Captured forever? von Mangou (One-shot) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Angst. Das fühlte er. Mehr nicht. Die quälenden, brennenden Schmerzen spürte der Junge schon lange nicht mehr. Er hockte an der Wand, zusammengekauert und schwach wimmernd. Sein nackter Körper war übersät mit blutigen Kratzwunden, aber die spürte er nicht. Genau, wie er auch die eisernen Ringe um seine Handgelenke längst nicht mehr realisierte, die mit langen Ketten zu der rauen Steinwand hinter ihm führten. Er hatte probiert zu fliehen. Ein Mal, zehn Mal, hundert Mal … und war doch nie auch nur aus dem Zimmer gekommen. Es war dunkel. Nichtmal eine Kerze brannte in seinem Gefängnis, nur das fahle Mondlicht fiel durchs Fenster und malte schmale Streifen aus Licht auf den Steinboden. Sehnsüchtig hob der junge Dhampir den Kopf und blickte nach draußen. Seine eigentlich schönen smaragdgrünen Augen waren rotgeweint und blutunterlaufen. Er sah bemitleidenswert aus, auf einer alten Decke sitzend und blutverschmiert. Aber es war niemand da, der ihn hätte bemitleiden können. Er war alleine. Und das fand er gut so. Alleine. Es war besser. Besser, als wenn er hier wäre. Die Person, die er über alles hasste. Der, der ihm all dies angetan hatte. Manchmal kam er nur, setzte sich auf das prunkvolle, seidene Bett und beobachtete seinen Gefangenen aus schmalen, goldenen Augen. Dem Jungen stiegen schon allein bei der Vorstellung wieder Tränen in die Augen. Er wandte den Blick vom Fenster und schluckte. Bald darauf landeten salzige Tropfen auf der zerschlissenen Decke. Er wusste nicht, wie lange er schon hier war, gefangen. Vielleicht erst ein paar Tage, vielleicht auch schon Monate oder sogar Jahre. Der junge Dhampir hatte jegliches Zeitgefühl verloren und konnte nur durch das schmale Fenster erahnen, ob es Tag oder Nacht war. Langsam schlossen sich seien Augen, doch er riss sie sofort wieder auf. Das durfte er nicht! Er durfte nicht schlafen! Es war ihm verboten worden und der Halbvampir würde sich hüten, es trotzdem zu tun. Sein Entführer würde ihn nicht töten, dass hatte er selbst gesagt. Der Junge schluckte. Er wollte sich nicht ausmalen, welche Folter er ertragen müsste, falls er doch den Fehler machte einzuschlafen. Müde lehnte er den Kopf an die Wand und erlaubte es sich für einen Moment die Augen zu schließen. Sein Atem rasselte und ein kleines Rinnsal aus tiefrotem Blut lief aus seinem Mundwinkel. „Ob er … mich sucht? Akira …“, flüsterte der Dhampir schwach, bevor er an der Wand hinunterrutschte und zusammenbrach. Sein Rücken war übersät mit roten, aufgerissenen Striemen. Peitschenspuren. Der misshandelte Körper krümmte sich und ein jämmerliches Wimmern entfuhr ihm. Flatternd öffneten sich die Augenlider des Dhampirs wieder und er starrte auf das Bett. Es war prunkvoll, mit Seide und warmen, weichen Decken. Er schluchzte leise auf. Wie gerne würde er dort liegen und nicht auf der rauen, alten Decke auf dem kalten Boden. Aber er wusste genau, dass dies Wunschdenken bleiben sollte. Zumindest, wenn er in dem Bett schlafen wollte. Der Junge wusste nur zu gut, wie sich die warme, dicke Decke auf seiner Haut anfühlte, ebenso das seidene, mit kunstvollen Mustern bestickte Kissen. Nur geschlafen hatte er dort nie. Der Gefangene zuckte. Bei dem Gedanken daran, weshalb er ganze Nächte in diesem wunderschönen Bett verbracht hatte, stiegen ihm wieder Tränen in die Augen und er kauerte sich enger zusammen. Er erinnerte sich an jedes einzelne Detail, an die rote, glühende Abendsonne, die durch das Fenster geschienen hatte, der helle Lichtstrahl, der durch die eiserne Tür fiel, als sie geöffnet wurde und an seinen Entführer, der sich wie ein drohender Schatten über ihn gebeugt hatte. Er löste die Fesseln des Jüngeren mit einem leisen Klicken und hob seinen vor Angst wimmernden Gefangenen hoch. