Fireflies von Vinanti (Just Dance) ================================================================================ Kapitel 8: (s)he doesn't mind ----------------------------- .ılıll (s)he doesn’t mind llılı. Wenn er behaupten würde, er wäre nicht nervös, wäre dies glatt gelogen. Stress pur. Er war von der Arbeit hergehetzt, um wenigstens noch ein-, zweimal seine Choreos durchzugehen. Einiges davon hatte er gar nicht erst ausprobiert und würde es einfach versuchen. Vielleicht würde das nicht auffallen, schließlich wusste keiner genau, was er zeigen wollte. Tyler hatte gequengelt, er möge doch bitte Contemporary tanzen, aber er hatte etwas anderes vorbereitet. Cameron sah bereits jetzt schon das enttäuschte Gesicht des anderen vor sich. Oder eben überraschte Züge. Als Tyler ihm den Schriftzug an der Wand gezeigt hatte, wollte er es kaum glauben. Es sah einfach prächtig aus. Die Farben leuchteten regelrecht. Insbesondere das Grün, welches Cam an seine eigenen Augen erinnerte. Er hatte schmunzeln müssen. Er fragte sich, ob Tyler das ganz bewusst so gewählt hatte. Niemals hätte er gedacht, dass sein Freund so begabt war. Er ahnte, wie schwer es sein musste, ein solches Meisterwerk zu schaffen und bewunderte ihn dafür nur noch mehr. Das Graffiti passte perfekt zu den Fireflies. Es zeugte von Lebensfreude, Spaß und Freundschaft. Aber es sagte auch einiges über seinen Schöpfer aus. Es wirkte außergewöhnlich, beinahe verspielt, nach Aufmerksamkeit verlangend, ohne aufdringlich zu sein. Man erkannte Tylers Perfektionismus darin wieder. Doch je länger er es angesehen hatte, desto klarer wurde es ihm. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Er hatte für sich beschlossen, heute, wenigstens heute, alles ruhen zu lassen. Er wollte tanzen. Nicht an Tyler denken, nicht an Nicky denken, nicht an überhaupt irgendetwas denken. Einfach tanzen. Frei von diesen erbärmlichen Sorgen, die er sich nur selbst bereitete. Erst tanzen, dann wieder denken. Das hatte er sich vorgenommen. Selbstverständlich wollte Cam seine Sache gut machen, das war er der Crew schuldig. Er war darauf gespannt, was Liz und Jason geplant haben. Cameron hatte versucht, sich Tyler gegenüber so normal zu verhalten, wie es ihm eben möglich war. Er war ein Mensch, der seine Gefühle im Tanzen ausdrückte und er hatte Angst, Tyler könnte sie deuten. Vielleicht hätte er es seinem Freund einfach gestehen sollen, dann wäre es zu einer solch misslichen Situation gar nicht erst gekommen. Letzten Endes brachte Schweigen niemanden weiter, aber es war das Beste für beide. Cameron wollte Tyler mit seinen Gefühlen nicht verwirren oder verunsichern und er selbst bereitete sich so weniger Kummer. Tyler musste jedoch unterbewusst in Erfahrung gebracht haben, was Cam für ihn empfand. Warum sonst hätte er ihn derartig geküsst… Es war alles schief gelaufen. Doch genau aus diesem Grund wollte er, dass heute alles gelang, um einigen Leuten, aber vor allem sich selbst zu beweisen, dass er in der Lage war zu kämpfen. Cameron war ehrlich. Er wollte gewinnen. „Aufgeregt?“ Jason war zu ihm in den Trainingsraum getreten. Er war groß, muskulös gebaut und man sah ihm an, dass er mexikanische Wurzeln hatte. Er wirkte vollkommen gelassen. „Ein wenig.“ „Wird schon gut laufen für dich, Kleiner!“ Jason grinste ihn an und Cameron bekam mehr und mehr das Gefühl, dass sich die Crew gegen ihn verschwor. „Vielleicht sollten wir raus und uns langsam zeigen. Damit die anderen Crews wissen, mit wem sie es bald zu tun bekommen werden.