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Love me,… Assassin?

von

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Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 1
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Gelangweilt sahen die grünen Augen aus dem Fenster der Kutsche. Bäume, Bäume, wo man hinsah, nur Bäume. Nun die Straße führte durch einen Wald, da war dies nur natürlich, doch bei dieser Aussicht wünschte er sich beinahe die Felder zurück, die sie vor einer Stunde überquert hatten. Da konnte man mit etwas Glück sogar ein paar Bauern beobachten. Sein Reisegefährte machte es richtig, indem er einfach schlief, doch das ließ Ridas Verantwortungsbewusstsein nicht zu. Die Straßen hier waren sicher, doch man konnte nie wissen. Wenigstens konnte es nicht mehr so lange dauern, bis sie endlich das Dorf und die dazugehörige Burg erreichten.

Der Schwarzhaarige warf einen Blick auf Christian, der ihm gegenüber saß und schlief. Es war ihm immer wieder ein Rätsel, wie der Jüngere es schaffte, bei dem Holpern der Kutsche überhaupt einzuschlafen? Für ihn wäre das zu unbequem, vor allem da er es gewohnt war, bei jeder Bewegung hochzuschrecken.

Als Reisebegleitung taugte Christian allerdings wirklich nicht, an eine Konversation war nicht zu denken. Allerdings würde er ihn auch nicht wecken, nur weil er sich keine Beschäftigung fand. Schließlich hatte er sich etwas Schlaf verdient, nach dem Stress der letzten Zeit. Wenn Rida daran dachte, wie viele Frauen Christian in den letzten Monaten von seiner selbst gewählten Monogamie abbringen wollten und mit welchen Tricks stöhnte er leise. Es war ein Spießrutenlauf gewesen, vor allem für ihn, der Christians Sicherheit und Privatsphäre gewährleisten musste. Das war auch der einzige Grund, warum er ihn nun begleitete aber auch weil es ihn beruhigte wenn er wusste, dass Christian den besten Schutz an seiner Seite hatte. Und das war nun einmal er.

Jedoch konnte er die Frauen am Hofe auch verstehen. Christian war durchaus anziehend. Mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen, konnte er durchaus jedem Engel Konkurrenz machen. Gut, es gab nicht viele Engel, die ein Schwert mit seiner Geschicklichkeit handhaben konnten, doch das war nicht unbedingt ein Makel. Was aber die Damen und auch jeden anderen Menschen so an ihm faszinierte, war sein Charme, der zu wirken begann, sobald er nur den Mund öffnete. Und jetzt war er vergeben und treu, kein Wunder, dass ihn die Allgemeinheit wieder zurückhaben wollte.

Er hingegen war das genaue Gegenteil. Schwarzhaarig mit grünen Augen und fremdländischen Zügen wirkte er auf andere Menschen eher einschüchternd. Das war zwar der Effekt, den er erzielen wollte, nur verhinderte das auch soziale Kontakte. Rida wusste genau, mit welchen Worten er beschrieben wurde. Wortkarg, einschüchternd, ernst und langweilig, das waren die häufigsten. Nur wenige Leute wussten, wie er wirklich war und diese konnte er auf zwei beschränken, maximal drei. Obwohl diese Beschreibungen durchaus zutreffend waren, er war nicht gut was soziale Interaktionen anging. Das war bei ihm auch nie nötig.

Um ihn herum veränderte sich die Landschaft langsam. Die Bäume wurden weniger und gingen in Wiesen über, auf denen vereinzelt Kühe oder Schafe grasten. Es konnte nicht mehr lange dauern.

Mit dem Fuß stieß er Christian an. „Wir sind gleich da.“

Sein Gegenüber gähnte ausgiebig und streckte sich genüsslich. „Ist es schon soweit?“

„Fast.“ Rida warf einen Blick aus dem Fenster der Kutsche. Es konnte wirklich nicht mehr lange dauern, bei diesem Tempo würden sie das Dorf in einigen Minuten erreichen. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, stieg ein warmes Gefühl in Rida hoch. Auch wenn es nur ein kleines Dorf war, das sich in die schützende Nähe einer eindrucksvollen Burg schmiegte, so war es doch sein Zuhause. Rida wusste, dass es Christian genauso ging, wenn er es auch bei jeder Gelegenheit leugnete und als ‚zu ländlich‘ beschrieb. „Wie lange bleiben wir diesmal?“

Christian schüttelte nur ratlos den Kopf. „Ich weiß nicht.“

Rida ließ sich wieder zurücksinken und musterte seinen Freund. Schon alleine diese Antwort sagte eine Menge über ihn aus. Normalerweise freute er sich auf jeden Besuch bei seiner Familie, das war diesmal sicher nicht anders und doch hatte sich etwas geändert. Christian hatte jemanden, der auf ihn wartete. Es war klar, dass sie Shay nicht hatten mitnehmen können, dafür gab es keinen Grund. Denn weder Benedikt, noch seine Mutter wussten von seinen Neigungen, wie sollte er ihnen das auch erklären? Rida konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Benedikt nichts davon wusste, schließlich wurde er sicher über das Geschehen am Hofe unterrichtet, aber wenn alle darüber schweigen wollten, warum sollte er etwas sagen?

Sie durchquerten das Dorf und hielten auf die Burg zu. Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, weswegen nicht viele Leute unterwegs waren. Die Meisten waren bestimmt schon bei ihren Familien, oder gerade auf dem Heimweg von ihrer Arbeit.

Vor ihnen öffnete sich das Tor der Burg und ließ sie ein. Man kannte Christians Kutsche und die Torwächter hatten Anweisung ihn immer und so schnell wie möglich passieren zu lassen. Vor der Haupttreppe zügelte der Kutscher die Pferde und stoppte den Wagen. Sofort eilten einige Diener herbei, um das Gepäck zu entladen, noch bevor einer von ihnen die Tür der Kutsche öffnen konnte, erledigte Christian das selbst.

Rida betrachtete das mit einem zufriedenen Lächeln. Sosehr sein Freund diese Reise auch hinausgezögert hatte, umso glücklicher war er nun endlich wieder hier zu sein. Ihm ging es ja kaum anders. Mit einem gewissen Gefühl der Nostalgie folgte er Christian die Treppe hinauf, in den Eingangssaal der Burg. Er wusste noch genau, wie er sich das erste Mal gefühlt hatte, als er hier ankam. Es war aber auch ein wirklich eindrucksvoller Ort. An den Wänden hingen einige Porträts, von Wandteppichen und gekreuzten Schwertern flankiert. Direkt vor ihnen führte eine breite Treppe in die obere Etage, wobei das eher irreführend war, da sich in diesem Teil nur ein Zimmer für Besucher und Benedikts Arbeitszimmer befanden. Ein Trick für den Fall, dass jemand einmal die Burg stürmte, man musste sie ja nicht gleich zu den Schlafgemächern führen. Rechts und links neben der Treppe waren zwei unscheinbare Türen, die in den privateren Bereich des Schlosses führten. Eine dieser Türen öffnete sich und eine erfreute weibliche Stimme erklang.

„Onkel Christian!“

Auch ohne diesen Hinweis hätte Rida gewusst, wer es war, ebenso wie Christian. Jedoch wusste er, dass sein Freund diese Bezeichnung jedes Mal genoss und Annabelle war das sicher auch bewusst.

Sie warf sich in seine Arme, was seltsam aussah, da sie ihm gerade einmal bis knapp über die Hüfte reichte.

Christian strich ihr sanft über den Kopf. „Du wirst mit jedem Mal schöner, wenn ich dich sehe.“

Ein erfreutes Lächeln legte sich auf die Lippen der Sechsjährigen. Dann jedoch musterte sie ihren Onkel nachdenklich. „Wirklich? Wirst du mich dann einmal heiraten, wenn ich alt genug bin?“

„Nur wenn er vorher an mir vorbeikommt. Verführst du Lump hier etwa meine unschuldige Tochter?“ Mit einem zornigen Blick maß Benedikt seinen Bruder, als er die Treppe herunter kam.

„Du solltest mich langsam kennen.“ Christian löste sich von seiner Nichte und ging auf seinen Bruder zu.

„Gerade deswegen frage ich ja.“

Rida maß dem Ganzen keine wirkliche Bedeutung zu. Das hier würde nie im Leben zu einer Schlägerei führen, weswegen es ihn auch nicht überraschte, als sich die beiden Brüder plötzlich umarmten. Ihm fiel auf, wie ihn Annabelle scheu musterte und zwang sich zu einem Lächeln. Was aber nur dazu führte, dass sie hastig den Blick abwandte. Leider konnte er nicht so unbeschwert mit Annabelle umgehen wie Christian. Er hatte kein Händchen für Kinder und das spürten diese auch und begegneten ihm mit einer gewissen Vorsicht.

„Rida, es freut mich, dass du meinen Bruder begleitet hast.“ Benedikt kam auf ihn zu und umarmte ihn ebenfalls.

Nur zögernd erwiderte er diese Geste. Das war nichts Neues, so begrüßte ihn Benedikt immer, jedoch war das ein eher ungewöhnlicher körperlicher Kontakt für ihn. Dabei war es ihm gewiss nicht unangenehm, was auch der Ältere zu merken schien.

Rida auf die Schulter schlagend, entließ er ihn wieder aus der Umarmung. „Kommt, ihr werdet schon sehnsüchtig erwartet.“

Das war durchaus vorstellbar, vor allem wenn man bedachte, dass sie eigentlich früher hatten kommen wollen. Nur war es schwer, Christian vor einer gewissen Uhrzeit aus dem Bett zu bekommen, selbst wenn es nicht sein eigenes war.

Benedikt ergriff Annabelles Hand und führte sie durch die Gänge der Burg. Auch ohne Führer hätten Christian und er gewusst, wo sie hinmussten. Wie erwartet stoppte der Ältere vor dem Kaminzimmer und trat nach einem kurzen Klopfen ein.

Zwei weibliche Gesichter sahen ihnen erwartungsvoll entgegen. Mit einem erfreuten Laut, sprang die Ältere der beiden auf und fiel Christian stürmisch um den Hals. „Was bist du nur für ein undankbarer Sohn. Oh, was bin ich froh, dass du wieder da bist. Wie kannst du dich nur solange nicht blicken lassen, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Geht es dir gut?“

Bei dem Ansturm seiner Mutter lächelte Christian nur liebevoll und schloss die Arme um sie. Mit einem leisen, aber sanften Seufzen schloss er die Augen. „Ja, Mutter. Jetzt geht es mir wieder gut.“

Benedikt und auch Rida sahen dieser Szene stumm zu, jedoch lächelten beide zufrieden. Das war genau die Wärme und Liebe die Christian benötigte, er bekam sie viel zu selten.

Rida spürte, das sich auch Juliet ihnen näherte und er neigte leicht den Kopf in ihre Richtung.

Sie lächelte nur und legte eine Hand auf seinen Arm, dann stellte sie sich kurz auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Willkommen daheim.“

„Danke.“ Ridas Antwort war genauso leise wie ihr Willkommensgruß. Wenn man sie in der Öffentlichkeit sah, würde man ihnen diese Vertraulichkeit gar nicht zutrauen, doch das hier war nicht die Öffentlichkeit. Hier war jeder von ihnen etwas entspannter.

Sie trat einen Schritt zurück und sah zu Christian, der sich nun doch langsam aber bestimmt von seiner Mutter löste.

„Mutter, ich bin nicht alleine hier.“

„Das weiß ich doch.“ Sie drehte sich zu Rida um und schenkte ihm ein ebenso liebevolles Lächeln, wie ihrem Sohn. „Rida, Junge, was bin ich froh, dass auch du wieder da bist.“

Rida senkte den Kopf leicht. „Es freut mich auch, wieder hier zu sein, Bridget.“

Eine warme Hand legte sich sanft an seine Wange und er hob den Kopf wieder.

Tadelnd sah ihn die Schwarzhaarige aus ihren blauen Augen an. „Wenn du länger so förmlich bist, werde ich dich ungeachtet deines Alters übers Knie legen.“

Bei dieser Bemerkung stieß Benedikt seinem Bruder grinsend mit dem Ellbogen in die Seite. „Das würde ich ihr sogar zutrauen.“

Christian nickte ebenfalls grinsend.

Auch der Schwarzhaarige musste bei dieser Bemerkung lächeln. Sogar er würde ihr das zutrauen, weshalb er etwas von seiner Zurückhaltung ablegte. „Entschuldige.“

Er brachte es nicht über sich, sie Mutter zu nennen. Nicht weil sie das nicht war, denn das war sie in seinen Augen, aber es gehörte sich nicht. Sie war wie Christian eine Adelige und er nicht. Bei Christian war das kein Problem, doch eine Frau verdiente alle Höflichkeit, die man besaß.

Mit einem leisen Seufzen streichelte sie ihm durchs Haar. „Du bist ein guter Junge.“

Damit wandte sie sich wieder den Anderen zu. „Gehen wir, das Abendessen wartet auf uns.“

Rida folgte der Gruppe nur, um sich im richtigen Moment absetzen zu können. Er hatte vor sein Abendessen, wie alle Diener hier, in der Küche einzunehmen. Vielleicht traf er dabei ja den einen oder anderen Bekannten wieder. Jedoch wurde sein Plan von Bridget vereitelt, die kurz vor der Abzweigung seinen Arm ergriff. Er deutete mit einem Finger verwirrt auf den Gang, den er gerade passierte. „Sollte ich nicht lieber,… ich meine, das ist nun doch eher eine familiäre Angelegenheit.“

Der leichte Schlag gegen seinen Hinterkopf von Benedikt und Bridgets tadelnder Blick kamen zeitgleich. „Langsam verärgerst du mich wirklich, Rida. Wir hatten doch Regeln aufgestellt oder nicht?“

„Du bist Familie und mein Gast. Ich lasse doch keines von beidem in der Küche essen.“

Sich den Kopf reibend nickte Rida widerstrebend. Ja, sie hatten Regeln aufgestellt, aber nur damit er sich besser fühlte, wenn er sich so verhielt wie sie es wollten. So wie es früher war. Nur Rida war kein Kind mehr, der mit der gleichen Unbeschwertheit auf Andere zugehen konnte wie früher. Er hatte gelernt was es bedeutete ein Adeliger zu sein oder es nicht zu sein. „Natürlich.“

Es würde einige Tage dauern, bis sich das wieder einstellte und jeder hier würde ihm diese Zeit geben. So war es immer. Diese Familie war wirklich ein Gottesgeschenk, vor allem, weil er es soviel schlechter hätte treffen können.
 

Mit einem Fluch trieb der Mann sein Pferd die letzten Meter noch einmal an. Hinter ihm entfernten sich die Geräusche, der ihm folgenden Männer, doch das interessierte ihn nicht. Den ganzen Tag über hatten sie ihn aufgehalten, jetzt würde er wegen ihnen nicht auch noch nass werden. Gerade als er in den Burghof einritt, fielen die ersten Regentropfen und Alan stieg vom Pferd. Ohne auf den ihn zueilenden Stallburschen zu achten, ließ er die Zügel einfach fallen. Er wurde hierfür eindeutig nicht gut genug bezahlt.

Als er die Treppe hinaufging, kam auch der Rest seiner Gruppe an. Alan gönnte ihnen noch einen kurzen Blick, bevor er die Burg betrat. Er sehnte sich nur noch nach einer warmen Mahlzeit und seinem Bett. Eine kurze Pause, bevor morgen wieder das gleiche Spiel begann. Leider musste das noch etwas warten.

Ein Diener eilte auf ihn zu.

„Wo ist er?“ Alan wollte sich nicht länger als erforderlich mit unnötigen Pflichten aufhalten.

„Er isst gerade zu Abend.“ Der Diener griff nach seinem Mantel.

„Gut, er soll ich beeilen. Ich warte in seinem Arbeitszimmer.“ Damit stieg er schon die Treppe hinauf. Einen Kerzenhalter von einem der Beistelltisch nehmend, betrat er das Arbeitszimmer. Dort entzündete er nach der Reihe die Kerzen im Raum, bevor er sich auf den Sessel vor dem Tisch setzte. Das konnte nun etwas dauern. Alan nutzte die Zeit, um die Augen zu schließen und seinem Körper etwas Ruhe zu gönnen. Das was er hier machte, gehörte nicht zu seinem Aufgabenbereich. Er war ein Attentäter, darin war er ausgebildet worden. Seine Opfer waren ihm bekannt, oft gab es auch Wünsche wie sie sterben sollten, aber er wusste immer, wo sie sich befanden und wie er sich ihnen nähern konnte. Diesmal war das nicht gegeben, er suchte Schatten, die sich in diesem verdammten Landstrich leider besser auskannten als er. Verflucht, er war ein Attentäter, kein Bluthund! Diese Tatsache versuchte er Benedikt schon die ganze Zeit klar zu machen und was machte er? Er erhöhte seinen Lohn, weil er genau wusste, dass er dann zusagen würde. Nicht, dass Alan etwas dagegen hatte, doch langsam wurde diese Sache persönlich. Es kratzte an seinem Stolz, dass er das nicht hinbekam und sobald sich Gefühle einmischten sollte man einen Auftrag abgeben.

Geräusche von der anderen Seite der Tür ließen ihn die Augen öffnen und sich aufrechter hinsetzen. So sehr er auch Benedikts Vertrauen genoss, er war noch immer sein Auftraggeber.

Die Tür öffnete sich und Benedikt trat ein, gefolgt von zwei weiteren Personen. Als er die beiden Neuankömmlinge erkannte, verdrehte Alan die Augen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Natürlich hatte er gehört, dass Christian zu Besuch kam, jedoch hatte er sich den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt dafür ausgesucht. Gerade dann, wenn er kurz vor seinem ersten Misserfolg stand. Jetzt konnte er erst Recht nicht aufgeben, Gefühle hin oder her.

„Alan, wie ich sehe, geht es dir gut.“

Bei Benedikts Bemerkung nickte er nur leicht. Das war unnötig, immerhin war das deutlich erkennbar. „Es gab Verluste, aber das ist unerheblich.“

Schließlich waren das nur zwei Männer und diese waren dumm und unvorsichtig gewesen.

„Alan, es freut mich dich wiederzusehen.“

Nun jetzt musste er sich wohl Christian zuwenden. Unbeteiligt nickte er Christian und Rida knapp zu. „Christian, Rida.“

Ob sie schon etwas wussten? Wie weit hatte Benedikt sie eingeweiht? Hoffentlich hatte er sie eingeweiht und wollte das nicht erst jetzt machen. Er war müde und hungrig, außerdem begann sein Tag morgen wieder früh. Seit drei Tagen hatte er nicht geschlafen, kein Wunder, dass er nun auf Eile bestand.

Benedikt setzte sich auf seinen Platz und deutete seinem Bruder und Rida sich ebenfalls zu setzen.

„Ich wusste nicht, dass du ihn noch immer in deinen Diensten hast.“ Christian warf Alan einen kurzen Seitenblick zu.

„Und ich wusste nicht, dass es neuerdings als höflich gilt, wenn man über einen Anwesenden spricht, als wäre er nicht hier.“ Vielleicht konnte er das bei seinem Schoßhund machen, aber nicht bei ihm. Er verdiente den nötigen Respekt, den ein Mann verdiente, der einen anderen innerhalb von Sekunden umbringen konnte.

Benedikt seufzte und warf Alan einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder seinem Bruder zuwandte. „Es gab einige Probleme hier.“

Alan seufzte leise, also wussten sie es noch nicht. Allerdings konnte man diese Besprechung auch nicht vertagen, das war ihm bewusst. Hoffentlich erklärte er es rasch, damit er seine Forderungen und Beobachtungen abgeben konnte, um danach ins Bett zu kommen. Die Hoffnung auf ein Essen hatte er schon begraben.

„Alan hier.“ Dabei deutete Benedikt auf ihn. „Hilft mir eine Räuberbande auszulöschen.“

Etwas das völlig unter seiner Würde war, doch was machte man nicht alles für Geld? Er einiges. Wenn die Situation so wie sie im Moment war, auch dazu führte, dass er kurz davor war, seine Prinzipien zu verraten. Kein Geld der Welt reichte, um diesen Aufwand zu entlohnen.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 2
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Eine Räuberbande?“ Christians Stimme klang ungläubig nach der Erklärung seines Bruders.

Auch Rida konnte das nicht so wirklich glauben. Vor allem nicht, dass man damit einen Attentäter beauftragte. Reichte da nicht eine Gruppe Söldner? Obwohl es war sicher immer besser, einen guten Attentäter in seinen Diensten zu haben, anstatt zuzulassen, dass ihn ein anderer anwarb und vielleicht auf einen ansetzte. Trotzdem, so eine Aufgabe fiel kaum in den Bereich eines Attentäters. Es wunderte Rida, dass Alan sich dafür hergab. Allerdings warum nicht, wenn die Summe stimmte? Alan machte oft genug klar, was für ihn zählte, aus diesem Grund hatte Rida auch kaum Mitleid mit ihm.

Benedikt nickte bedächtig. „Ja, eine Räuberbande, die uns seit diesem Winter Probleme macht. Leider werden meine Soldaten ihrer einfach nicht habhaft, aus diesem Grund habe ich Alan und eine Gruppe Söldner auf sie angesetzt.“

„Ist das nicht sehr leichtsinnig? Bezahlte Krieger dafür einzusetzen? Was wenn sie die Seiten wechseln?“ Rida verzog keine Miene, als Alan den Kopf zu ihm umwandte und ihm einen wütenden Blick zuwarf.

„Das werden sie nicht.“

„Ich habe mir sagen lassen, dass dies nur eine Frage der richtigen Summe ist.“ Alan selbst hatte ihm das gesagt. Es war also verständlich, dass er weder dem Attentäter noch den Söldnern traute.

„Ich habe das natürlich bedacht, aber es ist ein Risiko, das ich einfach eingehen muss. Aus diesem Grund werden sie auch gut bezahlt.“ Benedikt verzog leidend das Gesicht. Ein sicheres Zeichen dafür, dass es für seinen Geschmack deutlich zu viel war.

„Benedikt, ich benötige mehr Männer, oder wenigstens Ersatz für die, die ich heute verloren habe.“ Alans Stimme war bei diesen Worten eindringlich. Es war klar, dass dies für ihn oberste Priorität hatte.

Rida warf einen Blick zu Christian, doch dieser musterte seinen Bruder nachdenklich. Hoffentlich kam er nicht auf dumme Ideen. Ganz bestimmt würde er ihn nicht einer Räuberbande hinterherjagen lassen, nur weil er dachte, Benedikt helfen zu müssen. Wenn dann war das seine Aufgabe. Er verdankte dieser Familie so viel, das ein Leben nicht reichte, um all das zurückzuzahlen. Aber dies könnte ein Anfang sein. „Ich werde mich an der Suche beteiligen.“

„Was?“ Alans Kopf fuhr überrascht herum.

„Rida.“ Christian sah ihn erschrocken an. Diese Entscheidung gefiel ihm eindeutig nicht.

Der Einzige, der erfreut wirkte, war Benedikt. Jedoch nur bis er darüber nachgedacht hatte, danach runzelte er die Stirn. „Bist du dir sicher, Rida? Du bist uns nichts schuldig und das weißt du. Nur weil denkst, dass du uns etwas zurückgeben musst, musst du nicht einfachen Räubern hinterherjagen.“

Als ob er das nicht wüsste, jedoch war das auch nicht der einzige Grund, weswegen er sich an der Suche beteiligen wollte. „Ich weiß. Aber ihr habt mir immer gesagt, dass ich ein Teil dieser Familie bin. Als solcher bin ich doch dazu verpflichtet, auch etwas für die Familie zu machen. Das ist ein Anfang.“

„Christian?“ Fragend sah Benedikt zu seinem jüngeren Bruder. Vielleicht weil er von dort einen Einspruch erwartete.

Christian jedoch sah Rida nur eindringlich in die Augen, so als suche er dort eine Antwort. Dann hob er nur schulterzuckend die Arme. „Das ist seine Entscheidung. Ich werde mich da nicht einmischen.“

Rida lächelte dankbar bei Christians Worten. Möglicherweise verstand er es nicht, aber er akzeptierte es. Es gegen Christians Willen zu machen, hätte sich seltsam angefühlt, ihn aber nicht von seinem Entschluss abgebracht.

Eine Faust traf die Tischplatte. „Nein. Benedikt ich brauche Kämpfer, keinen Schosshund.“ Dabei zeigte Alan mit einer Hand anklagend auf Rida, während sein Blick Benedikt fixierte.

Dieser verengte missbilligend die Augen. „Wenn Rida sich an dieser Suche beteiligen will, werde ich ihn nicht daran hindern.“

Dann lächelte er sanft und seine Stimme klang besänftigend. „Sieh es einmal so, Alan: Rida kennt das Land und die Leute. Hast du nicht selbst darüber geklagt, dass niemand mit dir redet? Mit Rida werden sie bestimmt reden.“

Man sah Alans Mine deutlich an, dass er diese Zuversicht nicht teilte.

Benedikt nahm davon allerdings keine Kenntnis und sprach einfach weiter. „Nütze den morgigen Tag und erkläre ihm den Stand der Dinge. Die Männer werden über einen Ruhetag erfreut sein und dir wird er auch guttun.“

„Aber…“

Benedikt hob bestimmt die Hand. „Kein aber. Wir haben keine Spur von diesen Banditen und auch keine brauchbaren Informationen. Ob sie sich nun einen Tag länger vor uns verstecken, oder nicht macht auch keinen Unterschied mehr.“

Rida erwartete jeden Moment einen Wutausbruch von Alan, denn dieser stand auf jeden Fall kurz davor, doch dann stand er nur auf.

Sein Blick richtete sich wütend auf Rida. „In dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

Damit verließ er den Raum, nicht ohne die Tür hinter sich zuzuknallen.

Benedikt schüttelte nur den Kopf, während Christian verwundert auf die Tür starrte. Langsam hob er eine Hand und deutete auf ebendiese. „Ich wusste nicht, dass er auch solche Seiten hat.“

Rida ehrlich gesagt auch nicht, aber es war keine große Überraschung. Alan war stolz und dass etwas nicht nach seinem Willen ging, störte ihn natürlich.

Benedikt winkte nur ab. „Ach, er wird sich schon wieder beruhigen. Solche Diskussionen führen wir öfters, es kann eben nicht alles nach seinem Kopf gehen. Aber er wird es akzeptieren.“

Natürlich würde er das, immerhin bekam er genug Gold, um seinen angeknacksten Stolz zu kompensieren. Diese Bemerkung behielt Rida jedoch für sich. Benedikt hielt große Stücke auf ihn und er war gut in seinem Bereich. Die Gründe waren da zweitrangig.

„Ich werde mich dann auch zurückziehen, um mich auf meine Aufgabe vorzubereiten.“ Damit stand Rida auf und konnte gerade noch eine Verbeugung verhindern, die ihm die beiden sicher übel genommen hätten. Rasch verließ er den Raum und ließ Christian und Benedikt die Privatsphäre die ihnen zustand.

Den Weg zu seinem Zimmer fand er auch ohne Hilfe, da es noch immer das gleiche wie in seiner Kindheit war. Gleich neben Christians und früher auch Benedikts Zimmern. Als er die Tür öffnete, merkte er zwar, dass dieses Zimmer für einen Gast vorbereitet war, ansonsten aber nichts verändert worden war. Seine zwei Kisten standen vor dem Bett und wie er es wünschte, hatte sie niemand geöffnet. Es war nicht so, dass er wertvolle Dinge besaß, doch er wollte einfach nicht, dass jemand seine Privatsachen angriff. Außerdem wollte er keinem der Diener seine Zeit stehlen, er wusste selbst, wieviel man zu tun hatte, wenn man in dieser Stellung war. Und er musste sich nur um Christian und nicht um einen ganzen Haushalt sorgen.

Rida öffnete eine der Kisten und räumte seine Kleidung in die dafür vorgesehenen Schränke und Kommoden. Wie er angenommen hatte, war auch deren Inhalt unverändert, dieses Zimmer wurde wohl wirklich nur betreten, um es zu reinigen. Es war ein beruhigender Gedanke, dass er hier ein kleines privates Reich hatte, in dem er schalten und walten konnte, wie er wollte. Sein Zuhause eben, eine Bezeichnung, die wirklich nur auf diesen Ort zutraf.

Als er die Kiste ausgeräumt hatte, kniete er sich neben sie und tastete über den Innenboden von ihr. Seine Finger berührten einen kleinen Haken und er drückte ihn zur Seite. Es ertönte ein leises Klacken und Rida hob den nun losen Boden aus der Kiste.

Sein Blick fiel auf die beiden Krummsäbel, die unbeschadet in ihrem Versteck lagen. Eigentlich hatte er gehofft, sie hier nicht benutzen zu müssen. Nein, er hatte gehofft sie nie wieder benützen zu müssen, alleine ihr Aussehen erinnerte ihn nur zu sehr an seine Abstammung. Jedoch waren sie ein Geschenk von Christians Vater, was sie in seinen Augen unbezahlbar machte und wenn es um Schwertkampf ging, so beherrschte er diese Waffenart am besten. In den letzten Jahren hatte er sie jedoch nur hervorgeholt um sie zu pflegen, etwas das er bei all seinen Waffen gewissenhaft machte. Schließlich war das sein Arbeitswerkzeug, wenn er auch für jeden Tag dankbar war, an dem er sie nicht einsetzen musste.

Rida nahm einen der Säbel in die Hand und stand auf. Probehalber schwang er die Waffe in seiner Hand, nur um festzustellen, dass er nichts verlernt hatte. Normalerweise trug er die Säbel nicht, da sie zu auffällig waren und nicht zu seiner Verkleidung passten. Es gab in keinem ihm bekannten Land Diener die Schwerter oder Säbel trugen. Jedenfalls nicht in der Position die er zu bekleiden vorgab. Aber ein Dolch erledigte ebenfalls die Arbeit eines Schwertes und war viel leichter zu verbergen und zu benutzen.

Leise seufzend legte er den Säbel wieder zurück. Mit ein wenig Glück würde er sie auch diesmal nicht benutzen müssen, wenn die Aussicht dafür auch sehr gering war. Morgen jedoch war noch nicht der Tag dafür.

Aus diesem Grund befestigte er den Boden auch wieder in der Kiste und schloss sie. Die zweite Kiste mit den verborgenen Dolchen würde er morgen ausräumen. Er legte nur den Dolch, den er immer bei sich trug unter das Kopfkissen. Auch wenn er hier nichts zu befürchten hatte, ließen sich lange antrainierte Angewohnheiten nicht einfach ablegen. Außerdem erinnerte er sich noch zu gut an Alans ungebetene Besuche in seinem Zimmer letzten Sommer. Was auch immer sein Interesse an ihm damals ausgelöst hatte, es schien wieder verschwunden zu sein und das war gut so.

Er löschte die Kerzen und entkleidete sich, bevor er zu Bett ging. Hier in diesem Schloss benötigte er kein Licht um sich zurechtzufinden, es gab keinen Winkel, den er nicht kannte.

Rida fragte sich kurz, was Alan ihm wohl morgen erzählen würde. Doch das war auch egal. Eine Räuberbande, die sein Zuhause bedrohte war einfach inakzeptabel und er würde das nicht dulden, wenn es in seiner Macht stand, etwas dagegen zu machen. Doch das würde sich ebenfalls erst morgen zeigen. Mit diesen Gedanken rollte er sich auf die Seite und fiel in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
 

Alan wachte bereits im Morgengrauen auf, wie er es sich in den letzten Wochen zur Angewohnheit gemacht hatte. Es war auch nicht erstrebenswert länger als nötig auf dem harten Waldboden zu schlafen. Außerdem, je früher er mit der Suche begann, umso rascher lieferte sie Ergebnisse und er hatte nicht vor, auch nur eine Sekunde des Tages zu verschwenden. Dass er nun einen ganzen Tag verlor nervte ihn deswegen umso mehr, vor allem weil das alles nur wegen diesem Schoßhund war. Er hatte nicht vor, ihn mitzunehmen und das würde er Benedikt heute schon klarmachen. Was er benötigte waren Söldner, Wachen, ja sogar diese überheblichen Ritter, aber keinen Diener, der sich gerade einmal selbst verteidigen konnte und nicht einmal das sehr effektiv.

Mit einem Murren stand Alan auf und füllte seine Waschschüssel mit dem bereit gestellten Wasser. Es war eiskalt, doch das war das Bachwasser auch. Wenigstens machte ihn das wach. Doch selbst die Temperatur des Wassers, mit dem er sich gerade Gesicht und Oberkörper wusch, konnte seine Gedanken nicht vertreiben. Er verachtete solche Leute wie Rida. Menschen die ihre Lebensaufgabe nur darin sahen die Wünsche anderer zu erfüllen und ihnen alles zu erzählten was sie als wichtig befanden. Und das alles wagten sie als Treue zu bezeichnen, das war nichts anderes als Speichelleckerei. Dabei sahen sie auf Menschen wie ihn herab, die ihrer Meinung nach keine Treue besaßen. Oh, er war durchaus treu. Er war sich selbst treu, seinen Prinzipien, seinen Regeln und natürlich auch dem Geld. Geld war eine wunderbare Sache, um sich selbst eine sorgenfreie Zukunft zu ermöglichen und dafür konnte man nie genug haben. Nun in seinem Beruf hatte man kaum Zukunftsaussichten, doch Alan hatte vor sehr, sehr alt zu werden. Gut genug um das zu erreichen war er ja.

Rasch zog er sich an, was auch seine am Körper verborgenen Waffen mit einbezog und verließ das Zimmer. Sein Weg führte ihn in die Küche, wo er immer wenn er hier war sein Frühstück zu sich nahm. Er legte nicht viel Wert auf die Gesellschaft der anderen Bediensteten, aber wenn man irgendwo Gerüchte aufschnappte, dann dort. Das war der Gemeinschaftsraum der Diener, was auch verständlich war. In der Küche war es warm, man bekam zu essen und keiner der Herren verirrte sich jemals dorthin.

Schon bevor er die Küche betrat, wehte ihm der Duft von frischgebackenem Brot entgegen. Sofort meldete sich sein Magen, der sich seit Tagen mit kleinen Rationen die man während des Ritts essen könnte, zufriedengeben hatte müssen. Nun das konnte er nun ja ändern.

In der Küche wurde ihm, wie jedem anderen Bediensteten auch eine Schale Eintopf gereicht. Dazu nahm Alan sich zwei Scheiben des Brotes und einen Apfel. Das war so eine Regel von Benedikt. Damit seine Dienerschaft und so auch er vor Krankheiten besser geschützt waren, sollte jeder ein Stück Obst essen. Alan glaubte zwar nicht, dass es zwischen Obst und Krankheiten eine Verbindung gab, aber ihm war das nur Recht. So konnte er ungestraft mehr essen. Heute würde es ihm sein Körper danken.

Alan begab sich zur Ecke der Diener, das war ein kleiner Bereich in der Küche, wo ein großer Holztisch mit dazugehörigen Stühlen stand. Dort jedoch erlebte er eine Überraschung. Rida war schon da und saß wie selbstverständlich bei den Dienern und unterhielt sich unbekümmert mit ihnen. Wenn man bedachte wie lange er benötigt hatte, um nur ein wenig Vertrauen unter der Dienerschaft zu bekommen, war das blanker Hohn. Allerdings war Rida sicher öfter hier und nun gehörte er ja auch schon dazu.

Aus diesem Grund setzte er sich an den Tisch und griff nach einem Becher, der in der Mitte des Tisches stand, den er dann mit Wasser füllte.

Schweigend begann er zu essen und lauschte den Gesprächen der Diener. Hauptsächlich fragten sie Rida nach dem Leben am Hofe aus. Fragen, die Rida gerne beantwortete.

Viele der Diener hier hatten ihre eigene Vorstellung vom Hof, einem Ort, den sie nie zu Gesicht bekommen würden. Die meisten Vorstellungen waren verträumt und verklärt, nichts, dass der Realität auch nur annähernd gerecht wurde. Alan hatte sich seine eigene Meinung vor Ort bilden können und das hatte sie auch nicht gebessert, doch Rida malte ein Bild, das der Realität zwar nahe kam, aber auch nicht alle verträumten Ansichten zerstörte.

Alan, der sich das nicht länger anhören wollte, schob seine Schüssel von sich und nahm den Apfel in die Hand. „Ich hoffe, zwischen all dem Klatsch hast du nicht vergessen, dass du heute von mir eine Einweisung bekommen sollst. Diese beginnt in einer Stunde in der Bibliothek, ich werde nicht auf dich warten.“

Rida wandte ihm unbeeindruckt den Kopf zu und nickte.

„Du solltest froh sein, dass Rida mit dir reitet. Alleine hast du bis jetzt ja nicht viel erreicht.“ Jennifer, eines der Küchenmädchen, das nah neben Rida saß, sah ihn erbost an. Man merkte sofort, dass die Nähe nicht zufällig, sondern von ihr erwünscht war.

Alan zwang sich zu einem falschen Lächeln, als er ihr antwortete. „Nein, Jennifer, das wird er nicht. Die Sache ist noch nicht geklärt.“

Damit stand er auf und verließ die Küche. Gut, er würde ihn über die Probleme, die er hatte aufklären, weil Benedikt ihn dafür bezahlte. Dann konnte Rida Christian davon erzählen, während er Benedikt davon überzeugte, dass er seine Hilfe nicht nötig hatte. So waren am Ende alle zufrieden. Rida weil er alle wieder von seiner Treue überzeugt hatte, Christian weil er die Informationen hatte, die er wollte, Benedikt weil er einen Grund hatte, die Bitte seines heißgeliebten Bruders auszuschlagen und er weil er diesen Schoßhund loswurde. Dann konnte er endlich wieder richtig arbeiten.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 3
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Alan war bereits eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit in der Bibliothek. Erstens, weil es immer besser war, als Erster an einem vereinbarten Treffpunkt zu sein, zweitens weil er sonst nichts mehr zu erledigen hatte. Seine Aufgaben, die nie sonderlich zahlreich waren, hatten sich in den letzten Wochen auf nur eine einzige verringert und dieser durfte er heute nicht nachgehen.

So saß er auf einem Stuhl und las in einem Buch, während er auf Rida wartete. Wahrscheinlich musste dieser noch seine Aufgaben für Christian erledigen, wer würde dem Blonden sonst seine Kleider bereit legen. Das war es, was er an Adeligen so verabscheute. Sie hielten sich für reich und mächtig und das konnte auch niemand bestreiten, doch waren sie unfähig sich auch nur selbst anzuziehen.

Er hörte Schritte auf dem Gang, machte sich aber nicht die Mühe aufzusehen. Inzwischen konnte er jeden der Bediensteten an seinen Schritten erkennen, darin unterschied sich jeder Mensch. Dass er diese nicht gleich zuordnen konnte, ließ nur zwei Möglichkeiten zu.

„Ich bin überrascht.“

Da dieser Kommentar an ihn gerichtet war, musste er wohl oder übel darauf reagieren. Das Buch senkend sah er zu Rida, der im Türrahmen stand. Sein desinteressierter Gesichtsausdruck, strafte seine Aussage Lügen. „Was? Dass ich lesen kann?“

Diese Fertigkeit hatte zu seiner Ausbildung gehört, wenn dem auch nicht so viel Aufmerksamkeit gewidmet worden war wie seinen anderen Fähigkeiten. Doch manche Auftraggeber blieben lieber unerkannt und gaben ihre Anweisungen schriftlich. Es wäre dramatisch wenn er sie nicht lesen könnte.

„Dass du davon Gebrauch machst.“ Rida ging zum Tisch auf dem Alan bereits eine Karte ausgebreitet hatte, die die Ländereien der Familie Alrin zeigten. Benedikts ebenso wie Christians, was sich nicht vermeiden ließ, da sie direkt nebeneinander lagen.

Mit einem Seufzen legte Alan das Buch zur Seite und stand auf. Dann sollte er einmal mit der Einführung beginnen, bevor er sich daran machte ihn loszuwerden.

Also trat auch er zur Karte, allerdings auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches. „Im Herbst erfolgten die ersten Überfälle auf einige Dörfer hier.“

Dabei deutete sein Finger auf einige Dörfer auf der Karte, die sich an der Grenze zu Benedikts Ländereien befanden. „Zwar wurden Suchtrupps ausgeschickt, doch ohne Erfolg. Da es dann aber keine weiteren Überfälle gab, wurde einfach nur den Leuten geholfen und die Suchtrupps wieder zurückgezogen. Wir nahmen an, dass sie weitergezogen wären.“

„Was sie nicht waren.“ Rida nickte verstehend.

„Nein, waren sie nicht. Im Winter dann gab es Überfälle hier und hier.“ Abermals deutete sein Finger auf zwei Dörfer. Alle beide befanden sich tiefer in Benedikts Gebiet als die vorangegangenen Ziele. „Ebenso wie hier, hier und hier.“

Dabei zeigte er auf zwei weitere Dörfer und eine Kohlenmine. „Dann habe ich die Leitung bekommen. Seitdem gab es noch drei Überfälle.“

Auch diese Dörfer zeigte er Rida.

„Sie kommen immer näher, langsam aber doch.“ Nachdenklich betrachtete Rida die Karte.

„Mag sein, doch es wäre verrückt diese Burg anzugreifen. Dafür ist sie zu gut gesichert, ebenso wie die Dörfer in der Umgebung. Benedikt will nicht am Hof um Unterstützung anfragen, was ich durchaus unterstütze. Königliche Wachen wären hier nur fehl am Platz und würden uns nur behindern. Keiner von ihnen kennt sich hier aus, außerdem sind Außenseiter nicht gerne gesehen.“ Nicht einmal er hatte das Vertrauen der Dorfbewohner erringen können, obwohl sie wussten, dass er in Benedikts Auftrag ermittelte und schon über ein Jahr hier lebte. Eigentlich schon mehr, da Benedikt schon früher seine Dienste in Anspruch genommen hatte. Trotzdem erzählten sie ihm so gut wie nichts, da würde Rida auch nichts erreichen können. Benedikt behauptete da zwar etwas anderes, doch das war wohl nur Wunschdenken. Auch ihm lief langsam die Zeit davon.

Rida wandte sich von der Karte ab und trat zu dem großen Fenster, das einen Teil der rückwärtigen Wand einnahm. Nachdenklich betrachtete den Horizont. „Wurden andere Ländereien angegriffen?“

„Nein.“ Alan schüttelte den Kopf. Das war es auch was ihm komisch vorkam, da keiner von ihnen auch nur einen Überfall zu vermelden hatte. Doch Räuberbanden tauchten nicht so einfach aus dem Nichts auf und waren auch nicht so gut organisiert wie diese.

„Wir haben aber auch keine Streitigkeiten mit einem von unseren Nachbarn.“ Rida drehte sich wieder zu Alan um. „So wie ich das sehe, bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Die Leute sind unzufrieden. Die einen leben in der Angst, wann sie überfallen werden könnten, die anderen haben bereits alles verloren, was sie besitzen. Auch wenn Benedikt seine Sache gut macht, wenn diese Räuber nicht gefasst werden, rüttelt das an seiner Position. Einen Volksaufstand kann sich kein Adeliger leisten.“

Das wusste Alan auch, schließlich kannte er die Spiele der Mächtigen und die Psyche der Menschen besser als ihm lieb war. Die Leute wurden unzufrieden und wenn dieser Zustand zu lange anhielt, war das Gute, das Benedikt irgendwann einmal geleistet hatte, rasch vergessen. Dann würde sich das Volk selber helfen und in alle Richtungen kämpfen. Nicht dass ihn das berührte, doch auch das war ein Aspekt, den er beachten musste.

„Also muss die Suche…“ Rida brach ab und kam wieder zum Tisch zurück. Sein Finger legte sich auf einen Punkt auf der Karte. „…hier beginnen.“

„Das hat sie schon.“ Alans Stimme klang gereizt. Wofür hielt ihn der Andere, für einen Anfänger? Natürlich erregte ein Dorf, das inmitten des ganzen Chaos nicht angegriffen wurde Aufsehen. Nur die Bewohner redeten noch viel weniger mit ihm als die Bewohner anderer Dörfer, auch wenn sie nur vier Tagesritte vom Schloss entfernt lebten, was ziemlich nahe war. „Aber man redet nicht mit uns und Benedikt meint, dass er dieses Dorf nicht verdächtigt.“

„Das kann ich mir vorstellen. Auch ich verdächtige dieses Dorf nicht, aber es ist ein guter Beginn.“

Anscheinend war es nun an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. „Nein, es gibt keinen Beginn. Es gibt bereits eine laufende Suche und bei dieser bist du nicht inbegriffen. Ich habe keine Zeit, mich um dich zu kümmern, oder gar dich zu beschützen.“

Benedikt würde es ihm nämlich gewiss übel nehmen, wenn er den Diener seines Bruders nicht unversehrt zurückbrachte. Beide hielten große Stücke auf ihn, soviel hatte er bereits begriffen.

Rida hob nur amüsiert eine Augenbraue. „Was bringt dich bitte zu der Annahme, dass ich deinen Schutz benötige?“

„Die Erfahrung. Schließlich hatten wir einen gemeinsamen und ziemlich bewegten Sommer.“ Alan lächelte spöttisch bei dieser Bemerkung. Wenn es sein musste, rief er dem Anderen diese Erinnerungen gern wieder ins Gedächtnis. Dann würde sich wieder zeigen, wer hier wem überlegen war, denn scheinbar hatte Rida das bereits wieder vergessen.

Der Schwarzhaarige erwiderte dieses Lächeln freundlich, jedoch erreichte es nicht seine Augen, die ihn kalt ansahen. „Ja, das stimmt. Und solltest du das jemals wieder versuchen, werde ich dir den Arm brechen, gefolgt von anderen diversen Körperteilen.“

Wie nett, das Schoßhündchen begehrte auf. Es könnte ja eindrucksvoll sein, wenn er nicht bereits eine Kostprobe seiner Fähigkeiten bekommen hätte. Kämpferisch war ihm jeder seiner Männer überlegen, darauf würde er wetten.

Im Sommer hatten in Ridas Fähigkeiten ja noch amüsiert, aber wenn er sich deswegen nun für einen guten Kämpfer hielt, hatte er eindeutig übertrieben. Er brauchte es nicht, dass dieser sich nun einmischte, da er sicher nicht mehr Erfolg haben würde, als er selbst.

„Außerdem müssen wir gar nicht über dieses Thema reden, da die Entscheidung darüber schon längst gefallen ist. In dieser Angelegenheit hat noch immer Benedikt das letzte Wort.“ Rida lächelte siegessicher, als er sich wieder auf die Karte konzentrierte.

„Ja, aber das ist noch nicht gesprochen.“ Alan konnte sich gerade noch von einem Knurren abhalten. Er musste und würde Benedikt umstimmen, anders ging das nicht. Es reichte doch, dass er bis jetzt mitgespielt hatte, das musste man nun nicht auch noch ausreizen.

„Wir werden sehen. Sind wir nun fertig, oder gibt es noch mehr, das du weißt? Obwohl das, was du mir bis jetzt präsentiert hast, nicht sehr viel ist.“

„Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen. Wenn du etwas wissen willst, kannst du ja Benedikt fragen. Ich habe keine Lust meine Zeit mit dir zu vergeuden, nur damit du dann wieder als treuer Diener dastehst, der sich durch seine Selbstlosigkeit bei seinem Herrn profilieren will.“ Denn so sah Alan die Sache und er war nicht bereit bei dieser Farce weiter mitzuspielen.

Rida rollte die Karte zusammen und ging damit zu dem Regal, in dem diese aufbewahrt wurden. Vorsichtig legte er die Karte zu den anderen. „Ich denke nicht, dass es Benedikt gefallen wird, deine Aufgabe zu erfüllen.“

Alan knirschte mit den Zähnen. Nein, das würde ihm nicht gefallen, vor allem weil er ihn dafür bezahlte, nur war er nicht sein Schoßhund. Vielleicht verhielt er sich im Moment so, aber auch nur weil er dafür eine Belohnung bekam, wenn diese wegfiel konnte er jederzeit gehen. Nur die Möglichkeit für eine schlagfertige Antwort hatte er sich mit seiner Aussage zuvor auch verbaut. „Du weißt, was du wissen musst. Mehr ist nur notwendig, wenn du wirklich mitreitest.“

„Dann rede mit Benedikt, wenn es dir so ein Bedürfnis ist. Aber es ist Zeitverschwendung, am Ergebnis wird sich nichts ändern.“

Ihm gefiel Ridas überhebliche Art überhaupt nicht. Im Moment war er dagegen leider machtlos. So seltsam es sich auch anhörte, am Hof hatte er mehr Freiheiten gehabt als hier, wo er eigentlich Heimvorteil haben sollte. Er wollte sich nicht mit einem Klotz am Bein belasten und das würde er Benedikt auch klar machen, sobald dieser wach war. Nun, wohl besser nach dem Frühstück, da war er logischen Argumenten eher aufgeschlossen. „Wir werden sehen.“

Damit war diese Unterredung für ihn beendet. Ohne Rida noch einen Blick zu gönnen, verließ er die Bibliothek. Bis Benedikt aufwachte würde er sich um seine Ausrüstung kümmern ebenso wie um Ersatz für die Dinge, die verloren gegangen waren. Er freute sich schon richtiggehend darauf, wenn er wieder auf der Jagd sein würde. Auch wenn die Frustration bei jedem erfolglosen Versuch größer wurde, so war die Aufregung währenddessen die Mühe wert. Und wenn er Rida wieder los war, konnte er die Jagd endlich beginnen.
 

Rida sah ihm belustigt nach. Erst als er sich sicher war, dass Alan ihn nicht mehr hörte, seufzte er tief und schüttelte den Kopf. Er würde es auch noch lernen. Hier hatte er die besseren Karten, immerhin war das seine Heimat. Jemand mit Alans Gespür sollte das eigentlich merken. Aber vielleicht war das auch der Grund für sein Verhalten, anders konnte er es sich nicht erklären.

„Schutz.“ Bei diesem Wort klang seine Stimme verächtlich. Der Ältere dachte doch wirklich, dass er Schutz benötigte. Das war das Letzte, was er von Alan erwartete, oder sich gar erhoffte.

Rida hob das Buch auf, das Alan zuvor so achtlos beiseitegelegt hatte und las den Titel. Seltsam, er hätte nie gedacht, dass sich der Blonde für Astronomie interessierte. Dass er die Sternbilder kannte, stellte er außer Frage, denn das war wichtig um sich in der Nacht zu orientieren, aber dass er sich damit näher beschäftigte, hätte Rida ihm nicht zugetraut. Nicht, dass es seine Meinung über ihn ändern würde. Nein, an seinem Charakter änderte das nichts.

Gewissenhaft ordnete er das Buch wieder ein und sah sich in dem Raum um. Außer dass Benedikt die Sammlung erweitert hatte, war noch alles so wie früher. Der Tisch, an dem er zuerst alleine und dann mit Christian und Benedikt gemeinsam gelernt hatte war noch immer der gleiche und auch die Schiefertafel, die ihre Lehrer benutzt hatten stand - nun ungenutzt - in einer der Ecken. Er hatte diesen Ort anders als die beiden anderen immer gemocht. Für jemanden, der nie damit gerechnet hätte irgendeine Bildung zu bekommen, war es wie ein Geschenk. Nicht, dass er sich zuvor jemals Gedanken darüber gemacht hatte, dafür war kein Raum in seinem Denken. Ein Sklave musste seine Aufgaben erledigen und das am besten ohne denken, egal wie alt er war.

Am Anfang hatte er gelernt, weil es ihm aufgetragen worden war, später weil es ihm gefiel. Er war schon immer wissbegierig gewesen, doch noch mehr gefiel es ihm, von seinen Lehrern für seinen Eifer gelobt zu werden. Das war die Bestätigung für ihn, dass er etwas richtig machte. Vielleicht hatte Simon, Christian und Benedikts Vater, damals schon die Entscheidung getroffen ihn als Leibwächter auszubilden. Rida wusste es nicht, nur dass es das Beste gewesen war, was ihm hätte passieren können. So hatte er wenigstens eine Ausbildung erhalten und musste sich nicht als Parasit sehen. Denn auch wenn er nie das Gefühl hatte nicht zu dieser Familie zugehören, so wusste er es doch. Ein Leben, wie es Benedikt oder Christian führten, hatte er sich niemals für sich selbst ausgemalt. Nicht weil er diese Art zu leben nicht respektierte, denn jeder hatte das Recht sein Leben so zu leben wie er wollte, sondern weil es ihm nicht zustand. Aus diesem Grund hatte er bis jetzt sein Erbe nicht angerührt, einfach weil er wusste, dass es ihm eigentlich nicht gebührte. Simon hatte ihm eine große Summe an Gold vermacht, genug um bis an sein Lebensende sorglos zu leben, doch das benötigte er gar nicht. Der Grund warum er nicht abgelehnt hatte, war derselbe Grund aus dem er noch an den Säbeln hing: aus sentimentalen Gründen. Es war ein Geschenk von einem Menschen, den er mehr als seinen eigenen Vater geliebt hatte, dieses abzulehnen wäre mehr als nur unhöflich gewesen. Aber nur weil er es angenommen hatte, hieß das nicht, dass er es benutzen, oder ausgeben musste. Er hatte alles, was er wollte. Rida sah keinen Grund, sich über irgendetwas zu beschweren. Es ging bei weitem schlimmer, das wusste Rida aus Erfahrung.

Sein Blick fiel auf die Standuhr, die eindrucksvoll zwischen zwei Bücherregalen stand. Es war noch viel zu früh für Christian um aufzustehen. So konnte er noch eine sache erledigen, die wichtig sein würde, wenn er Alan morgen begleitete, es sei denn er wollte ihnen zu Fuß nachlaufen.

Rida verließ die Bibliothek und suchte sich zielsicher durch die Dienstbotengänge den Weg zum Stall. So war er unauffälliger und auch schneller. Warum die Herren der meisten Schlösser immer umständliche Wege zu ihrem Ziel zurücklegen wollten, wusste er sowieso nicht.

Beim Gang durch den Burghof sah er einige neue aber auch viele altbekannte Gesichter. Einige kannte er, einige mochte er und mit einigen war er noch nie klargekommen, aber so sollte es eben sein. Man konnte nicht mit allen auskommen, vor allem verstanden die meisten seine Bindung zur Familie Alrin nicht, oder waren neidisch darauf. Rida tat das einzig Richtige und ignorierte diese Leute.

Im Stall sah er sich suchend um. Zwar hatte Benedikt einige Stallburschen und auch jemanden der alles beaufsichtigte, doch schienen alle beschäftigt zu sein. Es waren auch fast alle Boxen belegt, was wohl damit zusammenhing, das sich einige Söldner hier aufhielten, ebenso wie ihre Tiere.

Rida begab sich in den hinteren Teil des Stalls. Dort stand ein weißes Pferd etwas abgesondert von den Anderen. Ebenfalls ein Geschenk an ihn, als er alt genug gewesen war, um reiten zu lernen. Ebenso wie Benedikt und Christian hatte auch er sein eigenes Pferd geschenkt bekommen. Es war ihm schwergefallen sich von ihm zu trennen, doch hier ging es ihm besser als am Hof. Dort konnte er nicht mit ihm ausreiten, währende es hier Leute gab, die dies regelmäßig machten.

Rida trat an die Box und hielt dem Araber seine Hand an die Nüstern. Ob er ihn noch kannte? „Hallo Zayn.“

Der Hengst schnaubte und stieß seine Hand mit seinen Kopf an.

Rida lächelte und strich ihm über den Hals. Also kannte er ihn doch noch, das war schön, so selten wie er hier war. „Es scheint, dass man sich gut um dich gekümmert hat.“

Bestimmt war Benedikt selbst mit ihm geritten, um ihn in Form zu halten. Verschwörerisch beugte er sich näher zu dem Pferd. Vielleicht ein seltsames Verhalten, aber für ihn war Zayn wie ein Freund, den er immer wieder gerne sah. „Wir beide werden morgen wieder viel Zeit miteinander verbringen. Deswegen sollten wir heute einen kleinen Ausritt wagen, um uns abermals aneinander gewöhnen. Was sagst du, würde dir das gefallen?“

Zayn schnaubte und scharrte unruhig mit seinem rechten Vorderhuf.

Lächelnd löste sich Rida von dem Araber. „Ich nehme das einmal als ein ‚ja‘, okay?“

Damit wandte er sich von Zayn ab, um einen Stallburschen zu finden, der ihm zeigte, wo er seinen Sattel und Zaumzeug finden konnte. Ein kleiner Ausritt würde Zayn und ihm guttun. Gleichzeitig konnte er so etwas die Umgebung erkunden und die Zeit bis zum Mittagessen überbrücken. So tat er wenigstens etwas sinnvolles, anstatt die Zeit nur sinnlos totzuschlagen.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 4
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Rida kam erst am späten Nachmittag wieder zurück. Er mochte es einfach, seine Zeit mit Zayn zu verbringen. Außerdem hatte er die Möglichkeit genutzt und einige Bekannte besucht. Auch wenn er sein ganzes Leben in der Burg verbracht hatte, so traf das nicht auf alle anderen zu. Manche kamen in die Burg, manche verließen sie und viele kamen nur zu Besuch oder lieferten etwas. So war der Fluss der Informationen und auch die Möglichkeit Bekanntschaften zu schließen, immer gewährleistet.

Als Rida absaß, klopfte er dem Araber lobend auf den Hals. Man hatte sich wirklich gut um ihn gekümmert, er war noch immer so ausdauernd und kräftig wie bei seinem letzten Besuch.

Einem herbeieilenden Stallburschen die Zügel übergebend, wandte er sich wieder wichtigeren Dingen zu. Ob Alan schon mit Benedikt geredet hatte? Sicherlich, denn Benedikt war bestimmt schon seit Stunden wach und Alan hatte nicht so gewirkt, als würde er warten wollen.

Rida betrat die Burg und ging in Richtung der privaten Räumlichkeiten der Burgherren. Wenn sich die Gewohnheiten nicht änderten und das taten sie hier kaum, so war es Zeit für den Nachmittagstee. Bridget war eine sehr weltoffene Frau, die auch gerne Bräuche aus anderen Ländern übernahm, wenn sie ihr gefielen. So auch dieses Treffen zum Nachmittagstee.

Zögernd klopfte er an die Tür zu ihrem Zimmer. Wie immer hatte er das Gefühl, dass er nicht hier sein sollte. Schließlich war dies das Zimmer der Burgherrin und er war nicht mit ihr verwandt. Das gehörte sich nicht. Nur mit solchen Ausflüchten kam er weder bei Bridget noch bei Benedikt oder Christian sehr weit. Für sie gehörte er zur Familie und war ihnen in ihren Augen somit gleichgestellt. Warum Rida nicht selbst so denken konnte, wusste er nicht. Es würde sein Verhalten ihnen gegenüber wieder so einfach machen wie in seiner Kindheit. Nur war er kein Kind mehr und da lag das Problem.

Die Tür öffnete sich von innen und Bridget sah ihn lächelnd an. „Wie schön, dass du es nicht vergessen hast.“

Rida erwiderte dieses Lächeln. „Wie könnte ich?“ Nein, das konnte er auf keinen Fall, immerhin war das etwas, das sich seit seiner Kindheit nicht geändert hatte. Neben dem Abendessen, war der Nachmittagstee heilig, eine Familienangelegenheit bei der jeder teilnehmen musste.

Christian sah ihm leicht gequält entgegen, lächelte aber.

Rida tauschte nur einen kurzen Blick mit ihm aus, als er sich neben ihn setzte. Wahrscheinlich würde er im Moment ein Glas Wein dem Tee vorziehen, denn Bridget fragte ihn sicher über sein Leben am Hof aus. Und es gab viel, das Christian auslassen musste, denn anlügen würde er sie nicht. Doch bei den bohrenden Fragen seiner Mutter war es schwer, sich nicht mit irgendetwas zu verraten. Das hatten sie alle schon in ihrer Kindheit gelernt. Wieviel Blödsinn sie damals verraten hatten, ohne es zu wollen.

Benedikt reichte ihm eine volle Tasse, während Bridget sich wieder neben Juliet setzte, die Annabelle auf dem Schoss hatte. Man merkte, dass sie mit ihren fünf Jahren schon deutlich zu alt dafür wurde, doch diesmal hatte sie wohl selbst darauf bestanden, da sie Bridget stolz etwas präsentierte, das sie in ihrer Hand hielt. Rida konnte nicht erkennen was es war, da Benedikt ihn ansprach und so seine Aufmerksamkeit forderte.

„Zayn macht sich gut, was?“

Rida nickte und schenkte dem Älteren ein dankbares Lächeln. „Ja, du hast dich gut um ihn gekümmert. Danke.“

Der Blonde schüttelte nur abwiegelnd den Kopf. „Kein Problem. Bei einem Pferd wie diesem macht man das gerne.“

„Und wie sieht es hier so aus?“ Christian war anscheinend froh, endlich den Fragen seiner Mutter entkommen zu sein und mischte sich in ihr Gespräch ein. So verhinderte er wenigstens, dass sie ihm wieder ihre Aufmerksamkeit zuwandte.

„Ruhig, eigentlich so wie immer. Ich bin nur bis zur Eisenmine geritten und habe mit den Arbeitern geredet. Ihr scheint gut voranzukommen.“ Die Eisenmine lag gar nicht so weit von der Burg entfernt und war erst neu erschlossen worden. Ihr Land war reich an Eisen, das war im ganzen Königreich bekannt. Die meisten Eisenvorkommen befanden sich in dem Teil, den Christian geerbt hatte, was aber trotzdem bedeutete, dass es ihnen allen zugutekam.

„Zayn lässt nach, oder?“ Bei dieser Bemerkung grinste Christian belustigt. Es war ein kleiner Seitenhieb gegen Benedikt, der sich ja um den Araber gekümmert hatte.

Bevor dieser aber antworten kannte, ergriff Rida für sein Pferd Partei. „Ich wollte ihn ja auch schonen. Schließlich brauche ich ihn morgen noch.“

Sofort verschwand das Lächeln auf Christians Gesicht und auch Benedikt wurde wieder ernst.

Rida ahnte, was das zu bedeuten hatte. „Alan hat mit dir geredet.“

Benedikt verdrehte die Augen. „Ein Gespräch kann man das nicht nennen, er hat Forderungen gestellt. Er hat nicht sonderlich viel für dich übrig. Bist du sicher, dass du mitreiten willst? Zwar wird er dir nichts antun, aber angenehm wird die Suche sicher nicht und das sage ich nicht wegen der Umstände.“

Es war zwar nett von Benedikt, dass er sich so um ihn sorgte, doch auch vollkommen unnötig. „Du weißt, was ich kann und ich will das auch machen. Ich bin vielleicht einer der besten Männer bei dieser Suche und keine Sorge, mit Alan werde ich fertig.“

Dabei tauschte er einen kurzen Blick mit Christian aus. Er erinnerte sich noch gut an ihr Gespräch letzten Sommer, ab jetzt würde er sich nicht mehr zurückhalten, wenn es um ihn ging.

„Könntet ihr wenigstens während des Tees aufhören darüber zu reden?“ Bridgets genervte Stimme mischte sich in ihr Gespräch ein. Sie sah ihre drei ‚Söhne‘ streng an.

Schuldbewusst senkten alle drei den Blick, aber nur Christian murmelte etwas, das wohl eine Entschuldigung sein sollte.

„Außerdem finde ich es gar nicht gut, dass du dabei mitmachst, Rida. Wie ein gewöhnlicher Söldner durch die Wälder zu streifen gehört sich nicht für jemanden unseres Standes.“

Für jemanden seines Standes schon, aber das würde sie nicht durchgehen lassen. Zum Glück hatte er eine andere Erklärung, die auch der Wahrheit entsprach. „Ob es sich gehört oder nicht spielt dabei keine Rolle. Es muss getan werden und ich mache das, weil ich zu dieser Familie gehöre und ihr helfen will.“

An ihrem Gesichtsausdruck, der sich augenblicklich aufhellte, sah er, dass er die richtigen Worte gewählt hatte.

Trotzdem bemühte sie sich um einen strengen Tonfall, als sie antwortete. „Egal, ich will während des Tees nichts über dieses Thema hören.“

Juliet lächelte ihm aufmunternd zu und neigte leicht den Kopf. Auch Christian grinste zufrieden. Ein Zeichen, dass seine Worte genau richtig gewesen waren, um Bridget zufriedenzustellen. Alles andere hätte wohl nur zu einer hitzigen Diskussion geführt, es wäre nicht die erste in der Geschichte dieser Familie.

