Unvorhersehbare Wendung von Motzi_die_Katze (Eine Megamind-Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 2: Der Ausbruch ----------------------- Als Roxanne aufwachte, lag sie zusammengerollt auf dem Bett und etwas hatte sich an ihr festgeklammert, das leise grummelnde Geräusche machte. Müde blinzelnd öffnete sie die Augen und sah sich um. Neben ihr auf dem Bett lag Abigail, die Decke um sich herumdrapiert, sodass es aussah als steckte sie in einem Kokon. Die linke Hand hatte sie in Roxannes Nachthemd gekrallt und mit der Rechten hielt sie Smink fest. Dieser war es auch, der die seltsamen Geräusche von sich gab, da Abigail immer wieder versuchte, sich auf den Bauch zu rollen und dabei das Wiesel unter sich begrub. Es erstaunte Roxanne, dass Smink während der ganze Prozedur nicht aufwachte. Andererseits war es auch möglich, dass er sich schon so sehr daran gewöhnt hatte, dass er schon im Schlaf sein Missvergnügen kundtun konnte. Roxanne richtete sich auf und versuchte, Abigails Finger aus ihrem Nachthemd zu lösen, die für eine Fünfjährige einen ziemlich festen Griff hatte. Dabei sah sie auf ihren Wecker und sprang erschrocken auf. Schon zehn Uhr morgens! Sie kam zu spät zur Arbeit und sie hatte niemanden, der auf Abigail aufpassen könnte, da sie nicht wusste, wo sich Minion aufhielt, wenn Megamind mal wieder im Gefängnis war. Abigail gab einen unwilligen Laut von sich und öffnete verschlafen ein Auge. "Ist... alles in Ordnung, Madam?", wollte Smink verwirrt wissen und sah Roxanne dabei zu, wie sie durchs Zimmer huschte und Kleidung aus dem Kleiderschrank auf das Bett warf. "Ich komme zu spät zur Arbeit!", antwortete sie und begann sich anzuziehen. "Und ich habe leider auch nicht Megamind als Ausrede." "Du musst am Sonntag arbeiten gehen, Mommy?", fragte Abigail erstaunt und zog sich einen Rock vom Kopf, der versehentlich auf ihr gelandet war. Roxanne hielt in ihrem hastigen Durchwühlen ihrer Kleidung inne und sah ihre Tochter aus großen Augen an. Dann legte sie die Bluse, die sie gerade in der Hand hielt auf dem Bett ab, ging aus dem Schlafzimmer hinaus, die Treppe hinunter und in ihr Arbeitszimmer, wo ihr Handy neben ihrem Computer auf dem Schreibtisch lag. Sie öffnete es, sah auf das Display und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Abigails Behauptung hatte gestimmt. Es war tatsächlich Sonntag. Und jetzt da sie darüber nachdachte, erinnerte sie sich auch wieder daran, dass sie gestern Einkäufe getätigt hatte wie jeden Samstag und wunderte sich, warum sie der Meinung gewesen war, dass sie heute arbeiten musste. "Mommy?" Roxanne drehte sich um, das Handy immer noch in der Hand und sah zu Abigail herüber, die jetzt im Türrahmen stand und immer wieder das T-Shirt über ihre Schultern zog, das ihr mindestens drei Nummern zu groß war. "Ich habe Hunger." Nachdem Roxanne Abigail ein notdürftiges Frühstück zurecht gemacht hatte - das nur aus ein paar mit Marmelade bestrichen Toastscheiben bestand, aber Abigail schien das nichts auszumachen -, ging sie ins Schlafzimmer zurück, um sich fertig anzuziehen. Unwillkührlich fragte sie sich dabei, was Abigail eigentlich anziehen sollte. Solange Minion sie nicht kontaktierte, konnte sie ihn nicht darum bitten, ihr einige Kleidungsstücke vorbeizubringen und sie konnte auch nicht einfach zu Megamind ins Gefängnis marschieren und ihn nach dem Aufenthaltsort seines Freundes ausfragen. Das würde viel zu viel Aufmerksamkeit erregen. Und bevor Minion seinen Herrn nicht aus dem Gefängnis befreit hatte, hörte sie wahrscheinlich sowieso nichts von dem Fisch. Da sie bereits