“ Jason nickte mit dem Kopf Richtung Tür. „Ladies and Gentlemen! Willkommen im Hause der Fireflies!“ Die Scheinwerfer hatten sich just in diesem Augenblick auf das Graffiti ausgerichtet. Perfektes Timing. Für all dies war Phil verantwortlich. Er hatte die Musik leiser gedreht, damit man ihn besser verstand. Er würde Tänzer und Zuschauer durch den Abend führen. Cam stand gemeinsam mit Liz und Jason auf der Tanzfläche. Tyler war bei ihm. Genauso wie Danny bei Jason stand, denn der Blonde schien für ihn als Kandidaten gebürgt zu haben. „Cam? Ich bin mir sicher, alles wird gut laufen.“ Tyler klopfte ihm noch ein letztes Mal auf die Schulter, ehe er sich zu Chloe an den Rand der Tanzfläche gesellte. Cameron hatte die Worte kaum wahrgenommen. Sein Blick glitt über die Schaulustigen. Es zeichnete sich deutlich eine Teilung innerhalb des Publikums ab. Auf der einen Seite standen die Fireflies. Auf der anderen Seite des Raumes hatten sich die Tänzer aus unterschiedlichen Gruppen einen Platz gesucht. Cameron erkannte Nicky, sie stand bei einem in Schwarz gekleideten, jungen Mann, der bereits auf den ersten Blick arrogant wirkte. Der Leader der Underdogs, wie sich Cam dachte. Mit ihm würde er sicherlich noch Bekanntschaft machen dürfen. Doch das war jetzt nicht von Bedeutung. Cameron war es gewohnt vor Publikum zu tanzen, dennoch spürte er die Nervosität. Es lag daran, dass man hohe Erwartungen an ihn hatte und er wollte weder sich selbst, noch die anderen enttäuschen. Phil hatte sie alle drei vorgestellt und schließlich angekündigt, dass die Tanzfläche verlassen werden müsste, da sich die Teilnehmer bereit machen sollten. Liz würde den Anfang machen. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln und Cameron lenkte seine gesamte Konzentration auf die Musik. Er durfte, wollte nicht versagen. Die erste Runde war für sie alle gut verlaufen. Es war kein außergewöhnlicher Song gewesen. Sie hatten mehr miteinander getanzt, als gegeneinander. Jeder von ihnen hatte seinen ganz eigenen Stil, den man kennen lernen konnte. Eigentlich konnten sie nicht unterschiedlicher sein. Jason war zwar ein freundlicher Zeitgenosse, dennoch tanzte er sehr aggressiv. Liz hingegen war rein auf Spaß bedacht, sie feierte jeden einzelnen ihrer Schritte. Für Cameron war Tanzen eine Kunstform und das versuchte er zu vermitteln. Er wusste, dass es bei dieser Art von Duell eher darauf ankam eine gute Show zu liefern, präsent zu sein und das Publikum anheizen zu können. Es blieb ihm keine Zeit weiter über den Ausgang der ersten Runde zu spekulieren, denn Liz wurde bereits wieder auf die Tanzfläche gerufen. Sie eröffnete den zweiten Durchgang. Er selbst würde als Letzter starten. Ihr Goldlöckchen wurde gefeiert. Nicht nur von ihrer eigenen Crew. Liz war durch und durch beliebt. Sie wusste zu entertainen und das war ihr großer Vorteil. Sie hatte nichts sonderlich Spektakuläres vorbereitet, es war ihre herkömmliche Routine. Aber sie setzte sich und ihre Choreo so gekonnt in Szene, dass man ihr einfach zuschauen wollte. Cameron verstand mal wieder, warum Liz ihr bisheriges Flaggschiff war. Nach ihrem Auftritt wurden die ersten Sprechchöre laut, die Liz als Sieger forderten. Das spornte Cam nur mehr an, anstatt ihn zu versunsichern. Er lächelte in sich hinein. Mit seinem Auftritt würde er ein Wagnis eingehen, da er wusste, dass es nicht unbedingt gut ankommen