sehe mit grimmiger Zufriedenheit, wie Light nach hinten taumelt und mit aller Macht um sein Gleichgewicht kämpfen muss. «Wow L, das war…tierisch! Du hättest ihn ja auch gleich anpissen können, dann wüsste auch jeder Hund im Umkreis von zwei Kilometern, dass der Kleine dir gehört!», meldet sich der Shinigami zu Wort, allerdings habe ich nicht die Absicht darauf etwas zu erwidern. Ich bin noch viel zu wütend auf die beiden anderen Spinner! „Zufrieden? Und bild dir darauf ja nichts ein, ich will nur nicht, dass du dich von Beyond einwickeln lässt, der ist nämlich in Wahrheit alles, aber kein Unschuldsengel! Und du,“, wende ich mich schließlich meinem Betreuer zu, der das Ganze mit einem widerlichen Grinsen beobachtet hat, „ du gehst nirgendwo hin, außer vielleicht dahin zurück, wo du hergekommen bist!“, keife ich ihn wütend an und ignoriere dabei, dass mein Herz von dem vorangegangenen Kuss immer noch so heftig pocht, als müsse es die Schläge eines ganzen Lebens nachholen. „Also, wenn ich mich auch dazu noch äußern dürfte, ich meine mich zu erinnern, dass es da eine gewisse Regel gibt die besagt, dass es Engeln eigentlich verboten ist sich den Menschen zu offenbaren und wenn ich mir das hier so ansehe würde ich sagen, dass du diese Regel nicht nur verletzt hast, sondern sie anscheinend einfach mal komplett ignorierst. Ich bin mir sicher, das würde den Boss wirklich brennend interessieren…“ „Um Gottes Willen Beyond, ist ja schon gut! Dann komm eben mit, aber zieh dir wenigstens irgendwas an, das nicht so nach italienischer Mafia aussieht!“ Jetzt muss ich mich auch noch von einem Engel erpressen lassen! Ich kriegs hier echt noch in den Nerven! Und Light macht mir die ganze Sache auch nicht leichter! Der hat sich mittlerweile nämlich wieder gefangen, auf seinem Bett Platz genommen und beobachtet lächelnd die ganze Szene, wobei ich absolut nicht einschätzen kann, was er gerade denkt. „Kein Problem!“, entgegnet B, dreht sich einmal um sich selbst – Effekthascherei, nichts anderes! – und steht dann, herausgeputzt wie ein Pfau in einem mitternachtsblauen, mit Silberfäden durchwirkten Gehrock aus dem 19. Jahrhundert vor mir, komplett mit weißen Kniestrümpfen, Absatzschuhen und einem Meer aus feiner Spitze, die ihm über die schmale (Hühner-)Brust und aus den langen Ärmeln über seine Handgelenke fließt. Aus seinen Mundwinkeln blitzen zwei kleine spitze Reißzähne und auf seinem Kopf thront eine hellblonde Perücke. Wo hab ich das schon mal gesehen? „Nicht schlecht B, bist du ein heimlicher Tom Cruise Fan?“, meint Light und mustert den Anderen anerkennend. «Wow, ich bin beeindruckt, vielleicht hätten die lieber dich für den Film nehmen sollen!» „Ohhh jaaa, ich liebe seine Filme und in 'Interview mit einem Vampir' war er einfach der Hammer! Und danke für das Kompliment Ryuk, aber der Film ist leider älter als ich, oder zumindest war ich noch ein Baby als der gedreht wurde, ich bin mir da jetzt nicht sicher, aber er ist auch nach all der Zeit immer noch mein absoluter Lieblingsfilm!“, erzählt Beyond und bekommt ganz glänzende Augen. Interview mit einem Vampir? Kenn ich nicht. Ich dachte jetzt eher an Misa beim letzten Halloween, aber das spreche ich vielleicht lieber nicht laut aus. Apropos, was macht eigentlich mein fließendes Blau? Es ist da. Puh! „Also Mädels, los geht’s!“, meint Beyond dann aufgekratzt und dackelt uns voran Richtung Tür. Ich nehme dann doch lieber den Balkon, da ich mir dabei mit meinen Flügeln einfach leichter tue. Unten angekommen laufe ich neben Light her zur Bushaltestelle, während Beyond und Ryuk fröhlich quatschend hinter uns herschweben, wobei ich nur Ryuk sehen und hören kann, Beyond ist unsichtbar und unterhält sich wohl mit seiner Gedankenstimme mit dem Shinigami. In den Bus selbst steigt Light dann schließlich alleine ein, während wir anderen es uns auf dem Dach bequem machen und uns durch die halbe Stadt zu Takeshis Straße fahren lassen. Dort angekommen nähern wir uns langsam dem hell erleuchteten Haus am Ende des Wohngebiets. Es ist mittlerweile etwa elf Uhr Abends und die Party ist schon in vollem Gange. Draußen auf der Straße tummeln sich Zombis, Schlümpfe, Bunnys und diverse andere Gestalten, es ist etwas merkwürdig diese ganzen Verkleidungen mitten im Sommer zu sehen, aber Studenten brauchen im Prinzip ohnehin nie einen plausiblen Grund um etwas zu feiern. Hinter einem großen Busch kurz vor dem Haus werden Beyond und ich schließlich sichtbar und marschieren, Light als Stoßdämpfer in unserer Mitte, auf das bunte Treiben zu. „Light, da bist du ja!