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Feuchte Angelegenheit

Von Rohrbrüchen und Dachschäden
von

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Pakt mit dem Teufel

Tag 1
 

„VRRROOOOOOOOOOOIIIIIIIII“8

Wie sooft war es Squalos nervtötendes Geschrei, das den Prinzen aus seinem royalen Schlaf weckte. Und wie so oft widerstand ich dem dringenden Wunsch, ihm für diese Frechheit die Zunge rauszuschneiden. Niemand hatte das Recht den Prinzen zu wecken. Aber innerhalb dieser ach-so-harmonischen Famiglia durften wir uns keine Verletzungen zufügen, die innerhalb von einem Monat nicht verheilen würden. Also fiel das raus. Und auf Stress mit dem Boss hatte der Prinz eh keine Lust. Grummelnd drehte ich mich wieder auf die Seite und wollte weiterschlafen, aber etwas erregte meine Aufmerksamkeit. Ein leises plätscherndes Geräusch.

„VRRRROOOOOIIII, BEL! RAUS AUS DEM BETT! DER KLEMPNER KOMMT GLEICH“

Klempner?! Was sollte der Klempner-…Dann fiel mir das plätschernde Geräusch wieder ein und ich hob verschlafen den Kopf. Mein Blick klärte sich. Ich stöhnte kurz auf. Auf meinem Boden stand ungefähr 15 Zentimeter hoch Wasser. Ich sah mich noch einen Moment um und entdeckte eine nasse Stelle in der Wand mit aufgeschwemmter Tapete. Rohrbruch. Warum ein Klempner kommen musste war dem Prinzen jetzt klar. Genervt setzte ich mich auf. Wie immer hatte ich in Pullover und Boxershorts geschlafen. Missmutig stand ich auf und watete durch das knöchelhohe Wasser zum Schrank, um mir eine Hose rauszuholen. Das Wasser war kalt. Eines Prinzen unwürdig. Und auf einmal stellte sich mir die Frage, wo zur Hölle der Prinz jetzt schlafen sollte.

„VRROOII BEL!!“

Ich zog meine Hose an und watete aus dem Zimmer. Das Wasser stieg unerlässlich weiter. Na super. Mein Zimmer und meine teuren selbstbezahlten Möbel waren am Arsch.

„Ach halt die Klappe“, fuhr ich den Hai an. Mir reichte es. „Was gibt’s zum Frühstück?“

„DAS MUSS ICH MIR NICHT VON DIR GEFALLEN LASSEN.“

Ich zuckte nur mit den Schultern und ging an ihm vorbei. Im Gang roch ich bereits, dass es Pfannkuchen gab. Vielleicht konnten wenigstens die meine Laune heben. Ich ließ mich auf meinen Stammplatz am Küchentisch fallen. Bisher war ich der erste. Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?

„Bel-chan“, kam Luss schwul-freudiger Ausruf. „So früh schon wach?“ So nett er es auch meinte. Das machte meine Laune nicht besser. Er schien es zu merken und schob mir einen kleinen Turm ‚mit Liebe gebackene‘ Pfannkuchen über den Tisch. Na wenigstens etwas. Wortlos begann ich zu essen. Langsam trudelte auch der Rest ein. Squalo erreichte nach mir die Küche. Dann kam Froggy. Was machte der schon hier? Er konnte noch keine 2 Stunden von seinem Training mit Mukuro zurücksein. Konnte mir ja egal sein. Sein Problem. Und dann holte Levi Xanxus‘ Frühstück ab. Das sollte ich dem Frosch auch mal beibringen. Frühstück im Bett. Das wäre eines Prinzen angemessen. Ich hatte bereits meinen zweiten Teller geleert und stand auf. Hier hielt mich nichts. Der Prinz war noch VOR 10 Uhr morgens geweckt worden und das konnte er nicht so stehen lassen.

Ich verließ die Küche. Wem könnte ich das Zimmer klauen? Die Wahl fiel mir nicht schwer. Ich grinste breit während ich mich auf den Weg zu Froggys Zimmer machte. Ich wusste wo es lag, aber gesehen hatte ich es noch nie. Egal. Jetzt war es meins.

Lachend stieß ich die Tür auf. Der Raum, der vor mir lag, war recht schlicht gehalten. Aber das waren sie alle im Vergleich zu meinem. Ich war nicht Louis XIV, aber edel und teuer hatte der Prinz es trotzdem gerne. Aber bis mein Zimmer soweit war konnte ich auch hier nächtigen. Grinsend warf ich mich auf Frans Bett. Es war härter als meins. Hatte er ein Brett als Sprungrahmen oder was? Es war auch viel zu klein für meinen Geschmack. Viel zu klein war eigentlich eine Untertreibung, aber sich was Neues auszusuchen war zu umständlich. Man muss nehmen was man kriegt, nicht wahr? Ich versuchte mich in Decke und Kissen zu kuscheln. Die Decke war viel zu dick. Das Kissen dafür zu dünn. Armselig. Kurzerhand öffnete ich den Deckenbezug und holte die Decke raus. Der Bezug war schön angenehm dünn. Ich wollte die Decke eben unter das Kissen schieben als ich stutze. Was hatten wir denn da. Unter dem Kissen verbarg sich eine dünne Kartonbox auf der mit breitem Edding PRIVAT geschrieben war. Das war wie wenn man auf einen Tresor „Die PIN ist 123456, aber bitte öffne ihn nicht“ schreiben würde. Die Versuchung war so groß, das man garnicht erst darüber nachdachte.

„Ushishi mal sehen was Froggy hier so privates versteckt.“ Meine Finger hoben den Deckel ab. Interessiert sah ich hinein und kippte fast vornüber vor Lachen. Es waren Dojinshis. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Das Lachen versiegte. Ich starrte das Cover des ersten perplex an. Waren das der Boss und Squalo? In dem Büchlein steckten ein paar Blätter Papier. Ich schlug vorsichtig die Stelle auf an der sie lagen. Was für perverses Zeug hatte der Frosch in seinem Zimmer?! Den Narben nach zu urteilen war das wirklich Xanxus, der es da grade mit Squalo trieb. JETZT wurde es interessant. Ich warf einen Blick auf die Zettel es verschlug mir glatt die Sprache. Es waren ungefähr die Szenen aus dem Buch. Zusammengeschnittene Fotos vom Computer. Fast collagenmäßig. Dann mit Outlines gezeichnet im Mangastil . Ich sah weiter nach unten. Ich warf keinen Blick mehr in die Büchlein mit den seltsamen Titeln wie 10069, B26 , 8059 oder XS. Für wen letzteres stand hatte ich ja herausgefunden. Mehr wollte ich echt nicht wissen, auch wenn zweites verdammt häufig da drin lag. Aber glücklicherweise hatte Froggy die Doujis alle neu in buntes Papier geschlagen, sodass man die originalcover nicht sehen konnte. Hatte er damit gerechnet, dass irgendwann jemand sein düsteres, krankes Geheimnis finden würde? Ich packte wieder alles in die Kiste und schob sie zurück unters Kissen. Genau rechtzeitig.

„Senpai? Was machst du in meinem Zimmer?“, kam eine monotone Stimme vom Türrahmen her.

Ich zuckte kaum merklich zusammen. Fast hätte er mich erwischt. Naja, fast, also konnte es dem Prinzen egal sein.

„Das ist jetzt das Zimmer des Prinzen“, meinte ich fast beiläufig. „Meins steht unter Wasser uns so lange bleibt der Prinz hier. Wäre der Frosch also so brav und verschwindet?“

Natürlich war er das nicht. Er ging sogar einen Schritt weiter und kam ins Zimmer. Ich ignorierte ihn, drehte ihm den Rücken zu und kuschelte mich in Decke und Kissen. Ein paar Minuten später spürte ich wie sich die Matratze hinter mir senkte. Ich drehte mich herum.

„Entweder“, fing ich an, „du schläfst auf dem Sofa, du begnügst dich mit dem Boden oder DU GEHST. Entscheide dich schnell.“ Ich zeigte bereits zur Tür.

Der Frosch machte keine Anstalten wieder aufzustehen. Stattdessen brachte er sich in eine liegende Position. „Das ist immernoch mein Bett, Senpai.“

„Das ist dem Prinzen egal. Beschwer dich doch bei Sq-“

„VVVOIIIII, BEL! Ich hab dich schon überall gesucht!“

Wenn man vom Teufel sprach.

„Und zwar wegen?“

„Hat sich erledigt. Hast ja schon en Schlafplatz gefunden wie ich sehe. Aber vergiss nicht, das ist nicht dein Zimmer.“

Wollten mir alle in den Rücken fallen? Was gab ihnen das Recht dazu? Der Hai war bereits wieder gegangen und Froggy war mir einen ‚triumphalen‘ Blick zu. Jaja für den Moment hatte er gewonnen.

„Aber der Prinz schläft gern in der Mitte. Dein Bett ist so schon viel zu klein, also halt dich gefälligst am Rand Froggy!“

Er protestierte noch, es sei so kalt nur mit dem Deckenbezug. Es war halt nicht jeder so ein Yeti wie er. Er konnte froh sein, das ich ihm überhaupt von der Decke abgab.

Es ging mir schon auf die Nerven, dass er überhaupt grade schlafen wollte und ich gezwungen war mir ein Bett mit ihm zu teilen, aber von mir aus. Es musste schon seltsam aussehen, wenn sich zwei Leute um 11 Uhr morgens nochmal schlafen legten. Aber es sah ja keiner.

Ich sah zu, wie der Frosch an den Rand rückte, drehte ihm den Rücken zu und schlief erstaunlicherweise, trotz der schlechten, für den Prinzen unangemessenen Umstände ziemlich schnell ein.
 

Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete erschrak ich leicht. Der Frosch hatte sich nicht an Anordnungen des Prinzen gehalten. Da lag er. Kaum 20cm von mir weg. Und das Kranke daran war, dass mein Arm um ihn lag. Perplex starrte ich ihn an. Warum hatten schlafende Menschen immer so etwas Friedliches an sich? Naja, wahrscheinlich weil sie dann keine sarkastischen Bemerkungen rissen oder royales Eigentum zerstörten. Nein, so schlafend sah er echt ..ja fast süß..aus. Fast ein wenig wie eine schlafende Prinzessin, eben dieses Sleeping Beauty Klisché. Naja das war kein Grund ihn schlafen zu lassen.

„Hey! Froggy! Aufwachen!“, sagte ich mit leicht gedämpfter Stimme in sein Ohr. Keine Reaktion.

„Froggy? Hey! Aufwachen!“ Ich stieß ihn ein wenig gegen die Schulter. Immernoch keine Reaktion. Ich hatte ihm eben fast ins Ohr geschrien. Warum wachte der scheiß Frosch nicht auf? Hatte ich ihn im Schlaf ermordet? Ich hob die Decke ein Stück an, sah aber kein Blut und keine Messer. Schade. Ich stieß ihn nochmal hart in die Seite. Wieder keine Reaktion. Das hieß der Prinz musste sich etwas einfallen lassen. Ich dachte ein wenig nach und mein Kopf kam immer wieder zu einem ziemlich aktuellen Gedanken zurück. Das Sleeping Beauty Klisché. Igitt. Naja, was war schon ein Kuss? Ich verstand eh nicht was die Leute da so gefühlsduseliges Theater drum machten.

Etwas widerwillig beugte ich mich zu dem schlafenden Frosch rüber und küsste ihn mehr oder minder sanft. Und- nobelpreisverdächtig- die Technik funktionierte…Allerdings anders als gedacht. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass der Frosch ZURÜCKKÜSSEN würde. Dann spielte der Prinz das Spiel eben mit. Aber schon nach kurzer Zeit wurde mir die Sache zu doof.

„Was zur Hölle machst du da?“, fragte ich beinahe empört. Der Frosch antwortete nicht, sondern stand auf und ging zu einer professionellen Fotokamera auf der Kommode, nahm sie herunter und überprüfte die Bilder.

„Senpai, hättest du das nicht ein wenig überzeugender machen können?“

STAB. Zwei meiner Messer fanden ihren Weg in Froggys Arm. „Was soll das?“

„Stell dich nicht dumm, Senpai. Du Arsch hast die Kiste doch aufgemacht.“ WTF?! Natürlich hatte ich das. Und das er das wusste war dem Prinzen auch klar gewesen, aber WAS VERDAMMT NOCHMAL MEINTE ER??! Zeit Überraschung mit Selbstsicherheit und Autorität zu überspielen.

„Ja das hat der Prinz. Aber der Frosch hat eh keine Geheimnisse vor mir zu haben. Und das erzähl ich dem Boss und dem Hai. Das dürfte die SEHR interessieren.“ Oh Froggy würde Ärger bekommen. Vielleicht durfte ich ihn dann doch mal ernster verletzen. Ich grinste ihn an, aber mein Lächeln begann zu bröckeln als ich seinen Blick sah. Spielte da ein Lächeln um seine Augen? Ein leicht sadistisches, selbstsicheres Lächeln? Soetwas wie mein Grinsen? Unmöglich.

„Nein, Senpai, das wirst du nicht.“

„Und wieso nicht?“

„Weil ich dich dann verpetze Fake-Prince.“

Verpetzen? Womit? Bei wem? Was meinte er? Ich sah ihn fragend an.

„Ich weiß, dass du, seit du dich um die Finanzen kümmerst, immer mal wieder ein nicht gerade geringes Sümmchen unterschlägst. Du machst es geschickt, aber nicht geschickt genug und wenn der Boss sich mal damit auseinandersetzen würde, würde er es bemerken.“

SCHEISSE! Da hatte er einen empfindlichen Punkt. Aber teure Möbel bezahlten sich halt nicht von diesem armseligen Gehalt das dem Prinzen zuteil wurde.

„Aber warum rückst damit erst jetzt raus?“ Ich ahnte böses. Ich wollte, dass er sowas antwortete wie ‚einfach so‘ oder ‚ist mir erst neulich aufgefallen‘. Aber keine Chance.

„Ich wollte es mir für diesen Moment aufheben. So hab ich weniger zu erklären.“

„Zu erklären. Hast du vor den Prinzen zu erpressen?!“

„Unser kleines Genie-“ STAB. Er blieb völlig unbeeindruckt. „Es ist kein Geheimnis, dass ich hier weg will. Und dafür brauch ich Geld.“

„Komm zum Punkt, Froggy!“ Ich hatte das Gefühl, dass er absichtlich ausschweifte. Es machte mich rasend. Ein weiteres meiner Messer fand den Weg in seinen Arm.

„Ich hab mir überlegt wie ich es die mitteile und so mach ich das auch.“ Der kleine Mistkerl hatte mich damit echt in der Hand. Zumindest wenn es um was auch immer er mir mitteilen wollte ging.

Er sprach weiter. „Ich hab hier in Mammons altem Zimmer ein Dokument gefunden mit interessanten Geschäftsideen. Einige verworfen, einige geklaut, andere illegal.“ Er zeigte auf den Karton. „Diese Fanmangas sind ein sehr lukratives Geschäft.“ Wollte er mir gerade erzählen, dass er mit diesen perversen Hirngespinsten Geld verdienen wollte? Und das diese Idee von Mammon kam? Den Geldaspekt verstand ich da aber:

„WER sollte SOWAS kaufen?!?“

„Solche Leute nennen sich Fangirls. Jedenfalls weiter im Text. Die Teile gehen weg wie Eis im Sommer. Umso origineller und realer es wirkt umso besser. Es muss nichtmal sonderlich viel Story haben, aber darum musst du dir keinen Kopf machen.“

Ich ahnte Fürchterliches.

„Froggy. Ich sag’s noch einmal: KOMM. ZUM.PUNKT.“

Ich wollte nicht wirklich das er weiterredete. Ich wollte garnicht in diesen Quatsch hineingezogen werden.

„Es gibt Leute, die uns beide verkuppeln. Nennt man Pairing oder Shipping. Unser Kürzel in Insiderkreisen wäre B26. Frag mich nicht warum ich eine Nummer bin. Ich hab keine Ahnung. Das Gebiet ist jedenfalls noch nicht so ausgeschöpft wie XS, also der Boss und Squalo. Ich will, dass du mir Modell stehst! Nein, ich verlange es! Nur ein paar Fotos hin und wieder.“

Der hatte sie doch nichtmehr alle! Der Prinz sollte ihm für so einen Scheißdreck Modell stehen? Damit der Frosch Geld verdient und von der Varia verschwindet? Nur um mich dann detailgetreu in einem dieser Büchlein wiederzufinden? Wenn ich es richtig verstanden hatte, als Paar mit dem Frosch!

„Lieber sterbe ich!“

„Senpai, denk an das, was der Boss möglicherweise mit dir macht, wenn dein Betrug auffliegt und sag mir was dir lieber ist.“

Das passte mir garnicht. Ich war doch kein Playboybunny, das für solche Fotos posieren würde. Aber…was sollte ich sonst machen. Das sollte besser ein Geheimnis bleiben. Zeit zu verhandeln, auch wenn ich eigentlich nicht in der Situation dazu war.

„Ich krieg 30 % deines Gewinns! Und es wird NIE irgendwas von meiner Schmuggelei rauskommen, capisce? Und auch nur für einen Band.“

„25%! Ein Band, es sei denn du bettelst um mehr.“

Messer 5,6,7 und 8 fanden sich in seiner Schulter wieder.

„Deal.“

Und das war der Moment, in dem ich den Frosch das erste Mal ehrlich lächeln sah. Und das nicht einmal sadistisch. Einfach nur ehrlich lächelnd. Ausdruck von Freude und Zufriedenheit.

Fran lächelte. Ich nahm mir vor mir das gut zu merken.

Fran legte die Kamera vorsichtig ab und ging zu seinem Nachttisch. Aus der Schublade zog er ein Blatt Papier und einen Stift die er mir in die Hand drückte.

„Unterschreib das!“

„Ushishi. Du willst dem Prinzen nicht ernsthaft erzählen das du diesen Vertrag monatelang hier drin aufbewahrt hast bis heute oder?“ Ich grinste.

„Lass mich.“ Erwischt! Mein Grinsen wurde breiter. Der arme Kerl. Sein erster Sieg gegen mich. Und das durch Erpressung und mit einer unglaublichen Wartezeit.

Ich unterschrieb mit dem Gefühl meine Seele an den Teufel zu verkaufen. Aber das war nur Froggy. Hier hatte immernoch der Prinz das sagen und das würde er merken. Jetzt erstmal mitspielen.
 

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Das wars auch schon^^° So kurz, so ungewohnt. Naja.

Wer Rechtschreibfehler findet kann sie sich einrahmen und an die Wand hängen. Ich hab keinen Beta Leser und noch nicht drübergelesen. Aber das müsst so halbwegs in Ordnung sein.

Würde mich natürlich über Kommentare freuen^^
 

Eure Xalis

Shooting 1

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Shooting 2

Soo hier auch schon das nächste Chapter.

Diesmal nicht psychopathisch

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Wieder in der Residenz begab ich mich auf direktem Weg zu meinem Zimmer. Froggy wollte gerade an mir vorbeigehen, als ich ihn am Arm packte.

„Hey Frosch, mach dem Prinzen was zu essen! Pronto!“

„Ich bin weder dein Leibeigener, noch Luss. Warum sollte ich dir was zu essen machen, Fake-Prince?“

Warum wohl? Weil der Prinz verdammt nochmal Hunger hatte!

„Weil der Prinz sich sonst Froschschenkel macht und glaub mir so ne Herdplatte ist ein heißes Teil.“

„Warum so schlechte Laune Senpai?“

Das fragte der Kerl auch noch? Idiot.

„Geh dem Prinzen einfach was zu essen machen! Los jetzt!“

Ich ließ mich nicht weiter auf Diskussionen ein. Der Prinz hatte so schon keine gute Laune, jetzt wo das Adrenalin letztlich ganz verschwunden war. Ich wollte das trockene Blut loswerden. Rot war zwar die Farbe des Prinzen, aber das getrocknete wirkte einfach nur dreckig und alt. Überflüssig. Ich drehte mich von Froggy weg und ging in mein immernoch leicht überschwemmtes Zimmer, um mir blutfreie Klamotten zu holen. Dann machte ich mich auf den Weg ins Bad.

Wir hatten in der Varia mehrere Badezimmer. Jeder hatte ein eigenes Kleines, aber es gab auf je 2 Wächter ein großes Luxuriöses. Das nächste war das zwischen Froggys Zimmer und meinem. Irgendwas sagte mir ich sollte nicht dort rein gehen. Ich hatte das Gefühl, der Frosch würde irgendwelche Kameras eingebaut haben, um sein Comicgedöns noch origineller und realitätsgetreuer gestalten zu können. Ich könnte kotzen. Der Prinz sollte versuchen mehr Profit und Vorteile für sich rauszuschlagen.

Ich öffnete die Tür. Sofort ging das warme Licht der vielen kleinen in Wand und Decke und teilweise auch Boden integrierten Lampen an. Ich wusste, warum ich dieses Badezimmer mochte. Es hatte eine verdammt –eigentlich unnötig- hohe Decke, Wände und Fliesen aus weiß-beigem Marmor, deren Übergänge kaum sichtbar waren, eine passende Badewanne die eigentlich Platz für mehr als 3 Leute hatte und eine ebenfalls sehr große Dusche aus Glas, das irgendwie immer so sauber war, dass Unwissende vermutlich dagegen laufen würden.

Ich hing meine frische Kleidung neben die strahlendweißen Handtücher an den beheizten Handtuchhalter und entledigte mich meiner blutverschmierten Sachen. Natürlich nicht, ohne vorher den Raum nach Kameras abgesucht zu haben.

Ich genoss das warme Wasser auf der Haut und versuchte dieses Gefühl beobachtet zu werden, für einen Moment einfach zu ignorieren. Mein Magen knurrte erneut. Hoffentlich stand der Frosch gerade in der Küche und kochte dem Prinzen etwas Leckeres. Oder wenigstens sich selbst. Dann konnte der Prinz es ihm immernoch wegnehmen.

Nach dem Duschen hatte ich wenigstens nichtmehr das Bedürfnis, dem Frosch die Kehle aufzuschneiden. Das war doch was. Ich grinste kurz. Gnade ihm Gott, falls er dem Prinzen nichts zu Essen gemacht hatte, denn ich würde es nicht.

Fertig angezogen mit den noch feuchten Haaren vor den Augen machte ich mich auf den Weg in die Küche. Am Herd stand tatsächlich der Frosch und schien zu kochen. Ich erkannte Rühreigeruch. Das war zwar nicht wirklich des Prinzen Leibgericht, aber wenn Froggy zu etwas Besserem nicht in der Lage war, würde ich mich wohl gnädiger Weise damit zufrieden geben.

Breit grinsend ließ ich mich an den Tisch fallen. „Also tut der Frosch doch manchmal, was man ihm sagt?“

„Wie kommst du darauf, dass ich das für dich koche?“ Er antwortete ohne sich auch nur zu mir herumzudrehen.

„Weil es a)sich so gehören würde und b) schlau ist, zu tun was der Prinz will, wenn dieser schlechte Laune hat.“ Ich hatte wirklich noch schlechte Laune. Ich brauchte den Kleinen nur anzusehen und mir stieg die Galle auf.

Froggy zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.

Zeit diesem Frosch Manieren beizubringen.

Ich stand auf und trat langsam an ihn heran. Er drehte sich ein Stück zu mir um. Sofort packte ich ihn an den Schultern und drückte ihn fest nach hinten. Der Frosch versuchte sich abzustützen, griff in sein Rührei und realisierte, dass die Herdplatte 10 Zentimeter unter seinem Rücken ziemlich heiß eingestellt war. Ich grinste während seine Hände Halt an der Arbeitsfläche suchten. Ich drückte ihn noch ein weiteres Stück nach unten und lehnte mich über ihn.

„Weißt du Froggy“, fing ich beiläufig an, als wollte ich über das Wetter reden, „wir sollten vielleicht einen Deal eingehen. Der Prinz bemüht sich um Authentizität für deine seltsamen Fotos und DU hörst auf ihn.“ Keine Antwort. Ich drückte seine Schultern weiter nach unten. Gleich durften sie die Platte berühren.

„Froggy das ist mein Ernst.“ Für einen kurzen Moment verstärkte ich den Druck soweit, dass seine Schultern den Herd tatsächlich berührten. Er schrie nicht und verzog nicht das Gesicht, aber man sah es ihm trotzdem an. Irgendwo in diesen klaren strahlendgrünen Augen. Ich ließ ein wenig lockerer. Fran nickte leicht. Ich grinste breit. Hätte nicht gedacht, dass das so einfach war. Aber das hier war eine Symbiose. Normalerweise wären wir die nie im Leben eingegangen.

