Träume von Zeery ================================================================================ Kapitel 1: Wiedersehen ---------------------- Es war schon ein paar Jahre her, seit er das letzte Mal durch diese Gassen gegangen war und er hatte keine guten Erinnerungen daran. Trotzdem war er jetzt hier. Ginny und Seamus würden hier ihre Hochzeit feiern. Er dachte an den großen Kampf und daran, was sich damals zwischen ihm und Ginny entwickelt hatte. Aber das war nicht von großer Dauer gewesen, war vielmehr aus Verzweiflung gewachsen als aus Liebe. Jetzt war sie glücklich und das erleichterte ihn. Er mochte Seamus und freute sich ehrlich, dass die Beiden zueinander gefunden hatten. Er zog seinen Umhang fester um sich. Obwohl es Sommer war und dieser Sommer bisher gar nicht übel gewesen war, war es in den Abendstunden deutlich abgekühlt. Harry grinste. Einen Umhang hatte er schon lange nicht mehr getragen. Er lebte ziemlich einsam in einem Haus an der englischen Küste und arbeitete als Autor von Fantasyromanen und Kinderbüchern. Mit der Welt der Zauberer hatte er nicht mehr viel zu tun. Nach diesem entsetzlichen Ende hatte er seinen ursprünglichen Wunsch Auror zu werden, aufgegeben und sich nach dem Ende der Schule zurückgezogen. Keiner hatte das so recht verstehen wollen, außer denen, die ihn gut kannten. Da hatte es jeder nachvollziehen können. Ron arbeitete, wie sein Vater, im Ministerium für Zauberei und seine Frau, Hermine, als Lehrerin in Hogwarts. Es gruselte Harry wenn er daran dachte, er hätte seine Freundin als Lehrerin gehabt, denn er konnte sich noch gut an ihre strengen Nachhilfestunden erinnern. Alle hatten also mehr oder weniger gemacht, was die Allgemeinheit von ihnen erwartet hatte. Nur er nicht. Als er um die letzte Hausecke biegen wollte stieß er beinahe mit einer dunkel gekleideten Gestalt zusammen. „Tut mir leid, Entschuldigung,“ schoss es sogleich aus seinem Mund. Der Andere sah ihn an. „Hallo Harry.“ Diese eisigen Augen…, das platinblonde Haar… . „Hallo Draco.“ Die Zeit war gut zu ihm gewesen, gestand Harry sich. Immer noch das schöne, feine Haar, die glatte Haut, eine tolle Figur. Und doch – es lagen tiefe Schatten unter den Augen des Anderen. Er hatte Draco seit dem Abschluss nicht mehr gesehen. Er hatte ihn verteidigt, als Draco nach dem Wiederaufbau der Schule zurückgekehrt war und das war bitter nötig gewesen. Sie hatten nicht darüber gesprochen was passiert war, hatten sich nur angesehen. Und Harry hatte nicht anders gekonnt. Er hatte gehört, dass der Blonde nach der Schule einen kleinen Laden eröffnet hatte, in dem er sowohl Zutaten als auch fertige Tränke verkaufte. Glücklich wirkte er allerdings nicht. „Würdest du… das für mich abgeben?“ Draco reichte Harry einen Brief. „Ich schätze mein Auftauchen wäre der ultimative Stimmungskiller. Sag ihnen es tut mir leid dass ich nicht komme. Aber so ist es besser.“ Sie hatten Draco also auch eingeladen. Nun, seine Freunde hatten verstanden, was er damals vor allen über Draco gesagt hatte. Sie waren nicht beste Freunde geworden, aber sie waren alle Teil einer Geschichte und durch die Ereignisse verbunden. „Es ist ein Gutschein für einen Trank,“ ergänzte der Blonde und Harry steckte den Umschlag in seinen Umhang. „Schön dich mal wieder zu sehen,“ sagte Harry. Ja, er freute sich wirklich, Draco mal wieder begegnet zu sein. Vielleicht sollte er ihn mal besuchen. „Ja. Danke nochmal.“ Damit drehte sich Draco um und verschwand hinter der Tür. Hier war also sein Laden, in einer kleinen, hellen Seitengasse. Das würde er sich merken. Harry lief weiter. Wenn er noch mehr rumtrödelte waren alle schon blau ehe er überhaupt ankam. Ein paar Tage später saß Harry auf seiner Terrasse und betrachtete das Meer. Es war wieder schönes Wetter und er schrieb an seinem neuesten Kinderbuch. Es sollte von einem kleinen, blonden Jungen handeln der in den Ferien bei seinem Großvater zu Besuch ist und lernt, wie man Gemüse anbaut, Tiere pflegt und leckeren Käse macht. Und dieser Junge sollte sich mit einem kleinen Vogel anfreunden. Harry griff nach seiner Teetasse. Er liebte Tee, was auch einen enorm hohen Verbrauch mit sich brachte. Das war übrigens etwas, dass er aus der Zaubererwelt bezog, denn die Kräuter für seinen Tee gab es bei den Muggeln nicht. Kräuter… er dachte an Draco. Er sollte ihn wirklich mal besuchen. Aber Harry wusste, warum er das nicht schon längst getan hatte. Noch nie hatte er es jemandem verraten, er hatte es sich lange Zeit nicht einmal selbst eingestehen können, dabei war es ganz einfach. Am Anfang, als er und Ginny sich getrennt hatten und er in dieses Haus gezogen war, da war er einsam gewesen. Er wusste nicht was es war, hatte sich immer mit seinen Freunden getroffen, hatte einiges unternommen. Aber das Gefühl der Einsamkeit war geblieben. Irgendwann, als er sich die Fotos des Abschlussjahrgangs noch einmal angesehen hatte, war er an Dracos Bild hängengeblieben. Er sah unnahbar aus wie zuvor, doch längst nicht mehr so arrogant und stolz. Seine Augen wirkten unheimlich traurig und Harry erinnerte sich an den Blick, den Draco ihm zugeworfen hatte, als sie sich nach dem Wiederaufbau von Hogwarts wiedergesehen hatten. Es hatte sich in ihm zusammengezogen und er merkte, dass er den Blonden vermisste. So lange Zeit war es für ihn selbstverständlich gewesen, dass er da gewesen war, wenn sie sich auch nicht gut verstanden hatten, aber er war immer da gewesen. Nach dieser Feststellung dachte er viel an Draco, sehr viel. Aber er, der sonst so mutig gewesen war, hatte sich nicht getraut, zu ihm zu gehen. Dabei hätte er ihn gern wieder in seiner Nähe und das hatte ihn immer sehr nervös gemacht. Doch jetzt reichte es. Harry straffte sich, stellte die Tasse weg und klappte den Laptop zu. Er musste endlich mal über seinen Schatten springen und Draco besuchen. Zur Not konnte er immer noch sagen er bräuchte Kräuter für seinen Tee. Harry stand schon seit geschlagenen fünf Minuten vor der Tür, die in Dracos kleinen Laden führte. Gerade als er sich einen Ruck geben wollte, wurde die Tür von innen geöffnet und der blonde Slytherin stand ihm gegenüber. „Möchtest du Wurzeln schlagen oder kommst du endlich rein?“ Er machte einen Schritt zur Seite und Harry ging an ihm vorbei in den Laden. Es roch nach den verschiedensten Kräutern, Tränken und Gewürzen und er sah sich staunend um. Es war ein ausgesprochen kleiner Laden, doch die zum Verkauf angebotenen Waren waren ausnahmslos von ausgesuchter Qualität. „Was darf ich dir anbieten? Ich nehme doch an du bist nicht nur hier, um mich zu besuchen.“ Draco neigte den Kopf leicht zur Seite als Harry beinahe unmerklich zusammenzuckte. „Ja,“ murmelte er, „ich brauche ein paar Kräuter für meinen Tee.“ Er reichte Draco die Liste, die er vorsichtshalber gemacht hatte und sah zu, wie der Blonde erst die Liste durchlas, seine linke Augenbraue hob und dann bedächtig von Reihe zu Reihe ging um alles zusammenzusuchen. „Guter Geschmack,“ bemerkte Draco. „Danke. Sag mal, wie geht es dir? Läuft dein Laden gut?“ „Sagen wir mal, ich lebe. Gut ist etwas anderes, aber ich komme damit klar. Der Laden wirft genug ab, dass ich nicht am Hungertuch nagen muss, denn auch wenn sich die meisten Menschen nicht gern in meiner Nähe aufhalten wissen sie genau, dass sie hier die besten Waren bekommen. Du schreibst Bücher hab ich gehört? Es ist schon interessant, dass die Leute immer noch nicht verstehen, dass dich nicht viel in der Zauberwelt hält.“ „Bücher für die nichtmagische Welt zu schreiben ist nicht schwer. Man muss ihnen nur ein wenig von der magischen Welt erzählen… . Bekommst du hier oft Besuch?“ Draco schüttelte den Kopf. „Nein. Ginny und Hermine kommen ab und zu, aber sonst… .Vergiss nicht, ich gehörte lange zur falschen Seite und war auch nicht gerade das, was man einen Charmebolzen nennt. Wer nichts aus dem Laden will, kommt eigentlich nicht her. Genau wie du jetzt.“ Er sah zu Boden. Harry hatte ein schlechtes Gewissen. Warum hatte er ihn angelogen? Aber dieser Fehler ließ sich ja noch ausbügeln. „Um ehrlich zu sein wollte ich wissen wie es dir geht. Als wir uns vor ein paar Tage gesehen haben hattest du tiefe Schatten unter den Augen und wirktest unglücklich. Ich hab mir Sorgen gemacht,“ nuschelte Harry. Dracos Kopf ruckte hoch. „Meinst du das ernst?“ Harry nickte und wurde ein wenig rot um die Nase. „Es hat sich schon lange keiner mehr um mich gesorgt,“ flüsterte der Blonde. „Du… ich… wie wäre es, wenn du mich mal in meinem Haus besuchen kommst? Ich meine, du siehst aus als könntest du ein bisschen Erholung vertragen“ platzte Harry heraus. Vorsichtig linste er zu seinem Gegenüber und stellte fest, dass dessen Augen sich vor Überraschung geweitet hatten. „Das… das ist wirklich nett von dir Harry. Aber ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich meine – der Held der Zauberwelt und ein ehemaliger Todesser?“ Draco schüttelte den Kopf. „So gern ich dein Angebot annehmen würde, es wäre besser wir würden das nicht tun. Ich will nicht dass du Schwierigkeiten bekommst. Du hast genug für mich getan. Und jetzt solltest du gehen, es ist spät und ich schließe gleich den Laden um für morgen ein paar Tränke vorzubereiten.