darüber nachdachte: Hatte Megamind diesmal überhaupt einen Ausbruchsplan bereit? So wie die Dinge gestern gelaufen waren, schien mehr als eine Sache nicht sonderlich gut geplant gewesen zu sein. Schließlich nahm Megamind normalerweise nicht ihrer beider Tochter mit zu seiner "Arbeit" und er hatte auch Roxanne nicht entführt wie sonst üblich. Eigentlich wies alles darauf hin, dass er unter Zeitdruck gestanden haben musste. Vielleicht eine "böse" Erfindung, die nicht so arbeitete wie sie sollte? Aber das erklärte immer noch nicht, warum Abigail bei ihm gewesen war. Er hatte doch wohl nicht von seinem Hauptversteck aus...? Roxanne schüttelte den Kopf. Nein, so leichtsinnig war er nicht. Und die Polizei von Metro City hatte über die Jahre so stark nachgelassen, dass sie wohl kaum in der Lage gewesen wären, sein Heim zu finden. Mit den ganzen anderen Orten, bei denen er seine Pläne ausführte, sah das natürlich anders aus. Aber eines nach dem anderen, erst einmal musste sie irgendwie herausfinden, was sie ihrer Tochter anziehen sollte. Sie konnte Megamind immer noch nach seinen Beweggründen fragen, nachdem er wieder aus dem Gefängnis entflohen war. Denn dass er nicht lange dort bliebe, war sowieso klar. Mr. Jonathan Warden durchschritt die zwei automatisch gesicherten Gittertüren, die zu Megaminds Zelle führten und blickte finster zu dem Wachmann vor dem Schaltpult hin, der anscheinend gerade ein Nickerchen hielt. "Die Arbeitszeit ist nicht zum Schlafen da!", weckte er seinen Untergebenen unsanft aus dessen Schlummer. "Wenn Megamind ein paar Minuten zuvor einen Ausbruch gestartet hätte, hätte ich Sie dafür verantwortlich gemacht." Der Wachmann schluckte nervös und drückte den Knopf, der die Luke in Megaminds Zelle öffnete. Jonathan sah durch das kleine Fenster und erwiderte gleichgültig den eisigen Blick, den Megamind ihm von seinem Sessel aus zuwarf. "Was gibt es, Warden?", knurrte der Superschurke gereizt. "Ich bin nicht in der Stimmung für Besuche. Es sei denn, es wäre jemand, der mir sagt, dass Abigail wieder da ist, wo sie hingehört." Jonathan hob die Augenbrauen. "Ich fürchte, damit kann ich nicht dienen." "Wenn Sie mich dafür zurechtweisen wollen, dass ich diese eingebildete Polizistin angegriffen haben, dann sparen Sie sich den Atem." Megamind schwang den Drehsessel herum, sodass die Rückseite der Luke zugewandt war. "Was immer Sie dazu zu sagen haben, ich habe es schon hundertmal gehört und es tut mir nicht leid." Er machte eine scheuchende Handbewegung, wie ein Herrscher, der einen unwürdigen Bauern aufforderte, aus seinem Blickfeld zu verschwinden. Jonathan Warden verdrehte die Augen und bedeutete dem Wachmann mit einer Handbewegung, die Luke wieder zu schließen. "Er hat noch scheußlichere Laune als ich befürchtet hatte", murmelte er zu sich selbst, bevor er die beiden Gittertüren passierte und hoch in sein Büro ging. Er hatte gehofft, dass er Megamind etwas Vernunft einreden könnte, doch in diesem Zustand ließ der Außerirdische sowieso nicht mit sich reden. Da konnte er genauso gut mit einem Türknauf reden. Besonders beunruhigend für Mr. Warden war allerdings, dass er sehr gut nachvollziehen konnte, wie Megamind darauf reagiert hatte, dass seine Tochter von der Polizei gefunden worden war. Die Polizei war wahrscheinlich der Meinung, dass durch den Kindesentzug die Stadt vor einem zweiten Superschurken bewahrt wurde. Aber wenn das Mädchen genauso ausgegrenzt wurde wie ihr Vater, käme es erst recht dazu. Er hatte sich kaum in seinem Sessel niedergelassen, als es an seiner Bürotür klopfte. Genervt rief er: "Herein!" Ein