“, werden wir auch schon von einem Piraten mit langen Rasta Zöpfen und kohlschwarz umrandeten Augen begrüßt, nachdem wir den halben Weg zur Haustür hinter uns gebracht haben. „Hallo Takeshi! Oder soll ich dich lieber Käpt´n Jack Sparrow nennen?“, begrüßt Light lachend den Hausherren und schlägt ihm lachend auf die Schulter. „Ganz wie es dir beliebt Luzifer! Wen hast du mir denn da mitgebracht? Lestat wenn ich mich nicht täusche,“, grinsend deutet der junge Mann eine Verbeugung in Beyonds Richtung an, „und wer ist das?“, will er dann mit einem fragenden Blick auf mich wissen. „Das mein lieber Käpt´n, ist mein Schutzengel!“, gibt Light grinsend zurück und legt mir einen Arm um die Schulter, was ich mir nur ziemlich widerwillig gefallen lasse. „Schutzengel? Der Teufel hat einen Schutzengel? Das ist wirklich mal eine lustige Idee!“, lacht der Pirat dann los, packt Light am Arm und zieht ihn, Beyond und mich – wo ist eigentlich dieser verflixte Shinigami abgeblieben? – im Schlepptau ins Haus. Es ist wirklich angenehm sich zwischen all den Leuten so unbefangen bewegen zu können. Ich bin zwar eigentlich nicht der Typ für solche Menschenmassen, aber die Aussicht ohne Ärger essen zu können, lässt alles andere in den Hintergrund treten. Plötzlich spüre ich, wie mich jemand am Ärmel zieht. „Hideki? Hideki Ryuga?“ TBC Kapitel 22: Eifersucht... ------------------------- Mist! Daran habe ich gar nicht gedacht, dass hier auch Studenten zugegen sein könnten die mich noch von früher kennen, schließlich ist es erst ein paar Monate her, dass ich mit Light zusammen zur Uni gegangen bin… Langsam drehe ich mich um, und sehe mich dem Mädchen aus der Lateinvorlesung gegenüber. Also, ich will ja niemandem auf die Füße treten, aber schon gestern kam mir das Mädel nicht im Mindesten bekannt vor. Peinlich. Was mache ich denn jetzt? „Du bist es tatsächlich! Hätte nicht gedacht, dass du dich hier blicken lässt, und dann auch noch mit Light zusammen. Kommst du jetzt wieder zur Uni?“, plappert sie drauf los und ich weiß immer noch nicht so richtig, was ich sagen soll. „Na aber hallo hübsches Kind, wer bist denn du?“, säuselt mir Beyond von hinten ins Ohr und schiebt sich neben mich. „Verzeih bitte meinem unhöflichen Tropf von Cousin, er hat das letzte halbe Jahr im Ausland verbracht. Er war in Deutschland, in Europa, und da sind die Menschen total unhöflich, die bringen zur Begrüßung ihren Mund nicht auf und anscheinend hat das auf Hideki abgefärbt.“ Wie kommt die Schnalle darauf, dich Hideki zu nennen? Es gelingt mir gerade so, nicht zusammenzuzucken, als Beyonds Gedankenstimme durch meinen Kopf geistert. Ich war hier auch eine Zeit lang Student auf der Uni und das war ein Deckname zum Schutz vor Kira. Aha. Dämlicher Name. Erinnert mich an so einen bekloppten Popstar. Und wies scheint, hats dir auch gar nichts gebracht, hm? „Ach so? Das ist ja interessant!“, sagt das Mädchen, Midori wenn ich mich recht entsinne, dann schnappt sie sich meinen Arm und zieht mich zu einer kleinen Sitzgruppe. Das passt mir gerade gar nicht, ich bin eigentlich nur zum Essen hergekommen, aber ich möchte sie auch nicht vor den Kopf stoßen. „Erzähl doch mal, wie sind die Deutschen denn so? Stimmt es, dass die sich nur von Sauerkraut und Brot ernähren?“ Diese und andere Fragen prasseln auf mich ein und ich bin relativ froh, dass sie mir gar keine Möglichkeit lässt zu antworten, denn auf die Hälfte der Fragen, wüsste ich ohnehin nicht was ich sagen sollte, auch wenn mir selbst ohne Auslandsaufenthalt klar ist, dass die Deutschen sicherlich nicht den ganzen Tag in Lederhosen und mit Lebkuchenherzen um den Hals im Garten sitzen, und Lieder über blauen Enzian singen. Etwas verunsichert blicke ich über die Schulter zurück zu meinen beiden Begleitern. Es ist schon lustig zu sehen, wie bedröppelt der Teufel und der Vampir glotzen, weil sich das Mädchen – in einem recht hübschen Elfenkostüm übrigens – für den etwas abgehalfterten Engel, anstatt für einen der beiden bösen - aber doch um Längen attraktiveren - Buben entschieden hat. Mit neuem Selbstbewusstsein wende ich mich nun lächelnd der Elfe zu und versuche tatsächlich ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Dreißig Minuten später bin ich dann reif für die Insel. Wie hat Midori es bloß auf die Touou geschafft? Und wie hält Light das aus, auch nur eine Minute