Happy Day von Talitious ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Okay, ich muss mich entschuldigen... ich habe irgendwie ein schlechtes Gewissen wegen dem nächsten Kapitel... jetzt im Nachhinein, ist es wohl doch etwas zu depressiv geworden... Aber nicht den Kopf in den Sand stecken liebe Leser, das wird wieder! Im Grunde wollte ich nur darauf hinweisen, dass es nicht so einfach zwischen den beiden wird und dass Reita durchaus mit der Situation umgehen kann und auch will. ... schlagt mich nicht! -.-" ... Die Autorin! ~ ____________________________________________________________ Ich war also wieder alleine! Die Übelkeit kehrte langsam in meinen Bauch zurück, also beschloss ich mir erst mal etwas zu trinken zu holen. Immerhin war es mittlerweile auch brechend heiß geworden und die vielen Menschen wirbelten Unmengen an Staub auf, da die Wege nur aus losem Schotter bestanden. Mit einer eisgekühlten Cola bewaffnet setze ich mich auf den Rand eines Brunnens, der den Vorplatz des Themendorfes zierte in dem wir vorhin Miyavi getroffen hatten. Er war so nett zu mir gewesen. Eigentlich waren sie das Alle, bis auf Uruha, aber der schien nur einen schlechten Tag erwischt zu haben und ansonsten eigentlich ganz okay zu sein. Wie gerne ich doch solche Freunde gehabt hätte. Aber umso mehr ich darüber nachdachte umso bewusster wurde mir, wie wenig ich einfach zu ihnen passte und dass ich mal wieder in einen meiner Wunschträume abgedriftet war. Wären ich dort saß und in meinen Gedanken schwelgte, bemerkte ich nicht, wie ich anfing meinen Unterarm zu kratzen. Das war eine einfache Stressreaktion bei mir, die nicht besonders schlimm war, wenn ich sie denn bemerkte und es unterdrückte, doch in diesem Moment merkte ich nicht mal, dass eine schwarzhaarige, etwas seltsam aussehende Person auf mich zustürzte, bis wir beide mit einem lauten Platscher im Brunnen landeten. Vor Schreck atmete ich unter Wasser ein wodurch ich mich natürlich ordentlich verschluckte, so dass ich auch nachdem mich Miyavi, der die Ursache für das ganze Chaos war, aus dem Wasser gezogen hatte vor lauter Husten keine Luft bekam. Ihm musste mein jämmerlicher Zustand aufgefallen sein, denn er zerrte mich sofort auf den Boden vor dem Brunnen und fing an erste Hilfe zu leisten. Nachdem er meinen Brustkorb ein paar mal unbeholfen bearbeitet hatte, hatte ich endlich so viel Wasser aus meinen Lungen gehustet, dass ich panisch nach Luft ringen konnte und auch Sauerstoff bekam. Miyavi zog mich vorsichtig hoch und stützte mich, während ich auch den letzten Rest des Wassers ausspuckte. "Was sollte das?" fragte er mich auch sogleich, nachdem ich mit dem Husten aufgehört hatte und nur noch am Keuchen war."Das sollte ich dich fragen! Ich habe heute schon genug geduscht!" antwortete ich zickig. Was zur Hölle hatte er sich dabei gedacht? "Das meine ich nicht! Wieso bist du einfach abgehauen?" Was? Das war ihnen aufgefallen? Misst! Was jetzt? Betreten sah ich zu Boden. "Wieso nicht? Ich hab's Reita damit nur einfacher gemacht." Es blieb still und so traute ich mich nach kurzer Zeit mein Gegenüber anzusehen. Unerwarteterweise blickte ich in ein völlig verständnislos drein blickendes Gesicht. "Was? Wieso? Wie meinst du das?" fragte er mich verdattert. Oh man, wie sollte ich ihm das jetzt erklären?! "Ist nicht so wichtig!" Ich raffte mich auf und wollte schon wieder los gehen, als Miyavi aus seiner Verwirrung erwachte, blitzschnell hoch fuhr und sich mein Handgelenk griff um mich festzuhalten. Er erwischte die Seite, an der ich mich vorhin unbemerkt gekratzt hatte und so schnappte ich zischend nach Luft, als er mich berührte, was mich ebenso erschreckte wie ihn. Wie aus Reflex drehte er mein Handgelenk nach oben und wir beide sahen die roten Striemen, die meine Fingernägel auf der zarten, weißen Haut hinterlassen hatten. Sofort ließ er locker und nahm seine Finger von den wunden Stellen, die er berührt hatte. Als ich sah, dass es wieder passiert war, kamen mir die Tränen. Ich hatte gedacht, dass ich soweit wäre es nicht mehr zu tun, die Erkenntnis es immer noch nicht geschafft zu haben mich nicht mehr selber zu verletzen, traf mich hart. Meine Therapie, all die Arbeit, der Kampf gegen meine Depressionen, sollte er wirklich umsonst gewesen sein? Alles fing an sich zu drehen, mir wurde schwarz vor Augen, aber ich verlor nicht mein Bewusstsein. Ich versank lediglich in der Schwärze dieser