nervös aussehender Wachmann steckte den Kopf durch die Tür. "Äh, Metro Man bittet um eine Unterredung mit Megamind, Sir. Ich habe ihm gesagt, dass Sie es nicht wünschen, dass er gestört wird, deswegen will er jetzt mit Ihnen reden." Jonathan Warden stieß einen weiteren noch tieferen Seufzer aus und vergrub das Gesicht in den Händen. "Na gut, bringen Sie ihn rein." Metro Man betrat den Raum mit seinem üblichen weltmännischen Flair. "Mr. Warden, schön Sie zu sehen!", sagte er mit einem Lächeln, das jeder Zahncremewerbung Konkurrenz machen konnte. "Man sagte mir, dass Megamind nicht zu sehen ist?" "Megamind ist es tatsächlich nicht erlaubt, Besuch zu empfangen", bestätigte Jonathan Warden. "Er hat gestern eine Polizistin angegriffen und verweigert jedwedes Gespräch." "Können Sie für mich nicht eine Ausnahme machen?" Jonathan Warden sah ihn skeptisch an. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass er Sie am allerwenigsten sehen will. Er wird wahrscheinlich noch nicht einmal mit Ihnen reden." "Es gibt ein paar Fragen, die ich ihm stellen muss", meinte Metro Man. "Sie und der Rest der Welt", erwiderte Warden. "Der Polizei hat er keine Antworten gegeben. Warum glauben Sie, dass er Ihnen antworten wird?" Metro Man zuckte mit den Schultern. "Das wird er vermutlich nicht. Aber ich will ihm diese Fragen nicht vor einer Menschenmenge stellen. Um des Kindes willen." Jonathan Warden hob die Augenbrauen. "Es erstaunt mich, dass Sie Abigail vor so etwas schützen wollen. Sind Sie nicht der Meinung, dass das Mädchen denselben Weg geht wie sein Vater?" "Wenn selbst Roxie dem Kind ihres Entführers eine Chance gibt, kann es ja nicht schlecht sein, oder?", erwiderte der Superheld nachdenklich. "Und die Kleine - Abigail nannten Sie sie? - sieht nun wirklich nicht wie jemand aus, der etwas Böses tun könnte." Warden verkniff sich den Kommentar darüber, dass auch Megamind mal so ein Kind gewesen war. "Kann ich nun zu Megamind?", hakte Metro Man nach einer kurzen Pause nach. Der Gefängnisdirektor seufzte resigniert. "Na, meinetwegen", knurrte er. "Aber beschweren Sie sich nicht bei mir, wenn er Ihnen Beschimpfungen und Morddrohungen an den Kopf wirft." Er führte Metro Man zu Megaminds Zelle. Diesmal war der Wachmann nicht mit irgendetwas anderem als seiner Arbeit beschäftigt, was schon mal ein Fortschritt war. Auf Geheiß öffnete er die Luke und Mr. Warden sah hinein. "Du hast Besuch, Megamind." Megamind hatte den Drehstuhl so gedreht, dass die Rückenlehne der Luke zugewandt war. "Ich bin nicht da", tönte es vom Drehstuhl her und der Außerirdische zog den Kopf ein, damit man ihn nicht mehr sehen konnte. Wider besseren Wissens musste Jonathan amüsiert schnauben. "Es ist Metro Man", meinte er. Von der Luke aus sah er, wie Megamind verärgert die Armlehnen umklammerte. "Und warum sind Sie der Annahme, dass ich mit ihm reden will?", fragte er dann, drehte den Stuhl um und bedachte beide Männer mit einem eisigen Blick. "Ich habe Ihnen vor wenigen Minuten schon einmal gesagt, dass ich nicht gestört werden will, Warden." "Mag sein, aber ich habe ein paar Fragen an dich", mischte sich Metro Man ein. Megamind starrte ihn nur wütend an und presste die Lippen aufeinander. Der Superheld seufzte resigniert. "Schau, ich will nur etwas herausfinden, danach lasse ich dich in Ruhe." Sein Gegenüber runzelte die Stirn und starrte dann über Metro Mans Schulter hinweg auf einen Punkt hinter ihm. Jonathan Warden wandte sich dem Wachmann zu, der die Unterhaltung mit offenem Mund verfolgt hatte. "Sie dürfen sich entfernen." Ohne Protest stand der Mann