Plötzlich hob Juliet den Kopf und sah Christian an. „Wie geht es eigentlich Karen und Shay?“

„Shay?“ Bridget hob fragend den Kopf und sah zuerst zu Juliet und anschließend zu Christian. „Eine neue Bekanntschaft?“

Der Blonde warf Juliet einen todbringenden Blick zu, den diese nur mit einen unschuldigen Lächeln konterte. „Ja, ich habe dir doch von ihm geschrieben, Mutter. Lord Ferans dritter Sohn. Ich habe ihn beim Turnier kennengelernt.“

„Ah ja.“ Man merkte, dass Bridget sich nicht wirklich erinnern konnte, das aber einfach überspielen wollte.

„Ihm geht es gut. Er ist in Lord Trelains Diensten und macht gute Fortschritte was seine kämpferischen Fähigkeiten angeht. Beim nächsten Turnier können wir auf jeden Fall schon höhere Wetten auf ihn abschließen. Karen ist über den Winter zu ihrem Mann gereist. In ihrem letzten Brief schrieb sie, dass sie befürchtet schwanger zu sein, aber das ist noch nicht bestätigt.“

„Das ist schön.“ Juliet lächelte während Bridget ein leises Schnauben von sich gab.

„Das war ja auch schon an der Zeit. Als ich in ihrem Alter war, konnte Benedikt bereits seine ersten Schritte machen.“

„Oh, das ist dann wohl der richtige Zeitpunkt, um mich zurückzuziehen.“ Benedikt stellte seine Tasse ab und stand auf. Dabei berührte er Rida leicht an der Schulter, ein Zeichen, dass er ihm folgen sollte. „Ich muss noch etwas erledigen, wir sehen uns beim Abendessen.“

Damit verließ er rasch den Raum.

Rida wartete noch einige Minuten, dann stellte er seine nun leere Tasse ebenfalls ab. „Tut mir leid, dass ich es so kurz halte, aber auch ich muss noch etwas für morgen vorbereiten.“

Bridget seufzte leise, als er aufstand und zur Tür ging. „Ich hätte keine Söhne bekommen sollen. Je älter sie werden, umso weniger interessieren sie sich für ihre Mutter. Aber du bist da ja anders, Christian.“

Rida lächelte still, als er sich den Gesichtsausruck seines Freundes vorstellte. Alleine gelassen mit zwei Frauen, die er nicht anlügen konnte. Nein, darum beneidete er ihn wirklich nicht.

Vor dem Raum wartete gegenüber der Tür lehnend Benedikt. Als er ihn sah, richtete er sich auf und ging einige Schritte. „Begleite mich.“

Rida ahnte, dass er nun die Dinge erfahren würde, die Alan ihm vorenthalten hatte. Benedikt ahnte sicher, dass Alan ihm nicht alles gesagt hatte.

„Alan verdächtigt ein Dorf, aber wir wissen, dass sie nichts getan haben, das uns schadet, nicht wissentlich.“

Rida nickte zustimmend. „Ja, weil sie dort wohnt.“

„Genau, sie und ihre zahlreiche Nachkommenschaft würden nicht zulassen, dass dieses Dorf etwas gegen uns unternimmt. Aber vielleicht wäre es gut, wenn du mit ihr sprichst. Erstens weil sie sich sicher freut dich wiederzusehen, zweitens weil sie Alan sicher nichts erzählt hat. Wir wissen, wie sehr sie Söldner hasst und im Moment ist Alan einer davon.“ Benedikt seufzte bedauernd. „Sie macht es mir nicht leicht.“

„Ich werde sie von dir grüßen.“ Rida schwieg kurz. „Benedikt, was wurde mir verschwiegen?“

Der Blonde schüttelte nur unwillig den Kopf. „Ich weiß nicht, was dir Alan erzählt hat, aber diese Banditen sind keine gewöhnlichen Räuber. Sie suchen die Dörfer völlig willkürlich aus, auch wenn Alan dahinter ein Muster erkennen will, es gibt keines. Wir haben Hunde ihre Spur aufnehmen lassen, doch sie haben nichts gefunden. Diese Banditen legen große Strecken im Wasser zurück, sodass die Hunde ihrer Spur nicht folgen können, oder sie bewegen sich im Geäst von Baum zu Baum. Wir vermuten ihren Stützpunkt in den Bergen, doch anscheinend wechseln sie immer ihren Aufenthaltsort. Wer sie mit Waffen und Lebensmitteln versorgt, weiß ich nicht, auch nicht, warum sie nur in meinen Ländereien ihr Unwesen treiben. Ich habe mit niemanden Streit, sodass es kein Rachefeldzug sein kann.“

„Es klingt wirklich sehr merkwürdig.“ Rida hatte Erfahrung mit Räubern. Es war nicht das erste Mal, dass eine Bande hier ihr Unwesen trieb. Dieser Landstrich war schließlich ideal für Raubüberfälle. Es gab große Wälder, unwegsame Berge und bei den Transporten, die unterwegs waren, konnte man meistens auf reiche Beute hoffen. Nur hatten sie diese Probleme bis jetzt immer in den Griff bekommen, egal wir klug ihre Gegner gewesen waren. Doch solche Tricks waren unüblich für gewöhnliche Räuber. So etwas fiel keinen Bauern ein, die beschlossen hatten, dass es leichter war zu stehlen, als sich ihr Brot durch Arbeit zu verdienen.

„Was sagt Alan dazu?“ Dem Blonden musste das doch auch seltsam vorkommen, er war nicht dumm.

Benedikt machte eine wegwerfende Handbewegung und schnaubte genervt. „Alan will davon nichts hören. Er nennt das Glück, in diesem Punkt lässt er nicht mit sich reden.“

Rida runzelte die Stirn. Das kam ihm schon seltsam vor, gerade weil die Sache so offensichtlich war. Ob es etwas gab, das er Benedikt verschwieg? Nun, wenn dem wirklich so war, dann würde er herausfinden was es war. „Ist das einer der Gründe, warum du zugestimmt hast, dass ich sie begleite?“

Es hatte ihn nämlich überrascht, eine so rasche Zusage von Benedikt zu bekommen. Bei Christian war es klar, er vertraute in seine Fähigkeiten, weil er sie kannte. Benedikt zwar auch, aber nicht so gut wie sein Bruder.

„Auch. Aber ich weiß, dass du Alan Konter geben kannst. Außerdem bist du ein guter Kämpfer und Jäger. Deine Fähigkeiten im Spurensuchen sind seit unserer Kindheit sicher nicht eingerostet.“ Inzwischen waren sie vor Benedikts Arbeitszimmer angekommen und der Ältere öffnete die Tür.

Rida lächelte verlegen. „Nein, das nicht.“

Er wusste noch zu gut, wie er früher bei der Jagd immer ihren Spurensuchern zur Hand gegangen war. Damals auch noch in dem Bestreben sich bei seinem Ziehvater und seiner neuen Familie beliebt zu machen. Er hatte so viel lernen wollen. Nur damit er für diese Familie nützlich war. Nun kam ihm dieses Verhalten dumm vor, aber er war auch älter als damals. Als Kind war es seine größte Angst gewesen, dass, wenn er sich nicht als nützlich erwies, man ihn wieder dorthin zurückschicken würde, wo er hergekommen war. Aber selbst wenn er der größte und dümmste Tollpatsch dieser Welt gewesen wäre, sie hätten ihn trotzdem behalten und in ihre Familie aufgenommen. Jetzt wusste er das, jedoch bereute er nicht, das alles gelernt zu haben. Wie man sah, half es ihm nun.

Benedikt warf einen Blick in den Raum hinter sich und grinste frech. „Ich muss noch einige Rechnungen durchgehen. Aber du kannst mir gerne zur Hand gehen.“

Rida hob abwehrend eine Hand. „Danke nein. Mit Zahlen hatte ich schon seit jeher meine Probleme. Außerdem muss ich noch etwas vorbereiten, für morgen.“ Es war keine Lüge, die er gegenüber Bridget benutzt hatte. Er wusste nicht wie gut Alan ausgerüstet war und dieser würde es ihm sicher nicht verraten, wenn er danach fragte. Allerdings ging es auch um seine persönliche Ausrüstung und nicht die, die jeder Reisende mit sich führte.

Der Ältere seufzte bedauernd und ließ den Kopf kurz hängen. „Schade. Aber diese Abneigung teilen wir. Leider muss ich mich dennoch mit dieser auseinander setzen.“

„Dafür machst du das aber gut.“ Rida schenkte dem Blonden ein aufmunterndes Lächeln und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. Morgen würde er also wieder aufbrechen.

Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf Ridas Lippen. Auch wenn er das Leben an Christians Seite genoss, so war es ab und zu doch sehr eintönig. Vor allem weil der Jüngere einem die Aufgabe ihn zu beschützen sehr einfach machte. Besonders in letzter Zeit, da er nicht mehr mit den Racheaktionen gehörnter Ehemänner rechnen musste. Da kam ihm so eine kleine Jagd doch sehr gelegen. Auch wenn die Begleitung zu wünschen übrig ließ, so freute er sich schon darauf. Endlich wieder etwas, bei dem er seine Fähigkeiten richtig ausspielen konnte und der Gesichtsausdruck von Alan, wenn er herausfand, was der sogenannte Schoßhund wirklich konnte, war noch ein zusätzlicher Ansporn.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 5
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Alan sah nachdenklich in Richtung des offenen Burgtors und rieb sich die Hände. Es war zwar schon Frühling und der Schnee war bereits geschmolzen, richtig warm war es aber trotzdem nicht. Vor allem nicht am frühen Morgen, wenn die Sonne gerade am Aufgehen war. Seine Gruppe war bereits vollständig versammelt, eigentlich warteten sie nur noch auf ihre Pferde.

Mit einer gewissen Genugtuung bemerkte Alan, dass Rida nicht unter den Männern war. Auch wenn es nicht so gewirkt hatte, seine Einwände bei Benedikt hatten wohl doch Erfolg gezeigt. So war es auch besser für Rida. Ein Schoßhund gehörte zu seinem Herrn. Er wäre für sie nur ein Klotz am Bein gewesen.

Endlich brachten die Stallburschen die Pferde, allerdings kamen nicht nur die Stallburschen. Alan verengte die Augen, als er auch Rida unter ihnen erkannte. Dieser hielt in seiner Hand die Zügel eines Pferdes, nur war das kein normales Pferd. Nein, es war der Araber, den Benedikt wie seinen Augapfel hütete. Nur ausgewählte Stallburschen durften sich um ihn kümmern, da war er ganz streng, und nun überließ er ihn Rida?

Nicht zum ersten Mal beschlich Alan das Gefühl, das ihm hier irgendetwas entging, womöglich etwas sehr wichtiges. Er drängte sich durch die Söldner, die gerade ihre Pferde in Empfang nahmen, bis zu Rida. Vor ihm blieb er stehen und musterte ihn einen Moment lang erstaunt. Es war überraschend, wie sehr Kleider doch für Leute machten.

Rida trug wie sie alle eine dunkle Hose und ein ebensolches Hemd. Doch verzichtete er im Gegensatz zu den meisten der Söldner auf einen Brustpanzer. An dem Gürtel um seine Hüfte steckte ein Messer, das Alan entfernt an ein Jagdmesser erinnerte. Doch das Erstaunlichste an dieser Verwandlung waren die beiden Schwerter, die er in ihren Scheiden verstaut, quer über dem Rücken trug. Die Griffe ragten etwas über seinen Schultern hervor. Alan hatte diese Art Schwerter zu tragen noch nie gesehen, doch vielleicht war das nicht einmal die schlechteste Methode.

Trotzdem änderte es nichts daran, dass Rida nicht hierher gehörte. „Nett, aber nur weil du wie ein Krieger aussiehst, heißt das nicht, dass ich dich mitnehme.“

Rida strich dem Araber über die Nüstern. „Oh, ich bin sicher, dass Benedikt da anderer Ansicht ist. Aber keine Sorge, ich habe nicht vor dich zu behindern und auf deinen Schutz bin ich auch nicht angewiesen. Sieh mich doch einfach als einen Reisenden, der in eure Richtung will.“

Aber das war er nicht und weil er das wusste, konnte er ihn nicht einfach ignorieren. „Mach doch was du willst. Aber erwarte bloß nicht, dass wir auf dich Rücksicht nehmen.“

Warten mussten sie sicher nicht auf ihn. Alan hatte gesehen, wie schnell dieser Araber war. Wenn Rida wollte, könnte er sie alle spielend abhängen.

Alan ging zu seinem Rappen und stieg auf, die Zügel fest in eine Hand nehmend, hob er die Andere. Das Zeichen für die Anderen, dass sie aufbrachen. Was würde Benedikt eigentlich sagen, wenn sie Rida unterwegs einfach verlören? Während einer Verfolgungsjagd konnte das durchaus passieren, diese Option sollte er sich offen halten.

Ein Pferd wurde neben ihn gelenkt und auch ohne aufzusehen wusste er, wer es war. Keiner aus ihrer Gruppe hatte ein weißes Pferd, nun niemand hatte bisher eines gehabt. „Was willst du?“

„Es interessiert mich nur, wo du mit deiner Suche anfangen willst? Irgendwie muss mir das bei meiner Einführung gestern entgangen sein.“ Rida sah ihn bei diesen Worten nicht an, sondern konzentrierte sich auf den Weg vor ihnen.

Alan knirschte mit den Zähnen bei dieser Frage. Gestern hatte er dieses Thema geschickt ausgelassen, weil er keine konkrete Spur hatte, die sie verfolgen konnten. „Wir haben vor zwei Tagen eine Spur entdeckt, konnten sie aber nicht sofort verfolgen. Nachdem wir einen Tag verstreichen haben lassen, ist sie sicher bereits unbrauchbar.“

Es war dumm gewesen umzukehren, das sah er nun ein, aber nachdem einer seiner Männer unter einer Gerölllawine begraben worden war, erschien ihm die Idee nach einem anderen Weg zu suchen ziemlich verlockend. Eigentlich hatte er nur eine Karte von hier holen wollen, um einen anderen Weg zu suchen, da seine eigene zu ungenau war.

„Dann schlage ich vor, dass wir noch einmal dieses Dorf besuchen.“

„Dort waren wir schon, die Leute reden nicht mit uns.“ Verdammt, wann waren sie endlich aus diesem Dorf raus, damit er einen Galopp anschlagen und dieses Gespräch unterbrechen konnte?

„Genau mit euch. Mit mir werden sie reden, was hast du zu verlieren?“

Diese Selbstsicherheit in Ridas Stimme reizte ihn. Warum sollte er schaffen, wo er versagt hatte? Aber es würde ihn freuen, zu sehen wie er genauso abblitzte wie er. „Einverstanden, reiten wir zu diesem Dorf.“

Was hatte er schon zu verlieren außer etwas Zeit? Im Gegensatz zu Benedikt hatte er massig davon. Endlich hatten sie die Dorfgrenze erreicht und Alan gab seinem Pferd die Sporen. Gut, dann sollte Rida einmal seinen Willen kriegen, warum sollte er nicht auch einmal einen Dämpfer bekommen? Und ja, Alan freute sich schon darauf.
 

Rida seufzte nur leise und lächelte, als er Alan hinterher sah. Dadurch, dass er im Moment enorm genervt war - ob das nun wegen ihm oder seinen Misserfolgen war, wusste Rida nicht - aber so hatte er es sehr viel leichter ihn zu durchschauen. Außerdem war es so für ihn auch einfacher mit ihm auszukommen, denn seine Spitzen waren schon längt nicht mehr scharf.

Auch er trieb Zayn an, schließlich wollte er den Anschluss nicht verlieren, wenn das mit dem Araber auch niemals passieren würde. Es war nicht sonderlich schwer gewesen, Alan dazu zu überreden das Dorf aufzusuchen. Für Alan waren sie laut Benedikt sowieso verdächtig und so wie es aussah, hatte er auch keinen anderen Anhaltspunkt, wo er die Räuber finden konnte. So war es ihm wohl nur Recht, damit etwas Zeit zu schinden, um sich sein weiteres Vorgehen zu überlegen. Warum auch nicht? Rida würde es genauso machen, das war nur intelligent.

Sie ritten den ganzen Tag durch, nicht einmal zum Essen blieben sie stehen, stattdessen verlangsamten sie nur das Tempo der Pferde, wenn sie etwas zu sich nahmen. Rida beschwerte sich nicht, auch wenn er es nicht gewohnt war. Als sie am Abend absaßen waren die Pferde ebenso erschöpft wie ihre Reiter.

Auch wenn sein Hinterteil und seine Innenschenkel abwechselnd schmerzten und brannten, kümmerte Rida sich als Erstes um Zayn. Nur weil er nichts mehr gewohnt war, sollte das Pferd nicht darunter leiden. Er führte den Araber zu einem Bach, der nahe ihres Lagerplatzes war und ließ ihn trinken. Rida selbst nutzte diese Möglichkeit ebenfalls und trank ein paar Schlucke, bevor er seinen Wasserschlauch wieder auffüllte. Wer wusste schon, wann sie wieder die Möglichkeit dafür hatten? Zwar wusste Rida, dass sie auf dem Weg zum Dorf einen Fluss in ihrer Nähe hatten, doch er war lieber auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Als er und Zayn fertig waren, ging er wieder zum Lagerplatz zurück. Die meisten der Söldner hatten einfach nur ihre Pferde abgesattelt und an den Stamm eines Baumes gebunden. Rida hoffte, dass dies nur ein Zeichen ihrer Erschöpfung war und sie sich um die Tiere kümmern würden, sobald sie wieder etwas ausgeruhter waren. Für Rida käme es nie in Frage, sein Wohl über das eines ihm anvertrauten Tieres zu stellen. Wenn ihm etwas nicht passte, konnte er etwas dagegen machen, ein gezähmtes Tier hatte diese Möglichkeit nur selten.

Auch Rida sattelte Zayn ab und strich ihm sanft über den Hals. Sich zum Ohr des Pferdes beugend, flüsterte er ihm lobende Worte zu. Er war sich sicher, dass Zayn ihn verstand, oder zumindest seinen Tonfall und Rida wusste genau, wie gut Lob auf jemanden wirkte. Es war einfach ein gutes Gefühl, wenn Taten oder Leistungen entsprechend gewürdigt wurden und warum sollte das bei Tieren anders sein?

„Ein schönes Tier.“

Bei der ihm unbekannten Stimme sah Rida auf. Ein braunhaariger junger Mann stand mit etwas Abstand neben ihm und betrachtete Zayn lächelnd. Er streckte die Hand nach ihm aus, hielt aber im letzten Moment inne. Fragend sah er Rida an. „Darf ich?“

„Zayn wird nicht ausschlagen, wenn du das meinst.“ Dafür war der Araber zu gut erzogen und wesentlich geduldiger als seine Artgenossen. Auch wenn er durchaus auch das Temperament seiner Rasse besaß.

Der Braunhaarige strich über Zayns Hinterlauf, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Rida zuwandte. „Mein Name ist Kenneth.“

„Rida.“ Rida wusste nicht so Recht, was er davon halten sollte. Bis jetzt hatte keiner der Männer einschließlich Alan sonderlich viel Interesse an ihm gezeigt. Doch Rida würde sich sicher nicht beschweren, er war ja nicht hier, um sich mit den Söldnern anzufreunden, sondern um die Räuber zu fangen. Aber sein Gegenüber sah nicht wie ein Söldner aus. Er war noch ziemlich jung, Rida schätzte ihn wesentlich jünger als sich selbst ein, auch wenn er schon lange kein Junge mehr war. Seine Augen funkelten vergnügt in einem sehr freundlich wirkenden Gesicht. Die Körperteile, die er sehen konnte, waren noch frei von Narben, jedoch wirkte er kräftig, wie man es von täglicher harter Arbeit wurde. Allgemein wirkte er eher wie ein junger Bauer, als wie ein ausgebildeter Krieger.

„Du bist nicht gerade gesprächig, wie?“

Rida lächelte und schüttelte den Kopf. Zumindest hatte er genug Mut um Söldner zu sein, wenn er jemanden den er nicht kannte einfach so ansprach. „Tut mir leid, ich dachte nur gerade, dass du nicht wie ein Söldner wirkst.“

Das schien Kenneth zu besänftigen, da er den Arm hob und sich verlegen am Kopf kratzte. „Das mag wohl stimmen, zumindest bin ich noch nicht lange dabei. Ich dachte nicht, dass man das merkt.“

„Die fehlenden Narben und auch dein Verhalten.“ Wenn man Krieger war, selbst wenn man es nur lernte, trug man automatisch Narben davon. Sie mussten nicht sichtbar sein, doch es gab sie. Christian hatte diese, ebenso wie Benedikt und auch er trug Narben an sich, wenn sie auch nicht unbedingt vom Training stammten. Was das Verhalten anging, nun die Umgebung sprach für sich. Die meisten der Söldner saßen in kleinen Gruppen zusammen und vertrieben sich die Zeit mit Würfelspielen, oder widmeten sich ihrem Abendessen, einige schliefen sogar schon, doch sprachen sie kaum miteinander.

Selbst Alan saß stumm am Feuer und starrte in die Flammen.

„Ich schätze, wir sind beide die Neuen?“

„Ja.“ Kenneth wirkte nun noch hilfloser als zuvor.

Nun, dann war Rida sein Verhalten klar. Anscheinend war sein Gegenüber doch noch etwas jünger, als er gedacht hatte. Jedenfalls suchte er Anschluss und da er diesen nicht bei den Anderen fand, versuchte er es bei dem Neuen in der Gruppe. Warum auch nicht, mehr als eine Abfuhr konnte er nicht bekommen.

Rida jedoch stand diesem unausgesprochenen Vorschlag nicht einmal so uninteressiert gegenüber. Er benötigte Informationen und von Alan würde er diese nicht bekommen. Außerdem wollte er ihn nicht unnötig reizen, indem er ihn auf sich aufmerksam machte. Es war das Beste, wenn sie ihren Kontakt nur auf das Nötigste beschränkten. „Gut, dann lasse ich mich gerne von dir einweisen. Es ist immer gut zu wissen, auf was man achten muss.“

Rida war nicht gut, was belanglose Gespräche anging, doch es brachte nie etwas mit der Tür ins Haus zu fallen. Noch dazu machte Kenneth einen ziemlich sympathischen Eindruck, zumindest dann wenn man die Alternativen betrachtete. Wenigstens hatte er so jemanden zum Reden und er hatte schon lange gelernt, was er anderen anvertrauen konnte und was er besser für sich behielt. Am leichtesten fiel es ihm mit Adeligen zu reden, da beschränkte sich alles auf das Zuhören, da ihr liebstes Thema sie selbst waren.

Rida nahm seinen Sattel und machte eine Kopfbewegung Richtung Feuer.

Kenneth nickte und folgte ihm.

Am Feuer wo es wärmer war, ließ es sich bestimmt besser reden. Rida war gespannt, was diese Reise noch bringen würde, für den ersten Tag war das jedoch gar kein so schlechtes Ergebnis.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 6
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Er fühlte sich wie erschlagen und das bereits schon nach dem zweiten Tag. Rida hatte nicht gewusst, wie viele Muskeln er in letzter Zeit vergessen hatte. Nun riefen sie sich ihm wieder ins Gedächtnis und zwar indem sie schmerzten. Wie konnte ein Tag im Sattel einen Mann so anstrengen und dabei war er so stolz auf seine gute Kondition gewesen. Ja, sie war auch gut, aber wie sich zeigte, hatte er die falschen Muskeln trainiert und andere sträflich vernachlässigt. Nun, am Hofe war es nicht erforderlich, einen ganzen Tag im Sattel zu verbringen und von einem Diener wurde nicht einmal erwartet, dass er reiten konnte.

Rida war froh, als Kenneth ihm anbot, sich um Zayn zu kümmern. Natürlich nicht ganz uneigennützig. Kenneth bewunderte Zayn, wahrscheinlich weil man ein solches Pferd nicht oft zu Gesicht bekam, weshalb Rida die Faszination des Jüngeren verstand. Inzwischen hatte er auch herausgefunden, dass er sich bei der Einschätzung von Kenneths Alter nicht vertan hatte. Er war deutlich jünger als er selbst. Neben dem Achtzehnjährigen kam er sich mit seinen vierundzwanzig Jahren richtig alt vor. Das war er ja auch, normalerweise sollte er bereits zwei Kinder und eine Frau sein Eigen nennen. Bis jetzt hatte er sich jedoch noch nicht einmal nach dieser einen Frau umgesehen, geschweige denn, einen Gedanken daran verschwendet, wie sie sein sollte. Und was Kinder anging war er sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt welche wollte. Vor allem aufgrund seiner eigenen Kindheit. Natürlich gab es kaum etwas, das er beklagen konnte, doch die ersten Jahre waren, wenn er sich auch nur mehr schwach daran erinnerte, schlimm gewesen. Er hatte zwar Glück gehabt, doch so ein Glücksfall ereignete sich nur einmal alle hundert Jahre. Auch wenn es hier sehr unwahrscheinlich war, dass sich eine Tragödie wie seine wiederholte, dafür war auch die Rechtsprechung zu unterschiedlich, gab es immer noch genug Kinder, die an Krankheiten oder anderen Unglücksfällen starben. Außerdem benötigte ein Kind Liebe und wie sollte er ihm diese geben, wenn er niemals anwesend war? Sein Leben spielte sich an Christians Seite ab und das würde er keiner Frau und auch keinem Kind zuliebe aufgeben. Dafür verdankte er Christians Vater zuviel.

Kenneth kam zurück und band ihre Pferde an einen Baumstamm, für die Nacht würde dies reichen.

Rida ging zu Zayn und nahm ihm den Sattel ab. Mit diesem ging er näher zum Feuer, wo er mit einer Decke sein heutiges Lager aufschlug. Mit überkreuzten Beinen setzte er sich auf die Decke, den Sattel an das Kopfende legend. Aus einer Satteltasche nahm er einen Apfel, sein Abendessen für heute. Es machte ihm nicht aus, dass er derzeit weniger zu essen bekam, da er wusste, dass sich dies im Dorf ändern würde. Denn eine Nacht würden sie dort sicher bleiben und das reichte vollauf um ihn zu mästen. Bei dem Gedanken daran lächelte er sanft, vor allem weil er wusste, dass ihn dort nicht nur das Essen erwartete.

„Das Lächeln kenne ich. Du denkst an deine Freundin, was?“ Kenneth musterte ihn grinsend.

Rida schüttelte den Kopf. „Nein, nicht meine Freundin.“ Soweit lag der Jüngere mit seiner Vermutung allerdings nicht daneben. Es war eine Frau, nur eben nicht seine Freundin.

Mit einem Seufzen ließ Rida seinen Blick über die anderen Söldner gleiten. Dabei fiel ihm einer der Männer auf, der ein Messer in der Hand hatte, das er immer wieder wie beiläufig in den Baumstamm neben sich stach. Dabei unterhielt er sich unbefangen mit einem der anderen Söldner. „Ein nervöser Bursche, nicht?“

Bei dieser Bemerkung deutete er mit dem Kopf auf den Mann.

Kenneth folgte seinem Blick und schüttelte den Kopf, jedoch erlosch sein Lächeln dabei. „Oh, das ist Sean. Er ist nicht nervös, das ist nur eine dumme Angewohnheit von ihm und das macht mich unruhig.“

„Er scheint nicht gerade zu deinen Freunden zu zählen.“ Was ungewöhnlich war, da sich Kenneth mit allen unterhielt und zumindest untertags ein beliebtes Mitglied der Gruppe war. Allerdings schien Kenneth mit dieser Einstellung Sean gegenüber nicht alleine zu sein. Jetzt wo er wusste, worauf er achten musste, bemerkt er den kleinen Abstand den die anderen Söldner zu ihm hielten. Bis auf seinen jetzigen Gesprächspartner sprach niemand mit ihm und die Blicke, die ihn streiften, waren misstrauisch.

Der Braunhaarige verzog missbilligend den Mund. „Ich weiß eigentlich gar nicht warum er uns begleitet. Schließlich ist er einer der Räuber.“

„Was?“ Sofort senkte Rida seine Stimme wieder, als ihn alle Anwesenden überrascht ansahen. Alle bis auf Alan, der wie letzte Nacht ebenfalls, in die Flammen des Feuers starrte. Eigentlich sprach er mit seinen Männern nur, wenn er ihnen Anweisungen gab, sonst schien er nichts mit ihnen zu tun haben wollen.

Kenneth hob sofort seine Hände in einer abwehrenden Geste. „Nein. Ich meine er war einer der Räuber, doch dann hat er sich uns angeschlossen und uns sogar mit Informationen versorgt.“

Scheinbar waren diese aber nicht sehr hilfreich gewesen, doch das war nicht der Punkt. „Ist euch nie der Gedanke gekommen, dass er der Grund sein könnte, dass ihr die Räuber nicht findet? Vielleicht gibt er ihnen Hinweise?“

Möglicherweise sogar in diesen Moment? Bei diesem Gedanken fiel sein Blick auf das Messer, das er scheinbar ziellos in den Stamm stach.

„Doch, aber Alan meinte, dass er das im Griff hat.“

Und darauf vertraute Kenneth anscheinend, auch wenn er da einer der wenigen war. Zumindest schienen sich dessen nicht alle so sicher zu sein, wenn er die Blicke mancher Männer richtig deutete. Was aber noch schlimmer war, sie duldeten es. Die Frage war nur warum? Diese Sache war doch keine unbedeutende Nebensächlichkeit. Alan nährte die Schlange direkt an seiner Brust.

Rida erhob sich, seine protestierenden Muskeln dabei ignorierend. Nun, egal warum die Männer es tolerierten, für ihn war die Aussage, dass Alan es im Griff hatte keine ausreichende Erklärung. Im Gegenteil, es beunruhigte ihn eher. „Entschuldige mich.“

Diese Worte waren an Kenneth gerichtet, bevor er zu Alan ging und vor ihm stehen blieb.

Dieser ignorierte ihn einige Augenblicke, bis er seufzte und den Kopf langsam hob. „Was willst du?“

Rida überhörte den gelangweilten Ton des Blonden, auf dessen Gemütszustand würde er sicher keine Rücksicht nehmen. Er machte eine Kopfbewegung Richtung Wald, weg vom Feuer und den Männern. Schon alleine dieses Thema würde ihn aufregen und er würde sich jegliche Kooperationsbereitschaft verspielen, wenn er Alan vor seinen Männern auf dieses Thema ansprach. Schließlich hatte dieser in der Gruppe einen Ruf zu wahren. „Wir müssen reden.“

Schwach lächelte Alan. „Diese Worte verheißen nie etwas Gutes.“

Trotzdem stand er auf und entfernte sich von dem Lager.

Rida folgte ihm, blieb aber nach einiger Zeit stehen. Er wollte nicht riskieren, dass ihre Worte von den Söldnern gehört wurden, aber auch das Feuer des Lagers nicht aus den Augen verlieren. „Ich habe gehört, du hast einen Räuber in deiner Gruppe.“

Es war keine Frage sondern eine Feststellung. Immerhin hatte er gesehen, wie alle anderen diesem Mann gegenüber standen.

Alan war zwar stehen geblieben, hatte sich aber noch nicht zu ihm umgedreht. „Kenneth redet zuviel.“

„Er hat nur bestätigt, dass mit dem Mann etwas nicht stimmt.“ Es wäre nicht gerecht, wenn der Jüngere nun Probleme bekommen würde, nur weil er ihn über die Sachlage aufgeklärt hatte.

„Und?“ Alan zuckte mit den Schultern und drehte sich zu Rida um. Auf seinen Lippen lag sein übliches überhebliches Lächeln, das Rida schon zur Genüge letzten Sommer kennengelernt hatte. „Was jetzt? Ich werde ihn nicht wegschicken, wenn es das ist, was du willst.“

„Weiß Benedikt davon?“ Rida wusste, dass er diesen Trumpf das letzte Mal ausspielte, da er seine Wirkung verloren hatte. Sie waren zu weit von Benedikt entfernt, damit dieses Argument noch seine ursprüngliche Kraft besaß. Aber Rida musste es probieren, auch wenn es ein ziemliches Armutszeugnis war, sich auf die Macht eines anderen zu berufen. Nur wollte er keinen Streit mit Alan heraufbeschwören, wenn es sich vermeiden ließ. Hier ging es um Ergebnisse, nicht um die Wege, über die man zu diesen kam.

„Nein, aber Benedikt ist auch nicht hier. Und es ist noch nicht sicher, ob du es wieder zu ihm zurückschaffst.“

Rida schüchterten weder die Worte noch Alans gefährliches Lächeln ein. Gelassen erwiderte er dessen Blick, in seiner Stimme klang sogar eine gewisse Belustigung mit. „Drohst du mir etwa?“

Nun wurde Alans Lächeln beinahe mitleidig. Er überwand den Abstand zwischen ihnen mit drei Schritten und blieb vor dem Schwarzhaarigen stehen. Seine Hand hob sich und sein Zeigefinger strich sanft Ridas Kieferknochen zu dessen Ohr hinauf. „Nein, das war doch keine Drohung. Denn wenn ich dir drohen würde, müsste ich Angst vor dir haben und das wird nie passieren. Nur weil der Hund wie ein Wolf aussieht, wird er doch immer ein Hund bleiben.“

Rida griff nach Alans Handgelenk und hielt es fest. Langsam drückte er dessen Hand von seinem Gesicht weg, ohne dabei Alans Blick auszuweichen. „Du solltest es besser wissen, Alan. Wenn etwas aussieht wie ein Wolf, riecht wie ein Wolf und sich benimmt wie ein Wolf, dann ist es mit ziemlicher Sicherheit ein Wolf. Und ich bin nicht zahm, nicht mehr.“

Kurz blitzte es in Alans Augen überrascht auf, doch er hatte sich schnell wieder im Griff und sein Lächeln wankte keine Sekunde. „Ach? Woher dieser Sinneswandel?“

„Nun, der letzte Sommer war sehr lehrreich, in mehr als nur einer Hinsicht.“ Eigentlich müsst er Alan dafür dankbar sein. Nur wegen seiner Belästigungen hatte Christian ihm die Befugnis gegeben, notfalls hart durchzugreifen wenn es um ihn selbst ging.

„So?“ Alan beugte sich etwas weiter vor.

Rida tat so, als würde er das nicht bemerken, auch versuchte er das raubtierhafte Lächeln von Alan zu übersehen. Jede Frau würde bei diesem Lächeln schwach werden und ihm seufzend in die Arme fallen, warum verschwendete er seine Zeit und seine Künste nur an ihm? Eigentlich hatte er ihm letzten Sommer doch klar gemacht, dass er nichts von ihm wollte. Wobei er seine Wahl doch ein oder zweimal bereut hatte. Aber das war immer so bei richtigen Entscheidungen. Man bedauerte sie, doch sie waren das Beste für einen. „Ja, eigentlich sollte ich dir dankbar sein.“

In den grauen Augen des Älteren erschien ein siegessicherer Ausdruck. „Da sind wir ausnahmsweise einmal einer Meinung.“

„Ja.“ Rida hob eine Hand, legte sie auf Alans Lippen, die den seinen schon gefährlich nahe waren und trat einen Schritt zurück. „Nur reicht meine Dankbarkeit zu deinem Pech nicht soweit.“

Damit drehte er sich um und machte Anstalten ins Lager zurückzukehren. Das Thema zwischen ihnen war noch nicht geklärt, doch Rida glaubte auch nicht, dass Alan ihn so einfach gehen lassen würde. Nicht nach dieser Vorstellung eben, das würde der Stolz des Blonden nicht zulassen.

Und wirklich, Rida hatte erst einen Schritt gemacht, da wurde er schon an der Schulter gepackt und herumgerissen. Eine Hand legte sich brutal um sein Kinn.

„Jetzt hör einmal zu, ich…“ Alan stockte und ließ Ridas Kinn los.

Gelassen sah Rida ihn an, wie gesagt er hatte mit soetwas gerechnet und Gegenmaßnahmen ergriffen. Alan stockte nicht mitten im Satz, weil ihm gerade die Worte fehlten, da spielte schon etwas anderes mit. „Genau. Das was du da unten an für dich sehr wichtigen Teilen spürst ist eine Klinge. Meine Klinge und sie ist scharf, darauf ausgerichtet zu töten. Wenn ich auch der Meinung bin, dass manche Menschen nicht die Möglichkeit haben sollten sich fortzupflanzen, so beraube ich Benedikt ungern eines seiner besten Männer. Du kannst froh sein. Der Mann dessen Abwesenheit du zuvor als deinen Vorteil sahst, rettet dir nun wichtige Teile deiner Männlichkeit.“

Alan hob beide Hände etwas und trat lächelnd einige Schritte zurück. „Nun, du steckst voller Überraschungen. Ich muss zugeben. dass ich zweimal auf denselben Trick hereinfalle, spricht nicht sonderlich für meine Qualitäten. Allerdings werde ich es sicher kein drittes Mal vergessen. Das nächste Mal werde ich dir wohl nahe kommen, wenn du bereits nackt bist.“

„Das wird nie passieren.“ Rida ließ seine Klinge wieder in seinen Ärmeln verschwinden. Alan hatte ihm gerade einen Grund gegeben, auf ihrer gemeinsamen Reise nicht zu baden, egal wo.

„Trotzdem bleibt es dabei. Sean wird weiter mit uns reisen.“ Entschlossen verschränkte Alan die Arme vor der Brust und auch sein Blick ließ keine weitere Diskussion darüber zu.

Es sprach durchaus für Alan, dass er den ursprünglichen Grund ihrer Unterhaltung nicht vergessen hatte, jedoch nicht, dass er noch immer an seiner Meinung festhielt. „Du weißt, dass er Zeichen hinterlässt?“

„Das ist eine dumme Angewohnheit. Es sind niemals die gleichen, oder sich wiederholende Zeichen, auch wenn meine Anweisungen die Gleichen sind. Das ist nur Zeitvertreib und hat nichts zu bedeuten. Außerdem bin ich nicht dumm, natürlich wird er überwacht.“

Seine Worte zeigten wenigstens, dass er sich darüber Gedanken gemacht hatte, doch das war noch immer nicht ausreichend für Rida. „Warum? Gib mir bitte einen guten Grund, der diesen ganzen Aufwand rechtfertigt.“

Wenn Alan ihm diesen geben konnte, würde er dem Blonden seinen Willen lassen. Anders als Alan war er logischen Gründen gegenüber nicht voreingenommen.

„Weil er ein Räuber war. Weil er ihre Gesichter kennt, ihre Gewohnheiten und weil er gut bewacht wird.“

Wenn jemand gut bewacht wurde, dann hieß das doch nur, dass er mehr Einfallsreichtum beweisen musste, als sein Wächter. Es war niemals gut wenn man einen Menschen so zu geistigen Höchstleistungen trieb. Die anderen Gründe konnte Rida jedoch akzeptieren, wenn er sie auch nicht gut hieß.

Alan schien sein Schweigen richtig zu deuten, doch machte es ihn eher wütend, als das er daran dachte, dass er Ridas Bedenken zerstreuen konnte. „Hör zu, Rida. Benedikt hat dich meiner Gruppe zugeteilt. Zugeteilt, das heißt ich habe hier noch immer das Sagen und solange das so bleibt, wird gemacht, was ich für richtig befinde. Wenn es dir nicht passt, du kennst ja den Rückweg.“

Damit wandte er sich ab und ging zum Lager zurück.

Rida sah ihm nur kopfschüttelnd nach. Was konnte er schon gegen soviel Ignoranz ausrichten? Nun, außer Schadensbegrenzung zu betreiben hieß das. Und das würde er, das stand außer Frage, immerhin ging es hier in erster Linie um seine eigene Sicherheit.

Er machte sich ebenfalls auf den Weg ins Lager, wo er wieder zu seinem Platz neben Kenneth ging, der inzwischen bereits eingeschlafen war. Rida warf noch einen Blick zur Wache die heute Nacht das Lager bewachte und beschloss ebenfalls etwas zu schlafen.
 

Jetzt ist es also soweit nur mehr einmal schlafen.

Ich wünsche allen frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und ein schönes neues Jahr.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 7
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Schon von weitem sah Alan den Rauch, der anzeigte, dass sie sich bewohntem Gebiet näherten. So viele dünne Rauchsäulen nebeneinander konnten nur bedeuten, das sich dort viele verschiedene Feuer und somit auf mehrere Häuser, oder wenigstens Hütten befanden.

Alans Hände krallten sich fester um die Zügel. Er mochte weder das Dorf noch deren Bewohner und erst Recht nicht ihren Dorfvorstand.

Rida zügelte seinen Araber neben ihm, sein Blick lag in der Richtung, in der das Dorf war. „Es wäre wohl besser, wenn wir alleine oder in kleinen Gruppen dorthin reiten würden.“

„Warum?“ Alan sah dafür keinen Grund, außer dass es eine unnötige Aufforderung an die Dorfbewohner war, sie anzugreifen. Er traute keinem von ihnen und das lag nicht nur an ihrer gegenseitigen Abneigung. Schließlich musste es einen Grund dafür geben, dass dieses Dorf bis jetzt nicht angegriffen worden waren.

Rida seufzte und begegnete Alans Blick nun unerschrocken. „Weil sie das nur noch misstrauischer machen würde. Es macht die Dinge nur unnötig schwerer. Wenn du Angst vor einem Überfall hast, dann lass deine Männer meinetwegen auf dem Hügel lagern, wo sie vom Dorf aus gesehen werden.“

Nachdenklich sah Alan auf den Hügel vor ihnen, hinter dem man dann schon das Dorf sehen konnte. Eine andere Wahl hatte er wohl nicht, wenn er etwas herausbekommen wollte. Obwohl er ja eher auf das Versagen des Schwarzhaarigen hoffte. „Einverstanden.“

Er erteilte die entsprechenden Befehle an seine Leute und trieb sein Pferd an, in Richtung des Dorfes, dicht gefolgt von Rida.

Hinter dem Hügel konnte man das Dorf bereits sehen. Es war kaum mehr als eine größere Ansammlung von Hütten, die sich um einen Weiher reihten. Vereinzelte Felder umgaben das Dorf, bevor sich etwas entfernt wieder der Wald ausbreitete. Es war eine ziemlich gute Lage für ein Dorf, das so von seiner Umgebung mit allem versorgt wurde, das man zum Überleben benötigte. Für den Wohlstand und die Größe des Dorfes sprach auch, dass sie eine Schmiede und eine Mühle besaßen. Vor allem die Schmiede war nichts, das man in jedem Dorf fand. Es war beunruhigend was eine Schmiede den Dorfbewohnern für Möglichkeiten eröffnete.

Rida zügelte sein Pferd kurz bevor sie in das Dorf einritten und Alan folgte seinem Beispiel. Wann hatte in dieser nur überholt? Auch wenn Rida sonst nichts hatte das ihn reizte, dieses Pferd machte ihn neidisch.

„Egal was passiert, überlass bitte mir den Hauptteil des Redens.“

Als ob jemand mit ihm reden würde, wenn es nicht um das Nötigste ging. Bei seinem letzten Besuch bestand ein Großteil der Konversation aus Schweigen. Sie hatten ihm nur geantwortet, wenn er einen von ihnen direkt befragt hatte und dann auch nur ausweichend. Aus ihnen war nichts herauszubekommen.

Schon als sie sich dem Dorf genähert hatten, waren einige Personen aufgetaucht. Nun wo sie in das Dorf einritten und auf dem Hauptplatz hielten, schien sich das ganze Dorf um sie gescharrt zu haben.

Alan stieg unbeeindruckt ab. Es war nicht das erste Mal, dass er eine solche Szene erlebte. Wenn ein Dorf nur selten Besuch bekam, war jeder Reisende eine Abwechslung. Und in seinem Fall wussten sie auch, wer er war und was er wollte.

Auch Rida stieg von seinem Araber ab und Alan merkte, dass er im Gegensatz zu ihm den Dorfbewohnern lächelnd begegnete. Als ob das irgendetwas ändern würde.

„Also schickt uns Benedikt einen anderen seiner Bluthunde.“ Diese Worte kamen von eine eindeutig weiblichen Stimme, doch konnte man die Sprecherin nicht ausmachen.

Alan hingegen wusste, von wem sie kam. Er hatte bereits das Vergnügen mit Maria, der Besitzerin dieser Stimme, gehabt. Sie war die Dorfvorsteherin und das beste Beispiel dafür was passierte, wenn man Frauen zuviel Macht überließ. Er war immer ein Gegner

von diesen Überlegungen gewesen, dass man auch Frauen über Länder regieren lassen konnte. Macht, wirkte sich in deren Händen nur negativ aus.

Ridas Lächeln wankte allerdings nicht eine Minute. Er drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Maria, es ist schön, deine Stimme zu hören.“

Die Menge teilte sich und gab den Blick auf eine Frau frei, die bereits weiße, zu einem Zopf zusammengebundene Haare hatte. Aber trotz dieses Anzeichens ihres Alters wirkte sie weder schwach noch zerbrechlich, was dem unnachgiebigen Blick in ihren Augen zu verdanken war. „Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das ebenfalls sagen kann. Als was bist du hier?“

„Ich bin als Benedikts Sprachrohr hier, aber auch als Freund. Und als ein solcher muss ich dir sagen, dass du alt geworden bist.“

Auch wenn einige der Anwesenden in Marias Nähe nun instinktiv etwas zurückwichen, wirkte diese nicht verärgert. „Und ich dachte, man hat dir beigebracht eine Dame nicht auf ihr Alter anzusprechen. Was bist du doch für ein frecher Junge geworden. Du weißt nicht einmal mehr, wie man jemanden richtig grüßt.“

„Natürlich weiß ich das.“ Bei diesen Worten ging Rida auf die Frau zu und umarmte sie, was diese erwiderte.

Alan sah der Szene fassungslos zu. Dass sie sich kannten, war anzunehmen und nach den Begrüßungsworten klar gewesen, doch diese Art der Begrüßung war doch etwas zu herzlich. Vor allem nachdem er das letzte Mal Glück gehabt hatte, dass dieser Drache ihn nicht mit Fackeln aus dem Dorf hatte jagen lassen. Es hätte ihr sicher eine Menge Spaß gemacht, dessen war sich Alan sicher.

Als sie sich voneinander lösten, richtete sich ihr Blick auf Alan. „Ich freue mich ja, dass du mich arme, alte Frau einmal besuchst, was viel zu lange gedauert hat, aber dein Umgang lässt wirklich zu wünschen übrig.“

Alan knirschte mit den Zähnen, schwieg aber.

Maria wartete eine Antwort gar nicht ab und zuckte mit den Schultern. „Nun wir essen gleich und dazu lade ich dich, Rida, gerne ein. Benedikts Bluthund darf auch gerne mitessen, ich bin ja keine schlechte Gastgeberin.“

Lächelnd warf sie Alan einen Blick zu. „Ich werde es sogar unterlassen seine Portion zu vergiften.“

Alan warf einen Blick gen Himmel und blies zischend die Luft aus. Nein, er würde sich in Beherrschung üben. Geduld war etwas, das jeder Attentäter besitzen sollte, nur diese Frau machte es ihm verdammt schwer.

Er ging zu einem Zaun und band sein Pferd daran fest. Hoffentlich war es noch da, wenn er zurückkam. Da Rida seinen Araber aber ohne ihn irgendwie festzumachen einfach stehen ließ, sah er darin kein Problem. Dann folgte er dem ungewöhnlichen Paar.

Maria führte sie zu ihrem Haus und ließ sie eintreten.

Alan stellte überrascht fest, dass es hier sogar einen mit Brettern verlegten Boden gab und nicht nur festgestampften Lehm, wie es bei den meisten Bauernhäusern üblich war. Nur die Stelle um den Ofen war nicht mit Holz verlegt worden.

Maria wies auf einen länglichen Tisch an dem einige Stühle standen. „Setzt euch, ich suche meine Töchter.“

Rida kam dieser Aufforderung nach, während Alan zu der Feuerstelle ging und einen Blick in den Topf warf, der darüber hing und dessen Inhalt vor sich hin köchelte. Nun, es sah wie eine Gemüsesuppe aus, wenn das auch noch keinen Aufschluss über den Geschmack gab. „Also was ist hier los?“

Dabei richtete er seinen Blick wieder auf Rida.

Dieser lächelte, so als wollte er den Unwissenden spielen, wurde aber gleich wieder ernst. „Was soll los sein? Maria und ich kennen uns schon länger.“

„Ach, was du nicht sagst, das wäre mir gar nicht aufgefallen.“ Der sarkastische Unterton in seiner Stimme täuschte nicht über den Umstand hinweg, dass Alan nun einige Antworten forderte.

Rida strich sich kurz durch die Haare, bevor er ihm wieder antwortete. „Maria war Christians und Benedikts Amme, sowie unsere Erzieherin bis sie wieder hier in ihr Heimatdorf zurückkehrte.“

Man hatte ihn reingelegt. Das war der erste Gedanke, der Alan durch den Kopf schoss und dieser war es auch, an dem er festhielt. Alle Argumente, dass er nie nachgefragt hatte, warum sich Rida über einen Erfolg so sicher gewesen war, oder warum Benedikt so felsenfest davon überzeugt war, dass dieses Dorf unschuldig war, schob er zur Seite. So war es leichter wütend zu sein. „Und warum hat mich niemand über diese Sache aufgeklärt?“
 

Rida seufzte leise, als Alans Stimme wieder lauter wurde. Aber es war auch seine eigene Schuld. Er hatte niemals nachgefragt, weil er fest daran geglaubt hatte, dass auch er scheitern würde. Dass dies nun nicht der Fall war, regte ihn natürlich auf. Nur war das weder Ridas noch Benedikts Schuld, sondern alleine Alans. Seit sie die Burg verlassen hatten, hatte er nur das Nötigste mit ihm gesprochen. Wenn keine Frage kam, würde Rida ihn nicht mit unnötigen Details belästigen. Obwohl das Gesicht des Älteren vorhin war diesen kleinen Wutausbruch nun durchaus wert gewesen. „Weil du nicht gefragt hast und das sollte sogar dir schon klar sein.“

Er wollte nicht über so offensichtliche Dinge diskutieren. Alan sollte einfach froh sein, dass er jemanden hatte, der Zugang zu den Dorfbewohnern hatte. Wobei es ihm wahrscheinlich einfach störte, dass er dieser jemand war.

„Hallo? Ist da jemand?“ Die eindeutig weibliche Stimme kam aus dem Obergeschoss des Hauses.

Rida versuchte sich an die Stimme zu erinnern, aber aufgrund der Verwandtschaft klangen Marias Töchter alle gleich. Aus diesem Grund versuchte er es mit dem Namen der Ältesten. „Anna? Bist du das?“

„Rida?“ Die Stimme klang ungläubig und ein junges Mädchen kam die Treppe heruntergestürmt. „Du bist es wirklich.“

„Tara.“ Nun, er war nicht weit danebengelegen, es war zwar nicht Anna, aber ihre Zwillingsschwester. Wie alle Mitglieder dieser Familie war sie blond und hatte die blauen Augen ihrer Mutter geerbt. Vom Aussehen her war sie wie eine weibliche Ausgabe von Christian, nur war sie deutlich gesitteter. Wie ihre Zwillingsschwester war sie bereits im heiratsfähigen Alter, doch als Marias Tochter hatte man es schwer einen Mann zu finden, der keine Angst vor ihrer Mutter hatte.

Ihr Blick legte sich auf Alan. „Wie ich sehe haben wir Besuch.“

Sie ging zu einem Regal und holte einen Stapel Holzschüsseln daraus hervor, die sie neben die Feuerstelle stapelte.

Die Tür öffnete sich und fünf blondhaarige Mädchen betraten, dicht gefolgt von Maria den Raum. Ihr Alter reichte von fünf bis sechzehn Jahre und ihre Augenfarben variierten von hellblau bis dunkelgrün. Es dauerte nur einen Moment bis eine von ihnen ihn entdeckte und Rida konnte gar nichts dagegen machen, da sah er sich schon von den Mädchen umringt. Nur Sarah, die Jüngste blieb an der Seite ihrer Mutter und sah ihn scheu an.

Er grüßte jede bei ihrem Namen und wusste gar nicht, welche ihrer Fragen er zuerst beantworten sollte. Zum Glück kam ihm Maria zu Hilfe, die in die Hände klatschte um die Aufmerksamkeit ihrer Töchter zu bekommen. „Mädchen. Wir haben Gäste, also zeigt, dass ihr Manieren habt und benehmt euch.“

Auch wenn ein leises Murren durch die Reihe der Mädchen ging, so ließen sie wirklich von Rida ab und wandten sich ihren Arbeiten zu.

Der Tisch war rasch gedeckt und auch das Wasser vom Brunnen war schnell geholt, was Rida nicht sonderlich verwunderte. Maria hatte schon immer ein strenges Regiment geführt, das hatte er schon damals in der Burg gemerkt. Doch sie war zu allen so streng, zu den ihr unterstellten Dienern, ebenso wie zu den ihr anvertrauten Kindern. Und dabei machte sie keinen Unterschied zwischen den Positionen, die sie innehatten.

Maria ging zu dem Kessel und warf Alan, der danebenstand, einen abwertenden Blick zu. „Ich habe nichts dagegen, wenn du im Stehen isst, aber als mein Gast darfst du dich auch gerne setzen.“

Alan schnaubte nur, setzte sich aber Rida gegenüber an den Tisch. Sein Blick, mit dem er Rida maß machte klar, dass er noch immer wegen der Täuschung wütend war.

Rida seufzte nur und unterdrückte ein Schulterzucken. Wenn Alan schweigen wollte, sollte er. Das erleichterte ihm die Sache nur.

Maria nahm eine Schüssel nach der anderen und füllte sie, bevor sie diese an Tara weitergab, die sie zum Tisch trug. Rida schenkte ihr ein dankbares Lächeln, als sie ihm die erste Schüssel reichte.

Als sie alle beim Tisch saßen und zu essen begannen, fand Rida, dass es eine gute Gelegenheit war, über den Grund ihres Besuches zu reden. „Maria, du weißt, warum wir hier sind.“

Sie seufzte tief und sah kurz zu ihren Töchtern. „Ja, aber eigentlich hätte ich das lieber erst nach dem Essen besprochen.“

„Geht es um die Überfälle?“ Elena, Marias vierzehnjährige Tochter sah auf und ihre Augen funkelten neugierig.

Rida überlegte einen Moment, bevor er zustimmend nickte. So gerne er Marias Wunsch auch berücksichtigen wollte, er benötigte Informationen. Und hier in diesem Haus umgeben von so vielen weiblichen Geschöpfen saß er an der Quelle zu diesen.

„Kommen die etwa zu uns?“ Diese Stimme gehört einer weiteren von Marias Töchtern. Suanne sah ihre Mutter ängstlich an.

Maria seufzte, warf Rida noch einen vorwurfsvollen Blick zu und strich ihrer Zweitjüngsten über den Kopf. „Nein, meine Kleine, das werden sie nicht.“

„Was macht euch da so sicher?“ Nun mischte sich auch Alan wieder in das Gespräch ein und erntete daraufhin prompt einen ärgerlichen Blick von Maria.

„Weil sie, wenn sie es wollten, es schon längst getan hätten. Aber sie sind bereits an uns vorbei und unser Dorf steht noch.“

„Weshalb sich mir die Frage stellt warum.“

Rida trat unter dem Tisch nach Alans Fuß und sah zufrieden, wie dieser kurz zusammenzuckte. Eigentlich hatten sie sich doch darauf geeinigt, dass nur er sprechen würde. Außerdem konnte man die Worte, die eine Mutter ihrer Tochter sagte, um sie zu beruhigen, doch nicht gleich auf die Goldwaage legen. Gelegentlich belogen Eltern ihre Kinder, um sie zu beruhigen, das sollte sogar Alan wissen.

„Obwohl es seltsam ist. Was glaubt ihr hat das mit dem Auftrag von Kevin zu tun, den er vor zwei Monaten bekommen hat?“ Nachdenklich legte Tara den Kopf schief.

„Tara.“ Die Stimme ihrer Mutter klang nicht drohend, aber doch ermahnend, sodass die Älteste leicht zusammenzuckte und verlegen lächelte.

„Welchen Auftrag?“ Rida wusste natürlich wer Kevin war. Ebenso wie Maria kannte er diesen schon seit seiner Kindheit. Als Junge war er auf die Burg gekommen um die Schmiedekunst zu lernen, bevor er hierher zurückgekehrt war. Er war der Dorfschmied, der Einzige im Umkreis von fünf Tagesmärschen.

„Ach nichts.“ Tara winkte nervös ab.

Maria seufzte leise. „Ich denke, wenn du genaueres darüber wissen willst, solltest du ihn selbst fragen.“

Sie warf Alan einen Seitenblick zu, bevor sie sich wieder Rida zuwandte. „Mit dir redet er vielleicht.“

„Möglich.“ Kevin und er waren damals gut befreundet gewesen. Zwei Jungs, die weit von zu Hause entfernt waren und nicht wussten, ob der Weg den sie gewählt hatten, der richtige gewesen war. Kevin hatte ihm das Fischen gelernt und er ihm das Jagen. Ja, nur war das damals gewesen. Aufgrund seiner Arbeit hatte er nur selten Gelegenheit ihn zu besuchen und meistens war das nur ein Nebeneffekt, wenn er Maria und ihre Familie besuchte. Nun etwas von ihm zu erwarten war vermutlich etwas zuviel verlangt. Aber fragen kostete ja nichts.

Rida warf einen Blick zu Alan, der allem Anschein nach versuchte herauszufinden, was er da eigentlich aß. Gut, dann war ihr nächstes Ziel klar, die Schmiede von Kevin. Auch wenn Rida nicht genau wusste, was ihn dort erwarten würde.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 8
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Und das konnten sie mir nicht sagen oder wie?“ Alan trat gegen einen Eimer, einfach weil er etwas brauchte, um sich abzureagieren. Viel hatten sie nicht herausgefunden, aber mehr als er geschafft hatte und das ärgerte ihn. Er hasste dieses Dorf, da sich alle Bewohner wohl gegen ihn verschworen hatten. Natürlich wusste Alan, dass dies Einbildung war und sich dieses Dorf nicht von anderen Dörfern in der Umgebung unterschied, nur im Moment wollte er das nicht einsehen.

„Nein.“ Rida sagte das wie eine Selbstverständlichkeit. „Du bist ein Fremder, wer sagt ihnen, dass sie dir vertrauen können?“

„Die Tatsache, dass Benedikt mich schickt?“ Immerhin war das derjenige, dem sie verpflichtet waren. Zwar hielt er selbst nicht viel von Treue, doch er konnte sich solche Ansichten leisten. Nur als Bauer hatte man wenige Wahlmöglichkeiten, als solcher hatte man nur eine Option: zu gehorchen. Man musste seinem Herrn treu sein und hoffen, dass er ihn dadurch übersah. Denn eines hatte Alan in seinem Leben gelernt, : es war nie gut, als jemand ohne Rechte die Aufmerksamkeit der Reichen auf sich zu ziehen.

Rida wandte sich zu ihm um und schenkte ihm einen eindringlichen Blick. „Und wer garantiert ihnen das? Ihr könntet auch nur eine Gruppe herumreisender Söldner sein. Zum Schluss schließt ihr euch auch noch den Räubern an. Niemand hier will an etwas schuld sein.“

„Was denn, soll ich einen Brief mit mir herumtragen, der meine Identität bestätigt?“ Das kam ihm mehr als dumm vor, vor allem weil es in seinem Beruf wichtig war anonym zu sein und das auch zu bleiben. Allerdings gehörte es sonst auch nicht zu seinem Beruf Räuber zu jagen, oder Adelige zu beschützen. In letzter Zeit wurde seine Person ziemlich zweckentfremdet, aber er ließ es ja zu. Warum auch nicht, er wurde ja gut bezahlt dafür und solange es so blieb, würde er sich den Wünschen Benedikts beugen.

Rida lächelte, als er sich wieder umwandte und seinen Weg forstsetzte. „Nein, das wäre unnötig, da hier kaum jemand lesen kann.“

Rida blieb vor einem Haus stehen, das man deutlich als Schmiede erkannte. Es war gänzlich aus Stein erbaut und auch schon von außen ziemlich groß. Aus dem breiten Schornstein stieg unablässig Rauch, während von innen stetig das Geräusch eines Hammers erklang, der auf Eisen traf.

Alan wollte schon eintreten, doch Rida streckte eine Hand aus und hielt ihn zurück. Sein Blick war ernst bei seinen nächsten Worten. „Egal was da drinnen gleich passiert, du hältst dich raus. Sagst nichts und machst auch nichts. Kevin ist etwas… eigen.“

Anscheinend, wenn Rida ihn so ernst darum bat. „Meinetwegen.“

Begeistert war er nicht, aber was hatte er für eine Wahl? Auch wenn er diese Suche leitete, so schien er hier ohne Ridas Hilfe nicht weit zu kommen. Nun sobald sie die Informationen hatten, stellte sich das alte Machtverhältnis ja wieder her. Außerdem war es nur ein Schmied, der konnte ihnen doch nicht gefährlich werden.

Der Schwarzhaarige atmete noch einmal durch, bevor er die Tür öffnete. „Kevin? Bist du da? Ich bin es, Rida.“

Das Hämmern brach plötzlich ab und Alan, der hinter Rida eintrat runzelte die Stirn. Das war doch nie im Leben der Schmied hier im Dorf. Hinter dem Amboss den Hammer in der Hand stand ein Junge. Alan schätzte ihn auf vierzehn Jahre und selbst da war er bei seiner Schätzung noch großzügig. Aber das war nie im Leben der hier amtierende Schmied, wenn er ihn auch noch nie gesehen hatte.

Rida jedoch lächelte als er den Jungen sah. „Lange nicht gesehen, Tim. Kannst du uns sagen, wo dein Vater ist?“

Tim musterte ihn einen Moment misstrauisch, so als könne er ihn nicht einordnen, dann grinste er. Mit einem Kopfnicken deutete er auf die noch offene Tür hinter ihnen.

Alan wirbelte herum, doch mit einem wütenden Aufschrei stürmte schon ein braunhaariger Hüne auf Rida zu, die Faust zum Schlag erhoben. Selbst ohne Ridas

Ermahnung hätte Alan nicht eingreifen können, denn was nun passierte war sogar für sein geschultes Auge zu schnell.

Rida wirbelte herum, fing die Faust ab und hielt sie fest, packte den Arm des Angreifers und mit einer kurzen Drehung brachte er den Riesen aus dem Gleichgewicht und dieser fand sich auf dem Boden wieder. Ridas zweite Hand lag an seinem Hals. „Ergibst du dich?“

Schwer atmend sah ihn der Mann an und grinste. „Niemals.“

„Dann muss ich dich wohl töten.“ Doch entgegen seiner Worte grinste auch Rida, ließ von ihm ab und reichte ihm die Hand um ihm aufzuhelfen.

„Schön dich wiederzusehen.“ Dabei ergriff der Schwarzhaarige die Hand des Anderen und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

Alan sah dem Ganzen nur schweigend zu. Nicht weil Rida ihm das geraten hatte, sondern weil er momentan zu verblüfft war. Gut, das war nichts, das er nicht auch konnte, doch das war ihm gelehrt worden, woher aber konnte Rida das? Das gehörte nicht zur Grundausbildung eines Dieners. Denn wer wollte schon, dass sich sein Diener zur Wehr setzen konnte? Das was Rida letzten Sommer gezeigt hatte, hatte Alan für nicht mehr als ein Aufbäumen gehalten. Anscheinend musste er das noch einmal gründlich überdenken. Waffen waren eine Sache, mit diesen konnte sich jeder verteidigen, doch mit bloßen Händen sah die Sache anders aus. Dazu kam noch die Leichtigkeit, mit der er den um einen Kopf größeren Mann so einfach umgelegt hatte. Da steckte Übung dahinter, das wusste Alan nur zu gut.

„Freut mich auch, dich mal wiederzusehen, hat ja lange gendauert. Aber was führt dich hierher? Noch dazu in so ungewöhnlicher Begleitung?“ Dabei warf der Mann Alan einen kurzen Blick zu und schloss die Tür hinter sich. Dann jedoch wandte er sich dem Jungen zu.