“ Harry fühlte sich rausgeschmissen. Verwirrt bezahlte er für die Kräuter und ließ sich aus dem Laden schieben. So war das nicht geplant gewesen. Weder dass er ihn einlud, noch dass Draco diese ungeplante Einladung ablehnte. Auf dem Weg nach Hause dachte er über Draco nach. Er hatte noch schlechter ausgesehen als vor ein paar Tagen. Sicher arbeitete er zu viel und aß und schlief zu wenig. Und raus kam er anscheinend auch nicht. Er würde es nochmal versuchen. Bald. Kapitel 2: Träumen und Verwirklichen ------------------------------------ Eine Woche war vergangen und Harry saß mal wieder mit seinem Laptop auf der Terrasse. Sein Buch kam gut voran, die ersten Kapitel waren bereits fertig und sein Verleger begeistert. Bei Draco war er nicht nochmal, hatte ihm aber jeden zweiten Tag eine Eule geschickt und ihm erzählt wie sein Buch voran ging und was er so machte. Hatte Draco gefragt wie es ihm ging und ob er sich das nicht nochmal überlegen wollte mit dem kleinen Urlaub in seinem Haus. Hatte ihm geschrieben dass ihm egal war, was die Zaubererwelt von ihm dachte. Er hatte getan was von ihm erwartet worden war und jetzt sollten sie ihn gefälligst in Ruhe lassen. Er stellte das Gerät beiseite und streckte sich. Irgendwas würde heute noch passieren, das spürte er. Und er sollte Recht behalten, denn in diesem Moment stapfte ein blonder Mann auf sein Haus zu. Draco! Seine Briefe hatten sich also doch gelohnt! Er sprang auf und lief ihm entgegen. „Hallo Draco,“ keuchte er ein wenig. „Hallo Harry. Ich hab gedacht wenn du so darum bettelst kann ich nicht länger nein sagen,“ versuchte Draco zu erklären. Harry grinste ihn an und der Blonde grinste zögerlich zurück. Harry packte eine von Dracos Taschen und marschierte Richtung Haus. „Komm schon!“ rief er nach hinten und der Slytherin beeilte sich ihn einzuholen. Harry zeigte seinem Gast sein Haus und den Raum, in dem er schlafen würde. „Es ist nicht luxuriös, aber schön. Du hast von hier einen tollen Blick auf die Küste,“ seufzte Harry und sah aus dem Fenster. „Mein Zimmer ist direkt nebenan, wenn du also etwas brauchst, sag Bescheid.“ Draco nickte. „Komm ich mach uns einen Tee, deine Reise war sicher ein wenig anstrengend. Wie bist du hergekommen?“ „Erst bin ich appariert. Aber weil man auf deinem Grund anscheinend nicht einfach apparieren kann, musste ich den Rest laufen.“ Ups, das war ein Stück, denn sein Grundstück war groß. Er wollte sonst keinen ungebetenen Besuch. Aber dieser Besuch war ja auch nicht ungebeten. Draco folgte ihm in die Küche, wo Harry ihnen einen frischen Tee aufbrühte und ihm dann eine dampfende Tasse in die Hand drückte. „Ich weiß, es ist noch immer warm draußen, aber dieser Tee ist einfach lecker. Komm, wir gehen auf die Terrasse, da kannst du dich dann auch ein wenig ausruhen.“ Sie setzten sich nebeneinander auf die großen Liegestühle und sahen aufs Meer. „Du hast es hier wirklich schön,“ murmelte Draco, dann sah er Harry direkt an. „Ich habe mich nie bei dir dafür bedankt, was du für mich getan hast. Du hättest das nicht tun müssen. Weder damals noch heute. Verdient hatte ich es auf jeden Fall nicht. Danke Harry… .“ Draco hatte nicht laut gesprochen, doch Harry hatte jedes Wort verstanden. „Keiner hat es verdient, ausgestoßen zu werden, egal was er getan hat. Und du hattest doch nur Angst…,“ entgegnete er dann. Ihre Blicke bohrten sich ineinander, hielten sich gegenseitig gefangen. Eine ganze Weile sahen sie sich einfach nur an und Harry spürte das Verlangen dem anderen über die Wange zu streichen, ihn in den Arm zu nehmen und ihm zu versichern dass alles gut werden würde. Er unterbrach den Blickkontakt, sah sich wieder das Meer an. „Es ist schön dass du hier bist,“ flüsterte er und lauschte dem aufgeregten Klopfen seines Herzens. Der Duft von Tee und frischen Brötchen weckte Harry. Verschlafen tapste er hinunter in die Küche, die Tatsache dass er nur in seinen Shorts durch die Gegend schlurfte völlig außer Acht lassend. Draco hatte den Tisch gedeckt, Tee gekocht und Brötchen aufgebacken. „Guten Morgen,“ kam es von der Terrasse. „Ausgeschlafen?“ „Naja, sagen wir ich konnte diesen himmlischen Düften nicht wiederstehen,“ entgegnete Harry. Draco war jetzt schon eine Woche hier und sah schon viel gesünder und entspannter aus. Sie hatten viele Ausflüge gemacht, hatten gegrillt und waren am Strand gewesen. Heute wollte Draco nach Hogsmeade zurückkehren, immerhin wartete sein Laden auf ihn. Harry sah ihn an und wusste, dass er ihn vermissen würde. In Zukunft würden sie sich öfter sehen, das hatten sie bereits abgemacht. Sie setzten sich an den Tisch und frühstückten in Ruhe. Draco erzählte von den Dingen die in der kommenden Woche anstanden, wirkte aber nicht ganz bei der Sache. Nach dem Frühstück verschwand Harry im Bad, bevor er mit frischen Klamotten und Draco im Schlepptau an der Steilküste seines Grundstücks spazieren ging. „Sag mal Draco, was wolltest du eigentlich früher werden? Ich meine, du weißt, dass ich früher Auror werden wollte, aber was ist mit dir? Hattest du irgendwelche Träume?“ Draco blieb stehen und sah ihn eine Weile an, so als müsse er erst überlegen, ob er dieses Geheimnis preisgeben sollte. „Früher wollte ich so werden wie Professor Snape,“ fing er leise an, „ich wollte Zaubertränke studieren und dieses tolle Fach an wissbegierige Schüler weitergeben. Nach der großen Schlacht und seinem Tod war dieser Wunsch noch stärker… .“ „Warum hast du es nicht getan? Du hättest sicher in Hogwarts anfangen können!“ Dracos Blick verhärtete sich. „Harry, das wäre vollkommen utopisch gewesen! So kurz nach dem Krieg war mein Ruf am Boden, ich wurde gehasst und gedemütigt, beschimpft und… und Schlimmeres… . Glaubst du wirklich allen Ernstes dass die Leute mir, einem ehemaligen Anhänger des dunklen Lords, so kurz nach alledem ihre Kinder anvertraut hätten? Glaubst du das?!“ Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit. Draco hatte Recht. Auch wenn er, Harry, und auch seine Freunde wussten, dass Draco das nicht ganz freiwillig gemacht hatte – er war immer ein Aushängeschild der dunklen Seite gewesen und das hatte sich den Hexen und Zauberern nun einmal eingebrannt. „Tut mir leid. Ich schätze ich habe da nicht alles bedacht.“ „Ist schon gut, du hast das ja nicht absichtlich gemacht. Ich wollte nicht laut werden, tut mir leid. Es… tut nur immer noch weh… .“ Der Slytherin sah ihn nicht an sondern starrte blicklos aufs Meer. „Aber vielleicht kannst du jetzt dort anfangen. Ich weiß dass der Posten ständig neu besetzt wird weil keiner diesen Job lange aushält. Die Leute wissen doch jetzt, dass du zu den Guten gehörst!“ Draco schüttelte den Kopf. „Sie würden ihre Kinder von der Schule nehmen. Es wäre ähnlich wie bei Professor Snape: Keiner hat ihm vertraut, mit Ausnahme von Professor Dumbledore. Aber so einen mächtigen Fürsprecher habe ich nicht.“ „Ich würde für dich sprechen,“ entgegnete Harry nun leise. Draco war jetzt schon ein paar Tage in Hogsmead und Harry besuchte Hermine in Hogwarts. „Hallo Harry!“ Die schlanke junge Frau begrüßte ihn überschwänglich. „Schön, dass du mal wieder von dir hören lässt.“ „War wirklich schon lange nicht mehr hier.“ Hermine nickte und bohrte ihre Augen in Harrys. „Du hast etwas. Du willst etwas besprechen.“ „Ehrlich gesagt ja. Können wir uns unter vier Augen unterhalten?“ fragte Harry mit Blick auf die mittlerweile um sie rumstehende Schülertraube. „Sicher. Gehen wir in mein Büro.“ Dann wandte sie sich an die Schüler: „Und ihr – habt jetzt alle Unterricht. Wen ich in fünf Sekunden noch auf den Fluren erwische bekommt Hauspunkte abgezogen!“ donnerte Hermine. In Windeseile waren sämtliche Schüler verschwunden und Harry folgte Hermine in ihr Büro. „Wow, sag mal – war das nicht einmal Professor McGonagalls Büro?“ „Stimmt, aber jetzt ist es meines. Professor McGonagall ist doch jetzt Direktorin und hat dementsprechend auch Dumbledores altes Büro übernommen.“ Sie setzten sich in bequem gepolsterte Sessel. „Also – schieß los!“ „Ich hab mich mit Draco getroffen.“ „Schön, es hat ihm sicher gut getan dich zu sehen. Warst du in seinem Laden? Hat er schön gemacht nicht wahr?“ Harry nickte ungeduldig. „Ja hat er. Hermine, ich habe Draco zu mir in mein Haus eingeladen und er war tatsächlich da, eine ganze Woche.“ „Was? Wenn mir das früher einer erzählt hätte,“ grinste Hermine, „dann hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber es ist schön, dass er mal rausgekommen ist. Deswegen war dann wohl auch sein Laden geschlossen, es hing nur eine Notiz an der Tür die besagt hat, dass er eine Woche nicht erreichbar wäre. Zaubertrankwünsche sollten in seinen Briefkasten geworfen und nicht mit der Eule hinterher geschickt werden.“ „Ja aber Hermine, es war eine wirklich tolle Woche! Wir haben viel unternommen und hatten viel Spaß. Er – er hat mir ein Geheimnis verraten.“ Harry war sich noch immer nicht sicher, ob das eine gute Idee war, was er hier tat. Immerhin hatte Draco ihm etwas anvertraut. „Hat er gesagt, dass du es keinem verraten sollst?“ Hermine schien seine Zweifel zu erahnen. „Nein,“ Harry schüttelte den Kopf. „Na dann mal los!“ spornte seine Freundin ihn an. „Draco hat mir erzählt, dass er gerne Zaubertranklehrer geworden wäre,“ flüsterte Harry beinahe, als ob er Angst hätte Draco könnte ihn hören. Hermines Augen wurden groß. „Das ist ja fantastisch! Harry! Draco ist ähnlich begnadet wie Snape es war! Wenn er hier anfangen würde…!“ Sie unterbrach sich. „Es gibt einen Haken, oder?“ Harry nickte und gab sein kurzes Gespräch mit dem jungen Malfoy-Spross wieder. „Hmm, in einem Punkt hat er natürlich Recht. Er war ein Anhänger des dunklen Lords und dementsprechend würde es ihm zumindest so ergehen wie Snape, dem keiner über den Weg getraut hat. Selbst wenn du öffentlich für ihn sprechen würdest, würden sich vermutlich einige Eltern nicht überzeugen lassen und ihre Kinder von der Schule nehmen.