Tequila, Baby! von Jyll (AxU? oder UxR?) ================================================================================ Kapitel 1: Wine --------------- Der Legende nach kam ein Heiliger im 8. Jahrhundert auf der größten Insel Honshu an, im berühmten Daizenji-Tempel in Katsunuma. Dieser Heilige soll dort die ersten Reben gepflanzt haben. Buddhistische Mönche haben auf ihren Wanderungen die Reben in ganz Japan verteilt. Die Weine, die daraus gemacht wurden, waren allerdings nicht zum Trinken gedacht, sondern wurden hauptsächlich als Arznei verwendet. Im 15. Jahrhundert kamen die Portugiesen ins Land und brachten als Geschenk Rotwein mit. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde zum ersten Mal das typisch japanische System des Reben Pflanzens erwähnt. Japanischer Wein ist noch heute eine bunte Mischung aus vielen, verschiedenen Rebsorten. So gibt es unter anderem Delaware und Campell Early, Isabella und die beliebten einheimischen Sorten Kyoho, Koshu mit den Neuzüchtungen Kiyomai und Kiyomi. Aber auch ein Klassiker wie die Muscat d'Alexandrie Traube, wird in Japan erfolgreich angebaut. Aoi lief das Wasser in Strömen den muskulösen Oberkörper runter. Die Finger hatte er im Haar vergraben und streckte das Gesicht in den baren Wasserstrahl. Eine heisse Dusche tat mehr als gut, nach einem anstrengenden Probetag. Erst vor wenigen Stunden war er nach Hause gekehrt und draussen war es mittlerweile dunkel. Der Sommer hatte den Job ja auch schon längst an seinen windigen Bruder weitergereicht. Ein letztes Mal prustete er, dann überwand er sich die lange Dusche endlich zu beenden, bevor die Wasserkosten in die Höhe schnellten und drehte den Strahl ab. Das ganze Bad war voller dichtem Dampf und Aoi griff blindlings nach seinem weissen Handtuch über dem Lavabo. Tropfen rannen über seinen Körper bis zum Boden, aber der war sowieso mit einer feinen Wasserschicht bedeckt, wo der Dampf kondensiert war. Kaum hatte er sich das dünne Tuch nachlässig um die Hüften geschlungen, tauchte ein Schemen in dem Dampf auf und Aoi erschrak sich fast zu Tode. Der Schritt nach hinten wurde ihm zum Verhängnis und er rutschte auf dem glatten Boden aus, konnte sich im letzten Moment am Wasserbecken festhalten, bevor er sich seinen Kopf auf den Fliessen blutig geknallt hätte. „Scheisse!“ Aois Herz raste, vielmehr wegen dem Beinahe-Sturz als der Tatsache, dass jemand in seinem Bad stand. Der Dampf lichtete sich und blonde Strähnen waren zu erkennen. Uruha starrte ihn wortlos und mit etwas glasigen Augen an. „Verdammt, Uruha, was zur Hölle machst du in meinem Bad?!“ Aoi rappelte sich nur mit Mühe auf und hielt das Handtuch an seinem Platz, das gerade davon segeln wollte. Der Blonde sagte immer noch nichts, sondern folgte einem Wassertropfen über Aois Brust. Aoi wartete auf eine Reaktion, die aber nicht kam und seufzte irgendwann entnervt, lief an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Nach einiger Zeit hörte er das Rascheln von den Stoffhosen und wusste, dass Uruha ihm gehorsam gefolgt war. „Wenn du schon mal hier bist, willst du was trinken?“, fragte Aoi mit etwas ironischem Unterton. Er war grad nicht in der Stimmung höflich zu sein, aber vielleicht würde Uruha dann endlich mal den Mund aufkriegen. „Ich mach schon.“, sagte Uruha etwas heiser und verschwand in Aois Küche. Dieser hob die Augenbrauen, überlegte kurz und zuckte dann mehr zu sich selbst mit den Schultern, ging sich was anziehen. Shorts und ein Muskelshirt sollten reichen. Während er sich die Haare trocken rubbelte, kam er zurück, wo Uruha stand und ihm eines seiner nur zwei grossen, bauchigen Rotweingläser hinstreckte. Sie waren so gross, dass der Inhalt einer halben Flasche reinging und anscheinend hatte Uruha dies auch gleich befolgt. Aoi hob die Augenbraue. "Ist doch dein Lieblingswein...Kyoho", murmelte Uruha mit leeren Augen und liess den Arm unbarmherzig ausgestreckt. Das stimmte schon. Dass sich Uruha daran erinnerte...er war schon ewig nicht mehr hier gewesen, um mit ihm Wein zu trinken. Zögerlich nahm Aoi das Glas und nippte etwas. Erst dann schmiss er das Handtuch auf die Seite und trank ein paar Schlucke. „Wie zum Teufel kommst du eigentlich hier rein?!“, fragte er dann nach und blickte misstrauisch zur Tür. Jetzt grinste Uruha zum ersten Mal wieder. „Zweitschlüssel!“ Aoi sah ihn gross an. Das hatte er ja total vergessen. „Ganz schön lang her, wo ich dir den gegeben hab. Den hast du ja noch nie benutzt.“ Uruha zuckte mit den Schultern. „Jetz schon…“ Eine Weile war es seltsam still. Es war wirklich ewig her, seit die beiden Gitarristen allein bei jemandem von ihnen gewesen waren. Bevor Aoi noch zur Frage ansetzen konnte, war Uruha unvermittelt aufgestanden und zu ihm rüber gekommen, wenn auch nicht in der sonst so geschmeidigen Art. Aoi blickte überfordert hoch, als sich der Kopf zu ihm runtersenkte und er den seltsam süsslichen Atem roch, gerade im letzten Moment konnte er zurückweichen, bevor Uruhas Lippen auf seine getroffen hätten. „Was soll das denn jetzt?!“ Aoi starrte ihn entgeistert an. „Weisst du nicht, wie man das macht?“, kicherte Uruha leise und setzte sich seitlich neben ihn. „Einen Kuss?“ Aoi blinzelte verständnislos. „Wieso sollte ich das mit dir machen?“ Uruha schob daraufhin seine Unterlippe vor und formte so seinen Schmollmund, dem die meisten nicht widerstehen konnten. Der Rhythmusgitarrist blickte nur kurz drauf und schwieg dann wieder. „Wieso auch nicht? Mit Reita hast du das schliesslich auch getan.“ Aoi wurde kurz blass, ehe er wütend die Lippen zusammenkniff. „Das war ne Wette und das andere Mal waren wir betrunken!“ Dass es danach noch ein drittes Mal gab, davon sollte Uruha nichts wissen. Niemand sollte erfahren, was sich abgespielt hatte, als Reita ihn alleine erwischt hatte im Proberaum, nachdem schon alle heimgegangen waren, nur er zum Üben geblieben war. Aber weiter als ein bisschen rummachen waren sie auch nicht gegangen und sie hatten nie wieder drüber gesprochen oder es wieder aufgenommen. Uruha sah ihn immer noch an, beziehungsweise seine Lippen. Aoi wich ein Stück zurück. „Das war was anderes.“, knurrte er und in Uruhas Augen trat ein wütendes Blitzen. „Ach, das war was anderes. Hm, wieso denn?!“, fragte er herausfordernd. Aoi seufzte. „Bist du nicht müde? Dein Tag war genauso lang wie meiner.“ Uruha sagte nichts, sondern schob seine Zungenspitze ins Innere seiner Backe. Aoi wäre beinah zusammengezuckt, als er die Hand auf seinem Oberschenkel spürte. Uruhas Gesicht schmückte ein fettes Grinsen und er sah ihn nur mit halbgeöffneten Lidern an. Er wusste wie immer genau, was er für eine Wirkung auf andere hatte. Aber das hier war kein Spiel, wie es auf der Bühne war. Verärgert schob Aoi die Hand weg. „Keine Ahnung was mit dir los ist…“, murmelte er und stand auf. Schon hatte Uruha seine Hüfte gepackt und ihn wieder runtergezogen. Seine Lippen senkten sich, noch bevor Aoi aufspringen konnte, und küssten ihn aber auf die Stirn, dann weiter runter bis zur Nasenwurzel. „Das reicht.“, unterbrach ihn Aoi, aber merklich weniger fest als vorhin noch. „Von mir aus schläfst du bei mir, aber sei artig.“ Er erhob sich und ging vor ins Schlafzimmer, wohin Uruha ihm schon nach kürzester Zeit folgte und die Tür schloss. Schief grinsend entkleidete er sich beinah völlig und stieg dann zu Aoi ins Bett, der ihn bloss abschätzend ansah. Als Uruha die schmalen Augen aufschlug, war Aoi schon wach und blickte ihn an. Uruha hob verwundert sein Kopf aus dem Kissen und blickte sich um. „Oh“, war alles was er rausbrachte. Schweigend folgte ihm Aois Blick. Sofort griff sich Uruha ins Haar, das natürlich ziemlich abstand, und versuchte es etwas zu richten. „I-Ich…haben wir…“ Er sah an sich runter und auf Aois nackten Brustkorb und schluckte kaum merklich. „Es ist nichts passiert.“, meinte Aoi daraufhin und stand auf. Er trug nur noch Shorts. Mit einem: „Kaffee.“ war er auch schon verschwunden. Der Blonde blieb verwirrt zurück. Der Kaffee war schon voll durchgelaufen, als Uruha endlich wieder mit Shirt und Jeans bekleidet in die Küche tapste. Aoi sah über die Schulter. „Morgen.“ Dann hielt er ihm eine Tasse hin, ohne Zucker, nur viel Milch. Uruha lächelte erst kurz, als der andere sich schon wieder abgedreht hatte. „Was…also…gestern…?“ Aoi setzte sich zu Uruha an den Küchentisch mit rabenschwarzem Kaffee und warf dann ein halbes Zuckerstück rein. „Gestern? Das wollte ich gerne dich fragen. Du bist einfach hier aufgetaucht, hast mich fast umgebracht, als du im Bad wie ein Geist erschienst und ich n‘ beinah Date mit dem Boden gehabt hätte.“ Uruha sah ihn nur verwundert an. „Ich…weiss nicht…kann mich nicht erinnern…“ Aoi runzelte die Stirn. „Hast du etwa was genommen?!“ Seine Tonlage wurde dunkler. Uruha zuckte mit den Schultern und hing nachdenklich an seiner Tasse. „Ich weiss nur noch, wie wir den Proberaum verliessen….du warst verschwitzt…ich auch…“ Sein Blick war kurz vernebelt, doch gleich darauf blinzelte er und wurde wieder klar. „Und dann ist alles schwarz.“ Kapitel 2: Blue Agave --------------------- Tequila, benannt nach der Pazifikküste, wird ausschließlich in Mexiko hergestellt. Das Besondere ist, dass Tequila nur aus dem Herzen der blauen Agave gewonnen wird, welchs nur alle acht bis neun Jahre geerntet werden kann. Dies erfolgt teilweise immer noch durch Handarbeit. Nach dem Ernten wird das Innere der Agave hinausgeschnitten und gesammelt. Die Substanz wird daraufhin in grossen Öfen bis zu 14 Stunden erhitzt, wodurch eine Vielzahl chemischer Prozesse in Gang kommen. Nach dem Abkühlen der Dauer von zwei Tagen, wir das Gemisch mit Wasser bestrahlt und ausgepresst. Das nun gewonnene Konzentrat wird als Most angesetzt und mit Hilfe von Hefe fermentiert. Die Kriterien für die Herstellung sind sehr streng. Tequila wird ob seines einzigartigen Geschmacks gerne pur getrunken.Wenn die Substanz fertig gegärt hat, wird das Ganze zweifach destilliert und in Stahltahnks gelagert. Der nun beginnende Reifeprozess ist abhängig von der gewünschten Purheit des Tequilas. Sie waren ganz normal zu den Proben gegangen. Wieso auch nicht; Uruha erinnerte sich an nichts und Aoi sprach nicht mehr darüber. Schliesslich am späten Nachmittag waren sie wieder auseinander gegangen, verschwitzt und beinah wortlos. In letzter Zeit probten sie viel für ihre nächste Tour und so war Aoi diesmal gleich sofort daheim duschen gegangen und hatte Zeit gehabt, seine Haare zu föhnen und sich eine Jeans anzuziehen, ein Shirt und sich kaum auf die Couch gesetzt, da klingelte es an der Tür. Grummelnd stand er auf und riss sie auf. Uruha stand davor, sehr breit grinsend. Unheimlich. „Was is-?“ Aoi brach ab, als Uruha einen Schritt auf ihn zukam. „Sag mal, hast du getrunken?!“ Diesmal schwappte der süssliche Geruch ganz deutlich zu ihm rüber und erklärte Uruhas glasige Augen und das extreme Grinsen. „Hatte ich schon gestern!“, war die kichernde Antwort. Aoi verzog das Gesicht und dann hatte er Uruha auch schon im Arm. Am liebsten hätte er ihn gleich wieder rausgeschmissen. Doch als er die Lippen an seinem Hals spürte, knallte er die Tür einfach zu und schob ihn mühsam von sich weg und besah sich den Blonden genau. Dieser hatte die Lippen etwas geteilt, die leicht verschwitzten Haare wirr in der Stirn und die Augen waren noch glasiger als gestern. Er hatte also noch mehr getrunken. Der ständig süss-penetrante Geruch von Alkohol umgab ihn wie sonst sein Parfüm. Zu spät bemerkte er, wie Uruha ihn eigentlich fixierte, als wäre er Jagdwild. Aoi wich einen Schritt zurück, purer Reflex und Uruha wich nach. „Uru…was hast du gen-“ Ein heiseres Lachen unterbrach ihn und die Augen wurden zu jenen von Katzen. Der Dunkelhaarige blieb abrupt stehen. Uruha kam etwas schwankend näher, unbeirrbar lächelnd und warf sich ihm abermals an den Hals. „Mhm…“, hörte Aoi an seinem Ohr und spürte kurz darauf eine nasse Zunge. Sein Keuchen unterdrückte er, packte stattdessen die Handgelenke des Blonden und zerrte ihn ins Wohnzimmer, warf ihn auf die Couch. „Scheisse, was ist denn mit dir los? Du verträgst sonst doch so viel!“ Aoi wurde schwindlig, dachte er daran wie viel Uruha zu sich genommen haben musste, um so blau zu sein. Uruha blieb erstaunlicherweise sitzen, was Aoi auch darauf zurückführte, dass er nicht ganz bei sich war. Kurz überlegend sah Uruha ihn schliesslich unschuldig an und grinste breit. „Tequila!“ Aoi entfuhr ein entsetzter Aufschrei. „Oh nein, nicht Tequila, Uruha, Baby!“ Zu gut erinnerte er sich noch an das letzte und einzige Mal, dass sie ihren Leadgitarristen mit Tequila im Blut erlebt hatten. Die Standhaftigkeit von Uruha konnte sich manchmal beinah mit Reitas messen. Aber als dieses goldene Gesöff die Kehle runter geronnen war, hatte sich der blonde Mann in einen Teenager verwandelt, der zum ersten Mal ein bisschen zu viel am Wein seines Vaters genippt hatte. Nein, eigentlich wars noch viel schlimmer gewesen. Mulmigkeit machte sich in ihm breit, als er sich daran erinnerte, wie Uruha den ganzen Tisch leer gefegt hatte, als er über irgendetwas gestolpert war, das niemand von ihnen sonst gesehen hatte. Reita und er selbst hatten Uruha dann heimbringen, um genauer zu sein, heimtragen müssen. Uruha im einem Tequilarausch war unberechenbar. Mit einem Seufzer liess er sich neben seinen Kollegen sinken und legte ihm den Arm um die Schulter. „Also echt, hast du nicht versprochen, das sein zu lassen?!“ Uruha kicherte nur und senkte sein Gesicht in seine Halsbeuge, was Aoi zuliess. Wieso ausgerechnet Tequila? Das Getränk sollte verboten werden. Uruha hängte sich an ihn wie ein kleines Kind und Aoi küsste dessen Stirn kurz. Während der Blonde sich an seinem Hals festzusaugen begann, waren Aois Gedanken abgedriftet zum Umstand, dass Uruha diesmal geklingelt hatte, anstatt wieder einfach die Tür aufzuschliessen. „Wieso hast du den Zweitschlüssel nicht verwendet?“ Aoi wartete, bis Uruha sein Blick erwiderte und bemerkte wohl, die leichte Missgunst über die Unterbrechung. Etwas verpeilt zuckte der Blonde mit den Schultern. „Vielleich…wolltes du ja nich aufmachen…“ Aoi zog die Augenbrauen hoch. „Hä?“ Dieser Gedankengang war ihm jetzt nun wirklich fremd. Uruha setzte seine Lippen wieder an den Hals und wurde prompt weggeschoben. „Komm schon Aoilein…!“, quengelte er gleich darauf los. „Ruha, du bist betrunken!“ „Ach, und wenn ichs nich wär, dann würdest dus tun?“ Aoi erwiderte den Blick schweigend. „Reita und ich waren auch betrunken. Wir beide!“ Uruha blitzte ihn an. „Aber nur das eine Mal. Das andere Mal nicht!“ Aoi fletschte die Zähne. „Ja, das war ne verlorene Wette!“ Uruha schwieg kurz. Dann fiel ihm was ein. „Wieso hat Rei deinen Schlüssel nich?