würde. Er wollte nicht sagen, dass es in der Szene verpönt war, aber dennoch wurden damit zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, als dass es anerkannt war. Jemand Gutes zu finden war in der Beziehung schwer. Cameron war sich sicher, er würde überzeugen können. Er wusste, was er tat und er wollte es tun. Das war sein Rezept zum Erfolg. Er wollte endlich tanzen. Jason hatte gerade eben angefangen. Cam spürte eine Hand an seinem Unterarm. Tyler stand neben ihm. „Du wirst das hier gewinnen, versprich’s mir.“ „Das werde ich.“ Jason rockte das Studio. Theoretisch hatte auch er sehr gute Chancen. Cameron hätte gerne gewusst, wie das momentane Meinungsbild aussah. Phil hatte Liz in hohen Tönen gelobt, aber das war rein obligatorisch. Bei Jason tat er es gerade ebenso. Cam machte sich bereit. „Viel Erfolg. Du packst das, ich drück dir die Daumen.“ Tyler schob ihn leicht an der Schulter auf die Tanzfläche. „Ich weiß.“ Er atmete tief durch, beruhigte sich und stellte sich vollkommen auf seine Choreographie ein. Sein Moment war gekommen. Er spürte die Blicke auf sich, die Stille nun im Studio war beinahe greifbar. Vielleicht kam es ihm auch nur so vor. Sicher war er sich im Augenblick nicht mehr. Er war der Newcomer, der eigentlich am längsten von ihnen tanzte. Er war der Außergewöhnliche, der meistens nachts trainierte. Er war der Zurückhaltende, der lieber schwieg. Und er würde derjenige sein, der bewies, dass es möglich war durch das Tanzen Brücken zu bauen. Er nahm die Musik nur noch unterbewusst war. Er folgte einfach seinen Instinkten und tanzte. Er begegnete Tylers Blick, der mehr verriet, als jegliche Worte. Wie Cameron sich gedacht hatte, schien er enttäuscht zu sein. Beinahe verzweifelt. Aber Cam war das egal, dieses eine Mal war ihm das alles wirklich egal. Es war sein Auftritt und er allein entschied, wie und was er zu tanzen hatte. Mit dem ersten Sprung war der Bann gebrochen. Cameron hatte das Gefühl, dass das Geschehen in Zeitlupe ablief. Er verharrte regelrecht in der Bewegung und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Er landete gekonnt und rollte sich ab. Aus der Stille wurde tosender Beifall, als seine Crew begriff, dass er tatsächlich das tat, wozu man ihm geraten hatte. Cameron war sich des Überraschungseffektes bewusst gewesen. Seine Rechnung war aufgegangen. Er musste es jetzt nur noch bis zum Ende durchziehen. Die Verbindung vom improvisierten Street Dance und auf Technik basierendem Contemporary Dance, war gewagt gewesen. Es hätte auch genau das Gegenteil von dem eintreten können, was Cam sich gewünscht hatte und was gerade eingetreten war. Als sich sein Auftritt dem Ende zuneigte, wurde ihm ohrenbetäubender Jubel zu Teil. Nachdem er geendet hatte, kam Chloe auf ihn zugestürmt. Cameron nahm nur am Rande wahr, wie sein Name immer und immer wieder aufs Neue wiederholt wurde. Seine Freundin fiel ihm im wahrsten Sinne um den Hals. „Ich glaube, die dritte Runde hat sich so eben erledigt, Cam!“ Das ging Cameron alles viel zu schnell. Gerade eben hatte er noch getanzt. Er war noch nicht wieder in der Realität zurück, auch seine Atmung hatte sich noch nicht reguliert. Chloe ließ von ihm ab. „Wird Zeit zu gratulieren!“ Sie grinste ihn direkt an. Erst jetzt begriff er vollständig. Cameron wurde in zahlreiche Umarmungen gezogen, teilte Unmengen an Handschlägen. Die ganze Crew gratulierte ihm, feierten ihn. Auch Jason und Liz, die in keiner Weise gekränkt oder enttäuscht schienen. Ganz im Gegenteil, es waren diejenigen, die ihn am meisten lobten. „Cameron! Cam!