Much as I love them von SainzDeRouse (Der Bösewicht kriegt das Mädchen nie... ?) ================================================================================ Kapitel 35: Unerwartete Entführungsart -------------------------------------- Kapitel 35 – Unerwartete Entführungsart   Roxanne wachte aus ihrem erholsamen Schlaf und reckte sich. Durchgehend hatte sie nicht schlafen können, denn es war sehr ungewohnt einen warmen Körper neben sich liegen zu haben. Aber wenn sie mal wieder eine Wachphase erwischt hatte, genoss sie es sehr und kuschelte sich nur an den sehnigen Körper, der sie wie automatisch in den Armen nahm, wenn sie sich ihm genährt hatte.   Nun aber entdeckte sie schnell das er verschwunden war. Sie rief ihn einmal, zog sich dann ihren Morgenmantel über und sah überall nach, doch keine Spur von ihm. Nicht einmal ein Zettel, aber das wäre auch zu riskant. Nichts sollte darauf hinweisen das er jemals hier gewesen war.   Zwanzig Minuten später saß sie mit einer Tasse Kaffee und der Tageszeitung an ihrem Esstisch. Dort stand die erwartete Nachricht mit ganz großen Lettern auf der Titelseite.   MEGAMIND WIEDER EINMAL AUSGEBROCHEN!   „Ja ja, der ewige Kreislauf des Lebens“, sagte Roxanne amüsiert und biss an einem etwas zu harten Donut ab, den sie im Vorratsschrank gefunden hatte. Wegschmeißen kam aber nicht in Frage und sie hatte sowieso gerade Lust auf etwas Süßes gehabt. Es war bereits Vormittags um Neun, doch würde sie heute später in den Sender gehen. In letzter Zeit hatten sich Unmengen an Überstunden angesammelt und so würde sie in nächster Zeit weder am Wochenende noch einen längeren Tag am Freitag arbeiten. Das Gefühl länger schlafen zu können und dem Tag etwas gemütlicher als sonst zu begehen und zu wissen das man nicht bis zum späten Abend am Schreibtisch sitzen oder in schmutzigen Gassen herumirren muss, machte es zu etwas Besonderem.   Wenn es doch nur so friedlich bleiben könnte, aber die Chance auf einen normalen Alltag war so groß, wie die Aufsicht auf ein Interview mit Elvis. Kaum hatte sie den letzten Knopf ihrer Bluse zugemacht, spürte sie merkwürdige Vibrationen unter ihren Füßen und immer lauteres Scherbenklirren und etwas das sich nicht definieren ließ. Neugierig schlich sie zum Fenster, darauf bedacht nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es kam näher, was auch immer es war und ihr Herz begann zu rasen. Nur noch wenige Meter von ihrem Balkon entfernt, kam es zum Vorschein.   Besser gesagt er.   Deutlich gesagt, Megamind.   Diabolisch lachend stand er in seiner Battle Suit, mit der er wie King Kong das Hochhaus hinauf geklettert war und grinste sie nun schelmisch an. Ehe es sich Roxanne versah, bewegte sich seine Faust direkt auf sie zu, und war kurz davor die Fenster zu durchbrechen. Roxanne hatte an diesem Morgen nicht wirklich Lust auf eine Entführung, bei dem was bei der Letzten geschehen war, schon gar nicht. Aber es war ein so schöner ruhiger Morgen und noch immer hatte sie das sanfte Kribbeln in ihrem Bauch verspührt, wenn sie an letzte Nacht dachte. Sie glühte förmlich nach und hatte es genossen. Betonung lag auf hatte.   Zurecht ihre Arme über ihrem Hinterkopf geworfen, hörte sie bereits das tosende Geklirre der unzähligen Scherben, die nun zu Bruch gingen. Nur knapp war sie dem Schicksal entkommen, Beine und Arme spontan amputiert zu bekommen. Sie konnte sich nicht einmal umdrehen um das Chaos in Augenschein zu nehmen, da griff die große metallene Hand, sie bereits um ihren Bauch und hob sie hoch, als spielte ein Kind mit einer Barbiepuppe.   „Guten Morgen, Miss Ritchi“, sagte Megamind ruhig, und hielt sie direkt vor seiner Steuerungsmaschine. „Ich hoffe Sie haben ihren Kaffee genießen können.“   „In der Tat, aber den werde ich dir gleich über deine blaue Visage kotzen, wenn du mich noch weiter so doll einquetscht“, entgegnete sie und atmete erleichtert ein, als sich der Griff tatsächlich um sie lockerte.   „Schlagfertig wie immer.“   „Unerwünscht wie immer und das immer wieder zur richtigen Zeit.“   „Hätte ich heute Abend kommen sollen? Ich nehme an das Sie sowieso nichts vorhatten?“   „Ich find das nicht witzig. Du hast eindeutig eine Grenze überschritten Mister-ich-bin-mir-selbst-der-Nächste, ich werde dich anzeigen.“   „Wegen Entführung und das nach all den Jahren?“, lachte er höhnisch.   „Wegen EIGENBRUCHS, Beschädigung fremden Eigentums, Stalkerei und... AAAAAAAAHHHH“, schrie Roxanne, nachdem Megamind sich hat unerwartet fallen lassen. Schnell glaubte Roxanne keine Luft mehr zu bekommen, da der Gegenwind mit voller Wucht gegen sie prallte und sie somit an die metallische Hand gepresst wurde, was ihr stark am Rücken schmerzte.   Kurz bevor er auf dem Boden angekommen und unschuldige Menschen zerquetscht und sie durch die Wucht des Aufpralls ein gebrochenes Rückrat erlitten hätte, schoss Feuer aus den Füßen der Battle Suit um den Sturz abzubremsen und sachte auf der Straße zu landen.   Der Rest verlief wie gehabt.   Megamind verschleppte sie durch die Stadt mit der Aussicht auf eine Konfrontation mit Metro Man. Und es dauerte nicht lange, bis dieser auftauchte. Es verlief wie immer und Megamind sei es gedankt, das er sie nicht wieder irgendwo hatte stehen lassen, wo sie befürchten musste, als Fettfleck auf der Straße zu enden. Nein, dieses Mal wäre sie beinahe Metro Mans Laser wie ein Chickenwing gebrutzelt worden. Doch dieser hatte richtig gezielt und hatte die Hand der Battle Suit vollständig abgetrennt und aufgefangen. Mit einem finalen Schlag, landete Megaminds mit seinem metallenen King-Kong-Kostüm in der Grube einer riesigen Baustelle in Downtown und hatte, wie gewohnt, verloren.   Nachdem Metro Man sie nach Hause gebracht hatte, erblickte sie den Schaden. Nicht nur die Scherben auf dem Fußboden (es würde Wochen dauern ehe sie sich wieder mit Socken auf diesem Boden trauen würde, und das auch nur nach mindestens siebzig Kampfansagen mit Hilfe ihres Staubsaugers) und die demolierte Fensterfront, aber zu guter Letzt, war auch ihr Parkett völlig ruiniert.   „Dieser Mistkerl“, brummte Brandon und trug sie über die Scherben hinweg.   „MISTKERL? DAS IST ALLES WAS DIR DIR DAZU EINFÄLLT? DIESES SELBSTGEFÄLLIGE ARSCHLOCH HAT MEINE WOHNUNG AUF DEM GEWISSEN! DAS WIRD EIN VERMÖGEN KOSTEN, SELBST DER FUßBODEN IST IM ARSCH! ICH BRINGE IHN UM, ICH SCHWÖRE ICH BRINGE IHN UM!“   „Beruhige dich doch erst mal“, versuchte Metro Man sie zu beschwichtigen.   „ICH BIN RUHIG“, schrie sie weiter aus vollem Hals. „WENN ICH NOCH RUHIGER WÄRE, WÄRE ICH TOT!“   „Roxanne . . .“   „ICH TREIBE IHM GLÜHENDE BÜROKLAMMERN UNTER DIE FINGERNÄGEL, DIE ICH VORHER MIT TUBERKULOSE-BAKTERIEN INFIZIERT HABE, ABER VORHER NAGLE ICH SEINE ZUNGE AN EINE EISENBAHNSCHWELLE FÜR HOCHGESCHWINDIGKEITSZÜGE FEST“, tobte sie und versuchte aufgebracht, die riesigen Scherben zusammen zu sammeln, wobei sie sich sogleich tief in die Hand schnitt.   „OH VERDAMMT“, fluchte sie, stampfte auf dem Boden und versuchte das Gleichgewicht zu halten, da ihr schwindelig wurde, während das Blut aus ihrer Hand sickerte.   Brandon reagierte sofort, hatte in Sekundenschnelle die Küchenrolle geholt und wickelte zwei Blätter geschickt um ihre Hand, die er umschlungen hielt, damit die Blutung stoppte.   „Beruhige dich doch erst mal. Vielleicht denkst du jetzt über eine Alarmanlage nach.“   „Ich fürchte du hast recht“, stöhnte Roxanne, schloss die Augen und biss die Zähne zusammen um dem Schwindel keine Chance zu geben. Sie legte sich auf die Couch und versuchte sich zu erholen, während sie ein Glas Wasser in der Hand hielt, an dem sie ab und zu nippte. Brandon indes sammelte in Windeseile geschickt die Scherben ein, legte sie auf einen großen Haufen auf dem Balkon und ließ seinen Augenlaser den Rest erledigen. Die Scherben wurden verpulverisiert und konnten mit Leichtigkeit zusammengefegt werden.   „Meine Eltern können dir bestimmt die Nummer eines guten Glasers geben“, überlegte er laut und sah sich das große viereckige Loch an, welches nun jedes kleine Lüftchen hineinließ.   „Nein, schon gut. Das zahlt die Versicherung. Hoffe ich. Ich habe die Befürchtung das sie mich bald kündigen, da ich entgegen aller anderen bereits mehr als das dreifache an Geld verbraucht habe, als ich in meinem Leben einzahlen könnte. Ich bin teurer als jeder totkranke Patient“, stöhnte sie.   „Mh, brauchst du vielleicht etwas Hilfe mit den Finanzen?“, fragte Brandon und setzte sich zu ihr auf die Couch.   „Nein! Auf gar keinen Fall nehme ich Geld von dir an. Ich bin seit einem halben Jahr endlich komplett Schuldenfrei, das nehme ich mir nicht. Ich werde das mit der Versicherung schon hinkriegen.“   Es dauerte eine Stunde ehe Roxanne den Superhelden der Stadt aus ihrer Wohnung bugsiert hatte. Brandon hatte wieder damit begonnen sämtliche Alarmanlagen und GPS-Geräte für sie schmackhaft machen zu wollen. Selbst die Polizei wollte er einschalten, da eine Grenze überschritten wurde, als Megamind sie aus der Sicherheit ihrer eigenen Wohnung geraubt hatte. Doch nachdem Roxanne ihre Wut hinunter geschluckt und wieder klar denken konnte, war ihr bewusst geworden, das jede kleine Alarmanlage ihr das Leben mit einem Megamind, der kein Entführer und Schurke war, nur erschweren würde. Auch wenn sie wahrhaftig stinksauer auf ihn war, wollte sie nichts riskieren, ehe sie nicht genau wusste was sie wollte. Und ihr war klar, das Brandon oder die Polizei keine Billig-Alarmanlage, die man ab und zu in jedem Supermarkt als herunter gesetztes Angebot fand, installieren würden. Auch befürchtete sie das Brandon hinter ihrem Rücken mit der Polizei gemeinsame Sache machen würde, in dem die Alarmanlage so konzipiert würde, das sie zu schreien begann, sobald sich Megamind nur hundert Meter in ihrer Nähe befand.   ***   Als sich die Dunkelheit über die Stadt gesenkt hatte und Roxanne endlich nach Hause gekommen war, schmiss sie ihre Tasche lustlos auf den Boden und schlüpfte aus ihren Turnschuhen während sie in die Küche schlurfte und unter der Spüle nach der Flasche Wein suchte, die sie einmal Geschenkt bekommen hatte. Der Tag war mehr als nur schlauchend gewesen. Natürlich war sie viel zu spät zur Arbeit erschienen, schließlich musste sie noch ihr Ersatzauto abholen, auf das sie nicht bis zum Montag warten wollte, was ihrem Chef aber nicht gestört hatte. Schließlich hatte sie wieder für eine starke Story gesorgt, die sie noch am selben Abend bringen konnten und da sie die gefilmten Mitschnitte über sich selbst sämtlicher Handys und Kameras durchsehen und es zusammen mit Hal anständig schneiden musste, natürlich neben ihrer üblichen Arbeit, hatte sich der Tag wie ein Kaugummi gezogen. Und zu allem übel hatte sie eine offene Wand und in dieser Höhe konnten die Winde heftig werden. Das einzige Glück war, das die nächsten Tage mild bleiben sollten, mit Sonnenschein und wenig bis gar keine Schauer. Aber wie oft hatte das Wetterbericht tatsächlich recht?   Nun wollte sie nichts weiter als sich mit einer Flasche Wein und einer bestellten Pizza auf ihre Couch zu sitzen, sinnfreie Sendungen im Fernsehen zu sehen und das gesamte Wochenende abzuschalten. Einige Stunden später, Roxanne lag dösig auf ihrer Couch und ihre Fernbedienung war kurz davor aus ihrer Hand zu fallen.   „Roxanne?“, ertönte plötzlich eine bekannte Stimme.   Verwirrt schreckte Roxanne aus dem Schlaf und rieb sich die Augen. Kam das aus dem Fernseher?   Plötzlich machte sie eine Bewegung in ihrem Augenwinkel aus.   „Hallo?“, fragte sie und setzte sich auf während ihre Fernbedienung den Weg zu ihrem Fußboden fand.   „Ich bins, Roxanne. Komme bitte nicht auf die Idee etwas zu werfen.“   Megamind.   „Du wagst es hier her zu kommen, nachdem du meine Wohnung ruiniert hast?