“ Darauf konnte Aoi erst nichts sagen, sondern wandte den Blick ab und formte die Lippen so, dass seine Worte nebensächlich wirken sollten. „Hab ja nur zwei.“ Uruhas Atem strich über sein Gesicht, was Aoi wissen liess, dass der Blonde nachdachte, weil er dann immer den Mund halb öffnete. Wahrscheinlich unbewusst. „Ja, aber dann ers recht…“ Aoi liess ein Knurren hören. „Zum letzten Mal, ich hab nichts mit Reita! Du hast jetzt halt meinen Schlüssel und jetzt halt die Klappe, bevor ich ihn dir wieder wegnehme!“ Er stand abrupt auf und starrte kurz nach draussen, wo es bereits wieder stockfinster war. „Also, willst du noch was oder gehn wir schlafen?“ Uruha stand auf und hatte plötzlich wieder dieses Funkeln in den Augen. „Ruha nein, versuchs gar nich er-!“ Schon hatte er die Lippen wieder auf seinem Hals, diesmal unbarmherzig, fordernd und nicht fragend glitten sie tiefer. Aoi presste die Lippen aufeinander, um einen Ton zu unterdrücken. Bevor er noch einschreiten konnte, hatte Uruha seine Hand gepackt und schleifte ihn regelrecht zum Schlafzimmer. Worte waren da zwecklos. Uruha drehte sich auf den Rücken, streckte sich genüsslich und gähnte ausgiebig, sogar zu faul, um die Hand vor den Mund zu legen. War ja niemand da, der es sehen konnte. „Hi.“, machte es da neben ihm raunend, vor Schreck hörte Uruha nicht mal die Amüsiertheit heraus. Sofort schlug er die Augen auf und sah ihn Aois Gesicht. Dessen Schminke war etwas verschmiert, die Haare genauso unordentlich wie wohl seine eigenen, die er wieder hastig richten wollte. „Aoi…“ Weiter kam er nicht, da er bemerkt hatte, dass die Bettwäsche nicht rot war. Oh Gott, er war echt in Aois Schlafzimmer. „Wa-Also….Morgen…“, stammelte er rasch. Aoi konnte richtig sehen, wie die Rädchen in Uruhas Hirn ratterten, im verzweifelten Versuch sich zu erinnern, was gestern passiert war. „Du erinnerst dich also nicht mehr.“, gab er von sich und sah ihn so an, dass Uruha es als vorwurfsvoll deutete. Der Blonde kniff die Augen zusammen. „Ich…nein…“, gab er kleinlaut von sich. So hatte Aoi ihn auch selten gesehen. Anscheinend war er nach einer trunkenen Nacht schutzloser. Dabei war er sonst so ruhig und undurchschaubar. Bemüht cool halt. „Ist…also…was passiert?“ Das Räuspern riss Aoi aus der Gedankenwelt und er fokussierte seinen Blick wieder auf den Mann neben sich. Eine Weile blieb er stumm, dann richtete er seinen nackten Oberkörper auf und schob die Decke weg. Alle beide trugen sie nur noch Shorts. „Wir hatten Sex.“ Kapitel 3: Okuhida Vodka ------------------------ Beim japanischen Vodka bildet Reis die Grundlage des Destillates. Nach dreimaligem Brennen lagert der Japaner für sechs Jahre und wird dann dreifach durch Birkenkohle filtriert, um die Reinheit des Destillates zu gewährleisten. Danach wird das Wässerchen auf 55 Prozent Trinkstärke reduziert und abgefüllt. Die Produktion des Reisvodkas ist streng auf 800 Flaschen pro Monat limitiert. Die markante viereckige Flasche des Japaners ist tiefblau gehalten. Auf der Mitte der Flasche ist ein Reispapier aufgebracht, auf dem der Name des Vodkas in japanischen Schriftzeichen dem Betrachter entgegenscheint und noch eine kurze Produktbeschreibung in Englisch. Die Rückseite der Flasche ist übersät mit japanischer Schrift. Selbst drei Stunden später war Uruha immer noch blass. Aoi beobachtete ihn ab und zu unbemerkt, weil er manchmal dachte, der Blonde würde ihnen noch umkippen. Gut konnte er seine Gitarre auch völlig gedankenabwesend spielen. Ruki sang gerade ein gefühlvolles Stück und deshalb war der Proberaum nicht wie so oft mit Geschrei erfüllt, sondern mit leisen Klängen. Uruhas Finger zupften die Saiten ungewohnt fahrig und er schien am Boden etwas ganz Interessantes gefunden zu haben. Jedenfalls waren alle froh, als Kai ihnen endlich die ersehnte Pause erlaubte. Ihr blonder Gitarrist schnappte sich sofort die Zigaretten vom Tisch und rauschte nach draussen. Aoi seufzte leise. Vielleicht war das echt keine gute Idee von ihm gewesen. Nicht besonders eilig schlurfte er mit seinen weiten Stoffhosen rüber und stutzte. Da waren die roten Marlboro von Kai, die blaue Packung Mild Seven von Reita und Marlboro Menthol…light… Uruhas Zigaretten. Der Blonde musste sie in der Eile vertauscht haben mit Aois, auf denen nicht ‚light‘ stand. Aoi starrte sie kurz an, dann nahm er sie an sich und schlenderte den Gang entlang, bis zur metallenen Aussentür, die er aufstiess und dabei fast Uruha traf, der hinter der Tür stehen geblieben war. Uruha sah ihn kurz an und rutschte vom Feuerzeugklicker ab. Aoi lächelte. „Du hast deine Zigaretten vergessen, Süsser!“ Er streckte die Rechtmässigen ihm hin und klaubte sich seine eigenen aus der engen Jeans des Blonden zurück. Uruha besah sich misstrauisch die Packungen und nickte dann. „Joah…“ Aoi zog sich eine raus und steckte sie sich zwischen die Lippen. „Will schliesslich nich deine Frauenzigaretten ziehen!“, grinste er dann und sah grad noch wie Uruha ausholte und ihm die Packung an den Kopf warf. Lachend duckte sich der Schwarzhaarige und hätte dabei fast seine Kippe zerbissen. Getroffen wurde er trotzdem. Uruha machte einen Flunsch. „Ach ja, halt doch die Klappe, deine sind ja auch nich besser!“ Er bückte sich und präsentierte Aoi dabei ungewollt seinen Knackarsch, als er die Zigaretten wieder aufhob. Dieser schluckte bloss trocken und zündete sich endlich den Glimmstängel an. Neben Aoi ertönte ein Klirren und als er zur Seite blickte, erkannte er, dass Uruha gegen eine dunkelblaue Flasche gestossen war. Anscheinend wusste auch sein Leadgitarrits nicht, was das sollte. "Heehee! Pass gefälligst auf!" Reita kam aus der Tür geschossen und eilte zur Flasche. Uruha starrte ihn genauso verdutzt an, wie Aoi es tat. Ihr Bassist nahm die Flasche an sich wie ein Baby. "Reita, was zur Hölle ist das?!" Reita grinste Aoi breit an. "Okuhida Vodka! Von denen gibts nur ganz wenige Flaschen!" "Und ganz wenige heisst?" "Nur 200 in der Woche!" Aoi verdrehte die Augen und zog gierig an seiner Zigarette. Noch so einer. "Für ganz Japan!", knurrte Reita verteidigend und strich über das Etikett. Uruha musterte neugierig den neuen Alkohol. Reita hatte derweil aus einem Versteck hinter dem Elektrikkasten kleine, durchsichtige Plastikbecher hervorgenommen. Grinsend schenkte er in einem Balancierakt das pure Getränk ein. Mit einem Blick zu Uruha, goss er auch in den zweiten ein und reichte ihn ihm. "Aoi will sicher nicht!", meinte er selbstbewusst und prostete Uruha zu. Dieser blinzelte kurz als wäre er verunsichert und schnupperte dann daran. Während Reita es gleich ganz hinter die Binde kippte, trank der Blonde die Hälfte und hielt den Rest Aoi hin. Dieser runzelte die Stirn. "Habt ihr eigentlich nichts als Saufen im Kopf?!", fragte er langsam sauer. Reita grinste nun noch breiter. "He, anstrengender Arbeitstag, da ist doch nkleiner Schluck für die Nerven erlaubt!" Uruha sah seinen Partnergitarristen unverwandt an, mit dem erwachsenen, stillen Ausdruck, den er normalerweise zur Schau trug. Aoi schnappte ihm den Becher weg und schluckte den Rest, weil er nicht wollte, dass der Blonde den auch noch trank. Die Hälfte der Band schien ernsthafte Alkoholprobleme zu haben. Schwungvoll öffnete Aoi die Tür und erblickte tatsächlich, was er schon geahnt, aber nicht gehofft hatte. Ein angetrunkener Uruha, der ihn mit glänzenden Äuglein anlächelte. „Hiii oi!“ Sein Plan hatte also nicht funktioniert. Aber vielleicht wäre Uruha so oder so wieder bei ihm aufgetaucht. Entweder weil er es noch nicht geschafft hatte, mit ihm zu schlafen, oder weil er wiederholen wollte, was vermeintlich passiert war. Aoi sagte nichts, sondern trat aus dem Weg. Uruha stolperte rein, kicherte kurz und hätte sich fast hingelegt beim Schuhe ausziehen. Er schwankte heute irgendwie komisch, noch stärker fast als sonst. „Ruha, was hast du heute getrunken…?“, fragte Aoi leise. Der Blonde sah strahlend zu ihm auf. „Tequila wie imma Süsser!“ Darauf erhob er sich, einen Moment gerade und standfest, bis er sich an der Wand abstützte und nur sich daran entlang hangelnd ins Wohnzimmer kam. Der Dunkelhaarige hatte die Tür wieder abgeschlossen und folgte ihm, die Hände in die Hosentaschen gestopft. „Willst du etwas Wasser?“ Uruha sass auf der Couch, hatte einem Moment abwesend auf einen Weinfleck gestarrt und sah nun auf. „Neihein! Nützt eh nichts…“, kicherte er. Aoi blieb kurz stehen, dann machte er noch Licht an, weil es draussen immer dunkler wurde und setzte sich schliesslich auf die Couch neben den Blonden. Wieder Stille. Aoi driftete ab und brauchte lange, viel zu lange um zu merken, dass Uruhas Hand auf seinem Oberschenkel lag. Er erzitterte kaum merklich. „U-!“ Doch er verstummte augenblicklich, als er den Blick des anderen sah. Dieser war etwas traurig. Traurig und bittend. So hatte er ihn schon sehr lange nicht mehr angesehen. Noch nie war er selbst der Grund für diesen Blick gewesen. So sagte und tat Aoi nichts, bis die Lippen fast seine berührten, in letzter Sekunde aber abschweiften. Ein plötzlicher Anfall von Scheu. Die weichen Kissen trafen seine Kinnlinie und Aoi schloss die Augen. Uruha war betrunken. Nur deswegen tat er dies alles und am Morgen würde er ihn zum dritten Mal fragen, was die Nacht davor passiert war. Doch was sollte er sagen? Wahrheit oder Lüge? Nichts oder Sex? Beides hatte er probiert und nach beidem war Uruha wieder aufgetaucht. Die Lippen bahnten sich ihren Weg, tief und tiefer an der weichen Haut entlang, nippten und kosteten. Aoi versuchte so unbewegt wie möglich zu bleiben. Uruhas Hände waren gewandert, über die Schenkel, an die Taille und irgendwie unzufrieden weiter zu den Armen, wo er sich nun festhielt. Am Schlüsselbein angekommen, keuchte Aoi erschrocken auf. Anscheinend hatte sich Uruha etwas doch gemerkt. Eine erogene Zone. Oder war das blosser Zufall? Das Lächeln von Uruhas Lippen zu spüren, bildete er sich bestimmt auch nur ein. Jetzt glitten die Hände wieder zur Taille und fingen an, das Hemd von unten her aufzuknöpfen. „Hhhm, Ruha…“, meinte Aoi eingreifend, liess seine Hand aber unsicher in der Schwebe. Uruha sah auf, sein Gesicht nur wenige Zentimeter vor ihm, sah Aoi so durchdringend an, wie es nur ihm so eigen war, wie nur er es schaffte. Gleich darauf wurden Aois Hände in Uruhas genommen und er wurde abermals ins Schlafzimmer gezogen. Aoi leistete kaum Widerstand. Ein Gedanke war ihm durch den Kopf geschossen: Was, wenn Uruha sich dann erinnern könnte, wenn sie wirklich miteinander schliefen? Schon lag er auf dem Bett. Uruha blickte ihn einfach an, stieg dann zögerlich nach. Aoi tat nichts, auch wenn sein Innerstes in Aufruhr war. Was sollte er tun, wenn sein betrunkener Freund wirklich mit ihm schlafen wollte? Wie weit würde er gehen, wie kraftvoll war der Blonde, um sich seinen Willen zu nehmen? Wieder landeten die Lippen auf seinem Körper, diesmal auf dem freigelegten Bauch und Aoi bäumte sich halb auf. Ein leises Kichern, fast schon Lachen entrang sich Uruhas trockener Kehle. Das Hemd wurde ganz aufgerissen und sein Torsos betatscht, gestreichelt, gekniffen, liebkost. Aoi griff nach Uruhas Schultern, um ihn wegzuschieben, verfehlte aber, da er die Augen geschlossen hatte. Die Arme fielen schwer aufs Laken zurück und Aoi stöhnte ganz leise. Als auf einmal nichts mehr kam, öffnete er die Augen und sah, wie Uruha neben ihm kniete und seinen Oberkörper ansah, ihn berührte, aber sich nicht mehr bewegte. Er trug einen so nachdenklichen Blick auf den Zügen. Vielleicht war der Alkohol endgültig in seinem Kopf angekommen. Plötzlich nahm Uruha die Hände weg und legte sich neben ihn, wie erschöpft von langem Verschleiss. Aoi blieb einfach liegen und sah ihn von der Seite an. Der Blonde drehte sich seitlich, schlang die Arme um den Bauch seines Kollegen und drückte sich so schutzsuchend an ihn, dass Aoi ihn automatisch in den Arm nahm. Die Augen geschlossen schlief der Leadgitarrist recht schnell ein. Aoi kein einziges Mal loslassend. Kapitel 4: Angostura -------------------- Als Angostura oder Angosturabitter bezeichnet man einen Bitter, der neben Enzianwurzel auch Bitterorange, Gewürznelken, Kardamom, Zimt und Chinarinde enthalten kann. Angosturarinde wird im Originalrezept nicht verwendet, wohl aber in Nachahmerprodukten. Der Bitter wird zum Abschmecken von Desserts, Saucen für Fisch und Fleisch, zum Aromatisieren von Gin, Wodka und Genever sowie zur Herstellung von Cocktails wie den Manhattan gebraucht. An diesem Morgen war etwas anders. Uruha fragte ihn nicht danach, was passiert war. Er stand ohne ein Wort auf und verschwand in Aois Bad. Dieser war zugegeben etwas überrascht, sah aber auch keinen Grund, ihn aufzuhalten. Also ging er Frühstück vorbereiten, damit sie in einen schweigsamen Tag starten konnten. Ein Tag voller Proben und unauffälligen Beobachtungen. Uruha schien sich heute erstaunlich normal zu verhalten. Aber das tat er den Tag über normalerweise immer. Er war still, cool, fast kalt. Natürlich waren sie gut befreundet, aber…in letzter Zeit waren sie alle etwas erschöpft und angespannt, weswegen ihre Proben weniger heiter waren als üblicherweise. Das erste Wintertief kündigte sich wohl an. Dennoch konnte Aoi sehen, wie Uruha ab und an den Blick schweifen liess und dieser dann hängen blieb an jensten Dingen. Das Fenster, Rukis Mikrophon, Reitas Finger auf den Saiten, Aois Piercing. Aoi blickte rasch wieder weg, doch in Wirklichkeit war Uruha in Gedanken ganz woanders. Uruha öffnete die Augen und blinzelte erst mal träge an eine weisse Decke. Sein Körper fühlte sich schwer, aber irgendwie auch zufrieden an. Aber irgendetwas stimmte doch ganz klar nicht. Das war nicht sein Bett. Da hatte es eine Lehne auf der Seite. Und sie war dunkelblau. Das war gar kein Bett. „Na, endlich wach?“, fragte ihn eine dunkle, bekannte Stimme und Uruha wäre vor Schreck fast von der Couch gerollt. Er drehte den Kopf. Aoi sass auf dem Couchtisch, die Unterarme auf die auseinandergestellten Knie gestützt und blickte ihn an. Uruha leckte sich die ausgetrockneten Lippen. Wieso lag er auf Aois Couch? „Uruha so kann das nicht weitergehen.“ Aoi blickte ihn streng, aber auch sorgenvoll an. Der Leadgitarrist sagte nichts, sondern versuchte seine Erinnerungen zusammen zu kratzen. Wie immer misslang es gänzlich. Tequila halt. „Sag mir endlich, was los ist! Es muss eine Erklärung dafür geben, dass du nun zum vierten Mal betrunken bei mir aufgetaucht bist und ich will sie jetzt hören!“ Aoi meinte es wirklich ernst. Er konnte nicht ewig die Auffangstation für ihren sturzbetrunkenen ersten Gitarristen spielen. Das war auf die Dauer einfach nicht gut für den Blonden. Uruha schluckte und wich seinem Blick aus. „Ich…ich…hatte halt Durst…“ Aoi schüttelte den Kopf und hätte fast gelacht. „Red keinen Scheiss! Zu Tequila greifst du nur im äussersten Notfall!