„Wer hat gesagt, dass du aufhören sollst? Mach dich nützlich und hol deine Mutter.“

Der Junge grinste nur frech und verschwand dann rasch durch die Hintertür.

„Ich war bei Maria, Kevin.“

„Aha und?“ Kevin schien damit nichts anfangen zu können, da er Rida nur desinteressiert ansah. Er nahm einen Lappen in die Hand und wischte sich daran die Hände ab. Ein hoffnungsloser Versuch bei dem verdreckten Zustand des Lappens.

Alan verstand nicht, warum Rida nicht gleich zum Thema kam und wollte sich schon einmischen, doch Rida schüttelte nur stumm den Kopf. Es war klar, dass es an ihn gerichtet war, da Rida ihn dabei ansah. Gut, dann würde er sich noch etwas zurückhalten, aber sicher nicht mehr lange. Er wollte nicht länger als nötig in diesem verdammten Dorf bleiben.
 

Rida war klar, dass Alan Antworten haben wollte, doch das war nicht so leicht. Wenn, dann würde ihm Kevin nur etwas verraten weil sie Freunde waren und aus keinem anderen Grund. „Sie hat mir etwas von einem Auftrag erzählt. Vor zwei Monaten, vielleicht erinnerst du dich.“

Und ob er sich daran erinnerte, das sah Rida an dem kurzen Aufblitzen in seinen Augen. Außerdem, änderte sich mit einem Mal die Stimmung in der Schmiede. Rida konnte es nicht genau benennen, aber mit einem Mal lag eine gewisse Kälte und auch Vorsicht in der Luft. Und auch Kevins Verhalten änderte sich merklich. Er wirkte nicht mehr so gelassen wie eben, eher etwas bedrängt.

„Ja, kann sein. Warum?“

„Was war es, Kevin? Warum wollte mir Maria nichts Genaueres darüber erzählen?“ Das war ihm von Anfang an seltsam vorgekommen. Sonst hatte sie nie Geheimnisse vor ihm.

Kevin wandte sich um und nahm einen Hammer in die Hand. Leicht schlug er damit auf ein bereits kalt gewordenes Stück Eisen ein. Es war eine Möglichkeit um Zeit zu gewinnen und Rida ließ es ihm durchgehen.

Erst nach einigen Augenblicken hielt er in seinem sinnlosen Tun inne. „Schwerter, es waren Schwerter.“

Rida hörte wie hinter ihm Alan scharf die Luft einsog. Jedoch sagte er nichts, wofür Rida Gott dankte, was ihn aber doch verwunderte. Selbst er sah den Anderen einen Moment ungläubig an. „An wen? Wem hast du die Schwerter gebracht?“

Die Antwort lag klar auf der Hand, doch er wollte seinen Freund nicht vorschnell verurteilen.

„Ich weiß es nicht!“ Kevin legte hastig den Hammer zur Seite, so als hätte er Angst mit ihm vielleicht noch etwas Unbedachtes zu machen. „Ich sollte nur ein Dutzend Schwerter herstellen und zu einer Stelle im Wald bringen. Das habe ich gemacht, das Gold genommen, das dort lag und dann bin ich wieder gegangen. Mehr habe ich nicht getan.“

„Mehr nicht? Das alleine reicht ja schon! Das ist Hochverrat an deinem Herrn.“

Rida schloss die Augen, als Alan nun doch beschloss sich einzumischen und das mit dem denkbar schlechtesten Einwand, den es gab.

Kevins flache Hand klatschte auf den Amboss bei dieser Beschuldigung. Seine Augen funkelten Alan erbost an. „Mein Herr? Ich bin Benedikt treu ergeben, ja, ich mag ihn sogar, aber hier ist sich jeder selbst der Nächste. Ich habe vier hungrige Mäuler zu stopfen, eine Schmiede auf dem Land, wo sich kaum einer meine Arbeit leisten kann, deswegen werde ich mich nicht dafür entschuldigen, dass ich bei einem solchen Angebot zugegriffen habe.“

Diese Informationen waren sogar für Rida neu. Er hatte nicht geahnt, dass es seinem Freund anscheinend, nun nicht unbedingt schlecht, aber auch nicht gut ging. „Du hättest Benedikt um Hilfe bitten können.“

Sie kannten sich ebenfalls aus der Kindheit. Oft genug hatten sie miteinander Ausflüge unternommen, nur dass sich Rida mit Kevin eben etwas besser verstanden hatte.

„Sei doch nicht so naiv, Rida. Ich will keine Almosen und selbst wenn, dann könnte er mir gar nicht helfen.“

Das verstand Rida nun nicht wirklich. Welcher Grund sprach dagegen einem ehemaligen Freund zu helfen, wenn dieser Hilfe benötigte? „Warum sollte er nicht?“

Alan trat neben ihn. Auch wenn er auf Ridas Frage antwortet, so lag sein Blick noch immer auf Kevin. „Weil er das nicht kann. Dabei geht es nicht um das Finanzielle, sondern um sein Ansehen. Benedikt kann keinem Schmied helfen, Freundschaft hin oder her, denn wenn er das macht, schürt er nur die Unzufriedenheit, die derzeit hier herrscht. Selbst wenn die Hilfe vor den Überfällen gekommen wäre, so wären sich andere sicher betrogen vorgekommen. Benedikt kann keinen seiner Untergebenen unterstützen, wenn er das nicht bei anderen ebenso macht.

Politik ist ein fragiles Geflecht. Man muss nicht nur Gegner von außen bekämpfen, viel öfters muss man darauf achten, dass innen alles funktioniert. Ein Herr ist nur solange mächtig, wie sein Volk das erlaubt. Ein Herrscher ist immer auf das Wohlwollen seines Volkes angewiesen. Egal ob es nun aus Bauern oder Adeligen besteht.“

Verwirrt schwieg Rida. Das hatte er nie bedacht, oder besser gewusst. Er kannte sich bestens mit Hofintrigen aus, wusste wie diese funktionierten, doch Innenpolitik? Christian interessierte sich nicht für Politik, egal ob es nun innen oder außen war. Solange alles um ihn herum funktionierte, war seine Welt in Ordnung.

Kevin nickte nur bestätigend.

„Aber nur weil ich es verstehe, ändert das nichts an der Sachlage. Wir müssen Benedikt auf jeden Fall davon unterrichten. Das Urteil liegt dann bei ihm. Allerdings kannst du dieses vielleicht beeinflussen, wenn du uns alles erzählst.“

Rida hasste Alan in diesem Moment für seine Worte, auch wenn er wusste, dass er Recht hatte. Es war klar, dass sie das mussten, doch Kevin war sein Freund. Benedikt aber so etwas wie sein Bruder, es war klar wo seine Treue lag auch wenn es ihm nicht gefiel. Ob Kevin allerdings auf Alans Angebot eingehen würde, wusste er nicht.

Kevin zuckte nur mit den Schultern. „Viel gibt es da nicht zu erzählen. Eines Abends stand ein Mann vor der Tür. Es war dunkel und sein Mantel verdeckte das Gesicht. Er drückte mir einen Beutel mit einigen Goldstücken in die Hand und meinte es könne noch mehr werden, wenn ich ein Dutzend Schwerter schmiede und zu einer Stelle im Wald bringe. Diese nannte er mir mit dem genauen Zeitpunkt, wann es sein sollte.“

Alan musterte den Braunhaarigen zweifelnd. „Und so ein Auftrag ist dir nicht komisch vorgekommen?“

Rida schüttelte den Kopf und antwortete an Kevins Stelle. „Wenn man einen Beutel Gold in der Hand hält, stellt man keine großen Fragen.“

Sein Blick richtete sich auf den Attentäter. „Gerade du solltest das verstehen, oder Alan?“

Den wütenden Blick, den ihm dieser daraufhin zuwarf, erwiderte er gelassen. Einige Moment focht er diesen stummen Kampf mit ihm aus, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Kevin zu. „Wohin solltest du sie bringen?“

„Zu der großen Eiche an der Lichtung, auf der wir uns früher immer gemessen haben. Dort habe ich sie unter einem Gebüsch deponiert und bin wieder gegangen.“

Rida nickte, er wusste wo das war. Nach zwei Monaten würde es zwar keine Spuren mehr geben, doch wer konnte das schon so genau sagen? Auf jeden Fall würde er sich dort einmal umsehen, wenn möglich ohne Alan und die anderen Söldner. Auch wenn er Alan gezwungenermaßen vertrauen musste, so galt das nicht für seine Männer. Außerdem arbeitete er besser, wenn er alleine war.

So als hätte Alan seine Gedanken gelesen schüttelte er den Kopf. „Morgen werden wir beide uns das ansehen. Vielleicht gibt es ja noch den ein oder anderen Hinweis.“

Rida nickte zustimmend, wenn auch nur um vor Kevin keinen Streit vom Zaun zu brechen. Dass Alan der Anführer dieser Mission war, hieß noch lange nicht, dass er ihn als solchen ansah. Rida nahm nur von einer höheren Stelle Befehle an und diese war nicht hier. Und ehrlich gesagt, zweifelte er die Logik von vielen von Alans Befehlen an.

„Gut. Bis bald, Kevin.“ Er drehte sich um und öffnete die Tür. Mit einem Mal sah er sich Kevins Frau und dessen Sohn gegenüber. Sie hatte die Hand nach der Klinke ausgestreckt und sah ihn überrascht an, doch Rida argwöhnte, dass sie schon eine ganze Weile dort stand. Er konnte es ihr nicht verübeln, wahrscheinlich wusste sie, was ihr Mann getan hatte und fürchtete nun, welche Strafe er dafür bekommen würde.

„Hallo, Rida.“ Sie wirkte verlegen, was Rida in seiner Annahme nur noch bestätigte.

Er erwiderte den Gruß mit einem Nicken und ging dann an ihr vorbei. Für ein längeres Gespräch war er derzeit nicht aufgelegt.

Alan folgte ihm schweigend, scheinbar durch seine schlechte Laune nun wieder in besserer Stimmung.

„Denkst du, das war klug?“

„Was?“ Der Blonde schien sich nach etwas umzusehen.

„Ihm zu sagen, dass wir uns morgen den Platz ansehen?“ Wenn Alan den Dorfbewohnern wirklich so misstraute, dann müsste er doch denken, dass sie nun versuchten etwaige Hinweise verschwinden zu lassen.

Doch der Ältere zuckte nur mit den Schultern und lächelte erfreut als er sein Pferd erblickte. „Es ist zwei Monate her. Wenn es Hinweise gäbe, dann hatten sie genug Zeit, diese zu beseitigen. Aber ich will sicher gehen.“

Er ging zu seinem Pferd und strich ihm über den Hals. „Genau deswegen werden wir auch noch heute zu dieser Stelle reiten.“

Damit stieg Alan wieder auf sein Pferd und sah Rida abwartend an.

Den Kopf schüttelnd pfiff Rida kurz und Zayn folgte diesem Befehl und kam zu ihm. Geduldig wartete der Araber bis Rida auf ihm saß, dann scharrte er unruhig mit den Hufen. Rida beugte sich vor und strich ihm über den Hals, er verstand ihn ja. Nachdem er jetzt tagelang nur von morgens bis abends durchgelaufen war, machte ihn so eine lange Pause unruhig. „Wenn man bedenkt, dass du die Reise hierher als Zeitverschwendung angesehen hast..“

Er ließ den Satz absichtlich offen und beendete ihn nicht.

„War es auch.“ Alan zog kurz an den Zügeln und lenkte sein Pferd Richtung Dorfrand. „Denn es wäre ihre Pflicht gewesen, mir das bei meinem ersten Besuch zu erzählen.“

Rida sagte nichts mehr darauf, sondern schwieg einfach. Er gab es auf. Alan würde niemals zugeben, dass er sich geirrt hatte oder sich gar entschuldigen. Das ließ sein Stolz wohl nicht zu und Rida erwartete es auch gar nicht mehr. Er würde sich einfach im Stillen darüber freuen, dass er Recht gehabt hatte und dieses Dorf nicht mit den Räubern zusammenarbeitete. Jedenfalls nicht wissentlich.

Mit diesem Gedanken durchaus zufrieden, folgte er Alan, denn so wie er ihn einschätzte, kannte er den Weg zu dieser Lichtung nicht. Denn sonst würde er nicht auf das falsche Ende des Dorfes zureiten. Aber das würde er ihm erst etwas später sagen.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 9
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

„Ich frage mich die ganze Zeit, warum?“

„Bitte?“ Rida war eher auf die Umgebung konzentriert, sodass er Alans Frage erst registrierte, als dieser bereits bei den letzten Silben war. Noch dazu, da diese plötzliche Konversation völlig unerwartet war. Seit er ihm eröffnet hatte, dass er in die falsche Richtung geritten war, hatte Alan sich in beleidigtes Schweigen gehüllt. Aus diesem Grund hatte er auch die Führung übernommen, da keine Einwände von Alan kamen.

Alan sah ihn nachdenklich an. „Warum? Warum fordern sie bei diesem Schmied Schwerter an? Sie waren doch alle schon bei den ersten Überfällen bewaffnet. Wieso gehen sie das Risiko ein und ordern Schwerter bei einem Schmied, der sie leicht verraten könnte?“

„Weil sie wissen, dass die Leute Angst vor ihnen haben. Wenn Kevin sie verraten hätte, gäbe es noch immer genug Leute, um sich an ihnen und den anderen Dorfbewohnern zu rächen.“ Allerdings war Alans Einwand gar nicht so unberechtigt.

„Und warum so wenig? Ein Dutzend sind doch zwölf Stück, viele Leute kann man damit nicht ausrüsten.“ Der Blick des Blondhaarigen richtete sich gen Himmel, so als wollte er am Stand der Sonne die Uhrzeit ermitteln. Mit einem Seufzen senkte er den Kopf und sah stattdessen wieder Rida an.

„Es reicht auf jeden Fall für deine Söldnergruppe. Und du solltest wissen, wieviel Schaden sie damit anrichten können.“ Rida zügelte Zayn, so dass dieser stehen blieb.

Sofort sah sich Alan scharf um. Anscheinend dachte er, dass Rida eine Gefahr entdeckt hatte und wollte diese ebenfalls entdecken. „Was ist los?“

„Wir sind da.“ Rida stieg ab und führte seinen Araber am Zügel weiter. Die Lichtung lag direkt vor ihnen und das kurze Stück konnten sie auch zu Fuß gehen, das war sowieso besser als auf dem Pferd sitzend, den tiefhängenden Ästen aus weichen zu müssen.

Auch Alan stieg ab und führte sein Pferd am Zügel haltend hinter ihm her. So als wären sie nicht unterbrochen worden, nahm er das Gespräch wieder auf, seine Augen suchten jedoch aufmerksam die Umgebung ab. „Ja, aber diese Männer wurden auch dazu ausgebildet mit einem Schwert umzugehen. In ungeübten Händen ist ein Schwert nicht mehr als ein großes, unhandliches Messer.“

Rida dachte an seine ersten Versuche mit einem Schwert und musste Alan Recht geben. Damals hatte er das Schwert nicht einmal richtig heben können, so schwer war es gewesen und bei seinen ersten Schlägen hatte das Schwert eher ihn, als er das Schwert geführt. Er war gestolpert, gestürzt und hätte sich wahrscheinlich auch selbst verletzt, wenn Simon ihm nicht das Schwert abgenommen hätte und gemeint hätte, er solle erst einmal Kraft und Geschick aufbauen, bevor sie damit weitermachten. Auch wenn er es freundlich gemeint hatte, so hatte Rida sich damals für sein Unvermögen geschämt. Er hatte lange trainiert, bis er endlich wieder ein Schwert in der Hand gehalten hatte. Ein Bauer hingegen könnte die Kraft besitzen ein Schwert zu heben und zu halten. Diese waren daran gewöhnt schwere Arbeiten zu verrichten. „Vielleicht benötigen sie die Schwerter, um die Männer auszurüsten, die sich ihnen angeschlossen haben. Oder einfach als Reserve, falls ihre zu Bruch gehen.“

Alan schnaubte nur abwertend. „Bauern, die ebenfalls nicht mit Schwertern umgehen können.“

Mit einem Schritt trat Rida aus dem Wald und auf eine Lichtung auf der einige Felsbrocken lagen. Niemand wusste, wie sie hierhergekommen waren, aber sie waren schon immer hier gewesen, auch in seiner Kindheit und in Marias wie sie ihm erzählt hatte. Sie waren nicht hoch und boten bei einem Angriff keine Deckung, doch Rida rechnete auch nicht damit angegriffen zu werden. „Warum denkst du eigentlich immer, dass es Bauern sind, die hier mordend durch die Gegen ziehen? Was hätten Bauern davon von Leuten zu stehlen, die selbst nicht mehr haben als sie selbst? Leute zu töten, die vielleicht ihre Verwandten oder gar Freunde sind?“ Es mochte sein, das sich Bauern der Sache angeschlossen hatten, doch es gab darunter auch andere. Männer, die mit diesem Wahnsinn angefangen hatten. Diesen sollte ihre Aufmerksamkeit gelten.

„Weil sie es sind. Jedenfalls der Großteil davon. Ihre Zahl ist so rasant angewachsen, das können nicht alles Söldner oder Ritter sein.“ Alan schien das für eine Tatsache zu halten, weswegen er sich nicht von seiner Meinung abbringen ließ.

Ridas Blick suchte die Eiche, die Kevin angesprochen hatte. „Dann sind es eben Bauern, aber auch Bauern kann man den Umgang mit dem Schwert beibringen, dazu muss man nicht von adeligem Blut sein. Ein Bauer kann mit richtigem Training ein Schwert genauso gut führen wie ein Ritter, Attentäter oder Leibwächter.“

Das war es, was die Sache so gefährlich machte. Volksaufstände konnte man meistens niederschlagen, weil es ungeübte Bauern waren, schlecht bewaffnete noch dazu. Aber hier lagen die Dinge anders, diese Bauern wie Alan sie gerne nannte wurden gefährlich. Und er wollte nicht denjenigen kennenlernen, der hinter all dem stand. Denn dieser war auf jeden Fall gefährlich. Allerdings musste er ihn kennenlernen, um ihn zu beseitigen, das sah er als seine Pflicht als Leibwächter an. Dieser Mann bedrohte die Menschen, die er zu beschützen geschworen hatte.

„Das weiß ich und deswegen ist es wichtig, dass ich sie rasch finde. Aber mir geht es um den inneren Kern, den Anführer. Die Bauern, die sich um sie scharren sind mir egal.“ Alan band den Zügel seines Pferdes an einen tiefhängenden Ast.

Rida seufzte, band Zayn aber auch an. Er wusste nicht, ob Alan es verdrängte oder einfach nur vergessen hatte, denn um an den Anführer zu kommen, musste er zuerst die Bauern um ihn herum schlagen. So pietätlos es auch klingen mochte, das war wie ein Schachspiel, wo man zuerst die Bauern aus dem Weg räumen, oder sich zumindest eine Bresche durch sie schlagen musste.

Er führte Alan zu der Eiche, die Kevin angesprochen hatte und durchsuchte das Gebüsch daneben. Alan folgte seinem Beispiel auf der anderen Seite.

„Nichts.“ Mit dieser trockenen Aussage beendete Rida seine Suche. Er war sogar noch etwas in den Wald hineingegangen, aber der Schnee und die darauffolgende Sonne hatten alle Spuren, falls es jemals welche gegeben hatte, beseitigt.

Als sich Rida aufrichtete, fiel sein Blick auf die Berge. Dort vermuteten Alan und die Anderen die Räuber. Das konnte gut sein. Selbst kannte er sich in den Bergen nicht aus und auch für die anderen Bewohner dieses Landes waren die Berge wie ein Labyrinth. Niemand kannte einen wirklich sicheren Weg durch sie hindurch, ja es gab nicht einmal einen Weg hindurch. Als Schutz gegen Feinde von außen erwies es sich als hilfreich. Jetzt jedoch war es zu einem Versteck für eben diese geworden.

Mit einem Kopfschütteln wandte er sich von den Bergen ab und ging wieder zurück auf die Lichtung. Alan, der die Suche bereits früher abgebrochen hatte, sah Stirn runzelnd zur Sonne.

„Es ist zu spät, um den ganzen Weg zu schaffen. Das Beste wäre, heute hier zu übernachten und morgen Früh wieder zu den Anderen zu stoßen.“

Auch Rida warf einen Blick in den Himmel „Einverstanden.“

So ganz stimmte es nicht, sie würden die Anderen heute noch erreichen, doch spät in der Nacht. Und Rida wollte nicht das Risiko eingehen, dass man sie vielleicht nicht gleich als die erkannte, die sie waren. Noch dazu wo sie ihnen gesagt hatten das sie vor morgen sicher nicht zurück wären und das sogar schon vor dem Besuch im Dorf. Alan hatte wohl mit deutlich mehr Widerstand gerechnet. „Ich suche Feuerholz.“

Rida übernahm diese Aufgabe gerne, weil er dabei alleine war und seine Gedanken ordnen konnte. Dieser Tag hatte viel geklärt, aber ihnen auch viele neue Rätsel aufgegeben. Hoffentlich konnten sie diese lösen, bevor es zu spät war. Was auch eines dieser Rätsel war. Wofür zu spät? Was bezweckten die Angreifer mit ihren Übergriffen? Er musste Antworten darauf finden und zwar schnell.
 

„Sag mal ist das eine Art Ritual?“

Bei der Frage wandte Alan den Blick von den Flammen vor sich ab und sah Rida an. „Was meinst du?“

„Na das.“ Dabei deutete Rida mit einer Hand anklagend auf das Feuer vor ihm.

Inzwischen war es schon dunkel und empfindlich kalt, weswegen sie das Feuer entfacht hatten. Auch wenn es Angreifer dadurch leichter hatten sie zu finden. Dabei hatte es Alan erstaunt, wie geschickt Rida ein Feuer entfacht hatte, das keinen Rauch erzeugte. Es war leicht, aber nur wenn man es konnte und wusste welche Materialien man benutzen durfte. Normalerweise benötigte man dabei ein paar Versuche.

Während Rida das Feuer entzündet hatte, hatte Alan sich um die Pferde gekümmert. Sicherheitshalber hatte er ihren Lagerplatz wieder in den Wald verlagert, er wollte nicht auf der Lichtung lagern, wo sie wie auf dem Präsentierteller standen.

„Der Proviant geht zu Ende.“ Alan wusste, dass es keine Antwort auf Ridas Frage war, doch das war es, das ihm gerade durch den Kopf ging.

„Ja. Wahrscheinlich müssen wir im Dorf einige Vorräte kaufen. Ich bin sicher, dass Maria nichts dagegen hat, solange sie selbst genug haben.“ Soweit ging Marias Abneigung den Söldnern gegenüber dann doch nicht. Ihr Gold war immer gern gesehen.

Der Blick des Schwarzhaarigen lag weiter auf Alan. „Nur beantwortet das nicht meine Frage.“

„Es ist kein Ritual. Ich kann mich nur besser konzentrieren, wenn ich den Flammen zusehe.“ Seltsamerweise hatten diese eine beruhigende Wirkung auf ihn.

„Außerdem…“ Bei der kurzen Pause maß er Rida mit einem kurzen Blick. „…hält es normalerweise andere Menschen davon ab, ein Gespräch mit mir zu beginnen.“

Dass es bei Rida versagte, hatte er allerdings erwartet. Der Andere reagierte nur selten so, wie er es beabsichtigte. Das hatte er schon im letzten Sommer begriffen. „Nun will ich aber auch eine Frage beantwortet haben. Was bist du?“

Rida lächelte bei dieser Frage amüsiert. „Du kommst ziemlich spät darauf diese Frage zu stellen. Und du verlangst für eine so banale Frage wie die meine einen hohen Preis.“

Alan stocherte mit einem Zweig im Feuer herum, doch seine Augen lagen aufmerksam auf Rida. So als wartete er auf ein verräterisches Zeichen. „Ich denke nicht, dass es ein Geheimnis ist, bei dessen Aufdeckung du mich töten müsstest.“

Bei diesem Argument wurde Ridas Lächeln geheimnisvoll. „Wer weiß?“

„Dann kann ich dich beruhigen, du würdest es nicht schaffen.“ Egal wie gut Rida war, er selbst war ein kaltblütiger Mörder. Auch wenn er diese Bezeichnung nicht mochte, so war das die pure Wahrheit. Er tötete für Geld und das ohne Gewissensbisse, egal wer das Opfer war. Wenn es etwas gab, das er wusste, dann wie man tötete und sich selbst dabei schützte. Seine Ausbildung war hart genug gewesen, um nichts davon zu vergessen.

„Wer weiß?“ Doch dann seufzte Rida, so als sei er dieses Spiels müde. „Ich bin Christians Diener.“

Das war nicht die Antwort, die er hören wollte. Alan schüttelte den Kopf. „Du bist nicht nur ein Diener.“

„Ich habe auch nie behauptet, nur ein Diener zu sein.“

Nun verengten sich Alans graue Augen verärgert. Wollte er ihn zum Narren halten? Gerade eben hatte er doch genau das behauptet. Wenn er nicht antworten wollte, konnte er das doch einfach sagen. Nicht, dass er sich damit zufrieden geben würde, doch er ließ sich hier doch nicht veralbern.

Der Jüngere schien das zu ahnen, weswegen er auch weitersprach. „Ich war nie nur ein Diener.“

Diesmal betonte er das Wort ‚nur‘ besonders. „Das hast du nur angenommen, weil du mich als solchen wahrgenommen hast. Ich habe mich wie ein Diener benommen und deswegen hast du mich für einen solchen gehalten und so behandelt. Du bist jemand der stur auf seine Meinung beharrt, selbst wenn sie sich als falsch herausstellt, weswegen du nie auch nur in Betracht gezogen hast, dass ich auch mehr sein könnte. Dabei bin ich dir gar nicht einmal so unähnlich und doch bin ich völlig anders.“

Das war zwar eine schöne Rede, doch beantwortete das nicht seine Frage. Es bestätigte nur, was er schon länger argwöhnte. Dass er nicht nur ein Diener war, aber es sagte ihm nicht, was er wirklich war. Alan beschloss noch etwas abzuwarten, es war selten, dass Rida so von sich aus redete, nur schien er noch einen kleinen Anstoß zu benötigen. Außerdem hatte Alan heute für seinen Geschmack bereits zuviel geschwiegen. „Das denke ich nicht. Egal was du gelernt hast, reicht sicher nicht an das heran, was ich kann.“

Eine Hand auf die Brust legend, sah ihn Rida an. „Ich wurde zum Leibwächter ausgebildet. Meine Aufgabe ist es Leben zu beschützen, deine ist es Leben zu nehmen. Wir beide wissen wie man andere Menschen tötet, nur ist unser Antrieb ein anderer.“

„Weil du es aus Überzeugung und tiefer Zuneigung machst. Schon klar.“ Alan winkte nur mit der Hand ab. Er sollte ihn bloß damit verschonen. Damit hatte er ihn letzten Sommer bereits genug gelangweilt. Treue zu einem Herrn, das war doch verrückt. Keiner von ihnen brachte ihnen den Respekt entgegen, der ihnen gebührte. Egal ob man Attentäter war oder Leibwächter. Der eine war dazu da, um seine Feinde zu erledigen, der andere um sein eigenes, feiges Leben zu schützen. Aber als Werkzeuge wurden sie im Endeffekt alle gesehen. Was war also an seiner Einstellung, sich für seine Dienste fürstlich entlohnen zu lassen, falsch?

„Allerdings erklärt das nicht, warum Benedikt dich seinen Araber reiten lässt.“

„Neidisch?“ Nun lächelte der Jüngere wieder amüsiert. Er zog die Beine an den Körper und legte seine Arme darum. Den Kopf betete auf die Knie und sah auf das Feuer.

„Das liegt daran, dass Zayn mein Pferd ist. Es war ein Geschenk von Benedikts Vater an mich. Jedoch lasse ich Benedikt für ihn sorgen, da ich ihn nicht mit an den Hof nehmen will, ich komme sowieso nicht dazu auszureiten.“

Und ein Diener, der ein so edles Pferd besaß, würde natürlich Aufmerksamkeit erregen. „Ein ziemlich edles Geschenk für einen Leibwächter.“

„Es hat sich eben so ergeben. Benedikt bekam eine Schimmelstute und Christian, als er alt genug war einen Rappen. Nun und ich, ich bekam Zayn. Ihr Vater fand, dass ich jemanden benötigte, der meine Herkunft teilt.“

Ridas Herkunft, das war auch so ein Geheimnis. Doch das war nichts nach dem Alan fragen würde, da es nicht wirklich wichtig war. Außerdem konnte das rasch auf ihn zurückfallen und dann müsste er sich Lügen einfallen lassen. Denn seine Herkunft würde er niemand verraten. Gerne prahlte er mit seinen Fähigkeiten, doch niemals würde er verraten wo, wie oder von wem er sie gelernt hatte. Und erst Recht nicht wo er selbst herkam. Es gab nicht viel wofür er sich schämte, aber seine Herkunft zählte dazu, deswegen war er auch froh, dass nichts mehr davon existierte. Möglicherweise hatte sein Lehrer sogar dafür gesorgt, aber da er es nicht genau wusste, waren solche Überlegungen überflüssig.

„Wir sollten schlafen.“ Damit legte sich Rida auf den Boden und zog die Decke über sich.

Alan nickte, machte aber keine Anstalten sich hinzulegen. Es gefiel ihm nicht, so ohne Wache einzuschlafen. „Wir sollten uns mit der Wache ablenken.“

„Keine Sorge, wenn sich uns jemand nähert, werden wir bestimmt wach.“

„Was? Warum?“ Alan sah den Schwarzhaarigen zweifelnd an. Wie konnte er so sicher sein?

Rida lächelte leicht, wobei er die Augen bereits geschlossen hatte. „Weil ich beim Feuerholz sammeln rund um das Lager Stolperdrähte gespannt habe. Niemand nähert sich uns ohne den halben Wald aufzuwecken.“

Ungläubig sah er Rida an. Das war eine gute Idee. Warum zum Teufel war er nicht darauf gekommen?“

Rida drehte sich nur auf die andere Seite. „Du scheint immer wieder zu vergessen, dass es meine Aufgabe ist, meinen Herrn und mich zu schützen. Deswegen sorge ich dafür, dass es gar nicht erst gefährlich werden kann.“

Das war eine Erklärung, doch keine mit der sich Alan zufriedengab. In Zukunft würde er einfach viel mehr an solche Dinge denken. Ganz bestimmt würde er sich nicht von Rida als unvorsichtigen Narren hinstellen lassen.

Er zog seine Decke zu sich und lehnte sich an einen Baumstamm. Sein Blick glitt noch einmal durch den dunklen Wald um sie herum, dann schloss auch er die Augen.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 10
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Nachdem er die Augen geöffnet hatte, benötigte Rida einen Moment um sich zu orientieren. In den letzten Wochen war das irgendwie Alltag geworden, schließlich war es jedes Mal ein neuer Ort. Wie Rida es erwartet hatte, war in der Nacht nichts passiert. Warum auch, diese Gegend schien den Räubern egal zu sein. Vielleicht sollten sie sich nun doch lieber den Bergen zuwenden, auch wenn Rida ihre Chancen dort eher niedrig einschätzte. Nur was hatten sie für eine Wahl?

Er richtete sich auf und sein Blick fiel auf die Glut ihres Lagerfeuers. Auch wenn einige Leute behaupteten, dass bereits Frühling war, Rida konnte dem nicht ganz zustimmen. Für ihn war es trotzdem noch immer zu kalt. Schließlich kam er aus einem Land, in dem man so etwas wie Schnee nicht einmal vom Hörensagen kannte. Auch wenn er schon Jahrzehnte hier lebte, so konnte er sich mit der Kälte noch immer nicht anfreunden.

„Bist du endlich wach?“ Alan, der noch an den Baumstamm gelehnt dasaß, hatte nun ebenfalls die Augen geöffnet.

„Wenn es dir zu lange gedauert hat, hättest du mich wecken können.“ Wenn Rida auch vermutete, dass der Blondhaarige selbst gerade eben aufgewacht war. Nur wollte er diesen Tag nicht mit einem Streit beginnen.

Rida stand auf und löschte bedauernd die Glut, indem er Erde darauf warf. Dann machte sich er daran seine Decke zusammenzurollen.

Auch Alan stand auf und sah in die Richtung der Lichtung. „Also war es doch nur Zeitverschwendung.“

Das sah Rida nicht so, doch er hielt sich abermals zurück. Es hatte etwas gebracht, doch die Informationen war nicht gerade beruhigend, weswegen man einen nicht unbedingt daran erinnern musste. Ihr Gegner war gefährlich. Nicht, das sie das nicht gewusst hatten, doch wurde das, was bis jetzt nur eine Vermutung gewesen war bestätigt. Rida gefiel das nicht und Alan so wie es aussah auch nicht. Nur leider konnte man sich seine Feinde nicht aussuchen.

Rida sattelte Zayn wieder und band dessen Zügel los. „Wir sollten wieder zu den Anderen zurück.“

Alan sah noch einige Augenblicke zu der Lichtung, bevor er sich abwandte und sattelte dann ebenfalls sein Pferd.

Es war zwar seltsam wie Alan sich benahm, doch irgendwie konnte Rida es verstehen. Ihm kam es so vor, als hätte er etwas übersehen, oder wäre dem Geheimnis kurz auf der Spur gewesen, möglicherweise teilte Alan dieses Gefühl? Oder er interpretierte einfach nur zuviel in Kevins Information hinein. Rida seufzte tief, als er aufstieg.

Während des Rittes zurück zu den anderen Söldnern schwiegen sie. Die wichtigen Fragen hatten sie einander schon gestern gestellt und keine Antworten darauf gefunden, mehr hatten sie sich nicht zu sagen. Kurz bevor sie die Männer erreichten, stellte Rida aber doch die Frage, die sie sich beide sicher schon selbst gestellt hatten. „Und jetzt?“

Eigentlich gab es darauf nur eine Antwort und die lag hinter ihnen. Sie mussten in die Berge und ihre Suche dort fortsetzen. Es war gefährlich und keiner von ihnen kannte die Wege, aber sie mussten es versuchen, er musste es versuchen und wenn es notwendig war, auch ohne Unterstützung.

„Was sollen wir groß machen? Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als diese verdammten Berge abzusuchen.“ Man hörte Alans Stimme an, dass er von dieser Idee überhaupt nicht begeistert war.

„Und was wirst du deinen Männern sagen?“ Natürlich meinte Rida damit nicht ihr Reiseziel, denn mit der Zeit würde man das nicht vor ihnen verbergen können, er bezog diese Frage auf die die Informationen, die sie bekommen hatten.

„Das was sie wissen müssen, nämlich wohin die Reise geht.“

Also das Offensichtliche. Das war Rida eigentlich nur Recht, da er einen Spion unter den Söldnern noch immer nicht ausschloss. Denn es ging nicht, dass man seinen Verfolgern immer um einen Schritt voraus war. In diesem Fall gab es nur zwei Möglichkeiten: entweder war der Anführer der Räuber ein Hellseher, oder er hatte einen Spion in ihren Reihen. Da Rida von Natur aus nicht an Hellseherei glaubte, blieb nur die zweite Möglichkeit. Und diese war sehr beunruhigend.
 

Alan fluchte innerlich, als sie am Abend das Lager aufschlugen. Seit Rida und er am Morgen wieder mit seinen Männern zusammengestoßen waren, waren sie ohne Unterbrechung durchgeritten. Jetzt war es bereits dunkel und eine Weiterreise war zu gefährlich, aber für seinen Geschmack waren sie nicht weit genug vorangekommen. Es war nicht so, dass er eine heiße Fährte hatte, doch seit dem Morgen fühlte er eine seltsame Unruhe in sich. So als wüsste er, dass bald etwas passieren würde. Nur hatte Alan keine Ahnung was.

Er übergab die Zügel seines Pferdes einem der Söldner und holte eine Karte aus seiner Satteltasche. Mit dieser ging er zu dem eben entzündeten Lagerfeuer und breitete sie auf dem Boden aus. Sie war nicht sonderlich groß, doch der Bereich in den sie vordrangen war auch noch nicht weit erforscht. Diese Berge waren wie eine andere Welt und es gab auch niemanden, der sie dort führen konnte. Alan hatte lange genug nach einem Führer gesucht, bevor er es auf eigene Faust versucht hatte. Nun, das Ergebnis war bekannt.

Ein Finger legte sich auf die Karte und fuhr einen Weg nach. „Bis hierhin bin ich schon einmal vorgedrungen. Allerdings ist dieser Weg für Pferde nicht unbedingt zu empfehlen.“

Alan hob den Kopf und begegnete Ridas grünen Augen, die ihn aufmerksam ansahen.

„Ich weiß.“ Jedenfalls hatte man ihm das erzählt und da Rida es nun bestätigte, schien es keine Lüge zu sein. Langsam fiel es ihm schwer, Wahrheit und Lüge voneinander zu unterscheiden. Anscheinend verlor man das Gespür dafür, wenn man ständig belogen wurde. Der Einzige, dem er im Moment wirklich vertrauen konnte war Rida. Ihr Ziel war das Gleiche und schon alleine aus diesem Grund, brachte es dem Schwarzhaarigen nichts, wenn er ihn anlog. Wenn er sich so zurückerinnerte, dann hatte Rida in all den Jahren, die er ihn schon kannte und das waren nun doch schon einige, noch nie gelogen. Nur Dinge nicht erwähnt und das war ein Unterschied.

Lächelnd schüttelte er den Kopf.

„Was ist?“ Ridas Blick wurde nun fragend und er warf einen prüfenden Blick auf die Karte.

„Nichts. Mir ist nur gerade die Ironie dieser Situation klargeworden. Auch wenn wir uns nicht leiden können, so können wir nur einander vertrauen.“

„Ich vertraue dir nicht.“ Rida sagte das mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre das eine Tatsache. „Kann ich dir vertrauen?“

Auch wenn diese plötzliche und entschlossene Antwort nach seinen Gedanken wie ein Schwall kaltes Wasser war, so musste er bei der Frage lächeln. Amüsiert schüttelte er den Kopf. „Nein, wohl nicht.“

Das konnte er wirklich nicht, da er anders als der Schwarzhaarige nichts gegen eine Lüge einzuwenden hatte. Vor allem, wenn es ihm Vorteile verschaffen würde, da war eine Lüge noch das Harmloseste, das er machen würde. In dieser Welt war jeder auf sich selbst gestellt und es ging nur darum zu gewinnen, das hatte er schon als Kind gelernt. Aus diesem Grund war die Ausbildung, die ihm sein Meister geboten hatte, wie ein Segen für ihn gewesen, auch wenn sie ihn alles gekostet hatte. Aber so war es eben. Im Leben war nichts umsonst.

Rida schien nicht zu merken, dass seine Gedanken abgeschweift waren, da er bereits wieder auf die Karte sah. „Hier könnten wir ansetzen. Ich habe gehört, dass es da einen Pfad geben soll.“

Alan zwang sich seine Aufmerksamkeit ebenfalls wieder auf die Karte zu lenken. „Du hast es gehört?“

„Es gibt bestimmt einen, aber ich weiß nicht, ob er für die Pferde geschaffen ist.“

Das könnte ein Problem sein. Der Weg, den Rida vorschlug war ihrer Position am nächsten, doch Alan hatte keine Lust, die Berge zu Fuß zu durchsuchen. Es war klar, dass sie die Pferde irgendwann sowieso zurücklassen mussten, doch er wollte diesen Vorteil solange beibehalten, wie es möglich war. Doch er wollte nicht noch mehr Zeit verspielen, denn das war es etwas, was sie nicht hatten. „Wir werden es versuchen. Hoffen wir, dass wir Glück haben.“

Auch wenn Glück etwas war, das seit Beginn dieser Mission eine Seltenheit darstellte. Allerdings war Alan jemand, der sich nie auf das Glück verließ, wie man sah war es die richtige Einstellung.

„Dann dieser Weg?“ Rida warf ihm einen fragenden Blick zu, so als wolle er sich noch einmal absichern.

Alan nickte zustimmend. „Ja, wir werden es da versuchen.“
 

Irgendetwas stimmte nicht. Schon seit dem Morgen hatte Rida ein ungutes Gefühl und damit schien er nicht der Einzige zu sein. Auch Alan sah sich öfters um, als sonst und anstatt wie sonst ein Tempo anzuschlagen, bei dem man denken konnte, der Teufel sei hinter ihnen her, führte er sie im Schritt durch den Wald. Bei der Vegetation war das nur vernünftig, doch Vernunft war nicht unbedingt etwas, das Alan auszeichnete.

Aber nicht nur Alan und er waren unruhig, auch der Rest ihrer Gruppe schien nervös zu sein. Vielleicht war es nur das ungewohnte Verhalten ihres Anführers, das dazu führte, aber das beruhigte Rida nicht. Auch wenn es Söldner waren, so waren es auch Krieger, ihr Handwerk war der Kampf. Wenn sie beunruhigt waren, sollte man das ernst nehmen. Und diese seltsame Spannung konnte gefährlich werden. Es gab nur einige in der Gruppe, die mit Armbrüsten bewaffnet waren, doch diese hatten die Waffe schon griffbereit. Nicht nur ein Finger lag bereits am Abzug.

Er lenkte ein Zayn neben Alans Pferd. „Was beunruhigt dich?“

Seine Stimme war so leise, dass nur Alan sie hören konnte. Er wollte den überspannten Nerven der Männer nicht noch mehr Nahrung geben. Aber vielleicht konnte Alan ihm ja einen Grund für seine Unruhe geben.

Alan warf ihm nur einen kurzen Blick zu, dann richtete er seine Konzentration wieder auf die Umgebung. „Ich weiß es nicht, was beunruhigt dich?“

Auch wenn der Tonfall des Älteren etwas spöttisch klang, so ging Rida nicht darauf ein, sondern antwortete wahrheitsgemäß, wenn er sich auch ein leichtes Kopfschütteln erlaubte. „Ich weiß es nicht.“

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir beobachtet werden. Nur gibt es nichts, worauf ich das stützen kann. Keine Bewegung, kein Geräusch, das mir irgendetwas verraten würde.“

Jetzt wo Alan es erwähnte, fiel es Rida wie Schuppen von den Augen. Natürlich, das war es. Er kannte dieses Gefühl, wenn man glaubte, dass jeder Schritt beobachtet wurde. Allerdings hatte er sich in der Zeit bei Hofe daran gewöhnt. Dort wurde jeder von jedem beobachtet, egal wer man war, es gab immer jemanden, der den Anderen ausspionierte. Kein Wunder, dass er das nun nicht wirklich hatte zuordnen können. Nur wollte er sich nicht von Alans Aussage paranoid machen lassen, wie er sagte, es gab nichts, das diese Annahme bestätigte.

Doch er konnte es nicht verhindern, dass auch seine Augen nun das Dicklicht um sie herum absuchten. Er war eben vorsichtig. Seit drei Tagen waren sie nun schon auf dem Weg zu dem Pass, den er Alan vorgeschlagen hatte und bis jetzt hatte er seine Entscheidung keinen Moment lang angezweifelt. Bis jetzt.

Der Angriff kam aus dem Hinterhalt. Rida hörte noch das surrende Geräusch, doch es war zu spät. Der Reiter hinter ihm stürzte tot vom Pferd, in seinem Hals steckte ein Armbrustbolzen. Entweder war das ein Glückstreffer, oder ihre Angreifer waren Meisterschützen. Rida jedoch legte keinen Wert darauf es festzustellen.

Alan schien die Sache genauso zu sehen, nur hier waren sie im Nachteil, ihnen blieb also nur die Möglichkeit nach vor oder zurück auszubrechen. Der Blonde entschied sich für die Flucht nach vorn. „Vorwärts!“

Rida trieb Zayn an, wenn er auch wusste, dass es ein Fehler war. Sie wussten nicht was vor ihnen lag, aber die Aussicht was hinter ihnen lag, war auch nicht sehr vielversprechend. Sie mussten einfach hoffen, dass sie die Waldgrenze bald erreichten, oder einen Ort fanden, wo ihnen die Pferde einen Vorteil brachten. Hinter ihnen hörte er dumpfe Laute und Schmerzensschreie, doch darum konnte er sich nicht kümmern. Ihre Männer schossen ihre Armbrüste ab und wurden beschossen. Es war ein heilloses Durcheinander, das sich leider nur auf ihre Seite beschränkte. Der Angriff war zu überraschend gewesen, auch wenn sie etwas geahnt hatten.

Mit einem Mal strauchelte Alans Pferd dicht vor ihm und stürzte. Doch noch während er den Sturz beobachtete, kam auch Zyan ins straucheln. Stolperdrähte!

Der Araber war bereits dabei ebenso zu stürzen wie Alans Pferd, als ihm diese Erkenntnis kam. Rida ließ sich aus dem Sattel fallen und brachte sich noch im abrollen aus der Reichweite des Pferdes und ihrer Verfolger. Er war nicht gerade darauf erpicht von Zayns Gewicht erdrückt, oder den anderen Flüchtenden zertrampelt zu werden. Innerhalb weniger Sekunden war er schon wieder auf den Beinen und zog seine Schwerter. Ihre Flucht war zuende. Ein oder zwei andere Söldner waren ebenfalls gestürzt, doch das reichte, um die anderen aufzuhalten. Sie konnten diese Hindernisse nicht überspringen und rasch genug kamen die Pferde auch nicht wieder auf die Beine.

Sein Blick suchte Zayn, doch der Hengst stand bereits wieder und schien auch gesund zu sein.

Der Wald um sie herum war mit einem Mal von Geräuschen erfüllt, was wohl daran lag, das sich ihre Angreifer nun nicht mehr verstecken mussten. Rida sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln und konnte gerade noch das Schwert abblocken. Mit seinem anderen Schwert führte er selbst einen Schlag aus Schlag in Bauchhöhe aus und sein Angreifer sackte tot zusammen. Jedoch konnte sich Rida nicht lange über seinen Sieg freuen, da nun immer mehr Angreifer aus dem Dicklicht kamen. Es bestand kein Zweifel, sie hatten ihre Räuber gefunden. Nur leider waren sie in dieser Lage die Gejagten, deren Flucht unrühmlich zu Ende gegangen war.

So sehr sich Rida auch wehrte, es wurden immer mehr. Manchmal sah er aus den Augenwinkeln Alan, der sich so gut wehrte wie man es von jemand mit seinen Fähigkeiten erwartete. Leider waren auch seine Fähigkeiten einer Übermacht wie dieser nicht gewachsen.

Aufgeben war jedoch keine Option für Rida, denn diese bedeutete den sicheren Tod. Auch wenn seine Kräfte langsam nachließen, so hielt er die Griffe seiner Schwerter fest umklammert. Wenn er schon unterging, dann wollte er seinen Gegnern den größtmöglichen Schaden zufügen. Abermals fanden seine Klingen ein Ziel und löschten ein Leben aus. Auch wenn seine Ausbildung darauf ausgerichtet war Leben zu schützen, so konnte er diese ebenso gut effektiv nehmen. Manchmal ließ es sich eben nicht vermeiden und Rida fand, dass dies so ein Moment war.

Er wusste nicht mehr, wer von ihren Leuten schon gefallen war und ob außer ihm und Alan noch jemand lebte. Schon lange schlug er zu ohne sich überhaupt die Gesichter seiner Angreifer anzusehen. Warum auch, wenn sie ihn angriffen waren sie Todgeweihte. Alleine die Tatsache, dass er zwei Schwerter benutzte, brachte ihm einen enormen Vorteil.

Mit einem Mal griff ihn ein Mann an, der ebenfalls an beiden Händen bewaffnet war. Doch es war nur ein Schwert und ein längeres Messer, damit würde er fertig werden. Rida parierte den Schwertangriff, doch auch sein Gegenangriff mit dem zweiten Schwert wurde von dem Mann geblockt. Sein Gegner lächelte und sein Blick glitt hinter ihn.

Auch wenn Rida nicht sah, was hinter ihm passierte, so konnte er sich denken, was dieses Lächeln zu bedeuten hatte. Ein Angriff aus dem Hinterhalt.

Er fuhr herum, doch es war zu spät. Rida spürte einen Schlag gegen seine Schläfe und mit einem Mal wurde alles um ihn herum schwarz. Diesmal hatte er verloren.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 11
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Sein Kopf schmerzte als er aufwachte. Diese Mistkerle hatten ihn doch tatsächlich niedergeschlagen und das auch noch aus dem Hinterhalt. Jemanden von hinten niederzuschlagen war vielleicht effektiv, aber auch ehrlos, dazu ließ ja nicht einmal er sich herab.

Alan unterdrückte jedes verräterische Geräusch, als er die Augen öffnete. Allerdings brachte das auch keine Verbesserung, es blieb alles um ihn herum dunkel. Für einen Moment dachte Alan voller Panik, dass er nun blind war, dann jedoch spürte er den Stoff über seinen Augen und verstand, dass er eine Augenbinde trug. Kein Wunder, dass ihm das nicht gleich aufgefallen war, denn die Mühe hatte sich bis jetzt keiner gemacht, der ihn gefangen hatte. Nicht, dass es schon oft vorgekommen war.

Sich nun näher mit seiner derzeitigen Situation befassend, bemerkte er, dass er gegen eine Steinwand gelehnt dasaß. Seine Hände und Beine waren gefesselt und zwar so, dass er nicht an die Knoten herankam. Anscheinend waren ihm sein Schwert und die anderen Waffen abgenommen worden, jedenfalls fühlte er deren Gewicht nicht mehr. Neben ihm hörte er den Atem einer weiteren Person, doch sonst war alles ruhig, was aber nichts heißen musste. Alans Gehör war zwar sehr gut, aber nicht so gut, dass er es merken würde wenn ein Mensch in fünf Metern Entfernung sitzen würde. Allerdings würde er nichts herausfinden, wenn er weiterhin den Bewusstlosen spielte. Einen wirklichen Vorteil brachte es ihm ja nicht.

So lehnte er seinen Kopf mit einem gequälten Stöhnen gegen die Felswand hinter sich und rutschte ein Stück hinab. Dabei darauf achtend, dass sein Kopf auch ja an der Wand hinter ihm auflag. Es wäre doch gelacht, wenn er die Augenbinde nicht ein wenig verschieben konnte.

Er hatte sogar wirklich Erfolg, wenn man das auch nicht wirklich so nennen konnte. Zwar konnte er auf einem Auge nun sehen, doch außer totaler Dunkelheit gab es nicht wirklich viel zu sehen. Mit einem leisen Fluch richtete er sich wieder etwas auf.

„Alan?“

Die leise Stimme neben ihm ließ ihn kurz zusammenzucken. Jedoch war er auch erleichtert sie zu hören. „Rida.“

„Wo sind wir?“ Ridas Stimme klang gefasst in Anbetracht der Umstände.

„Ich habe keine Ahnung, diese Mistkerle haben mich niedergeschlagen.“ Ja und er wusste weder wo er war, noch wie lange er bewusstlos gewesen war. An seinen Kopfschmerzen gemessen musste es eine lange Zeit gewesen sein. Jedoch war das kein Schmerz, mit dem er nicht fertig wurde. Schließlich war das nur eine kleine Unannehmlichkeit, wenn man den Kampf bedachte, in den sie verwickelt gewesen waren.

„Also genau wie bei mir.“ Rida klang nachdenklich bei seinen Worten.

„Bist du verletzt?“ Denn wenn ja, würde das ihre Flucht nur behindern. Dass sie flüchten würden das war auf jeden Fall klar.

„Nein, du?“

Wenn man von seinem Stolz einmal absah… „Nein.“

Alan schob sich noch etwas weiter hoch und tastete dabei die Wand hinter sich ab. Eigentlich müsste er sich befreien können, wenn er seine Fesseln daran scheuerte. Rau und uneben genug war die Wand hinter ihm ja. „Siehst du etwas?“

Groß waren die Chancen ja nicht, aber Alan glaubte nicht, dass Rida die Augenbinde noch trug und vielleicht konnte er mehr erkennen.

„Nichts, es ist stockdunkel, aber ich glaube, dass wir uns in einer Höhle befinden.“

Ohne Hall? Dann konnte es keine große Höhle sein, denn sonst wäre ihre geflüsterte Unterhaltung viel lauter erklungen. Auf jeden Fall war das die schlimmste Situation, die er sich vorstellen konnte. Von den Feinden gefangen genommen und das zusammen mit Rida. Gut, es könnte auch schlechter sein, immerhin könne es jemand anderer als Rida sein, doch am liebsten wäre es ihm, wenn er alleine gewesen wäre. Er wollte auf niemanden Rücksicht nehmen müssen.

„Weißt du, was passiert ist?“ Ridas Stimme klang etwas unsicher bei dieser Frage. Der Boden knirschte leise, so als würde sich Rida bewegen.

„Außer dass wir angegriffen wurden?“ Selbst jetzt konnte Alan seinen Sarkasmus nicht gänzlich unterdrücken. Dann schüttelte er den Kopf, auch wenn er wusste, dass Rida es nicht sehen konnte.

„Ich weiß es nicht genau. Ich wurde niedergeschlagen, kurz nachdem du gefallen bist.“ Wirklich, er hatte gedacht, dass der Jüngere tot war, auch wenn der Mann mit der Keule hinter Rida ihm etwas anderes vermittelt hatte.

„Die anderen Söldner sind alle tot oder verletzt. Soweit ich gesehen habe, sind auch einige geflohen, Feiglinge.“ Auch wenn Alan damit gerechnet hatte. Söldner kämpften für Geld, aber was nützte ihnen das Geld, wenn sie tot waren? Diese Art zu denken, war auch ihm zu Eigen, nur besaß er noch so etwas wie Stolz und Rückgrat. Seine Kunden bekamen etwas für das Gold, das sie in ihn investierten. Seinen Tod nahm er dabei mit in Kauf, doch zog er es vor zu überleben.

„Da wir hier alleine sind, nehme ich an, dass alle tot sind.“

„Warum? Warum sind wir dann nicht tot?“

Das war eine interessante Frage, wenn Alan sich über diesen Umstand auch nicht beschweren wollte. Er war froh, dass er noch am Leben war, ein Zustand, den er noch lange aufrechterhalten wollte. Nur konnte er nicht sagen, dass ihn die Antwort auf diese Frage nicht auch interessierte. „Ich weiß es nicht, aber das kannst du unsere Angreifer ja gerne selbst fragen.“

Nicht dass sich einer von ihnen bis jetzt hatte blicken lassen, wobei er auch nichts hörte, das auf weitere Lebewesen in der Umgebung schließen ließ. Vielleicht waren sie ja zurückgelassen worden, was er nicht gerade als das Schlechteste sah. Nur das wäre wieder ein unglaubliches Glück und das war ihnen ja nicht gerade freundlich gewogen.

Alan begann seine Hände, die hinter dem Rücken gefesselt waren, an dem Felsen hinter sich zu scheuern. Wenn seine Feinde so dumm waren, dann wäre es noch dümmer, das nicht auszunutzen. Eine Möglichkeit zur Flucht ließ man nicht ungenutzt, egal wie schlecht die Chancen standen. Alan hatte schon erlebt, dass die die meisten Fluchten, die eher unwahrscheinlich erschienen meistens funktionierten. Es würde dauern, aber irgendwann würde er frei sein.

Sein Gehör verriet ihm, das Rida wohl dieselben Gedanken hatte, denn auch er bewegte seine Hände an der Wand entlang. Allerdings hielten sie beide synchron in ihrem Handeln inne, als sie Schritte hörten. Diese wurden langsam lauter und auch der Schein von Fackeln war zu erkennen. Als ihre Wärter näher kamen, war zu erkennen, dass sie wirklich in einer Art Nebenhöhle waren, der sich ihre Gegner durch einen Gang näherten.

Als sie vor der Höhle standen sah Alan, dass es fünf Männer waren. Drei von den Männern trugen eine Fackel, von denen Einer im Gang stehen blieb. Die anderen vier betraten ihre Höhle und näherten sich ihnen.

„So wie ich sehe, waren die Augenbinden nicht lange von Nutzen.“ Einer der Männer sah sie an und gab einem der Männer einen Wink. Dieser kam zu ihnen und zog ihnen die Augenbinden vom Kopf, dann entfernte er sich wieder.

Also war das der Anführer. Alan wandte seine Aufmerksamkeit dem Sprecher zu. Er war groß und breitschultrig, man merkte, dass er harte Arbeit gewohnt war und auch geleistet hatte. Sein Haar, dessen Farbe er im Schein der Fackeln nicht genau erkennen konnte, reichte ihm bis zu den Schultern und ein Bart bedeckte den unteren Teil seines Gesichtes. Unter anderen Umständen hätte Alan ihn für einen Bauern gehalten, doch der wache Blick in seinen Augen und die selbstsichere Haltung zerstörten diese Annahme. Dieser Mann war es gewohnt Befehle zu erteilen, die befolgt wurden. Ob sie nun endlich den Anführer gefunden hatten? „Bist du der Anführer dieser Bande?“

Die Mundwinkel des Mannes hoben sich zu einem spöttischen Lächeln. „Mein Name ist Terence und ich bin der Anführer dieser Gruppe.“

„Gruppe?“ Alans Augen verengten sich misstrauisch. War das am Ende doch nicht die Räuberbande, die sie suchten? Denn wenn nicht, dann hatte Benedikt mehr als nur ein Problem. Allerdings wäre er dann auch weg, gegen zwei Gegner gleichzeitig kämpfte er sicher nicht.

„Ja, Gruppe. Soweit ich weiß, habt ihr nach einer Räuberbande gesucht. Nun, ihr habt sie gefunden, jedenfalls einen Teil davon.“ Die Männer neben ihm lachten leise, aber eindeutig amüsiert.

Einen Teil davon? Die Männer, die sie angegriffen hatten, waren noch gar nicht alle gewesen? Alleine diese waren schon genug gewesen. Das war eine Übermacht, der Benedikts Wachen nicht gewachsen waren. Wie alle Adeligen hatte Benedikt einige waffentaugliche Männer unter sich, aber das hier war eine kleine Armee.

„Was wollt ihr von uns?“

Als er Ridas Stimme hörte, drehte er den Kopf zu ihm. Jetzt sah er ihn zum ersten Mal seit dem Angriff. Anscheinend hatte er zuvor die Wahrheit gesagt, äußerlich schien ihm nichts zu fehlen. Auf jeden Fall sah er keine Verletzungen, außer einer Beule an seiner Schläfe, doch sein eigener Hinterkopf sah sicher nicht besser aus. Bestimmt hatte Rida nur die gleichen stechenden Kopfschmerzen wie er selbst. Irgendwie beruhigte ihn das ein wenig, geteiltes Leid war doch halbes Leid.

Terence zuckte nur mit den Schultern. „Eigentlich gar nichts. Aber unser Anführer scheint das anders zu sehen. Wir haben nur den Auftrag euch lebend zu ihm zu bringen, scheinbar hat er Pläne mit euch.“

Alan wechselte einen kurzen Blick mit Rida, doch dieser schien ebenso so verwundert wie er selbst zu sein. Diese Antwort gefiel ihm nicht. Das hieß doch, dass man von ihnen wusste und gezielt angegriffen hatte. Man wollte dabei nur Rida und ihn, aber warum? Doch Terence schien das wirklich nicht zu wissen, also würde es nichts bringen noch weiter nachzufragen. Wenigstens war es tröstend zu wissen, dass man sie lebend wollte. Das hieß doch, dass ihr Leben nicht in Gefahr war. Vorerst jedenfalls.

„Das bedeutet, dass wir nun eine kleine Reise unternehmen werden. Zu eurer eigenen Sicherheit gebe ich euch den Rat euch ruhig zu verhalten. Auch wenn unser Anführer euch lebend haben will, von unverletzt war keine Rede.“

Das war es nie. Jedoch ließ sich Alan davon nicht abschrecken. Es war die Aufgabe jedes Gefangen eine Flucht zu versuchen wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Und Alan war fest entschlossen, so eine Gelegenheit zu finden.
 

Rida war schlecht und seine Kopfschmerzen quälten ihn seit er aufgewacht war. Dieser Schlag hatte ihm wohl mehr eingebracht als nur eine Beule. Aus diesem Grund war er auch froh, dass Alan das Gespräch führte. Er hatte genug damit zu tun, seinen Schmerz und die Übelkeit zu unterdrücken. Jedoch hielt ihn das nicht davon ab, dem Gespräch ebenfalls zu folgen. Was er daraus erfuhr gefiel ihm und seiner Stimme nach zu urteilen, auch Alan nicht. Man hatte sie also gezielt auf sie angesetzt, Rida hatte da so eine leichte Ahnung weshalb. Wenn diese Männer nur ein wenig Kenntnis über die Gegend und Leute hatten und Rida wusste, dass sie das hatten, dann wussten sie auch, wer er war. Den Adoptivsohn der Alrins zu fangen und Lösegeld für ihn zu verlangen war eine leichte Methode um an Geld zu kommen. Nur was sie nicht wussten war, dass Rida das nicht zulassen würde. Bestimmt ließ er nicht zu das Christians Familie durch ihn Schaden entstand, ja nicht einmal materieller. Zwar teilte er Christians Meinung, dass ein Leben mehr wert war als Geld, doch das galt nicht in seinem Fall. Er wollte nicht, dass man für ihn zahlte und auf keinen Fall wollte er, dass seine Familie durch ihn verletzlich wurde. Auch wenn er es ihnen gegenüber nicht offen sagte, so war das seine Familie, wenn auch nicht durch Blut verbunden. Weder seine Brüder, noch seine Mutter, Schwägerin oder Nichte würden durch seine Ungeschicklichkeit irgendeinen Schaden davon tragen. Und das ließ sich nur vermeiden, wenn er floh und das hatte er vor. Alan dachte in dieser Hinsicht sicher nicht anders.

Allerdings wusste Rida nicht, was für ein Interesse sie an Alan haben konnten. Natürlich war er ein enger Vertrauter von Benedikt und koordinierte auch diese Jagd, aber sonst? Nun mit etwas Pech würden sie das ja alles erfahren. Auf jeden Fall würde Rida nicht fliehen, bevor sie den Anführer gesehen hatten. So nahe kam er an diesen Mann sicher nie wieder heran und man brachte ihn sogar freiwillig zu ihm.

Auf einen weiteren Wink von Terence, der hier anscheinend das Sagen hatte, zog einer seiner Begleiter ein Messer, mit dem er auf sie zukam. Jedoch zerschnitt er nur die Fesseln um ihre Fußgelenke. Das war klar, schließlich mussten sie aus dieser Höhle hinaus.

„Aufstehen.“ Mit diesem rauen Wort wurde Rida an einem Arm gepackt und hochgezogen. Alan neben ihm erging es nicht anders, jedoch ließ dieser sich nicht von einem Fluch abbringen.

Rida hätte das vielleicht auch getan, doch er war damit beschäftigt seine Übelkeit zurückzudrängen. Gehorsam folgte er seinen Wächtern, als sie ihn und Alan durch die Gänge führten. Selbst wenn es kein wirklich langer Weg war, da es vor ihnen rasch hell wurde.

Die Umgebung sagte Rida jedoch eines und zwar, dass sie bereits in den Bergen waren. Solche Höhlen waren dort nicht selten, wenn man hier auch merkte, dass es menschliche Einflüsse gab. Je mehr sie sich dem Ausgang näherten, umso stechender wurden seine Kopfschmerzen. Seine Augen verengten sich und das Tageslicht schmerzte richtiggehend. Kurz blieb er stehen, doch sein Wächter nahm das nur als Anlass ihm grob in den Rücken zu stoßen. So tat er das einzige das ihm übrig blieb und richtete seinen Blick auf den Boden, was aber auch nur bedingt half.

Als sie die Höhle verließen hörte er Alan neben sich erstaunt aufkeuchen. Jedoch wagte er es nicht den Kopf zu heben. Er würde schon früh genug merken, was Alan so überrascht hatte.

„Du miese, kleine Ratte!“

Anscheinend hatte Alan jemanden gesehen, den er kannte. Vorsichtig, ein Auge zugekniffen, hob er den Kopf und war genauso erstaunt wie Alan. Und er fand Alans Bezeichnung ziemlich passend.

