Saradabi von IAM (The City of light) ================================================================================ Prolog: Our Lifes ----------------- Der Nebel stieg aus dem Fluss und füllte die Gassen. Sämtliche Geräusche und Farben wurden verschluckt und verschwammen. Einzelne Schatten huschten vorbei und waren genau so schnell verschwunden wie sie da waren. Doch er lag immer noch auf der Straße. Schon vier Tage war es her, dass er seinen letzten Atemzug tat. Die Ratten hatten sich schon an seinen Händen gütlich getan und sein Bein fehlte. Vielleicht hatten es die streunenden Hunde abgebissen oder auch die hungrigen Straßenkinder, die sich über dieses Festmahl bestimmt gefreut hätten. Sein Körper war mit blutigen Striemen übersät. Das war für alle Bewohner der Stadt ein Zeichen ihn liegen zu lassen. Man konnte sehr deutlich sehen, wo sich einst seine Tattoos befanden. Er war ein Gangmitglied gewesen und das war schließlich auch der Grund , warum er im Alter von 17 Jahren nackt auf dem Asphalt lag. Sein leben war wie das Leben vieler hier verlaufen. Seine Mutter war vergewaltigt worden und gerade einmal 14 Jahre alt, als sie mit ihm schwanger war. Er ging bis zur dritten Klasse in die Schule, dann schwänzte er wie so viele andere auch. Es war meistens so, dass in einer Klasse, in der bei der Einschulung 226 Leute gewesen waren, 9 ihren Abschluss machten. Und der Großteil der Schwänzer ging zu den Gangs. Dealer, Huren, Leibwächter, Schläger. Für so was brauchte man keinen Schulabschluss. Man brauchte nur ein wenig Loyalität. Und die hatte er nicht gezeigt. Er hatte seinen Boss verraten und hatte dafür mit seinem Leben bezahlt. Eine Gestalt beugte sich über sich über seine Leiche und durchsuchte seine Hose. Die ganze Aktion dauerte nur ein paar Sekunden und jeder Handgriff saß. Die Gestalt ging weiter und begutachtete ihre Beute. Eine Uhr, ein Handy und eine Geldbörse. Sie durchsuchte es von oben bis unten. Ein wenig Bargeld, eine Imbissstempelkarte und jede Menge Quittungen. Endlich fand sie, was sie gesucht hatte. Seine ID-Karte. Es war das Wertvollste was jeder Bewohner besaß. Und sie hatte sogar noch mehr Glück. Er hatte sogar eine Zutrittsberechtigung zur Oberstadt. Zwar nur für vier Stunden, aber das war besser als gar nichts. Ihr Kontakt würde ein Vermögen dafür bezahlen. Das war es immerhin wert. Sie betrat eine Spelunke, deren Fassade durch den Dreck der Großstadt schwarz geworden war. Nur 2 Stunden später fand man ihre Leiche in den Mülleimern auf der Straße. Ihr war in den Kopf geschossen worden und die ID-Karte fehlte. Die Karte steckte in der Tasche eines Jungen, noch keine 17 Jahre alt. Er hatte alles dafür getan diese Karte zu erlangen. Der Verkauf seines gesamten Besitzes hatte gerade so dafür gereicht den Hehler zu bestechen und schließlich hatte er auch noch die Diebin erschossen. Es hatte ihm weh getan, denn sie sah seiner Schwester so ähnlich, dass es schmerzte. Aber sie war nicht seine Schwester Mischa. Den Mischa war entführt worden. In die Stadt Saradabi. Eine Stadt, die wirklich einen klangvollen Namen besitzt. Er passt zu ihr. Jeder ihrer Bewohner lebt wie im Rausch. Die Stadt lässt ihre Bewohner nach ihrer Pfeife tanzen. Jeder dieser Bewohner ist ein Clown. Er ist dazu da, sie zu amüsieren und wenn er sie langweilt, stößt sie ihn weg und er fällt...in seinen Tod. Sie ist wie eine Droge – je mehr du davon bekommst, desto mehr willst du auch. Es ist wie ein Teufelskreis, dem niemand entrinnen kann. Die Menschen lieben diese glänzende und glitzernde Stadt. Sie strömen in diese Stadt, die für sie die Hoffnung symbolisiert. Sie warten in den entfernten Vorstädten auf den ersehnten Brief, dass sie die Stadt, die sie immer nur als Silhouette am Horizont sahen, betreten dürfen. Sie hoffen, dass sie in die eingeschworene Gemeinschaft aufgenommen werden. Sie hoffen, dass die hell erleuchteten Fassaden die Dunkelheit vertreiben. Aber da wo Licht ist, ist auch Schatten, auch in der Lichterstadt. Und es ist der Schatten, der die Stadt so gefährlich macht. Dieser Schatten wartet mit gefletschten Zähnen und einem leisen Lächeln.Denn er weiß, dass seine Opfer kommen. Je mehr Bewohner diese Stadt betreten, desto mehr Auswahl