“ Uruha hätte den Kopf gesenkt, wenn es gegangen wäre. Es gab wohl kein Entkommen. Nicht mal aufstehen konnte er, davor hatte ihn sein Kopf schon gleich beim Aufwachen gewarnt. „I-Ich…“ „Ja?“ „Ich… hab mich verliebt…“ Uruha sah ihn nicht an, Aoi den anderen dafür umso überraschter. „Oh…okay…das erklärt zumindest…dein Griff zum Tequila…ich nehme an…es ist unerwidert?“, fragte Aoi vorsichtig nach. Er wusste nicht, ob er damit gerechnet hatte. Eigentlich hätte es ihm ja klar werden müssen. Obwohl sie schon so lange gut befreundet waren, konnte er sich nicht entsinnen, dass er Uruha wirklich mal verliebt erlebt hatte. Ja, in Schwärmereien klar, etwas verknallt. Aber es musste ihn wirklich beschäftigen, wenn er sich jeden Abend mit dem Gefährlichsten, was es auf dem Markt für Uruha gab, zulaufen liess. Uruha biss sich auf die volle Unterlippe und nickte. „Ja, wohl schon…jedenfalls hat er es noch nicht gemerkt…und tut auch nichts dergleichen…“ Es überraschte Aoi nicht, dass es ein Er war. „Hmm. Kenn ich ihn?“ Uruha sah ihn mit diesem verletzlichen Seitenblick an. „Jaa…“ Aoi nickte etwas. „Jemand aus der Band?“, fragte er weiter, sehr leise. Wieder war die Antwort ein Nicken. „Wer ist es?“ Leise Stimme. Uruha zögerte. Er blickte auf den Boden und kaute auf seiner Lippe. „Es…es ist Reita…“, antwortete er, als Aoi schon dachte, er würde es ihm nicht sagen. „Reita?“, rutschte es Aoi raus. „Oh hm…“ Ja, Reita hatte nicht wirklich je etwas dergleichen getan, dass er auf Uruha stand. „Schon lange?“ „Ne ganze Weile…“ Aoi schwieg. Uruha schwieg. Nachdenklich. Verlegen. Heute beobachtete Aoi nicht Uruha, sondern Reita. Oder zumindest vor allem Reita. Ihm tat der Blonde wirklich leid, denn Reita sah ihn kaum an. Wenn er mal den Blick vom Bass hob, dann war es eher Ruki, den er ansah. Sogar Reitas blaue Zigarettenpackung bekam häufiger Aufmerksamkeit geschenkt, als ihr Leadgitarrist. Uruha derweil starrte die ganzen Stunden der Probe auf den Boden. Ihm war nicht wohl und er war immer noch so verkatert, dass Aoi ihm am Mittag Ohropax gegeben hatte. Es war offensichtlich, dass Uruha nur noch nach Hause wollte, als Kai das Ende ausrief, doch Reita schien ganz anderes im Kopf zu haben. „Halt! Jetzt haut ihr nicht schon wieder alle ab! Hiergeblieben!“, donnerte er mit seiner Bassstimme. Uruha zuckte schmerzlich zusammen und Aoi warf ihm einen besorgten Blick zu. „Also echt, verdammt! Was ist nur mit euch los?! Aoi, bist du schon so alt, dass du nicht mehr feiern magst?! Heute Abend machen wir mal wieder die Clubs unsicher!“, beschloss Reita und wenn er etwas beschlossen hatte, dann duldete er gar keine Widerrede. Uruha stöhnte leise auf, liess aber hilflos die Schultern hängen. „Reita, kann das nicht morgen sein?“, versuchte Aoi, doch Reita funkelte ihn angriffslustig an. „Alter Knacker!“, schnaubte er. „Los, heute! Das haben wir seit Wochen nicht mehr getan! Wir gehen ins 'Angostura'!“ Schon war er aufgestanden, hatte sein Zeug geschnappt und war nach draussen gerauscht. Kai hatte sich schon ergeben, Ruki zuckte die Schultern. „Wenigstens was trinken, sollte schon mal wieder drin liegen!“, meinte auch er und folgte den anderen zwei. Aoi und Uruha hatten nicht gross eine Wahl. Tröstend legte Aoi den Arm um Uruhas Schultern und grinste ihn an. „Komm, du verbringst etwas Zeit mit deinem Schwarm. Ist doch nicht so schlimm!“ Uruha sah ihn undurchsichtig an und erwiderte nichts. So machten sie sich auf zur nächsten Bar. Kapitel 5: Beer --------------- Arabisch: مِزْر (mizr) Chinesisch: 啤酒 (píjiǔ) Dänisch: øl Englisch: beer Finnisch: olut Französisch: bière Griechisch: μπύρα (býra) Indonesisch: bir Irisch: beoir Isländisch: bjór Italienisch: birra Japanisch: 麦酒 (ビール, bīru) → ja; 麦酒 (ばくしゅ bakushu), Koreanisch: 맥주 Litauisch: alus Luxemburgisch: Béier Niederdeutsch: Beer Niederländisch: bier Norwegisch: øl Polnisch: piwo Portugiesisch: cerveja Rumänisch: bere Russisch: пиво Schwedisch: öl Serbisch: пиво Spanisch: cerveza Thailändisch: เบียร์ Wallonisch: bire „Es ist sehr laut hier!“ „WAS?!“ „Ich sagte: Es ist sehr laut hier!!!“ Aoi blickte den Typen an, als wäre er gestört. „Dann halt doch die Fresse!“ Damit drehte er sich um und verliess die Tanzfläche. Leute gab es vielleicht! Natürlich war es laut in einem Club! War ja unmöglich! An solche Leute verschwendete er gar nicht seine Zeit. Eigentlich hatte der Typ eh zu schlecht ausgesehen, um mit ihm ins Bett zu hüpfen. Schnaubend quälte sich Aoi durch die Menschen. Seine Bandkollegen hatten den runden Tisch in der linken Ecke in Beschlag genommen, dorthin steuerte er jetzt. „Aoiii! Du kommst genau richtig!“, begrüsste ihn Ruki strahlend, offensichtlich schon etwas angeheitert. Aoi zog argwöhnisch die Augenbrauen in die Höhe und setzte sich schwungvoll neben Uruha, der ihn etwas breit anlächelte. Vor ihm stand jedoch ein milder Cocktail, kein Teufelsgetränk. Sie hatten schon darauf geachtet. „Nein, Mann, Ruki lassen wir das!“, brummte Reita, dessen Augen schon ganz glasig waren. Anscheinend hatten die meisten von ihnen schon etwas zu viel getrunken. Aoi nahm den Strohhalm aus seinem Glas und kaute auf dem unteren Teil rum. Er schmeckte immer noch den fruchtigen Geschmack seines Singapore Sling. „Doch jetzt!“ Ruki boxte seine Faust unsanft in Reitas Seite und legte eine leere Bierflasche in die Mitte ihres Tisches. „Oh nein, Ruki nicht dein Ernst!“, stöhnte Aoi auf und warf den Kopf zurück. Angesprochener kicherte nur blöd in der Gegend rum. „Flaschendrehen!“ Mann ey, die Bande konnte man ja keine drei Minuten aus den Augen lassen, schon waren alle so besoffen, dass sie auf die Idee kamen, Teenagerspiele abzudrehen. „Leute…“, bevor er weiter reden konnte, hatte Ruki ihn unterbrochen. „Shsh! Alsoo…Reita du denkst dir was aus!“ Wieder ein Kichern von ihrem Vocal, ein Brummen von Reita. „Kuss!“ „Ganz toll…wieso nicht gleich Sex?“, murmelte Aoi ironisch und schnappte sich Kais volles Bier, nahm einige Schlucke. Ruki drehte die Flasche an. Sie rotierte, wurde langsamer und schliesslich stoppte ihr Hals bei Uruha. Dieser starrte das Gefäss kurz an und blinzelte dann, weil er es erst jetzt kapiert hatte. Alkohol benebelte halt das Hirn. Dann nahm er die Flasche endlich und gab ihr neuen Schwung. Sie drehte sich pflichtbewusst: Aoi, Reita, Ruki, Kai, Uruha, Aoi, Reita, Ruki, Kai, Uruha. Fünf-, zehn-, zwanzigmal. Dann verlangsamte sie, hatte alle ihre letzten Biertropfen auf dem Tisch verspritzt. Alle sahen ihr erwartungsvoll und angespannt zu. Ausser Kai, der schien gerade am einschlafen zu sein. Er vertrug sowieso am wenigsten und wurde immer schläfrig von Alkohol. Die Flasche haderte nun noch schwach, jeden Moment würde sie ganz anhalten. Sie pendelte gerade zwischen Kai und Uruha…sie schwenkte etwas weiter…noch ein bisschen…eine Sekunde zu Aoi, dann entschloss sie sich, noch nicht angekommen zu sein und machte sich auf den Weg zu Reita. Aoi merkte gar nicht, wie er sie anstarrte, die Faust an der Lehne verkrampft. Die Flasche strauchelte erschöpft. Nein. Aoi trat gegen das Tischbein und hustete gleichzeitig um den Laut zu überdecken. Die Bierflasche bekam einen Ruck und drehte sich zurück. Der Hals blieb bei Aoi stehen. Einen Moment war es still. Dann fing das Gejohle an. „Uuuuuhhh! Aoilein!“ Ruki machte Kussgeräusche, was umso grässlicher wurde bei seinem Alkoholpegel. Reita brauchte einen Moment länger, starrte die Flasche noch an, dann grinste er aber und pfiff auf den Fingern. Aoi hätte ihm gerne eine rein gehauen, doch seine Sorge galt jemand anderem. Vorsichtig drehte er den Kopf zu Uruha, der wie erstarrt schien. Plötzlich jedoch ruckte dessen Kopf hoch, grinsend. „Aoi“, säuselte er. Aoi drückte sich in die Lehne. Das war sein Jagdblick, den kannte er nur zu genau. Ruki feuerte ihn an, während Kai die Arme auf die Tischplatte gelegt hatte und den Kopf darauf gebettet friedlich schlief. Uruha hob das Bein und schwang es über Aoi, setzte sich auf seinen Schoss und blickte anzüglich auf ihn runter. Aois Arme lagen immer noch links und rechts auf den Lehnen ausgestreckt, doch jetzt nahm er sie zögerlich runter. „Los! Ihr kennt die Regeln!“ Reita pfiff nochmals und Uruha beugte sich lasziv, wie es nun mal seine Art war, runter. Die Augen einmal mehr glasig. Aoi schmiss einfach mal kurz seine Bedenken und Gedanken über Bord und legte die Hände an die Hüften des Blonden. Was sollte es. Es zählte nur gerade der Moment. Aois Lippen schwangen zu einem Grinsen, die Augen herausfordernd. Uruha erwiderte und senkte den Kopf. Da gab es diese Sekunde vor dem Kuss, die Sekunde, wo man wusste, dass sie sich gleich küssen würden, wo man die Wärme der Lippe schon spürte und der Atem sich bereits vermischte. Es war der schönste Moment. Normalerweise war es der beste Moment für Aoi. Aber er hatte noch nie Uruha geküsst. Denn dieser zeigte ihm nun, dass der Moment danach, wo sich ihre Lippen trafen und zu einem hitzigen Gefecht aufmachten, manchmal noch viel besser sein konnte. Ruki und Reita lachten und kommentierten, auch wenn Aoi nicht hinhören konnte. Uruhas Lippen waren grad zu verführerisch. Sie küssten so lange, dass Ruki und Reita sogar verstummten, als dieser Punkt erreicht war, wo das Knutschen einfach zu lange ging, um nur ein dummes Spiel zu sein. Und noch länger, sodass die beiden noch lauter wieder einstimmten. Irgendwann rissen sie sich los, Aoi räusperte sich. Uruha schluckte und rutschte von ihm runter, Aoi tat so, als würde er ihn schieben. Ruki musterte sie neugierig, während Reita gerade Kais Bier austrank. Aoi stand auf. „Trinken…“, brummte er und blickte die drei, die noch wach waren, fragend an. „Bier.“, meldete Ruki, „Wodka!“, ihr Bassist. Uruha lächelte breit. „Tequila!“ Aoi blickte ihn entgeistert an, und nicht nur er. Auch Ruki und Reita waren geschockt und man konnte in ihren Augen sehen, dass sie gedanklich gerade den Vorfall durchgingen, wo Uruha nach ihrem Glauben das letzte Mal Tequila getrunken hatte. Sie wussten ja nichts von den Nächten, in denen ihr Leadgitarrist bei Aoi erschienen war. „Kommt gar nicht in Frage!“, schnauzte Aoi ihn heftig an. Uruhas Lächeln erstarb. „Wieso denn nicht?“, quengelte der Blonde. „Nein! Heute kein Tequila!“ Aoi stapfte zornesgeladen los und ging die verlangten Sachen holen. Vor Uruha stellte er ein Wasserglas ab. „Da!“ Wütend schwang er sich an seinen alten Platz und trank seinen Gin, als wäre dieser das Wasser. Der Blonde schmollte eine ganze Weile, nippte nur sporadisch an seinem Glas. „Hey ja, wir sehen uns…“ Ruki hob die Hand zum Abschied. Er und Reita würden die Richtung der nächsten Metrostation einschlagen. Kai taumelte gähnend zum Taxi, das Aoi ihm gerufen hatte. „Komm gut nach Hause!“, wünschte Aoi ihm und schloss die Tür. Uruha nickte und wollte sich gerade in die andere Richtung aufmachen, da hielt ihn Aoi fest. „Was hast du denn bitte schön vor?“ Der Blonde blickte ihn verständnislos an. „Na…ich gehe nach Hause und leg mich dort hin…“ Aoi schnaubte. „Lüg mich doch nicht an. Ich sagte, heute kein Tequila! Du kommst mit zu mir!“ Er zog ihn zu seinem Auto und verfrachtete den Sträubenden in seine Wohnung. Gähnend lief Aoi durch seine Wohnung, während Uruha sich noch die Schuhe auszog. Der Dunkelhaarige schmiss sein Handy und die Schlüssel auf den Couchtisch, wuschelte sich durch die haarsprayverklebten Haare. Er klaubte die Zigaretten aus der hinteren Jeanstasche und öffnete die Glastür zu seinem Balkon, trat hinaus in milde Kälte. Als sein erster Glimmstängel schon angezündet war und er zum ersten Mal zog, gesellte sich Uruha zu ihm. Aoi blickte etwas erstaunt, schwieg jedoch. „Krieg ich auch eine?“ Aoi, nun noch überraschter, streckte ihm das offene Päckchen hin und sein Partnergitarrist zog sich eine raus. Darauf nahm er sein Feuerzeug vom Geländer und hielt die Hand abgerundet vor die Flamme. Uruha beugte sich hinzu und gemeinsam warteten sie, bis der Tabak Feuer fing und die erste schmale Rauchsäule in den Himmel stieg. „Das war…“ Aoi strich sich mit dem Daumennagel über die Unterlippe. „Ich mein, das war…naja, ne blöde Idee. Ruki war besoffen, Reita kein Deut besser…“ Wieder zog er an der Zigarette, inhalierte den Rauch tief und lang. Uruha sagte nichts, sondern starrte woandershin. „Du hättest lieber Reita geküsst, oder?“, fragte Aoi schliesslich leise. Die Antwort liess lange auf sich warten. Der ganze Tabak von Aois Zigarette war zu Asche verglüht. „War doch nur ein dummes Spiel…“ Uruhas Stimme schwebte schwach zu ihm rüber. „Oder nicht?“ Als Aoi ihn ansah, bemerkte er, dass Uruha ihn anlächelte. Aoi zögerte, nickte dann aber. „Ja.“ Sie traten wieder ein und schlossen die Tür. Das Wohnzimmer war mittlerweile etwas kühl. Aoi ging zur Couch, nahm die Decke von der Lehne und breitete sie aus, büschelte das Kissen. „Was machst du denn da?“, fragte Uruha verdutzt. Aoi blickte auf. „Siehst du doch, ich bereite die Couch vor.“ „Oh…oh…“ Uruha blieb stehen und schien zu resignieren. Aoi runzelte die Stirn. „Ich werde auf der Couch schlafen.“ Der Blonde sah ihn an und bewegte den Mund, doch sagte nichts. Aoi zog sich die Hose aus und setzte sich auf das besagte Möbelstück, deckte sich zu. „Du findest alles, oder? Brauchst du noch etwas?“ Uruha schwieg, starrte den Boden an. Unvermittelt lächelte er. „…“ Er holte Luft und startete einen zweiten Versuch. „Reita.“ Aoi musste ebenfalls milde lächeln. „Tut mir leid, aber ihn gibt’s leider nicht in ner fix-fertig Packung.“ Ihr Leadgitarrist schluckte und nickte dann. „Gute Nacht…“ „Gute Nacht." Kapitel 6: Champagne -------------------- Der Korken einer Champagnerflasche hatte, wie bei allen Korken, ursprünglich eine längliche zylindrische Form. Die bekannte Pilzform entstand erst später. Der Korken wird stark komprimiert in den Flaschenhals eingebracht. Mit der Zeit passt sich der Korken dem Flaschenhals an und verliert während der Lagerung seine Elastizität. Nur der untere Teil des Korkens, der mit dem Champagner in Berührung kommt, behält noch länger seine ursprüngliche Elastizität. Daher weitet sich der untere Teil des Korkens nach dem Öffnen der Flasche bis auf seinen ursprünglichen Durchmesser, während das obere Fußstück aufgrund seiner Sprödigkeit den Durchmesser des Flaschenhalses behält. Die Rückstellkraft dieses Pilzes wird jedoch umso kleiner, je länger der Korken in der Flasche war. „Aoi?“ „Hm.“ „Hey, Aoi!“ „Mh.“ Keine weitere Reaktion. „Mann, Aoi.“ Uruha stiess ihn in die Seite und der Arm, den Aoi über dem Kopf auf die Lehne des Sofas gelegt hatte, fiel runter. „Ey, Aoi! Aufwachen!“ „Was ist denn?!