“ „Ich hatte das befürchtet. Aber ich hatte auch gehofft, du könntest mit Professor McGonagall sprechen,“ bat Harry jetzt. Hermine überlegte und stand dann auf. „Ist gut, ich werde gleich mit ihr sprechen. Du gehst am besten nach Hause, sonst lassen dich die Schüler nicht eher weg, als dass du ihnen die Geschichten unserer „Abenteuer“ erzählst.“ Harry verzog leicht gequält das Gesicht. „Okay. Ach und Hermine, wenn ihr Draco hierher holen wollt, könntet ihr so tun als wäre das eure Idee gewesen? Ich will nicht, dass er doch sauer auf mich ist weil ich mit dir darüber gesprochen habe.“ Sie nickte. „Geht klar.“ Sie umarmten und verabschiedeten sich, Harry ging, um sich seinem Buch zu widmen und Hermine eilte zum Büro der Direktorin um ihr einen Vorschlag zu unterbreiten. Harry war guter Dinge. Er hatte in Gringotts zu tun gehabt und sich dann mit Draco zum Mittagessen verabredet. Fröhlich pfeifend lief er in die Richtung von Dracos kleinem Laden. Er würde heute Dracos Wohnung sehen, denn der Blonde wollte selbst kochen. Sie lag über dem Laden hatte sein Freund ihm erzählt. Sein Freund? Harry lächelte. Ja, Freunde waren sie wohl, auch wenn sie sich noch nicht allzu lange so gut verstanden. Aber er vertraute dem Slytherin, glaubte ihm, dass ihm alles schrecklich leid tat, was passiert war. Er lebte im Jetzt und nicht in der Vergangenheit. Schon war er bei dem kleinen Laden angekommen, klopfte und trat ein. „Schließ bitte die Tür hinter dir ab!“ kam Dracos Stimme vom Treppenaufgang. Harry tat wie ihm geheißen und folgte daraufhin der Stimme und diesem unglaublichen Duft des Essens, der ihm entgegen kam. Oben angekommen staunte er nicht schlecht. Dass es ordentlich und sauber war hatte er bei einem Mann wie Draco erwartet, auch dass er einen ausgesuchten Geschmack sein eigen nannte, aber es sah wirklich sehr gemütlich aus hier. Massive, helle Möbel, helle Polster auf den Stühlen, dunkelgrüne Kissen. Er schien hier direkt im Essbereich zu stehen. Hinter einer hellen Tür hörte er eifriges Geklapper. „Du bist zu früh,“ keuchte Draco. Na der schien sich ja ordentlich anzustrengen. Harry beschloss, ihm ein wenig zu helfen und näherte sich der Geräuschkulisse. Dracos Anblick verschlug ihm fast die Sprache. Eine enge, hellblaue Jeans die seinen Hintern betonte, ein enges dunkelgrünes Shirt und eine Schürze. Dazu verwuschelte Haare und leicht gerötete Wangen… . Harry schluckte. und räusperte sich. „Woher wusstest du eigentlich dass ich unten war und nicht irgendein Kunde?“ wollte er dann wissen, sich darauf konzentrierend dem Blonden nicht im Weg zu stehen. Ihm zu helfen war wohl unmöglich, Draco wuselte so derart durch die Küche dass er nur über Harry gefallen wäre. „Ich hab dich eben erwartet,“ lächelte Draco. „Setz dich schon mal, ich bin gleich soweit.“ Harry gehorchte und begab sich zurück ins Esszimmer. Schon tischte Draco auf: ein leichter Salat, Kartoffeln, Bohnen und ein herrlich duftender Braten mit Soße. Der blonde streckte sich und Harry stellte sich hinter ihn und öffnete seine Schürze. „Danke.“ Die Schürze wurde zur Seite gelegt und Harry zog Draco einen Stuhl zurück. „Darf ich bitten?“ grinste er. Draco erwiderte das Grinsen. „Vielen Dank mein Herr.“ Der Gryffindor setzte sich dem Slytherin gegenüber. „Mensch Draco, du hast dich vielleicht ins Zeug gelegt…,“ staunte Harry als er seinen Blick noch einmal über die Köstlichkeiten gleiten ließ. „Naja, ich bekomme eben nicht so oft Besuch zum Essen,“ murmelte Draco peinlich berührt. „Gib mir mal deinen Teller.“ Er gab von allem etwas darauf und reichte Harry den Teller wieder zurück, dann füllte er seinen eigenen. „Vielen Dank für die Einladung Draco. Das sieht wirklich toll aus.“ „Danke. Schön dass du da bist.“ Draco hatte einen leichten Rotschimmer um die Nase bekommen. „Guten Appetit.“ Sie aßen schweigend. Es schmeckte wirklich köstlich. Das Fleisch war ein Gedicht und auch das Gemüse war butterzart. Als sie aufgegessen hatten, holte Draco einen Schokoladen- und einen Vanillepudding zum Nachtisch. „Draco, das hat himmlisch geschmeckt!“ seufzte Harry. „Danke,“ Draco lächelte. Sie fingen an abzuräumen und setzten sich danach ins Wohnzimmer, um noch ein schönes Glas Wein zu trinken. „Du hättest dich für mich nicht so ins Zeug legen müssen,“ fing Harry an. „So ein Quatsch. Ich koche gern und für einen allein macht es nicht so viel Spaß. Ich habe ausgenutzt, dass ich dich bekochen konnte,“ lächelte Draco. „Außerdem muss ich mich ja irgendwie bei dir bedanken.“ „Bei mir bedanken? Wofür?“ Harry schwante Übles. „Du warst in Hogwarts,“ sagte Draco leise. „Sie haben mich gefragt, ob ich der nächste Zaubertränkelehrer werden möchte.“ „Das ist doch fantastisch! Draco! Meinen Glückwunsch!“ Harry sprang Draco in die Arme und drückte ihn an sich, vielleicht etwas länger als nötig. Als sie sich voneinander lösten, waren beide ziemlich rot im Gesicht. Harry zog eine Grimasse. „Wer hat mich verraten? Hermine?“ Draco schüttelte den Kopf. „Als ich zum Gespräch mit Professor McGonagall nach Hogwarts gekommen bin konnte ich auf jedem Flur hören, dass der große Harry Potter dagewesen war.“ Der Blonde lächelte während Harry die Augen verdrehte. „Ich hätte es wissen müssen,“ stöhnte er. „Und? Wirst du es machen?“ „Ich würde schon gerne, aber… dafür müsste ich dich um etwas bitten… .“ Harry merkte, dass der junge Malfoy sich wand. Es fiel ihm schwer, seine Bitte auszusprechen, aber Harry wartete ab und ließ ihm Zeit. „Du müsstest im Zaubereiministerium vorsprechen. Wenn ich den Posten wirklich annehmen möchte, dann wird es eine erneute Anhörung geben ob ich dazu geeignet bin. Und bei dieser Eignung meinen die nicht meine Fähigkeiten im Zaubertränke brauen… .“ Draco war leise geworden und Harry schluckte. Er erinnerte sich noch an Dracos letzte Verhandlung, als es darum ging, ob Draco eine Gefahr darstellte. Draco war angepöbelt und beleidigt worden, aber er hatte das alles ertragen ohne auch nur einmal auszurasten. Doch seine Augen hatten ihn verraten. Harry hatte das Gefühl, dass er beinah der Einzige gewesen war, der in den grauen Augen diesen großen Schmerz gesehen hatte. Er hatte ihm so leid getan… . Jetzt sollte das ganze Spiel also von vorn beginnen. Und das, obwohl Draco jetzt schon seit einigen Jahren ruhig und zurückgezogen in Hogsmeade lebte. Harry bemerkte Dracos unruhigen Blick und griff nach dessen Hand. „Natürlich werde ich kommen. Du bist ein normaler Zauberer wie jeder andere auch und diese Idioten haben kein Recht dazu Anderes zu behaupten. Außerdem bist du mein Freund, ist doch klar, dass ich dir helfe.“ Harry lächelte Draco an und dieser lächelte zurück. Die Hand des Blonden war warm und weich, stellte Harry fest. Plötzlich ging ein Ruck durch Draco und er entzog Harry seine Hand. Harry verzog unmerklich das Gesicht als er die Kälte spürte, die jetzt ungehindert an seine Hand kam. „Dann lass uns auf meine neue Arbeit anstoßen!“ Harry grinste. Er freute sich, dass Draco nicht böse war dass er sein Geheimnis verraten hatte. Sie stießen an und Harry nahm einen großen Schluck von dem absolut köstlichen Wein. Kapitel 3: Verhandlung ---------------------- „Als nächsten Fürsprecher für Mister Malfoy rufen wir nun Harry James Potter auf!“ Harry trat entschlossen vor und schenkte Draco ein aufmunterndes Lächeln. Dieser saß mit zusammengepressten Lippen und weiß wie die Wand angespannt auf seinem Stuhl. „Mister Potter, halten Sie den hier anwesenden Draco Lucius Malfoy für geeignet, den Beruf eines Lehrers für Zaubertränke auszuführen?“ Harry nickte. „Wenn es nicht so wäre hätte ich es nicht vorgeschlagen.“ „Der Vorschlag kam von Ihnen?“ Wieder nickte Harry. „Natürlich. Vor kurzem äußerte Mister Malfoy in einem unserer Gespräche, dass er gerne Zaubertranklehrer geworden wäre anstatt einen Laden zu eröffnen. Auf meine Frage warum er das nicht gemacht hätte gab er mir zu verstehen, dass sein Ansehen während der Zeit des Krieges so gelitten hätte, dass es ihm sicherlich nicht erlaubt worden wäre.“ „Was haben Sie dann getan?“ „Nun, es hat mich sehr beschäftigt, denn dieser Wunsch wurde von Mister Malfoy sehr ehrlich und leidenschaftlich vorgetragen. Ich beschloss, ohne das Wissen von Mister Malfoy wohlgemerkt, mit Misses Weasley zu sprechen, die als Lehrerin in Hogwarts tätig ist. Ich besuchte sie also und trug ihr mein Anliegen vor. Wir hatten dieselben Ansichten und sie versprach, mit der Direktorin zu sprechen.“ „Welche Ansichten waren es, die sie teilten?“ Harry unterdrückte es, mit den Augen zu rollen. Es wäre alles bedeutend einfacher, wenn sie ein Denkarium herbeigeschafft hätten, aber die Herrschaften war in dieser Hinsicht nicht zu überzeugen gewesen. Er warf einen kurzen Blick zu Draco, dessen Augen förmlich an seinen Lippen klebten. Es hing viel ab von seiner Aussage, das wusste er. Als Voldemorts Bezwinger wurde seinen Worten einiges an Bedeutung beigemessen. Und dass er unter keinem Imperus-Fluch stand hatten sie schon überprüft. „Misses Weasley und ich waren und sind beide der Ansicht, wie die Frau Direktorin wohl auch, dass Professor Snapes Tod einen herben Verlust für die Schule darstellt und dass Mister Malfoy der Einzige ist, der sich mit dessen Fähigkeiten messen kann. Er ist ein Genie der Braukunst und wäre ein Glücksgriff für die Schüler von Hogwarts.“ Mit einem vorsichtigen Blick Richtung Draco stellte er fest, dass der bei dieser Lobeshymne ein wenig rot geworden war. „Mister Potter, sind sie sich im Klaren darüber, dass Mister Malfoy noch während des Krieges ein Anhänger des dunklen Lords war?