auf und verließ so schnell er konnte den Bereich. Metro Mans und Megaminds Kämpfe waren berühmt dafür, dass sie kaum einen Stein auf dem andern ließen. Jonathan wandte sich wieder Metro Man zu. "Jetzt können Sie ungestört reden." Metro Man nickte und drehte sich zu seinem Rivalen hin. "Was ist nun?" Megamind seufzte und schlug die Beine übereinander. "Fass dich kurz." "Gut, gut. Also wegen des Mädchens... Sie ist deine Tochter, oder?" Der Superschurke verdrehte die Augen. "Wie viele meiner Art gibt es denn bitte schön noch? Natürlich ist sie das." "Nun, ich weiß es ja nicht", meinte Metro Man nachdenklich. "Sie könnte auch ein fremdes Kind deiner Art sein." "Wenn es irgendwo noch Überlebende gäbe, wäre ich schon längst nicht mehr hier. Das kann ich dir versichern", knurrte sein Gegenüber missmutig. "Also ist ihre Mutter ein Mensch?" Metro Man war immer davon ausgegangen, dass sein Rivale genauso inkompatibel mit Menschen war wie er. Aber offenbar war er mit seiner blauen Haut und dem übergroßen Schädel den Menschen ähnlicher als der Superheld, der ihnen doch so ähnlich sah. "Sie ist kein Klon?" Megamind schlug sich mit der Hand gegen die Stirn und verbarg sein Gesicht in der Hand. "Klone haben immer dasselbe Geschlecht des Geklonten, da sie auch die exakt gleiche Genstruktur haben. Also ja, ihre Mutter ist von hier. Und bevor du fragst: Ja, sie war damit einverstanden." "Wer?" Der Superschurke schüttelte den Kopf und drehte seinen Stuhl wieder so, dass er mit dem Rücken zur Tür saß. "Tut mir leid, aber das werde ich sicher nicht preisgeben. Ich möchte nicht, dass ganz Metrocity auf sie losgeht. Dann wäre sie ganz deiner Gnade ausgeliefert." "Ich würde nie...", setzte Metro Man zu sprechen an, fand aber keine Worte. "Wenn ein Verhältnis mit mir deiner oder Metrocitys Vorstellung von gutem Benehmen nicht entspricht, ist es durchaus im Rahmen des Möglichen." Metro Man öffnete zornig den Mund, wurde aber von Jonathan Warden unterbrochen. "Ich glaube, Sie sollten jetzt gehen. Wenn Sie mir bitte folgen wollten." Der Wachmann kam bereits auf sie zu und setzte sich ohne ein Wort an seinen Platz zurück, was Jonathan doch ein wenig verwunderte. Normalerweise murrte der Mann immer, wenn er Dienst schieben musste. "Ich hätte jetzt auch eine Frage, wenn es Ihnen nichts ausmacht", meinte er, nachdem sie wieder in seinem Büro waren. "Worum geht es?", fragte der Superheld. "Wo ist dieses Kind jetzt?" "Äh, bei Roxie, ich meine, Miss Ritchi." Mr. Warden sah ihn an, als zweifle er am Verstand seines Gegenübers. "Sie bringen das Kind bei der Frau unter, die gemeinhin als Megaminds Lieblingsentführungsopfer gilt? Ich dachte, Sie wollten das Kind von seinem Vater trennen und es nicht beim nächsten Mal schon wieder bei ihm haben." "Ja, das weiß ich auch", erwiderte Metro Man. "Aber niemand anderes wollte sie aufnehmen und Roxie hat mich da ziemlich überrumpelt." "Hm...", machte der Gefängnisdirektor nachdenklich. "Haben Sie irgendeine Ahnung, warum sie so erpicht darauf war, das Kind bei sich aufzunehmen?" Metro Man zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Vermutlich weil ich gesagt habe, dass ich sie wohl kaum bei der Regierung abgeben könne. Danach durfte ich mir eine Moralpredigt anhören." Mr. Warden gab ihr stillschweigend Recht. Megamind war mit seiner Gefängniszelle und den daran angeschlossenen Monitoren noch relativ glimpflich davon gekommen, aber seine Tochter hätte wahrscheinlich weniger Glück gehabt, schließlich war sie der lebende Beweis für Hybridzeugung. Bevor er allerdings diese Gedanken äußern konnte, ging die