„Das heißt, dass du dem Prinzen jetzt etwas ko-“ Ich brach ab. Mir war etwas aufgefallen. Ein kleines rotes Licht an der Wand links von mir. Das Licht gehörte zu einem Lämpchen. Und das Lämpchen zu Froggys dreimal verfluchter Kamera. Warum zur Hölle filmte er, wie er kochte? Egal. Bühne frei für den Prinzen. Ich grinste breit und verringerte den Druck minimal. Frans Oberkörper kam mehrere Grad weiter in eine senkrechtere Position während ich mich näher zu ihm lehnte und ihn in einen Kuss verwickelte. Wie erwähnt war sowas für mich eine Nichtigkeit, also boten wir doch der Kamera so viel Show wie möglich. Meine linke Hand fuhr in seine Haare, während die rechte einen Weg unter seine Kleidung suchte. Der Schockmoment war einfach perfekt. Ich merkte ihm seine Verblüffung förmlich an, während meine Zunge sich den Weg in seinen Mund und meine Hand den in seine Hose bahnte.

Mit einem Ruck, den ich dem Kleinen überhaupt nicht zugetraut hätte, stieß er mich nach hinten und atmete einen Tick schneller als normal. Ich lachte leise und psychopathisch.

„Was sollte das?“ Für seine Verhältnisse klang der Frosch fast hysterisch. Dieser entrüstete Ton passte so überhaupt nicht zu ihm. Ich grinste.

„Ushishi. Der Prinz hat versucht originell und authentisch zu sein.“

Eigentlich hat der Prinz nur geplant, dich auf deine eigene Art zu ärgern und siehe da es hat geklappt.

„Es ist aber keine solche Szene in der Küche geplant, Fake-Prince.“

Was war das denn für eine Antwort?

„Stimmt, in einer Küche sollte gekocht werden.“ Ich ging zum Schrank und warf Fran ein pinkes, rüschiges, ordentlich gefaltetes Stück Stoff, das Lussuria gehörte und sich Schürze schimpfte, über. „Und was ist dann geplant?“, fügte ich hinzu.

Froggy starrte die Schürze in seinen Händen an. Eine Antwort bekam der Prinz nicht. War ja klar. Schweigepflicht oder wie?

Der Frosch starrte immernoch auf die dumme Schürze als wäre es eine komplexe futuristische Gerätschaft ohne Bedienungsanleitung.

„Wir wollen doch nicht, dass sich das Fröschlein seine Sachen versaut.“ Ich benutzte fast so viel Ironie wie er normalerweise. Besagtes Fröschlein sah mich nur wieder emotionslos an und zog tatsächlich die Schürze an. Ich grinste. Die Farbe stand ihm so garnicht, aber schwarzweiß sah das sicher niedlich aus.

Er wandte sich wieder dem Herd zu und kochte frisches Rührei. Konnte er nichts anderes? Armselig.

„Also Froggy. Was ist heute noch geplant? Was ist überhaupt geplant?“

Erneut drehte sich der Frosch nicht um, als er mir antwortete.

„Also zuerst wollte ich ja so die harmlosen Sachen ablichten. Training, Missionen und so, gegen OOCness“ –OOWas?-„Und heut Abend vielleicht irgendwas Fluffiges.“

„Fluffig?“ Warum benutzte er so seltsame Wörter. Konnte er das nicht auch für Nicht-Verrückte formulieren?

„Ach stimmt ja. Hab vergessen, dass du auf dem Gebiet Neuling bist, Senpai.“ Er sagte das, um mich zu ärgern. Ich wusste es genau, aber ich sagte nichts dazu. Messer war es mir auch nicht wert, da ich die meisten entweder verbogen oder garnicht wiederbekam. Er redete weiter.

„Wie erklär ich das am Besten. Fluff sind so niedliche Elemente. Sowas wo Fangirls quietschen würden.“

„Hab ich das richtig verstanden: Du malst und druckst ‘ne Art Comics für SO Irre, dass die sogar beim Lesen quietschen?“

Fran gab nur ein leicht genervtes Geräusch von sich und nickte leicht, ehe er fortfuhr.

„Ich hatte daran gedacht uns beide heute Abend ein wenig kuscheln zu lassen oder so. Soll angeblich ganz gut ankommen.“ Kuscheln? Wer brauchte denn bitte so einen Schrott? Weicheier! Und anscheinend diese seltsamen Fangirls.

„Das ist nicht dein Ernst oder? Der Prinz kuschelt nicht mit Fröschen!“

„Senpai, du weißt aber schon, dass ich auch ein Mensch bin oder?“

„Für mich bist du ein Frosch!“ Das war eine geregelte, anerkannte Tatsache innerhalb der Varia. Wenn ich vom Frosch redete oder irgendwelche froschigen Wörter benutzte, wussten alle wen ich meinte.

„Tja, dann wandert dein Geheimnis zum Boss.“

Ich erdolchte Froggy gerade mit Blicken, um meine Hände davon abzuhalten, ebendies mit Messern zu tun.

„Was macht mein Essen?“, lenkte ich schließlich vom Thema ab und bekam einen Teller vor mir auf den Tisch geknallt. Rührei. Tatsache.

„Besteck?“, fragte ich entrüstet.

„Senpai, das ist ungefähr eine Armlänge von dir entfernt in der Schublade.“

Er verstand einfach nicht was es mit dem Prinz-sein auf sich hatte.

„Froggy, das Besteck!“, versuchte ich es erneut. „Wir hatten doch einen Deal. Deal 1 von heute Mittag besagt lediglich, dass ich hin und wieder Modell stehe. Deal 2 von gerade eben, besagt das ich mir Mühe um Authentizität und so einen Mist gebe und du im Gegenzug auf mich hörst. Vergessen? Gedächtnis wie ein Goldfisch, was?“

An der Art, wie Froggy zur Besteckschublade ging, erkannte ich, dass ihm das ganze garnicht passte. Er verzog wie immer nicht im Geringsten das Gesicht, aber sein Gehrhythmus und die Härte seiner Schritte waren ganz anders. Ich grinste, während ich das Besteck ordentlich neben den Teller gelegt bekam. Wenn das jetzt immer so klappte, würde der Prinz sich vielleicht dazu herablassen, doch mehr als einen Band mitzumachen. Oder Froggy würde noch vor der Fertigstellung des ersten das Handtuch werfen. Es würde jedenfalls interessant werden.
 

Ich war fertig mit essen und sah zu wie auch der Frosch seine letzten Bissen herunterschluckte. Er hatte einen sehr gesunden Appetit für so einen kleinen Kerl. Um nicht zu sagen, dass er ein wahrer Vielfraß war.

Während sich der Frosch unaufgefordert daran machte, den Tisch abzuräumen, erklärte er mir den Plan für heute Abend. Er hatte tatsächlich vor den Prinzen mit ihm kuscheln zu lassen. Igitt. Aber der gute Service musste mir das wert sein. Ich könnte mich mal wieder richtig königlich fühlen und mich von vorne bis hinten bedienen und verwöhnen lassen. Das klang doch gut und da war ein bisschen gestelltes Kuscheln doch ein annehmbarer Preis.

Also ließ ich mich einfach wieder mit in sein Zimmer ziehen und setzte mich aufs Bett. Erwartungsvoll sah ich Froggy zu, wie er die Kamera auf der Kommode positionierte, einschaltete und sich zu mir setzte.

„Also Froggy, wie genau hast du dir das jetzt gedacht?“ Unter einem Wort wie ‚kuscheln‘ konnte sich der Prinz einfach nichts vorstellen. Fran schien das auch zu bemerken und sah mich leicht kopfschüttelnd an.

„Leg dich einfach hin und tu so als würdest du fast schlafen. Ich rück dann immer näher ran und du tust einfach mal so als hättest du nichts dagegen, dann regelt sich das bestimmt von allein.“

Das klang einfach nur idiotisch. Dass der Prinz sowas überhaupt mitmachte. Tse. Allerdings legte ich mich an ein Ende des Bettes, machte es mir bequem und entspannte mich soweit, dass es aussehen musste, als ob ich schliefe. Deal war Deal.

Kurz darauf bemerkte ich bereits das Einsinken der Matratze, als Froggy tatsächlich zögerlich näher herüber rutschte. Ich sah ihm durch mein Pony zu. Es wirkte so armselig, wie er versuchte, sich mir zu nähern. Ich seufzte laut, legte einen Arm von oben um ihn und zog ihn zu mir. „Dankbar“ kuschelte er sich an mich. Wow, das musste ihn höllisch Überwindung kosten. Einem Menschen, der einem tagtäglich Messer in den Körper jagte, überzeugend freiwillig so nahe zu sein. Ich zog ihn noch ein Stück näher, zog ihm den Hut vom Kopf und bettete mein Gesicht in seine Haare. Ich stutzte kurz. Benutzte er Squalos Shampoo? Egal. Meine Finger verselbständigten sich und begannen mit Froggys Haaren zu spielen. Zwei Dinge daran verblüfften mich. Dass meine Finger auf so seltsame Gedanken kamen und dass besagte Haare so verdammt weich waren. Ich lächelte leicht. Verdammt, jetzt war das auf der Kamera! Egal, das hier war Theater!

Meine andere Hand traf nun anscheinend auch eigene Entscheidungen, denn sie begann sanft über Frans Rücken zu streichen. Und erneut wurde ich von etwas überrascht. Der Frosch war entweder ein verdammt guter Schauspieler oder er fühlte sich wirklich wohl unter diesen „liebevollen“ sanften Berührungen des Prinzen, denn ich merkte wie er sich entspannte und tatsächlich noch einen knappen Millimeter näher rutschte. Eins wusste ich: Dieses Video würde ich nie-NIE- sehen wollen.

Und trotzdem, irgendetwas hieran fühlte sich gut an. Vielleicht einfach der Triumph, so schnell Froggys Vertrauen gewonnen zu haben. Ja, das musste es sein. Etwas anderes würde keinen richtigen Sinn machen.

Zeit, die Kirsche auf das Sahnehäubchen zu setzen. Ich beugte mich noch ein Stückchen zu ihm herunter und küsste ihn leicht und auch nur kurz. Er küsste genauso zurück. Blöder Imitator. Sollte er sich doch was Eigenes einfallen lassen.

Schien er tatsächlich zu tun, denn jetzt drückte er sich richtig an mich und schmiegte seinen Kopf an meinen royalen Hals. Mittlerweile konnte ich seinen Herzschlag spüren. Er war ein bisschen schneller als normal, wurde aber wieder langsamer. Ich strich ihm ein paar Haare aus dem Gesicht, während die andere Hand immernoch vollkommen unabhängig seinen Rücken streichelte.

Ich beugte mich ein wenig herunter und flüsterte: „Haben wir’s bald?“

Fran nuschelte nur irgendetwas und schien sich noch näher an mich kuscheln zu wollen, aber rein logisch betrachtet war das eigentlich überhaupt nicht möglich. Eine Antwort bekam ich immer noch nicht. Ich verrollte die Augen, aber ich ließ ihm noch ein paar letzte Minuten für eine Antwort.

Genau 2 Minuten später war seine Atmung und ebenso sein Herzschlag ruhig und gleichmäßig. Seine Augen waren zu und der Mund minimal geöffnet.

Dieser verflixte Frosch war tatsächlich in meinen Armen während des beschissenen Shootings eingeschlafen! Ich verzog das Gesicht. Super. Jetzt musste ich schauen, wie ich mich entweder aus dieser Umarmung wand oder ich versuchte, ebenfalls einzuschlafen. Ach scheiß einer auf die Kamera. Wenn ich jetzt hier rauskäme, wäre mein neues Bett wahrscheinlich gleich komplett belegt und wir hatten ja gemerkt, wie schwer das Fröschlein zu wecken war.

Ich seufzte leicht, zog die Decke nochmal zurecht und legte meinen Kopf leicht auf seinem ab. Es würde nicht den Preis für die bequemste Schlafhaltung gewinnen, aber das würde dieses Bett und alles was dazu gehörte eh nicht. Ich schloss die Augen, entspannte mich und versuchte zu schlafen als-

„Senpai“

Fran hatte das Wort nur geflüstert.

„Ja?“, flüsterte ich zurück.

Keine Antwort. Wollte der mich verarschen? Oder redete er im Schlaf? Aber warum sollte er ausgerechnet meinen Namen in die Nacht nuscheln? Okay, als sein täglicher Peiniger und Arbeitskollege war das gut möglich. Trotzdem!

Aber es war Unsinn sich darüber jetzt Gedanken zu machen. Er schlief bereits und ich hatte nicht vor, den ganzen Abend wach zu liegen und auf andere Wortfetzen zu warten.

Ich grinste. „Süße Träume, Froggy“, flüsterte ich ihm noch ins Ohr, ehe ich die Augen wieder schloss und selbst versuchte zu schlafen, was mir letztlich auch gelang.
 

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Ich weiß, Leute, Comicgedöns ist ein böses Wort. Vergebt mir

Shooting 3

Soo Leute. Hier schon das nächste Chap. Für alle die woanders warten, sorry aber das hat gerade noch Vorrang. Die FF endet/rückt nach ganz hinten in der Prioritätenliste, sobald meine ABF aus der Klinik raus ist

Viel Spaß soweit

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Am nächsten Morgen war ich schon wieder vor dem Frosch wach. Langsam verwirrte mich das doch ein wenig. So war der Prinz doch eigentlich ein Langschläfer und Froggy angeblich ein Frühaufsteher. Und da niemand ihm irgendwelche Narkosemittel oder Date-Rape-Drugs ins Getränk gekippt haben konnte, war das doch verwunderlich. Schließlich hätte das der Prinz gemerkt. Erstens mal befanden sich 30% des Zeugs bei mir und ich würde merken wenn etwas fehlte und zweitens wusste ich das Luss nicht teilte. Wehe jemand fragt warum ich das Zeug besitze. Derjenige ist dran.

Aber zurück zum Thema. Der Frosch schlief noch und aus dieser Tatsache heraus war klar, dass der Prinz immernoch so seltsam da lag. Mein Rücken machte sich bereits bemerkbar. Ich kreiste die Schulter des freien Arms. Das durfte ein Prinz doch nicht mit sich machen lassen. Ich hob besagten Arm und kniff Froggy fest in die Seite. Er ächzte kurz.

„Oh, ein Lebenszeichen.“ Ich grinste breit. „Aufgewacht Froggy.“

Keine Regung. Wollte der mich verarschen?! Ich brachte mein Bein zwischen unsere Oberkörper und beförderte ihn mit einem gezielten Tritt in den Bauch aus dem Bett.

„Au“, kam es monoton vom Fußboden. Ich grinste.

„Stell dich nicht so an!“ Ich verdrehte die Augen. Auch wenn es keiner sah, tat das hin und wieder

gut.

„Fall du mal einen halben Meter auf deine Brandwunde, Prinzesschen!“ Er klang ein wenig verstimmt.

„Brandwunde?“ Ich war tatsächlich ein wenig verwirrt.

„Ja Senpai, Brandwunde. So ne Herdplatte ist ein heißes Teil.“

Ok, ich erinnerte mich. Aber das war doch halb so wild. Ich warf mich quer übers Bett, ignorierte einen knackenden Wirbel, der wohl seinen Platz wiedergefunden hatte, und sah hinunter auf den Frosch, der sich gerade aufrichtete.

Kurzerhand fasste ich den Saum seines Oberteils und zog es hoch, um mir die Schultern zu betrachten. Ich ignorierte Froggy kurzen, lieblosen Protest.

„Das ist doch nix! Stell dich nicht so an!“

Tatsächlich waren seine Schulterblätter krebsrot wie bei einem anständigen Sonnenbrand und hier und da war ein kleines Brandbläschen, aber wir waren hier bei der Mafia-bei der VARIA! Da spielte man nicht den Schwerverletzten, wenn man 2 Brandbläschen hatte!

„Wenn du hier mit 3 offenen Brüchen, ner Fleischwunde und nem blutenden Auge wiederkommst, können wir reden! Hoch mit dir!“

Froggy sah mich einfach nur emotionslos an. Eine Schande um diese Augen. Verschwendung, so ein sattes Grün an jemanden zu vergeben, der es nicht zum Funkeln und Leuchten brachte.

Ich ließ sein Shirt los und sah zu wie er gänzlich aufstand. Er setzte sich neben mich aufs Bett und nun sah er zu mir runter. Ich richtete mich nicht auf. Ich rollte mich auf den Rücken machte es mir bequem und sah zu ihm hoch. Wahre Überlegenheit hatte nichts mit der Haltung zu tun, sondern mit Selbstsicherheit und Würde und die hatte der Prinz auch liegend.

Ich grinste ihn an. „Und jetzt?“ Keine Antwort. Ich wollte eben zu einem weiteren Satz ansetzen als der Frosch etwas sich bewegte. Er griff in seine Nachttischschublade und holte eine Brandsalbe heraus, die er mir demonstrativ hinhielt.

„Was?!“, lachte ich ihn verächtlich an. „Erwartest du, dass der Prinz dich eincremt?“

„Exakt, Senpai.“

„Ushishishi~ Wie kommt der Frosch auf diese idiotische Idee?“

„Du bist schuld an den Verbrennungen.“

„Na und?“, fragte ich mittlerweile sichtlich genervt. „Wegen dir hat der Prinz ja auch Rückenschmerzen. In so einer Haltung kann ja kein Mensch schlafen!“

Eine kurze Stille stellte sich ein. Der Frosch schien nachzudenken. Worüber auch immer.

„Du hast aber nicht gefragt“, antwortete er schließlich in seiner gewöhnlichen Tonlage.

Was sollte das denn jetzt wieder heißen. Hatte er so lange gebraucht, weil er unbedingt in Rätseln sprechen wollte? Loser.

„Was gefragt?“

Fran schwieg. War ja klar. Jetzt war es an mir, nachzudenken. Was zur Hölle, hätte ich fragen können? Ich setzte mich auf. Still darum zu liegen wirkte gedankenverloren. Bewegung ließen andere Leute denken, man schwiege einfach so. Es sei den man kratzte sich am Kopf oder lief im Kreis.

Erneut knackte mein Rücken. Ich stöhnte kurz genervt. Ich könnte eine Massage gebrauchen. Vielleicht sollte ich demnächst einen Termin- Ich widerstand dem Drang zu facepalmen. Natürlich! Das hatte er gemeint. Aber wieso zur Hölle wies er mich auch noch darauf hin? Wollte er den Prinzen massieren oder was? Klar es war eine Ehre für ein unwürdiges Amphib wie ihn, aber er kam mir nie wie jemand vor, der das zu schätzen wusste. Es sei denn…

„Ist das auch geplant in deinem Doujiteil?“ Das war die einzige Erklärung, die mir noch einfiel und die halbwegs logisch klang.

Fran sah weg. War ihm das jetzt peinlich oder was? Ich sah auf die Kamera. Das Teil lief doch tatsächlich immernoch. Dann brauchte er dieses Verlegenheitsgetue wohl für die Aufnahme. Oder ich bekam ihn langsam doch in eine für mich angenehmere Form gepresst. Ich grinste.

„Also Froggy, was ist mit der Massage?“ Machten wir dem Kleinen mal ein wenig Druck. Druck war immer nützlich.

Er drehte sich wieder zu mir und sah mich direkt an. „Gut, von mir aus. Aber dann hilfst du mir mit der Brandsalbe, Fake-Prince!“

Ich grinste breit. Irgendwie hatte ich immer viel mehr Vor- als Nachteile bei unseren Deals. Daran könnte sich der Prinz gewöhnen.

„Sorry, Froggy? Ich weiß nicht mit wem du da gerade redest. Ich sehe hier keinen Fake.“ Ich sah mich suchend um. Und sah schließlich grinsend wieder zu Fran.

„Meine Intention war die königliche Hoheit daran zu erinnern, ihren Teil der Abmachung später auch einzuhalten.“

„Ushishi~ verstehe. Ok, Froggy.“ Oh und wie mir das gefiel. Ich sah den Frosch an und erkannte das Misstrauen. Klar, Vertrauen war hier rare Ware.

„Du zuerst, Senpai!“, meinte er, streckte mir die Salbe entgegen und drehte mir den Rücken zu.

Zum zweiten Mal heute zog ich sein Shirt am Rücken hoch und betrachtete die Verbrennungen. Ich quetschte etwas Creme aus der Tube und fing an sie auf den roten Stellen zu verteilen. Natürlich nicht, ohne fester zuzudrücken als nötig oder hier und da unangenehm, aber „ungefährlich“ über eine Brandblase zu kratzen. Aber wie gewohnt, zeigte Froggy keine Anzeichen von Schmerz oder auch nur Unwohlsein.

Ich schmierte die Reste der Salbe an seinen freien Rücken, schraubte die Tube zu und warf sie wieder auf seinen Nachttisch, ehe ich ihn erwartungsvoll angrinste.

„Grins nicht so blöd! Das wird eine stinknormale Rückenmassage, wenn du dir also was Tantra-Massagenmäßiges erwartet hast, schmink‘s dir ab!“

Ich grinste breit. „Aber würde das nicht viel besser auf deinen Bilder wirken?“

Ich wollte ihn einfach ärgern. Mir war klar, dass er ablehnte und das war mir recht so. Ich hatte kein Interesse daran, so etwas ausgerechnet vom Frosch zu verlangen. Aber es machte einfach Spaß, ihn in dieser Hinsicht zu verarschen. Und es gelang mir sichtlich.

„Zieh einfach deinen dämlichen Pulli aus und leg dich hin!“ Er war genervt und mit der Situation unzufrieden. Jackpot! Grinsend tat ich wie geheißen.

Achja, eins noch Froggy,“, fing ich an, „ein falscher Griff und du bereust es.“ Zur Bestätigung streckte ich gut sichtbar eine Hand mit einem meiner Messer aus. „Capisce?“

Keine Antwort, aber wenn er etwas falsch machte, würde er ja sehen, was er davon hatte. Ich blieb also entspannt auf dem Bauch liegen und wartete, dass der Frosch anfing und insgeheim darauf, dass er einen Fehler machte. Ich mochte es einfach, ihn zu ärgern, zu quälen und zu erstechen.

Aber statt anzufangen, verließ der Frosch das Zimmer.

„Hey, Froggy, was soll das werden?!“ Der konnte nicht einfach so abhauen.

„Ich geh bei Luss Massageöl klauen.“

Ich war überrascht von dieser Antwort. Wenigstens schien er die Sache ernst zu nehmen. Dann konnte sich der Prinz wohl wirklich auf einen richtig guten, entspannten Start in den Tag freuen.

Als der Frosch dann wiederkam, machte er sich auch schon ans Werk. Ich verfolgte jede seiner Bewegungen auf meiner Haut. Meine Drohung war ernst gemeint gewesen, aber er schien mich in der Hinsicht nicht herausfordern zu wollen.

Das Massageöl, das er von Luss geklaut hatte, roch so gut wie es sich anfühlte. Ich hatte garnicht gewusst, dass Luss sogar solches Zeug in seinem Zimmer hatte. Aber gut, freiwillig gingen wir eh nicht oft da rein. Entweder wir brauchten dringend was, es war eine Wette oder wir wurden mitgeschleift.

Ich musste zugeben, dass Froggy seine Sache gut machte. Aber für irgendetwas musste er ja schließlich gut sein. Und hierfür schien er beinahe geschaffen zu sein. Seine Berührungen waren angenehm und sanft. Ich war in der Überlegung, das Hirn für einen Moment auszuschalten und einfach zu genießen, aber Vertrauen war eben Mangelware. Also konzentrierte ich mich weiter auf jede seiner Bewegungen.

Langsam wurden seine Griffe fester und er fing an mit der echten Massage. Auch hier Bewies er erstaunliches Talent. Ich sollte ihn öfter auf die Herdplatte drücken. Ich spürte förmlich wie sich meine Muskeln unter seinen Berührungen entspannten. Fast hätte ich soetwas wie ein wohliges Stöhnen von mir gegeben, aber verdammt das hätte so…ja, ukig gewirkt. Ja, diese Begriffe kannte ich mittlerweile. Froggy hatte sie mir gestern beim Essen erklärt. So schloss ich die Augen und genoss stumm.

Ach scheiß drauf!, dachte ich und hörte auf, mich zu konzentrieren. Einfach mal das Hirn abschalten. Notfalls könnte ich ihm später einen Zeh abschneiden oder so. Der Prinz war lange nicht mehr so entspannt gewesen.

Froggy ging wieder zur sogenannten Effleurage über. Woher der Prinz solche Begriffe kannte? Ich war ein Genie. Und ich ging öfter zur Massage und fand, dass Streichung mehr in den Malereibereich passte.

Wollte ich mein Hirn nicht ausschalten? Ich genoss einfach weiter Froggys fachmännische Berührungen, bis er –nach meiner Meinung viel zu kurzer Zeit- aufhörte und aufstand. Ich blieb noch einen Moment liegen, ehe ich mich aufrichtete, meinen Pulli wieder anzog, mich einmal kurz genüsslich streckte und mich dann wieder an Froggy wandte.

„Was ist mit Frühstück?“

„Was soll damit sein, Senpai?“

„Hast du es abgerichtet, damit es hierhergeflogen kommt, oder stehst du langsam mal auf und holst es?“

„Wir könnten auch wie normale Menschen aufstehen, in die Küche gehen und am Esstisch essen.“

„Ushishi~ Antrag abgelehnt. Der Prinz ist kein normaler Mensch. Also? Wird’s bald?“

Der Prinz hatte wirklich Hunger und nach so einer entspannenden Massage hatte ich nicht vor, mir so viel Stress zu machen, um aufzustehen und etwas essen zu GEHEN.

