Deadly Desire von Kyat (When desire is your drug) ================================================================================ Kapitel 1: Not only a whore --------------------------- Die Luft war stark verraucht, es war eigentlich überflüssig eine Zigarette anzuzünden. Doch die guten Freunde Jack und Jim schmecken einfach besser, wenn Mann einen frischen Sargnagel dabei rauchen kann. Das „Hole“, ein wahres Männerparadies! Heiße Mädels, kühle Drinks. Keine Fragen und keine Namen. Man braucht nur ein paar von den netten grünen Scheinen auf denen dir die alten Präsidenten zuwinken und die Frauen hier lassen dich auf Wolke sieben schweben. Ich atme den Rauch meine Philip Morris tief ein uns lasse den Blick zur Bühne wandern. Und dort seh ich sie! Mein tanzender Engel. Ihre Augen, ihr Körper, ihre Bewegungen, einfach alles war perfekt an ihr! Ihre langen rosa Haare umrahmen ihre feinen Gesichtszüge mit den tiefschwarzen Augen. Ihre langen Beine rutschen am kalten Metall der Stripstange hinab und die Stoffreste, die sie als Kleidung bezeichnet, lassen nur wenig der Fantasie übrig. Cherry! Ihr Name hier, mehr weiß ich nicht von ihr. Kein Alter, kein Wohnort. Keine Fragen, keine Realität! Ihr Tanz ist bestimmend und trotzdem so leicht. Fast wie eine Elfe schwebt sie anmutig über den polierten Holzboden der Bühne, auf dem immer mehr grüne Scheine wie eine Huldigung zu Boden fallen. Sie macht ihre Sache gut und das zahlt sich aus. Auch ich lasse ihr ein paar Flocken meines hart verdienten Geldes zukommen. Die gaffenden Blicke der anderen Männer verraten genau ihre Gedanken. Doch niemand wagt es diese Schönheit anzufassen, oder gar ihre Darbietung durch pöbelnde Zwischenrufe zu unterbrechen. Wären wir hier in einem klassischen Bugs Bunny Cartoon, würde man die Kinnladen der Männer auf den Tischen wieder, mit ausgerollter Zunge und Sabberfäden am Kinn. Alles nur Ignoranten! Diese Pädophilen säcke wissen dieses Wesen gar nicht richtig zu schätzen. Was würde ich nur alles geben, um sie für mich zu haben. Nur für mich allein. Bei dem Gedanken an die Dinge, die ich mit ihr anstellen würde, mit ihrem perfekten und geradezu lächerlich gelenkigem Körper, wird mir mehr als nur warm ums Herz. Ich muss mich echt zusammenreißen, denn der begrenzte Platz in meine Hose ist jetzt schon wegen Überfüllung geschlossen. 5 Minuten vergehen, in denen ich meine Augen nicht von ihr losreißen kann. Noch nicht einmal um abzuaschen oder um meinen Whiskey zu leeren. Dann durchzieht die tiefe Stimme des Besitzers den großen Raum. „Das war uns heiße, kleine Kirsche CHERRY!!! Und bitte heißt auch MISSY herzlich Wilkommen!“ Er ist wie der Direktor in einer Manege. Nur ist hier fraglich, ob nicht die Zuschauer die wilden Tiere sind, die manchmal mit harten Mitteln gebändigt werden müssen. Ich wende meinen Blick ab. Diese billigen Huren interessieren mich nicht. Ich stehe auf, begleiche meine Rechnung und gebe ein üppiges Trinkgeld. ein gelungener Sonntagabend! Es ist bereits 2 Uhr morgens, als ich in die neblige Nacht hinaus trete. Es ist kühl geworden und ich ziehe mir den Kragen meiner Jacke höher bis über die Ohren. Ich zünde mir eine neue Zigarette an und überlege kurz, ob ich direkt nach Hause gehen soll oder mir noch ein kleines Betthupferl mit Rundungen an den richtigen Stellen gönne. „NEIN! Lass mich los! Heute nicht!“ Eine Frauenstimme dringt durch die dunklen Gassen. Ich könnte einfach weitergehen als hätte ich nichts gehört. Aber ein Teil von mir hätte heute Nacht nichts gegen eine ordentliche Schlägerei einzuwenden. Langsam gehe ich den Stimmen entgegen. In einer Seitengasse des „Hole“ sehe ich zwei Personen streiten. Einen großen Mann und eine zierliche Frau. Ich muss kurz schlucken. Es ist sie! Mein Engel! Sie wird von einem großen Schwachmaten festgehalten, der scheinbar mehr Steroide genommen hat als ihm gut tut. Die Dummheit ist ihm quasi ins Gesicht geschrieben. „Ich hab doch gesagt ich will das nicht machen! Ich habe heute keine Zeit!