Sirene los und ein schwer atmender Vollzugsbeamte kam ins Zimmer gestürzt. "Sir! Megamind ist ausgebrochen!", rief er aufgeregt. "Jemand hat Wilkins niedergeschlagen und seinen Platz eingenommen!" Minion, dachte Jonathan. Es musste der Fisch gewesen sein, dem er beim Rausgehen begegnet war. Kein Wunder, dass er nicht darüber genörgelt hatte, vor den Monitoren zu sitzen. "Wo ist Megamind jetzt?", fragte er und eilte zur Tür. "Wahrscheinlich wieder in der Stadt", erwiderte der Gefängniswärter zerknirscht. "Wir haben überhaupt nichts bemerkt. Er muss einfach an uns vorbeimarschiert sein." Jonathan Warden seufzte resigniert. "Hätte mich auch gewundert, wenn es mal nicht so wäre. Wir könnten genauso gut eine Drehtür in seine Zelle einbauen." Das Unsichtbare Auto fuhr durch die Straßen von Metro City, geschickte den anderen Wagen ausweichend. Minion saß am Steuer und warf seinem Freund und Herrn immer wieder besorgte Blicke zu, während dieser mit finsterer Miene aus dem Fenster starrte. Er fühlte sich schuldig, schließlich war er es gewesen, der Megamind dazu überredet hatte, Abigail und Smink mitzunehmen, da keiner ihrer Kontakte Zeit gehabt hatte. "Sir...", setzte der Fisch zu sprechen an, als Megamind seufzte und sagte: "Fahr zu Roxannes Wohnung. Es ist Sonntag, also wird sie wohl noch zuhause sein. Sie muss erfahren, dass Aibgail verschwunden ist." "Sie sollten sich erst umziehen, Sir", meinte Minion. "Mit Ihrer Gefängnisuniform fallen Sie zu sehr auf." "Ich habe die Hologrammuhr", widersprach der Superschurke. "Zum Umziehen habe ich auch später noch Zeit. Nämlich dann, wenn ich denjenigen aufspüren werde, der Abigail mitgenommen hat." Minion erschauderte bei dem Ton, den sein Freund anschlug. Möglicherweise war es tatsächlich besser erst zu Roxanne zu gehen, damit sie ihm diese Idee ausreden konnte. Ohne ein weiteres Wort wendete er das Auto und nahm Kurs auf Roxannes Wohnung. Das Parkhaus war so gut wie leer, aber wenigstens stand Roxannes Wagen an seinem Platz, was bedeutete, dass sie tatsächlich da war. Megamind stieg aus dem Unsichtbaren Auto aus und drehte das Zifferblatt seiner Uhr, sodass das Hologramm eines hochgewachsenen Mannes mit wirrem schwarzen Haar seine wahre Gestalt versteckte. Diese Gestalt war Roxanne bekannt, da er sie schon zu verschiedenen Anlässen "getragen" hatte. Er wandte sich um. "Minion, warum hast du dich noch nicht verkleidet?", fragte er genervt. Der Fisch sah an sich herunter und zeigte dann auf die Perücke auf seinem Fischglas und auf die Schürze um seinen Torso. "Hab' ich doch!" Megamind schlug die Hand gegen die Stirn. "Welcher Volltrottel würde sich denn davon narren lassen?!", wollte er gereizt wissen. "Ich habe dir doch eine Uhr gegeben. Benutze sie gefälligst." Minion murmelte etwas Unverständliches, ehe er seine Uhr berührte und sich in einen unscheinbaren Mann mittleren Alters verwandelte. Megamind nickte zustimmend und öffnete die Tür zur Vorhalle. Zu seiner Erleichterung blickte Carlos kaum von seiner Zeitung auf, als sie zum Aufzug gingen und auch der Flur zu Roxannes Apartment lag still vor ihnen, ohne dass auch nur ein Nachbar aus seiner Tür herauslugte. Megamind klingelte an ihrer Tür und atmete erleichtert auf, als diese nach kurzer Zeit geöffnet wurde. Ihr zu sagen, dass Abigail entdeckt wurde, war schwer genug und vermutlich hätte er allen Mut verloren, wenn er sie hätte suchen müssen. Roxanne öffnete die Tür so weit wie es die Kette zuließ und sah ihn misstrauisch an. Megamind?", fragte sie und als er nickte, zischelte sie: "Was machst du hier? Wurdest du nicht erst