Ich sah wie Froggy dem Anschein nach überlegend durchs Zimmer sah. Dann holte er sein Handy raus und verschickte eine wirklich kurze SMS. Dann stand er erneut auf und ging zu seiner Kamera.

Ich hatte es mir mittlerweile wieder bequem gemacht. Mich in die von mir gebaute Kissen-und-Decke-Konstruktion von Vorgestern fallen lassen und die Augen halb geschlossen. Ich spürte, wie die Matratze unter Frans Gewicht nachgab als er sich neben mich legte.

„Senpai, du weißt schon das die Kamera noch läuft oder?“

Ich wusste nicht wirklich worauf er hinaus wollte. Ich schloss die Augen ganz und legte den Kopf ein wenig in den Nacken. Antworten tat ich nicht.

„Solang der Akku noch hält könntest du ruhig ein bisschen fluffiger drauf sein.“

Es klang ein wenig wie ein Vorwurf. Ein absolut unsinniger Vorwurf.

„Warum? Hat der Frosch ne Deadline oder ist er einfach Kuschelbedürftig?“

„Ach halt die Klappe, Fake-Prince, und spiel verdammt nochmal mit!“ Und mit diesen Worten schnappte sich der Frosch meinen Arm, legte ihn um sich und kuschelte sich gegen meine Brust. Niedlich. Er wirkte direkt 5 Jahre jünger. Vielleicht sollte man das faltigen Frauen als Anti-Aging-Tipp verschreiben.

Dann hörte ich Schritte auf dem Gang.

„Froggy, gib meinen Arm frei“, zischte ich den Grünhaarigen an.

„Wieso?“

Und genau in diesem Moment ging die Tür auf und Luss kam herein. Ich hatte Lust den Frosch für diese Bloßstellung zu töten. Aber er selbst schien auch nicht viel begeisterter davon zu sein. Irrte ich mich, oder war er leicht rot angelaufen?

„Fran-chan, ich hab dein Früh-…Oh, guten Morgen ihr Süßen“, säuselte Luss in seiner typisch schwulen Tonlage, die verriet, das ihm eigentlich noch viel mehr Worte auf der Zunge lagen.

Ein Glück hatte ich meinen Pulli nicht ausgelassen. Wir vermittelten ja so schon einen furchtbar falschen Eindruck.

Lussuria schien zu merken, dass wir nicht scharf auf weitere Worte seinerseits war und sagte nichts mehr außer einem „Guten Appetit ihr Lieben“, als er mir und dem Frosch einen Teller mit Waffeln hinstellte und das Zimmer wieder verließ.

Froggy war immer noch leicht rot im Gesicht. Ich grinste nur breit, zog den Teller auf meinen Schoß und machte mir ein Stück Schokowaffel mit der Gabel ab. Ich betrachtete es einen kurzen Moment gedankenverloren, ehe ich die Gabel Fran hinstreckte. Er lief noch einen weiteren kleinen dezenten Ton roter an, biss aber ab. Ja das sah wirklich niedlich aus. Hatte was. Gerade dieser von grün umrahmte Rotton. Stand ihm wirklich gut. Ich sollte aufpassen, dass das öfter zustande kam. Und ich sah auch schon wo sich die nächste Gelegenheit bot. Allerdings würde ich einen kleinen Moment abwarten ehe ich diese Chance nutzte. Der Frosch ergriff mittlerweile selbst die Initiative und bediente sich vom Teller. Er schnappte sich die angefangene Schokowaffel. Ich selbst griff zu einer mit Puderzucker. Lecker. Luss konnte einfach super kochen und backen. Meine erste Waffel hatte ich verputzt und ich warf einen unauffälligen Seitenblick auf Fran. Er aß gerade noch die letzten Bissen. Zeit die Chance zu nutzen. Ich grinste.

„Du hast da was“, meinte ich ruhig und zeigte auf eine Stelle ein kleines Stück über einem Mundwinkel.

„Was denn?“ Er ging wohl davon aus das ich ihn verarschte. Wie so oft. Diesmal nicht.

Ich lehnte mich ein Stück zu ihm herüber und leckte sanft langsam mit der Zungenspitze über die Stelle.

„Schmeckt wie Schokolade, würde ich mal behaupten“, antwortete ich grinsend, während ich mir selbst die Reste des Staubzuckers von den Lippen leckte.

Rekord gebrochen. Fran wurde noch einen Tick roter. Das stand ihm wirklich gut. So ein wenig Emotion im Gesicht. Gedankenverloren strich ich ihm ein paar Haare nach hinten. Er drehte den Kopf weg. Was sollte das schon wieder? Ich hatte doch eh schon gesehen, dass er rot war.

„Selbst nicht so fluffig aufgelegt, Froggy?“, fragte ich, während meine Hand sein Kinn umschloss und seinen Kopf wieder zu mir drehte. Und kurz darauf berührten sich unsere Lippen. Der Kuss war von mir ausgegangen. Das hier war Showbiz. Und noch lief die Kamera.

Froggy war noch ein wenig erstarrt, aber kurz darauf erwiderte er den Kuss, ehe er ihn abrupt beendete. Mit einem wirklich für seine Verhältnisse richtig bösen Blick und hochrotem Kopf sah er mich an.

„Nur damit das ein für allemal klar ist, Fake-Prince, in diesen Shootings führe ich Regie und NICHT DU!“ Und damit stand er auf, nahm sich eine Waffel und verließ eiligen Schrittes sein Zimmer.

Ich verrollte die Augen.

Dramaqueen, dachte ich und ließ mich ich Stück tiefer in die Kissen sinken. Ehe ich noch einen Bissen von einer Waffel abbiss.
 

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Ich weiß, eigentlich war das garkein richtiges Shooting, aber die Kamera lief.

Mehr hab ich grad nicht zu sagen. Joa. schön wenn ihr bis hierher gelesen habt. Hoffe ihr seid zufrieden. Freue mich über jeden Kommi und Favo.

Bis dann

Eure Xalis

Backstage 1

Jaaaa schon wieder eins. Aber gewöhnt euch nicht zu sehr dran. ihr kennt mich. unregelmäßig wie noch was.

najaaaaa ich glaube das Chap ist wirklich gut und lustig geworden und über Kommis würde ich mich freuen.

Aber auch ohne Kommis

Viel Spaß beim Lesen

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Ich starrte auf den leeren Teller und scheuchte eine fette Stubenfliege von einem der Krümel. Froggy war noch nicht wieder da. Was hatte der denn für Probleme? Wie konnte man sich bloß so anstellen?

Ich streckte mich nochmal im liegen, stellte den Teller auf den Nachttisch und schwang die Beine aus dem Bett. Der Tag hatte seinen gelungenen Start gehabt, jetzt sollte ich auch was daraus machen und wenn es nur sowas unnötiges war, wie den Frosch zu suchen und ihn zu fragen, warum zur Hölle er so überreagierte. Ich hatte doch nichts gemacht. Der Prinz badete seine Hände in Unschuld-mit Vorliebe in der anderer Leute- aber in Unschuld!

Ich stand auf und verließ das Zimmer. Und jetzt? Ich überlegte, einfach wieder in das Zimmer zurück zu gehen. Wer weiß wo sich der Frosch rumtrieb? Unser Hauptquartier war verdammt groß! Die Suche nach freibewegenden Teilen, die vielleicht garnicht gefunden werden wollten, konnte hier Tage dauern. Vor allem allein. Auch, wenn man ein Genie war.

Aber einfach wieder auf dem Bett zu liegen und Mücken bei der Resteverwertung köstlicher Waffeln zuzusehen, war keine erfüllende Tagesbeschäftigung. Selbst der Prinz hatte dazu zu viel Tatendrang. Ich hatte nichts gegen einen gemütlichen Tag im Bett. Aber bitte mit irgendeiner Form von Entertainment. Ich dachte an den wahrscheinlich kurzgeschlossenen 45“ LCD Fernseher mit Dolby Surround Anlage in meinem Zimmer und seufzte leise. Vielleicht sollte ich doch mal sehen, was noch zu retten war. Ich schlug also die andere Richtung ein und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Schon 3 Biegungen vor besagtem Raum hörte ich ein leises Summen. Vor der Tür war das Gebrumme um einiges lauter und aufdringlicher. Richtig nervig. Aber egal, ich hatte ja nicht vor, darin zu schlafen. Und meine Nerven waren abgehärtet, seit Froggy der Varia beigetreten war.

Ich betrat den Raum und sah das Gerät an, dass wohl die Feuchtigkeit aus den Wänden ziehen sollte. Warum gaben sie dem Prinzen nicht einfach ein neues Zimmer. Ein Größeres. Ein Besseres. Mir würde schon was einfallen, um möglicherweise überschüssigen Platz zu füllen. Da war ich fantasievoll.

Erst jetzt bemerkte ich ein weiteres neues Dekostück in meinem Zimmer. Froggy saß auf meinem Bett und starrte auf den schwarzen Bildschirm meines ausgeschalteten Fernsehers.

„Was machst du denn hier?“, fragte ich überrascht. Ich musste daran denken, wie ich das Gerät nervig genannt hatte. „Gleich und gleich gesellt sich gern, oder wie?“

Fran sah mich kurz unverständlich an, dann starrte er wieder auf den Bildschirm. Mann, der hatte echt Probleme. Und was für welche!

„Was denkst du dir eigentlich, dich auf das Bett des Prinzen zu setzen!? Und das völlig bekleidet!“

Fran sah mich erneut an. Diesmal geschockt.

„Ja! Ausziehen! Ich will den Dreck und das Gefussels deiner Hose nicht in meinem Bett haben!“

Sein Blick veränderte sich. Er hatte das wohl falsch verstanden. Sagen tat er aber immernoch nichts.

„Auch wenn der Prinz deine Interpretation auch interessant finden würde.“ Über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage war ich mir nicht ganz im Klaren. Es kam auf die Definition von „interessant“ an.

Zum wer weiß wievielten Mal an diesem Tag lief Froggy leicht rosa an. Was war denn heute los? War Tag des Sensibelchens oder was? Aber tatsächlich ergriff er das Wort und schien mir durch die Blume mitteilen zu wollen, was für eine Laus ihm hier schon wieder über die Leber gelaufen war.

„Könntest du vielleicht einfach zwischen unseren beiden beruflichen Ebenen eine Grenze ziehen und aufhören, sie zu vermischen?“

Gott, und über sowas regte er sich auf? Naja, aufregen… Er hatte wieder völlig monoton geklungen, aber nichts desto trotz war er vorhin aus dem Zimmer „geflohen“.

„Wo bleibt denn dann der Spaß?“, fragte ich grinsend. Das war in keinem Deal mit inbegriffen, den wir bisher geschlossen hatten. Diese Freiheit würde sich der Prinz nicht nehmen lassen. Ich hatte langsam Gefallen daran gefunden, den Frosch auf diese Weise zu reizen. Ich ließ mich neben ihn auf die Matratze fallen und sah ihn interessiert an. Interessiert an einer Antwort natürlich. Nicht irgendwie anderweitig.

„Ach vergiss es einfach.“ Ich filterte einen leicht verbitterten Unterton aus seiner Stimme.

„Ushishi. Du weißt auch nicht was du willst, oder Froggy?“, fragte ich amüsiert.

Er setzte zu einer Antwort an, verwarf sie aber gleich wieder. Zu gern hätte ich gewusst, was er hatte sagen wollen. Ich würde es wohl nicht erfahren. Und eine andere Antwort schien ich auch nicht zu bekommen.

Der Frosch verfiel in eine nachdenkliche Stille und ich wollte schon schnipsen, um ihn hypnosetechnisch aus dieser Trance zu holen, als er meine Frage schließlich beantwortete.

„Und du, Senpai?“ Aber natürlich mit einer Gegenfrage.

„Hmm…Dich?“, antwortete ich fragend und verlieh meinem Grinsen einen leicht anzüglichen Touch.

Froggy sagte nichts darauf. Schnappte sich stattdessen ein Kissen von meinem Bett und pfefferte es mir ins Gesicht.

„Brauchst du Aufnahmen einer Kissenschlacht ohne Rücksicht auf Verluste? Dann geb ich dir 5 Minuten, um die Kamera rüber zu holen und genau eine, um deinen Arsch in Schwung zu bringen, um das zu tun, oder dich trifft die Rache des Prince the Ripper.“ Ich lachte leise und brachte das Kissen in eine offensivere Haltung.

Fran verzog das Gesicht.

„Gnade, ich ergebe mich. Gegen einen so überlegenen Gegner kann ich garnicht gewinnen.“

Hatte mal jemand einen Lappen, um die überflüssige Ironie und den tropfenden Sarkasmus aufzuwischen?

„Ushishi~ Damit erkläre ich mich zum Sieger und dich zum Kriegsgefangenen Froggy.“ Ich grinste breit. „Oder kurz gesagt: Du gehörst mir. Aber das hast du auch vorher schon.“

Ich packte wieder sein Kinn, um sein Gesicht näher zu ziehen. Er zog den Kopf ruckartig weg. Ich hatte diese Reaktion eigentlich erwartet. Trotzdem. Was war sein Problem?

„Froggy, mal im Ernst, wenn der Prinz diese ganze „Yaoi“, „Shonen-Ai“ und was-auch-immer-Geschichte richtig verstanden hat, dann werden wir früher oder später sowieso intimere Momente teilen, um es gelinde auszudrücken. Selbst wenn sie nur gestellt sind. Warum regst du dich so auf?“

Es war so. Früher oder später würde ich ihn mehr oder weniger in den Arsch ficken. Und jetzt regte er sich über einen Kuss auf? Er hatte doch mit dem ganzen Mist erst angefangen!

„Hier ist nichtmal ne Kamera, Fake-Prince! Also was soll der Kram?“

„In deinem Zimmer war eine“, bemerkte ich wie nebenbei und nahm ihm damit den Wind aus den Segeln. Eine Stille entstand, in der der Frosch mich nicht ansah.

„Du hast doch keine Ahnung“, murmelte er schließlich verächtlich. Kein Fran-like abgestuftes verächtlich. Ein echtes. Ich war selbst erstaunt. Er sah mich immernoch nicht an.

„Der Prinz ist ein Genie. Ahnung steht nicht zur Debatte!“

Jetzt drehte er sich zu mir.

„Tut es wohl! Das Prinzesschen hat nämlich nicht den leisesten Schimmer, wie anstrengend, nervenaufreibend und selbstverachtend es zum Teil ist, auch nur zu versuchen, mit so einem verzogenen, egozentrischen und sadistischen Arschloch wie dir auch nur in irgendeiner Weise auszukommen ohne einen Arm oder seinen gesunden Menschenverstand zu verlieren. Dieses bekiffte Irrenhaus ist auch ohne deine ekelhafte Form von sexueller Nötigung beschissen genug. Aber über sowas macht sich Mr. Ich-darf-sowieso-alles-weil-ich-der-Prinz-von-Phantasialand-bin ja eh keine Gedanken, nicht wahr. Dafür muss man sich nicht seinen verstrubbelten, blondierten Kopf zerbrechen, nur weil es noch andere Menschen auf dieser Erde gibt, die sich nicht für die Achse der ganzen Welt halten.“ Er schnaubte nochmal verächtlich und holte zum ersten Mal in diesem langen Text Luft.

Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Sein Redeschwall hatte mich aus der Bahn geworfen. Verständlich, aber das war nicht einmal der Hauptgrund. Der Grund war die Art wie er das gesagt hatte. Ehrlich. Tiefgreifend. Nicht von der Wortwahl, aber es waren diesmal keine oberflächlichen Floskeln, wie sonst. Es war seine Meinung. Seine Auffassung und Einstellung. Wow. Und am deutlichsten sah man das noch immer in seinen Augen. Normalerweise waren sie wie einfach auf die Netzhaut gemalt. Sie spiegelten vielleicht mal matt das Licht, waren aber ausdruckslos und wirkten beinahe tot, aber im Moment hatten sie auf einen Schlag an so enormer Tiefe gewonnen. Es war dieses „Spiegel zur Seele“-Gerede, das mir zuerst in den Sinn kam. Ich sah so viel angehäufte Emotion in diesem Blick, in diesen jetzt strahlenden und funkelnden grünen Augen. Diesen wunderschönen Augen. Ja, vermutlich hatte mich das gerade am meisten geschockt.

Ich antwortete nicht. Ich starrte ihn einfach fassungslos an. Sein Atem ging noch stoßweise und sein Gesicht hatte noch einen kräftigen Rotton von seinem kleineren Gefühlsausbruch. Ich musste zugeben, dass er mich im Moment faszinierte. Man hätte fast sagen sollen, er hätte mich in eine Art Bann gezogen. Ich versuchte mir diesen Anblick so gut es ging ins Gedächtnis zu brennen. Die andere Seite von Fran. Die Seite hinter der Maske, die so dick war wie die chinesische Mauer. Hinter dem Damm, der das zurückhielt, das ich eben durch einen Riss abbekommen hatte.

Ich musste ehrlich zugeben, dass er mir so besser gefiel. Dieses ewig monotone, leblose Getue mochten allerhöchstens Nekrophile. Es war verdammt nervig. Aber das hier war was ganz anderes. Ein ganz anderer Frosch. Ein ganz anderer…Mensch.

Ich blieb ihm weiter eine Antwort schuldig. Dank Luss würde ich auch noch ein paar Minuten darum herum kommen. Dieser kam nämlich mit einem „Fran-chan, Bel-chan, ich hab euch schon gesucht. Es gibt leckeres Mittagessen. Kommt ihr Lieben?“ in die Tür getänzelt und nahm uns kurzerhand mit in die Küche.

Frans kurze emotionale Phase war bereits schon wieder vorbei. Sein Gesicht hatte wieder eine normale Farbe und er atmete ganz normal. Nur in seinen Augen sah man noch eine Spur von dem, was eben in meinem Zimmer gewesen ist, war. Er hatte sich echt verdammt gut unter Kontrolle. Es würde schwer werden, ihm nochmal so eine „gefühlvolle“ Reaktion zu entlocken. Aber der Prinz wäre nicht der Prinz, wenn ihm für dieses Problem keine Lösung einfallen würde.

Mittlerweile wieder mit meinem charakteristischen, breiten Grinsen auf den Lippen, betrat ich die Küche. Pasta. Mal wieder typisch italienisch. Vorgestern war noch Luss‘ japanische Woche. Das hatte uns garantiert auf irgendeine Weise die Gruppe des neuen Decimo eingebrockt. Egal. Die Woche war rum. Ich setzte mich auf meinen Stammplatz und wartete. Ich wartete immer bis ich wusste, ob der Boss mitaß. Denn in diesem Fall bestand Luss grundsätzlich darauf, dass keiner früher bereits anfing, ohne dass alle da waren. Es wäre ja dann so eine Art „Familienessen“. Whatever. Luss‘ Logik eben. Ich wartete ein paar Minuten und als Luss nichts sagte bediente ich mich. Wie immer schmeckte es genial. Wenn Luss eines konnte, dann kochen! Und da war es egal, was!

Froggy saß mir gegenüber und hatte ebenfalls angefangen zu essen. Er sah mich nicht direkt an, aber sein Blick kam immer mal wieder kurz vorbei, als wollte er irgendetwas überprüfen. Wahrscheinlich, ob seine Worte irgendetwas bewirkt hatten. Was erwartete er? Dass ich hier apathisch herumsitzen würde, in Selbstzweifel vertieft, ob ich denn wirklich so ein böser Mensch war? Das wäre doch idiotisch.

„VOOOOOOOIIIII, was gibt’s zu essen?!“

Squalo kam rein. Er schien es wohl mit den Augen und der Nase zu haben, denn er müsste ja wohl erkennen, um was es sich hier handelte. War der Prinz denn wirklich von Idioten umgeben.

„Ah Squ-chan, es gibt Pasta“, flötete Luss als Antwort auf eine Frage, die er wohl nicht so unnötig fand wie ich. Squalo ließ sich auf seinen Platz fallen und begann ebenfalls zu essen.

Es war ungewöhnlich still beim Essen. Normalerweise nervte immer irgendwer irgendwen. Irgendwer lärmte darum, irgendwas flog durch die Luft. So sah das normalerweise aus. Im Moment aßen alle stillschweigend ihre Nudeln. Das war so unnatürlich. Lussuria schien das genauso zu sehen, denn auf einmal wandte er sich an den Frosch und mich.

„Bel-chan, Fran-chan, wollt ihr uns nicht etwas mitteilen?“

Froggy und ich wechselten verwirrte Blicke. Was hatten wir denn mitzuteilen? Und warum?

Luss schien das zu bemerken und sprach weiter.

„Na ihr seid doch jetzt ein Paar oder?“

Geschockt spuckte ich meine Nudeln quer über den Tisch. Ein paar blieben in Squalos Haaren hängen. Aber er war ebenfalls zu überrascht, um darauf zu reagieren. Froggy hatte sich verschluckt und versuchte verzweifelt nicht zu ersticken.

„Wir- Nein!“, antwortete ich immernoch verwirrt aber konsequent. Das war alles Froggys Schuld. Hätte er, wie ich verlangt hatte, meinen Arm freigegeben, hätte das nicht so falsch gewirkt.

„Aber Bel-chan. Das ist doch kein Grund sich zu schämen.“ Das war so typisch Luss. Wenn es um sowas ging, hörte er immer nur, was er hören wollte. Typisch.

„Wir sind wirklich nicht-“, versuchte ich es erneut.

„Schluss damit, Bel-chan! Wie soll Fran-chan sich fühlen wenn du ihn so verleugnest.“ Ich unterdrückte den Drang irgendetwas Idiotisches zu machen und sah zu Froggy. Und der lief tatsächlich leicht rosa an bei Luss‘ Worten. Wollte der ihn etwa auch noch bestätigen!?

„Siehst du Bel, wie ihm das nahe geht?“, stachelte Luss weiter. Wie ihm das nahe ging?! Er war nicht mein Freund verdammt. Ich konnte ihn nicht ausstehen und er mich nicht. Das passte so. So soll es sein, so kann es bleiben! Und warum lief der Frosch dann rot an? Mir reichte es. Sollte Froggy Luss doch erklären, was wirklich los war. Schließlich war es ja auch sein Verdienst. Er hatte mit dem ganzen Kram angefangen. Mit dem Fluff und dem Fanservice. Dummer Frosch. Immer nur dann in irgendeiner Form Gefühle zeigen, wenn es irgendetwas gegen mich ausrichtete. Und trotzdem. So aufgewühlt hatte er etwas. Ich konnte es nicht greifen, aber es war da.

Ich nahm meinen Teller und mein Besteck und stand auf.

„Senpai?“, hörte ich Froggy fragen.

Er sollte gerade selbst sehen, wie er das regelte. Sein Problem. Ich ignorierte ihn und verließ wortlos die Küche. Wenn der Frosch was wollte, konnte er mir ja folgen. Wenn nicht, konnte er bleiben wo der Pfeffer wuchs. Ihm hatte ich diese ganze Geschichte zu verdanken. Lussuria war unsere Gossip-Queen. Wenn er sich entschieden hatte, dass er diese Meinung zu unserer „Beziehung“ hatte, würde es schnell die Runde machen. Wollten wir mal sehen, was das Fröschlein sich jetzt einfallen ließ, um den Karren wieder aus der Scheiße zu ziehen. Ich erreichte mein neues Zimmer und warf mich auf das Bett, das noch immer nicht meinen Ansprüchen entsprach und nie würde und widmete mich wieder meiner mittlerweile fast kaltgewordenen Pasta.

Backstage 2

Meine lieben Lieblingsleser. Das hier ist eine Warnung. Es wird ein Schock für diejenigen sein, die meine FFs und vorallem mich kennen, daher versuche ich, es euch jetzt schonend beizubringen.

*tief durchatmet und räuspert*

Dieses Chapter ist tatsächlich aus Frans Sicht geschrieben. Es ist nicht sonderlich lang, aber es sollte euch einen kleinen Einblick in die andere Seite von Feuchte Angelegenheit bieten. Seid nicht so streng mit mir.

Viel Spaß damit.

~*+*~
 

Er hatte mich tatsächlich hier sitzen lassen. Blöder Prinz. Blöder, doofer, egoistischer Möchtegern-Prinz. Andere Menschen würden seufzen in einer Situation wie meiner, oder wenigstens das Gesicht verziehen, aber ich war in dieser Hinsicht einfach nicht wie jeder andere Mensch. Und deshalb konnte ich nicht verstehen was mit mir los war. Ich spürte diese ungewohnte Wärme im Gesicht. Ich wusste, dass ich rot geworden war, aber ich verstand es nicht. Na gut, ich wollte mir in dieser Hinsicht nichts mehr vormachen, ich wollte es einfach nicht verstehen. Es war so idiotisch und falsch. Einfach falsch. Und ich hatte auch keine Ahnung, was genau ich jetzt sagen sollte.