“ Harry nickte. „Ja.“ „Und obwohl sie darum wissen würden Sie Ihre eigenen Kinder, so sie welche hätten, in seine Obhut geben?“ „Ja. Mister Malfoy war nicht ganz freiwillig bei den Todessern.“ „Wie können wir das verstehen? Er stand nachweislich nicht unter dem Imperus-Fluch.“ „Ich weiß, aber Angst ist ein sehr mächtiges Druckmittel. Mister Malfoy fürchtete nicht nur um sein eigenes Leben, sondern auch um das seiner Eltern.“ „Trauen Sie ihm zu dass, sollte noch einmal ein Zauberer so mächtig werden wie der dunkle Lord es einst war, er sich diesmal gegen ihn stellen würde?“ Harry warf absichtlich einen Blick zu Draco, so auffällig, dass jeder es mitbekommen musste. „Ja. Er hat jetzt viele Freunde und sie würden ihm zur Seite stehen. Er würde auf der richtigen Seite kämpfen, da bin ich sicher.“ „Das wäre erst einmal alles Mister Potter.“ Harry verließ den Raum und wartete draußen vor dem Saal auf das Ergebnis. Er war aufgeregt und hoffte so sehr, dass die ganze Sache gut ging. Die Direktorin, Hermine, Ron, Seamus, Ginny… alle hatten schon vorgesprochen, aber er selbst war Dracos Trumpf gewesen. Harry mochte seine Rolle als Retter der Zauberwelt nicht besonders, aber in diesem Fall war sie doch äußerst nützlich. Natürlich gab es auch Stimmen die sich dagegen aussprachen. Aber er war zuversichtlich. Jeder, der sich für Draco ausgesprochen hatte, hatte sich im Krieg und auch danach bei der Zauberergemeinschaft verdient gemacht, sie alle waren angesehene Zauberer. Draco kam heraus und stürmte gleich auf Harry zu. „Sie beraten sich jetzt. Harry – das… das hast du toll gesagt, danke,“ kam es leise vom jungen Malfoy. „Draco, ich habe nur die Wahrheit gesagt. Du bist unglaublich gut und du hast jetzt Freunde die dich in allem unterstützen werden. Wir sind alle für dich da.“ Und leiser fügte er hinzu: „Ich bin für dich da… .“ Sie sahen sich stumm in die Augen und hielten den Blick des jeweils anderen fest, nicht bereit mit der Umgebung Kontakt aufzunehmen. Bis die Tür sich erneut öffnete. „Die Entscheidung wird jetzt verkündet, alle Teilnehmer der Verhandlung werden gebeten, ihren Platz im Saal einzunehmen.“ Die Leute strömten wieder in des Saal zurück und Harry wurde immer nervöser. „Es wurde beschlossen, dass es Mister Malfoy unter bestimmten Bedingungen erlaubt sein wird, in Hogwarts zu unterrichten. Mister Potter, bitte treten Sie vor.“ Harry tat wie ihm geheißen und sah den Sprecher erwartungsvoll an. „Mister Potter, sind sie bereit für Mister Malfoy zu bürgen?“ „Ja,“ schoss es sofort aus ihm heraus. „Bitte bedenken Sie dabei, dass auch Sie bestraft werden, sollte Mister Malfoy gegen seine Auflagen verstoßen.“ „Dessen bin ich mir voll und ganz bewusst. Wenn Mister Malfoy ein Fehler unterlaufen sollte – wovon ich nicht ausgehe – dann werde ich die Konsequenzen mittragen.“ „Nun gut Mister Potter. Mister Malfoy wird auferlegt, sich regelmäßig mit dem Ministerium in Verbindung zu setzen. Es ist ihm verboten, sich einer kriminellen Vereinigung anzuschließen und er muss jede Tätigkeit außerhalb seiner Arbeit in Hogwarts sowohl seinem Bürgen als auch dem Ministerium mitteilen. Ins Besondere geht es hierbei um nebenerwerbliche Tätigkeiten wie zum Beispiel das Verkaufen von Tränken und die Forschung an ebendiesen. Die bisherigen Auflagen wie die Verpflichtung, für Reisen ins Ausland eine Genehmigung des Bürgen und des Ministeriums einzuholen, bleiben bestehen. Auslandsreisen ohne Begleitung sind ihm auch weiterhin untersagt. Reisen in die Muggelwelt haben in Begleitung stattzufinden.“ Wow, da konnte Draco sich ja kaum alleine bewegen… und das machte er jetzt ja auch schon ein paar Jahre. Er war wohl nicht mehr viel rausgekommen. „Mister Malfoy, Mister Potter, sie müssen hier unterschreiben um den Vorschriften und Verpflichtungen zuzustimmen. Denken Sie daran Mister Potter, dass Sie dafür verantwortlich sind, dass Mister Malfoy all diese Regeln einhält.“ Harry nickte. „Ja.“ Dann unterschrieben Sie und grinsten sich an. Der Tag war schön. „Meinen Glückwunsch zu deinem neuen Job, Draco.“ Hermine drückte dem Blondschopf die Hand. „Schön, dass du hier bei Harry feiern kannst.“ Sie reichte Draco einen Satz schwarz-grün schillernder Schreibfedern und ein kleines Tintenfässchen. „Wir dachten, dass du die demnächst gut gebrauchen kannst,“ warf Ron ein. Auch er gab Draco nun die Hand und beglückwünschte ihn. Draco bedankte sich artig und stellte seine Geschenke vorsichtig auf ein kleines Tischchen im Wohnzimmer. Er war ganz perplex, wie viele ihm gratulieren wollten und nur deswegen hierher gekommen waren, weil sie mit ihm seinen neuen Job feiern wollten. Ron und Hermine, Fred, Ginny und Seamus, Luna und noch einige andere. Und Harry hatte sofort gesagt er könnte hier feiern, seine eigene Wohnung wäre doch recht klein gewesen. Er selbst wäre gar nicht auf die Idee gekommen zu feiern, hätte er doch gar nicht gedacht, dass so viele Leute kommen würden. Sogar die Direktorin gab sich die Ehre, sowie einige seiner künftigen Kollegen. Draco war wie im Rausch von so viel Zuspruch, da änderten auch die Proteste einiger anderer nichts, die gleich nach der Verhandlung laut geworden waren. Den halben Abend war er nun schon auf der Suche nach Harry, aber der Gryffindor war entweder unauffindbar oder gerade belagert von mehreren Leuten. Warten war auch keine Option, denn dann war er es der in Gespräche verwickelt wurde und Harry aus den Augen verlor. Irgendwann, es war schon später und die ersten Gäste waren bereits gegangen, entdeckte der Blonde Harry auf der Terrasse, den Sternenhimmel anstarrend. „Hey Harry,“ sprach er ihn leise an. Der Grünäugige drehte sich langsam zu ihm um. „Hallo Draco. Herzlichen Glückwunsch zur neuen Stelle.“ Harry lächelte, dann verzog er das Gesicht. „Mir ist leider nur nichts eingefallen, was ich dir hätte schenken können. Deine Kleidergröße weiß ich nicht, Federn hatten Hermine und Ron schon besorgt…“ „Du musst mir nichts schenken Harry, du hast mir schon eine ganze Menge geschenkt. Deine Freundschaft zum Beispiel. Noch eine Chance um mich zu beweisen. Neue Hoffnung.“ Der Slytherin verzog nun ebenfalls ein wenig das Gesicht. „Oh Mann, ich glaube ich habe mich noch nie so kitschig reden hören.“ Sie lachten beide, dann sah Draco Harry ernst an. „Ich muss mich für das alles bei dir bedanken Harry. Ich weiß wirklich nicht, womit ich dich und deine Freundschaft verdient habe. Ich habe nicht mal etwas, was ich dir im Gegenzug dafür anbieten könnte.“ „Das ist doch kein Tauschhandel Draco. Ich mag dich, da musst du keine Gegenleistung erbringen.“ Sich des genauen Wortlauts mit plötzlicher Klarheit bewusst, war Harry froh, dass es bereits zu dunkel sein musste als dass der Blondschopf erkennen konnte, dass er rot geworden war. Doch auch Draco war ein wenig rot geworden. „Ich werde dir etwas versprechen Harry,“ begann er leise, „Ich werde der beste Zaubertranklehrer den diese Schule je gesehen hat und ich werde zu allen Häusern fair sein. Und,“ er machte eine Pause und sah Harry durchdringend an, „und ich werde für unsere Freundschaft alles tun. Du wirst es nicht bereuen mir zu vertrauen.“ Draco lächelte und Harry war es, als müsste er dahinschmelzen. Umwerfend… . Dann rief er sich zur Ordnung, schüttelte unmerklich den Kopf und erwiderte das Lächeln. Er musste aufpassen. Er mochte Draco mehr als dieser annahm, aber genau deswegen musste er aufhören mit solchen Aktionen, sonst starrte er ihn irgendwann nur noch sabbernd an. Und dann würde er diese gerade erst erblühende Freundschaft wieder zerstören. Nein, lieber hielt er sich zurück. Harry freute sich für Draco, auch er hatte es verdient glücklich zu sein. Kapitel 4: Aller Anfang ist schwer ---------------------------------- Seit einer Woche unterrichtete der junge Malfoy jetzt schon in Hogwarts und Harry war neugierig wie er sich schlug. Hermine hatte erzählt, dass ihre Schüler zwar nicht gerade von ihm schwärmen würden, aber er gelte als durchaus fair, wenn er auch wohl streng war. Draco hatte ihm erst gestern eine Nachricht geschickt, er musste sich schließlich auch erst einmal einrichten. Doch heute würde Harry ihn besuchen. Er zog sich etwas Ordentliches an, schnappte sich seinen Umhang und machte sich auf, nach Hogwarts zu kommen. Die letzte Stunde war noch nicht zu Ende und Harry wartete geduldig vor der Tür. Schließlich wollte er nicht mitten in den Unterricht platzen und alle ablenken. Trotzdem schreckte er hoch, als plötzlich die Tür aufschlug und eine Horde Schüler an ihm vorbeistürmte. Nur einige wenige Bummelanten packten in Ruhe ihre Sachen während er das Klassenzimmer betrat und sahen ihn mit großen Augen an, als sie ihn erkannten. „Mister Potter!! Darf ich ein Autogramm haben?“ Harry lächelte und verteilte ein paar Autogramme. Dann wandte er sich Draco zu. „Hallo Professor Malfoy. Ich hoffe ich komme nicht zu spät?“ „Durchaus nicht Mister Potter. Sie sind pünktlich.“ Ein junges Mädchen mit großen blauen Augen kam zögerlich näher. „Haben Sie noch eine Frage Miss Green?“ fragte Draco an sie gewandt. „Professor Malfoy, sind sie und Mister Potter Freunde?“ Ein Lächeln huschte über Dracos Gesicht. „Ja, das sind wir wohl.“ „Ich bin mit einem Mädchen aus Gryffindor befreundet und das finden manche Slytherin doof. Aber Sie sind ja auch aus Slytherin und Mister Potter ist aus Gryffindor. Dann ist das doch okay, oder?