“ „Das ist mir egal! Ich will dich jetzt und nicht wann anders! Ich zahl dir ja wohl genug!“ Allein der Ton, in dem er es wagt, dieses Wesen anzusprechen, passt mir gar nicht! Das Er sie gegen ihren Willen anfasst fördert den baldigen Zustand seiner Gesundheit auch nicht im geringsten. „L-Lass mich los! Du tust mir weh! Bitte!!!“ Die Angst kann man genau spüren und die ersten Tränen versuchen ihr Gesicht zu entstellen. Doch selbst in diesem Moment sieht sie für mich einfach nur hinreißend aus! „Du kleine Nutte! Sei nicht so frech zu mir! Ich muss dir wohl Benehmen beibringen!“ Er reißt seine Hand nach oben und ich hoffe ich bin schnell genug bei ihnen. Obwohl der Alkohol meinen Körper stark beeinflusst, schaffe ich es rechtzeitig seine Hand zu ergreifen. „DAS würde ich besser nicht tun, du kleine Pissnelke!“ Bevor er seine momentane Überraschtheit überwinden kann, reiße ich ihn herum und schubse ihn Richtung Straße. „Und jetzt verpiss dich, sonst rufe ich die Bullen!“ „Wichser! Als ob du was daran ändern könntest! Irgendwann braucht sie eh wieder Geld und dann kommt sie angekrochen und bettelt darum, dass ich sie so richtig rannehme!“ Er blickt grinsend zu ihr und ich kann sehen, wie ihr ganzer Körper bei den nächsten Worten zusammenzuckt. „Wir sehen uns noch Cherry!“ Er dreht sich um und schwankt davon. Ich verdanke es wohl auch seine übermäßigen Alkoholkonsums, dass ich ihn vertreiben konnte. „Alles Okay bei dir?“ Ich versuche mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Es ist das erste Mal, dass ich mit ihr rede. Das erste Mal, dass ich ihr so nah komme. Ich könnte meinen ihr Parfum wahrzunehmen. „J-Ja...danke.“ Ein Zittern liegt in ihrer Stimme. Sie streicht sich ihren schwarzen Mantel glatt und trocknet ihre Wangen. „Er hat hier auf mich gewatet und mich so überrascht, dass ich gar nicht wusste, was ich tun sollte!“ Langsam beruhigt sich ihre Atmung. Ihre perfekte Brust, die mich selbst unter ihrem Mantel zum Fantasieren bringt, hebt sich gleichmäßiger auf und ab. „Naja. Man kann es ihm fast nicht verübeln!“ Ich mustere ihr Gesicht genau. Wer weiß, wann ich die nächste Gelegenheit dazu habe. Ihre Augen. Wie dunkel sie sind. Fast schwarz. So tief das man nicht sicher ist, ob sie einen verschlingen könnten. Ungewöhnlich. Ich werde ruckartig aus meinen Gedanken geholt, als ihre helle Stimme erklingt. „W-Was? Wie meinen sie das?“ Als ob sie nicht genau wüsste, wie sie auf Männer wirkt. Und was sie mit ihren Gedanken anstellt, „Dir werden bestimmt genügend Männer hinterherlaufen! So wie du einem den Kopf verdrehst auf der Bühne!“ Sie senkt ihren Blick und ich begreife schnell, dass dies nicht der beste Weg war, um ein Gespräch mit ihr aufrechtzuerhalten. „Ähm...Ja...Also...Danke noch mal! Ich hoffe ich kann das irgendwann wieder gut machen. Aber ich muss jetzt leider los!“ Sie spricht diese Sätze so schnell, dass man meinen könnte, sie würde sich überschlagen. Ohne meinen Gedanken vollenden zu können, sehe ich noch, wie sie an mir vorbeiläuft. Raus in die dunkle Großstadt, die nur noch von flimmernden Neonlichtern erhellt wird. Seattle...zu groß um jemanden zu finden aber zu klein um jemanden, wie sie zu vergessen. Eine beschissene Sonntagnacht... Kapitel 2: Filth ---------------- Kapitel 2: Filth Mein Körper erteilt mir durch unheimliche Schmerzen ein grausame Lektion. Ein Warnruf, dass ich so nicht weitermachen sollte. Der kalte Wind, der durch das offene Fenster weht, lässt mich kurz zusammenzucken und zaubert