“, rief sie wütend aus und war schnell auf den Beinen.   „Ich weiß, du bist wütend, aber...“   „Wütend ist gar kein Ausdruck, ich bin...“   „Stinksauer?“   „Mordlüsternd!“, fauchte sie und ging auf ihn zu, während er über ihre Bank mit den Blumentöpfen stieg.   Sogleich sah sie das er durch das offene Fenster gekommen war.   „Wie bist du hier herauf gekommen? Wo ist dein Motorcycle?“   „Den habe ich zu Hause gelassen. Ich habe mir gedacht das die Wohnung sicherlich bewacht würde und dachte, das es so schlauer wäre. Niemand würde wohl damit rechnen, das ich die Wände hinauf laufe, aber man will ja nichts riskieren.“   „Du bist die Siebenundzwanzig Stockwerke hinauf gelaufen? Aber wie...?“   „Haftschuhe!“, sagte er stolz und wies auf seine Füße, an denen gewaltige, plumpe Stiefel befestigt waren. Sie erinnerten Roxanne an große Stahlklappenschuhe oder Springerstiefel. Natürlich in einem stilvollen Lederoutfit mit einem blauen Blitz an der Seite.   „Metro Man hatte vor hier eine Alarmanlage oder wie ich ihn kenne, meine Wohnung in eine Hochsicherheitszentrale auszubauen, aber ich ließ es nicht zu. Obgleich ich darüber nachgedacht habe.“   „Roxanne, ich weiß das du sauer bist, aber...“   „AU JA, ICH BIN VERDAMMT SAUER AUF DICH. Wie konntest du nur meine Wohnung so zurichten? Wer weiß ob sich die Versicherung überhaupt darum kümmern wird und ich bin seit einem halben Jahr endlich schuldenfrei und jetzt kommst du und versaust mir alles. WEIßT DU WIE VIEL DIESE RIESIGEN BESCHISSENEN FENSTER KOSTEN? Und nein, das kannst du nicht reparieren, alle Welt weiß was geschehen ist und es wird auffallen wenn kein Glaser regelmäßig hier herauf kommt. Oh Gott, was mach ich hier eigentlich....“, rief sie verzweifelt aus und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen.   Wenn es jetzt schon so chaotisch mit Megamind verlief, wie sollte es da nur weiter gehen?   „Roxanne, hör mir zu“, versuchte Megamind sie zu beruhigen.   „Ich kann mich nicht beruhigen. Erst die Sache mit dem Auto, ich will nicht schon wieder vor diesem schmierigen Versicherungsfutzi sitzen und um Geld betteln....“   „Hör zu“, sagte er eindringlich, griff nach ihren Händen und zwang sie so ihm in die Augen zu sehen.   „Mach dir keine Gedanken, ich kümmere mich darum.“   „Aber das fällt auf, das hab ich doch bereits...“   „Ich werde dir das Geld geben, versprochen.“   „...“   Verwirrt blickte Roxanne ihn an.   „Woher willst du so viel Geld auftreiben? Ich hoffe du hast nicht vor eine Bank auszurauben.“   „Nein, keine Sorge. Ich habe ein Konto und auf dem befindet sich genug Geld.“   „Bitte? Wer auf diesem Planeten, würde dir ein Konto erlauben? Tschuldige.“   „Mir niemand. Aber Dante Robins. Ich habe sein Konto übernommen.“   „Dante? Übernommen? Klär mich auf“, sagte sie, setzte sich auf ihre Couch und deutete ihm an, sich neben sie zu setzen.   „Ich habe Dante nicht spontan in meiner Datenbank der Disguise-Generator-Watch-Uhr aufgenommen. Er lag im Krankenhaus, totkrank. Er war noch jung und gutaussehend, aber der Gehirntumor sollte ihn innerhalb von Wochen dahinraffen lassen. Mehrmals hatte ich mich hineingeschlichen um ihn im Auge zu behalten, und einmal wachte er dabei auf. Es war amüsant, denn natürlich hatte er keinerlei Furcht vor mir. Was hätte er auch verlieren sollen. Ich verriet ihm was ich mit seiner Erscheinung vorhatte und es gefiel ihm. Er bat mich sogar ab und zu eine Frau abzuschleppen und es so richtig krachen zu lassen. Zum Schluss hatten wir uns angefreundet und er überließ mir seine Konten, sein Ausweis, Sozialversicherungsnummer und Dergleichen. Das machte die Sache natürlich leichter.“   „Der arme Kerl. …. Soll das heißen ich habe einen Toten geküsst?“   „Es hätte ihm gefallen, glaub mir“, lächelte er und beugte sich zu ihr. „Er hatte darum gebeten!“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)