“ „Natürlich ist das okay Miss Green. Es ist sogar schön, wenn sich die Häuser untereinander anfreunden. Früher haben sich Slytherins und Gryffindors überhaupt nicht verstanden, aber das hat sich seit dem Krieg sehr verändert. Sagen Sie das ihren Mitschülern. Freundschaften unter den Häusern sollte man pflegen und fördern.“ Das Mädchen strahlte und rannte aus dem Klassenzimmer. „Und, willst du mir jetzt zeigen was du aus diesen Räumlichkeiten gemacht hast?“ fragte Harry. „Klar. Obwohl – so viel anders sieht es gar nicht aus glaube ich,“ grübelte Draco und fing an seine Sachen zusammenzupacken. Harry beobachtete ihn. Draco trug ein ähnliches Gewand wie Snape es zu tragen gepflegt hatte, schwarz, schlicht, zugeknöpft bis oben. Allerdings mit dezent dunkelgrün abgesetztem Kragen. Und – es sah an Draco definitiv besser aus als an Snape. Kurz zuckte der Schmerz der Erinnerung durch Harry, als er an Snapes schmerzhaften Tod und seine Erinnerungen aus dem Denkarium dachte. Er verdrängte die Gedanken die sich seiner bemächtigen wollten und ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Der Unterrichtsraum für Zaubertränke war noch immer in den Kerkern, aber Draco hatte schon einiges verändert. Es wirkte nicht mehr so düster und bedrohlich wie früher, ein wenig heller durch verzauberte Fenster. Draco hatte fertig gepackt und führte ihn jetzt in seine Räume. Dort erkannte Harry einige der Möbel wieder, die er schon in der kleinen Wohnung über dem Laden gesehen hatte. „Sie haben einen guten Geschmack Professor,“ grinste Harry. „Vielen Dank Mister Potter, es ehrt mich dass sie meinen Geschmack teilen,“ grinste auch Draco. Dann fingen sie beide an zu lachen. „Du hast das vorhin übrigens schön gesagt, mit der Freundschaft zwischen den Häusern meine ich. Das hättest du früher niemals freiwillig von dir gegeben.“ „Das stimmt wohl. Aber ich hoffe ja dass ich jetzt nicht mehr so ein Arsch bin wie damals.“ „Nein,“ Harry schüttelte entschieden den Kopf, „dann würde ich mich nicht um dich und deine Freundschaft bemühen. Und jetzt erzähl mal von deinen ersten Tagen Herr Professor.“ Sie setzten sich und Draco holte tief Luft. „Schon als ich am Tisch in der großen Halle saß, gab es unheimlich viel Getuschel unter den Schülern und als Professor McGonagall mich als neuen Zaubertränkeprofessor und Hauslehrer von Slytherin vorgestellt hat, haben einige echt erschrocken den Kopf eingezogen. Die hatten wohl einiges aus meiner… sagen wir mal „schlechten Phase“ von mir gehört und waren wohl nicht überzeugt dass ich nicht „gefährlich“ bin. Es gibt natürlich auch die andere Seite die der Meinung war, ich würde jetzt ordentlich auf den Putz hauen und Schüler aus anderen Häusern, Muggelgeborene und so weiter ordentlich fertig machen, wobei natürlich die Slytherins immer gut dastehen müssten.“ Draco schüttelte den Kopf. „Wenn ich daran denke dass ich auch einmal so war… . Naja, bei meiner Ansprache habe ich dann erzählt, dass ich mich freue hier zu sein und die Chance zu haben, dieses spannende Fach an die Schüler vermitteln zu dürfen. Und dass ich mich bemühen würde, fair und gerecht zu sein.“ „Na da waren wohl einige enttäuscht was?“ grinste Harry. „Oh einige schon, aber ein paar ganz Schlaue dachten wohl, dass ich das jetzt nur vor dem Kollegium erzählen würde um dann im Klassenraum so richtig loszulegen. Mal ehrlich, war ich früher so hinterlistig?“ Noch ehe Harry dazu etwas sagen konnte, redete Draco weiter. „Ja war ich, ich weiß. Na dann hab ich auf jeden Fall noch einmal böse durch den Raum gefunkelt und gesagt, dass ich zwar fair aber auch streng sein werde. Und dann war ich fertig.“ Harry stellte sich die Szene bildlich vor und bekam eine leichte Gänsehaut. „Und die erste Unterrichtsstunde?“ wollte er wissen. „Meine erste Stunde hatte ich bei einem Abschlussjahrgang. Die haben vom Krieg natürlich alle schon etwas mitbekommen, dementsprechend skeptisch mir gegenüber waren sie. Ich habe dann meine Regeln aufgestellt und erzählt was für ein Verhalten ich wünschenswert finde.“ Jetzt war Harrys Neugier geweckt. „Was für Regeln und Verhaltensweisen hat der Herr Professor denn angebracht?“ Draco grinste. „Naja, zuerst natürlich die üblichen Regeln wie: In meinem Unterricht hat man sich genau darauf zu konzentrieren, kein Getuschel im Unterricht, kein fachfremdes Material auf oder unter den Tischen, keine Beleidigungen und Streitereien, auch nicht zwischen den Häusern, bei Fragen kann sich jederzeit gemeldet werden und Hausaufgaben werden grundsätzlich eingesammelt. Das Übliche eben.“ Harry nickte. „Zum Verhalten – ich erwarte Konzentration und Disziplin, aber auch Hilfsbereitschaft anderen Schülern gegenüber – auch aus anderen Häusern. Schleimerei wird ebenso bestraft wie das Verletzen der Regeln. Oh und ich habe gesagt, dass Fehlverhalten oder ein Verstoß gegen die Regeln nicht nur den Verlust von Hauspunkten nach sich ziehen kann und ich bei der Ersinnung anderer Strafen durchaus kreativ bin. Das haben mir dann wieder alle geglaubt.“ „Hätte ich auch getan,“ lachte Harry. „Na das klingt doch gut für den Anfang. Ich nehme an du hast schon entsprechend handeln müssen?“ Draco lachte ebenfalls. „Sicher. In der eben erwähnten Klasse sogar. Schüler müssen austesten in wieweit der Lehrer durchzieht was er androht und wo die Grenzen liegen. In dem Abschlussjahrgang ist das Verhalten untereinander ziemlich mies. Es fing mit einer kleinen Pöbelei durch ein paar Slytherins an, weswegen ich Hauspunkte abgezogen habe. Das hat die natürlich gar nicht gefreut, dass der eigene Hauslehrer ihnen Punkte abzieht. Die anderen Schüler haben gefeixt und blöde Sprüche gebracht, gab auch Abzüge.“ „Oh je, dabei hattest du ihnen das gerade erklärt, oder?“ Draco zuckte die Schultern. „Was einem ewig eingetrichtert wird vergisst man nicht so schnell. Ich hab auch lange gebraucht um hinter diesen ganzen Blödsinn zu kommen. Den Rest des Unterrichts waren sie zumindest ruhig, aber als sie raus sind haben sie sich doch tatsächlich vor der Tür des Klassenraums geprügelt. War fast schon harmlos, aber ich musste konsequent sein und habe Nachsitzen ohne Ende verteilt, erstmal langsam anfangen. Hat mich zuerst natürlich nicht sonderlich beliebt gemacht diese Methodik, aber sie scheint zu wirken. Nach einer Woche voller mehr oder weniger interessanten Strafen fangen die Kinder langsam an, sich zumindest schonmal in Ruhe zu lassen. Sie sind noch ziemlich weit von einer guten Zusammenarbeit entfernt, aber bei mir kann man schnell Punkte verlieren. Wenn man sich allerdings an meine Regeln hält kann man auch Zusatzpunkte holen. Mal sehen wohin das führt,“ murmelte Draco zum Schluss. „Das wirst du schon schaffen, der Anfang war doch schonmal super. Aber jetzt mal zu dir,“ Harry lächelte Draco warm an, „wie hat dir deine erste Woche denn gefallen?“ Der junge Professor wurde ein bisschen rot um die Nasenspitze als er antwortete. „Es ist – einfach toll. Sicher, es muss erst einmal richtig anlaufen, aber wenn die Kids erst gemerkt haben, dass ich gar nicht so fies bin dann wird das bestimmt klasse,“ schwärmte er. Harry freute sich. Er hatte sein Gegenüber noch nie so begeistert von etwas sprechen hören wie vom Unterrichten. „Ich bin froh dass du das durchgezogen hast, ich glaube du bist wirklich die perfekte Besetzung für diese Stelle.“ Harry sah auf die Uhr. „Wenn du jetzt nicht in die große Halle gehst, verpasst du das Abendessen.“ „Stimmt,“ Dracos Magen knurrte laut und vernehmlich, „du kannst mitkommen wenn du willst. Dann kannst du auch mal vorne am Lehrertisch sitzen,“ grinste er. „Au ja, einmal auf der anderen Seite. Und dieses leckere Essen noch einmal essen…,“ seufzte Harry und brachte Draco schon wieder zum Lachen. Harry tat ihm gut, Draco war so gut gelaunt und unbeschwert wie seit Jahren nicht mehr. Gemeinsam verließen sie die Kerker um sich in der großen Halle so richtig die Bäuche vollzuhauen. Kapitel 5: Die Party -------------------- Harry und Draco trafen sich jetzt regelmäßig, unterhielten sich über Harrys Bücher, Dracos Leben als Professor und einige andere Dinge. Mal trafen sie sich in der Schule, mal in Hogsmeade, dann wieder bei Harry oder in Muggellondon. Draco war sehr wissbegierig was Muggel anging. Wollte er früher nichts über sie wissen und verachtete sie sogar, so war er jetzt umso neugieriger wie sie einige Probleme lösten ohne Magie nutzen zu können. Und Harry freute sich ihm alles zeigen zu können, war er doch in dieser Welt ohne Magie aufgewachsen. In Hogwarts lief es gut für Draco, die Schüler schienen langsam zu begreifen, dass er kein Sadist war sondern lediglich einen gut funktionierenden und fairen Unterricht gestalten wollte. Es gab immer weniger Strafen und es gelang Draco sogar, Projekte in gemischten Gruppenarbeiten durchführen zu lassen, ohne dass es allzu viel Streit gab. An manchen Wochenenden gingen sie zusammen auf Partys, kamen recht blau wieder nach Hause und wachten am nächsten Morgen (meist bei Harry) verkatert wieder auf, in der Badewanne, auf dem Sofa, im Sessel oder ab und zu auch mal im Bett. Aber nie im selben Raum. Dieses Wochenende sollte es wieder so weit sein, in wenigen Wochen war Weihnachten und sie wollten sich vorher alle noch einmal bei Ron und Hermine treffen. Draco wollte bald zu ihm kommen und sie würden sich gemeinsam fertig machen um dann loszuziehen. Harry stand unter der Dusche und dachte nach. In der ganzen Zeit in der er jetzt mit Draco befreundet war, hatte dieser nicht einmal ansatzweise etwas über eine Frau erzählt. Weder über Ex-Freundinnen, noch über aktuelle Damen. Er hatte nicht einmal gesehen, dass er einmal einer Frau auch nur hinterhergesehen hatte. Hatte er eine Freundin von der er nichts erzählte oder stand er auf Männer? Bei diesem Gedanken kribbelte es in Harry, doch er verbot sich, weiter in diese Richtung zu denken. Damit machte er es sich auch nicht leichter, die Finger von dem blonden Slytherin zu lassen und das fiel ihm sowieso zunehmend schwerer, vor allem wenn er etwas getrunken hatte. Er hörte unten die Haustür klappen, Draco war da. Er hatte ihm einen Schlüssel gegeben, denn sie hingen sowieso ständig zusammen. Harry stellte die Dusche ab und knotete sich ein Handtuch um die Hüften. Dann öffnete er die Tür zum Bad. „Bin schon oben!