Ich wusste, dass Lussuria mich anstarrte. Ich wusste auch, dass er Bestätigung für seine Worte suchte, und wenn ich endlich aufhören würde mich selbst zu belügen, würde ich sie ihm auch zu gern geben. Aber zwei Punkte sprachen eben dagegen. Einmal, dass ich mich immernoch belog und zum anderen, dass da einfach wirklich nichts war. Ein ziemlich kompliziertes, vielfältiges, seltsames Nichts, aber nichts. Auch wenn mein verfluchter Senpai es mir verdammt schwer machte, dass so zu sehen.

Ich wusste einfach nicht mehr was ich denken sollte. Auch wenn ich mir irgendwie schon eine Ahnung hatte, was er eigentlich plante. Er wollte mich einfach ärgern. Auf eine fiese Art, die zum Teil wortwörtlich unter die Haut ging. Aber natürlich hatte ich mir das selbst eingebrockt und egal was ich tat, ob ich mich wie immer verhielt, ob ich ihn anschreien würde, der „Prinz“ würde Dinge wie Schuld NIE bei sich selbst suchen. Vielleicht war das eine der übelsten Sachen an meiner Situation, denn ich sah es mittlerweile fast genauso. Ich war selbst daran schuld. Was hatte ich mir von der Sache mit dem Douji erhofft? Nicht das Geld. Nicht mal, ihn damit ärgern zu können. Ich glaube so richtig wusste ich selbst nicht, was mich da geritten hatte.

„Fran-chan, ist alles in Ordnung?“

Luss besorgte Stimme holte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich hatte mir doch nicht anmerken lassen, dass ich nachgedacht hatte oder? Dass ich mir um etwas Sorgen machte? Wurde ich etwa unvorsichtig? Das durfte doch nicht wahr sein!

„Keine Sorge, Fran-chan, ihr schafft das schon“, sagte Luss beruhigend. Ich war verwirrt. Meine Gedanken waren noch nicht alle wieder da, wo sie sein sollten.

„Was?“

„Na eure Beziehung. Es ist vielleicht kompliziert, aber ihr beiden schafft das schon.“

Er war wirklich davon überzeugt. Wie schön es wäre, wenn er recht hätte. Ich konnte es nicht leugnen. Ich wusste es ja. Deshalb war der folgende Satz ja so schwer. Und trotzdem blieb ich ruhig. Absolut beherrscht. Einfach wie immer. Kontrolliert monoton.

„Da ist wirklich keine Beziehung.“

„Ich hab euch doch gesehen!...Squ-chan, wo gehst du hin?“

Squalo war aufgestanden und ging. Vermutlich hatte er genug gehört. Ich wäre auch gerne gegangen, ehe Luss der Gedanke kam, Therapeut/in spielen zu müssen. Das konnte ich wirklich nicht gebrauchen. Nicht wenn ich in einer Verfassung war, in der ich rot anlief und beim Denken erwischt wurde. Luss war gut darin, Leute auf die unschuldigste und freundlichste Art auszufragen und am Schluss wusste man, man hatte zu viel gesagt. Bei mir war es ihm noch nicht gelungen und das sollte auch so bleiben. Punkt. Das war meine Sache.

„Also Fran-chan, was ist da dann zwischen euch beiden? Da ist doch irgendwas am Laufen!“

„Nein, es ist nichts.“

Ich wurde langsam ungeduldig. Ich musste hier weg, ehe er es tatsächlich schaffte mich auszuhorchen.

„Aber-“

„Bel-senpai wartet sicher schon auf mich. Wir wollten heute noch trainieren.“

Ich war ein echter Fachmann fürs Lügen. Normalerweise war es kaum zu bemerken, es sei denn ich machte Leichtsinnsfehler und das traute ich mir im Moment glatt zu. Aber Luss schien darauf hereinzufallen, oder zumindest so zu tun und meinte nur: „Na dann los. Los, los!“

Ich stand langsam auf und machte mich auf den Weg zur nächsten Person, von der ich nicht wusste, was ich ihr erzählen sollte. Dieser verfluchte Krönchenträger brachte mich noch um den Verstand. Wie stellte er das bloß an? Was fand ich bloß an ihm? Und warum ausgerechnet an ihm? Das zehrte verdammt stark an meinen Nerven. Ich war schon so weit gegangen, ihm alles an den Kopf zu knallen was mir gemeines gegen ihn einfiel. Auch wenn das alles der Wahrheit entsprochen hatte, war es nicht das, was ich ihm hatte sagen wollen. Ich wusste doch was mit mir los war. Und deshalb wollte ich nicht mit Luss reden. Er hätte es viel zu schnell gemerkt. Ich war in diesem Zustand viel zu angreifbar. Ja, ich hasste die Liebe. Sie war ein verlogenes Drecksstück, das sich einen Spaß daraus zu machen schien, mich auf die sadistischste Weise zu quälen, die ihr einfiel. Wenn ich es mir hätte aussuchen können, wer auf dieser Welt meine „erste große Liebe“ sein sollte, dann jeder, aber doch nicht Bel! Nicht dieser Fake-Prince, der mich nicht einmal wirklich als gleichwertigen Mensch sah.

Jetzt, wo ich mir sicher war, dass keiner in der Nähe war, erlaubte ich mir tatsächlich ein leises Seufzen. Ich wusste einfach nichtmehr, wie lange ich diese Gratwanderung, auf die mich mein verhasster und doch so geliebter Prinz Tag für Tag schickte, noch aushalten würde. Ich wusste es nicht. Ich lief auf Messers Schneide und spürte schon lange die tiefen, blutenden Schnitte im Fuß. Die Frage war, ob ich in Richtung Griff lief oder an der Spitze in einen gähnenden schwarzen Abgrund fallen würde. Ich wusste nicht, ob ich bereits eine Antwort wollte.

Ich erreichte mein Zimmer. Garantiert würde er auf meinem Bett sitzen, mich bemerken und irgendeinen abfälligen genervten Kommentar loslassen. So gut kannte ich ihn bereits.

Ich brachte mich wieder völlig unter Kontrolle und öffnete die Tür.

Punkt eins stimmte schon einmal. Er saß wirklich auf meinem Bett. Er hatte diesen seltsamen erwartungsvollen Blick aufgesetzt, den man durch Spüren erkennen konnte und der einem klar zu verstehen gab, dass es nur eine Antwort gab, die er dulden würde, oder man hatte ein Messer im Körper. Ich kannte das zur Genüge. Trotzdem sah ich nie einen Grund meine Antworten an seine Wünsche anzupassen. Ich würde hier Stellung halten bis ich zusammenklappte. Ob an Blutverlust oder Nervenzusammenbrüchen, von denen nie jemand etwas mitbekam. Ich würde mir weiterhin genehmigen, die gemeinsamen „fluffigen“ Momente mit ihm zu genießen, aber ich würde weiterhin nicht weiter auf mich eingehen. Ich war nicht suizidgefährdet. Ich konnte mir diese Liebe nicht erlauben, wenn ich leben wollte.

Bels Blick wurde stechender und ich wusste, dass ich langsam etwas sagen sollte, statt dumm im Raum herumzustehen.

„Ich hab das mit Luss geregelt.“

Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte. Richtig geregelt konnte man das nicht nennen, aber wenigstens schien er begriffen zu haben, dass wir kein Paar waren und das war das, worum es dem Fake-Prince im Moment ging. Ich kannte ihn wirklich schon viel zu gut.

„Ahh, also wissen jetzt alle von deiner dreisten Erpressung und was du für kranke Dinge zeichnest?“

Erpressungen waren grundsätzlich dreist. Anders konnte man Leute doch garnicht erpressen. Falls doch, melde sich jemand, der weiß wie, bitte mal bei mir.

„Senpai, ich glaube du hast ein völlig falsches Bild von dem Wort ‚krank‘“, antwortete ich monoton, während ich mich auf mein Bett setzte, dass dieser Prinzenverschnitt sich so „dreist“ genommen hatte.

In dieser Hinsicht hatte unsere Majestät echt Nerven aus Drahtseil. Selbst Leute aufschlitzen und in Eingeweiden herumpfuschen und Shonen-Ai- und Yaoi- Doujis krank nennen. Dieser Psycho.

„Falsch Froggy. Denn alles was der Prinz denkt ist richtig.“

Damit hätte ich rechnen müssen. Und da war auch schon wieder dieser seltsame Spitzname den ich jetzt schon seit mehreren Jahren seinetwegen mit mir herumschleppte. Es war richtig von mir, ihn mir aus dem Kopf zu schlagen.

Bel grinste mich siegessicher an. Ich durfte nicht darauf eingehen. Ich wusste, wo so etwas grundsätzlich endete. Ich sah mich nach Ablenkung um.

„Kannst du die Kamera an die Steckdose anschließen?“

Es war das erste, was mir einfiel. Die Kamera war zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden. Zumindest in den letzten paar Tagen. Sie schaffte es mich in eine Welt zu führen, die ich nicht kannte. Eine Welt, in der mein Prinz tatsächlich zum Greifen nah und näher war. Ich hasste mich selbst für solche Gedanken, aber was sollte ich denn machen?

„Wieso sollte der Prinz aufstehen, um etwas für den Frosch zu erledigen?“

„Oh verzeiht, was habe ich mir bloß dabei gedacht, eure „Hoheit““

Mein angeborener Sarkasmus rettete mir wie immer das Leben. Und das Image. Ich konnte mich ja schlecht wirklich aufregen. Warum tat ich das eigentlich nie? Wieso war ich mir so sicher, dass diese emotionslose monotone Technik die beste war? Sie hatte bisher immer funktioniert, ich sollte sie nicht infrage stellen.

Widerwillig stand ich auf und ging zur Kommode. Das Kabel lag direkt neben dem Gerät und die Steckdose war in einer Höhe, für die man sich nicht einmal bücken musste, aber dem Fake-Prince ging es wie immer ums Prinzip und ich Idiot bestätigte ihn auch noch in seiner Annahme, mit mir machen zu können was er wollte.

Ich hielt mich länger mit dem Anschließen auf als nötig. Bel war unberechenbar geworden seit unserem Deal und auch, wenn ein Teil von mir, den ich am liebsten rausschneiden würde, sich in den Armen unseres Prinzenverschnitts verdammt wohl fühlte und dessen Küsse nur zu gern erwiderte, war mir nicht wohl bei dieser Sache. Ich wusste einfach noch nicht was ich von dem ganzen halten sollte. Und vom Vertrauen brauchte ich wohl erst garnicht anzufangen.

„Und?“, hörte ich Bel auf einmal hinter mir fragen. „Wird heute Abend noch was aufgenommen?“

Er klang nicht genervt. Das verwirrte mich. Ich müsste schon im Maiddress, mit einem Lächeln auf den Lippen und einer höflichen Anrede vor ihm stehen, um ihm das Frühstück ans Bett zu liefern, um etwas zu tun, dass ihn nicht zu Tode nerven würde. Also warum diese Tonlage?

„Nein eigentlich nicht.“ Ich hatte noch immer eine Hand auf der Kamera liegen, die vom ständigen Dauergebrauch heißgelaufen war. „Wir müssen wohl eine Pause machen.“

Misstrauisch beäugte ich meinen Senpai. Was dachte er? Ich spürte keinen wirklich intensiven Blick und sein Grinsen ließ sich wie so oft nicht im Geringsten deuten. Er setzte sich auf.

„Hmm…Und wie wäre es mit einem Workshop?“

Ich erschrak innerlich, als er während dieser Worte meine Handgelenke gepackt und mich rücklings auf das Bett geworfen hatte. Jetzt saß er auf mir und grinste überlegen zu mir herunter.

Mein Herz raste. Ob aus Schock oder wegen ihm, wusste ich nicht, aber wenn ich es mir aussuchen könnte…naja wir wissen es ja.

Tief durchatmen, Fran. Und schau das du deine Fassade aufrecht erhältst.

„Was soll das werden, Senpai?“, brachte ich so ruhig und monoton heraus, wie es eben ging und sah ihn an.

Sein breites Grinsen erhielt einen kleinen Dämpfer.

„Hörst du dem Prinzen denn wirklich nie zu?“

Ich schüttelte demonstrativ den Kopf. Selbst wenn ich am kürzeren Hebel saß, das musste einfach sein. Es war meine beste Waffe und was auch immer dabei rauskam nur ein Kollateralschaden, den ich einfach in Kauf nahm. Ein fieses Stechen ging durch meinen Arm. Wo hatte er in dieser Position ein dämliches Messer her?

Langsam beugte er sich zu mir herunter bis er mit dem Gesicht auf der Höhe meines Ohrs war.

Ich hoffte inständig, dass er mein Herz nicht schlagen hörte. Egal, wie er es deuten würde, wäre es für mich nur unangenehm.

„Noch mal ganz langsam für meinen schwerhörigen Frosch-“ Seine Stimme war leise und ich konnte seinen Atem spüren. Ein Schauer überlief mich und mir stellten sich die Nackenhaare auf. Wegen ihm? Bitte nicht! Aus Angst vor dem was kommen würde? …Was würde denn kommen? So oder so wusste ich es nicht. Ich konzentrierte mich einfach darauf, mir was auch immer einfach nicht anmerken zu lassen.

„Der Prinz dachte an einen Workshop.“ Das letzte Wort zog er stark in die Länge. Bildete ich mir das ein oder hatte seine Stimme noch näher geklungen? „Workshop“, wiederholte er langsam und überbetont und ich spürte seine Lippen an meiner Ohrmuschel. Und nicht nur das. Eine seiner Hände hatte einen Weg unter mein Shirt gefunden. Spätestens in ein paar Sekunden würde er meinen Herzschlag spüren und zu was ihn das ermutigen würde, wollte ich garnicht wissen. Ich schluckte und wollte gerade etwas sagen, als er mir mit seinen Lippen das Wort abschnitt. Nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen schaffte er es, mich in einen Kuss zu verwickeln, von dem ich mir nichteinmal sicher war, ob ich ihn wollte.

Warum mache ich dann mit?

Egal, es gab wichtigere Fragen zu klären. Wie schaffte ich es, dass er aufhörte? Wie konnte ich verhindern, dass er es hörte, das verräterische Herz?

Abrupt und bestimmt löste ich den Kuss. Ich konnte das einfach nicht mit mir machen lassen! Er sollte nicht immer davon ausgehen, dass er mit mir machen konnte was er wollte.

Und mit diesem Gedanken stieß ich meine Stirn so fest ich konnte gegen seine Nase, befreite meine Hände und drückte ihn mit allem was ich hatte von mir runter.

Mit immernoch heftig klopfendem Herzen setzte ich mich auf und rückte soweit von meinem Senpai weg wie ich im Moment konnte und jetzt, da ich ihn betrachtete, hatte ich doppelten Grund dazu.

Ich hatte wohl einige Wucht gehabt.

Hab ich ihm die Nase gebrochen?

Ich wusste es nicht. Das einzige, was ich sah, war ein dünnes rotes Rinnsal, das aus seinem rechten Nasenloch lief. Ich hatte ein Problem. Ein gewaltiges Problem.

"Shooting" 4

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Backstage 3

Sooo jetzt nach längerer Pause mal wieder was Neues. Es kann natürlich nicht mit dem letzten mithalten, schließlich wird diesmal niemand aufgeschlitzt aber ich hoffe ihr seid trotzdem zufrieden damit.

Jedenfalls viel Spaß beim Lesen.

~*+*~
 

Mir war schlecht. Ich könnte kotzen und in meinem Kopf drehte sich alles. Noch dazu hatte ich das Gefühl das jemand meinen Schädel von innen und außen mit Hammer und Meißel bearbeitete.

Ich hielt die Augen geschlossen und versuchte klare Gedanken zu fassen. Eigentlich gab es nicht viele Möglichkeiten, was passiert sein konnte. Ich konzentrierte mich auf meine anderen Sinne. Ich lag irgendwo auf dem Boden. Mit noch immer geschlossenen Augen fuhr ich mit meiner Hand über den Untergrund. Weich. Teppichboden? Ich zerbrach mir nicht den Kopf darüber, das taten bereits die Kopfschmerzen. Ich blieb einfach noch ein bisschen so liegen und reimte mir die Ereignisse der letzten Stunden zusammen. Eines stand fest. Ich war betäubt worden. Vermutlich mit etwas aus meinem eigenen Medizinschränkchen. Irgendein Benzodiazepin. Das setzte voraus, dass ich irgendwie ausgetickt sein musste. Ich zog den Arm von eben ran und legte meinen Kopf darauf während ich ihn mit dem anderen betastete. Dann wechselte das Ganze. Keine Krusten oder andere Zeugen einer Verletzung. Auch sonst tat mir nichts…Au! Doch! Meine Hand wanderte zu meiner Nase. Mittlerweile machte sie den Kopfschmerzen Konkurrenz. Behutsam tastete ich sie ab. Und da war es. Trockenes Blut.

Ich kratzte etwas davon von meiner Haut und öffnete die Augen und betrachtete es. Ja, das war mein Blut. Und das war der Moment als meine Gedanken klar wurden.

„Dieser verfickte Frosch!“

Ich hatte es laut gerufen. Ich war wütend. Nicht manisch, nicht übergeschnappt. Nicht bei trockenem Blut. Ich war einfach nur auf 180. Es gab eine Grenze, wenn man die überschritt betrat man eine Welt des Schmerzes. Die Hölle persönlich. Und ich war ihr Prinz.

Ich richtete mich auf. Mein Kopf schmerzte noch immer und meine Nase erst. Es brachte alles nichts. Ich würde zuerst zu Luss müssen. Es schickte sich nicht für einen Prinzen, mit einer gebrochenen Nase herumzulaufen.

Ich öffnete das Fenster und nahm wahllos ein Buch aus Frans Regal und warf es nach draußen, wo ich es in der Luft mit so vielen Messern wie möglich spickte. Es war meine Art des Tontaubenschießens. Zwei weitere Bücher folgten. Ich würde später Froggy schicken um die Reste seiner Lektüren aufzusammeln; vorausgesetzt es blieben von ihm Reste übrig.

Ich hatte mich ein wenig beruhigt und warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon nach halb 8. Mein Gott. Das Zeug hatte wirklich gut gewirkt.

Um diese Uhrzeit vermutete ich Luss in der Küche. Das Abendessen vorbereiten oder nach dem Essen aufräumen. Irgendsowas. Je nachdem, wer wie lange auf Mission war.

Ich hatte recht. Er saß am Küchentisch während irgendetwas auf dem Herd seinen verführerischen Duft im Raum verteilte.

„Mit dem Kochen kannst du warten. Später gibt’s noch Froschschenkel de Fran, Bel-Art.“ Ja ich war noch angepisst.

„Ach Bel-chan~ Findest du nicht, du hast ihn heute schon genug gequält?“

Das konnte ich nicht wirklich beurteilen. Nach der Sache mit der Nase konnte ich mich nurnoch verschwommen erinnern. Ein Farbmix aus blutrot und smaragdgrün. Ein Schrei. Er hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt und ich hatte reingarnichts dagegen, im Gegenteil.

„Ushishi~ genug ist relativ.“ Ich grinste.

Luss antwortete nichtmehr. Wahrscheinlich fand er, dass wir das untereinander ausmachen sollten. Eine kurze Stille legte sich über die Küche und das einzige Geräusch war das brutzelnde Etwas auf dem Herd.

„Bel-chan, weswegen bist du hier?“

Stimmt. Da war ja was. Nicht, dass ich eine so schmerzende Nase vergessen könnte. Ich deutete in die Mitte meines Gesichts. Luss besah sich die Nase genauer.

„Aber Bel-chan. Die ist ja gebrochen. Was ist denn passiert?“ Blitzmerker.

„Unser beschissenes Fröschlein ist ein Dickkopf…Zumindest hat er eine harte Stirn.“ Luss schien sich selbstständig etwas zusammenzureimen. Dann nahm er meine Nase und begann sie zu richten. Es tat weh und ich unterdrückte den Drang ihm eine zu verpassen. Er fixierte sie noch mit einem Pflaster ehe er zur Heilung durch die Sonnenflammen begann. Unerklärlicher Weise kicherte er.

„So erinnerst du mich an dieses Schnuckelchen von den Vongola. Diesen gut gebauten Boxer…“ Ich riss mir das Pflaster von der Nase, nahm eine Schmerztablette und verließ die Küche. Meine Nase würde auch von selbst heilen. Hauptsache ich musste Luss nicht bei Schwärmereien zuhören.

Jetzt galt es ersteinmal mein Opfer zu finden. Da ich in seinem Zimmer aufgewacht war und aus der Küche kam blieb nicht mehr allzuviel übrig, wo sich Froggy aufhalten könnte. Meine Hauptideen waren das Wohnzimmer und unser Bad. Das Bad war näher.

Die Schmerztablette begann zu wirken, als ich an der Tür war. Ich hörte das Wasser im Waschbecken rauschen. Ein gutes Zeichen. Ohne anzuklopfen öffnete ich die Tür. Froggy schnitt sich die Haare.

„Ushishi~ Na, überlebt, Madame?“

Fran zuckte und schnitt sich in die Stirn. Ich konnte ihn monoton fluchen hören. Schien als hätte ich ihn tatsächlich erschreckt. Lachend ging ich auf ihn zu. Er drehte sich zu mir.

„Ich habe eine Schere, Senpai und ich werde sie im Notfall benutzen.“ Tatsächlich hielt er das Teil vor sich wie eine Waffe. Ich warf ihm einen unmissverständlichen Blick zu. Wir wussten beide, dass das die bescheuertste Idee im Universum war. Er legte sie zur Seite. Ich bemerkte es kaum. Mein Blick hing an einem dünnen Rinnsal roter Flüssigkeit, das sich einen Weg von seiner Stirn zu seinen Augen suchte. Man mochte es nicht glauben, aber der Anblick beruhigte mich auf eine seltsame Weise. Fast eine Art Trance. Zumindest sah ich mein Werk von vorhin als beendet.

Fran bemerkte meinen Blick und fasste sich langsam an die Stirn, nur um kurz erneut zusammenzuzucken. Er hatte wohl garnicht bemerkt, dass er sich geschnitten hatte. Perplex betrachtete er seine leicht blutigen Finger. Ich grinste immernoch abwesend. Dann ertappte ich mich dabei, wie ich zu ihm trat, sanft seine Hand nahm und sie an meinen Mund hob, um mit meinen Lippen das Blut aufzunehmen. Die Leser dieses seltsamen Douji-Teils hätten es vielleicht eine Art Kuss genannt, aber das war romantischer Blödsinn. Ich mochte einfach nur den Geschmack von Blut und den von Froggys eben besonders. Sowas? Ein Kuss? Tse, sowas tat der Prinz nicht. Aber ich tat in letzter Zeit vieles, was ich eigentlich nicht tat. Dinge, wie das nächste was ich tat. Denn ich hatte den immernoch verblüfft dreinschauenden Fran näher gezogen und küsste ihn, wie in letzter Zeit häufiger. Ich wusste selbst nicht wieso ich das überhaupt tat, aber der Prinz fand mittlerweile eben Gefallen daran. Punkt, aus, ende. Im ersten Moment reagierte der Frosch garnicht, ehe er nach Überwindung des ersten Schocks zurückküsste. Es überraschte mich jedesmal wieder aufs Neue, wie bereitwillig Froggy meine Küsse erwiderte. Es war schon fast belustigend.

Mehr oder minder sanft schob ich meine Zunge zwischen seine Lippen und brachte den Kuss auf eine neue Ebene. Das hier war von Anfang an schon anders gewesen als die letzten Male, in denen ich ihn einfach hatte ärgern wollen. Das hier war kein Mittel zum Zweck. Es diente meinem persönlichen Amusement.

Eine meiner Hände wanderte in seine Haare von denen ich immernoch nicht glauben konnte, dass sie so unglaublich weich waren. Wie alles an ihm. Haare, Haut, Lippen. Er wirkte wirklich zerbrechlicher als er war.

Der Kuss hatte sich inzwischen zu einem beinahe leidenschaftlichen Zungenspiel entwickelt. Das Froggy sowas überhaupt zeigen konnte? Sowas wie Leidenschaft. Stille Wasser sind eben tief. Herauszufinden war nur wie tief. If you know what I mean~.

Ich beendete den Kuss, ehe ich meine Lippen sanft an seinem Hals herunter wandern ließ, während meine Finger leicht über seinen Oberkörper strichen. Ich spürte eine unverheilte Wunde und hob den Kopf ein Stück. Oh, ein Überbleibsel von heute Mittag wie es aussah. Störte mich nicht. Ich wollte eben da weitermachen wo ich aufgehört hatte, als Fran zurückwich. Ich sah ihn an. Schnell musste ich schon wieder grinsen. Ihm schien klar geworden zu sein, was er da gerade schon wieder gemacht- beziehungsweise mitgemacht- hatte. Ich lachte leise.

„Ushishi~ Was ist denn Froggy? Angst?“

Er sah mich einfach nur minimal böse an.