Über das ganze Gesicht grinsend, stand Kenneth etwas entfernt vor ihnen und den Sicherheitsabstand benötigte er auch. Alan war nicht mehr leicht zu halten. „Eine nette Überraschung nicht? Der arme Sean, jeder hat ihn verdächtig, dabei wollte er sich wirklich von uns lösen.“

„Also warst du der Maulwurf.“ Irgendwie überraschte das Rida nicht wirklich, denn dass es einen gab, hatte er ja gewusst. Und dieser Junge war ihm von Anfang an zu zutraulich gewesen, nur das er das falsch eingeschätzt hatte.

Kenneth näherte sich ihm. „Zum Glück habe ich ein sonniges Gemüt und finde schnell Freunde. Es war leicht alles in Erfahrung zu bringen, was wir wissen mussten.“

Das glaubte er ihm ungesehen, schließlich hatte er das selbst bemerkt. Und er hatte es auch noch geschafft so naiv zu wirken, dass man ihm nichts Böses zutraute. „Du warst gut, da muss ich dir wirklich gratulieren.“

Kenneth kam zu ihm und grinste frech. „Wie gesagt, es war leicht, ihr seid einfach keine Gegner für uns.“

Rida wusste nicht was es war, aber als Kenneth einen Schritt zur Seite trat und so nicht mehr mit seinem Körper die Sonne verdeckte, wurde Ridas Übelkeit unerträglich. Es war ihm egal wer es sah oder für wie schwach sie ihn hielten, er übergab sich auf den Boden.

Kenneth sprang mit einem überraschten und angeekelten Schrei zurück und die Männer um ihn herum lachten amüsiert.

„Genug jetzt, wir müssen los.“ Terences Befehl ließ die Männer verstummen und Rida sowie Alan wurden zu einem Pferd geführt. Ihre Bewacher zogen aus ihren Gürtel jeweils einen kleinen Sack, den sie ihnen über den Kopf zogen.

Auch wenn Rida wusste, welchen Zweck sie hatten, so war er froh über die Dunkelheit, die sie ihm spendeten. Wenigstens konnte er so seine Übelkeit auf ein verträgliches Maß reduzieren.

Er wurde auf das Pferd gehoben, auf dem bereits ein weiterer Reiter saß, wie er fühlte. Das war klar, blind konnte er das Pferd ja nicht reiten und außerdem würde man ihm kaum ein Pferd alleine überlassen. Das wäre mehr als dumm und das waren diese Männer hier auf keinen Fall.

Die Pferde setzten sich in Bewegung, aufgrund des unsicheren Untergrundes jedoch nur im Schritt. Das war die richtige Gangart für Rida um die Augen zu schließen und sich etwas auszuruhen. Er war müde und sowohl die Kopfschmerzen als auch die Übelkeit würden schneller besser werden, wenn er schlief. Sein Reiter würde schon aufpassen, dass er nicht vom Pferd fiel, das war seine Aufgabe. Außerdem konnte und wollte er sowieso nichts machen, während sie unterwegs waren. Rida wollte, dass sie ihr Ziel erreichten, damit er seine Pflicht erfüllen und den Anführer beseitigen konnte. Und bis dahin würde er die Zeit nutzen um sich wieder zu regenerieren. Das war nun seine Aufgabe bis zu ihrem Ziel und die würde er erfüllen. Für Christian und ihrer beider Familie.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 12
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Auch wenn er sich körperlich ruhig verhielt, so waren seine Gedanken sehr aktiv. Alan verstand nicht wirklich, was man von ihm oder Rida wollte. Es war ja sehr schmeichelhaft, dass man sie für wichtig genug hielt, um sie den ganzen Weg mitzunehmen, doch der Grund dafür würde ihn schon interessieren.

Alan wusste nicht, wie lange sie geritten waren, denn auch wenn er versucht hatte wach zu bleiben, so hatte ihn der stetige Schritt des Pferdes und die Dunkelheit um ihn herum immer wieder einnicken lassen. Ob es sich dabei nur um Sekunden, oder längere Zeiträume gehandelt hatte, wusste er nicht. Dabei ärgerte er sich über sich selbst, da er wusste, dass ihm das nicht passieren durfte. Schließlich musste er die Länge des Weges einschätzen können und auch die Richtung, um wieder zurückzufinden. Diese Mistkerle schlugen dieses langsame Tempo absichtlich an, weil sie ahnen konnten, dass er ihren Gefangenen die Orientierung nahm. Zu seinem Leidwesen musste er ihnen darin auch noch Geschick zugestehen.

Doch auch wenn sie was Taktik anging gut waren, so waren sie auch dumm, wenn sie dachten, dass Rida oder er ihnen helfen konnten, bei dem was sie vorhatten. Wobei Alan noch immer nicht sicher war, was es war. Ihre Annahme, dass sie eine Armee ausbildeten, hatte sich noch nicht als wahr erwiesen, aber abstreiten konnte man es auch nicht mehr sicher. Wenn das hier wirklich nur eine Gruppe war, wie groß musste dann erst das sein, was sie Bande nannten? Alan wollte sich das nicht einmal vorstellen. Eines war sicher, wenn er das hier überlebte, war er weg. Das war ein Gegner gegen den ein Sieg ziemlich unsicher wäre. Und er stand entweder auf der Seite der Sieger, oder auf gar keiner.

Sein Pferd blieb stehen und auch um sich herum hörte er Pferde, die gezügelt wurden. Also verständigten sie sich durch Zeichen, denn Alan hatte keinen Befehl gehört. Der Reiter, mit dem er sich ein Pferd teilen musste, stieg ab. Bevor Alan aber auch nur auf die Idee kommen konnte, das Pferd nun selbst anzutreiben, wurde er schon unsanft aus dem Sattel gezogen. Nur stolpernd fand er sein Gleichgewicht wieder, bloß um es eine Sekunde später abermals zu verlieren, als er auf den Boden gestoßen wurde. Einen Moment später landete neben ihm ein zweiter Körper. Rida!

Dieser stöhnte unterdrückt, was Alan aber auch nur hörte, weil er ihm so nahe war. Ob er doch verletzt war? Zwar hatte er das abgestritten, doch er hatte sich auch sicher nicht grundlos übergeben. Mit Schrecken dachte Alan daran, dass es auch Verletzungen gab, die man äußerlich nicht sah, die aber gefährlicher waren als alle sichtbaren. Hoffentlich handelte es sich nicht um so etwas. Er wollte es nicht verantworten, wenn Rida in seiner Obhut starb, das waren schon genug Männer in den letzten Tagen.

Ihnen wurden die Kapuzen von den Köpfen gezogen. Alan rechnete damit, sich auf das Sonnenlicht einstellen zu müssen, doch es war stockdunkel um sie herum. Er bewunderte den Mut der Männer, sich hier im Dunkeln vorwärts zu wagen. Andererseits verfluchte er sie auch für ihre Voraussicht. So simpel er auch war, so genial war ihr Plan. Dadurch, dass die erst hielten, wenn die Sonne komplett untergegangen war, legten sie mehr Weg zurück als etwaige Verfolger, doch das war nicht ihr Hauptziel. Denn dadurch dass die Sonne fehlte, konnte Alan nicht erkennen, in welche Richtung sie geritten waren, ebenso wenig die Umgebung um sie herum.

Es wurde ein Lagerfeuer entzündet, was wiederrum sehr unvorsichtig war, da es in den Bergen meilenweit zu sehen war. Das sie es trotzdem entzündeten, hieß nur, dass sie keine Angst hatten entdeckt zu werden, oder was noch beunruhigender war, dass die Raubtiere hier in den Bergen furchterregender waren als mögliche Verfolger. Allerdings beleuchtete das Feuer ihre Umgebung nur unzureichend, so dass Alan nicht viel erkennen konnte außer Steinen. Da es Neumond war, half ihm auch der Mond nicht weiter.

Er unterdrückte einen Fluch und drehte den Kopf in Ridas Richtung. Auch wenn er ihn nur schwach erkennen konnte, versuchte er dessen Zustand zu erkennen.

„Es geht mir nicht gut, wenn es das ist, was dir Sorgen macht. Ich denke, der Schlag auf den Kopf war doch etwas heftiger als angenommen.“

Mist, das hatte ihnen noch gefehlt. „Aber es wird wieder?“

Alan warf einen Blick zu ihren Bewachern, die am Feuer saßen, doch ihnen wurde keine Beachtung geschenkt. Wahrscheinlich hielt man sie nicht für so dumm in totaler Dunkelheit zu flüchten und in den Bergen herumzuirren. Kenneth sollte ihn wirklich besser kennen.

Alan scheute die Gefahren nicht, die in den Bergen lauerten seien es nun Bergspalten, Abgründe, Raubtiere oder Räuber. Alan kannte sie und traute sich zu, mit ihnen fertig zu werden, selbst wenn er sich hier nicht auskannte. Allerdings nicht wenn er einen Verletzten bei sich hatte.

Rida schwieg kurz, dann nickte er. „Ja, in ein paar Tagen sicherlich.“

Ein paar Tage, das war vielleicht gerade die Zeitspanne, die sie nicht hatten. Abermals warf Alan einen prüfenden Blick in ihre Umgebung, ob er nicht doch einen Wächter in ihrer Nähe übersehen hatte. Er traute diesen Kerlen alles zu und das hieß schon einiges. Denn auch wenn ihre Unterhaltung im Flüsterton geführt wurde, war er sich nicht sicher, ob sie wirklich nicht gehört wurde. „Kannst du damit fliehen?“

„Ich habe nicht vor zu fliehen.“

Die Selbstverständlichkeit mit der Rida ihm das sagte, verblüffte Alan. Allerdings nur im ersten Moment, dann verengten sich seine Augen. War der Andere verrückt geworden? Anscheinend war der Schlag wirklich heftiger gewesen als angenommen. „Warum?“

„Weil das nicht Ziel der Mission ist. Ich habe nicht vor zu gehen, bevor ich den Anführer gesehen habe.“

Um ihn umzubringen. Es war nicht so, dass Alan das nicht verstand, jedoch waren das völlig falsche Prioritäten. An oberster Stelle stand ja wohl ihre eigene Sicherheit und die war in so einem Fall nicht gegeben. Selbst wenn es Rida gelang, würde man ihn danach ebenfalls umbringen. Alleine lassen konnte er ihn aber auch nicht, das wusste Alan, denn Benedikt und Christian ohne Rida unter die Augen zu treten kam einem Selbstmord gleich. So blieb ihm nur abzuwarten, bis es Rida wieder besser ging und ihn, wenn es so weit kam, von einer Dummheit abzuhalten.
 

Seine Sinne waren aufs Äußerste angespannt. Es lag auch eine gewisse Spannung in der Luft. Sie ähnelte der Spannung, die Rida an dem Tag wahrgenommen hatte, als sie überfallen worden waren und doch war sie anders. Ungeduldig ja, aber es war eher eine freudige Erwartung. Außerdem waren sie nun schon einige Tage unterwegs, sie müssten einfach bald ihr Lager erreichen.

In den Tagen seit ihrer Gefangennahme hatte sich Rida wieder erholt und fühlte sich fit. Seine Kopfschmerzen waren verschwunden, ebenso wie die Übelkeit und der Schwindel. Natürlich erzählte er Alan etwas anderes, wenn er fragte, da er nicht wusste, wer zuhörte und auch um Alan von seinen Fluchtplänen abzuhalten. Er konnte nicht gehen ohne sich um den Anführer der Räuber gekümmert zu haben. Oder wenigstens einige Informationen bekommen hatte. Mit leeren Händen könnte er Christian nicht unter die Augen treten.

Langsam änderten sich die Geräusche um sie herum. In die Geräusche ihrer Pferde mischte sich das Geräusch von Metall, das aufeinandertraf. Rida hatte dieses Geräusch oft genug gehört um zu wissen, dass es sich um Waffen handelte, die wahrscheinlich im Training aufeinander trafen. Immer öfter wurden nun auch andere Stimmen um sie herum laut und auch der Geruch änderte sich. Man roch deutlich, dass in ihrer Nähe etwas gekocht wurde. Sein Reiter hielt an und er wurde von dem Pferd gezogen, irgendwie gewöhnte er sich mit der Zeit daran. Der Sack wurde ihm vom Kopf gezogen und zum ersten Mal seit Tagen sah Rida wieder Sonnenlicht. Sie hatten immer erst angehalten, nachdem die Sonne untergegangen war und waren aufgebrochen, bevor diese wieder aufging. Nachdem man sich so viel Mühe gegeben hatte sie im Unklaren über ihre Position zu lassen, war das nun sehr beunruhigend.

Rida sah sich um und die Eindrücke, die er bis wahrgenommen hatte, deckten sich mit dem was ihm nun seine Augen bestätigten. Um sie herum waren Zelte aufgestellt, jedoch schien das Lager bis auf einige Frauen, die sich um das Essen kümmerten, verlassen. Allerdings konnte er etwas entfernt von ihnen einige Männer mit Schwertern erkennen. Es gefiel ihm nicht, dass hier alle Männer am Trainieren waren, wo es doch auch andere Arbeiten gab. Vor ihnen lag der Eingang zu einer Höhle, vor der zwei Männer Wache standen. An diese wandte sich nun Terence. „Ist er da?“

Einer der Männer schüttelte nur den Kopf, während der Andere gar nicht reagierte. „Nein, aber wir erwarten ihn heute Nachmittag zurück.“

Rida sah zum Himmel, um die Uhrzeit am Stand der Sonne einschätzen zu können. So wie es aussah würden sie nicht mehr lange warten müssen.

„Das ist gut. Bringt sie rein.“ Damit machte Terence eine Handbewegung zu ihren Wächtern, die sie grob in die Höhle stießen. Wobei es eher er ein Tunnelsystem als eine Höhle war.

Rida und Alan wurden immer tiefer in die Höhle geführt und auch wenn Rida versuchte sich die ganzen Abzweigungen zu merken, so misslang ihm das. Er fragte sich wie sich seine Wächter und all die anderen Männer, die durch die spärlich beleuchteten Tunnel eilten, zurechtfanden. Es musste doch Markierungen geben, doch wenn diese existierten, dann erkannte er sie nicht.

Sie wurden zu einer Nebenhöhle geführt, an dessen Eingang Gitterstäbe in den Stein eingelassen worden waren. Man war hier wohl auf Gäste vorbereitet.

Einer ihrer Wächter sperrte die Tür ihrer Zelle auf und sie wurden hineingestoßen. Hinter ihnen fiel die Tür wieder ins Schloss und sie wurden alleine gelassen.

Rida arbeitete sich in eine sitzende Position hoch. Man hätte ihnen wenigstens die Fesseln abnehmen können.

„Und? Bist du nun zufrieden.“

Rida drehte den Kopf zu Alan und sah ihm zu, wie er sich wieder hochkämpfte. Was Alan jedoch nicht daran hinderte, ihn vorwurfsvoll anzusehen. Als ob alles seine Schuld wäre. Doch Rida tat ihm nicht den Gefallen sich darüber aufzuregen, denn Alan suchte nur Streit. So nickte er nur gelassen mit dem Kopf. „Ja, ich bin vollkommen zufrieden.“

Zumindest bis jetzt und deswegen würde er auch nichts an ihrer derzeitigen Situation ändern. Eine Flucht wäre für ihn nicht von Vorteil gewesen, aber möglicherweise wäre es besser gewesen, wenn Alan geflüchtet wäre. Sein unkontrollierbares Temperament konnte alles zunichtemachen, oft genug fragte sich Rida, wie der Blondhaarige bis jetzt überlebt hatte. Er schien so gar nicht in seinen Beruf zu passen und dann gab es diese Momente in denen er Rida wirklich überraschte. Alan lebte nach seinen eigenen Regeln, das hatte Rida inzwischen begriffen, nur dass diese Regeln manchmal nicht die der Allgemeinheit waren.

Aber es gab noch einen Grund, der für eine Flucht des Älteren sprach, nämlich dass Rida seinen Preis kannte. Er war wertvoll, vor allem wenn sie gegen die Familie Alrin vorgingen. Alan war, so hart es auch war, für diese Räuber so gut wie wertlos.

„Wie schön.“ Alan schnaubte genervt. „Wir könnten inzwischen bereits meilenweit entfernt sein.“

Zu Fuß und in Bergen, in denen sie sich nicht auskannten? Rida bezweifelte das stark, eine Flucht wäre in jedem Fall ein Reinfall. Was ihn aber im gegeben Moment nicht davon abhalten würde. „Wir werden auch flüchten, aber ich will nicht mit leeren Händen vor Benedikt treten.“

„Wenn du bei deinem verrückten Plan überhaupt noch Gelegenheit bekommst vor Benedikt zu treten.“ Man merkte am Tonfall von Alans Stimme, dass er diesem Plan noch immer keine großen Chancen zurechnete.

„Wir werden sehen.“ Er würde sicher keinen Selbstmord begehen und unvernünftig vorgehen. Das überließ er seinem Begleiter, dieser hatte darin deutlich mehr Erfahrung.

„Ja, das befürchte ich auch.“ Damit drehte er sich so, dass er ihm den Rücken zuwandte.

Rida sah das als Zeichen, dass ihr Gespräch beendet war und schwieg. So stand er auf und ging zum Gitter. Dort versuchte er einen Blick auf den Gang zu werfen, was gar nicht so einfach war, wenn man keine Hände zur Verfügung hatte, um sich abzustützen.

Jedoch gab es sowieso nicht viel zu sehen. Nur eine weiteren Tunnel ohne irgendwelche Besonderheiten, der an beiden Seiten wiederrum in andere Tunnel mündete. Ihr Gefängnis schien natürlichen Ursprungs zu sein, nur die paar Besonderheiten wie die Gitterstäbe waren von Menschen hinzugefügt worden. Nur brachten ihn all diese Erkenntnisse leider nicht weiter.

Mit einem leisen Seufzen setzte er sich wieder auf den Boden, wobei es mit zusammengebundenen Händen eher ein Plumpsen, als ein Setzen wurde. Nun blieb ihnen wohl nichts anderes als zu warten.

Jedoch mussten sie nicht lange warten, denn schon kurze Zeit später hörte er Schritte in dem Tunnel. Er sah zu den Gitterstäben und auch Alan schien nun alarmiert zu sein, sein Blick richtete sich ebenfalls auf den einzigen Ausgang der Höhle.

Abermals erschienen zwei Wärter, jedoch waren es andere als die, die sie hierhergebracht hatten. Das Gitter wurde geöffnet und man winkte ihnen herauszukommen.

Rida warf Alan nur einen beschwörenden Blick zu und stand auf, um an das Gitter zu gehen. Dort wurde er angewiesen stehen zu bleiben und war Alan zu warten. Dabei sprachen ihre Wärter kein einziges Wort. Die einzige Kommunikation erfolgte durch Handbewegungen, sogar für Rida wirkte das unheimlich und er war niemand, den man leicht erschrecken konnte.

Alan schloss zu ihnen auf und sie wurden in die Mitte genommen. Als sie durch die Gänge geführt wurden, versuchte sich Rida den Weg einzuprägen, doch es war ein sinnloses Unterfangen. Er vermutete, dass die Wächter sogar absichtlich einen Umweg nahmen, um sie zu verwirren. Die Wände waren von Fackeln erhellt und sahen sich alle irgendwie ähnlich. Sie wurden in eine größere Höhle geführt, die eher wie das Innere eines Kommandozeltes aussah, als die Behausung eines Räuberhauptmannes. Es gab ein paar, derzeit unbenützte Stühle, eine ebenfalls im Moment unbenützte Pritsche und einige Kisten, in denen sicherlich Waffen oder persönliche Habseligkeiten aufbewahrt wurden. Dass es hier keinerlei Anzeichen von gestohlenen Dingen gab, bestätigte Rida nur in seiner Annahme, dass er es nicht mit gewöhnlichen Räubern zu tun hatte. Nicht, dass es in den überfallenen Dörfern irgendwelche Schätze gegeben hätte, aber hier lag nichts. Kein Ring, keine Kette, kein Armreif, egal von welchem Wert. Allerdings war das nicht das, dem man hier Aufmerksamkeit zollen sollte, denn wirklich von Interesse war eher die Gruppe Männer, die in der Mitte des Raumes stand.

In dieser Gruppe befand sich auch Terence, der ihnen jedoch keine Aufmerksamkeit schenkte. Warum auch? Er hatte seine Pflicht erfüllt und sie hier abgeliefert. Viel eher lag die Aufmerksamkeit der Männer auf einer Karte, die auf einem Tisch ausgebreitet lag.

Rida hatte das ungute Gefühl zu wissen was die Karte zeigte. Sein Blick richtete sich auf Alan neben ihm, der ebenso interessiert die Umgebung musterte. Ob er zu den gleichen Schlüssen wie er kam?

Vor ihnen stand ein mittelgroßer Mann. Da er ihnen den Rücken zugewandt hatte, konnte er nur seine schwarzen Haare erkennen, für sein Profil war er in einer zu schlechten Position. Er sprach gedämpft, doch es gab keinen Zweifel, dass er der Anführer war, da nur er sprach und die anderen Männer hin und wieder nickten und seinen Ausführungen interessiert folgten.

Erst nach einigen Minuten schien die Besprechung beendet zu sein und die Männer verließen den Raum. Zurück blieben nur der Anführer, Terence und die beiden Wächter. Eigentlich war es eine gute Möglichkeit zuzuschlagen, doch noch hielt sich Rida zurück. Er brauchte einen Auftraggeber, denn es wurde immer klarer, dass es sich hier nicht um raubende Söldner handelte, sondern mehr dahinter steckte.

Der Schwarzhaarige richtete sich auf und drehte sich um und Rida nutzte das um ihn zu mustern. Was ihm als erstes auffiel und erstaunte war, dass dieser Mann zu seinem Volk gehörte. Seine Haut war dunkler als normal, doch das war nicht das Ergebnis von zu vielen Stunden in der Sonne, es war von Natur aus so. Sein Gesicht wirkte aristokratisch mit scharf geschnittenen Zügen, es war kein Wunder, dass andere Menschen ihm willig folgten. Das Auffälligste an ihm waren jedoch die hellblauen Augen, die sie aufmerksam musterten.

Neben ihm sog Alan scharf die Luft ein.

Das veranlasste den Mann, seine Aufmerksamkeit von ihm auf Alan zu lenken. Ein amüsierter Ausdruck erschien in seinen Augen und er lächelte den Blonden herablassend an. „So sieht man sich also wieder, Alan.“

Der Angesprochene sah ihn nur hasserfüllt an. „Nimar.“

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 13
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Er hätte fliehen sollen, als noch Zeit dazu gewesen war. Jetzt war es eindeutig zu spät dafür. Der Klang dieses Namens lag noch immer in Alans Ohren. Solange Jahre hatte er es vermieden ihn auszusprechen, ja sogar an ihn zu denken. Fast hatte er es geschafft, warum drängte sich Nimar nun wieder in sein Leben? Der hasserfüllte Blick mit dem er ihn maß, hatte schon seinen Grund und es störte ihn, dass dieser den Anderen scheinbar so kalt ließ. Nein, er wagte es sogar noch ihn herablassend anzulächeln, als ob er etwas Besseres wäre als er. Doch das war nicht der Fall und das wussten sie beide.

Alan spürte den fragenden Blick von Rida auf sich ruhen, doch er fühlte sich nicht in der Lage zu antworten, ja, er fühlte sich nicht einmal in der Lage zu sprechen. Das waren beides Dinge, für die er seine Stimme benötigte und dieser vertraute er im Moment nicht.

Nimar lächelte noch immer, doch erreichte dieser Ausdruck seine Augen nicht. „Anscheinend legst du keinen Wert auf ein Gespräch mit mir. Schade, dabei hatte ich gehofft, mit dir in alten Zeiten schwelgen zu können.“

„Ihr kennt euch?“ Ridas Blick flog fragend zwischen Nimar und Alan hin und her. Natürlich wollte er eine Antwort und ihm war egal, von wem er diese bekam.

Nimar musterte Rida einen Moment, dann nickte er zustimmend. „Ja, das tun wir.“

Doch Alan sah die Sache anders, weswegen er den Kopf schüttelte. Seine Antwort galt Rida, nicht dem Mann vor ihnen. „Nein, wir kennen uns nicht. Ich kannte einmal einen Mann, der aussah und denselben Namen trug wie er, doch dieser ist vor langer Zeit gestorben.“

„Meine Güte wie melodramatisch.“ Amüsiert musterte ihn Nimar. Dann trat er zu ihm, nahm sein Kinn in seine Hand und zwang ihn mit hartem Griff seinen Blick zu erwidern. „Das passt gar nicht zu dir, Alan. Spricht man so mit einem alten Freund, mit dem man jahrelang Bett, Essen, Freud, Leid und den Vaterersatz geteilt hat?“

„Du bist nicht mein Freund. Diese Freundschaft, wenn es sie jemals gegeben hat, existiert nicht mehr.“ Denn in all den Jahren war ihm klar geworden, das Nimar nie sein Freund gewesen war, denn sonst hätte er nicht getan, was er damals getan hatte.

Nimar sah ihn noch einen Moment lang an, dann schien er das Interesse an ihm zu verlieren und ließ ihn einfach los. „Dann beruf dich aber nicht auf diese, wenn ich dich demnächst töte.“

Das würde er niemals, denn Gnade war bei dem Anderen genauso wenig zu suchen, wie bei ihm selbst. Wenn sie jemanden töten wollten, dann starb derjenige, egal was er war, oder wie nahe er ihnen stand. Sie beide waren Mörder, dazu ausgebildet zu töten und gut, in dem was sie machten. Aber Nimars Worte bestätigten ihm eines, es gab einen Grund warum er hier war und sei es nur zu Nimars persönlichem Vergnügen.

Jetzt wandte sich die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen wieder Rida zu. „So, du bist also der Adoptivsohn des früheren Lords. Rida Alrin.“

Überrascht sah Alan zu seinem Begleiter, wenn er sich auch bemühte seine Verblüffung nicht zu offen zu zeigen. Nur was sollte das? Rida Alrin? Ein Adoptivsohn des früheren Lords? Also war die Geschichte über seine Ausbildung gelogen? Aber warum arbeitete er als Christians Schoßhund, wenn er ihm doch vom Stand her gleichgestellt war?

Eigentlich wartete Alan nur darauf, das Rida das leugnete und Nimar erneut als Lügner hinstellte. Denn diese Geschichte klang doch eher nach einem Märchen und diese passierten nicht in der Realität.

„Sie werden nichts für mich zahlen, wenn es das ist, worauf ihr aus seid.“ Rida erwiderte Nimars Blick unerschrocken.

„Nein, das ist nicht das Ziel meines Auftraggebers.“ Nimar schüttelte lächelnd den Kopf.

„Er verlangt die Auslöschung eurer Familie und wenn ich einen von euch schon in meiner Gewalt habe, dann vereinfacht das die Sache.“

„Und wer ist euer Auftraggeber?“

Alan verdrehte die Augen. Subtiler ging es wohl nicht, oder? Doch selbst die größte Subtilität auf dieser Welt hätte ihnen die gewünschte Information nicht gebracht. Nimar durfte seinen Auftraggeber nicht verraten, das gehörte zu ihrem Berufsethos. Solange kein besseres Angebot in Aussicht war, hielt man einem Herrn die Treue. Genau aus diesem Grund überraschten ihn auch Nimars nächste Worte.

„Lord Kim Rakle. Ihm scheint sehr viel an eurer Auslöschung zu liegen.“

Auch wenn Alan der Name nichts sagte, so sagte ihm diese Antwort doch einiges über ihre Situation. Sie waren tot. Nimar würde sie töten, wahrscheinlich nicht sofort, aber in sehr naher Zukunft. Die Wächter waren auch tot und das bestimmt noch sehr viel früher als sie. Und Terence war entweder Nimars Schüler, oder vom Auftraggeber als Aufpasser mitgeschickt worden, jedenfalls wusste er über diese Details Bescheid.

Auch wenn Alan der Name nicht sagte, so runzelte Rida die Stirn, bevor er Nimar überrascht ansah. Man merkte genau das ihm der Name etwas sagte, wenn auch erst nach längeren nachdenken. „Er? Aber das ist doch schon Jahre her.“

„Und wenn es Jahrzehnte wären, das spielt für mich keine Rolle. Nicht, solange er mich bezahlt.“ Nimar zuckte nur gelangweilt mit den Schultern.

„Was ist, wenn wir euch mehr Geld anbieten als er? Das dürfte doch kein Problem darstellen.“ Dabei warf Rida einen Blick zu Alan neben sich.

Eigentlich sollte er beleidigt sein, aufgrund dieses Blickes, doch der Jüngere hatte ja Recht. Ein solches Angebot würde er zumindest überdenken, mit allen Vor und Nachteilen, die es brachte. Oft waren diese Angebote nur Verzweiflungstaten und ein Attentäter, der zu viele seiner Opfer am Leben ließ, war bald arbeitslos und höchstwahrscheinlich auf der Liste irgendeines seiner Kollegen. Adelige konnten verdammt rachsüchtig sein, wenn es einmal nicht nach ihrem Willen ging. Alan hatte das mehr als nur einmal erlebt.

„Nein.“ Nimar wandte sich von ihnen ab und ging zum Tisch zurück. Dort warf er einen kurzen Blick auf die Karte und drehte sich wieder zu ihnen. „Es ist zwar nicht sehr professionell, aber diesmal deckt sich der Auftrag mit meinen persönlichen Interessen. Alan hier scheint eine besondere Bindung zu dieser Familie zu haben. So lange war er noch nie an einem Ort.“

Auch diese Worte dienten nicht gerade dazu, ihn zu beruhigen. Hieß das, dass Nimar über jeden seiner Schritte informiert war? Dass er schon lange bei der Familie Alrin war, konnte man nicht abstreiten, doch seine früheren Aufträge waren wirklich nur Kurzaufträge gewesen. Arme Adelige, die einen reicheren Adeligen aus dem Weg haben wollten. Nicht jeder konnte sich so wie Benedikt seinen eigenen Attentäter leisten. „Geld. Geld ist diese Bindung. Wenn du mich wirklich so gut kennen würdest, dann wüsstest du das, Nimar.“

Er zwang sich seine Stimme verächtlich klingen zu lassen. Teilweise um ihn zu täuschen, aber auch weil er nichts anderes für ihn empfand. „Wenn du mich also von ihnen befreist, dann tust du mir damit einen Gefallen.“

Er ignorierte Ridas ungläubigen Blick in seine Richtung. Nun, so ganz log er nicht. Schon länger dachte er daran sich von Benedikt zu trennen, doch immer hielt in das Geld zurück. Sich von ihm zu trennen, würde enorme finanzielle Einbußen mit sich bringen. Aber vor allem nun war es wirklich gefährlich auf seiner Seite zu stehen.

„Gut, dann dürfest du damit doch keine Probleme haben.“

Alan sah Nimar gelassen an, als dieser ihn siegessicher ansah. „Nein, habe ich nicht.“

Er würde seinem früheren Gefährten sicher nicht die Genugtuung geben und zeigen, dass es ihm doch etwas ausmachte. Wenn auch nicht sonderlich viel. Von seinem Vorhaben konnte er ihn sowieso nicht abhalten, also musste er den Schaden für sich selbst so gering wie möglich halten.

„Ich denke wir haben unsere Fronten geklärt.“ Nimar gab den Wächtern ein Zeichen und diese nahmen sie wieder in die Mitte.

Sie wurden wieder in ihre Zelle geführt, wobei sie den Rückweg ebenso wie den Hinweg schweigend hinter sich brachten. Dieses Mal jedoch entfernten die Wächter die Fesseln an ihren Handgelenken bevor sie wieder eingesperrt waren.

Rida ging ans Gitter und sah ihren Wächtern nach, bevor er sich wieder Alan zuwandte. „Ich denke, du hast mir einiges zu erklären. Woher kennst du ihn?“

Alan schüttelte nur den Kopf. Nimar war sicher der Letzte über den er nun reden wollte, auch wenn er Ridas Neugierde verstehen konnte. „Mich interessiert eher wer der Auftraggeber ist. Du kennst ihn, warum will er euch umbringen?“

„Also das spielt nun wirklich keine Rolle.“

Dieses Thema war dem Jüngeren unangenehm, das war sonderbar. Umso mehr war Alan an der Antwort interessiert. „Ach? Dieser Mann will euch tot sehen und aus diesem Grund habe ich nun Nimar am Hals. Den Menschen von dem ich gehofft hatte, ihn nie wieder zu sehen. Ich denke schon, dass dies eine Rolle spielt.“

Das schien auch den Schwarzhaarigen nachdenklich zu stimmen, da er ihn still ansah.

Dann seufzte er tief. „Wirst du mir meine Frage beantworten, wenn ich es dir erzähle?“

„Vielleicht.“ Zu mehr wollte er sich nicht hinreißen lassen und mehr würde Rida auch nicht bekommen.

Das schien auch er zu merken, da er sich hinsetzte. Noch einen Blick zur Zellentür werfend, wandte er seine Aufmerksamkeit Alan zu. „Bei dieser Sache geht es um Juliet.“

Alan verdrehte die Augen und seufzte tief. Irgendwie schien sich immer alles um sie zu drehen. Benedikt war verrückt nach ihr, Christian ebenso und nun beschwor sie auch noch eine Familienfehde herauf. Dabei war sie in seinen Augen nicht einmal eine solche Schönheit. Wirklich es gab schönere Frauen, für die es sich wirklich lohnte zu sterben, wobei… nein das auch nicht. Es gab nichts für das es sich lohnte zu sterben und schon gar nicht für eine Frau, davon gab es genug auf dieser Welt. „Was hat sie nun schon wieder angestellt?“

„Gar nichts.“ Rida sah ihn bei dieser Entgegnung empört an. „Nichts für das man sich schämen müsste. Juliet war Lord Rakle von ihrer Geburt an versprochen. Das war eine Vereinbarung die ihr Vater für sie getroffen hatte. Damals war die Familie Rakle ziemlich reich, nur hat sich das Glück gewendet. Ihre Geschäfte liefen nicht gut, dazu kam auch noch die Spielsucht von Kims Vater und na ja, sie verloren einen Großteil ihres Reichtums.“

Alan ahnte das Ende der Geschichte jetzt schon. Irgendwie ähnelten sie sich doch alle. Jedoch hatte Juliet anscheinend eine ziemlich bewegte Jugend. Manche Frauen hatten Glück wenn sie einen Mann bekamen und sie hätte gleich drei haben können. Und unter all denen hatte sie natürlich den gewählt, der ihr die meisten Vorteile brachte. Das war wieder so typisch.

Trotzdem schwieg er und ließ Rida weitererzählen.

„Bei einem Besuch von Lord Alrin bei Juliets Familie nahm er Benedikt mit. Sie verstanden sich auf Anhieb ziemlich gut und da dieser Besuch sich wegen Verhandlungen in die Länge zog, hatten sie auch Zeit sich besser kennenzulernen. So verliebten sie sich ineinander und er hielt bei ihrem Vater um ihre Hand an.“

„Und dieser hat sie an den Meistbietenden verschachert. Schon klar.“ Alan winkte nur ab. Es war doch wie er es sich gedacht hatte, da konnte man es tausend Mal als Liebesheirat betiteln. Vielleicht glaubten Juliet und Benedikt sogar daran, aber ihre Väter hatten das sicher nicht so gesehen.

Rida funkelte ihn wütend an. Bei dem nächsten Satz hatte seine Stimme einen entschlossenen Klang. „Es war eine Liebesheirat. Aber natürlich hat es Lord Rakle nicht gefallen, als er von ihrer Verlobung erfuhr. Er forderte Benedikt zum Duell, das er aber verlor. Seitdem hat er jeglichen Kontakt zu uns abgebrochen und ehrlich gesagt haben wir uns auch nicht mehr um ihn gekümmert.“

„Tja, er scheint es aber nicht so gehalten zu haben.“ Außerdem schien er wieder zu Reichtum gekommen zu sein, da er sich jemanden wie Nimar leisten konnte. Nimars Dienste, waren ebenso wie seine nicht billig. Und so eine Operation ebenso wenig.

„Anscheinend. Nun kennst du diese Geschichte.“ Rida sah ihn abwartend an.

Auch wenn er nichts sagte, so sprach sein Blick Bände. Jetzt lag es an ihm seine Geschichte zu erzählen. Die Frage war nur wo er anfing?

Am besten am Anfang, nur dass dieser Anfang ziemlich viel von seinem eigenen Leben beinhaltete. Dinge die er nicht gerne offenbaren wollte, Dinge, die er schon vergessen hatte, oder besser wollte. „Die Beziehung zwischen mir und Nimar ist ziemlich kompliziert.“

Alan wusste, dass er um die Sache herumredete, Ridas Blick bewies es ihm. Doch er hatte keine Ahnung wie er es beschreiben sollte. Nimar war der Mensch, den er am meisten hasste, doch es gab eine Zeit, da war es anders gewesen. Es war wahr gewesen, als Nimar behauptet hatte, sie seien einmal Freunde gewesen. Das war allerdings nur ein Teil von dem gewesen, was sie verband. Es wäre wohl einfach das Beste, wenn er die Sache beim Namen nannte.

Alan atmete noch einmal tief durch, bevor er Ridas Blick erwiderte. „Nimar ist mein Bruder.“

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 14
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Als Alan Ridas ungläubigem und auch entsetzten Blick begegnete, wusste er, dass er sich falsch ausgedrückt hatte. Natürlich waren er und Nimar nicht blutsverwandt, das sah man schon an ihrer Hautfarbe. Ihre Herkunft war eine gänzlich andere. „Wir sind natürlich nicht blutsverwandt, das stimmt. Jedoch haben wir unsere Kindheit miteinander verbracht und haben uns geliebt wie Brüder. Ich kenne ihn besser, als meine leiblichen Geschwister und leider ist es umgekehrt ebenso.“

Denn wenn es nicht so wäre, dann hätten sie nun einen kleinen Vorteil. Und wenn Alan eines wusste, dann dass jeder Vorteil Nimar gegenüber ihre Überlebenschancen verdoppelte. Im Moment wähnte er sich in der überlegenen Position und Nimars Fehler war schon immer gewesen, dass er dann nachlässig wurde. Nur wer wusste, wie er sich in den letzten Jahren verändert hatte?

Rida schwieg und sah ihn abwartend an. Natürlich, bis jetzt waren seine Worte keine wirkliche Erklärung gewesen.

Alan setzte sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand hinter sich. Seinen Blick richtete er an die Decke über sich, er wollte Ridas Gesicht nicht sehen, wenn er ihm nun die Geschichte seines Lebens erzählte. „Ich komme aus ärmlichen Verhältnissen. Meine Eltern waren Bauern. Wahrscheinlich arbeiteten sie hart für ihre Kinder und waren gute Menschen, aber das kann ich nicht sagen, da ich mich nicht an sie erinnere. Alles an das ich mich aus meiner frühen Kindheit erinnere, sind die ständigen Kämpfe um das tägliche Essen mit meinen vier Geschwistern. Es gab kaum genug, um uns alle zu versorgen und es war nicht selten, das alle hungrig zu Bett gingen. Wie gesagt, es war ein ärmliches Leben und das änderte sich nicht, bis ich vier Jahre alt war. Dann kam ein Mann zu uns. Ich weiß nicht warum. Ob meine Eltern ihn bewusst angesprochen und eingeladen hatten, oder ob er einfach nur auf der Durchreise war, das habe ich nie erfahren. Mir wurde nur gesagt, dass ich nun unter seiner Obhut stand und mit ihm reisen würde.“

Es war seltsam, nun wo er sich daran erinnerte, fiel ihm auf, dass er damals gar nicht traurig gewesen war. Die Erinnerungen an diesen Moment waren verschwommen, aber er hatte gar nichts gespürt außer Gleichgültigkeit. Nun, in seiner damaligen Situation hätte es kaum schlechter werden können, was sicherlich der Grund gewesen war, warum er so bereitwillig mit dem Mann mitgegangen war. Das seine Eltern ihn damals verkauft hatten, das war ihm erst viel später bewusst geworden. Jedoch trug er ihnen das nicht nach. Sie hatten das einzig Mögliche in ihrer Situation gemacht und er hätte es schlechter treffen können.

„Ich ging mit ihm mit, was hatte ich damals schon zu verlieren? Der Name des Mannes war Lexus, mein Meister und Ausbildner.“ Ein Lächeln legte sich unbewusst auf Alans Lippen, als er an ihn dachte. „Er brachte mir viel bei. Nicht nur das Töten und Kämpfen, sondern auch alltägliche Dinge. Kochen, nähen, jagen, lesen, schreiben und rechnen. Lexus war ein strenger Lehrer, aber auch gerecht und sehr geduldig. Mit der Zeit sah ich ihn nicht nur als meinen Meister an, er wurde auch so etwas wie ein Vaterersatz für mich.“ Für einen Jungen, der niemals wirkliche Liebe von seinen leiblichen Eltern erfahren hatte, war es leicht Lexus zu mögen. Soweit es seine Erinnerungen zuließen, wusste Alan, dass seine Eltern am Ende eines Tages zu müde gewesen waren, um sich noch um ihre Kinder zu kümmern. Jetzt verstand er es, doch für ein Kind war das unverständlich und eine klare Ablehnung von deren Seite.

„Wir reisten viel herum aufgrund seiner Arbeit, die ich aber erst sehr viel später verstand. Für mich waren seine Übungen und Aufgaben mehr Spiel, als eine Vorbereitung auf meinen späteren Beruf. Schlösser, Dörfer, Städte, wir bereisten viele Orte, blieben einige Zeit und begaben uns wieder auf Wanderschaft. Bei dieser Lebensweise fiel es mir natürlich schwer, Freundschaften zu schließen und so gerne ich Lexus auch hatte, mir fehlte jemand in meinem Alter, mit dem ich reden und spielen konnte. Ich denke auch, dass Lexus das merkte, anders kann ich mir seine weitere Vorgehensweise nicht erklären.“ Wenn Alan das auch nur als Zufall werte, doch bei seinem Meister konnte man nie das nie wissen. Er schloss die Augen, um längst vergessene Bilder hervorzurufen. Es war erstaunlich, wie viel man mit der Zeit vergaß.

„Ich war acht Jahre alt, als Lexus mit mir einen Sklavenmarkt besuchte. Er wollte dort einen Kunden treffen, doch dieser tauchte nicht auf.“ Alan erinnerte sich noch gut daran wie fasziniert er von der ganzen Szenerie gewesen war. Noch nie hatte er soviele verschiedene Menschen und Tiere gesehen. Manche von so fremdartigem Aussehen, dass sie eine unbekannte Anziehung auf ihn ausübten. Naiv wie er damals noch war, hatte er den wahren Grund dieses Ortes nicht gekannt. Manche der Menschen waren gefesselt, das war ihm schon aufgefallen, doch hielt er sie für Verbrecher, nicht für Menschen, die einfach Pech gehabt hatten. Das auch er dort hätte landen können, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.

„Wir waren bereits auf dem Rückweg, als ich plötzlich stehenblieb. Ich weiß nicht warum ich anhielt, nur dass mein Blick auf einen Jungen fiel. Ich konnte mir damals nicht erklären, was er dort machte, denn wie ein Verbrecher, für die ich diese Leute hielt, sah er nicht aus.“ Von Rida war ein leises Schnauben zu hören, doch wollte Alan ihn noch nicht ansehen. Nicht bevor er alles erzählt hatte, was sonst niemand von ihm wusste.

„Mein Meister musste es gemerkt haben, denn er schickte mich voraus zu unserem Gasthof, wo wir ein Zimmer bewohnten. Als er mir nach einiger Zeit folgte, hatte er diesen Jungen bei sich. So trat Nimar in unser Leben.“

Alan brach kurz in seiner Geschichte ab und starrte an die Höhlendecke. Oft stellte er sich vor, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er damals einfach weitergegangen wäre. Wenn er Nimar einfach übersehen, oder nur einen flüchtigen Blick gegönnt hätte. Nun, auf jeden Fall wäre er dann nicht hier in dieser Höhle. Aber solche Gedanken waren mehr als nur müßig, denn die Realität sah anders aus.

Mit einem leichten Kopfschütteln, fuhr er mit seiner Geschichte fort. „Nimar war ein Jahr jünger als ich und sehr verschlossen. Widerstandslos befolgte er alle Anweisungen, die man ihm gab, sprach und handelte aber nicht von sich aus. Es hat sehr viel Zeit gekostet ihm das abzugewöhnen, doch auch in diesem Punkt bewirkte Lexus Geduld Wunder. Nach und nach taute Nimar auf und wurde der Freund und auch Bruder, den ich mir gewünscht hatte.

Als ich zehn Jahre alt war, wurde es Lexus zu umständlich mit zwei Kindern umherzureisen. Aus diesem Grund bauten wir uns ein Haus tief im Wald, das unseren Ansprüchen genügte. Alles was wir benötigten bauten wir selbst an, oder Lexus holte es aus einer nahen Stadt. Auch unser Training setzten wir fort. Nimar war ein guter Schüler und ich musste mich bald anstrengen, um nicht von ihm abgehängt zu werden. Nimar war nicht gerade ein guter Kämpfer, aber er verstand es gut mit Giften umzugehen, anders als ich selbst. Lexus erkannte das und förderte unsere jeweiligen Stärken, wobei er nie einen Unterschied zwischen uns und der Art wie er uns behandelte machte. Allerdings schien Nimar das mit zunehmendem Alter anders zu sehen. Er und Lexus stritten sich oft, manchmal über die banalsten Dinge, aber das Hauptthema war wohl, dass Nimar sich benachteiligt fühlte.“

Alan hatte die Gründe damals nicht verstanden und auch heute verstand er sie nicht. So sehr er es auch versuchte, ihm fiel keine Gelegenheit ein, in der Lexus sie unterschiedlich behandelt hatte. Allerdings kannte er keine Einzelheiten, da er bei ihren Auseinandersetzungen oft gegangen war. Diese Streitigkeiten gingen ihn nichts an und er hatte keine Partei ergreifen wollen und das konnte man nicht von ihm verlangen, wenn er nicht zugegen war. Es war eine feige Lösung, aber wenn es nicht sein Streit war, konnte er es nicht ertragen, wenn man um ihn herum nur schrie.

„Lexus reiste oft alleine fort, manchmal nahm er auch einen von uns beiden mit, das war unterschiedlich. Wenn wir dann aber wieder daheim waren sprachen wir nicht über unsere Aufträge, nur über Dinge, die wir darum herum erlebt hatten. Vielleicht ein Fehler denn nach jedem gemeinsamen Auftrag von Lexus und Nimar wurden die Streitereien nur schlimmer. Bis es eskalierte.“ Alan atmete einmal tief durch. Eigentlich ging es nur um diese eine Nacht, doch der Rest war wichtig, damit man verstand. Damit man verstand warum er Nimar niemals vergeben konnte, warum er ihn hasste. Natürlich war er auch traurig darüber, dass es so gekommen war, immerhin war Nimar die einzige Familie die er noch hatte. Nur entschuldigte nichts auf dieser Welt sein Handeln und kein Gefühl würde ihn vor Alans Rache bewahren. Nicht jetzt, wo er ihn wieder gefunden hatte. Er hätte mit dem Gedanken leben können, dass er inzwischen gestorben war, doch Nimar hatte sich ja wieder in sein Leben drängen müssen. Jetzt musste er mit den Konsequenzen leben, wenn das auch nur mehr eine sehr kurze Spanne war. Dafür wollte Alan sorgen.

„Es war kurz nach meinem sechzehnten Geburtstag. Mein Meister hatte mir eröffnet, dass der nächste Auftrag mein erster Alleingang sein würde, bei Gelingen wäre meine Ausbildung beendet. Nimar freute sich für mich, doch gegenüber Lexus hatte er seitdem immer schlechtere Laune. An dem Abend vor meinem Aufbruch, war ich unglaublich müde und ging früh schlafen. Jetzt weiß ich, dass es Nimars Werk war, er muss mir irgendetwas unters Essen gemischt haben, ansonsten wäre ich nicht so zeitgerecht aufgewacht.“ Er seufzte leise.

„Als ich aufwachte, war es ruhig in der Hütte. Nimar schlief nicht neben mir und auch sonst konnte ich keine Atemgeräusche ausmachen. Alarmiert stand ich auf und verließ die Hütte, konnte jedoch niemanden sehen, bis ich an der Rückseite angekommen war. Auf unserem Trainingsplatz sah ich Lexus liegend, Nimars Dolch in seinem Bauch.“ Ebenso wie Nimar, der mit seinem Werk ganz zufrieden geschienen hatte. Doch die Worte, die sie danach miteinander gewechselt hatten, gingen niemanden etwas an. Vor allem weil einiges davon nur Lügen waren, die er Nimar nicht geglaubt hatte und die es sich nicht lohnte wiederzugeben. In dieser Nacht hatte er Nimar das letzte Mal gesehen, bis zum heutigen Tag und auf diesen hätte er gerne verzichtet.

„Ich begrub ihn am nächsten Tag und verließ unser Heim. Tja und jetzt bin ich hier.“ Keine wirkliche Verbesserung, wenn man es realistisch sah.

Jetzt erst senkte er den Blick und blickte zu Rida. Er war auf alles vorbereitet, Abscheu, Mitleid, Unverständnis, alles was diese Geschichte hervorrufen konnte. Jedoch nicht auf den nachdenklichen Blick des Anderen.

Rida nickte, so als hätte er eben einen Entschluss gefasst. „Ich verstehe.“

Alan sah ihn fragend an. Was verstand er? Hier ging es doch nicht um das Verstehen, Rida hatte die Hintergründe wissen wollen und diese kannte er nun. Mehr steckte nicht dahinter. Dieser Mann ihm gegenüber überraschte und verwirrte ihn gleichermaßen und das gefiel ihm nicht. Im Moment jedoch waren sie aufeinander angewiesen und nur das zählte. Darüber konnte er sich auch noch später Gedanken machen.
 

Rida hatte sich Alans Geschichte schweigend angehört. Einerseits weil er daran interessiert war, andererseits weil es so schien. als sei es Alan wichtig, ihm das zu erzählen. Denn eine kurze Erklärung hätte es auch getan, der Blonde erzählte ihm jedoch seine ganze Lebensgeschichte. Allerdings verstand er nun alles etwas besser. Er konnte Alan verstehen und auch Nimar. Vor allem Nimar, da sie die gleiche Vergangenheit, oder zumindest eine ähnliche teilten. Jemand der niemals Sklave gewesen war, konnte sie nicht verstehen, jedoch war das keine Entschuldigung für dessen Handeln. Immerhin war er auch kein Mörder geworden, dabei ging es ihm nicht einmal um Alans Meister, sondern um die derzeitige Situation. Dieser Verrückte wollte immerhin einen Aufstand heraufbeschwören, der viele Menschenleben fordern würde. Das war etwas, das er nicht tolerieren konnte und gerade ein ehemaliger Sklave sollte verstehen, dass jedes Leben heilig war. Nur glaubte Rida nicht, dass es half an Nimars Ehrgefühl zu appellieren. „Wie stehst du nun zu Nimar?“

Das war eine sehr wichtige Frage für ihn. Er konnte es sich nicht leisten, dass Alan noch immer so etwas wie Bruderliebe für den Anderen empfand und im entscheidenden Moment zögerte.

„Ich hasse ihn.“ Diese Worte kamen schnell und entschlossen, ebenso wie das Funkeln, das in seinen grauen Augen zu sehen war.

Dennoch war Rida sich nicht sicher, ob er Alans Worten glauben konnte. Eigentlich konnte er es nicht, eben weil die Antwort so rasch kam. So als hätte der Andere nicht einmal darüber nachgedacht, doch vielleicht hatte er das bereits zu einem früheren Zeitpunkt. Jedoch sah es Alan gar nicht ähnlich, jemanden in Ruhe zu lassen, den er hasste. Es war seltsam, dass dieser Jemand noch lebte. Vielleicht war es gerade das, was Rida an seiner Entschlossenheit zweifeln ließ.

„Also hast du nichts dagegen, wenn ich meinen Plan ausführe?“ Was er damit meinte, das sollte der Ältere noch wissen. Nur weil er nun wusste, wie der Anführer dieser Leute zu Alan stand, änderte das nichts daran, dass er seine Familie bedrohte. Er musste sterben, egal wie traurig oder mitleiderregend seine Geschichte war. Wobei das eher auf Alan zutraf, da dieser einen Verlust erlitten hatte.

„Doch habe ich. Du wirst Nimar nicht töten.“ Alans Blick war entschlossen, als er Ridas begegnete. „Das werde ich machen.“

„Rache ist kein guter Stratege.“ Nein, denn wenn man nur auf Rache aus war, dann übersah man leicht einige Dinge, die überlebenswichtig sein konnten.

„Ich kenne eine Menge Wege, dich ohne und mit Waffen zu töten. Es ist meine Arbeit. Nimar ist ein Feind und aus diesem Grund gehört er eliminiert. Hier geht es nicht um Rache, es geht nur ums Geschäft.“

Rida nickte zustimmend, wenn er auch nicht seiner Meinung war. Alan vergaß in seinen Überlegungen etwas sehr wichtiges. Etwas das über Erfolg und Misserfolg entscheiden würde. „Das mag schon sein. Und ich spreche dir dein Geschick auch gar nicht ab, aber du vergisst etwas. Die Wege, die du kennst, um jemanden umzubringen, die kennt er auch. Er war sicherlich dein Trainingspartner und auch wenn ihr unterschiedlich gut wart und so geschult wurdet, so ist die Grundausbildung bestimmt die Gleiche. Sicher habt ihr euch auch oft gegenseitig beim Training zugesehen. Er kennt dich, ebenso wie du ihn kennst.“

Nur durch Glück oder unfaire Tricks konnte einer den anderen besiegen. Und auf Ersteres wollte sich Rida nicht verlassen und Zweiteres traute er Alan nicht zu. Er traute dem Blonden viel zu. Hinterhältigkeit, Treulosigkeit und er hatte sicherlich einen sehr schlechten Charakter, doch er würde nicht zu unfairen Mitteln greifen. Dafür war er auf seine Arbeit zu stolz.

Alan schwieg, man merkte, dass er sich seine Worte durch den Kopf gehen ließ. Seine Antwort kam nur leise, wurde aber gegen Ende immer fester und entschiedener. „Das mag sein, aber es ist meine Aufgabe. Hier geht es nicht um Rache, ja, auch nicht um das Geschäft, aber um Gerechtigkeit und Widergutmachung. Diese Bestie wurde mir zuliebe geschaffen. Jetzt muss ich es zerstören.“

Er ballte eine Hand zur Faust. „Das bin ich meinem Meister und Nimar schuldig.“

Ridas Augen weiteten sich ungläubig, als er verstand, was ihm Alan mit seinen Worten vermitteln wollte. Fühlte er sich etwa schuldig, für das was sein Meister aus Nimar gemacht und demzufolge auch für seine Taten verantwortlich? Das war doch Unsinn. Jeder Mensch war für sein Handeln selbst verantwortlich. Ihr Meister hatte ihnen beiden nur das Werkzeug gegeben, sie beide hatten selbst entschieden, wie sie es einsetzten. Keiner von ihnen in einer Art, die Rida befürwortete, wenn Alan auch eine Ausnahme darstellte, eben weil er auf ihrer Seite war. Nur er dachte nicht, dass seine Logik im Moment zu dem Älteren durchdringen würde. „Ich denke wir sollten ein Kompromiss eingehen. Wer die Chance erhält, nutzt sie.“

Rida wollte jetzt keine Versprechen eingehen, die er nicht halten konnte. Denn nur wegen eines Wortes, das er Alan nun gab, würde er keine Chance ungenutzt verstreichen lassen. Dafür stand für ihn viel zuviel auf dem Spiel.

Alan schwieg kurz, dann nickte er zustimmend. „Möge der mit dem meisten Glück über unser beider Schicksal bestimmen.“

Rida nickte knapp. Allerdings würde er nicht das Schicksal über ihrer Zukunft entscheiden lassen. Dafür hing er zu sehr an seinem Leben. Er würde es nur ungern opfern, wenn es nicht notwendig war. Genau deswegen würde er sich einen Fluchtplan überlegen, auch wenn er keine Ahnung über ihren Standpunkt und die Anlage hatte. Alles war besser als nur untätig herumzusitzen.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 15
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Die nächsten Tage - oder waren es gar Wochen, Alan konnte es nicht genau einschätzen - verliefen ereignislos. Ihre Wächter verstanden es, ihnen jegliches Zeitgefühl zu nehmen. Die Mahlzeiten, die einzige zeitliche Orientierung, die sie ohne jegliches Sonnenlicht hatten, kamen in unregelmäßigen Abständen. Natürlich war das eine allgemein gängige Methode um seine Gefangen zu verwirren, eines der ersten Dinge, die Nimar und er damals gelernt hatten. Genauso wie dass man kaum etwas dagegen machen konnte. Die Frage war nur, warum Nimar diesen Aufwand betrieb? In Ridas Fall sah er das ja ein, aber nicht in seinem. Ihn wollte er doch nur töten, soweit er es mitbekommen hatte, dann konnte er das doch gleich erledigen. Nicht dass Alan es darauf anlegte, er liebte sein Leben und hatte eigentlich noch Pläne für seine Zukunft, aber es wäre besser, als hier vor Langweile zu sterben.

In Ermangelung anderer Alternativen hatte er begonnen regelmäßig einige Übungen durchzuführen. So konnte er wenigstens seinen Körper in Form halten. Untätigkeit war die Lieblingsbeschäftigung der Adeligen, ihm jedoch lag sie nicht.

Als Alan gerade wieder seinem kleinen Training nachging, kam Rida von seinem Ausguck am Gitter zurück. Jeden Tag stand er dort, jedoch ohne Ergebnis. Außer dem Mann, der ihnen etwas zu essen brachte, ließ sich niemand blicken. Eigentlich sollten sie beleidigt sein, dass man es nicht einmal der Mühe wert fand, sie bewachen zu lassen. Aber das machte es ihnen leichter sich ungestört zu unterhalten und so Fluchtpläne zu schmieden. „Ich denke, dass ich es dir nicht sagen muss, aber ich wäre dir sehr verbunden, wenn du ihm bei einer Befragung keine Informationen liefern würdest.“

Alan hielt ihn seinem Training inne und blickte Rida ungläubig an. Dachte er wirklich, dass er Nimar etwas erzählen würde? Ganz bestimmt nicht und dafür musste man ihm nicht einmal Geld bieten. „Ich weiß nicht, ob du mich letztens verstanden hast. Ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt, als ich meine Gefühle für Nimar erläutert habe, oder?“

Rida ging neben ihm in die Hocke und sah ihn ernst an. „Ja, aber ich weiß auch, dass bei dir alles eine Sache der Bezahlung ist.“

„Nimar will mich töten, was für eine Bedeutung hat da noch Geld? Außerdem ist das durchaus ein weiterer Grund ihm nichts zu verraten. Ich hege normalerweise keine Sympathien für Leute, die meinen Tod fordern.“ Das meinte er ernst, doch irgendwie schien ihm Rida nicht ganz zu glauben. Wahrscheinlich dachte er noch immer, dass er Gefühle für ihn hegte. Das stimmte zwar, jedoch waren sie nicht gerade positiver Natur. Nur war es anscheinend vergebene Liebesmüh, Rida das klar zu machen. Zum Glück war es ihm egal, ob ihm Rida glaubte oder nicht.

„Weißt du, wenn wir hier jemals herauswollen, dann wäre es vielleicht an der Zeit einander zu vertrauen.“ Gut, er hatte erst vor kurzem gesagt, dass es nicht intelligent wäre, ihm zu vertrauen, doch die Situation hatte sich grundlegend geändert.

„Im Moment machst du mir das sehr schwer.“ Rida erwiderte seinen Blick ernst, bei seiner Antwort.

Ein spöttisches Lächeln legte sich auf Alans Lippen. „Warum? Weil ich unseren Entführer kenne?“

Rida schüttelte bedächtig den Kopf. „Nein. Weil du aufgegeben hast.“

„Was?“ Also das war wirklich die dümmste Behauptung, die Rida jemals aufgestellt hatte. Wie kam er auf so eine Idee? Ungläubig sah er den Jüngeren an, stark um Fassung bemüht. „Wie kommst du auf diese Idee?“

„Weil du dich, seit wir hier sind, scheinbar damit abgefunden hast, hier nicht mehr herauszukommen. Jeden Tag trainierst du, ohne dir auch Gedanken über einen Fluchtweg zu machen.“ Anklagend deutete Rida mit der Hand auf ihn.

„Ja, weil es nichts bringt, jeden Tag in einen Gang zu starren, in dem sich sowieso nichts tut. Du wirst nicht herausbekommen, wie sich die Leute hier orientieren, das ist sicher ein von ihnen durchdachtes System.“ Obwohl dahinter eher Nimar steckte, der hier den strategischen Kopf darstellte. Dementsprechend sollte es ihm eigentlich möglich sein, es zu entschlüsseln.

„Es bringt uns aber ebenso wenig, wenn wir es nicht einmal versuchen.“

Das Funkeln in Ridas Augen zeigte Alan, dass ihm dieses Thema wirklich wichtig war. Nur sah er keinen Sinn darin, sein Verhalten zu ändern, aber einen Streit mit Rida wollte er auch nicht vom Zaun brechen. Aus diesem Grund hob er beruhigend die Hand. „Wenn mein nächster Ausflug aus dieser Zelle nicht mein letzter ist, werde ich alles machen, um hinter das Geheimnis zu kommen. Mehr kann ich dir nicht versprechen.“

Damit musste sich der Jüngere einfach zufrieden geben, denn mehr konnte er ihm wirklich nicht versprechen. Es war schwer genug, dass er dafür wie Nimar denken musste.

Rida sah ihn eindringlich an, dann nickte er zustimmend. „Einverstanden.“

Damit erhob er sich wieder und ging zu einem der Felsbrocken, die es in ihrer Zelle zuhauf gab. Nur keiner hatte die Größe um als Waffe zu dienen, dafür waren sie zu groß und schwer, Alan hatte das bereits überprüft.

Er wandte sich wieder seinem Training zu, auch für eine Flucht sollte er in Form sein.
 

Alan war gerade dabei, ihr heutiges Essen kritisch zu betrachten, als er Schritte hörte. Das war seltsam, normalerweise dauerte es eine ganze Weile, bis man das Geschirr wieder abholte. Immerhin stellte das keine Gefahr dar. Was sollten sie mit einem Holzlöffel schon groß anfangen, sich hier herausgraben? Auch wenn Alan diese Möglichkeit bereits bedacht hatte, aber würde es nichts bringen, sie waren viel zu tief im Inneren des Berges und beim Gitter war alles einsehbar, also konnten sie sich auch nicht darunter durchgraben.

Zwei Männer tauchten vor dem Gitter auf und deuteten auf ihn. „Du da. Aufstehen.“

Dann war es also soweit, Alan hatte sich sowieso gewundert, dass es so lange gedauert hatte. Entweder starb er nun, oder, was er eher vermutete, Nimar wollte sich mit ihm amüsieren. Wobei amüsieren in seinem Fall bedeutete ihm Schmerzen zuzufügen. Es war nicht immer von Vorteil, seinen Gegner so gut zu kennen. Vor allem wusste er, welchen Effekt er mit seinen Giften erzielen konnte.

Dennoch stand Alan auf und verließ die Zelle. Es verwunderte ihn, dass man ihm nicht die Hände band, Nimar sollte doch wissen, dass zwei Wächter ihn nicht aufhalten konnten. Und seine Begleiter waren ihm auch egal, hier lag der Fall anders, doch das konnte der Jüngere nicht wissen. Zwei weitere Wächter, die sich ihnen am Ende des Ganges anschlossen, zeigten ihm, dass Nimar ihn keineswegs unterschätzte, er wollte ihn lediglich auf die Probe stellen. Alan war sich nur nicht sicher, ob und welchen Test er bestanden hatte.

Er wurde abermals durch die Gänge geführt und nun achtete er wirklich auf alles. Dabei fiel ihm etwas auf, das ihm zuvor wirklich entgangen war, einfach weil es zu offensichtlich war. Die Fackeln in manchen Gängen waren zwei, dann wieder drei und in manchen nur eine in regelmäßigen Abständen angebracht. Die Abstände waren gleich, nur die Anzahl der Fackeln war verschieden und das wiederholte sich in zu vielen Gängen, um Zufall zu sein.

Nur war es ihnen nicht aufgefallen, weil Fackeln hier unten einfach Lichtspender waren. Solange es Licht gab, war es egal, woher es kam. Man musste schon genau auf Unterschiede achten, damit es einem in die Augen stach. Sie brachten ihn in die Kammer, in der er Nimar bereits einmal getroffen hatte. Zwei der Männer blieben vor der Kammer stehen, während die restlichen zwei mit ihm eintraten. In der Kammer waren nur Nimar und Terence.