hat er. Er weiß das, die Stadt weiß das, nur die Bewohner wissen es nicht. Selbst wenn sie es wüssten, sie würden es verdrängen. Aus ihren Köpfen und Herzen verbannen. Doch funktioniert das nur eine Zeit lang und eine kleine Gruppe sorgt dafür, dass diese Zeit Tag für Tag verlängert wird. Auch wenn es nur eine kleine Gnadenfrist ist. Die Organisation, die dafür verantwortlich ist, nennt sich „Nightwalker“. Kein Bewohner hat sie je gesehen, trotzdem sind sie da und halten ihre schützende Hand über diejenigen, die noch nicht einmal ahnen, auf welch schmalem Grat zwischen Licht und Dunkelheit sie sich bewegen. Dieser Grat besitzt nur die Breite eines hauchdünnen Fädchens, welches nicht annähernd die Kraft besitzt, sie alle zu halten. Die ganze Stadt ist eine einzige Bombe, die jederzeit explodieren kann. Der Countdown tickt schon zu lange. Wie lange er noch tickt, hängt allein von den „Nightwalkern“ ab. Wenn die Stadt stirbt, zieht sie die ganze Welt mit hinab in den Abgrund. Saradabi wird die uns bekannte Erde in einen Strudel aus Angst, Verzweiflung, Krieg, Hunger und Dunkelheit stoßen. Jedes Lebewesen wird in diesem Strudel untergehen. Sie wird die Welt verschlingen, weil sie sich schon immer nach der Welt sehnte. Sie wird die Welt in die Dunkelheit stoßen und ganz aufzehren. Die einzigen, die diese Katastrophe überleben werden, sind die Bewohner Saradabis, über die die „Nightwalker“ ihre schützende Hand halten. Doch dieses Geheimnis liegt in der Dunkelheit, beschützt von eisernen Türen des Schweigens. Dort schlummert es und wartet auf jemanden, der es von seinen Ketten befreit. ‚Nightwalker’, dachte das Mädchen ’So ein Käse. Das ist ein Ammenmärchen für kleine Kinder’. Sie stand von der Bordsteinkante auf und klopfte sich den Dreck vom Rock. Jetzt wo sie stand, schien sie noch weniger ins Bild der Oberstadt zu passen. Sie trug einen schwarzen Faltenrock sowie ein schwarzes Top außerdem hatte sie sich um ihre Hüfte mehrmals eine silberne Kette geschlungen. Ihre Nägel waren silbern lackiert und an ihrem linken Arme trug sie bis zum Ellenbogen eine schwarze Stulpe, die ebenfalls mit einer silbernen Kette dekoriert war. An ihrem Hals glänzte eine Nietenhalskette und ihre hüftlangen silbernen Haare mit den schwarzen Strähnen funkelten mit ihren silbernen Augen um die Wette als die Sonne darauf schien. Ein paar Kinder starrten sie voller Faszination an. Als sie bemerkten, dass sie sie an sah kicherten sie albern und rannten davon. Eines der Kinder quietschte: „Freak!“ und dann waren sie schon verschwunden. Das Mädchen runzelte die Stirn. Na es sollte ihr egal sein. Solang sie nicht die Schutzpolizei alarmierten, sowie ihre Eltern dass vermutlich getan hätten. Sie sah nicht so aus, als würde sie hierher passen und sie fühlte sich auch nicht so. Aber die goldene ID-Karte, die um ihren Hals baumelte, sagte etwas vollkommen anderes. Und zwar, das sie aus einer Gegend stammte, in der man schon am Morgen den Kaviar wie Müsli löffelte. Der Lärm von Stiefeln und vereinzelten Rufen durchdrangen ihre Gedankengänge. Sie seufzte. So wollte die Schutzpolizei also die Leute fangen, die unbefugt die Stadt betraten? Indem man sie auf 3 km Entfernung hörte? Sie kamen langsam näher und jetzt konnte sie auch verstehen, was sie sich zuriefen: „Verdammt, wo ist diese kleine Ratte?“ „Mein Gott, jetzt krieg dich wieder ein. Der Kerl soll sich doch hier irgendwo rumtreiben.“ Kerl? Hatte dieser völlig blinde Idiot sie gerade Kerl genannt? Sie wollte sich gerade umdrehen um diesem Polizisten mal ordentlich die Meinung zu sagen als der süßeste Typ, den sie jemals gesehen hatte, genau in sie hineinrannte. „Hey, alles in Ordnung?“ ‚Verdammt’, dachte sie ‚ von nahen sieht er ja noch besser aus.’ Sie wollte sich grade aufsetzen, und sich mit ihrer Hand abstützen, als sie merkte das, jede Menge unzählige Glaßspliter, auf dem Boden lagen. Sie hatte versehentlich die Mülltonne umgeworfen. Und selbst die Trampel von der Schutzpolizei würden dies gehört haben. Natürlich hatten sie das gehört, den ihrer Schritte kamen immer näher. „Los kriech in den Mülleimer“ „Hää?“ „Verdammt ab mit dir in den Mülleimer! Ich helfe dir!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)