gestern wieder ins Gefängnis gebracht?" Megamind drehte das Ziffernblatt seiner Uhr und das Hologramm verschwand. "Ich muss dir etwas sagen." Roxanne seufzte resigniert, schloss die Tür und öffnete sie wieder, nachdem sie die Kette entfernt hatte. "Du kannst hier nicht bleiben", sagte sie, als er sich an ihr vorbei ins Zimmer drängte. "Ich hätte warten müssen", murmelte er, während er rastlos im Zimmer auf und ab ging. "Zumindest bis wieder jemand Zeit gehabt hätte. Was sollen wir jetzt machen?" "Sir, beruhigen Sie sich", meinte Minion und schloss die Tür hinter sich. "Es bringt nichts wie ein kopfloses Huhn herumzulaufen." Megamind drehte sich wütend um, um ihn zurechtzuweisen, wurde jedoch davon abgehalten, als eine hohe Stimme "Daddy!" rief und sich zwei Arme um seinen Rumpf schlangen. Seine Augen wurden groß wie Teller und nach Minions Gesichtsausdruck zu schließen hatte dieser auch nicht damit gerechnet. "Aber... wie...?", murmelte Megamind und sah Abigail, die ihr Gesicht in seinem Bauch vergrub, an wie eine Erscheinung. "Wayne rief mich an, nachdem die Polizei ihn informiert hatte", erklärte Roxanne gelassen. "Weil er nicht wusste, wo er mit ihr hinsollte. Natürlich hatte er nicht gewollt, dass ich sie bei mir aufnehme, aber letztendlich ist ihm keine bessere Lösung eingefallen." Bei dem Wort "Lösung" machte sie mit ihren Fingern zwei Anführungszeichen in der Luft. Megamind kniete sich nieder und drückte Abigail an sich. "Ein Glück, dass er deine Meinung so schätzt", murmelte er. "Ich bin seine Vertraute, wie du sehr gut weißt. Warum sollte er also nicht auf meinen Rat eingehen." Roxanne zuckte mit den Schultern. "Und wirklich, wer würde jemals vermuten, dass ich ihre Mutter bin?" "Ihr seht euch ähnlich", erwiderte er, löste sich von Abigail und hielt sie eine Armlänge von sich entfernt. "Hätte sie Haare, könnte man es vermutlich deutlicher sehen." Sein Blick fiel auf das übergroße T-Shirt, das sie trug und immer wieder zurecht zupfen musste. "Wir sollten dir wohl etwas zum Anziehen holen, kleiner Frosch." "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Sir", meinte Minion nachdenklich. Megamind sah ihn stirnrunzelnd an. "Warum nicht? Sie braucht etwas zum Anziehen. Die Leute sollen nicht von mir sagen können, dass ich ein schlechter Vater sei." Minion verdrehte die Augen. "Mag sein, dass das Ihren Stolz verletzt, Sir, aber wenn Miss Abigail urplötzlich andere Kleidung hat, obwohl Miss Ritchi keine Kinderkleidung im Haus haben kann, dann schöpfen die Leute Verdacht", erklärte er. "Wir müssen dafür sorgen, dass Miss Abigail bei Miss Ritchi bleibt. Ansonsten müssen wir uns jedes Mal erneut auf die Suche begeben, da sie nach jedem Kampf an einen anderen Ort gebracht würde." Megamind sah hilflos zu Roxanne rüber, die ebenso hilflos seufzte. Abigail sah vom Einen zum Anderen, offenbar unsicher, was nun als Nächstes geschehen sollte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er beide gepackt und wäre irgendwohin geflüchtet, wo sie niemand finden konnte. Aber das war nicht möglich, wenn er seiner Tochter ein besseres Leben ermöglichen wollte, als er es gehabt hatte. "Also schön, hat irgendjemand einen Vorschlag?", fragte er schließlich resigniert seufzend. "Ich könnte Metro Man fragen," meinte Roxanne und hob die Hand, um ihn vom Protestieren abzuhalten. "Hör mir erst zu, bevor du es verneinst. Metro Man weiß, dass Abigail kein Gepäck bei sich hatte und bei mir wird er natürlich keine Kinderkleidung vermuten. Also kann ich ihn entweder um Kleidung bitten oder ihm sagen, dass ich eine Verwandte um Kleidung