neben ihr zu sitzen? Auch wenn es nur in Latein ist, aber trotzdem! Selbst ein Stein hat einen höheren IQ als sie! Ach ja, und es handelt sich bei ihr nicht um eine Elfe, sondern um eine Waldnymphe, das hat sie mehrmals betont und das sollte man auch an den vielen Blüten, die in ihrem Haar stecken, erkennen können. Na von mir aus. Genervt lasse ich meinen Blick schweifen und suche nach Light, oder Beyond, oder irgendjemandem, der mich aus meinem Elend befreien kann. Ich schwöre, meine Ohren bluten, ich kann es ganz deutlich fühlen! Dieses Gespräch grenzt an Körperverletzung! Oh, und was vielleicht noch erwähnenswert wäre, immer wenn sie das Wort „Nymphe“ ausgesprochen hat, ist sie ein Stück näher gerutscht, und jetzt gibt es ungefähr keinen Zentimeter auf der rechten Seite meines Körpers mehr, den sie nicht auf irgendeine Weise berührt. Ich. Will. Hier. Weg. Beyond? Was gibt´s Playboy? Ich kann ganz deutlich spüren, wie er sich köstlich über mich amüsiert. Rette mich! Bitte! Ach komm, das ist doch die Gelegenheit! Und wofür bitte? Um ein zweites Mal zu sterben, diesmal an Hirnblutungen? Nein, um deine Unschuld zu verlieren natürlich! Halts Maul und schwing gefälligst deinen Arsch hier her! Ist das zu fassen? Dann nehme ich eine Bewegung zu meiner Linken wahr und beobachte trotz allem erleichtert, wie Beyond sich einen Weg zu uns bahnt. „Hey Hideki, komm mal mit, ich muss dir was zeigen!“, ruft er mir schon von weitem zu, ich muss mich richtig beherrschen um nicht erleichtert aufzuatmen. Aber so leicht will mich die Nymphe wohl nicht gehen lassen. „Entschuldige mal du billige Tom Cruise Kopie, wir unterhalten uns gerade. Außerdem,“, dann legt mir das Mädchen doch tatsächlich ihre Hand auf die Brust und schiebt sich noch näher zu mir hin, „wollten wir gerade über die weitere Abendplanung sprechen, nicht war Süßer?“, raunt sie mir mit einer Stimme ins Ohr, die wohl sexy klingen sollte, mir allerdings eisige Schauer über den Rücken jagt und meinen Fluchtinstinkt aktiviert. „Wollten wir das? Also eigentlich…“, beginne ich etwas steif, doch Beyond kommt mir zuvor, mittlerweile hat er uns erreicht, lässt sich vor mir in die Hocke sinken und bringt sich mit Midori und mir auf Augenhöhe. „Eigentlich will dir Hideki gerade sagen, dass sein Abend schon verplant ist, und zwar mit mir!“ Sprichts, legt mir seine Hand in den Nacken, zieht mich zu sich hinunter und bevor ich auch nur noch einen Pieps von mir gegeben habe, drückt er mir einen dicken Schmatzer auf. „Oh!“, kommt es von rechts, ich bin etwas verwirrt muss ich gestehen, ich steige da gerade nicht ganz durch. Ganz am Rande bekomme ich mit, wie das Mädchen sich eilig erhebt und verabschiedet. Hat Beyond etwa gerade… Hat er mich eben… „Du mieser Drecksack, was soll das?!?“, zische ich ihm zu und gebe ihm einen ordentlichen Schubs, der mir zwar aufgrund der Krämpfe, die sich schon melden bevor ich ihn nur berührt habe, mehr weh tut als ihm, aber trotzdem sehe ich mit Genugtuung und wütend zusammengekniffenen Augen, wie er mit wild rudernden Armen nach hinten umkippt. Dass er dabei leise vor sich hin kichert ignoriere ich gekonnt. „Was denn? Die Kleine war kurz davor dich zu vernaschen, und du wolltest doch gerettet werden, also beschwer dich nicht.“, meint er dann immer noch frech grinsend und hält mir die Hand hin, damit ich ihm aufhelfe. Na der hat Nerven! Aber im Prinzip hat er Recht und so schlucke ich meinen Ärger hinunter, stehe auf und ziehe ihn auf die Füße. „Wo ist eigentlich Light?“, will ich dann wissen, seit mich die Nymphe abgeschleppt hat, habe ich ihn nicht gesehen, obwohl ich mich ein paar Mal nach ihm umgesehen habe. „Hm… der hat sich jetzt, nachdem du so beschäftigt warst, anderweitig… beholfen.“ „Und das soll mir jetzt was sagen?“ Ich hasse es, wenn er so um den heißen Brei herumredet. „Soll heißen, dass er sich ein anderes Engelchen gesucht hat.“ Jetzt bin ich genauso schlau wie vorher, denn das, was mein Gehirn inhaltsmäßig aus diesen Worten herausfiltert, kann nicht wirklich der Wahrheit entsprechen. Plötzlich spüre ich, wie Beyond seine Hände auf meine Schultern legt und mich sanft nach links dreht. Dorthin, wo eine provisorische Tanzfläche errichtet worden ist, etwa fünf Meter im Quadrat, wo die Musik am lautesten ist und dort drängeln sich die Partygäste und tanzen zu den heißen Rhythmen die aus überdimensionierten Boxen schallen, dieser Takeshi hat eindeutig zu viel Geld! Wortlos legt Beyond mir von hinten seinen Arm auf die Schulter und zeigt mit seinem ausgestreckten Finger mitten in die Menge hinein. Tatsächlich, da ist Light und tanzt. Was für ein Anblick! Der Junge hat ja echt was drauf! Vielleicht kann ich´s ja auch mal versuchen? Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht getanzt, aber so schwer kann das ja nicht sein! Ich will gerade durch den Raum zu ihm rübergehen, als ich es sehe. Als ich 'Sie' sehe. Da ist tatsächlich ein zweiter Engel. Blonde Locken umwehen ein Puppengesicht, wie man es sich bei einem Engel nicht schöner vorstellen kann. Allerdings ist das, zusammen mit dem kleinen neckischen Paar Flügel auf ihrem Rücken, auch das einzig Süße an ihr. An ihren perfekten Körper schmiegt sich ein hautenges strahlend weißes Kleid, das knapp über ihrem wohlgerundeten Hintern endet, darunter blitzen die Bänder hervor, die ihre weißen Nylonstrümpfe halten und ihre Füße stecken in fünfzehn Zentimeter-Highheels. Light ist immer noch größer als sie, obwohl, so genau kann man das nicht sagen, da sich die Kleine – ich verwende lieber das als Hauptwort statt dem, das mir tatsächlich auf der Zunge liegt – gerade nach vorne beugt um ihren Arsch an Lights Schritt zu reiben. Der hält mit festem Griff ihre Hüften gepackt und bewegt sich so mit ihr zum Takt der Musik. Das sieht mir aber nicht wirklich nach tanzen aus! Ich spüre wie mir die Zornesröte ins Gesicht schießt. Was soll das?!? Da lasse ich ihn ein paar Minuten allein, leide unaussprechliche Qualen auf einer Party, zu der ER mich geschleppt – und auf der ich noch nicht mal einen Bissen zu essen bekommen habe, was eigentlich der Plan gewesen ist! – hat, und dann macht er einfach mit einer anderen rum! Anscheinend bewegt sich meine Wut in Wellen auf ihn zu, oder mein Blick ist so sengend, dass er ihn auch auf die Entfernung spüren kann, auf jeden Fall dreht Light mir plötzlich den Kopf zu. In der ersten Sekunde meine ich noch so etwas wie Schuldbewusstsein in seinem Blick zu entdecken, aber das ist so schnell wieder verschwunden, dass ich mir sicher bin, dass ich mir das nur eingebildet habe, denn in der nächsten Sekunde bleibt er einfach stehen, lächelt mich an, dreht das Mädchen in einer flinken Bewegung zu sich herum, was die Gute etwas ins Schleudern bringt, ist wohl nicht mehr die Nüchternste, umfasst ihr Gesicht mit beiden Händen und dann küsst er das Miststück! Was soll das verdammt?!? TBC Kapitel 23: ... ist eine Leidenschaft... ---------------------------------------- Bevor ich meinem ersten Reflex folgen und mich auf das knutschende Pärchen – klar macht die Alte mit, ich meine, Light küsst wirklich gut und… ach egal – stürzen kann, packt mich Beyond an den Armen und hält mich fest. Da ich in meinem Kopf auch schon eine relativ detaillierte Vorstellung davon habe, was ich mit den beiden anstelle wenn ich sie denn jemals erreichen sollte, braucht er sich gar nicht so sehr anzustrengen um mich an Ort und Stelle zu halten, nein, viel eher verlegt er sich nach einer Sekunde darauf mich davor zu bewahren, hier inmitten all der jungen Menschen nicht in die Knie zu brechen und mich stöhnend auf dem Boden zu krümmen. Wow, dieser Anfall war gerade echt heftig. Keuchend hänge ich halb in Beyonds Griff und warte darauf, dass meine Sicht wieder einigermaßen klar wird. „Geht’s wieder L?“ Alles hätte ich erwartet. Belustigung, Schadenfreude, Spott, aber auf keinen Fall aufrichtiges Mitleid. „Alles bestens. Soll er doch machen, kann mir doch egal sein, was er mit wem wo tut, das interessiert mich kein Bisschen!“, presse ich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor, der Anfall war wirklich ziemlich heftig gewesen, mir tut immer noch alles weh. Keuchend schleppe ich mich zu einem Hocker ohne Lehne und lasse mich auf die Sitzfläche fallen. Ich vermeide es bewusst auch nur noch einen einzigen Blick Richtung Tanzfläche zu werfen, ich glaube noch so einen Schub halte ich nicht aus. „Das hat aber gerade nicht danach ausgesehen.“, meint Beyond, lässt sich vor mir auf die Knie sinken und schiebt sich zwischen meine Beine. Dann legt er mir die Arme um den Rücken und zieht mich tröstend an sich. „Lass mich in Ruhe Beyond.“, brumme ich, während ich mich gleichzeitig nach vorne sinken lasse, meinen Kopf auf seine Schulter bette und mich haltsuchend an ihn klammere. „Das macht mir wirklich nichts aus, das ist kein Problem für mich.