“ Tyler drängte sich durch die Menge. „Du bist der reinste Wahnsinn! Wie um alles in der Welt bist du auf diese Idee gekommen, du Idiot? Das war genau das, was wir schon so lange sehen wollten.“ Er strahlte Cameron an, nahm ihn in den Arm. „So ungewöhnlich war die Idee nicht.“ Trotzdem war er unsicher gewesen. „Liebe Leute, an dieser Stelle würde ich sagen: Lasst die Party beginnen! Wir haben unser neues Flaggschiff!“ Phils Stimme hallte dank Mikrophon durch den Raum und übertönte den Jubel. Stolz und Erleichterungen überkamen Cameron. Es war, als fiele ein schwerer Stein von ihm ab. Er hatte es die ganze Zeit über nicht bemerkt, unter welchen Druck er sich selbst gesetzt hatte. Nun fühlte er sich befreit. „Hey, ihr Leuchtkäferchen. Leider muss ich euch kurz unterbrechen.“ Cam und Tyler sahen auf. Auch Chloe, Liz und die anderen waren alarmiert, insbesondere Danny, der verächtlich die Nase rümpfte. „Pass auf, was du sagst, Freund.“ Vor ihnen standen Nicky und der schwarz gekleidete Tänzer, den Cameron als den Anführer der Underdogs identifiziert hatte. „Mit dir rede ich nicht, okay?“ Er wandte sich nun eindeutig an Cameron. „Meinen Glückwunsch.“ Er nickte ihm zu. Cameron verhielt sich ruhig, irgendetwas passte hier nicht zusammen. „In zwei Wochen. Du gegen einen meiner Tänzer. In unserem Haus. Einverstanden?“ Cam ordnete seine Gedanken. Er wurde gerade zu einem Battle aufgefordert, dass er unmöglich ablehnen konnte und das wusste jeder der Anwesenden. Er wollte weder sich, noch die Crew in Bedrängnis bringen. Sie hatten ihn in einer sehr misslichen Lage erwischt, wenn man danach ginge. Pure Berechnung, Cam war sich sicher. Sein Zögern blieb nicht unbemerkt. „Bekomme ich eine Antwort oder hat es dir die Sprache verschlagen?“ Ein siegessicheres Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht des anderen. „Jetzt pass bloß auf, du elender-“ Es hatte den Anschein als würde Tyler tatsächlich auf ihr Gegenüber losgehen wollen. Danny musste ihn zurückhalten. „Ey, verdammte Scheiße, beherrsch dich. So ein Mist können wir nicht gebrauchen.“ Cameron sah, wie Tyler sich widerwillig versuchte zu beruhigen. Es wunderte ihn, dass sich Nicole im Hintergrund hielt und was ihr Beitrag zu dieser Situation gewesen war. Ob sein Freund wegen ihr so aufgebracht war? Wie es schien, ignorierten sich die beiden vollkommen. Er wusste nicht, ob sie sich gestritten hatten. Ihre Blicke kreuzten sich. „Glückwunsch, Cameron.“ Sie meinte es so, wie sie es gesagt hatte. Es war ihr Ernst. Dennoch wirkte sie eiskalt, störte sich nicht im Geringsten an Tyler. „Danke.“ „Verpiss dich, Aaron. Lass den Jungen in Ruhe und hau hier ab, bevor ich dich rausschmeißen lasse.“ Tyler deutete Richtung Tür. „Und nimm Nicole mit.“ „Gut, wir verschwinden. Ich werde dann mal kundtun, dass das neue Flaggschiff der Käferchen ein Battle ausgeschlagen hat.“ Aaron und Nicky hatten sich bereits zum Gehen gewandt. „Wartet.“ Der Moment fror ein. Cameron war trotz allem was gerade eben geschehen war, die Ruhe in Person. Es war egal, was seine Freunde meinten, der Ehrgeiz war geweckt. „Ich nehme an.“ Er merkte wie Tyler die Gesichtszüge entglitten, Danny hörbar Luft holte, Nicky sich auf die Unterlippe biss und Aaron triumphierend grinste. „Braver Junge, richtige Entscheidung.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)