„Falls du wirklich in irgendeiner Weise wirklich Angst um deine Unschuld hattest, kann ich dich beruhigen. Die raub ich dir eh erst, wenn deine heißgeliebte Kamera mitläuft.“

Froggy wurde rot. Nicht dieses blasse, das ihn so gut stand, wie die letzte Zeit hin und wieder. Nein, würde ich ihn an die Straße stellen, könnte er den Verkehr regeln. Von vorne stehen, von hinten fahren. Belustigt lehnte ich mich an die Duschwand und betrachtete ihn. Er drehte den Kopf weg.

„Was denn? Hat der Prinz den Nagel auf den Kopf getroffen? Hat das Fröschlein wirklich Angst um seinen jungfäulichen Arsch.“

Er sagte nichts.

„Du hast doch sonst auf alles eine dumme Antwort.“

Mein Grinsen wurde breiter. Das hier war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich Froggy für so lange zum Schweigen gebracht hatte. Ein neuer Rekord. Eine Meisterleistung. Nur schade, dass das gerade nicht mein Ziel gewesen war. Klar, ich zog es auf wie unsere typischen Gespräche. Sticheln, reizen, erniedrigen, aber die Antwort interessierte mich. So rot wie der war konnte man das Ausnahmezustand nennen. Und dafür wollte ich den Grund wissen.

„Das glaubst du doch nicht wirklich, Senpai“, meinte er schließlich absolut monoton und emotionslos wie immer, allerdings leicht verzögert und mit immer noch rotem Gesicht.

„Der Prinz glaubt garnichts.“ Ich grinste. „Der Prinz WEISS. Ushishi~“

„Du hast das ‚nichts‘ vergessen, Fake-Prince.“

Es schien egal wie rot er war. Es schien egal wie verwirrt er war. Blöd kontern konnte er wohl IMMER. Und schon regte er mich wieder auf. Eine Antwort hatte ich auch immernoch nicht. Dummer Frosch. Ich würde ihm das schon irgendwann entlocken. Notfalls mit Gewalt.

„Ich würde mal deine Ohren überprüfen lassen, Froggy. Garnichts. Hörst du’s?“

Eigentlich war meine Antwort unter dem Niveau des Prinzen, aber das waren die Reste des Betäubungsmittels. Welche Ausrede hatte der Frosch?

Besagter verrollte immernoch monoton die Augen.

„Mit dir zu diskutieren bringt nichts.“

„Das sehe ich genauso. Der Prinz weiß, dass er Recht hat.“

Eine kleine Stille entstand in der ich –wahrscheinlich aus purer Gewohnheit- Froggys Stimme hörte die mich verbesserte. „Du meinst ‚der Fake-Prinz‘“ Gott, ich verbrachte wohl wirklich zu viel Zeit mit diesem unwürdigen Amphib. Jetzt hörte ich schon seine lächerlichen Standardphrasen im Kopf.

Ich zückte ein Messer und warf es halbherzig in Frans Schulter.

„Au Senpai, wofür war das denn?“

Dafür, dass du mich jetzt schon in Gedanken heimsuchst „Für deine bloße Existenz“

„Lass dir wenigstens eine gute Ausrede einfallen, Fake-Prince!“

„Ein echter Prinz, wie ich einer bin, lässt sich von einem dahergehüpft- Verzeihung- dahergelaufenen Fröschlein nichts sagen. Der Prinz darf alles aus jedem beliebigen Grund. Gewöhn dich dran Froggy!“

Diese Regel stand fest. Ausnahme war der Boss. Und gaaaaanz selten Squalo.

Unser Frosch jedenfalls schien sich eine seiner Catchphrases zu verkneifen und drehte sich wieder zum Spiegel, um sich die viel zu langen Haare zu schneiden.

Ich gab ein unzufriedenes Geräusch von mir.

„Einen Prinzen ignoriert man nicht!“, sagte ich gereizt und riss ihm förmlich die Schere aus der Hand. Ich wusste nicht wie er es angestellt hatte, aber diesmal war kein blutender Schnitt zu sehen. Schade. Interessiert betrachtete ich die Schere. Ich könnte das Fröschlein jetzt mit seinen eigenen Waffen ärgern. Wäre doch interessant zu sehen, wie er versucht sich die Haare mit einer um 90° verbogenen Schere zu schneiden. Andererseits war das Unsinn. Mein Niveau war schon weit genug heruntergerutscht, als dass ich jetzt auch noch Techniken vom Frosch verwenden musste. Nein das war unter meiner Würde, außerdem hatte ich eine ähnliche, aber bessere Idee. Ich drehte das Schneidwerkzeug einen Moment in der Hand. Und was sollte ich jetzt damit anfangen. Weiter einfach nur anstarren würde von Unkreativität und Unentschlossenheit schließen lassen, aber der Prinz war Herr über die Lage. Immer und überall. Ich veränderte schließlich den Griff um die Schneiden und warf die Schere in das kleine weißlackierte Schränkchen rechts vom Spiegel, wo es leicht zitternd stecken blieb. Belustigt betrachtete ich, wie Froggys Blick dem Wurfgeschoss folgte.

„Ushishi~ Die brauchst du nicht“, sagte ich wissend und warf ihm eines meiner von ihm verbogenen Messer entgegen. „Du scheinst ja immer der Meinung zu sein, dass man mit denen noch was anfangen kann. Also? Ich schau zu. The stage is yours.“ Breit grinsend setzte ich mich auf den Rand der Badewanne und betrachtete das Gesicht des Frosches im Spiegel. Er starrte das Messer an, als wäre es von einem anderen Stern. Wahrscheinlich würde er sich selbst verletzen. Verschwendung. Wenn der Kleine schon verletzt wird, dann jawohl bitte vom Prinzen oder von mir aus in einem Kampf. Obwohl das vermutlich ein Kampf werden könnte, wie ich feststellte als ich zusah wie Froggy sich bemühte das Messer in irgendeiner Weise so zu greifen, dass er es nutzen konnte, ohne sich Finger und Nacken aufzuschneiden.

„Ushishi~ Unfähiger Frosch.“ Ich konnte es mir nicht verkneifen. Wollte ich auch nicht. Das hier war schließlich pure Genugtuung.

Ich sah ihm noch eine Weile zu. Und zack. Schon hatte er sich in den Finger geschnitten. Vielleicht wüsste er ein unverbogeneres Messer jetzt zu schätzen. Ich lachte, musste aber kurz darauf überraschender Weise gähnen. Ich warf einen Blick auf die Digitaluhr auf der Ablage. Es war mitten in der Nacht. Ich musste schon länger hier sein, als ich dachte.

Ich erhob mich von meinem Platz auf dem Badewannenrand und streckte mich kurz. Vielleicht konnte ich die Reste des Betäubingsmittels ausschlafen?

„Okay Froggy, der Prinz geht ins Bett. Bring das hier noch zu Ende und komm dann nach.“ Und mit diesen Worten verließ ich das Badezimmer und löschte das Licht. Hinter mir hörte ich noch leises monotones Gefluche vom Frosch, das aber gleich von meinem Lachen übertönte wurde. Insgesamt war das ein ziemlich interessanter Tag.

Erneut gähnend warf ich mich schließlich auf Froggys Bett und rieb mir den Kopf. Ich war wohl ungünstig auf eine Stelle gekommen unter der dieser Karton lag. Stimmt ja. Das würde ja auch wieder losgehen. Ich sah zur Kamera auf der Kommode. Sie war immernoch an. Ich verrollte die Augen und stand nochmal kurz auf. Ich brauchte keine Kamera, die mich beim schlafen filmte. Wir waren hier nicht bei BigBrother! Ich beendete die Aufnahme, die jetzt bestimmt 7 Stunden lang einen leeren Raum darstellte und schaltete die Kamera aus. Am Ladekaber lies ich sie aber hängen. Um diese Modelscheiße kam ich eh nicht herum und bisher war die ganze Sache ja ziemlich zu meinen Gunsten gelaufen. Ich gähnte schon wieder. Okay vielleicht sollte der Prinz jetzt wirklich-

Froggy kam –ebenfalls gähnend- durch die Tür und ließ sich neben mich aufs Bett fallen. Seine Haare waren ordentlich auf die vorherige Länge zurückgestutzt und es waren keine weiteren Schnitte zusehen. Wahrscheinlich hatte er die Schere aus dem Schrank befreien können. Na dann schlaf gut, King Arthur. Ich streckte mich kurz, zog die Decke komplett zu mir und drehte Fran den Rücken zu.

„Hey Froggy, frag doch ganz lieb. Vielleicht lässt der Prinz dich an der Decke teilhaben.“

„Senpai, das ist nicht mehr lustig um diese Uhrzeit. Und das war es vorher schon nicht.“

Stille.

Weiter andauernde Stille.

„Na schön. Bitte, Senpai.“

Ich grinste, drehte mich aber wieder zu Fran.

„Na dann komm her!“, sagte ich während ich ihm einladend die Decke und damit sogar meinen Arm aufhielt. Oh Mann und das alles ohne Kamera.

Shooting 5

Soooo~ Sorry das es so lange gedauert hat, aber hier ist das nächste Chapter.

Ich wollte mich auch bei den 5 Kommis und ganzen 17 Favos bedanken. Aber ich will auch nicht zu viel erzählen. Also viel Spaß beim Lesen.
 

~*+*~
 

Das Geräusch, das mich am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss, war für die Variaresidenz alles andere als gewöhnlich. Keine Ahnung wann ich es das letzte Mal gehört hatte. Ein unangenehmes Klingeln. Nein, kein Wecker. Auch kein Handy. Ich brauchte tatsächlich einen Moment, um es zu identifizieren. Ich drehte den Kopf zur Seite und suchte und fand eine Uhr in Froggys Zimmer. Wer zur Hölle klingelte um 7 Uhr morgens an der Haustür der Varia?! Formulieren wir es um: Wer war so dumm und/oder lebensmüde, den Prinzen, den Hai und garantiert den Boss mit einem so nervtötenden Geräusch zu wecken?! Ich grummelte ein paar verschlafene Flüche, ehe ich mich wieder zu Fran drehte und meinen Kopf unter Decken, Haaren und allem was das Bett mir zu bieten hatte verbarg. Draußen hörte ich tänzelnde Schritte, die eindeutig zu Luss gehören mussten. Er war a) der einzige, der sich hier tänzelnd fortbewegte und b) der einzige, der um diese Uhrzeit schon länger wach war und die Nerven hatte, ungebetenen Gästen die Tür zu öffnen.

Neben mir rührte sich jetzt auch Fran. Wieso war der nicht mitaufgewacht beim Klingeln? Oder war sein Hirn zu langsam, um das Geräusch einer einfachen Türklingel zu verarbeiten?

„Fran-chan~“, kam es in diesem Moment durch wahrscheinlich sämtliche Gänge geschallt. „Du hast Besuch!“

Warte mal, der suizidale Bekloppte vor der Tür gehörte zum Frosch? Na das passte ja! Fragend sah ich zu Fran herüber, der sich müde vor sich hinmurmelnd umdrehte und die Beine schwerfällig aus dem Bett schwang. Er gähnte und streckte sich und verließ wortlos das Zimmer.

Jetzt hatte den Prinzen die Neugierde gepackt. Wer war dieser ominöse Besucher für den sich der Frosch wortlos und ohne große Widerrede aus dem Bett quälte? Apropos aus dem Bett quälen: Das stand mir auch bevor, wenn ich wissen wollte, hinter wem gerade die Tür wieder ins Schloss gefallen war. Ich streckte mich langsam und genüsslich, fuhr mir ein zweimal durch die Haare, arrangierte die Krone neu und stand auf, um mir etwas Frisches anzuziehen.

Ich war noch keine 2 Minuten fertig, als ich auch schon zwei Paar Füße auf dem Gang hörte. Froggy brachte Mister X -nein, das hat nicht das Geringste mit dem Boss zu tun- also mit hierher.

Ich öffnete die Tür und spähte den Gang hinunter.

Aus purer Gewohnheit und Intuition warf ich dem ‚Unbekannten‘ ,der keiner war, 20 zielsichere Messer entgegen. Aber wie erwartet wich er fasst allen aus. Den Rest lenkte er ab oder fing ihn, wie dieser Wolkentyp aus dem Ringkampf zwischen den Fingern.

„Was hat DER denn hier zu suchen?“, wandte ich mich an Fran. Meine Miene hatte sich schlagartig verfinstert und meine Stimme glich mehr einem Knurren als einem menschlichen Laut.

„Weißt du Senpai, jede gute Story hat einen Antagonisten, du weißt schon einen Gegenspieler und-“

„Der Prinz weiß, was ein Antagonist ist, aber der Kerl da ist-“

„-Genausowenig ein Prinz wie du und jetzt hör zu, wenn du eine Antwort willst. Also wie gesagt brauchen wir einen ‚bösen‘ in unserer Story und da hab ich mich bei sogenannten ‚Fanfictions‘ einmal umgesehen. Die lassen zwar ganz gerne mal Shishou dazwischenfunken, aber es gibt noch einen anderen ziemlich beliebten ‚Feind‘. Und zwar hat in diesen FFs dein ‚verhasster Zwillingsbruder‘ überlebt.“

Das war nicht sein ernst oder?! Und ich meinte nicht seine Recherchearbeit.

„Das Cliché gefiel mir“, fuhr er fort, „und ich suchte nach jemandem, der dir halbwegs ähnlich sieht in Facebook und siehe da“, er zeigte auf den Neuankömmling neben sich, „wie aus dem Gesicht geschnitten, oder? Facebook sei Dank.“

„Shesheshe~ Lange nicht gesehen Brüderchen.“

„Halt die Fresse, von deiner Lache krieg ich Migräne!“ Ich atmete einmal tief durch und wollte den Frosch gerade aufklären, als dieser auch schon das Wort ergriff.

„Und er identifiziert sich auch super mit der Rolle, siehst du?“ Ich unterdrückte den Reiz irgendetwas zu töten.

„WEIL DU MIR MEINEN ECHTEN BRUDER ANGESCHLEPPT HAST, FROGGY!!“, regte ich mich stattdessen auf.

„Sei nicht albern, Senpai. Du sagst doch immer, dass du deine ganze Familie ausgelöscht hast.“ Bildete ich mir das ein, oder war da Spott in Froggys Stimme?

„Der Prinz HAT seine ganze Familie ausgelöscht. DER DA ist nur wieder da, weil nichtmal die Hölle so einen Loser haben will!“

Wie früher sooft ärgerte ich mich um die eingeschränkte Auswahl, an Schimpfwörtern, die man zu seinem Zwillingsbruder sagen konnte.

„Andersrum Bel, die Welt wollte mich wiederhaben. Shesheshe~“

„Hat mal wer ne Aspirin? Wer sollte DICH wiederhaben wollen?“

„So wie ihr streitet glaub ich sogar, dass er dein Bruder ist, Senpai“, mischte sich Frans monotone Stimme dazwischen. „Aber dann ist er doch noch besser für die Rolle geeignet.“

Ich widerstand dem Drang zu facewallen. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Dass mein Bruder lebte und hier vor mir stand und dass der Frosch ihn zum Dreh als Gegner eingeladen hatte. Das war der reine Wahnsinn. Irgendwer hatte meinen toten Zwillingsbruder wiederbelebt.

Während ich da noch stand und versuchte, seine Anwesenheit und die abstruse Situation zu verdauen, führte Fran Rasiel an mir vorbei in sein Zimmer. Ich hörte noch ein „Hier drehen wir dann wahrscheinlich“ ehe die Tür zufiel.

Ich drehte mich weg.

Okay, auf den Schock erstmal was Hartes.

Und mit diesem Gedanken machte ich mich auf den Weg, etwas Hochprozentiges aus der Bar vom Boss zu klauen. Der würde hoffentlich grade anderweitig beschäftigt sein. Aktenarbeit, Korrespondenzen, Squalo vögeln…Irgendwas halt. Ich hatte Glück. In der Bar war niemand. Ich griff mir ohne hinzusehen etwas aus dem Regal. Hochprozentig war hier doch eh alles. Die Bar gehörte XANXUS. Irgendwelche weiteren Erklärungen? Ich nahm einen kräftigen Schluck. Ob der Boss auch wegen Schocks zum Alkoholiker wurde? Ich verwarf den Gedanken wieder. Die Varia ertrug man als Boss wahrscheinlich nicht ohne Alkohol. Ich genehmigte mir noch ein paar weitere Schlucke ehe ich die Flasche ganz ordentlich zurück ins Regal stellte.

Mein Bruder war also unter die Lebenden zurückgekehrt und nahm vermutlich irgendeine Szene mit dem Frosch auf. Ein Antagonist in einer Mafia-Lovestory…Wenn er ihn nicht tötete, dann würde er ihn vergewaltigen. Aber mein Gott, das war doch nur ein Shooting.

Trotzdem ertappte ich mich wie meine Füße mich in gemäßigtem Tempo zurück zu Froggys Zimmer brachten. War ja nicht schlimm. Ich würde ja wohl zusehen können, was mein Bruder da veranstaltete. Also öffnete ich einfach die Tür.

„WAS ZUR HÖLLE TREIBT IHR DA!!??“

Also das war doch nun echt etwas übertrieben. Authentizität hin oder her! Man konnte seine Rolle auch ZU gut spielen. Nur damit man ihm den Badass Antagonisten abkauft, muss er nicht einem quasi nackten Frosch die Zunge in den Hals stecken. Siel hob den Kopf und grinste mich an.

„Oh Brüderchen, gerade pünktlich zur Show.“

Immernoch minimal geschockt sah ich zu, wie Fran sich bemühte meinen Bruder irgendwie von sich runter zu bekommen, aber dieser war ihm eindeutig überlegen und lachte schon wieder diese Lache, für die ihm die Aspirinvertreiber wahrscheinlich förmlich die Füße küssten. Widerlich. Nicht nur die Sache mit dem Füße küssen. Der Kerl an sich. Wer weiß, was er noch so mit dem armen Frosch gemacht hatte, während ich noch in der Bar war. Ekelhaft.

„Runter von meinem Frosch!“

Ich knurrte es beinahe, aber mein verhasster Zwillingsbruder schien alles andere als beeindruckt.

„Shesheshe~ Ich hab doch noch garnichts gemacht. Noch~“

Ich spürte ein Ziehen hinter der Schläfe. Diese Lache. Scheiß Kopfschmerzen. Einen Moment lang sah ich einfach nur perplex zu, wie Siels Finger sich daran machten, dem Frosch die Boxershorts abzustreifen. Froggy wehrte sich immernoch auf armselige Art und Weise und ich war mir sicher, dass er das SO nicht geplant hatte. Trotzdem stand ich immernoch einen Moment lang im Türrahmen und betrachtete die Szenerie. Ein Teil von mir fand die Idee ziemlich verlockend, Froggy in der Hinsicht einfach mal im Stich zu lassen und ihn seine Lektion lernen zu lassen, eine andere Seite von mir, die einfach meinen Bruder bis zum Äußersten verabscheute, gewann aber schließlich die Oberhand. Ich packte Rasiel, zerrte ihn vom Bett und schleifte ihn an den Fußgelenken bis über die Türschwelle. Er hatte sich gewehrt. Ein paar Tritte hatte ich abbekommen, aber nachdem ich ihm eines seiner Gelenke verdreht hatte, hatte er sich mit dem Treten dann doch zurückgehalten.

An der Türschwelle ließ ich ihn los. Er grinste mich selbstgefällig an, während er wieder auf die Füße kam. Mehr auf den unverdrehten als den anderen, aber er stand wieder. Ich hasste ihn.

„Was hast du denn, Bel?“, fragte er in ironischer Sorge. Ich sah ihn immernoch mit hasserfülltem Blick an. „Du solltest es doch mittlerweile gewohnt sein oder?“ Ich wusste nicht direkt was er meinte, aber er hatte ja Spaß daran es mir zu verraten. „Schließlich hab ich dir schon immer all deine geliebten Spielsachen weggenommen.“

Oh du hast viel mehr getan du Arsch, antwortete ich gedanklich. Aber jetzt wusste ich, warum er bei der ganzen Sache mitmachte. Er sah eine Chance mich zu ärgern. Mir mal wieder „meine Spielsachen“ wegzunehmen.

„Der Wind hat sich gedreht, Bruder.“ Jetzt war es an mir zu grinsen. „Seit deinem Tod hat sich einiges verändert.“

„Falls das eine Herausforderung ist nehme ich sie gerne an.“ Er grinste zurück. Wenigstens lachte er nichtmehr, was meinem Kopf eine Erholungspause erlaubte.

Jetzt befanden wir uns also im Wettkampf. Fing ja gut an.

Ich hörte Schritte aus einem benachbarten Gang und da kam auch schon Lussuria um die Ecke. „Es gibt Es- huch! Na wen haben wir denn da? Fran-chans Gast von heute morgen? Apropos wo ist der Kleine?“

Wahrscheinlich liegt er auf dem Bett und verarbeitet noch den Schock. Fast hätte ich bei dem Gedanken gelacht. Einfach dieses Gesicht vor meinem inneren Auge.

Mein Bruder ergriff schneller Initiative. „Ich geh und schau nach ihm.“ Das „gehen“ schien ihm aber im Moment alles andere als leicht zu fallen und das blieb auch Luss nicht verborgen.

„Also nein! Das geht doch nun wirklich nicht“, empörte er sich. „Einen Gast schicken, der auch noch am Fuß verletzt ist. Komm mal mit mein Lieber. Ich schau mir das mal an.“ Und damit hatte Luss Rasiel auch schon in einem halb stützenden, halb schieben- und zerrenden Griff mit dem er ihn Richtung Krankenzimmer bugsierte. Ich wusste nicht ob ich lachen, oder weinen sollte und auch nicht über/um wen. Nur Luss schleppte eigentlich wildfremde Leute ins Krankenzimmer, um sich vermeintliche Verletzungen anzusehen. Der Rest hätte den Kerl umgebracht. Ob Gast oder nicht. Wir waren die Mafia, nicht die Wohlfahrt. Luss schien das manchmal zu verwechseln. Ich schüttelte den Kopf. Naja, wenn Luss so schwul drauf war, wie sonst, würde wenigstens mein Bruder leiden.

Ich jedenfalls drehte mich um und betrat wieder Frans Zimmer. Mittlerweile hatte er sich aufgesetzt und war dabei sich wieder anzuziehen. Er war knallrot. Wahrscheinlich eine Mischung aus Scham, Ärger und dem Überbleibsel des Schocks.

„Warum untergraben alle mit denen ich arbeite meine Autorität als Regisseur und Autor?“, fragte er fast schon enttäuscht.

„Mal im Ernst Froggy.“ Ich lachte kurz. „Welche Autorität?“

„Ach halt die Klappe.“

Als ob ich auf ihn hören würde.

„Wenigstens dürftest du ziemlich überzeugende Erstaufnahmen einer sexuellen Nötigung haben.“ Vergewaltigung wäre doch ein bisschen Übertrieben.

Fran warf mir ein Kissen ins Gesicht. Ich lachte nur.

„Achja mein Bruder hockt jetzt mit Luss im Krankenzimmer und ich hab das Gefühl er bleibt zum Essen.“

Ich konnte mich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Ich wollte ihn auf schnellstem Wege wieder los werden. Punkt. Außerdem war es verwunderlich, dass Luss uns nicht auf diese „verblüffenden Ähnlichkeiten“ angesprochen hatte. Ich meine wir waren trotz allem immernoch Zwillinge. Aber gut, dann stellte wenigstens niemand unangenehme Fragen, bezüglich der Tatsache, dass er atmete. Ich sah wieder zu Fran. Er war jetzt wieder vollständig angezogen und schien sich wieder halbwegs wohl in seiner Haut zu fühlen.

„Ushishi~ Da siehst du erstmal, wie gut du es mit einem Gentleman von einem Prinzen wie mir hast.“

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Senpai?“ Er klang schon fast belustigt. Was war daran bitte so komisch.

Luss‘ Stimme drang schon wieder durch die Gänge und rief uns zum Essen. Wahrscheinlich würde es ein richtiger Brunch werden, wenn er so lange für die Vorbereitung gebraucht hatte. Wenigstens das hob ein wenig meine Laune.

Froggy war aufgestanden und ging an mir vorbei. Da hatte jemand Hunger wies aussah…Oder er wollte den Geschmack meines Bruders auf der Zunge loswerden. Okay, wenn ich mir das jetzt vorstelle, kotz ich.

Tatsächlich saß schon der ein oder andere bereits am Tisch. Squalo war noch nicht da und Levi schien Xanxus das Frühstück zu bringen. Und heute wünschte ich, mir hätte auch wer das Essen gebracht. Ich wollte mich nicht an einen Tisch mit meinem Bruder setzen. Da verging einem ja der Appetit! Ich versuchte mich aufs Frühstück zu konzentrieren und den unerwünschten Besuch zu ignorieren. Gerade da fing er an zu reden.

„Und das geht wirklich in Ordnung? Ich will ja keine Umstände machen.“ Da gab sich jemand Mühe, den bescheidenen Mr. Nice-Guy zu spielen. Aber…wieso?