„Oh, du bist da. Wie schön, dass du meiner Einladung gefolgt bist.“ Nimar hatte eine Karte in der Hand, die er jedoch nun zusammenrollte und zur Seite legte. Alan hätte liebend gerne einen Blick darauf geworfen

Alan blickte bezeichnend zu den beiden Wächtern hinter sich. „Nun ich dachte, dass es sehr ungesund wäre, nicht drauf zu reagieren. Außerdem wurden mir Manieren beigebracht. Eine Einladung schlägt man nicht aus.“

„Ja genau, wie konnte ich das vergessen.“ Nimar machte eine wedelnde Handbewegung, so als verscheuche er ein lästiges Insekt. Dann wanderte sein Blick zu einem der Wächter. „Und? Hat er sich benommen?“

„Er hat keinen Fluchtversuch unternommen.“

„Gut, ihr könnt draußen warten und solltet ihr etwas hören…“ Der Blick des Schwarzhaarigen richtete sich auf Alan und ein bösartiges Lächeln legte sich auf seine Lippen. „… ignoriert es.“

Alan hörte wie sich die Wächter entfernten, doch er schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit mehr. Nimar machte ihm keine Angst mehr, er wusste was dieser ihm antun konnte. Und auch wenn Wissen oft mehr Angst machte als Unwissenheit, so beruhigte es ihn etwas. So musste er sich nicht vor dem Ungewissen fürchten, Nimar jedoch überraschte ihn. „Bitte, setz dich doch.“

Damit wies er auf einen Stuhl bei einem Tisch und setzte sich selbst. Zögernd und misstrauisch nahm er auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz.

Nimar winkte Terence und dieser brachte ihnen zwei Becher und einen Krug Wein. Der Schwarzhaarige füllte die Becher und reichte einen davon Alan. Dieser nahm den Becher, wartete aber, bis Nimar selbst einen Schluck getrunken hatte.

Lächelnd sah dieser auf. „Was ist? Traust du mir nicht?“

Alan hob skeptisch eine Augenbraue. „Sollte ich?“

Dann hob er den Becher auf Augenhöhe, setzte ihn aber nicht an die Lippen. Stattdessen betrachte er den Rand des Bechers. „Entweder ist es am Rand, oder im Inneren des Bechers angebracht. Was ist es? Gift? Ein Wahrheitsserum?“

„Bitte beleidige mich nicht, als ob ich zu solchen Mitteln greifen würde. Gift wäre nur Verschwendung bei dir, denn es würde sowieso nicht wirken.“

Langsam ging ihm die herablassende Art des Anderen auf die Nerven. Alan wusste selbst nicht, warum er sich zurückhielt und ihm nicht die Meinung sagte, da Nimar ihn sowieso töten würde. Alles was er ihm sagen könnte, würde die Sache nur beschleunigen und Alan hatte keine Angst vor dem Tod. „Was willst du von mir, Nimar?“

Der Jüngere sah ihn nachdenklich an, noch immer lächelte er selbstgefällig. „Weißt du Alan, wir haben uns eigentlich immer gut verstanden. Ich muss dich nicht unbedingt töten, aber nur, wenn du mir hilfst.“

„Wobei?“ Nicht, dass es für ihn in Frage kam, aber wenn Nimar einmal seine Geheimnisse ausplauderte, würde er ihn nicht daran hindern. Vielleicht kam er ja doch lebend davon, man konnte nie wissen.

„Bei meiner Aufgabe.“ Nimar sagte das mit einer Selbstverständlichkeit die Alan verblüffte. „Dir geht es nur um das Geld, das war schon immer so. Jede Münze, die du bekamst hast du dreimal umgedreht, bevor du sie ausgegeben hast. Und in dieser Hinsicht hast du dich nicht geändert. Was also hält dich davon ab, deinen Auftraggeber zu verraten, wenn ich dir mehr biete?“

So gesehen hatte Nimar Recht. Geld war für ihn das Wichtigste auf dieser Welt und er hatte seine Gründe so zu denken, aber seine Prinzipien würde er deswegen nicht über Bord werfen. Nicht einmal alles Geld der Welt konnte seine Erinnerungen auslöschen. „Deine Handlungen? Meine jetzigen Auftraggeber sind gar nicht einmal so schlecht, aber selbst wenn er der größte Mistkerl auf Erden wäre, würde ich ihn dir vorziehen.“

Nimar seufzte tief und nahm noch einen Schluck von seinem Wein, bevor er den Krug absetzte und aufstand. Er warf einen gedankenverlorenen Blick zu Terence, dann blickte er wieder zu Alan. „Wir werden wohl keine Freunde mehr, was? Es liegt mir eigentlich nicht andere Menschen zu verletzen und du hättest mir viel Mühe erspart, wenn du das Angebot angenommen hättest.“

Freunde? Alan dachte, dass er sich verhört hätte. Nimar fragte ihn das nicht wirklich, oder? Ein Blick in dessen Augen jedoch zeigte ihm, dass es durchaus ernst gemeint war. In dessen Blick konnte er einen bedauernden, ja sogar sehnsüchtigen Ausdruck erkennen. Nun das Bedauern kam wohl etwas zu spät. „Seit wann beschäftigst du dich mit den unangenehmen Dingen? Sonst hast du das immer mir überlassen.“

Nimar war in dieser Hinsicht ein Ästhet. Ihn widerten das Blut und das Wimmern seiner Opfer an, sie konnten unter Schmerzen und dahinsiechend sterben, das war kein Problem. Solange sie es nur weit entfernt von ihm taten. Deswegen bevorzugte er auch Gifte, Alan war immer für die brutalen Sachen zuständig gewesen.

„Tja, du hast mir ja klargemacht, dass ich auf deine Hilfe nicht mehr zählen kann. Zum Glück benötige ich dich nicht, ich habe dafür jemand Anderen gefunden.“

Also doch sein Schüler, damit war wohl eine Frage, wenn auch die unwichtigste, beantwortet. Terence trat einen Schritt in ihre Richtung, doch Nimar hob nur eine Hand und schüttelte den Kopf. „Nein, verschwende deine Künste nicht an ihn. Noch nicht.“

Nimar trat zu Alan und beugte sich zu ihm hinab, so dass ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren.

Es wäre so einfach gewesen, ihn jetzt zu töten, doch ein Märtyrertod war in seinem Lebenslauf nicht vorgesehen. Jetzt noch nicht, so verzweifelt war er noch nicht. Außerdem würde es bei dem Versuch bleiben, denn es gab eine Menge Möglichkeiten einen Angriff von seiner Seite abzuwehren und Nimar kannte sie alle. Er war nicht so unaufmerksam, wie er sich gab, so war er nicht ausgebildet worden. Dabei waren ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.

„Es würde nichts nützen, nicht? Du magst keine Schmerzen, aber du scheust sie auch nicht. Das hat man uns gelehrt und du hast alle Regeln streng befolgt, als treuer Schoßhund unseres Meisters.“

Es ging nicht anders, Alan konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken bei dieser Ironie. Genau das war der Titel, den er Rida die ganze Zeit an den Kopf geworfen hatte. Dass er nun selbst so genannt wurde, war schon komisch. Vor allem da er nichts dagegen einwenden konnte, er war das gewesen, was ihm Nimar an den Kopf warf. Er war das gewesen, was er nie hatte sein wollen, auch wenn es bereits Vergangenheit war.

„Doch wir haben ja noch einen zweiten Gast hier. Dieser ist vielleicht kooperativer. Wenn nicht, nun dann wird er Terence besser kennenlernen.“

Und dem Lächeln nach zu schließen, das sich bei diesen Worten auf Terences Gesicht zeigte, brannte dieser schon auf eine nähere Bekanntschaft.

„Tu was du nicht lassen kannst.“ Alan zuckte nur mit den Schultern. Sollte er nur versuchen Rida zu brechen, er würde sich die Zähne an ihm ausbeißen. Immerhin kannte er Ridas Sturheit bereits und er schätzte ihn nicht so ein, dass ihn Folter schreckte. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass er sich irrte, das passierte ihm in letzter Zeit öfter.

Nimar richtete sich wieder auf und ging zu seinem Stuhl, auf den er sich niederließ. Es wirkte so, als hätte er mit einem Mal jegliches Interesse an ihm verloren. „Bringt ihn weg.“

Da Alan nicht annahm, dass dieser Befehl an ihn gerichtet war, rührte er sich nicht, sondern sah auf den Becher mit dem Wein vor sich. Es würde ihn wirklich interessieren, ob er wirklich vergiftet war, aber diese Neugier war nicht sehr gesund, weswegen er es ließ. Nur weil er gegen die meisten Gifte immunisiert war, hieß das nicht dass Nimar nicht ein neues gefunden hatte.

Als die Wachen eintraten erhob er sich und ging ihnen entgegen. Mit Nimar hatte er nichts mehr zu besprechen und es war gut, dass auch dieser das einsah. Jedenfalls für den Moment. Wenn es jedoch nach Alan ging, würde sich das auch nicht mehr ändern.

Jetzt fragte er sich nur, ob man ihm Zeit lassen würde mit Rida zu sprechen, oder ob sie ihn gleich mitnehmen würden. Es hatte keinen derartigen Befehl gegeben, doch möglicherweise waren die Wachen bereits zuvor instruiert worden. Nun, er würde es gleich merken.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 16
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Rida sah auf, als die Wächter mit Alan zurückkamen. Dass sie es waren, wusste er schon länger. Inzwischen kannte er die Schritte des Mannes, der ihnen das Essen brachte, ebenso wie Alans. Er konnte nicht leugnen, dass es ihn erleichterte, dass Alan scheinbar unbeschadet zurückkam, zumindest glaubte er, das aus seinem Schritt zu deuten. Auch als er vor der Tür ihrer Zelle stand, die einer der Wächter gerade aufsperrte, schien er unverletzt zu sein und sein Blick war ebenfalls klar. Er hatte nicht vergessen, dass Alan von Nimars Geschick gesprochen hatte, was Gifte anging. Doch Alan wusste sicher, wie er sich dagegen wappnen konnte.

Der Wächter stieß Alan unsanft in die Zelle, woraufhin dieser mit einem wütenden Blick herumfuhr. Weder sein Stolz noch sein Temperament hatte bei diesem Ausflug scheinbar Schaden genommen, das war gut.

Der Mann deutete nun Rida aus der Zelle zu kommen. „Mitkommen.“

Da er sowieso keine andere Wahl hatte, folgte er dieser Aufforderung.

„Du erinnerst dich an unsere Unterhaltung zuvor? Wir hatten Recht. Man kann sich hier nicht einmal eine ordentliche Beleuchtung leisten.“

Bei diesen Worten drehte Rida sich mit einem fragenden Blick zu Alan um, doch dieser hatte sein Gesicht bereits abgewandt.

Da er sich nicht bewegte, ergriff der Wächter seinen Oberarm und zog ihn aus der Zelle. Der zweite Mann verschloss diese wieder.

Rida wehrte sich nicht, da er noch immer über Alans Worte nachdachte. Was meinte dieser nur damit? Dass es Worte ohne Bedeutung waren, das bezweifelte Rida. Doch was sollte das heißen, dass sie Recht gehabt hatten? Zuvor hatten sie nicht über die Beleuchtung geredet, sondern über einen Fluchtweg.

Vor dem Gang mit der Zelle warteten zwei weitere Wächter, die ihn in Empfang nahmen. Seine Hände wurden ihm hinter dem Rücken gefesselt. Jedoch wurde ihm nicht klar, warum sie das erst jetzt machten.

Auch wenn er dem keine besondere Bedeutung zumaß, so betrachtete er sich während seines Weges die Beleuchtung. Es waren ganz normale Fackeln und an diesen war nichts Besonderes zu erkennen. Ja, in manchen Gängen waren mehr Fackeln nebeneinander als in anderen, aber das war nichts Außergewöhnliches. Zumindest nicht der Hinweis, den sie benötigten.

Seine Wächter hielten vor der bereits bekannten Tür und nachdem sie geöffnet wurde, traten zwei seiner Wächter mit ihm ein. Er konnte Nimar und Terence in dem Raum erkennen. Der eine stand etwas abseits im Hintergrund, während Nimar mit einem Becher in der Hand am Tisch stand. Auf diesem stand auch ein weiterer Becher der mit Wein gefüllt war, zumindest wenn man von der Farbe ausging.

Nimar schenkte ihm ein Lächeln und gab den Wachen einen Wink. Einer von ihnen zog sein Messer und zerschnitt die Fesseln, danach verließ er mit seinem Begleiter den Raum.

„Diese Maßnahme tut mir leid, aber leider kann ich dich nicht so einschätzen wie Alan.“

Rida nahm die Hände hinter seinem Rücken hervor und rieb sich kurz die Handgelenke. „Ich habe nicht erwartet, in meiner Lage mit Zuvorkommenheit behandelt zu werden.“

Er blieb weiterhin höflich, warum sollte er den Schwarzhaarigen auch verärgern? Solange dieser in der jetzigen Stimmung war, erfuhr er vielleicht noch einiges.

„Warum nicht? Wir haben keinen Grund unhöflich zu sein, schließlich sind die Fronten ja klar. Wein?“ Nimar deutete auf den Becher auf dem Tisch.

„Ich weiß nicht warum, aber Alan zog es vor ihn abzulehnen.“

„Ich bin sicher, dass er gute Gründe dazu hatte. Die Gleichen, aus denen ich nun ebenfalls ablehnen muss.“

Der Schwarzhaarige seufzte und sah zu Terence. „Ich weiß nicht warum jeder denkt, dass ich ihn vergiften will?“

Dann drehte er den Kopf wieder zu Rida. „Also darf ich annehmen, dass Alan dich über mich aufgeklärt hat?“

Rida nickte zustimmend. „Er hat mir seine Vergangenheit erzählt.“

„Ja, aber sicher nur seine Version.“

„Ich sagte doch: er hat mir seine Vergangenheit erzählt.“ Natürlich gab es für jede Geschichte verschiedene Ansichten. Man konnte nicht alles erfahren, aber man konnte sich die Mühe machen, soviel wie möglich in Erfahrung zu bringen. Erst dann konnte man sich unter Umständen ein eigenes Urteil bilden. Und Rida hielt nichts davon, sich ein vorschnelles Urteil über etwas oder jemanden zu bilden.

Nimar schien für einen Moment aufgrund dieser Antwort erstaunt zu sein, beließ es dann aber bei einem Nicken. „Ich verstehe.“

Das bezweifelte Rida, da dessen Blick eine andere Sprache als seine Worte sprach. Doch Nimar schien schon wieder ein anderes Thema zu haben, da er ihn interessiert musterte.

„Bevor wir allerdings zum geschäftlichen Teil übergehen, würde mich etwas schon interessieren. Wie kommt jemand wie du, der doch scheinbar eine andere Nationalität und Abstammung hat, dazu von einer adeligen Familie adoptiert zu werden? Bist du ein Bastard, den der Vater zu sich nehmen musste?“

Warum alle Leute sofort an diese Idee dachten verstand Rida nicht. Allerdings passierte das nur Menschen, die den alten Lord nicht gekannt hatten. Seine Frau hatte zwar kurze Zeit gezweifelt aber nur solange bis er ihr den Grund genannt hatte. Diesen hatte sie akzeptiert und niemals daran gezweifelt. Er sah seinem Adoptivvater auch gar nicht ähnlich, man sah ja wie dessen Söhne aussahen. Da Nimar aber noch immer auf eine Antwort wartete, schüttelte er den Kopf. „Nein, ich teile nicht das gleiche Blut mit ihnen. Ich habe außer der Adoption nichts mit ihnen zu tun.“

„Spielzeug also.“ Der Jüngere nickte verstehend.

Rida schüttelte den Kopf. Das war ein Vorwurf, den er sicher nicht auf seiner Adoptivfamilie sitzen ließ, denn das war nur schlechte Nachrede. „Auch nicht. Es war einfach Mitleid.“

Damit musste sich der Andere einfach zufrieden geben, da er zu diesem Thema nicht mehr zu sagen hatte.

Jedoch schien das den Schwarzhaarigen nur zu belustigen, da ein amüsiertes Schnauben von ihm zu hören war. „Mitleid.“

Er sprach dieses Wort gedehnt aus, so als müsste er jede Silbe erst richtig auskosten. Dann schüttelte er nur kurz den Kopf. Anscheinend war diese Sache für ihn abgeschlossen. „Im Grunde ist es nicht wichtig. Ob aus Mitleid oder weil du doch ein Bastard bist ist egal. Wichtig ist nur, dass du ihnen anscheinend eine Menge bedeutest. Zumindest nahm das mein Auftraggeber an.“

Das war gut möglich. Auch wenn sie nun keinen Kontakt mehr hatten, so hatte Juliet ihrem früheren Verlobten sicher von ihnen erzählt. Oder besser geschwärmt und damals hatte er noch nicht die Rolle eines Dieners angenommen. Das war erst passiert, nachdem Christian an den Hof geflüchtet war. Bis zu diesem Zeitpunkt war er wie sein Bruder gewesen und war auch so behandelt worden. Nicht dass sich an dieser Sichtweise etwas geändert hätte, nicht bei den Leuten, die ihn aus seiner Kindheit kannten. Doch seit er sich wie ein Diener verhielt wurde er von vielen auch als solcher gesehen und behandelt. Es gab nur wenige, wie zum Beispiel Karen, die ihn wie einen Gleichgestellten behandelten. Wobei das kein Kunststück war, da Karen jeden, den sie mochte, wie einen Gleichgestellten behandelte, egal aus welcher Schicht dieser kam. Shay hingegen hatte noch immer Probleme damit ihm gegenüberzutreten, weil er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Zwischen Shay und ihm gab es immer eine verlegene Stille, die von Shay ausging, da er nicht wusste, wie er mit ihm reden sollte und Rida keinen Grund sah etwas zu sagen.

Da Rida schwieg, sprach Nimar einfach weiter. Dabei ließ er seinen Gefangen jedoch nicht aus den Augen und beobachtete ihn aufmerksam. „Auch wenn ich nicht weiß, warum ihnen ein Diener so viel bedeuten sollte.“

Rida wusste genau, dass Nimar nur auf ein auffälliges Zeichen von ihm wartete. Etwas das ihm sagte, dass er mit seinen Worten richtig lag, oder eben nicht. Doch diesen Gefallen würde ihm Rida nicht machen. Gelassen zuckte er mit den Schultern und hob den Kopf um den Blick des Anderen zu erwidern. „Vielleicht war er einfach nur falsch informiert.“

„Möglich.“ Nimar klang bei diesen Worten nachdenklich und stellte den Becher auf den Tisch zurück. „Nur kann ich das nicht glauben.“

Aufmerksam beobachtete Rida den Jüngeren, als sich dieser ihm näherte. Sein Blick flog kurz zu Terence hinüber. Dieser stand ziemlich weit von ihnen entfernt, bestimmt könnte er nicht rechtzeitig bei ihnen sein, um Nimar zu helfen. Jedoch hatte Rida keine Waffe und ohne Waffe, ging es nicht so rasch. So hätte Terence genug Zeit Nimar zu helfen und Terence trug einen Dolch bei sich. Nein, er wartete lieber einmal ab.

Nimar ergriff Ridas Kinn und hob es noch höher, sodass sich ihre Blicke abermals trafen. „Du magst ein Diener sein, aber da ist noch mehr. Ich spüre es, ich kann es fast greifen. Du verbirgst etwas vor mir, nur bin ich mir nicht sicher, ob es sich lohnt, es aus dir herauszupressen.“

Drohungen, denn nichts anderes waren diese Worte, beeindruckten ihn nicht. So fiel es Rida auch leicht ruhig zu bleiben und so auch seine Antwort vorzutragen. „Woher kommt dieses Interesse an meiner Person? Warum verlangt ihr nicht einfach, was ihr wollt und wartet ab, ob man es euch zugesteht? Dann kennt ihr meinen Wert.“

Es sei denn, er wollte sein Leben gegen etwas eintauschen, das ihm in seiner momentanen Lage nicht sehr viel brachte. Zum geeigneten Zeitpunkt aber extrem wichtig war. Glaubte dieser Narr wirklich, dass Benedikt die Burgtore im Austausch für sein Leben öffnen würde? Wohl kaum, Benedikt war nicht so dumm und er würde auch wissen, dass Rida das nicht wollen würde.

„Ich weiß lieber zuvor, ob ich einen richtigen Edelstein mit mir führe oder nur einen unnützen Stein, der bloß wirkt wie ein Edelstein.“

Rida gestattet sich ein leichtes Lächeln. „Leider kenne ich mich damit nicht aus. Ich würde dir raten, dich mit dieser Frage an einen Schmuckhändler zu wenden. Dieser kann dir dabei sicher weiterhelfen.“

Anscheinend nahm Nimar ihm diese Antwort nicht übel, denn auch er gestattete sich ein leichtes Lächeln und ließ ihn los. Er ging zu seinem Becher zurück und nahm diesen wieder auf. „In diesem Fall wohl nicht.“

„Ich bin jedenfalls keine Eintrittskarte in die Burg der Alrins.“

Mit einem deutlich breiteren Lächeln und einem erhobenen Zeigefinger drehte sich Nimar ihm wieder vollends zu. „Siehst du und genau das ist der Punkt, an dem ich anders denke. Denn auch wenn mein Auftraggeber falsch lag, so hat man mir gesagt, dass du doch sehr beliebt bist. Wenn nicht beim Burgherrn, dann bei seinem Bruder.“

„Nur trifft Christian hier keine Entscheidungen, das macht sein Bruder.“ Genau das wusste auch Christian und akzeptierte Benedikts Entscheidungen. Er kannte sich nicht aus, was die praktischen Fertigkeiten anging um ein Gut zu regieren, dafür verstand er etwas von Politik und die regelte er für seine Familie. Rida hingegen kannte sich weder in dem einen, noch dem anderen aus, sein Gebiet war der Kampf und Schutz. Und da jeder um die Stärken des Anderen wusste, mischte man sich nicht in die Gebiete der Anderen ein. Wenn Benedikt nein sagte, dann blieb es ein nein, egal wie sehr Christian dagegen protestierte.

„Darauf solltest du nicht hoffen, denn dann wäre dein Leben verwirkt.“ Irgendwie passten seine Worte nicht zu dem freundlichen Lächeln, mit dem er sie aussprach. Er machte eine auffordernde Handbewegung hinter Rida. „Bringt ihn wieder zurück.“

Ohne dass er es bemerkt hatte, hatten zwei Wachen hinter ihm den Raum betreten. Einer der Männer trat zu ihm und packte seine Hände, die er ihm auf den Rücken drehte, während ihn der Andere wieder fesselte.

„Ich lasse dir ebenso wie Alan etwas Zeit, eure Entscheidung zu überdenken. Wer weiß, vielleicht überlegt ihr es euch ja anders, ohne dass Terence seine Künste bei euch einsetzten muss.“

Also hatte Alan auch abgelehnt. Zwar hatte er Rida das versichert, doch er war sich dessen nicht so sicher gewesen. In Gedanken tat er dem Blondhaarigen Abbitte, er hatte ihn falsch eingeschätzt. Anscheinend war sein Hass auf Nimar doch größer als seine Gier nach Gold.

Rida ließ sich wieder in seine Zelle führen. Diesmal machten sich die Wachen nicht die Mühe seine Fesseln wieder zu lösen, sondern stießen ihn einfach so in die Zelle.

Alan, der auf ihrer improvisierten Schlafstatt lag sah auf. „Willkommen zurück.“

Rida rang einen Moment um sein Gleichgewicht und sah den Wächtern nach. Dann begann er an seinen Fesseln zu zerren.

„Scheinbar hat er vor dir mehr Angst als vor mir. Ich müsste eigentlich empört sein.“ Amüsiert beobachtete Alan seine Versuche sich von den Fesseln zu befreien. Aber er machte keine Anstalten aufzustehen, oder ihm zu helfen.

Rida konnte dessen Amüsement leider nicht teilen. „Würde es dir etwas ausmachen mir zu helfen?“

„Wie du wünscht.“ Damit erhob sich Alan und kam zu ihm. Mit einem leisen Seufzen machte er sich daran das Seil zu lösen.

Rida wartete geduldig, jedoch räusperte er sich vernehmlich als er Alans Hände etwas zu weit unten spürte. Unbewusst entfernte er sich einen Schritt von dem Blondhaarigen. Es stimmte zwar das seine Hände in Hüfthöhe gefesselt waren, aber so weit unten würde Alan die Fesseln sicher nicht lösen können. „Das ist zu tief.“

„Entschuldige.“ Auch wenn Alan sich bemühte, so schaffte er es nicht seine Stimme wirklich schuldbewusst klingen zu lassen. Ebenso wie er seine Hände nicht gleich entfernte. „Das Licht ist nur nicht gerade das Beste und das Seil ist die einzige Waffe, die sie uns momentan gelassen haben. Ich will es nicht beschädigen.“

Rida glaubte ihm kein Wort. Es stimmte zwar, dass eine oder zwei Fackeln ausgegangen waren, aber das wäre nicht das erste Mal seit sie hier waren. Oft erlosch eine der Fackeln und da nur jemand kam um ihnen Essen zu bringen wurden sie nur selten gewechselt, aber das war bis jetzt noch nie ein Problem gewesen. Das zweite Argument war jedoch ein guter Grund aber auch leicht zu lösen. Da Alan seine Fesseln bereits etwas gelockert hatte, zerrte Rida nun selbst etwas daran und hielt das Knäuel anschließend in seiner Hand. Etwas genervt warf er es Alan zu, der es geschickt fing. „So bitte. Nun kommst du wenigstens nicht wieder in die Verlegenheit meine Kehrseite betatschen zu müssen.“

Alan machte nur eine wegwerfende Handbewegung und setzte sich auf einen breiten, etwas höheren Stein. „Kein Problem, habe ich gerne gemacht.“

Da war er wieder, der Alan den er kannte. Jedoch konnte er sich nicht erklären woher dessen plötzliche Unbekümmertheit kam. Ihre Situation war nun wirklich nicht gerade rosig. Aber ohne eine entsprechende Frage würde er keine Antwort erhalten, weswegen er sie stellte. „Was hat deine Laune so gehoben?“

Da er seine Aufmerksamkeit dem Seil und dessen Knoten zugewandt hatte, dauerte es einige Augenblicke bis er reagierte. Dann erst hob er den Kopf und erwiderte Ridas Blick. „Ich lebe noch. Das ist durchaus ein Grund, um erfreut zu sein. Außerdem stehen die Chancen hier herauszukommen gar nicht einmal mehr so schlecht.“ Als Rida eine entsprechende Frage stellen wollte, hob er jedoch nur eine Hand. „Aber zuerst will ich wissen, was Nimar von dir wollte. Ich will voreilige Schlüsse vermeiden.“

„Meinetwegen.“ Rida wusste zwar nicht, was Alan sich davon versprach, aber was das anging, schien er hartnäckig zu sein. Ohne dass er ihm sagte, was er wissen wollte, würde er nicht erfahren, was er sich ausgedacht hatte.

So setzte er sich ebenfalls auf den Boden und begann ihm von dem Gespräch mit Nimar zu berichten. Wirklich aufschlussreich war es ja nicht gewesen, aber im Moment würde er Alan seinen Willen lassen.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 17
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Auch wenn es Rida nicht gefiel, so bestand Alan darauf, dass er ihm alles erzählte. Möglicherweise war es wichtig und Nimar war heute ja in Plauderlaune gewesen. Anscheinend fühlte er sich sehr sicher, das war gut für sie. Wer sich sicher fühlte, wurde nachlässig und das war nur ein Vorteil für sie. Allerdings kannte Alan Nimar gut genug, um zu wissen, was für ein guter Schauspieler dieser war. Aber wenn es eine seiner Vorstellungen gewesen war, dann gehörte sie zu seinen besten. Rida hatte jedoch kaum mehr erfahren als er selbst, wenn es ihn auch verwunderte, warum Nimar so an Ridas Wert interessiert war. So sehr dass er diesen sogar persönlich danach fragte. Das war nicht die gewohnte Vorgehensweise. Normalerweise fragte man nicht das Opfer, sondern verlangte einfach etwas für diesen und sah was danach passierte. Das gab Alan doch etwas zu denken.

„Was wollte er von dir?“

Alan lächelte bei dieser Frage. Man sah Rida die Ungeduld an, jedoch nahm er sich noch die Zeit, nach seinem Gespräch zu fragen. So als wäre es ein normales Gespräch, wo es nur höflich war, sich auch nach dem Befinden und den Eindrücken des Anderen zu erkundigen. Dabei war Höflichkeit das Letzte, das sie hier benötigten. „Meine Hilfe und meine erneute Freundschaft. Natürlich erst nachdem er mir Geld angeboten hat.“

„Und?“ Rida sah ihn fragend an.

Tief seufzend schüttelte Alan den Kopf. Der Schwarzhaarige würde ihm wohl nie vertrauen, aber eigentlich war das auch nicht vonnöten. Schließlich wollte er keine Freundschaft mit ihm schließen, nur von hier entkommen. „Ich habe es ausgeschlagen. Das habe ich doch gesagt, Geld kann nicht alles auslöschen.“

Was durchaus stimmte, aber das war nicht der einzige Grund. Er war schon einige Jahre bei den Alrins und da entwickelten sich auch Gefühle, das war unumgänglich, wenn auch sehr unprofessionell. Aber Alan konnte nicht leugnen, dass er Benedikt respektierte. Er war gerecht und wusste was er machte und wie er mit den Menschen umgehen konnte. Auch gegen Bridget, seine Mutter, hatte er nichts, aber er hatte auch nicht viel mit ihr zu tun, die Dienstboten sprachen allerdings nur freundlich über sie. Und selbst wenn Juliet anscheinend allen Männern den Kopf verdrehte und so nur Probleme bereitete, konnte er nichts Negatives über sie sagen. Dass sie ihn bezahlte, um etwas Freiraum zu haben, war ein netter Bonus und nichts, das Alan nicht verstehen würde. Schließlich machte sie in dieser Zeit ja nichts, das Probleme verursachte. Annabelle, die Letzte in dieser Familie war zwar neugieriger als es ein Mädchen sein sollte und als gesund für sie war, doch auch sie mochte er. Jedoch hoffte er, dass er weg war, bevor sie in das Alter kam in dem sie sich für Männer interessierte, oder sich diese für sie. Allerdings würde er das nie zugeben und da Benedikt ihm öfters mehr Geld bot, war das für ihn eine gute Entschuldigung doch noch einige Monate länger zu bleiben.

„Aber eine Menge.“ Rida wirkte noch immer nicht überzeugt.

Jetzt wurde es Alan aber doch zu bunt und es machte ihn auch wütend. „Ich denke nicht, dass du es vergessen könntest, wenn jemand deinen Vater umgebracht hätte. Würdest du es dann für Geld einfach unter den Tisch kehren? Ich nicht.“

Nicht einmal wenn er wollte, würde er das können. Diese Nacht hatte sich tief in ihm eingegraben. Und es gab nur eine Möglichkeit, um in dieser Sache wieder etwas Ruhe zu finden.

„Nein, das könnte ich nicht, entschuldige.“

Alan blickte zu dem Jüngeren. Dieser meinte es dem Anschein nach ernst, jedenfalls sah er betroffen auf den Boden. Hoffentlich war diese Sache damit erledigt. Denn sie hatten eindeutig wichtigere Dinge zu besprechen. Aus diesem Grund wechselte er das Thema, wenn auch sehr abrupt. „Was hältst du von der Anordnung der Fackeln?“

Rida zuckte nur unwissend mit den Schultern. „Zufall?“

„Möglich.“ Alan nickte zustimmend. „Aber das glaube ich nicht. Immerhin herrscht daran sicher kein Mangel und ein paar Halterungen sind rasch in den Fels getrieben. An der Rauchentwicklung kann es auch nicht liegen, die Gänge sind groß genug und ausreichend belüftet, um dem vorzubeugen.“

Der Ältere schüttelte bedächtig den Kopf. Er hob einen Zeigefinger und bewegte ihn, so als würde er den Anderen tadelnd, was jedoch nicht zu seinem Gesichtsausruck passte. „Nein, ich denke sie agieren als Wegweiser. Wir müssen nur wissen in welcher Art und wo sie hinführen.“

„Nein, wir müssen nur wissen, welcher Weg uns hierherausbringt.“

„Oder tiefer in den Berg hinein.“ Er bemerkte Ridas ungläubigen Blick und in diesem Fall konnte er ihn gut verstehen. Warum auch sollten sie tiefer in den Berg hineinwollen? Immerhin ging es hier um ihre Flucht. Alan hatte jedoch gute Gründe diese Möglichkeit anzuführen. Seit er sich mit dem Gedanken an eine Flucht beschäftigte, arbeitete sein Verstand wieder messerscharf. Das war eindeutig besser, als sich mit seinem nahenden Tod zu beschäftigen.

„Ich bin nicht verrückt, keine Angst. Aber weißt du wie viele Männer Nimar unter seinem Kommando hat? Also ich nicht. Und ich will es auch nicht herausfinden, was wir aber werden, wenn wir durch den Vordereingang verschwinden wollen.“

„Also sollen wir tiefer in die Höhlen hinein, in der Hoffnung einen zweiten Ausgang zu finden?“ Rida schüttelte entschieden den Kopf. „Das ist verrückt. Denkst du nicht, dass Nimar diese Höhlen nicht hat erkunden lassen?“

„Nein. Ich habe nicht viel über diese Berge gehört, außer dass sie unpassierbar sind. Und es niemanden gibt, der uns durch sie führen kann. Ich denke also nicht, dass sie sich die Mühe gemacht haben, dieses Höhlensystem zu erforschen. Das ist die perfekte Festung, die schon alleine durch ihren Ruf geschützt wird.

Selbst wenn es so ist und es keinen zweiten Ausgang gibt, was haben wir für eine Wahl?“ Da ein Seufzen Ridas einzige Antwort war, glaubte Alan das richtige Argument gefunden zu haben. Wenn es ihn auch nicht freute, dies geschafft zu haben. Er wollte den Anderen nicht demotivieren, da sie seine Kraft noch benötigen würden. Ihrer beider Kraft war für eine Flucht vonnöten.

„Aber selbst wenn wir uns nun für eine Richtung entschieden haben, wie finden wir diese? Was hat es mit der Anordnung der Fackel für eine Bewandtnis? Wohin müssen wir uns wenden?“ Ridas Stimme hatte bei diesen Worten einen eindringlichen Klang.

Alan rollte sein linkes Hosenbein in die Höhe. „Ich weiß es nicht. Man kann annehmen, dass die wenig genutzten Fackeln in die Bereiche führen, die sie nicht oft benutzen, oder es ist genau umgekehrt, um Eindringlinge oder Flüchtlinge zu verwirren. Ich denke in dieser Hinsicht müssen wir uns einfach auf unser Glück verlassen.“

„Eine tolle Aussicht.“ Ein tiefes Seufzen begleitete die Worte des Jüngeren.

„Ich bin davon ebenso wenig begeistert wie du.“ Er konnte sich wirklich besseres vorstellen, als in diesen Gängen herumzuirren. Alan schlang das Seil um seinen Unterschenkel und machte es fest. So würde man es nicht so rasch entdecken, es sei denn, sie nahmen ihm seine Hose und dazu gab es kaum einen Grund. Natürlich war Nimar so eine Demütigung zuzutrauen, doch das lag doch zu weit unter seinem Niveau, jedenfalls war das Alans Hoffnung.

Rida wirkte mit einem Male nachdenklich. Konzentriert kaute er an seiner Unterlippe herum, während sein ausgestreckter Zeigefinger auf und ab wippte, so als wolle er auf etwas zeigen und könne sich nur nicht entscheiden. Erst nach einer Weile sprach er wieder. „Es waren drei.“

„Was?“

„Es waren drei.“ Rida lächelte nun und wirkte etwas erleichtert. „Als sie uns hierher brachten, also in unsere Zelle. Die Gänge durch die sie uns geführt haben, wurden von drei Fackeln erhellt.“

„Also führen die drei Fackeln zum Ausgang. Aber welche führen davon weg?“ Alan konnte sich leider nicht mehr daran erinnern, wie viele Fackeln an der Wand gewesen waren. Er hatte zu sehr auf andere Zeichen geachtet und die Notwendigkeit von Licht merkte man erst, wenn es fehlte.

„Wir werden es herausfinden, wenn es soweit ist. Was uns zu einer wichtigeren Frage bringt. Wie kommen wir überhaupt soweit?“

Das war eine gute Frage von Rida, zum Glück wusste er die Antwort darauf. Besser gesagt, er wusste wie Nimar dachte und sich verhielt. So sehr konnte er sich in den Jahren gar nicht verändert haben. „Nimar ist leicht durchschaubar, wenn man ihn kennt. Seine größte Schwäche ist seine Ungeduld, also richte dich nicht auf eine zu lange Bedenkzeit ein, die wird er dir nicht gewähren. Danach wird er uns beide holen lassen, zusammen. Warum? Um uns gegeneinander auszuspielen, wobei er sicher nicht sehr viel Elan an den Tag legen wird. Taktik lag ihm nie, erst recht nicht, wenn er am längeren Hebel sitzt.“

„Gut und wo ist da unser Vorteil?“

Alan hob belehrend einen Zeigefinger, jedoch lächelte er dabei. „Das kommt noch. Also danach wird er mit der versprochenen Folter anfangen. Natürlich nicht bei dir und sicher wird er sich selbst nicht die Finger schmutzig machen. Aber er wird dich zusehen lassen, um deine Psyche zu zermürben. Und irgendwann wird er gehen und ich traue mir zu mit Terence fertig zu werden.“

„Du weißt, dass er dich foltern lassen wird?“ Eine Augenbraue hebend sah Rida den Älteren musternd an.

„Das habe ich doch gerade gesagt, oder?“ Natürlich würde er ihn foltern lassen, schon alleine, weil er keinen Wert für ihn hatte. Außerdem wie sollte er sonst seine Rache bekommen?

Noch immer wirkte Rida nicht vollends überzeugt. „Was macht dich so sicher, dass er gehen wird? Immerhin will er doch Rache an dir üben, wird er sie dann nicht auskosten wollen?“

„Klar wird er das wollen.“ Alan wirkte unbeeindruckt. „Aber er wird es nicht können.“

Und das war eine Tatsache. Denn in dieser Hinsicht kannte er Nimars Schwäche und diese war wirklich groß. Vor allem für einen Attentäter. Oder besser sie war lächerlich und jeder andere Attentäter würde ihn deswegen auslachen. Deswegen hatte ihr Meister auch entschieden, dass er sich besser auf Gifte spezialisieren sollte. Eine sehr gute Entscheidung, denn darauf verstand er sich wirklich.

Als er daran dachte, konnte auch er ein Lächeln nicht unterdrücken.

Rida hingegen sah ihn irritiert an. „Warum sollte er das nicht können? Verdammt, Alan, erzähle alles und lass mich nicht andauernd nachfragen. Schließlich wollen wir doch beide hier weg.“

„Er wird es nicht können, weil es sich nicht mit seiner Schwäche vereinbaren lässt. Nimar kann kein Blut sehen.“ Als er es aussprach, wurde sein Grinsen nur noch breiter.

„Er kann… er ist doch Attentäter?“ Das war eine Information mit der Rida eindeutig nicht gerechnet hatte.

Alan nickte zustimmend. „Ja, das ist er. Aber er ekelt sich vor Blut, es passt nicht in seine ästhetischen Vorstellungen. Natürlich kann er dir die Kehle durchschneiden und wenn du ihm Anlass dazu gibst, wird er das auch machen, aber danach wird er sich wegdrehen und dir keinen zweiten Blick gönnen. Er tötet gerne aus der Ferne, wo er die Schweinerei, die auf sein Konto geht, nicht sieht. Sein Opfer kann unter Qualen sterben und so ekelhaft wie möglich, damit hat Nimar kein Problem, aber das soll es nicht in seiner Nähe machen.“

„Und da bist du sicher?“

Alan hob die rechte Hand. „Ich würde darauf einen Eid schwören. Das hat er während seiner Ausbildung nicht abgelegt und das hat er auch jetzt nicht. Es ist eine zu große Schwäche, um sie einfach so abzustreifen. Deswegen hat Nimar auch immer jemanden, der die harten und körperlich anstrengenden Dinge für ihn macht. Früher war das ich, nun ist das wohl Terence.“

Das er einmal auf der gleichen Stufe wie Terence gestanden war, war nicht gerade eine erfreuliche Vorstellung. Im Grunde hieß das nämlich nur, dass er ein Werkzeug gewesen war. Wahrscheinlich schon damals, als er ihn vor anderen Kinder verteidigt hatte, die ihn wegen seiner Andersartigkeit aufgezogen hatten. Obwohl er da noch geglaubt hatte, das es sein eigener Wille war.

Diesmal nickte Rida, aber er wirkte trotzdem nicht zufrieden. Viel eher in Gedanken versunken und unzufrieden.

„Was ist?“ Hatte er noch etwas daran auszusetzen? Natürlich hatte er, ansonsten würde er nicht so nachdenklich wirken. So ein Verhalten konnte jemanden wirklich demotivieren. Bei ihm leistete es auf jeden Fall schon gute Arbeit.

„Nehmen wir einmal an, dein Plan funktioniert wirklich. Also wenn - und dabei liegt die Betonung auf wenn - es klappt, stört mich daran nur noch eine Sache.“

Also noch deutlicher hätte der Schwarzhaarige seine Zweifel nicht ausdrücken können. Genervt schnaubte Alan. Dieser Mangel an Vertrauen war wirklich erstaunlich. Zuerst misstraute er seiner Einstellung und nun seinen Fähigkeiten und seiner Menschenkenntnis. Wenn das so weiterging, würde er sich noch überlegen, ob er sich die Mühe machte und ihn mitnahm. Natürlich war das nur so ein Gedanke. Es war klar, dass sie beide zusammen fliehen würden, das war selbstverständlich. „Die da wäre?“

„Dass Nimar davonkommt. Immerhin ist es unsere Aufgabe ihn unschädlich zu machen.“

„Nein, es war unsere Aufgabe die Räuber aufzuspüren, das haben wir. Gut, dieser Auftrag beinhaltet möglicherweise auch sie unschädlich zu machen, doch das kann keiner von uns verlangen.“ Dafür würden sie eine Armee benötigen und nicht nur zwei Männer, egal wie gut sie auch waren. „Wir müssen Benedikt warnen und nicht hier einen Heldentod sterben, der gar keinen Sinn hat. Und wenn du hier stirbst in Erfüllung deiner Pflicht, ist auch niemanden geholfen. Das hier ist inzwischen eine ganze Meute, die schlagen auch zu, wenn ihr Anführer nicht mehr lebt. Und wer soll dann deinen Christian warnen?“

Oder um wen es Rida auch immer ging. Denn so opferte man sich nur auf, wenn einem jemand wirklich am Herzen lag. Dieses Phänomen hatte er schon oft miterlebt aber zum Glück noch nie an sich selbst. Denn auch wenn diese Aufopferung enorme Kräfte freisetzte, so gehörte dazu auch eine gewisse Verbissenheit und diese war nur schädlich.

„Zuerst retten wir uns, dann unsere Arbeitgeber und danach können wir uns um Nimar kümmern.“ Denn dieser war wie ein Hund. Wenn er einmal zugebissen hatte, ließ er nicht mehr los. Und Alan hatte nicht vor, sein Leben lang vor ihm wegzulaufen. Er hatte gedacht, dass er ihn nie wieder sehen und seine Ruhe von ihm haben würde, aber das war wohl ein Irrglaube gewesen. Nun mussten sie das untereinander regeln.

Alan sah wieder zu Rida, der zögernd nickte. So wirklich schien ihm diese Entscheidung nicht zu behagen, aber er schien die Logik, die dahinter steckte schon einzusehen. Zuerst sie, dann ihre Aufgabe und dann kam die Rache. Wobei der letzte Teil dann nur mehr ihn betraf. Rida hatte seinen Teil getan, sobald der Aufstand niedergeschlagen war.

„Dann hoffen wir, dass wirklich alles so funktioniert wie du es dir vorstellst.“

Alan nickte zustimmend. Das hoffte er auch, wenn er auch nicht so große Zweifel an der Sache hatte wie der Jüngere. Aber momentan blieb ihnen nur das Warten. Den nächsten Zug musste ihr Gegner machen.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 18
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Auch wenn er es ungern zugab, Alan hatte Recht. Das wurde Rida in den folgenden Tagen immer wieder klar. Es half niemanden, wenn er bei der Erfüllung seiner Pflicht den Tod fand. Viel wichtiger war, dass Christian und Benedikt gewarnt wurden. Allerdings hatte ihre Flucht im Moment vor allem Anderen Vorrang, denn wenn sie hier nicht herauskamen, waren alle Überlegungen müßig.

Jedoch schien Nimar mehr Geduld zu haben, als Alan gedacht hatte. Entweder das, oder die Zeit fing an sich zu dehnen, falls es aber nicht das war, so hoffte Rida, dass dies der einzige Punkt war, in dem sich der Ältere irrte. Denn ihre Pläne basierten im Großen und Ganzen nur auf dem Wissen und den Einschätzungen des Anderen. Wenn diese nicht stimmten, dann war ihr Plan nicht einmal die Worte wert, mit denen er geschmiedet worden war. Alan selbst schien das nicht zu beunruhigen. Dieser setzte weiterhin sein Training fort, so als wäre nichts gewesen. Jedoch hatte sich seine Laune gebessert, sehr zu Ridas Leidwesen. Nur ab und zu sah er nachdenklich an die Felswand und neigte seinen Körper zu beiden Seiten. Fast so als ginge er irgendwelchen Bewegungsabläufen nach, die nur er kannte. Aber Rida fragte ihn nicht danach, da er ihre Konversationen kurz halten wollte. Eigentlich redeten sie nur mehr miteinander, wenn es notwendig war, da Rida weitere Versuche unterband. Alan war wieder so arrogant wie zuvor und im Moment fand er dieses Verhalten einfach deplatziert. Er hatte genug andere Probleme, da wollte sich nicht auch noch mit Alans schlechtem Charakter herumschlagen.

Nach einer geschätzten Woche - Rida hatte schon seit längerer Zeit kein genaues Zeitgefühl mehr - kamen abermals Männer. Diesmal machte man sich keine Mühe, sie zu täuschen und so wurden sie von fünf Männern abgeholt und auch wurden beiden die Hände vor dem Körper gefesselt. So wurden sie wieder durch die Gänge geführt.

Rida bemerkte, dass sie wieder den Weg zu Nimars Höhle einschlugen, einen Weg, den er bereits kannte. So nutzte er die Zeit um die Fackeln zu betrachten. Nein, ein Muster war da wirklich nicht zu erkennen, aber auch in dieser Hinsicht musste er Alan vertrauen. Das war etwas, das ihm gar nicht gefiel, von einem Anderen und dessen Worten abhängig zu sein. Er war jemand, der alles selbst prüfte, nur dann fühlte er sich wirklich sicher. Das nun nicht zu können, hinterließ ein sehr ungutes Gefühl.

Diesmal wurden sie jedoch nicht in Nimars Höhle geführt, sondern bogen kurz davor in einen anderen Gang ab. Rida warf Alan einen fragenden Blick zu, doch diesen schien das nicht zu irritieren. Es wirkte beinahe so, als hätte er damit gerechnet. Momentan konnte Rida an dem Ganzen sowieso nichts ändern und ein Gespräch mit Alan war auch nicht möglich, so blieb ihm nichts übrig als abzuwarten.

Der Raum in den sie geführt wurden, erklärte Rida allerdings, warum sie nun nicht in Nimars Höhle geführt worden waren. Die Zeit der Diplomatie war vorbei. Egal wer diese Höhle eingerichtet hatte, er hatte sich austoben können. An den Wänden waren Ketten befestigt, die alle in unterschiedlich großen Eisenbändern endeten. Solche Ketten waren auch auf dem Boden befestigt und an der Decke. Ein Tisch stand an einer Wand auf dem Eisengegenstände lagen, die Rida nicht erkennen konnte. Jedoch änderte das nichts daran, dass er wusste was dort lag. Auch das Kohlebecken daneben ließ nichts Gutes erahnen. Auf einem Sessel, der wohl das einzig bequeme Möbelstück darstellte, saß Nimar und sah ihnen lächelnd entgegen. Bis auf zwei Wächter, die neben ihnen stehen blieben, zogen sich die Anderen rasch zurück. Auch Terence war anwesend, er stand neben Nimar und lächelte zufrieden. Anscheinend freute er sich auf das Kommende.

Eigentlich hatte Rida ihn nicht für einen Sadisten gehalten, doch da hatte er sich wohl geirrt, wie so oft in letzter Zeit. Zu seiner Verteidigung musste er jedoch auch bemerken, dass er ihn nicht wirklich kennen gelernt hatte, doch das tröstete ihn nur wenig.

„Also? Habt ihr euch entschieden?“ Nimar sah die beiden aufmerksam an.

„Auf welche der vielen Fragen, die du mir gestellt hast willst du eine Antwort?“ Alan erwiderte dessen Blick gelassen.

Das Lächeln des Schwarzhaarigen vertiefte sich etwas, als er sich vorbeugte. „Bei welcher hat sich deine Antwort geändert?“

Alan schüttelte den Kopf und besaß sogar die Dreistigkeit zu lächeln. „Bei keiner, aber ich wollte einmal nachfragen.“

Rida fand diese Frechheit faszinierend, nur war er sich nicht sicher, ob Alan sich diese leisten konnte. Aber er traute Alan zu, zu wissen was für ihn gut war und was nicht. Zumindest in dieser Situation.

„Es freut mich, das zu hören.“ Nimar erwiderte dieses Lächeln höflich. Dann lehnte er sich wieder zurück und richtete seine Aufmerksamkeit auf Rida. „Und du? Willst du dich uns anschließen, oder wenigstens die Informationen geben, die wir benötigen?“

Von einem Anschluss war in seinem Fall eigentlich nie die Rede gewesen, aber das kam sowieso nicht in Frage. Rida stand seinen Auftraggebern, seiner Familie treu gegenüber. „Das eine würde das Andere doch nicht ausschließen, oder?“

Wenn man sich für die Räuber entschied, dann sagte man ihnen doch bereitwillig was man wusste, oder? Wer stellte sich schon freiwillig auf die Seite der Verlierer? „Aber auch an meiner Antwort hat sich nichts geändert.“

„Schön.“ Man hörte Nimar deutlich an, das ihm diese Antwort nicht gefiel. „Terence, dann darfst du dich austoben. Aber bitte denk daran, dass sie danach noch reden müssen.“

„Ich werde es mir merken.“ Damit machte er eine Kopfbewegung und eine der Wachen packte Alan an der Schulter und ging mit ihm zu einer der Ketten die von der Decke hing. Seine Arme wurden nach oben gezogen und seine Fesseln an dem Haken der daran befestigt war eingehängt.

Terence ging zum Ende der Kette, die an der Wand befestigt war und zog daran, so dass Alan so hochgezogen wurde, dass er nur mehr mit den Zehenspitzen den Boden berührte.

Rida hatte eine gewisse Vorstellung wie schmerzhaft bereits diese Haltung war. Aber er konnte nichts machen, dass es dem Anderen erleichtern konnte. So wie er es verstanden hatte, würde Nimar ihn in jeden Fall foltern lassen und sogar töten.

Terence schien zu der Sorte Folterknechte zu gehören, die gerne mit Körpereinsatz arbeiteten. Anstatt dass er eines der Folterwerkzeuge zur Hand nahm, schlug er Alan einfach mit der Faust in Bauch und Gesicht. Es war zwar gut möglich, dass Alan das besser fand als die ganzen Folterwerkzeuge, weil das ein Schmerz war, an den man eher gewöhnt war, aber Rida fand es einfach nur primitiv.

Alan presste die Lippen aufeinander, darum bemüht keinen Laut von sich zu geben. Jeden der Schläge nahm er kommentarlos hin.

Nimar stand auf und gähnte. „Ich werde euch nun alleine lassen. Terence denke an meine Worte. Ich komme in zwei Stunden wieder.“

Er machte eine Handbewegung, sodass ihm die restlichen Wachen im Raum folgten. Rida runzelte die Stirn, da dies doch sehr leichtsinnig war. Aber vielleicht war es eine Falle? Egal, eine bessere Chance würde sich ihnen nicht mehr bieten.

Rida wartete noch einige Minuten ab, dann beschloss er einzugreifen. Gefesselt waren seine Chancen nicht sehr hoch, aber abwarten konnte er auch nicht, so einfach. Jedoch stoppte er schon nach dem ersten Schritt, da Terence sich zu ihm umdrehte.

Mit einem fiesen Grinsen schüttelte er nur den Kopf und hob tadelnd einen Zeigefinger. „Das würde ich nicht versuchen. Du bist noch früh genug dran.“

Rida nickte zustimmend, aber auch nur weil er sah, dass Alan die kurze Ablenkung nutzte um umzugreifen. Nun hatte er die Kette, die ihn hielt in den Händen. So konnte er sich jederzeit hochziehen

„Du irrst dich.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf Alans Lippen, wenn es bei seinen Wunden jetzt eher wie ein Grimasse wirkte.

„Ach und worin sollte ich mich irren?“ Terences Stimme klang höhnisch, als er sich wieder zu Alan umdrehte. Er war sich seiner Sache anscheinend sehr sicher.

„Du bist dran nicht wir.“ Damit umfasste er mit seinen Händen die Kette, die ihn eigentlich halten sollte, nutzte sie als Halt und verpasste Terence einen Tritt in den Bauch.

Dieser taumelte getroffen und völlig überrascht nach hinten und mehr benötigte Rida auch nicht. Mit einigen Schritten war er bei ihm und schlug ihm mit der Handkante gegen den Kehlkopf, sie brauchten keine Geräusche. Dann hob Rida seine gefesselten Hände und legte sie über Terences Kopf. Er bewegte sich so, das nun einer seiner Unterarme an dessen Hals lag und drückte zu. Rida überlegte nur einen Moment lang was ihnen mehr zugutekommen würde: tot oder bewusstlos. Seine Wahl fiel auf bewusstlos, wobei der den Tod sicher verdient hatte.

Als der Mann in seinem Griff erschlaffte ließ Rida ihn los und Terence sank zu Boden. Das alles hatte kaum mehr als ein paar Augenblicke gedauert. Kurz sah Rida sich um, bis er das Gesuchte fand. Rasch war er bei den Foltergeräten und löste seine Fesseln an der Schneide eines Messers. Es war unvorsichtig, sie mit so vielen Waffen alleine zu lassen. Mit dem Messer in der Hand, ging er zu Alan und schnitt ihn los.

„Danke.“ Alan rieb sich die Handgelenke und lächelte Rida dankbar an. „Du hast gut reagiert.“

„Noch sollten wir mit Lob sparen, wir sind noch nicht in Freiheit.“ Rida würde sich freuen, wenn er wieder in den Wäldern war. Davor war jede Euphorie übereilt, vor allem konnte er sie sich nicht leisten. Momentan forderte die Situation hier seine ganze Aufmerksamkeit.

Alan hielt sich nicht mit einer Antwort auf, sondern ging zu dem Tisch mit den Foltergeräten. Mit einem Blick, der zeigte, dass er wusste wie diese Dinge genutzt wurden, nahm er ein weiteres Messer in die Hand und etwas das wie ein Hackbeil aussah. Das Messer steckte er sich in den Hosenbund, so dass er wieder eine Hand frei hatte. Mit dieser nahm er einen Eisenstab, der eher nach einem Speer aussah, wenn er dafür auch viel zu kurz und dünn war.

Rida fragte sich wofür er diesen benötigte. Es gab genug andere spitze Gegenstände, die man benutzen konnte. Selbst begnügte er sich nur mit dem Messer, alle anderen Dinge hier widerten ihn an. Folter war etwas, dem er noch nie etwas abgewinnen hatte können. Warum sollte man einem Menschen Schmerzen zufügen, wenn dieser jedes Geheimnis bereitwillig offenbarte, wenn man nur die richtige Droge zur Hand hatte?

Alan ging zur Tür und kam dabei an Terence liegender Gestalt vorbei.

Rida sah die Bewegung, doch konnte er sie nicht mehr verhindern. Im nächsten Moment steckte der Stab auch schon in der Brust des Mannes.

Terence hustete noch einmal Blut und sackte dann endgültig in sich zusammen.

„Das war nicht nötig.“ Ridas Stimme klang ruhiger als er war. Denn innerlich war er über einen derartig, kaltblütigen Mord geschockt. Sie würden noch darüber reden, doch momentan war nicht der Zeitpunkt um einen Streit zu beginnen.

Alans Stimme bei der Antwort klang kalt. „Doch das war es. Und je schneller du das kapierst umso besser.“

Rida biss sich auf die Unterlippe, sonst wäre ihm eine sehr unfeine Entgegnung entkommen, die nun nicht wirklich passte. Stattdessen folgte er Alan. Zu ihrem Glück hatte diese Höhle eine Tür, was ihnen eben nur zugutegekommen war. Aber das war wohl auch der Zweck dieser Tür, es sollten keine Laute nach außen dringen.

Alan lehnte sich mit dem Rücken an die Wand neben der Klinke. Diese drückte er hinunter und öffnete die Tür einen Spalt. Scheinbar sah er nichts, da er die Tür aufschwingen ließ.

Im nächsten Moment erschien eine Faust in der Öffnung, die allerdings nur ins Leere traf. Alan aber packte die Hand geistesgegenwärtig und zog den Mann mit einem Ruck ins Zimmer, der ihn direkt gegen Rida taumeln ließ, der ihn ebenfalls mit einem Fausthieb begrüßte. Ridas jedoch traf den Mann direkt ins Gesicht.

Alan beobachtete das nur und schüttelte den Kopf, die Augen gegen Himmel verdrehend. Dann jedoch wagte er einen Blick auf den Gang und winkte Rida nur das er ihm folgen sollte.

Es war nur ein Wächter gewesen, was Rida auch als sehr unvorsichtig vorkam. Vor allem da er noch immer eine Falle dahinter vermutete. Doch das bedeutete, dass Nimar zwei seiner Männer einfach so geopfert hätte. Noch dazu einen der in seiner Hierarchie ziemlich hoch gestanden hatte. War ein Mann der einen solchen Verlust einfach so hinnehmen konnte, nicht noch gefährlicher als sie gedacht hatten?

Alan folgte inzwischen dem Gang in die linke Richtung. Rida stand vor der Tür und sah nach rechts, in die Richtung aus der sie gekommen waren. Er kannte den Weg zu Nimars Höhle, zuvor waren sie kurz davor abgebogen. Wenn er zurückging, dann konnte er die Biegung finden und die Sache zu Ende bringen. Alan alleine würde doch reichen, um die Anderen zu warnen, sollte es dann noch nötig sein. Natürlich hatte er mit Alan eine Abmachung, doch wog seine Verpflichtung Christian nicht doch noch schwerer? In Rida kämpfte sein Pflichtgefühl mit seiner Vernunft.

Ein letzter Blick in Alans Richtung besiegelte seinen Entschluss und er folgte dem Blondhaarigen. Auch wenn er vielleicht stark erschien, er war eben doch verprügelt worden. Dass er das nicht so einfach weggesteckt hatte, zeigte sein unsicherer Gang. Alleine würde er es niemals zurück zum Schloss schaffen und einer von ihnen musste es. Wenn er derjenige war, der es Alan ermöglichte dann musste es eben sein.

Als er an Alans Seite trat, warf ihm dieser nur einen abschätzenden Blick zu. „Bist du endlich vernünftig geworden?“

Trotz der gefährlichen Situation brachte Rida ein Lächeln zustande. „Ja, ohne mich schaffst du es nicht.“

Man merkte, dass Alan protestieren wollte, doch dann erinnerte wohl auch er sich an ihre derzeitige Lage und schwieg.

Rida übernahm die Führung, schon alleine weil er Alans Konzentration in seiner derzeitigen Verfassung nicht traute. Außerdem hatte er selbst gerne die Kontrolle über die Lage und mit ihm an der Spitze würde ihr Weg nicht nur mit lauter Leichen gesäumt sein. Ein Umstand der sein Gewissen ungemein erleichtern würde, auch wenn es leicht sein konnte, dass er das eines Tages bereuen würde.

Sein Blick orientierte sich an den Fackeln der Wände. Bei einer Kreuzung blieb er stehen und sah sich um. „Drei oder eine?“

Sie hatten sich noch nicht darauf geeinigt welchen sie folgen sollten. Das wollten sie machen, wenn es soweit war. Nun, dieser Moment war eben gekommen.

Alan ließ sich mit seiner Antwort Zeit und gerade als Rida sich zu ihm umdrehen wollte, kam die gewünschte Antwort.

„Eine. Wir nehmen den Weg mit der einen Fackel.“

„Einverstanden.“ Rida wandte sich nach rechts und folgte diesem Weg. Er schlug ein scharfes Tempo an, da er jetzt noch keine Rücksicht auf Alan nehmen konnte. Ihre Flucht konnte jeden Moment entdeckt werden und dann wollte er soweit wie möglich entfernt sein. Immerhin hatten sie ein Zeitfenster von zwei Stunden oder noch weniger, wenn die Wache rascher aufwachte. Jetzt hatte sie also begonnen, ihre Flucht aus der Gefangenschaft. Hoffentlich war sie von Erfolg gekrönt.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 19
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Alan lehnte sich erschöpft gegen eine der Wände. Dabei störte es ihn nicht, dass Rida, der eine Fackel in der Hand hielt, einfach weiterging, ohne sich nach ihm umzuwenden. Aber scheinbar gingen sie in die richtige Richtung, das zeigte alleine der Umstand, dass es keine Fackeln mehr gab. Der Punkt bis zu denen die Räuber die Höhlen erkundet hatten, lag schon weit hinter ihnen. Der Widerstand, auf den sie bisher gestoßen waren, verdiente diese Bezeichnung gar nicht. Um Zeit zu gewinnen hatte Alan die Männer getötet, auch wenn die Leichen gute Wegweiser für ihre Verfolger sein würden, aber gefesselt würden sie, wenn sie befreit waren, auch zu Verfolgern. Und Alan wollte zukünftige Gegner lieber jetzt schon ausschalten. Davon würde er sich auch von Ridas vorwurfsvollen Blick nicht abhalten lassen. Es war gut möglich, dass diese Männer Bauern gewesen waren, die daheim eine Familie hatten, doch nun waren sie Räuber und somit eine Bedrohung für sie. Und Alan hatte keine Gewissensbisse dabei Feinde zu töten.

„Was ist los?“ Nun war Rida doch stehengeblieben und sah zu ihm zurück. Seine Stimme war leise. Seit sie auf der Flucht waren, bestanden alle ihre Gespräche nur aus einen Flüstern.

Alan schüttelte den Kopf und stieß sich von der Wand ab. „Es geht schon.“

In Wirklichkeit ging es gar nicht, aber seine Schwäche würde er sich vor Rida niemals anmerken lassen. Terence dieser Mistkerl. Wenn er ihn nicht getötet hätte, würde er nun glatt umkehren, um dieses Versäumnis nachzuholen. Dabei bedauerte er es fast, dass man einen Menschen nur einmal töten konnte. Bei seiner Ausbildung hatte Nimar eindeutig gepfuscht, wenn dieser gleich so brutal zu Werke ging. Es gab eine Menge anderer Methoden, um jemanden Schmerzen zuzufügen, ohne ihn dabei zusammen schlagen zu müssen. Aber anscheinend war dieser Terence ein Sadist gewesen, sein Tod war kein Verlust.

Alan legte sich einen Arm um seinen Bauch, als er wieder zu Rida aufschloss. Dessen mitleidigen Blick ignorierte er. Das Letzte, das er nun benötigte war Mitleid. „Weiter, man sucht sicher schon nach uns.“

Etwas anderes war gar nicht möglich, denn sie irrten hier sicher schon etwas mehr als zwei Stunden umher, wenn man die Leichen nicht schon früher gefunden hatte.

„Bist du sicher, dass es einen zweiten Ausgang gibt?“ Rida bewegte die Fackel von einer Seite auf die Andere, damit ihm ja keine Abzweigung entging.