“ Der Dunkelhaarige fuhr auf und blickte sich irritiert um, bis er kapierte, dass er auf der Couch geschlafen hatte. „Jo, bin wach.“ Er rieb sich die Augen aus und gähnte, dass Uruha dachte, er würde ihn verschlucken. „Scheiss unbequeme Sache das!“ Uruha musste schmunzeln. „Frühstück ist fertig, kommst du?“ Und lief ohne Antwort voraus. In der Küche blieb er stehen und blickte um die Ecke. Aoi sass auf der Couch und befreite sich aus der Wolldecke, in die er sich eingewickelt hatte, wie er es gerne im Schlaf tat. Leise lachte der blonde Gitarrist und erinnerte sich an die Szene, die sich vor dem Wecken ereignet hatte. Allein war der Blonde diesen Morgen aufgewacht. Er hatte schon gedacht, den letzten Abend hätte er es endlich wieder geschafft, nicht zu trinken und wäre daheim geblieben, anstatt bei Aoi zu klingeln. Dafür würde auch sein klarer Kopf sprechen. Doch das war nicht seine Bettwäsche. Nicht seine Bettwäsche. Uruha seufzte schwer, doch der Platz neben ihm war nicht nur leer, sondern auch nicht zerknittert. Niemand hatte neben ihm geschlafen. Auf Zehenspitzen war der Gitarrist darauf raus geschlichen und hatte Aoi schnarchen gehört. Komisch, normalerweise schnarchte der Dunkelhaarige nie. Das Sofa musste nicht nur unbequem sein, sondern es auch unmöglich machen, in einer Position zu liegen, wo man genug Luft bekam. Fast hatte Uruha ein schlechtes Gewissen. Aber er war es ja nicht, der darauf bestanden hatte, dass er zu Aoi mitging und dass dieser dann auf der Couch schlief. Grinsend tapste er auf nackten Sohlen näher und beugte sich über die Rückenlehne und blickte in Aois schlafendes Gesicht. Wie süss. Fast wie das freche, kleine Gör von früher sah er aus. Selbst im Traum etwas ausheckend. Uruha spitzte die Lippen, beugte sich noch tiefer und pustete dem Dunkelhaarigen mitten ins Gesicht. Dieser reagierte gar nicht. Enttäuscht plusterte Uruha die Backen noch weiter auf und wiederholte. Aois Nase rümpfte sich. Na, wenigstens lebte er noch. Uruha griff mit spitzen Fingern eine seiner eigenen Haarsträhnen und pinselte damit über Aois Wangen. Dieser murmelte unwillig, wurde aber nicht wach. Jetzt kitzelte er die Nase weiter und es geschah, was er gar nicht beabsichtigt hatte. Aoi nieste und Uruha, der zu spät reagierte, bekam die Ladung mitten ins Gesicht. Nun war es an Uruha die Nase zu rümpfen. Rasch ging er ins Bad und wusch sich das Gesicht. „Na warte, du!“ Der Blonde kehrte zurück und stemmte rachsüchtig die Hände in die Hüften. Überlegend drehte er sich hin und her, sah sich nach Dingen um, fand nichts, öffnete Schränke. Schliesslich fiel ihm etwas in die Hände und das Grinsen auf Uruhas Gesicht wurde so gemein, dass es gut war, dass Aoi es nicht sah. Uruha lugte noch etwas mehr um die Ecke. Aoi war inzwischen frei von Kissen und Decken und stand schwungvoll auf, legte sich in der nächsten Sekunde fast ebenso schwungvoll der Länge nach auf den Boden. Uruha lachte auf, dass die Bilderrahmen an der Wand zitterten. „Verdammter…!“ Aoi sah auf seine Füsse, die mit einem Springseil zusammen gebunden waren. „Warst du das etwa?!“, schrie er wütend zur Küche, wo Uruha sich am Türrahmen festklammerte, um nicht umzukippen. „Oh Gott, ist das köstlich! Du hättest dich sehen sollen. Oh, das hätte ich filmen sollen!“ Feindselig starrte Aoi ihn an. „Was zur Hölle soll das denn, du Mistkerl?!“ Mit vor Wut zitternden Fingern band er sich los. Uruha schüttelte den Kopf. „Das hast du davon, wenn du im Schlaf um dich schlägst!“ „Um mich schlagen?!“, echote Aoi und blickte ihn beinah geschockt an. Während er sich über das Gesicht wischte, schmunzelte Uruha. „Ja genau. Komm jetzt Schatz, das Frühstück wird kalt!“ So folgte der befreite Aoi ohne Einwand dem Geruch von Eiern und Speck. Lachend und scherzend stromerte die Hälfte von GazettE durch die Gänge der PS Company. Aoi brachte sich vor der Attacke des blonden Gitarristen in Sicherheit und bog um die Ecke, wo sie beinah mit Yasuno, dem Drummer von Kra zusammenstiessen. Der Grosse verbeugte sich entschuldigend und eilte weiter. Ruki grinste und entdeckte Reita am anderen Ende des Ganges. Er holte Anlauf, während Aoi und Uruha unisono ein amüsiertes: „Ohoh!“, raus liessen. Dann stürmte der Sänger los, quer durch den schmalen Gang und sprang Reita von hinten an. Reita quickte auf und brüllte gleich darauf, um seine Männlichkeit wieder herzustellen. „Knirps! Du elendes Äffchen, runter von mir!“ Natürlich wollte der Bassist dies niemals, manchmal trug er Ruki sogar gefühlte Stunden durch die Korridore. Aber zugeben durfte man das nicht. Sie verfielen in allgemeines Lachen, während Ruki die Arme um Reitas Hals schlang und ihn würgte, immer wenn er Anstalten machte, sich zu wehren. „Jungs!“, schrie es da hinter ihnen und eine Furie von Kai stand mit drohend erhobenen Schlagzeugstöcken im Gang. „Huu, schnell weg hier!“ Aoi, der am nächsten bei Kai war, rannte los, packte Uruha im Vorbeigehen und sie flüchteten vor ihrem Bandleader. Dieser aber, wenig faul, nahm sofort die Verfolgung auf. Reita keuchte als Erster, kein Wunder mit dem Kleinen auf seinem Rücken. „Haben wir ihn abgehängt?“, stiess Reita aus, als sie alle stehen blieben und Luft schnappten. In dem Moment kam Kai um die Ecke. „Na wartet! Ihr wisst, was euch blüht, wenn ihr die Bandprobe schwä-!“ „Shhhh!“ Alle blickten sich verdutzt zu Ruki um, welcher von Reitas Rücken aus an der Tür lauschte, vor der sie gerade standen. „Was ist?“, flüsterte Uruha und presste sein Ohr ebenfalls ran. Alle verstummten und lauschten gespannt. Zuerst hörten sie nichts. Dann…Gekicher…Klirren…ein Stöhnen! Aoi und Reita sahen sich mit grossen Augen an und vergewisserten sich fast zeitgleich mit den anderen, das dies wirklich der Bandraum von Alice Nine war. ALICE NINE Es stand in unübersehbaren, grossen Lettern. Das Gekicher wurde höher, das musste Hiroto sein. Und wieder ein Stöhnen. Uruha fing an zu grinsen und Aoi kannte dieses Grinsen. Kai wurde rot wie eine Tomate, bei solchen Dingen, aber Uruha würde gleich anfangen zu lachen, laut und schallend, weshalb Aoi sofort die Hand auf Uruhas Mund presste. „Shh! Du versaust uns das noch!“ Weiteres Glasklirren, plötzlich lauteres Gelächter. „Was zum…was machen die?!“, wisperte Ruki aufgeregt. „Keine Ahnung, aber…“ Die laute Stimme von Saga unterbrach sie. Aber sie verstanden kein Wort. Hatte er was im Mund? Die versauteren zwei der Band dachten sofort ans Gleiche, aber Aoi schüttelte den Kopf, obwohl er es schon so gewohnt war, dass auch er grinsen musste. „…sind die da alle fünf drin?!“, zischte plötzlich Kai entsetzt. „Gruppenorgie!“, kicherte Ruki. „Bandorgie!“, korrigierte Uruha sofort, der dafür extra Aois Hand von seinem Mund gezogen hatte, sie aber gleich wieder drauf presste, weil er kaum an sich halten konnte. „Alle fünf?!“ Kai wurde etwas bleich und Reita brummte. Eine Sekunde lang blieb er noch still, ihr Nasentanga, dann grinste er am breitesten und am schmutzigsten. „Was meint ihr, wer sticht wen?!“ „Reita!“ „Nu, jetzt komm schon Kai! Stell dich mal nicht so an!“ Reita blickte von Aoi zu Uruha zu Ruki. „Wette?“ „Wette!“, stimmten die anderen begeistert zu. „Ich höre! Vorschläge, Wetteinsatz?“ Reita war schon immer ihr Wettenmaster gewesen und der strenge Wächter, ob die Einsätze auch eingehalten wurden. „Wer verliert, muss den Alkohol mitbringen für die Party!“, schlug Uruha sofort vor. Kai stöhnte leise auf, sprach sich aber nicht dagegen aus. Aoi nickte, Ruki drückte Reita einen Kuss auf die Backe, weil dieser gerade abgelenkt war. „Saga Seme, Shou Uke!“, flötete er gleich darauf seinen Tipp. „Das kleine Hiro Ponlein macht sich über den notgeilen Saga her!“, kicherte Uruha. Aoi überlegte etwas länger. „Tora und Saga.“, brummte er dann. Er konnte noch so erwachsen tun, aber er liebte seine Band und den Scheiss, den sie immer ausheckten. „Wieso unbedingt immer Saga?“, meldete sich da Kai zu Wort. „Ich sage Nao und Tora.“ „Nur weil du auf Saga stehst!“, grinste Aoi und Kai wurde rot. Ob vor Scham oder Wut konnte man bei ihm schlecht sagen. Die anderen grinsten ebenfalls. Verschworene Gemeinschaft, sie doch waren. Reita nickte zufrieden. „Ich sage…Shou fickt Hiroto!“ „Oder alles zusammen!“, rief Uruha beinah zu laut wieder aus und lachte. Rasch wurden sie alle still und Aoi hielt Uruha den Mund zu. Hinter der Tür war aber das Gekicher noch lauter geworden und nun vernahm man auch Musik im Hintergrund. Alice Nine schien sich köstlich zu amüsieren, dem Gegröle nach. „Wer macht die Tür auf?“, wisperte ausgerechnet Kai. Sie sahen sich an. „Ich!“, erklärte sich Ruki bereit und griff nach der Klinke, stiess sie ganz vorsichtig auf. Alle fünf Gazettemembers glotzten hinein wie in einer Peepshow. Den Ersten, den sie erblickten, war Saga, der nur zwei Meter vor der Tür stand, hatte ihnen den Rücken zugekehrt, der übrigens nackt war und johlte den Gesang aus den Lautsprechern nach. Als er zur Seite tanzte, sahen sie auch Shou welcher der Länge nach auf der Ausziehcouch lag, die nur halb ausgezogen war. Sein Shirt hatte er noch an, allerdings war es hoch gerutscht und entblösste den Bauch, wo Shou ein Champagnerglas balancierte und in unregelmässigen Abständen kicherte. Ruki stiess die Tür etwas weiter auf und Tora kam zum Vorschein. Er hielt eine Champagnerflasche und schenkte in einen Berg von Gläsern. Die Hälfte wurde verschüttet, eine Lache bildete sich auf dem Tisch. GazettE stolperte rein, worauf Ruki fast von Reita runterfiel. Alice Nine, jedenfalls die drei Anwesenden sahen auf. Saga leckte sich sofort die Lippen, Tora musste erst seinen Blick klären und Shou kicherte erneut auf. „Leeeutee!“, lallte Saga sofort begeistert. „Hahaa, ihr kommt graade richtisch!“ Mit einem Grinsen schnappte er sich ein Glas von Tora und leerte es auf einen Zug. „Ist das…Champagner?“, fragte Kai, entsetzt darüber, dass Saga gerade Champagner geext hatte. Tora nickte. „Ja, ja! Wir haben was zu feiern!“ Uruha, der enttäuscht gewirkt hatte, wohl weil niemand Sex hatte, wie erhofft, wurde jetzt wieder hellhörig. „Ach ja? Was denn? Euer Bandjubiläum ist doch erst in ein paar Monaten!“ Shou kicherte wie ein Gestörter und versuchte aufzustehen. „Himmel, wie kann man denn von Champagner so besoffen sein?“, brummte Reita verächtlich. „Also, was habt ihr zu feiern?“, schaltete sich nun auch Aoi ein. Shou hatte es inzwischen vollbracht, war zum Tisch rüber gewankt und hatte den Laptop umgedreht. Dieser war schon aufgeklappt und angeschaltet. Fragend die Stirn gerunzelt kam Aoi rüber und blickte auf den Bildschirm. „Wir….hahaa…WIR haben euch, the GazettE überboten!“ Shou kicherte wieder verrückt. „Häää?“, machten Ruki und Reita, die immer noch aufeinander klebten. „Jaja, wir haben mehr Fans, mehr Likes!“ Tora nickte und trank aus dem Glas, das Saga an seine Lippen geführt hatte. „WAS?!“ Uruha blickte geschockt. Sie hatten ganz vergessen, dass sie vor ein paar Monate mit Alice Nine gewettet hatten, sie würden mehr Like's von mehr Fans bekommen und darauf wurde je eine Seite für jede Band online gestellt. Heute war der Stichtag. „Da seht ihr, nur weil ihr immer die Bandproben schwänzt!“, schimpfte Kai sofort los. Uruha wurde bleich und starrte Saga an, der ihn breit angrinste und sich die Lippen ausführlich leckte. „We are the Champions…my frieend…!“, stimmte Shou an und angelte sich ein neues, volles Glas. „Ähm Leute…“, schaltete sich da Aoi ein. GazettE blickte ihn an, Alice Nine wollte gar keine Notiz von ihm nehmen. Aber seine Kollegen hatten ein Grinsen auf Aois Gesicht entdeckt, was sie wieder hoffen liess. „Ich glaube, ihr habt da ein Fehler gemacht…“ Shou drehte sich zu ihm um. „Fehler…?“ Aoi nickte und tippte auf die aneinandergereihten Zahlen. „Du hast dich da verzählt! Siehst du? Da fehlt hinten noch eine Null.“ Mit einem vergnügten Zwinkern kam der Dunkelhaarige zurück zu den anderen vier, während Shou an den Laptop stürzte und die Ziffern nochmals zählte. Tora und Saga war der Atem stehen geblieben und sie starrten zu Shou, weshalb sie gar nicht merkten, wie Champagner aus der Flasche über ihre Hände und auf den Boden lief. „NEEEIN!!!“, schrie Shou auf und sank auf die Knie. „Das darf nicht wahr sein!“ Tora und Saga waren wie durch Ohrfeigen erwacht und eilten zu Shou. „Nein!“, keuchten sie beide auf. Derweil klopfte Aoi auf Uruhas Schulter, während Ruki von Reita runterrutschte, weil er so heftig lachen musste. Kai grinste höchst zufrieden, während Reita schon angefangen hatte zu spotten. „Na dann, haben wohl eher wir den Champagner verdient!“ Reita wollte sich die Champagnerflasche angeln, da entdeckte er etwas. „Leute, kommt her!“, zischte er und winkte sie schnell zu sich ran. Gitarristen, Sänger und Schlagzeuger liefen an den drei jammernden und fluchenden Männern vorbei und drängten sich an Reita, um dorthin sehen zu können, wo er hinsah. Halb hinter der Couch lag Nao auf dem Rücken, mit nacktem Oberkörper und offener Hose. Er nuckelte an einer anderen Champagnerflasche und seine Augen waren von Schleier umwoben, doch wohl nicht nur wegen dem Alkohol. Sondern auch wegen demjenigen der mitten auf seinem Schoss sass und bei jedem Stoss, den er mit dem Becken gab, aufstöhnte. Hiro Pon. Aoi hielt Uruha im letzten Moment den Mund wieder zu. Auch Hiroto hatte einen nackten Oberkörper, trug aber nicht mal mehr eine Hose. Er drehte sogar den Kopf kurz zu ihnen um, lächelte aber nur bedröpelt und machte ungeniert weiter. Naos Brust glänzte von Champagner und plötzlich setzte er die Flasche ab und stöhnte hingebungsvoll Hirotos Namen. „Hoppla!“, entfuhr es Kai und gleich darauf wurde es noch viel unglaublicher, als nämlich der Schlagzeuger den Kleinsten runterzog und ihm die nassen Lippen aufdrückte. Aoi war schliesslich der Erste, der aus der Trance erwachte und die anderen mit sich zog. Uruha musste geschleift werden, Kai ging freiwillig und zerrte Ruki hinter sich her. Reita grinste breit alle nochmals an und verliess als Letzter den fremden Bandraum, nicht ohne eine Flasche mitgehen zu lassen. „Wooow!“ Kai schluckte und blickte in die Runde. Alle waren etwas ungläubig, doch wie oft war es Uruha, der die Stille als erster durchbrach: „Ich hab gewonnen!“ „Nein, hast du nicht!“, widersprach Ruki sofort. „Doch, ich hab gesagt: Hiroto ist Seme!“ „Ja, aber mit Saga! Du hast gesagt: Hiroto macht sich über Saga her! Aber das hat er nicht! Es ist Nao!“ „Womit ja ich gewonnen hätte!“, grinste Kai, der erleichtert war, dass es nicht Saga war. „Ne, du hast gesagt: Nao und Tora. Aber Tora war noch am meisten bekleidet!“, griff Reita ein. „Ausserdem hab auch ich Hiroto gesagt.“ „Ja, aber mit Shou!“, gab auch noch Aoi seinen Mist bei und lachte auf. „Scheiss drauf, einigen wir uns einfach, dass Ruki und ich am wenigsten Recht hatten. Dann machen wir die Getränke für Reitas Geburtstagsparty.