mit seiner eisigen Hand eine Gänsehaut auf meinen nackten, gemarterten Körper. Ich könnte es schließen, doch dann würde der Gestank von Alkohol und Sex nicht schnell genug verfliegen. Ich versuche die aufkommende Übelkeit bei dem Gedanken an die letzten Stunden zu unterdrücken und drehe mich mit einem leisen Stöhnen auf die Seite. Ein kleines Bündel mit Geldscheinen liegt auf dem befleckten Laken meines Bettes und gibt mir wenigstens für einen kurzen Moment das Gefühl, dass sich meine Erniedrigung gelohnt hat. Immerhin reicht das Geld für die nächsten Tage. Essen, Wohnung, Schule, Schulden. Ja....diese verdammten Schulden. das ist das einzige was ich noch von ihnen hab. Von Mom und Dad. ich schließe meine müden Augen und es dauert nicht lange bis die ersten Tränen wie kleine Bäche über meine eingefallenen Wangen rollen. Diese verdammten Bilder wollen einfach nicht aus meinem Kopf gehen. Seit 5 Jahren spielen sie sich jeden Abend wie ein Film vor meinen Augen ab. Wann wird er endlich abgesetzt. Das Publik hat sich schon längst leid gesehen. Das zerstörte Auto, welches nur noch durch einzelne Fragmente als solches identifiziert werden konnte. Das Blut meiner Eltern, auf dem blau lackierten Metall, auf dem grauen Stoff der Autositze und auf dem sonnengelben Kleid welches ich trug. Die dunklen spritzer formten ein Muster was mich immer an Felder mit roten Mohn erinnert. „Nein!“ Meiner Kehle entkommt nur ein leises Keuchen. Erneut wische ich mir die Tränen aus den Augen. Ich schließe sie erneut und kann endlich der Grausamkeit meines Lebens entkommen. So müde....so unendlich müde. Bitte lass mich einfach nicht mehr aufwachen. Seit 3 Minuten schrillt mein Wecker so heiser als hätte er die letzten Nächte durchgefeiert. ich versuche meine trägen Augen zu öffnen um dem neuen Tag eine faire Chance zu geben. Doch nur 2 Sekunden später nennt auch er mich Feind und schlägt mir mit voller Wucht in den Magen. Ich schaffe es kaum meine Hand auszustrecken um den Wecker in seinen wohlverdienten Feierabend zu schicken. Er hat sein Tagwerk vollbracht. Ich bin wach. Meine Glieder sind fast wie steif gefroren. Ich hatte vergessen das Fenster zu schließen und nun straft mich meine Gedankenlosigkeit mit Schmerz. Nicht neues an diesem grausamen Montag morgen. Mein Körper klebt, von Schweiß, Bier und Sperma meines gestrigen Kundens. Wiederlich. Selbst die heiße Dusche, in der ich mich nur mühevoll aufrecht halten kann, hilft nicht den Schmutz zu entfernen. Nicht von ihm und auch von keinem anderen. Ich müsste mir eine neue Haut anziehen können um den Dreck der letzten 5 Jahre abzuschütteln. Ich fasse meine Haare, ziehe die rosa Perücke vom Kopf und lasse sie auf die vergilbten Fliesen fallen. Es wird Zeit wieder Jill zu sein. Cherry darf jetzt schlafen gehen, sie hat es sich verdient. Langsam wanke ich zurück ins Schlafzimmer und schließe endlich das Fenster. Meine braune Mähne trockne ich schnell und binde sie notdürftig zu zwei Zöpfen zusammen. Dann ziehe ich mit ein klein wenig Freude meine Uniform an. Das einzige Kleidungsstück, indem ich wie andere sein kann. In dem ich normal sein kann. Ja....Normalität bestimmt nur einen kleinen Teil meines Lebens. Schnell packe ich meine Tasche und greife mir beim hinausgehen ein Waffel aus der Küche. Die Sonne scheint doch trotzdem ist die Luft so kalt, dass mir für einen Moment das Atmen schwerfällt. Meine warme Kehle brennt als sie die eisige Luft inhaliert. Der Herbst verliert langsam aber sicher seinen Kampf gegen den Winter. Vielleicht ist dies der letzte sonnige Tag in diesem Jahr. Trotzdem kann ich den hellen Strahlen nur geringe Freude entgegnen. Mein Weg führt durch die dreckigen Gassen meines Wohnblocks. Kein schöner Ort. Ein Ort an dem Träume zerbrechen und Existenzen zerstört werden. 