“ Draco zog sich seine Schuhe aus und ging nach oben, der Stimme hinterher. Harry war mittlerweile ins Schlafzimmer gewechselt. „Hast du schon geduscht? Dusche wäre frei.“ „Nein ich bin fertig. Aber ich konnte mich bei meinen Klamotten nicht entscheiden.“ Leicht verzweifelt warf er zwei Taschen auf Harrys Bett, welcher sich ein leises Lachen nicht verkneifen konnte. „Wie immer also, ja? So langsam sollte ich einen Teil meines Kleiderschranks für dich räumen,“ flachste Harry. „Sagte der Mann ohne einen Fetzen Kleidung am Leib,“ kommentierte Draco süffisant grinsend und sortierte seine Klamotten, bevor er anfing, sich seine aktuellen Sachen vom Leib zu schälen. Harry grinste nun ebenfalls und drehte sich wie ein Modell vor seinem Publikum. „Gefällt ihnen was sie sehen Professor?“ schnurrte er. Er lüpfte sein Handtuch um ca. einen Zentimeter und sah belustigt, wie Draco hochrot wurde. „Harry, hör sofort auf mit dem Blödsinn!“ Harry fing schallend an zu lachen und wandte sich wieder seinem Kleiderschrank zu, um sich endlich passende Klamotten rauszusuchen. Außerdem versuchte er zu verstecken, dass ihn das Ganze gerade gar nicht so kalt gelassen hatte, wie er vorgab. Denn auch der Blonde hatte jetzt nicht mehr viele Klamotten am Leib. Nach einer geschlagenen dreiviertel Stunde hatten sich beide Herren für ein Outfit entschieden. Harry musterte Draco eingehend. Enge schwarze Jeans, dunkelgrünes Hemd. Nicht zu edel, nicht zu leger, ganz typisch Draco eben. Man sah seinen Klamotten nicht an, dass er eine halbe Ewigkeit lang rumprobiert hatte, bis er eine Kombination gefunden hatte, die beiden gefiel. Jaa, wenn Harry den Kopf schüttelte oder sagte, dass das so nicht ging, dann suchte der Blonde tatsächlich weiter. Aber ihm ging es nicht anders. Er selbst trug jetzt eine enge dunkelblaue Jeans, dazu einen eng anliegenden, schwarzen Rollkragenpullover. Es war empfindlich kalt geworden und Harry fror schon bei dem Gedanken daran, gleich in die Kälte hinaus zu müssen. Aber er war ja selbst schuld. Sein Kamin war nicht ans Flohnetzwerk angeschlossen und die Appariergrenze war weit von seinem Haus entfernt. Er wollte eben nicht überrascht werden. Sie schnappten sich noch Schals, Handschuhe und dicke Wintermäntel und machten sich auf den Weg. Die Vorweihnachtsfeier war in vollem Gang und es herrschte ausgelassene Stimmung. Harry war es zwar zu Anfang ein wenig schwer gefallen, Ginny und Seamus zusammen zu sehen und auch an ihrem Babybauch hatte er ein wenig zu knabbern, aber Draco hatte ihn schnell abgelenkt. Sie hatten viel geredet und gelacht und noch einiges mehr getrunken. Dann hatten sie alle zusammen ein paar kleine Spiele gespielt und sich gegenseitig beschenkt. Weihnachten war zwar noch ein paar Wochen hin, doch bis dahin würden sie sich vermutlich vor lauter Stress nicht mehr viel sehen. Harry war ein wenig schummerig, also ging er, trotz der Kälte, hinaus in den Garten. Der Himmel war sternenklar und der Schnee knirschte unter seinen Schuhen. Er schloss die Augen und begann, tief ein und auszuatmen. Auf einmal hörte er sanfte Schritte die sich ihm näherten. Als er die Augen wieder aufschlug, erkannte er seinen Freundin Hermine neben sich. „Hey Harry. Ist dir nicht kalt hier draußen?“ Schlagartig fing Harry an zu frieren und Kragen seines Mantels hoch. „Musstest du mich daran erinnern?“ Er ginste. „Ich war ein bisschen angeschickert und brauchte mal frische Luft.“ Hermine nickte und besah sich die Sterne. „Harry, was läuft zwischen dir und Draco?“ Harry verschluckte sich und musste erst einmal eine Weile husten, ehe er entgeistert fragen konnte: „Was da läuft? Wie was da läuft? Wir sind Freunde! Was glaubst du denn?!“ Sie sah ihn ernst an. „Ich vermute, dass da mehr läuft als du jetzt zugibst und ich fände es schade, wenn du mich jetzt anlügen würdest.“ „Aber Hermine! Da läuft gar nichts zwischen Draco und mir! Hermine ich würde dich niemals anlügen, ganz bestimmt nicht.“ „Wünscht du dir es wäre anders?“ Überrascht sah Harry seine beste Freundin an. „Wie?“ „Du hast mich verstanden Harry, tu nicht so als ob du nicht wüsstest was ich meine. Es haben sicherlich nicht alle bemerkt, denn du kannst solche Dinge sehr gut verbergen, aber ich habe die Blicke gesehen, die du Draco zuwirfst. Und das nicht erst heute Harry.“ „Ich…,“ Harry stockte. Was sollte er Hermine jetzt sagen? Er wusste ja, dass er auf Draco abfuhr, aber war er verliebt? Oder war das nur körperliches Interesse? Immerhin war er der erste Mann, den er anziehend fand. War das nur Neugier? Oder wollte er mehr? Er wusste es einfach nicht. Aber was er mit Sicherheit wusste war, dass er den Blonden in den letzten Monaten sehr viel besser kennen gelernt hatte. Und er mochte ihn sehr, das wusste er auch. Unsicher sah er Hermine an, die in noch immer abwartend musterte. „Ich weiß nicht Hermine…,“ flüsterte er fast. „Harry, da bist du ja! Komm, du musst unbedingt meinen Selbstgebrannten probieren!“ Ron zog Harry am Arm ins Haus, während dieser Hermine erleichtert-entschuldigende Blicke zuwarf. Im Haus gingen Ron und Harry zu Rons Spirituosenschränkchen. „Rettung in letzter Sekunde, hm?“ murmelte Ron leise, während er eine Flasche herausnahm und ein wenig vom Inhalt in zwei kleine Gläschen füllte. Hatte Ron etwa den gleichen Verdacht wie Hermine? Wer wusste denn sonst noch davon? Und warum waren sich da alle viel sicherer als er selbst? Trotz seiner wirren Gedanken nickte Harry. „Danke.“ „Rede darüber wenn du soweit bist Harry,“ murmelte Ron weiter und sah seinen Freund aufmunternd an. Dieser nickte wieder und war seinem Freund dankbar für die Rettung und die Ruhe. Dann hoben sie die Gläser. Kapitel 6: Böses Erwachen ------------------------- Harry konnte sich nicht erinnern, wie er nach Hause gekommen war. Als er aufwachte, lag er auf seinem Sofa im Wohnzimmer, in voller Montur und ohne Decken. Mann, da musste er gestern aber so richtig einen zuviel gehabt haben. Und wahrscheinlich nicht nur einen… . Er fasste sich an den Kopf. Erst einmal brauchte er eine Aspirin, seine Kopfschmerzen waren ja nicht zum Aushalten. Ob es Draco auch so beschissen ging? Er stand auf und tapste die Treppe hoch zum Bad. Kein Draco in der Badewanne, gut. Nachdem er die Tablette mit viel Wasser runtergespült hatte warf er einen Blick ins Schlafzimmer. Kein Draco im Schlafzimmer. Gut? Wo könnte er denn sonst sein? Harry wurde unruhig und er fing an, das Haus auf den Kopf zu stellen. Aber egal wo er suchte, Draco blieb verschwunden. Hatte er ihn unterwegs verloren? Wie war er verflucht noch eins nach Hause gekommen? Er beschloss, Hermine anzurufen. Aber das Einzige, was sie sagen konnte war, dass sie gestern gemeinsam bei Harry abgesetzt worden waren. Wo Draco jetzt war, wusste sie auch nicht. Sie waren also beide hier gewesen… aber wo war Draco jetzt? Brötchen holen? Eher nicht, es war genug zu essen im Haus. Kaffee kochen und Frühstück machen war er auch nicht, das hätte er ja sofort mitbekommen. War Draco rausgegangen? Spazieren? Konnte Harry sich nach so einem Abend nicht vorstellen. Ob Draco schon nach Hogwarts zurückgekehrt war? Möglich. Harry beschloss nach Hogwarts zu fahren und dort nach seinem Freund zu suchen. In Hogwarts angekommen musste er feststellen, dass er Draco anscheinend immer um ein paar Minuten verpasste. Immer war er in einer Sitzung oder im Nachhilfeunterricht oder war irgendwie anders beschäftigt. Mit dem Wissen, dass Draco gut in Hogwarts angekommen war verließ Harry das Schulgelände wieder. Er hatte das Gefühl, das Draco ihm aus dem Weg ging, konnte sich aber nicht erklären warum. Er konnte sich zwar ab einem gewissen Zeitpunkt an nichts mehr erinnern, aber wenn etwas passiert wäre hätte Draco ihm doch gesagt was los wäre, oder? Harry verwünschte sich insgeheim dafür, dass ihm nicht einfiel, was passiert war. Ihre Beziehung hatte sich wunderbar entwickelt, sie hatten viel unternommen, waren zu ziemlich guten Freunden geworden. Und dann schien er etwas verbockt zu haben. Er musste unbedingt herausfinden was passiert war. Er würde in den nächsten Tagen noch einmal am Schloss vorbeischauen und versuchen Draco zu erwischen. Irgendwann musste er doch mit ihm reden! In den nächsten Tagen versuchte Harry mehrmals, mit seinem blonden Freund in Kontakt zu treten, doch vergeblich. Suchte er ihn im Schloss auf, hatte er immer zu tun und Briefe an ihn wurden mit der nächsten Eule ungeöffnet zurückgeschickt. Harry wusste nicht mehr, was er noch machen sollte und beschloss, es noch ein letztes Mal in Hogwarts zu versuchen. Doch auch dieses Mal schien er kein Glück zu haben. Der junge Professor für Zaubertränke war nirgends zu finden. Er beschloss auf dem Weg nach Hause noch einmal am Quidditsch-Feld vorbeizuschlendern und ein paar Runden mit seinem Besen zu drehen. Dort oben hatte er sich immer frei gefühlt, dort konnte er sich ablenken und frei von allen Gedanken sein. Am Feld angekommen folgte er sofort seinem Gedanken und ließ sich vom Wind tragen. Er übte einige Flugmanöver und jagte in irrem Tempo über das Feld hinweg, mit tollkühnen Sturzflügen und kleinen Loopings. Er war so vertieft in sein Tun, dass er den blonden jungen Mann, der mit seinem Besen am Rande der Tribünen stand erst bemerkte, als dieser bereits versuchte sich davon zu stehlen. „Draco!!!