„Natürlich, Siel-chan“, das war der Moment in dem ich meine Mordgelüste mit einem Schluck Kaffee runterzuspülen versuchte. „Das Gästezimmer steht eh immer leer.“ Und das war der Moment in dem ich den Kopf wandte und den immernoch heißen Kaffee über den Tisch prustete. Wenigstens traf es den richtigen. Rasiel erdolchte mich mit unsichtbaren Blicken-was mir doch ein kurzes Grinsen ins Gesicht trieb- ,stand auf „entschuldigte“ sich und ging, um sich den Kaffee aus Gesicht und Haaren waschen. Ich wischte mir den Mund ab. Wurde diese Prusterei jetzt zur Routine? Und immer war Luss Schuld.

„Luss! Du kannst nicht einfach jedem, der hier reinspaziert ein Zimmer geben!“ Und erst recht nicht meinem scheiß Bruder!

„Aber er ist doch ein Gast von Fran-chan.“

Jetzt sahen wir beide Fran an. Der sagte allerdings ganz gegen seine Manier garnichts. Musste er auch nicht, denn vom Gang her kam ein ohrennbetäubendes „VOOOIIIIIIII“ gefolgt von unverständlichem Gebrüll und dann stand Squalo auch schon in der Tür. Er hatte meinen Bruder, der immernoch voller Kaffee war am Kragen gepackt und zerrte ihn ebenfalls in die Küche.

„VOOOOIIIII! Was hat der hier zu suchen?!“

Wenigstens hielt ihn keiner für mich.

„Beruhig dich Squ-chan. Das ist Siel-chan und er wohnt für die nächsten Tage im Gästezimmer.“

Hätte ich noch einen letzten Rest Kaffee im Mund gehabt, hätte ihn der nächste abgekriegt. Die nächsten PAAR TAGE??!?! Luss musste völlig den Verstand verloren haben. Ich sah in das triumphierende Grinsen meines Bruders und verfluchte ihn innerlich hundertfach. Meine Kindheit hatte mich eingeholt. Das würde alles andere als entspannte Tage werden.

Challenge 1

Sooo nächstes Chap. Und nur en bisschen mehr als nen Monat nach dem letzten. xD

Und aus purer Einfallslosigkeit ist es tatsächlich ein weiteres Franchapter. Ich weiß auch nicht was mich da wieder geritten hat...

Jedenfalls viel Spaß beim Lesen.

~*+*~
 

Ich konnte noch nicht wirklich fassen, was hier gerade vor sich ging. Die Leute hatten wohl doch recht wenn sie sagten, dass man sich nicht einfach so mit fremden Leuten aus dem Internet treffen soll. Mir wurde leicht schlecht und ich nahm mir noch ein Brötchen. Ich würde später richtig gründlich Zähne putzen. RICHTIG gründlich. Und duschen. Und die Badezimmertür würde ich mindestens 5 mal abschließen. Und einen Stuhl unter die Klinke klemmen. Ich konnte es immernoch nicht glauben. Bel-Senpais Bruder war ein echter Bilderbuch-Internet-Perversling. Und er wohnte jetzt im Gästezimmer. Luss hatte schon bessere Ideen gehabt. Naja wenigstens lenkte ein Fake-Prinz jetzt den anderen ab und ich hatte Zeit mich zu fangen. Die Situation eskalierte langsam. Wenn Senpai sich einen Spaß daraus machte, mich wahrscheinlich sogar unwissend mit seinen Küssen und Berührungen in den Wahnsinn zu treiben, dann war das…vielleicht irgendwo sogar noch schön, zumindest wenn ich mir weiterhin etwas vormachte. Aber jetzt war ich praktisch zwischen die Fronten gekommen. Auf einmal war da dieser Kerl, der mich, wahrscheinlich einfach nur um Bel zu ärgern, zu vergewaltigen versuchte. Die Chancen, dass ich hier heil heraus kam, standen nicht unbedingt gut, aber noch gab es welche.

Das Frühstück verlief jedenfalls recht still seit Squalo Rasiel losgelassen hatte und die beiden verschwunden waren. Vermutlich benachrichtigte er Xanxus über unseren Gast. Ich konnte mir nur sehr schwer vorstellen, dass der Boss darüber sonderlich begeistert sein sollte. Klar, so gut kannte ich meine ‚Familienmitglieder‘ hier nicht. Und gerade der Boss ließ sich nur selten Blicken, aber ich war mir eigentlich ziemlich sicher, die Leute gut einschätzen zu können. Und Xanxus war nicht unbedingt der Mensch, der sich über Fremde im Gästezimmer freute, die sein Sturmwächter nicht ausstehen konnte und die versuchten, seinen Nebelwächter zu vergewaltigen. Aber das war auch nur eine Vermutung. Wer konnte dem schon in den Kopf sehen. So gut ich in sowas manchmal auch war, irgendwo hörte es auf.

Rasiel hatte sich zum zweiten Mal in der kurzen Zeit auf den Weg ins Bad gemacht. Der Kaffee war jetzt wahrscheinlich schon getrocknet. Schon irgendwo lustig, wie oft Bel in letzter Zeit Leute anprustete. Ich hatte wirklich Glück mehr oder weniger neben ihm zu sitzen. So kam ich nicht so in seine Schussbahn.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Hoffentlich begegnete ich keinem der Zwillinge. Ich wollte gerade einfach meine Ruhe. Sollten sie sich doch gegenseitig die Köpfe einschlagen. Solange war ich vor Siel sicher und konnte mich auf all das was vielleicht noch bevorstand wappnen. Ich erreichte mein Zimmer ohne irgendjemandem über den Weg gelaufen zu sein. Ein Glück.

Erleichtert schloss ich die Tür hinter mir ab und setzte mich auf mein Bett. Ich strich die Decke ein wenig grade und stutzte. Neben mir lag ein zusammengefalteter Zettel. Klein und unförmig, wie diese Zettel, die die Mädchen in der Schule früher immer durch den halben Saal gereicht hatten. Wie kam der hierher? Ich hatte ein komisches Gefühl. Erst wollte ich ihn garnicht anfassen, aber das war doch unsinnig. Er würde mich schon nicht beißen. Also hob ich ihn hoch und faltete ihn auf.

„Did U Miss Me?“ stand da in einer extravaganten, feinen Schrägschrift. Ich starrte ihn einen Moment absolut fassungslos an. Was sollte das denn nun wieder bedeuten? Und wer legte solche Zettel auf mein Bett und weshalb? In Gedanken wie ich war, hörte ich nicht wie sich die Schranktür knarzend öffnete. Auch nicht die Schritte. Erst das Lachen, dass in meinen Ohren so falsch und verzerrt wirkte, verriet wer kaum einen halben Meter hinter mir stand. Not again. Bei Senpai wüsste ich meistens was auf mich zu kam-in letzter Zeit nicht mehr so oft, aber immerhin- , aber diesen Kerl konnte ich einfach nicht einschätzen. Das war auch der Grund für mein Zögern, während ich spüren konnte, wie er mir immer näher kam. Ich wusste selbst, dass es dämlich war zu zögern, aber ich war auch unschlüssig darüber, was ich sonst tun sollte.

„Shesheshe~ Bereit da weiter zu machen, wo wir unterbrochen wurden? Deine Kamera läuft sogar noch.“

Nein, ganz und garnicht! Das hier hatte nichts mehr mit irgendeiner Art von Shooting zu tun. Das war nur eine ganz bescheuerte Ausrede für sexuelle Belästigung vom feinsten.

Ich begann meine Flucht mit einer Rolle vom Bett, um die Schlafgelegenheit zwischen mich und Senpais Bruder zu bringen. Leider brachte ich das Bett somit auch zwischen mich und die Tür. Ich blieb ruhig, wie es sich für mich gehörte während ich überlegte, ob ich versuchen könnte, einen Sprung aus dem Fenster zu wagen. An sich ist der zweite Stock nicht sonderlich hoch, aber wenn das Erdgeschoss eine Deckenhöhe von fast 4 Meter hatte, war diese Überlegung durchaus angebracht. Außerdem war ich nicht sicher, was mich unter dem Fenster erwartete. Irgendein Busch aus Luss gepflegtem Rosengarten oder eine Terrasse aus Kopfsteinpflaster…Das war schon ein Unterschied. Andererseits konnte ich mir im Notfall immernoch klischeehaft eine Matratze oder ein Trampolin illusionieren.

Ich hatte schon fast zu lange überlegt. Rasiel stand schon wieder grinsend vor mir –kam mir das nur so vor oder grinste er sogar breiter als Bel für gewöhnlich- , aber das war mir jetzt egal. Hinter mir war das Fenster offen. Ich wich zurück bis ich die Wand an den Beinen fühlte. Dann ließ ich mich einfach nach hinten kippen. Tatsächlich war keine Illusion von Nöten, da mich schon fast 2 Meter unter meinem Fenster eine größere Hecke erwartet hatte. Von da war der Sprung ein Klacks.

Wieder auf festem Boden sah ich hoch zum Fenster. Er schien es nicht so eilig zu haben, als das er mir nachspringen würde. Glück für mich. Ich pflückte ein paar Blätter und Stiele aus meiner Kleidung und warf sie zurück in die Hecke.

„Ushishi~ genießt der Frosch einen kleinen Spaziergang durch den Garten?“

Minimal erschrocken drehte ich mich zu Bel um, der grinsend hinter mir stand. Ein Fake-Prinz kommt selten allein, oder wie?

„Nicht ganz, Fake-Prinz. Ich bin nur durch das Fenster vor deinem aufdringlichen Bruder geflohen.“

Bels Grinsen wurde größer und er lachte leise. Er schien es ja scheinbar komisch zu finden, das sein Zwilling wiederholt versuchte mich zu vergewaltigen. Ich fand das bei weitem nicht so lustig. Vermutlich war ich einfach enttäuscht, dass er sich nicht mehr aufregte. Verdammte Gefühle. Idiotischer gings ja nicht.

„Er weiß eben nicht, was sich gehört“, meinte er mit einem gehässigen Blick zum Fenster, ehe er sich wieder zu mir drehte.

„Ach und du weißt das?“

„Hab ich mich schonmal in deinem Schrank versteckt?“

„Touché“

„Das hab ich ja auch garnicht nötig, nicht wahr?“

Er hob langsam seine Hand und strich mir sanft über die Wange. Wieder einer dieser Momente für die ich ihn hasste und liebte…Aber im Moment eher hasste. Er konnte mich nicht einfach für selbstverständlich nehmen. Nicht mal wenn er wüsste, was ich empfand. Trotzdem hatte mein Herz einen kleinen Hüpfer gemacht und am Erröten war ich auch nur knapp vorbei gekommen. Ich kam nicht dazu, meinen Körper und meine Gefühle für diese Reaktionen zu verfluchen. Mein Prinz hatte seine Lippen auf meine gelegt und war dabei mich in einen Kuss zu verwickeln. Wie dreist wollte er eigentlich noch werden? Ach egal. Ich konnte nicht leugnen, dass ich es genoss. Natürlich küsste ich zurück. Ich war auch nur ein Mensch. Ein verliebter Trottel. Ich griff nach den Sternen. Unerreichbar fern. Und ich griff nach jedem brüchigen Strohhalm, den Bel mir hinstreckte. Aber warum auch nicht? Wozu waren die Halme sonst da?

„Soll mich das beeindrucken, Brüderchen? Ich hatte ihn in viel kürzerer Zeit viel weiter“, kam es auf einmal herablassend vom Fenster. Ich spürte wie ich rot wurde. Wir hatten ja einen Beobachter. Ein weiterer schöner Moment zerstört.

„Trotzdem ein Punkt für den Prinzen“, erwiderte Bel grinsend.

Punkt?

„Du wirst trotzdem verlieren Bel. Wie früher. Ich gewinne immer. Jeden Wettkampf.“

Wettkampf??

„Und trotzdem bist du verreckt.“

„Weil du nicht fair gespielt hast.“

Moment? Was denn jetzt für ein Wettkampf?!

„Weil du dich ja auch immer brav an alle Regeln gehalten hast nicht wahr?“

„Regeln hin oder her. Der Kleine gehört mir.“

THE FUCK?!?!

„Ushishi~ Und wovon träumst du na-“

„HALTET BEIDE DIE KLAPPE!!!“ Das war mir jetzt rausgerutscht. Wie peinlich. Aber ich hatte gerade verstanden was hier abging. Da verliert man schonmal die Beherrschung…Allerdings waren zwei gut versteckte ‚royale‘ Augenpaare jetzt eindeutig überrascht auf mich gerichtet und es war Ruhe.

„Ich bin doch kein Preis!“ Irgendwie bekam ich es nicht hin, mich zu beherrschen.

Die beiden wechselten einen eindeutigen Blick. Sie schienen das tatsächlich anders zu sehen.

„Wenn, dann gebt euch wenigstens Mühe! Seid mal kreativ!“ Was laber ich da?!!?

„Ushishi~ Was will Froggy denn? Ne Duploblume?“

Ich lief rot an. Musste er sich jetzt über sowas lustig machen? Ein verkorkster Charakter wie er konnte mit Sicherheit auch mal ein wenig Romantik vertragen. Und verdammt noch mal ich auch! Wer will denn bitte so überfallen werden?!

„Also eine Duploblume“, gab Siel oben am Fenster abwesend wieder, während er gespielt Notizen machte.

„Ach leckt mich doch am Arsch“, murmelte ich leise und drehte mich zum Gehen.

„Punkt für mich!“, riefen beide synchron. Während sie noch stritten, wer diesen beschissenen Punkt bekam, ging ich. Einfach weg. Es gab ein paar schöne ruhige Orte in der Umgebung und einen davon würde ich jetzt aufsuchen. Ich brauchte jetzt Ruhe. Wütend kickte ich einen Kiesel durch die Gegend. Sauer auf unseren Gast, sauer auf meinen Prinzen und sauer auf mich. Vor allem sauer auf mich. Ich konnte doch nicht einfach so austicken. Verdammt.

Auf halbem Weg ins Nirgendwo setzte ich mich auf einen Stein am Rand. Ich musste mich beruhigen. So ein Ausraster durfte mir nicht nochmal passieren. Erst recht nicht jetzt! Ich brauchte sämtlich Beherrschung, die ich hatte. Ich durfte nicht weiter auf sie eingehen. Weder auf Siel –was ich eh nicht einen Moment vorgehabt hatte- noch auf Bel. Denn das hier war ein verdammter Teufelskreis. Wenn einer einen Punkt machte, würde das den Ehrgeiz des Nächsten wecken. Ich musste einfach hoffen, dass der Boss Rasiel möglichst bald zur Tür hinaus beförderte. Und bis dahin…würde ich mir einen Keuschheitsgürtel zulegen oder was? Ich brauchte einen Plan.

Ich erlaubte mir ein Seufzen. Noch immer konnte ich förmlich Bels Lippen auf meinen spüren. Dieses Gefühl hatte sich eingebrannt und irgendwo freute ich mich darüber. Anders als die Wärme in meinem Gesicht, die auch erst jetzt langsam anfing abzuklingen.

Warum? Ich kam nicht umher mir diese Frage zu stellen. Täglich. Vielleicht stündlich. Diesmal war es: Warum quälte mich der Gedanke an die nächsten Tage so? Ich wusste es. Ich wollte weiter auf Bel eingehen. Ich wollte weiter an dieser Illusion festhalten. Dieser Illusion von Liebe und Gefühl. Warum zum Teufel hatte ich ausgerechnet Rasiel herbestellt? Meine dümmste Idee seit langem.

Ich war nicht sonderlich weit weg gegangen. Zumindest verriet mir das ein lautes „VOOOIIII Fran! Was machst du denn hier?!“

„Sitzen“, antwortete ich monoton. Es ging keinen etwas an, was ich hier wollte.

„VOOOOIIIII, dann steh verfickt noch mal auf und schwing deinen Arsch zurück in die Residenz! Mach dich gefälligst irgendwie nützlich!“

Wenigstens hatte ich meine emotionslose Maske wieder auf. Ein Trost, dass ich dazu noch in der Lage war.

Ich hörte auf Squalo. Ich hatte das Gefühl, das mein Widerspruch wieder in einem Ausbruch enden könnte und das war das Letzte, was ich jetzt wollte. Also stand ich auf und folgte ihm zurück. Squalo wirkte nicht gut gelaunt. Wahrscheinlich stressbedingt. So wie es aussah kam er gerade von einer Mission. Und vermutlich würde er mindestens eine halbe Stunde brauchen um seine Haare wieder halbwegs knotenfrei zu bekommen. Ich konnte absolut nicht nachvollziehen, wie man sich als erwachsener Mann und mehr oder weniger Autoritätsperson –die er ja irgendwo sein sollte-die Haare so unendlich lang wachsen lassen konnte. Die mussten ihm doch ständig im Weg sein.

Ich hätte fast gelacht, als mir bewusst wurde wo meine Gedanken gerade gelandet waren. Warum dachte ich über Squalos Haare nach? Ablenkung…

Im Garten schien niemand mehr zu sein. Zumindest sah es von da, wo ich stand, so aus. Mein Fenster stand noch offen. Ob noch jemand in meinem Zimmer war konnte ich allerdings nicht erkennen. Vermutlich. Bel hatte ja kein eigenes mehr. Für wie lange eigentlich noch.

„Sagmal Squalo-taichou, wann ist Bels Zimmer wieder bewohnbar.“

Der Angesprochene schnaubte nur.

„Wenn der nächste Klemper genauso unfähig ist wie dieser, vielleicht in zwei Jahren.“

Ja, Squalo hatte schlechte Laune.

„Wieso unfähig?“

„Der Bastard hat das Rohr einfach mit Sekundenkleber verbunden. Seit heute morgen steht das Zimmer wieder Unterwasser. Da hat man es gerade trocken gekriegt.“

Das sich der Regenwächter mal über Wasser beschwert…Aber wer klebt Wasserleitungen auch mit Sekundenkleber? Jedenfalls bedeutete das wohl, dass Senpai noch eine ziemlich lange Zeit bei mir wohnen würde. Andererseits, wenn Siel weg war, hatten wir immernoch ein freies Gästezimmer. Vielleicht…Was ein Quatsch. Ich wollte ihn doch bei mir haben.

Drinnen machte ich mich recht schnell auf den Weg in mein Zimmer. Sollte mich doch wer abfangen wenn er wollte. Ich bog gerade um die Ecke als Bel mir entgegen kam. Er sah ein wenig…verwirrt aus? Ich war mir nicht sicher. Verwirrt sah man ihn nicht oft und ein halbverdecktes Gesicht ließ sich so schwer deuten.

„Froggy, erklär mir das!“ Er wedelte mit einem Brief. „Was soll das heißen wir sollen morgen Abend in die Redaktion kommen?!“

Challenge 2

OMG es tut mir so leid euch so lange warten gelassen zu haben. Irgendwie hatte ich keine richtige Inspiration. Aber hier habt ihr ein neues hoffentlich doch lustiges wenn auch recht niveauloses Chapter. Die Challenge-Kapitel werden sich häufen und ich schreib auch direkt weiter versprochen.

Solange viel Spaß mit diesem hier.

Eure Xalis
 

~*+*~
 

Carpe Diem Verlag

Boys Complex Redaktion

Anna-Luisa Nikolajewna
 

Sehr geehrter Fran,

Nachdem nun bereits eine Woche seit unserem Telefonat vergangen ist, melde ich mich um anzukündigen, dass wir bereit wären Ihren Doujinshi zu verlegen und herauszugeben. Allerdings sind dazu noch weitere Besprechungen in unserer Redaktion nötig.

Ich werde mit Ihnen telefonisch Kontakt aufnehmen, um ein genaues Datum festzulegen und wollte mich hiermit im Voraus ankündigen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei ihrem jetzigen Kapitel.

Mit freundlichen Grüßen

Anna Nikolajewna
 

Ich hatte diesen Brief bestimmt zweimal gelesen, bis ich verstanden hatte, dass Froggy diese ganze Sache ernst meinte. So ernst, dass das wirklich publiziert werden würde. Und auch erst beim zweiten Mal war mir die kleine Notiz im unteren Eck aufgefallen. Das morgige Datum und eine garnicht so weit entfernte Adresse. In Froggys Handschrift soweit ich das erkennen konnte.

Sofort hatte ich das Blatt Papier geschnappt und hatte mich auf die Suche nach dem Frosch gemacht.

Ich fand ihn in einem Gang und fuhr ihn an.

„Senpai, beruhig dich. Ich denke nicht, dass du mitgehen musst. Du kannst solange hierbleiben und dich weiter mit deinem Bruder prügeln“, war seine monotone Antwort.
 

Also hatten wir uns gestern dazu entschieden, dass Froggys Vorschlag wohl für uns beide die angenehmere Alternative war. Also stand der Frosch jetzt alleine mit einer vollgestopften Tasche in der Eingangstür. Ich stand noch Wache damit keiner mitbekam, wohin Froggy gleich in den nächsten paar Stunden verschwinden würde. Ich sah zu wie der Frosch das Haus verließ, ehe ich mich umdrehte, um den Brief zu entsorgen. Beweismaterial vernichten. Wäre ja eine schöne Scheiße, wenn Luss den fände. Ich sah also zu, wie das Stück Papier sich in Asche verwandelte, füllte ein bisschen davon in ein kleines Glas und legte es in Froggys privaten Karton. Jetzt hat er’n Glas voll Dreck und rat mal was da drin ist. Niemand würde auf die Überreste eines Briefs eines Doujinshiverlags kommen. Das war einfach zu weit hergeholt.

Ich schloss den Karton nicht sofort. Ich wusste ich würde es bereuen in eines dieser Büchlein zu schauen, aber eigentlich sollte ich mich mal mit der Materie vertraut machen. Mit spitzen Fingern fischte ich eines davon heraus, als ich Schritte hörte. Es war zu gefährlich, jemanden die Kiste sehen zu lassen, auch wenn ich Froggy nur zu gerne hätte auffliegen lassen. Also warf ich den Douji zurück und versteckte den Karton wieder unter dem Kissen.

Es klopfte.

„Shesheshe~ Na Fran, Lust da weiter zu machen, wo wir neulich aufgehört haben?“

Also das war nun wirklich lächerlich. Selbst meinem Bruder hätte ich doch mehr Niveau zugetraut als DAS.

„Ushishi~ die Mühe kannst du dir sparen, der Frosch ist gerade anderweitig beschäftigt. Wenn du weißt, was ich meine. Komm später wieder, wenn ich hier fertig bin.“

Sofort schwang die Tür auf. Ich sah Siel an, dass er für einen Moment schon gedacht hatte, ich hätte gewonnen. Der Schock und der Ärger standen ihm im Gesicht und ich lachte ihn aus vollem Herzen aus.

„Wo ist der Frosch?“

„Außer Haus.“ Ich grinste. Auch wenn er über die Douji-Sache Bescheid wusste, hieß das nicht, dass er von mir eine Antwort bekommen würde.

„Heißt das, wir sind alleine? Nur du und ich?“

„War das ‘ne Anmache?“

„Wenn du unbedingt willst, kannst auch du Frans Part übernehmen, Brüderchen. Für die Kamera.“

„Hm, aber wäre es nicht seltsam, wenn der Frosch plötzlich Seme wäre?“

Stille. Kurz fragte ich mich, ob mein Bruder genauso wenig Ahnung von Begriffen wie Seme und Uke hatte, wie ich vor ein paar Tagen. Ich verwarf den Gedanken wieder, als er nach der Nachttischlampe griff und damit gegen mich ausholte. Er war wohl einfach etwas langsam heute.

Ich wich nach hinten aus und fiel fast vom Bett, was allerdings auch an dem Lachflash lag, der mich schüttelte. 2:0 für heute. Dafür, dass er mein Bruder war, stellte er sich aber auch wirklich zu dämlich an.

„Ich glaube nicht, dass mit dieser Nachttischlampe deine eh schon geringen Chancen auf den Sieg steigen.“

„Aber deine Chancen auf eine Platzwunde. Außerdem schlage ich einen Wettkampf vor.“

Ich überging den Platzwundenkommentar.

„Worin? Lampenweitwurf? Glühbirnen schrauben? Kabel entknoten?“

Es gefiel mir zwar nicht, aber ich begann langsam, Froggys Leidenschaft für das Nerven royaler Persönlichkeiten nachvollziehen zu können.

Siel holte wieder mit der Lampe aus.

„Achso, verstehe. So meintest du das“, sagte ich, während ich mir eine andere Lampe griff und ein Lachen unterdrückte. „En garde!“

Scheppernd knallte meine Lampe gegen seine und er starrte mich fassungslos an.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Bel? Was kommt als nächstes? Kissenschlacht?“

„Nur wenn du sie mit Ziegeln füllst, damit ich dir den Schädel einschlagen kann, Bruderherz.“ Kissenschlachten. Tse. Das war unter des Prinzen Niveau. Meinem Bruder schien es mit unserer Unterhaltung ähnlich zu gehen. Dabei hatte er ja angefangen.

„Mir ging es um echte Wettkämpfe.“

You don’t say. Ich verrollte die Augen.

„Ein paar Sachen von früher zum Beispiel.“

„Oh du meinst, bevor du gestorben bist?“

Siels Hand mit der Nachttischlampe zuckte kurz und ich grinste.