traurigen Erkenntnis. Ich bekam nicht mit, dass Miyavi anscheinend sofort erkannte, was los war, mich mitleidig ansah und schließlich in seine Arme schloss. Ich realisierte nicht, wer mich da umarmte, aber ich spürte die tröstende Wärme und klammerte mich halt suchend an ihn. Ich bemerkte ebenfalls nicht, wie er sein Handy zückte und eine Schnellwahltaste drückte. Nach kurzer Zeit meldete sich ein abgehetzter Kai am anderen Ende. "Ich hab ihn!" War die kurze Mitteilung, die er dem Anderen machte. "Reita sollte alleine kommen. Wir treffen uns im Themendorf, hier ist zu viel los. Bei der Bank hinten, du weißt schon." Damit legte er auf und steckte sein Handy wieder weg. Langsam war ich wieder aus meinem Tranceartigen Zustand erwacht und bekam einiges um mich herum mit. Mir war zum Beispiel aufgefallen, dass mich ein Mann im Arm hielt und es war definitiv nicht Reita. Um uns herum herrschte ein wildes Stimmengewusel und mit einem mal wurde ich hochgehoben. Er trug mich auf seinen Armen in eine ruhige Ecke des Themendorfes, die im hintersten Winkel lag und setze mich dort vorsichtig auf eine Bank. Eigentlich wollte ich protestieren, aber ich brachte kein Wort raus. Dieser Junge war einfach unglaublich! Als wir saßen zückte er ein Taschentuch und wischte damit meine Tränen weg. "Danke~" Brachte ich zittrig heraus. "Hast du vielleicht Kopfschmerztabletten dabei?" fragte ich schon etwas fester. "Damit du dich zudröhnen kannst? Bestimmt nicht!" Trotz der barschen Worte war sein Tonfall sanft und leise geblieben. Resignierend ließ ich meinen Kopf hängen, was ihn wohl dazu veranlasste durch meine Haare zu streichen. "Ich weiß, wie du dich fühlst." Gestand er mir nach einer kleinen Schweigepause. Ich sah ihn an. "Ich habe das selbe auch schon durchgemacht." Fügte er erklärend hinzu. "Ich hatte lange keine Freunde, in der Schule wurde ich andauernd verprügelt und meine Eltern machten mich selber dafür verantwortlich. Ich fühlte mich wie der Fußabtreter der ganzen Welt, alle Therapien und Psychopharmaka auf diesem Planeten hätten nichts gegen meine Depressionen genützt. Ich habe sogar versucht mich umzubringen, aber mein Vater hat mich gefunden, bevor die Tabletten, die ich geschluckt hatte mich gekillt haben und weißt du was, ich bin ihm heute Dankbar dafür. Er drehte sein rechtes Handgelenk nach oben und schob die Stulpe, die es bedeckte hoch. Zum Vorschein kamen dünne Schnittnarben, die sein komplettes Handgelenk zierten. Ich musste schlucken, denn ich wusste nur all zu gut, was das war. "Das Alles wurde erst besser, als ich Kai getroffen habe. Er kam neu an unsere Schule und breitete sofort seine Fittiche über mich, als er mitbekam wie man mich für gewöhnlich behandelte. Man mag es ihm nicht ansehen, aber er weiß sich durchaus durchzusetzen. Wenn er ausrastet hat jeder Respekt vor ihm! Selbst der schlimmste Schlägertyp der Schule!" Er grinste verlegen. "Was ich damit sagen will ist, du solltest mit Reita reden. Er wird dich verstehen. Es kann nur besser werden! Und das wird es! Vertrau mir." Da war es wieder. Er sollte vertrauen. Nur wie? Niemand hatte ihm beigebracht wie man anderen Menschen außer seiner Mutter vertraute? Er musste verrückt geworden sein, als er Miyavi zustimmend zunickte. "Okay mein kleiner. Es tut mir leid, dass du nun schon wieder vollkommen durchweicht bist, auch wenn der Anblick sich durchaus gelohnt hat!" Scherzte er wieder etwas fröhlicher und wuschelte mir noch einmal durch die Haare, die wohl noch nie so oft an einem Tag misshandelt worden waren. "Ich besorge dir noch schnell eine neue Cola und dann bin ich mal weg, Reita müsste auch gleich hier sein." Er sprang auf, und rannte zum nächsten Kiosk. Stimmt ja, meine Cola trieb immer noch verlassen im Brunnen umher. Ich beobachtete Miyavi, wie er mit der Verkäuferin redete. Irgendwie konnte ich es nicht glauben, dass er so schlecht behandelt worden war, er strahlte dafür viel zu viel. Er hatte so ein bomben Selbstbewusstsein und wusste anscheinend genau wie er andere Menschen um den Finger wickeln konnte, denn als er zurück geschlendert kam hielt er besagte Cola triumphierend in die Höhe und meinte: "Mit bester Empfehlung der Verkäuferin. Sieh es als Entschädigung, dass die Achterbahnen dich so geschafft haben, dass du unterzuckert bist." Er zwinkerte mir zu und lachte los. "Wie? Die hast du umsonst bekommen?" Das konnte doch nicht wahr sein! Wie machte er das nur? "Tja