40 Minuten zu Fuß. Mit dem Bus würde es um einiges schneller gehen, doch die Fahrt ist so teuer wie eine Mahlzeit. 10 Minuten vor Schulbeginn biege ich um die Ecke zur Jefferson High. Die Straßen sind gefüllt mit Schülern, die sich zu Gruppen zusammenfinden. Sie lachen, erzählen sich Geschichten vom Wochenende. Über Partys, Tanzen und Alkohol. darüber könnte ich auch Geschichten erzählen, allerdings würden sie darüber nicht so ausgelassen lachen. Zwei Schritte noch und ich betrete das Schulgelände. Das nächste was ich spüre ist der eisige Asphalt unter meinem Körper. Ein unsanfter Zusammenstoß hat mich zu Boden gerissen. Mein Gesäß schmerzt und meine Handflächen brennen als sich kleine Steinchen in die frisch enstandenen Schürfwunden drücken. Ich versuche meinen Blick schnell wieder zu fokussieren um zu sehen wer mir das angetan hat und blicke in zwei grüne Augen. Nein! das kann nicht sein! Ich spüre wie mein Herz anfängt schneller zu pulsieren. Mein Körper fängt an zu zittern. Könnte es das gewesen sein? Fliegt mein wohl gehütetes Geheimnis jetzt auf? Wie kann es sein, dass dieser Typ von gestern Nacht auf meine Schule geht? Ist diese Stadt denn nicht groß genug? Seattle....zu groß um jemanden zu finden den man finden will, aber zu klein um jemanden aus dem Weg zu gehen den man nie wieder sehen will. „ Eisblaue Augen!“ Seine Stimme reißt mich unsanft aus meinen Gedanken. Er starrt mich an. Hat er etwas bemerkt? „Ähm...ähm...ja?!“ Es ist mehr Stottern als Reden was ich herausbringe. Bin immer noch zu überrascht. Nein...geschockt ist der richtige Ausdruck für meinen Zustand. -Super Jill! Jetzt reiß dich mal zusammen!- ermahne ich mich innerlich. Ich merke zwei starke Hände die mich an den Armen ergreifen und mich wieder auf die Beine hiefen. „Es tut mir echt leid! Hast du dich verletzt? Soll ich dich ins Krankenzimmer bringen?“ Ein Hauch von Sorge schwingt in seiner Stimme mit. Was soll der verdammte Scheiß? Ich weiß genau, dass du kein Prinz in strahlender Rüstung bist, sonder nur ein kleiner Perversling der sich ständig an Stripperinnen aufgeilt! „N-Nein! Es ist alles in Ordnung. Das kann ja mal passieren.“ Ich klopfe mir den Staub von der Uniform und hebe meine Tasche auf. Ich lächle ihn noch einmal freundlich aber distanziert an und gehe dann in Richtung des Hauptgebäudes. Obwohl ich dem Unterricht kaum folgen kann, bemühe ich mich wenigstens das Tafelbild abzuschreiben.-Hat er etwas gemerkt? Was ist wenn er der Schulleitung alles sagt? Wird er mich vielleicht erpressen? Muss ich die Schule wechseln? Oder noch schlimmer die Stadt verlassen?- Seattle verlassen? Meine Stadt? Die Stadt in der ich aufgewachsen bin und glücklich war? Die mir alles gegeben hat und mir dann mit einem Schlag alles genommen hat? Die mir jeden Abend mein Seele herausreißt? Stück für Stück, für Stück! Die jede Nacht mein Herz in der Hand hält und ein Messer? Und das Messer sticht und es sticht und es sticht! Die Stadt die ich so sehr liebe und doch so abgrundtief hasse! Mein Magen krampft bei diesen Gedanken und ich spüre die Galle meine Speiseröhre hinaufklettern. Langsam durchatmen. An etwas anderes denken! Hey was könnte ich mir denn heute zu essen kaufen? Zwanghaft richte ich meinen inneren Monolog auf ein anderes belangloses Thema. Die ersten 4 Stunden ziehen sich wie ein zähes Kaugummi. Dann endlich die erlösende Klingel zur Mittagspause. Ich suche mir ein ruhiges Plätzchen auf dem Schulhof. Unter einem knorrigen Baum setzte ich mich hin, etwas Ruhe könnte mir ganz gute tun, denn Schlaf kam in den letzten Tagen an letzter Stelle. Mit Counting Crows‘ „Colourblind“ döse ich vor mich hin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)