“, plappere ich weiter vor mich hin und merke schockiert, wie meine Augen feucht werden. Jetzt reiß dich mal am Riemen L! Du bist ein erwachsener Mann und ein Engel, du hast den Tod überwunden, da wird dich so eine kleine …Attacke doch nicht aus der Bahn werfen, so schlimm waren die Schmerzen jetzt auch nicht, dass du hier rumheulen musst! Okay, mit mir selbst zu sprechen macht die Sache nur noch merkwürdiger. Mit einem letzten tiefen Seufzer löse ich mich schließlich von Beyond, der mich die ganze Zeit gehalten, und mir sogar ganz leicht den Rücken gestreichelt hat, ich hätte nie gedacht, dass er auch eine so liebe und fürsorgliche Seite hat. „Danke…“, murmle ich ihm noch zu und setzte mich dann einigermaßen aufrecht hin. „Dich hats ganz schön erwischt, hm?“ „Ja, das hat richtig wehgetan.“ „Davon rede ich nicht.“ „Ich weiß, aber ich möchte jetzt nicht darüber sprechen wenns dir nichts ausmacht, aber nur fürs Protokoll, du irrst dich.“ Entschlossen straffe ich die Schultern und blicke Beyond fest in seine leuchtend grünen Augen. Es ist wirklich total ungewohnt, dass sie jetzt nicht mehr rot sind, aber der Shinigami von dem er sie bekommen hat, wollte sie nach seinem Tod wohl einfach wiederhaben. „Soll ich mal für dich nachsehen, was die Zwei machen?“, fragt er mich dann vorsichtig, ich finde es irgendwie unheimlich, dass er weiß was ich möchte, noch bevor ich überhaupt daran gedacht habe. Etwas beschämt senke ich meinen Kopf und nicke. Es kann ja nicht schaden zu wissen, was der untreue Teufel da drüben treibt… „Kannst gucken, sie tanzen wieder.“, meint Beyond dann und in der nächsten Sekunde fliegt mein Kopf herum und fixiert das Pärchen, das sich aufreizend zur Musik bewegt. Zwar nicht mehr ganz so lasziv und sexy wie vor dem… Zwischenfall… aber trotzdem gefällt es mir nicht. „Also, wenn du mich fragst, hat Lightiboy eine kleine Lektion verdient.“, meint Beyond nach einer Weile, in der er ebenfalls die beiden beim Tanzen beobachtet hat. „Eine Lektion?“ Das interessiert mich jetzt doch. „Nun ja, er hat dich zu Hause schließlich mehr oder weniger dazu gezwungen Farbe zu bekennen“, dass Beyond daran maßgeblich beteiligt war ignoriert er einfach, typisch! „und dann macht er hier mit diesem Möchtegernengel rum, ich finde das echt unmöglich, wenn er nur auf Weiberjagd aus war, dann hätte er uns ja nicht mitschleppen müssen.“ Ich erinnere mich dunkel, dass ein gewisser schwarzhaariger Engel sich selbst durch nicht ganz faire Mittel selbst eingeladen hat mitzukommen, aber das lasse ich jetzt besser unerwähnt, ich will wissen, was sich Beyond ausgedacht hat. „Und wie stellst du dir das vor?“, hake ich vorsichtig nach. „Hmmm, ich hab da so eine Idee. Vertraust du mir?“ „Muss ich darauf jetzt wirklich ehrlich antworten?“ „L, du bist echt ganz schön undankbar, aber gut, ich mach mal ne Ausnahme. Bleib einfach sitzen, verhalt dich ruhig und lass mich machen, okay?“ Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass das keine gute Idee ist. Allerdings fällt in diesem Moment mein Blick auf Lights Hände, die sich besitzergreifend um die Taille des Engels spannen und das Mädchen eng an sich ziehen, während er ihr immer wieder tief in die Augen blickt, allerdings nicht ohne mir alle paar Sekunden einen schnellen Seitenblick zuzuwerfen. „Geht klar B, alles was du willst, aber mach schnell!“, raune ich ihm zu und nehme nur am Rande wahr, wie sich ein durchtriebenes Grinsen über seine Züge ausbreitet, während er meinen Oberkörper mit einer Hand nach hinten schiebt, meine Knie zusammendrückt, aufsteht und sich dann auf meinem Schoß niederlässt. Was zum…!?! Verwirrt starre ich zu ihm hoch. Was soll das?! Ich will ihn gerade fragen, was er sich dabei denkt, es stehen um uns immerhin genug freie Stühle herum, als er mir einen Finger auf die Lippen legt und mir zuraunt, dass ich still sein soll. Aus dieser Perspektive kann ich leider nicht mehr sehen was Light und der Rauschgiftengel – sorry, ich meine natürlich RauschGOLDengel! – treiben, aber ich habe momentan auch wahrlich genug damit zu kämpfen, Beyond NICHT von meinem Schoß zu schubsen, der hat sich gerade nämlich vorgebeugt und macht irgendwas an meinem Hals. Es ist weder angenehm, noch unangenehm, aber so wirklich wohl fühle ich mich dabei nicht. Musst du auch nicht! Es soll ja schließlich auch nur so aussehen als ob! Mach deine Augen zu, und entspann dich! Wie stellst du dir das vor? Hier zwischen all den Leuten. Die schauen schon! Kann uns doch egal sein, wir sind tot. Wenn wir hier