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sich der junge Dhampir Hoffnungen gemacht. Hoffnung darauf, dass er freigelassen würde. Er hatte doch nichts! Der Dämon hatte ihm alles abgenommen, was er vorher besaß: Seine Freiheit und eine unscheinbare Lederkette mit einem jadegrünen Drachenamulett. Sein Meister hatte ihm diese Kette geschenkt, nur deswegen war sie etwas besonderes für ihn. Wehrlos hing er in den starken Armen. Seine Hoffnungen waren sofort verflogen, als er in die perfekten, eiskalten Augen über sich sah, deren goldene Iren wirkten, als würden sie brennen. Ein goldenes, eiskaltes Feuer. Der Junge konnte sich nicht vorstellen, dass eine Person mit solchen Augen überhaupt so etwas wie Mitleid überhaupt empfinden könnte. Erschöpft schloss er die Eigenen. Viel schlimmer konnte es doch nicht mehr werden, oder? Man hatte ihn schon ausgepeitscht, geschlagen, gefoltert und zu Essen oder Trinken bekam er auch nichts. Nur ab und zu hatte er Glück und bekam einige Tropfen Blut von seinem Peiniger ab, doch um satt zu werden reichte es nie. Als er etwas Weiches unter sich spürte, blinzelte der Dhampir verwirrt und sah sich um. Er lag mitten auf dem riesigen Bett. Was sollte das? Hatte sich sein Entführer etwa doch entschlossen, etwas netter zu ihm zu sein? Doch eigentlich war ihm der Grund gerade ziemlich egal, er wollte einfach so naiv sein und an das Gute glauben. Erschöpft schloss er erneut die Augen und kuschelte sich in die warme Decke. Es war so bequem, dass er nicht einen Gedanken daran verschwendete, wo der Dämon war. Dieser stand direkt neben dem Bett und beobachtete den Anderen aus glühenden Augen, während sich seine schönen Lippen zu einem diabolischen Lächeln verzogen. Er streckte eine Hand aus und strich durch die orangeroten Haare seines Gefangenen. Der Kleine zuckte zusammen und schlug die Augen wieder auf. Ängstlich sah er zum Älteren hoch und kauerte sich enger zusammen, die Hände in die Bettdecke festgekrallt. Ein schwaches Wimmern entfuhr ihm. Er wollte nicht angefasst werden, bei jeder Berührung zog sich alles in ihm zusammen. Das Lächeln des Dämons wurde zu einem richtigen Grinsen, als er seinen schwarzen Mantel abstreifte und sich über den zitternden Körper beugte, bevor er die dünnen, von den Ketten wund geriebenen Handgelenken mit einer Hand packte und aufs Bett drückte. Seine andere Hand strich über den abgemagerten Oberkörper, der nur noch mit losen Kleidungsfetzen bedeckt war. Der Junge wimmerte kläglich und probierte verzweifelt, sich aus dem eisernen Griff zu entwinden. Doch so geschwächt wie er war hatte er keine Chance. Der Größere wanderte mit seinen schlanken Fingern weiter runter und öffnete schnell die zerrissene Hose des Dhampirs. Dieser zuckte heftig zusammen und Panik stieg in ihm auf. Er schluckte hart. W-wollte der etwa …?! Ein entsetzter Aufschrei entfuhr dem Kleinen und er begann blind vor Angst um sich zu treten, während er nach den Armen des Älteren schnappte. Der Dämon zog nur eine Augenbraue in die Höhe und schwieg, bevor er dem Teenager eine schallende Ohrfeige gab. Der Geschlagene wimmerte auf und die erste Träne bahnte sich einen Weg über seine Wange. Es sollte nicht die letzte an diesem Abend bleiben. Doch bald hörte man nur noch das verzweifelte Schluchzen und vereinzelte Schmerzensschreie, die durch das Zimmer hallten. Und der Dämon behielt die ganze Zeit über sein bösartiges Lächeln auf den Lippen. Der Halbdämon war angespannt, schon fast verkrampft. Tränen rannen ihm in Strömen übers Gesicht und er konnte ein leises Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Das Salzwasser brannte in den Kratzwunden auf seinen Wangen. Wimmernd vergrub der Dhampir den Kopf in seinen blutverschmierten Händen und rollte sich enger zusammen. Plötzlich hörte er ein leises Quietschen und sofort fiel ein blendend heller Lichtstreifen ins Zimmer. Der Gefangene hob den Kopf und nahm seine klammen Finger von den Augen, um überhaupt etwas zu sehen. Sein Blick fiel auf die offene Tür, die er nur als ein helles Rechteck aus Licht erkennen konnte. Inmitten dieses Lichts stand sein pures Grauen: Sein Vergewaltiger mit einem boshaften Grinsen im Gesicht und bedrohlich glühenden Augen. Der Halbvampir schluckte und setzte sich langsam auf, sein ganzer Körper zitterte vor Angst und als er sprach klang seine Stimme trocken und war kaum mehr als ein Flüstern: „Murlorgh-sama …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)