„Es ist ein wenig zu spät, sich Gedanken darüber zu machen, nicht?“ Aber Alan hoffte es stark. So gut wie jede Höhle hatte einen zweiten Ausgang, vor allem wenn sie in einem solchen Gebirge lag. Nur hoffte Alan, dass sie diesen fanden, bevor die Fackel ausging. Oder seine Kräfte erlahmten, wobei er sich nicht sicher war, was zuerst der Fall sein würde.

„Hörst du das?“

„Was?“ Alan hörte gar nichts, auch nicht als er angestrengt lauschte.

„Das.“ Rida sprach nun etwas lauter.

„Wenn du mir sagst, was du meinst, dann könnten wir uns dieses Rätselraten sparen.“ Alan klang wütend, wenn ihm Rida etwas sagen wollte, dann sollte er das machen. Er konnte wirklich nichts Seltsames wahrnehmen.

„Es hallt etwas.“ Rida beschleunigte seine Schritte, sodass Alan ihm nur mit Mühe nachkam.

Jetzt wo ihn der Schwarzhaarige mit der Nase darauf gestoßen hatte, hörte auch er es. Allerdings löste es ihn ihm keine solche Aufregung aus wie in Rida. Dass es hallte bedeutete nur, dass sie wieder eine größere Höhle vor sich hatten. Was sie benötigten war ein Ausgang.

Anscheinend war auch der Jüngere zu diesem Schluss gekommen, denn Alan hörte einen sehr fremdländisch klingenden Fluch. Dem Tonfall nach zu schließen hörte es sich zumindest wie einer an.

„Was ist? Doch nur wieder eine Höhle?“ Er schloss zu Rida auf und blieb mit einem Mal stehen. Auch er folgte dessen Beispiel und fluchte lauthals.

Es war keine Höhle, die sich vor ihnen auftat sondern ein Abgrund. Alan stieß mit dem Fuß einen Stein über den Rand und wartete, bis er einen Aufprall hören konnte. Es dauerte eine für ihn zu lange Zeit, bis man ein schwaches Geräusch hörte.

Rida sah ihn an und er erwiderte den Blick. Die Frage, die keiner wagte auszusprechen, war eindeutig. Was sollten sie nun machen?

Alan war der Erste, der das Wort ergriff. „Ich klettere da sicher nicht runter.“

Auch wenn er anscheinend keine andere Wahl hatte.

Rida sah sich suchend um und leuchtete mit der Fackel in jede Richtung. Erst nach einigen Minuten antwortete er. „Das musst du vielleicht auch gar nicht.“

Fragend sah Alan zu dem anderen und dann an die Stelle, wo er hin leuchtete. Zweifelnd schüttelte der Blondhaarige den Kopf. „Das kann nicht dein Ernst sein.“

Was Rida da als Möglichkeit präsentierte war ein schmaler Grat, der an der linken Seite wegführte. Er war ziemlich eng und erforderte sicherlich großes Geschick, von dem der ihn betrat.

„Entweder das,…“ Damit deutete er mit der Fackel auf den Grat. „…oder das.“

Damit leuchtete Rida in den Abgrund. „Denn ich denke, dass niemand von uns beiden umkehren will.“

Leider hatte der Schwarzhaarige Recht und selbst wenn nicht, Alan war sich nicht einmal sicher, ob er den Rückweg überhaupt wieder gefunden hätte. Aber diese Möglichkeit stand nicht einmal zur Diskussion. Immerhin wollte Nimar ihn tot sehen. „Also gehen wir.“

Alan wollte den Grat beschreiten, da hielt ihn Rida zurück. „Ich gehe als Erster.“

Er zwinkerte ihm lächelnd zu. „Schließlich habe ich die Fackel.“

Zweifelnd sah er den Jüngeren an, da er nicht verstand woher dieses Lächeln plötzlich kam. In seinen Augen gab es keinen Grund für Fröhlichkeit. Aber er ließ Rida trotzdem den Vortritt, da er Recht hatte. Derjenige mit dem Licht sollte vorgehen und selbst wollte er sich nicht auch mit einem zusätzlichen Gewicht belasten.

Sie kamen nur langsam voran, da Rida jeden Schritt doppelt testete, bevor er ihn wirklich machte. Bei einem derartig unsicheren Untergrund sicher kein Fehler. Alan hingegen gingen eine Menge Fragen durch den Kopf, bei denen er hoffte nie eine Antwort darauf finden zu müssen, weil sie nicht eintrafen. Was passierte, wenn ein Stück des Weges den Rida so sorgfältig testete einfach wegbrach und sie nicht mehr weiterkonnten? Was wenn der Weg einfach aufhörte. Was wenn die Fackel erlosch, während sie noch auf dem Grat waren? Was wenn einer von ihnen abrutschte?

Es waren eine Menge ‚Was wenn‘ Fragen, das war Alan klar. Ebenso wie ihm klar war, dass seine Sicht auf diese Dinge viel zu pessimistisch war, jedoch war das kein Grund sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Wenn es dann soweit war, war es vielleicht zu spät. Sie konnten es ja vielleicht für eine Zeit lang vergessen, aber es gab immer noch Verfolger, die möglicherweise bereits auf ihrer Spur waren, wenn sie im Dunkeln auch oft wahllos abgebogen waren.

Normalerweise konnte Alan jeder Situation etwas Optimistisches abgewinnen, aber je weiter seine körperliche Konstitution abnahm, umso mehr litt auch sein Optimismus darunter. Unter seinem Fuß löste sich ein Stein und Alan presste sich an die Wand, genau in dem Moment, in dem auch Rida eine Hand auf seine Brust legte. Wohl in der Absicht ihn zu stützen, jedoch war diese Situation nicht wirklich gefährlich gewesen. „Alles in Ordnung.“

Rida bewegte den Kopf, Alan nahm an, dass es ein Nicken war und zog die Hand wieder zurück. Sie folgten dem Grat noch eine Weile, dann blieb Rida stehen. „Warte kurz.“

Alan blieb stehen wie angewiesen und folgte Ridas Bewegungen mit den Augen. Auch wenn er nicht viel erkennen konnte. Der Andere schien an der Wand entlang zu tasten. Er deutete Alan noch stehen zu bleiben und ging noch einen Schritt und noch einen.

Langsam wurde Alan unruhig, da mit jedem Schritt der Schein der Fackel, die Rida trug schwächer wurde. Und er zog es vor seinen Weg zu sehen, vor allem jetzt.

Mit einem Mal verschwand Rida, wenn er auch noch den Schein der Fackel sehen konnte. Vorsichtig folgte er ihm und bemerkte eine Nische, oder einen weiteren Gang. Auf jeden Fall hatten sie wieder mehr Platz und mussten nicht bei jedem Schritt aufpassen.

Rida leuchte weiter in die Nische hinein. „Es geht da weiter. Ich werde mich umsehen, warte du hier.“

„Warum?“ Immerhin waren sie auf der Flucht und jede Minute zählte, wenn Alan auch nichts gegen eine Pause einzulegen hatte und sie im Gegenteil sogar sehr begrüßen würde. Jedoch würde er nie darum bitten.

„Weil es auch eine Sackgasse sein könnte und es reicht wenn einer von uns das herausfindet. Du bleibst hier und ruhst dich aus. Währenddessen sehe ich mich um. Wenn es wirklich eine Sackgasse ist, wiederholen wir das Gleiche bei der nächsten Möglichkeit nur mit geänderten Rollen. Lässt sich das mit deinem Stolz vereinbaren?“

„Ja.“ Alan stimmte nur widerwillig zu. Vor allem da Ridas letzte Worte ihm klar gemacht hatten, das er genau wusste, wie es wirklich um ihn stand.

„Also dann, ich bin bald zurück.“ Damit drehte sich der Schwarzhaarige um und folgte dem Gang.

Auch wenn er es ungerne zugab, er war erleichtert über diese Aufteilung. So müde war er schon lange nicht mehr gewesen. Hoffentlich hatte Terence nicht zuviel angerichtet.

Alan schloss die Augen und lauschte in sich hinein, aber er spürte keine allzu schweren Verletzungen. Mit einem Seufzen ließ er sich an der Wand hinabgleiten in eine sitzende Position. Das war wirklich um vieles besser als zu stehen. Seine Augen folgten dem Schein von Ridas Fackel, der schwächer und schwächer wurde, bis er gar nichts mehr sah. Geduldig wartete Alan auf dessen Rückkehr, schloss aber nicht die Augen. Er wollte, dass er sich an die Dunkelheit gewöhnte. Wenigstens hatte er keine Angst in im Dunkeln. Erst jetzt als er Zeit hatte, hörte wie sich sein Atem beschleunigt hatte und sich nur langsam beruhigte, sein Atem war auch das einzige Geräusch in der näheren Umgebung. Auch von Rida war nichts mehr zu hören, was ihn nun doch etwas unruhig machte. Selbst mit seiner antrainierten Selbstbeherrschung ließ sich die Unruhe nicht zurückdrängen, die mit jeder weiteren Minute stärker wurde. Sie hatten keine Zeitspanne ausgemacht, die er hier warten sollte, was vielleicht ein schlimmer Fehler gewesen war. Schließlich konnte Rida etwas passieren und dann würde er nichts davon erfahren. Allerdings ließ sich die Zeit hier unten auch ziemlich schlecht abschätzen.

Alan legte den Kopf in den Nacken und stützte seinen Hinterkopf so an der Wand ab. Es war eigentlich lächerlich, wie er seit der Flucht an Rida hing. So als ginge ohne ihn gar nichts mehr. Dabei sollte er das sogar alleine schaffen, aber er war realistisch genug, um zu wissen, dass es nicht ging. Momentan brauchte er Rida mehr als dieser ihn. In seinem derzeitigen Zustand war er nur eine Belastung, aber Alan wusste, dass ihn Rida deswegen nicht zurücklassen würde. Er selbst würde das unter Umständen machen, aber Ridas Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein standen diesem da im Weg.

Die Minuten vergingen schleppend und Alan wurde immer unsicherer, wie lang er Rida noch geben sollte. Nur dass er nicht viele Möglichkeiten hatte hier im Dunkeln. Entweder er wagte sich auf den Grat hinaus, was ohne Licht Selbstmord war, oder er folgte Rida, was ohne Licht auch ziemlich unsicher war. Im Grunde blieb ihm nur die Möglichkeit, zu warten und zu hoffen. Etwas, das ihm überhaupt nicht lag.

So war er umso erleichterter, als er wieder das Geräusch von Schritten hörte und er den Schein der Fackel wiedersah. Jedoch ließ er sich seine Erleichterung nicht ansehen. Das fehlte noch, dass Rida auch das mitbekam. Rida sollte ihn ruhig weiter für einen unbekümmerten, käuflichen Mörder mit schlechtem Charakter halten. Das war auch die Rolle, in der sich selbst am besten gefiel.

Langsam kam der Schein näher und er konnte Rida erkennen. An der Wand schob er sich wieder hoch und sah ihm entgegen. „Und?“

„Wir haben ein Problem.“

„Ach?“ Seiner Stimme fehlte jegliche Überraschung, warum auch. Dass sie ein Problem hatten war ihm schon seit Beginn ihrer Flucht klar. „Wäre mir gar nicht aufgefallen. Geht es da weiter oder nicht?“

„Schon, aber…“

Seine Antwort gar nicht ganz abwartend, setzte sich Alan in Bewegung. „Dann lass uns gehen.“

Natürlich war es dumm Rida nicht ganz zuzuhören, aber da er nicht weiter protestierte, konnte er Einwand nicht so gewichtig sein. Außerdem hatte Alan es satt, immer der zu sein, der Rida folgte, erst Recht nachdem ihm klar geworden war, wie sehr er auf ihn angewiesen war.

Sie gingen eine ganze Weile schweigend nebeneinander her. Mit der Hand wischte Alan sich über die Stirn, es war wirklich heiß hier unten und das schon seit man sie eingesperrt hatte. Aber sie hatten sich daran gewöhnt, bis zu ihrer Flucht wo sie sich doch schon wieder anstrengten. Da kam ihm er kühle Wind gerade Recht.

Mit einem Mal blieb er stehen, wie ein Hund der Witterung aufgenommen hatte. Und das hatte er auch. Wind bedeutete immer eine Öffnung, wo dieser hereinkommen konnte und eine Öffnung bedeutete einen Ausgang.

Noch einmal beschleunigte er seine Schritte, nur um nach einigen Metern entmutigt stehen zu bleiben. „Oh.“

„Ja, oh. Genau das wollte ich dir sagen.“ Rida blieb hinter ihm stehen.

Da war der Ausgang, beinahe in greifbarer Nähe und doch so weit entfernt. Alans Blick glitt an der Felswand hoch, bis er das Loch erreichte, durch das Sonnenlicht hereinfiel, so als wolle es ihn verhöhnen. Auch wenn man die Felswand besteigen konnte, so war die Öffnung doch gute hundert, wenn nicht sogar noch etwas mehr, Meter über ihnen.

Er drehte den Kopf zu seinem Begleiter. „Haben wir eine Wahl?“

Rida sah hinter sie, auf den Weg den sie gekommen waren und schüttelte den Kopf. „Nein, wohl nicht.“

„Nun, dann hoffe ich, dass du klettern kannst.“ Selbst hoffte Alan, dass ihn seine Kräfte nicht im Stich ließen, doch das würde er noch früh genug merken. Damit trat er an die Felswand und ertastete den ersten Vorsprung. Es gab keinen anderen Ausweg von dem sie wussten, also musste er da nun wohl hinauf.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 20
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ob er es schaffen würde? Rida war sich da nicht so sicher. Gerade aus diesem Grund kletterte er auch hinter ihm die Wand hinauf, auch wenn er sich nicht einbildete, dass er so etwas verhindern konnte. Wenn Alan ausrutschte, oder fiel, dann würde er ihn höchstens mitreißen. Und bei der Höhe, die sie bereits erreicht hatten, wäre es ein Wunder, wenn sie sich dabei nur verletzen würden. Viel wahrscheinlicher war, dass sie dabei ihr Leben verlieren würden. Leider hatten sie nicht genug Seil um sich gegenseitig zu sichern, doch Rida wollte es nicht einmal zu einer solchen Situation kommen lassen in der er ihn sichern musste.

Mehrere kleine Steine lösten sich unter Alans Füßen und kamen Rida entgegen. Dieser drehte nur den Kopf weg und schloss die Augen. Natürlich war es nicht klug direkt unter einem anderen zu klettern, weshalb Rida das auch nicht machte. Er kletterte etwas nach rechts versetzt unter ihm, aber noch immer befand er sich halb unter dessen Körper. Anders ging es nicht, wenn er rechtzeitig zupacken können wollte, wobei eine solche Rettungsaktion in seinen Augen ohnehin nicht mit Erfolg gekrönt wäre.

Da es in der Höhle bis auf die Geräusche, die sie selbst produzierten, leise war, konnte er auch den bereits schweren Atem des Blonden hören. Nun, er konnte nicht behaupten, dass sich seine Atmung besser anhörte, aber sie besaß nicht dieses rasselnde Nebengeräusch. Bei ihm war es nur die Anstrengung, aber er hatte Angst, dass es bei Alan vielleicht mehr, oder etwas schlimmeres war.

Alan über ihm hielt inne und als Rida aufsah, merkte er, dass auch der Ältere hinaufsah, Richtung Freiheit. Es war nicht die erste Pause dieser Art und die Häufigkeit mehrte sich. Alan war am Ende seiner Kräfte, dafür musste er nicht einmal sein Gesicht sehen, das sagte Rida dessen Körpersprache. „Nur mehr ein paar Meter.“

Das war die Wahrheit, doch war die Definition von ‚ein paar Meter‘ sehr dehnbar. Für ihn wäre das kein Problem gewesen, doch für Alan mochte das eine unüberwindbare Barriere darstellen.

Es dauerte etwas, bis eine Antwort von dem Älteren kam. „Ich weiß, ich mache nur eine kurze Pause.“

Auch wenn er das nie laut zugeben würde, Rida vermisste den spöttischen Unterton in Alans Stimme. Denn dieser hätte ihm wenigstens verraten, dass es Alan nicht allzu schlecht ging. Doch momentan hörte er sich nur mehr erschöpft an. Rida beschloss Alans Stolz und dessen Hochmut etwas zu reizen. „Und wie lange soll das gehen? Ich frage nur, damit ich weiß, ob ich anschieben muss, oder nicht.“

„Soweit kommt’s noch.“ Alan schnaubte, kletterte aber wenigstens weiter.

Es war gemein, was er machte, vor allem da er genau sah, wie erschöpft Alan war, aber er konnte später ausruhen. Er musste später ausruhen, wenn eine Pause keine zusätzliche Kraftanstrengung bedeutete.

Den restlichen Weg nach oben legten sie schweigend und ohne weitere Pause zurück. Jedoch musste Rida einige Male sichernd zugreifen, weil Alan immer öfter daneben trat. Eine Vorgehensweise, die für ihn auch nicht so positiv war, da sein Gewicht währenddessen immer auf einer Hand und seinen Beine lastete.

Das Loch war etwas schmaler als es von unten den Anschein gehabt hatte und Rida fürchtete einen Moment, dass sie nicht durchkommen würden. Alan jedoch fuhr zuerst mit den Händen durch und zog dann seinen Oberkörper nach.

Rida wollte schon dazu ansetzen etwas anzuschieben, doch da begann sich schon Alan zu bewegen. Eine Vorgehensweise, die Rida abermals dazu zwang, den Blick abzuwenden. Allerdings stellte sich Alan dabei sehr geschickt an. In seinen Bewegungen war eine Art Geschmeidigkeit, die man ihm in seinem Zustand gar nicht mehr zutraute. Aber irgendwie schaffte er es am Ende doch hinauszukommen und dabei auch noch das Loch zu weiten. So konnte sich Rida ohne größere Probleme aus dem Loch ziehen.

Neben der Öffnung kniend, verschnaufte Rida erst einmal. Alan lag bewegungslos daneben, schwer atmend. Dieser Aufstieg hatte ihm wirklich seine letzten Kräfte geraubt, von ihm sollte Rida heute nichts mehr erwarten.

Er hob den Kopf und sah sich um. Wirklich viel zu sehen gab es nicht. Es unterschied sich nicht sonderlich von der Felslandschaft, durch die sie hierhergebracht worden waren. Von dem Wald war nichts zu sehen, nur weitere Berge umgaben sie auf allen Seiten. Möglicherweise gab es zwischen ihnen einen Abstieg, oder es gab einen irgendwo, wo er jetzt noch keinen erkennen konnte. Die Sonne stand hoch, aber trotzdem war die Uhrzeit schwer einzuschätzen. Aber auch wenn sie keine Richtung hatten, etwas stand auf jeden Fall fest. Sie mussten hier weg.

Rida wollte nicht neben dem Loch auf die möglichen Verfolger warten. Sie mussten unbedingt weiter, doch Alan würde ihn im Moment nur behindern, weit würden sie nicht kommen.

Abermals unterzog Rida die nähere Umgebung einer genaueren Betrachtung. An Steinen herrschte hier kein Mangel, aber nur wenige hatten die richtige Größe. Er erblickte einen der für sein Vorhaben groß genug sein sollte und ging zu diesem.

Er stemmte sich mit seinem Gewicht dagegen und schob ihn über das Loch. Es war keine wirklich schwere Arbeit gewesen, doch er war auch nicht mehr im Vollbesitz seiner ganzen Kräfte, so setzte er sich noch einmal auf den Boden. Ein Blick zu Alan verriet ihm, dass dieser eingeschlafen war, wahrscheinlich schon in dem Moment, in dem sein Körper den Boden berührt hatte. Einerseits war es gut, weil er so neue Kräfte tanken konnte, andererseits schlecht, da er ihn so tragen müsste, wobei er seine eigenen Kräfte selbst brauchen würde.

Mit einem tiefen, ergebenden Seufzen stand er auf. „Hoffentlich bist du es wert.“

Damit beugte er sich neben Alan hinab und legte sich einen seiner Arme um die Schultern. Als er ihn aufzog, gab der Blonde ein Stöhnen von sich, das Rida aber ignorierte. Er musste mit ihm hier weg, wobei er sich, über die Richtung noch immer etwas unklar, nach links wandte. Wenn auch nur weil es in diese Richtung leicht bergab ging und er sich mit Alan als zusätzliche Last nicht noch unnötig belasten wollte.
 

Alan schlug die Augen auf und erblickte eine ihm unbekannte Umgebung. Auch wenn sein erster Reflex war sich aufzusetzen so wie jeder normale Mensch, so blieb er liegen. Erst einmal musste er sich einen Überblick über seine Umgebung verschaffen. War er wieder in Gefangenschaft, oder frei?

Schwach konnte er sich an ihre Flucht erinnern, wenn er auch nicht wusste, ob das Traum oder Realität gewesen war. Anscheinend war es Realität gewesen, da er ohne den Kopf zu drehen den Himmel sehen konnte. Auch wenn es dunkel war, so konnte er die Sterne erkennen und sogar einige bekannte Sternbilder. Kühlender Wind traf sein Gesicht, was ihn zu dem nächsten Problem brachte: sein eigener Zustand.

Alan wusste, dass ihm kalt sein musste. Es war immer noch früher Frühling, die Nächte waren kalt und ihm war warm. Wärmer als es sein sollte, immerhin hatten sie sicher keine Monate in ihrer Zelle verbracht. Das ließ nur einen Schluss zu,… er hatte Fieber. Und das war eine Erkenntnis mit der er, wenn sie wahr war, nicht überleben würde. Allerdings war das nur eine erste Einschätzung, er wollte nicht wissen, was da noch dazukam, wenn er sich erst einmal bewegte.

Doch noch immer wagte er dies nicht, wenn er auch glaubte, dass er alleine war. Wachen, oder Stimmen, die auf andere Menschen schließen ließen, hörte er auf jeden Fall nicht. Allerdings fiel ihm auf, dass sein Rücken deutlich wärmer war als der Rest seines Körpers. Er lag auf der Seite, also dürfte das gar nicht sein.

Nun wo er das aber erst einmal realisierte, fielen ihm auch andere Dinge auf. Dinge, die ihm eigentlich schon längst hätten auffallen müssen. Der leise Atem, den er hinter sich spürte, war nur ein Teil davon, viel eher hätte ihm das Gewicht um seine Mitte auffallen müssen. Der Verteilung nach müsste es ein Arm sein.

Rida. Das war die einzig logische Erklärung. Natürlich würde er ihm unter normalen Umständen nie so nahe kommen, das hatte er schon letzten Sommer probiert, aber das war keine normale Situation. Momentan brauchten sie jegliche Wärme, die sie bekommen konnten und Körperwärme war da am effektivsten.

„Bist du tot, oder wach?“

Ridas Stimme und vor allem dessen Atem an seinem Nacken ließ ihn ihm ersten Moment zusammenschrecken. Vor allem weil ihn diese Frage irritierte. Erst einen Moment später, fiel ihm auf, dass er zuvor wahrscheinlich unwillkürlich den Atem angehalten, als er den anderen Körper an sich gespürt hatte.

„Also wach.“

Bildete sich Alan das ein oder hörte er da wirklich einen bedauernden Unterton heraus? Jedenfalls schaffte er es, sich zu einem Lächeln durchzuringen. „Ja, tut mir leid, wenn ich deine Erwartungen enttäusche.“

„Was nicht Neues wäre.“ Alan spürte, wie sich Ridas Hand um seine Mitte zurückzog. Fast wollte er danach greifen und sie festhalten, aber nur fast. Schließlich war er ein Mann und kein Mädchen das ständig fror und Wärme benötigte. Etwas das er bei Juliet hatte beobachten können. Egal wie viele Schichten an Kleidung Frauen trugen, ihnen war ständig kalt. Und die Kälte war natürlich der einzige Grund aus dem er Bedauern empfand.

„Aber da dann die ganze Mühe dich hierherzubringen umsonst gewesen wäre, bin ich froh, dass du nicht tot bist. Vor allem hätte ich das Benedikt erklären müssen.“ Auch wenn er den Arm zurückgezogen hatte, so rückte er nicht ganz von Alan ab.

„Ja, das wäre wirklich ein Drama gewesen.“ Alan konnte den ätzenden Unterton in seiner Stimme nicht ganz zurückhalten. Irgendwie störte ihn dieser, wenn auch nur vorgeschobene Grund.

Es dauerte einen Moment bis Rida wieder sprach. „Wie geht es dir?“

„Ich fühle mich wie erschlagen. Nein, Moment ich wurde ja geschlagen. Ehrlich gesagt habe ich mich noch nicht bewegt und ich verspüre auch kein Bedürfnis danach.“ Vor allem weil er ahnte, dass dabei nichts Erfreuliches herauskommen würde.

Nun löste sich Rida doch vollends von ihm. „Nun, du wirst aber nicht darum herumkommen. Wir müssen immerhin aus diesem Gebirge heraus. Ich befürchte, dass wir ohne Nahrung und Wasser sonst nicht lange überleben.“

Er bewegte sich und Alan vermutete, dass er sich aufsetzte. „Eine Flucht kann man deutlich besser planen, aber in Anbetracht der Umstände…. Wir können froh sein. es geschafft zu haben. Jedenfalls bis hierher.“

„Und nun? Willst du dich zum Sterben hinlegen?“ Dieser Pessimismus war ja nicht auszuhalten. Alan drehte sich auf den Rücken. Gut, die Arme funktionierten und es gab auch keinen Schmerz, wenn er diese bewegte. Ebenso war es mit den Beinen, wenn seine Muskeln auch etwas protestierten, nach der Kletterpartie. Den Kopf konnte er auch bewegen, wie er bereits festgestellt hatte. Eigentlich funktionierte alles an seinem Körper einwandfrei, es gab allerdings auch einen guten Grund, warum er keine Anstalten machte sich aufzusetzen. Allerdings würde er wohl nicht darum herumkommen, irgendwann würde er aufstehen müssen.

Also machte er Anstalten und sofort kamen die erwarteten Schmerzen. Trotz des Stechen in seiner Brust und vor allem im Bauchbereich, richtete er sich in eine sitzende Position auf. Ridas Hände, die nach seinem Oberteil griffen und es hochhoben, wollte er abwehren, ließ es nach kurzer Überlegung aber. Wenn die Überlegung auch in erster Linie dorthin ging, das er ohne seine sich abstützenden Hände wohl kaum weitersitzen konnte. Anderseits konnte Rida möglicherweise etwas gegen die Schmerzen machen, wenn er endlich damit aufhören würde, es durch seine Berührungen nur noch schlimmer zu machen.

„Du hattest Glück, es sind nur Prellungen und Blutergüsse.“

Das verbuchte man also seit neuesten unter Glück? Dann wollte er nicht wissen, wie Rida Unglück interpretierte. Aber er spürte, dass er Recht hatte. Es war alles nur äußerlich, vielleicht hatte Nimar seinen Lehrling doch gut ausgebildet, was diese Sache anging. Immerhin hatte Terence die Aufgabe bekommen, ihn nicht zu sehr zu beschädigen. „Ja, was bin ich doch für ein Glückspilz.“

Rida warf ihm bei diesem Kommentar nur einen missbilligend Blick zu, bevor er aufstand. „Wenn wir den Wald erreichen, kann ich möglicherweise etwas für dich machen. Wenn ich die richtigen Pflanzen finde.“

Also nicht, denn auch wenn man es Frühling nannte und kein Schnee mehr lag, so glaubte Alan nicht das schon allzuviel blühte. „Dafür müssen wir ihn erst einmal erreichen.“

Er wollte aufstehen, gab aber nach einigen Bewegungen schon wieder stöhnend auf. Mit zusammengebissenen Zähnen hielt er sich die Seite.

„Leider haben wir nichts um einen stützenden Verband anzulegen.“ Rida ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen. Man merkte, dass er Alan absichtlich nicht ansah, so als wolle er dessen Schwäche nicht sehen.

Alan war das eigentlich nur Recht, so einen kleinen Ausrutscher von seiner Seite musste man auch nicht kommentieren oder gar registrieren. Allerdings würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als seinen Stolz zurückzunehmen. Ansonsten käme er nicht einmal vom Boden hoch. Vom Gehen wollte er bei diesem unwegsamen Untergrund gar nicht reden. Es wäre schon schwer genug darauf zu gehen ohne das man verletzt war. Er war klug genug, um das einzusehen.

So streckte er eine Hand in die Höhe, wandte aber den Blick ab. „Ich brauche Hilfe.“

Er ließ einige Augenblicke verstreichen. Das nächste Wort kostete ihn noch mehr Überwindung als die eben gesagten. „Bitte.“

Rida ergriff die Hand und zog ihn auf die Beine. Dabei achtete er nicht auf Alans Stöhnen, denn ansonsten würden sie heute nicht mehr von der Stelle kommen. Sich dessen Arm um die Schultern legend, stützte er den Älteren. „Achte darauf, wo du deine Beine hinsetzt.“

„Ich bin kein kleines Kind mehr.“ Auch wenn er im Moment ebenso hilflos wie eines war. Obwohl selbst ein Kleinkind vor einem Feind weglaufen konnte, Alan war sich nicht einmal sicher, ob er das lange könnte. Aber sicher nicht auf diesem Untergrund, wo sich schon bei einem normalen Schritt eine kleine Gerölllawine in Bewegung setzte.

Rida schien diesen Kommentar einfach übergehen zu wollen, da er nicht antwortete. Stattdessen richtete sich sein Blick auf den Sternenhimmel. „Ich kenne ein Dorf am Fuße dieses Gebirges. Es liegt im Süden und dorthin sollten wir uns wenden. Wir benötigen Vorräte und Pferde. Ich weiß nicht, ob wir beides dort finden, aber vorranging sind sowieso die Vorräte.“

Toll. Rida sagte ihm damit nichts anderes, als dass dieses Dorf zu arm war, um sich Pferde oder wenigstens Ackergäule zu leisten. Das bedeutete andererseits auch nichts anderes, als dass es schwer werden würde dort etwas von ihren Vorräten zu bekommen. Noch dazu weil sie außer ihren Waffen und dem was sie am Körper trugen, nichts hatten. Wenn diese Menschen Rida nicht kannte, was er nicht annahm, dann müssten sie stehlen. Nur glaubte Alan nicht, dass Rida das mit seiner Moral vereinbaren konnte. Immerhin bestahlen sie dann Leute, die viel ärmer waren als sie. Nun, das war aber nicht sein Problem. Momentan befanden sie sich in einer Notlage und Alan würde alles tun um das zu ändern. Sie konnten nicht sonderlich wählerisch sein. „Dann gehen wir zu diesem Dorf. Eine andere Wahl haben wir sowieso nicht.“

Es gefiel ihm eindeutig nicht, wie oft sie in letzter Zeit keine andere Wahl hatten. Hoffentlich wandte sich das Glück bald wieder zu ihren Gunsten.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 21
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Er hatte Hunger und das gab er unumwunden zu. Rida war nicht jemand, der sich selbst belog, vor allem weil das nie ein Problem beseitigte. Das galt für alle Lügen egal wem gegenüber.

Sie waren nun schon einige Zeit unterwegs und Alans Gewicht zusätzlich zu seinem eigenen zeigte langsam eine unangenehme Wirkung. Noch dazu weil dieser mehr von ihm geschleppt werden musste, als das er selbst ging. Rida konnte das verstehen, was aber nicht hieß, dass er darüber erfreut war.

Seltsamerweise war der Hunger stärker als der Durst, obwohl dieser eher das Problem werden würde. Man konnte länger ohne Essen überleben als ohne Wasser. Allerdings war Rida zuversichtlich, dass es hier irgendwo Wasser geben musste. Quellen entsprangen immer in den Bergen, das war eine Tatsache. Rida hoffte nur darauf, dass sich eine davon in ihrer Nähe befand. Er wagte es nicht, Alan irgendwo abzusetzen und das Gebiet auf eigene Faust zu erkunden, nicht einmal die nähere Umgebung. Es gab zuviel, das Alan in dieser Zeit passieren konnte, oder eher was ihn finden konnte. Das traf auf Verfolger ebenso zu, wie auf wilde Tiere. Wölfe waren hier zwar kaum eine Gefahr, aber Bären sollten in den Bergen keine Seltenheit sein. Auch wenn das nur die Vermutungen der Bauern waren, die besagten: In den Bergen gibt es immer Bären, nicht?

Rida gab nicht viel auf solche Gerüchte, aber es steckte doch ein Körnchen Wahrheit in diesen Worten. In den meisten Bergen, gab es wirklich Bären, allerdings wäre das nur von Vorteil für sie. Denn dann gäbe es auch Wild, das er jagen könnte. Nur glaubte Rida nicht, dass hier ein Bär lebte, es gab ja nichts, von dem er sich ernähren könnte. Jedenfalls hatte er noch nichts dergleichen gesehen.

„Setz mich ab.“ Alans Stimme war zwar schwach, jedoch bestimmend.

In der Annahme, dass sich der Ältere ausruhen wollte, setzte er ihn auf dem Boden ab. Das gab auch ihm eine unerwartete, aber nicht ganz unerwünschte Ruhepause. Wenn Rida auch wusste, dass sie sich das nicht zu oft erlauben konnten. Sie sollten so viel Weg zurücklegen, wie sie konnten, solange sie noch die Kraft dazu hatten.

„Du solltest alleine weitergehen, jedenfalls für eine Weile. Ich behindere dich nur und wenn wir in die falsche Richtung gehen, dann sogar unnötig. Suche den richtigen Weg und hole mich dann.“ Alan schaffte es zu lächeln. „Oder lass mich einfach hier zurück.“

Empört sah Rida ihn an, doch schaffte er, nicht das so entschlossen zu vermitteln, wie er gewollt hätte. „Das würde ich nie!“

„Ich weiß und nur weil ich das weiß, mache ich auch diesen Vorschlag. Aber es ist besser zu wissen, dass man sich in die richtige Richtung bewegt, vor allem wenn man eine Behinderung hat.“

Er sprach es nicht aus, aber Alan wusste, was er momentan für eine Behinderung war, das sah Rida an seinem Gesichtsausruck. Und es fiel dem Blonden nicht leicht, das zuzugeben. „Aber ich kann dich nicht hier zurücklassen. Was ist mit den Verfolgern, oder wilden Tieren.“

Alan lehnte sich an einen Felsen in seinem Rücken und schüttelte den Kopf. „Es wird beides nicht geben. Hier gibt es nichts, von dem ein Raubtier dauerhaft leben könnte. Und die Bären sind noch im Winterschlaf, oder gerade dabei aufzuwachen, doch die leben sowieso näher bei den Wäldern. Und Verfolger wird es keine geben.“

„Woher willst du das wissen?“ Rida war sowieso verwundert, dass es bis jetzt so einfach gegangen war. Natürlich gab es Verfolger, die gab es immer. Nur wunderte er sich, dass er noch keine gesehen hatte.

„Weil ich uns keine nachschicken würde. Das ist Verschwendung von Männern. Ich würde meine Leute im Wald auf die Lauer legen. Wenn die Betreffenden dann aus den Bergen kommen, erschöpft und froh das überlebt zu haben, schwächt es ihren Geist mehr sie dann gefangen zu nehmen.“ Alans graue Augen richteten sich auf Rida, es lag ein gefährlicher Glanz darin. „Ich würde es so machen und Nimar auch. So wurden wir ausgebildet. Den Gegner nur demoralisieren, mit seinen Ängsten zu spielen, das ist ein leichtes für uns. Ein gebrochener Gegner macht zwar keinen Spaß mehr, aber es vereinfacht die Sache.“

Es war zwar eine schöne Theorie, wenn auch etwas verstörend, jedoch hatte sie einen gewaltigen Haken. Rida schüttelte den Kopf. „Das mag sein, aber woher soll Nimar wissen, wo wir die Berge verlassen. Wir wissen ja selbst nicht einmal, wo wir uns befinden.“

„Das muss er auch gar nicht.“ Der Blick des Anderen glitt in die Ferne, bevor er Ridas Blick wieder erwiderte. Seine Stimme klang ernst, als er den Jüngeren mit der Tatsache bekannt machte. „Er kennt unser Ziel.“

Ridas Augen weiteten sich entsetzt bei diesen Worten. Das stimmte und daran hatte er noch gar nicht gedacht. Nimar musste sie gar nicht suchen, weil er wusste wohin sie wollten. Er musste einfach nur dort, oder besser in der Nähe warten, dann würden sie ihm irgendwann in die Arme laufen. Außerdem hatte Nimar klar gemacht, das er kein so großes Interesse an dem Auftrag hatte, sondern nur an Alan. „Aber er kann doch gar nicht wissen, dass du dorthin zurückkehrst. Und er ist mehr an dir interessiert, als an Benedikts Familie.“

„Was ihn nicht davon abhält seinen Auftrag zu erledigen. Er kann es sich nicht leisten, einfach alles so hinzuschmeißen. Ein Attentäter der nur halbe Sachen macht, bekommt keine Aufträge mehr. Schlimmer noch, man könnte auf den Gedanken kommen, ihn selbst aus dem Weg räumen zu lassen.“ Eine Hand auf seinen Bauch legend, atmete Alan einmal tief ein. „Mich kann er jederzeit wiederfinden.“

Rida musterte ihn eingehend. Auch wenn er Schmerzen und möglicherweise Fieber hatte, so war es nicht so schlimm. Immerhin war sein Verstand noch klar, sonst würde er nicht zu solchen Schlussfolgerungen kommen. Schlussfolgerungen, die ihm zwar nicht gefielen, aber durchaus logisch waren. „Und? Wirst du trotzdem mit mir zurückkommen?“

Das war eine sehr wichtige Frage, was ihn aber nicht daran hindern würde, ihn zumindest bis zum nächsten Dorf zu bringen.

Kurz die Augen schließend, schwieg Alan. Dann nickte er bedächtig. „Ja, das werde ich. Ich habe zuviel Anstrengung in diese Aufträge gelegt um nun unverrichteter Dinge zu gehen.“

Schöne Worte für eine sehr banale Sache wie Rida fand. Nun er war kein Freund von Umschreibungen. „Geld. Du hast zuviel Geld verdient, um einfach ohne es zu gehen.“

Alan lachte spöttisch und der Blick mit dem er Rida maß war amüsiert. „Ja, so kann man es auch sagen.“

Dass er sogar in dieser Lage nur an sein Geld dachte, sagte einiges über ihn aus. Nur leider konnte Rida daran nichts Positives erkennen. Kaum waren sie wieder frei, dachte er schon wieder an sein Gold, aber wenigstens zeigte das, dass es Alan nicht allzu schlecht gehen konnte. Das erleichterte Rida schon enorm. Wenn Alan ihm hier gestorben wäre,… nein das konnte er sich nicht einmal vorstellen. Schon alleine weil diese Option für ihn nie in Frage gekommen war. Aber er hatte nun auch wichtigere Dinge zu klären. „Das heißt also unabhängig davon, ob wir zurückkehren oder nicht, er wird seinen Auftrag erledigen?“

Von dem plötzlichen Themenwechsel unbeeindruckt zuckte Alan nur mit den Schultern. Jedenfalls versuchte er es, zuckte nach der angefangen Bewegung aber zusammen und unterließ den Rest. „Ja, aber er wird warten, ob wir nicht doch zurückkommen. Er kann dich nicht einschätzen, das ist unser Vorteil. Oder auch eher der deiner Auftraggeber, es verschafft ihnen Zeit.“

„Dann müssen wir uns beeilen.“ Jedenfalls mussten sie Christian und Benedikt eine Nachricht zukommen zu lassen, egal ob sie diese überbrachten oder nicht.

„Was willst du machen? Laufen? Ich fürchte, das wird nicht in Frage kommen, nicht solange du deine Moralvorstellungen beibehältst und dich mit mir belastest.“

Rida sah nur mit einem zweifelnden Blick zu Alan hinab. Langsam hatte er von dieser Einstellung genug. Aus diesem Grund ging er in die Hocke und packte Alan am Hemd. Seinen Verletzungen keine Beachtung schenkend, zog er ihn so näher an sich heran. „Langsam bekomme ich das Gefühl, du willst die Flucht gar nicht überleben. Wenn das wirklich so ist, dann sag mir das bitte jetzt, damit ich nicht zuviel Rücksicht auf dich verschwende. Sollte ich mich aber irren, dann hör bitte mit diesem Gejammer auf, es belästigt meine Ohren.“

Alan sah ihn nur einen Moment verirrt an. Dann hob er seine Hand und löste Ridas Griff von seinem Oberteil, woraufhin er wieder gegen den Felsen zurücksank. Auf seinen Lippen lag ein zufriedenes Lächeln. „Weißt du langsam glaube ich wirklich, dass die ganzen Adeligen auf dich abgefärbt haben. Gut, du willst also meinen Optimismus zurück. Sicher, dass du damit zurechtkommst?“

Bei dieser Frage lag eine unausgesprochene Herausforderung in seinem Blick.

Sich wieder aufrichtend, erwiderte Rida das Lächeln. „Das lass nur meine Sorge sein.“

Er sah sich kurz um und seufzte. „Ich werde dann einmal gehen. Ich bin bald wieder zurück.“

Alan winkte nur ab. „Lass dir ruhig Zeit, wir haben ja genug.“

Wenn er Alans Worten glauben konnte und Rida war sich sicher, dass er das konnte, es klang alles viel zu schlüssig, dann hatten sie genau das nicht. Deswegen zögerte auch nicht lange und bewegte sich rasch von Alan weg. Er hatte nicht vor sich weit von ihm zu entfernen, aber er musste zumindest Wasser finden, das hatte die höchste Priorität.
 

Alan sah Rida nach und als dieser endlich weit entfernt war, ließ er den Kopf zurücksinken und stöhnte schmerzerfüllt. Die ganze Zeit hatte er sich zusammengerissen, um sich seinen Schmerz nicht anmerken zu lassen. Jetzt wo er alleine war, konnte er dem endlich nachgeben. Diese Pause hatte er nicht erbeten, um seinen Vorschlag zu unterbreiten, sondern einfach weil er nicht mehr weiterkonnte. Auch wenn keines seiner Worte gelogen war. Nein, es war sogar so, dass es ihm als er darüber redete, immer mehr als die möglichste Aussicht erschien.

Doch sein Problem war nicht, was ihn erwartete, wenn sie das Ziel erreichten, sondern dass er es erreichten. Zwar hatte er keine Lust auf den Kampf mit dem Bauernpack, aber Nimar, ja Nimar war eine andere Sache. Diesen würde er sogar ohne Bezahlung töten. Aber da er ja der Anführer dieser Rebellion war, ging das glücklicherweise Hand in Hand mit einer Belohnung.

Doch zuerst musste er erst einmal gesund werden und dafür benötigte er Flüssigkeit und Schlaf. Und zwar viel davon, mehr als ihm im Moment zur Verfügung stand, oder er sich leisten konnte. Er wusste genau was Fieber mit einem Menschen anstellen konnte, wenn sogar die primitivsten Mittel fehlten, um dagegen anzukämpfen. Aber er hatte nicht vor, so zugrunde zugehen. Eigentlich sah sein Plan für die Zukunft vor, erst als Greis zu sterben. Bei seiner Berufswahl zwar keine sehr realistische Aussicht, aber Alan sah sich als jemanden, der vor keiner Herausforderung zurückschreckte. Selbst wenn sie Dinge betrafen, die er nicht beeinflussen konnte, wie den Zeitpunkt seines Todes. Aber zum Glück konnte er es soweit beeinflussen, dass er keines vorzeitigen Todes starb, er musste einfach besser sein als die Anderen und das war er. Jedenfalls war er das bis jetzt gewesen. Nimar, dieser Mistkerl, mit ihm hatte er einfach nicht gerechnet und genau deswegen hatte ihn dieser auch so überrumpeln können. Er hatte gewusst, dass einer der Männer ein Spion gewesen war, es gab immer einen Verräter in einer Gruppe, aber Nimar hatte jemanden eingeschleust, der kaum auffiel. Weil es einen solchen auch in jeder Gruppe gab. Aber auch mit diesem Verräter würde er noch abrechnen.

Rida hätte sich seine Worte zuvor sparen können, Alan hatte genug Gründe weiterzuleben, er war eben nur realistisch. Und im Moment konnte die Realität eben ihren Tod beinhalten, wenn das auch der schlimmstmögliche Ausgang wäre. Einer bei dem Alan froh wäre, wenn er sich geirrt hätte.

Allerdings war es schon eine Frechheit von Rida, zu behaupten, er würde seine Ohren belästigen, das nahm er wirklich persönlich. Aber wenn er seinen Sarkasmus zurückhaben wollte, das konnte er gerne haben. Sobald er sich wieder etwas besser fühlte und er wieder alleine gehen konnte. Es war nicht klug, den Menschen zu verärgern, der einen den meisten Weg trug.

Alan schloss kurz die Augen um diese auszuruhen, jedenfalls redete er sich das ein. Das nächste, das er wahrnahm war ein Stoß gegen seine Schulter. Mit einer hastigen Bewegung und einem Stöhnen zog er ein Messer, das er aus der Folterkammer mitgenommen hatte, traf aber nichts. Dann erst nahm er seine Umgebung wahr und bemerkte Rida, der gerade weit genug von ihm entfernt stand, um nicht in seinem Aktionsradius zu sein. Verwirrt blinzelte er. „Was…?“

Das nächste, das man von ihm hörte, war ein sehr einfallsreiches Fluchen, als er selbst auf die Antwort dieser Frage kam. Er war eingeschlafen und das in einer Situation, die eine hohe Konzentration von ihm gefordert hätte.

„Ich habe Wasser gefunden.“ Rida kam zu ihm und half ihm wieder auf die Füße. Alans Arm legte er sich wieder um seine Schultern.

Alan stöhnte gequält, wusste aber, dass es sein musste. Er hatte lange genug pausiert, wie ihm ein Blick auf den Himmel bewies. Die Morgendämmerung hatte schon begonnen.

Rida zog ihn durch die Gegend, auch wenn Alan versuchte mit ihm Schritt zu halten. Was aber nur dazu führte, dass er öfters stolperte als ging, was sie doch ziemlich aufhielt.

Nach einer Ewigkeit wie ihm schien, erreichten sie wirklich eine kleine Quelle. Ein wenig Gestrüpp wuchs darum herum, das mit etwas Mühe sicher einmal ein Gebüsch werden konnte. Die Quelle selbst war nur Wasser, das aus dem Fels rann, sich in einer Pfütze sammelte und dort verschwand, wahrscheinlich um wieder unterirdisch weiterzulaufen. Für Alan war es jedenfalls die schönste Quelle, die er jemals gesehen hatte.

Rida ließ ihn daneben auf die Knie sinken und Alan wölbte die Hände, um das Wasser aufzufangen. Rida hatte sicher schon getrunken, als er sie gefunden hatte. Da er sich wie ausgetrocknet fühlte und weil das Wasser nur in kleinen Mengen aus dem Fels hervortrat, dauerte es eine Weile, bis er fertig war. Auch wenn es nur Einbildung war, aber er fühlte sich besser.

„Schlaf ruhig, ich werde Wache halten.“

Alan rutschte etwas von dem Wasser weg und sah Rida kritisch an. Dieser war sicher noch erschöpfter als er und hatte noch weniger Schlaf als er selbst gehabt. Jedoch ahnte Alan auch, dass er ihm so keine große Hilfe sein würde. Nur aus diesem Grund nickte er ohne ein weiteres Wiederwort, weil er wusste, dass er dem Jüngeren nur gesund eine Stütze sein konnte. Deswegen musste er alles daran setzten um wieder zu Kräften zu kommen. So legte Alan den Kopf auf seine Hände und schloss die Augen. Aber auch wenn er sich wegen der ungerechten Aufteilung schlecht fühlte, so dauerte es dank seiner Erschöpfung nicht lange, bis er eingeschlafen war.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 22
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Müde blinzelte Alan, als ihn die Sonne blendete. Er hob eine Hand, um sich gegen das ungebetene Licht zu schützen. Jedoch schaffte das nur sehr bedingt Abhilfe.

So blieb ihm nichts anderes übrig, als vollständig aufzuwachen und daher setzte er sich schwerfällig auf. Sein Blick irrte über die Umgebung und er benötigte einen Moment um zu begreifen, was er suchte. Rida, denn genau dieser fehlte in seinen Landschaftsbetrachtungen. Hastig drehte er sich um, um auch alles abzusuchen, was in seinem toten Winkel lag. Etwas, das ihm sein Oberkörper nicht gerade dankte. Aber das war momentan sein kleinstes Problem. Wo war Rida?

Alan kämpfte das panische Gefühl nieder, das in ihm hochgestiegen war. Die Augen schließend, atmete er tief ein und aus, solange bis er das Gefühl hatte, dass er sich beruhigt hatte. Erst dann öffnete er wieder die Augen. Es gab ganz bestimmt eine plausible Erklärung dafür. Außerdem brauchte er ihn nicht, er war dafür ausgebildet alleine zu überleben. Ja, nur nicht unter diesen Umständen, er konnte sich ja kaum auf den Beinen halten. Alleine würde er nie aus diesen Bergen kommen.

Abermals schloss er die Augen und wiederholte die Atemübungen. Ruhig, er musste ruhig werden, nur so konnte er logisch nachdenken. Panik half niemanden, vor allem, da Rida ihn sicher nicht so einfach zurückgelassen hätte. Er schon, doch Rida war dumm und hielt sich an seiner Moral fest, auch wenn sein Selbsterhaltungstrieb ihm etwas anderes riet. Wie hatte er gesagt? Er war dafür ausgebildet andere Leute zu beschützen und dazu gehörte auch verletzte Leute nicht einfach zurückzulassen. So gern er das vielleicht auch machen würde.

Genau, Rida würde ihn nicht so einfach zurücklassen, das lag nicht in seiner Natur. Ansonsten hätte er ihn wohl auch nicht bis hierhin mitgezerrt. Das widersprach jeglicher Logik, vor allem da er dann Benedikt erklären müsste, wo er abgeblieben war. Allerdings benötigte er dafür nur eine gute Lüge und dieser würde ihm glauben. Umgekehrt sähe die Sache anders aus…; Rida lag Benedikt viel mehr am Herzen als er. Alleine deshalb weil er Christian am Herzen lag. Ob sie wirklich nicht,…? Alan verbot sich diesen Gedanken zu Ende zu denken. Das würde kaum etwas bringen und es ging ihn auch nichts an. Solche Gedanken würden das derzeitige Problem nicht lösen.

Alan hörte wie sich hinter ihm ein Stein löste und fuhr herum, das Messer in der Hand und bereit anzugreifen. Jedoch stand hinter ihm nur Rida und sah ihn leicht irritiert an.

Erleichtert ließ Alan das Messer sinken. Er hatte es gewusst, er hatte gewusst, dass seine ganze Panik umsonst gewesen war. Die Frage, die sich aber daraus ergab war: Warum hatte ihn das dann so aufgeregt?

Weil er es ihm nicht verdenken konnte, wenn er es getan hätte. Immerhin hätte er es verdient. Er war nie wirklich nett zu Rida gewesen, auch schon damals im Schloss nicht. Aber das war auch deswegen, weil er ihn niemals ernst genommen hatte, das sollte er vielleicht noch einmal überdenken.

Rida setzte sich ihm gegenüber hin und deutete mit dem Finger in die Richtung aus der er gekommen war. „Dort ist ein Bach, oder eher ein Rinnsal. Aber es fließt an der Oberfläche und ist unser Weg ins Tal hinab. Ich bin ihm eine Weile gefolgt und es scheint nicht irgendwo im Berg zu verschwinden.“

Alan nickte zustimmend. Das war eine gute Nachricht. Wasser floss immer den Weg des geringsten Widerstandes und das war hier talwärts. Und das war genau die Richtung, in die sie auch wollten.

Rida blickte auf die Tropfen, die aus dem Stein kamen. „So muss ich mir auch keine Gedanken mehr darum machen, dass wir kein Gefäß haben um etwas aufzubewahren.“

Alan nickte zustimmend, wenn er auch noch keinen Gedanken daran verschwendet hatte. Soweit war er in seinen Überlegungen noch gar nicht gekommen. Er war ja damit beschäftigt gewesen, seiner dummen und völlig grundlosen Angst nachzugeben.

„Ich habe auch etwas zu essen gefunden.“

Auch wenn das eine gute Nachricht war, so wirkte Rida nicht wirklich begeistert über seinen Erfolg. Deswegen erwartete Alan nicht wirklich viel, als der Schwarzhaarige hinter sich griff und etwas aus seinem Gürtel zu lösen schien. Auch sein Gesicht verzog sich angeekelt als er Ridas Beute sah. Eidechsen und den verschiedenen Größen nach, hatte sich Rida eine ganze Familie vorgenommen. Fünf hielt er ihm, diese an den Schwänzen halten, vor das Gesicht.

„Zwei für mich und drei für dich.“ Damit teilte Rida sie auf und legte sie auf den Boden. „Leider haben wir nichts um Feuer zu machen, deswegen müssen wir sie wohl roh

essen.“

Diese Idee gefiel Alan noch weniger, als der Gedanke sie überhaupt zu essen. Aber dann auch noch roh? Auch wenn sein Magen bei dieser Vorstellung rebellierte, so wollte er auch gefüllt werden.

Deshalb nahm er eine der Eidechsen mit spitzen Fingern und betrachtete sie einmal kritisch. Danach legte er sie wieder auf den Boden, mit dem Bauch nach oben und schnitt sie auf. Mit zwei Fingern fuhr er in den Schnitt hinein und holte so die Innereien heraus. Ohne weiter über das Aussehen nachzudenken steckte er sich die Finger in den Mund. Es war ekelhaft, schleimig und kalt. Und Alan kam zu einer Erkenntnis, er war verwöhnt. Das luxuriöse Leben bei Benedikt hatte ihn weich und bequem gemacht. Früher hätte ihm das nichts ausgemacht…, gut das stimmte nicht, aber es hätte ihm nicht so viel ausgemacht. Da war er sich sicher.

Er hob den Blick und sah das Rida genauso begeistert wirkte wie er. Da keine der Eidechsen ziemlich groß war und auch nicht viel an Fleisch dran war, waren sie rasch mit dem Essen fertig. Alan sah auf die letzte Eidechse, die noch übrig war. Unauffällig schob er sie zu Rida hinüber. „Weißt du, du solltest drei essen. Immerhin brauchst du die Kraft, wenn du mich weiterschleppen willst.“

Es stimmte, aber diese Idee keimte eher aus der Erkenntnis, dass er keine weitere Eidechse essen wollte, egal was sein Bauch sagte.

Rida sah die Eidechse einen Moment lang an, dann schob er sie wieder zurück. „Nein, du bist krank und brauchst etwas zu essen.“

„Mir geht es schon wieder besser, danke.“ Damit schob er ihm das Tier wieder hin.

„Oh, nein ich bestehe darauf.“ In Ridas Stimme lag ein besonderer Nachdruck, als sich das tote Reptil wieder Alan näherte.

Es wieder von sich weisend, hatte auch Alans Stimme nun besonderen Nachdruck. „Nein, ich bestehe darauf.“

Rida seufzte tief und Alan glaubte nun endlich dem Unausweichlichen entgangen zu sein, da zückte Rida das Messer. Damit zerteilte er das sowieso schon kleine Tier in der Mitte.

„Jeder bekommt die Hälfte. Ich würde mich nicht gut bei dem Gedanken fühlen, mehr als du bekommen zu haben.“

Bei dem ironischen Unterton in Ridas Stimme hob Alan interessiert eine Augenbraue. Anscheinend hatte der Jüngere doch Sinn für Humor, was für eine Überraschung. Da er nun keine Ausrede mehr hatte nahm er sich den Kopfteil und biss davon ab. Wenigstens war der Großteil davon Knochen, die er wieder ausspuckte.

Danach trank jeder von ihnen noch einmal von dem Wasser, wenn sie dann allerdings einem Rinnsal folgen würden, war Wasser nicht unbedingt etwas an dem es ihnen danach fehlen würde.

Rida zog Alan abermals hoch und dieser stolperte mit ihm mit. Das würde noch ein beschwerlicher Abstieg werden.
 

Rida drehte sich um und sah zu Alan zurück. Sie waren nun schon gut eine Woche unterwegs, wenn er die Zeitspanne schätzen müsste. Alan ging es zum Glück etwas besser, wenn es wohl auch nur sein Stolz war, der ihn auf den Beinen hielt. Er wusste wie sehr Prellungen schmerzten, selbst wenn man sie nicht einmal anfasste. Und sie waren ständig in Bewegung, so wurden diese Stellen ständig belastet.

Alan stolperte nicht sehr elegant hinter ihm her, aber er ging wenigstens wieder eigenständig, auch wechselten sie sich bereits bei der Nachtwache ab. Etwas das Rida sehr zugute kam, da er auch nicht ständig wach bleiben konnte. Jedoch traute er sich nicht, sich neben Alan völlig zu entspannen. Das lag jedoch nicht an dessen Anwesenheit, nun nicht nur an dessen Anwesenheit, sondern eher an seinem Zustand. Ob es dem Älteren gefiel oder nicht, im Moment war er derjenige, der sie beschützen musste.

Allerdings wurde das Gelände immer besser. Das Rinnsal hatte sich mit jedem Meter, den sie ihm bergabwärts folgten, wirklich immer mehr zu einem Bach entwickelt. Auch der Untergrund war fester geworden und nicht mehr so steinig. Heute hatte er sogar einen Aal im Bach fangen können, eine gute Abwechslung zu den Eidechsen, die er sonst fand. Etwas anderes schien hier kaum zu leben und zu seinem Entsetzen schien er sich langsam an diese zu gewöhnen. Allerdings hatte er kein Bedürfnis seinen gesamten Speiseplan darauf umzustellen.

Alan blieb stehen und sah zu ihm, bevor er sich wieder dazu entschied weiterzugehen. Auch das fiel Rida auf. Der Blonde sah ihn in letzter Zeit seltsam an. So als versuche er etwas zu erkennen, doch Rida hatte keine Ahnung, was das sein sollte. Jedoch hatte er diesen musternden Blick in den letzten Tagen öfters gesehen. Wahrscheinlich nervte es Alan, dass er momentan in der besseren körperlichen Verfassung war. Die anderen Gründe für eine solche Musterung waren schlichtweg unsinnig. Sie waren keine Gegner und die Sache letzten Sommer war nur deswegen gewesen, weil ihn Alan ärgern wollte. Und das waren die beiden Gründe aus denen man sein Gegenüber musterte. Um ihn als Gegner einzuschätzen, oder als Partner, ansonsten beließ man es bei einem gelangweilten Blick. Rida wurde eben klar, dass er wirklich schon zu lange am Hof war, er dachte schon genauso wie Christian und dessen Bekannte. Was nicht unbedingt etwas schlechtes war, aber eben nur wenn man am Hofe war. Hier in der Wildnis musste er wieder anders denken, auch wenn beides sehr gefährliches Terrain war.

Endlich schloss Alan wieder zu ihm auf und Rida bemerkte seinen schweren Atem. Sein Blick ging zum Himmel, der sich bereits wieder verdunkelte. Als Sturkopf, der er war, würde Alan natürlich nie zugeben, dass er erschöpft war. Deswegen musste Rida das für ihn übernehmen. „Sollen wir für heute Rast einlegen?“

„Ach, bist du schon müde? Vor einigen Tagen hattest du es noch so eilig.“ Alans Stimme hatte einen herausfordernden Klang.

Zu Alans Glück war Rida klug genug, um nicht auf diese Herausforderung einzusteigen. „Ja, bin ich und ich habe auch Hunger. Lass uns meine heutige Beute essen.“ Diese kleine Spitze hatte sich Rida trotz allem nicht verkneifen können.

„Meinetwegen.“ Missmutig entfernte sich Alan einige Schritte von dem Bach und setzte sich auf den Boden. Auch wenn er nun so tat, als wäre er ganz und gar dagegen, so merkte man, dass er erschöpft war.

Rida beließ es allerdings nur bei einem Kopfschütteln und suchte etwas Holz zusammen. Es war nicht viel, aber wenigstens gab es hier schon einige Äste, auch wenn Rida keine Ahnung hatte woher, denn Bäume gab es hier nicht. Allerdings würde er sich über diesen Umstand sicher nicht beschweren. Feuersteine hatte er ja bereits gefunden; es war nicht schwer hier Steine zu finden. So machte er mit dem was er hatte, Feuer, der Aal wollte ja gebraten werden. Oder zumindest warm gemacht, von kalter Küche hatte Rida für die nächste Zeit genug. Als das Feuer prasselte und das Essen so darüber fixiert war, dass es so etwas Farbe bekam, setzte er sich neben Alan. Auch wenn es ihnen besser ging, änderte das nichts an der Tatsache, dass es noch immer empfindlich kalt war. Körperwärme half da besser als jedes Feuer, von dem sie in den letzten Nächten nicht viel gehabt hatten. Sobald sie wieder tiefer waren, würde das sowieso nicht mehr gehen. Und schließlich legten sie ja nicht den Arm um die Schulter des Anderen, auch wenn sich Rida im ersten Moment fragte woher dieser Gedanke kam. Nach kurzem Nachdenken schob er es allerdings wieder auf Christians Einfluss. Wenn man zuviel von solchen Dingen sah, kamen solche Gedanken wohl automatisch.

„Mich wundert es, dass ein Leibwächter so viel von solchen Dingen weiß. Wie man in der Wildnis überlebt, zählt sicher nicht zu den Eigenschaften, die man in dieser Position wissen muss.“ Alans Stimme klang zwar gelassen, aber es schwang auch ein Hauch Neugier mit.

„Ich muss wissen, wie man überlebt. Egal in welcher Umgebung. Denn wenn ich nicht überlebe wie soll es dann derjenige den ich schütze?“ Dafür hatte er auch genügend Lehrer gehabt, die sich darum gekümmert hatten, dass er diese Fertigkeiten lernte.

Alan seufzte tief und auch enttäuscht. „Du bist verschlossener als die Beine einer Jungfrau. Dabei dachte, ich nun wo du schon meine Vergangenheit weißt, würde ich auch etwas von deiner erfahren. Das wäre doch nur fair?“

Bei der Bemerkung über die Jungfrau hob Rida nur eine Augenbraue. Warum hatte er nur das Gefühl, dass Alan da aus Erfahrung sprach? Wahrscheinlich weil er ihm das durchaus zutraute. „Warum fair? Deine Vergangenheit war für unsere Mission wichtig, meine ist es nicht. Immerhin wollen mich keine Überbleibsel aus der Vergangenheit töten.“

„Aber du und Nimar habt dieselbe Hautfarbe, also müsstet ihr aus dem gleichen Land kommen. Das würde uns vielleicht einen Einblick in seine Gedanken geben?“

Schwach, das war mehr als schwach. Trotzdem lächelte Rida etwas wehmütig. „Du teilst auch die Hautfarbe mit vielen anderen Völkern hier und weißt du, wie sie denken? Weißt du wie die Engländer denken, die Franzosen? Bist du vom selben Volk wie sie, nur weil du so blass bist wie sie? Nicht jeder, dessen Haut etwas dunkler ist, kommt aus dem gleichen Land, wobei das alle zu denken scheinen.“

Sein Blick ging nun in Ferne. Oft erinnerte er sich nicht an das Land aus dem er kam, einfach weil sein Leben hier angefangen hatte und nicht an diesem unwirtlichen Ort. Das war eher ein dahinvegetieren gewesen. „Das Land, aus dem ich komme ist groß. Du bräuchtest Jahre, um es der Länge nach zu durchqueren und es ist so unwirtlich, das du das erste Jahr nicht einmal überleben würdest. Du kannst wochenlang keinen Menschen sehen, auch wenn sie ganz in deiner Nähe sind. Und Wasser, Wasser ist immer Mangelware.“

Er drehte sich zu Alan und nahm eine Strähne seines blonden Haares in die Hand. „Und du hast Haare, für deren Farbe man schon Höchstpreise zahlen würde. Weil keiner dort helle Haare kennt.“

Nun rutschte Alan doch etwas von ihm weg. „Was für ein seltsames Land.“

„Seltsam, nein.“ Rida schüttelte lächelnd den Kopf, aber es wirkte etwas traurig. Manchmal hatte er trotz allen Übels dort schon etwas Heimweh danach. Immerhin war er dort geboren und vielleicht lebten seine Eltern dort sogar noch. Immerhin wusste er nicht mit absoluter Sicherheit, dass sie tot waren.