“ Kapitel 7: Champagne cork ------------------------- Aus Kostengründen ist der Champagnerkorken zweigeteilt. Während der obere Teil des Korkens (der Kopf) aus Presskorken besteht, werden unten zwei Scheiben aus Naturkorken angeklebt. Dieser Teil steht in unmittelbarem Kontakt zum Schaumwein. Nach einer Qualitätsselektion wird die Oberfläche häufig mit Paraffin versiegelt. Diese Versiegelung erhöht die Dichtheit des Korkens und erleichtert den Vorgang des Verkorkens. Nao hob verwirrt den Kopf. Sein Blick war noch äusserst verschwommen und er gähnte erst mal. Etwas war komisch, stellte er mit der Klarheit eines Verkaterten fest. Alles war komisch. Also erstens war er nackt. Zweitens lag er auf dem Boden ihres Bandraums. Und da war er nicht der Einzige. Saga lag in der Mitte des Raumes, angekuschelt an Tora. Shou war ebenfalls halb nackt und lag quer über der Couch in einer Haltung, wofür er sicherlich noch tagelang Schmerzen leiden durfte. Nao gähnte abermals und wollte sich weiter aufsetzen. Uh, ahh… Nao tastete nach hinten. Über die weiche Haut an seinem nackten Hintern, zwischen die Backen. Irgendetwas war da doch... Nao ertastete etwas Hartes, etwas, dass da nicht hingehörte. Beim Befingern spürte er eine glatte Oberfläche, aber doch nicht so glatt... und etwas feucht auch. Nao stöhnte auf, da sein Muskelring ganz und gar mit dem Stopfen verschlossen war. Stopfen...Naos Blick fiel auf die leere Champagnerflasche und ihm wurde sofort klar, was es war, dass da seinen Eingang verschloss. Ein Champagnerkorken. Hiroto! Der Kleine, der gerade total unschuldig zur Kugel gerollt neben ihm schlief, hatte ihm gestern echt nichts geschenkt. Nao schluckte und wollte sich etwas umsetzen, damit das Ziepen endlich aufhörte. Doch im gleichen Moment verharrte er wie vom Blitz getroffen. "Ah...ah..." Er schloss die Augen. Das durfte nicht wahr sein. Das konnte gar nicht sein...dass...es schwappte. Dunkel erinnerte er sich zurück. Da war diese tolle Nachricht gewesen. Und dann hatte Saga, der Mistkerl, Champagner gebracht. Literweise Champagner! Und sie hatten getrunken und gefeiert und Hiroto...und dann war wieder mal alles aus dem Ruder gelaufen. "Braves Pferdchen...Lässt dich schön von mir reiten!", stöhnte Hiroto und bewegte sich fahrig auf Naos Hüften. Naos Oberkörper glänzte von Champagner, den Hiroto über ihn gestrichen hatte und wie eine kleine Katze aufleckte. "Nao, du bist so eine Schlampe!", meinte er vergnügt und gab einen weiteren Stoss an Naos Becken. Dieser leckte sich stöhnend die Lippen und führte den Champagnerhals an den Mund, saugte. Hinter ihnen grölten Saga und Tora ganz versessen, während Shou an einer Champagnerflasche rumrubbelte, als wäre es sein Glied. Der wurde aber auch immer so schnell betrunken. "Hiro...", kam es leise von Nao. Der Kleine lachte leise und stand auf, um ganz zu strippen. Sein Shirt flog auf den Boden, die Hosen segelten nach. Dann spreizte er die Beine und liess sich wieder auf Naos geöffnete Hose nieder. "Willst du mich, Schatz?" Nao krallte sich an Hirotos Oberschenkel. "Mhmm...", wimmerte er. Etwas oder jemand zischte hinter ihnen, aber es dauerte so lange, bis es zu Hirotos trunkenem Hirn durchdrang, dass er erst noch weitere Stösse gab. Hiroto drehte den Kopf kurz um, lächelte bedröpelt und machte ungeniert weiter. War ihm doch egal, ob und wer da stand. Nao kriegte schon gar nichts mehr mit. "Hirotooo~!" Er stellte seine Flasche ab, zog Hiroto ungeduldig zu sich runter und presste ihre nassen Lippen aufeinander. "Hmmmm Naolein...du bist ja schon ganz hart!", murmelte Hiroto während seine Zunge immer und immer wieder in die heisse Mundhöhle fuhr. Tatsächlich spürte er die Beule Naos an seinen Hintern stossen. Aber so würde das Spiel nicht laufen. Wenn Hiroto getrunken hatte, dann wurde er immer hemmungslos und Nao...der war einfach willig. Hiroto krabbelte runter, leckte noch etwas Champagner aus dem Bauchnabel und zog mit den Zähnen die Hipster von Naos Becken. Beim Anblick schnurrte er wie eine kleine Katze und nagte an dem Glied. Nao stöhnte und wimmerte ungeniert unter ihm. "Hiro...mach!" Hiroto lachte, zog die Hosen mit einem Ruck ganz runter. Wieder setzte er sich auf den Schoss, grinste über Naos Versuche, Stösse auszuführen, die in Hiroto eindringen würden und schnappte sich den Champagner. Er trank einen grossen Schluck, beugte sich hinab und liess die prickelnde Flüssigkeit in Naos Mundhöhle fliessen. Der schluckte, verschluckte, hustete kurz. Ihm liefen feine Rinnsale die Wangen hinab und über den Hals, das Haar. Entzückt leckte Hiroto der Spur nach und fing die kleinen Tropfen auf. Naos Griff in den Haaren wurde stärker und er blickte Hiroto hart an. "Wenn ich schon nicht darf, dann fick halt du mich!", knurrte er herrisch, heiser von Alkohol und spreizte die Beine. "So gefällst du mir, kleine Schlampe...", murmelte Hiroto und küsste ihn beinah zärtlich. Hiroto seufzte leise und stieg abermals von ihm runter. Grob packte er Naos Nacken, zog ihn hoch, bis der andere sass. "Ach...wenn du grad so praktisch sitzt..." Hiroto spreizte müssig die Beine und vergrub die Hand in Naos Haaren. Dieser wusste genau, was dies hiess und bückte sich auch sofort willig, verschlang Hirotos Glied ganz mit dem Mund. Hiroto war klein, wurde liebevoll von allen Pon genannt und überhaupt wirkte er unschuldig. Das hiess aber noch lange nicht, dass dies auch zu traf auf den Bereich unter der Gürtellinie, wie Nao nur zu gut wusste. Hiroto war gross und es hatte Übung gebraucht, bis er ihn ganz in den Mund hatte nehmen können, wie er es jetzt tat. Aber es war doch immer wieder eine süsse Erfahrung. Hiroto liess sich eine Minute lang einen Blow Job geben, von Naos geschicktem Mund und zog ihn dann weg. "Dreh dich um, schön brav auf allen Vieren!" Nao kam der Bitte nach und spreizte die Beine, so gut er konnte. Hiroto lachte, trank nochmals vom Champagner und liess ihn aus seinem Mund Naos Spalt hinab fliessen und tropfen. Naos Stöhnen war bestimmt noch auf dem Gang zu hören. „Tora das ist nicht fair!“, wimmerte Saga und drückte sich an seinen Bandkollegen. Tora umarmte ihn. „Was denn?“, fragte er mit seiner tiefen, gleichgültigen Stimme. Er kannte die Reaktion von Saga schon lange. Wenn der Bassist betrunken war, gab es zwei Möglichkeiten. Entweder er machte Striptease oder er heulte sich wegen irgendetwas Belanglosem die Seele aus dem Leib. Bei beidem war Tora Zuschauer, einmal erregter, einmal tröstender. „Es war abgemacht, dass ich mit Uruha schlafen darf, wenn wir GazettE überbieten!“ Heisse Krokodilstränen liefen über Sagas Wangen in Toras dunkles Haar. „Und jetzt darf ich nicht! Das ist so unfair.“ „Hmmmm…“ Tora dachte nach. „Uruha hat schon lange nicht mehr mit jemanden von uns geschlafen. Auch nicht mit anderen der PSC.“ Saga blinzelte. „Hä, wieso meinst du?“ „Ich glaube…Uruha hat sich verliebt.“ Tora schmunzelte leicht, als Saga sich abrupt aufsetzte. „Verliebt?! Der Gott auf zwei Beinen hat sich in mich verliebt?“ „Äh Saga…“ Tora konnte die Herzchen in Sagas Augen förmlich sehen. „Die Schenkel sollen endlich mir gehören?! Aber wieso hat er mir das nicht gleich gesagt?!“, schrie Saga entzückt. „Saga! Du Dumpfbacke! Nicht in dich!“ Tora zog ihn wieder runter. „Was?! Aber in wen dann? Es steht doch gar niemand in Konkurrenz zu mir!“ Tora grummelte. „Ich glaube, in jemanden aus seiner Band.“ „Waaas?! In jemanden aus seiner…red keinen Quatsch…in Kai etwa?!“ Saga lachte spöttisch auf, hielt aber inne. Doch nicht in Kai! Ihr Gitarrist zuckte die Achseln. „Weiss ich doch nicht.“ Darauf blieb es kurz still. „Toooraaa wir haben schon seit Ewigkeiten nicht mehr miteinander geschlafen! Bestimmt fünf Monate!“ „Oder eher fünf Stunden, heute Mittag in der Toilette im zweiten Stock.“, brummte Tora zurück. „Fühlt sich an wie fünf Jahre!“ Saga glubschte ihn an. Tora betrachtete Sagas nackte Brust, die immer noch von seinen Zähnen gezeichnet war. Saga grinste und spreizte die Beine, öffnete seine Hose. „Wenigstens deinen göttlichen Mund!“ Ohne zu murren rutschte Tora an ihm runter, nahm Sagas Glied aus der Hose und leckte die Eichel ab. „Shou! Wach auf, kleiner Spanner!“ Besagter drehte sich auf dem Sofa um und schien schon wieder halb wach. Er lag auf dem Rücken und versuchte den Rest aus dem Champagnerglas zu trinken. Natürlich klappte das physikalisch auf dem Kopf nicht und Shou schüttete sich den ganzen Inhalt übers Gesicht. Prustend drehte er sich auf den Bauch, rieb sich kichernd über die Wangen und blinzelte sie wach und erregt an. Unbeirrt machte Tora weiter, nahm gar keine Notiz von ihrem Zuschauer, während er Sagas Länge beleckte. Saga lag mit gespreizten Beinen da und blickte Shou an, dessen Hand in die eigene Hose gewandert war. „Tora, wieso hast du denn noch so viel an?“, kicherte er, während er an sich rieb. „Genau Tora!“, lachte Saga leise. Tora blickte hoch und biss strafend in Sagas Hoden. Ein Stöhnen war die Antwort. Das war das Dumme an Saga: Man konnte ihn nie bestrafen, weil der Typ auch noch drauf stand, wenn man ihn biss oder schlug. Wie auf Stichwort hielt Saga ihm seinen entblössten Hintern hin. "Hiro, fick mich bitte, fick mich endlich!" Nicht zu willig Schätzchen, du verdirbst mir den Spass!", brummte Hiroto und trank nochmals. Er blickte die Flasche an, mit einem Geistesblitz und lächelte. Dann schob er den Flaschenhals langsam in Naos Schliessmuskel. Nao schrie auf. Hiroto lächelte. In Nao hatte er das perfekte Sexopfer gefunden. Wer glaubte, nur Saga hätte was auf dem Kasten im Bett, der täuschte sich gewaltig. Hiroto kippte die Flasche und etwas vom Champagner lief in den Drummer, der ergeben den Hintern noch höher streckte. "Willst du mich mit einer Flasche ficken?", fragte Nao, mit leiser und vor Erregung zitternder Stimme. "Willst du nicht viel lieber deinen harten, heissen Schwanz in mir versenken, nass von Champagner und dich immer wieder hinein rammen, bis ich vergesse, wie betrunken wir sind?" Hiroto blickte in Naos tiefschwarze Augen, da dieser den Kopf zu ihm gedreht hatte. Er schnappte kurz nach Luft. "Du kleines Luder!", keuchte er. "Sei still oder ich lass dich gleich nochmals meinen Schwanz lutschen!" Nao wimmerte folgsam und stiess gegen den Flaschenhals. "Du bist wieder so gierig, Honey~", murmelte Hiroto amüsiert und entzog die Flasche. Nao war nicht nur feucht, sondern richtig nass und tropfte auf den Teppich. Hiroto lächelte und trank den Rest auch noch aus der Flasche. Darauf leckte er genüsslich, was aus Nao raustropfte, aber sein Glied pochte ungeduldig und schliesslich gab er seufzend nach. Mit einem Ruck versenkte er sich in Nao und stöhnte lustvoll auf. Er bemerkte kaum, wie Nao sich lustgebeutelt in den Teppich krallte und sich einfach von Hiroto nehmen liess, schnell und hart. Immer und immer wieder, denn Hiroto hatte genug Energie und Saft für eine ganze Orgie. Und Nao war es Recht, denn auch er kam oft genug, bis man auf dem Teppich die Champagnerflecken nicht mehr von den Ejakulationsflecken unterscheiden konnte. Irgendwann kicherte Hiroto nur noch und setzte sich hin. Nao lag halb, kniete halb da, zitterte am ganzen Körper vor Erschöpfung und Befriedigung. "Du leckst!", kicherte Hiroto abermals und blickte sich gedankenverloren um. Er erblickte den Champagnerkorken und grinste schmutzig. „Da hab ich was dagegen!“ Hiroto drehte den Korken, spreizte Naos feuchte Backen und schob ihn in Naos geweiteten Muskelring. "Damit du noch lange im Genuss von Champagner und mir bist!", hauchte er, zog Nao an sich und fiel mit ihm zu Boden. Dann mussten sie eingeschlafen sein. Nao kniete sich langsam und vorsichtig hin. So sollte es gehen. Und jetzt? Zur Tür robben? Nein, da waren die anderen drei im Weg. Und überhaupt, wo waren seine Klamotten? "Nao...?", fragte eine schwache Stimme hinter ihm. Nao verharrte zum zweiten Mal an diesem Morgen geschockt und drehte langsam den Kopf. Hiroto war aufgewacht und rieb sich die Augen aus. "Hmm..." Er sah ihn trübe an und plötzlich öffnete sich sein Mund. "Was tust du denn da?!", fragte er entsetzt und blickte Nao mit solch kindlicher Naivität an, dass dieser am liebsten frustriert aufgestöhnt hätte. „Oh Gott, Nao! Tut das nicht weh?!“ Kapitel 8: Absinthe ------------------- Absinth wird nicht pur getrunken, sondern mit Wasser verdünnt. Die verschiedenen Trinkrituale, die sich rund um den Absinth entwickelt haben, werden Schweizer Trinkweise, Tschechisches oder Feuerritual und Französisches Trinkritual genannt. Ihnen allen ist eigen, dass der Absinth im Verhältnis zwischen 1:1 bis 1:5 mit Eiswasser vermischt wird. Das Feuerritual, auch tschechische Trinkweise genannt, wurde in den 1990er Jahren von tschechischen Absinthproduzenten entwickelt, um den Genuss des Getränks attraktiver zu machen. Dazu werden ein bis zwei mit Absinth getränkte Würfelzucker auf einen Absinthlöffel gelegt und angezündet. Sobald der Zucker karamellisiert und Blasen wirft, werden die Flammen gelöscht und der Zucker erst dann in den Absinth gegeben. Geraten noch brennende Zuckerstücke in das Glas, besteht die Gefahr, dass sich der darin befindliche Absinth entzündet. Aoi drückte die Klingel. Ruki stand neben ihm und tappte mit dem Fuss ungeduldig, weil Reita mal wieder eine Ewigkeit brauchte, um zu öffnen. „Was schenkst du ihm?“, fragte der Kleinere. Aoi schmunzelte unbestimmt und blieb eine Antwort schuldig. „Du?“ Ruki hob die Augenbraue und sah ihn prüfend an, aber da ging auch schon die Tür auf. „Leute, endlich! Wir sind schon am Verdursten!“, blaffte Reita, grinste sein schiefes Reita-Grinsen und stützte sich am Türrahmen ab. Sein Blick wanderte Aois Arm runter zu den Getränken. „Sollte ja reichen…wo ist die Überraschung, von der du gesprochen hast, Rukilein?“ Ruki knurrte. „Nenn mich noch einmal so und ich überlegs mir!“ „Na, das Kätzchen ist heute nicht in Stimmung.“ Reita machte ihnen mit einem Grinsen Platz. Ruki drängte sich sofort an ihm vorbei und Aoi folgte ihm. Ruki verkrümelte sich gleich mit Reita in die Küche, um den Rest vorzubereiten und Aoi setzte sich zu Kai und Uruha ins Wohnzimmer. Der Blonde sass apathisch auf der Couch und Kai schien froh zu sein, gesprächigere Gesellschaft zu bekommen. „Aoi!“ Er lächelte. Aoi nickte kurz und liess sich im Schneidersitz nieder. „Duu Aoi…“ „Hmmmh?“ „Also…wegen heute Morgen…“ Aoi runzelte die Stirn. „Heute Morgen…? Ach so! Alice Nine“, Aoi grinste süffisant. „Die Orgienband, ja was ist damit?“ Aoi wusste schon genau, auf was Kai hinaus wollte, aber er wollte ihn etwas foppen. „Hmmm ja also…wir haben ja nur…Nao und Hiroto gesehen.