weggehen, werden die uns nie wiedersehen, also Klappe jetzt und Augen zu! Und mach irgendwas mit deinen Händen, das sieht total dämlich aus, wie die da so runterbaumeln! Und was soll ich bitte machen Mister Oberschlau?!? Lass dir was einfallen! Du kannst ja mal damit anfangen, mir über den Rücken zu streichen, oder über meine Beine, oder was auch immer, aber in Gottes Namen L, tu was! Hab ich schon mal erwähnt, dass ich den Typen nicht leiden kann? Keine Ahnung, aber du solltest jetzt langsam mal mitziehen, sonst wird das nichts! Oder muss ich nachhelfen? Ist ja schon gut! ... So besser? Ich fühle mich etwas unsicher als ich meine Hände hebe, und sie zögerlich an seinen Beinen nach oben gleiten lasse. Meine Augen habe ich schon vor ein paar Sekunden gehorsam geschlossen und so spüre ich jede Berührung doppelt intensiv. Es fühlt sich irgendwie merkwürdig an diese Dinge mit Beyond zu tun, ganz anders als mit Light und ich muss sagen, ich komme mir langsam wirklich ziemlich blöd vor. Ich frage mich, was er sich davon verspricht, selbst ein Blinder mit Krückstock würde sehen, dass ich das eigentlich nicht will… Oh, na wenn das so ist L, dann schalten wir einen Gang höher, kein Problem! Scheiße, wo ist mein fließendes Bl- … … … Na, was sagst du jetzt L? Dazu kann ich gerade leider gar nichts sagen, da meine Gedanken genauso wie mein Mund von Beyonds Zunge blockiert werden. Starr vor Schreck sitze ich da, die Augen weit aufgerissen und kann mich nicht entscheiden was ich gerade schrecklicher finde. Die Tatsache, dass Beyond mich gerade küsst, mit Zunge wohlgemerkt, oder, dass Light uns dabei beobachtet. Zumindest vermute ich das ganz stark und es dauert gar nicht lange, da sehe ich aus den Augenwinkeln, wie sich uns ein schwarzer Schatten nähert. „Könnt ihr mir vielleicht mal erklären, was ihr da tut?“, dringt die Stimme Lights mit schneidender Kälte an mein Ohr, doch Beyond lässt sich davon nicht wirklich beeindrucken. „Entschuldigung?!?“ Endlich zieht Beyond sich von mir zurück. Lächelnd wendet er sich Light zu, der halb rechts neben mir steht. Um sein Gesicht zu sehen, müsste ich zu ihm hochsehen, aber ich kann gerade nicht, ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, mich in Grund und Boden zu schämen. Wie konnte ich mich nur auf so eine Schmierenkomödie einlassen!? „Ach Luzifer, du musst dich doch nicht entschuldigen. Wir freuen uns, wenn du uns mit deiner Anwesenheit und obendrein auch noch mit deiner vollen Aufmerksamkeit beehrst. Was können wir für dich tun?“, säuselt B an meinem Ohr vorbei und blickt mit einem liebenswürdigen Lächeln zu Light hinauf. „Ich wüsste gerne, was ihr da tut?!“, wiederholt er und ich kann den mühsam unterdrückten Zorn in seiner Stimme deutlich hören. Er wird doch nicht tatsächlich eifersüchtig sein? Aber dazu hat er doch gar keinen Grund! Schließlich war er es doch der zuerst- „Nichts anderes als du auch mein Lieber. Und ich wüsste nicht, was es dich angeht. L ist dir doch ohnehin nur im Weg, also sei froh, dass ich ihn dir für eine Weile abnehme.“ „Aber-“ „Nichts aber, geh zurück zu deinem holden Engel da drüben, bevor sie sich auch noch den letzten Rest an Verstand wegsäuft und du gar nichts mehr von ihr hast, wir kommen hier auch gut alleine klar.“ Mit staunend aufgerissenen Augen höre ich den beiden zu. Irgendwie läuft hier gerade etwas ganz gewaltig aus dem Ruder! Ich dachte eigentlich, dass Beyond mir helfen will, aber jetzt sieht es irgendwie so aus, als würde er einen ganz anderen Plan verfolgen! TBC Kapitel 24: ... die Leiden schafft, oder? ----------------------------------------- Ich weiß, dass das was ich tue unendlich feige ist. Ich spüre förmlich wie sich Lights Blick in meinen Nacken bohrt, während er darauf wartet, dass ich mich zu dieser Angelegenheit in irgendeiner Form äußere, aber ich kann nicht! Mein Gesicht brennt, mir ist das alles so unangenehm und auch wenn ich am liebsten einfach nur laut schreien würde, kommt kein einziger Ton über meine Lippen. „Nun gut, wenn das so ist, sehen wir uns dann später zu Hause.“ Und dann ist der Schatten auch schon wieder verschwunden. Mein Herz tut weh. Warum? Kann mir das mal einer erklären? „Dem haben wir´s aber gezeigt, was L?“, sagt Beyond, legt einen Finger unter mein Kinn und hebt meinen Kopf an, um mir ins Gesicht blicken zu können. „Steh bitte auf Beyond, den Rest der Überwachung für heute überlasse ich dir. Light hat das Buch nicht dabei also dürfte er dir keine Schwierigkeiten machen. Ich gehe nach Hause.