Sagen tat er nichts. Vermutlich war er noch am Überlegen, ob er nochmal versuchen sollte, damit nach mir zu schlagen oder nicht.

„Das ist doch absolut unsinnig. Wir wissen doch jetzt schon, wer dann gewinnt.“ Ich lachte. „Ich.“

Siel lachte ebenfalls.

„Das glaubst du doch nicht wirklich oder?“

„Finden wir’s heraus.“ Vielleicht wurde die Sache doch interessanter als gedacht. Ich hatte die einmalige Chance, meinen Bruder dem Erdboden gleich zu machen. Ich grinste.

„Challenge accepted!“

Ein paar Minuten vergeudeten wir damit, uns feindselig, aber fest entschlossen anzustarren. Als es mir zu unsinnig wurde, sah ich weg. Mein Zwillingsbruder grinste triumphierend. Hatte er das jetzt schon als Wettstreit gesehen?

„Fangen wir dann auch mal an?“, fragte ich ungeduldig und gab damit auch gleich meinen Standpunkt zu diesem ‚Wettstarren‘ bekannt.

„Womit willst du denn anfangen, Brüderchen?“

„Entscheide du. Verliererrecht.“

„Das wird langsam unsinnig hier.“

„Ja und zwar genau seit du angekommen bist.“

Stille.

„Bogenschießen.“

Ein-Wort-Sätze waren natürlich das Idealste, um das Niveau zu heben. Im Falle meines Bruders war die Ironie hier vielleicht nichtmal angebracht.

„Ich schau in der Waffensammlung nach“, meinte ich und verließ den Raum. Irgendwie freute ich mich auf diese Wettkämpfe. Mein Bruder war immer bevorzugt worden. Leichtere Tests, besseres Equipment. Das hier war echt und ich würde ihm zeigen, wer der Bessere von uns war.

„Ich komme mit.“

„Lass nur. Da sind viele spitze Gegenstände. Nicht, dass du dich ausversehen verletzt.“

Ich konnte mein Lachen nicht unterdrücken und ich sah wie Siel die Lampe mal wieder hob und sie dann etwas zu fest wieder auf dem Nachttisch abstellte.

„Du meinst sicher, dass ich DICH ‚ausversehen‘ verletze.“

„Ushishi~ Ich bin gleich wieder da.“

Die Waffensammlung befand sich im Keller. Wir hatten alles. Von mittelalterlichen Lanzen und Streitkeulen und Äxten bis zu den neumodischsten Maschinengewehren. Es war ein Leichtes, den Bogen zu finden. Hier unten war alles geordnet. Ein paar Mal im Jahr kamen, die von uns, die mit ihren Waffen alle Tricks beherrschten hier runter und ‚bildeten sich fort‘. Neulinge ohne Waffen bekamen manchmal welche aus der Sammlung geliehen. Aber für gewöhnlich war hier unten keine Menschenseele anzutreffen. Ich kam öfter hier runter. Ich fühlte mich hier wohl.

Ich ging ein paar der Regale entlang, um zu finden was ich suchte. In einem Anflug von Voraussehung nahm ich zusätzlich zu einer Zielscheibe und einem Bogen mit Köcher eine Armbrust mit Bolzen und zwei Degen mit. Wenn er die Vergangenheit aufleben lassen wollte, so be it.

Auf meinem Weg in den Garten erntete ich einige verwirrte Blicke, aber ich antwortete nicht auf die Frage, was ich mit den Asbach-Uralt-Waffen wollte.

Ich breitete alles auf dem Rasen aus und betrachtete das Fenster zum Zimmer des Froschs, in dem mit Sicherheit noch mein Bruder auf meine Wiederkehr wartete. Luss würde mich dafür töten, aber ich zog einen Pfeil aus dem Köcher, spannte ihn in den Bogen und schoss gegen das Fenster. Es machte mir Spaß, mir vorzustellen, wie mein Bruder vor Schreck zusammenzuckte und schrie wie ein kleines Mädchen. Es war natürlich nicht 100% wahrheitsgetreu, aber deshalb habe ich ja auch von ‚vorstellen‘ gesprochen.

Der Pfeil hinterließ einen tiefen Kratzer auf der Scheibe, hinter der das Gesicht meines Bruders auftauchte. Er öffnete das Fenster.

„Kommst du dann auch mal?“, fragte ich ehe er irgendwas sagen konnte. Das Fenster knallte laut in den Rahmen und aus dem Kratzer wurde ein Riss. Jetzt half auch kein patentiertes Carglas-Reperaturverfahren mehr. Ja, wenn Luss das rausbekam, war ich dran. Scheiß drauf.

Wenige Sekunden später kam mein Bruder schnellen Schrittes um die Ecke. Ich warf ihm die Zielscheibe entgegen.

„Mach dich auch mal nützlich.“

Er sah mich verärgert an, pinnte sie aber an einen Baum. Die typischen Old-School Heuballen hatten wir gerade leider nicht zur Hand gehabt, aber der Baum würde es auch tun.

„Ich fange an.“

„Wo wir wieder beim Verliererrecht von vorhin wären.“

„Du meinst mein Recht als Erstgeborener. Ich komme immer zuerst.“

„…Das wollte ich jetzt nicht wissen.“ Ich verzog das Gesicht und unterdrückte einen Lachkrampf.

Er nahm mir genervt den Bogen aus der Hand und zog einen Pfeil aus dem Köcher.

Sein Schuss war garnicht schlecht. Sonderlich eingerostet schien er nicht zu sein. Dafür, dass er bestimmt einige Jahre unter der Erde gelegen hatte, war er noch in Form.

„Jeder 3?“, fragte er.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Ushishi ~Ich mach dich auch mit einem fertig.“

„Willst du ihn spalten, Robin?“

„Wie die Beine des Frosches demnächst.“ Ich grinste.

Siel kommentierte das vorerst nicht und schoss seinen nächsten Pfeil.

„Dir ist schon klar, dass ich laut Robin Hood Geschichte aber zuerst zum Schuss komme, Brüderchen.“

Er schoss seinen dritten und damit letzten Pfeil.

„In unserem Fall 3 mal.“ Er sah immernoch zur Zielscheibe. 3 Pfeile, alle fast genau in der Mitte.

Widerstrebend musste ich ihm diesen einen Punkt zugestehen. Aber diesen einen würde ich abtreten können. Ich konnte meinen Bruder doch nicht vollkommen leer ausgehen lassen. Dieser grinste mich nur siegessicher an und streckte mir herausfordernd den Bogen entgegen.

„Was ist denn Brüderchen? So sprachlos?“

„Ich spar mir meine Luft, um dich nach meinem Sieg extra lange auszulachen.“

Ich nahm den Bogen und überprüfte, ob mein Bruder ihn vielleicht manipuliert haben könnte, aber es schien alles in Ordnung damit zu sein. Ich schien wohl doch unter einer leichten Form der Paranoia zu leiden. Allerdings war Siel wirklich nicht zu trauen. Ich fischte einen Pfeil aus dem Köcher und spannte ihn in den Bogen. Die Pfeile, die mein Bruder in die Scheibe geschossen hatte, waren recht dicht beieinander. Es würde garnicht so leicht werden dazwischen zu treffen. Aber als der Prinz, der ich war, würde ich das schaffen. Ich schoss meinen Pfeil ab. Minimal schief. Er blieb etwas oberhalb von Siels rechtem Pfeil stecken. Nächster Schuss. Wieder sehr dicht an einem der Pfeile meines Bruders, allerdings mehr in Richtung Mitte als seiner. Wir waren jetzt so ziemlich auf demselben Stand. Der entscheidende Schuss. Ich war konzentriert. Diesesmal würde ich die Mitte treffen. In dem Moment, in dem ich schoss schlug Siel den Bogen nach oben. Mein Pfeil sauste gen Baumkrone. Das war der älteste Trick der Welt und er hatte mich dranbekommen. Nicht mit mir! Ich warf ein Messer hinterher und traf meinen Pfeil. Das Gewicht zog ihn zurück Richtung Zielscheibe. Er kam etwas oberhalb der Mitte auf und schnitt sich eine kleine Furche dem Boden entgegen. Ich hätte beinahe gelacht, als ich zusah wie er ziemlich genau mittig zum Stehen kam und sich noch ein wenig nach unten bog, als wollte er meinem Zwillingsbruder bessere Sicht auf meinen Sieg gewähren. In Gedanken dankte ich der Schwerkraft. Eigentlich war es schon fast ein lächerlicher Zufall. Das hätte eigentlich nicht funktionieren dürfen. Es war absolut unlogisch, aber das war mir in diesem Moment absolut egal. Ich sah meinen Bruder an. Er starrte immernoch auf den Pfeil.

„Der zählt nicht“, meinte er dann überzeugt.

„Und wieso?“

„Du hast eines deiner Messer benutzt.“

„Du hast meinen Schuss verfälscht.“

Stille. Dann gleichzeitig im selben widerwilligen Tonfall: „Unentschieden.“

„Noch!“, ergänzte Siel und in Gedanken gab ich ihm ausnahmsweise recht, auch wenn wir dieses ‚noch‘ gegenteilig interpretierten. Ich würde gewinnen.
 

~*+*~

Achja und danke an Mikita, der diese FF ja auch gewidmet ist, dafür das sie die Leute aus der Redaktion übernehmen wird. Ihr dürft gespannt sein.

Bis bald

Challenge 3

Tut mir leid euch schon wieder warten gelassen zu haben. Hoffe jetzt gehts wieder schneller. So ist das manchmal wenn einem 2 monatelang eine Viertelseite fehlt.

Aber jetzt viel Spaß.

Und natürlich ein verspätetes Frohe Weihnachten und Frohes Neujahr.

~*+*~
 

„Und? Wobei willst du diesmal schummeln?“, fragte ich meinen Bruder.

Wenn er diese dämliche Nummer vorhin nicht gebracht hätte, hätte ich eindeutig gewonnen, aber das war ein Punkt, der an keinen von uns ging. Immernoch erträglicher, als wenn er an meinen Bruder gegangen wäre.

Eben genannter sah auf den kleinen Stapel an Utensilien, den ich aus der Waffensammlung mitgebracht hatte. Er bückte sich und hob die Armbrust auf. Er schien sie ein wenig in den Händen herumzuwiegen, ehe er mich angrinste.

„Wo wir doch schon bei alten Schusswaffen sind-“

„Und auf was willst du schießen? Noch ne Zielscheibe hol ich nicht.“ Das konnte er vergessen.

„Du darfst dich auch gern vor den Baum stellen, Brüderchen. Dann treff ich vielleicht sogar noch besser.“

„Sehr lustig, aber dein niveauloser Kommentar hat mich auf eine Idee gebracht.“ Ich grinste breiter als vorhin und sah meinen Bruder fast schon verschwörerisch an.

„Wow kenn ich diesen Blick?“

Ich lachte leise und ging zurück ins Haus. Mein erster Weg führte mich in die Küche an den Obstkorb. Ich nahm zwei Wassermelonen, metaphorischer Weise 2 Ananas und traditioneller Weise 2 Äpfel. Und erneut erntete ich einen verblüfften Blick nach dem anderen. Aber diesmal war das sogar ganz gut so. Der Dritte, der mich auf das Obst in meinen Armen ansprach erhielt als allererstes eine Antwort. Ich hatte keine Ahnung, wie er hieß. Schien noch nicht lange hier zu sein. Und nicht talentiert genug, dass ich jemanden über ihn hätte reden hören. Perfekt. Ich bedeutete ihm mitzukommen, dann würde er es erfahren. Am Ausgang drückte ich ihm das Obst in die Arme.

„Halt mal.“ Er sah mich verblüfft an, was mir gerade aber absolut egal war. Ich nahm einen Schal von der Garderobe, verband ihm die Augen und setzte ihm eine Mütze auf, ehe ich ihn an den Schultern raus in den Garten führte. Seine Fragen, was das sollte ignorierte ich gekonnt.

Als Siel ihn sah, gab es für meinen Bruder kein Halten mehr. Er lachte. Und wie. Autsch meine Migräne. Ich nahm dem jungen Kerl das Obst wieder ab und legte es auf den Boden.

„Bel, nein oder?“ Siel lachte immernoch.

„Doch.“ Ich lachte mittlerweile auch.

„Und der macht da mit?“

„Wo mache ich mit??“ Der Junge klang schon fast panisch. Jetzt musste ich auch so richtig lachen, legte aber einen Finger an meine Lippen und bedeutete meinem Bruder, die Klappe über mein Vorhaben zu halten.

„Nichts nichts“, brachte ich lachend hervor. „Halt einfach still.“ Ich drückte die Mütze ein und legte ihm die Wassermelone auf den Kopf.

„Was machen Sie da?“

Siel hatte sich immernoch nicht gefangen und ich hatte nicht vor, dem bedauernswerten Kerl seine Frage zu beantworten. Diesmal würde ich anfangen. So von Lachen geschüttelt könnte mein Bruder schon wieder auf Unentschieden plädieren. Ich nahm also die Armbrust und spannte den Bolzen ein. Dass ich das gemacht hatte, war schon etwas länger her. Deshalb würde ich mich ja mit der Wassermelone und der Ananas einschießen, ehe ich den echten Wilhelm-Tell Schuss versuchen würde. Ich zielte und schoss. Der Junge schrie. Die Wassermelone kullerte nach hinten von seinem Kopf und landete mit einem dumpfen Geräusch im Gras. Wer-auch-immer-er-war hob eine zitternde Hand an die Augenbinde, um sie herunterzuziehen.

„W-Was w-war das?“

„Lässt du den Schal an!“, tadelte ich ihn, ohne ihm auf die Frage zu antworten.

Mein noch immer- oder schon wieder- von Lachflashs heimgesuchter Bruder war immernoch nicht in der Lage, zu schießen und es war Eile geboten, ehe die Angst unseres Obstständers seinen Respekt vor dem Prinzen überstieg. Also hob ich als nächstes die Ananas auf und setzte sie dem Jungen auf den Kopf und zielte auf die vibrierende Frucht. Dass sie stehen blieb, war nur der Mütze zu verdanken. Wenn er beim Apfel genauso heftig zitterte, konnte das ins Auge gehen…Wortwörtlich.

„Jetzt reiß dich doch mal zusammen und hör auf zu zittern. Bist du ein Mafioso oder ein kleines Schulmädchen?“

Ich sah wie er schluckte und versuchte, nichtmehr so sehr zu zittern. Ich unterdrückte ein Lachen und konzentrierte mich auf die Mukurometapher auf seinem Kopf. Schuss. Treffer. grotesker Weise blieb die Ananas stehen. Ich warf einen Blick zur Seite auf meinen Bruder, der sich langsam wieder zu beruhigen schien. Er hatte sein Handy rausgeholt und machte ein Bild. Sein Leben musste ganz schön langweilig sein, wenn ihm das ein Foto wert war.

Ich streckte ihm die Armbrust entgegen. Er lehnte ab und zeigte auf den Apfel. Vielleicht wollte er es diesmal filmen. Vielleicht hatte er aber auch einfach zu viel Angst zu verlieren. Ich hob also einfach den Apfel hoch und versuchte ihn auf der Mütze zu positionieren. Das war garnicht so einfach, wenn der Kopf, auf dem besagte Mütze saß, wie Espenlaub zitterte.

„Wo hast du dein Röckchen und deine Schultasche gelassen?“

Ich sah ihm an, dass er den Tränen nahe sein musste.

„Halt still, dann passiert auch nichts, capisce.“

Noch mehr Dinge, von denen Luss nie erfahren sollte. Für den fiele das wahrscheinlich schon unter Missbrauch. Andererseits wollte ich nicht wissen, was da manchmal in den ‚Einzelbesprechungen‘ bei ihm vorfiel. Also scheiß auf Missbrauch.

Ich hob erneut die Armbrust und zielte auf den Apfel, der zwar immernoch hin und her schwankte, dies aber nicht so stark tat, dass ich Angst haben musste ihn zu verfehlen. Letzter Schuss, dann konnte ich mir mein Obst ansehen.

„Hasta la vista, Baby.“

Ein markerschütternder Schrei schien die Wände der Residenz zu erschüttern. Der durchschossene Apfel plumpste zu Boden. Ich hatte den Jungen nicht getroffen, aber wahrscheinlich war es jetzt einfach zu viel für ihn. An den Fenstern erschienen die ersten Gesichter Schaulustiger. Darunter auch die, ein paar meiner Mitwächter.

„VOOII BEL! Wen folterst du denn jetzt schon wieder?!“

„Junger Mann, leg sofort diese Armbrust weg, ehe du noch jemanden verletzt und Siel-chan, dein Handy ist jetzt offiziell beschlagnahmt!“

Luss verschwand vom Fenster. Wahrscheinlich, um seine Drohung mit dem Handy wahr zu machen und das arme, verstörte ‚Opfer‘ zu ‚beruhigen‘.

Squalo wütete weiter von seinem Fenster aus. Ich ignorierte ihn. Ich war nur froh, dass-

„Was ist da draußen für ein Lärm?“ Xanxus angepisste Stimme ließ jegliche Geräusche verstummen.

„Bossu, reg dich nicht auf. Sie sind deiner unwürdig.“

Ich unterdrückte ein Lachen, ob Levis Kommentar und sah hoch zu meinem schlechte gelaunten Boss.

„Ich hab beim Training wohl ein wenig übertrieben. Alles in Ordnung, wir sind eh fertig. Jetzt ist garantiert alles wieder leise.“

Bitte lass ihn weg von Fenster sein, ehe Luss mit seiner Gardinenpredigt anfängt. Bitte, bitte, bitte. Sonst arbeite ich nächste Woche wieder Doppelschichten.

„Das hoff ich für dich.“ Und das immernoch schlecht gelaunte Gesicht Xanxus‘ verschwand wieder hinter einer geschlossenen Scheibe. Schon das zweite Mal so unverschämtes Glück an einem Tag.

Und jetzt, als wollte mir besagtes Glück sein perfektes Timing beweisen, kam Luss um die Ecke.

„Also, was habt ihr angestellt?“

Ich beobachtete aus dem Augenwinkel, wie mein Bruder sein Handy versteckte. Böser Fehler. Ganz böser Fehler. Für sowas hatte Luss einen sechsten Sinn. Und schwupp war ich vorerst aus dem Schneider.

„Du rückst jetzt sofort dieses Handy raus. Na los. Oder es gibt kein Abendessen.“

Jetzt, wo er bei uns untergebracht war, war das eine ernsthafte Drohung. Luss‘ Lieblingsdrohung.

Ich sah zu, wie mein Bruder abwägte, ob er sich mit Luss anlegen sollte oder nicht. Kluger Weise gab er klein bei und übergab Luss sein Telefon, ehe dieser sich dann zufrieden an mich wendete.

„Und du erzählst mir jetzt ganz genau, was ihr mit dem armen…“ Luss schien gerade auch nicht auf Anhieb zu wissen, wie er hieß. „Mit dem armen Kerl hier gemacht habt.“ Da hatte er sich ja nochmal gut gerettet.

„Also das war so“, fing ich an, als ich das leise Schluchzen hinter mir hörte, das auch Luss dazu brachte, sich von mir abzuwenden und zu seinem Verursacher zu gehen.

Der Junge hatte immernoch den Schal vor den Augen und zitterte, als leite er die erste unbekleidete Expedition zur Arktis.

Luss sah ein paarmal von ihm zu mir, bevor sein Blick ärgerlich bei mir stehen blieb.

„Wir beiden unterhalten uns später.“ Dann brachte er den Jungen ins Gebäude.

Ich sah hinüber zu meinem Bruder. Er hielt den von mir geschossenen Apfel in der Hand.

„Tja Brüderchen, das zählt wohl wieder nicht.“ Er grinste und biss in den aufgespießten Apfel.

Tragischer Weise hatte er recht. Obwohl…

„Warum stellen oder hängen wir das Obst für dich nicht einfach irgendwo auf?“ Ich sah Siel herausfordernd grinsend an.

„Das wäre doch unfair dir gegenüber.“

Ich glaub ich hör nicht recht! Jetzt redet er von Fairness?

„Du hast doch nur Angst, sogar das nicht hinzubekommen!“

„Ich will nur nicht, dass mein kleiner Bruder am Ende schmollend zu seiner neuen Mami rennt.“ Er nickte in die Richtung in der Luss verschwunden war.

„Wenn wir hier fertig sind geh ich nurnoch seelenruhig zum Bestatter. Du hast richtig gehört. Diesmal bin ich so lieb und gönn dir sogar ‘nen Sarg.“

„Der macht sich sicher gut in meinem Zimmer. Als Schrank oder so.“

Mein Bruder schien partout nicht einzusehen, dass er verlieren würde. Aber das würde er.

„Und was kommt als nächstes?“

Hoffentlich mal eine Disziplin in der auch ein Punkt vergeben wird.

Ich sah in das nachdenkliche Gesicht meines Bruders. Letztlich zuckte er die Schultern.

„Hier liegen immerhin noch Degen. Vielleicht komm ich ja doch noch dazu, etwas aufzuspießen.“

Breit grinsend hob er einen auf.

„Die sind sicher besser dazu geeignet als Nachttischlampen“, ergänzte er.

„Das sagst du nur, weil du mit Nachttischlampen nicht umgehen kannst.“ Ich hob den anderen Degen auf. „Auch wenn ich nicht sicher bin, ob das mit dem Degen so viel anders ist bei dir.“

„Komm her, wenn du dich traust und ich zeig‘s dir.“

„En garde, perdant*.“

„In Fremdsprachen können wir uns auch später noch duellieren, wenn schon wieder verlieren willst. Allez!“

Am Anfang merkte man meinem Bruder an, dass er lange nicht mehr gefochten hatte, aber dieser Eindruck verflüchtigte sich so schnell wie er gekommen war.

Der Fechtkampf war in vollem Gange, als ich ein mir vertrautes Geräusch hörte. Ein Klicken. Kurz fragte ich mich, ob Froggy schon wieder da war, aber als ich den Kopf drehte, sah ich jemand anders. Da stand Lussuria mit Froggys Kamera. Langsam fragte ich mich, ob es nicht an Froggy, sondern an der Kamera lag. Dass sie von jedem Besitz ergriff, der sie auch nur ansah und ich nur immun war aufgrund meines herausragenden Intellekts.

Ich starrte Luss an, der sich verbog, um alle Arten von Perspektiven einzufangen und konnte nur knapp einen Angriff meines Bruders parieren. Dieses Geklicke störte meine Konzentration. Und der Gedanke, dass Luss die Bilder und Videos, die vielleicht noch darauf gespeichert waren, sehen könnte, machte mich nervös.

Luss schien selbst zu merken, dass er mich ablenkte.

„Lasst euch nicht stören. Ich mach nur ein paar Bilderchen für mein Fotoalbum.“

„Ich will keine Bilder von meinem Bruder im Fotoalbum“, protestierte ich.

„Ich weiß auch noch nicht, ob die hier ins Album kommen. Fechten ist so unästhetisch auf Bildern. Könnt ihr nicht was anderes machen?“

„Der Prinz/Der König ist NIE unästhetisch!“, kam es von meinem Bruder und mir gleichzeitig.

Ich sah ihn perplex an.

„König? Auf was für nem Trip bist du denn? Offiziell lebst du nichtmehr!“

„Das ändert nichts daran, dass ich als Erstgeborener-“

„Offiziell bist du tot und sonst nichts. Dir steht kein Titel mehr zu.“

„Aber ich-“

„Wie schwer von Begriff bist du eigentlich?“

Ich würde nie erfahren für wie blöd mein Bruder sich hielt, da wir in diesem Moment von Luss unterbrochen wurden.

„Also Jungs, der Akku der Kamera ist fast leer. Wir müssen und mit den Bildern beeilen. Ab in dem Pool mit euch!“

„Was?!“ Erstaunlicher Weise waren Siel und ich uns erneut absolut einig.

„Na zum Synchronschwimmen!“

„Synchronschwimmen?! Sagmal Luss, hast du heute Morgen irgendwelche Drogen genommen?“

„Das ist doch jetzt egal. Hier geht es um Fotos.“

„Wir werden nicht synchronschwimmen!“, mischte sich auch Siel ein.

„Aber…Aber…“

„Nein!“ So lange am Stück waren mein Bruder und ich noch nie derselben Meinung.

„Turmspringen?“, schlug die Drag-Queen kleinlaut vor.

„Kann es sein, dass du einfach findest, dass der Pool zu wenig genutzt wird?“

„Also Brüderchen, die Idee ist bei weitem nicht so übel wie synchronschwimmen.“

Schlug mein Bruder sich jetzt auf die Seite der wahnsinnigen Schwuchtel?!

„Na und? Wir hatten schon genug olympische Disziplinen!“

„Bel-chan, du kannst doch nicht einfach bei ALLEM was ich sage Veto einlegen. Das ist alles andere als fair. Und außerdem findet Siel-chan die Idee gut!“

„Tu ich das?“, kam es verwirrt von meinem Bruder.

Luss überging ihn eiskalt.