“ Aoi nickte auf Kais wartenden Blick. „Also…glaubst du…“ Kai holte Luft. „Dass…also Saga auch was mit…also…“ Aoi seufzte. „Kai, wieso sagst du Saga nicht einfach, dass du auf ihn stehst, hmm?“ Kai wurde etwas rot. „Weil…na weil er dann denkt, er kann mich einfach haben! So wie er immer alle anderen haben kann!“ Aoi blinzelte verdutzt und lachte dann. „Ah verstehe…du machst dir Sorgen um die Männer, die er vorher hatte, nicht wahr?“ Die Antwort war ein Brummen, ein Abwenden des Blickes und ein knappes Nicken. „Saga hat schon mit hunderten Männern geschlafen…ich hab keine Lust seine Nummer 321 zu sein…“ Der Gitarrist legte den Kopf schief. „Bist du denn einfach eine Nummer…?“ „Klar! Für Saga sind doch alle irgendwie Nummern…Uruha ist die Nummer 75…hat er mir mal gesagt.“ Kai liess den Kopf hängen, während Aoi mit gehobenen Augenbrauen zu Uruha blickte, der gar nicht zuhörte. „Hmm. Schön…ich meine nicht schön aber…wenn er dich lieben würde…meinst du nicht, dass du dann etwas Besonderes wärst? Also die Nummer 1?“ „Ja…meinst du…“ Kai sah ihn mit grossen Augen an. „Ja, aber er liebt mich ja nicht!“ Aoi seufzte schwer. „Wer weiss, wenn…“ „Wer hat Lust was Neues auszuprobieren?“ Ruki kam fett grinsend rein. Aoi und Kai unterbrachen ihre Unterhaltung mit einem aufmunternden Blick auf der einen Seite und einem leichten Nicken auf der anderen. „Was hast du da?“, fragte Uruha nun wacher. Ruki setzte sich. „Absinth! Sehr verbreitet in Europa.“ Aoi rümpfte die Nase, Reita setzte sich zufrieden hin. „Absinth? Was ist das? Und was hast du da alles dabei?“ Kai krabbelte näher und betrachtete die Zuckerstücke, die Streichhölzer, das Wasser, ein komisch gebogener Löffel und spezielle Gläser. „Wir zeigens dir Kai!“, meinte Ruki grinsend und liess Reita etwas von der blassen Flüssigkeit in das Glas leeren. „Und jetzt mit Wasser verdünnen!“ Ruki gab den doppelten Anteil an Wasser hinzu und schwenkte das Glas leicht. „Hmmm, das sollte reichen!“ „Ruki, weisst du auch, was du da tust?“, fragte Aoi zweifelnd. Uruha sass daneben und griff sich die Zuckerwürfel. „Für was sind die da?“ „Keine Sorge Aoi! Ich weiss immer, was ich tue!“ Ruki reichte Uruha den Absinth. „Da Schätzchen!“ Uruha runzelte die Stirn. „Ja, was? Träufle den Absinth über die Zuckerwürfel!“ Der Leadgitarrist sah Ruki an, als wäre er übergeschnappt. Unvermittelt grinste er aber und tat wie ihm geheissen, auch wenn er dabei ein Teil über den Teppich schüttete. Aoi schüttelte den Kopf. „Ihr habt vielleicht Ideen…“ Er musterte den Löffel. Feine Rillen durchzogen ihn. Für was war der gedacht und was konnte man damit noch alles anstellen…? „Das reicht!“ Reita nahm Uruha die Würfel ab, legte sie auf den Löffel, den er Aoi entrissen hatte und positionierte den Löffel auf dem Glas. „Ruki reich mir mal die…“ Ruki legte die Streichhölzer bereits in Reitas Hand. „Danke…“, murmelte er und entzündete eines. Die kleine Flamme flackerte schüchtern in ihrem Kreise und erhellte erst nach und nach ihre Gesichter. Reita schwenkte das Feuerchen unter den Augen aller auf die Süssstoffquadrate und sie fingen rote Flammen. Mit einem zufriedenen Grinsen pustete Reita das Streichholz aus. Das Feuer leckte am Würfel und verschlang sie kurz ganz, bis sich die ersten Blasen bildeten und es überall nach Karamell roch. Ruki griff sich das Wasser und goss es darüber, während Reita schon den Löffel wegzog. Der zweite noch brennende Würfel fiel in die grün verfärbte Flüssigkeit und plötzlich schossen Flammen aus dem ganzen Glas. „Wow!“ Aoi sprang als Erster auf. „Ruki! Was zum Teufel?!“ Uruha war der Nächste, der zurück sprang und sich in Sicherheit brachte. „Ah Scheisse!“ Reita verbrannte sich die Finger und als er rückwärts wich, stiess er das Glas um, der Inhalt übergoss sich auf den Teppich und auch dieser hiess das Feuer willkommen. „Ahhh! Reita! Den Feuerlöscher! SCHNELL!“, schrie Ruki und fuchtelte wild rum. Kai hatte sich schon auf die Couch zurückgezogen. „Oh! Der Vorhang! Uruha, der Vorhang fängt gleich Feuer!“, jammerte er und zeigte auf das Stück Stoff in der Nähe von Uruha. Der Gitarrist packte die Längen und hob sie über einen nahen Stuhl. „Uruha!“ Aoi zog den Blonden weg, bevor seine Füsse auch noch Opfer der Flammen wurden. „Reita, verdammt, wo bleibt der Feuerlöscher?!“ „Ich bin ja schon da!“ Ein lautes Zischen und weisser Schaum sprühte über den roten Teppich, bis nirgends mehr Feuer züngelte. Aoi seufzte erleichtert auf. „Ein Glück! Bevor der…oh!“ Er starrte Ruki an, dessen Beine bis zu den Knien im Schaum steckten. Aoi presste sich die Hand auf den Mund. „Oh…gott…“ Er prustete los. Ruki blickte bestürzt auf den Teppich und seine Hosen. “Mann Reita! Alles futsch, kannst du denn nicht zielen, du Hornochse?!“ Er schob die Unterlippe vor. Uruha nutzte seine langen Beine, um über den weissen Schaum zu steigen. „Das erste Highlight an deinem Geburtstag!“, kommentierte er und grinste Aoi neben ihm leicht an. Eine Stunde später war Kai wieder von der Couch runter gestiegen, Ruki sass in seinen Boxershorts da, weil seine Hose im Bad trocknete und das Loch im Teppich war mit einer Decke kaschiert worden. Sie umringten ein paar Flaschen, die meisten leer und lachten in ihrer Runde. „So, Zeit für…Geschenke!“, rief Kai lachend. Er reichte Reita ein kleines, sehr sorgfältig eingepacktes Paket. Reita grinste erfreut und riss es dann auf wie ein kleiner ungeduldiger Junge. „Oh wow, Kai! Daran erinnerst du dich? Geil!“ Reita hob den Sichtkarton heraus. „Die goldenen Bassseiten!“ Er fuhr über die dicken Stränge. „Oh und was…?“ Kai lachte leicht. „Naja, ich dachte, du brauchst dann ja auch passende Plektren!“ Vier goldene und abgerundete Dreiecke lagen dabei. Jedes davon trug Reitas Namen. „Danke Kai!“ Reita umarmte den Drummer etwas unbeholfen und legte seine ersten Schätze beiseite. „Ruki!“ Der Kleine aber schüttelte den Kopf und versteckte hinter seinem Rücken das Päckchen, das aussah, als hätte es ein Hund mit zwei linken Pfoten eingepackt und danach noch als Spielzeug verwendet. „Das kriegst du erst später…am besten, wenn es niemand sieht!“ Uruha versuchte, das Geschenk zu stibitzen. „Och komm Ruki! Sei kein Spielverderber! Was hast du da drin?!“ Ruki schüttelte vehement den Kopf. Aoi schmunzelte. „Uruha du bist dran.“ Uruha seufzte und folgte. Reita nahm das zweite Päckchen entgegen. Es waren einige Alben darin und eine neue Kette von Reitas Lieblingslabel. Schliesslich war Aoi an der Reihe. Sein Karton war recht schwer. „Schenkst du mir Steine oder was?“, brummte Reita und zog ihn mühsam vor sich hin. „Wohl kaum…“, antwortete Aoi. Reita schnitt ihn auf und klappte die Deckel beiseite. „Schnaps!“ War sein erster Kommentar. „Oho…“ Er nahm die erste Flasche heraus. „Okuhida Vodka! Das lob ich mir!“ Reita lachte rau und stellte sie auf die Seite. Er nahm noch einige Liquide heraus und schliesslich die letzte Flasche. „T-Tequila?“ Der Bassist runzelte die Stirn. „Ich dachte, du weisst…dass Tequila nicht so mein Lieblingsgetränk ist…?“ „Ach, echt?“ Aoi tat überrascht. Er hatte es gewusst, selbstverständlich. Aber er blickte zu Uruha und zwinkerte ihm zu. „Dann machen wir sie doch lieber gleich auf, dann ist sie schnell weg!“, beschloss Aoi, nahm sich die Flasche und entfernte das Verschlussetikett. Reita hob die Augenbrauen. „Aoi…das ist keine gute Idee…schon vergessen…“ Er warf einen hastigen Blick zu Uruha rüber. Mit den Schultern zuckend drehte Aoi die Haube auf. „Was denn? Du hast heute schon den Teppich in Brand gesetzt…da passiert nix Schlimmeres mehr! Ruki hol die Gläser bitte!“ Ruki seufzte, zögerte, aber stand schliesslich auf. Er kehrte mit den Gläsern zurück, in die Aoi reichlich einschenkte. Sie stiessen an. „Auf Reita!“ „Der kuschelsüchtigste Machomann mit Nasentanga in ganz Japan!“, grinste Ruki, worauf er ein warnendes Knurren von Reita erntete. Uruha war der Einzige, der einen Moment zögerte. Aber dann exte er einfach das Glas. Und kippte gleich ein zweites hinterher. Mit einem Ausdruck, der zeigte, wie bedenklich er das Ganze fand, blickte Kai den Blonden an. Dieser bekam etwas glasige Augen, verlangte aber, dass nachgeschenkt wurde, was Aoi tat. Der Rhythmusgitarrist beobachtete sein Bandmitglied genauestens. Seine Wangen färbten sich ein kleines Stück rosa und Aoi wusste, Uruha wurde warm. Seine kleinen Grübchen kamen zum Vorschein, als er behutsam lächelte und er schien immer mehr durch sie hindurch zu sehen. Am dritten Glas nippte Uruha gute zehn Minuten lang. Dann war auch das leer. Reita hatte mindestens genauso viel getrunken, aber er war dem Tequila nicht erlegen. Uruha seufzte tief. Er schien höchst zufrieden, seine Lider waren halb hinunter geklappt und durch den Spalt beobachtete er müssig die anderen aus seiner Band. Schliesslich setzte er sich umständlich in den Fersensitz und nach einer weiteren Minute, die er anscheinend mit Nachdenken verbracht hatte, glitt er auf die Knie - warf Aoi einen kurzen Blick zu - und kroch rüber zu Reita. Aoi beobachtete jede kleinste Bewegung. Er wollte Uruhas Handlungen sehen, wollte Reitas Reaktionen sehen, Kais besorgten Blick, Rukis geschockten Ausdruck im Gesicht. Uruha blieb nicht vor Reita sitzen, nein, er krabbelte auf Reitas Schoss, scheinbar ohne jegliche Hemmungen und schlang die Arme um Reitas Nacken. Reita war so entsetzt und überrumpelt, dass er erst mal gar nicht reagierte, bis auf dass er Uruha so geschockt wie nur etwas anstarrte. Er sah aus wie ein Tier in der Falle, Aoi hätte fast schmunzeln müssen. Aber er wollte erst sehen, wie es weiterging. Er glaubte nicht daran, dass Reita Uruhas Gefühle erwiderte. Und Reitas Reaktion untermauerte diesen Glauben. Uruha liess sich einen weiteren Moment Zeit, so als ob der Tequila noch weiter in sein Hirn steigen müsste für den nächsten Schritt. Dann beugte er sich vor und legte ihre Lippen aufeinander. Aoi hätte wissen müssen, dass das kam, aber er war trotzdem überrascht. Doch nicht halb so sehr wie Kai, der laut aufkeuchte und Ruki, der langsam aber sicher sauer wurde. Geschweige denn Reita, der es immer noch nicht fassen konnte, was da gerade abging. Er hatte Uruha schon ausser Kontrolle erlebt, aber bisher war er noch nie einfach über jemanden von ihnen hergefallen. Eigentlich war das ein Tabu. Aoi legte sich die Hand vor den Mund, damit er nichts von sich gab. Kai grub fassungslos die Nägel in den Teppich. Seine Augen waren mindestens so gross wie die Teller auf denen er seine berühmten French Toasts servierte. Endlich überwand Reita seine Starre. Er packte Uruha an den Schultern, doch brachte es kaum über sich ihn richtig wegzustossen. Uruha klebte regelrecht an ihm fest. Reita versuchte den Kopf zu drehen, doch Uruha hatte sich in seinen Haaren vergraben und hielt sie fest. Aoi schluckte. Er sprang über den Teppich, wie im gleichen Moment auch Ruki und sie fassten sich je einen Arm von Uruha. „Uruha, lass sofort los!“, keifte Ruki und kratzte ihm den Arm auf, im Versuch ihn weg zu zerren. Uruha hatte die Augen geschlossen und nahm gar nichts mehr wahr um sich herum. Dann wurde ihm vollends schwarz vor Augen. Kapitel 9: Gin -------------- Gin ist eine vor allem in England beliebte Spirituose aus Wacholderbeeren. Er wird aus reinem, neutralem Alkohol destilliert und mit Wacholderbeeren, Koriander, Orangen- und Zitronenschalen, Lavendel, Mandeln, Zimt, Kümmel und Anis aromatisiert. Das Besondere: Gin ist - sobald er nach der Destillation auf Trinkstärke verdünnt ist - trinkfertig. Es gibt trockenen "Dry Gin" oder "London Dry Gin" und "Old Tom Gin" oder "Plymouth Gin", denen beiden Zucker zugesetzt wurde. Dry Gin darf keinen Zucker enthalten. Gin ist ein typisch englischer Drink, obwohl das Destillat aus Wacholderbeeren auf der ganzen Welt hergestellt wird. Erfunden wurde der Brand aus den kleinen blauschwarzen Beeren jedoch in Holland - ursprünglich als Medizin zur Linderung tropischer Fieberkrankheiten in den Kolonien. Kurioserweise bezeichnete man im Mittelalter primitiven schottischen Whisky, der nach England geschmuggelt wurde, auch als Gin, ehe später in gewerblichen Brennereien rund um London, echter Gin gebrannt wurde. Uruha hörte ein Piepsen. Es war gleichmässig und irgendwie mechanisch. Als er versuchte, seine Augen zu öffnen, wurde er sofort von grellem weiss geblendet. Er kniff die Augen wieder zu und stöhnte. Sein Hirn fühlte sich an wie völlig vernebelt und unter diesem Nebel lag dunkler Schmerz, der nur darauf wartete, hervorzukommen. Wo zur Hölle war er denn jetzt schon wieder? Und welche Uhrzeit hatten sie nun? Was war überhaupt für ein Tag? Uruha kämpfte seine Augen erneut auf. Es war helles Tageslicht, das im Zimmer verstreut lag. Der grösste Teil der Einrichtung war weiss, was auf etwas schliessen liess, was Uruha wirklich nicht hoffte. Er drehte den Kopf und entdeckte Aoi, der seine Hände tief in den Hosentaschen hatte und ihn anblickte. „Aoi? Bin ich bei dir?“, fragte er mit einem rauen Hals. „Nein, du bist nicht bei mir!“, fauchte Aoi. „Bin ich tot?“ „Nein, du Vollidiot! Zum Glück nicht!“ Uruha versuchte, sich aufzusetzen, aber er rutschte lediglich etwas höher. „Was….?“ Uruha fasste sich an die Stirn. „Was passiert ist? Das kann ich dir sagen, du Hohlbirne! Ruki ist übrigens stinksauer auf dich! Du hast dich nach dem Tequila auf Reita gestürzt und ihn abgeknutscht! Erinnerst du dich?“ Uruha blinzelte, um ein scharfes Bild zu bekommen. „Jaaa…ich…ich erinnere mich…“ „Wie schön! Nachdem du dich über ihn hergemacht hast, war Reita so perplex, dass er es nicht mal schaffte, dich wegzustossen, da du dich ja an ihm verkrallt hattest, als würdest du ertrinken! Ruki und ich mussten dich daraufhin von ihm weg zerren. Kai ist noch immer so geschockt, dass er kaum ein Wort gesagt hat seither. Du warst total zu!“ „Aoi, jetzt mal halblang, wer hat denn Tequila mitgebracht, hä?“ „Ja, ich gebs ja zu! Aber ich konnte ja nicht wissen, dass du vorher schon getrunken hattest, du Depp!“, schrie Aoi ihn ungehemmt an. „Du hattest eine Alkoholvergiftung! Wie viel hast du vorher getrunken, hm?“ Uruha blinzelte. „Ich…weiss nich…“, sagte er kleinlaut und knetete die Decke zwischen seinen Fingern. „Das MUSS aufhören! Hörst du?!“ Aoi stapfte vor ihm auf und ab. Er war ausser sich vor Wut. „Nachdem wir dich endlich von Reita runter gezerrt hatten, machte uns Ruki eine Riesenszene, denn wie sich heraus stellte, haben die zwei schon eine ganze Weile ein Verhältnis!“ „Ruki und Reita haben ein Verhältnis?“, fragte Uruha überrascht. „JA! Aber das scheint dich lediglich zu überraschen, nicht zu schocken oder gar traurig zu machen! An deiner Geschichte ist doch etwas verdammt falsch, Uruha! Das stinkt ja zum Himmel!“ Aoi fletschte die Zähne. Uruha schluckte. „Du bist gar nicht in Reita verliebt, hab ich Recht?!