“, würge ich mühevoll hervor. Mir ist auf einmal alles zu viel. Zu viele Menschen, zu laute Musik, zu viel Nähe von zu vielen falschen Personen. Ich möchte das nicht mehr, ich will einfach nur meine Ruhe haben. Als ich noch ein Mensch war hatte ich es definitiv besser. Es gab in den letzten Tagen und Stunden wirklich immer wieder mal kleine Momente, in denen ich mir gedacht habe wie dumm ich doch war, mir so etwas wie das, was ich mit Light erlebt habe mein ganzes Leben lang zu versagen, aber nach dem gerade eben muss ich feststellen, ich habe alles richtig gemacht. Wenn man niemanden an sich heranlässt, sich von allem abschottet und sich nur seiner Arbeit widmet, mag es zwar sein, dass die Einsamkeit zu einem stetigen Begleiter wird, aber Einsamkeit tut zumindest nicht weh. Sie bohrt sich nicht in dein Herz, bringt dich nicht dazu, die verrücktesten Dinge zu tun und vor allem… und vor allem schützt sie einen davor, dem Teufel zu verfallen. Gerade wenn er in Gestalt von Light Yagami daher kommt. Mit einem letzten prüfenden Blick erhebt sich Beyond und lässt mich aufstehen. Er versucht auch nicht mich aufzuhalten, klopft mir nur noch mal aufmunternd auf die Schultern und verabschiedet sich mit den Worten, dass schon alles wieder ins Lot kommt. Was soll denn das jetzt wieder bedeuten? Gerade hat er sich doch noch alle Mühe gegeben, dass eben nie wieder alles ins Lot kommt, ich steige bei dem Kerl wirklich nicht mehr durch. Auf meinem Weg nach draußen lasse ich unauffällig meinen Blick auf der Suche nach Light schweifen, vielleicht will er mich ja doch noch aufhalten. Wunschdenken. Ich habe gerade vor seinen Augen mit Beyond rumgemacht… naja, wohl eher der mit mir, und ich habe drauf verzichtet mich zu wehren, aber das wird in seinen Augen sicherlich keine Rolle spielen. Wehmütig hebe ich meine Hand und lege einen Finger an meine Lippen. Beyonds Kuss war so anders als der von Light. Ich erinnere mich noch gut daran, wie heftig mein Herz bei jedem seiner Küsse geklopft hat, erinnere mich an das sanfte Kribbeln, das sich in meinem Körper ausgebreitet hat und auch an den Gedanken, der sich jedes Mal an den Rand meines Bewusstseins geschlichen hat, den ich bis jetzt aber nie bereit war zuzulassen. Mehr… Langsam aber sicher muss ich mir wohl doch eingestehen, dass ich für Light mehr empfinde als gut für mich ist. Wann ist das eigentlich passiert? Aber was noch viel wichtiger ist, wie ist das bei ihm? Ich kann aus seinem Verhalten absolut nicht abschätzen, wie er zu mir steht! Natürlich hat er bis jetzt die Initiative ergriffen, natürlich ging jeglicher Körperkontakt von ihm aus, aber erst die Sache mit Beyond, und dann das mit dieser ...Person... da drin, warum hat er das gemacht? Niedergeschlagen laufe ich zu einem der Büsche auf dem Grundstück um mich unbemerkt unsichtbar zu machen. Ich will mich gerade in die Lüfte erheben, als hinter mir laute Stimmen ertönen, und eine davon, gehört eindeutig zu Light. „Ich habe gesagt, du sollst mich in Frieden lassen Beyond! Ich habe alles genauso gemacht wie du es mir gesagt hast und was machst du? Du bist ein falscher Hund, das bist du! Wer dich zu einem Engel gemacht hat, muss volltrunken gewesen sein!“, schreit der junge Mann wütend durch den Vorgarten und stapft schnaubend an mir vorbei, zum Glück habe ich mich schon unsichtbar gemacht. „Jetzt krieg dich mal wieder ein Light, es läuft alles nach Plan!“ Das ist jetzt Beyond der Light eilig über den Gehweg folgt. Ich muss mich jetzt richtig auf mein fließendes Blau konzentrieren, denn so lange ich das schaffe und auch meine Unsichtbarkeit aufrecht herhalte, kann selbst er mich nicht wahrnehmen. Denke ich. Hoffe ich. Und falls doch, hoffe ich, dass er mich einfach nicht bemerkt während ich den Beiden folge, wie sie eiligen Schrittes die Straße entlang laufen, Light stinkwütend vorne weg, Beyond sichtlich entnervt ein paar Meter dahinter. „Ach ja? Und was für ein Plan soll das sein? Dass du ihn jetzt für dich hast?! Hat ja ganz wunderbar funktioniert! Herzlichen Glückwunsch Beyond!“, keift Light immer weiter, jetzt greift er sich in die Haare, reist sich in einer ruckartigen Bewegung den schmalen Reif mit den Hörnern vom Kopf und schleudert ihn mit aller Kraft von sich. Meine Güte ist der sauer. „Nein, du verstehst das falsch! Ich habe doch nur-“ „Was hast du!?