„Gefährlich, ja. Bezähmbar, nein. Aber wahrscheinlich ist es doch etwas seltsam, ebenso wie dieses Land hier für mich am Anfang seltsam war. Hier regnet es Fruchtbarkeit nur so vom Himmel und das meine ich wortwörtlich. Meinen ersten richtigen Regen habe ich hier erlebt.“ Als er einen Blick in Alans Gesicht warf, musste er unwillkürlich grinsen. Er wirkte wirklich interessiert daran. Wahrscheinlich hatte er ihm sein Land mit diesen Beschreibungen nur schmackhaft gemacht. Sozusagen als Herausforderung, die es zu bezwingen galt. Nun, er würde nur ein weiteres Opfer sein, das die Wüste sich einverleiben konnte.

„Du willst also wirklich meine Vergangenheit kennenlernen? Glaube mir, sie ist in keiner Hinsicht mit deiner zu vergleichen.“ Er wäre froh gewesen eine Kindheit wie Alans gehabt zu haben.

„Es ist ein Drama, aber wie in euren Märchen hier, kam auch in meinem eine gute Fee vor.“ Rida bemerkte, dass er schon wieder diese Unterteilung machte in ihr und ich. Aber wenn er seine Geschichte schon erzählen würde, dann sollte er die Völker ganz klar voneinander abtrennen und er gehörte nun einmal nicht zu diesem.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 23
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Alan war wirklich an dem interessiert, was Rida ihm zu erzählen hatte. Schon alleine die Beschreibung des Landes hatte ihn neugierig gemacht. Gut, er hatte bereits Geschichten über dieses Land gehört, aber noch nie jemanden getroffen, der wirklich dort gewesen war. So gesehen war alles nur aus zweiter Hand gewesen. Außerdem war er sehr interessiert an Ridas Vergangenheit, auch wenn er den Grund dafür selbst nicht wusste.

Rida hingegen starrte in das Feuer, so als würde er darin die Worte suchen, die er benötigte. Erst nach einiger Zeit begann er zu sprechen. „Um meine Vergangenheit zu verstehen, musst du erst die Welt verstehen aus der ich komme. Das Land ist wie gesagt eine endlose Ödnis. Wasser gibt es nur in einigen Oasen und diese sind meistens hart umkämpft und weit voneinander entfernt. Am Tag ist es brütend heiß, wohingegen es in der Nacht bitterkalt ist. Um es verständlich zu machen, am Tag ist Sommer und in der Nacht ist es Winter und das jeden Tag.“

Auf einmal erschien Alan dieses Land gar nicht mehr so faszinierend. Er hasste Kälte und Winter erst Recht, auch weil er die Bewegungsfreiheit einschränkte. Im Winter schien die ganze Welt stillzustehen und alle Leute waren öfters schlecht gelaunt.

„Ein Menschenleben zählt dort nicht sehr viel. Es ist dort erlaubt, Sklaven zu besitzen, nein, es ist sogar erwünscht. Wer Sklaven besitzt, zeigt damit, dass er Geld, Macht und Einfluss sein Eigen nennt. Je mehr Sklaven jemand hat, umso höher muss sein Reichtum sein. Sklaven sind meistens Kriegsgefangene, verarmte Bauern oder Kinder anderer Sklaven. Wer einmal ein Sklave war, bleibt immer einer. In manchen Ländern hier gab es einmal so etwas wie Leibeigenschaft, ich weiß nur sehr wenig darüber, aber es war denke ich so ähnlich.“

Auch wenn Alan der Sohn eines Bauern war, so hatte er keine Ahnung von Leibeigenschaft. Dort wo er herkam, gab es das nicht, oder er hatte nichts davon mitbekommen und auch sein Meister hatte ihm nichts darüber erzählt. Er sah in Bauern eigentlich nur die unterste, soziale Schicht, eine unliebsame Erinnerung an seine Vergangenheit. So konnte er Rida nicht einmal zustimmen oder widersprechen. Allerdings hatte er sich noch nie Gedanken um das Thema Sklaven oder Sklaverei gemacht. Das war etwas das Anderen passierte, nicht ihm. Ob Rida einer gewesen war?

„Ich gebe zu, dass ich nicht viel über meine Eltern weiß. Ich weiß, dass mein Vater ein Araber war, dem ich meine Haarfarbe zu verdanken habe. Ansonsten…“ Rida schüttelte ratlos den Kopf.

„Meine Mutter war eine Ausländerin mit blonden Haaren und grünen Augen, die sie mir vererbt hat. Sie erzählte mir oft, dass sie aus einem warmen Land kam, das am Meer lag. Eines Tages wurde ihr Dorf, das an der Küste lag überfallen, sie verschleppt und versklavt. Von meinem Vater weiß ich nur, dass er ein freier Mann war, der meine Mutter heiratete. Als sie schwanger wurde, ging er weg um genug Geld zu verdienen, um sie freikaufen zu können. Das ist die Version, die er meiner Mutter erzählt hatte. Ob er es jemals eingehalten hat, weiß ich nicht.“

„Also ist es nicht passiert, bis dich Benedikts Vater gefunden hat?“ Das waren dann wohl sehr schlechte Aussichten für Ridas Mutter. Wobei er sich schon fragte, warum Lord Alrin nicht auch Ridas Mutter mitgenommen hatte. Ein Kind von seiner Mutter zu trennen, passte gar nicht zu den noblen Idealen denen die Familie Alrin folgte.

„Bis mich Simon gefunden hat?“ Rida sah ihn verwirrt an. Dann lachte laut, aber humorlos auf. „Ich war vier Jahre bei meiner Mutter, danach hat man mich verkauft. Bei meinem neuen Herrn wurde ich als Stallbursche eingesetzt. Es war eine harte Arbeit, dafür dass ich beim Herrn meiner Mutter immer nur Dinge innerhalb des Hauses transportieren hatte müssen. Als ich mich daran gewöhnt hatte, schickte man mich mit den anderen Sklaven in die Salzmiene, die meinem Herrn gehörte. Es war ein Leben ohne Licht und ich weiß nicht, wie viele Jahre ich wirklich dort verbracht habe und ob es überhaupt Jahre waren. Dort kommt einem die Zeit um so vieles länger vor. Dass ich hier stehe, habe ich wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass ich mich verletzte. Auch war ich sehr schwach, wie es eben bei Kindern so ist. Für die Arbeit zu schwach, aber noch gesund und stark genug, um weiterverkauft zu werden.“

Der Blick des Jüngeren ging in die Ferne und seine Stimme wurde leiser. „Ja, ich kenne die Sklavenmärkte, die du erst später in deinem Leben kennengelernt hast. Ich kenne sie als Diener, der seinem Herrn folgt und ich kenne sie als Sklave, der auf dem Podest steht und sich von allen begaffen lassen muss, während ein fremder Mann deine Vorzüge preist, von denen du selbst nicht einmal etwas weißt. Es gibt kaum etwas ähnlich demütigenderes für einen Menschen, egal welchen Geschlechtes.“

Im Moment schämte sich Alan wirklich für seine Vergangenheit, oder einen Teil davon. Damals war es kindliche Naivität gewesen, aber hatte ihn Nimar auch so wahrgenommen? Als einen Teil der gaffenden Menge, der er sich nicht freiwillig aussetzte? Man hatte es ihm nicht angesehen, doch wenn er so zurückdachte, so hatte man den anderen Sklaven auch nichts angesehen, sie alle hatten die gleiche ausdruckslose Mine zur Schau gestellt.

Nein, er konnte sich nicht vorstellen, wie erniedrigend es war, wenn andere Männer einen mit den Augen auszogen, oder gar anfassten. Völlig egal, ob vor ihnen ein Junge oder eine Frau stand. Denn das war es, was er damals in den Blicken mancher Männer gesehen hatte, Gier, doch da hatte er sich das noch nicht erklären können. Heute verstand er das natürlich.

Alan rieb sich mit einer Hand über den Oberarm des anderen Arms und sah nachdenklich in die Flammen. Es war eher ein Zeichen seiner Verlegenheit, als eine Geste gegen die Kälte. Aber Rida schien das so aufzufassen, da er wieder näher an ihn heranrückte.

„Aber es hatte auch etwas Gutes, dass ich dort war.“

Der Blondhaarige warf nur einen kurzen Blick zu Rida und runzelte verwirrt die Stirn, als er diesen verträumt lächeln sah. Doch dann durchzuckte ein kurzer Stich seine Brust, den er auf seine noch nicht verheilten Verletzungen schob. Aber er wusste welcher Gedanke, oder besser die Erinnerung an wen ihn lächeln ließ und es gefiel ihm nicht. Als er seine Vermutung äußerte, war seine Stimme monoton. „Simon.“

Benedikts und Christians Vater, dem er soviel verdankte.
 

Rida lächelte verträumt als er an diese bedeutsame Wendung in seinem Leben dachte. Als er dann plötzlich den Namen von Alan hörte, nickte er nur sacht. „Ja, es war Vater.“

Dann jedoch biss er sich verlegen auf die Unterlippe. Das war ihm eher ungewollt herausgerutscht. Natürlich Bridget und auch Benedikt, sowie Christian würden sich über diese Bezeichnung freuen und auch Simon hätte sich darüber gefreut. Jedoch kam ihm das nur sehr selten über die Lippen, meistens nur wenn er nicht aufpasste. Für einen Moment war er wirklich in seinen Erinnerungen gefangen gewesen, er musste besser achtgeben. „Ich meine ja, Simon. Er hat mich gekauft, aber er hat nicht mitgesteigert, sondern einfach nur meinen Verkäufer zur Seite genommen und bezahlt, was dieser verlangte.“ Er hatte damals solche Angst gehabt. Wieder ein neuer Herr, dessen Eigenheiten er nicht kannte, auf den er sich schnellstens einstellen musste. Bis heute wusste Rida nicht, warum er ihn damals gekauft hatte, so ohne ersichtlichen Grund. Zwar hatte er danach gefragt, aber nur einmal, da er auf diese Frage keine Antwort bekommen hatte. Vielleicht hatte er nur Mitleid mit ihm gehabt, soweit er wusste, war er der einzige Junge an diesem Tag gewesen.

„Und dann, kamst du hierher, zu dieser Familie.“ Es war keine Frage, nur eine Feststellung, die Alan äußerte. Denn dass es so war, das zeigte ihnen ja die derzeitige Situation.

„Ja, Simon sagte mir er bräuchte einen Spielgefährten für seinen jüngsten Sohn, aber als wir hier ankamen, stellte er mich vor und stellte gleich klar, dass ich mit seinen Söhnen gleichgestellt war und man mich auch so behandeln sollte.“ Zu seinem Erstaunen hatte niemals jemand Anstoß daran genommen. Weder Bridget noch Christian oder Benedikt und auch nicht einer der Bediensteten. Auch wenn ihm Bridget anfangs mit etwas Zurückhaltung begegnet war. Aber Benedikt und vor allem Christian waren von ihm begeistert gewesen, so als hätten sie ein neues Haustier bekommen, möglicherweise sahen sie ihn auch in der ersten Zeit als ein solches an.

„Wie...“ Man hörte, dass es Alan schon einige Überwindung kostete das zu fragen. Das merkte man schon an dessen kurzen Stocken. „Wie alt warst du, als er dich hierherholte?“

Es überraschte Rida schon, dass Alan diese Frage stellte. Sie tat doch nichts zur Sache und doch dachte er einen Moment lang darüber nach. Wenn er auch wusste, dass er darüber nicht nachdenken musste, er kannte die Antwort nicht. „Ich weiß es nicht. Zählen habe ich erst hier gelernt, deswegen weiß ich nicht, wie lange ich in der Miene war.“

Wobei ihm zählen da auch nicht geholfen hätte. Er hatte weder gewusst, wann ein Tag anfing, noch wann die Nacht einsetzte. Es war immer Nacht gewesen in den dunklen Stollen. Dass er wusste, dass er vier gewesen war als er seine Mutter verlassen hatte, lag daran, dass ihm seine Mutter viermal zu seinem Geburtstag gratuliert hatte. Sie war nicht dazu gekommen es ein fünftes Mal zu tun. Seine Mutter hatte immer gemeint, auch wenn sein Leben nicht rosig sein mochte, so dürfte er diesen Tag nicht vergessen, den Tag an dem er ihr mit seiner Geburt eine große Freude gemacht hatte. Er hatte es vergessen. Rida wusste nicht an welchem Tag er geboren war, noch in welchem Jahr, oder die Jahreszeit. Obwohl es war bei ihnen Sommer gewesen, doch ob das hier auch so war…?

Jetzt feierte er seinen Geburtstag an dem Tag, an dem er in dieser Familie aufgenommen worden war. Und er hatte die Schätzung seines Adoptivvaters angenommen. „Simon schätzte, dass ich sechs oder sieben Jahre alt war. Wir einigten uns im Endeffekt auf sieben Jahre.“

Simon war der Meinung gewesen, dass Christian später einmal eher auf ihn hören würde, wenn er älter als dieser war und so war er auch noch immer jünger als Benedikt, was dessen Position als Erstgeborenen nicht ins Wanken bringen konnte. In dieser Hinsicht hatte sein Adoptivvater an alles gedacht.

„Sieben Jahre also?“ Alan wirkte nachdenklich, bevor er den Kopf hob und dessen Blick erwiderte. „Und schon damals wollte er, dass du Christians Diener, oder auch Leibwächter wirst?“

Rida hob nur eine Augenbraue, bei der beinahe empörten Frage. „Wie alt warst du, als dein Meister entschieden hat, was aus dir werden soll?“

Er schüttelte den Kopf, weil sie beide die Antwort bereits wussten. Sie beide waren früh, vielleicht zu früh ihrer Bestimmung gefolgt, nur mit einem Unterschied. „Nein. Es war meine eigene Entscheidung diesen Weg zu gehen. Simon hat mir nur den Weg geebnet und mit Ausbildnern dafür gesorgt, dass ich lange genug lebe, um es mir anders zu überlegen.“

Nur dass er seine Entscheidung bis jetzt nicht bereut hatte. Er wollte nicht mehr, als er jetzt besaß. Später einmal, wenn er eine Familie gründete, müsste er sein Leben sowieso überdenken. Dann konnte er Christian nicht immer überallhin folgen und würde einen Nachfolger ausbilden müssen. Das konnte Jahre dauern, würde eine Frau solange auf jemanden warten? Und dass er nicht einfach irgendeine Frau nehmen wollte, sondern eine, für die er etwas empfand, erleichterte seine Suche auch nicht gerade. Obwohl momentan konnte er sich ein ruhiges Leben mit Kindern, einem Haus und normaler Arbeit gar nicht vorstellen. „Du bereust deine Entscheidung doch auch nicht, oder?“

Das interessierte ihn nun schon, ob Alan diese Aufgabe hier wirklich Spaß machte. Irgendwann musste einen sein Gewissen doch einholen, es sei denn man war ein abgebrühter Mistkerl und das war Alan nicht. Auch wenn er es einmal gedacht hatte und er konnte es auch sein, doch das war nur eine Maske, wie er nun wusste.

Alan nahm einen dürren Zweig in die Hand und stocherte damit gedankenverloren in dem kleinen Feuer herum. Es dauerte einige Zeit bis er antwortete. „Nein, ich bereue es nicht. Es ist nicht so, dass ich mit meinem Beruf zufrieden bin, aber es gibt keine Alternative. Es ist eine Arbeit, mit der man schnell reich wird. Mir ist bewusst, dass ich möglicherweise nicht alt werde, aber das heißt eben nur, dass ich besser sein muss als meine Widersacher.

Mir geht es nur um das Geld und mein eigenes Überleben. Ich kann an nichts anderes denken, das kann ich mir nicht leisten.“

Das war sehr egoistisch, aber es war auch ehrlich. Das merkte Rida an dessen Tonfall und wenn es die Wahrheit war, dann hatte er nichts dagegen zu sagen. Dann war es eben so. Schließlich musste er es deswegen nicht gut finden. Er würde die Gründe nicht hinterfragen, dazu hatte er kein Recht. Außerdem führte seine Gier nach Geld dazu, dass er die Aufträge für Benedikt auch zu dessen Zufriedenheit erledigte.

Allerdings war es schon seltsam, dass sich Alan so rechtfertigte, für etwas, das ihm doch angeblich nichts ausmachte. Jedoch würde Rida das nicht erwähnen. Momentan wollte er nicht mit aller Gewalt einen Streit vom Zaun brechen.

Er griff nach einem Stück von dem Aal, der noch über dem Feuer hing und reichte ihn Alan, der es annahm. Selbst nahm er sich auch ein Stück. Dafür, dass er es eigentlich nur hatte warm machen wollen, hatte es ganz schön Farbe bekommen. Und endlich einmal schmeckte ihm ein Abendessen auch wieder, wenn es auch wie immer zu wenig war. Jedoch wusste Rida, dass er für jeden Bissen dankbar sein musste. Es war pures Glück, dass sie hier überhaupt etwas fingen, oder besser er. Alan hatte an seiner Beute ja immer etwas auszusetzen, wenn Rida das auch verstand. Selbst gefiel es ihm ja auch nicht, aber sie mussten etwas essen.

Nachdem sie fertig waren, wartete Rida noch einige Minuten, doch da von dem Älteren nichts kam, legte er die Überreste seines Essens zur Seite. „Mehr gibt es über meine Kindheit eigentlich nicht zu erzählen. Nun ist die Sache wohl gerecht.“

Es war eine Lüge, da es noch eine Menge zu erzählen gäbe, doch nichts, das wirklich relevant wäre. Alan wusste jetzt die allgemeine Geschichte, so wie er die seine kannte. Die Dinge, die sie zu dem gemacht hatten, was sie heute waren, wussten beide nicht voneinander. Diese musste man wohl auch selbst miterleben, um sie zu verstehen. Außerdem teilte Rida in dieser Hinsicht Christians Einstellung: Man konnte einen Menschen noch so lieben, trotzdem würde man den Anderen niemals verstehen.

Das war jedoch nicht nur in Hinsicht auf geliebte Menschen so. Jeder Mensch wurde von dem geformt, was er täglich erlebte und welche Entscheidungen er traf. Dessen Gefühle dabei konnte niemand nachvollziehen. Wenn man jemanden sagte, dass man einen verstand, dann war das pure Heuchelei, deswegen würde er das niemals tun.

Alan nickte, jedoch ohne ihn anzusehen. „Ja, nun ist die Sache gerecht.“

Ob er wohl im Moment die gleichen Gedanken hatte wie er? Rida schüttelte den Kopf sacht. Diese Überlegungen waren müßig, da er den Anderen zu wenig kannte, um an seiner Mimik lesen zu können, worüber er gerade nachdachte.

„Legen wir uns schlafen.“ Das Feuer war so niedrig, dass es von alleine erlöschen würde. Auch weil es hier kaum brennbares Material gab, von ihnen beiden einmal abgesehen. Und sie würden sich sicher nicht so nahe ans Feuer legen, damit irgendetwas Feuer fangen könnte.

An sich hinabsehend, musste sich Rida seufzend eingestehen, dass es auch an ihren Körpern an brennbarem Material mangelte. Ihre Kleidung bestand nur mehr aus Fetzen, aber in ihrer Lage konnten sie wohl kaum wählerisch sein, oder Wert auf ihr Aussehen legen.

„Gut.“ Damit streckte sich Alan auf dem Boden aus, sich dabei etwas zusammenrollend um der Kälte weniger Angriffsflächen zu bieten.

Heute wagte es Rida wegen des Feuers, zeitgleich mit Alan zu schlafen. Wenn es erlosch, würde er aufwachen, das wusste er. Aber bis dahin musste er einfach an dessen schützende Wirkung gegen wilde Tiere vertrauen.

Rida legte sich neben Alan auf den Boden und drehte sich auf die Seite, so dass er Alan zugewandt lag. Wie selbstverständlich kam er so nahe zu ihm, wie dieser es zuließ, damit sie ihre Körperwärme teilen konnten. Sobald sie schliefen würden sie sowieso von alleine zusammenrücken, auf der Suche nach Wärme. Aber das wäre nicht der erste Morgen an dem sie enger beieinander aufwachen würden, als ihnen lieb war.

Jetzt jedoch musste er sich um seinen Schlaf bemühen, damit er Alan weiterhin eine Stütze sein konnte, solange dieser krank war.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 24
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Keuchend folgte Alan Rida, der diese Steigung schon längst hinter sich gebracht hatte. Was sollte das eigentlich? Zuerst ging es tagelang nur bergab und dann plötzlich stieg der Weg wieder so an, konnte sich die Natur nicht für eine Variante entscheiden? Das würde seine derzeitige Situation sehr erleichtern und sein Körper müsste sich nicht andauernd umstellen. Es gab sowieso keine Stelle an seinem Körper, die nicht schmerzte, dass er sich trotzdem noch bewegte, war einfach nur Gewohnheit. Er war es gewohnt, nicht auf die Schmerzen zu achten, die er hatte, doch langsam war das nicht mehr möglich.

Sein Blick suchte Rida, der nun die Kuppe der Steigung erreicht hatte und auf die Landschaft vor sich sah. Hoffentlich war es wieder ein Stück Weg, das bergab ging, Alan wäre der Natur sehr verbunden. Es reichte doch, wenn ihnen Menschen das Leben schwer machten, auch wenn er Nimar dankbar war, dass er keine Suchtrupps losgeschickt hatte. Das war die einzige Erklärung. Denn wenn er es getan hätte, dann wären sie schon längst wieder geschnappt worden. Aber es war wohl wirklich so wie sie vermutet hatten, Nimar wusste, was ihr Ziel war. Er musste nur Männer in der Nähe der Burg postieren, die sie abfangen sollten. Die Burg war sowieso sein Ziel, warum sollte er dann seine Streitkräfte aufspalten? Bei einer unnötigen Suche, würde er vielleicht nur Männer verlieren, die er später noch brauchen könnte. Aber Nimar hatte keine Eile, die Beute kam von selbst zu ihm. Wenn er an ihr Tempo dachte, sehr langsam, aber sie kam.

Anscheinend war der Anblick vor ihm sehr fesselnd, da sich Rida nicht mehr davon abwenden konnte. In den letzten Tagen hatten sie nicht sonderlich viel miteinander geredet, sodass es ihn nicht wunderte, dass er kaum auf ihn achtete. Seit ihm Rida von seiner Kindheit erzählt hatte hielt das schon an, auch wenn es wohl nicht damit zusammenhing, sondern eher mit der Erschöpfung, die man Rida auch langsam ansah. Wer konnte es ihm auch verdenken, schließlich musste er sich auch um ihn kümmern. Wenn Alan auch nicht so viel Hilfe benötigte, wie Rida annahm. Aber wenn er versuchte ihm das klar zu machen, wischte Rida das immer wieder unter den Tisch. Im Endeffekt machte er doch immer, was er wollte. Es war ein neuer Charakterzug an Rida, der Alan angenehm überraschte. Der Jüngere war stur und das manchmal wie ein Esel. Das passte gar nicht zu dem unterwürfigen Diener, den er sonst immer spielte. Denn inzwischen wusste er ja schon, das Rida ebenso den Diener spielte, wie er einen Barden mimte. Es war eine Maske, die sie beide überstreiften, wenn sie unter Menschen gingen.

Mit einem erschöpften Laut, überwandte der Blonde die letzten Schritte zwischen sich und seinem Begleiter, bis er mit ihm auf gleicher Höhe stand. Der Blick, der sich ihm bot, ließ ihn einen Moment atemlos dastehen. Kein Wunder, das Rida sich nicht rührte.

Vor ihnen breitete sich der Wald aus. Nun, es war noch ein weiter Weg dorthin, aber sie sahen den Wald. Auch der Weg dorthin war nicht mehr so karg, sondern wurde mit jedem Meter grüner. Alan hätte nie geglaubt, dass ihn der Anblick eines Waldes so freuen könnte. Lachend umarmte er Rida glücklich. Etwas das ihm einen Moment später erst klar wurde, sodass er sich verlegen von ihm löste. „Entschuldige.“

Rida sah ihn zwar so an, als wüsste er nicht, was er von dem eben halten sollte, nickte aber nur. „Es gibt nichts zu entschuldigen. Ich glaube, ich hätte im ersten Moment auch so reagiert. Aber ja, jetzt sieht es wirklich so aus, als könnten wir das hier überleben.“

Jedenfalls sahen ihre Chancen nun um einiges rosiger, oder besser grüner aus.

Rida war der Erste, der sich wieder in Bewegung setzte. „Komm, gehen wir weiter. Es sei denn, du hast dich inzwischen an die karge Kost aus Eidechsen gewöhnt.“

Bei der Erinnerung daran schüttelte sich Alan. Das war erst gestern wieder der Fall gewesen und es war hoffentlich auch das letzte Mal, dass er so etwas hatte essen müssen. „Beeilen wir uns.“

Damit folgte er Rida rasch. Natürlich, es war klar, dass sie nicht gleich heute ein Tier erlegen würden, aber vielleicht fanden sie ja ein paar Wurzeln, oder Beeren, er wäre mit allem zufrieden, dessen normale Fortbewegungsart nicht nahe am Boden stattfand. Diese plötzliche Vegetation brachte aber auch Gefahren mit sich. „Wir müssen nun wieder vorsichtiger sein.“

Zustimmend nickte Rida bei seinen Worten. „Ja, Wir machen nur Feuer, wenn es notwendig ist. Kannst du auf einem Baum schlafen?“

Es mochte wie eine seltsame Frage klingen, aber nicht für Alan. „Ja, aber nur wenn ich ein Seil habe.“

Auch wenn er bezweifelte, ob er es derzeit überhaupt auf einen Baum hochschaffte. Er war schon froh, wenn er sich auf dem festen Boden sicher bewegen konnte. Und wie gesagt, ihnen fehlte das Handwerkszeug, jedenfalls ihm.

„Ich leider auch nur, wenn ich etwas habe, mit dem ich mich festbinden kann. Wir brauchen rasch ein Dorf.“ Wie auf ein vereinbartes Zeichen glitt ihrer beider Blick über die Landschaft vor ihnen.

„Siehst du, was ich sehe?“ Die Euphorie von eben war verschwunden, jedenfalls bei Alan, aber Rida sah auch nicht glücklicher aus. Die Ausbeute war aber auch wirklich mager.

„Nein. Ich sehe nichts.“

„Ja, ich auch.“ Natur bedeutete leider die Abwesenheit von Dörfern. Welcher Dummkopf würde auch im Wald ein Dorf bauen, das baute man dort, wo man auch Straßen hatte, oder es der Landherr erlaubte. „Und ich hatte mich gerade an den Gedanken gewöhnt, nicht bei dieser Aktion zu sterben.“

Seine Reaktion konnte man mit der eines nörgelnden Kindes gleichsetzen. Momentan war ihm der äußere Schein aber egal, er wollte sich beschweren und jammern. Nicht dass er seine Worte ernst meinte, er war zu weit gekommen, um zu sterben. Hier bei dieser Flucht und in seinem Leben allgemein.

„Das wirst du nicht.“ Rida blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Sein Blick war entschlossen, als er Alans grauen Augen begegnete. „Du wirst hier nicht sterben, das werde ich nicht zulassen. Ich habe dich nicht den ganzen Weg hierher geschleppt, um dich sterben zu lassen.“

Eigentlich hätte er das alles mit einer lässigen Antwort abgetan, doch Ridas Erwiderung war ihm etwas zu heftig. Jetzt ging das nicht mehr. Allerdings war das auch eine Reaktion, die ihm eine Menge über Rida erzählte. Leider konnte er nicht anders, als ihn deswegen auch ein wenig damit aufzuziehen. So setzte er sein überlegenes Lächeln auf und sah Rida amüsiert an. „Aber, aber. Kann es sein, dass du mich in den letzten Tagen doch etwas lieb gewonnen hast?“

Die Antwort darauf war schon vorprogrammiert, sodass Alan eigentlich nur darauf wartete. Kein normaler Mann würde das zugeben, selbst wenn es so wäre. Noch dazu konnten sie einander nicht ausstehen. Jedenfalls Rida tat das nicht, ihm war es egal. Aber Rida war kein normaler Mann, wie er immer wieder vergaß.

Es irritierte Alan schon, dass Rida sich mit der Antwort Zeit ließ. So als müsse er erst überlegen, was oder wie er antworten sollte. Als er dann auch noch das Gesicht abwandte, wunderte ihn das noch mehr.

„Vielleicht ein wenig.“ Damit ging Rida weiter.

Alan sah ihm verwirrt nach. Was war das eben? Hatte Rida gerade zugegeben, dass er etwas für ihn empfand? Das konnte doch nicht sein, nicht bei ihm. Er war sich sicher, dass ihn der Jüngere auf den Arm nahm. Dann jedoch dachte er genauer nach, Rida war eigentlich niemand, der jemand Anderen anlog. Nicht wenn es nicht von Christian verlangt war, oder wenn es die Situation erforderte. Er sagte Anderen offen ins Gesicht, was er von ihnen hielt, auch wenn sein Gegenüber adelig war. Nur selten hielt er sich zurück. Warum sollte er dann hier lügen und außerdem war diese Antwort für ihn eher kontraproduktiv.

Anscheinend hatte den Schwarzhaarigen Alans längeres Schweigen verunsichert, denn er wandte sich noch einmal um. „Versteh das nicht falsch. Ich habe dich nicht lieb gewonnen, wie du es ausdrückst. Du bist mir nur nicht mehr so zuwider wie zu Beginn unserer Reise. Aber das kann man auch den ungewöhnlichen Umständen anrechnen.“

Das verstand man wohl unter der Redewendung ‚retten, was zu retten war‘. Nur leider kam es etwas zu spät. Alan lächelte wieder und folgte dem Anderen gemächlich, jedenfalls so wie es seine Wunden zuließen. „Ich kann mich damit zufrieden geben. Immerhin haben wir uns ja schon geküsst, da ist das nur ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.“

Genau, Alan hatte nicht vergessen was letzten Sommer passiert war. Wenn das damals auch nur ein Mittel zum Zweck gewesen war. Alan hatte ihn ärgern und aus der Reserve locken wollen. Ersteres war ihm gelungen, zweiteres nicht, eigentlich hatte er das bei ihm noch gar nicht mitbekommen. Rida wirkte immer so, als hätte er alles unter Kontrolle, auch wenn das nicht der Fall war. Liebend gerne würde er das einmal miterleben, aber dafür war notwendig, dass sie genug Nahrung fanden, um ihr Überleben bis zu diesem Moment zu sichern. Es war noch ein weiter Abstieg und die Berge hatte er satt.
 

Rida hätte sich am liebsten gegen die Stirn geschlagen. Wie hatte er das nur sagen können? Warum hatte er es nicht abgestritten, wie es jeder normale Mann getan hätte? Immerhin war es eine haltlose Unterstellung gewesen und nur durch seine Bestätigung war sie zu einer Tatsache geworden.

Er sah dem Blondhaarigen nach, der nun die Führung übernahm, doch momentan war er unfähig sich zu rühren. Das musste man wohl wirklich unter einem Augenblick der geistigen Umnachtung abtun, anders konnte er sich das nicht erklären. Oder doch, er hatte eine Erklärung, wenn ihm diese auch nicht gefiel. In seinen Augen hatte Alan die Wahrheit verdient. In den letzten Tagen hatte der Ältere wirklich viel durchgemacht und ihm tat es nicht weh, wenn er ihm wirklich sagte, was er empfand. Schließlich liebte er ihn nicht, er mochte ihn. Liebe war etwas, das in seinem Leben derzeit keinen Platz hatte und wenn, dann sicher nicht zu einem Mann. Auch wenn er von Christian her wusste wie es funktionierte, so hatte er es nie für sich in Betracht gezogen. Er hatte zwar auch noch keine Erfahrung mit Mädchen, doch das lag nur daran, dass er sich noch nie nach solchen Dingen umgesehen hatte. Natürlich war er so mit fünfundzwanzig Jahren eine Ausnahme, doch es gab wichtigere Dinge als Sex. Das alleine machte nicht glücklich, das hatte er bei Christian gesehen. Egal wie viele Menschen er im Bett gehabt hatte und das waren unzählige gewesen, richtig glücklich war er erst mit Shay geworden. Es kam einfach darauf an, den oder die Richtige zu finden, alles andere war nur Zeitvertreib und auf den konnte er getrost verzichten.

Natürlich hatte es sich Alan auch nicht verkneifen können, die Sache letzten Sommer anzusprechen. Ja, sie hatten sich geküsst, doch am Liebesten hätte er ihn damals gebissen und danach verprügelt. Es waren keine Küsse aus Liebe, sondern eine Machtdemonstration gewesen und das hatte Alan deutlich klar gemacht. Es war auch sein erster richtiger Kuss darunter gewesen, doch Rida war kein Mädchen, der ein Drama um dessen Verlust machte.

Unbewusst hob Rida seine Hand und legte sie auf seine Lippen. Als er das bemerkte, senkte er sie wieder, wütend auf sich selbst, das nicht besser unter Kontrolle zu haben. Es war ein Kuss ohne Bedeutung gewesen, auch wenn er gut gewesen war. In seinen Augen und da hatte er nicht sonderlich viele Vergleichsmöglichkeiten. Aber innerlich wusste Rida auch, dass das nichts brachte. Er sollte sich auf Alans Fehler konzentrieren, dann würde er sehen warum er diese Gefühle, wenn es sie gab, vergessen sollte. Alan war ein Mistkerl, das einmal allen voran. Er war arrogant, habgierig, treulos, dominant und hasste Adelige, was ihn aber nicht daran hinderte ihr Geld zu nehmen. Was aber das schlimmste an ihm war, war seine Arbeit. Alan machte genau das, was er verhindern sollte. Zwar würden sie sich, solange er in Benedikts Diensten war, nie in die Quere kommen, aber jemanden der für Geld tötete, oder allgemein tötete, weil es jemand anderes wollte, konnte er nicht lieben. Wobei es ihm schon seine anderen Charakterfehler schwer machten ihn zu mögen. Genau, es war sinnlos ihn zu lieben. Mögen ging, aber mehr war einfach nicht möglich.

Rida schloss kurz die Augen, bevor er sich daran machte Alan zu folgen. Er sollte sich auf das nun Wichtige konzentrieren. Sie brauchten einen sicheren Schlafplatz, etwas Nahrhaftes zu essen, Heilpflanzen für Alan und was das dringendste war ein Dorf. Ihm ging es nicht um die Menschen, den diese waren ein Unsicherheitsfaktor, es ging ihm, um das was sie hatten. Sie brauchten Kleidung, Medizin, Pferde oder etwas anderes, das sie reiten konnten und was am wichtigsten war Waffen. Natürlich würden sie diese nicht in jedem Dorf finden, aber wozu kannte er denn einen Schmied, der ihm gegenüber noch eine Schuld zu begleichen hatte? Natürlich nur, wenn das Dorf auf ihrem Weg lag. Die Ironie dabei war, dass gerade Kevins Waffen zu ihrer derzeitigen Situation geführt hatten. Allerdings trug er Kevin die Sache nicht nach, er hatte das für seine Familie getan. Rida konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass er anders gehandelt hätte in seiner Situation.

Es war nicht schwer, Alan einzuholen, der ihm nur einen belustigten Seitenblick zuwarf. Rida beschloss das zu ignorieren. Lieber sprach er ein Thema an, um das sie sich auch noch kümmern mussten. „Wie wollen wir denn eigentlich ins Schloss kommen?“

„Was?“ Alan schien durch diese Frage irritiert zu sein, das war wohl nicht das, was er erwartete hatte.

„Wie kommen wir zu Benedikt in die Burg? Wenn Nimars Männer dort auf uns warten, wird es sicher nicht einfach, zu Benedikt zu kommen.“ Klar, es war verfrüht sich darüber den Kopf zu zerbrechen, aber Rida hatte gerne für jedes aufkommende Problem schon so früh wie möglich eine Antwort. Außerdem war es ein unverfängliches Thema, über das er mit Alan reden konnte.

Dieser rollte jedoch nur genervt mit den Augen. „Können wir uns darüber bitte den Kopf zerbrechen, wenn es soweit ist? Ich kann dir versichern, dass es dann noch früh genug dazu ist. Die Lage kann man sowieso erst vor Ort einschätzen und das solltest du wissen. Und bis zur Burg sind es noch Wochen zu Fuß und das ist meine positivste Einschätzung.“

Natürlich wusste Rida das, aber worüber sollte er sonst reden? Und er musste reden, damit er keine Zeit zum Grübeln hatte.

„Weißt du was, Rida. Sehen wir zu, dass wir überleben, so dass wir die Chance haben Nimar später ganz große Probleme zu bereiten. Ich für meinen Teil habe das jedenfalls vor. Er wird sich wünschen, mein Meister hätte ihn niemals gekauft.“

Das war sicher sein voller Ernst und trotzdem brachte es Alan zustande, bei diesen Worten unbekümmert, ja sogar fröhlich zu lächeln. Rida konnte gar nicht anders, als dieses Lächeln zu erwidern. „Gut, dann haben wir ja das gleiche Ziel.“

„Und damit du nicht weiter grübeln musst, kannst du damit anfangen unsere Position zu bestimmen. Du kennst die Umgebung sicher besser als ich. Ich kenne nur die Karten und auch diese nur unzureichend.“

Es erstaunte Rida, dass Alan mitbekommen hatte was ihn beschäftigte. Es war klar, dass er keinen großen Erfolg haben würde, ihre Position zu bestimmen, aber er würde sich auf jeden Fall Mühe geben. Wenn er Glück hatte, sah er heute Abend die Sterne und konnte sich anhand von diesen orientieren. In den Bergen war es sinnlos gewesen, da sie sowieso nur einen Weg hatten, der sie zu ihrem Ziel geführt hatte. „Einverstanden.“

Was sollte er auch sonst groß sagen? Wenn ihm Alan einen Ausweg bot, nahm er diesen natürlich dankbar an. Und heute Abend würde er Alans Einschätzung der Zeit hoffentlich wiederlegen können. Eine wochenlange Wanderung war ihm eindeutig zu lange. Sie hatten schon genug Zeit in den Bergen verloren. Für seine Familie zählte jeder Tag, wenn nicht sogar jede Stunde. Genau, seine Familie war nun wichtig und sonst nichts. Das durfte er auf keinen Fall vergessen und das würde er auch nicht.
 

Ich wünsche all meinen Lesern frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 25
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Rida sah an den Baumstämmen hoch. Auch wenn er es nicht zugeben würde, so beunruhigten ihn die Bäume um ihn herum. Alan und er waren sich zwar einig, dass sie nichts zu befürchten hatten, aber Rida verließ sich ungern auf Vermutungen. Vor allem, wenn sein eigenes Leben davon abhing. Schließlich war er wichtig und sein Körper ebenso, denn nur damit konnte er Christian beschützen, mit seinem Körper und Leben.

Alan, der etwas hinter ihm ging, schien das nicht so zu bekümmern. Er folgte ihm so unbeschwert, als würden sie durch einen Gang des Schlosses flanieren. Auch wenn von ihm der Einwand gekommen war, dass sich in dem Geäst über ihnen Angreifer verstecken konnten. Sein Zusatz, dass auch er es so gemacht hatte, hatte auch nicht dafür gesorgt, ihn zu beruhigen. Und nun tat er so, als seien sie auf einem kleinen Ausflug und nicht auf der Flucht. Möglicherweise war Alan aber auch nur zu erschöpft, um weiterhin aufmerksam zu sein. Immerhin waren sie deutlich schneller gegangen, da jeder von ihnen den Wald rasch erreichen wollte. Es würde ihn nicht wundern, wenn der Blonde erschöpft wäre. Dazu passte jedoch nicht das Lächeln, das er zur Schau trug.

Rida kannte dieses Lächeln nur zu gut, er hatte es oft genug gesehen. Auch wenn es keinen Anlass dazu gab, lächelte er wieder so selbstsicher, als gehörte ihm die ganze Welt. Es war diese Art von Lächeln, das in Rida den Wunsch auslöste ihn zu schlagen, nur dass er inzwischen wusste, dass es bei Alan normal war so unglaublich arrogant zu wirken. Und ja, er konnte nicht umhin zu bemerken, dass es attraktiv wirkte. Eine Beobachtung, die ihm allerdings nur auffiel, weil er den Anderen in den letzten Tagen in deutlich schlechteren Zustand gesehen hatte. Und anscheinend brauchte dieser den Wald nur zu betreten, um neue Kraft zu schöpfen. Natürlich spielte auch die Tatsache, dass Rida schon lange keine Frau mehr gesehen hatte, dabei eine Rolle. Wobei er selbst wusste, wie schwach diese Ausrede war, da ihn Frauen sowie Männer nur näher interessierten, wenn sie sich mit Christian einließen. Dann wurden sie als mögliche Bedrohung sehr interessant.

Er benötigte etwas Abstand von Alan, um sich über einige Dinge klar zu werden. Nur ging das im Moment nicht, den Luxus von Ruhe gab es nicht. Er musste auf Alan achten, ob dieser es wollte oder nicht. Wenn auch eher zweiteres der Fall war, aber er war nicht gesund und das war das Problem. Das wollte Alan nicht einsehen, oder besser nicht zugeben, denn dass es nicht der Wahrheit entsprach, müsste er selbst merken. Aber natürlich wollte er sich keine Schwäche anmerken lassen, das war nicht männlich. Rida hatte eine solche Einstellung immer für dumm gehalten, jetzt blieb ihm aber nichts anderes übrig, als sich darauf einzustellen. Zu Alans Glück wurde es auch langsam dunkel, so blieb Rida stehen. Diese Stelle war ebenso gut, wie jede andere. „Wir übernachten hier. Warte hier auf mich, ich werde mich umsehen und vielleicht haben wir ja Glück und ich finde etwas zu essen.“

Viel Erfolg erwartete er dabei aber nicht. Nur weil sie jetzt einen Wald anstatt von Steinen um sich hatten, bedeutete das nicht, dass ihnen das Essen in den Schoß fiel.

„Ich gebe mich mit allen zufrieden, solange es kein Reptil ist.“ Alan ließ sich an einem Baumstamm zu Boden sinken.

Wie er es geahnt hatte, Alan war am Ende seiner Kräfte, aber er hätte sich bestimmt auch noch einige Meter weitergequält, wenn Rida nicht Halt gemacht hatte. Rida spielte ehrlich mit dem Gedanken, es einmal darauf ankommen zu lassen. Aber solche Kindereien brachten sie nicht weiter und würden ihre Lage wahrscheinlich nur verschlechtern. Er musste sich umsehen, vielleicht fand er ja etwas für Alan und seine Verletzungen.

Als Rida den Anderen verließ, drehte er sich noch einmal um und sah wie dieser die Augen schloss. Lächelnd wandte er den Blick von ihm ab. Etwas Schlaf würde ihm sicher gut tun.
 

Eigentlich hatte Alan nur vorgehabt seine Augen auszuruhen, doch als er aufschreckte, war es schon dunkel um ihn herum, wenn der Mond auch noch nicht am Himmel stand. Alan schätzte die Tageszeit auf kurz nach der Abenddämmerung. Suchend sah er sich um, aber ein wichtiges Teil in seiner Umgebung fehlte. „Rida?“

Als keine Antwort kam, wiederholte er seine Frage nun etwas unsicherer. „Rida?“

Wo war der Andere? Eigentlich müsste er schon längst zurücksein, genug Zeit hatte er ja gehabt. Dass er ihn zurückgelassen hatte, das befürchtete Alan nun nicht mehr, nicht nach seinen Worten. Aber auch schon zuvor, hatte er gemerkt, dass er dies nicht von dem Jüngeren erwarten musste. Nur gab es eine Menge anderer beunruhigender Möglichkeiten was jemanden passieren konnte. Vielleicht hatte Rida sich verlaufen, das unwahrscheinlichste, aber harmloseste Szenario, das passiert sein konnte. Er könnte sich aber auch verletzt haben, in diesem Fall würde er seine Hilfe brauchen. Hier könnte es auch die Raubtiere geben, die in den Bergen gefehlt hatten. Vielleicht war er aber auch nur noch nicht von seiner Jagd zurückgekommen?

Alan wusste selbst nicht, warum ihm Ridas Abwesenheit überhaupt so nervös machte. Schließlich ging es ihm bereits wieder so gut, dass er sich notfalls alleine durchschlagen konnte, irgendwann musste er hier ja auf Menschen treffen. Es war ein Wald und an dessen Rande lagen meistens Dörfer, die Frage war nur, wie groß dieser Wald war. So gesehen brauchte er Ridas Hilfe gar nicht mehr, aber dessen Anwesenheit war einfach zur Normalität geworden.

Alan rief sich selbst zur Ruhe und atmete einmal tief durch. Bis zum Morgen würde er noch warten, wenn Rida dann nicht da war, würde er alleine weiterreisen. Rida hätte das Gleiche getan, für ihn war sein Auftrag wichtiger als ein verschollener Reisegefährte. Immerhin ging es um seinen geliebten Christian. Wirklich, er konnte diesen Kerl immer weniger leiden. Benedikt mochte ihn lieben, doch das hieß nur, dass er ihn nicht töten durfte, nicht das er ihn mögen musste. Natürlich war ihm bewusst, dass der Blonde Barde hasste, ein Grund warum er immer in die Rolle eines solchen schlüpfte.

Warum er Christian nicht leiden konnte, verstand Alan selbst nicht. Natürlich, er war ein Adeliger, aber bei den meisten konnte er das akzeptieren. Wahrscheinlich hatte es ihn immer nur gestört, das Rida ihm wie ein treues Hündchen nachlief. Nicht, dass ihm etwas an diesem gelegen hatte, aber die Selbstverständlichkeit, mit der Christian dessen Dienste in Anspruch nahm störte ihn. Das und die Tatsache, dass Rida ihn trotzdem zu vergöttern schien. Viele Diener wurden wie eine Selbstverständlichkeit behandelt, aber dafür redeten sie auch hinter den Rücken ihrer Herren schlecht über diese, aber nicht Rida. Jetzt wusste er den Grund dafür, aber früher hatte er das einfach nur für verachtenswert gehalten. Und jetzt? Ja, jetzt war er eifersüchtig auf Christian und auch dessen Vater, eben weil Rida ihnen so treu ergeben war. Wobei es sinnlos war, da es nichts brachte auf sie eifersüchtig zu sein, er wollte ja nichts von Rida.

Mit einem unwirschen Kopfschütteln beendete Alan dieses Thema für sich selbst. Er musste etwas schlafen und genau das würde er auch machen. So lehnte er sich gegen den Baumstamm und schloss die Augen.

Nachdem er zum dritten Mal die Position gewechselt hatte, hob er den Kopf vom Boden, auf dem er inzwischen ausgestreckt lag. Verdammt, er konnte nicht schlafen!

Er spielte sogar ernsthaft mit dem Gedanken Rida zu suchen. Wobei das sinnlos war, da er keine Ahnung hatte, wohin sich dieser gewandt hatte, nachdem sie sich getrennt hatten. Sein Blick glitt zum Himmel, wo der Mond inzwischen zu sehen war und seinen Platz am Himmelszelt eingenommen hatte. Eigentlich war die Nacht sein Verbündeter, nun verfluchte er sie, da er im Dunkeln auch keine Spuren lesen konnte. Und nur Gott wusste, ob sie am Morgen noch zu erkennen waren. Alan hatte ja keine Ahnung, wie viele Tiere es hier gab.

Plötzlich erstarrte Alan und verharrte in einer hockenden Position, auch wenn sie für ihn nicht ganz schmerzlos war. Aber er hatte etwas gehört, eigentlich nicht gehört, da es um ihn herum still war, doch er spürte, dass sich jemand in seiner Nähe bewegte. Entweder jemand, oder etwas. Alan wusste jedoch nicht, über welche Option er erfreut sein sollte.

Seine Sinne waren auf so etwas geschult und so merkte er einfach, dass er nicht mehr alleine war. Jetzt wo er verstärkt darauf achtete, hörte er auch das Rascheln von Blättern, das nicht vom Wind verursacht wurde, nicht einmal wenn einer wehen würde. Auch hörte er nun ein gleichmäßiges Geräusch, das nur von Schritten kommen konnte, sie waren nahe und nur deswegen nahm er sie war. Also ein Mensch und einer, der sich genauso lautlos bewegen konnte wie er. Kurz schoss ihm durch den Kopf, dass es Rida sein könnte, doch er wollte sich nicht darauf verlassen.

Eine Bewegung in seiner unmittelbaren Umgebung, die er eigentlich nur aus den Augenwinkeln wahrnahm, ließ ihn blitzschnell handeln. Es war nur ein kurzes Verlagern seines Gewichtes und schon stieß er sich in die Richtung des Unbekannten vom Boden ab. Ob es klug war, spielte in diesem Moment keine Rolle. Angriff war schon immer die beste Verteidigung gewesen und etwas womit die meisten Angreifer nicht rechneten.

So auch nicht dieser, den er nach einem kurzen Aufprall ihrer Körper aneinander unter sich hatte. Doch das leise Keuchen, das dieser bei ihrem Fall von sich gab, erleichterte Alan ungemein. An dem Laut erkannte er seinen Angreifer nämlich schon, bevor dieser auch nur den Mund aufmachte.

„Verdammt, Alan was soll das?“ Rida klang wütend und das durchaus zu Recht.

Alan richtete sich in eine kniende Position auf, jedoch so, dass er auf Ridas Hüfte sitzenblieb und ihn so am Boden fixierte. Er legte keinen Wert darauf, dass Rida sich nun vielleicht rächte. Außerdem war es eine sehr angenehme Position, er war schon länger nicht mehr in der überlegenen Position gewesen. Allerdings hatte ihn etwas irritiert, als er sich eben aufgerichtete hatte.

Seine Hände fuhren über Ridas Oberkörper, seinen nackten Oberkörper wohlgemerkt, doch das war es nicht was ihm auffiel. Er war nass. Das schlug doch dem Fass den Boden aus. Er machte sich hier Sorgen und Rida nahm seelenruhig ein Bad? Bei einer derartigen Sachlage, konnte Rida seinetwegen gerne im Wald verrotten. Er hätte sich doch denken können, dass er sich sorgte, oder?

„Wenn du fertig bist, mich zu betatschen, hättest du dann vielleicht die Güte mich aufstehen zu lassen?“ Der Zorn des Schwarzhaarigen schien sich wieder gelegt zu haben, da seine Stimme nun eher sachlich klang.

Eigentlich könnte Alan das noch einige Zeit weitermachen und zwar so, das Rida daran Gefallen finden könnte, trotzdem zog er seine Hände zurück. Jedoch machte er keine Anstalten aufzustehen. „Du warst baden.“

„Es hat sich so ergeben.“ Ob er wirklich schuldbewusst war, oder es nur an Alans anklagenden Ton lag, ließ sich nicht sagen, aber Rida hatte zumindest den Anstand verlegen zu klingen. Allerdings hielt sich diese Verlegenheit nur einen Moment, bevor er wieder etwas verärgert klang. „Etwas, das dir auch nicht schaden würde.“

„Tja, hätte ich gewusst, dass du baden gehen willst, dann hätte ich dir sicherlich Gesellschaft geleistet. Ich habe kein Problem damit andere Männer nackt zu sehen, oder ebenso gesehen zu werden.“

Rida gab nur ein schnaubendes Geräusch von sich. „Das glaube ich ungesehen.“

Auch wenn es nur ein Murmeln war, so hatte Alan es sehr wohl verstanden. Was sollte das nun schon wieder? „Was war das?“

„Ich habe gesagt, dass ich das sogar ungeprüft glaube. Was der Auftrag erfordert, nicht?“

Wüsste Alan nicht, dass er Rida im Moment unterlegen wäre, dann würde er ihn nun schlagen. Das hörte sich so an, als wäre er eine Hure, die notfalls auch mit den Opfern ins Bett ging, um ihre Aufmerksamkeit abzulenken. Nun, das machten vielleicht Frauen, doch er hatte das nicht nötig und es war eine bodenlose Beleidigung. „Das muss ich mir nicht von jemand anhören, der mit seinem eigenen Ziehbruder schläft.“

Im nächsten Moment hätte sich Alan für diesen Kommentar am Liebsten die Zunge abgebissen. Sowas dachte man sich, aber man sprach es doch nicht aus. Das war fast so schlimm wie das, was Rida ihm vorgeworfen hatte. Er verstand auch nicht, warum Rida nun plötzlich Streit anfing.

Er musste Ridas scharfes Einatmen gar nicht erst hören, Alan sah auch im schwachen Licht des Mondes, wie sich dessen Augen wütend zusammenzogen. „Was?“

Auch wenn es seinen Tod bedeutete, er durfte nun nicht klein beigeben. Klar, er hatte einen Fehler gemacht, aber zugeben würde er das nie. So klang er nur wenig beeindruckt von Ridas Empörung. „Ach bitte. Du siehst Christian doch bei all seinen Abenteuern zu, da kannst du niemanden einreden, dass du es nicht selbst auch ausprobiert hast. Schließlich ist Christian ja nicht jeden Abend belegt und alleine schläft er sicher schlecht.“

Alan hielt kurz inne, als ihm ein neuer Gedanke kam und er beugte sich näher zu Rida hinab. „Oder erregt es dich schon ihm dabei nur zuzusehen? Glaub mir, in diesem Fall wüsste ich ein paar Möglichkeiten, wie dich das noch mehr befriedigen könnte. Dabei würden wir beide durchaus auf unsere Kosten kommen.“

Er konnte danach nicht sagen, was genau passiert war, aber plötzlich fand er sich auf dem Boden wieder in exakt der gleichen Stellung, nur dass die Rollen jetzt vertauscht war. Es war Rida, der auf ihm saß und sein Gesicht zu ihm hinabgebeugt hatte. Seine Stimme war zwar leise, aber durchaus gefährlich. „Ich schlafe nicht mit Christian, alleine das von mir zu denken ist verabscheuungswürdig. Er ist für mich wie ein Bruder, nie würde ich mich mit ihm einlassen. Selbst wenn, würde es niemanden etwas angehen.

Des Weiteren ist es meine Pflicht auf ihn aufzupassen, erst Recht in Momenten, wo er selbst schwach ist und es an Aufmerksamkeit mangeln lässt. Doch auch in diesem Fall gilt, selbst wenn es so wäre, würde ich mir dabei niemals von dir helfen lassen. Ich hoffe, das ist jetzt klar.“

Es war keine Frage, doch schien Rida auf eine Antwort zu warten, da er Alan weiterhin ansah und sich nicht bewegte. Oder wartete er auf etwas anderes? Also Alan würde mit seinem Mund jetzt viel lieber etwas anderes anstellen, als ihm damit zu antworten. Vor allem nach dieser Offenbarung. Dass es gleichzeitig auch ein Korb für ihn gewesen war, schien er gar nicht mitbekommen zu haben. Obwohl konnte diese Situation noch schlimmer werden? „Es ist mehr als klar.“

Ohne weiter darüber nachzudenken, handelte Alan einfach. Er hob eine Hand, die Rida unvorsichtigerweise nicht fixiert hatte und vergrub sie in Ridas Haar. Noch bevor dieser erkennen konnte, was seine Absicht war, hob er seinen Kopf und überwand so den Abstand zwischen ihren Lippen. Als sich ihre Lippen trafen, begann Alan einen leidenschaftlichen Kuss und es störte ihn gar nicht, dass Rida ihn nicht erwiderte. Er wusste, dass es die Überraschung war, aber solange er geschockt war, würde er sich auch nicht wehren. Etwas das ihm nur zugutekam, da er so dessen Lippen noch etwas länger kosten konnte. Das war nebenbei auch noch die angenehmste Art einen Streit zu beenden. Dies und was danach noch kommen konnte.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 27
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Alan wurde von einem wunderbaren Geruch aufgeweckt. Es war der Geruch von Essen, das ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Schläfrig öffnete er die Augen, davon überzeugt, dass er noch immer unter den Nachwehen eines Traumes litt. Denn woher sollten sie etwas Essbares haben, das man braten konnte.

Alan wischte sich mit einer Hand über die Augen, als er sich in eine sitzende Position aufrichtete. Als er sich umsah, merkte er, dass er sich nicht geirrt hatte. Es brannte wirklich ein Feuer und darüber brieten zwei Fische. Woher kamen diese?

Fragend sah er sich um, doch Rida schien nie da zu sein, wenn er aufwachte. Diesmal verspürte er allerdings keine Panik, da er wusste, dass dieser zurückkommen würde. Selbst nach dem was gestern passiert war. Rida war niemand, der vor seinen Problemen davonlief, sondern sich ihnen stellte. In dieser Hinsicht war Rida besser, oder dümmer als er selbst, das war Ansichtssache.

Er richtete sich auf und ging zu dem Feuer. Kurz streckte er die Hände danach aus und ließ sich wieder im Türkensitz auf den Boden sinken. Auch wenn die Sonne am Himmel stand, so war es doch noch etwas frisch. Jedoch verhinderte die Sonne durch ihr Licht, dass man ihr Feuer sah. Hinter sich hörte er Schritte, doch inzwischen kannte er diesen Gang. Ebenso versuchte Rida heute nicht sich anzuschleichen.

Er setzte sich gegenüber von Alan an das Feuer und legte einige Zweige nach, die er unter dem Arm getragen hatte. Also war er Feuerholz suchen gewesen. Ob absichtlich oder nicht, so hatte der Schwarzhaarige durch seine Platzierung die Stelle gewählt, die am weitesten von ihm entfernt war. Alan seufzte leise, da musste er anscheinend wirklich etwas ansprechen. Auch wenn es seiner Meinung nach nichts, gab das geregelt werden musste. Sie hatten sich der natürlichsten Sache der Welt hingegeben, was war dabei?

Doch gerade als er dazu ansetzte, zu sprechen, ergriff Rida das Wort. „Wie du siehst, war ich gestern nicht nur baden. Dein Vorwurf war also völlig unbegründet. Das Bad hat sich dabei einfach ergeben.“

Alan sah den Jüngeren einen Moment lang konsterniert an. Trug er ihm seinen Vorwurf etwa noch nach? Selbst hatte er das bereits schon wieder vergessen, es war eben passiert. Und gestern waren auch noch einige andere Dinge passiert, die einem viel eher im Gedächtnis blieben. „Du hast sie gestern Abend gefangen?“

Warum er auf sein Thema einging, wusste er selbst nicht, aber so war es leichter ein Gespräch aufzubauen, in dessen Verlauf er Rida möglicherweise auf diese Sache ansprechen konnte.

„Ja, es sollte uns als Abendessen dienen, aber es kam ja etwas dazwischen.“ Rida zögerte kurz, bevor er den letzten Rest des Satzes aussprach.

Es war beinahe zu perfekt, wie ihm der Jüngere so die Brücke baute, die er benötigte. „Sollen wir darüber reden?“

„Warum? Immerhin war es nur Beischlaf, das ist die natürlichste Sache der Welt.“

„Genau.“ Alan nickte bekräftigend, bevor ihm Ridas Worte wirklich bewusst wurden. Eigentlich hatte er sich nur auf den letzten Teil konzentriert, der genau das bestätigte, was er hören wollte und auch selbst dachte. Jetzt jedoch sah er den Anderen überrascht an. „Was?“

Das war doch kein Beischlaf gewesen, sie hatten ja nicht das Bett miteinander geteilt, selbst wenn es hier eines geben würde. Das war kaum mehr als Selbstbefriedigung gewesen, nur eben mit fremder Hilfe. Konnte es sein, dass…?

Alan schüttelte innerlich den Kopf bei diesem Gedanken. Blödsinn, das konnte nicht sein, schließlich war Rida ein gesunder, junger Mann im besten Alter. Davon hatte er sich selbst überzeugen können. Da war es unwahrscheinlich, dass er noch nie das Bett mit jemand geteilt hatte. Nicht wenn er seine Zeit an Christians Seite verbrachte. Gut, er war Tag und Nacht an seiner Seite, doch auch bei so einer Aufgabe hatte er sicher Zeit für sich. Das brauchte man, um nicht verrückt zu werden, selbst jemand der so pflichtbewusst wie Rida war. Es gab immer Ecken und andere willige Partner, die wie man selbst Druck ablassen mussten. Zumindest fand er immer jemanden, wenn er danach suchte. Allerdings sprachen auch einige Dinge für seine Vermutung. Die Sache, wie Rida davon sprach; wie er die Sache nicht beim Namen nannte, seine Weigerung nicht den - wie er es nannte - ‚ganzen Weg‘ gehen zu wollen. Gestern hatte er das einfach für eines seiner Prinzipien gehalten, immerhin verband sie nicht gerade eine Freundschaft und schon gar keine Liebe. Da wollte man eben nicht zu intim miteinander werden, aber er hätte nie Unerfahrenheit dahinter vermutet. Und das ganze Benehmen nun, die falsche Scham. Nun, es gab viele Dinge, die dafür und viele die dagegen sprachen. Die Wahrheit würde er nur von einer Person erfahren.

„Was, ‚was‘? Ich sagte, es ist die natürlichste Sache der Welt.“ Rida vermied es ihn anzusehen und wendete stattdessen einen Fisch über dem Feuer.

„Ja, aber es war kein Beischlaf. Kann es sein, das du das nicht weißt?“ Alan stellte diese Frage eher vorsichtig, da sich diese Vermutung sogar in seinen Ohren unglaubwürdig anhörte.

Rida hob nun endlich den Blick und sah ihn entsetzt an. Für einen Moment wirkte er sogar verlegen, doch verflog dieser Ausdruck rasch wieder, bevor er aufgebracht antwortete. „Natürlich weiß ich, dass es da noch mehr gibt. Ich weiß nur nicht, wie ich es sonst betitelt soll.“

Und dieser Mann lebte in Christians Nähe. Eigentlich sollte er dafür Worte kennen, die sogar noch Alans Wortschatz bereichern konnten. Alan unterdrückte den Impuls den Kopf zu schütteln, das hätte wohl kaum dabei geholfen, Rida wieder zu beruhigen. Normalerweise würde Alan die Sache nun auf sich beruhen lassen, jetzt wo er wusste, dass Rida nur die richtigen Worte gefehlt hatten. Aber ihm war auch nicht der kurze Moment der Verlegenheit entgangen. Nun wo Rida schon gereizt war, spielte es kaum eine Rolle, ob er ihn noch mehr gegen sich aufbrachte. Deswegen sprach er die Sache auch ohne Umschweife an. „Bist du noch Jungfrau?“

Bei einer Frau mochte das eine Zierde sein, aber bei einem Mann erwartete man vor der Hochzeit so etwas wie Grundkenntnisse. Wenn das schon seine Braut nicht erwartete, so erwarteten das dessen Freunde. Allerdings fehlten auch diese bei Rida, wem sollte er also etwas beweisen? Selbst hatte er auch keine Freunde, aber bei ihm hatte es einfach zu seinem Erwachsenwerden dazu gehört.

Rida schnappte empört nach Luft. „Nein. Aber selbst wenn, wäre nichts Verwerfliches daran.“

Also war er es. Die letzten Worte hatten es bewiesen. Denn kein Mann fand das in Ordnung, es sei denn, er war es. Normalerweise begann man dann eher mit seinen Eroberungen zu protzen. Wenn auch nur, weil man den Neid der Anderen wecken wollte. Auch wenn sich Rida oft nicht wie andere Männer verhielt, so konnten sie in dieser Sache nicht so unterschiedlich sein. „Du bist es also. Wobei ich das schon seltsam finde, immerhin bist du Christians Begleiter.“

Anscheinend wog seine Bemerkung mehr, als die Tatsache, dass er die Wahrheit entdeckt hatte, da Rida sofort wieder in die Defensive ging. Wütend funkelte er Alan an und er gab einen Laut von sich, den man als Fauchen auffassen konnte. „Ich habe dir gestern schon gesagt, dass ich nichts mit Christian habe. Zwischen uns ist nichts außer brüderlicher Liebe.“

Beschwichtigend hob Alan die Hände. „Ich weiß.“

Und nun konnte er es auch endlich glauben. Seltsamerweise war er darüber erleichtert, wobei es ihn im Grunde ja gar nicht anging. Es konnte ihm doch egal sein, ob Rida Jungfrau war oder nicht. Es war ja nur seine Neugierde, die er hatte befriedigen wollen. Außerdem war das wieder ein kleiner Sieg über Rida, den er so verbuchen konnte. Warum war er dann nur so zufrieden mit diesem Ausgang ihres Fragespiels? Langsam wurde er wohl wirklich verrückt, es wurde Zeit, dass er wieder unter Menschen kam.