“ „Warum hätte ich ihn denn sonst küssen sollen?“, fragte Uruha zurück und strich die Decke wieder glatt. „Keine Ahnung! Vielleicht weil ich es von dir erwartet habe!“ Aoi raufte sich die Haare. „Ich muss…“ Er drückte mit den Fingern auf seiner Lippe herum. „Tut mir Leid, ich muss einfach…kurz…“ Er drehte sich um und verliess das Krankenzimmer. Aoi durchquerte den Gang und suchte sich einen einsamen Raum. Es sah aus, als würde man hier Medikamente und andere Utensilien aufbewahren. Er knirschte mit den Zähnen und schlug die Faust gegen die Wand. Er war so wütend auf Uruha, so unglaublich wütend war er noch nie gewesen! Was gestern gelaufen war, das hatte alle Grenzen gesprengt, jetzt war er wirklich zu weit gegangen. „Uruha, lass sofort Reita los oder ich brech dir sämtliche Finger!“, rief Ruki ungehalten und stiess Uruha unsanft auf den Boden. Reita wischte sich immer noch ungläubig über den Mund. Aoi half Uruha wieder auf. Sein Blick war so vernebelt, dass Aoi schon fürchtete, er bekäme gar nichts mehr mit. In ein paar Stunden würde er auch erfahren, dass es genau so war. Doch noch schien Uruha halbwegs anwesend. Ruki schien Gift und Galle spucken zu wollen. „Vergreif dich nicht noch einmal an meinem Reita!“, fauchte er. „Ruki…“, sagte Reita leise und warnend. Ihr Sänger vergass nämlich oft erst nachzudenken, bevor er sprach, wenn er so wütend war. „Deinem Reita?“, fragte Aoi und hob eine Augenbraue. „Ja!“ Ruki legte seine Hand auf Reitas Oberschenkel. Kai war offensichtlich überfordert. „Was hat das alles zu bedeuten? Uruha…erst knutscht du mit Aoi, okay, war nur ein Spiel, aber trotzdem…und jetzt mit Reita?“ Ruki stand auf und zog Reita hoch. „Ist mir scheissegal, was mit Uruha los ist! Er trinkt zu viel und verträgt es nicht! Wird Zeit, dass du gehst!“ Uruha zuckte zusammen. Aoi half ihm, ganz aufzustehen, denn der Blonde schwankte merklich. „Was läuft hier eigentlich?“, fragte nun auch der Schwarzhaarige. „Ich sag dir, was hier läuft! Uruha ist ein Trinker und notgeil! Aber er wird sich nicht an Reita vergreifen, da reisst mir der Geduldsfaden! Reita gehört mir, wir sind nämlich zusammen!“ Kai rang nach Luft. „Aber wir haben ein Tabu, das besagt, dass…“ „Bah! Ist mir doch egal, Kai! Wir haben uns nun mal verliebt, halt diese Rede Uruha!“ „Ihr seid zusammen? Wie lange schon?“, fragte Aoi nach, während er Uruhas Arm um seine Schultern legte, damit er stehen blieb. „Ein paar Monate.“, sagte Reita, der sich das Ende seines Geburtstages anders vorgestellt hatte. „Gratuliere. Ich bring dann mal Uruha nach Hause. Sorry, dass ich den Tequila mitgebracht hatte. War nicht so geplant.“, erklärte Aoi kurz angebunden. Einer musste ja vernünftig bleiben. Kai rang noch um Beherrschung, da schleppte Aoi sein Bandmitglied schon aus der Wohnungstür. Kaum war die Tür geschlossen und der Rhythmusgitarrist versuchte, ihnen in die Jacken zu helfen, da kippte Uruha auf die Seite. Zum Glück fiel er noch halb gegen die Wand, somit konnte Aoi ihn rechtzeitig davon abhalten, unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. „Uruha?!“ Doch der Blonde reagierte gar nicht mehr, starrte nur noch durch ihn hindurch und als er endgültig das Bewusstsein verlor und Aoi ihn nicht mehr wach bekam, rief er kurzerhand einen Krankenwagen. Er hätte verdammt nochmal wissen sollen, dass es so weit kam! Früher oder später hatte Uruhas Alkoholkonsum, der in letzter Zeit so bedrohlich angestiegen war, ja zu einer ernsthaften Bedrohung führen müssen. Jetzt lag sein Partner im Krankenhaus, hatte den Magen ausgepumpt bekommen, war so weiss, dass er den Spitalwänden Konkurrenz machte und hatte sich Ärger mit der gesamten Band eingehandelt! Aoi hätte ihn stoppen müssen. Er hatte davon gewusst, Uruha war zu ihm gekommen, hatte sich ihm anvertraut! Warum – verdammt noch mal – hatte er ihn nicht aufgehalten?! Ihm nicht ernsthaft geholfen?! Aoi kratzte sich wütend über die Arme und biss die Zähne fest zusammen. Er war so wütend auf Uruha und so wütend auf sich selbst. Er wusste gar nicht, wen er gerade mehr hasste. Und Ruki hatte sich ebenso unmöglich benommen! Er und Reita hätten ihnen längst gestehen können, dass sie was miteinander hatten, dann wäre es vielleicht auch nicht so weit gekommen, weil sich Uruha gar nicht erst Hoffnungen gemacht hätte! Mit einem ermatteten Seufzen liess sich Aoi an die Wand sinken und verharrte dort, versuchte seine Gedanken in eine Ordnung zu bringen und seine Wut hinunter zu kämpfen. Uruha knetete weiter unruhig seine Decke, als die Tür aufging. Er sah hoffnungsvoll auf, aber es war nicht Aoi. Eine Schwester kam rein und lächelte ihn breit an. Einem geübten Auge wäre sofort aufgefallen, dass sie wohl Gefallen an dem hübschen Blonden hatte, doch Uruha bemerkte davon nichts. Sie kam an sein Bett und überprüfte die Salzlösung, die an seinem Arm angeschlossen war. „Junge, du hattest mächtigen Durst gestern, was!“, scherzte sie und lächelte wieder breit, womit sie dem Gitarristen eine Reihe strahlend weisser Zähne präsentierte. „Man könnte meinen, du hättest so ein Beutel an deine Vene angeschlossen, der mit purem Gin gefüllt war! Den Unterschied würde man jedenfalls kaum sehen!“ Uruha nickte nur schwach und blickte an ihr vorbei zur geschlossenen Tür. „Was war denn der Anlass?“ „Äh was?“ „Na, der Anlass! Nur so trinkt man doch nicht so viel! Deine Leber zeigt jedenfalls keine Anzeichen dafür, dass du ein gewohnheitsmässiger Trinker bist. Obwohl es leichte Zeichen dafür gibt, dass du vielleicht einer am Werden bist!“ Uruha blinzelte sie an und strich sich eine Strähne aus der Stirn. „Ich…ich bin…“ „…verliebt?“, beendete sie den Satz lächelnd, auch wenn sie etwas enttäuscht war. „Bis über beide Ohren!“, gestand Uruha und wurde fast rot dabei. „Unglücklich wohl, was?“ Uruha nickte und seufzte leise. Er warf einen Kontrollblick zur Tür. Sie drehte sich zur Tür um und blickte Uruha wieder an, als niemand reinkam. „Erwartest du sie?“ „Ihn.“, korrigierte Uruha sie, ohne nachzudenken. „Oh!“ Sie war eine Sekunde überrascht, doch nach einer nochmaligen Musterung dachte sie, dass ihr das eigentlich gleich hätte auffallen müssen. „Also wartest du auf ihn? Wer ist er?“ Uruha holte Luft. „Phu…das zu erklären…“ Er lächelte etwas schwach. „Wie viel Zeit haben Sie?“ Sie musste lachen. „Wie lange kennst du ihn denn schon?“ „Seit…einer halben Ewigkeit…seit wir die Band gegründet haben, also schon …seit mein richtiges Leben angefangen hat.“ „Ah und…ist er auch…“ Sie wedelte unbeholfen mit der Hand. „…schwul?“ Uruha lächelte. „Ja, ich…denke schon. Allerdings…“ Er zögerte. „Ist er vergeben?“ Uruha öffnete den Mund, doch leider öffnete sich zur gleichen Zeit auch die Tür. Die Schwester drehte sich um und rutschte vom Bett, als sie Aois fragenden Blick sah. Sie räusperte sich verlegen und verliess das Zimmer. Aoi liess sie vorbei, auch wenn er ihr einen unfreundlichen Blick zuwarf und schloss die Tür. „Hast du dich nett unterhalten?“, fragte er bissig. „Aoi!“ Uruha hielt wieder inne, weil er nicht genau wusste, was sagen. Wenn Aoi so drauf war, liess er sich sowieso kaum beruhigen. Schliesslich entschied er sich für ein: „Es tut mir leid.“ „Ja, das sollte es auch!“, erwiderte Aoi. Soviel dazu, dass er ruhig hatte zurück kommen wollen. „Uruha du hast echt Mist gebaut! Du bist zu weit gegangen! Wenn ich dich nicht ins Krankenhaus gebracht hätte, wer weiss, was dann passiert wäre! Wenn du allein zu Hause gewesen wärst…niemand gesehen hätte, wie du zusammen briechst und niemand dir hätte helfen können…“ Seine Stimme brach und Uruha sah plötzlich, dass Aoi einfach ausser sich vor Sorge war. Was er durchlebt haben musste, als Uruha einfach zusammen klappte und nicht mehr aufwachte. „Du musst aufhören zu trinken! Kein Tequila mehr! Kein Absinth, Wein, Gin, nicht einmal Bier! Jetzt ist Schluss! Und wenn du das alleine nicht kannst, dann wirst du so lange bei mir wohnen, bis du damit aufgehört hast. Wen du auch immer liebst… falls es doch Reita ist, dann vergiss es, so hart das auch ist.“ Uruha schluckte. „Ich soll bei dir wohnen?“ „Ja, wenn das nötig ist, klar, auf jeden Fall!“, sagte Aoi. „Ich bin unglaublich sauer auf dich, dass du dich selbst diesem Risiko ausgesetzt hast! Dass du dich gefährdet hast, deine Freunde, die Band, alles! Nur wegen einer unglücklichen Liebe, Herrgott nochmal! Reiss dich zusammen, du bist doch sonst immer unantastbar und stark!“ Aoi schüttelte den Kopf. „Muss ja ein toller Typ sein, für den du dich so gehen lässt!“ Uruha blickte ihn an. „Das ist er auch.“ „Fein! Aber es reicht jetzt trotzdem! Und wenn ich den Typ in die Finger bekomme, dann wird er noch was erleben, dafür so blind zu sein!“ Aoi lief wieder vor Uruhas Bett auf und ab. „Morgen darfst du raus, dann hol ich dich ab. Ruki will dich erst mal nicht sehen, mit den zwei musst du also nicht rechnen! Aber vielleicht kommt Kai ja noch vorbei.“ „Aoi, was hast du mit deiner Hand gemacht?“ Aoi sah sich seine Hand an, seine Knöchel waren aufgeschürft. „Ach nichts!“ Er hatte vor Wut gar keinen Schmerz gespürt, als er an der Wand Dampf abgelassen hatte. „Aoi…?“ „Ja?“ „Ich hör auf…“, versprach Uruha leise. Aoi musste lächeln. „Das wollte ich hören.“ Er beugte sich vor und küsste Uruha sanft auf die Stirn. „Bis morgen. Und iss den Milchreis!“ Kapitel 10: Cough syrup ----------------------- HUSTENSAFT Lesen Sie die gesamte Packungsbeilage sorgfältig durch, denn sie enthält wichtige Informationen für Sie! Dieses Arzneimittel ist ohne Verschreibung erhältlich. Um einen bestmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen, muss Hustensaft jedoch vorschriftsmäßig angewendet werden. - Heben Sie die Packungsbeilage auf. Vielleicht möchten Sie diese später nochmals lesen. - Fragen Sie Ihren Saga, wenn Sie weitere Informationen oder einen Rat benötigen. - Wenn eine der aufgeführten Nebenwirkungen Sie erheblich beeinträchtigt oder Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation angegeben sind, informieren Sie bitte Ihren Aoi oder Apotheker. WAS IST HUSTENSAFT UND WOFÜR WIRD ES ANGEWENDET? Hustensaft wird angewendet bei Erkältungskrankheiten der Atemwege und zur Besserung der Beschwerden bei chronischen Tequilagelüsten. Bei länger anhaltenden Beschwerden oder beim Auftreten von Atemnot, fiebrige und erregte Körperzustände wie auch bei erhöhtem Blutdruck sollte umgehend ein Aoi aufgesucht werden. WAS MÜSSEN SIE VOR DER EINNAHME VON HUSTENSAFT BEACHTEN? Hustensaft darf nicht eingenommen werden - wenn Sie überempfindlich (allergisch) gegen Alkohol oder einen der sonstigen Bestandteile von Hustensaft sind, - bei akutem Nicht-Mangel von alkoholhaltigen Flüssigkeiten und/oder fleischlichen Gelüsten - Geringfügige Einschränkungen der körpereigenen Geräten. WIE IST HUSTENSAFT EINZUNEHMEN? Es kann oral, wie auch anal eingenommen werden. Nehmen Sie Hustensaft immer genau nach der Anweisung ihres Aois oder besser, mit seiner Hilfe ein. Falls vom Arzt nicht anders verordnet, ist die übliche Dosis: für Erwachsene und Sagas über 10 Jahren: 3-mal täglich je 5 ml Hustensaft; für Takerus von 4 – 10 Jahren: 4-mal täglich je 2,5 ml Hustensaft; für Hirotos von 1 – 4 Jahren: 3-mal täglich je 2,5 ml Hustensaft; für Keiyus von 0 – 1 Jahr: 1-mal täglich je 2,5 ml Hustensaft. Nehmen Sie den Hustensaft bitte unverdünnt ein, und trinken Sie ausreichend Flüssigkeit nach (vorzugsweise Spirituosen). Zur genauen Dosierung liegt der Packung eine Dosierspritze mit aufgedruckter Messskala bei. Hinweise zur Anwendung der Dosierspritze: 1. Stecken Sie die Dosierspritze in die Öffnung, und drücken Sie sie nach unten, bis sie fest sitzt. Der Spritzenkolben soll dabei bis zum Anschlag im Loch stecken. 2. Stimulieren Sie den Teil um die Öffnung, und ziehen Sie mit der Dosierspritze langsam die Flüssigkeit auf, indem Sie den Spritzenkolben bis zur gewünschten Markierung herausziehen. 3. Ziehen Sie die Spritze durch behutsames Drehen aus dem Gang. Verschließen Sie die Öffnung wieder nach Entnahme, vorzugsweise mit einem Pfropf. 4. Verabreichen Sie den Hustensaft direkt mit der Spritze. 5. Ziehen Sie nach der Anwendung den Kolben aus dem Spritzenzylinder, reinigen die Teile mit warmem Wasser und trocknen Sie die Spritze anschließend. Wenn Sie eine größere Menge Hustensaft eingenommen haben, als Sie sollten: Wenn Sie versehentlich einmal eine oder zwei Einzeldosen mehr als vorgesehen eingenommen haben,so hat dies in der Regel keine nachteiligen Folgen. Die Einnahme von deutlich darüber hinausgehenden Mengen könnte jedoch Erregtheit, Schwindel und eine gesteigerte Libido hervorrufen. WIE IST HUSTENSAFT AUFZUBEWAHREN? Arzneimittel für Hiro-Pons, notgeile Sagas und rachsüchtige Rukis unzugänglich aufbewahren. Was Hustensaft enthält: Der Wirkstoff ist: Kokablätter-Auszug. 100 ml Sirup enthalten: 0,8 g Auszug aus Kokablättern in einem Verhältnis von Droge zu Extrakt wie (2,2 – 2,9 : 1). Das Auszugsmittel ist Ethanol 50 % – hier ist das Etikett zu Ende weil es Hiroto im Suf weggerissen und an Nao verfüttert hat - “Fühl dich wie zuhause!” Aoi stiess seine Wohnungstür auf und liess Uruha vor gehen. Er schleppte ihm die Tasche nach, die er für die paar Tage brauchen würde, die er sicherlich hier verbrachte. „Aber das hast du ja die letzten Abende eh getan!“ Aoi lachte rau, während sich Uruha am Hinterkopf kratzte. Schuldbewusst, wie gute Freunde wussten. Uruha sah sich gewohnheitsmässig um, obwohl er ganz genau wusste, wo alles stand. Die einladende Couch auf der Aoi geschlafen hatte, weil sich Uruha betrunken hatte und Uruha geschlafen hatte, ebenfalls weil er betrunken gewesen war. Die vielen Bilder auf der Kommode verstreut. Familienbilder, Bilder von Freunden und immer wieder welche von der Band. Gestellte, ebenso wie Schnappschüsse. Uruha nahm das Bild in die Hand, das er am meisten mochte. Es zeigte nur sie zwei. Natürlich ein Schnappschuss von Kai, sie hatten damit gar nicht gerechnet. Leider war mit dem Auslösen des Blitzes auch gleich der intime Moment zerstört gewesen, dafür aber war er nun für immer auf Fotopapier gebannt. Aoi ächzte hinter ihm. „Himmel, Uruha! Willst du gleich hier einziehen?” Uruha drehte sich um, sah durch die Schlafzimmertür, wie Aoi die Tasche aufs Bett wuchtete. „Ist das ein Angebot?“, fragte Uruha süffisant. Aoi zog eine Fratze, was hiess, dass Uruha ihn nicht veralbern sollte und lief am Blonden vorbei in die Küche. Uruha blickte ihm hinterher und seufzte leise. Er hätte da nichts dagegen. Jedenfalls würde er dann ganz sicher nie mehr eine Tequilaflasche anrühren! Er stellte das Bild wieder ab und folgte Aoi in die Küche. „Also die Ärzte haben dich nur unter der Bedingung gehen lassen, dass du überwacht wirst, sprich, keinen Tropfen Alkohol mehr anrührst! Dafür hab ich schon allen Alkohol aus der Wohnung entfernt, sogar den Sake hab ich Reita mitgegeben!