“, fährt Light ihm über den Mund, was ich angesichts der Tatsache mit wem er da redet äußerst mutig finde. „Du hast mir in die Hand versprochen, wenn ich alles so mache wie du es sagst, dann hört er auf sich gegen mich zu wehren. Verdammt Beyond, ich weiß einfach, dass er etwas für mich empfindet, und jetzt hast du alles kaputt gemacht! Weißt du was? Nimm doch das blöde Buch und verschwinde mit L wieder dahin wo ihr hergekommen seid! HÖRST DU MICH RYUK!“, schreit Light aus vollem Halse und dreht sich suchend im Kreis. Was hat er denn vor? „Ich gebe meine Besitzansprüche am Death N-“ In diesem Moment packt ihn Beyond von hinten und presst ihm seine Hand auf den Mund. Ich kann deutlich erkennen, wie der Schwarzhaarige anfängt zu zucken bei den Schmerzen die er gerade dabei empfinden muss, ist er doch nicht sonderlich sanft zu Werke gegangen, aber ich kann sehen, wie er mit einem grimmigen Ausdruck im Gesicht seine Zähne zusammenbeißt, und sich keinen Millimeter bewegt. Hätte Light ernsthaft versucht sich zu wehren, wäre es ihm ein leichtes gewesen den Engel abzuschütteln, aber von einer auf die andere Sekunde scheint ihn alle Kraft verlassen zu haben und dann steht er einfach nur noch da und rührt sich nicht mehr. Angespannt beobachte ich, wie Beyond schließlich seine Hand von Lights Mund nimmt und den Jungen, der mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern vor ihm steht, zu sich herum dreht. Ganz leise, so dass ich leider kein Wort verstehe weil ich mich aus Sicherheitsgründen etwas weiter weg positioniert habe, flüstert er ihm etwas zu, legt ihm dabei die Hände auf die Schultern und schüttelt ihn leicht, als würde er ihn wachrütteln wollen. Was geht da vorne bloß vor? Wovon haben die beiden gesprochen? Ist das alles ein abgekartetes Spiel? Aber was hat das alles mit mir zu tun? Ich will endlich wissen, was hier los ist! Mit einem letzten Blick zu dem Jungen im Teufelskostüm, und dem Engel, der in Wahrheit selbst niemand anderes sein kann als Satan persönlich, schwinge ich mich in die Lüfte und fliege Richtung Lights zu Hause. «Ganz schön knapp, hm?» Mein Gott Ryuk! Hast du mich erschreckt! Wo kommst du denn auf einmal her? Oder besser, wo hast du die ganze Zeit gesteckt? «Die Nachbarn von diesem Takeshi haben drei Apfelbäume im Garten, da konnte ich einfach nicht widerstehen!», erwidert der Todesgott grinsend und gleitet gemächlich neben mir her. Was meinst du mit knapp? «Tja weißt du L, Light war gerade drauf und dran das Death Note an mich zurück zu geben, hätte unser lieber Freund Beyond ihn nicht in letzter Sekunde davon abgehalten. Wär doch nett gewesen, eine Mission nach drei Tagen schon erfüllt zu haben, wofür andere Jahre brauchen.» Light wollte das Death Note aufgeben? Einfach so? Aber warum hat Beyond das verhindert?! Wir sind doch hier, um genau das zu erreichen, oder etwa nicht? Warum hat Beyond das gemacht? «Keine Ahnung. Ich kenne ihn jetzt schon so lange, aber selbst nach all der Zeit ist es mir unmöglich zu sagen, was diesem verrückten Kerl durch den Kopf geht. Aber eines kann ich dir versichern, er tut nichts ohne Grund.» Das weiß ich selbst, so gut kenne ich ihn auch. Stumm fliegen wir nebeneinander her. Ich wüsste auch gar nicht, was es groß zu reden gäbe, ich will einfach nur… Ich habe keine Ahnung was ich will. Endlich kommt Lights zu Hause in Sicht. Langsam lasse ich mich tiefer gleiten und setze schließlich in einer perfekten Landung auf dem Balkon auf, von wo aus ich mich direkt ins Lights Zimmer begebe, mich erst mal auf sein Bett fallen lasse und meine Nase in seinem Kissen vergrabe. Gott riecht das gut. Ich bleibe einfach hier liegen. Ich stehe nie wieder auf. Ich will sein Gesicht nicht mehr sehen, ich will nicht hören wie er mich beschimpft oder Schlimmeres. Ich trete einfach in den Streik und warte darauf, dass er endgültig das Todesbuch aufgibt und im Gegensatz zu Beyond werde ich ihn ganz sicher nicht davon abhalten. Und sein Kissen nehme ich als Entschädigung für den ganzen Aufwand mit, das ist doch das Mindeste! «L, ich würde dich gerne etwas fragen.» „Und was?“, brumme ich, hier sind wir immerhin unter uns, diese Sache mit der Gedankenstimme ist mir auf Dauer einfach zu anstrengend.“ «Hast du es eigentlich wirklich noch nicht bemerkt, oder ignorierst du es nur?» „Wovon redest du Shinigami!? Komm auf den Punkt, oder lass mich in Frieden.“ Kann der mich nicht einfach in Ruhe leiden lassen? «Ich rede davon, dass Light in dich verliebt ist.» TBC Kapitel 25: Das Geständnis -------------------------- <