Kleiner, gewusst wie!" Er reichte mir die Flasche mit einem breiten Grinsen. "Bis später also." Verabschiedete er sich und war auch schon um die nächste Ecke verschwunden. Meinen Protest gegen das 'KLEIN' bekam er gar nicht mehr mit. Resignierend lehnte ich mich zurück und trank endlich etwas. Nachdem ich den Verschluss der Flasche wieder zugedreht hatte, schloss ich genießerisch die Augen und ließ die Sonne meine Sachen abermals trocknen. Es war zwar mittlerweile früher Nachmittag geworden, aber die Sonne brannte immer noch unbarmherzig nieder und ließ die Luft über den Dächern der Shops flimmern. Was für ein Tag! Ich freute mich schon tierisch wieder auf zu hause. Endlich wieder Ruhe. Der ganze Trubel war wirklich nichts für mich. Während ich da also in der Sonne saß, kam mir plötzlich ein Gedanke. Wie sollte ich das alles nur Reita erklären? Sollte ich es ihm überhaupt erklären? Noch war er nicht hier! Noch konnte ich mich verdrücken! Doch gerade als mir dieser Gedanke gekommen war, verdunkelte ein Schatten mein Gesicht. Ich öffnete langsam meine Augen und erkannte trotz Gegenlicht Reita, der völlig außer Atem vor mir stand und mich stumm musterte. Ich hielt seinem Blick nicht lange stand, sondern ließ lieber beschämt den Kopf hängen. "Wir haben einen Deal!" Warf er in unser Schweigen ein. Anschließend setze er sich langsam neben mich. Seine Atmung hatte sich wieder beruhigt. "Was sollte das?" Fragte er mich leise und ich konnte seine Enttäuschung deutlich heraus hören. Ich konnte nicht antworten. Immerhin hatte ich mir noch nicht überlegt, wie und ob ich es ihm erklären sollte, so saß ich einfach nur schweigend da und starrte den Boden an. "Es tut mir leid, dass wir dich in so eine blöde Situation gebracht haben, aber das ist doch kein Grund gleich das weite zu suchen. Oder siehst du das Anders?" Nein, natürlich war es Unsinn wegen so einer Kleinigkeit gleich das Weite zu suchen. Leicht schüttelte ich meinen Kopf. "Na siehst du! Warum bist du dann abgehauen?" Sollte ich es wirklich wagen und ihm alles erzählen? Jetzt hatte er mich an einem Punkt, an dem ich ihm einige Antworten geben musste, wenn ich wollte, dass der Kontakt zwischen uns bestehen blieb, aber andererseits konnte ich ihm denn so schnell vertrauen? Wir kannten uns nun erst seit ein paar Stunden richtig. Was, wenn er mich doch nur triezen wollte und das, was ich ihm erzählen würde an der Schule verbreitete? Ich meine, es ging langsam aber Sicher dem Ende zu, aber ein paar Wochen musste ich noch aushalten können, wenn ich mein Zertifikat haben wollte. Vielleicht waren seine Freunde ja eingeweiht und spielten alle nur sehr gut mit? Wobei, Miyavi hatte mir sein Handgelenk gezeigt. Er schien es ernst gemeint zu haben. Also gut! Ich atmete noch einmal tief durch und hielt Reita dann meinen verletzten Arm hin. "Ich passe einfach nicht zu euch! Ihr seht alle super aus, habt viele Freunde, seid super beliebt und was weiß ich noch alles. Ich bin einfach nicht so. Du musst dir wohl jemand Anderen für deine Clique suchen. Wenn du jetzt gehst, wird niemand Fragen stellen. Ich werde meine Gruppe suchen und du musst niemandem Erklären, warum du dich mit mir abgibst. Ich werde keinem Erzählen, was passiert ist. Der Deal ist gestorben." Wenn das nicht reichte um ihn los zu werden, dann wusste ich auch nicht. Aber zu meinem Erstaunen nahm Reita meinen Arm vorsichtig in die Hand und küsste mein verletztes Handgelenk hauch zart. "Das glaubst du doch nicht ernsthaft?" Er ließ mein Handgelenk sinken und schaute mich ernst an. Für einen kleinen Augenblick zögerte ich noch, doch ich schaffte es schnell mich wieder zu fangen. "Doch!" Wollte ich eigentlich fest sagen, doch ich merkte zu spät, wie sehr meine Stimme zu zittern angefangen hatte. Was machte dieser Typ da nur mit mir? Wieso konnte ich ihm nicht einfach widersprechen? So wie ich es bei jedem Anderen konnte? Natürlich merkte mein Gegenüber sofort, dass ich ihm keine weitere Gegenwehr entgegenbringen würde und grinste mich siegessicher an. "Ich mache dir einen Vorschlag. Wir vergessen das Ganze und du kommst einfach wieder mit zu den Anderen, die sich übrigens auch Sorgen um dich machen." Ich schaute ihn ungläubig an. Sie kannten mich doch nicht einmal. "Ich soll dir außerdem ausrichten, dass es ihnen leid tut." Warf er noch schnell hinterher. Wie sollte ich da noch nein sagen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)