bitten werde. Danach könnt ihr uns die Kleidung immer noch rüberbringen." "Aber es kann ewig dauern ehe er wieder bei dir aufkreuzt!", protestierte Megamind. "Du kannst sie doch nicht bis dahin in diesem T-Shirt lassen!" Sie verdrehte die Augen. "Darüber mach dir mal keine Sorgen, du hast mit deinem Ausbruch bereits dafür gesorgt, dass er im Laufe des Tages hier auftauchen wird. Er wird mich davor warnen wollen, dass du wieder auf freiem Fuß bist." Seine Augen weiteten sich vor Schreck und er stand abrupt auf. "Minion, wir gehen!", sagte er und drückte Abigail noch einmal kurz an sich, ehe er die Hologrammuhr drehte und sich erneut verwandelte. Minion öffnete die Tür, aber Megamind zog ihn zurück und knallte die Tür wieder zu. "Du minderbemitteltes Geschöpf der Wissenschaft!", schimpfte er. "Du hast vergessen, die Uhr zu aktivieren!" Der Fisch sah an sich herunter. "Ups. Das muss ich vor lauter-lauter ganz vergessen haben." Megamind und Minion hatten kaum die Wohnung verlassen, als Metro Man auf dem Balkon landete und gegen die Tür klopfte. Roxanne seufzte. Heute war ihre Wohnung der reinste Bahnhof. Während sie zur Tür hinüberging, um sie zu öffnen, versteckten sich Abigail und Smink im Schlafzimmer. "Roxie, ich habe eine schlechte Nachricht", sagte Metro Man, kaum dass sie geöffnet hatte. "Megamind ist ausgebrochen", meinte sie trocken, bevor er irgendetwas in dieser Richtung sagen konnte. Er sie erstaunt und ein wenig erschrocken an. "Woher weißt du das?" "Warum solltest du sonst jetzt hier auftauchen?", erwiderte sie und kreuzte die Finger hinter ihrem Rücken. "Außerdem ist es nunmal eine Tatsache, dass er nie besonders lange eingesperrt bleibt." "Ah, ja", murmelte er verwirrt, ehe er hinzufügte: "Wir müssen dich irgendwohin bringen, wo er dich oder die Kleine nicht finden kann." "Sei nicht albern, Wayne", schalt sie ihn. "Willst du das Kind wirklich einem ewigen Hinundher aussetzen? Denn Megamind wird sie vermutlich überall aufspüren." Metro Man schüttelte resigniert den Kopf. "Ich glaube, du verstehst den Ernst der Lage nicht, Roxie. Er war furchtbar aufgebracht und hat ziemlich offene Morddrohungen ausgesprochen." "Megamind hat mir noch nie ein Leid zugefügt", meinte Roxanne bestimmt. "Er wird mir auch dieses Mal nichts tun." "Dein Optimismus in allen Ehren, Roxie, aber er scheint ja jetzt Abigails Mutter zu haben", gab er zu bedenken. "Seine Schwärmerei für dich wird dich vermutlich nicht mehr schützen." Wenn er wüsste. Sie verdrehte die Augen. "Na gut, nehmen wir mal an, dass Megamind von dir immer noch so angetan ist wie zuvor", sagte er. "Was ist dann mit der Mutter des Mädchens? Vielleicht wird sie etwas tun." "Nun, sie schien sich ja sehr sicher zu sein, dass Megamind allein mit dem Kind fertig wird", erwiderte sie. "Solange er ihr gegenüber nicht erwähnt, dass sie verschwunden ist, wird sie wohl auch nichts unternehmen." Metro Man seufzte resigniert. "Sieh mal, Roxie, ich will dir nur helfen." "Das kannst du doch auch", meinte Roxanne. "Du könntest zum Beispiel ein paar Kleidungsstücke für Abigail auftreiben. Im Moment hat sie nur ein altes T-Shirt von mir an." "Ich weiß doch gar nicht, was Mädchen heutzutage tragen!", protestierte er entsetzt. "Warum kannst du nicht...?" Roxanne verdrehte die Augen. "Klar, ich finde am Sonntag Kleidung, wenn alle Geschäfte geschlossen haben." Dann seufzte sie. "Nun gut, vielleicht kann ich eine Bekannte finden, die mir aushilft." "Roxie..." "Wayne, ich will das arme Kind nicht den ganzen Tag in der Wohnung behalten, nur weil es keine Kleidung zum Anziehen hat", erklärte