“ „Reita?“, fragte Uruha und beobachtete Aoi dabei, wie er Zutaten in eine Schüssel gab und einen Teig daraus knetete. „Ja, er hat versprochen, alles zu sich zu nehmen. Ruki ist immer noch sauer, aber wir haben ihn damit beruhigt, dass du absolut nicht zurechnungsfähig warst. Und seit er gehört hat, dass man dir den Magen auspumpen musste, macht er sich eigentlich vor allem Sorgen. Nicht, dass unser kleiner Giftzwerg das zugeben würde, aber…“ „So ist Ruki halt.“, sagte Uruha leise. „Genau! Desweiteren sollst du erst vorsichtig essen! Nur Gedünstetes…Püree und solche Sachen. Und verzieh nicht den Mund, das hast du dir selbst eingebrockt!“ Uruha hörte auf eine Grimasse zu schneiden. Aoi hatte nicht mal hinsehen müssen, um das zu wissen. „Und was machst du da gerade?“ Aoi grinste ihn an. „Pizzateig!“ “Waaas?! Aoi, das ist fies!” Der Dunkelhaarige lachte. Bei Pizza vergass Uruha sein erwachsenes Verhalten, sogar noch mehr als bei Alkohol. „Für dich gibt’s Hühnersuppe!“ Uruha setzte sich schmollend an den Tisch. „Ich hasse dich!“ „Tust du doch immer.“ „Genau…“, murmelte Uruha und betrachtete ihn schräg von hinten. Hunderte, nein Tausende Male hatte er diesen Körper schon betrachtet und war ihm doch nie Herr geworden, obwohl dies seit einiger Zeit das Einzige war, was er überhaupt noch wollte. Uruha war so in seine Betrachtung und in seine Gedanken versunken, dass er nicht mal bemerkte, wie Aoi ihn über die Schulter ebenso ansah. Innerlich seufzte er. Er hatte Uruha noch nie so erlebt. Seit dieser Sache war der Blonde völlig aus dem Gleichgewicht. Er betrank sich heillos, versuchte sich an ihn ranzumachen, versuchte sich an Reita ranzumachen, landete im Krankenhaus… Uruha war doch sonst immer so cool gewesen. So ruhig und elegant, dass sich Aoi neben ihm oft wie ein Trottel, ein Tollpatsch und manchmal auch wie ein Kind vorgekommen war. Aber zumindest hatte er Uruha immer zum Lachen gebracht. Das war das Wichtigste. Eine halbe Stunde später sassen sie voreinander. Aoi knabberte an seinem Pizzastück und Uruha löffelte missmutig in seiner Brühe herum. „Aoi muss i-" „Ja, musst du!“, unterbrach Aoi unbarmherzig. Nach dem Essen verschwand Aoi in die Küche, während Uruha beleidigt ins Kissen boxte. Als wäre er ein Kind mit Grippe! Nur wegen diesem bisschen Alkohol! Wer war denn daran Schuld – „Was hast du denn da?“, fragte Uruha verdutzt, als Aoi mit einem Teller zurück kam. Der Dunkelhaarige schmunzelte und hielt ihm den Teller hin mit Pizzarondellen, die er nochmals kleiner geschnitten hatte. „Da. Aber lang kauen!“ Uruha blickte auf den Teller und strahlte Aoi an. „Ich…danke…“ „Lieber lass ich dich Pizza essen, als dass du mir nochmals den Tequila anfasst, Baby.“ Er grinste und setzte sich neben Uruha, der schon fleissig am Essen war. „Ja. Ist gut, ich richte es ihm aus. Ja, Kai, hab ich doch gesagt. Nein, machen wir neun Uhr! Mhmmm…“ Aoi nickte und lief im Wohnzimmer herum. Wie immer, wenn er telefonierte, dachte Uruha und räkelte sich auf der Couch. Es war erst gerade halb zehn Uhr abends und er fühlte sich hier wesentlich wohler als im Krankenhaus. Aoi legte auf. „Kai meinte, dass – wenn wir ja schon so praktisch beieinander wohnen, haha – wir ja gleich die Gitarrensoli noch für die letzten zwei Songs schreiben könnten. Das Einzige, was nämlich noch fehle für die Aufnahmen. Und wenn du fit genug wärst, könnten wir uns ja Gedanken machen über das letzte Lied. Eines noch und unsere neue CD wäre komplett.“, klärte Aoi Uruha auf. „Und unsere Bandprobe ist um neun Uhr?“ Aoi nickte. „Ja, so ist es abgemacht.“ Uruha gähnte. „Hmmm ja, können wir machen. Ich hatte viel Zeit, um nachzudenken im Krankenhaus.“ Er griff sich Aois Zweitgitarre, stellte sie kurz etwas ein und liess dann eine Melodie hören. „Was hältst du davon?“ Der Dunkelhaarige hörte zu und nickte langsam. „Warte, ändere mal den zweiten Ton in ein E um, den Dritten dann in ein D.“ Uruha wiederholte. „Mhm ja, nicht schlecht. Ich wills mal in F-Mol versuchen…“ So ging es weiter, der grosse Zeiger überschritt schnell die Neun, der Kleine darauf die Zehn und wanderte weiter, schon auf dem halben Weg zur Elf. „Ist jetzt alles aufgeschrieben?“ „Alles unter Dach und Fach.“ Aoi legte seufzend den Bleistift weg. „Jetzt muss der Rest nur noch das Amen geben und schon haben wir die zwei Lieder sicher.“ „Hm.“ Uruha nickte und starrte ins Leere. „Fehlt nur noch…das letzte Lied.“ „Das letzte Lied.“, bestätigte Aoi. Das Letzte wäre immer das Harzigste, das wussten sie beide, das wussten sie alle. Aoi nahm die Gitarre an sich, strich sachte über den Hals und positionierte seine Finger. Er senkte den Kopf, so dass seine schwarzen Haare sein Gesicht verdeckten. Uruha setzte sich aufmerksam auf. Er kannte diese Haltung. Aoi wusste was. Er war nun tief in sich gekehrt und lauschte auf sich selbst. Es faszinierte Uruha auch nach all diesen Jahren immer wieder. Und so erklangen Töne, die sich zu einer Melodie formten, sich aneinanderhängten, als würden sie tanzen und immer kräftiger erfüllten sie den Raum. Sie luden Uruha ein und er schloss die Augen, verfiel der Musik. Aoi musste dieses Lied schon ewig mit sich herum getragen haben, er rutschte nicht einmal ab, er zögerte keinen Augenblick und alles war genau aufeinander abgestimmt. „Warum hast du das nie jemandem gezeigt?“, fragte Uruha, kaum als die Musik abbrach und er aus der Trance erwachte. Aoi zuckte mit den Schultern und legte die Gitarre etwas verlegen weg. „Weiss nicht…meinst du, das können wir verwenden?“ „JA! Aber unbedingt! Es ist wunderschön!“ Der Dunkelhaarige lächelte leicht. „Aber ich wills nicht nur instrumental. Doch mir ist bis jetzt einfach kein vernünftiger Text eingefallen! Es ist zum verrückt werden!“ Aoi seufzte. Uruha starrte ihn an. Dann stand er auf und ging zu seiner Tasche, wo er einen total zerknüllten Zettel raus zerrte. Damit kam er zu Aoi zurück und versuchte, ihn glatt zu streichen. Er wirkte wie ein kleiner Junge, der zu lange einen Brief in seiner Jeanstasche aufbewahrt hatte und ihn immer wieder rein tat und raus nahm. Aoi rutschte näher, als Uruha sich setzte. Er erblickte Zeilen, in Abstand, einen Refrain… „Ein Liedtext?“, fragte Aoi begeistert. „Passt er?“ „Vielleicht muss man das eine oder andere abändern, aber…könnte…gehen…“, murmelte Uruha. Aoi schnappte sich den Zettel und seine Augen flogen über den Text, aber dann musste er sich nochmals die Zeit nehmen und ihn ganz langsam lesen und in sich aufsaugen. Shadows in the rain Eyes, as dark as ebony Pain in every second of abandonment Forever a dream I cry, but you can’t see The deep drag of allurement Sweet alleviation through firewater Pray Open your eyes And Love me Do Love me Never thought this way before Darkness and light Never even sought There’s still hope Days go by and by Nights reminding of Melodies reminding of You, just you Open your eyes And Love me Do Love me Somewhere along the way your soul will be mine, my tears will fade away Aoi lächelte. “Er ist perfekt für mein Lied…” Dann musste er lachen. “Er wird Ruki zu schnulzig sein, aber…” Aoi brach ab, seine Augen weiteten sich. “Oh Gott…das ist für den, den du liebst, hab ich Recht?” Uruhas Kehle war belegt. „Mhmm…“, brummte er nur rau. „Wer…wer ist es?“, fragte Aoi und blickte ihm ins Gesicht. Uruha stand auf. „Was tut das zur Sache.“ fauchte er. Aoi folgte ihm. „Es ist nicht Reita, und Ruki ist es auch nicht! Ist es Kai? Es ist Kai, oder?“ Uruha ballte die Fäuste. Er war so nüchtern, wie man nur sein konnte und deshalb anders, als in den letzten Tagen. Mit dem Alkohol hatte er die Aussichtslosigkeit bekämpft, seine bröckelnden Hoffnungen und schlussendlich auch seine Wut auf Aoi. Aber jetzt war er nüchtern. „Nein, es ist nicht – „ „Aber es muss doch Ka-!“ „DU BIST ES AOI, DU ELENDER VOLLIDIOT!“, rastete Uruha aus. „DU BIST ES!“ Die Wiederholung hallte durch den Raum. Der letzte Tropfen hatte das Fass erreicht und es zum Überlaufen gebracht. Aois Blick konnte man kaum in Worte fassen, so schnell wechselten sich Unglauben mit Bestürzung ab. „I-I-Ich?“ „JA DU, DU MATSCHBIRNE!“ „MAL HALBLANG, WOHER HÄT ICH DAS WISSEN KÖNNEN?!“ „DU HÄTTEST JA MAL DIE AUGEN AUFMACHEN KÖNNEN!“ Uruha war leicht rot angelaufen. „Ich…aber ich…“, stammelte Aoi. „Dann hast du dich also nur wegen mir so betrunken? Und deshalb bist du auch bei mir aufgetaucht? Und hast mich geküsst? Und hast mich angelogen und so getan, als würdest du auf Reita…und und der Liedtext ist…auch für mich?“ „BLITZMERKER!“, schnaubte Uruha. Er lockerte seine Hände wieder. Endlich war es raus, lange hätte er nicht mehr durchgehalten. Er hatte sich schon langsam gefragt, was er eigentlich an dem blinden Idiot fand. „Und jetzt…was hast du zu sagen?“, fragte er leise und die alte Angst war zurück. Dass Aoi ihn von sich stossen würde. Die Angst, der Grund warum er die Gefühle lieber in Alkohol ertränkt hatte, als sie Aoi zu gestehen. Aoi klappte den Mund auf und zu wie ein Fisch. „Nichts.“, brachte er schliesslich raus. „Nichts?!“ Das durfte doch alles nicht wahr sein! Er hätte sich alle Haare ausreissen können. Dieses ganze Theater für – nichts?! "Ich-Ich muss nachdenken..." Aoi drehte sich auf der Stelle um. Uruha öffnete den Mund, doch der Dunkelhaarige lief einfach weg, schnurstracks hinaus. „Aoi?“ Uruha eilte seinem Kollegen hinterher, doch der war schon durch den Flur und knallte die Eingangstür hinter sich zu. Sein Schal lag auf dem Boden vor der Tür, weil er die Jacke so heftig runter gezerrt hatte. „Aoi!“ Uruha schäumte vor Wut. Was für ein Feigling! Haute der einfach ab! Uruhas Geständnis hatte ihn wohl doch mehr aus der Bahn geworfen, als erwartet. Und was sollte er jetzt tun? Das war ja nicht mal seine Wohnung, weil Aoi darauf bestanden hatte, dass Uruha zu ihm zog! Eine Weile lief Uruha ruhelos durch die Wohnung. Kam Aoi zurück? Doch als er nach zwei Stunden immer noch verschwunden war, überlegte Uruha weiter, ob er gehen sollte oder bleiben. Doch schlussendlich entschied er sich für bleiben. Aoi hatte ihn hier haben wollen, jetzt hatte er den Salat. Er würde nicht eher gehen, als dass er eine vernünftige und eindeutige Antwort bekommen hatte. Und die Wartezeit verbrachte er am besten damit, sich auf eine Absage vorzubereiten. Vielleicht schon etwas vorheulen oder so, damit er durchhielt, wenn Aoi ihm das ‚Nein‘ entgegen schleuderte. Am nächsten Morgen knallte die Eingangstür ins Schloss, genug laut, dass Uruha davon aufwachte. Der Blonde hob sein Kopf aus dem Kissen. Er war völlig verwuschelt und zerknittert, eingeschlafen irgendwann. Er gähnte und setzte sich auf der Couch richtig hin. Aoi kam ins Wohnzimmer. Er achtete kaum auf Uruha, sondern öffnete schnell den CD-Player, als hätte er es total eilig, legte eine unbeschriftete CD ein und drückte auf ‚Play‘. Uruha blinzelte verwirrt. Aoi sah ihn an, aber er konnte den Blick nicht deuten. Die CD wurde gelesen und nach ein paar Sekunden erklangen die ersten Töne und schwebten durch den Raum bis hin zu Uruhas Ohren. Er spitzte sie. Das war…war das nicht? Als dann Aois tiefe Stimme ertönte, die Zeilen sangen, die er selbst immer und immer wieder gelesen hatte, mit leiser Stimme vor sich hin gemurmelt und mit seinem eigenen Blut geschrieben hatte… Es war Aois Lied und Uruhas Text vereint. „Was…?“, fragte Uruha leise. „Ich war im Studio. Hab die Musik mit dem Gesang zusammen gelegt. Habs auch noch auf dem Klavier gespielt. Gitarre, Klavier…meine Stimme übereinander gelegt. Etwas ausgebessert und so.“, erklärte Aoi. Uruha musste lächeln. „Hast dus schon Ruki gezeigt?“ „Ruki, Kai und Reita. Sie sind einverstanden.“, erwiderte Aoi ausdruckslos. „Wie spät ist es?“ „Schon fast zehn Uhr.“ „Ah…“ Uruha blickte auf die Uhr über dem Eingang. „Heisst das…wenn DEIN Lied und…MEIN Text zusammenpassen…dann…?“ Aoi sagte eine Weile gar nichts, aber er war daran etwas zu sagen, das sah Uruha. Er schien aber noch nicht zu wissen, wo anfangen oder wie formulieren. „Ich…hab darüber nachgedacht…“ Uruhas Herz blieb ängstlich stehen. Und?! schrie es in seinem Innersten. „…ich bin froh, dass ich es jetzt weiss, dass du es mir gesagt hast…“ Ohoh… „…Ich…hm…“ Er setzte sich neben Uruha. „…p-probieren wir es aus.“ Uruha blickte ihn überrascht an. „Probieren wirs aus?“ „Ja.“, murmelte Aoi und nickte. „Probieren wirs…Baby...“ Uruha schlang die Arme um Aois Taille. „So einfach?“ „Nein…“ Aoi schüttelte den Kopf. „So einfach war das nicht gerade…ich weiss nicht, ob ich dich ernst genommen hätte, wenn ich nicht gesehen hätte, wie sehr du dich deswegen betrinkst und wenn ich den Song nicht gelesen hätte und…und wenn Ruki und Reita sich nicht geoutet hätten, dank dir, dann wäre da immer noch diese ‚Kein-Pärchen-in-der-Band‘-Regel.“ „Ich meine es aber ernst.“, murmelte Uruha. „Verdammt ernst!“ Aoi nickte. „Ich weiss!“ Uruha sah ihn an und grinste schliesslich glücklich: „Darauf sollten wir anstossen!“ „Wie denn? Ich hab sämtlichen Alkohol verbannt!“ Aoi musste lachen. „Ausser…“ Er blickte Uruha an. „…naja, ein kleines bisschen ist noch da!“ Er grinste. Es wäre zwar total albern, aber egal. Aoi löste sich von ihm und verschwand im Bad, dann kam er mit einem kleinen Fläschchen zurück. Uruha las die Etikette. „Hustensaft?!“ „Hustensaft.“ Aoi zuckte mit den Schultern. „Ist alles, was noch da ist!“ Uruha ging in die Küche, um zwei Gläser zu holen. Aoi blickte ihm nach. Ja, er hatte viel nachgedacht. Uruha war einer der wichtigsten Personen überhaupt in seinem Leben. Er war mehr, als nur ein Freund, mehr als bloss ein guter Freund und etwas anderes als ein bester Freund. Aoi begehrte ihn auch. Vor ein, zwei Jahren hatte er schon mit ihm schlafen wollen, vielleicht auch nur um es auszuprobieren. Aber er hätte nicht gedacht, dass man es verwirklichen könnte. Jetzt sah das Ganze anders aus. Aber ob er ihn liebte, so liebte wie Uruha das tat? Er bedeutete Uruha die Welt, das merkte er jetzt. Er hatte gewusst, dass Uruha ihn wirklich mochte, aber das es so weit ging, da war er sich nie sicher gewesen und selbst wenn er es manchmal gehofft hatte, so hatte er doch nie glauben können, dass es in Wirklichkeit so war! So eingebildet war Aoi nicht. Doch anscheinend hätte er ruhig so eingebildet sein können. Uruha bedeutete Aoi wahnsinnig viel. Sicherlich genug, um es auszuprobieren. Man wusste es nie sicher, bevor man es nicht ausprobiert hatte. Ob seine Liebe irgendwann so gross sein würde wie Uruhas? Das würde sich zeigen. Uruha kam zurück und schenkte ihnen beiden ein. Er lächelte Aoi an und dieser erwiderte. „PROST!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)