Rida zog einen Stock aus der Erde und hielt ihn Alan hin. „Iss.“

Er wirkte noch immer verärgert, weswegen Alan nur schweigend den Fisch nahm. Wenigstens hatten sie etwas Ordentliches zu essen.
 

Auch Rida nahm sich einen Fisch. Allerdings erstickte er, bevor er zu essen begann, das Feuer mit etwas Erde, die er darauf schüttete. Immerhin hatte er nur Feuer gemacht, um den Fisch zu essen. Auch er hatte genug von rohem Fleisch, außerdem brauchten sie ihre Kräfte. Er wollte das Dorf so schnell wie möglich erreichen, wenn er auch nicht wusste, wie die Menschen sie aufnehmen würden und ob. Sie waren weit von der Burg entfernt und nur weil sie ihr Dorf auf diesem Land hatten, hieß das nicht, dass sie den Landbesitzern gegenüber positiv eingestellt waren. Das sah man schon an den Räubern, die teilweise auch von diesem Land stammten.

Der Fisch schmeckte auch ohne die Gewürze, auf die er verständlicherweise hatte verzichten müssen, gut. Jedenfalls besser als das, was er in den letzten Tagen hatte essen müssen. Alan schien es auch zu schmecken, jedenfalls aß er schweigend. Das war auch besser für ihn.

Rida war klar, dass er das Gespräch zuvor an der passenden Stelle hätte beenden müssen. Nur war im Laufe ihres Disputs die Führung entglitten, nur so hatte diese Peinlichkeit ihren Lauf nehmen können. Normalerweise sprach er mit niemand über diese Dinge. Es besaß aber auch keiner die Frechheit, solche Dinge einfach ungeschminkt anzusprechen. Das sollte man niemanden fragen und wenn man doch so unhöflich war, sollte man die Antwort akzeptieren und nicht nachbohren, wenn sie einem nicht gefiel. Wie gesagt hätten sie seiner Meinung nach, gar nicht damit anfangen müssen. Die letzte Nacht war passiert und auch wenn es ihm nun peinlich war oder er es bereute - wobei zweiteres nicht der Fall war - so konnten Worte auch nichts mehr daran ändern. Es war eben passiert und nun sollte man es totschweigen, so wie es sich gehörte. Und auf keinen Fall ein peinliches Gespräch darüber führen. Das machte die Sache nur noch schlimmer. Vor allem schien es Alan darauf anzulegen, ihn zu beleidigen. Schließlich brachte er ständig die Sache mit Christian auf. Dass man so von Christian und ihm denken konnte, war ihm nie in den Sinn gekommen. Natürlich waren sie immer zusammen, doch er war sein Diener und Christian mangelte es nun wirklich nicht an adeligen, oder nicht adeligen Begleitern. Worauf ihm eben gerade der Sinn stand. Noch dazu wo er seit er Shay gefunden hatte, sowieso treu war. Etwas das viele, auch er, seltsam fanden, aber eine erfreuliche Wendung. Doch selbst wenn man es dachte, dann sprach man das nicht aus. Wie hatte Alan am Hofe nur überleben können, wenn er den Leuten die Dinge so ungeschönt an den Kopf warf? Kaum einer bei Hofe vertrug die Wahrheit, egal ob Diener oder Herr. Das hatte Rida rasch gelernt. Auch er beherrschte, es etwas zu sagen und doch etwas anderes zu meinen. Wobei er das nur selten machte, da er das als Lügen empfand, etwas das seinen Prinzipien widersprach.

Für Alan konnte er jedoch nur hoffen, dass dieser so eine Sache nie wieder ansprach. Und auch keine anderen peinlichen Dinge. Immerhin waren das Sachen, die er nicht wissen musste, so nahe standen sie sich nicht.

Rida warf Alan einen kurzen Blick zu. Er überlegte sowieso, dass er Alan, wenn sich das Dorf als sicher erwies, dort zurückließ. Natürlich nicht ohne eine Nachricht, die er ihm allerdings nicht persönlich überbringen würde. Denn dann würde dieser bestimmt dagegen protestieren. Das wollte er sich gerne ersparen. Aber es wäre besser für sie. Für ihn und auf alle Fälle für Alan. Ohne Alan kam er schneller voran und vielleicht war es für ihn so auch sicherer. Doch auch Alan hätte seine Vorteile davon. Er konnte sich richtig erholen und die Wunden ausheilen lassen, etwas für das sie bis jetzt keine Zeit gehabt hatten. Außerdem war er es, hinter dem Nimar her war und warum sollte er diesem in geschwächten Zustand gegenüber treten? Es war seine eigene Aufgabe seine Familie zu warnen, da musste nicht auch Alan sein Leben riskieren. Auch wenn er dafür mehr als nur fürstlich bezahlt wurde. Was Rida zu der Frage brachte, warum er das noch immer machte? Immerhin müsste er bis jetzt schon ein kleines Vermögen verdient haben, genug um sich für einige Zeit zurückzuziehen. Jedoch war das nur eine nebensächliche Frage. Vielleicht erfuhr er die Antwort darauf ja irgendwann einmal, doch es war nicht wichtig genug, um den Blonden danach zu fragen. Ebenso wie die Überlegungen ihn zurückzulassen müßig waren, solange sie das Dorf nicht erreicht hatten. Erst dann konnte er sich dafür oder dagegen entscheiden.

Schweigend beendeten sie ihr Essen und Rida war derjenige, der als Erster aufstand. „Wir sollten gehen. Es ist noch ein weiter Weg und ich will nicht mehr Nächte als notwendig, unter freiem Himmel verbringen.“

Was aber nur ein Teil der Wahrheit war. Natürlich sehnte er sich nach einem Bett, das nicht aus Gras und harter Erde bestand und nach richtigem Essen, das er nicht erst fangen musste, aber andere Menschen boten ihm auch einen gewissen Schutz. Auch wenn sie unnötigerweise darüber gesprochen hatten, so konnte so etwas wie letzte Nacht immer wieder passieren, solange sie alleine waren. Schließlich war das gestern auch nicht geplant gewesen und wer versicherte ihm, dass es nicht wieder passierte? Wenn jedoch Menschen um sie herum waren, so würde sich Rida, wenn schon nicht Alan, beherrschen können.

Auch Alan erhob sich und warf den Stab, auf dem der Fisch gesteckt hatte, achtlos zu Boden. „Du hast Recht. Es wäre unklug Zeit zu vertrödeln. Wir haben noch viele Kilometer vor uns. Und nicht nur du hast genug von Nächten unter freiem Himmel.“

Wenigstens waren sie in diesem Punkt einer Meinung, das war ja ein gutes Zeichen. W

Auch wenn sie sich wohl beide nur nach den Annehmlichkeiten sehnten, die ihnen das Dorf verhieß. Aber das war egal.

Rida sah noch einmal zum Himmel, um sich an der Sonne zu orientieren und schlug den Weg Richtung Dorf ein.

Titel: Love me,… Assassin?

Teil: 28
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Ungeduldig saß Alan hinter einem Busch und wartete auf Rida. Eigentlich war es ihm gar nicht Recht, dass dieser das Spähen übernahm, so etwas fiel ja wohl eher in sein Aufgabengebiet. Doch er hatte sich auch nicht mit Rida über dieses Thema streiten wollen, das wäre nur Energieverschwendung gewesen und am Ende hätte er wahrscheinlich sogar verloren. Es ging ihm nicht so gut und solange sich das nicht änderte, würde er ihm wahrscheinlich auch unterlegen bleiben. Alan wusste, wieviel er seinem Körper abverlangen konnte und er war am Ende seiner Leistungsfähigkeit. Aber das würde sich schon wieder ändern, sobald er etwas Anständiges zu essen und eine ruhige Nacht auf einem Lager gehabt hatte. Er war da nicht sonderlich anspruchsvoll und benötigte keinen Luxus wie ein Adeliger.

Neben ihm knackte ein Zweig, doch Alan zuckte nicht zusammen, da er wusste, dass es nur Rida war. Inzwischen ahnte er, dass der Jüngere absichtlich immer ein Geräusch machte, um seine Ankunft anzukündigen. Das war die einzige Erklärung, ansonsten wäre er ein sehr schlechter Leibwächter. Allerdings waren Alans Reaktionen darauf bis jetzt immer ziemlich heftig ausgefallen. Er an Ridas Stelle hätte sich das schon abgewöhnt.

Rida kam aus dem Dicklicht und ließ sich neben Alan in die Hocke sinken.

Alan entging nicht der Abstand, den er zwischen ihnen wahrte. Das war seit jener Nacht so, er hielt immer einen gewissen Abstand zwischen ihnen ein. Fast so, als fürchtete er seine Nähe. Ein Gedanke, der Alan früher geschmeichelt hätte, doch nun hielt er dieses Verhalten eher für lachhaft. Nur weil sie sich einmal näher gekommen waren, hieß das ja nicht, dass es wieder passieren musste. Rida hatte es selbst gesagt, es war die natürlichste Sache der Welt gewesen. Nichts wegen dem man sich schämen musste, schon gar nicht vor einander.

„Also?“ Da Rida anscheinend nicht von selbst anfing, die Lage zu erklären, begann er damit. Schließlich wollte er auch wissen, wie es stand.

„Es ist ein Dorf, wie ich vorausgesagt habe. Ein paar Hütten, ein paar Felder, nichts Besonderes. Einige Frauen, Kinder, Alte kaum mehr als fünfzehn Seelen, jedoch sind die Männer sicher dabei die Felder zu bestellen.“

Natürlich und wahrscheinlich war das ganze Dorf damit beschäftigt. Es war die Zeit der Aussaat, jedenfalls wenn man im Sommer und Herbst etwas ernten wollte. Und ein Dorf ließ sich nicht mit ein paar Kindern, Frauen und alten Männern bewirtschaften oder gar verteidigen. Wobei Bauern es eher so hielten wie die Hasen, davonlaufen wenn bewaffnete Reiter auf sie zukamen. Was in ihrer Position eine durchaus intelligente Entscheidung war, wenn auch nicht sehr mutig. Aber Mut war ein Privileg von Leuten, die sich verteidigen konnten. „Und wie schätzt du es für uns ein?“

„Es sieht friedlich aus, aber ich habe mich natürlich nicht zu nahe herangewagt. Es ist kein sehr wohlhabendes Dorf, aber sie scheinen auch nicht zu hungern. Jedenfalls haben sie den Winter überlebt, ohne allzu abgemagert zu sein.“

Was natürlich nicht hieß, dass sie ihr noch verbliebenes Essen mit jedem teilten, der des Weges kam. Gastfreundschaft war keine Selbstverständlichkeit wenn man selbst nur sehr wenig besaß. Außerdem sahen Rida und er nicht gerade vertrauenserweckend aus.

Alans Blick glitt erst über Ridas und dann seine eigene verbliebene Kleidung. „Was wollen wir ihnen erzählen?“

„Das wir von Räubern überfallen wurden.“ Rida zuckte mit den Schultern. „Wir bleiben nahe bei der Wahrheit, so besteht keine Gefahr, uns in Lügen zu verstricken. Wir sind Kaufleute, die von Räubern überfallen und gefangengenommen wurden. Auf der Flucht haben wir uns im Wald verlaufen und sind nun natürlich sehr erfreut, dass wir ein Dorf gefunden haben.“

Das war simpel und sehr nahe an der Wahrheit, das musste Alan zugeben. So bestand wirklich kaum Gefahr sich zu verraten. Jedoch waren sie beide eben sehr auffallende Gestalten. Wenn Nimar ihre Personenbeschreibung verbreitet hatte, könnte das ein Problem werden. „Für eine Nacht wird das wohl reichen.“

Mehr konnten sie wohl auch nicht erhoffen, aber in ihrer Situation war man über jede Erleichterung froh. „Nun, dann sollten wir keine Zeit verlieren.“

Alan stand mühsam auf. Er bemerkte zwar Ridas musternden Blick, doch tat der Schwarzhaarige nichts, um ihm zu helfen, wofür Alan dankbar war. Ein wenig seines Stolzes wollte er schon wahren, zumindest den kleinen Rest, der ihm noch geblieben war.

Rida warf einen Blick Richtung Dorf, während auch er aufstand. „Wenn wir im Dorf sind, lass mich reden. Ich habe mehr Erfahrung damit.“

„Was? Zu lügen?“ Alan lächelte schwach. Das glaubte er nicht, immerhin war es ihm fachmännisch beigebracht worden. In seinem Beruf gehörte das einfach dazu.

„Nein.“ Rida erwiderte dieses Lächeln leicht. „Leute nicht gleich von Beginn an zu verärgern.“

Alan wollte dagegen protestieren, ließ es dann aber doch. Das würde nur wieder einen Streit auslösen und wenn keinen, dann zumindest eine Diskussion. Etwas das er sich gerne ersparen würde, wenn sie so kurz vor einem zivilisierten Nachtlager waren. Und egal was es war, alles war zivilisierter und vor allem bequemer als der karge Waldboden, der ihnen bis jetzt hatte dienen müssen.

„Gehen wir.“ Damit ging Alan Richtung Dorf und stimmte so auch Ridas Vorschlag zu.
 

Rida war erfreut, dass Alan nicht widersprach, aber es zeigte ihm auch, wie ernst dessen Zustand inzwischen war. Und es war bedenklich, wenn er zu erschöpft war, um sich mit ihm zu streiten. Für ihn machte es die Dinge wesentlich einfacher, aber es hatte einen schalen Beigeschmack. Alan machte das ja nicht, weil er einsah, dass seine Worte einleuchtend waren, sondern weil er keine Kraft in einen Streit investieren wollte. Das war zumindest die einzig logische Erklärung für dessen Verhalten.

Rida folgte ihm in einigem Abstand, da er sehen wollte, wie die Leute auf ihn reagierten. Noch dazu war Alan derjenige von ihnen, der noch am ehesten dazu passte. Sein eigenes Aussehen war doch etwas fremdländisch, wobei ihn nur seine etwas dunklere Hautfarbe von ihnen unterschied, das reichte oft schon, um ihm argwöhnisch gegenüberzutreten. Gott predigte zwar, dass alle Menschen gleich waren, doch das waren nur hohle Worte. Menschen waren einander niemals gleichgestellt, egal in welchem Land oder in welcher Zeit. Es würde immer Menschen geben, die anderen argwöhnisch gegenübertraten oder andere unterdrückten. Als ehemaliger Sklave und fremdländisch aussehender Mensch wusste er, wovon er sprach.

Die Frauen sahen zwar von ihrer Arbeit auf und Kinder beendeten ihr Spiel, als sie von ihren Müttern gerufen wurden, aber das waren völlig normale Reaktionen auf zwei Fremde. Vor allem auf zwei Fremde, die so aussahen wie sie. Oft bedeutete das nur Ärger.

Alan blieb stehen, sodass Rida zu ihm aufschließen konnte. Auch er wirkte nicht sonderlich überrascht über den vorsichtigen Empfang. So war das eben, sie ihn ihrer Situation hätten es nicht anders gemacht.

Sie standen nun am Beginn des Dorfes und Alan schien auf etwas zu warten, ebenso wie Rida. Er bemerkte den alten Mann einen Moment früher als Alan und drehte sich zu ihm um.

Alt war vielleicht keine passende Beschreibung, er war eher schon ein Greis, wahrscheinlich der Dorfälteste. Rida sah dem Weißhaarigen, dem ein junger Mann folgte gelassen entgegen. Jedoch achtete dieser nicht auf Alan und Rida. Stattdessen lag sein Blick eher auf den alten Mann, vielleicht um ihn im Notfall zu stützen. Mit etwas Abstand blieb dieser vor den beiden stehen. „Mein Name ist Torben, ich bin der Vorsteher dieses Dorfes.“

Da er nicht weitersprach war es nun wohl an Rida und Alan sich vorzustellen. Er legte eine Hand an seine Brust. „Mein Name ist Rida und das ist mein Begleiter Alan. Wir sind Kaufleute.“

„Kaufleute?“ Torben hob eine Augenbraue. „Normalerweise tragen Kaufleute eine andere Art von Kleidung und sie kommen auch nicht ohne Ware in unser Dorf.“

Rida bezweifelte, dass Kaufleute überhaupt hierherkamen. Dieses Dorf lag wirklich ziemlich abgelegen und weitab aller Routen. Wenn man Kaufmann war zog es einen eher in die Städte und davon gab es in der Nähe der Berge keine einzige. „Wir sind von Räubern überfallen worden. Sie haben uns ausgeraubt und gefangen genommen, aber wir konnten fliehen. Leider haben wir uns danach im Wald verirrt.“

Aus der Menge hinter dem Alten kam ein verhaltenes Lachen.

Rida selbst rettete sich in ein verlegenes Lächeln. Sollten sie sie doch für unfähige Tölpel halten, das war Rida nur Recht.

Torben musterte sie, so als wolle er den Wahrheitsgehalt ihrer Worte prüfen. So wirklich schien er nicht zu wissen, ob er ihnen glauben konnte. Nachdem er Rida gemustert hatte, glitt sein Blick zu Alan. „Euer Begleiter redet nicht viel.“

„Er ist erschöpft und verletzt. Wir hatten, gehofft hier Hilfe zu finden.“ Das war nun wohl der Moment, in dem sich zeigen würde, wie hoch hier das Gebot der Gastfreundschaft geschätzt wurde.

Torben wirkte nicht sonderlich begeistert, als er seinen Blick über seine kleine Gemeinde schweifen ließ. „Ihr könnt in der Scheune schlafen. Aber ob wir euch bei den Verletzungen helfen können wissen wir nicht. Der Winter war lang und auch wir waren nicht vor den Überfällen der Räubern geschützt.“

Was wohl nur bedeutete, dass ihr Vorrat an Heilkräutern und Lebensmitteln begrenzt war. Gleichzeitig auch ein Hinweis, dass sie nicht solange bleiben sollten. „Wir wollen eure Gastfreundschaft nicht über Gebühr ausnützen. Wir brauchen nur ein Lager, wo mein Begleiter und ich uns ein, zwei Tage ausruhen können.“

„Peter, mein Sohn.“ Damit legte der alte Mann seinem jüngeren Begleiter eine Hand auf die Schulter. „Er wird euch die Scheune zeigen.“

„Vielen Dank.“ Rida neigte den Kopf. „Wir würden uns gerne für eure Hilfe erkenntlich zeigen.“

Nicht dass sie dafür Zeit hatten, aber es gehörte sich einfach. Schließlich war es nicht selbstverständlich Fremden einfach so Unterschlupf zu gewähren. Und je wohler sie ihm gesonnen war, umso eher konnte er Alan hier zurücklassen. So war es nur von Vorteil für ihn, wenn er ihnen ein wenig zur Hand ging, denn etwas anderes konnten sie nicht von ihnen erwarten und das wäre bei ihrem Aufzug wohl jedem klar.

Torben lächelte bei dem Angebot. „Ich bin mir sicher, dass sich da etwas finden wird.“

„Kommt mit.“ Damit deutete ihnen Peter ihm zu folgen.

Rida, der nun wieder zu Alan sah, bemerkte den missbilligenden Blick in seinen Augen. Anscheinend hatte ihm etwas an dem Gespräch nicht gefallen und Rida ahnte auch, was genau das war. Aber sie konnten darüber auch diskutieren, wenn sie alleine waren. So folgte er Peter schweigend.

Dieser führte sie zu einer großen Scheune, die zeigte, dass sie dem gesamten Dorf und nicht nur einem Bauern alleine gehörte. Das war eine sehr gute, aber auch dumme Idee. Gut, weil so jeder bekam, was er brauchte und dumm, weil wenn ein Feuer ausbrach, die ganzen Vorräte des Dorfes den Flammen zum Opfer fielen. Gerade aus diesem Grund hatte sich Rida nie für diesen Einfall erwärmen können, wenn er auch wusste, dass viele Dörfer diese Art der Lagerung nutzten. Und es ließ sich nicht leugnen, dass so auch schon viele Leute vor dem Hungertod gerettet worden waren.

In der Scheune war es dunkel, nur durch einige Ritzen drang Sonnenlicht herein. Ein Ackergaul stand neben zwei Kühen in getrennten Boxen. Rida glaubte auch das Quieken eines Schweines zu hören, aber es roch nicht danach. Viel eher roch es nach Heu und Tieren, alles in allem etwas stickig.

„Ihr könnt auf dem Heuboden schlafen. Bis zum Abend wird euch hier keiner stören, danach werden die restlichen Dorfbewohner von den Feldern kommen, dann können wir sicher einige Hände mehr benötigen, die mit anpacken.“ Bei seinen ersten Worten hatte Peter auf eine Leiter gezeigt.

„Vielen Dank und wenn ihr Hilfe braucht, werde ich euch sicher helfen.“

Das schien den Mann zufriedenzustellen, denn er nickte und verließ die Scheune.

Alan seufzte nur und ging zur Leiter, die er langsam hinaufkletterte. Rida folgte ihm, das war wohl noch ein kleiner Aufschub. Als er oben ankam, sah er einige gebundene Heuballen und auch Heuhaufen. Aber alles in allem merkte man, dass sie einen harten Winter hinter sich hatten. Nach einem Überfall war es ein Wunder, dass sie überhaupt noch irgendetwas hatten.

Alan ließ sich an einen Hauballen gelehnt auf den Boden sinken. „Also?“

„Also was?“ Auch wenn er ahnte, worauf Alan hinauswollte, so sah er nicht ein, warum er nun gleich anfangen sollte sich zu rechtfertigen. Ebenso wie Alan setzte er sich auf den Boden, nur dass er seinen Rücken gegen einen Holzbalken lehnte.

„Tu nicht so. Du weißt, dass wir keine Zeit haben, um ihnen hier in irgendeiner Art zu helfen. Noch dazu, wo sie uns gar nicht hier haben wollen.“

„Ach? Seit wann interessiert es dich, ob man dich um sich haben will oder nicht?“ Dabei sah er den Älteren belustigt an. Alan hatte doch noch nie etwas auf die Meinung anderer gegeben, aber das war auch nicht der Hauptgrund warum er etwas an Ridas Angebot auszusetzen hatte. „Und ich habe dieses Angebot aus Höflichkeit gemacht. Immerhin helfen sie uns, da ist es nur gerecht, wenn wir ihnen auch helfen.“

„Aber wir haben keine Zeit für solchen Unfug.“

„Du brauchst ohnehin einige Zeit um dich zu erholen. Zwei Tage mindestens. Außerdem werde sowieso ich ihnen helfen und nicht du.“ Denn Rida ahnte, dass es wahrscheinlich das war, was Alan so störte. Dass er niedere Arbeiten erledigen musste, Rida wusste ja wie ungern er anderen Menschen diente. Vor allem Adeligen, auch wenn sie das gerade machten, immerhin waren sie in Benedikts Auftrag unterwegs. Wenn das auch irgendwie untergegangen war in letzter Zeit.

Alans Augen funkelten wütend. „Also ich wäre sehr erfreut, wenn du es mir überlässt einzuschätzen, wie gut oder schlecht es mir geht. Denn dazu bist du wohl kaum in der Lage.“

Dann jedoch änderte sich etwas in seinem Blick und er wurde eher argwöhnisch. „Nur du?“

Rida zuckte mit den Schultern und versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen. „Sicher. Immerhin habe auch ich es angeboten und du bist verletzt. Willst du nun weiter mit mir streiten über etwas, das dich nichts angeht, oder lieber etwas schlafen?“

Er sagte nicht ‚oder deinem Körper lieber etwas Erholung gönnen‘, denn das brauchte Alan ja seiner eigenen Aussage nach nicht.

„Ich werde etwas schlafen.“ Noch immer grummelnd verschränkte er die Arme vor der Brust und schloss die Augen.

Rida seufzte nur leise und schüttelte den Kopf. Manchmal war Alan wirklich leicht zu durchschauen, was es ihm nur zu leicht machte ihn zu beeinflussen. Glücklicherweise wusste das der Ältere nicht, denn das würde ihm das Leben bedeutend schwerer machen.

Allerdings forderten auch bei ihm die letzten Tage ihren Tribut und so stand er auf und ging zu einem der Heuhaufen, auf den er sich legte. Es war nicht viel, aber doch deutlich bequemer als der Waldboden. Allerdings war Rida auch schlimmeres als das hier gewohnt. So gebettet dauerte es nicht lange, bis er in einen leichten Schlaf fiel.

Titel: Love me…, Assassin?

Teil: 29
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Rida wurde von Stimmen geweckt, die in seiner Nähe erklangen. Hastig und alarmiert fuhr er hoch und benötigte einen Moment, um sich zu orientieren. Nur langsam entspannte er sich wieder, als ihm klar wurde, wo er sich befand. Vorerst in Sicherheit, hoffte er. Allzu gutgläubig wollte er den Dorfbewohnern gegenüber aber auch nicht sein.

Die Stimmen, die ihn geweckt hatten, kamen von unten und Rida kroch auf allen vieren vorsichtig zur Leiter, um einen Blick hinunter zu werfen. Alan schien noch zu schlafen. Anders als zuvor lehnte er nicht an dem Strohballen, sondern lag daneben, seine Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Bewegungen.

Am unteren Ende der Leiter sah er zwei Mädchen, die sich mit gedämpften Stimmen heftig unterhielten. Jedenfalls erweckten ihre Handbewegungen den Eindruck von Dringlichkeit. So genau verstand er nicht worüber sie sich unterhielten, aber da es unhöflich war weiterhin zu lauschen, beschloss Rida sich einzumischen. „Hallo. Benötigt ihr etwas?“

Erschrocken zuckten die beiden Mädchen zusammen, als sie seine Stimme hörten. Unsicher sahen sie zu ihm hoch. Dann schien sich eine der Beiden ein Herz zu fassen und stieg zwei Sprossen der Leiter hinauf. „Wir sollen euch etwas bringen.“

Dabei hob sie den Korb, den sie in ihrer Hand hatte hoch, Rida entgegen.

Also war es nur darum gegangen, wer von ihnen die Sachen übergab. „Vielen Dank.“

„In dem kleineren Schlauch ist ein Lindenblütentee und eine Tinktur ist auch dabei, für euren Freund. Das ist leider alles, was wir an Heilpflanzen noch haben.“ Das Mädchen wirkte etwas verlegen.

„Das ist genau richtig, vielen Dank.“ Rida lächelte freundlich.

„Bitte.“ Damit trat das Mädchen wieder von der Leiter hinunter und ging zu ihrer Begleiterin. Mit dieser verließ sie rasch die Scheune.

Rida sah ihnen noch nach, bis sie verschwunden waren, danach schob er sich etwas zurück und betrachtete den Inhalt des Korbes. Mehr als das Essen das darin war, interessierte ihn jedoch die Tinktur von der das Mädchen gesprochen hatte. Er fand einen Lederbeutel und öffnete diesen vorsichtig. Dem Geruch nach war es jedoch nicht aus Lindenblüten, das roch eher nach Thymian. Wenn das stimmte, dann hätte er kaum etwas Besseres bekommen können.

Alan schlief noch immer, oder er stellte sich so, das konnte Rida nicht so genau sehen. Aber egal ob wach oder nicht, er konnte zumindest das gleich anwenden. Nur das dieser ihn hoffentlich nicht wieder gleich ansprang, wenn er ihm zu nahe kam. In der letzten Zeit machte er immer erst Geräusche, bevor er neben ihn trat. Immerhin war Alan ein ausgebildeter Mörder und wer wusste, was er machte, wenn sein Opfer nahe genug an ihn herankam? Da nahm er es gerne in Kauf nur ab und an zu Boden gerissen zu werden. Wobei er froh war, dass Alan diese Art der Selbstverteidigung auch schon aufgegeben hatte.

„Alan?“ Rida wartete einen Moment, aber da er keine Antwort bekam, rutschte er etwas näher zu ihm. Den Korb stellte er vorsichtshalber neben sich auf den Boden. Erst dann legte er eine Hand auf dessen Schulter. Er wollte gerade abermals seinen Namen aussprechen, da öffnete Alan ruckartig die Augen und seine Hand packte Ridas Handgelenk.

„Was…?“

„Keine Sorge, ich bin es nur.“ Rida lächelte beruhigend, wenn er auch nicht wusste, ob das Wirkung zeigte. Aber wenigstens ließ Alan seine Hand los und er zog sie zurück.

„Was ist los?“ Alan gähnte und blinzelte. Sein Blick glitt über den Heuboden, bis er einen Spalt in der Decke fixierte, durch das Licht hereinfiel. „Ist schon Abend?“

Rida folgte seinem Blick und sah dann zum Eingang der Scheune. „Nein, ich glaube nicht. Aber man hat uns Medizin und etwas zu Essen gebracht.“

„Gut.“ Alan drehte sich etwas, so dass er nun auf dem Rücken lag.

Rida holte den kleineren Schlauch aus dem Korb und zog den Korken. Kurz roch er an dem Inhalt. Wie das Mädchen gesagt hatte, befand sich darin wirklich der Tee aus Lindenblüten. Er reichte Alan den Schlauch weiter. „Hier trink das, es wird dir helfen.“

Alan roch ebenfalls daran und verzog das Gesicht. „Das schmeckt ekelhaft.“

Anscheinend hatte er schon Erfahrung damit, wie konnte er sonst ein Urteil über den Geschmack fällen. Wobei Alan ja gerne einmal ein vorschnelles Urteil traf, wie Rida festgestellt hatte. „Das tut jede Medizin, die helfen soll.“

Mit einem Schnauben richtete Alan seinen Oberkörper auf und setzte den Schlauch an die Lippen. Jedoch dauerte es schon einige Momente, bis er wirklich davon trank und auch dann nur wenig, bevor er den Behälter wieder absetzte. „Ekelhaft.“

Es war schon erstaunlich, das sich der Ältere von ihnen am ehesten wie ein Kleinkind benehmen konnte. Doch sagte Rida nichts über dieses Benehmen, konnte aber ein Lächeln nicht verhindern. „Ja, aber es hilft und jetzt zieh dein Hemd aus.“

Als sich Alan nicht bewegte, hob Rida den Blick und sah ihn fragend an. Alan jedoch grinste ihn frech an. „Das ist ja ein ganz forscher Vorstoß. Ich hätte nicht gedacht, dass du so an meine körperlichen Bedürfnisse denkst.“

Rida benötigte einen Moment, bevor er verstand was Alan damit meinte. Er konnte sich gerade noch zurückhalten, dem Blonden einen Schlag auf den Hinterkopf zu verpassen. Wenn schon wieder solche Anzüglichkeiten von sich geben konnte, musste es ihm ja wieder gut gehen. Doch senkte er seine bereits erhobene Hand, wenn auch nur widerwillig. „Es ist deine körperliche Gesundheit, um die ich mich sorge. Und jetzt zieh dein Hemd aus und leg dich wieder hin.“

Auch wenn das Grinsen nicht verschwand, kam er Alan der Aufforderung nun nach. Es war nicht viel, was er auszuziehen hatte und bei dem Zustand des Oberteils war es fraglich, ob es einen weiteren Versuch es zu tragen überstehen würde. Leider konnte er hier nichts stehlen, da es nicht gerade eine kluge Entscheidung war, als Dieb zu gelten, wenn er Alan hier zurücklassen wollte. Man könnte sich dann an ihm dafür rächen. Die Leute hier besaßen wenig, weswegen sie auch sehr auf ihre Habseligkeiten achteten, egal ob es nun Geld oder nur ein Hemd war.

Rida tauchte zwei Finger in den Beutel mit der Flüssigkeit ein und verrieb sie zwischen seinen Händen. Während er das machte, besah er sich Alans Oberkörper. Dieser leuchtete in der ganzen Farbenpracht, die ein menschlicher Körper hervorbringen konnte. Es gab blaue Flecke in allen Stadien und auch Prellungen, ein Andenken an ihre Flucht und die vorhergehende Folter. Er bewunderte den Blonden dafür, dass er sich bis hierher geschleppt hatte, dass er seinem Körper diese Anstrengungen hatte abringen können.

Rida nahm noch etwas von der Tinktur und begann sie auf den verfärbten Stellen zu verteilen. Dabei war er nicht gerade zimperlich, da es nichts brachte, wenn man es nicht richtig einmassierte, aber Alan zuckte kein einziges Mal zusammen.

Da er sich auf die Verletzungen konzertierte, bemerkte Rida erst nach seiner Versorgung der Wunden, den Grund für die plötzliche Stille. Alan war wieder eingeschlafen, oder ohnmächtig geworden beides war möglich. Im Grunde war es egal, beides würde Alan die Ruhe verschaffen, die er dringend brauchte.

Rida nahm ihm den Schlauch mit dem Tee ab und verschloss ihn wieder. Es war ein Wunder, dass Alan nichts davon verschüttet hatte.

Ein Brot aus dem Korb nehmend, begann auch er etwas zu essen. Dabei dachte er über sein weiteres Vorgehen nach. Es war sein Vorgehen, da er Alan nicht mitnehmen konnte oder auch wollte. Momentan war Alan eine Belastung für sein weiteres vorankommen und würde ihn nur behindern. Egal ob nun bei der Weiterreise, oder einem möglichen Kampf. Es gab dort unten nur ein Pferd, wenn man das so nennen konnte. An den freien Boxen neben diesem lag wohl die Annahme nahe das es mehrere dieser Tiere gab, aber das waren Ackergäule. Tiere die zwar Pferde waren, aber deutlich langsamer als ihre für Turniere und Kämpfe gezüchteten Brüder und Schwestern. Das hier waren Arbeitstiere, Pferde wie seines waren Kriegsrösser. Trotzdem würde er nicht ohne weiterkommen, wobei er das auch nicht einfach so stehlen konnte, aber vielleicht ausborgen? Doch dafür benötigte er auch das Vertrauen der Dorfbewohner und das musste er sich erarbeiten. Damit musste er gleich heute Abend anfangen. Glücklicherweise fiel es ihm nicht schwer die Leute für sich zu gewinnen, wenn sie ihn einmal kannten.
 

Drei Tage! Frustriert sah Alan an die Decke der Kammer.

Seit drei Tagen schon arbeitete Rida in diesem Dorf mit. Fast so als wollte er sich hier ein neues Leben aufbauen. Hatte er vergessen weswegen sie hier waren, weswegen sie alles hier durchgemacht hatten? Nicht dass Alan das auch nur einen Moment wirklich glaubte. Nicht bei Rida, der Christian vergötterte wie die Inkarnation alles Guten auf dieser Welt, er würde nie zulassen, dass ihm etwas passierte. Ein Gedanke, der ihm trotz Ridas Worten noch immer nicht behagte. Vielleicht liebte er ihn wie einen Bruder, dann war das aber eine ziemlich verquere Geschwisterbeziehung.

Jedes Mal wenn er darauf drängte ihre Reise endlich fortzusetzen, schob Rida seinen Zustand als Hinderungsgrund vor. Als ob Alan nicht am besten wusste wie es ihm selbst ging, es war immerhin sein Körper. Rida ließ ja nicht einmal seine Beteuerungen, dass es ihm besser ging gelten. Dabei entsprach das der Wahrheit, es ging ihm besser. Sein Körper war größtenteils schmerzfrei, wenn er auch nicht danach aussah und von seiner Schwäche spürte er nichts mehr. Immerhin musste er mehr von diesem Tee trinken, als er wollte, doch es zeigte Wirkung. Ein Grund ihn auch weiterhin zu sich zu nehmen.

Er blickte aus dem Fenster, wo die Sonne gerade hinter den Hügeln verschwand. Ein weiterer Tag, der sinnlos verstrichen war. Nicht zum ersten Mal überlegte er, ob er seine Reise nicht einfach ohne Rida fortsetzen sollte? Alan erwartete nicht, das Rida brav hier warten würde, aber sie würden getrennt reisen, was durchaus von Vorteil wäre. Getrennt hatten sie bessere Chancen an ihr Ziel zu kommen. Außerdem war Nimar hinter ihm her, vielleicht gelang es ihm ja diesen wegzulocken. Nimar konnte nicht zwei Dinge gleichzeitig machen. Er konnte nicht seine Truppen befehlen und ihn suchen, wobei die Truppen da eher das Problem waren. Er konnte Leute schicken, die ihn an seiner Stelle suchten. Nimar war professionell in seinem Beruf, ebenso wie Alan, keiner von ihnen würde seinen Auftrag wegen persönlicher Gefühle vernachlässigen. Aber jeder Mann, der ihn jagte konnte die Burg nicht angreifen und das würde den Verteidigern helfen. Mit jeder Sekunde wurde sein Plan interessanter für ihn.

Er konnte es sogar schaffen ungesehen das Dorf zu verlassen. Dank Ridas Arbeitseifer oder auch anderer Dinge hatte man sie bei Familien im Dorf untergebracht. Allerdings getrennt, was Alan bei seinem Plan nur zugutekam. Wenn, musste er das aber heute durchziehen, wer wusste schon wie lange Rida hier noch den Bauern spielen wollte? Wenn seine Hilfsbereitschaft morgen endete, dann hatte er seine Chance vertan.

Nachdem er diesen Entschluss einmal gefasst hatte, blieb Alan nichts anderes mehr, als zu warten. Es dauerte nicht lange, bis es dunkel wurde und sich die Bewohner der Hütte zum Schlafen legten. Da diese im Hauptraum schliefen, beschloss Alan durch das Fenster auszusteigen. Er nahm sein Messer, das noch von der Flucht geblieben war und das Hemd, das ihm seine Gastgeber zur Verfügung gestellt hatte an sich. Dann jedoch hielt er noch einmal inne und nahm auch den Schlauch mit dem Tee und die Tinktur mit sich. Wer wusste wie lange seine derzeitige Verfassung anhielt?

Danach kletterte er aus dem Fenster, das glücklicherweise ebenerdig lag und schlich zur Scheune. Der Mond stand hoch am Himmel, was ihm zeigte, dass er länger gewartet hatte, als er beabsichtigt hatte. Aber so konnte er auch sicher sein, das die Dorfbewohner alle schliefen. Oder fast alle, wie er erschrocken feststellte.

Das Tor der Scheune stand offen und ein schwacher Lichtschein war zu sehen. Ein Dorfbewohner oder ein Dieb?

Alan riskierte es und warf einen Blick in die Scheune. Was er dort sah machte ihn wütend. Doch er zog sich zurück und presste sich gegen die Holzwand bevor er ein paar Mal tief durchatmete. Das war doch Rida gewesen, der sich da an dem Pferd zu schaffen machte. Er wollte ihn hier zurücklassen, das war hinterhältig. Das er eigentlich aus dem gleichen Grund hier war, trat dabei ihn den Hintergrund. Er hatte immerhin seine Gründe, Gründe die Rida nicht vorbringen konnte.

Alan beschloss seinen Plan zu vereiteln. Da er wusste, dass er die Scheune nicht ungesehen betreten konnte, schob er nur das Tor etwas zur Seite und trat ein. „Ist es für einen Ausritt nicht etwas spät?“

Rida zuckte zusammen, drehte sich dann aber ruhig um. Natürlich hatte er seine Stimme erkannt. „Und ist es nicht etwas zu spät für einen Spaziergang?“

„Oh, ich bin sicher, die klare Nachtluft tut mir gut.“ Alan kam zu ihm und den Pferd und betrachtete es. Dann wandte er sich dem zweiten Pferd in der Box daneben zu und legte eine Decke auf dessen Rücken.

„Was glaubst du, was du hier gerade machst?“ Rida klang nicht sehr erfreut über seine Anwesenheit.

„Das Gleiche wie du, ich stehle ein Pferd.“ Damit nahm er einen Gurt mit dem man sonst den Pflug am Pferd befestigte und legte es dem Pferd an. So wurden die Decken gehalten.

„Ich stehle kein Pferd, ich leihe es. Es ist alles geregelt.“

„Oh, das ändert natürlich alles.“ Alan wollte den Sarkasmus in seiner Stimme gar nicht verbergen. „Nun, ich stehle es trotzdem und da man dabei schnell vorgehen sollte, musst du mir meine Eile nachsehen.“

Damit nahm er die Zügel des Pferdes und führte es aus der Box. Rida trat ihm in den Weg und maß ihn mit einem strengen Blick. „Du bist krank. Deswegen bleib hier, bis du gesund bist und ich werde diesen Auftrag zu Ende bringen.“

Alan stieg auf das Pferd und sah zu Rida hinab. Seltsamerweise war er gar nicht so wütend auf Rida, wie es wahrscheinlich angebracht wäre. „Ich werde jetzt gehen. Du kannst gerne mit mir kommen, oder alleine weiterreisen. Anscheinend hattest du das sowieso vor. Ich bin deswegen nicht einmal wütend, weil ich das gleiche vorhatte, wobei mir die Idee erst heute gekommen ist. Geliehen, hm? Du hast das anscheinend schon länger geplant, deswegen finde ich sind wir quitt.“

Damit gab er seinem Pferd zu verstehen loszutraben. Es brauchte einen Moment, um den ungewohnten Befehl umzusetzen, doch das gab Rida die Zeit zur Seite zu treten.

Er hörte noch wie dieser genervt seufzte, dann war er aus der Scheune und lenkte sein Pferd in Richtung des Waldes.

Titel: Love me…, Assassin?

Teil: 30
 

Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall.
 

Verdammt! Dieser und noch einige andere weitaus unflätigere Verwünschungen fielen Rida ein, als er Alan folgte. Immer musste alles nach dessen Willen gehen, wobei es ihm egal zu sein schien, wenn er dabei seine eigene Gesundheit aufs Spiel setzte. Dabei hatte er ihn nur in Sicherheit und gut versorgt wissen wollen. Das war nichts Schlechtes, aber Alan hatte seine Pläne wieder einmal durchkreuzen müssen. Und nun waren sie auch noch Pferdediebe!

Er hatte ja um Erlaubnis gefragt, aber Alan sicher nicht. Rida wusste genau, was man mit Pferdedieben machte, er selbst hatte in seiner Ausbildung einige fangen müssen. Danach hatte Simon sie gehängt, so war das Gesetz. Rida hatte allerdings keine Lust, es diesen Dieben gleich zu tun. Und jetzt würden sie noch vorsichtiger sein müssen, je nachdem wie schnell sich in dieser Gegend Geschichten verbreiteten. Vor allem in den umliegenden Dörfern sollten sie keinen Unterschlupf suchen, dort könnte man die Tiere kennen.

Wütend starrte Rida auf den Rücken des Blonden. Wenn sie abstiegen würde er ihm für diese Sache in den Hintern treten und in alle anderen Weichteile, die er erreichen konnte.

Und es war wie immer nur Alans Schuld. Rida hatte alles perfekt geplant und der Andere machte es zunichte. Ohne ihn wäre Alan schon längst tot, da sollte er doch wohl auf seine Einschätzung vertrauen. Aber der Blonde folgte sowieso keinen guten Ratschlägen, nur seiner eigenen Eingebung. Das mochte in manchen Dingen zwar gut sein, aber bei ihm sorgte es dafür, dass er sich oft überschätzte. Bis sein Körper nicht mehr mitmachte, das hatte man ja gesehen. Auch wenn ihn Rida dafür bewunderte, dass er sich so lange auf den Beinen gehalten hatte, wobei er ihn ja lange genug getragen hatte, um dafür Kraft zu schöpfen. Warum machte er sich eigentlich soviele Gedanken um ihn? Wenn er einfach umfiel, weil er seine Kräfte überschätzt hatte, dann war das nicht sein Problem. Er könnte ihn einfach liegenlassen, immerhin hatte er alles in seiner Macht liegende getan, um ihm zu helfen. Aber der Blonde gehörte einfach zu der Sorte der Unbelehrbaren. Leider war ihm das nicht möglich. Wenn er jemanden sah, der am Boden lag, dann musste er ihm helfen, das war ihm beigebracht worden. Seine Lehrer dachten zwar wie er eben, aber Simon hatte ihm beigebracht Anderen und vor allem Schwächeren zu helfen. Das hatte er all seinen Söhnen beigebracht, er war da keine Ausnahme gewesen. Selbst wenn der Hilfsbedürftige Hilfe ablehnte. Auch wenn er sich Alan nur sehr schwer in der Rolle eines Hilfsbedürftigen vorstellen konnte.

Doch es war nicht nur das, was Rida dazu brachte Alan zu helfen. Er hatte sich auch an dessen Gesellschaft gewöhnt. Nicht, das er ihn mochte, das auf keinen Fall, aber seine Anwesenheit stieß ihn auch nicht mehr ab. Er verstand ihn nun besser als früher, wenn er seine Arbeit auch nicht guthieß, aber so wie er das sah, verstand auch Alan seine Einstellung nicht. Jeder von ihnen hatte seine eigenen Ansichten, die von ihrer Erziehung geprägt worden waren und das musste man einfach akzeptieren und tolerieren, dann funktionierte auch ein friedliches Beisammen. Und immerhin hatte er ihm auch die Sache damals im Wald vergeben. Wenn ihm die Erinnerung daran auch immer noch die Schamesröte ins Gesicht trieb. Bei Christian hatte er zwar schon viel mehr gesehen, doch es war ihm noch nie selbst passiert. Alan und er hatten zwar ausgemacht nicht mehr darüber zu sprechen, aber das half ihm nicht dabei auch nicht daran zu denken. Vor allem schockierte ihn seine eigene Reaktion auf dessen Berührungen. Wann immer sie sich im Schloss nahegekommen waren, war er auf Abwehrhaltung vor seinen Anzüglichkeiten gegangen. Und von denen gab es viele, bei denen er sich oft hilflos vorkam, jedoch hatte er immer wieder einen Ausweg gefunden. Doch hier in der Wildnis, wo er sich frei wehren konnte und jede nur erdenkliche Fluchtmöglichkeit hatte, ließ er ihn so nahe an sich herankommen und sogar noch weiter gehen. Natürlich hatte es ihn nicht kaltgelassen, er war auch nur ein Mann und ein ziemlich unausgelastet noch dazu, um es mit Christians Worten zu sagen. Trotzdem wiedersprach seine Reaktion jeder Vernunft und war eindeutig ein wenig zuviel Gewöhnung. Aber Rida war sich sicher, das sich das alles wieder normalisieren würde, wenn er mit Christian an den Hof zurückkehren würde. Natürlich nur, wenn er das hier überlebte, aber das setzte er voraus.

Rida runzelte die Stirn und sah zu Alan. Bildete er es sich nur ein, oder wurde dieser langsamer? Er wagte es, sich umzudrehen - ein unvorsichtiges Unterfangen im vollen Galopp, wenn das bei diesem Pferd eher einem Trab glich. Nur kurz glitten seine Gedanken zu Zayn. Ob er es zurück ins Schloss geschafft hatte? Hatte er den Weg gefunden? Soweit er in dem Getümmel mitbekommen hatte, war er nach dem Sturz nicht verletzt gewesen, bestimmt hatte er es in den sicheren Stall geschafft. Für jeden Fremden, der sich ihm näherte, hatte Zayn ein paar böse und vor allem harte Überraschungen parat. Nein, um ihn musste er sich keine Gedanken machen, eher darum was Christian und die Anderen gedacht hatten, als sie den Hengst alleine zurückkommen sahen. Christian und Benedikt wussten sicher, dass sie sich um ihn keine Sorgen machen mussten, was sie aber sicher nicht davon abhielt, es trotzdem zu tun. Bridget würde sicher vor Sorge vergehen. Sie wusste von allen am wenigstens von seinen Fähigkeiten, einfach weil man ihr keine Angst machen wollte. Welche Mutter wollte schon hören, dass der eigene Sohn einen Leibwächter benötigte? Das bedeutete doch nur, dass er in Gefahr war. Nein, da sollte sie lieber glauben, dass er Christian nur als sein Diener begleitete.

Sein Pferd etwas zügelnd, blickte er auf die Landschaft hinter ihnen. Weit waren sie nicht gekommen, aber weiter, als sie es jemals zu Fuß geschafft hätten. Eine Pause konnte man also durchaus einlegen. Vor allem, weil ihm das die Gelegenheit gab Alan zur Rede zu stellen. Viel erwartete er sich nicht davon, aber der Blonde schaffte es in letzter Zeit immer öfter ihn zu überraschen. Fraglich war nur, ob er ihm das logisch erklären konnte. Rida glaubte nicht daran.

Alan blieb wirklich stehen und stieg von dem Pferd ab. Den Zügel band er um einen Baum, bevor er eine Wasserflasche hervorholte und einen Schluck davon nahm.

Auch Rida stieg ab und band sein Pferd an einem Baum fest. So und nun würde er Alan zur Rede stellten.
 

Alan hatte gewusst, das Rida die Sache nicht auf sich beruhen lassen würde. Er war nicht der Mann dafür, vor allem nicht, wenn er sich im Recht glaubte. Der Schwarzhaarige hielt sich für den Retter in der Not, selbst wenn man gar keine Rettung benötigte, oder wollte. Bei ihm traf beides zu. Er benötigte keine Rettung und wenn doch, dann wollte er keine. Schon von klein auf hatte er gelernt, auf sich selbst zu achten und für jedes seiner Probleme auch selbst eine Lösung zu finden. Der perfekte einsame Wolf, der auch auf diese Art überlebte. Und trotzdem fühlte er sich in der Gesellschaft von anderen wohl, vor allem in der Gesellschaft von Benedikts Familie und jetzt auch in Ridas. Auch Ridas Wut, war ihm dabei Recht. Früher hatte er ihn oft wütend gemacht, weil es ihn amüsiert hatte, jetzt akzeptierte er seine Wut, weil sie ihm zeigte, dass der Andere sich um ihn Sorgen machte. Dabei war es egal, ob notwendig oder nicht. So etwas kannte er bis jetzt nur von, so unpassend es jetzt sein mochte oder nicht, Nimar. Seine Auftraggeber interessierte es nicht, wie es ihm ging, solange er seine Aufgabe erledigte und das konnten sie auch verlangen, da sie ihn dafür bezahlten. Und er war auch nie lange genug an einem Ort, um Freundschaften zu schließen, die sowieso nie Zukunft hatten, da er danach oft flüchten musste. Aber er war bereits viel zu lange in Benedikts Diensten um sich gegen jede Art von Zuneigung zu wappnen. Wenn man lange an einem Ort blieb, dann bildeten sich Bindungen, egal welcher Art, von selbst.

Er machte sein Pferd an einem Baum fest und sah, dass Rida dasselbe machte. Dann würde das Gespräch wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und wirklich kam der Andere auch gleich auf ihn zu.

„Sag mal, was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“

Anerkennend bemerkte Alan, das Rida auch wenn er wütend war, seine Stimme gedämpft hielt. Was seinen Tonfall aber nicht weniger zornig klingen ließ. Doch er war nicht minder beleidigt, immerhin hatte Rida vorgehabt, ihn ohne ein Wort zurückzulassen. „Ich denke das Gleiche wie du. Ich wollte die Sache alleine regeln.“

Er konnte das ja offen zugeben, immerhin war es klar erkennbar gewesen. Sie hatten die gleiche Absicht gehabt, aus den gleichen Gründen und beide hatten sie bei der Ausführung versagt. Normalerweise passierte ihm das nie, doch heute hatten sie wohl beide den falschen Zeitpunkt gewählt.

Rida kam zu ihm und packte ihn am Kragen seines Hemdes. „Ich wollte die Sache nicht alleine regeln, ich wollte dich in Sicherheit wissen. Damit du dich auskurieren kannst.“

Eigentlich hatten sich Alans Hände schon gehoben, um sich automatisch von Ridas Griff zu befreien, doch hielt er mitten in der Bewegung inne, als dieser weitersprach. Es war ihm zwar klar gewesen, das Rida sich um ihn sorgte, aber es zu wissen und es dann auch zu hören, war doch ein gewaltiger Unterschied. Jedenfalls für ihn.

Ein ihm fast unbekanntes und schon lange nicht mehr gespürtes, warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Auch wenn er wusste, dass es dumm war, so handelte sein Körper, ohne dass sein Verstand dagegen vorgehen konnte. Die zur Abwehr erhobenen Hände, wanderten höher. Eine umfasste, wie vorgesehen eines von Ridas Handgelenken, doch die andere Hand legte sich auf Ridas Hinterkopf und zog ihn zu sich. Es war kein weiter Weg, doch es war selbst für ihn eine Überraschung, als sich ihre Lippen trafen. Alan war jedoch niemand, der eine solche Gelegenheit einfach ungenutzt verstreichen ließ. So öffnete er seinen Mund und strich mit seiner Zunge über Ridas Lippen, die sich zu seinem Erstaunen auch leicht öffneten. Bei einer solchen Einladung wich er erst Recht nicht zurück, das würde er nun auskosten bis Rida sich wehrte. Wobei dieser dies wohl in vollem Bewusstsein erwiderte und nicht nur überrumpelt wurde, da er die ganze Zeit die Augen offen hatte. Aber vielleicht war das auch nur eine Eigenart der Frauen, dass sie die Augen dabei schlossen?

Für Alan selbst war diese Erfahrung etwas Neues. Das er, für seine Verhältnisse, so sanft vorging war ungewohnt für ihn. Normalerweise war er stürmischer, Frauen mochten das und bei Rida war das immer eine Selbstverständlichkeit gewesen. Er war immerhin ein Mann, da war es unangebracht sanft zu sein, doch anscheinend führte gerade das zum Ziel, oder Rida war gerade in der Stimmung dafür. Alan wusste es nicht, aber er würde es jetzt auch nicht hinterfragen, dafür genoss er diesen Moment zu sehr.

Seine Hand glitt von Ridas Hinterkopf in dessen Nacken und auch wenn der Schwarzhaarige nun den Kuss beenden konnte, so machte er das nicht. Stattdessen erwiderte er diesen und es dauerte noch einige Momente, bis er ihn wie erwartet unterbrach.

Fragend sah ihn Rida aus seinen grünen Augen an. „Warum?“

Jeglicher Zorn war aus seiner Stimme verschwunden.

Es war nur dieses eine Wort, aber es brachte Alan dazu rasch nachzudenken. Niemals würde er Rida den wahren Grund verraten. Das würde ihm auch gleichzeitig zuviel über ihn verraten, außerdem war es peinlich. Deswegen rettete er sich in eine Notlüge, die nicht sehr nett war, aber auch weitere solcher Begegnungen ihrer Lippen verhindern würde. „Es ist ein guter Weg, um den Zorn eines anderen zu dämpfen.“

Oh ja, jetzt war er wieder zornig, das sah Alan an dessen Blick.

Rida funkelte ihn wütend an, dann sah er zu seinen Händen hinab, die noch immer Alans Hemd hielten und ließ ihn los, als hätte er sich daran verbrannt.

Jedoch hielt Alan ihn noch immer am Handgelenk fest. Und Alan hatte nicht vor ihn so schnell wieder loszulassen.

„Lass mich los.“ Rida zerrte an seinem Handgelenk und versuchte es zu befreien. Für jemanden mit seinen Fähigkeiten wäre es ein leichtes selbst dafür zu sorgen, doch er schien sich zurückzuhalten.

Das ahnte auch Alan, weswegen er dies als sehr halbherzigen Versuch abtat. „Nein, du bist wieder wütend.“

„Was denkst du denn wie ich bei solchen Worten reagieren soll? Und wage es ja nicht mich noch einmal zu küssen.“ Warnend hob er einen Zeigefinger vor Alans Gesicht.

„Dich küssen? Nein, diesmal belasse ich es sicher nicht nur dabei.“ Mit diesen Worten drängte er Rida gegen den Baum hinter diesem, so dass dieser keine Fluchtmöglichkeit mehr hatte. Mit einem überlegenen Lächeln erwiderte er Ridas Blick. „Diese Position weckt Erinnerungen, nicht?“

Rida sagte nichts, sondern beschränkte sich auf einen weiterhin zornigen Blick.

Davon ließ sich Alan aber nicht beeindrucken. Seine Hand, die zuvor so sanft gewesen war, griff grob nach Ridas Kinn und zwang ihn so den Mund etwas zu öffnen. Abermals trafen ihre Lippen aufeinander, doch diesmal war der Kuss stürmischer. Es war ein Kampf, in dem sich Alan einen unfairen Vorteil verschafft hatte. Ridas Hand, die sich gegen seine Brust stemmte, nahm er nicht einmal wahr.

Bevor allerdings mehr passieren konnte, ließ Alan von Rida ab und sah sich aufmerksam um. Seine Hand ließ das Kinn des Jüngeren los.

Dieser nutzte diese Möglichkeit natürlich sofort. „Was soll d….“

Die weiteren Worte gingen in einem Murmeln unter, als ihm der Blonde die Hand auf den Mund legte. Sofort griff Rida nach der Hand und zerrte daran, gab aber keinen Laut mehr von sich, was wohl an Alans Verhalten lag.

Alan ließ nun ganz von Rida ab und trat einige Schritte zurück. Hatte er sich geirrt? Es war möglich, das er nach alldem, was er nun erlebt hatte unter Verfolgungswahn litt, aber auf seine Sinne hatte er sich bis jetzt immer verlassen können. Er ging in die Hocke und legte eine Hand auf den Boden. Nein, er hatte sich nicht geirrt, der Boden vibrierte leicht, was zu dem passte, was er zu hören geglaubt hatte. „Reiter.“

Sofort richtete er sich wieder auf und ging zu seinem Pferd, das er losband. Sie waren die ganze Zeit einem Pfad durch den Wald gefolgt, weil es einfacher war. Hier würden ihre Spuren auch nicht so auffallen, aber jeder andere würde diesen Weg auch benutzen. Zwar hatten sie für ihre Pause den Pfad verlassen, doch Alan wollte sein Pferd doch etwas tiefer im Wald verbergen. Rida sah das wohl genauso, da er ihm mit seinem Pferd folgte.

Alan band sein Pferd etwas tiefer im Dicklicht wieder an, aber so, dass er sicher war, das man es vom Pfad aus nicht sah. Dann machte er wieder kehrt und schlich zurück, wo er sich etwas von dem Pfad entfernt, ebenfalls im Gebüsch versteckte. Er wollte nur einen Blick auf die Reisenden werfen. Es musste ja wichtig sein, wenn man die Gefahr eines nächtlichen Ritts auf sich nahm.

Zwar hieß er es nicht gut, aber es überraschte Alan nicht sonderlich, als nach wenigen Augenblicken Rida neben ihm kauerte. Nun waren die Hufe deutlich zu hören, es war eine größere Gruppe, die da in ihre Richtung kam. Und wirklich als die Reiter in Sichtweite kamen, konnte Alan sieben Reiter zählen. Sie passierten die Stelle in der Rida und Alan Schutz gesucht hatte rasch und ohne sich auch nur umzusehen, anscheinend hatten sie ein klares Ziel vor Augen.

Alan verharrte noch einige Zeit in seiner Position bis auch die letzten Hufschläge verklungen waren. Einerseits weil er sicher sein wollte, andererseits weil er diese Zeit brauchte, um seinen Zorn niederzukämpfen. „So viel dazu, dass ich in dem Dorf in Sicherheit gewesen wäre.“

Rida nickte stumm.

Alan wusste, dass auch er einen der Reiter erkannt hatte. Und selbst wenn er sehr alt werden würde, dieses Gesicht würde er nicht vergessen. Jedenfalls nicht solange bis er ihn nicht erledigt hatte. Kenneth, diese miese, kleine Ratte.

Der Jüngere stand auf. „Reiten wir weiter?“

„Ja.“ Alan hatte dagegen keine Einwände. Je weiter sie kamen, umso besser. „Die Pause ist beendet.“

Beide wandten sich um und gingen zu ihren Pferden zurück. Vor ihnen lag noch ein weiter Weg und jetzt wollte Alan ihn noch viel schneller hinter sich bringen als zuvor.

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Kommentare zu dieser Fanfic (55)
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Von:  Finniwinniful
2020-03-26T21:00:03+00:00 26.03.2020 22:00
Ich hoffe so, dass die beiden ohne große Zwischenfälle wieder zuhause ankommen! Das hätten sie sich nach alle dem, was ihnen nun passiert ist echt verdient.
Würde gerne wissen wie es weiter geht, da mich die Love...-Geschichten fesseln!! :3
Von:  Sheltr0n
2017-02-09T14:00:37+00:00 09.02.2017 15:00
Ich hoffe das es hier noch weiter geht :(
Ich mag die 'Love me..'-Reihe und bin gespannt drauf was mit den beiden noch passiert und auf welche Gefahren sie noch stoßen.
Von:  TinaChan
2013-08-21T12:26:35+00:00 21.08.2013 14:26
Juhu ein neues Kapitel :-)
Die Story mit Alan und Rida hab ich ja schon fast vergessen gehabt^^
Danke für das spannende Kapitel^^ Gut geschrieben und mir ist auch wieder eingefallen was passiert ist^^
Jetzt freue ich mich auf jeden Fall drauf wies weiter geht :)
Grüßchen, Tina
Von:  Eisblume
2013-06-09T17:21:47+00:00 09.06.2013 19:21
Hey :D
Der liebe Alan. Rida einfach als hinterhältig beschimpfen weil er seinen eigenen Weg geht obwohl er es selbst vorhat. :)
Wenn es Alan jetzt besser geht können sie ja einen guten Plan ausarbeiten :)
Übrigens bei Love me, ...Lord war mir gar nicht bewusst das es Rida war, der vor dem Zelt stand. Bei so vielen Namen komm ich manchmal ein bisschen durcheinander ;)
Freu mich schon die Fortsetzung :D
Liebe Grüße
Von:  TinaChan
2013-06-04T16:22:12+00:00 04.06.2013 18:22
juhu ein neues kapitel :) und ein gutes noch dazu^^
Interessant, dass beide den gleichen Plan haben..sie reisen bestimmt doch noch zusammen weiter..oder eher gesagt erstmal getrennt und treffen dann in einer unglücklichen Situation aufeinander oder so :D Naja das weißt ja nur du^^ Deswegen bin ich gespannt darauf wies weiter geht :)
Grüßchen, Tina
Von:  TinaChan
2013-04-28T22:05:04+00:00 29.04.2013 00:05
Uh neues Kapitel :D Sehr schön, ein Dorf!^^
Bin ich ja mal gespannt was Alan mit der Zeit anstellt wenn Rida vielleicht helfen geht..^^ und wies jetzt weiter geht, ob sie bald wieder weg sind aus dem Dorf oder nicht :D
Grüßchen, Tina
Von:  Eisblume
2013-04-28T17:39:29+00:00 28.04.2013 19:39
Habe sehnsüchtig darauf gewartet und es hat sich wieder gelohnt :D
Bin gespannt wann Rida vor hat Alan zurück zu lassen und ob Alan davon etwas bemerken wird.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel.
Auf das deine Muse dich schön weiter küsst ;)
Liebe Grüße
Von:  Eisblume
2013-02-06T19:18:49+00:00 06.02.2013 20:18
Ach ja die beiden süßen :) Sowas muss Rida doch nicht peinlich sein. Und typisch Alan dass er bei ihm deswegen ein bisschen rumstochern muss ;) Die beiden haben nach ihrem harten Leben mal Liebe und Geborgenheit verdient. Freu mich schon auf die nächste Runde mit den beiden :D lg
Von:  TinaChan
2013-02-05T17:58:41+00:00 05.02.2013 18:58
Haha sehr schön^^ Du weißt ja, ich freue mich immer über neue Kapitel und ich kann sogar erahnen was im letzten passiert ist, auch wenn ich es nicht lesen konnte xD
Interessant interessant^^ Dann wollen wir doch mal sehen wann sie besagtes Dorf erreichen^^
Freue mich auf Fortsetzung! Grüßchen, Tina
Von:  Mamitasu
2013-01-09T10:21:05+00:00 09.01.2013 11:21
Noch kein Kommentar? Na, da lass ich mal einen da^^

Ich find die ganze Geschichte schön geschrieben. Man kann sich die Situationen gut vorstellen und auch in die Charaktere hinein versetzen. Ebenso finde ich gut, dass du die beiden nur langsam zu einander finden lässt, da zumindest Rida Alan am Anfang ja fast schon hasst.
Dann noch ein Lob dafür, dass es sich sehr schön flüssig lesen lässt, besonders da kaum Fehler bei Rechtschreibung und Grammatik drin sind.
Kurz gesagt, schöne Handlung mit super Umsetzung. Ich freu mich auf den Ausgang. Bin echt gespannt, ob bei beiden doch mehr draus wird als eine einmalige Erleichterung.

Liebe Grüße und nen fettes Lob
Sida


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