sie ernst. "Und an einem solchen Tag sollte man auch nicht daheim bleiben." Metro Man schnaubte frustriert. "Schon gut, ich werde sehen, was sich machen lässt. Versprechen kann ich aber nichts, deshalb wäre es doch ganz gut, wenn du jemand anderen fändest." Megamind hatte sich an sein Schreibpult gesetzt und gedankenverloren einen Stift wiederholt hochgeschubst, als das Handy klingelte. In seiner Eile abzuheben, fiel er von seinem Hocker herunter und landete mit dem Umhang über dem Kopf auf dem Boden. "Soll ich abheben, Sir?", fragte Minion, der gerade vollbepackt mit Kisten an Megaminds Arbeitsbereich vorbeikam. "Nicht nötig", grummelte Megamind und klappte das Handy auf. "Ollo?" "Wie oft muss ich Ihnen eigentlich noch sagen, dass es 'Hallo' heißt?", seufzte Minion resigniert, wurde aber nicht weiter beachtet. "Es ist Roxanne!", zischte Megamind Minion zu, der die Augen verdrehte. "Oh toll, ich wäre niemals von selbst darauf gekommen", meinte der Fisch. "Ist ja nicht so, als wäre sie die Einzige, die uns anruft." Megamind bedeutete ihm still zu sein. "Ist etwas passiert?", fragte er Roxanne besorgt. "Abigail geht es gut, oder?" Minion kam näher und lehnte sich vor, um auch etwas von dem Gespräch mitzubekommen. "Jaja, kein Problem", antwortete Roxanne. "Ich wollte dich nur bitten, ein paar von Abigails Kleidern vorbeizubringen." "Hast es dir also anders überlegt?", fragte er grinsend und drehte sich um, sodass er gegen Minion knallte und ein genervtes Grunzen ausstieß. "Ich habe Metro Man gesagt, dass ich jemanden aus meinem Bekanntenkreis um Kleidung bitten werde", erklärte sie ohne auf seinen Kommentar einzugehen. "Also wäre es ganz nett, wenn du etwas schicken würdest." Minion lehnte jetzt an Megamind, um mehr von dem Gespräch mitzubekommen und wurde unwirsch zurückgedrückt und schließlich mit der De-Waffe bedroht. Er drückte sich gegen den Boden seines Fischglases und machte sich klein. Megamind ging an ihm vorbei. "Und was brauchst du?", wollte er wissen. "Ich kann auch ein paar Spi-uelsachen vorbeibringen." "Spülsachen?", wiederholte Roxanne verwirrt. "Was sind...? Oh, du meinst Spielsachen. Aber nur Unauffälliges, das nicht deine Signatur trägt. Am besten lässt du dir von Minion helfen, der hat da mehr Erfahrung." Im Hintergrund ertönte ein Fernseher. Megamind schnaubte verärgert. "Ich habe durchaus genug Erfahrung, um Spiuelsachen auszusuchen! Dafür brauche ich seine Hilfe nicht!" Statt einer Antwort bekam er einen leisen Fluch zu hören. "Deswegen musst du mich noch lange nicht als Borstentier bezeichnen!", rief er erbost. "Na klasse", hörte er Roxanne sagen, aber ihre Stimme klang entfernt, als hätte sie das Telefon nicht mehr am Ohr. "Äh, hallo?", fragte er verwirrt. "Was ist denn los?" Nach ein paar Augenblicken, in denen er seine Frage zweimal wiederholte, antwortete sie endlich wieder. "Megamind, ich glaube, wir haben ein Problem", meinte sie mit toternster Stimme. "Ich finde, wir haben schon alle Probleme durch", erwiderte er trocken. Roxanne seufzte resigniert. "Ich befürchte, ein Problem hatten wir noch nicht: Die Medien haben von Abigails Existenz erfahren." ___________ In diesem Kapitel gibt es ein paar Referenzen zum Film, also wer sich ein wenig mit dem Film auskennt, wird sie leicht entdecken können. @ : Die Kapitel werden wohl regelmäßig hochgeladen werden, weil ich die Geschichte bereits bis Kapitel fünf fertig auf dem Computer habe. Und zu Megamind-Geschichten kann ich wie immer nur aufs englische Fandom verweisen. Die sind da etwas fleißiger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)