„Also los. Hopp, Hopp! Rein in eure Badesachen!“

Mich überkam das niedere Bedürfnis meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen, um aufgrund des zu heftigen Facewalls bewusstlos zu werden und dieser idiotischen Idee zu entgehen. Allerdings wollte ich das meinem royalen Haupt nicht antun und da man Luss nur sehr schwer von einer ‚so tollen‘ Idee wieder los bekam, mussten wir wohl mitspielen.

Es gab nur ein weiteres kleines und doch sehr schwerwiegendes Problem. Rasiel hatte natürlich keinen Sinn darin gesehen, seine Badesachen mitzubringen. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte und eher würde ich verlieren, als IHM etwas von mir zu leihen.

Luss schien sich einen Spaß daraus zu machen meine Gedanken zu lesen.

„Ach Bel-chan, jetzt hab dich nicht so. Er ist immerhin dein Bruder!“

Genau das ist doch das Problem!!

Und einmal mehr an diesem Tag schien Siel das ähnlich zu sehen. Auch er sah nicht gerade begeistert aus.

„Wie im Kindergarten“, schnaubte Lussuria empört. „Dann leih ich dir eben was von mir.“

Ich verkniff mir einen heftigen Lachanfall. Das Gesicht meines Bruders war köstlich. Ich hatte ihn lange nichtmehr so erschrocken gesehen. Fast schon angeekelt. Aber irgendwie konnte ich das verstehen.

Vor mich hingrinsend ging ich nach drinnen um mich umzuziehen. Ich versuchte mir vorzustellen in was für schreckliches Zeug mein Bruder wohl gesteckt werden könnte und musste mich einige Male an meinem Schrank abstützen, um nicht vor Lachen umzukippen. Hoffentlich würde das auf dem Brett nicht genauso laufen.
 

~*+*~

Jaa, ich brech das Chap hier ab, weil ich wie immer nur 4 Seiten Word pro Chapter will. Aber es geht bald weiter. Außerdem werden immer wieder Challenges durch Luss arrangiert werden. Wenn also jemand von euch etwas hat, was Bel und Siel unbedingt machen sollen, schreibts in einen Kommentar. Die Idee mit dem Schlammcatchen hab ich mir gemerkt XD

Challenge 4

Sooo, tut mir echt leid wegen der langen Pause. Stecke im absoluten Cosplay-Stress wegen Hanami im Mai. Also wer mich treffen will findet mich dort. Wer wissen will was ich am ersten Tag mache wird mich nur leider per ENS fragen müssen, da es für eine meiner Freundinnen eine Überraschung sein soll und ich es daher nicht öffentlich sagen kann. Am 2ten Tag bin ich jedenfalls die Rote Königin aus dem Spiel Alice Madness Returns. Ich würde mich sehr freuen wenn mich jemand von euch anspricht wenn er mich sieht.

Jetzt jedenfalls viel Spaß mit lesen.

~*+*~
 

Glücklicherweise war ich der Erste, der am Pool ankam. Das war auch gerade gut so, denn ich hatte mich immer noch nicht ganz gefangen. Ich wurde einfach diese unsäglich lustigen Bilder in meinem Kopf nicht los. Mir war klar, dass das auch der Stoff war, aus dem meine zukünftigen Albträume gestrickt waren, aber im Moment war es einfach nur zum Brüllen komisch.

Ich setzte mich an den Poolrand und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Wir hatten kein Thermometer in unserem Schwimmbecken. Was ein echter Mann war, der ging bei jeder Temperatur hinein, außer wenn es gefroren war. Dann war es dem Prinzen zu umständlich extra Löcher in das Eis zu schlagen. Aktuell schätzte ich das Wasser auf circa 18°C. Das dürfte ein angenehmer Schock sein nach dem ersten Sprung.

Sprung. Das erste Mal machte ich mir Gedanken darüber, dass ich mir eigentlich mal überlegen müsste, wie ich jetzt von diesem dämlichen Brett springen sollte, ohne auszusehen wie diese Möchtegern-Frauenhelden in öffentlichen Freibädern, die sich bemühten, ihr ‚Können‘ unter Beweis zu stellen, um möglicherweise an Mädels ranzukommen. Klar, so nach dem Motto: „Hey, I just met you, and this is crazy, doch du springst fantastisch, so call me maybe~“ Seems legit.

Allerdings würde ich vermutlich so oder so nicht das machen was ich mir zurechtlege. Der Prinz war nicht von vorne bis hinten durchplant. Echte Profis konnten sowas spontan… und möglichst auch unter heftigen Lachflachs, denn vom Haus her konnte ich meinen Bruder kommen sehen.

Er trug einen von Lussurias Bademänteln der Marke Tussi on Tour. Jetzt wurde es spannend. Die Badehose musste wirklich sehr peinlich aussehen, wenn er sich lieber in diesem quietschpinken Plüschbademantel zeigte. Ich grinste breit.

„Gut siehst du aus. Solltest du öfter tragen! Bringt super dein Wesen zur Geltung“, rief ich ihm zu. Statt zu antworten zeigte er mir nur den Mittelfinger.

Hinter ihm lief Lussuria, wild mit der Kamera fuchtelnd. Wie schön es doch wäre, wenn das dumme Ding einfach runterfallen und zerspringen würde. Aber zu früh gefreut. Natürlich. Das war ja auch wie immer Wunschdenken. Alles was dieser Kamera zustoßen könnte war reines Wunschdenken. Das Ding hatte einen verdammten Schutzengel.

Siel war mittlerweile bei mir angekommen. Ich stand auf und ging ein paar Schritte vom Rand zurück. Ich kannte meinen Bruder und ich kannte mich. Keiner von uns hätte sich die Gelegenheit entgehen lassen, den anderen nass zu machen.

Ich sah Siel an und versuchte mir weiterhin ein Lachen zu verkneifen. Sein Gesichtsausdruck war unglaublich gequält. Das hier war sein ganz eigenes Dschungelcamp. Scheiß auf Känguruhoden!

„Siel-chan“, hörte ich Luss quengeln, der sich so eben zu uns gesellt hatte. „Jetzt zeig deinem Bruder doch mal das niedliche Badehöschen, das ich für dich ausgesucht habe.“

Ich blinzelte mehrmals. War mein Bruder gerade rot geworden? Unsinn. Wenn dann wahrscheinlich eher vor Ärger. In unserer Familie kam das selten vor. Allerdings…Luss hatte nicht von einer Badehose geredet, sondern von einem Badehöschen. Selbst bei Luss sollte das eigentlich einen Unterschied machen. Und unwillkürlich sah ich Siel vor meinem geistigen Auge in einem niedlich pinken Bikini am Strand stehen. Ich wusste selbst nicht, ob mich dieses Bild nun belustigte oder verstörte und verscheuchte es aus meinen Gedanken.

„Ushishi. Ja Siel-chan, zeig uns dein Badehöschen“, quetschte ich unter meinem Lachen hervor.

„Schlimmer als Levi-chan kannst du ja nicht aussehen.“

… Hatte Luss gerade ernsthaft Levi beleidigt? Und hatte er ihm ein –chan verpasst? Dieser Satz war rundum seltsam.

Ich wusste nicht ob es Luss Worte waren, die meinem Bruder Mut gemacht hatten oder einfach der Wunsch aus diesem Bademantel zu kommen, die Siel dazu bewegten, seine neue Mode endlich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Der Mantel fiel zu Boden und gab den Blick auf das zeitlose Design einer pinken ein wenig zu engen Badehose mit Powerpuffgirls-Aufdruck frei. Ich versuchte mir sowohl verbal als auch gedanklich sämtliche Kommentare zu verkneifen. Ich wollte nicht vor Lachen ins Wasser fallen. Das passte nicht zum Prinzen. Tatsächlich dauerte mein Lachflash auf diese Art gerade mal 5 Minuten. Siel wartete ungeduldig bis ich mich beruhigt hatte, zeigte aber ansonsten kein Zeichen mehr von Unwohlsein. Ich musste zugeben, dass wir uns da ähnelten. Wenn es richtig peinlich war, hatte unser Selbstbewusstsein seine Trotzphase. So wie er da stand, hätte man fast meinen können, er wäre stolz auf seinen neuen Stil, was die Situation natürlich nur noch unsinniger machte. Aber darüber Witze zu reißen wäre unter meinem Niveau. Sogar unter dem vom Frosch.

KLICK. Ich prustete. Luss hatte wohl wieder realisiert, dass er eine Kamera in Händen hielt. Dieses Bild würde ich bekommen. Und es würde überall landen. Mein Bruder würde keine Seite im Internet mehr besuchen können, ohne dieses Bild zu sehen. Als könnte er meine Gedanken lesen, verzog er das Gesicht. Vielleicht wusste er sogar tatsächlich, was ich dachte. War das nicht so eine Zwillingssache?

Allerdings blieb uns keine Chance, etwas dazu zu sagen.

„Also dann Jungs ab rauf mit euch. Hach, ihr seht so heiß aus~ Wie zwei kleine sexy Bademodenmodels~.“

Mein Blick traf Siels. Bloß rauf auf diesen Turm mit uns. Weit weg von Luss. Das waren diese Momente, in denen er creepy as fuck war.

Auf dem Turm angekommen sahen wir uns erneut an. Es ging darum wer anfing. Luss gruselige Aussage war vergessen. Jetzt ging es um den Sieg. Stolz und Ehre. Und darum, den anderen fertig zu machen. Außerdem hatte mein Bruder mit seiner Aktion beim Bogenschießen den Krieg eröffnet. Und wie jeder weiß: Im Krieg – – und in der Liebe, aber die lassen wir jetzt mal außen vor, die hat hier nix zu suchen- ist alles erlaubt!

„Wenn ihr da oben schon Wurzeln schlagt, könnt ihr wenigstens ein wenig posen! Wozu hab ich die Kamera aufgeladen?“, beschwerte sich Luss von unten.

Tja Pech gehabt, Luss.

„Dann fang du an, nachdem du dich beim Armbrustschießen gedrückt hast“, meinte ich grinsend.

„Aber Brüderchen, sollte ich nicht warten, bis meine Fans- äh ich meine die Zuschauer alle da sind?“

Ich sah nach unten. Tatsächlich hatte sich eine kleine Traube Menschen um den Pool versammelt. Das meiste irgendwelche Unteroffiziere. Die hatten wohl nicht besseres zu tun.

„Wenn du das Bedürfnis hast dich vor noch mehr Leuten zu blamieren“ war meine Antwort auf seine eben gestellte Frage.

„Ich bitte dich. Der König kann sich nicht blamieren.“

„Stimmt. Viel mehr als eh schon geht garnicht.“ Ich warf nochmal einen flüchtigen Blick auf seine Badehose und lachte kurz.

Er verzog das Gesicht. Vermutlich hatte er die niedlichen, kleinen Mädchen auf seiner Körpermitte bis eben verdrängt gehabt. Ich klopfte mir gedanklich auf die Schulter. Ich hatte gut daran getan, ihn an seinen lächerlichen Aufzug zu erinnern.

Ich grinste in mich hinein und trat ein paar Schritte zurück, um Siel ein wenig Platz für seinen Sprung zu lassen. Es wurde sehr still, bis auf ein vereinzeltes „Friss das ganze Popcorn allein auf und ich mach dich kalt!“ aus der Menge unter uns. Viel stiller wurde es hier nie.

Mein Bruder machte sich zum Sprung bereit und- ich schubste ihn. Revenge is a dish best served cold! Doch wider meiner Erwartung fiel er nicht ins kalte Nass. Wahrscheinlich Glück. Er taumelte lediglich über den Rand, schaffte es aber noch sich festzuhalten.

Das erinnerte mich an etwas.

„Wo hab' ich das bIoß schon maI gesehen? Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Ich beugte mich runter und packte seine Handgelenke. „Oh, ja. Ich erinnere mich. Genauso sah dein Vater nämIich kurz vor seinem Tod aus. Und nun verrate ich dir mein kIeines Geheimnis. Ich tötete Mufasa.“

„MÖRDER!“

Was du nicht sagst.. Ich verrollte die Augen.

Ich hätte nicht anfangen sollen, König der Löwen zu zitieren. Aber die Versuchung war so groß gewesen. Mit einem lauten „Lang lebe der König“ riss ich Siels Hände vom Sprungbrett und sah zu wie er ins Wasser fiel, untermalt von einem lauten „NEIN, MUFASA!“-Schrei aus dem Publikum.

„Ganz großes Kino Jungs“, hörte ich Luss von unten zu mir hochquietschen. Mit Sicherheit war dieser Schwachsinn jetzt auf Froggys Kamera verewigt. Umso besser.

Unter mir im Wasser tauchte mein Bruder luftschnappend aus dem Wasser auf. Nass war seine Frisur noch furchtbarer. Aber warte mal. Da fehlte doch was. Siel schien das fehlende Gewicht auf seinem Kopf auch zu bemerken. Ich hörte ihn undeutlich fluchen und sah zu wie er wieder abtauchte, auf der Suche nach seiner Krone.

„Ushishi. Diesen ‚König‘ können wir nun offiziell als gestürzt betrachten“, lachte ich und lehnte mich seitlich gegen das Geländer. Der ein oder andere aus der Menge lachte kurz. Der Rest war wohl zu langsam, um den Wortwitz zu verstehen. Ich bin von Idioten umgeben.

Amüsiert sah ich zu wie mein Bruder mit seiner Krone aus dem Pool kletterte und sie an dem Tussi on Tour Bademantel trocknete, der noch am Beckenrand lag. Er sah zu mir hoch. „Ich würde schnell springen an deiner Stelle, Brüderchen, ehe ich dich da oben runterkicke…auf der anderen Seite vom Turm.“

Ich lachte nur. So eine Drohung konnte der Prinz nicht ernst nehmen. Und trotzdem. Ich konzentrierte mich und stellte mich an den Rand. Ich hatte mich spontan entschieden rücklings zu starten. Ich winkte meinem Bruder nochmal zu, der gerade die Sprossen hochkam und sprang ab. Ein fliegender Rückwärtssalto gefolgt von einer gestreckten Schraube. Für mehr reichte die Höhe nicht. Und mehr würde es auch nicht benötigen, um meinen Bruder zu besiegen. Kurz darauf umschloss mich das Wasser. Intuitiv griff ich nach meiner Krone, um das Malheur meines Bruders zu vermeiden und kurz darauf tauchte ich zurück an die Oberfläche.

Ein paar von diesen hobbylosen Unteroffizieren hielten Zettel in Krakelschrift hoch. 7-8-5-9-10-4-8. Ich sah den Kerl mit der 4 eindringlich an. Kleinlaut wechselte er sein Schild aus. Die neue 7 gefiel mir schon viel besser.

Mein Bruder, der mittlerweile auf dem Turm angekommen war, gab sich unbeeindruckt von meinem Sprung. „Wenn ihr gut hinseht, zeigt euch ‘Mufasa‘ jetzt wie der Sprung seines kleinen Bruders professionell ausgesehen hätte.“

Ich schüttelte den Kopf. Für einen Toten hatte er eine ziemlich große Klappe.

Mit niedrigen Erwartungen sah ich zu, wie mein Bruder sich bereitstellte, in die selbe Ausgangsposition wie ich, als plötzlich jemand anderes sich einen Spaß zu erlauben wollen schien.

„Spring nicht! Das Wasser sticht wie tausend Nadeln!“

Da kam mein nächster Lachflash. Wenn das so weiter ging war ich morgen heiser. Ich sah wie Siel zögerte und sich am Geländer festhielt. Er war ebenfalls heftig am Lachen. Wenn ich rausbekommen würde wer das war, bekäme er eine spezielle Auszeichnung.

Rasiel drehte sich um und zeigte auf mich. Immernoch lachend. „Wenn er springt, springe ich auch.“

„Schwuuuuuul“ schallte es aus der Menge und ich bekam das Gefühl, dass mein Lachflash heute nicht mehr enden würde. Es tat schon fast weh und die Luft blieb mir auch langsam weg, aber das war ich mittlerweile gewohnt. Und solange die Witze, über die ich lachte, auf die Kosten meines Bruders gingen, würde ich auch so schnell nicht aufhören darüber zu lachen.

Siel schien es zu reichen. Ich konnte beobachten wie er tief durchatmete und versuchte, sich zu konzentrieren. Zum 3. Mal machte sich mein Bruder heute schon zum Sprung bereit. Und diesmal kam ihm kein dummer Kommentar in die Quere. Ich musste tatsächlich zugeben, dass er einen ziemlich gelungenen Sprung hingelegt hatte. Aber besser als meiner war er nie im Leben. Ich sah zu unserer selbsternannten Jury hinüber, die unsicher auf ihre Karten starrten. Langsam hoben sie die Schilder. 8-7-9-10-5-7-8. Ich konnte es nicht fassen. Ich starrte den Kerl mit der zweiten 7 an. Das war doch mein Freund von vorhin. Unter meinem bösen Blick schickte er sich an das Kärtchen in eine 4 zu tauschen, als mein Bruder auftauchte und nun seinerseits böse Blicke hinüber warf.

Das Pseudo-Jurymitglied bekam langsam Schweißausbrüche während er immer wieder unterschiedliche Karten zur Hand nahm und sie mit zittrigen Fingern wieder zurücklegte. Sein Sitznachbar lehnte sich zu ihm herüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr und drückte ihm einen Marker in die Hand. Hektisch fing er an auf einer seiner Karten rumzukritzeln, ehe er scheu eine 5, 5 hochhielt. Die wortlose Diskussion war noch nicht geregelt als Luss zu uns herüber kam. „Also ich fand euch beide ganz wunderbar. Aber ich konnte bei weitem nicht so viele Bilder machen wie ich wollte.“ Er schmollte. Aber er hatte mich an etwas erinnert. Ich hatte noch einen Sprung. Wortlos machte ich mich also daran wieder auf den Turm zu steigen. Ich dachte nicht groß darüber nach was ich sprang. Ich startete vorwärts mit 2 gehechteten Saltos und landete nach einer halben Schraube im Wasser. Das musste reichen. Punkt! Ich tauchte wieder auf. 9-8-10-7-10-8-9. Also damit konnte man ja zufrieden sein. Ich war gerade dabei zum Rand zu schwimmen als jemand in der Menge ein weiteres Kärtchen mit den Zahlen 0,1,7 und 1. Im ersten Moment hatte ich keine Ahnung was das sollte, doch dann hörte ich es. „Hey, I just met you, and this is crazy, doch du springst fantastisch, so call me maybe~”

Ich kam nicht einmal dazu zu antworten oder mir die hochgehaltene Nummer zu notieren. Mir kam jemand zuvor.

„Sorry, aber ich kann dich nicht anrufen. Ich bin nicht schwul.“

I dont want to live on this planet anymore

Doch ich wurde abgelenkt. Jemand hatte sich meinem Bruder in den Weg zum Turm gestellt. „Was guckst du? Du kummst hier nich rein!“

„Genau Bruder. Jeder nur 2 Versuche.“ Ich grinste. Damit war der Wettkampf eindeutig entschieden. Aber Siel war nicht die Art Mensch die sich das bieten ließ. Er hob die lebende Wegblockade aus dem Weg und warf sie ins Wasser. Dann kletterte er den Turm hinauf und machte sich sprungbereit.

Mein Bruder wurde vom Imperial March aus Star Wars unterbrochen. Die Melodie dröhnte in Squalo-Lautstärke aus dem pinken Bademantel.

Sichtlich genervt kletterte Siel wieder runter und ging wortlos darauf zu und nahm den Anruf entgegen.

„Boss, du hast das eindeutig beschissenste Timing der Weltgeschichte.“

Er schwieg einen Moment ehe er auflegte und den Bademantel packte.

„Ich muss dringend los. Aber denk bloß nicht, dass du gewonnen hast. Ich komme wieder!“

„Also das hoff ich doch Siel-chan. Die Sachen sind nur geliehen.“

Aber mein Bruder hörte Luss schon nichtmehr und machte sich in seiner Powerpuffgirls-Badehose und mit dem Tussi on Tour Mantel auf den Weg zurück. Wie gerne würde ich die Blicke seiner Kollegen sehen wenn er dort ankam. Aber man konnte nicht alles haben. Wenigstens war dieser Wettkampf erstmal vorbei und ich war meinen Bruder los.
 

~*+*~

Sooo das war das letzte Chap vor Hanami. Sorry fürs seltene uploaden. Hoffe ihr mögt das Kapitel. Schonmal frohe Ostern.

Eure

Xalis



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Ryugawa_Hikari
2013-08-08T08:17:43+00:00 08.08.2013 10:17
die ff is super ich hab mich vor lachen teilweise nich mehr eingekriegt und musste pause machen weil ich vor lachtränen nichts mehr gesehen habe. am besten fand ich die stelle mit könig der löwen. ich kann das neue kapi kaum abwarten^^
Von:  Saru
2013-03-27T14:42:43+00:00 27.03.2013 15:42
Sooo, wie versprochen ein Kommi.
Also, was soll ich denn als erstes kritisieren? Nein, spaß.^^
Wie immer richtig geil, dann ich lag ungefähr das halbe Kapitel lang Lachend auf den Boden es war zu geil XD Das "Mufasa" hat mir aber den Rest gegeben. Wirklich amüsant.~~~
Wie immer ist es total toll geschrieben und ich freue mich noch viel mehr von dir zu lesen.
Du verkörperst Bel wirklich und mir macht es immer wieder Spaß deine FFs zu lesen.
Und ich finde es sowieso super Rasiel und Belphegor an einen Ort. Es wird einfach so geil XD Ich liebe solche FFs, wo die beiden sich so kindisch verhalten. x333
Mach weiter so Prinz der FFs~

Von:  Yuri_chan_
2013-03-26T12:11:33+00:00 26.03.2013 13:11
XDDD ich lieg mit so vielen lachflashs am Boden, dass ich Siel nur zu gut verstehen kann, was dass mit den Bauchschmerzen und der Atemnot betrifft. XD ... hilfe, was für ein fantastisches Kapitel.. ich kann nicht mehr vor Lachen XDDD
Von:  Yuri_chan_
2013-01-05T13:00:24+00:00 05.01.2013 14:00
Oh mein Gott.. wie schaffst du das nur immer wieder.. ich lieg hier vor Lachen aufm Boden bei manchen Sachen, die du schreibst.. da kommt man schon manchmal ins Grübeln, ob du die dir ausgedacht hast, oder ob du einfach Bel bist und das ganze schreibst. Manchmal sind deine Sätze einfach einmalig Bel. *__*
Von:  Yuri_chan_
2012-10-25T02:01:44+00:00 25.10.2012 04:01
wah zu geil... wie ich mir Bels Gesicht gerade mit der Zielschreibe so genial vorstellen konnte.. *lach* XDDDDD
Von:  Erdkoenig
2012-10-10T21:13:06+00:00 10.10.2012 23:13
Ich liebe deine FF! Ganz ehrlich *___* Ich musste so oft einfach nur laut lachen, weil ich es nicht mehr unterdrücken konnte. Hach~ es gibt so viele geniale Stellen! Ich hatte auch zuerst die Vermutung, dass Mukuro der Gast ist und dann kam die Erklärung, dass viele ihn an dieser Stelle einbringen würden, es aber Rasiel ist XDD Wirklich gute Idee, vorallem da Rasiel so perfekt in diese Rolle passt.
Und die Charas sind absolut IC! Was ich persönlich seeehr wichtig finde und das hat mich bei deiner FF besonders überzeugt! |D
*_______*

Von:  Yuri_chan_
2012-07-27T12:31:46+00:00 27.07.2012 14:31
XD armes Fran XDD.. von zuviel Denken bekommt man Kopfschmerzen!

Das Kapitel ist herrlich zu lesen gewesen. Du hast es echt total drauf in den Charackteren einfach hin und her zu wechseln. *__* .. ich freu mich schon total drauf, wenn es weiter geht. ^^
Von: abgemeldet
2012-06-23T11:07:38+00:00 23.06.2012 13:07
die geilste FF die ich jemals gelesen habe |D
ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und sehe es schon kommen das dass Chaos vorprogrammiert ist, vor allem weil jetzt auch noch Rasiel auf der Bildfläche erschienen ist.
Das kann ja was werden, Schlammcatchen ala Prinz~ xDD
Von:  Yuri_chan_
2012-06-23T09:59:35+00:00 23.06.2012 11:59
OMG... das neue Kapitel ist ... wahhh *hysterisch im Kreis renn und Hände über den Kopf wedel* .. es ist einfach unglaublich toll *___* .. ich musste bei der Stelle mit Facebook so derbst Lachen, dass ich erstmal min. 5 Min. damit beschäftigt war.
Deine FF ist soooo genial geschrieben und beim lesen denk ich mir so oft, dass das einfach Bel ist.. einfach echt unglaublich *_____*
Von:  Yuri_chan_
2012-05-20T22:04:03+00:00 21.05.2012 00:04
OMG omg *__* endlich ging es weiter *__* (das neue Kapitel gleich 2x gelesen hat)... also ich finds ja wie immer toll und kann kaum erwarten, wie es weitergeht.


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