“ Der Angesprochene drehte sich kurz hastig um, nur um dann auf seinen Besen zu steigen und davonzuzischen. Harry jagte ihm automatisch hinterher. Er fühlte sich in ihre Schulzeit zurückversetzt, als er den Blonden immer weiter einholte und dieser böse Blicke über seine Schulter nach hinten warf. „Draco! Verdammt jetzt warte endlich!! Ich muss mit dir reden! Draco!!!“ Doch der junge Professor wurde nur noch schneller und fing an Haken zu schlagen um ihn loszuwerden. Doch Harry war nicht umsonst Sucher bei den Gryffindors gewesen. „Na warte, dich werd kriegen,“ brummte er und presste sich eng an seinen Besen, um möglichst wenig Luftwiederstand zu bilden. Die Jagd ging quer über die Ländereien von Hogwarts, den Verbotenen Wald und endete irgendwann auf einer Wiese im Nirgendwo. Harry war nah an Draco herangekommen und holte ihn mit einem kleinen Sprung vom Besen. Doch nachdem sie sich mehrmals überschlagen und halbwegs angehalten hatten, versuchte Draco wieder zu flüchten und es entstand eine Keilerei in der keiner der Beiden zurückstecken wollte. „Was ist los mit dir Draco? Warum willst du nicht mehr mit mir reden?“ schrie Harry seinen Freund an. „Was mit mir los ist? Was mit mir los ist?!?!?!“ Harry erntete einen gezielten Schlag ans Kinn. „Ja verdammt! Ich weiß nicht was passiert ist also klär mich auf!!“ brüllte Harry erneut. Draco sprang auf die Beine, ebenso wie Harry. „Du weißt es also nicht mehr, ja?!“ fauchte Draco, „gut, dann werde ich dir mal sagen was passiert ist. Der Held der Zauberwelt hat sich an den Professor für Zaubertränke in Hogwarts rangemacht, das ist los!!“ Harry klappte die Kinnlade runter. „Ich hab was??“ „Bist du taub oder was? Verdammt du hast dich an mich rangemacht! Direkt vor deiner Haustür! Draußen! Und ich - ich bin verdammt nochmal nicht schwul du Arsch!“ „Ich bin kein Arsch du verdammte Diva! Was zum Geier hab ich denn…“ Harry brach ab. Etwas schlich sich langsam aber sicher in sein Gedächtnis, er und Draco, vor seiner Haustür. Draco mit dem Rücken an der Tür, mit geschlossenen Augen und er selbst, wie er begann ihn zu küssen und seine Hände über Dracos Körper wandern zu lassen, immer tiefer… auf einmal kehrte die Erinnerung mit solcher Wucht zurück, dass Harry ein paar Schritte rückwärts taumelte. „Na, ist es dem Helden wieder eingefallen? Weiß er jetzt wieder was passiert ist? Ich wiederhole mich: Ich bin nicht schwul und erst Recht nicht das Spielzeug vom großen Harry Potter!“ Draco standen die Tränen in den Augen die genau verrieten, wie verletzt der blonde Mann hinter diesem wütenden Gesicht war. Harry war sich nicht sicher, was er jetzt sagen oder tun sollte. Draco jetzt die Wahrheit über seine Gefühle zu sagen würde wie ein Witz klingen. Aber wenn der Blonde nicht auf Männer stand, warum hatte er das dann zugelassen? Stand er doch auf Männer und gab es nicht zu? Oder war er etwa so derart betrunken gewesen, dass ihn der Alkohol wehrlos gemacht hatte? Harry bekam ein unheimlich schlechtes Gefühl. Er sah in Dracos wunderschöne Augen und beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. Er hatte sowieso bereits alles zerstört, dieses kleine Detail würde es bestimmt nicht schlimmer machen können als es ohnehin schon war. „Hör zu Harry, lass mich in Ruhe, sonst werde ich wirklich ätzend, glaub mir,“ zischte Draco in diesem Moment, schnappte sich wie der Blitz seinen Besen und jagte zurück in Richtung Schloss, noch ehe Harry hatte Piep sagen können. Harry fror, denn der Schnee war unter ihnen geschmolzen und durch seine Kleidung gedrungen. Aber er konnte sich einfach nicht bewegen, sah nur dem immer kleiner werdenden Punkt hinterher, der Draco war. Kapitel 7: Lösungsansatz ------------------------ „Harry! Wie konnte das nur passieren?“ Harry lag unter einem Berg von Decken und fror und schniefte erbärmlich. „Und was verdammt nochmal hat das mit Draco zu tun? Und du wirst mir jetzt die Wahrheit sagen, sonst werde ich verschwinden und die Medizin mitnehmen!“ Harry nickte nur. Er wusste, er musste mit seiner Freundin reden, aber es fiel ihm schwer. Hermine gab ihm einen Trank und schlagartig ging es ihm ein wenig besser. „Es wird nicht gleich verschwinden, du wirst den Trank ungefähr eine Woche jeden Tag nehmen müssen. Aber in ein zwei Tagen wirst du kaum noch etwas merken.“ Harry setzte sich ein wenig auf. „Mine, ich hab riesigen Mist gebaut… .“ Er begann zu erzählen, angefangen mit dem Tag an dem der Krieg vorbei war, von seinen wachsenden und zunächst ignorierten Gefühlen Draco gegenüber, dann von seiner Erkenntnis und schließlich von dem Abend, der alles zerstört hatte. „Du hast was?!?!?! Harry! Ich glaub mich tritt ein Pferd, wie blöd kann man denn eigentlich sein?!“ „Vielen Dank, dass ich Scheiße gebaut hab, hab ich auch so rausgefunden,“ grummelte Harry. „Oh Mann, kein Wunder dass Draco so allergisch auf dich reagiert. Wenn man ihn anspricht, ob er in letzter Zeit mal wieder was mit dir unternommen hat, dann wird er immer unheimlich einsilbig und ist sehr schnell verschwunden. Mensch Harry, noch blöder… .“ „Hermine ich weiß!“ fuhr Harry dazwischen. „Nein Harry weißt du nicht! Hast du schonmal überlegt dass schwul zu sein für Draco bis zum Ende des Krieges grausame Qualen bedeutet hätten? Voldemort und auch sein Vater hätten ihn gefoltert! Und nach dem Krieg hätte das den Lästereien und dem Spott über ihn nur noch mehr Feuer gegeben! Er hat immer versucht sich zu schützen! Er hat Angst du Idiot!“ „Aber er muss doch gar keine Angst haben!“ „Anscheinend schon. Du hast ihm nicht gesagt, dass er für dich nicht nur Objekt der Begierde ist, oder? Er weiß nicht, dass du schon seit langer Zeit in ihn verliebt bist, hab ich Recht? Harry, er könnte das alles als Gegenleistung verstehen, die er erbringen soll! Du hast ihm geholfen ohne je etwas dafür zu verlangen und das sogar mehrmals! Das kennt er nicht! Es gab immer einen Preis für alles.“ Harry sah seine Freundin bestürzt an. Von dieser Warte hatte er das noch nicht betrachtet. „Harry, ich habe mit Draco lange Gespräche geführt und er hat mir erzählt, dass er dich mag. Aber ihm ist das Ganze unheimlich und was Interesse am selben Geschlecht in seiner Situation früher bedeutet hätte und auch heute für ihn bedeuten würde hab ich dir ja gerade erzählt. Und dann hast du… .“ Sie brach ab, aber Harry hatte verstanden. Er hatte noch größeren Mist gebaut, als er angenommen hatte. „Hermine, was mache ich denn jetzt? Ich muss dringend mit ihm reden…,“ murmelte der junge Potter und begann sich aufzurichten. Doch seine Freundin drückte ihn sanft in sein Bett zurück. „Das halte ich für keine gute Idee, Harry. Erstens wird er erst einmal nicht mehr mit dir reden wollen und zweitens solltest du zumindest warten bis du wieder gesund bist. Vielleicht… kann ich noch mal mit ihm reden. Aber…,“ sie sah ihren kranken Freund ernst an, „nur unter einer Bedingung: Du hältst dich erst einmal raus. Komplett.“ Harry seufzte. Wahrscheinlich hatte sie Recht. Draco würde ihm einen Fluch nach dem Anderen an den Hals jagen wenn er versuchen würde, mit ihm zu reden. Klang also nicht wirklich nach einer guten Lösung. Und wenn Hermine es schaffte den Blondschopf zu beruhigen und ihm alles zu erklären… . „Okay,“ krächzte er, die Stimme rauh von der Erkältung, „ich werde mich raushalten. Ich hoffe du hast Glück… .“ „Erwarte lieber nicht zu viel.“ Harry schüttelte den Kopf und Hermine stand auf. „Und jetzt ruh dich aus du Dummkopf.“ Harry wartete und es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Es war bereits kurz vor Weihnachten und noch immer hatte er keine Nachricht von Hermine und das Einzige, dass er von Draco hörte waren seine regelmäßigen Meldungen an Harry, zu denen er verpflichtet war. Schon ein paar Mal hatte er der Versuchung, einfach nach Hogwarts zu reisen und Draco zu suchen, beinahe nachgegeben, aber er hatte sich immer wieder zusammen reißen können. Doch er wurde zunehmend unruhiger und beschloss, bei seiner Freundin vorsichtig nach einem Zwischenbericht zu fragen. Da es Wochenende war und Hermine dann normalerweise zu Hause und nicht in Hogwarts weilte, brauchte er sich auch keine Gedanken darum zu machen was passieren würde, wenn er Draco über den Weg lief. Also machte er sich auf den Weg und klopfte schon nach relativ kurzer Zeit an die große, grüne Tür. „Harry? Was machst du denn hier?“ „Hallo Ron, freue mich auch dich zu sehen,“ murrte Harry ein wenig beleidigt. „Sorry, ich hab nur nicht mit dir gerechnet. Hätte ich wissen müssen dass du kommst?“ „Nein keine Angst, du hast nichts vergessen,“ grinste der junge Potter nun. „Puh,“ Ron seufzte erleichtert und trat zur Seite um seinen Freund ins Haus zu lassen. „Und ich dachte schon ich würde wieder Ärger kriegen.“ Er führte Harry ins Wohnzimmer, nachdem der sowohl Jacke als auch Schuhe im Flur abgelegt hatte. „Mann, zum Glück kommst du erst jetzt. Das hätte sicher einen riesen Krach gegeben wenn du auch nur eine halbe Stunde früher hier gewesen wärst.“ Sie setzten sich auf die bequemen Sofas und Harry sah Ron verwirrt an. „Ach… ähm… naja… . Sag Mine bloß nicht, dass ich es dir erzählt habe.“ Rons Stimme war nur noch ein Flüstern und er sah sich verstohlen um. „Draco war vorhin hier. Seit eurem… Malheur hat Mine ihn ständig hier angeschleppt und ewig mit ihm geredet. Am Anfang hat sie ihn, glaube ich, ziemlich genötigt, aber je öfter er hier war, desto besser ging es ihm scheinbar. Ich weiß nicht, worüber sie gesprochen haben, Mine sagt mir da überhaupt nix,“ grummelte der Rothaarige, „da konnte ich noch so fragen. Aber es hat bestimmt mit dir zu tun Harry, da bin ich sicher.“ „Worin bist du dir sicher Ronald?“ Ruckartig gingen die Köpfe der beiden jungen Männer gen Tür, wo Hermine sich lauernd aufgebaut hatte. „Äh – dass es nie wieder einen besseren Sucher in Gryffindor geben wird als Harry?“ „Ahja.“ Sie fixierte ihren Mann durchdringend der unruhig auf dem Polster hin und her rutschte. „Harry?“ „Äh – naja, ich denke da wird noch einiges an Nachwuchs kommen und da… ist sicher einer besser?“ „Ist das eine Frage Harry?“ „Äh – nein?“ „Ron, du musst die Kinder abholen, deine Mutter wartet sicher schon. Ich denke ich muss noch mit Harry sprechen.“ Ron klopfte Harry noch einmal auf die Schulter und verschwand wie der Blitz aus Hermines Blickfeld. Diese setzte sich Harry nun gegenüber. „Ich kann mir schon denken, warum du heute hier bist. Und ich kann dir auch ein bisschen erzählen, aber ich kann dir gleich sagen, dass du einen Haufen Arbeit vor dir haben wirst.“ Harry nickte und merkte, dass er vor Nervosität feuchte Hände bekam. „Ich habe viel mit Draco geredet – sehr viel. Und er kommt noch immer nicht richtig damit klar, was da passiert ist. Ich habe ihm mühsam erklärt, dass der Alkohol scheinbar deine bisher gesetzte Grenze herabgesetzt hat und du deinen Gefühlen nachgegeben hast.“ „Das hast du ihm gesagt??“ Hermine überlegte. „So in etwa, ja. Am Anfang war er ein wenig entsetzt und verwirrt und hat dir weiterhin Übles vorgeworfen.“ Sie sah ihn scharf an. „Ich denke es ist an der Zeit, dass du dich bei ihm entschuldigst und ihm das Alles noch einmal selbst erklärst.“ „Glaubst du denn, er hört mir zu? Die ganzen letzten Male ist er weggelaufen, hat sich versteckt oder verleugnen lassen. Und dann haben wir uns geprügelt und er hat mich angebrüllt. Ich weiß nicht, wie ich ihn zu fassen kriegen soll.“ Harry sah auf den Boden. Er würde alles versuchen um den Blonden wieder dazu zu bringen, ihn zu mögen und ihm zu vergeben. „Ihr müsst euch irgendwo treffen. Schick ihm eine Eule, ich bin mir sicher er wird dir antworten. Wie wäre es mit einem erneuten Treffen auf dem Quidditsch-Feld? Auf gar keinen Fall solltet ihr euch in Hogwarts oder gar bei dir zu Hause treffen. Und auch nicht hier, hier will ich meine Ruhe. Und jetzt los mit dir, ich denke du hast einen Brief zu schreiben.“ Sie scheuchte Harry aus dem Haus und schlug die Tür hinter ihm zu. Zu Hause war Harry beinahe am Verzweifeln, denn es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Schon seit einigen Stunden grübelte er und doch hatte er noch nichts gefunden, dass er sich traute zu verschicken. Er raufte sich die Haare. Gab es dafür überhaupt die richtigen Worte? Er schüttelte den Kopf. Die ‘richtigen‘ Worte gab es nie, vor allem nicht in dieser Situation. Er sollte nichts ausschmücken und keine langen Erklärungen schreiben, denn er würde es im direkten Gespräch sowieso schon schwer genug haben mit den ‘richtigen‘ Worten. Er beschloss, sich kurz zu fassen. „Lieber Draco, ich weiß, dass du mit Hermine gesprochen hast. Ich möchte dich bitten, mir nur einen kurzen Moment zuzuhören. Bitte triff mich morgen Abend um sechs auf dem Quidditsch-Feld. Harry“ Er gab den Brief seiner neuen Eule Greta und öffnete das Fenster, sodass die Eule starten konnte. Er sah ihr lange nach und in seinem Magen breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Was, wenn Draco nicht kommen würde? Was, wenn er ihn nicht zu Wort kommen lassen würde? Was, wenn ihm die Worte im Halse stecken blieben? Oder schlimmer – wenn Draco trotz seiner Bemühungen nie wieder von ihm hören wollte? Harry bekam eine Gänsehaut und schloss das Fenster, auch wenn er wusste, dass die kalte Nachtluft nicht schuld daran war. Es war schon recht spät und gegessen hatte er auch nichts, aber er verspürte auch keinen Hunger. Er stieg die Treppen nach oben und legte sich voll angezogen aufs Bett. Er würde nicht schlafen können, da war er sich sicher. Was sollte er morgen anziehen? Und vor allem: Was sollte er sagen? Wie sollte er es sagen? Er grübelte noch eine Weile, bis ihm plötzlich doch die Augen zufielen. Aber ruhig und erholsam war sein Schlaf bei weitem nicht. Kapitel 8: Ende.Anfang.Neuanfang -------------------------------- Harry stand in der Mitte des Feldes und sah gen Himmel. Schon seit einer halben Stunde stand er so da und betrachtete den nachtblauen Himmel mit seinen unzähligen Sternen. So langsam tat ihm der Nacken weh, aber er traute sich auch nicht, in Richtung des Schlosses zu schauen, denn er fürchtete, dass ihm die Knie weich werden würden, wenn er Draco kommen sah. Wenn dieser denn kam. Noch war es nicht sechs, also wartete er. Aber er würde auch noch bis um sieben warten, nur um sicher zu gehen, dass er Draco nicht verpasste. Er senkte den Blick ein wenig und sah sich die Tribünen und die Türme an, die jetzt nicht die Farben der Häuser trugen. Hier hatten sie jahrelang gegeneinander gekämpft, sich den Frust und den Ärger von der Seele geflogen. Es war das spannendste Spiel im ganzen Jahr, die Luft knisterte und die Stimmung kochte. Wie oft hatten sie sich hier auf dem Feld miteinander gemessen, immer ohne die geringste Rücksicht aufeinander. Er verlor sich ein wenig in den Erinnerungen, bis er durch ein leises Räuspern in seinem Rücken zusammenschreckte und sich umdrehte. In einigem Abstand zu ihm stand Draco, nervös und abwartend. Schlagartig durchfuhr Harry ein ganzer Schwarm Ameisen und er musste sich ebenfalls räuspern, um überhaupt einen Ton rauszubekommen. „Hallo Draco… .“ Angesprochener hob nur eine Augenbraue und forderte ihn stumm auf, weiterzusprechen. Harry unterdrückte das Verlangen, weiter auf Draco zuzugehen. Wenn er das tat, würde der Blonde zurückweichen. Alleine der Gedanke daran, dass Draco Angst vor ihm haben könnte, versetzte ihm einen Stich im Herzen. „Danke dass du gekommen bist, das bedeutet mir sehr viel. Ich – möchte mich bei dir entschuldigen. Mein Verhalten war mies und es tut mir leid, dass ich das getan habe, obwohl du mir deutlich gesagt hast, dass du nicht auf Männer stehst. Aber du solltest ein paar Dinge wissen.“ Harry sah Draco weiter an, holte tief Luft und fuhr fort. „Du bist mir nichts schuldig. Zunächst einmal habe ich dir geholfen weil ich dich mag, nicht weil ich auf eine Gegenleistung spekuliert habe. So bin ich nicht und gerade bei dir würde ich niemals so etwas tun. Dann solltest du wissen dass…,“ Harry unterbrach sich und sah zu Boden, „dass ich bereue, wie und aus welchem Anlass es passiert ist und dass ich deine Wünsche ignoriert habe. Aber ich muss auch gestehen, dass ich es nicht komplett bereue,“ sagte er nun sehr leise und sah Draco wieder an, der nach diesen Worten leicht erschrocken die Augen aufriss. „Ich bereue es nicht so sehr wie ich es vielleicht tun sollte, denn es ist zumindest ein Teil dessen, was ich mir schon seit langer Zeit gewünscht habe. Ich – glaube ich sollte dir langsam sagen, was mein Herz schon seit so langer Zeit bewegt… . Draco, ich habe mich in dich verliebt... . Für mich bist du der tollste und perfekteste Mann auf der Welt und ich würde wirklich alles tun, um dein Herz zu gewinnen. Und wenn das nicht geht, dann wünsche ich mir, dass du mir wenigstens verzeihst. Dass das nicht von jetzt auf gleich funktioniert ist mir klar, ich werde dir da alle Zeit geben die du brauchst. Aber bitte, lass mich nicht allein. Ich bin zufrieden wenn du meine Entschuldigung annimmst und mich wieder als einen Freund an deiner Seite akzeptierst. Bitte Draco… . “ Harry versagte die Stimme und seine Sicht verschwamm. Draco hatte noch kein einziges Wort gesagt und wenn er das nicht bald tat, würden ihm die Beine wegbrechen. Sich innerlich auf eine Abfuhr einstellend, schwieg Harry. „Du… hast mir weh getan Harry… .“ Die Stimme des Blonden klang seltsam belegt und ließ bei Harry die erste Träne die Wange herunterlaufen. „Wenn ich gewusst hätte warum… . Ich hatte Angst, verstehst du? Ich wusste nicht warum das passiert war und ich hatte Angst weil… . Verdammt nochmal es ist nicht einfach Harry! Bei meiner Vergangenheit… und du als Retter der Zauberwelt… . Ich kam mir benutzt vor weil ich dachte… dass du… aber so bist du nicht, daran hätte ich denken sollen… . Aber ich sehe nicht immer nur alles positiv, dafür habe ich zu viele Erfahrungen gemacht, die mich etwas anderes gelehrt haben. Ich habe versucht dir zu vertrauen, ich habe dir vertraut… . Ich… ich möchte dir auch wieder vertrauen. Aber lass mir Zeit, ja? Bitte, nicht so schnell so viel… . Ich mag dich auch sehr, denke ich. Ich will dir auch verzeihen… .“ Harry wischte sich beinahe ungläubig über die Augen und erkannte nun auch in den Augen seines Gegenübers einige Tränen. „Danke, Draco. Dafür dass du mir glaubst und mir noch eine Chance gibst... .“ Draco lächelte vorsichtig. „Ich hoffe sehr, dass wir das wieder kitten können… .“ Draco streckte Harry seine Hand entgegen. „Wir sehen uns, Harry, ich melde mich.“ Für einen Moment standen sie voreinander, Hand in Hand und sahen einander in die Augen. Dann drehte sich Draco um und ging in Richtung Schloss zurück.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)